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Title:
COMPUTER-IMPLEMENTED METHOD FOR DISPLAYING PATIENT-RELATED DIAGNOSES OF CHRONIC ILLNESSES
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2010/057890
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a computer-implemented method for displaying chronic illnesses on a graphical user interface (100) of a data processing system, wherein the graphical user interface (100) comprises a first (114) and a second (110) display window.

Inventors:
GOTTHARDT FRANK (DE)
HEIMANN DIERK (DE)
Application Number:
PCT/EP2009/065332
Publication Date:
May 27, 2010
Filing Date:
November 17, 2009
Export Citation:
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Assignee:
COMPUGROUP HOLDING AG (DE)
GOTTHARDT FRANK (DE)
HEIMANN DIERK (DE)
International Classes:
G16H10/60; G16H20/10; G16H50/20; G16H70/20; G16H40/67
Domestic Patent References:
WO1995024010A11995-09-08
Foreign References:
US20040172294A12004-09-02
US20040088317A12004-05-06
US20050060197A12005-03-17
DE19536204A11997-01-30
US20060122981A12006-06-08
GB2421598A2006-06-28
Other References:
ANONYMOUS: "Practice Communication and Documentation Software (PCD)", INTERNET PUBLICATION. ICW GLOBAL. INFORMATION BROCHURE, October 2008 (2008-10-01), pages 1 - 6, XP002574104, Retrieved from the Internet [retrieved on 20100319]
AUGUSTO ET AL: "Temporal reasoning for decision support in medicine", ARTIFICIAL INTELLIGENCE IN MEDICINE, ELSEVIER, NL, vol. 33, no. 1, 1 January 2005 (2005-01-01), pages 1 - 24, XP025317465, ISSN: 0933-3657, [retrieved on 20050101]
ANONYMOUS: "IBM WebSphere Applet Designer Guide passage", IBM WEBSPHERE APPLET DESIGNER GUIDE, XX, XX, 1 August 2000 (2000-08-01), pages 95 - 113, XP002268915
Attorney, Agent or Firm:
RICHARDT, Markus (DE)
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Claims:
P a t e n t a n s p r ü c h e

1. Computerimplementiertes Verfahren zur Anzeige von patientenbezogenen Diagnosen chronischer Krankheiten auf einer graphischen Benutzeroberfläche (100) eines Datenverarbeitungssystems, wobei die graphische Benutzeroberfläche (100) zumindest ein erstes (114) und ein zweites (110) Anzeigefenster aufweist, mit den folgenden Schritten:

Anzeigen von zumindest einem Teil von Patientendaten (134) eines Patienten in dem ersten Anzeigefenster einer graphischen Benutzeroberfläche (106), wobei die angezeigten Patientendaten in dem ersten Anzeigefenster zeilenweise angezeigt werden, wobei das erste Anzeigefenster zur zeilenweisen Nachführung der anzuzeigenden Patientendaten eine Scrollbar (200) enthält, - Zugriff (302) auf eine erste Datenbank (122), wobei die erste Datenbank medizinische Diagnoseobjekte (124) enthält, wobei die medizinischen Diagnoseobjekte mit Regeln (126) bezüglich der Patientendaten des Patienten verknüpft sind, wobei die medizinischen Diagnoseobjekte zudem mit Informationen verknüpft sind, die das verknüpfte Diagno- seobjekt als mögliche chronische Diagnose charakterisieren,

Überprüfung (304), ob zumindest eine der Regeln für die Patientendaten erfüllt ist und ob das mit der erfüllten Regel verknüpft gespeicherte Diagnoseobjekt mit einer Information verknüpft gespeichert ist, welche das Diagnoseobjekt als mögliche chronische Diagnose charakterisiert, - Anzeigen eines Anzeigeelements (206) auf der graphischen Benutzeroberfläche, wenn zumindest eine der Regeln erfüllt ist und das mit dieser Regel verknüpft gespeicherte medizinische Diagnoseobjekt als mögliche chronische Diagnose charakterisiert ist, Ausgabe einer Benutzerabfrage (308) auf der graphischen Benutzer- Oberfläche, ob eine mit dem Diagnoseobjekt verknüpfte medizinische

Diagnose als Dauerdiagnose übernommen werden soll, und Anzeige (310) der medizinischen Diagnose als Dauerdiagnose in dem zweiten Anzeigefenster (110) unabhängig von der Position der Scroll- bar (200), wenn die mit dem Diagnoseobjekt verknüpfte medizinische Diagnose vom Benutzer als Dauerdiagnose übernommen wurde.

2. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 1 , wobei die Patienten- daten von einer zweiten Datenbank (132) empfangen werden, wobei das

Verfahren ferner das Speichern der Dauerdiagnose in der zweiten Datenbank mit den Patientendaten verknüpft umfasst.

3. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 1 , wobei die graphische Benutzeroberfläche ferner ein drittes Anzeigefenster (112) aufweist, wobei das Verfahren, wenn die mit dem Diagnoseobjekt verknüpfte medizinische Diagnose als Dauerdiagnose übernommen wurde, ferner umfasst:

Zugriff (312) auf eine vierte Datenbank (142), wobei die vierte Datenbank (142) Informationen darüber enthält, welche Wirkstoffe im Falle einer bestimmten Diagnose üblicherweise verabreicht werden, wobei die vierte Datenbank ferner medizinische Medikamentenobjekte (136) und Wirkstoffdaten (138) enthält, wobei die Wirkstoffdaten zu den Medikamentenobjekten verknüpft gespeichert sind entsprechend der in einem zu dem Medikamentenobjekt gehörenden Medikament enthal- tenen Wirkstoffe, wobei der Zugriff diejenigen Medikamentenobjekte zurückgibt, welche mindestens einen Wirkstoff enthalten, welcher bei Vorliegen der bestätigten Dauerdiagnose üblicherweise verabreicht wird, Überprüfung (314) der Patientendaten (134), ob das in (312) ermittelte Medikamentenobjekt bereits verschrieben wurde,

Anzeigen (316) eines weiteren Anzeigeelements auf der graphischen Benutzeroberfläche, wenn die Überprüfung (314) ergab, dass ein entsprechendes Medikamentenobjekt bereits verschrieben wurde, Ausgabe einer weiteren Benutzerabfrage (318) auf der graphischen Benutzeroberfläche, ob ein mit dem Medikamentenobjekt verknüpftes

Medikament als Dauermedikament übernommen werden soll, und Anzeige (320) des Dauermedikaments in dem dritten Anzeigefenster (112), unabhängig von der Position der Scrollbar, wenn das mit dem Medikamentenobjekt verknüpfte Medikament als Dauermedikament übernommen werden soll.

4. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 3, wobei das Verfahren ferner das Speichern des Dauermedikaments in der zweiten Datenbank mit den Patientendaten verknüpft umfasst.

5. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 3, wobei die Informationen darüber, welche Wirkstoffe im Falle einer bestimmten Diagnose zu vera- breichen sind, nicht in der vierten Datenbank (142), sondern in der ersten Datenbank (122) gespeichert sind.

6. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 1 , wobei die Regeln (126) mit einer Zeitkonstante für ein maximales Alter der Patientendaten (134) verknüpft sind, wobei die Regeln (126) nur auf diejenigen Patientendaten angewendet werden, welche einen jüngeren Zeitstempel als das maximale Alter aufweisen, wobei die Zeitkonstante angibt, wann die jeweiligen Patientendaten gespeichert wurden.

7. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 3, wobei die Abfragen zur Überprüfung (314) mit einer Zeitkonstante für ein maximales Alter der Patientendaten (134) verknüpft sind, wobei die Abfragen zur Überprüfung (314) nur auf diejenigen Patientendaten angewendet werden, welche einen jüngeren Zeitstempel als das maximale Alter aufweisen, wobei die Zeitkonstante angibt, wann die jeweiligen Patientendaten gespeichert wurden.

8. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 1 , ferner mit dem Schritt einer Aufbereitung der Patientendaten (134), wobei die Regeln (126) und die Abfragen zur Überprüfung (314) nur für die aufbereiteten Patientendaten durchgeführt werden, wobei die Datenaufbereitung die Filterung von strukturierten Daten aus den Patientendaten umfasst.

9. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 1 , wobei die medizini- sehen Diagnoseobjekte mit Wahrscheinlichkeiten für deren Ausprägung in chronischer Form verknüpft gespeichert sind, wobei die Ausgabe der Benutzerabfrage (308) nur dann erfolgt, wenn das Risiko des Vorliegens einer chronischen Diagnose, welches sich aus dem Risiko für die Diagnose selbst und dem Risiko für deren chronische Ausprägung errechnet, einen Schwel- lenwert überschreitet.

10. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 1 , wobei die Anwendung der Regeln zur Ermittlung erster Diagnoserisiken in der Reihenfolge abnehmender Einflussstärke (716) der Anwendung der jeweiligen Regel auf das er- rechnete erste Diagnoserisiko für eine Diagnose durchgeführt wird.

11. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 3, wobei die Medikamentenobjekte zusätzlich Informationen darüber enthalten, wie viele Dosierungseinheiten in einer Packung des entsprechenden Medikaments enthalten sind, und wobei ferner in der vierte Datenbank (142) Informationen über die üblicherweise vom Arzt verschriebenen Medikamentendosis bei Vorliegen einer bestimmten Diagnose gespeichert sind, und wobei das Verfahren zusätzlich die Schritte enthält:

- Abfrage der üblicherweise vom Arzt verabreichten Medikamentendosis für die Dauerdiagnose, die in Schritten (304)-(310) ermittelte wurde, Ermittlung der Anzahl der Dosierungseinheiten, die in einer Packung des in Schritten (312) und (314) ermittelten Dauermedikaments enthalten sind, - Ermittlung des Zeitstempels von Patientendaten, aus welchem hervorgeht, wann das Dauermedikament zuletzt verschrieben wurde, Berechnung der zeitlichen Reichweite der derzeit verschriebenen Medikamentenpackung, und Anzeige des noch verbliebenen Zeitraums bis zur notwendigen Neu- verschreibung des Dauermedikaments.

12. Computerimplementiertes Verfahren nach Anspruch 11 , wobei die Anzeige der noch verbliebenen Zeitraums bis zur notwendigen Neuverschreibung des Dauermedikaments in Form einer farblich kodierten Tachoscheibe ausge- prägt ist.

13. Datenverarbeitungssystem (100) mit einer graphischen Benutzeroberfläche (106), wobei das Datenverarbeitungssystem zur Durchführung des Verfahrens zur Anzeige von patientenbezogenen chronischen Krankheiten nach Anspruch 1 ausgebildet ist.

14. Computerlesbares Speichermedium, auf welchem Daten gespeichert sind, die Anweisungen zur Durchführung eines computergestützten Verfahrens zur Anzeige chronischer Diagnosen durch ein Datenverarbeitungssystem (100) enthalten, wobei die Anweisungen durch einen programmierten Prozessor ausführbar sind, wobei das Datenverarbeitungssystem eine graphische Benutzeroberfläche (106) aufweist, mit den folgenden Schritten:

Anzeigen von zumindest einem Teil von Patientendaten (134) eines Patienten in dem ersten Anzeigefenster einer graphischen Benutzer- Oberfläche (106), wobei die angezeigten Patientendaten in dem ersten

Anzeigefenster zeilenweise angezeigt werden, wobei das erste Anzeigefenster zur zeilenweisen Nachführung der anzuzeigenden Patientendaten eine Scrollbar (200) enthält, - Zugriff (302) auf eine erste Datenbank (122), wobei die erste Daten- bank medizinische Diagnoseobjekte (124) enthält, wobei die medizinischen Diagnoseobjekte mit Regeln (126) bezüglich der Patientendaten des Patienten verknüpft sind, wobei die medizinischen Diagnoseobjekte zudem mit Informationen verknüpft sind, die das verknüpfte Diagnoseobjekt als mögliche chronische Diagnose charakterisieren, - Überprüfung (304), ob zumindest eine der Regeln für die Patientendaten erfüllt ist und ob das mit der erfüllten Regel verknüpft gespeicherte Diagnoseobjekt mit einer Information verknüpft gespeichert ist, welche das Diagnoseobjekt als mögliche chronische Diagnose charakterisiert, Anzeigen eines Anzeigeelements (206) auf der graphischen Benut- zeroberfläche, wenn zumindest eine der Regeln erfüllt ist und das mit dieser Regel verknüpft gespeicherte medizinische Diagnoseobjekt als mögliche chronische Diagnose charakterisiert ist, Ausgabe einer Benutzerabfrage (308) auf der graphischen Benutzeroberfläche, ob eine mit dem Diagnoseobjekt verknüpfte medizinische Diagnose als Dauerdiagnose übernommen werden soll, und Anzeige (310) der medizinischen Diagnose als Dauerdiagnose in dem zweiten Anzeigefenster (110) unabhängig von der Position der Scroll- bar (200), wenn die mit dem Diagnoseobjekt verknüpfte medizinische Diagnose vom Benutzer als Dauerdiagnose übernommen wurde.

Description:
Computerimplementiertes Verfahren zur Anzeige von patientenbezogenen Diagnosen chronischer Krankheiten

B e s c h r e i b u n g

Die Erfindung betrifft ein computerimplementiertes Verfahren zur Diagnose und An- zeige von patientenbezogenen, chronischen Krankheiten, ein Datenverarbeitungssystem und ein Computerprogrammprodukt.

Medizinische Informationssysteme dokumentieren unter anderem vielfältige, patientenbezogene, administrative und medizinische Daten. Obwohl durch die Verwen- düng von medizinischen Informationssystemen die einem behandelnden Arzt zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Dokumentation von Patientendaten eine im Wesentlichen lückenlose Aufzeichnung und Speicherung der Patientendaten ermöglichen, so ergibt sich aufgrund oftmals vorhandener Zeitprobleme in Arztpraxen und Krankenhäusern das Problem, dass ein behandelnder Arzt nur selten dazu in der Lage ist, durch Durchsicht der Patientenakte eines Patienten vor Beginn eines Behandlungstermins dieses Patienten sich einen vollständigen Überblick über den Behandlungsablauf des Patienten zu machen. Ein behandelnder Arzt hat in diesem Fall oftmals lediglich dafür Zeit, sich intensiv mit Gesundheitsstörungen und Diagnosen des Patienten zu beschäftigen, welche in der jüngsten Vergangenheit aufge- treten waren.

Eine weitere Ursache für die beschränkte Rückschaufähigkeit des Arztes findet sich jedoch auch in dem typischen Aufbau von grafischen Benutzeroberflächen medizinischer Informationssysteme. Zur Illustration eines Patientendatenblatts zeigen sol- che Informationssysteme aufgrund der begrenzten Darstellungsmöglichkeiten einer grafischen Benutzeroberfläche lediglich die zuletzt eingegebenen medizinischen Diagnosen und Hinweise an. Zwar könnte ein Arzt durch „Blättern" in der Patientenhistorie, das heißt durch Bewegung einer Scrollbar Zugriff auf weitere, in einem län- geren Zeitraum zurückliegende Diagnosen erlangen, was er jedoch wie eingangs geschildert, aus Zeitgründen nur selten detailliert tun kann. Der Arzt kann sich somit unter Verwendung medizinischer Informationssysteme in kurzer Zeit keinen allgemeinen Überblick über die Krankheitshistorie eines Patienten machen.

