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Patent Searching and Data


Title:
BIOSENSOR, METHOD FOR THE PRODUCTION THEREOF, AND METHOD FOR DETECTING AN ANALYTE USING THE BIOSENSOR
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2017/194746
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a biosensor comprising the following components: (a) a sensor base having an insulating substrate and at least one electrically conductive working electrode positioned thereon, in particular formed from separately controllable interdigital electrodes; (b) reduced graphene oxide (rGO) applied to at least one of the working electrodes; (c) a spacer covalently bonded to the reduced graphene oxide; and (d) an antibody fragment Fab covalently bonded to the spacer. The invention also relates to a method for producing the biosensor, a biochip provided with the sensor, and method for detecting an analyte using the biosensor/biochip.

Inventors:
GRABBERT NIELS (DE)
MEYER VERA (DE)
LANG KLAUS-DIETER (DE)
FIEDLER MARKUS (DE)
Application Number:
PCT/EP2017/061479
Publication Date:
November 16, 2017
Filing Date:
May 12, 2017
Export Citation:
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Assignee:
FRAUNHOFER GES FORSCHUNG (DE)
International Classes:
G01N33/543; G01N27/00
Foreign References:
KR20160004421A2016-01-13
Other References:
ZHANG XIAOYUE ET AL: "Ultrasensitive nonenzymatic immunosensor based on bimetallic gold-silver nanoclusters synthesized by simple mortar grinding r", SENSORS AND ACTUATORS B: CHEMICAL: INTERNATIONAL JOURNAL DEVOTED TO RESEARCH AND DEVELOPMENT OF PHYSICAL AND CHEMICAL TRANSDUCERS, vol. 194, 2014, pages 64 - 70, XP028609189, ISSN: 0925-4005, DOI: 10.1016/J.SNB.2013.12.065
DAN WU ET AL: "Simultaneous electrochemical detection of cervical cancer markers using reduced graphene oxide-tetraethylene pentamine as electrode materials and distinguishable redox probes as labels", BIOSENSORS AND BIOELECTRONICS, vol. 54, 1 April 2014 (2014-04-01), NL, pages 634 - 639, XP055389694, ISSN: 0956-5663, DOI: 10.1016/j.bios.2013.11.042
KAI YANG ET AL: "Preparation and functionalization of graphene nanocomposites for biomedical applications", NATURE PROTOCOLS, vol. 8, no. 12, 7 November 2013 (2013-11-07), GB, pages 2392 - 2403, XP055295539, ISSN: 1754-2189, DOI: 10.1038/nprot.2013.146
JANA VLACHOVA ET AL: "Utilization of graphene oxide electrophoretic deposition for construction of electrochemical sensors and biosensors", JOURNAL OF METALLOMICS AND NANOTECHNOLOGIES, vol. 3, 1 January 2015 (2015-01-01), pages 57 - 63, XP055390412
KIM TRUC NGUYEN ET AL: "Graphene and Graphene Derivatives in Biosensing, Imaging, Therapeutics, and Genetic Engineering", REV. CELL BIOL. MOL. MEDICINE, vol. 1, no. 1, 1 January 2015 (2015-01-01), pages 386 - 420, XP055389819
LONKAR SUNIL P ET AL: "Recent advances in chemical modifications of graphene", NANO RESEARCH, TSINGHUA UNIVERSITY PRESS, CN, vol. 8, no. 4, 28 November 2014 (2014-11-28), pages 1039 - 1074, XP035497347, ISSN: 1998-0124, [retrieved on 20141128], DOI: 10.1007/S12274-014-0622-9
CELIK NUMAN ET AL: "Graphene-based biosensors: methods, analysis and future perspectives", IET CIRCUITS DEVICES AND SYS, THE INSTITUTION OF ENGINEERING AND TECHNOLOGY, GB, vol. 9, no. 6, 1 November 2015 (2015-11-01), pages 434 - 445, XP006054560, ISSN: 1751-858X, DOI: 10.1049/IET-CDS.2015.0235
Attorney, Agent or Firm:
STREHL, SCHÜBEL-HOPF & PARTNER (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1 . Biosensor, der folgende Komponenten umfasst:

(a) eine Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen, elektrisch leitenden Arbeitselektrode,

(b) auf mindestens eine der Arbeitselektroden aufgebrachtes reduziertes Graphen (rGO),

(c) an das reduzierte Graphen kovalent gebundene Abstandshalter ("Spacer") unterschiedlicher Länge,

(d) jeweils ein an die Abstandshalter kovalent gebundenes Fängermolekül.

2. Biosensor nach Anspruch 1 , wobei das Fängermolekül ein Antikörperfragment Fab oder ein L-Aptamer ist.

3. Biosensor nach Anspruch 1 oder 2, bei dem die Komponenten (b) bis (d) auf eine

Arbeitselektrode, wobei der Biosensor weiterhin eine Referenzelektrode aufweist, oder auf mit Wechselstrom beaufschlagbare Interdigitalelektroden aufgebracht sind.

4. Biosensor nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Abstandshalter durch Umsetzen von endseitig aminierten Polyalkylenglycol-Molekülen unterschiedlicher Länge und/oder Polyalkylenpolyamin-Molekülen unterschiedlicher Länge zuerst mit Graphen und dann mit dem Fängermolekül erhältlich sind.

5. Biosensor nach einem der vorstehenden Ansprüche, worin die kovalente Bindung

zwischen dem Abstandshalter und dem Fängermolekül durch Umsetzen einer

Carboxylgruppe des Antikörperfragments Fab als Fängermolekül mit einer Aminogruppe des Abstandshalters oder durch Umsetzen einer mittels Azidoacetylchlorid azidierten Aminogruppe mit einem DNA- oder RNA-Molekül als Fängermolekül erhältlich ist.

6. Biosensor nach einem der vorstehenden Ansprüche, der durch folgende Schritte

erhältlich ist:

(i) das Bereitstellen einer Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen elektrisch leitenden Arbeitselektrode,

(ii) das Bereitstellen von reduziertem Graphen, an das kovalent Abstandshalter

gebunden sind,

(iii) das Auftragen des gemäß Schritt (ii) bereitgestellten, mit Abstandshaltern

funktionalisierten reduzierten Graphens auf die mindestens eine

Arbeitselektrode,

(iv) das Umsetzen eines Fängermoleküls mit dem in Schritt (iii) erhaltenen Produkt.

7. Biosensor, der durch folgende Schritte erhältlich ist:

(i) das Bereitstellen einer Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen elektrisch leitenden Arbeitselektrode,

(ii) das Bereitstellen von reduziertem Graphen,

(iii) das kovalente Binden von Abstandshaltern an das reduzierte Graphen,

(iv) das Auftragen des bereitgestellten, mit Abstandshaltern funktionalisierten

reduzierten Graphens auf die mindestens eine Arbeitselektrode,

(v) das Umsetzen eines Fängermoleküls mit dem in Schritt (iv) erhaltenen Produkt, wobei das reduzierte Graphen zwischen den Schritten (ii) und (iii) oder zwischen den Schritten (iii) und (iv) in einem Lösungsmittel unter Ultraschallbehandlung dispergiert wird.

8. Verfahren zum Herstellen eines Biosensors, welches die folgenden Schritte umfasst:

(i) das Bereitstellen einer Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und

mindestens einer darauf befindlichen, elektrisch leitenden Arbeitselektrode,

(ii) das Bereitstellen von reduziertem Graphen, das mit difunktionellen

Aminoverbindungen unterschiedlicher Länge funktionalisiert wurde,

(iii) das Auftragen des in Schritt (ii) bereitgestellten funktionalisierten reduzierten Graphens auf die mindestens eine Arbeitselektrode sowie

(iv) das Umsetzen eines Fängermoleküls mit dem in Schritt (iii) erhaltenen Produkt.

9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei ein Biosensor nach einem der Ansprüche 1 bis 7 erhalten wird.

10. Verfahren zum Herstellen eines Biosensors, welches die folgenden Schritte umfasst:

(i) das Bereitstellen einer Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und

mindestens einer darauf befindlichen, elektrisch leitenden Arbeitselektrode,

(ii) das Bereitstellen von reduziertem Graphen,

(iii) das Funktionalisieren des reduzierten Graphens mit difunktionellen

Aminoverbindungen,

(iv) das Auftragen des bereitgestellten funktionalisierten reduzierten Graphens auf die mindestens eine Arbeitselektrode und

(v) das Umsetzen eines Fängermoleküls mit dem in Schritt (iv) erhaltenen Produkt, wobei das reduzierte Graphen zwischen den Schritten (ii) und (iii) oder zwischen den Schritten (iii) und (iv) in einem Lösungsmittel unter Ultraschallbehandlung dispergiert wird.

1 1 . Verfahren nach Anspruch 10, wobei das reduzierte Graphen in Schritt (iv) mittels

elektrophoretischer Abscheidung aufgetragen wird.

12. Verfahren nach Anspruch 1 1 , wobei ein Biosensor nach einem der Ansprüche 1 bis 7 erhalten wird.

13. Biochip, der einen Biosensor nach einem der Ansprüche 1 bis 7 trägt.

14. Verfahren zum Nachweisen eines Analyten, welches das Kontaktieren eines in einem flüssigen Medium befindlichen Analyten mit einem Biosensor nach einem der Ansprüche 1 bis 7 oder mit einem Biochip nach Anspruch 13 und das nachfolgende Messen der durch die Wechselwirkung des Analyten mit dem Biosensor bzw. Biochip bewirkten Änderung einer elektrischen Eigenschaft des Biosensors umfasst.

* * *

Description:
Biosensor, Verfahren zu seiner Herstellung und Verfahren zum Nachweisen eines Analyten mit Hilfe des Biosensors

Gebiet der Erfindung

Die vorliegende Erfindung betrifft einen Biosensor, ein Verfahren zur Herstellung desselben, einen den Biosensor tragenden Chip sowie ein Verfahren zum Nachweisen eines zu detektierenden Analyten (eines Antigens oder Biomarkers).

Stand der Technik

Graphen ist eine ultradünne Schicht aus zu einem Bienenwabenmuster verbundenen

Kohlenstoffatomen. Es bietet aufgrund seiner hervorragenden elektrischen Fähigkeit in

Kombination mit einer hohen chemischen und mechanischen Stabilität weitreichende

Anwendungsmöglichkeiten. Mittels chemischer Funktionalisierung gelingt es nicht nur, stabile Graphensuspensionen herzustellen, sondern auch seine Wechselwirkung mit anderen

Materialien zu kontrollieren, was von großer Bedeutung für die Realisierung von Produkten ist. Für diese Zwecke wird vor allem reduziertes Graphenoxid (rGO) verwendet (Wojtoniszak, M. et al. (2012),„Synthesis, dispersion, and cytocompatibility of graphene oxide and reduced graphene oxide", Colloids and Surfaces B: Biointerfaces Volume 89, pages 1 -294).

