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Patent Searching and Data


Title:
BACK SUPPORT BELT
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2020/011604
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a back support belt system, in particular a back orthosis or reclination orthosis for the treatment and prevention of back problems. The system comprises a pelvis strap and two independent left and right shoulder straps extending therefrom, those shoulder straps crossing each other in the back and ribcage region and being connected to the pelvis strap via tension straps, for simultaneously tensioning the pelvis strap and the shoulder straps.

Inventors:
SCHIERMEISTER LINDA (DE)
HOLTER TONI (DE)
BAUERFEIND HANS B (DE)
Application Number:
PCT/EP2019/067766
Publication Date:
January 16, 2020
Filing Date:
July 02, 2019
Export Citation:
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Assignee:
BAUERFEIND AG (DE)
International Classes:
A61F5/02
Domestic Patent References:
WO2017196887A12017-11-16
Foreign References:
US20130090585A12013-04-11
US20040193082A12004-09-30
DE202014009385U12014-12-05
Attorney, Agent or Firm:
SCHWAHN, Hartmut et al. (DE)
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Claims:
ANSPRÜCHE

1. Rückenorthese, enthaltend:

- einen dehnbaren Beckengurt (30) zum Anlegen an das Becken eines Trägers, mit einem im angelegten Zustand lumbal/sakral positionierbarem Mittenabschnitt (31) und davon jeweils seitlich abgehenden linkem Seitenabschnitt (32) mit linkem Beckengurtende (33) und rechtem Seitenabschnitt (34) mit rechtem Beckengurtende (35), wobei die Beckengurtenden (33, 35) zum Anlegen miteinander unter Spannung verbindbar sind,

- eine rechte Schultergurtschlaufe (22) zum Anlegen über die rechte Schulter des Trägers, die über ihr erstes Ende (23) und ihr zweites Ende (26) allein mit dem linken Seitenabschnitt (32) des Beckengurts (30) verbunden ist, und

- eine linke Schultergurtschlaufe (24) zum Anlegen über die linke Schulter des Trägers, die über ihr erstes Ende (25) und ihr zweites Ende (27) allein mit dem rechten Seitenabschnitt (34) des Beckengurts (30) verbunden ist, wobei rechte und linke Schultergurtschlaufe (22, 24) zumindest jeweils an ihren ersten Enden (23, 25) mit dem Beckengurt (30) jeweils über ein erstes Zugband (52, 54) verbunden sind, und wobei das erste Zugband (52) der rechten Schultergurtschlaufe (22) über mindestens ein erstes linkes Umlenkelement (62), das an dem linken Seitenabschnitt (32) angeordnet ist, einläuft und gleitend an oder in dem Beckengurt (30) entlang zu einem Beckengurtende (33,35) hin verläuft und dort spannbar und festlegbar ist und wobei das erste Zugband (54) der linken Schultergurtschlaufe (24) über mindestens ein erstes rechtes Umlenkelement (64), das an dem rechten Seitenabschnitt (34) angeordnet ist, einläuft und gleitend an oder in dem Beckengurt (30) entlang zu einem Beckengurtende (33,35) hin verläuft und dort spannbar und festlegbar ist.

2. Rückenorthese nach Anspruch 1, wobei das erste Zugband (52) der rechten Schultergurtschlaufe (22) über ein erstes linkes Umlenkelement (62), das an dem linken Seitenabschnitt (32) an geordnet ist, einläuft, den Mittenabschnitt (31) kreuzt und gleitend an oder in dem rechten Seitenabschnitt (34) des Beckengurts (30) entlang zu dem rechten Beckengurtende (35) hin verläuft und wobei das erste Zugband (54) der linken Schultergurtschlaufe (24) über ein erstes rechtes Umlenkelement (64), das an dem rechten Seitenabschnitt (34) an geordnet ist, einläuft, den Mittenabschnitt (31) kreuzt und gleitend an oder in dem linken Seitenabschnitt (32) des Beckengurts (30) entlang zu dem linken Beckengurtende (33) hin verläuft.

3. Rückenorthese nach Anspruch 1, wobei das erste Zugband (52) der rechten Schultergurtschlaufe (22) über ein erstes linkes Umlenkelement (62), das an dem linken Seitenabschnitt (32) angeordnet ist, einläuft und von dem ersten linken Umlenkelement (62) in Richtung des Mittenabschnitts (31) zu einem an dem Mittenabschnitt (31) angeordneten zweiten linken Umlenkelement (63) verläuft und von dort an dem linken Seitenabschnitt (32) entlang zu dem linken Beckengurtende (33) hin verläuft und wobei das erste Zugband (54) der linken Schultergurtschlaufe (24) über ein erstes rechtes Umlenkelement (64), das an dem rechten Seitenabschnitt (34) angeordnet ist, einläuft und von dem ersten rechten Umlenkelement (64) in Richtung des Mittenabschnitts (31) zu einem an dem Mittenabschnitt (31) angeordneten zweiten rechten Umlenkelement (65) verläuft und von dort an dem rechten Seitenabschnitt (32) entlang zu dem rechten Beckengurtende (33) hin verläuft.

4. Rückenorthese nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei sich rechte Schultergurtschlaufe (22) und linke Schultergurtschlaufe (24) in einem im angelegten Zustand dorsalen mittigen oberen Kreuzungspunkt (41), einem im angelegten Zustand dorsalen mittigen unteren Kreuzungspunkt (43) und in zwei im angelegten Zustand jeweils seitlichen Kreuzungspunkten (42,44) kreuzen.

5. Rückenorthese nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Zugbänder (52, 54) jeweils ein freies Zugbandende (55) aufweisen, das zum Spannen die Zugbands (52, 54) direkt an den jeweiligen Beckengurtenden (33, 35) festlegbar ist.

6. Rückenorthese nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die

Schultergurtschlaufen (22, 24) über die an den Seitenabschnitten (32, 34) gleitend verlaufenden Zugbänder (52, 54), die an dem jeweiligen Beckengurtende (33, 35) festgelegt sind, über die Dehnung des Beckengurts (30) beim Anlegen der Rückenorthese und Schließen des Beckengurts (30) spannbar sind.

7. Rückenorthese nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die

Schultergurtschlaufen (22, 24) im angelegten Zustand der Rückenorthese und geschlossenem Beckengurt (30) jeweils über die Zugbänder (52, 54) separat spannbar und an dem jeweiligen Beckengurtende (33, 35) festlegbar sind.

8. Rückenorthese nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der geschlossene Beckengurt (30) im angelegten Zustand der Rückenorthese über die Zugbänder (52, 54) der Schultergurtschlaufen (22, 24) zusätzlich weiter spannbar ist.

9. Rückenorthese nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei jeweils das zweite Ende (26, 27) der Schultergurtschlaufen (22, 24) an linken und rechten seitlichen Verankerungen (72, 74) mit den jeweiligen linken und rechten Seitenabschnitten (32, 34) verbunden sind und wobei die linken und rechten seitlichen Verankerungen (72, 74) im angelegten Zustand des Beckengurts (30) jeweils auf dem oder im Bereich des linken und rechten Beckenkamms (Crista iliaca) des Trägers lokalisiert sind.

