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Title:
ANALYSIS OF RNA SEQUENCES BY PCR
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/1994/029443
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention pertains to a method for producing a DNA strand complementary to an RNA molecule, that is a cDNA strand. Past methods for producing a cDNA strand equivalent to the full length of the corresponding RNA molecule were carried out starting from primers which hybridize at the poly A tail of the RNA molecule. Poly A-RNA could not, therefore, be transcribed in this way. In the method as per the invention the 3'-hydroxyl end of an RNA molecule is covalently linked with the 5'-phosphate end of any first DNA strand, and the cDNA strand, starting from the 3'-hydroxyl end of a second DNA strand or oligonucleotide complementary to the DNA strand linked with the RNA molecule, is synthesized by means of reverse transcriptase. The process as per the invention is used for analysis of RNA molecules.

Inventors:
MUELLER MANFRED W (AT)
Application Number:
PCT/EP1994/001869
Publication Date:
December 22, 1994
Filing Date:
June 08, 1994
Export Citation:
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Assignee:
MUELLER MANFRED W (AT)
International Classes:
C12N15/10; C12Q1/68; C12Q1/6853; C12Q1/686; C12Q1/6869; (IPC1-7): C12N15/10; C12Q1/68
Domestic Patent References:
WO1990001064A11990-02-08
WO1993008305A11993-04-29
Foreign References:
FR2678639A11993-01-08
Other References:
A. WEXLER ET AL.: "A procedure to amplify cDNA from dsRNA templates using the polymerase chain reaction", METHODS IN MOLECULAR AND CELLULAR BIOLOGY, vol. 2, 1991, JOHN WILEY & SONS PUBL., NEW YORK, US;, pages 273 - 279
P. PALITTAPONGARNPIM ET AL.: "DNA fingerprinting of Mycobacterium tubercolosis isolates by ligation-mediated polymerase chain reaction", NUCL. ACIDS RES., vol. 21, no. 3, 11 February 1993 (1993-02-11), IRL PRESS, OXFORD, ENGLAND;, pages 761 - 762
A. ROSENTHAL AND D.S.C. JONES: "Genomic walking and sequencing by oligo-cassette mediated polymerase chain reaction", NUCL. ACIDS RES., vol. 18, no. 10, 25 May 1990 (1990-05-25), IRL PRESS, OXFORD, ENGLAND;, pages 3095 - 3096
J.B.D.M. EDWARDS ET AL.: "Oligodeoxyribonucleotide ligation to single-stranded cDNAs: a new tool for cloning 5' ends of mRNAs and for constructing cDNA libraries by in vitro amplification", NUCL. ACIDS RES., vol. 19, no. 19, 11 October 1991 (1991-10-11), IRL PRESS, OXFORD, ENGLAND;, pages 5227 - 5232
T. HULTMAN ET AL.: "Direct solid phase sequencing of the genomic and plasmid DNA using magnetic beads as solid support", NUCL. ACIDS RES., vol. 17, no. 13, 11 July 1989 (1989-07-11), IRL PRESS, OXFORD, ENGLAND;, pages 4937 - 4946
M.W. MUELLER ET AL.: "Group II intron RNA catalysis of progressive nucleotide insertion: A model for RNA editing", SCIENCE, vol. 261, 20 August 1993 (1993-08-20), AAAS, WASHINGTON, DC, US;, pages 1035 - 1038
M. HETZER AND W. MUELLER: "PCR mediated analysis of RNA sequences", NUCL. ACIDS RES., vol. 21, no. 23, 25 November 1993 (1993-11-25), IRL PRESS, OXFORD, ENGLAND;, pages 5526 - 5527
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Claims:
Patentansprüche