Als Konsequenz daraus ergibt sich die Problematik, dass viele Informationen, die implizit in der elektronischen Akte des Patienten enthalten sind und für die Diagnosestellung und Verschreibung von Medikamenten hilfreich wären, nicht genutzt werden. Chronische Krankheiten, welche sich durch z.B. wiederkehrende Krankheits- Symptome äußern, werden nicht durch den behandelnden Arzt erkannt, da der Arzt aufgrund der Darstellung der Behandlungshistorie des Patienten auf seiner grafischen Benutzeroberfläche nicht in einfacher Weise Informationen darüber erlangt, ob sich z.B. ständig wiederkehrende Krankheitssymptome und Diagnosen in der Krankheitshistorie des Patienten befinden, welche einen Hinweis auf das Vorhan- densein einer entsprechenden chronischen Erkrankung geben könnten. Medikamente, die der Patient dauerhaft einnimmt, oder in der Vergangenheit erfolgte Untersuchungen oder Operationen, die einen Rückschluss über seine Vorerkrankungen geben könnten, werden bei der Diagnosestellung durch den Arzt ebenfalls oft übersehen. Viele Patienten haben selbst keinen umfassenden Überblick über die Medikamente und Wirkstoffe, die sie regelmäßig einnehmen, so dass die Patienten oftmals keine verlässliche Auskunft über ihre Krankenhistorie geben können. Die Zusammenhänge zwischen verschiedenen in der Vergangenheit getroffenen Diagnosen können so komplex und das zu verarbeitende Wissen so umfangreich sein, dass auch eine längere Beschäftigung mit der elektronischen Patientenakte nicht ausschließen würde, dass wichtige Zusammenhänge übersehen werden, zumal sich medizinisches Wissen laufend ändert. Eine umfassende Überprüfung der Behandlungshistorie hinsichtlich der Symptome und Befunde des Patienten individuell für jeden Patienten vor einem Behandlungstermin ist jedoch zeitlich in der Praxis nicht realisierbar.

Neben dem zeitlichen Aspekt stehen viele weitere Faktoren einer schnellen und verlässlichen Diagnose durch den Arzt entgegen. Ein mit einer Krankheit assoziiertes Symptom, z.B. Kopfschmerzen, kann von Patient zu Patient unterschiedlich stark ausgeprägt auftreten. Ein Symptom kann dabei Indiz für eine Vielzahl unterschiedli- eher Krankheiten sein, und jede Krankheit kann durch eine Menge aus mehreren, nicht immer eindeutigen, Symptomen charakterisiert sein. Zudem ist das verfügbare medizinische Fachwissen für die verschiedenen Krankheiten sehr ungleich verteilt. Die Ursachen und Symptome mancher Krankheiten sind allgemein bekannt und gut beschrieben, während die Ursachen anderer Krankheiten noch völlig im Dunkeln liegen. Für einige Krankheiten sind zumindest Korrelationsstudien verfügbar, die einen statistischen Zusammenhang von bestimmten Umweltfaktoren, Ernährungsgewohnheiten, körperlicher Aktivität, einem bestimmten Genotyp oder dem Vorhandensein weiterer Krankheiten (Komorbiditäten) zeigen. Manche Krankheiten lassen sich klar einer oder wenigen Ursachen zuordnen, z.B. monogenetisch vererbbare Krankheiten einem Gendefekt. Andere Krankheiten sind multifaktoriell bedingt und können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Gelenkarthrose kann beispielsweise bedingt sein durch alters- und abnutzungsbedingten Gelenkverschleiß. Gelenkarthrose kann aber auch die Folge einer entsprechenden geneti- sehen Veranlagung sein, die ab einem gewissen Lebensalter zum Tragen kommt. Darüber hinaus wird die Diagnoseerstellung noch durch den Umstand kompliziert, dass verschiedene Diagnoseverfahren zur Feststellung einer Krankheit möglich sind. So gibt es neben der Berücksichtigung der aktuellen Symptome eines Patienten im Kontext seiner Krankenhistorie auch von den Krankenkassen empfohlene Diagnoseverfahren und Abfragestandards gemäß einer für die jeweilige Krankheit spezifische Leitliniendiagnostik.

Damit liegt die Erfindung die technische Aufgabe zugrunde, einen Benutzer eines medizinischen Informationssystems in die Lage zu versetzen, eine Analyse von Pa- tientendaten hinsichtlich des Vorhandenseins chronischer Krankheiten in effizienterer und schnellerer Weise durchzuführen.

Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen Patentansprüchen angegeben.

Erfindungsgemäß wird ein computerimplementiertes Verfahren zur Anzeige von patientenbezogenen Diagnosen chronischer Krankheiten auf einer grafischer Benutzeroberfläche eines Datenverarbeitungssystems geschaffen, wobei die grafische Benutzeroberfläche zumindest ein erstes und ein zweites Anzeigefenster aufweist. Das Verfahren umfasst dabei zunächst den Schritt des Anzeigens von zumindest einem Teil von Patientendaten eines Patienten in dem ersten Anzeigefenster, wobei die angezeigten Patientendaten in dem ersten Anzeigefenster zeilenweise ange- zeigt werden, wobei das erste Anzeigefenster zur zeilenweise Nachführung der anzuzeigenden Patientendaten durch eine Scrollbar ausgebildet ist.

Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, dass ein behandelnder Arzt darin unterstützt wird, in schneller und effizienter Weise Diagnosen hinsichtlich chroni- scher Krankheiten eines Patienten zu stellen. Der behandelnde Arzt muss nicht mehr in aufwändiger Weise eine Durchsicht aller ihm zur Verfügung stehender Patientendaten eines Patienten vornehmen, zumal dies, wie bereits oben angemerkt, üblicherweise aus Zeitgründen nicht möglich ist.

Der Begriff „Diagnose" bezeichnet im Folgenden einen Befund über einen physiologischen Zustand oder eine Krankheit eines Patienten. Eine Diagnose wurde klassischerweise anhand von äußerlich erkennbaren Merkmalen (Symptomen), Laborwerten oder verschiedener diagnostischer Verfahren von einem Arzt gestellt, der diese Daten vor dem Hintergrund seiner medizinischen Ausbildung und Erfahrung bewertete. Ein wesentlicher Vorteil des vorliegenden erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, dass diese Bewertungsschritte automatisiert ablaufen und mehr Informationen berücksichtigen können, als dies der Arzt in der Kürze der Zeit vermag. Durch Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens kann der Arzt also die Qualität der gestellten Diagnosen verbessern und die Diagnosestellung beschleuni- gen.

Eine Herausforderung stellen insbesondere die hohe Komplexität und Heterogenität der Faktoren dar, die für die Risikoberechnung herangezogen werden müssen, so wie das zwingende Erfordernis, auch eine Vielzahl komplexer Abfragen auf einem großen Datensatz an elektronischen Patientenakten schnell ausführen zu können (Einsatz in einer Klinik). Während für eine Krankheit außer einer einfachen Korrelation nichts bekannt sein und das Risikoberechnungsverfahren entsprechend einfach sein kann, können für andere Krankheiten mehrere hoch komplexe Risikoberechnungsverfahren existieren, da diese gut untersucht ist und viele Studien verfügbar sind. Ein praxistaugliches Diagnosesystem muss in der Lage sein, dieser Heteroge- nität der Risikoberechnungsverfahren und auch häufige Änderungen der Berechnungsmethodik zuzulassen. Das System muss zudem in der Lage sein, den praktischen Problemen der Diagnosestellung, insb. bei der Diagnose chronischer Erkran- kungen, durch den Arzt (begrenzte zur Verfügung stehende Zeit, unklare Symptome) Rechnung zu tragen.

Die Erfindung betrifft ein computerimplementiertes Verfahren zur medizinischen Diagnoseunterstützung zur Vorhersage und Darstellung chronischer Erkrankungen durch ein Datenverarbeitungssystem. Das Datenverarbeitungssystem weist eine grafische Benutzeroberfläche auf. Das Verfahren beginnt mit dem Zugriff auf Regeln zur Berechnung von Diagnoserisikos von medizinischen Diagnosen. Die Regeln und die die Diagnosen repräsentierenden Datenobjekte sind in einer Art und Weise in einer Datenbank abgelegt, welche der oben beschriebenen Heterogenität des Wis- sens über verschiedene Krankheiten und mit ihnen einhergehende Symptome Rechnung trägt.

Jede Diagnose in dieser Datenbank ist mit einem medizinischen Primärrisiko verbunden abgespeichert. Das medizinische Primärrisiko für eine Diagnose gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit das Vorhandensein dieser Diagnose bei einem Patienten angenommen werden darf, wenn das einzig für diese Annahme herangezogene Wissen die allgemeine statistische Verbreitung einer Krankheit in der Gesamtbevölkerung ist. Das Primärrisiko für das Vorliegen einer Krankheit, von der 10 000 Menschen einer Bevölkerungsgruppe von 1 Millionen Menschen betroffen sind, beträgt also 0.01 (1%). Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen werden bei der Berechnung des Primärrisikos nicht berücksichtigt. Vielmehr wird das Primärrisiko gemäß des aktuell verfügbaren medizinischen Wissens (Anzahl der Erkrankungen pro Gesamtbevölkerung oder, falls unbekannt, Anzahl der Erkrankten innerhalb einer untersuchten Patientengruppe einer medizinischen Studie) verwendet. Eine Referenz zu der Literaturquelle, der der Wert für das Primärrisiko entnommen wurde, ist ebenfalls in der Datenbank hinterlegt.

Ein erfindungsgemäßes Vorhersagesystem ist nicht nur in der Lage, jeder Diagnose ein Primärrisiko zuzuordnen. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfin- dung werden für einen Patienten in Abhängigkeit persönlicher Risikofaktoren für eine Vielzahl von möglichen Diagnosen medizinische Diagnoserisiken individuell für den jeweiligen Patienten berechnet. Hierzu werden Regeln auf den Daten des Patienten angewandt. Jede Regel enthält eine oder mehrere Abfragebedingungen (zu Alter, Geschlecht, medizinischer Vorgeschichte u.a.). Die Anwendung einer Regel auf den Daten einer elektronischen Patientenakte bedeutet die Überprüfung, ob alle Abfragebedingungen einer Regel für diesen Datensatz erfüllt sind. Die Regeln sind in einer Weise in einer Datenbank abgelegt, dass eine Vielzahl möglicher Abfragebedingungen in unterschiedlicher Kombination flexibel berücksichtigt werden kann. Das verwendete Datenbankschema ermöglicht zudem durch Einspielung entsprechender Updates für die medizinischen Diagnoseobjekte und Risikoberechnungsverfahren, sodass das erfindungsgemäße Verfahren leicht dem aktuellen und sich ständig wandelnden Stand des medizinischen Wissens angepasst werden kann. Das Anwenden der Regeln auf die Patientendaten resultiert in der Berechnung von mindestens einem ersten medizinischen Diagnoserisiko für eine erste medizinische Diagnose, wenn zumindest eine der Regeln auf die Patientendaten anwendbar ist. Falls die Datenbank also drei Regeln für die Berechnung eines Risikos für eine bestimmte Krankheit K enthält, wovon alle drei als eine Bedingung ein Patientenalter von mindestens 30 Jahren enthalten, so ist in diesem Beispiel keine der Regeln auf einen 25jährigen Patienten anwendbar. Falls zumindest eine Regel anwendbar war, erfolgt im nächsten Schritt die Ausgabe des ersten berechneten Diagnoserisikos für die erste medizinische Diagnose zusammen mit der ersten medizinischen Diagnose auf der grafischen Benutzeroberfläche und die Ausgabe einer Benutzerabfrage, ob für die erste medizinische Diagnose eine interaktive Symptomdiagnostik und/oder eine Leitliniendiagnostik durchgeführt werden soll. Medizinische Leitlinien sind systematisch entwickelte Diagnostik- und Symptombewertungsverfahren zur Unterstützung der Entscheidungsfindung von Ärzten. Sowohl die Symptomdiagnostik als auch die Leitliniendiagnostik dienen zum einen dazu, das durch Anwendung der Regel berechnete erste Diagnoserisiko durch interaktive Angabe weiterer Merkmale des Patienten zu präzisieren. Zum anderen schlagen Sie dem Arzt Symptome bzw. Leitlinienkriterien zur Auswahl vor, welche mit der ersten Diagnose assoziiert gespeichert sind. Diese Leitlinienkriterien und Symptome wiederum können mit anderen Diagnosen, die dem Arzt ebenfalls zur Auswahl vorgeschlagen werden, korrelieren. Durch Zuwahl und Abwahl der mit einem ersten Diagnoserisiko verbundenen Symptome und Leitlinienkriterien lässt sich also nicht nur das erste Diagnoserisiko präzisieren, sondern auch weitere mögliche Diagnosen im Kontext der ersten Diagnose detektieren, welche der Arzt zur weiteren Analyse auswählen kann.

Im Falle dessen, dass eine interaktive Symptomdiagnostik für eine erste medizinische Diagnose durchgeführt werden soll, erfolgt die Ausgabe einer Symptombenutzerabfrage, durch welche der Arzt festlegen kann, welche der mit der ersten medizinischen Diagnose verknüpften medizinischen Symptome für eine weitere Analyse der Patientendaten verwendet werden und einen Einfluss auf das zuvor bestimmte Diagnoserisiko haben sollen. Durch Auswahl bzw. Abwahl der präsentierten Symptome durch den Benutzer wird das im vorhergehenden Schritt berechnete erste Diagnoserisiko modifiziert und präzisiert. Je nach dem, welche Symptome nach Ansicht des Arztes tatsächlich bei dem untersuchten Patienten vorliegen, wählt der Arzt einige oder auch alle der vorgeschlagenen Symptome aus. Jede Zu- oder Ab- wähl eines Symptoms kann das erste Diagnoserisiko erhöhen oder verringern. Die Symptombenutzerabfrage kann also vom Arzt verwendet werden um das erste, auf der Anwendung von Regeln basierende Diagnoseergebnis zu präzisieren. Das in der Symptomdiagnostik bestimmte zweite Diagnoserisiko verwendet also das erste Diagnoserisiko als Ausgangswert, um dieses, je nach Anwesenheit oder Abwesen- heit weiterer Symptome, zu präzisieren. Schließlich erfolgt in einem darauf folgenden Schritt die Ausgabe des zweiten, noch präziseren, Diagnoserisikos zusammen mit der zweiten Diagnose auf der grafischen Benutzeroberfläche.

Falls zusätzlich oder alternativ zu der Symptomdiagnostik eine Leitliniendiagnostik durchgeführt werden soll, erfolgt die Ausgabe einer Leitliniendiagnostikbenutzer- abfrage. Falls die Leitliniendiagnostik unmittelbar nach der Berechnung des ersten Diagnoserisikos erfolgt, stellt das erste Diagnoserisiko den Ausgangswert für die weitere Präzisierung des Diagnoserisikos dar. Falls die Leitliniendiagnostik nach der Symptomdiagnostik ausgeführt wird, stellt das in der Symptomdiagnostik ermittelte zweite Diagnoserisiko den Ausgangswert für die weitere Präzisierung des Diagnoserisikos dar. Das im Zuge der Leitliniendiagnostik errechnete Diagnoserisiko wird, unabhängig von der tatsächlich ausgeführten Reihenfolge der Diagnoseschritte als drittes Diagnoserisiko bezeichnet. Analog wird das in der Symptomdiagnostik ermittelte Diagnoserisiko als zweites Diagnoserisiko bezeichnet. Die Symptomdiagnostik ist also keine Voraussetzung für die Durchführung der Leitliniendiagnostik. Vielmehr können beide Diagnoseverfahren aufeinander aufbauend oder einzeln direkt nach der Berechnung des ersten Diagnoserisikos erfolgen.

