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Title:
BRAKING METHOD FOR A MOTOR VEHICLE AND CONTROL DEVICE FOR A BRAKING METHOD
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2016/020095
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a braking method for a vehicle comprising at least one front wheel and at least one rear wheel, a hydraulically actuatable brake being provided on the front wheel and the rear wheel and an automatic parking brake (1) being provided on the rear wheel. The object of the present invention is that of providing a braking method, by means of which an optimal braking pressure can be built up as rapidly as possible, in particular in an emergency braking procedure, whilst making the system as cost-effective as possible. To achieve this object, in a first step of an initiation phase of the braking method, the front wheel is braked by the hydraulically actuatable brakes and the rear wheel is braked exclusively by the automatic parking brake.

Inventors:
KUNZ MICHAEL (DE)
PUTZER TOBIAS (DE)
Application Number:
PCT/EP2015/063690
Publication Date:
February 11, 2016
Filing Date:
June 18, 2015
Export Citation:
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Assignee:
BOSCH GMBH ROBERT (DE)
International Classes:
B60T13/58; B60T13/74
Foreign References:
US5139315A1992-08-18
CN102390375B2013-12-18
EP1686029A12006-08-02
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Claims:
Ansprüche

1. Bremsverfahren für ein Fahrzeug mit wenigstens einem Vorderrad und wenigstens einem Hinterrad, wobei an dem Vorderrad und an dem Hinterrad eine hydraulisch betätigbare Bremse und an dem Hinterrad eine automatische Parkbremse (1) vorgesehen ist, wobei

in einem ersten Schritt (P3a) einer Auslösephase (P3) des Bremsverfahrens an dem Vorderrad eine Bremskraft mittels eines hydraulischen Bremsdruck bei der hydraulisch betätigbaren Bremse erzeugt wird und an dem Hinterrad eine Bremskraft ausschließlich mittels eines elektrischen Aktors der automatischen Parkbremse erzeugt wird.

2. Bremsverfahren gemäß Anspruch 1, wobei in einem nachgelagerten zweiten Schritt (P3b) der Auslösephase (P3) des Bremsverfahrens zur

Erzeugung einer Bremskraft zusätzlich ein hydraulischer Bremsdruck an der hydraulisch betätigbaren Bremse des Hinterrads aufgebaut wird, sobald an der hydraulisch betätigbaren Bremse des Vorderrads ein definierter Bremsdruck erreicht wurde,

insbesondere wenn die hydraulisch betätigbare Bremse des Vorderrads in eine ABS- Regelung übergeht.

3. Bremsverfahren gemäß Anspruch 2, wobei in einem nachgelagerten dritten Schritt (P3c) der Auslösephase (P3) des Bremsverfahrens die Bremskraft an dem Vorderrad und die Bremskraft an dem Hinterrad ausschließlich mittels einem hydraulischen Bremsdruck bei den hydraulisch betätigbaren Bremsen erzeugt wird, sobald bei der hydraulisch betätigbaren Bremse des Hinterrads ein definierter Bremsdruck erreicht wurde,

insbesondere der aufgebaute Bremsdruck groß genug ist eine benötigte

Bremskraft des Hinterrads alleine bereitzustellen.

4. Bremsverfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei

Bremsbeläge (8, 8') der hydraulisch betätigbaren Bremsen des Vorderrads und/oder Hinterrads in einem Schritt (P2a) einer vorgelagerten

Vorbereitungsphase (P2) des Bremsverfahrens an Bremsscheiben (7) der hydraulisch betätigbaren Bremsen des Vorderrads und/oder Hinterrads angelegt werden.

5. Bremsverfahren gemäß Anspruch 4, wobei in einem weiteren Schritt (P2b) der Vorbereitungsphase (P2) des Bremsverfahrens ein Leerspiel und ein Lüftspiel der automatischen Parkbremse (1) überwunden werden.

6. Bremsverfahren gemäß Anspruch 4 oder Anspruch 5, wobei die Bremsbeläge (8, 8') derart an die Bremsscheiben (7) angelegt werden, dass dadurch im Wesentlichen keine Bremskraft aufgeprägt wird oder eine dabei aufgeprägte Bremskraft so gering wie möglich ist.

7. Bremsverfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei in einer nachgelagerten Abschlussphase (P4) des Bremsverfahrens verschiedene Situationen unterschieden werden, wobei

das Fahrzeug hydraulisch gehalten wird und nach einer definierten Zeitspanne an die automatische Parkbremse übergeben wird, um das Fahrzeug dauerhaft und sicher zu parken, wenn das Fahrzeug steht oder

die hydraulisch betätigbaren Bremsen gelöst werden und das Fahrzeug an den Fahrer übergeben wird, wenn das Fahrzeug fährt, insbesondere bei einem Abbruch der Notbremsung, oder

das Fahrzeug an die automatische Parkbremse übergeben wird, um das Fahrzeug sicher im Stillstand zu halten, wenn eine Kollision eingetreten ist.

8. Bremsverfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Bremskrafterzeugung automatisiert erfolgt.

9. Bremsverfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei das Bremsverfahren ein Notbremsverfahren ist, das eingeleitet wird, sobald in einer Erkennungsphase (PI) des Bremsverfahrens vorbestimmte Indikatoren für eine Notbremssituation vorliegen und/oder erkannt werden.

10. Steuergerät eingerichtet zur Durchführung des Verfahrens gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9. 11. Automatische Parkbremse (1) mit einem Steuergerät gemäß Anspruch

8.

12. Automatische Parkbremse (1) gemäß Anspruch 11, wobei die automatische Parkbremse (1) ein„motor on caliper" Bremssystem ist.

Description:
Beschreibung

Titel

Bremsverfahren für ein Kraftfahrzeug und Steuervorrichtung für ein

Bremsverfahren

Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Bremsverfahren für ein

Kraftfahrzeug und eine Steuervorrichtung für ein Bremsverfahren.

In den letzten Jahren wurde das Autofahren zunehmend automatisiert. Ein Teil dieser Automatisierung findet insbesondere auch im Bereich des Eingreifens bei

Notsituationen statt. Dies sind z.B. Situationen, bei denen der Fahrer abgelenkt ist oder an seine fahrerischen Grenzen stößt. Hierbei wird z.B. das Fahrzeug bei einer drohenden Kollision automatisch abgebremst, um möglichst früh, möglichst viel kinetische Energie abzubauen. Zunächst wird eine Notsituation durch eine entsprechende Sensorik erkannt; die Umsetzung der Notbremsung wird dann in der Regel durch das ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm) übernommen, da dieses in der Lage ist, an jedem Rad des Fahrzeugs selbständig den benötigten Bremsdruck aufzubauen. Bei herkömmlichen Systemen werden die Fahrzeuge jedoch über die

Betriebsbremse rein hydraulisch abgebremst. Um den optimalen (maximalen) Bremsdruck möglichst schnell aufzubauen, ist das Hydrauliksystem

entsprechend zu dimensionieren, was hohe Kosten verursachen kann. Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Bremsverfahren und eine Steuervorrichtung für ein Bremsverfahren bereitzustellen, durch die insbesondere bei einer Notbremsung ein optimaler Bremsdruck möglichst schnell aufgebaut werden kann, wobei das System möglichst kostengünstig realisiert sein soll. Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Patentansprüchen angegeben.

Erfindungsgemäß wird ein Bremsverfahren für ein Fahrzeug mit wenigstens einem Vorderrad und wenigstens einem Hinterrad bereitgestellt, wobei an dem Vorderrad und an dem Hinterrad eine hydraulisch betätigbare Bremse und an dem Hinterrad eine automatische Parkbremse vorgesehen ist, wobei in einem ersten Schritt einer Auslösephase des Bremsverfahrens an dem Vorderrad eine Bremskraft mittels eines hydraulischen Bremsdruck anliegend an der hydraulisch betätigbaren Bremse erzeugt wird und an dem Hinterrad eine Bremskraft ausschließlich mittels eines elektrischen Aktors der automatischen Parkbremse erzeugt wird. Hierunter ist zu verstehen, dass das Hinterrad nur mittels der Parkbremse gebremst wird. Ein hydraulischer Bremsdruckaufbau ist in diesem Schritt nicht vorgesehen. Das gesamte Potential zum Aufbau eines hydraulischen Bremsdrucks (insbesondere eine Pumpleistung des ESP-System) kann daher für eine Bremskrafterzeugung am Vorderrad genutzt werden. Ergänzend sei erwähnt, dass selbstverständlich auch mehrere Vorderräder, insbesondere zwei Vorderräder, und/oder mehrerer Hinterräder, insbesondere zwei Hinterräder, bei dem Fahrzeug vorliegen können. Entsprechend werden erfindungsgemäß in einem ersten Schritt der Auslösephase die Hinterräder - bzw. die Hinterachse - ausschließlich mittels der Parkbremse gebremst sowie das gesamte Potential zum Aufbau eines hydraulischen Bremsdrucks an den Vorderrädern - bzw. der Vorderachse - genutzt. Hierbei kann jedes Rad mit einer eigenen hydraulisch betätigbaren Bremse ausgestattet sein.