1. Verfahren zum Herstellen eines zu einem RNAMolekül komple¬ mentären DNAStranges (cDNAStranges) , gekennzeichnet durch die folgenden Schritte: a) Verknüpfen des 5'PhosphatEndes eines beliebigen, ersten DNAStranges mit dem 3'HydroxylEnde eines RNAMoleküls und b) Synthetisieren des cDNAStranges, ausgehend von dem 3'HydroxylEnde eines zweiten DNAStranges oder Oligonukleo tids, welcher(s) zu dem mit dem RNAMolekül verknüpften DNAStrang komplementär ist, mittels Reverser Transkriptase.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in Stufe a) ein zumindest teilweise doppelsträngiges DNAMolekül eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein doppelsträngiges DNAMolekül, dessen 5'PhosphatEnde ein 5'überhängendes Ende ist, eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das 5'überhängende Ende durch Spalten des DNAMoleküls mittels einer Restriktionsendonuklease erzeugt worden ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekenn¬ zeichnet, daß als DNAMolekül ein Plasmid eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Verknüpfen in Stufe a) mittels einer Ligase durchgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Ligase RNALigase eingesetzt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekenn¬ zeichnet, daß das 3'Ende des cDNAStranges verlängert wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Oligonukleotid an ein doppelsträngiges cDNA/RNAHybrid mit glattem Ende angefügt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß zur Verlängerung terminale DesoxynukleotidylTransferase eingesetzt wird und homopolymere NukleotidSchwänze angefügt werde .
11. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß zur Verlängerung DNALigase eingesetzt wird und Linker an¬ gefügt werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß der cDNAStrang durch PolymeraseKetten reaktion (PCR) amplifiziert wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß ein erster Primer eingesetzt wird, dessen Sequenz komplementär zu einer Teilsequenz des mit dem RNAMolekül verknüpften DNAStranges ist, und ein zweiter Primer eingesetzt wird, der komplementär zu dem erzeugten cDNAStrang oder komplementär zu dem an den cDNAStrang angefügten Oligonukleotid oder homo¬ polymeren NukleotidSchwanz ist.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch ge¬ kennzeichnet, daß das amplifizierte cDNAMolekül anschließend sequenziert wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß in die PCR als zweiter Primer ein biotinylierter Primer einge¬ setzt wird, und die an diesen Primer synthetisierten cDNAStränge vor der Sequenzierung mittels Streptavidin beschichteter magnetischer Kügelchen gereinigt werden.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch ge¬ kennzeichnet, daß das amplifizierte cDNAMolekül kloniert wird.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß (i) in die PCR als erster und zweiter Primer biotinylierte Primer eingesetzt werden, die die Erkennungssequenz einer Restriktionsendonuklease umfassen, (ii) die amplifizierten cDNAMoleküle mittels Streptavidinbeschichteter magnetischer Kügelchen gereinigt werden, (iii) die an die magnetischen Kügelchen gebundenen cDNAMoleküle einer Restriktionsendo¬ nuklease ausgesetzt werden, die für die in den Primern enthal¬ tene Erkennungssequenz spezifisch ist und (iv) die von den magnetischen Kügelchen freigesetzten cDNAMoleküle kloniert werden.
18. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 17 zur Analyse von RNAMolekülen.
19. Verwendung nach Anspruch 18 zur in vitroDiagnostik von genetischen Defekten, pathogenen RNAViren sowie zur Erzeugung von cDNABanken.
Description:
ANALYSE VON RNA SEQUENZEN MITTELS PCR.

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines zu einem Ribonukleinsäure(RNA)-Molekül komplementären Desoxy¬ ribonukleinsäure(DNA)-Stranges (cDNA-Stranges) , sowie die Verwendung des Verfahrens zur Analyse von RNA-Molekülen.