Symptome, die gemäß einer Leitliniendiagnostik zur Beurteilung des Vorliegens einer bestimmten Diagnostik vom Arzt heranzuziehen sind, werden im folgenden als Leitlinienkriterien bezeichnet. Die Leitlinienkriterien sind mit den Diagnoseobjekten verknüpft in einer ersten Datenbank gespeichert. Die Durchführung einer Leitliniendiagnostik für ein Diagnose bedeutet, dass dem Benutzer die zu dieser Diagnose zugehörigen Leitlinienkriterien zur Auswahl präsentiert werden. Die Leitlinienkriterien können auch Laborwerte des Patienten umfassen, z.B. den Blutzuckerwert, den Serum-Kreatininwert, den Blutdruck oder ähnliche Daten. Der Benutzer, im Regelfall also der Arzt, wählt aus der präsentierten Menge an Leitlinienkriterien einige aus, die er für relevant erachtet und die für eine weitere Präzisierung des zuvor bestimm- ten Diagnoserisikos verwendet werden sollen. Durch Auswahl bzw. Abwahl der präsentierten Leitlinienkriterien durch den Benutzer wird das im vorhergehenden Schritt berechnete Diagnoserisiko noch weiter modifiziert und präzisiert. Je nach dem, welche Leitlinienkriterien nach Ansicht des Arztes tatsächlich bei dem untersuchten Patienten vorliegen, wählt der Arzt einige oder auch alle der vorgeschlagenen Leitli- nienkriterien aus. Die Auswahl oder Abwahl einzelner Leitlinienkriterien hat eine Modifikation des Ausgangsrisikowertes zur Folge, in Resultat dessen ein drittes Diagnoserisiko zurückgegeben und angezeigt wird. Zusätzlich zu der Auswahl und Abwahl von Leitlinienkriterien durch den Arzt wird das dritte Diagnoserisiko durch die Anwendung krankheitsspezifischer Leitlinienroutinen weiter präzisiert. Leitlinien- routinen sind für eine Diagnose spezifische Berechnungsroutinen, die letztlich zu einer Modifikation des zweiten Diagnoserisikowertes führen. Die Leitlinienroutinen können beispielsweise das Vorhandensein einzelner Leitlinienkriterien stärker gewichten, komplexe Boolesche Operationen (z.B. AND, OR, NOR) oder arithmetische Funktionen auf den ausgewählten Leitlinienkriterien durchführen und das sich daraus errechnete modifizierte Diagnoserisiko anwenden. Oftmals handelt es sich bei den Leitlinienroutinen auf den Leitlinienkriterien zur Diagnoserisikoberechnung um Heuristiken, die auf einer Kombinationen von mehreren Einzelfaktoren beruhen. Die für die Diagnose von Nierenfunktionsstörungen beispielsweise häufig verwendete MDRD Formel berücksichtigt neben dem Kreatininwert im Serum (Laborbefund) auch das Alter, die Hautfarbe und das Geschlecht des Patienten. Faktoren also, von welchen man anhand verschiedener Studien weiß, dass Sie einen Einfluss auf das Vorliegen von Nierenfunktionsstörungen haben können oder zumindest damit korrelieren. Auch ICD Codes (internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) und Leistungsziffern LEZ (z.B. nach dem einheitlichen Bewertungsmaßstab für das ärztliche Honorar, EBM) der Vorerkrankungen und Diagnosen können als weitere Faktoren in einer Regel Berücksichtigung finden. ICD Codes repräsentieren Diagnosen, die gemäß der Patientenakte bereits in der Vergangenheit des Patienten gestellt wurden. Da das Auftreten man- eher Krankheiten in der Vergangenheit positiv mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten anderer Krankheiten korreliert, kann eine Berücksichtigung dieses Faktors in den Regeln hilfreich bei der Risikoberechnung sein. Auch LEZ Codes können die Berechnung des Diagnoserisikos unterstützen, obwohl sie nicht immer einen Hinweis auf eine bestimmte Vorerkrankung darstellen. Hat sich der Patient beispiels- weise mit unklaren Oberbauchbeschwerden in der Vergangenheit bei einem Arzt vorgestellt, der daraufhin eine Magenspiegelung ohne Befund vornahm, so ist dieses Ereignis in der Patientenakte nicht mit einer Diagnose für eine Krankheit verbunden. Der Umstand, dass überhaupt eine Magenspiegelung vorgenommen wurde, der anhand des LEZ Codes ersichtlich ist, kann jedoch ein Hinweis sein auf das Vorliegen gesundheitlicher Probleme im Oberbauchbereich. Das in der Leitliniendiagnostik bestimmte dritte Diagnoserisiko verwendet also das zweite Diagnoserisiko als Ausgangswert, um es, je nach Anwesenheit oder Abwesenheit von der Diagnose zugeordneten Leitlinienkriterien und je nach dem Ergebnis der Leitlinienroutinen zu präzisieren. Schließlich erfolgt in einem darauf folgenden Schritt die Ausga- be des so berechneten dritten Diagnoserisikos zusammen mit der dritten medizinischen Diagnose auf der grafischen Benutzeroberfläche.

Durch Bestätigen der Verdachtsdiagnose, die auf der Berechnung des ersten, zweiten oder dritten Diagnoserisikos beruhen kann, kann der Arzt entsprechend einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung die Diagnose bestätigen, welche in Folge dessen in der elektronischen Patientenakte des Patienten gespeichert wird.

Die Berechnung einer oder mehrerer erster Diagnoserisiken durch Anwendung der Regeln wird nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sofort initiiert, wenn der Arzt oder eine Sprechstundenhilfskraft die elektronische Patientenakte öffnet. Die Anzeige der berechneten Diagnoserisiken kann dagegen auch später erfolgen, z.B. erst beim Öffnen eines Rezeptformulars durch den Arzt. Diese Ausführungsform ist besonders vorteilhaft, da im Praxisalltag die elektronische Patien- tenakte typischerweise zuerst von einer ärztlichen Hilfskraft geöffnet wird, um z.B. Laborwerte oder mit dem Arztbesuch assoziierte Verwaltungsdaten einzutragen. Dadurch, dass durch das Öffnen der elektronischen Akte die Risikoberechnung initiiert wird, stehen die Ergebnisse dem Arzt bereits zur Verfügung, was eine weitere Zeitersparnis mit sich bringt. Der Arzt kann sofort zur Symptomdiagnostik oder Leit- liniendiagnostik übergehen.

Gemäß einer weiteren Ausführungsform werden die durch Anwendung der Regeln erhaltenen Diagnosen und weitere patientenbezogene Daten in einem Popup Fenster dargestellt. Um den Arzt nicht mit einer Vielzahl von Fenstern zu überlasten, kann z.B. durch Verwendung eines Schwellenwertes für das berechnete Diagnoserisiko erreicht werden, dass nur wirklich relevante Informationen angezeigt werden. Darüber hinaus kann man in dem erfindungsgemäßen System eine Höchstanzahl von Popup Fenstern definieren, die pro Zeiteinheit dem Benutzer angezeigt werden sollen.

Zusätzlich zu der automatischen Diagnoseerstellung durch das erfindungsgemäße Diagnoseverfahren bietet die vorliegende Erfindung gemäß einer Ausführungsform die Möglichkeit eines Verdachtsdiagnosenchecks. Diese Funktion beinhaltet, dass der Arzt direkt eine Diagnose in das System als Verdachtsdiagnose eingeben kann. Diese Option stellt sicher, dass auch, falls das System keine Diagnose vorschlägt, der Arzt eine Vermutung bezüglich des Vorhandenseins einer bestimmten Diagnose näher untersuchen kann. Der Verdachtsdiagnosencheck unterscheidet sich von dem zuvor erläuterten Vorgehen darin, dass nicht Regeln, die auf den Patientendaten angewandt werden, die ersten Diagnosen vorschlagen, sondern dies der Arzt vornimmt. Der Arzt wählt aus einer Liste möglicher Diagnosen in der ersten Datenbank eine Verdachtsdiagnose aus. Im nächsten Schritt kann er seinen Verdacht durch die Anwendung der Symptomdiagnostik und/oder Leitliniendiagnostik präzisieren und die Verdachtsdiagnose ggf. verwerfen oder als gesichert in die Patientenakte übernehmen. Unter Patientendaten werden im Folgenden jegliche Art von Informationen verstanden, welche hinsichtlich eines Patienten erfasst wurden. Dazu gehören neben strukturierten und freitextlichen Daten auch elektronische Bilddaten sowie medizinische Messdaten jeglicher Art. Unter strukturierten Patientendaten werden Patientendaten verstanden, welche gemäß einer zuvor festgelegten Norm bzw. Klassifikation bereitgestellt wurden. Darunter fällt insbesondere, aber nicht ausschließlich, die Verwendung von ICD Codes, von Pharmazentralnummern (PZN) und von LEZs gemäß des einheitlichen Bewertungsmaßstabs für das ärztliche Honorar (EBM) sowie spe- zifischen Inhalte von Krankenverordnungs-(KV)-Formularen wie Überweisungen, Einweisungen, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen oder Ähnlichem.

Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, dass ein behandelnder Arzt in die Lage versetzt wird, verschiedene medizinische Diagnosen in Ihrer Gesamtheit zu- sammenhängend zu berücksichtigen. Damit kann er in anderen Worten eine Analyse der Patientendaten in schnellerer und effizienterer Weise durchführen. Außerdem ermöglicht das Verfahren, dass ein Arzt automatisch auf mögliche medizinische Diagnosen hingewiesen wird, welche bei manueller Durchsicht der Patientendaten nicht zu erkennen sind, da hierfür komplexe Zusammenhänge zwischen me- dizinischen Befunden berücksichtigt werden müssen. Durch das genannte Verfahren werden somit einem Arzt individuell für den Patienten ermittelte medizinische Diagnoserisiken und zugehörige Diagnosen angezeigt. Ist der Arzt der Auffassung, dass eine mögliche Diagnose eine hohe Relevanz im vorliegenden Behandlungsfall haben könnte, so kann er durch Bestätigung der Benutzerabfrage, ob für die erste medizinische Diagnose eine interaktive Symptomdiagnostik durchgeführt werden soll, in geführter Weise rasch und effektiv eine Bestimmung dahingehend durchführen, ob eine angezeigte medizinische Diagnose tatsächlich relevant ist oder nicht. In anderen Worten kann damit ein Verdacht für eine bestimmte Diagnose erhärtet oder verworfen werden. Somit wird insgesamt gewährleistet, dass die Interaktionszeit des Arztes mit dem Datenverarbeitungssystem wesentlich verkürzt wird. Selbiges gilt analog auch für die Leitliniendiagnostik.

Der Benutzer hat in der Symptombenutzerabfrage nach einer Ausführungsform der Erfindung die Möglichkeit, verschiedene medizinische Symptome, welche mit der ersten medizinischen Diagnose verknüpft sind, zur weiteren Analyse der Patientendaten auszuwählen. Nach der Auswahl eines Symptoms, welches er für den aktuell untersuchten Patienten für zutreffend hält, erfolgt ein Anwenden der zu diesem ausgewählten Symptom gehörenden Symptomdiagnostikregeln auf dem zuvor be- stimmten Diagnoserisikowert für eine bestimmte Diagnose. Die Symptombenutzerabfrage ist interaktiv gestaltet, das heißt, der Arzt kann einzelne Symptome, die er an dem Patienten festzustellen glaubt, für die Diagnoseerstellung hinzuziehen oder von der Diagnoseerstellung ausschließen. Dies hat den Vorteil, dass der Arzt interaktiv den Einfluss jedes einzelnen Symptoms auf das Diagnoseergebnis durch Zu- bzw. Abwahl des Symptoms individuell ermitteln kann. Oftmals ist das Vorliegen eines Symptoms nicht eindeutig (leichte Kopfschmerzen, leichte Hautrötungen, die auch durch die Kleidung hervorgerufen worden sein könnte, unspezifische Beschwerden oder Symptome, die nicht in den Kontext anderer Symptome passen). In solchen Fällen ist es sehr hilfreich, dass der Arzt die Risikoberechnung für ver- schiedene medizinische Diagnosen sowohl unter Ausnahme als auch unter Einbeziehung einzelner Symptome durchführen kann, da der Arzt dadurch feststellen kann, ob eine Diagnose auch ohne die Berücksichtigung eines bestimmten, unsicher diagnostizierten Symptoms gestellt worden wäre.

Der Benutzer hat nach einer Ausführungsform der Erfindung in analoger Weise für die Leitliniendiagnostik die Möglichkeit, verschiedene Leitlinienkriterien, worunter auch Laborwerte fallen können, welche mit der zuvor bestimmten Diagnose verknüpft sind, zur weiteren Analyse der Patientendaten auszuwählen. Nach der Auswahl eines Leitlinienkriteriums, welches er für den aktuell untersuchten Patienten für zutreffend hält, erfolgt eine Modifikation des zuvor bestimmten Risikowert für eine bestimmte Diagnose, wobei die Stärke der Modifikation von dem jeweiligen Leitlinienkriterium abhängt. Die Leitlinienbenutzerabfrage ist interaktiv gestaltet, das heißt, der Arzt kann einzelne Leitlinienkriterien, die er an dem Patienten festzustellen glaubt, für die Diagnoseerstellung hinzuziehen oder von der Diagnoseerstellung ausschließen. Zudem wird das zuvor bestimmte Diagnoserisiko durch die Ausführung diagnosespezifischer Leitlinienroutinen modifiziert.

Nach einer Ausführungsform der Erfindung werden die Patientendaten von einer zweiten Datenbank empfangen. Diese zweite Datenbank kann dabei eine dem Da- tenverarbeitungssystem externe Datenbank sein, wie beispielsweise die Datenbank eines Arztinformationssystems.

Nach einer Ausführungsform der Erfindung werden medizinische Diagnosen erst ab einem vorbestimmten Schwellenwert ausgegeben. Außerdem werden die medizinischen Diagnosen vorzugsweise sortiert nach der berechneten Risikohöhe ausgegeben. Damit ist gewährleistet, dass ein Benutzer des Datenverarbeitungssystems, d.h. ein behandelnder Arzt, nicht in unnötiger weise mit irrelevanten medizinischen Diagnosen konfrontiert wird. Typischerweise wird ein Schwellenwert für ein dem Arzt anzuzeigendes Diagnoserisiko von 40% gewählt, wobei dieser Wert jedoch vom Benutzer verändert werden kann.