Beispielsweise wird modifiziertes Graphen über selektive chemische Wechselwirkungen als chemischer oder biochemischer Sensor für Analytmoleküle eingesetzt. Aus dem Stand der Technik ist mit Polyethylenglykol (PEG) funktionalisiertes rGO bekannt. Weiterhin kann rGO- PEG-NH 2 ausgenutzt werden, um während eines Immunoassays Bakterien abzutöten. Damit kann die Detektionsgenauigkeit erhöht und unerwünschtes Ergebnisrauschen, durch z.B. Bakterienwachstum, verhindert werden („Highly Sensitive Detectionof DNA Hybridization on CommercializedGraphene-Coated Surface Plasmon Resonance Interfaces", Anal. Chem., 2014, 86 (22), pp 1 121 1 -1 1216). Andererseits ist aus dem Stand der Technik die kovalente Modifizierung von Antikörpern oder Fragmenten davon mit PEG ("PEGylation") bekannt, mit der Antikörper oder deren Fragmente stabilisiert werden können („PEGylation of antibody fragments for half-life extension", Methods Mol. Biol. 2012; 901 :233-46). Zudem wird PEG als Abstandshalter für Antikörper in einem Analysemedium eingesetzt, um die Reaktionskinetik zu verbessern. Funktionalisiertes Graphen wurde auch bereits für die simultane Detektion von Adenin und

Guanin mittels Voltammetrie in DNA vorgeschlagen, siehe Ke-Jing Huang et al. in Colloids and Surfaces B: Biointerfaces 82 (201 1 ) 543-549. Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Biosensor bereitzustellen, mit dem ein Analytmolekül mit besonders hoher Sensitivität mit einer elektrischen Detektionsmethode, ausgewählt unter Impedanzspektrometrie und zyklischer Voltammetrie, innerhalb einer extrem kurzen Detektionszeit detektiert werden kann. Zusammenfassende Darstellung der Erfindung

Die Aufgabe wird durch Bereitstellen eines Biosensors mit mindestens einer mit reduziertem Graphen belegten Arbeitselektrode gelöst, wobei ein Antikörperfragment Fab bzw. ein anderes Fängermolekül kovalent über einen Abstandshalter an das reduzierte Graphen gebunden ist.

Die vorliegende Erfindung betrifft insbesondere die Gegenstände gemäß den folgenden Punkten (1 ) bis (14):

(1 ) Biosensor, der folgende Komponenten umfasst:

(a) eine Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen, elektrisch leitenden Arbeitselektrode,

(b) auf mindestens eine der Arbeitselektroden aufgebrachtes reduziertes Graphen (rGO), (c) an das reduzierte Graphen kovalent gebundene Abstandshalter ("Spacer") unterschiedlicher Länge,

(d) jeweils ein an die Abstandshalter kovalent gebundenes Fängermolekül.

(2) Biosensor nach (1 ), wobei das Fängermolekül ein Antikörperfragment Fab oder ein L- Aptamer ist. (3) Biosensor nach (1 ) oder (2), bei dem die Komponenten (b) bis (d) auf eine

Arbeitselektrode, wobei der Biosensor weiterhin eine Referenzelektrode aufweist, oder auf mit Wechselstrom beaufschlag bare Interdigitalelektroden aufgebracht sind.

(4) Biosensor nach einem der vorstehenden Punkte (1 ) bis (3), wobei die Abstandshalter durch Umsetzen von endseitig aminierten Polyalkylenglycol-Molekülen unterschiedlicher Länge und/oder Polyalkylenpolyamin-Molekülen unterschiedlicher Länge zuerst mit Graphen und dann mit dem Fängermolekül erhältlich sind.

Der Abstandshalter weist vorzugsweise eine optional durch Sauerstoffatome und/oder

Aminogruppen unterbrochene Kohlenwasserstoff kette mit einer Kettenlänge von vorzugsweise von 5 bis 10.000 Atomen auf. Vorzugsweise ist dieser Abstandshalter über Aminogruppen an das rGO angebunden; alternativ sind andere Kupplungsgruppen möglich, die durch eine Anbindung geeigneter reaktiver Gruppen an am Graphenoxid vor dessen Reduktion

vorhandene freie Carbonsäuregruppen oder dergleichen erhalten werden können.

Insbesondere wird der Abstandshalter durch Umsetzen mindestens difunktioneller Amine gegebenenfalls unterschiedlicher Länge wie Polyethylenglycol-NH 2 und/oder eines Polyalkylenamins wie z.B. Tetraethylenpentamin mit Graphenoxid und, nach Reduktion des Graphenoxids, Umsetzen mit dem Antikörperfragment Fab bzw. mit einem anderen

Fängermolekül erhalten. In diesem Zusammenhang sollen die Ausdrücke„von Polyalkylenglycol-NH 2 abgeleitet", "von Polyethylenglycol-NH 2 abgeleitet", "von Polyalkylenamin abgeleitet" und "von

Tetraethylenpentamin abgeleitet" bedeuten, dass ein endständig mit NH 2 -Gruppen modifiziertes Polyalkylenglycol/Polyethylenglycol bzw. ein Oligoalkylenamin/ Tetraethylenpentamin mit Graphen und mit dem Antikörperfragment Fab bzw. mit einem anderen Fängermolekül umgesetzt wurde, so dass der entstehende Abstandshalter mindestens zwei Kopplungsgruppen aufweist, wobei über eine dieser Gruppen das reduzierte Graphenoxid und über die andere dieser Gruppen das Antikörperfragment Fab bzw. ein anderes Fängermolekül gebunden ist. Die Bindung ist in der Regel jeweils als -C(0)NH-Kopplungsgruppe ausgestaltet.

Der Abstandshalter umfasst vorzugsweise sowohl Abstandshalter, die von Polyethylenglycol- NH 2 unterschiedlicher Länge abgeleitet sind, als auch Abstandshalter, die von

Tetraethylenpentamin abgeleitet sind.

Die Anbindung des Antikörperfragments bzw. eines anderen Fängermoleküls an den

Abstandshalter erfolgt vorzugsweise durch Umsetzen einer Carboxylgruppe des

Antikörperfragments Fab bzw. eines anderen Fängermoleküls mit einer Aminogruppe des Abstandshalters. Durch diese Umsetzung entstehen Amidgruppen.

Vorzugsweise ist also der Abstandshalter über Amidgruppen auch an das reduzierte

Graphenoxid, also an das Graphen, gebunden. Diese Umsetzung kann z.B. mittels eines im Stand der Technik bekannten Verfahrens unter Einsatz einer Carbodiimidverbindung als Katalysator erfolgen. In einer Ausführungsform sind eventuell vorhandene freie funktionelle Gruppen des reduzierten Graphenoxids und/oder des Abstandshalters blockiert.

Diese Blockierung ist erhältlich durch Umsetzen mit funktionelle Gruppen enthaltenden

Verbindungen, beispielsweise mit Proteinen. Eine übliche Zusammensetzung, ein sogenannter Blocking-Buffer, zur Blockierung von freien funktionellen Gruppen ist Milchpulver/1 :10PBS/0,1 % Tween20.

Der fertig vorbereitete Biosensor kann über eine Stabilisierungsschicht geschützt werden. Diese kann beispielsweise aus Zucker bestehen. Wird der Biosensor zum Messen eingesetzt, löst sich der Zucker in den Mess- und Spülflüssigkeiten auf. (5) Biosensor nach einem der vorstehenden Punkte (1 ) bis (4), worin die kovalente Bindung zwischen dem Abstandshalter und dem Fängermolekül durch Umsetzen einer Carboxylgruppe des Antikörperfragments Fab als Fängermolekül mit einer Aminogruppe des Abstandshalters oder durch Umsetzen einer mittels Azidoacetylchlorid azidierten Aminogruppe mit einem DNA- oder RNA-Molekül als Fängermolekül erhältlich ist.

(6) Biosensor nach einem der vorstehenden Punkte (1 ) bis (5), der durch folgende Schritte erhältlich ist:

(i) das Bereitstellen einer Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen elektrisch leitenden Arbeitselektrode,

(ii) das Bereitstellen von reduziertem Graphen, an das kovalent Abstandshalter gebunden sind,

(iii) das Auftragen des gemäß Schritt (ii) bereitgestellten, mit Abstandshaltern

funktionalisierten reduzierten Graphens auf die mindestens eine Arbeitselektrode,

(iv) das Umsetzen eines Fängermoleküls mit dem in Schritt (iii) erhaltenen Produkt. (7) Biosensor, der durch folgende Schritte erhältlich ist:

(i) das Bereitstellen einer Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen elektrisch leitenden Arbeitselektrode,

(ii) das Bereitstellen von reduziertem Graphen,

(iii) das kovalente Binden von Abstandshaltern an das reduzierte Graphen,

(iv) das Auftragen des bereitgestellten, mit Abstandshaltern funktionalisierten reduzierten Graphens auf die mindestens eine Arbeitselektrode,

(v) das Umsetzen eines Fängermoleküls mit dem in Schritt (iv) erhaltenen Produkt, wobei das reduzierte Graphen zwischen den Schritten (ii) und (iii) oder zwischen den Schritten

(iii) und (iv) in einem Lösungsmittel unter Ultraschallbehandlung dispergiert wird. (8) Verfahren zum Herstellen eines Biosensors, welches die folgenden Schritte umfasst:

(i) das Bereitstellen einer Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen, elektrisch leitenden Arbeitselektrode,

(ii) das Bereitstellen von reduziertem Graphen, das mit difunktionellen Aminoverbindungen unterschiedlicher Länge funktionalisiert wurde,

(iii) das Auftragen des in Schritt (ii) bereitgestellten funktionalisierten reduzierten Graphens auf die mindestens eine Arbeitselektrode sowie

(iv) das Umsetzen eines Fängermoleküls mit dem in Schritt (iii) erhaltenen Produkt.

(9) Verfahren nach (8), wobei ein Biosensor nach einem der Ansprüche 1 bis 7 erhalten wird. (10) Verfahren zum Herstellen eines Biosensors, welches die folgenden Schritte umfasst: (i) das Bereitstellen einer Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen, elektrisch leitenden Arbeitselektrode,

(ii) das Bereitstellen von reduziertem Graphen,

(iii) das Funktionalisieren des reduzierten Graphens mit difunktionellen Aminoverbindungen, (iv) das Auftragen des bereitgestellten funktionalisierten reduzierten Graphens auf die mindestens eine Arbeitselektrode und

(v) das Umsetzen eines Fängermoleküls mit dem in Schritt (iv) erhaltenen Produkt, wobei das reduzierte Graphen zwischen den Schritten (ii) und (iii) oder zwischen den Schritten (iii) und (iv) in einem Lösungsmittel unter Ultraschallbehandlung dispergiert wird. In den Punkten (6) bis (10) kann anstelle der Bereitstellung von mit Abstandshalter

modifiziertem, reduziertem Graphenoxid und dessen Aufbringen auf die Arbeitselektrode zunächst Graphenoxid auf die Arbeitselektrode aufgetragen und anschließend das Graphenoxid mit dem Aminogruppen tragenden Vorläufer für den Abstandhalter, z.B. mit Polyethylenglycol- NH 2 und/oder Tetraethylenpentamin, modifiziert werden, worauf das Graphenoxid (zu rGO) reduziert wird.

(1 1 ) Verfahren nach (10), wobei das reduzierte Graphen in Schritt (iv) mittels

elektrophoretischer Abscheidung aufgetragen wird.

(12) Verfahren nach (1 1 ), wobei ein Biosensor nach einem der Punkte (1 ) bis (7) erhalten wird.