Mangels geeigneter Verfahren wird eine direkte Analyse von RNA-Molekülen in modernen Gentechnik-Labors kaum noch durch¬ geführt. Das Arbeiten mit RNA erfordert zudem besondere, zeitaufwendige Vorkehrungen, um die RNA vor einem Abbau durch Ribonukleasen zu schützen. Heutzutage wird deshalb RNA mit Hilfe einer RNA-abhängigen DNA-Polymerase in komplementäre DNA (cDNA) übersetzt. cDNA ist die Bezeichnung für die einzel- bzw. doppelsträngige DNA-Kopie eines RNA-Moleküls. Die vorstehend erwähnte RNA-abhängige DNA-Polymerase wird auch als "Reverse Transkriptase" bezeichnet. Sie verwendet Desoxyribonukleosid-Triphosphate als Substrate und benutzt die RNA als Matrize für die Synthese des DNA-Stranges.

Für die Synthese des ersten cDNA-Stranges sind verschiedene Verfahren entwickelt worden. Diese Verfahren basieren auf der Verwendung von kurzen Oligonukleotiden, die komplementär zu einem Teilbereich eines RNA-Moleküles sind. Durch Hybridisie¬ rung des Oligonukleotids an die RNA entsteht ein kurzer, dop- pelsträngiger Nukleinsäurebereich, der von der Reversen Transkriptase als Primer (Starter) für die Synthese des er¬ sten DNA-Stranges benötigt wird. Als Primer wird beispiels¬ weise Oligo(dT) verwendet, das an den pol (A)-Schwanz von be¬ stimmten RNA-Molekülen (poly(A) + -RNA) hybridisieren kann. Soll nichtpolyadenylierte RNA, wie z.B. ribosomale RNA, in DNA umgeschrieben werden, so kann nachträglich mit poly(A)- Poly erase ein poly(A)-Schwanz an das 3'-Ende der RNA ansyn¬ thetisiert werden. Dieser kann dann wiederum mit Oligo(dT)

eine doppelsträngige Startregion ausbilden.

Weiterhin können als Primer Mischungen kurzer DNA-Hexanu- kleotide aller theoretisch denkbarer Sequenzabfolgen verwen¬ det werden. Bei diesem als "Random-Priming" bezeichneten Ver¬ fahren werden einige dieser Hexanukleotide an RNA hybridisie¬ ren und als Starter für die cDNA-Synthese fungieren können. Ein Nachteil ist jedoch, daß meist der Anteil vollständig ko¬ pierter RNA-Moleküle sinkt.

Falls ein Teil der Sequenz eines zu untersuchenden RNA-Mole¬ küls bekannt ist, kann ein spezifisches Oligonukleotid, das zu der bekannten Sequenz komplementär ist, als Primer einge¬ setzt werden.

Für die Synthese des zweiten DNA-Stranges gibt es ebenfalls mehrere Strategien. Beim sogenannten "Selbst-Priming" wird nach der Synthese des ersten cDNA-Stranges der RNA-Anteil aus dem gebildeten DNA/RNA-Hybrid durch Behandlung mit Alkali oder durch Hitzedenaturierung entfernt. Man nutzt nun die Tatsache aus, daß die gebildete, einzelsträngige cDNA am 3'-Ende, also demjenigen Ende, das dem 5'-Ende der kopierten RNA entspricht, vorübergehend sogenannte Haarnadelstrukturen ausbildet. Diese kurzen doppelsträngigen Bereiche können wie¬ derum von der DNA-Polymerase als Primer für die Synthese des zweiten DNA-Stranges verwendet werden. Der Haarnadelbereich wird durch die nachfolgende Synthese stabilisiert, so daß einseitig kovalent geschlossene, doppelsträngige cDNA-Mole- küle entstehen. Durch vorsichtige Behandlung mit Desoxyribo- nukleasen, wie z.B. Sl-Nuklease oder Mung bean-Nuclease kön¬ nen diese Moleküle geöffnet werden. Es besteht jedoch immer die Gefahr, daß man Sequenzen vom 5'-Ende der RNA verliert.

Eine weitere Technik geht von einzelsträngiger cDNA aus, an deren 3'-Ende mit terminaler Desoxynukleotidyl-Transferase ein ho opolymerer Oligo(dC) -Schwanz angelagert wird. Der für

die Synthese des zweiten cDNA-Stranges benötigte, doppel¬ strängige Primerbereich entsteht durch Reaktion des am ersten cDNA-Strang vorhandenen Oligo(dC)-Schwanzes mit einem komple¬ mentären Oligo(dG)-Primer.