10. Rückenorthese nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei mindestens ein Umlenkelement (62, 64, 63, 65, 66, 67) separat ausgebildet ist und ortsvariabel mit dem Beckengurt (30) verkoppelbar ist.

11. Rückenorthese nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei jeweils zwischen dem einen Ende der Schultergurtschlaufe (22, 24) und dem Zugband (52, 54) ein elastischer Gurtabschnitt (80) ausgebildet ist, dessen Elastizität höher ist als diejenige der Schultergurtschlaufen (22, 24) selbst.

12. Rückenorthese nach Anspruch 11, wobei an dem elastischen Gurtabschnitt (82, 84) jeweils eine zusätzliche Dehnungsbegrenzung in Form mindestens eines parallel geführten weniger elastischen oder unelastischen Bandabschnitts ausgebildet ist.

13. Arbeitsschutzkleidung, enthaltend eine dehnbare Weste oder Jacke (90) und ein Rückenstutzgurtsystem charakterisiert in einem der vorstehenden Ansprüche, wobei

Schultergurtschlaufen (22, 24) und Beckengurt (30) zumindest abschnittsweise auf einer Weste oder Jacke (90) aufgerüstet und mit dieser fest verbunden sind.

14. Verwendung der Rückenorthese nach einem der Ansprüche 1 bis 12 oder der Arbeitsschutzkleidung nach Anspruch 13 zum Schutz vor nachteiligen Belastungen des Rückens.

Description:
Rückenstützgurt

BESCHREIBUNG

Die Erfindung betrifft ein Rückenstützgurt-System, besonders eine Rückenorthese oder Reklinationsorthese für die Behandlung und Prävention von Rückenleiden. Das System besitzt einen Beckengurt und zwei davon ausgehende unabhängige linke und rechte Schultergurte, die sich im Bereich des Rückens und am Brustkorb kreuzen, wobei die Schultergurte über Zugbänder mit dem Beckengurt verbunden sind, zum gleichzeitigen Spannen von Beckengurt und Schultergurten.

Rückenstützgurt-Systeme dienen der Aufrichtung des Oberkörpers, das heißt zur Behandlung und Korrektur von Haltungsfehlern und verkrümmten Wirbelsäulen, beispielsweise bei Osteoporose. Bekannte Rückenstützgurt-Systeme und Orthesen bestehen im Wesentlichen aus einem Beckengurt, welcher über Becken oder Hüfte eines Patienten, oder allgemein eines Trägers, unter Spannung geschlossen werden kann und welcher dann eine Basis für die Krafteinleitung am Rücken bilden soll. Bekannte Systeme enthalten auch Gurte oder Stützschienen, welche von dem Beckengurt ausgehen und welche die Schultern in räumlichen Bezug zur Wirbelsäule beziehungsweise den oberen Wirbelsäulenabschnitt in Bezug zu dem unteren Wirbelsäulenabschnitt durch gezielte Krafteinleitung repositionieren oder unterstützen sollen. Durch Zusammenwirken dieser Elemente soll die Wirbelsäule des Trägers mechanisch stabilisiert und vor allem im Bereich der Schulter und der oberen Brustwirbelsäule aufgerichtet werden. Je stärker Schultergurte gespannt werden, desto stärker sollen die Schultern nach hinten gezogen werden, wodurch der Oberkörper aufgerichtet werden kann. Rückenstützgurt-Systeme sollen auch helfen, Belastungen des Rückens beim Heben und Tragen von Lasten zu vermindern, insbesondere übermäßige Belastungen zu vermeiden, indem die dabei vor allem im Bereich der Schultern erzeugten Kräfte gezielt aufgenommen und verteilt werden. Stützgurte sollen die beim Heben und Tragen der Lasten primär über Arme und Schultern auf den Oberkörper wirkende Kräfte unmittelbar in das Becken oder den Rumpf einleiten. Die Wirbelsäule soll so überbrückt und entlastet werden. Daneben soll ein Rückenstützgurtsystem den Tragenden daran erinnern bei übermäßiger Fehlhaltung des Oberkörpers eine schädliche belastende Schonhaltung einzunehmen, und ein Sicherheits- und Stabilisationsgefühl vermitteln. Rückenstützgurt- Systeme sollen damit auch dem Arbeitsschutz bei Gesunden dienen. Gleichzeitig sollen die Rückenstützgurte die Bewegung führen und kontrolliert begrenzen, um für den Rücken ungünstige Fehlhaltungen beim Heben oder Tragen der Lasten zu vermeiden. Dies ist im Arbeitsschutz, in der Rehabilitation und bei bestimmten sportlichen Aktivitäten zweckmäßig.

Nachteilig bei bekannten Rückenstützgurt-Systemen oder Rückenorthesen dieser Art ist der komplexe Aufbau, was das Anlegen für den Träger erschwert und weshalb eine Fehlbenutzung kaum ausgeschlossen werden kann. Die meist starre Ausgestaltung bekannter Bandagen mit Stützelementen und Gurten hilft zwar, eine Stützwirkung zu erreichen, dabei ist aber eine individuelle Anpassung an die spezifische Indikationslage, an das spezifische Therapieerfordernis und/oder an anatomische Gegebenheiten eines Trägers nicht in ausreichendem Maße möglich. Besonders bei Bewegung des Benutzers kommt es in bestimmten Bewegungsphasen, bei besonderer Belastung oder bereits beim Spannen des Rückenstützgurt-Systems während des Anlegens oder danach zu einem ungewollten Verrutschen des Stützgurtsystems am Körper (Migration) in eine Position, die einerseits das Tragegefühl stark beeinträchtigt, zum anderen die Orthese im Wesentlichen wirkungslos machen kann. Vor allem bewegungseingeschränkten Patienten fällt es in der Praxis schwer, derartige Gurtsysteme anzulegen und auch nach dem Anlegen die erforderliche Spannung an den Stützelementen und am Beckengurt zu erzeugen. Ebenso kann es schwerfallen, eine bereits zum Zwecke der ausreichenden Stützwirkung eingerichtete, das heißt vorgespannte, Orthese überhaupt unter dieser Spannung funktionsgerecht anzulegen. Vorgespannte Schultergurte können einen Beckengurt, mit dem sie verbunden sind, bereits beim Anlegen ungünstig nach oben, besonders in den oberen Taillenabschnitt hinein, in Richtung unterer Brustkorb ziehen, sodass ein funktionsgerechter Sitz am Becken nicht mehr erreicht werden kann.