Unter Erzeugung einer Bremskraft wird sowohl der Aufbau als auch das Halten sowie die Variation, bzw. Modulation der Bremskraft verstanden. Im Fall einer Betätigung einer hydraulisch betätigbaren Bremse mittels einem hydraulischen Bremsdruck, inbesondere im Rahmen einer Erzeugung einer Bremskraft, kann auch von einer hydraulisch betätigten Bremse gesprochen werden. Die die gesamte Pumpleistung kann daher ausschließlich zur Erzeugung einer Bremskraft an dem Vorderrad (bzw. den Vorderrädern oder Vorderachse) verwendet werden. Hierbei ist anzumerken, dass das Vorderrad (bzw. die Vorderrädern oder Vorderachse) von großer Bedeutung für die Verzögerung der Fahrzeuglängsbewegung in Vorwärtsfahrt ist und einen wesentlichen Beitrag zum Verzögerungspotential darstellt. Weiterhin kann durch das hydraulische System ein sehr hoher Druck aufgebaut werden. Automatisierte Bremseingriffe z.B. in Notsituationen (Notbremsung) können auf diese Weise deutlich schneller realisiert werden. Ebenfalls wird das gesamte Bremspotential erhöht, da ein zweiter unabhängiger Aktuator (automatische Parkbremse) die

Bremsregeleingriffe unterstützt. Auf diese Weise wird die Sicherheit des automatischen Bremseingriffs erhöht.

Für Fahrzeuge mit ausreichend hoher Leistungsfähigkeit bezüglich des

Hydrauliksystems (Bremssystems), können die Systemkosten gesenkt werden. Beispielsweise kann die hydraulische Leistungsfähigkeit reduziert werden, was eine Kostenersparnis mit sich bringt. Diese Vorteile werden insbesondere dadurch erreicht, dass der zweite unabhängige Aktuator verwendet wird, um den hydraulischen Aktuator (ESP) zu unterstützen.

Vorteilhafterweise wird in einem nachgelagerten zweiten Schritt der

Auslösephase des Bremsverfahrens zur Erzeugung einer Bremskraft zusätzlich ein hydraulischer Bremsdruck an der hydraulisch betätigbaren Bremse des Hinterrads aufgebaut, sobald an der hydraulisch betätigbaren Bremse des Vorderrads ein definierter Bremsdruck erreicht wurde. Ein Bremsdruck kann dabei vorteilhaft dadurch definiert sein, dass bei diesem Druck die hydraulisch betätigbare Bremse des Vorderrads in eine ABS-Regelung übergeht.

Vorteilhafterweise wird in einem weiteren nachgelagerten dritten Schritt der Auslösephase des Bremsverfahrens die Bremskraft an dem Vorderrad und die Bremskraft an dem Hinterrad ausschließlich mittels einem hydraulischen Bremsdruck bei den hydraulisch betätigbaren Bremsen erzeugt wird, sobald bei der hydraulisch betätigbaren Bremse des Hinterrads ein definierter Bremsdruck erreicht wurde. Ein Bremsdruck dann dabei vorteilhaft dadurch definiert sein, dass der aufgebaute Bremsdruck groß genug ist eine benötigte Bremskraft des Hinterrads alleine bereitzustellen.

Mittels der drei Schritte der Auslösephase des Bremssystems wird die Bremsung vorteilhafterweise schrittweise an das hydraulische Bremssystem übergeben. Dies ermöglicht eine Fokussierung des hydraulischen Bremssystems, das heißt des erzeugbaren Druckpotentials, auf die Vorderräder für den ersten Schritt der Auslösephase. Hierdurch wird insbesondere ermöglicht, den hydraulischen Bremsdruck an den Vorderrädern maximal schnell aufzubauen.