Beim Gubler-Hoffman-Verfahren handelt es sich um "RNA-Pri- ming". Hierbei verzichtet man auf die Entfernung des RNA- Stranges aus dem nach der Synthese des ersten cDNA-Stranges gebildeten RNA/DNA-Hybridmolekül. Unter kontrollierten Bedin¬ gungen wird der RNA-Strang im intakten Hybridmolekül mit ei¬ ner spezifischen Ribonuklease (RNAse H) behandelt, so daß kurze RNA-Primer mit freiem Hydroxyl-Ende an der einzelsträn- gigen cDNA verbleiben. Diese dienen dann in einer gleichzei¬ tig laufenden Reaktion als Primer für die Synthese des zwei¬ ten DNA-Stranges durch DNA-Polymerase.

Obwohl es möglich ist, die nach der Synthese des ersten cDNA- Stranges entstandenen RNA/DNA-Hybridmoleküle direkt zu klo- nieren, wird meist mit doppelsträngiger cDNA gearbeitet. Die¬ se kann in weiteren Experimenten in einen geeigneten Klonie- rungsvektor eingebaut werden. Da die cDNA-Moleküle, bedingt durch die Syntheseschritte, meist Undefinierte Enden aufwei¬ sen, müssen sie nach der Synthese mit Enden versehen werden, die den gezielten Einbau in einen Klonierungsvektor erlauben. Für diesen Zweck verwendet man homopolymere Nukleotidschwanze oder doppelsträngige als "Linker" bezeichnete Oligonukleoti- de, die die Erkennungssequenz für eine Restriktionsendonukle- ase tragen. Zum Anhängen der Linker werden die Enden der cDNA enzymatisch so bearbeitet, daß glatte DNA-Enden entstehen.

Verschiedene Techniken der cDNA-Synthese kombinieren die ein¬ zelnen Syntheseschritte und die nachfolgenden Klonierungsre- aktionen. Beispielsweise werden beim Heidecker-Messing-Ver¬ fahren an ein Vektormolekül angebrachte Oligo(dT)-Schwänze zur Anlagerung von poly(A) + -RNA und zum Primen der cDNA-Syn- these verwendet. Eine relativ aufwendige Abfolge von Reak-

tionen führt nach der Synthese des ersten cDNA-Stranges zur Klonierung einer doppelsträngigen cDNA.

Es ist weiterhin bekannt, cDNA-Stränge mittels geeigneter Primer durch die Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction; PCR) zu amplifizieren. Als Primer kommen Oligonu- kleotide in Frage, die entweder an den cDNA-Strang direkt hy¬ bridisieren oder an einen an den cDNA-Strang angelagerten ho- mopolymeren Nukleotid-Schwanz oder Linker. Die amplifizierten cDNA-Fragmente können danach in einen Vektor kloniert oder auch direkt sequenziert werden.

Für die DNA-Sequenzierung, d.h. die Bestimmung der Abfolge von Basen in einem DNA-Molekül, werden heute meist zwei me¬ thodisch unterschiedliche Verfahren angewendet: die Maxam- Gilbert-Technik, auch als chemische DNA-Sequenzierung be¬ zeichnet, und das Kettenabbruch-Verfahren nach Sanger, auch enzymatische DNA-Sequenzierung oder die Didesoxy-Sequenzie- rung genannt.

Von der Sequenz der cDNA kann man direkt auf die ursprüngli¬ che RNA-Sequenz schließen.

Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren zum Herstellen eines zu einem RNA-Mo¬ lekül komplementären DNA-Stranges zur Verfügung zu stellen, welches im Vergleich zu bekannten Verfahren erhöhte Ausbeuten an cDNA-Molekülen liefert.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 17 gelöst.