(13) Biochip, der einen Biosensor nach einem der Punkte (1 ) bis (7) trägt.

(14). Verfahren zum Nachweisen eines Analyten, welches das Kontaktieren eines in einem flüssigen Medium befindlichen Analyten mit einem Biosensor nach einem der Punkte (1 ) bis (7) oder mit einem Biochip nach Punkte (13) und das nachfolgende Messen der durch die

Wechselwirkung des Analyten mit dem Biosensor bzw. Biochip bewirkten Änderung einer elektrischen Eigenschaft des Biosensors umfasst.

Vorteile der Erfindung

Das erfindungsgemäß genutzte Graphen liegt als rGO (reduziertes Graphen) vor und hat somit gewünscht einzigartige elektrische Eigenschaften, vor allem eine extrem hohe

Ladungsträgerbeweglichkeit. Diese ist ausschlaggebend für den in der vorliegenden Erfindung nutzbaren Effekt. Bei Wechselwirkung mit anderer Materie in der Nähe des rGO wird diese Beweglichkeit nämlich gestört. Dadurch kommt es schon bei kleinsten Mengen von

interagierender Materie zu einer signifikanten Veränderung der elektrischen

Materialeigenschaften, beispielsweise des Widerstandes. Daraus ergibt sich die herausragende Verwendbarkeit von Graphen als Sensormaterial für die vorliegenden Zwecke. Reduziertes Graphenoxid ist überdies kostengünstig in der Herstellung und einfach auf gewünschte

Zielstrukturen abscheidbar.

Durch das Vorhandensein eines Oberflächenabstandhalters variabler Länge wie voranstehend beschrieben, insbesondere unterschiedlicher Länge, wird die Fab-Mobilität erhöht und dadurch die Reaktionskinetik mit den Antigenen im Analysemedium verbessert.

Der Abstandshalter besitzt vorzugsweise endseitig jeweils Aminogruppen, Eine dieser Gruppen wird zur Anbindung an das rGO genutzt, die andere dient zur kovalenten Bindung an das Fab. Damit wird es möglich, Fab auf günstige und gängige Weise anzubinden. Weiterhin ermöglicht diese kovalente Bindung eine mehrfache Nutzung des Sensors. Fab-Antigen-Bindungen können nach gewünschter Messung aufgebrochen und der Biosensor erneut genutzt werden. Dadurch wird ein gewisser Recycling-Effekt des Sensors realisiert.

Mit PEG funktionalisiertes Graphen ist bio-kompatibel und kann daher leichter als reines rGO aus einem menschlichen oder tierischen Körper entfernt werden. Dies stellt einen wichtigen Punkt für die Arbeitssicherheit dar und reduziert außerdem die vom Produkt ausgehende Umweltbelastung.

Durch die Verwendung von Abstandshaltern unterschiedlicher Länge kann die Anzahl der Fab- Fragmente pro Flächeneinheit oder Volumeneinheit deutlich erhöht werden, so dass die

Leistungsfähigkeit des Biosensors verbessert werden kann.

Die Verwendung von Fab-Fragmenten hat mehrere Vorteile. Sie können monovalent an passende Antigene binden. Außerdem werden unspezifische Bindungen des Antikörper-Fc- Anteils komplett eliminiert, da dieser Abschnitt bei Nutzung eines Fab-Fragments nicht mehr vorhanden ist. Die Stabilität von Fab-Fragmenten, die geringer ist als die von ganzen

Antikörpern, wird durch die Bindung an PEG erhöht. Außerdem können mehr Fab-Fragmente auf der Elektrode untergebracht werden als es bei Verwendung von ganzen Antikörpern der Fall ist.

Die dreidimensionale Strukturanordnung des Graphens durch homogene Dispergierung von Graphenflocken und anschließende elektrophoretische Abscheidung der strukturierten

Graphenflocken hat den Vorteil, dass die Oberfläche des Graphens vergrößert wird und somit pro Flächeneinheit des Biosensors mehr Marker und folglich eine höhere Empfindlichkeit des Biosensors ermöglicht wird.

Beschreibung der Figuren

Figur 1 zeigt in einer schematischen Darstellung den Grundaufbau des erfindungsgemäßen Biosensors bzw. Chips mit einem isolierenden, biokompatiblen Substrat, einer Haftschicht für die Elektroden, erfindungsgemäß belegten Interdigitalelektroden, einer (grundsätzlich optionalen) Gegenelektrode, einer (grundsätzlich optionalen) Referenzelektrode, einer

(grundsätzlich optionalen) Gateelektrode im isolierenden Substrat, einer Passivierung (z.B. in Form eines Rings) sowie einem externen Anschlusspad. Die kovalente Anbindung des Fab- Fragments ist, wie auch in allen anderen nachfolgenden Figuren, nicht als -N=C=N- sondern als -C(0)NH-Bindung zu lesen.

Figur 2a zeigt eine schematische Darstellung bei Einfluss einer Analyseflüssigkeit.

Figur 2b zeigt eine schematische Darstellung der selektiven Biomarkerbindung unter der Analyseflüssigkeit. Figur 3 zeigt eine schematische Darstellung unterschiedlicher Messmethoden.

Figur 4 zeigt ein schematischesSchaltbild bei Nutzung einer Ag/AgCI 2 -Referenzelektrode auf Chip-Ebene.

Figur 5 zeigt eine schematische Darstellung einer Multiplex-Detektion mittels Verwendung von vier unterschiedlichen Fab-Fragmenten auf vier IDE-Strukturen, einer Arbeitselektrode pro IDE- Struktur und einer Referenzelektrode auf einem einzigen Biochip.

Figur 6 zeigt einen schematischen Entwurf eines Graphen-Biosensor-FETs, welcher über ein Substrat-Gate oder über Flüssig-Gate (Detektionsflüssigkeit leitend) gesteuert werden kann.

Figur 7 zeigt die schematische Darstellung einer IDE-Fingerstruktur.

Figur 8 zeigt ein vereinfachtes elektrisches Ersatzschaltbild eines IDE-Fingers, ohne und mit Analyt ("Biomarker"-)Bindung in Elektrolytlösung.

Figur 9 zeigt die schematische Veränderung der Impedanz in Abhängigkeit der Anwesenheit eines Biomarkers sowie bei verschiedenen Kreisfrequenzen ω, dargestellt in der

Komplexenzahlenebene.

Figur 10 zeigt die schematische Darstellung der Messung unter Einsatz eines

Operationsverstärkers (OPV) und einer Gegenelektrode.

Figur 1 1 zeigt die schematische Darstellung der Einstellung des Arbeitspunktes des Graphens über U Ga te- Als Drain und Source können hier die IDEs eingesetzt werden; alternativ werden die IDEs auf ein Potential gelegt und gegen die Gegen- oder Arbeitselektrode vermessen.

Zwischen Drain und Source wird sodann entweder der Stromfluss oder die Spannung gemessen. Figur 12 zeigt die Widerstandsänderung (Arbeitspunktverschiebung) bei verschiedenen Gate- Spannungen (VTG). Die Widerstandsänderung wird aus der IV-Messung (Messung des Stromflusses oder der Spannung) ermittelt.

Figur 13 zeigt eine REM-Auf nähme einer IDE mit abgeschiedenem Graphen. Figur 14 zeigt die schematische Darstellung der Chemolumineszenzdetektion mittels Sandwich- ELISA.

Figur 15 zeigt ein Impedanzspektrum mit und ohne GST als Analyten (Biomarker). Die

Detektion von 10 ng/ml GST im Messelektrolyt konnte gezeigt werden. Hierbei ergab sich eine Differenz der Impedanz ohne und mit Biomarker um signifikante 1000 Ohm. Figur 16 zeigt die Reaktionskinetik des Biosensors mit und ohne 10 ng/ml GST im

Messelektrolyten. Es konnte eine Detektionszeit von etwa 200 s ermittelt werden.

Figur 17 zeigt schematisch die Erhöhung der Oberfläche durch Erzeugung von

dreidimensionalen Strukturen aus zweidimensionalen rGO-Flocken.

Figur 18 zeigt ein REM-Bild von dreidimensional angeordneten Graphenflocken. Figur 19 ist eine schematische Darstellung der Funktionalisierung mittels Klick-Chemie und Amidbindung.

Detaillierte Beschreibung der Erfindung

Neben den vorstehend beschriebenen Ausgestaltungen (1 ) bis (14) betrifft die vorliegende Erfindung folgende Ausgestaltungen [1 ] bis [24]:

[1 ] Biosensor, der folgende Komponenten umfasst:

(a) eine Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen, elektrisch leitenden Arbeitselektrode, die insbesondere aus separat anste uerbaren

Interdigitalelektroden gebildet ist,

(b) auf mindestens eine der Arbeitselektroden aufgebrachtes reduziertes Graphen (rGO),

(c) einen an das reduzierte Graphen kovalent gebundenen Abstandshalter ("Spacer"),

(d) ein an den Abstandshalter kovalent gebundenes Antikörperfragment Fab.

Vorzugsweise sind an das reduzierte Graphen Abstandshalter unterschiedlicher Länge gebunden, wobei an jeden dieser Abstandshalter ein Antikörperfragment Fab gebunden ist. Das in den Punkten [1] bis [24] genannte Antikörperfragment Fab kann alternativ ganz allgemein ein in dieser Anmeldung definiertes Fängermolekül sein. [2] Biosensor nach [1 ], bei dem die Komponenten (b) bis (d) auf Interdigitalelektroden aufgebracht sind, welche mit Wechselstrom beaufschlagbar sind, wobei die Impedanz des Messsystems charakterisierbar ist.

[3] Biosensor nach [1 ], bei dem die Komponenten (b) bis (d) auf eine Arbeitselektrode aufgebracht sind, wobei der Biosensor weiterhin eine Referenzelektrode aufweist und wobei das Potential der Arbeitselektrode im Verhältnis zu der Referenzelektrode definiert veränderbar und der Stromfluss zwischen Arbeitselektrode und Referenzelektrode messbar ist.

[4] Biosensor nach [1 ], bei dem die Komponenten (b) bis (d) auf Interdigitalelektroden aufgebracht sind, wobei der Biosensor weiterhin eine Gegenelektrode und optional eine Referenzelektrode umfasst, wobei ein von außen aufgeprägter Stromfluss zwischen den Interdigitalelektroden detektierbar ist.

[5] Biosensor nach einem der Punkte [1] bis [4], wobei der Abstandshalter eine optional durch Sauerstoffatome und/oder Aminogruppen unterbrochene Kohlenwasserstoff kette mit einer Kettenlänge von vorzugsweise 5 bis 10.000 Atomen aufweist, wobei dieser

Abstandshalter vorzugsweise über Säureamidbindungen an das rGO angebunden ist.

[6] Biosensor nach einem der Punkte [1] bis [5], wobei der Abstandshalter durch Umsetzen von endseitig aminierten Polyalkylenglycol-Molekülen gegebenenfalls unterschiedlicher Länge und/oder Polyalkylenpolyamin-Molekülen gegebenenfalls unterschiedlicher Länge zuerst mit Graphen und dann mit Antikörperfragment Fab erhältlich ist. [7] Biosensor nach einem der Punkte [1] bis [6], worin die kovalente Bindung zwischen dem Abstandshalter und dem Antikörperfragment Fab durch Umsetzen einer Carboxylgruppe des Antikörperfragments Fab mit einer Aminogruppe des Abstandshalters erhältlich ist.