Der beschriebenen Auslösephase des Bremsverfahren, in welcher die automatisierte Bremsung ausgelöst wird, ist eine Vorbereitungsphase vorgelagert, welche insbesondere die drei Schritte„Befüllung der hydraulisch betätigbaren Bremsen mit Hydraulikfluid sowie Anlegen der Bremsbeläge an die Bremsscheiben" sowie„Transmission (d.h. Überfahren, bzw. Überwinden) eines Leerspiels und Lüftspiels der automatischen Parkbremse" und„Haltephase in welcher die angelegten Bremsbeläge und befüllten hydraulisch betätigbaren Bremsen in der aktivierten Position gehalten werden".

Vorteilhafterweise werden die Bremsbeläge der hydraulisch betätigbaren Bremsen des Vorderrads und/oder Hinterrads in einem Schritt einer der Auslösephase vorgelagerten Vorbereitungsphase des Bremsverfahrens an Bremsscheiben der hydraulisch betätigbaren Bremsen des Vorderrads und/oder Hinterrads angelegt. Hierdurch kann bei Bedarf über die hydraulischen Bremsen schnellstmöglich eine Klemmkraft zwischen den Bremsbelägen und der

Bremsscheibe erzeugen werden.

Vorteilhafterweise werden in einem weiteren Schritt der Vorbereitungsphase des Bremsverfahrens ein Leerspiel und/oder ein Lüftspiel der automatischen Parkbremse überwunden, um so bei Bedarf schnellstmöglich eine Klemmkraft zwischen Bremsbelägen und einer entsprechenden Bremsscheibe erzeugen zu können. Vorteilhafterweise werden die Bremsbeläge derart an die Bremsscheiben angelegt, dass dadurch im Wesentlichen keine Bremskraft aufgeprägt wird oder eine dabei aufgeprägte Bremskraft so gering wie möglich ist, um kein vorzeitiges, das heißt ungewolltes oder/und unkontrolliertes Abbremsen des Fahrzeugs zu erzeugen.

Der beschriebenen Auslösephase des Bremsverfahren, in welcher die

automatisierte Bremsung ausgelöst wird, ist eine Abschlussphase nachgelagert.

Vorteilhafterweise werden in der nachgelagerten Abschlussphase des

Bremsverfahrens verschiedene Situationen unterschieden - welche zum

Zeitpunkt der Abschlussphase vorliegen - und entsprechend wird das

Bremsverfahren darauf eingestellt. In einer ersten Situation, insbesondere wenn das Fahrzeug steht, wird das Fahrzeug hydraulisch gehalten und nach einer definierten Zeitspanne an die automatische Parkbremse übergeben, um das Fahrzeug dauerhaft und sicher zu parken. In einer alternativen Situation, insbesondere wenn das Fahrzeug in Bewegung ist, werden die hydraulisch betätigbaren Bremsen gelöst und das Fahrzeug (d.h. die Steuerung und Kontrolle des Fahrzeugs) an den Fahrer übergeben. Dies kann bspw. bei einem Abbruch der Notbremsung durch den Fahrer erfolgen. In einer weiteren alternativen Situation, insbesondere wenn eine Kollision eingetreten ist, wird das durch die hydraulischen Bremsen gehaltene Fahrzeug an die automatische Parkbremse übergeben, um das Fahrzeug dauerhaft sicher im Stillstand zu halten.

Vorteilhafterweise erfolgt die Bremskrafterzeugung im Rahmen des

Bremsverfahren automatisiert, um unabhängig von einem Eingriff des

Fahrzeugführers eine Bremkrafterzeugung zu ermöglichen.

Vorteilhafterweise ist das Bremsverfahren ein Notbremsverfahren, das eingeleitet wird, sobald in einer Erkennungsphase des Bremsverfahrens vorbestimmte Indikatoren für eine Notbremssituation vorliegen und/oder erkannt werden. Die Erkennungsphase ist hierbei der Vorbereitungsphase vorteilhaft vorgelagert. Vorteilhafterweise wird das Bremsverfahren bei einem Fahrzeug eingesetzt, welches in Bewegung ist, insbesondere einem Fahrzeug welches in Betrieb durch einen Fahrzeugführer ist.