Das erfindungsgemäße Verfahren bietet den großen Vorteil, daß es ausgehend von subnano olaren Konzentrationen von sowohl polyadenylierten als auch nicht-polyadenylierten RNA-Molekü¬ len durchführbar ist, und auf diese Weise indirekt RNA-Mole-

küle sehr effizient analysiert werden können.

Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung des Verfah¬ rens nach einem der Ansprüche 1 bis 17 zur Analyse von RNA-Molekülen.

Die Erfindung wird nachstehend mit Bezug auf die Zeichnungen im einzelnen erläutert.

Die Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung des erfin¬ dungsgemäßen Verfahrens:

1) Verknüpfung des 5'-Phosphat-Endes (P5') eines doppel- strängigen DNA-Moleküls mit 5'- überhängendem Ende mit dem 3'-Hydroxyl-Ende (3OH) eines RNA-Moleküls ((+)RNA X),

2) cDNA-Synthese ausgehend vom 3'-Hydroxyl-Ende des DNA-Moleküls,

3) PCR-Amplifikation der cDNA mittels eines ersten Pri¬ mers, der an den 3'-5'-Strang des DNA-Moleküls hybridisiert (Vektor-Primer) , und eines zweiten, biotinylierten Primers, der an den ersten cDNA-Strang hybridisiert (-Primer) , und

4) Festphasen-Didesoxy-Sequenzierung des zweiten cDNA- Stranges mittels Streptavidin-beschichteter magnetischer Kügelchen.

Die Figur 2 stellt schematisch die Schritte der Figur 1 dar, mit dem Unterschied, daß nach der Synthese des ersten cDNA- Stranges an diesen ein homopolymerer Nukleotid-Schwanz ange¬ fügt wird (2.1) und der zweite biotinylierte Primer an die¬ sen homopolymeren Nukleotid-Schwanz hybridisiert.

In die Stufe (a) des erfindungsgemäßen Verfahrens nach An¬ spruch 1 können sowohl einzel- als auch doppelsträngige

DNA-Moleküle mit einem 5'-Phosphat-Ende eingesetzt werden.

Vorzugsweise wird jedoch in Stufe (a) des erfindungsgemäßen Verfahrens nach Anspruch 1 ein zumindest teilweise doppel- strängiges DNA-Molekül eingesetzt. Besonders bevorzugt ist ein doppelsträngiges DNA-Molekül mit einem 5'-überhängenden Ende. Das 5'-überhängende Ende kann durch Spalten des DNA- Moleküls mit Hilfe einer Restriktionsendonuklease, wie z.B. EcoRI, erzeugt werden.

Vorzugsweise verwendet man einen gängigen,- kommerziell er¬ hältlichen DNA-Vektor, der mit einer geeigneten Restriktions¬ endonuklease linearisiert wird.

Die Verknüpfung des 5'-Phosphat-Endes des DNA-Stranges mit dem 3'-Hydroxyl-Ende des einzelsträngigen RNA-Moleküls ("tagging") wird vorzugsweise enzymatisch mittels einer Liga- se durchgeführt.

Als Ligase eignet sich eine RNA-Ligase, wie z.B. T4-RNA-Li- ggaassee,, ddiiee iinn GGeeggeennwwaarrtt vvoonn Mn DNA- und RNA-Moleküle kova- lent miteinander verbindet.

Falls ein einzelsträngiges DNA-Molekül in Stufe (a) einge¬ setzt wird, wird vorzugsweise nach dem Verknüpfen des DNA-Stranges mit dem einzelsträngigen RNA-Molekül ein Oligo- nukleotid als Primer für die cDNA-Synthese verwendet, das an den DNA-Strang hybridisiert. Für die Auswahl eines geeig¬ neten Oligonukleotids ist es wünschenswert, die Sequenz des eingesetzten einzelsträngigen DNA-Moleküls zumindest teil¬ weise zu kennen.