Nach einer Ausführungsform der Erfindung wird das erste, zweite und dritte medizinische Diagnoserisiko in Form einer Tachoscheibe angezeigt. Vorzugsweise wird dabei das Diagnoserisiko mit farbigen Abstufungen auf der Skala der Tachoscheibe angezeigt. Zusätzlich wird nach einer Ausführungsform der Erfindung das Primärrisiko als Risikowahrscheinlichkeit in Form eines Zahlenwerts zusammen mit der Tachoscheibe angezeigt. Damit ist ein Benutzer in der Lage, in intuitiver Weise das Risiko für das Vorliegen einer bestimmten medizinischen Diagnose zu erfassen, um daraufhin in zeiteffizienter Weise eine entsprechende Entscheidung darüber zu treffen, ob diese Diagnose im Detail weiterverfolgt werden soll oder nicht.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird zusammen mit dem ersten medizinischen Diagnoserisiko ein erstes Bedienelement bereitgestellt, wobei das erste Bedienelement für eine Benutzerbestätigung ausgebildet ist, wobei im Falle einer Benutzerbestätigung über das erste Bedienelement die erste medizinische Diagnose und/oder die medizinischen Symptome mit den Patientendaten verknüpft in der zweiten Datenbank gespeichert werden. Damit wird ein Arzt in die Lage versetzt, eine ihm als gesichert erscheinende medizinische Diagnose, gegebenenfalls zusammen mit den von ihm eingegebenen Symptomen, mit in die Patientendatenbank aufzunehmen, sodass bei einem erneuten Aufrufen der Patientenakte ein solch medizinischer Befund als Teil der Patientenakte dem Arzt erneut zugänglich ist. Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird zusammen mit dem zweiten medizinischen Diagnoserisiko ein zweites Bedienelement bereitgestellt, wobei das zweite Bedienelement für eine Benutzerbestätigung ausgebildet ist, wobei im Fall einer Benutzerbestätigung über das zweite Bedienelement das zweite Diagno- serisiko und die zweite medizinische Diagnose als neues erstes Diagnoserisiko und als neue erste medizinische Diagnose auf der grafischen Benutzeroberfläche ausgegeben wird. In anderen Worten wird hiermit die Möglichkeit gegeben, die durch die zusätzliche Eingabe von Symptomen präzisierte Diagnose in jener Übersicht zu aktualisieren, welche ursprünglich mit der Ausgabe des ersten Diagnoserisikos für die erste medizinische Diagnose zusammen mit der ersten medizinischen Diagnose erzeugt wurde. Dies ist insbesondere für den Fall relevant, dass nicht nur eine einzelne medizinische Diagnose mit einem entsprechenden Diagnoserisiko versehen ursprünglich angezeigt wurde, sondern ein Satz von verschiedenen Diagnosen. Durch die Durchführung der Symptombenutzerabfrage wird zum einen das Risiko für diejenige Diagnose präzisiert, für welche die Symptomdiagnostik vorgenommen wurde. Darüber hinaus hat die Symptomdiagnostik die Funktion, weitere möglicherweise relevante Diagnosen zu ermitteln, die in der Liste der ersten Diagnosen nicht enthalten waren. Dies geschieht derart, dass dem Benutzer der Symptomdiagnostik weitere Diagnosen angezeigt werden, die mit den von dem Benutzer ausgewählten Symptomen korrelieren. Falls der Benutzer die zusätzlich vorgeschlagenen Diagnosen für relevant erachtet, kann er die Diagnosen auswählen und dadurch der Liste der ersten Diagnosen hinzufügen. Durch eine dynamische Anpassung der ersten Diagnoserisiken auf Basis der Patientendaten und sämtlicher eingegebener Symptome wird so in übersichtlicher Weise eine hochpräzise und aktualisierte Übersicht über mögliche Risikowahrscheinlichkeiten für Symptome angezeigt.

Nach einer Ausführungsform der Erfindung werden nach jeder Benutzerauswahl eines weiteren medizinischen Symptoms erneut die Symptomdiagnostikregeln auf die Patientendaten und die bisher vom Benutzer gewählten medizinischen Sympto- me angewendet. Daraufhin erfolgt ein erneutes Berechnen von zumindest einem neuen zweiten Diagnoserisiko für eine neue zweite medizinische Diagnose in dynamischer Weise, gefolgt von einer aktualisierten Ausgabe des erneut berechneten neuen zweiten Diagnoserisikos zusammen mit der neuen zweiten medizinischen Diagnose auf der grafischen Benutzeroberfläche. Schließlich erfolgt eine aktualisier- te Ausgabe der Benutzerabfrage, welche mit der neuen zweiten medizinischen Diagnose verknüpften medizinischen Symptome für eine weitere Analyse der Patientendaten verwendet werden sollen. Damit ist der Arzt in der Lage, sofort zu erkennen, welche Signifikanz die spezielle Angabe eines einzelnen Symptoms auf mögli- che Diagnosen hinsichtlich deren Diagnoserisiken hat.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung erfolgt mit der aktualisierten Ausgabe des zweiten Diagnoserisikos eine erneute aktualisierte Ausgabe der Symptombenutzerabfrage, wobei die aktualisierte Ausgabe der Symptombenutzer- abfrage angibt, welche der mit der durch den Benutzer zuvor ausgewählten weiteren medizinischen Diagnose verknüpften medizinischen Symptome für eine weitere Analyse der Patientendaten verwendet werden sollen, wobei zuvor vom Benutzer gewählte medizinische Symptome in der aktualisierten Ausgabe der Symptombenutzerabfrage beibehalten werden. In anderen Worten wird dadurch die Liste der auswählbaren möglichen medizinischen Symptome weiter eingeschränkt oder durch weitere mögliche auswählbare Symptome dynamisch ergänzt. Dies ist beispielsweise dann relevant, wenn die kombinierte Auswertung von Patientendaten und gewählter Symptome einen Hinweis darauf geben, dass eine mögliche Erkrankung vorliegt, welche jedoch lediglich bei Berücksichtigung weiterer, bisher nicht ange- zeigter Symptome, für eine Diagnoserisikoberechnung berücksichtigt werden kann.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Symptombenutzerabfrage in Form einer Checkboxliste.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei der ersten und/oder zweiten Datenbank um eine dem Datenverarbeitungssystem externe Datenbank oder die erste und/oder zweite Datenbank ist in dem Datenverarbeitungssystem enthalten.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist das Computer implementierte Verfahren zur Diagnoseunterstützung implementiert als Plug-in eines Interfaces, wobei das Interface mit einer eine Vielzahl von Arzt-Informationssystemen (AIS) Daten austauschen kann. Da das Plug-in über diese Schnittstelle mit den verschie- densten AIS kommuniziert, ist seine Anwendung nicht auf ein spezielles AIS beschränkt. Das Plug-in kann vielmehr für eine Vielzahl von AIS verwendet werden.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Eingabe zumindest einiger der Laborwerte eines Patienten automatisch, z.B. über die Anbindung an ein LIMS (Labor-Informations- und Management System). Die Datenübertragung erfolgt dabei bevorzugt entsprechend des LOINC (Logical Observation Identifiers Names and Codes) Systems zur Verschlüsselung und Übertragung von Daten aus Laboruntersuchungen.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung werden sämtliche strukturierte medizinische Daten der elektronischen Patientenakten eines Arztes oder einer Klinik statistisch ausgewertet. Dies beinhaltet die Einteilung der Patienten und der mit diesen assoziierten medizinischen Daten in Strata (Gruppen, deren Vertreter sich hinsichtlich bestimmter Merkmale ähneln, z.B. hinsichtlich Alter, Geschlecht, Beruf/Einkommen, körperlicher Aktivität, vorliegenden Diagnosen usw.). Aus den Strata werden mittels verschiedener Datenmining und I nferenz- Verfahren Zusammenhänge zwischen diesen Merkmalen und dem Risiko für das Auftreten weiterer Diagnosen ermittelt. Durch diese Verfahren können statistische Zusammenhänge ent- deckt werden, die bisher der Medizin noch nicht bekannt sind. Die so gewonnenen Korrelationsdaten können dazu dienen, die Regeln für die Berechnung von Diagnoserisiken noch präziser und besser zu definieren.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung umfasst das Verfahren ferner den Schritt einer Aufbereitung der Patientendaten, wobei das Anwenden der Regeln auf die Patientendaten nur für die aufbereiteten Patientendaten durchgeführt wird.

Die Datenaufbereitung umfasst unter anderem die Filterung von strukturierten Daten aus den Patientendaten. Dadurch wird die bei jeder Abfrage zu bearbeitende und zu übertragende Datenmenge reduziert und die entsprechende Abfrage wesentlich beschleunigt.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung werden die Patientendaten aus einer zweiten Datenbank gelesen und aufbereitet, was vor allem die Filterung der strukturierten Daten aus allen vorhandenen Patientendaten beinhaltet. Die aufberei- teten Patientendaten werden im Anschluss daran in einer dritten Datenbank gespeichert, wobei das Anwenden der Regeln auf die Patientendaten durch Zugriff auf die dritte Datenbank erfolgt. Bei der dritten Datenbank kann es sich wiederum um eine dem Datenverarbeitungssystem externe Datenbank handeln. Jedoch ist vorzugs- weise die dritte Datenbank ein Cache-Speicher des Datenverarbeitungssystems, sodass in sehr schneller Weise eine Abfrage auf die relevanten Patientendaten durchgeführt werden kann. Insbesondere bei der Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens durch einen Server-Client-System stellt dies einen wesentlichen Vorteil dar, da für entsprechende Abfragen die erste und dritte Datenbank in ihrem Umfang relativ klein gehalten werden können - die zu übertragende Datenmenge bzw. die Anzahl an durchzuführenden Abfragen wird damit drastisch reduziert. Ein weiterer technischer Vorteil des Ladens sämtlicher strukturierter Patientendaten im Cache Speicher ist der, dass diese „Memorydatenbank" gewährleistet, dass die Patientendaten immer in der gleichen Struktur vorliegen, auch wenn die Struktur der Patientendaten beispielsweise in der zweiten Datenbank vom verwendeten AIS oder LIMS abhängen und unterschiedlich strukturiert sein können.

Nach einer Ausführungsform der Erfindung wird zumindest ein Teil der Patientendaten in einem ersten Anzeigefenster der grafischen Benutzeroberfläche bereitgestellt, wobei das erste und zweite Diagnoserisiko für eine erste und zweite medizinische Diagnose zusammen mit der medizinischen Diagnose auf der grafischen Benutzeroberfläche in einem Popup ausgegeben wird.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung erfolgt das Anwenden der Re- geln auf die Patientendaten automatisch nach dem Anzeigen der Patientendaten im ersten Anzeigefenster.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird das Verfahren nach dem Öffnen der elektronischen Patientenakte durchgeführt, wobei das Verfahren ferner den Schritt des Empfangens von neuen Patientendaten durch eine Benutzereingabe umfasst.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung können die während der ärztlichen Diagnosestellung unter Heranziehung des erfindungsgemäßen Verfahrens erhaltenen strukturierten Daten dazu verwendet werden, um automatisiert Arztbriefe zu erstellen. Nach der Durchführung einer Symptomdiagnostik, welche zu der Diagnose einer Krankheit basierend auf dem Vorliegen von fünf Symptomen führte, kann das System beispielsweise automatisch einen Arztbrief erstellen, welcher die Infor- mation enthält, dass sich ein bestimmter Patient an einem bestimmten Datum in der Praxis eingefunden hat, die betreffenden fünf Symptome bei dem Patienten festgestellt wurden und dass, basierend auf diesen Symptomen, eine bestimmte Diagnose getroffen wurde. Durch die automatisierte Erstellung von Arztbriefen und anderen Verwaltungsdokumenten lässt sich die Effizienz der Arbeitsabläufe einer Arztpraxis erheblich steigern und Fehler durch manuelle Eingabe der Diagnosen in den Arztbrief vermeiden.

In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein Datenverarbeitungssystem mit einer grafischen Benutzeroberfläche, wobei das Datenverarbeitungssystem zur Durchführung des Verfahrens zur medizinischen Diagnoseunterstützung eines Patienten ausgebildet ist.

In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein Computerprogrammprodukt mit von einem Prozessor ausführbaren Instruktionen zur Durchführung des Verfahrens zur medizinischen Diagnoseunterstützung für Patientendaten eines Patienten.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist die grafische Benutzeroberfläche zumindest ein erstes und ein zweites Anzeigefenster auf. Das Verfahren umfasst dabei den Schritt des Anzeigens von zumindest einem Teil von Patienten- daten eines Patienten in dem ersten Anzeigefenster, wobei die angezeigten Patientendaten in dem ersten Anzeigefenster zeilenweise angezeigt werden. Das erste Anzeigefenster ist zur zeilenweise Nachführung der anzuzeigenden Patientendaten durch eine Scrollbar ausgebildet. Zunächst erfolgt der Zugriff auf eine erste Datenbank, wobei diese erste Datenbank medizinische Diagnoseobjekte enthält. Die me- dizinischen Diagnoseobjekte mit Regeln bezüglich der Patientendaten des Patienten verknüpft und werden zur automatischen Ermittlung individualisierter Diagnoserisiken basierend auf der elektronischen Patientenakte verwendet. Die erste Datenbank enthält zudem Informationen darüber, ob die Krankheiten, die von den medizinischen Diagnoseobjekten repräsentiert werden, in der Regel oder in Einzelfall chronisch ausgeprägt sind. Zunächst erfolgt die Überprüfung, ob zumindest eine der Regeln für die Patientendaten erfüllt ist. Ist dies der Fall, erfolgt das Anzeigen eines Anzeigeelements auf der grafischen Benutzeroberfläche, wobei das Anzeigeelement zumindest eines der ersten Diagnoseobjekte aufweist, für welche die erste Regel erfüllt ist. Falls die derart bestimmte erste Diagnose in der ersten Datenbank als mögliche Dauerdiagnose (chronische Erkrankung) verzeichnet ist, erfolgt die Ausgabe einer Benutzerabfrage auf der grafischen Benutzeroberfläche, ob eine mit dem Diagnoseobjekt verknüpfte medizinische Diagnose als chronische Dauerdiagnose übernommen werden soll. Wenn die mit dem Diagnoseobjekt verknüpfte me- dizinische Diagnose als Dauerdiagnose übernommen werden soll, so erfolgt eine Anzeige der Dauerdiagnose in dem zweiten Anzeigefenster unabhängig von der Position des Scrollbars. Dies gewährleistet, dass der Arzt sich durch Scrollen frei in der Patientenakte bewegen kann, ohne die wichtige Information der Dauerdiagnosen aus dem Blickfeld zu verlieren, da das zweite Anzeigefenster ja nicht durch die Scrollbewegung in seiner Position verändert wird. Dies hat den Vorteil, dass ein behandelnder Arzt darin unterstützt wird, in schneller und effizienter Weise Diagnosen hinsichtlich chronischer Krankheiten eines Patienten zu stellen. Der behandelnde Arzt muss nicht mehr in aufwändiger Weise eine Durchsicht aller ihm zur Verfügung stehender Patientendaten eines Patienten vornehmen, zumal dies, wie bereits oben angemerkt, üblicherweise aus Zeitgründen nicht möglich ist.