[8] Biosensor nach einem der Punkte [1] bis [7], wobei freie funktionelle Gruppen des reduzierten Graphens und/oder des Abstandshalters blockiert sind, vorzugsweise mit Hilfe eines Blockierungs-Puffers, der ein Protein enthält.

[9] Biosensor nach einem der Punkte [1] bis [8], dessen Oberflächen mit einer in wässrigem Medium löslichen Schutzschicht, z.B. einer Zuckerschicht, abgedeckt sind.

[10] Biosensor nach einem der Punkte [1] bis [9], der durch folgende Schritte erhältlich ist:

(i) das Bereitstellen einer Sensorbasismit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen, elektrisch leitenden Arbeitselektrode, die insbesondere aus separat ansteuerbaren Interdigitalelektroden gebildet ist,

(ii) das Bereitstellen von reduziertem Graphen, an das kovalent ein Abstandshalter gebunden ist, (iii) das Auftragen des gemäß Schritt (ii) bereitgestellten, mit Abstandshalter funktionalisierten reduzierten Graphens auf die mindestens eine Arbeitselektrode,

(iv) das Umsetzen eines Antikörperfragments Fab mit dem in Schritt (iii) erhaltenen Produkt.

[1 1] Biosensor nach einem der Punkte [1 ] bis [10], umfassend mehrere Arbeitselektroden, die mit unterschiedlichen Antikörperfragmenten Fab belegt sind, wobei jede der Arbeitselektroden einen Gegenelektrode besitzt.

[12] Biosensor nach einem der Punkte [1] bis [1 1 ], der auf die Wechselwirkung mit einem Antigen des Antikörperfragments Fab mit einer Veränderung seiner elektrischen Eigenschaften reagiert. [13] Verfahren zum Herstellen eines Biosensors, welches die folgenden Schritte umfasst:

(i) das Bereitstellen einer Sensorbasismit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen, elektrisch leitenden Arbeitselektrode, die insbesondere aus separat ansteuerbaren Interdigitalelektroden gebildet ist,

(ii) das Bereitstellen von reduziertem Graphen, das mit mindestens einer difunktionellen Aminoverbindung mit einer Atom-Kettenlänge zwischen zwei Aminogruppen, die 5 bis 10.000

Glieder aufweist, funktionalisiert wurde, wobei die difunktionelle Aminoverbindung insbesondere unter der Gruppe von Verbindungenausgewählt ist, die aus Polyethylenglycol-NH 2

unterschiedlicher Länge und Tetraethylenpentamin besteht

(iii) das Auftragen des in Schritt (ii) bereitgestellten, mit Abstandshalter funktionalisierten reduzierten Graphens auf die mindestens eine Arbeitselektrode, und

(iv) das Umsetzen eines Antikörperfragments Fab mit dem in Schritt (iii) erhaltenen Produkt.

[14] Verfahren zum Herstellen eines Biosensors, welches die folgenden Schritte umfasst:

(i) das Bereitstellen einer Sensorbasis mit einem isolierenden Substrat und mindestens einer darauf befindlichen, elektrisch leitenden Arbeitselektrode, die insbesondere aus separat ansteuerbaren Interdigitalelektroden gebildet ist,

(ii) das Erzeugen von reduziertem Graphen, das mit mindestens einer difunktionellen Aminoverbindung mit einer Atom-Kettenlänge zwischen zwei Aminogruppen, die 5 bis 10.000 Glieder aufweist, funktionalisiert wurde, wobei die difunktionelle Aminoverbindung insbesondere unter der Gruppe von Verbindungenausgewählt ist, die aus Polyethylenglycol-NH 2

unterschiedlicher Länge und Tetraethylenpentamin besteht,

(iii) das Auftragen des in Schritt (ii) erhaltenen funktionalisierten reduzierten Graphens auf die Sensorbasis, vorzugsweise in Gegenwart mindestens eines zweiwertigen biokompatiblen Kations,

(iv) das Entfernen von Lösungsmittel, soweit vorhanden, und

(iv) das Umsetzen eines Antikörperfragments Fab mit dem in Schritt (iii) erhaltenen Produkt. [15] Biochip, der einen Biosensor nach einem der Punkte [1 ] bis [12] trägt und mindestens eine Komponente aufweist, ausgewählt unter einer im Substrat befindlichen Gate-Elektrode, Kontaktstrukturen für die Ankontaktierung der Arbeitselektrode und ggf. der Gegenelektrode und/oder der Referenzelektrode, einer isolierenden Abdeckung, einer Auswerteschaltung, einem Kanal und/oder einer Pumpe für den Fluss von Mess- oder Testflüssigkeit.

[16] Verfahren zum Nachweisen eines Analyten, welches das Kontaktieren eines in einem flüssigen Medium befindlichen Analyten mit einem Biosensor nach einem der Punkte [1] bis [12] oder mit einem Biochip nach [15] und das nachfolgende Messen der durch die Wechselwirkung des Analyten mit dem Biosensor bzw. Biochip bewirkten Änderung einer elektrischen

Eigenschaft des Biosensors umfasst.

[17] Verfahren nach [16], worin die Änderung ausgewählt ist unter der Änderung des elektrischen Stroms, der elektrischen Spannung, der elektrischen Kapazität, der elektrischen Induktivität, des elektrischen Widerstands und der elektrischen Impedanz.

[18] Verfahren nach [16], worin der Biosensor Interdigitalelektroden als Arbeitselektroden aufweist und wobei ein definiertes Wechselsignal auf die Interdigitalelektroden gegeben und das Outputsignal gemessen wird, um die Impedanz (Z) des Messsystems zu charakterisieren, wobei das Messergebnis mit einem Messergebnis verglichen wird, das mit einem

vergleichbaren flüssigen Medium erhalten wurde, in dem sich kein Analyt befand.

[19] Verfahren nach [16], worin der Biosensor eine Referenzelektrode aufweist und das flüssige Medium ein Red-Ox-Additiv enthält, das während des Messens mittels zyklischer

Voltammetrie zyklisch oxidiert und reduziert wird, wodurch das Potential der Arbeitselektrode im Verhältnis zu der Referenzelektrode verändert wird, wobei der geflossene Strom während der Redox-Zyklen gemessen wird, wobei das Messergebnis mit einem Messergebnis verglichen wird, das mit einem vergleichbaren flüssigen Medium erhalten wurde, in dem sich kein Analyt befand.

[20] Verfahren nach [16], worin der Biosensor eine Referenzelektrode aufweist und das flüssige Medium ionenleitend ist, wobei ein Potentialzyklus mittels zyklischer Voltammetrie über die Referenzelektrode eingeprägt wird und die zwischen der Arbeitselektrode und der

Gegenelektrode geflossenen Ströme gemessen werden, wobei das Messergebnis mit einem Messergebnis verglichen wird, das mit einem vergleichbaren flüssigen Medium erhalten wurde, in dem sich kein Analyt befand.

[21] Verfahren nach [20], worin die Referenzeleketrode mit einem Operationsverstärker (OPV) ausgestattet ist, der das Potential an Gegenelektrode und Referenzelektrode mit einem Wunschpotential vergleicht und bei Abweichungen gegenregelt, wodurch ein potentiostatischer Aufbau erreicht wird.

[22] Verfahren nach [16], worin der Biosensor Interdigitalelektroden als Arbeitselektroden aufweist und im Substrat des Biosensors eine Gate-Elektrode eingebettet ist und diese Elektrode mit einem vorgegebenen Potential angesteuert wird, wodurch der Arbeitspunkt des Graphens eingestellt wird, wobei während des Messens der Stromfluss oder die Spannung zwischen den Interdigitalelektroden gemessen wird, wobei das Messergebnis mit einem Messergebnis verglichen wird, das mit einem vergleichbaren flüssigen Medium erhalten wurde, in dem sich kein Analyt befand. [23] Verfahren nach [16], worin der Biosensor Interdigitalelektroden als Arbeitselektroden aufweist und eine Messung unter Leerlaufspannung durchgeführt wird und eine erste der Interditigalelektroden als Null-Potential definiert wird, wobei der zeitliche Verlauf der

Potentialdifferenz dieser Interdigitalelektrode zur zweiten der Interdigitalelektroden ermittelt und damit festgestellt wird, ab wann sich das System in einem stabilen Zustand befindet, wobei das Messergebnis mit einem Messergebnis verglichen wird, das mit einem vergleichbaren flüssigen Medium erhalten wurde, in dem sich kein Analyt befand.

[24] Verfahren nach einem der Punkte [16] bis [23], worin der Biosensor eine Mehrzahl von Arbeitselektroden aufweist, die mit unterschiedlichen Antikörperfragmenten Fabs belegt sind.

Der in der vorliegenden Erfindung benutzte Ausdruck„Fängermolekül" bezeichnet ganz allgemein eine Substanz, die eine andere Substanz nichtkovalent binden kann. Diese Bindung ist vorzugsweise selektiv. Beispiele von Fängermolekülen sind Antikörper, insbesondere Fab- Fragmente, und Aptamere, insbesondere aus DNA und/oder RNA. L-Aptamere sind bevorzugt. Weitere denkbare Wechselwirkungen unter Einsatz einer Komponente als Fängermolekül sind Rezeptor-Ligand-Wechselwirkungen oder speziell die Biotin-Streptavidin-Wechselwirkung. Die in dieser Anmeldung genannten Fängermoleküle können aus einer Molekülspecies bestehen, also aus Proteinen, insbesondere Fab-Fragmenten, oder Aptameren. Die Fängermoleküle können jedoch auch ein Gemisch verschiedener solcher Molekülspecies bezeichnen. Die in der vorliegenden Beschreibung auf Antikörperfragmente Fab bezogenen Erläuterungen treffen entsprechend auch auf andere Fängermoleküle zu. Die hier verwendeten Bezeichnungen "Analyt" oder„Biomarker" umfassen jede Verbindung oder Substanz, die ein Antigen eines Antikörpers bzw. ein Substrat eines anderen

Fängermoleküls sein kann. Die Erfindung kann beispielsweise eingesetzt werden zur

Bestimmung von Pathogenen, Stoffwechselprodukten und anderen medizinisch wichtigen Biomarkern im Blut, Speichel, in rektalen Ausscheidungen und anderen Körperflüssigkeiten bei Mensch und Tier; zur Überwachung von Trinkwasser und Abwässern; zur Qualitätskontrolle in der Lebensmittelindustrie; oder in der Pharmazie und Arzneimittelentwicklung oder in der Sicherheitstechnik zur Detektion von chemischen oder biologischen Gefahrstoffen.

Der in der vorliegenden Erfindung verwendete Ausdruck„rGO" bezeichnet das durch Oxidation und anschließende Reduktion von Graphen erhältliche Produkt, also reduziertes Graphenoxid. Die Ausdrücke„reduziertes Graphenoxid" und„reduziertes Graphen" werden hier synonym verwendet.