Bei Verwendung eines doppelsträngigen DNA-Moleküls fungiert das 3'-Hydroxyl-Ende des nicht mit dem RNA-Molekül verknüpf¬ ten DNA-Stranges direkt als Primer für die cDNA-Synthese.

Die cDNA-Synthese wird enzymatisch mittels Reverser Trans¬ kriptase, welche kommerziell erhältlich ist, durchgeführt.

Der so erhaltene erste cDNA-Strang kann nachfolgend durch Polymerase-Kettenreaktion (PCR) amplifiziert werden. Dabei werden zwei Fälle unterschieden:

(i) eine Teilsequenz aus dem zu analysierenden RNA-Mole¬ kül ist bereits bekannt, und

(ii) das RNA-Molekül, welches analysiert werden soll, ist völlig unbekannt, d.h. es steht keine SequenzInforma¬ tion zur Verfügung.

Im ersten Fall kann man für die PCR einen ersten Primer ver¬ wenden, dessen Sequenz komplementär zu einer Teilsequenz des mit dem RNA-Molekül verknüpften DNA-Stranges ist (plus-Strang-Primer) und einen zweiten Primer, der komple¬ mentär zu dem ersten cDNA-Strang ist (minus-Strang-Primer) , d.h. dessen Sequenz einer Teilsequenz des RNA-Moleküls ent¬ spricht.

Im zweiten Fall, d.h. wenn keine SequenzInformation bezüglich des zu analysierenden RNA-Moleküls zur Verfügung steht, wird nach der Synthese des ersten cDNA-Stranges an dessen 3'-Ende ein Oligonukleσtid angefügt ("tailing") . Vorzugsweise werden mittels terminaler Desoxynukleotidyl-Transferase (TdT) homo¬ polymere, einzelsträngige Nukleotid-Schwänze ansynthetisiert. Das Enzym katalysiert die Anlagerung von Desoxynukleosid-Triphosphaten an die 3'-Enden eines DNA-Fragments, ohne hierfür eine Matrize zu benötigen. An dem vorliegenden DNA-RNA/cDNA- Hybridmolekül verläuft die Reaktion effizienter an glatten Enden als an Enden, an denen aufgrund einer nur partiellen reversen Transkription das 5'-Hydroxyl-Ende des RNA-Moleküls noch übersteht. Diese Tat¬ sache begünstigt die Selektion auf cDNA, die der vollen Länge

des zu analysierenden RNA-Moleküls entspricht. Alternativ können unter Verwendung von T4-DNA-Ligase Oligonukleotide, wie z.B. Linker, an den synthetisierten ersten cDNA-Strang angefügt werden. Dieses Enzym akzeptiert ebenfalls DNA/RNA-Hybridmoleküle als Substrat. Als Linker bezeichnet man chemisch synthetisierte, kurzkettige Oligonukleotide von 6 bis 12 Basen Länge, die die Erkennungssequenz für eine oder mehrere Restriktionsendonukleasen enthalten. Als minus-Strang-Primer können somit Oligonukleotide verwendet werden, die komplementär zu dem an den cDNA-Strang angefügten homopolymeren Nukleotid-Schwanz bzw. zu dem angefügten Linker sind.

Die PCR wird in an sich bekannter Weise durchgeführt, z.B. mittels Taq-DNA-Polymerase.

Die durch PCR amplifizierten cDNA-Moleküle können anschlie¬ ßend sequenziert oder kloniert werden.

Falls die cDNA sequenziert werden soll, ist es bevorzugt, in die PCR einen am 5'-Ende biotinylierten minus-Strang-Primer einzusetzen. Dies erlaubt eine schnelle Isolierung der an diesen Primer ansynthetisierten cDNA-Moleküle aus der Reakti¬ onsmischung mit Hilfe von Streptavidin-beschichteten mag¬ netischen Kügelchen (magnetic beads) . Die isolierten, einzel¬ strängigen cDNA-Moleküle können anschließend unter Verwendung eines geeigneten Sequenzierungs-Primers (plus-Strang-Primer) z.B. durch die Didesoxy-Kettenabbruch-Methode mittels T7-DNA- Polymerase sequenziert werden. Obwohl diese direkte Festpha¬ sensequenzierung bevorzugt ist, können alle bekannten Sequen¬ zierungsverfahren verwendet werden. Aus der Sequenz des cDNA- Moleküls kann man direkt auf die Sequenz des zu analysieren¬ den RNA-Moleküls schließen.