Es sei angemerkt, dass das Verfahren ferner das Speichern der Dauerdiagnose in der zweiten Datenbank, in welcher auch die Patientendaten enthalten sind, mit den Patientendaten zusammen verknüpft umfasst. Dadurch ist ein behandelnder Arzt selbst bei Darstellung von lediglich dem letzen Eintrag in die Patientenakte im ersten Anzeigefenster dazu in der Lage, auch bei einem erneuten Aufrufen der Patientenakte sofort über das Vorhandensein einer solch entscheidenden Diagnose einer chronischen Krankheit informiert zu sein.

Es sei noch darauf hingewiesen, dass unter „Diagnoseobjekt" jegliche Art von Information verstanden wird, welche es ermöglicht, eine medizinische Diagnose zu beschreiben. Hierzu zählen Freitextinformationen, welche beispielsweise die Diagnose namentlich benennen, oder welche detailliert ein mit der chronischen Erkrankung einhergehendes Krankheitsbild beschreiben. Ferner gehören zu Diagnoseob- jekten jedoch auch die bereits obig erwähnten ICD-Codes oder allgemein strukturierte Informationen.

Nach einer Ausführungsform der Erfindung weist die grafische Benutzeroberfläche ferner ein drittes Anzeigefenster auf, wobei das Verfahren, wenn die mit dem Diagnoseobjekt verknüpfte medizinische Diagnose als Dauerdiagnose übernommen werden soll, ferner folgende Schritte umfasst: Zunächst sei festgestellt, dass in dieser Ausführungsform die erste Datenbank Informationen darüber enthält, welche Wirkstoffe bei Vorliegen einer Diagnose zu verschreiben sind. Ferner enthält die erste oder eine vierte Datenbank Informationen darüber, welche Medikamente und zugehörigen Medikamentenobjekte welche Wirkstoffe enthalten. Ferner enthält die elektronische Patientenakte Informationen darüber, welche Medikamente dem Patienten in der Vergangenheit verschrieben wurden. Zunächst werden nach der Bestätigung durch den Arzt, dass es sich bei der vorlie- genden Erkrankung/Diagnose um eine chronische Diagnose handelt, in der ersten Datenbank nach Wirkstoffen gesucht, welche bei Vorliegen dieser Diagnose zu verschreiben sind. Ferner werden diese Wirkstoffe Medikamenten (bzw. diese repräsentierende Medikamentenobjekte) zugeordnet, und die elektronische Patientenakte wird daraufhin analysiert, ob in der Vergangenheit Medikamente verschrieben wur- den, die diesen Wirkstoff enthalten. Falls dies der Fall ist, wird ein weiteres Anzeigeelement auf der grafischen Benutzeroberfläche angezeigt, wobei dieses weitere Anzeigeelement zumindest eines der Medikamentenobjekte aufweist, die bisher bereits verschrieben wurden und auch für die Behandlung einer Dauerdiagnose des Patienten verwendet werden kann. Daraufhin erfolgt die Ausgabe einer weiteren Benutzerabfrage auf der grafischen Benutzeroberfläche, ob ein mit dem Medikamentenobjekt verknüpftes Medikament als Präparat zur Dauermedikation übernommen werden soll. Entsprechende Präparate werden im Folgenden als Dauermedikamente bezeichnet. Soll das mit dem Medikamentenobjekt verknüpftes Medikament als Dauermedikament übernommen werden, so erfolgt nach einer entspre- chenden Benutzerbestätigung eine dauerhaft sichtbare Anzeige der Dauermedikamente in dem dritten Anzeigefenster, ebenfalls unabhängig von der Position der Scrollbar. In anderen Worten folgt, wenn die mit dem Diagnoseobjekt verknüpfte medizinische Diagnose als Dauerdiagnose übernommen werden soll, das heißt wenn eine chronische Erkrankung durch den Arzt als gesichert gewertet wird, der weitere Schritt einer Überprüfung, ob bereits zur Behandlung der chronischen Krankheit verwende- te Medikamente gemäß der Patientenakte, das heißt der Patientendaten, dem Patienten zuvor verordnet wurden. Detektiert das System eine relevante chronische Erkrankung und finden sich Wirkstoffe bzw. Medikamente in der individuellen Patientenakte, die zu diesen chronischen Erkrankungen passen, so wird dem Arzt die Übernahme des jeweiligen Präparats in die Rubrik „Dauermedikamente" im dritten Anzeigefenster vorgeschlagen. Als weitere Bedingung, bevor eine Diagnose als Dauerdiagnose dem Arzt vorgeschlagen wird, kann noch die Prüfung erfolgen, ob das berechnete Diagnoserisiko einen Schwellenwert überschreitet. Diese Abfrage kann in anderen Ausführungsformen der Erfindung jedoch auch fehlen. Auch hier entfällt wieder eine aufwändige und zeitintensive Suche nach entsprechenden Me- dikamenten oder Wirkstoffen in den Patientendaten, womit der Arzt wiederum in die Lage versetzt wird, in schnellerer und effizienter Weise eine Analyse der Patientendaten, welche in einer entsprechenden Datenbank gespeichert sind, durchzuführen. Auch stellt dieses Verfahren sicher, dass der Arzt, falls er fälschlicherweise eine Einzelfalldiagnose gestellt hat, obwohl aus der Patientenakte eigentlich ersichtlich wäre, dass es sich um eine chronische Krankheit handelt, einen Hinweis auf das Vorliegen einer chronischen Erkrankung und ggf. einer Dauermedikation erhält.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung können die vom Arzt bestätig- ten Dauermedikamente mit den Patientendaten verknüpft als Dauermedikation gespeichert werden.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei der ersten und/oder zweiten und/oder vierten Datenbank um eine dem Datenverarbeitungssystem externe Datenbank, es ist jedoch auch möglich, das die erste und/oder zweite und/oder vierte Datenbank in dem Datenverarbeitungssystem selbst enthalten ist. Nach einer bevorzugten Ausführungsform jedoch befinden sich die Patientendaten auf einer zweiten Datenbank, beispielsweise einem Arztinformationssystem. Die erste Datenbank ist mit der zweiten und vierten Datenbank identisch und wird bei- spielsweise zusammen mit dem obig genannten Datenverarbeitungssystem zur Verfügung gestellt.

In einer weiteren alternativen Variante ist es auch möglich, dass die zweite Daten- bank in einem Arztinformationssystem enthalten ist, wobei dieses Arztinformationssystem das erfindungsgemäße Verfahren wie obig beschrieben durchführen kann. Zur Durchführung des Verfahrens greift das Arztinformationssystem über ein Netzwerk auf einen Webservice zu, welcher von einem Server abgerufen werden kann. Dieser Webservice stellt beispielsweise in Form eines Servlets einen Dienst zur Verfügung, welcher es ermöglicht, das erfindungsgemäße Verfahren auf die Patientendaten anzuwenden. Allgemein ist es möglich, dass der Webservice zwar auf die erste und vierte Datenbank zugreift, welche externe Datenbanken hinsichtlich des Arztinformationssystems darstellen, wobei jedoch der Webservice entweder auf dem Arztinformationssystem ausgeführt werden kann, oder serverseitig auf einem Server, welcher von einem medizinischen Dienstleister betrieben wird. Die erste und vierte Datenbank kann dabei diesem Server des medizinischen Dienstleisters zugeordnet sein. Unabhängig von der Verwendung von Webservices kann das erfindungsgemäße Verfahren auch auf einem externen Server durchgeführt werden, wobei die graphische Benutzeroberfläche Teil eines Clients ist, über welchen Pati- entendaten eingegeben werden und welcher von einem entsprechenden Arzt bedienbar ist.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung sind die Regeln zur Bestimmung des ersten Diagnoserisikos mit einer Zeitkonstante für ein maximales Alter der Patientendaten verknüpft. Die Zeitkonstante umfasst zumindest das Datum und evtl. weitere Zeitangaben, die bezeichnen, wann ein Dateneintrag in die elektronische Akte des Patienten erfolgt ist, wobei der Dateneintrag die Erstellung einer bestimmten Diagnose, die Verschreibung eines Medikamentes oder die Durchführung oder Abrechnung einer ärztlichen Untersuchung darstellen kann. Die Überprüfung, ob die Patientenakte Hinweise auf das Vorliegen einer Diagnose, insbesondere einer Dauerdiagnose, enthält, wird gemäß dieser Ausführungsform der Erfindung nur auf die Patientendaten angewendet wird, welche einen jüngeren Zeitstempel als das maximale Alter aufweisen. Durch die Berücksichtigung des Zeitstempels kann der Arzt einstellen, dass nur solche Diagnosen, Medikamente und Behandlungen in der Patientenakte bei der Diagnosestellung Rolle spielen, welche innerhalb eines vorbestimmten Zeitraums in die Akte eingetragen wurden. Zudem kann dadurch vermieden werden, dass gleichartige Diagnose, die mehrfach in großen zeitlichen Abstand in der Vergangenheit aufgetreten sind, fälschlicherweise als das Vorliegen einer chronischen Erkrankung interpretiert werden. Dieser vorbestimmte Zeitraum ist zunächst systemseitig vorgegeben, kann jedoch auch vom Arzt in entsprechender Weise angepasst werden. Außerdem ist dieser vordefinierte Zeitraum vorzugsweise abhängig von der Art der medizinischen Diagnose, sodass die Zeitkonstante für jede Abfragebedingung individuell festgelegt ist. Nichtsdestotrotz ist es möglich, eine globale Höchstgrenze hinsichtlich des Alters der in Betracht kommenden Patientendaten festzulegen.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Überprüfung, ob einige der Regeln für die Berechnung erster Diagnoserisiken auf die Patientendaten angewendet werden können, automatisch nach dem Anzeigen des zumindest einen Teils des Patientendaten im ersten Anzeigefenster. Außerdem wird das Verfahren vorzugsweise in Echtzeit durchgeführt, wobei das Verfahren ferner den Schritt um- fasst des Empfangene von neuen Patientendaten durch eine entsprechende Benutzereingabe. Zusammengefasst bietet sich dadurch den Vorteil, dass ein behandeln- der Arzt grundsätzlich unmittelbar und direkt entweder nach Öffnen der Patientenakte oder nach Eingabe von entsprechenden Patientendaten in die Patientenakte zuverlässig darüber informiert wird, ob sein Patient gefährdet ist, eine chronische Erkrankung aufzuweisen.

Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung, wird die Überprüfung, ob zumindest eine der ersten Regeln für die Patientendaten erfüllt ist, in der Reihenfolge abnehmenden Diagnoserisikos der jeweiligen Regel durchgeführt. Somit müssen nicht sämtliche Regeln, welche zur Verfügung stehen, auf die Patientendaten angewendet werden, sondern die Abfrage der Regeln kann gemäß oben genannter Priorisierung durchgeführt werden. Eine solche Priorisierung kann beispielsweise auch beinhalten, dass jeweils nur diejenigen Regeln für eine bestimmte Diagnose durchgeführt werden, die mit dem höchsten Diagnoserisiko verknüpft sind. Trifft eine gemäß dieser Priorisierung ausgeführten Regeln zu, kann die Abfrage weiterer Regeln für die gleiche Diagnose unterbleiben, da mit einem höheren Risi- kowert auch bei Zutreffen weiterer Regeln für diese Diagnose nicht mehr zu rechnen ist. Dies kann die zur Risikoberechnung erforderliche Rechenzeit weiter verkürzen.

In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung die Funktion des Medikamenten- Verschreibungshilfe. Die Medikamentenobjekte in der ersten Datenbank sind gemäß dieser Ausführungsform mit Informationen über Packungsgröße (Anzahl der in der Packung vorhandenen Dosierungseinheiten, gemessen z.B. in Millilitern, Tropfen, Tabletten oder weiterer) abgelegt. Zudem ist jedes Medikamentenobjekt mit einer Information über die Standarddosierung versehen, also Informationen darüber, wie viele Dosierungseinheiten pro Tag, Woche oder Monat normalerweise eingenommen werden müssen. Beim Öffnen der Patientenakte werden, gemäß dieser Zusatzfunktion, die in der Vergangenheit dem Patienten verschriebenen Medikamentenobjekte gelesen sowie die mit diesen Medikamentenobjekten verknüpft ge- speicherten Informationen über Packungsgröße und der standardmäßig verschriebenen Dosis. Anhand des Datums der letzten Verschreibung, welches aus den Patientendaten gelesen werden kann, kann die Medikamenten-Verschreibungshilfe Funktion berechnen, wie lange das verschriebene Medikament noch ausreicht und ob der Arzt ggf. eine weitere Packung verschreiben muss.

Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform betrifft diese Medikamentenverschrei- bungshilfe primär dauerhaft verschriebene Medikamente. Die Anzeige der noch verbliebenen Zeit, bis die Verschreibung einer weiteren Packung erforderlich ist, wird bevorzugt in Form einer farblich kodierten Skala oder Tachoscheibe angezeigt, wobei rot signalisiert, dass das Medikament nun neu verschrieben werden muss, grün, dass das derzeit verschriebene Packung noch ausreichend ist und gelb, dass die Neuverschreibung Ermessenssache des Arztes ist.

In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein Datenverarbeitungssystem mit einer grafischen Benutzeroberfläche, wobei das Datenverarbeitungssystem zur Durchführung des Verfahrens zur Anzeige von patientenbezogenen Diagnosen chronischer Krankheiten ausgebildet ist. In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein Computerprogrammprodukt mit von einem Prozessor ausführbaren Instruktionen zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Anzeige von patientenbezogenen Diagnosen chronischer Krankheiten.

Im Folgenden werden Ausführungsformen der Erfindung anhand der Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:

Figur 1 ein Blockdiagramm eines erfindungsgemäßen Datenverarbeitungssys- tems,

Figur 2 eine schematische Ansicht einer grafischen Benutzeroberfläche,

Figur 3 ein Flussdiagramm eines Verfahrens zur Anzeige von patientenbezo- genen Diagnosen chronischer Krankheiten,

Figur 4 ein computerimplementiertes Verfahren zur medizinischer Diagnoseunterstützung für Patientendaten eines Patienten,

Figur 5 Schritte eines Verfahrens zur medizinischen Diagnoseunterstützung für Patientendaten eines Patienten.

Figur 6 eine Datenbanktabelle mit Regeln zur Berechnung der ersten Diagnoserisiken,

Figur 7 eine Datenbanktabelle für Symptomdiagnostik,

Figur 8 eine Datenbanktabelle für Leitliniendiagnostik,

Figur 9 ein computerlesbares Speichermedium.

Im Folgenden sind einander ähnliche Elemente mit gleichen Bezugszeichen gekennzeichnet. Figur 1 zeigt ein Blockdiagramm eines erfindungsgemäßen Datenverarbeitungssystems 100. Das Datenverarbeitungssystem 100 weist einen Prozessor 104 und Eingabemittel 102 auf, wie z.B. eine Maus, Tastatur usw. Als Eingabemittel können auch medizintechnische Geräte dienen, mittels welcher entsprechende medizinische Bild und/oder Messdaten eines Patienten erfasst und gespeichert werden können. Ferner weist das Datenverarbeitungssystem 100 einen Speicher 116 auf, in welchem sich ein computerausführbarer Code für ein Anwendungsprogramm, beispielsweise zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, befindet. Des Weiteren weist das Datenverarbeitungssystem 100 eine grafische Benutzeroberfläche 106 auf, welche auf einer entsprechenden Anzeigevorrichtung 108 ausgegeben wird. Bei dieser Anzeigevorrichtung 108 kann es sich beispielsweise um einen LCD- oder CRT-Bildschirm handeln.