Der Erfindung lag daher das technische Problem zugrunde, derartige Rückenstützgurt- Systeme oder Rückenorthesen wie Reklinationsorthesen, die zumindest auf einer Grundstruktur, enthaltend eine Becken gurt-Fassung mit davon ausgehenden krafteinleitenden Schultergurten, basieren, so zu verbessern, dass das Anlegen an den Träger erleichtert wird und außerdem eine Migration des Systems, besonders der Beckenfassung bereits beim Anlegen oder beim Gebrauch, besonders bei Bewegung des Trägers, wirksam verhindert wird. Dadurch soll die Stütz- und Entlastung s Wirkung solcher Systeme verbessert und auch über die gesamte Dauer des Tragens aufrechterhalten werden können.

Das technische Problem wird vollständig gelöst durch die neuartige Rückenstützgurt oder Rückenorthesen-Konstruktion gemäß den Ansprüchen. Diese Rückenorthese oder Rückenstützgurt-System weist zumindest folgende Elemente auf: Einen zumindest abschnittsweise dehnbaren Beckengurt zum Anlegen um das Becken eines Trägers, mit einem im angelegten Zustand lumbal/sakral positionierbarem Mittenabschnitt und davon jeweils seitlich abgehenden, im angelegten Zustand nach ventral ziehenden, linkem und rechtem Seitenabschnitten, eine erfindungsgemäß allein von diesem linken Seitenabschnitt des Beckengurts ausgehende rechte Schultergurtschlaufe zum Anlegen über die rechte Schulter des Trägers, und eine erfindungs gemäß allein von diesem rechten Seitenabschnitt des Beckengurts ausgehende linke Schultergurtschlaufe zum Anlegen über die linke Schulter des Trägers. Es ist also vorgesehen, dass beide Enden einer Schultergurtschlaufe jeweils auf der gegenüberliegenden (kontralateralen) Beckengurtseite ansetzen, den Rumpf des Trägers also queren und zwar am Rücken (dorsal) als auch im Bauch oder Brustbereich des Trägers. Besonders ist dabei vorgesehen, dass sich rechte Schultergurtschlaufe und linke Schultergurtschlaufe in einem im angelegten Zustand dorsalen mittigen oberen Kreuzungspunkt, in einem im angelegten Zustand dorsalen mittigen unteren Kreuzungspunkt und besonders auch in zwei im angelegten Zustand jeweils seitlichen Kreuzungspunkten, besonders im Bereich des Brustkorbs oder der Taille, kreuzen.

Erfindungsgemäß sind diese beiden Schultergurtschlaufen an ihrem mindestens einen Ende mit dem Beckengurt jeweils über ein, bevorzugt unelastisches, Zugband verbunden, das jeweils über mindestens ein erstes Umlenkelement an dem jeweiligen Seitenabschnitt des Beckengurts einläuft und dort umgelenkt wird, so dass es an oder gar in dem Beckengurt entlang, gleitend, zu dem jeweiligen Beckengurtende, das heißt bei angelegter Orthese, zu dem ventralen Abschnitt hin verläuft. Das Zugband - und damit die jeweilig damit verbundene Schultergurtschlaufe - ist spannbar und insbesondere dort, an dem jeweiligen Beckengurtende festlegbar.

In einem ersten Aspekt der Erfindung wird daher eine Rückenorthese bereitgestellt, enthaltend: einen dehnbaren Beckengurt zum Anlegen an das Becken eines Trägers, mit einem im angelegten Zustand lumbal/sakral positionierbarem Mittenabschnitt und davon jeweils seitlich abgehenden linkem Seitenabschnitt mit linkem Beckengurtende sowie rechtem Seitenabschnitt mit rechtem Beckengurtende, wobei die Beckengurtenden zum Anlegen miteinander unter Spannung verbindbar sind; eine rechte Schultergurtschlaufe zum Anlegen über die rechte Schulter des Trägers, die über sowohl ihr erstes Ende, als auch ihr zweites Ende allein, das heißt ausschließlich, mit dem linken Seitenabschnitt des Beckengurts verbunden ist; eine linke Schultergurtschlaufe zum Anlegen über die linke Schulter des Trägers, die über sowohl ihr erstes Ende, als auch ihr zweites Ende, allein mit dem rechten Seitenabschnitt des Beckengurts verbunden ist; wobei rechte und linke Schultergurtschlaufe zumindest jeweils an ihren jeweils ersten Enden mit dem Beckengurt jeweils über ein erstes Zugband verbunden sind, und wobei das erste Zugband der rechten Schultergurtschlaufe über mindestens ein erstes linkes Umlenkelement, das an dem linken Seitenabschnitt angeordnet ist, einläuft und gleitend an oder in dem Beckengurt entlang zu einem Beckengurtende hin verläuft und dort spannbar und festlegbar ist und wobei das erste Zugband der linken Schultergurtschlaufe über mindestens ein erstes rechtes Umlenkelement, das an dem rechten Seitenabschnitt angeordnet ist, einläuft und gleitend an oder in dem Beckengurt entlang zu einem Beckengurtende hin verläuft und dort spannbar und festlegbar ist. In einer ersten Ausführung ist dabei vorgesehen, dass das erste Zugband der rechten Schultergurtschlaufe über mindestens ein erstes linkes Umlenkelement, das an dem linken Seitenabschnitt angeordnet ist, einläuft, den Mittenabschnitt kreuzt und gleitend an oder in dem rechten Seitenabschnitt des Beckengurts entlang zu dem rechten Beckengurtende hin verläuft und wobei das erste Zugband der linken Schultergurtschlaufe über mindestens ein erstes rechtes Umlenkelement, das an dem rechten Seitenabschnitt angeordnet ist, einläuft, den Mittenabschnitt kreuzt und gleitend an oder in dem linken Seitenabschnitt des Beckengurts entlang zu dem linken Beckengurtende hin verläuft.

In einer weiteren dazu alternativen Ausführung ist vorgesehen, dass das erste Zugband der rechten Schultergurtschlaufe über das mindestens eine erste linke Umlenkelement, das an dem linken Seitenabschnitt angeordnet ist, einläuft und von dem ersten linken Umlenkelement in Richtung des Mittenabschnitts zu mindestens einem an dem Mittenabschnitt angeordneten zweiten linken Umlenkelement verläuft und von dort an dem linken Seitenabschnitt entlang zu dem linken Beckengurtende hin verläuft und wobei das erste Zugband der linken Schultergurtschlaufe über das mindestens eine erste rechte Umlenkelement, das an dem rechten Seitenabschnitt angeordnet ist, einläuft und von dem mindestens einen ersten rechten Umlenkelement in Richtung des Mittenabschnitts zu mindestens einem an dem Mittenabschnitt angeordneten zweiten rechten Umlenkelement verläuft und von dort an dem rechten Seitenabschnitt entlang zu dem rechten Beckengurtende hin verläuft.