Wenn die durch die PCR a plifizierte cDNA kloniert werden soll, ist es bevorzugt, sowohl als plus-Strang-Primer als

auch als minus-Strang-Primer biotinylierte Oligonukleotide zu verwenden, die die Erkennungssequenz einer Restriktionsendo¬ nuklease enthalten. Die amplifizierten cDNA-Moleküle können dann mit Hilfe von mit Streptavidin-beschichteten magne¬ tischen Kügelchen aus der Reaktionsmischung gereinigt werden. Die an die magnetischen Kügelchen über den

Streptavidin/Biotin-Ko plex gebundenen cDNA-Moleküle können anschließend mit Hilfe einer Restriktionsendonuklease, die für die in den Primern enthaltene Erkennungssequenz spezi¬ fisch ist, freigesetzt werden. Dieses Verfahren erlaubt eine Selektion auf cDNA-Moleküle, die an beiden- Enden von der verwendeten Restriktionsendonuklease geschnitten sind, wo¬ durch die Klonierungsausbeute erhöht wird.

Für die in der PCR amplifizierten cDNA-Moleküle können weite¬ re bekannte Klonierungssysteme verwendet werden.

Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt es, RNA-Moleküle zu analysieren. Das erfindungsgemäße Verfahren kann vorzugsweise für die in vitro-Diagnostik von genetischen Defekten ver¬ wendet werden. Dazu werden dem Patienten beispielsweise Blut¬ zellen entnommen, aus denen anschließend die zelluläre RNA isoliert wird. Nach Durchführung des erfindungsgemäßen Ver¬ fahrens können beispielsweise Erkenntnisse erhalten werden, ob und in welchem Ausmaß ein bestimmtes Gen translatiert wird. Weiterhin können Spleiß-Defekte in RNA-Molekülen sowie post-transkriptionale RNA-Modifikationen (z.B. die Insertion oder Deletion von Nukleotiden (RNA-Editing) nach Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens erkannt werden. Das er¬ findungsgemäße Verfahren erleichtert somit die genetische Diagnostik.

Außerdem ist das erfindungsgemäße Verfahren bestens dazu ge¬ eignet, cDNA-Banken zu erstellen. Dazu können kommerziell er¬ hältliche Klonierungsvektoren verwendet werden, die passende

Schnittstellen für Restriktionsendonukleasen besitzen. Nach

Linearisieren des Vektors durch Schneiden mittels einer Restriktionsendonuklease kann an den überhängenden 5'-Phosphat-Enden die erfindungsgemäße cDNA-Synthese durchge¬ führt werden. Nach wahlweiser Modifikation des 3 OH-Endes der erzeugten cDNA und Ausnutzen weiterer

Restriktionsendonukleaseschnittstellen im Vektor können Vektor plus cDNA religiert werden. Dieses Verfahren führt zu hohen Ausbeuten an cDNA-Klonen und kann sowohl ausgehend von poly(A) - als auch von poly(A)~-RNA durchgeführt werden.

Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung:

Beispiel 1

(1) Tagging: Gel-gereinigte einzelsträngige RNA (0,1 bis 10 pMol) wurde über Nacht bei 4°C mit 0,1 pMol eines mit EcoRI gespaltenen Plasmids (BS/bll; Augustin, S. , Müller, M.W. , Schweyen, R.J. (1990) Nature 343, 383-385)) im Vorhandensein von 5 Einheiten T4-RNA-Ligase (Pharmacia) in 20 μl Endvolumen unter den folgenden Reaktionsbedingungen inkubiert: 50 mM HEPES (pH 8,0), 3 mM DTT, 20 mM MgCl 2 , 20 mM MnCl 2 , 0,1 mg/ml Rinderserumalbumin (BSA) und 0,1 M ATP.