Ferner ist ein Steuergerät vorgesehen, welches ausgebildet ist und Mittel aufweist das beschriebene Verfahren durchzuführen. Weiterhin wird eine entsprechende automatische Parkbremse bereitgestellt, die vorteilhafterweise ein „motor on caliper" Bremssystem ist.

Weitere Merkmale und Zweckmäßigkeit der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der beigefügten Figuren.

Von den Figuren zeigt:

Fig. 1 eine schematische Schnittansicht einer automatischen Parkbremse in „motor on caliper" Bauweise;

Fig. 2 einen typischen Verlauf einer Druck-/Volumen- Kennlinie (Radbremse);

Fig. 3 die Verläufe von Motorstrom und Klemmkraft über die Zeit; und

Fig. 4 einen Klemm kraftverlauf einer automatischen Parkbremse sowie den Bremsdruck (ESP) an den Rädern der Vorder- bzw. Hinterachse gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.

Fig. 1 zeigt eine schematische Schnittansicht einer automatischen

(automatisierten) Parkbremse (Feststellbremse) 1 für ein Fahrzeug, die mittels eines Aktuators 2 (Bremsmotor), der vorliegend als Gleichstrommotor ausgebildet ist, eine Klemmkraft zum Festsetzen des Fahrzeugs ausüben kann. Der Aktuator 2 treibt eine in einer axialen Richtung gelagerte Spindel 3, insbesondere eine Gewindespindel 3, an. An ihrem dem Aktuator 2 abgewandten Ende ist die Spindel 3 mit einer Spindelmutter 4 versehen, die im zugespannten Zustand der automatischen Parkbremse 1 an einer inneren Stirnseite bzw. an einer Rückseite eines Bremskolbens 5 anliegt. Die Spindelmutter 4 wird bei einer Drehbewegung des Aktuators 2 und einer resultierenden Drehbewegung der Spindel 3 in der axialen Richtung verschoben. Die Spindelmutter 4 und der Bremskolben 5 sind in einem Bremssattel 6 gelagert, der eine Bremsscheibe 7 zangenartig übergreift. Zu beiden Seiten der Bremsscheibe 7 ist jeweils ein Bremsbelag 8, 8' angeordnet. Im Fall eines Zuspannvorgangs der automatischen Parkbremse 1 dreht sich der Elektromotor (Aktuator 2), woraufhin die

Spindelmutter 4 sowie der Bremskolben 5 in der axialen Richtung auf die Bremsscheibe 7 zubewegt werden, um so eine vorbestimmte Klemmkraft zwischen den Bremsbelägen 8, 8' und der Bremsscheibe 7 zu erzeugen. Die automatische Parkbremse 1 ist z.B. als„motor on caliper" System in die

Betriebsbremse integriert; bei einer Betriebsbremsung wird die vorbestimmte Klemmkraft zwischen den Bremsbelägen 8, 8' und der Bremsscheibe 7 hydraulisch aufgebaut.

Die Ansteuerung des Aktuators 2 erfolgt mittels Steuereinheit 9, bei der es sich beispielsweise um ein Steuergerät eines Fahrdynamiksystems, wie ABS

(Antiblockiersystem), ESP (elektronisches Stabilitätsprogramm) oder ein sonstiges Steuergerät, bspw. einer EHB (elektrohydraulische Bremse), handeln kann.

Im Folgenden wird mit Bezug auf die Figuren eine Ausführungsform der vorliegenden Erfindung beschrieben.

Gemäß der vorliegenden Erfindung wird insbesondere bei einer Notbremsung bzw. dem automatisierten Eingreifen in einer Notsituation, eine Bremskraft an den Bremsen einer Vorderachse bzw. den Vorderrädern eines Fahrzeugs zunächst rein hydraulisch, insbesondere durch das ESP, aufgebaut. Die

Bremskrafterzeugung an den Bremsen einer Hinterachse bzw. den Hinterrädern des Fahrzeugs wird zunächst durch die automatische Parkbremse 1

übernommen, d.h. durch einen Aktor der automatischen Parkbremse

elektromechanisch erzeugt. Durch diesen Systemverbund von ESP und der automatischen Parkbremse 1 wird ein Leistungsgewinn erzielt, da beide