Unter „Zugband“ wird gemäß der Erfindung in erster Linie ein im Wesentlichen unelastisches, das heißt zugfestes, flexibles Band in Form eines gewebten Gurtes verstanden. Funktionsäquivalente Ausführungen, wie Ketten- oder Gliederbänder, Bänder aus Vollmaterial flexibler Polymere und Metallbänder sind damit ebenso erfasst. Alternativ sind darunter auch Spannseile oder Spannschnüre, einzeln oder im Verbund paralleler oder verflochtener Schnüre, zu verstehen. Besonders ist vorgesehen, dass die Zugbänder, besonders im Vergleich zu den Schultergurten, nicht dehnbar, das heißt im Wesentlichen unelastisch und zugfest, sind.

Unter„Umlenkelement“ wird gemäß der Erfindung in erster Linie eine Öse oder Ring, zum Durchführen eines Bands oder Seils, aber auch eine gelagerte Rolle oder ein Rollen- Block verstanden. Eine gleithemmende oder eine gleitverbessernde Beschichtung kann, je nach Anwendungsschwerpunk und konkreter Zugbandführung, siehe unten, vorgesehen sein.

Unter einem„Träger“ wird vorliegend eine Person verstanden, die beispielsweise im Rahmen von Arbeitsschutzmaßnahmen das erfindungsgemäße Gurtsystem anlegt und benutzt, das heißt trägt, um damit einer übermäßigen Belastung oder Fehlhaltung beim Arbeiten, besonders beim Tragen von Lasten, vorzubeugen. Weiter wird darunter ein Patient verstanden, der beispielsweise im Rahmen von Therapiemaßnahmen das erfindungsgemäße Gurtsystem anlegt und benutzt, das heißt trägt, um damit eine übermäßigen Belastung oder Fehlhaltung eines vorgeschädigten, erkrankten Bewegungsapparat, entgegenzuwirken oder eine gezielte Bewegungsführung im Sinne einer Therapie des erkrankten Bewegungsapparats zu ermöglichen.

Die Zugbänder sind erfindungs gemäß so auf oder in dem Beckengurt entlang dessen Längserstreckung geführt, dass die Schultergurtschlaufen dadurch, das heißt jeweils über diese Zugbänder vermittelt, bei Dehnung des Beckengurts, insbesondere während des Anlegens der Orthese an den Träger oder danach, spannbar sind. Es ist besonders vorsehen, dass die Schultergurtschlaufen im angelegten Zustand am dem Beckengurt jeweils über die Zugbänder separat spannbar sind.

Ebenso ist vorgesehen, dass durch das Spannen der Schultergurte an dem Beckengurt, das heißt der mit den Schultergurtschlaufen jeweils verbundenen Zugbänder, insbesondere während des Anlegens der Orthese an den Träger oder danach, der Beckengurt dabei selbst mitgespannt wird, das heißt zusätzlich weiter spannbar ist.

Gemäß der ersten Ausführungen wird vorteilhafterweise der Beckengurt zusammen mit dem Spannen des Schultergurts mitgespannt, da sich die beiden seitlichen und mittigen Umlenkpunkte durch die Spannung an dem Zugband aufeinander zubewegen. In der zweiten Ausführung können Beckengurt und Schultergurt separat gespannt werden. Dies ist besonders auch für ältere bewegungseingeschränkte Patienten möglich. Indem insbesondere die Enden der Zugbänder der Schultergurte jeweils an dem Beckengurt enden direkt festgelegt werden können, beispielsweise durch Klettverschlusselemente, und/oder durch separate Spanneinrichtungen an den Seitenabschnitten dort gespannt werden können, ist auch während des Tragens des erfindungsgemäßen Rückenstützgurt- Systems eine schnelle und einfache Verstellung der Schultergurtspannung möglich.

Wird der Beckengurt durch Schließen der beiden Beckengurtenden, besonders im Bereich des Bauchs des Trägers, unter Spannung um Becken oder Hüfte des Trägers angelegt, kann gemäß dieses Aspektes der Erfindung der Beckengurt nochmals weiter oder fester gespannt werden, indem die erfindungsgemäß an dem Beckengurt entlang geführten Zugbänder der Schultergurtschlaufen mit Zug beaufschlagt werden, um die Schultergurte zu spannen. Es zeigt sich, dass sich proportional zur Erhöhung der Schultergurtspannung die Spannung des Beckengurts erhöhen kann, was eine bessere Fassung und besseren Halt des Beckengurts bewirkt. Eine unerwünschte Migration des Beckengurts beim Spannen der Schultergurte kann so vermieden werden.

Dazu ist besonders vorgesehen, dass die Zugbänder jeweils freie Zugbandenden aufweisen, die zum Spannen direkt an den jeweiligen Beckengurtenden festlegbar sind. Dies kann in an sich bekannter Weise über lösbare Verbindungselemente verwirklicht sein. Bevorzugt sind Haken und Ösen oder alternativ oder zusätzlich über Klettverschlusshaken, insbesondere auf Seite der freien Zugbandenden, und Klettverschlussgegenelementen, besonders Velours, insbesondere auf der Seite des Becken gurtendes. Eine ortsvariable Positionierbarkeit der Zugbandenden an oder auf den Beckengurtenden ist bevorzugt, um Zugspannung und Zugrichtung individuell anpassbar zu machen. Dies wird besonders durch an den Beckengurtenden ausgebildete große Flächen mit Klettverschlussgegenelementen oder durch mehrere beabstandet zueinander angeordnete erreicht. Die Erfindung erlaubt also besonders ein praktisch zwei-stufiges Spannen beim Anlegen oder im Gebrauch der Orthese: Nach dem Schließen der Becken gurtenden, gegebenenfalls unter initialer Spannung, kann in einem ersten Spannvorgang über die freien Zugbandenden der Beckengurt weiter gespannt werden; die Zugeinleitung führt in diesem ersten Schritt vorzugsweise erst zu einer Spannung, die radial um Hüfte oder Becken des Trägers verläuft und so den Beckengurt besser und fester anlegt. In einer zweiten Stufe des Spannvorgangs können über die beiden anderen lateral liegenden freien Zugbandenden die beiden Schultergurtschlaufen nachgespannt werden. Beide Spannvorgänge können, besonders in Abhängigkeit von der konkreten Anordnung und Führung der Zugbänder und der Umlenkelemente am Beckengurt sowie von den Haft- und Gleitreibungsverhältnissen der festen oder laufenden Bänder an den Umlenkelementen und entlang des Beckengurts, in einem Spannschritt gleichzeitig oder in mehreren, sich spürbar durch Kraftaufwand und/oder Spannwirkung an Becken- und Schultergurten unterscheidbaren Spannschritten separat ausgeführt werden.

Durch die dynamische Kraftverteilung der Schultergurte an dem Beckengurt, was insbesondere aufgrund der gleitend geführten Zugbänder der Schultergurte ermöglicht wird, kann sich vorteilhafterweise die Spannkraft je nach Bewegungszustand des Trägers dynamisch in der Rückenorthese verteilen, ohne dass es lokal zu einer übermäßigen Spannung und damit zu einer unerwünschten Migration der Rückenorthese kommt. Besonders erlaubt die erfindungsgemäße Anordnung, dass die Spannkraft, welche den Beckengurt durch Haftreibung am Becken oder Beckenkamm des Trägers hält, mit der Spannkraft der Schultergurte im angemessenem und stets angepasstem Verhältnis steht, wodurch ein übermäßiger Zug der Schultergurte, welche die Haltekraft des Beckengurts (Haftreibung) überwinden könnte, wirkungsvoll vermieden wird. Dadurch wird eine unerwünschte Migration des Beckengurts und damit der Rückenorthese verhindert.