(2) Direkte Initiierung der cDNA-Synthese: 2 μl der Reakti¬ onsmischung wurden direkt in die cDNA-Synthesereaktion ein¬ gesetzt, die für 15 min bei 40°C unter Verwendung von 10 Einheiten SuperScript Reverse Transcriptase (RT; Gibco BRL) in 20 μl durchgeführt wurde: 50 mM Tris-HCl, pH 8, 3 , 40 mM KC1, 6 mM MgCl 2 , 5 mM DTT, 0,1 mg/ml BSA, 0,3 mM dNTPs.

(3) PCR-Amplifizierung der cDNA: 2 , 5 μl der cDNA-Synthesere- aktionsmischung wurden direkt in eine Standard-PCR eingesetzt (1' 94°C, 30" 58°C, 1' 72°C; 35 Zyklen) , die in 50 μl Reak¬ tionsvolumen unter Verwendung von 1 Einheit Taq-DNA-Poly- merase (Stratagene) und unter den vom Hersteller (Stratagene) beschriebenen Pufferbedingungen durchgeführt wurde. A plifi-

zierte PCR-Produkte: 424 bp bis 428 bp. Verwendete PCR-Primer: BS/bll-spezifischer plus-Strang-Primer (5' GATTAATGTGAAAGCATGCTAACTTC; 25 pMol) ; 5'-terminal biotiny- lierter Primer (5' AAATCTGGTACCGGGAACAAAGGAAGAC: 25 pMol) , partiell komplementär (unterstrichen) zum 3'-Teil der cDNA-Sequenz.

(4) Direkte Festphasen-Sequenzierung der PCR-Produkte: Die Reinigung der PCR-Produkte und die Didesoxy-Sequenzierung un¬ ter Verwendung von magnetischen Kügelchen als Festphase wur¬ den durchgeführt wie beschrieben in Holtman, S., Staahl, E. , Hornes, M. , Uhlen, L. , (1989) Nucl. Acids Res. 17, 4937- 4939. Verwendeter Sequenzierungs-Primer: GAATATCTTATATTAATT-

AAGAGTATAG; plus-strang BS/bll.

Beispiel 2

(1) : Tagging und (2) direkte Initiierung der cDNA-Synthese: wie in Beispiel l.

(2.1) Tailing: 2,5 μl der cDNA-Synthesereaktionsmischung wur¬ den für das Tailing mit einem homopolymeren dCTP-Schwanz in 20 μl Endvolumen im Vorhandensein von 10 Einheiten terminaler Transferase (Boehringer, Mannheim) unter den vom Hersteller (Boehringer; Mannheim) beschriebenen Bedingungen eingesetzt.

(3) PCR-Amplifizierung der verlängerten cDNA-Produkte: 2,5 μl der Tagging-Reaktionsmischung wurden direkt in eine Standard- PCR (l' 94°C, 30" 58°C, l' 72°C; 35 Zyklen) eingesetzt, die in einem 50 μl Reaktionsvolumen unter Verwendung von 1 Ein¬ heit Taq-DNA-Polymerase (Stratagene) und unter den vom Her¬ steller (Stratagene) beschriebenen Pufferbedingungen durchge¬ führt wurde. Verwendete PCR-Primer: BS/bll spezifischer plus- Strang-Primer (5' GATTAATGTGAAAGCATGCTAACTTC; 25 pMol) ; 5'- ter inal biotinylierter Primer (5' GGGGGGGGGGGGGGG; 25 pMol) ,

komplementär oder teilweise komplementär zum 3'-terminalen dC, ■ -Schwanz der cDNA-Sequenz.

(4) Direkte Festphasen-Sequenzierung der PCR-Produkte: ie in Beispiel 1.