Über eine Schnittstelle 120 kann das Datenverarbeitungssystem 100 mit Datenbanken 122, 132 und 142, beispielsweise über das Netzwerk 118, kommunizieren. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung kommuniziert die Schnittstelle mit dem Arzt-Informationssystem AIS unter Verwendung eines Datenverschlüsselungsverfahrens, z.B. eines Hashverfahrens. Die Datenbanken 122, 132 und 142 können jedoch auch Teil des Datenverarbeitungssystems 100 selbst sein. Außerdem kann der Code zur Ausführung durch den Prozessor 104 auch von einem Server 144 abgerufen werden, wobei in diesem Fall der Code zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens z.B. mittels eines Webservices zur Verfügung gestellt wird. Der Code kann entweder auf dem Server 144 oder aber im Datenverarbeitungssys- tem 100 ausgeführt werden.

Es sei im Folgenden davon ausgegangen, dass es sich bei den Datenbanken 122, 132 und 142 um externe Datenbanken handelt und dass ferner das Verfahren direkt auf dem Datenverarbeitungssystem 100 durch den Prozessor 104 durchgeführt wird. Hierzu öffnet ein behandelnder Arzt zunächst eine Patientenakte. Diese Patientenakte enthält Patientendaten 134, welche in der Datenbank 132 gespeichert sind. Zu diesem Zweck werden nun zunächst die Patientendaten 134 über das Netzwerk 118 an das Datenverarbeitungssystem 100 übermittelt. Die zuletzt eingegebenen Patientendaten werden daraufhin in dem Anzeigefenster 114 zeilenweise dargestellt, wobei dieses Anzeigefenster eine Scrollbar aufweist. Damit ist der Arzt unter Bewegung der Scrollbar in der Lage, sämtliche Einträge der Patientendaten durchzublättern.

Da jedoch typischerweise ein behandelnder Arzt aus Zeitgründen nicht dazu in der Lage ist, sich in zuverlässiger Weise einen Überblick über die gesamte Krankheitshistorie eines Patienten zu verschaffen, wird nun durch das Datenverarbeitungssystem 100 bzw. dessen Prozessor 104 nach Öffnen der Patientenakte zunächst so vorgegangen, dass über das Netzwerk 118 auf die Datenbank 122 zugegriffen wird. Diese Datenbank 122 enthält medizinische Diagnoseobjekte 124.

Durch Überprüfung, ob zumindest einer der Regeln 128 für die Patientendaten 134 erfüllt ist, kann das Datenverarbeitungssystem 100 ermitteln, ob gegebenenfalls eine hohe Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein einer chronischen Krankheit des Patienten gegeben ist. Die erste Datenbank 122 beinhaltet Informationen darüber, welche der medizinischen Diagnoseobjekte als Dauerdiagnosen auftreten oder auftreten können. Ist eine der Regeln 128, die das Diagnoserisiko für das Vorliegen einer bestimmten Diagnosen basierend auf den Patientendaten 134 ermittelt, erfüllt, und ist das so ermittelte Diagnoseobjekt als mögliche Dauerdiagnose in der ersten Datenbank gespeichert, so erfolgt das Anzeigen eines Anzeigeelements, beispielsweise eines Popups, auf der grafischen Benutzeroberfläche 106. Dieses Popup enthält weiterführende Informationen hinsichtlich der Möglichkeit des Vorhandenseins einer chronischen Erkrankung, und somit insbesondere Informationen, welche in dem medizinischen Diagnoseobjekt 124 enthalten sind. Dies kann bei- spielsweise ein ICD-Code oder der Name einer entsprechenden chronischen Erkrankung sein. Außerdem können zusätzlich weiterführende Informationen und gegebenenfalls auch Verknüpfungen in Form von Hyperlinks zu weiteren Datenbanken angegeben werden, mittels derer sich der behandelnde Arzt in detaillierte Weise weiter über das entsprechende chronische Krankheitsbild informieren kann.

Nachdem ein entsprechendes Anzeigeelement in Form beispielsweise eines Popups oder auch in Form eines beliebigen anderen Anzeigeelements auf der grafischen Benutzeroberfläche angezeigt wurde, bietet das Datenverarbeitungssystem 100 dem behandelnden Arzt die Möglichkeit, die entsprechende chronische Krank- heit in die Rubrik „Dauerdiagnose" zu nehmen, das heißt diese Diagnose in permanenter Weise im Anzeigefenster 110 der grafischen Benutzeroberfläche 106 anzeigen zu lassen, und zwar unabhängig von einer Scroll-Bewegung innerhalb der verschiedenen Zeilen der Patientendaten im Anzeigefenster 114. Wird Entsprechendes vom Arzt bestätigt, so erfolgt daraufhin vorzugsweise diese permanente Anzeige der medizinischen Diagnose, beispielsweise in Form eines ICD-Codes, im Anzeigefenster 110 und außerdem eine Speicherung dieser Anzeigeoption für den Patienten in dessen Patientenakte in der Datenbank 132. In anderen Worten werden damit die Patientendaten 134 mit der Dauerdiagnose „chronische Erkrankung" vervoll- ständigt. Beim nächsten Öffnen der Krankenakte durch den behandelnden Arzt kann somit das Datenverarbeitungssystem 100 direkt diese Dauerdiagnose dauerhaft im Anzeigefenster 110 darstellen.

Nachdem die mit dem Diagnoseobjekt verknüpfte medizinische Diagnose als Dau- erdiagnose übernommen wurde, führt das Datenverarbeitungssystem 100 zunächst einen Zugriff auf die Datenbank 122 aus, in welcher Informationen vorliegen, welche Wirkstoffe in der Regel bei Vorliegen einer bestimmten Diagnose zu verschreiben sind. In einem nächsten Schritt erfolgt ein Zugriff auf die Datenbank 142. Die vierte Datenbank 142 umfasst medizinische Medikamentenobjekte 136 und Informationen darüber, welche Wirkstoffe 138 in welchen Medikamenten enthalten sind. Der Zugriff auf die Datenbank dient dazu, diejenigen Medikamentenobjekte zu ermitteln, die gemäß der Zuordnungsinformation von Wirkstoff und Medikament die Wirkstoffe enthalten, die gemäß der Informationen aus der Datenbank 122 bei Vorliegen einer bestimmten Diagnose zu verschreiben sind. Im nächsten Schritt werden die Patien- tendaten 134 daraufhin analysiert, ob eines oder mehrere der so ermittelten Medikamente dem Patienten in der Vergangenheit bereits verschrieben wurden. Falls entsprechende Einträge in den Patientendaten gefunden werden konnten, der Patient also bereits mit einem dieser Medikamente behandelt wird, wird eine entsprechende Benutzerabfrage auf der grafischen Benutzeroberfläche 106 ausgegeben wird. Auf dieser grafischen Benutzeroberfläche werden wiederum die ermittelten medizinischen Medikamentenobjekte, beispielsweise in Form von Wirkstoffen oder Präparatnamen, gegebenenfalls durch PZN-Nummem, dargestellt, woraufhin der behandelnde Arzt aus der ihm so zur Verfügung gestellten Liste eines oder mehrere Medikamente auswählen kann, welcher er zur Dauermedikation des jeweiligen Pati- enten der Patientenakte hinzufügen will. Nach Auswahl eines oder mehrerer Medikamente werden diese daraufhin im Anzeigefenster 112 der grafischen Benutzeroberfläche 106 dauerhaft dargestellt.

Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Liste der dem Arzt als Dauermedikation vorgeschlagenen Präparate nicht auf diejenigen Präparate beschränkt, die bereits verschrieben wurden, so dass für die beschriebene Funktion auch dazu genutzt werden kann, geeignete Medikamente zur Behandlung einer chronischen Erkrankung zu ermitteln, welche bisher noch nicht verschrieben worden sind.

Das Datenverarbeitungssystem 100 ermöglicht es einem behandelnden Arzt jedoch auch noch weiter, Diagnosen in zuverlässiger Weise zu erstellen. Beispielsweise kann hierzu das Datenverarbeitungssystem 100 wiederum auf die Datenbank 122 zugreifen, um dort Regeln 128 unter Berechnung von Diagnoserisiken für medizinische Diagnosen abzurufen, wobei in der Datenbank 122 ferner die medizinischen Diagnosen mit medizinischen Symptomen 130 verknüpft abgelegt sind. Durch Anwenden der Regeln 128 auf die Patientendaten 134 und Berechnen eines Diagnoserisikos für eine erste medizinische Diagnose kann dieses Diagnoserisiko auf der grafischen Benutzeroberfläche 106 beispielsweise wiederum in Form eines Popups dem Arzt angezeigt werden. Das Diagnoserisiko wird dabei vorzugsweise zusammen mit der medizinischen Diagnose dem Arzt präsentiert. Allgemein können hier, vorzugsweise der Risikowahrscheinlichkeit nach sortiert, verschiedene Risiken für verschiedene medizinische Diagnosen, so vorhanden, angezeigt werden. Um dabei den Arzt nicht unnötig mit unwahrscheinlichen Diagnoserisiken zu verwirren, werden vorzugsweise nur Diagnoserisiken ab einem gewissen Schwellenwert, welcher frei skalierbar ist, angezeigt. Dies hat den weiteren Vorteil, dass systemressourcen- schonend gearbeitet werden kann, da in diesem Falle nicht sämtliche irrelevanten Diagnosen im Speicher des Datenverarbeitungssystems permanent vorgehalten werden müssen.

Nach Ausgabe des einen Diagnoserisikos oder gegebenenfalls der mehreren Diagnoserisiken für medizinische Diagnosen erfolgt eine Ausgabe einer Benutzerabfrage auf der grafischen Benutzeroberfläche 106, ob für diese medizinische Diagnose ei- ne interaktive Symptomdiagnostik durchgeführt werden soll 610 und ob zusätzlich oder an Stelle der Symptomdiagnostik eine Leitliniendiagnostik durchgeführt werden soll 646. Wird solches vom Arzt bestätigt, erfolgt eine Ausgabe einer Symptombenutzerabfrage, welche der mit der medizinischen Diagnose verknüpften medizini- sehen Symptome 130 für eine weitere Analyse der Patientendaten 134 verwendet werden sollen. Beispielsweise werden für eine vom Arzt gewählte Diagnose verschiedene Krankheitssymptome in Form einer Liste mit Checkboxen angezeigt, wobei bei jedem Aktivieren einer Checkbox, das heißt dem Bestätigen des Vorhandenseins eines Krankheitssymptoms, eine dynamische Aktualisierung und Neuberech- nung des Diagnoserisikos für den entsprechenden Diagnosebefund erfolgt. Gegebenenfalls kann der Diagnosebefund auch um weitere noch präzisere Diagnosebefunde auf der grafischen Benutzeroberfläche ergänzt werden. Lautete beispielsweise zunächst eine medizinische Diagnose lediglich als „Risiko von 60% für Diabetes", so kann nun durch die zusätzliche Präzisierung auf der grafischen Benutzeroberflä- che 106 ausgegeben werden, dass das Risiko für „Diabetes Typ I bei 80%" liegt und das „Risiko für Diabetes Typ Il bei 40%".

Erachtet nun ein behandelnder Arzt eine der medizinischen Diagnosen als gesichert, so kann er diese in entsprechender weise bestätigen und somit mit den Pati- entendaten 134 verknüpft in der Datenbank 132 ablegen.

Die Figur 2 zeigt eine schematische Ansicht einer grafischen Benutzeroberfläche 106. Wie bereits hinsichtlich der Figur 1 diskutiert, weist die grafische Benutzeroberfläche 106 Anzeigefenster 110, 112 und 114 auf. Das Anzeigefenster 110 dient zur Anzeige von Dauerdiagnosen, wohingegen das Anzeigefenster 112 zur Anzeige von Dauermedikationen ausgebildet ist.

Das Anzeigefenster 114 dient zur zeilenweisen Anzeige von Patientendaten, wobei vorzugsweise beim Öffnen einer Patientenakte lediglich die wenigen, zeitlich zuletzt vorgenommenen Einträge in die Patientenakte angezeigt werden. Nichtsdestotrotz ist ein Zugriff auf weitere Einträge dadurch möglich, dass ein entsprechendes Element 202 einer Bildlaufleiste 200 (Scrollbar) vertikal hoch und runter bewegt wird, sodass durch die verschiedenen Einträge der Patientenakte geblättert werden kann. Durch Klicken auf Pfeile 204 ist es auch möglich, ein Blättern in Form von Zeilen- Sprüngen vorzunehmen. Ferner in der Figur 2 gezeigt, ist ein Popup 206, in welchem einem Benutzer weitere Informationen zur Verfügung gestellt werden können. Bei einem solchen Popup kann es sich beispielsweise um ein Anzeigeelement mit Diagnoseobjekten, Abfragen, Medikamentenobjekten, oder aber auch Diagnoserisi- ken in Verbindung mit medizinischen Diagnosen, einem Fenster zur Durchführung einer interaktiven Symptomdiagnostik oder einem entsprechenden Abfragefenster handeln.

Die Figur 3 zeigt ein Flussdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens entspre- chend einer weiteren Ausführungsform der Erfindung zur Anzeige von patientenbezogenen Diagnosen chronischer Krankheiten auf einer grafischen Benutzeroberfläche eines Datenverarbeitungssystems. Die medizinischen Diagnoseobjekte 124 sind verknüpft gespeichert mit zusätzlicher Information darüber, ob eine Diagnose in der Regel oder im Einzelfall auch chronisch ausgeprägt sein kann. Das Verfahren beginnt in Schritt 300 mit dem Anzeigen der Patientendaten in einem Anzeigefenster 114, wobei dieses Anzeigefenster eine Bildlaufleiste aufweist und nur ein Teil der Patientendaten in diesem Anzeigefenster angezeigt wird. In Schritt 302 erfolgt daraufhin das Lesen und Anwenden von Regeln auf den Patientendaten, wobei die Regeln Abfragebedingungen enthalten und auf die verfügbaren Patientendaten ei- nes Patienten angewandt werden. Die Regeln 128 sind verknüpft mit medizinischen Diagnoseobjekten 124 in einer ersten Datenbank 122 gespeichert. Die Struktur der Regeln ist im Detail in Figur 6 dargestellt. Nach Schritt 302 erfolgt in Schritt 304 die Überprüfung, ob zumindest eine der Regeln für die Patientendaten erfüllt ist. Zudem wird in diesem Schritt überprüft, ob es sich bei den medizinischen Diagnosen um Diagnosen handelt, die auch chronisch ausgeprägt sein können. Ist eine der beiden Kriterien nicht erfüllt, so endet das Verfahren daraufhin in Schritt 322. Ist hingegen in Schritt 304 eine der Regeln für die Patientendaten erfüllt, und die so ermittelte Diagnose möglicherweise chronisch ausgeprägt, so setzt sich das Verfahren in Schritt 306 mit dem Anzeigen eines Anzeigeelements auf der grafischen Benutzer- Oberfläche fort, wobei dieses Anzeigeelement zumindest einer der Diagnoseobjekte aufweist, beispielsweise eines ICD-Codes, welches Teil des entsprechenden Diagnoseobjekts ist, für welche die Regel erfüllt ist. Eine Benutzerabfrage wird ausgegeben, welche vom Benutzer die Entscheidung 308 verlangt, ob die ermittelte mögliche Dauerdiagnose tatsächlich als Dauerdiagnose in die Patientenakte übemom- men werden soll. Soll die medizinische Diagnose nicht als chronische Dauerdiagnose übernommen werden, so springt das Verfahren zurück zu Schritt 304, wo überprüft wird, ob eine weitere Regel für die Patientendaten erfüllt ist. Die Schritte 304 bis 308 werden somit zyklisch für alle Regeln durchgeführt.