Systeme, auch unabhängig von einander, in der Lage sind, ein Bremsmoment aufzubauen das zu einer Fahrzeugverzögerung führt. Durch das ESP wird ein hydraulischer Bremsdruck aufgebaut und durch die automatische Parkbremse 1 wird eine Klemmkraft erzeugt, die zwischen den Bremsbelägen 8, 8' und der Bremsscheibe 7 der entsprechenden Bremse wirkt. Durch eine geeignete Ventilsteuerung kann die gesamte Förderleistung einer

Hydraulikpumpe des ESP für den Bremsdruckaufbau an den Bremsen der Vorderachse verwendet werden. Auf diese Weise ist ein sehr schneller

Bremsdruckaufbau an den Bremsen der Vorderachse erreichbar. Die

hydraulische Klemmkraft F k i e mm, hyd, die an einem Rad bzw. zwischen den entsprechenden Reibbelägen 8, 8' und der Bremsscheibe 7 wirkt, kann durch die folgende Gleichung berechnet werden:

Fkiemm, hyd = PRad * Ακ, wobei p Rad der hydraulische Radbremsdruck und A K die Kolbenfläche des

Bremskolbens 5 ist.

Aus dem Druck-Volumen-Diagramm in Fig. 2 ist zu sehen, dass, je mehr Volumen (Bremsflüssigkeit) pro Zeiteinheit in die Bremsen der Vorderachse gefördert wird, desto schneller der Bremsdruck aufgebaut werden kann. Eine

Funktion fl in dem Diagramm steigt daher zunächst degressiv an und geht dann in eine linear ansteigende Funktion über. Die Vorderachse des Fahrzeugs ist für die Verzögerung des Fahrzeugs in Vorwärtsfahrt von großer Bedeutung, da durch die dynamische Radlastverteilung mittels der Vorderachse wesentlich höhere Bremskräfte übertragen werden können als mit der Hinterachse.

Um eine optimierte Leistungsfähigkeit des Systems nutzen zu können, muss eine sinnvolle Abfolge der Aktuatorfunktionen eingehalten werden, das heißt es muss eine abgestimmte Ansteuerung der Aktoren (Hydraulikpumpe des ESP, Aktuator 2 der automatischen Parkbremse 1) erfolgen, da beide Bremssysteme in den einzelnen Betriebspunkten Vor- und Nachteile aufweisen.

In Fig. 3 ist ein Motorstromverlauf (Funktion f2; Einheit: Ampere [A]) und ein Klemmkraftverlauf (Funktion f3, Einheit: Kilonewton [kN]) der automatischen Parkbremse 1 dargestellt. Im Bereich 1) wird der Aktuator 2 der automatischen Parkbremse 1 bestromt und dieser beginnt sich zu drehen und die Spindel 3 anzutreiben. Aus diesem Grund ist hier bei der Funktion f2 eine Spitze zu erkennen (über 16 Ampere). Eine Klemmkraft ist hier noch nicht vorhanden, weshalb die Funktion f3 in diesem Bereich den Wert Null hat. Im Bereich 2) werden der Leerweg bzw. das Lüftspiel der automatischen Parkbremse 1 überwunden. Als Leerweg wird der Abstand bezeichnet, den die Spindelmutter 4 durch die Rotation der Spindel 3 überwinden muss, um in Kontakt mit dem Bremskolben 5 zu gelangen. Als Lüftspiel wird der Abstand zwischen den Bremsbelägen 8, 8' und der Bremsscheibe 7 bei Scheibenbremsanlagen von

Kraftfahrzeugen genannt. Dieser Vorgang dauert in Bezug auf die

Gesamtansteuerung der automatischen Parkbremse 1 (Bereiche 1) bis 3)) in der Regel relativ lang. Am Ende von Bereich 2) bzw. in Bereich 3) sind die

Bremsbeläge 8, 8' an die Bremsscheibe 7 angelegt und der Kraftaufbau beginnt, wodurch sowohl die Funktion f2 des Motorstroms als auch die Funktion f3 der

Klemmkraft ansteigt.

Ein Ablauf einer Notbremsung mit Unterstützung der automatischen Parkbremse 1 ist in Fig. 4 dargestellt und wird nachfolgend im Detail beschrieben.