Der in der vorliegenden Erfindung verwendete Ausdruck„Antikörperfragment Fab" bezeichnet das Fab-Fragment eines Antikörpers (Immunglobulins), beispielsweise IgG. Ein hier synonym verwendeter Ausdruck ist„Fab-Fragment" oder kurz„Fab". Der Ausdruck "Fab" wird sowohl für einzelne Moleküle als auch für die Gattung verwendet, wie es auch bei der Bezeichnung von chemischen Verbindungen üblich ist.

Bei dem erfindungsgemäßen Biosensor handelt es sich bevorzugt um einen On-Chip- Biosensor, welcher äußerst geringe Konzentrationen von definierten Biomarkern in

Flüssigkeiten detektieren kann. Als Sensor-Basis dient ein Substrat mit biokompatibler Oberfläche, beispielsweise aus Glas, biokompatiblen Polymeren, Si 3 N 4 , verschiedenen Siliziumoxiden, z.B. amorphem oder aus epitaktischem Si0 2 oder anderen geeigneten Materialen.

Das Substrat selbst kann isolierend, ein Halbleiter wie Silizium oder auch elektrisch leitend sein, sofern es in geeigneter Weise auf seiner Oberfläche isoliert ist. Der erfindungsgemäße Biosensor besitzt eine Basis mit einem isolierenden Substrat, auf das mindestens eine Arbeitselektrode aufgebracht ist. Bei jeder dieser Arbeitselektroden kann es sich um eine einzelne Flächenelektrode oder um Interdigitalelektroden (IDEs) handeln (Figur 7). Weitere Elektroden sind optional. Werden Interdigitalelektroden als positive und negative Elektrode geschaltet, kann beispielsweise eine weitere Elektrode als Referenzelektrode eingesetzt werden. Wird nur eine Arbeitselektrode eingesetzt, wird sie gegen eine

Gegenelektrode geschaltet; eine Referenzelektrode kann auch in dieser Variante eingesetzt werden, um die Arbeitselektrode oder die Gegenelektrode zu überwachen. In einer besonderen Ausführungsform, die mit allen voranstehenden Ausgestaltungen kombinierbar ist, wird eine (Substrat-)Gate-Elektrode eingesetzt. Diese kann über typische, dem Fachmann bekannte Halbleiterprozesse wie Dünnschichttechniken, Dickschichttechniken oder Ionenimplantation hergestellt werden. Die Referenzelektrode kann eine als Paste auf die Oberfläche des Sensors gedruckte Ag/AgCI-Elektrode sein. Werden Interdigitalelektroden eingesetzt, können, müssen aber nicht, beide Elektrodenstrukturen vollständig mit dem modifizierten rGO beschichtet sein, auch wenn nur eine davon als Arbeitselektrode und die andere z.B. als Pseudo- Referenzelektrode dienen soll, wie weiter unten beschrieben.

Auf das Substrat kann zuerst eine strukturierte Haftschicht aufgebracht werden, auf der die metallischen Elektrodenstrukturen besonders gut haften, beispielsweise eine Ti-Schicht. Auf dieser wird dann das Metall der Arbeitselektrode(n), beispielsweise Aluminium,, Platin, Gold oder ein anderes Edelmetall oder ein sonstiges elektrisch leitendes Material, das der Fachmann kennt, aufgebracht. Die strukturierte Ebene der Elektroden kann gleichermaßen auch für externe Anschlusspads eines Chips genutzt werden, wie z.B. aus den Figuren 1 bis 4 ersichtlich. Eine Passivierungsschicht, beispielsweise aus einem Kunststoffmaterial wie SU8, kann z.B. rahmenförmig um die Elektroden angeordnet sein, um ggf. offenliegende elektrische Leiterbahnen gegenüber der Messflüssigkeit zu schützen und gleichzeitig für diese eine Vertiefung zu bilden.

Alle Elektroden können auf Chip-Ebene integriert sein.

Figur 7 zeigt die schematische Darstellung einer IDE-Fingerstruktur (Interdigitalstruktur). Figur 8 zeigt ein vereinfachtes elektrisches Ersatzschaltbild eines IDE-Fingers, ohne und mit Biomarkerbindung in Elektrolytlösung.

Prinzipiell sollten die Abstände der IDE-Fingerstruktur <5μηι sein (Figur 7). Es ist bekannt, dass mit verringerten Fingerabständen die Sensorsensitivität exponentiell ansteigt.

Die miniaturisierte Ag/AgCI 2 -Referenzelektrode kann auf Chip-Ebene integriert werden

(Figur 4); sie wird wie erwähnt vorzugsweise aufgedruckt.

Der erfindungsgemäße Biosensor kann unter Nutzung von Gate-Elektroden ( Substrat-Gate und/oder Flüssig-Gate; Figuren 3 und 6) als FET (Feldeffekt-Transistor) aufgebaut sein, was zu höherer Sensitivtät und zur Möglichkeit der Signaladaption führt. Die Substrat-Gate-Elektrode befindet sich dabei isoliert im Träger (ihre elektrische Ansteuerung ist in den Figuren nicht gezeigt); wird sie über ein elektrisches Potential aktiviert, beeinflusst sie die elektronische Struktur des rGO. Unter "Flüssig-Gate" ist zu verstehen, dass mittels Gegenelektrode und Referenzelektrode im Elektrolyten ein definiertes elektrisches Potential eingestellt werden kann; der Stromfluss zwischen den IDEs kann damit gesteuert werden.

In dem erfindungsgemäßen Biosensor bildet vorzugsweise ein Aufbau mit einer

Interdigitalelektrode (IDE) als Arbeitselektrode auf einem Substrat die Sensorbasis (Figur 1 ).

Auf der Arbeitselektrode bzw. den Interdigitalelektroden befindet sich Graphen. Vorzugsweise ist/sind die gesamte Elektrodenoberflächen(n) der Arbeitselektrode(n) damit belegt. Herstellung von reduziertem Graphen(oxid)

Grundsätzlich wird Graphen mittels zweier Hauptmethoden hergestellt. Zum einem mittels CVD (Chemical Vapor Deposition), wobei eine Graphenschicht aus der Gasphase (z. B. aus CH 4 ) katalytisch auf z.B. Kupfer oder Nickel abgeschieden wird. Diese Form der Herstellung ist sehr kostenintensiv, da unter anderem hier meist ein Transferschritt benötigt wird, welcher das katalytisch abgeschiedene Graphen auf die eigentliche Wunschstruktur überträgt. Das auf diese Weise erzeugbare Graphen ist jedoch sehr defektfrei und hat perfekte elektrische

Zieleigenschaften. Nachteilig ist jedoch, dass es schwierig ist, funktionelle Gruppen an dieses Graphen anzulagern, weil kaum Strukturdefekte als Verbindungsglied für solche Gruppen vorhanden sind. Man kann künstlich wiederum Strukturdefekte einprägen (z.B. durch eine Plasmabehandlung), um dann gewünschte funktionelle Gruppe an die Graphenoberfläche zu binden. Dabei verschlechtern sich jedoch die elektrischen Eigenschaften, welche diese

Herstellungsvariante gerade besonders macht.

Nach der anderen Methode wird Graphen durch chemisches und/oder mechanisches Exfolieren von Graphit hergestellt. Der große Vorteil gegenüber dem CVD-Graphen ist die vergleichsweise kostengünstige Herstellung sowie die mögliche Massenproduktion. Graphit lässt sich vereinfacht als eine Säule aus gestapelten Graphenschichten auffassen. Meistens wird für die Exfolierung des Graphits die modifizierte HUMMERS-Methode verwendet, wobei der Graphit mittels chemischer Lösung stark oxidiert wird. Dadurch entstehen Hydroxyl- und Epoxygruppen in der Zwischenschicht des Graphits, weswegen sich die einzelnen Schichten weiter

voneinander entfernen und der Schichtaufbau an Stabilität verliert. Weiterhin entstehen an den Schichträndern Hydroxyl-, Carbonyl- und Carboxylgruppen. Die Oberfläche ist somit stark hydrophil. Bei Zugabe eines starken polaren Lösemittels siedelt dieses sich um die einzelnen funktionellen Oberflächengruppen an. Dabei exfolieren die einzelnen Schichten und es entsteht eine Suspension aus GO (Graphenoxid). Das Exfolieren kann noch durch Einprägung von

Ultraschall optimiert werden. Die Strukturdefekte können nun ausgenutzt werden, um definierte funktionelle Gruppe an die Oberfläche zu binden. Vorzugsweise in diesem Stadium wird das Graphen mit dem Abstandshalter ("Spacer") modifiziert, insbesondere durch Anbindung einer aminogruppenhaltigen Verbindung an auf der Graphenoberfläche befindliche COOH-Gruppen. Da jedoch auch nach dem "Verbrauch" eines Teils der COOH-Gruppen durch die hohe

Defektanzahl die elektrischen Eigenschaften des Graphens eher moderat ausfallen, kann eine anschließende chemische oder thermische Reduktion der durch die Oxidation entstandenen Gruppen zur Rückführung eines fast perfekten Gitters ausgenutzt werden, wie es vorliegend der Fall ist. Damit ändert sich die Materialbezeichnung klassisch in rGO (für reduziertes

Graphenoxid), und rGO nimmt ähnlich gute elektrische Eigenschaften wie CVD-Graphen an. Durch die chemische und mechanische Exfolierung wird das reduzierte Graphen typischerweise deformiert und auch gefaltet.

Weiterhin wird CVD-Graphen wie erwähnt auf einer Arbeitsoberfläche abgeschieden und kann nur durch gewisse Transferschritte auf eine Zielstruktur übertragen werden. Das rGO hingegen liegt nach der Herstellung oft als "Pulver" vor, das aus rGO-Flakes besteht, welche in

Suspension gebracht werden können, um sie dann direkt auf die gewünschte Struktur aufzubringen.

Typischerweise wird rGO mit dem oben beschriebenen Verfahren hergestellt. Unterschiedliche Funktionalisierungsschritte während der Herstellung führen hierbei zur veränderten

Oberflächenstrukturen, die dann gezielt genutzt werden können. Andere Verfahren sind jedoch ebenfalls von der Erfindung umfasst.

Aufbringen von reduziertem Graphenoxid auf die Arbeitselektrode(n)

Die elektrophoretische Abscheidung von rGO bietet die Möglichkeit, günstig, einfach und fokussiert rGO auf der oder den Arbeitselektroden abzuscheiden. Bevor das rGO elektrophoretisch abgeschieden wird, wird es erfindungsgemäß mit

vorzugsweise biokompatiblen Kationen, insbesondere 2-wertigen Kationen wie Mg 2+ versetzt. Diese werden vom Graphen adsorbiert und/oder können ebenso interkalieren. Dadurch wird das Oberflächenpotential der einzelnen Graphen-Flakes, auch als Zeta-Potential bezeichnet, erhöht. Dieses Oberflächenpotential macht eine elektrophoretische Abscheidung erst möglich. Nach der Abscheidung bildet die konzentrierte Ansammlung der eingelagerten Kationen mit entsprechenden Gegenionen eine schichtförmige Substanz, z.B. Mg(OH) 2 im Falle der

Verwendung von Mg 2+ -lonen, die mit OH " -lonen reagieren. Diese kommen aus dem (wässrigen oder wasserhaltigen) Lösungsmittel oder aus separat zugesetztem Wasser. Diese Schicht ist sehr fest und haftend und dient daher gleichzeitig als Haftschicht /Haftvermittler zwischen Graphen und der Elektrodenoberfläche. Weiterhin können auch andere Additive ergänzt werden, beispielsweise Cellulose, ein (anorganisches, organisches oder anorganischorganisches) Polymer oder Kautschuk oder eine Mischung mehrerer solcher Additive, um die Haftung zusätzlich zu erhöhen.