Entscheidet sich in Schritt 308 der behandelnde Arzt dafür, die Diagnose als Dauerdiagnose zu übernehmen, so erfolgt in Schritt 310 die Anzeige der Dauerdiagnose beispielsweise in Form des ICD-Codes in dauerhafter Weise in einem zweiten Anzeigefenster 110 unabhängig von der Position des Scrollbars des ersten Anzeige- fensters 114.

Nach Schritt 310 beziehungsweise optional parallel zu Schritt 310 erfolgt die Ausführung von Schritt 312, Zugriff auf die erste Datenbank 122, in welcher die medizinischen Diagnoseobjekte mit Informationen darüber gespeichert sind, welche Wirk- Stoffe bei Vorliegen einer Diagnose zu verschreiben sind. Die Informationen darüber, welche Wirkstoffe im Falle einer bestimmten Diagnose zu verabreichen sind, können alternativ dazu auch in einer vierten Datenbank (142) gespeichert sein. Konnte mindestens ein entsprechender Wirkstoff ermittelt werden, erfolgt ein Zugriff (312) auf eine weitere Datenbank mit medizinischen Medikamentenobjekten, wobei die medizinischen Medikamentenobjekte mit Informationen über enthaltene Wirkstoffe verknüpft gespeichert sind. In diesem Schritt werden alle Medikamente, die zumindest einen der zuvor ermittelten Wirkstoffe enthalten, ermittelt. In Schritt 314 erfolgt eine Prüfung auf den Patientendaten, ob die zuvor ermittelten Medikamente dem Patienten bereits einmal verschrieben wurden. Dieser Schritt kann optional auch mit einer Überprüfung der Zeitkonstante der Verschreibung des Medikaments verbunden sein, welche aus den Patientendaten 134 ermittelt werden kann. Liegt die Verschreibung des Medikamentes schon sehr lange zurück, bleibt das Medikament in diesem Falle in 314 unberücksichtigt. Wurde das Medikament noch nicht verschrieben bzw. liegt seine Verschreibung zu lange zurück, springt das Verfahren zurück zu Schritt 304, wo weiter in zyklischer Weise mit den Schritten 304, 306 und 308 überprüft wird, ob zumindest eine der anderen Regeln hinsichtlich einer chronischen Erkrankung erfüllt sind. Ist jedoch Bedingung 314 für die Patientendaten erfüllt, so setzt sich das Verfahren in Schritt 316 mit dem Anzeigen eines Anzeigeelements auf der grafischen Benutzeroberfläche fort, welches zumindest eines der Medikamentenobjekte dem Benutzer zur Auswahl vorschlägt, wobei die vorgeschlagenen Medikamentenobjekte zu- mindest einen Wirkstoff gegen die vom Benutzer bestätigte Dauerdiagnose enthalten und bereits für den Patienten verschrieben wurden. Es können auch nur Teile der Daten, die zu einem Medikamentenobjekt gehören, angezeigt werden, wie beispielsweise eine Pharmazentralnummer oder eine Wirkstoffbeschreibung oder einen Medikamentennamen. Die Abfrage in Schritt 318 dient dazu, dem einen Arzt die Entscheidung zu ermöglichen, ob er das angezeigte Medikament zur Dauermedikation verwenden möchte. Möchte er dies nicht, springt das Verfahren zurück zu Schritt 304. Möchte er jedoch das Medikament zur Dauermedikation verwenden, so folgt dem Schritt 318 der Schritt 320 mit einer Anzeige des Medikaments in einem dritten Anzeigefenster 112 der grafischen Benutzeroberfläche in dauerhafter weise, das heißt unabhängig von der Position der Scrollbar. Nach Schritt 320 springt das Verfahren wiederum zu Schritt 304.

Es sei angemerkt, dass anstatt eines direkten Übergangs von Schritt 300 zu Schritt 302 auch die Möglichkeit besteht, mit einem Zwischenschritt 301 eine Datenaufbe- reitung der Patientendaten durchzuführen. Hierzu werden beispielsweise aus den Patientendaten jene Daten gefiltert, welche strukturiert sind. Diese strukturierten Daten werden daraufhin in einem entsprechenden Speicher, beispielsweise einem Cache-Speicher, in der Figur 1 mit dem Bezugszeichen 140 gekennzeichnet, vorgehalten.

Zudem besteht nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung die Möglichkeit, nur diejenigen möglichen chronischen Diagnosen als Vorschlag für mögliche Dauerdiagnosen dem Benutzer anzuzeigen, welche mit einem gewissen Schwellenwert für das Vorliegen einer chronischen Ausprägung verbunden sind. Die Möglichkeit, bereits bei die ersten Diagnosen, welche durch Anwendung der Regeln ermittelt wurden, nur dann anzuzeigen, falls diese ein Diagnoserisiko oberhalb eines Schwellenwertes besitzen, wurde bereits erwähnt. Darüber hinaus kann zu dem allgemeinen Diagnoserisikoschwellwert für den Fall der Vorhersage von Dauerdiagnosen / chronischen Krankheiten ein zusätzlicher Wert in die Berechnung des Risikos zum Vorliegen einer chronischen Erkrankung vorliegen. Dies geschieht dadurch, dass die medizinischen Diagnoseobjekte verknüpft mit einem Wahrscheinlichkeitswehrt gespeichert sind, der angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Diagnose chronisch ausgeprägt ist. Es gibt Diagnosen, die im Regelfall, wenn sie auftreten, chro- nisch sind, andere dagegen sind in der Regel Einzelfalldiagnosen, die nur bei einer kleinen Minderheit der Patienten chronisch ausgeprägt sind. Zudem gibt es noch für jede Diagnose im System das Primärrisiko bzw. nach Anwenden der Regeln ein erstes Diagnoserisiko. Dadurch, dass das erste Diagnoserisiko mit dem Risikowert verknüpft gespeichert wird, der angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Diagno- se im Falle ihres Auftretens chronisch ausgeprägt ist, multipliziert wird, lässt sich das Risiko für das Vorliegen einer chronischen Diagnose noch präziser vorhersagen. Gemäß dieser Ausführungsform der Erfindung ist es möglich, einen speziellen zweiten Schwellenwert für dieses so errechnete Risiko angeben, so dass nur dann Diagnosen als mögliche Dauerdiagnosen dem Benutzer vorgeschlagen werden, deren Risiko für das Vorliegen der chronische Form einer Diagnose über diesem zweiten Schwellenwert liegt.

Die Figur 4 zeigt ein Flussdiagramm eines Verfahrens zur medizinischen Diagnose- Unterstützung für Patientendaten eines Patienten durch ein Datenverarbeitungssystem. Figur 4a zeigt dabei das Verfahren der Berechnung der ersten Diagnosen und Diagnoserisiken durch Anwendung von Regeln auf den Patientendaten. Figur 4b zeigt die weitere Präzisierung des Diagnoserisikos einer zuvor berechneten Diagnose, z.B. einer Diagnose, die in Fig. 4a berechnet wurde, mittels Symptomdiagnostik. Figur 4c zeigt die weitere Präzisierung des Diagnoserisikos einer zuvor berechneten Diagnose, z.B. einer Diagnose, die in Fig. 4a oder 4b berechnet wurde, mittels Leitliniendiagnostik. Das Verfahren beginnt in Schritt 400 mit dem Lesen von Patientendaten von einer Datenbank. Auch hier steht nach Schritt 400 wieder der optionale Schritt 402 einer Datenaufbereitung zur Verfügung, wobei entweder nach Schritt 402 oder direkt nach Schritt 400 ein Zugriff auf die erste Datenbank erfolgt, um somit Regeln zur Berechnung von Diagnoserisiken für medizinische Diagnosen abzurufen. In Schritt 406 erfolgt die Überprüfung, ob zumindest eine der Regeln auf die Patientendaten anwendbar ist. Ist dies nicht der Fall, weil zum Beispiel zu wenig Patientendaten vorliegen oder weil die zur Verfügung stehenden Patientendaten zu alt sind, so endet das Verfahren in Schritt 414. Ist jedoch zumindest eine der Regeln in Schritt 406 anwendbar, so erfolgt daraufhin Schritt 408, in welchem die Regeln auf die Patientendaten angewandt werden, wodurch eine Berechnung eines Diagnoserisikos für eine erste medizinische Diagnose erfolgt. Diese erste medizinische Diagnose wird in Schritt 410 zusammen mit dem ersten Diagnoserisikosauf der grafischen Benutzeroberfläche ausgegeben. Nach Schritt 410 erfolgt in Schritt 412 eine Überprüfung, ob alle Risiken für alle möglichen medizinischen Diagnosen berechnet wurden. Ist dies nicht der Fall, setzt sich das Verfahren wiederum mit den Schritten 408 und 410, gefolgt wiederum von Schritt 412, fort.

Es sei angemerkt, dass in der Figur 4 nicht die zusätzliche Möglichkeit gezeigt ist, eine Ausgabe von Diagnoserisiken auf eine entsprechende Mindestwahrscheinlichkeit zu beschränken, ab welcher entsprechende Diagnoserisiken auf der grafischen Benutzeroberfläche überhaupt erst ausgegeben werden.

Wenn sich in Schritt 412 ergibt, dass alle Risiken berechnet wurden, so setzt sich das Verfahren in Schritt 416 mit der Ausgabe einer Benutzerabfrage fort, ob die mit einem bestimmten Risiko bezeichnete Diagnose als gesicherte Diagnose in die Patientendaten übernommen werden kann. Ist dies für keines der berechneten Diag- noseergebnisse der Fall, so endet das Verfahren in Schritt 414. Es ist jedoch auch möglich, direkt eines der angezeigten Diagnoseergebnisse, beispielsweise bei einer hohen Diagnosewahrscheinlichkeit von über 90%, entweder automatisch oder nach Bestätigung durch den behandelnden Arzt mit den Patientendaten verknüpft in der entsprechenden Patientendatenbank in Schritt 420 zu speichern, wobei daraufhin nach Schritt 420 das Verfahren in Schritt 414 endet. Alternativ dazu ist es möglich, im Falle einer Diagnosebestätigung in Schritt 416 dem Arzt in Schritt 418 bzw. 436 die Möglichkeit zu bieten, eine interaktive Symptomdiagnostik oder Leitliniendiagnostik durchzuführen. Möchte der Arzt eine solche Analyse nicht durchführen, erfolgt nach Schritt 418/436 der bereits angesprochene Schritt 420 mit dem Speichern der Diagnose als gesicherte Diagnose, verknüpft mit den Patientendaten in der Patientendatenbank. Dem wiederum folgt Schritt 414 mit der Beendigung des Verfahrens. Möchte der Arzt eine interaktive Symptomdiagnostik in Schritt 418 durchführen, so setzt sich das Verfahren in Schritt 422 fort. Möchte jedoch der Arzt eine interaktive Leitliniendiagnostik in Schritt 436 durchführen, so setzt sich das Verfahren in Schritt 438 fort.

Zusammengefasst dienen somit Schritte 416 und 450 dazu, dem Arzt eine Wahlmöglichkeit zu geben zwischen a) direkter Übernahme eines der Diagnoseergebnisse als gesicherte Diagnose, b) Verwerfen aller Diagnoseergebnisse oder c) Durchführung einer zusätzlichen interaktiven Symptomdiagnostik oder Leitliniendiagnostik für eines oder mehrerer der ersten Diagnoseergebnisse.

Entscheidet sich nun der Arzt für Alternative c) und Symptomdiagnostik, so wird in Schritt 422 eine Checkliste mit Symptomen ausgegeben, welche mit der in Schritt 418 gewählten medizinischen Diagnose in der ersten Datenbank verknüpft sind. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass in Schritt 422 ein Zugriff auf die erste Datenbank erfolgt, wobei eine Abfrage der ersten Datenbank hinsichtlich möglicher Symptome für eine gegebene und gewählte medizinische Diagnose durchgeführt wird. In der ersten Datenbank sind diejenigen Diagnosen, die statistisch signifikant mit bestimmten Symptomen korrelieren, miteinander verknüpft ab- gespeichert, wobei die Verknüpfung auch Informationen über die dieser Verknüpfung zugrunde liegende Literaturquelle enthält. Figur 800 zeigt z.B. eine Datenbanktabelle, in welcher mehrere Symptome mit einer bestimmten Diagnose ID 68 verknüpft abgelegt sind. Diese mit der näher zu spezifizierenden Diagnose verknüpften Symptome werden daraufhin an das Datenverarbeitungssystem übermittelt bzw. von diesem abgerufen und in Schritt 422 dem Benutzer in Form einer Checkliste angezeigt. In Schritt 424 kann nun der Benutzer eines oder mehrere der Symptome auswählen bzw. alternativ auch weitere Details zu Symptomen, beispielsweise in Form von Zahleneingaben, angeben. Lautet beispielsweise ein Symptom „hoher Blutdruck", so kann der Arzt dies dadurch präzisieren, dass er einen entsprechen- den Blutdruckwert zusätzlich für dieses Symptom eingibt.

Die Verknüpfung zwischen Symptomen und korrelierenden Diagnosen wird also zum einen wie zuvor beschreiben verwendet, um die Abfrageelemente, z.B. check- boxes, dynamisch aus der Datenbank für die Symptomdiagnostik eines speziellen Symptoms aufzubauen. Die Verknüpfung dient aber auch dazu, ausgehend von der aktuellen Symptomauswahl des Benutzers 642 weitere Diagnosen 628 zu finden, welche mit der jeweiligen Symptomauswahl korrelieren. Nach jeder Auswahl bzw. Präzisierung eines der Symptome erfolgt in dynamischer Weise eine aktualisierte Berechnung des Diagnoserisikos für die aktuell gewählte Diagnose durch Anwendung der Symptomdiagnostikregeln 800 auf das zuvor bestimmte Diagnoserisiko. Zusätzlich ist es auch möglich, weitere medizinische Diagnosen mit zugehörigen Diagnoserisikos auszugeben, welche mit den ausgewählten Symptomen korrelieren. Die Korrelation zwischen den gewählten Symptomen und den Diagnosen ist, wie zuvor schon erwähnt, literaturbasiert und in der ersten Datenbank gespeichert.