Es wird dabei vorteilhafterweise auch ermöglicht, dass wenn beim Anlegen an den Träger der elastische Beckengurt zum Spannen und Schließen der beiden Seitenabschnitten gedehnt wird, wodurch die entlang des Beckengurts, besonders zwischen jeweiligem Seitenabschnitt und mittigem Beckengurtabschnitt geführt verlaufenden Zugbänder, besonders in Form von Zuggurten und/oder Zugseilen oder Zugschnüren, dabei beiderseits gleichzeitig mitgespannt werden, sodass automatisch mit dem Anlegen des Beckengurts und Schließen der beiden Gurtenden miteinander unter Zug auch die Schultergurte in Bezug zu dem Beckengurt gespannt werden, wodurch ohne weiteres die nötige Spannkraft erzeugt wird, die insbesondere die zur Reklination erforderliche Krafteinleitung an den Schultern ermöglicht.

Jedes Zugband ist auf oder in dem Beckengurt jeweils für sich zwischen mindestens einem mittigem Umlenkelement im Bereich des dorsalen Mittenabschnitts des Beckengurts und mindestens einem seitlichen Umlenkelement, das jeweils im seitlichen, weiter vom (ventral) liegenden Bereich der jeweiligen Seitenabschnitten angeordnet ist, geführt. Für die erfindungsgemäße dynamische Zugkraftverteilung in der Orthese sind besonders Verlauf und Anordnung der Zugbänder an dem Beckengurt maßgeblich für die gewünschte Funktion des Gurtsystems in der Orthese. Je nach Anwendungszweck, Therapieziel oder Anforderung des Trägers kann diese gewählt werden. Einmal ist eine besonders entlastende Wirkung der Schultergurte, beispielsweise bei der Anwendung im Bereich des Arbeitsschutzes, bezweckt, einmal ist eine wirksame und einfach anlegbare Reklinationsorthese für bewegungseingeschränkte Osteoporose-Patienten gewünscht. Die vorliegende Erfindung umfasst daher mehrere Varianten und Ausführungen der Zuggurtführungen.

In einer ersten Variante verläuft das Zugband, das von dem dorsalen ersten Ende der rechten Schultergurtschlaufe kommt, von einem links von dem Mittenabschnitt positionierten ersten linken Umlenkelement an dem linken Seitenabschnitt entlang zu dem linken Beckengurtende hin und das Zugband, das von dem dorsalen ersten Ende der linken Schultergurtschlaufe kommt, verläuft von einem rechts von dem Mittenabschnitt positionierten ersten rechten Umlenkelement an dem rechten Seitenabschnitt entlang zu dem rechten Beckengurtende hin. Das heißt das einlaufende Zugband der gegenüberliegenden Schultergurtschlaufe wird allein über ein seitliches Umlenkelement unmittelbar nach vorne (ventral) geführt.

In einer anderen Variante verläuft dieses Zugband, von dem dorsalen ersten Ende der rechten Schultergurtschlaufe kommend, von einem von dem Mittenabschnitt weiter beabstandeten ersten linken Umlenkelement an dem linken Seitenabschnitt entlang in Richtung des Mittenabschnitts zu einem von dem Mittenabschnitt näher beabstandeten zweiten linken Umlenkelement und von dort an dem linken Seitenabschnitt entlang zu dem linken Beckengurtende hin und das Zugband, von dem dorsalen ersten Ende der linken Schultergurtschlaufe kommend, verläuft von einem von dem Mittenabschnitt weiter beabstandeten ersten rechten Umlenkelement an dem rechten Seitenabschnitt entlang in Richtung des Mittenabschnitts zu einem von dem Mittenabschnitt näher beabstandeten zweiten rechten Umlenkelement und von dort an dem rechten Seitenabschnitt entlang zu dem linken Beckengurtende hin.

Das heißt, jedes Zugband ist jeweils zwischen dem mindestens einem mittigen Umlenkelement und dem mindestens einen seitlichen Umlenkelement geführt. In einer ersten Variante wird das von der Schultergurtschlaufe der gegenüberliegenden Körperhälfte querend einlaufende Zugband an dem seitlichen Umlenkelement in Richtung des Mittelabschnitts des Beckengurts und dort auf das mittiger liegende Umlenkelement gelenkt. Von dem mittigeren Umlenkelement wird das Zugband auf derselben Seite des Beckengurts nach vorne (ventral) geführt. In einer anderen Variante wird das einlaufende Zugband an mehreren seitlicheren Umlenkelementen und mindestens einem mittigeren Umlenkelement mehrfach richtungswechselnd hin- und hergeführt, und zwar besonders in der Art einer Taille, wobei die Umlenkelemente die Blöcke und das Zugband jeweils den Läufer bilden.

Der Ort der Einleitung der Zugbänder der Schultergurte liegt bei angelegtem Beckengurt im hinteren/dorsalen Bereich des Beckengurts, aber stets zwischen mittigem Abschnitt und vorgenanntem seitlichen Abschnitt. Dabei sind die Umlenkelemente so an oder im Bereich dehnbarer (elastischer) Abschnitte des Beckengurts geführt, sodass eine aktive Längenänderung des Beckengurts durch Zug oder Spannung zu Zug oder Spannung an dem Zugband führt und dieser in seiner effektiven Länge verkürzt wird. In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung wird dabei das Zugband jeweils von einem seitlichen Beckengurtabschnitt zu einem mehr mittig liegenden Beckengurtabschnitt zurückgeführt und von dort wieder in Richtung des seitlichen Beckenabschnitts entlanggeführt. Durch diese„Z“-förmige Umlenkung der Zugbänder wird nach Art eines einfachen oder gegebenenfalls mehrfachen Flaschenzugs eine Kraft-/Längenübersetzung erreicht. Durch einfachen Zug am Schultergurt, beispielsweise bei Beugung, wird die Spannung am Beckengurt dadurch 2-fach oder mehrfach erhöht. Umgekehrt führt der Zug an dem Beckengurt beim Anlegen zu einer zwei- bis mehrfachen effektiven Verkürzung des Schultergurts. Letzteres ist insbesondere für das Anlegen des erfindungsgemäßen Rückengurt-Systems günstig, da insbesondere zunächst die Schultergurte locker angelegt werden können und anschließend durch das Spannen beim Anlegen des Beckengurts in zweckmäßig großem Umfang verkürzt werden, um die bezweckte Stützfunktion zu erreichen.