Das einfache Aufbringen von Graphen auf die Zielstruktur mittels elektrophoretischer

Abscheidung bietet eine sehr günstige und einfache Herstellungsweise.

Figur 13 zeigt eine REM-Aufnahme einer IDE mit abgeschiedenem Graphen. Man erkennt eine dichte Belegung mit einer Vielzahl von Flakes. Hierdurch wird die Oberfläche der Elektroden stark erhöht. Nach der elektrophoretischen Abscheidung haften Graphen-Flakes statistisch verteilt an der Elektroden-Oberfläche. Durch diese Orientierung wird die aktive Sensoroberfläche aus rGO extrem vergrößert, wie sich auch aus Fig. 13 ersehen lässt. An diese werden zur weiteren Erhöhung der Sensitivität während der weiteren Verfahrensschritte Fabs anstelle der größeren Antikörper kovalent gebunden. Die oben erläuterten einzigartigen elektrischen Eigenschaften des Graphens führen in Kombination mit dieser doppelten Erhöhung der Sensitivität zu einer einzigartigen Empfindlichkeit der möglichen Messmethoden.

Das rGO kann vor dem Aufbringen auf die Sensorbasis oder danach mit dem/den

Abstandshalter(n) modifiziert werden. Bevorzugt ist die Modifikation vor dem Aufbringen. Die in der vorliegenden Erfindung genutzten rGOs werden durch Umsetzen mit den

Abstandshaltern funktionalisiert. Hierbei werden bevorzugt NH 2 -PEG-NH 2 und/oder TEPA eingesetzt, wie oben beschrieben.

In einer Ausführungsform der Erfindung kann die Oberfläche des Graphens durch

elektrophoretische Abscheidung von gefalteten Graphen-Flocken auf folgende Weise durch den Schritt (a) und/oder den Schritt (b) deutlich erhöht werden:

(a) Graphen-Flocken (rGO) werden in einem vorzugsweise organischen Lösemittel dispergiert. Die Dispergierung erfolgt vorzugsweise durch Ultraschallbehandlung, beispielsweise mittels Sonotrode. Auf diese Weise werden aggregierte rGO-Flocken aufgelöst bzw. vereinzelt und dann homogen dispergiert. Die rGO-Flocken werden durch die intensiven akustischen Wellen verformt bzw. gefaltet, wodurch eine dreidimensionale Struktur der zweidimensionalen rGO- Flocken erreicht wird. Die Graphenflocken haben vorzugsweise eine Größe (maximale Länge) von 0,1 bis 10,0 μηι, stärker bevorzugt 0,2 bis 3,0 μηι.

(b) Die gefalteten rGO-Flocken werden nachfolgend auf die Arbeitselektrode abgeschieden. Dies erfolgt vorzugsweise durch elektrophoretischen Abscheidung (EPD). Die gefalteten rGO flocken zeichnen sich durch eine signifikante Vergrößerung Ihrer Oberfläche aus. Die

Oberflächenvergrößerung erhöht die Sensitivität des Biosensors maßgeblich.

Durch das Herstellungsverfahren, das den Schritt (a) und/oder den Schritt (b) einsetzt, ist ein Biosensor erhältlich, der ohne diese Schritte eine wesentlich geringere Anzahl von

Fängermolekülen pro Flächeneinheit der Arbeitselektrode aufweist und/oder eine wesentlich geringere Anzahl von Biomarkern pro Flächeneinheit der Arbeitselektrode binden kann. Ein bevorzugter Faktor der Erhöhung der Anzahl der gebundenen Fängermoleküle und/oder der Anzahl der Biomarker, die gebunden werden können, ist mindestens 1 ,2, stärker bevorzugt mindestens 1 ,5, noch stärker bevorzugt mindestens 2,0, noch stärker bevorzugt mindestens 3,0 und am stärksten bevorzugt mindestens 5,0. Dieser Faktor kann bestimmt werden, indem das gleiche Verfahren einmal mit und einmal ohne Schritt (a) und/oder Schritt (b) durchgeführt wird und die Anzahl der Fängermoleküle und/oder Biomarker pro Flächeneinheit bestimmt wird. Die Bestimmung dieser Anzahl bzw. des Unterschiedsfaktors kann über die detektierbare Funktion oder Eigenschaft der Fängermoleküle und/oder Biomarker erfolgen. Das heißt, es wird beispielsweise eine detektierbare Eigenschaft, z. B. Fluoreszenz, des Biomarkers einmal mit und einmal ohne Durchführung von Schritt (a) und/oder Schritt (b) gemessen und das

Verhältnis der Werte als der vorstehend genannte Faktor angenommen.

Am Produkt, also am hergestellten Biosensor, lässt sich dieses Herstellungsverfahren durch REM-Untersuchung der Graphenschicht nachweisen. Bei der erfindungsgemäßen

dreidimensionalen Strukturierung von Graphen ist zumindest ein Teil der flächigen

Graphenflocken nicht in der Ebene der Oberfläche angeordnet, auf der die Graphenflocken abgeschieden wurden. Vielmehr nehmen die Flächen dieser Graphenflocken jeden möglichen Winkel zu der Ebene der genannten Oberfläche ein. Dieser Teil der Graphenflocken ist vorzugsweise mindestens 10 %, stärker bevorzugt mindestens 30 % und noch stärker bevorzugt mindestens 50 % der gesamten Graphenflocken. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist die Anzahl der Fängermoleküle und/oder der Biomarker pro Flächeneinheit der Arbeitselektrode durch die dreidimensionale

Strukturierung der Graphenflocken höher als die bei einer zweidimensionalen Strukturierung theoretisch mögliche Anzahl, in einer noch stärker bevorzugten Ausführungsform um den Faktor von mindestens 1 ,1 , 1 ,2, 1 ,5, 2,0 oder 3,0 höher als die bei einer zweidimensionalen Strukturierung theoretisch mögliche Anzahl. Auch hier kann die Bestimmung dieser Anzahl bzw. des Unterschiedsfaktors über die detektierbare Funktion oder Eigenschaft der Fängermoleküle und/oder Biomarker erfolgen.

Durch die Ultraschallbehandlung werden die Graphenflocken verformt, d.h. die Flockenstruktur ist keine ebene Fläche mehr. Es ist bevorzugt, dass der Anteil dieser verformten Flocken an der Gesamtzahl der Flocken auf einer Arbeitselektrode, bestimmt durch REM-Analyse, mindestens 10 %, 20 %, 30 % , 50 % oder 70 % ist.

Figur 17 zeigt schematisch die Erhöhung der Oberfläche durch Erzeugung von

dreidimensionalen Strukturen aus zweidimensionalen rGO-Flocken.

Figur 18 zeigt ein REM-Bild von dreidimensional angeordneten Graphenflocken. Anbindung der Fab-Fragmente oder anderer Fängermoleküle

Das freie Amino-Ende der Funktionalisierung des PEG-NH 2 oder TEPA eignet sich zum

Anbinden an das Fab. Möglich ist es jedoch auch, einen COOH-Rest als Funktionalisierung am rGO zu nutzen. Denn Antikörper können auch über kovalente Bindungen an rGO-COOH- Gruppen angebunden werden. Da Fab-Fragmente im Wesentlichen aus Aminosäuren aufgebaut sind, besitzen sie sowohl freie -COOH als auch freie -NH 2 -Gruppen. Deswegen sind sowohl Carboxy- als auch Aminreste am rGO als Bindungsterminal zum Fab möglich, um eine Amidbindung zu bilden. Bevorzugt sind jedoch freie -NH 2 -Gruppen. Denn bei der Nutzung von Ig (Immunglobulinen) und daraus produzierten Fab-Fragmenten befinden sich N-Termini (NH 2 - Reste) an der Antigenbindungsstelle der leichten und schweren Kette. Die gegenüberliegende Seite der Antigenbindungsstelle endet mit C-Termini (COOH-Rest). Um das Fab mit der richtigen Orientierung an das rGO zu binden, sollte das rGO daher mit -NH 2 funktionalisiert sein. So kann die komplementäre COOH-Gruppe des Fab-Fragments an das rGO binden und die richtige Orientierung sichergestellt werden. Die Kombination der Verwendung von rGO und der beschriebenen Funktionalisierung hat den Vorteil, dass das mit Abstandshalter funktionalisierte rGO, z.B. NH 2 -PEG-rGO oder TEPA-rGO, als bioelektrisches Interface mit hoher Biokompatibilität von NH 2 -PEG-rGO und TEPA-rGO eingesetzt werden.

Wie bereits oben ausgeführt, kann für die Funktionalisierung beispielsweise

Tetraethylenpentamin (TEPA) der Formel (1 )

H 2 N-CH 2 CH 2 -NH-CH 2 CH 2 -NH-CH 2 CH 2 -NH-CH 2 CH 2 -NH 2 (Formel (1 )) eingesetzt werden. Käuflich erwerbbares TEPA ist häufig ein Gemisch aus mehreren

Verbindungen (Oligomeren), die aus einer unterschiedlichen Monomerzahl entstanden sind und daher eine unterschiedliche Kettenlänge aufweisen. Das in der vorliegenden Verbindung verwendete TEPA kann daher z.B. eine oder mehrere der Verbindungen enthalten, die aus der Gruppe ausgewählt sind, die aus N-(2-Aminoethyl)-N'-{2-{2-aminoethyl)amino}ethyl}-1 ,2-ethan- diamin; 4-(2-Aminoethyl)-N-(2-aminoethyl)-N'-{2-{(2-aminoethyl)amino }ethyl}-1 ,2-ethandiamin; 1 -(2-Aminoethyl)-4-[(2-aminoethyl)amino]ethyl]piperazin) und 1 -[2-[[2-[(2- Aminoethyl)amino]ethyl]amino]ethyl]piperazin) besteht. Diese Verbindungen unterscheiden sich in ihrer Struktur und damit ihrer Reaktivität mit den Reaktionspartnern, nämlich reduziertem Graphen einerseits und Antikörperfragment Fab oder einem anderen Fängermolekül andererseits.

Somit umfasst der hier verwendete Ausdruck„Tetraethylenpentamin" oder„TEPA" nicht nur die Verbindung der Formel (1 ), sondern auch jede der anderen vorstehend genannten Verbindung allein oder in einem Gemisch von zwei oder mehreren dieser Verbindungen.

Das in der vorliegenden Erfindung verwendete Polyethylenglycol-NH 2 (PEG-NH 2 ) leitet sich von Polyethylenglycol (PEG) ab. PEG ist ein Polymer aus Ethylenglycol-Monomereinheiten und kann unterschiedlichste Kettenlängen aufweisen. Typische Kettenlängen von käuflich erwerbbarem PEG umfassen 200, 400, 600 oder 1500 Monomereinheiten. In der vorliegenden Erfindung kann das PEG-NH 2 aus 5 bis ca. 3500, vorzugsweise aus 10 bis 600, stärker bevorzugt aus 20 bis 100 der Monomereinheiten bestehen. Es kann PEG-NH 2 einer einzigen Kettenlänge oder PEG-NH 2 verschiedener Kettenlängen eingesetzt werden. Das heißt, die vorliegende Erfindung umfasst auch eine Ausführungsform, in der zur Herstellung des

Biosensors ein Gemisch aus PEG-NH 2 verschiedener Kettenlänger eingesetzt wird. Zusätzlich kann dieses Gemisch auch ein oder mehrere der vorstehend genannten verschiedenen TEPAs enthalten.