In Fig. 4 ist eine Klemmkraft (Funktion f4; Einheit: Kilonewton [kN]) der automatischen Parkbremse 1 (oben) und ein Bremsdruck (ESP) an der

Vorderachse (Funktion f5; Einheit: Bar [bar]) bzw. der Hinterachse (Funktion f6; Einheit: Bar [bar]) (unten) über die Zeit [s] aufgetragen. Die jeweiligen Ordinaten der beiden Diagramme in Fig. 4 sowie die vertikal gestrichelten Linien kennzeichnen jeweils den Beginn der einzelnen im Folgenden beschriebenen Phasen bzw. Verfahrensschritte. Zunächst ist eine Erkennungsphase PI des Bremsverfahrens (auch Beobachtungsphase genannt) dargestellt. In einer Erkennungsphase sind entsprechenden Indikatoren für eine Notbremssituation vorhanden, bzw. werden erkannt. Eine derartige Notbremssituation ist beispielsweise vorhanden, wenn sich das Fahrzeug auf einem Kollisionskurs mit einem Hindernis befindet, jedoch keine Reaktion des Fahrers erfolgt. In der Erkennungsphase PI hat der Fahrer jedoch noch Zeit selbstständig auf die Situation - d.h. ohne einen automatisierten Systemeingriff - zu reagieren. Die Situationserkennung erfolgt mittels der marktüblichen Verfahren (Abstandsmessung, etc.) und wird deshalb hier nicht weiter vertieft.

In einer Vorbereitungsphase P2 des Bremsverfahrens wird ein möglicher Eingriff (Notbremseingriff) vorbereitet. Hierfür werden die entsprechenden Aktuatoren, also der Aktuator 2 der automatischen Parkbremse 1 sowie der oder die entsprechenden Aktuatoren, bspw. Druckpumpe für hydraulischen Druck, aber auch die Ventilsteuerung und Ventile des Hydrauliksystems (ESP) vorbereitet. Die Vorbereitungsphase P2 unterteilt sich in die Schritte (alternativ auch als Phasen bezeichnet) P2a, P2b und P2c.

In dem Schritt P2a werden an den Bremsen der Vorder- und Hinterachse des Fahrzeugs die Bremsbeläge 8, 8' durch eine Vorbefüllung der jeweiligen Bremse mittels der Hydraulik (z.B. ESP) an die jeweilige Bremsscheibe 7 angelegt. Dies geschieht durch den Aufbau eines geringen hydraulischen Drucks. Wenn die

Bremsbeläge an die Bremsscheibe angelegt sind, endet der Schritt P2a. Eine auf die Bremsscheibe aufgeprägte Bremskraft soll dabei möglichst gering bleiben. Durch die angelegten Bremsbeläge an die Bremsscheibe kann mittels einem weiteren hydraulischen Druckaufbau im Bedarfsfall sofort eine Bremskraft aufbauen kann.

In dem Schritt P2b wird der Leerweg der automatischen Parkbremse 1 überwunden, d.h. die Spindelmutter 4 wird durch die Rotation der Spindel 3 bzw. des Aktuators 2 in Richtung der Bremsscheibe 7 verlagert, um so die

Spindelmutter 4 in Kontakt mit dem Bremskolben 5 zu bringen, so dass auch der

Aktuator 2 der automatischen Parkbremse 1 im Bedarfsfall sofort eine Bremskraft aufbauen kann. In Fig. 4 endet der Schritt P2b zeitgleich mit dem Schritt P2b. Alternativ kann der Schritt P2b auch zu einem anderen, insbesondere späteren, Zeitpunkt beendet sein.