In bevorzugten Ausführungen ist zusätzlich vorgesehen, dass der erste, äußere Ansatzpunkt des Schultergurtendes im angelegten Zustand des Beckengurts im Bereich des Beckenkamms, bevorzugt genau an dem Beckenkamm (Crista iliaca), positioniert ist. Dadurch wird vorteilhafterweise erreicht, dass das dort am Beckengurt, das heißt in der anatomischen Frontalebene des Körpers des Trägers oder Benutzers, ansetzende zweite Ende der jeweiligen Schultergurtschlaufe bei Bewegung, besonders beim Beugen des Rückens, keine nennenswerte passive Längenänderung erfährt. Im Zusammenspiel mit dem konkreten erfindungsgemäßen Verlauf der Schultergurte am Körper wird damit ein „Neutralpunkt“ erreicht, welcher verhindert, dass bei Bewegung unerwünschte zusätzliche Querkräfte, welche die Migration des Beckengurts zusätzlich verursachen könnten, vermieden werden. Bevorzugt liegt also der vordere Einleitungspunkt der Zugkraft der jeweiligen Schultergurtschlaufe in dem Beckengurt in der anatomischen Frontalebene. Das Gurtsystem behält dadurch auch in Beugung seine Spannung.

In einer ersten Variante davon ist jeweils das zweite Ende der rechten und linken Schultergurtschlaufen an linken, beziehungsweise rechten seitlichen Verankerungen mit den jeweiligen Seitenabschnitten verbunden, wobei die linken und rechten seitlichen Verankerungen im angelegten Zustand des Beckengurts jeweils auf dem oder im Bereich des linken und rechten Beckenkamms des Trägers lokalisiert sind. Diese zweiten Enden der Schultergurtschlaufen können an diesen Verankerungen jeweils entweder direkt oder mittelbar über, insbesondere längenverstellbare, ortsfeste Zugbänder verbunden sein. Solche Zugbänder können dazu in an sich bekannter Weise durch als Verankerungen dienende Ösen geführt und zum Zwecke der Längenverstellung mit sich selbst in einer Schnalle verklemmt sein.

In einer anderen Variante davon ist jeweils das zweite Ende der rechten und linken Schultergurtschlaufen mit dem Beckengurt jeweils über ein zweites Zugband verbunden, wobei das zweite Zugband der rechten Schultergurtschlaufe über mindestens ein linkes seitliches Umlenkelement gleitend an oder in dem linken Seitenabschnitt entlang zu dem linken Beckengurtende hin verläuft und das zweite Zugband der linken Schultergurtschlaufe über mindestens ein rechtes seitliches Umlenkelement gleitend an oder in dem linken Seitenabschnitt entlang zu dem linken Beckengurtende hin verläuft und wobei die linken und rechten seitlichen Umlenkelemente im angelegten Zustand des Beckengurts jeweils auf dem oder im Bereich des linken und rechten Beckenkamms des Trägers lokalisiert sind.

In bevorzugten Ausführungen der Erfindung ist mindestens ein Ende der Schultergurtschlaufe, welche den Übergang zwischen dem Schultergurt und dem zugehörigen Zugband bildet, als besonders elastischer Gurtabschnitt ausgebildet.

Unter „elastischer Gurtab schnitt“ wird gemäß der Erfindung in erster Linie ein elastisches, das heißt durch Zugbeanspruchung dehnbares, flexibles Band, besonders in Form eines gewebten Gurtes verstanden. Funktionsäquivalente Ausführungen besonders Elastomerbänder, bevorzugt aus Gummi, Silikonkautschuk, Polyurethan und ähnlichen, sind damit ebenso erfasst. Alternativ sind darunter auch elastische Spannseile mit Einlagen aus Elastomerfasern zu verstehen. Es ist vorgesehen, dass diese elastischen Gurtabschnitte, besonders im Vergleich zu den übrigen Abschnitten der Schultergurtschlaufen, mehr elastisch, das heißt bei Zugbeanspruchung weiter dehnbar, sind. In einer bevorzugten Variante sind diese elastischen Gurtabschnitte jeweils die einzigen Bestandteile der Schultergurte, die unter den Zugkräften, die bei sachgemäßer Benutzung der Orthese auftreten können, besonders beim Beugen des Rückens, gedehnt, das heißt verlängert, werden. Bevorzugt besitzt der elastische Gurtabschnitt einen Kraft- Dehnungsbereich bei einer Längendehnung von +60% von 7 N bis 55 N, insbesondere von 20 N bis 40 N. Dieser elastische Gurtabschnitt ist bevorzugt jeweils an demjenigen Ende der Schultergurtschlaufe angeordnet, die jeweils über den hinteren oberen Rücken zu den Schultern nach oben ziehen. Da gerade in diesem Körperbereich die Längenänderung beim Beugen des Rückens besonders stark ausgeprägt ist, kann der dort angeordnete besonders elastische Gurtabschnitt einen übermäßigen Zug der Gurte verringern, das heißt besonders durch seine Eigendehnung beim Beugen kompensieren. So dient der elastische Gurtabschnitt durch seine Dehnbarkeit einerseits der Zugkraftbegrenzung des von den Schultergurten in den Becken gurt eingeleiteten Zugs, was die Migration des Beckengurts verhindert. Zum anderen kann damit auch die Längenveränderung des Rückens beim Beugen kompensiert werden, was die Schultergurte an der Schulter in Position hält, Bewegungsfreiheit gibt und den Tragekomfort und die Wirksamkeit des Rückengurt-Systems erhöht.

In einer Variante davon ist dieser elastische Endabschnitt zusätzlich mit einer separat ausgebildeten und parallel zu dem elastischen Abschnitt geführten mechanischen Dehnungsbegrenzung versehen. Die Dehnungsbegrenzung kann als mindestens ein weniger elastisches oder unelastisches Band ausgebildet sein, das mit jeweils den Enden des elastischen Abschnitts verbunden ist. Dies kann, je nach gewünschtem Therapieziel oder Anwendungszweck des Systems, der kontrollierten Bewegungsführung bei der Beugung dienen. Insbesondere soll eine übermäßige Beugung des Rückens verhindert werden, was therapeutisch, beispielsweise in der postoperativen Rehabilitation oder im Bereich des Arbeitsschutzes beim Heben von Lasten zur Reklination und Haltungsverbesserung und der daraus resultierenden Verbesserung der Lasteinleitung im Rücken, angezeigt sein kann.