Auf diese Weise können Abstandshalter verschiedener Länge und auch Reaktivität auf dem reduzierten Graphen eines Biosensors erhalten werden. Die Verwendung von Abstandshaltern verschiedener Länge hat den Vorteil, dass die sensorische Oberfläche erhöht werden kann. Konkret bedeutet dies, dass auf dem reduzierten Graphen die Antikörperfragmente Fab bzw. andere Fängermoleküle quasi in mehreren

Schichten und trotzdem gut zugänglich vorhanden sein können.

In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfinidung können die NH 2 -rGO-Termini mittels Azidoacetylchlorid azidiert werden. Durch diese Funktionalisierung kann Klick-Chemie als Bindungsmechanismus zwischen rGO und Fängermolekül genutzt werden. Über die Klick- Chemie können die verschiedenste Moleküle an die rGO Oberfläche gebunden werden. Dies kann ohne die Zugabe zusätzlicher Reaktionschemie erfolgen. Beispielsweise können auf diese Weise L-Aptamere erfolgreich als Antikörperäquivalent an rGO gebunden werden. Aptamere bestehen aus synthetisch hergestellten DNA RNA Fragmenten, welche durch Ihre spezifische Raumordnung hochselektiv an definierte Antigene binden. Diese Bindung ist mit der Bindung von Antikörpern an Antigene vergleichbar. Die Bindungsaffinitäten sind ebenfalls vergleichbar mit Antikörpern. Im Vergleich zu Proteinen (Antikörper/FABs) sind Moleküle aus DNA RNA (Aptamere) wesentlich stabiler gegenüber Temperatur und Chemikalien. Dadurch wird verglichen mit anfälligen Antikörpern eine einfachere Integration innerhalb diverser Herstellungsverfahren möglich.

L-Aptamere sind eine besondere Gattung der Aptamere. Sie zeichnen sich durch eine linksdrehende Chiralität aus. Hierdurch wird eine enorm erhöhte Biostabilität erreicht, da DNA/RNA-Polymerasen nicht mehr in der Lage sind, die DNA/RNA-Anteile der Aptamere abzubauen.

Eine Verwendung von vollsynthetisch hergestellten Fängermolekülen erlaubt außerdem die Vermeidung von Tiermodellen und ermöglich gleichzeitig eine erhöhte Qualität der Aptamere im Vergleich zu Antikörpern. Figur 19 ist eine schematische Darstellung der Funktionalisierung mittels Klick-Chemie und Amidbindung.

Die Kombination von Klick-Chemie und Amidbindung zur Funktionalisierung kann vorteilhaft sein, beispielsweise zur Erzeugung verschiedener Selektivitäten auf einem Sensor. In besonders vorteilhafter Weise kann die vorstehend beschriebene Herstellung einer dreidimensionalen Strukturanordnung mit der Funktionalisierung mittel Klick-Chemie und/oder Amidbindung kombiniert werden.

Antikörperfragmente Fab

Einen besonderen Vorteil bietet die Erfindung durch die Verwendung von Antikörperfragmenten Fab anstelle von ganzen Antikörpern, da Fab-Fragmente kleiner sind, linear bzw. langgestreckt sind und nicht die Y-Form von Antikörpern aufweisen.

Durch die Kombination der Verwendung von Fab-Fragmenten und verschieden langen

Abstandshaltern kann somit nicht nur die Anzahl der Fab-Fragmente pro Flächeneinheit, sondern auch die Anzahl der Fab-Fragmente pro Höheneinheit erhöht werden. Dadurch kann die Anzahl der Fab-Fragmente pro Volumeneinheit drastisch erhöht werden.

Der erfindungsgemäße Biosensor nutzt nur den sensitiven Teil eines Antikörpers. Damit kann im Vergleich zur Nutzung des gesamten Antikörpers ein besseres Gewichts- und

Volumenverhältnis zwischen Fab-Fragment und Biomarker realisiert werden. Berechnungen ergeben, dass der effektive Radius eines Antikörpers 5 nmbeträgt, während derjenige des Fab- Fragments 1 ,25 nmbeträgt. Dies ergibt bei Annahme eines Kreises eine Fläche des Antikörpers von 78 nm 2 und des Fab-Fragments von 4,91 nm 2 . Da ein Antikörper auf dieser Fläche zwei Bindungsstellen aufweist, ist das Verhältnis von Bindungsstellen pro Flächeneinheit bei einem Fab-Fragment achtmal höher als bei einem Antikörper.

Als Beispiel kann die Bindung des Antigens Procalcitonin (PCT) an IgG-Antikörper einerseits und Fab-Fragment andererseits betrachtet werden. Die Masse eines IgG-Antikörpers beträgt 150 kDa, die Masse eines Fab-Fragments beträgt 46 kDa. Die Masse von Procalcitonin (PCT) beträgt 13 kDa. Bei Bindung von PCT an einen Antikörper ergibt sich ein Massenverhältnis (2xPCT)/Antikörper von 17,3 %, während sich bei Bindung von PCT an ein Fab-Fragment ein Massenverhältnis von PCT/Fab von 28,2 % ergibt. Somit ermöglicht die Verwendung eines Fab-Fragments die Bindung einer wesentlich höheren Anzahl von Antigenen pro eingesetzter Masse. Das bessere Gewichts- und Volumenverhältnis führt zu höherer Sensitivität des Biosensors. Durch die kleine Fläche des Fab-Fragments im Vergleich zu der Fläche des gesamten Antikörpers kann mehr sensitives Material pro Flächeneinheit aufgebracht werden. Herstellung des Biosensors auf einem Chip

Im Folgenden wird anhand einer bevorzugten Ausführungsform die Herstellung des

erfindungsgemäßen Biosensors auf Chipebene beschrieben. Es sollte aber klar sein, dass alle Schritte auch in anderen Kombinationen möglich sind. In einem ersten Schritt wird mit üblichen Techniken wie Dünn- oder Dickschichttechnologie ein Sensorkörper erzeugt, der aus einem nichtleitenden Substrat besteht, auf dem mindestens eine Arbeitselektrode abgeschieden wird, die üblicherweise aus einem geeigneten, biokompatiblen Metall besteht. Zwischen dem Substrat und der/den Arbeitselektrode(n) kann/können eine oder mehrere geeignete Zwischenschichten wie z.B. eine Haftschicht angeordnet sein. Die Ebene der Arbeitselektrode(n) kann auch zur Ausbildung von Ankontaktierungen genutzt werden; alternativ können die Ankontaktierungen im Substrat vergraben sein.

Neben der/den Arbeitselektroden kann eine Gegenelektrode ausgebildet sein, die ggf. ebenfalls auf derselben Ebene wie die Arbeitselektrode(n) angeordnet und in geeigneter Weise ankontaktiert wird. Soll eine Substrat-Gate-Elektrode vorhanden sein, so wird diese nach bekannten Methoden im isolierenden Substrat ausgebildet und ankontaktiert.

Soll eine Referenzelektrode vorhanden sein, kann diese an geeigneter Stelle, beispielsweise auf dem Substrat oder einer Haftschicht, aufgedruckt werden, beispielsweise als Ag/AgCI- Paste. Auf dem Substrat befindliche Kontaktstrukturen, die zu den Elektroden führen, können mit einem isolierenden Material, beispielsweise einem Kunststoff, abgedeckt werden. Dieser kann so aufgebracht werden, dass die Arbeitselektroden in Aussparungen dieses Materials zu liegen kommen, derart, dass eine zu detektierende Flüssigkeit als Tropfen oder dgl. darin liegen bleibt und nicht weglaufen kann. Die Arbeitselektroden, vorzugsweise Interdigitalelektroden, werden mit reduziertem

Graphenoxid (rGO) beschichtet, welches mit einem geeignetem Abstandshalter Spacer wie oben beschrieben, z.B. mit aminierten-Polyethylenglycol (NH 2 -PEG-rGO) und/oder mit

Tetraethylenpentamin (TEPA-rGO), funktionalisiert ist. Vor der Beschichtung wird das Graphen, vor oder nach der Funktionalisierung mit dem Spacer, mit vorzugsweise 2-wertigen,

biokompatiblen Metallkationen, insbesondere mit Mg 2+ -lonen, aufgeladen, die dabei

interkalieren und beim Aufbringen auf die Elektroden in Form des Hydroxids eine Haftschicht bilden. Anschließend werden definierte Antikörper-Fab-Fragmente bzw. andere Fängermoleküle kovalent an die Aminogruppen der Abstandshalter (Spacer) am reduzierten Graphenoxid gebunden. Das Fab-Fragment legt hierbei die Selektivität zu einem speziellen Analyten ("Biomarker") fest und kann dementsprechend auf den Wunschanalyten bzw. -biomarker angepasst werden. Es ist eine Anordnung von mehreren Interdigitalelektroden auf einem Chip möglich. Diese können gleiche oder unterschiedliche Fab-Fragment-Funktionalisierung aufweisen (Figur 5).

Nach der Funktionalisierung kann eine Sperrschicht (Blocking-Layer) zur Eliminierung von freien aktiven Oberflächen abgeschieden werden. Gleichzeitig reduziert diese Schicht die parasitäre Wechselwirkung durch Sättigung der freien Bindungen auf den Oberflächen und die Unterdrückung von unspezifischer Biomarker-Bindung.

Es kann eine zusätzliche Stabilisierungsschicht aufgebracht werden, um die Lebenszeit und Zuverlässigkeit des Biosensors zu verbessern. Diese kann beispielsweise aus Zucker bestehen, der sich bei Nutzung des Biosensors wieder löst. Die kovalente Bindung zwischen Graphen und Antikörper-Fab-Fragment ermöglicht eine höhere Mobilität des Fab-Fragments im Vergleich zu adsorbierten Fab-Fragmenten. Dadurch ist eine bessere Aufbringung von Sperrschichten (Blocking-Layer) ohne Beeinträchtigung der Fab- Fragmente gewährleistet. Diese Blockierung führt zu einer Reduzierung von parasitären Wechselwirkungen. Außerdem widersteht die starke kovalente Bindung zwischen Graphen und Fab-Fragmenten Reinigungsprozessen, wodurch eine Mehrfachnutzung des Sensors ermöglicht wird.

Die kovalente Bindung an das Graphen wurde vorliegend der Einfachheit halber nicht mit einem Fab-Fragment, sondern mit einem Antikörper (IgG-Anti-GST, polyklonal) nachgewiesen. Die Bindung zwischen Antikörper und Graphen konnte über Chemolumineszenz-Detektion nachgewiesen werden. Hierbei wurde GST (Glutathion-S-Transferase) als Biomarker genutzt, der mittels Sandwich-ELISA detektiert wurde (Figuren 14 und 15).