In dem Schritt P2c sind nun sämtliche Bremsbeläge 8, 8' angelegt und sämtliche Bremsen können bei einer folgenden Ansteuerung sofort eine Bremskraft an dem entsprechenden Rad aufbauen. In dieser Definition beginnt Schritt P2c mit einem Abschuss des später endenden Schritts P2a oder P2b. Selbstverständlich ist bspw. bei einem früheren Ende des Schritts P2b bereits zu diesem Zeitpunkt bei einer weiteren Ansteuerung mittels der Betriebsbremse ein Bremskraftaufbau möglich. Beim Anlegen der Bremsbeläge 8, 8' ist es wichtig, dass die dabei aufgeprägte Bremskraft so gering wie möglich eingestellt wird, insbesondere keine Bremskraft erzeugt wird, um keinen ungewünschten verfrühten Bremseffekt zu produzieren. Im oberen Diagramm in Fig. 4 ist zu sehen, dass die Klemmkraft der automatischen Parkbremse 1 bis Beginn des Schritts P2c im Wesentlichen Null ist, da hier der Leerweg bzw. das Lüftspiel überwunden wird. Ab Beginn des Schritts P2c ist bei der Funktion f4 dann ein minimaler Anstieg der Klemmkraft zu erkennen, was das Anlegen der Bremsbeläge 8, 8' an die Bremsscheibe 7 anzeigt.

Im unteren Schaubild in Fig. 4 ist zu sehen, dass hier der Hydraulikdruck an den Bremsen der Vorder- bzw. Hinterachse linear minimal aufgebaut wird, um dann bis zu Beginn der Auslösephase P3 konstant zu bleiben. Durch das Anlegen sämtlicher Bremsbeläge 8, 8' an die entsprechenden Bremsscheiben 7 kann so im Ernstfall unmittelbar ein Bremsmoment an allen Rädern des Fahrzeugs aufgebaut werden.

Zu Beginn der Auslösephase P3 des Bremsverfahrens steht beispielsweise eine Kollision unmittelbar bevor; der Zeitpunkt um automatisiert (durch eine geeignete Steuereinheit) in den Bremsprozess einzugreifen, ist somit erreicht. Die automatische Parkbremse 1 (an der Hinterachse) und das ESP (an der

Vorderachse) bauen so schnell wie möglich eine Bremskraft auf. Bei einem entsprechenden Voraussetzungen geht das ESP in eine ABS- Regelung über. Ebenfalls geht die automatische Parkbremse beim Vorliegen entsprechender Voraussetzungen in eine ABS- Regelung über. Sobald an den Bremsen der Vorderachse in die ABS- Regelung übergegangen wird, wird an den Bremsen der Hinterachse zusätzlich ein hydraulischer Bremsdruck aufgebaut (Schritt P3a). Sobald der hydraulische Bremsdruck der Hinterräder hoch genug ist, um die Bremsung der Hinterräder zu übernehmen, wird die automatische Parkbremse 1 wieder geöffnet (Schritt P3b) und die gesamte Bremsung wird ab jetzt rein hydraulisch durchgeführt. Sobald in eine ABS Regelung übergegangen wird, ergibt sich beispielsweise bei den Betriebsbremsen (hydraulische Bremsen) eine Modulation des hydraulischen Drucks, welche bei den Funktionen f5 und f6 durch das typische alternierende Ansteigen und Absinken des entsprechenden Bremsdrucks dargestellt ist. Durch das Absinken des Bremsdrucks wird einem Blockieren der Räder

entgegengewirkt. Auch bei der Funktion f4 ist ein alternierender Verlauf erkennbar, da auch hier elektronisch einem Blockieren der Räder

entgegengewirkt wird.

Die Auslösephase (P3) geht in eine Abschlussphase (P4) über, wenn die Notbremsung vollständig ausgeführt oder beendet wurde. Im Anschluss an eine vollständige Ausführung der automatisierten Bremsung und stehendem

Fahrzeug, kann das Fahrzeug hydraulisch gehalten werden und nach einer definierten Zeitspanne kann die automatische Parkbremse 1 aktiviert werden, um das Fahrzeug dauerhaft sicher zu halten. Wenn das Fahrzeug noch fährt, beispielsweise weil die Notbremsung abgebrochen wurde (z.B. für den Fall, dass das Hindernis verschwindet oder aufgrund eines Übergabebefehls durch den Fahrer), können die Bremsen an den vier Rädern gelöst werden und das Fahrzeug kann an den Fahrer übergeben werden. Sollte das Fahrzeug mit einem Hindernis kollidieren, kann an die automatische Parkbremse 1 übergeben werden, um das Fahrzeug sicher im Stillstand zu halten.

Durch das erfindungsgemäße System insbesondere durch die Symbiose der beiden Bremssysteme kann die Druckaufbaudynamik an der Vorder- und der Hinterachse gesteigert werden.