In einer weiteren Ausführung ist das erfindungsgemäße Stützgurt-System zumindest an den Kreuzungspunkten der Schultergurtschlaufen in separaten Kreuzführungen geführt. Dies dient insbesondere der Vereinfachung des Anliegens der Rücken orthese an den Träger oder Benutzer, da die Kreuzführungen die sich kreuzenden Schultergurte an den richtigen Positionen halten. Bevorzugt ist zumindest eine solche Kreuzführung in dem oberen mittigen rückenseitig liegenden Kreuzungspunkt vorgesehen. Das erfindungsgemäße Rückenstützgurt-System erlaubt, den Tragenden daran zu erinnern, bei einer Fehlhaltung des Oberkörpers, das heißt besonders: Rumpf stark nach vom gebeugt und im schlimmsten Fall zusätzliche Rotation des Rückens in der vorgebeugten Haltung, eine schonendere Haltung einzunehmen, das heißt besonders: eine aufrechte Haltung. Beim Heben von Lasten mit gekrümmter Wirbelsäule resultiert Lastverschiebung auf den vorderen Teil des ventralen Pfeilers des Wirbelkörpers, durch Aufrichtung der Wirbelsäule und Heben aus den Knien (aufrechte Haltung) verteilt sich die Last vorteilhafterweise flächig auf den ventralen Pfeiler. Die aufrechte Haltung kann vom Tragenden besonders dann eingenommen, wenn er bei Beugung des Oberkörpers nach vorn einen verstärkten Zug über das erfindungs gemäße Schultergurtsystem erfährt. Der Beckengurt dient dabei als„Anker“ und legt den zentralen Fixpunkt fest, der dazu dient, aus der Bewegung eine Kraft an den Schultern in dorsaler Richtung über das Gurtsystem zu erzeugen. Ein weiterer Nebeneffekt des straff anliegenden gespannten Beckengurtes des erfindungsgemäßen Rückenstützgurt-Systems ist die Vermittlung eines Sicherheits- und Stabilisationsgefühls an den Träger des Systems.

In einer besonderen Ausführung ist das erfindungsgemäße Rückenstützgurt-System daher auf einer elastischen Weste oder Jacke aufgerüstet, wobei die Schultergurte und/oder der Beckengurt zumindest abschnittsweise an der Weste oder Jacke fixiert sind. Gegenstand der Erfindung ist daher auch eine Arbeitsschutzkleidung, besonders in Form einer Weste oder Jacke, enthaltend eine dehnbare Weste oder Jacke und das hierin beschriebene erfindungsgemäße Rückenstutzgurtsystem

Im einfachsten Falle ist das Rückenstützgurtsystem mit der Weste oder Jacke vernäht. In einer alternativen Variante sind die Stützgurte an der Weste oder Jacke in Laschen geführt. Die Ausbildung an einer Weste oder Jacke erlaubt ein vereinfachtes An- und Ablegen, was bei allem bei kurzfristiger und wiederkehrender Verwendung des Rückenstützgurt-Systems, beispielsweise im Bereich des Arbeitsschutzes, sehr nützlich ist. Die verwendete Weste oder Jacke besteht aus elastischem Gewebe oder Gestrick. Alternativ können flexible Westen, wie sie beispielsweise als Warnwesten an sich bekannt sind, mit dem erfindungs gemäßen Rückenstützgurt-System aufgerüstet werden. Schließlich ist Gegenstand der Erfindung auch die Verwendung der erfindungsgemäßen Rückenorthese oder der erfindungsgemäßen Arbeitsschutzkleidung zum Schutz vor nachteiligen Belastungen des Rückens.

Die Erfindung wird durch die nachfolgenden spezifischen Ausführungsbeispiele näher illustriert, ohne dass diese beschränkend zu verstehen wären.

Figur 1 zeigt eine perspektivische Frontalansicht einer ersten Ausführung der erfindungsgemäßen Rückenorthese. An einem Beckengurt 30 mit einem rückenseitigen Mittenabschnitt 31 ist an dem rechten Seitenabschnitt 34 des Beckengurts 30 eine über die linke Schulter anlegbare linke Schulterschlaufe 24 und an dem linken Seitenabschnitt 32 des Beckengurts 30 eine über die rechte Schulter anlegbare rechte Schulterschlaufe 22 befestigt. Das im angelegten Zustand rückenseitig verlaufende (dorsale) Ende 25 der linken Schultergurtschlaufe 24 ist über einen elastischen Gurtabschnitt 80 mit einem im Wesentlichen unelastischen Zugband 54 verbunden. Das Zugband 54 läuft über ein in dieser Ausführung als Öse, Ring oder einfache Schnalle ausgebildetes rechtes Umlenkelement 64 rechts von dem Mittenabschnitt 31 an dem Beckengurt 30 ein und wird, den Mittenabschnitt 31 querend, an den linken Seitenabschnitt 32 des Beckengurts 30 entlang nach vome geführt, wo es in einem freien Ende 55 ausläuft. Das freie Ende 55 des Zugbands 54 ist dabei an dem linken Beckengurtende 32 festlegbar. Entsprechend symmetrisch dazu läuft das rückenseitige Ende 23 der rechten Schultergurtschlaufe 22 über einen elastischen Gurtabschnitt 80 in ein Zugband 52, welches in einem entsprechenden linken Umlenkelement 62 in den Beckengurt 30 einläuft, ebenfalls den Mitteabschnitt 31 quert und an dem rechten Seitenabschnitt 34 entlang in ein freies Ende 55 ausläuft. Das freie Ende 55 des Zugbands 52 ist an dem rechten Beckengurtende 35 festlegbar. Die jeweils anderen Enden 26, 27 der Schultergurtschlaufen 22, 24 sind in der dargestellten Ausführung fest mit einem weiter seitlich, das heißt weiter von dem Mittenabschnitt 31 entfernt liegenden Bereich der Seitenabschnitte 32, 34 verbunden. Dazu ist das zweite Ende 26 der rechten Schultergurtschlaufe 22 an einer linken Verankerung 72 mit dem linken Seitenabschnitt 32 des Beckengurts 30 fest verbunden. Diese linke Verankerung 72 ist in einem Bereich des linken Seitenabschnitts 32 positioniert, der, wenn die Orthese an den Träger angelegt ist, an oder über dem linken Beckenkamm des Trägers liegt. Ebenso ist das zweite Ende 27 der linken Schultergurtschlaufe über eine rechte Verankerung 74 mit dem rechten Seitenabschnitt 34 des Beckengurts 30 fest verbunden. Ebenso ist diese rechte Verankerung 74 in einem Bereich des rechten Seitenabschnitts 34 positioniert, der, wenn die Orthese an den Träger angelegt ist, an oder über dem rechten Beckenkamm des Trägers liegt. Durch die erfindungsgemäße Positionierung der Befestigungen der Enden 23, 25, 26, 27 der Schultergurtschlaufen 22, 24 an dem Beckengurt 30 auf jeweils der gegenüberliegenden Körperseite kreuzen sich die Schultergurtschlaufen in vier Kreuzungspunkten: einem rückenseitigen mittigen oberen Kreuzungspunkt 41 und einem rückenseitigen mittigen unteren Kreuzungspunkt 43 sowie in einem linken seitlichen Kreuzungspunkt 42 und einem rechten seitlichen Kreuzungspunkt 44. An den oberen Abschnitten der Schultergurte, die, wenn die Orthese an den Träger angelegt ist, im Bereich von Schlüsselbein und Schulterblatt verlaufen, sind optional zusätzliche insbesondere teilelastische und/oder gepolsterte Schulterbänder 28 ausgebildet.