Messung der Biomarkerbindung

Der Biosensor registriert die verschiedenen Konzentrationen von Biomarkern durch

Veränderung seiner elektrischen Eigenschaften. Eine Änderung der Biomarkerkonzentration (Figuren 2a und 2b) ruft hierbei mindestens eine messbare Änderung hervor, die aus der Gruppe ausgewählt ist, die aus einer messbaren Änderung des elektrischen Stroms, der elektrischen Spannung, der elektrischen Kapazität, der elektrischen Induktivität, des

elektrischen Widerstands und der elektrischen Impedanz des Biosensors besteht. Beispiele

Die vorliegende Erfindung wird anhand des nachfolgenden Beispiels weiter veranschaulicht. Ein Biosensor wird durch die folgenden Schritte (1 ) bis (5) hergestellt:

(1 ) Herstellung einer Arbeitselektroden-Struktur

Eine oder mehrere IDE-Elektrodenstrukturen werden aus Gold oder einem anderen geeigneten Metall mittels Standard-Halbleitertechnologie auf einem nichtleitenden Substrat aufgebracht.

(2) Herstellung einer eepdiektrophoretisch abscheidbaren rGO-PEG-NH?-Suspension mittels Ultraschall.

Zunächst wird rGO-PEG-NH 2 in einer Konzentration von einigen mg/ml zu dielektrischem

Lösemittel (z.B. Ethanol, Isopropanol, Aceton, NMP (N-Polymethylpyrrolidon),

Dimethylformamid (DMF)) gegeben. Die Mischung wird mehrere Male mittels Sonotrode beschallt. Danach wird die Oberfläche des rGO-PEG-NH 2 durch Zugabe von MgCI 2 -6H 2 0 mit Kationen aufgeladen (Mg 2+ wird an rGO-PEG-NH 2 adsorbiert und/oder in die Struktur interkaliert). Bei Bedarf können PVDF, PE, PMMA oder andere Polymere oder anorganische und oder andersartige organische Stoffe als Haftvermittler dazugegeben werden. Die Lösung wird über einige Stunden mittels Sonotrode („Ultraschall-Mixer") dispergiert. Die erhaltene Dispersion wird bei >2000 rpm zentrifugiert, und der Überstand wird von Sedimenten getrennt. Der Überstand wird mittels Spritzenfilter (<10 μΓηίΝίπβιΙ. (3) Elektrophoretische Abscheidung von rGO-PEG-NH? auf die Arbeitselektrode

Eine IDE aus Gold wird als Arbeitselektrode genutzt (negatives Potential). Es wird eine inerte Gegenelektrode (positives Potential) verwendet. Beide Elektroden werden in die bereits vorbereitete rGO-PEG-NH 2 -Lösung getaucht; das Schichtwachstum wird über die angelegte Spannung, Abscheidezeit, den Elektrodenabstand und die -fläche sowie über unterschiedliche rGO-PEG-NH 2 und MgCI 2 -6H 2 0-Konzentrationen der Lösung variiert; die

Abscheidung erfolgt entweder im Gleichspannungsmodus oder im positiv gepulsten Spannungsmodus; am rGO angelagerte Mg 2+ -lonen bilden nach gewisser Zeit mit im System vorhandene OH " -lonen die Verbindung Mg(OH) 2 . Eine Matrix aus Graphen- Mg(OH) 2 konnte mittels REM und EDX dokumentiert werden (Figur 13).

(4) Aushärten

Hierzu wird der Chip nach der Abscheidung in einen Vakuumofen gelegt und mehrere Stunden ausgebacken. Die Lösemittelreste werden so aus der Oberfläche gezogen und es kommt zu einer Verdichtung der Schicht. Mg(OH) 2 bildet mit rGO-PEG-NH 2 und der Elektrodenoberfläche eine feste, haftende Schicht. Bei Bedarf kann diese Schicht durch hierin genannte Haftvermittler optimiert werden.

(5) Bindung von Fab-Fragmenten an rGO-PEG-NH?

Fab-Fragmente werden in 1 :10 PBS (phosphatebufferedsaline) dispergiert. NHS (N- Hydroxysuccinimid) und EDC (1 -Ethyl-3-[3-dimethylaminopropyl]carbodiimid) werden ebenfalls in 1 :10 PBS gelöst. Anteile der NHS/EDC-Lösung werden zur Fab-Fragmente Lösung gegeben, welche einige Minuten bei Raumtemperatur miteinander reagieren. Die zur Reaktion gebrachte Lösung wird nun auf die rGO-PEG-NH2-Oberfläche des Chips pipettiert. Dort bilden die aktivierten Fab-Fragmente mit dem rGO-PEG-NH 2 stabile kovalente Verbindungen. Der Ansatz wird mittels 1 :10 PBS von der Chipoberfläche gewaschen. Danach wird ein Blocking-Buffer (z.B. aus Milchpulver/1 :10PBS/0,1 % Tween20) auf die Sensoroberfläche gegeben und einige Zeit inkubiert. Überschüssiger und nicht gebundener Blocking-Buffer wird unter Verwendung von Wasch-Buffer (z.B mit 1 :10 PBS oder 1 :10 PBS/0,1 % Tween20) entfernt.

(6) Elektrische Messmethoden

Alle Messungen erfolgen in einer Test- oder Analytlösung, der ein Elektrolytsalz zugegeben wird. a. Elektrochemische Impedanzspektroskopie

Hierbei wird in dem Messsystem ein definiertes Wechselsignal auf die Interdigitalelektroden gegeben und das Outputsignal gemessen, um die Impedanz (Z) des Messsystems zu charakterisieren. Die Impedanz wird oft im

Frequenzbereich Ζ(ω) betrachtet.

Zur einfacheren Charakterisierung des Systems wird Ζ(ω) in der Komplexenebene geplottet. Es können nun die einzelnen elektrischen Komponenten aus dem Plot extrahiert sowie Änderungen leicht erkannt werden. Die Figuren 8 und 9 zeigen ein vereinfachtes elektrisches Ersatzschaltbild eines IDE-Fingers ohne (Fig. 8) und mit (Fig. 9) Biomarkerbindung in Elektrolytlösung. Zyklische Voltammetrie (CV)

Während der CV-Messung ist es günstig, ein Red-Ox-Additiv in die Messlösung zu integrieren (z.B. K 3 Fe(CN) 6 / K 4 Fe(CN) 6 ), wenn die Elektrodenoberfläche nicht selbst ein Red-Ox-System bildet.

Während der Messung mit Hilfe zyklischer Voltammetrie wird das zugesetzte Red- Ox-System zyklisch oxidiert und reduziert. Dadurch wird das Potential der

Arbeitselektrode im Verhältnis zu einer Referenzelektrode definiert verändert.

Gleichzeitig wird der geflossene Strom gemessen. Red-Ox-Reaktionen, die durch diese Potentialzyklen ausgelöst werden, sind durch einen erhöhten Stromfluss später klar erkennbar. Da der Stromfluss von der Elektrodenoberfläche abhängt und sich diese Elektrodenoberfläche bei der Anlagerung von Antigenen an die Antikörper verändert (der Ladungstransfer von Ion zu Elektrode und umgekehrt wird dadurch verändert), kann die Anlagerung der Antigene auf diese Weise detektiert werden: Es ergibt sich ein anderes CV-Bild als in Abwesenheit der Antigene.

Hierbei ergeben sich 2 Optionen für die Messstrategie.

1 . Es existiert nur eine mit Fab belegte Arbeitselektrode. Im Falle des

Vorhandenseins von Interdigitalelektroden werden diese auf das gleiche

Potential gelegt und bilden die Arbeitselektrode, welche in einem Elektrolyten gegen eine Referenzelektrode (z.B. Ag/AgCI 2 ) vermessen werden. Die

Referenzelektrode kann mittels Ag/AgCI 2 -Pastendruck auf Chiplevel integriert werden.

2. Alternativ kann eine der Interdigitalelektroden als Pseudo-Referenz und die andere als Arbeitselektrode dienen.

Liquid„Gate" CV

Bei diesem Verfahren dient die Testflüssigkeit als Elektrolyt. Wiederum ist es günstig, ein REd-Ox-Additiv in die Messlösung zu integrieren (z.B. K 3 Fe(CN) 6 / K 4 Fe(CN) 6 ), wenn die Elektrodenoberfläche nicht selbst ein Red-Ox-System bildet. Über die Referenzelektrode wird der CV-typische Potentialzyklus (über den

Elektrolyten) in das System eingeprägt, und die geflossenen Ströme werden über die Elektroden (mit Fabs belegte Elektrode(n) gegen die Gegenelektrode oder die Referenzelektrode) gemessen. Wie vorstehend beschrieben wird auch hier das eingeprägte Potential gegen den geflossenen Strom aufgetragen. Dabei ergibt sich eine ähnliche Red-Ox-Charakteristik wie im Verfahren b. Um das Potential in der Flüssigkeit auf dem gewünschten Niveau zu halten (trotz ausgelösten Red-Ox-Reaktionen), kann die Referenzelektrode mit einem

Operationsverstärker (OPV) und einer Gegenelektrode ausgestattet werden. Der OPV vergleicht das Potential an Gegenelektrode und Referenzelektrode mit dem Wunschpotential (Potentialzyklus) und regelt bei Abweichungen gegen (Figur 10). Hierbei wird ein potentionstatischer Aufbau erreicht wie aus dem Stand der Technik bekannt. Arbeitspunkteinstellung bzw. Sensitivitätsverbesserung mittels Gate-Anordnung

Es besteht die Möglichkeit, die halbleitenden Eigenschaften des Graphens so auszunutzen, dass dadurch der Systemarbeitspunkt eingestellt werden kann und daraus eine höhere Sensitivität resultiert. Hierzu kann eine Gate-Elektrode in das Substrat eingebettet werden, welche mit einem bestimmten Potential angesteuert werden kann. Wie aus Fig. 1 1 ersichtlich, kann über U Ga te der Arbeitspunkt des Graphens eingestellt werden. Zwischen den Interdigitalelektroden (hier mit "Drain" und "Source" bezeichnet) wird der Strom oder die Spannung gemessen.

Außerdem kann eine OCV Messung, d.h. eine Messung unter Leerlaufspannung (open-circuit voltage) durchgeführt werden. Hierbei wird ein erster Elektrodenpfad (eine der mit Fabs belegten Interdigitalelektroden) als Null-Potential definiert und die Potentialdifferenz zum anderen Elektrodenpfad ermittelt. Dadurch kann eingeschätzt werden, ab wann sich das System in einem stabilen Zustand befindet. Falls das OCV stabil bleibt, findet keine Veränderung an der Oberfläche der Elektroden bzw. keine chemischen (oder nur signifikant geringe) Wechselwirkung zwischen

Elektrolyten und Elektrode statt. Dadurch kann die Reaktionskinetik des detektierten Biomarkers (Analyten, Antigens) mit der Oberfläche sichtbar gemacht werden, da es hier zu einem Massentransport und Veränderung der Oberfläche kommt. Wenn die Oberfläche gesättigt ist, stabilisiert sich das OCV und der Biosensor kann vermessen werden. Damit wird auch gleichzeitig die Schnelligkeit des Sensors ermittelbar. Figur 16 zeigt das OCV eines Prototypen.