Figur 2 zeigt eine andere Ausführung der erfindungsgemäßen Rückenorthese in geöffnetem Zustand in perspektivischer Rückansicht. Abweichend von den in Figur 1 gezeigten Merkmalen entsprechenden Bestandteilen weist die Ausführung gemäß Figur 2 neben ansonsten entsprechenden Bestandteilen eine alternative Zugbandführung auf: Die Zugbänder 52, 54 der rechten und linken Schultergurtschlaufe 24, 22 laufen in den Beckengurt 30 jeweils in ersten seitlichen linken und rechten Umlenkelementen 62 und 64 ein. Von dort werden sie zunächst erst jeweils in Richtung des Mittenabschnitts 31 umgelenkt und laufen dort in mittiger, das heißt näher an dem Mittenabschnitt 31, positionierte zweite linke und rechte Umlenkelemente 63, 65 ein. Dort werden die Zugbänder 52 und 54 umgelenkt und ziehen dann jeweils in Richtung linkes beziehungsweise rechtes Beckengurtende 33, 35. Zusätzlich zu der Ausführung von Figur 1 sind in der Ausführung gemäß Figur 2 zur Befestigung des jeweils zweiten Endes 26, 27 der Schultergurtschlaufen 22 und 24 an den Verankerungspunkten 72 und 74 einstellbare zweite Zugbänder 56, 57 vorgesehen, die hier jeweils mit sich selbst in Schnallen 58 verklemmt sind, um eine Fängen Verstellung der Schultergurte zu erreichen. Figur 3 zeigt die Rückenorthese gemäß Figur 2 in an einem Träger angelegter Form in perspektivischer Rückansicht. Zusätzlich ist dargestellt, dass die ersten Umlenkelemente 62, 64 im Bereich des elastischen Beckengurts 30 an einem Versteifungselement 36 angeordnet und damit insbesondere direkt verbunden sind. Ebenso ist der Mittenabschnitt 31 des Beckengurts 30 hier erkennbar als Versteifungselement ausgebildet, woran die zweiten Umlenkelemente 63, 65 angeordnet und damit insbesondere direkt verbunden sind.

Figur 4 zeigt die Ausführung gemäß Figur 1 in an dem Träger angelegten Zustand in perspektivischer Frontalansicht die Bezugszeichen gelten entsprechend.

Die Figuren 5A und 5B zeigen jeweils alternative Varianten der Ausführung gemäß Figur 2 oder 3, wobei die ersten Umlenkelemente 62, 64 an den Versteifungselementen 36 sowie die zweiten Umlenkelemente 63, 65 an dem als Versteifungselement ausgebildeten Mittenabschnitt 31 des Beckengurts an variablen Positionen festlegbar oder festgelegt sind, wodurch sich die Anordnung der jeweiligen in diesen Umlenkelementen geführten Zugbänder 52, 54 an dem Beckengurt 30 alternativ ausgestaltet. Die Figur 5A zeigt eine erste Anordnung der ersten Umlenkelemente 62 und 64 an dem oberen Rand des Beckengurts 30 und die der zweiten Umlenkelemente 63, 65 in mittlerer Höhe an dem Mittenabschnitt 31. Die Figur 5B zeigt eine alternative Anordnung der ersten Umlenkelemente 62, 64 im mittleren Bereich des Beckengurts 30 und die der zweiten Umlenkelemente 63, 65 im unteren Bereich des Mittenabschnitts 31.

Figur 6 zeigt eine weitere alternative Ausführung der Rückenorthese in einer zu Darstellung in Figur 1 analogen Frontalansicht. Abweichend zu den Ausführungen gemäß Figur 1 und gleichermaßen zu der alternativen Ausführung nach Figur 2, ist in der hier dargestellten Variante dieser Ausführungen zusätzlich vorgesehen, dass die freien zweiten Enden 26 und 27 der beiden Schultergurtschlaufen 22, 24 jeweils in linken und rechten seitlichen Umlenkelementen 66, 67 geführt sind und dort in, wobei das zweite Ende 26 der rechten Schultergurtschlaufe 22 in ein zweiten Zugband 56 und das zweite Ende 27 der linken Schultergurtschlaufe 24 in ein zweites Zugband 57 auslaufen. Diese sind jeweils über ihre freien Zuggurtenden 55 ebenfalls an den linken und rechten Beckengurtenden 33, 35 festlegbar. In dieser Ausführung sind also beide Enden 23, 25, 26, 27 der jeweiligen Schultergurtschlaufen jeweils über einzeln zugeordnete Zugbänder 52, 54, 56, 57 separat spannbar.

Figur 7 zeigt eine weitere Ausführung der erfindungs gemäßen Rückenorthese gemäß Figur 1 in einer zur Darstellung in Figur 2 analogen Darstellung. Gleiche Bezugszeichen bezeichnen gleiche oder funktionsgleiche Elemente.

Figur 8 zeigt eine weitere Ausführung Erfindung als Arbeitsschutzkleidung: Ein zu der Ausführung gemäß Figur 2 analoges Rückenstützgurt-System ist auf eine elastische Weste 90 aufgerüstet ist. Dabei sind rechte und linke Schultergurtschlaufe 22, 24 und Becken gurt 30 zumindest abschnittsweise fest mit der Weste 90 verbunden. Die

Rückenorthese kann so zusammen mit der Weste 90 direkt und unmittelbar angelegt werden.

BEZUGSZEICHENLISTE rechte Schultergurtschlaufe (22)

der rechten Schultergurtschlaufe erstes Ende (23) linke Schultergurtschlaufe (24)

der linken Schultergurtschlaufe erstes Ende (25) der rechten Schultergurtschlaufe zweites Ende (26) der linken Schultergurtschlaufe zweites Ende (27)

Schulterband (28)

Beckengurt (30)

Mittenabschnitt (31)

linker Seitenabschnitt (32)

linkes Beckengurtende (33)

rechter Seitenabschnitt (34)

rechtes Beckengurtende (35)

Versteifungselement (36)

mittiger oberer Kreuzungspunkt (41)

linker seitlicher Kreuzungspunkt (42)

mittiger unterer Kreuzungspunkt (43)

rechter seitlicher Kreuzungspunkt (44)

der rechten Schultergurtschlaufe erstes Zugband (52) der linken Schultergurtschlaufe erstes Zugband (54) der rechten Schultergurtschlaufe zweites Zugband (56) der linken Schultergurtschlaufe zweites Zugband (57)

Gurtschnalle (58)

erstes linkes Umlenkelement (62)

zweites linkes Umlenkelement (63)

erstes rechtes Umlenkelement (64)

zweites rechtes Umlenkelement (65)

linkes seitliches Umlenkelement (66)

rechtes seitliches Umlenkelement (67) linke Verankerung (72) rechte Verankerung (74) elastischer Gurtabschnitt (80) Jacke (90)