Die zusätzlichen Diagnosen können vom Benutzer gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung in die Liste der ersten Diagnosen übernommen werden (Verdachtsdiagnosen Hypertonie und CPOD in Fig. 5-1 werden beispielsweise nach der Symptomdiagnose durch die Verdachtsdiagnose auf Niereninsuffizienz Stadium Il durch Auswahl des Benutzers ergänzt). Die in 428 erwähnte Berechnung einer zweiten Diagnose und eines zweiten Diagnoserisikos erfolgt ebenfalls durch Anwendung der Symptomdiagnostikregeln in Tabelle 800 und kann, wie im Anzeigefenster 510 dargestellt, durchaus mehrere zweite, mit der Symptomauswahl korre- lierende, Diagnosen mit zweiten Diagnoserisiken beinhalten. Der Einfachheit halber ist in 426 in Figur 4b nur eine einzige zweite Diagnose und in 442, Figur 4c nur eine einzige dritte Diagnose dargestellt. Figurelement 630 zeigt jedoch, dass auch mehrere Diagnosen mit der ersten Diagnose korrelieren können.

Dieses Anwenden der Regeln 408 unter Berücksichtigung der Patientendaten sowie der zusätzlich präzisierten Symptome durch den Benutzer und das entsprechende erneute Berechnen des Diagnoserisikos erfolgt in Schritt 426. Das Ausgeben des Diagnoserisikos zusammen mit den zusätzlichen bestimmten medizinischen Diagnosen erfolgt in Schritt 428.

Schritt 426 beinhaltet folgende Teilschritte: Wurde die Symptomdiagnostik ausgewählt, um das anhand der Regeln ermittelte Risiko für einen Schlaganfall eines Patienten von 55% weiter zu präzisieren, werden also im Zuge der Symptomdiagnostik zunächst aus der Tabelle 800 alle Symptome ausgelesen, die mit der ID der Diag- nose Schlaganfall innerhalb einer Zeile gespeichert sind. Ein Dateneintrag mit der Diagnose ID für Schlaganfall entspricht also einem Auswahlelement, z.B. einer Chek-box. Für den Fall, dass Schlaganfall die ID 444 zugeordnet ist, enthält das Symptomdiagnose-Abfragefenster zwei drei Auswahlelemente mit den Symptomen der Symptom-IDs 1324 und 1325. Wird durch den Benutzer das Symptom 1324 ausgewählt, erhöht sich das vorbestimmte Schlaganfallrisiko des Patienten von 55% auf 1 ,2 x 55%=66%. Außerdem werden für sämtliche vom Benutzer ausgewählte Symptome, wie z.B. auch in 624 dargestellt, korrelierende Diagnosen angezeigt 628. Figur 4b geht der Einfachheit halber von nur einer weiteren Diagnose aus, die als zweite Diagnose mit zweitem Risiko bezeichnet wird. Das Risiko der zweiten Diagnose errechnet sich dabei analog aus dem ersten, durch die Regeln 128 ermittelten Risiko für diese zweite Diagnose, welches durch die aktuelle Symptomauswahl gemäß Tabelle 800 zusätzlich moduliert wurde. Nachdem der Arzt in dem Schritt 424 entsprechende Symptome eingegeben hat und in den Schritten 426 und 428 ein oder mehrere zweite medizinische Diagnosen und Diagnoserisiken angezeigt wurden, erhält der Arzt in Schritt 432 die Möglichkeit einer Bestätigung einer Diagnose, welche in Schritt 428 in Verbindung mit einem Diagnoserisiko ausgegeben wurde. Bestätigt der Arzt in Schritt 432 keine der Diagnosen, d.h. verwirft alle vorgeschlagenen Diagnosen, so folgt Schritt 432 der Schritt 416, mit welchem dem Arzt wieder das ursprüngliche Anzeigefenster angezeigt wird, in welchem die in den Schritten 408 bis 412 berechneten Diagnoserisiken für verschiedene Diagnosen angezeigt werden. Bestätigt hingegen der Arzt in Schritt 432 eine der in Schritt 428;630 ausgegebenen Diagnosen, so erfolgt in Schritt 434 eine Übernahme dieser Diagnose, wobei diese nun in präzisierter Weise in Schritt 416 dem Arzt zusammen mit den weiteren, in den Schritten 408 bis 412 berechneten Diagnosen und deren Diagnoserisiken zur Auswahl für eine Speicherung verknüpft mit den Patientendaten, einer weiteren interaktiven Symptomdiagnostik oder auch einem vollständigen Verwerfen sämtlicher berechneter Diagnoserisiken zur Verfügung gestellt wird.

Es sei angemerkt, dass anstatt der Durchführung der Schritte 400 und 404 auch ein Zwischenschritt 402 nach Schritt 400 folgen kann, in welchem eine Datenaufbereitung der Patientendaten erfolgen kann. Die weitere Präzisierung des Diagnoserisikos durch die Leitliniendiagnostik Fig. 4c und die Berechnung eines dritten Diagnoserisikos erfolgt analog der Symptomdiagnostik, die in Fig. 4b dargestellt ist. Wünscht der Benutzer die Durchführung einer Leitliniendiagnostik 436, erfolgt die Anzeige 438 derjenigen Leitlinienkriterien, die mit der vom Benutzer gewählten Diagnose in der ersten Datenbank verknüpft gespeichert sind. Einige oder alle dieser Leitlinienkriterien können vom Benutzer ausgewählt 440 werden. Leitlinienkriterien, die mit den Diagnoseobjekten korrelierte auftreten, sind ebenfalls in der ersten Datenbank verknüpft mit den Diagnoseobjekten gespeichert. Durch Berücksichtigung 442 der Effekte, die jedes Leitlinienkriteri- um auf das zuvor bestimmte Diagnoserisiko hat, und durch Ausführung von Leitlinienroutinen, wird das Diagnoserisiko präzisiert und eine dritte Diagnose mit zugehörigem Diagnoserisiko ausgegeben 444;644. Auch hier kann es sich auch um mehrere dritte Diagnosen und zugehörige Diagnoserisiken handeln, Figur 4c geht der Einfachheit halber von einem dritten Diagnoserisiko aus.

Die Präzisierung des zuvor berechneten Diagnoserisikos in den Schritten 426 und 442 wird hinsichtlich der genauen Implementierung dieser Schritte in der Beschreibung der Abbildungen 7 und 8 erläutert.

Die Figur 5 zeigt verschiedene Ausgaben auf einer grafischen Benutzeroberfläche für den Fall, dass eine medizinische Diagnoseunterstützung für Patientendaten eines Patienten durch das Datenverarbeitungssystem durchgeführt wird. Dem geht somit voraus, dass ein entsprechender Patient durch den behandelnden Arzt ausgewählt wurde und somit die Patientendaten dem Datenverarbeitungssystem zur Verfügung gestellt wurden. Daraufhin analysiert das Datenverarbeitungssystem automatisch die Patientendaten und wendet, wie hinsichtlich der Figur 4 gezeigt, Regeln auf die Patientendaten an, um zumindest ein erstes Diagnoserisiko für eine erste medizinische Diagnose zu berechnen.

Auf Basis des gesundheitlichen Profils des Patienten, d.h. der Patientendaten, die als strukturierte Daten in der individuellen Patientenakte auf dem Rechner des Arztes hinterlegt sind (unter anderem Alter, Geschlecht, ICD-Diagnosen, verordnete Medikamente, Laborwerte, gespeicherte Befunde und Symptome), ermittelt das Datenverarbeitungssystem die Wahrscheinlichkeit bzw. relative Häufigkeiten von rele- vanten Komorbiditäten bzw. häufig vergesellschafteten Krankheiten auf transparenter Leitlinien- und Literaturbasis, gleicht diese mit den schon bekannten Diagnosen ab und zeigt die bislang nicht gelisteten bzw. erkannten Erkrankungen dem Arzt patientenindividualisiert, geordnet nach Wahrscheinlichkeit, an.

Als Grundlage dient eine Liste ausgewählter medizinischer Literatur, die statistische Verbindungen zwischen den bestehenden bekannten Daten, Befunden und Erkrankungen nachgewiesen hat und nun zur patientenindividualisierten Risikoberechnung verwendet wird. Damit wird dem Arzt ein erstes „Diagnoserisiko" angezeigt. Ab wel- ehern Schwellenwert diese Anzeige greifen soll ist frei skalierbar.

Die Bildschirmausgabe 500 zeigt eine solche Ausgabe eines Diagnoserisikos in Form einer „Tachoscheibe" 602. Damit lassen sich Wahrscheinlichkeiten und/oder relative Häufigkeiten gleichermaßen gut visualisieren. Die Tachoscheibe besteht aus einer Skala mit farbigen Abstufungen, wobei vorzugsweise die Tachoscheibe bei hoher Wahrscheinlichkeit rote Skalenteile, bei mittlerer Wahrscheinlichkeit gelbe Skalenteile und bei niedriger Wahrscheinlichkeit grüne Skalenteile aufweist. Durch diese ampelfarbenförmige Skala ist damit ein behandelnder Arzt in rascher und einfacher Weise in der Lage, visuell die Wahrscheinlichkeit für eine relevante Komorbi- dität zu erfassen. Zusätzlich ist zur Präzisierung einer entsprechenden Wahrscheinlichkeit für ein Diagnoserisiko in der Mitte der Tachoscheibe das Primärrisiko in Form einer prozentualen Wahrscheinlichkeit 604 bzw. einer prozentualen relativen Häufigkeit 604 angegeben. Damit ist im Anzeigeelement 500 das Diagnoserisiko durch die Anordnung 600 in Form von Tachoscheibe und Zahlenwert gezeigt.

Ferner ist dem Arzt die Möglichkeit gegeben, die Anzeige 500 durch eine Betätigung der Schaltfläche 606 „später erinnern" für einen gewissen Zeitraum auszublenden, oder aber durch Betätigen der Schaltfläche „nicht mehr erinnern" die Anzeige 500 der Wahrscheinlichkeit für relevante Komorbiditäten vollständig auszublenden.

Das Anzeigeelement 500 dient damit dem Zweck, den Arzt in übersichtlicher und allgemeiner Weise darüber zu informieren, ob ein bestimmtes Diagnoserisiko für eine relevante medizinische Diagnose überhaupt vorliegt oder nicht. Eine Präzisierung dahingehend, wie diese medizinische Diagnose aussieht oder ob mehrere mögliche relevante medizinische Diagnosen vorliegen, ist durch das Anzeigeelement 500 nicht gegeben.

Die Kriterien für das Ermitteln einer bestimmten Wahrscheinlichkeit werden dem Arzt indikationsbezogen - auf Wunsch - transparent dargestellt, wie in Anzeigeelement 502 gezeigt. Diese Anzeige erfolgt inklusive der verwendeten Literatur- und Studienquellen als Basis des jeweiligen Diagnoseverfahrens (Anwendung der Regeln zur Bestimmung des ersten Diagnoserisikos, Symptomdiagnostik und Leitliniendiagnostik).

Möchte nun der Arzt aufgrund der Anzeige 500 weitere Informationen hinsichtlich möglicher relevanter Komorbiditäten erhalten, so gelangt der Arzt durch Betätigen der Schaltfläche 608 „mehr" zum Anzeigeelement 504, auf welchem sich eine Zusammenfassung der für den Patienten mit dem Namen „Maria Test 74" (Bezugszei- chen 618) möglichen Komorbiditäten findet. So wird im Anzeigefenster 504 die mögliche erste Diagnose in Form einer textuellen Beschreibung zusammen mit dem jeweiligen ICD 10 Code dargestellt (Bezugszeichen 16), zusammen mit dem jeweiligen ersten Diagnoserisiko in Form einer Tachoscheibe (Bezugszeichen 612). Das erste Diagnose bzw. die ersten Diagnosen werden in der Anzeige 504 und folgen- den Anzeigen als Grundrisiko bezeichnet. Ferner wird dem Arzt die Möglichkeit gegeben, mittels der Auswahlelemente 620 festzulegen, ob diese angezeigten möglichen Diagnosen individuell lediglich eine Verdachtsdiagnose oder eine gesicherte Diagnose darstellen. Die Diagnose kann individuell gespeichert werden oder es können auch alle Diagnosen auf einmal gespeichert werden, d.h. in die Patientenak- te übertragen werden.

Die Schaltfläche 614 „alle anzeigen" dient dazu, um weitere mögliche Diagnosen anzuzeigen, deren Diagnoserisikounterhalb eines vorbestimmten Schwellenwertes liegt. Im vorliegenden Fall liegt der Schwellenwert beispielsweise bei 40 %, sodass hier nur mögliche Diagnosen angezeigt sind, welche ein Diagnoserisiko≥ 40 % aufweisen.

Möchte der Arzt dem jeweiligen Diagnoserisiko nachgehen, kann er die indikations- bezogenen, jeweils literaturgestützten Symptome aufrufen und mit Befunden des Patienten abgleichen lassen bzw. diese per Checkliste ergänzen. Dies geschieht, indem der Arzt in Spalte 610 auf die entsprechende Schaltfläche „GO" klickt, um somit für die jeweilige mögliche Diagnose eine Symptomdiagnostik durchzuführen. Auch hierfür werden dem Arzt die Quellen der Symptomdiagnostik jeweils hinterlegt und transparent abgebildet, wie mit Anzeigeelement 506 illustriert. Bereits im System strukturiert hinterlegte Befunde werden dabei erfasst und in einer anderen farblichen Kodierung „vorausgewählt". Fährt der Arzt mit der Maus über eine so markierte Anzeige, wird ihm ein Text mit der eigenen Aktenquelle angezeigt (zum Beispiel Freitexteingabe „Konsultation vom 01.11.2008" oder „Laborwert vom 15.10.2007"). Klickt der Arzt dagegen in Spalte 646 auf die entsprechende Schaltfläche „GO", wird für die jeweilige mögliche Diagnose eine Leitliniendiagnostik durchgeführt.

Durch Betätigen der Schaltfläche „GO" im Anzeigeelement 504, Spalte 610, gelangt der Arzt zunächst zum Anzeigeelement 508 der Symptomdiagnostik. Das Anzeige- element 508 weist eine Schaltfläche 622 auf, über welche der Arzt zum Anzeigeelement 506 gelangt. Außerdem weist das Anzeigeelement 622 eine Checkliste 624 mit verschiedenen Symptomen (Befunden) auf, welche symptomatisch für die mögliche Diagnose 616 sind, für welche in Anzeigeelement 504 der entsprechende Button „GO" gewählt wurde. So wird in Anzeigeelement 508 für die gewählten Sym- ptome ein Diagnosevorschlag 626 zusammen mit einer entsprechenden Übereinstimmung in Form eines neu berechneten Diagnoserisiko als Tachoscheibe angezeigt. Wie beispielsweise durch das Anzeigeelement 510 illustriert, erfolgt mit jeder weiteren Auswahl eines der Checkelemente eine Aktualisierung von Diagnosevorschlag und entsprechender Übereinstimmung, wodurch sich wiederum eine nach Wahrscheinlichkeiten sortierte Anordnung 628 von Diagnoserisiken ergibt. Wie deutlich aus dem Zusammenhang zwischen Anzeigeelement 508 und Anzeigeelement 510 entnehmbar ist, wird außerdem durch Auswahl weiterer Befunde dynamisch der zunächst gemachte Diagnosevorschlag präzisiert. So war in Anzeigeelement 508 lediglich eine Bestimmung dahingehend möglich, dass gegebenenfalls eine Niereninsuffizienz Stadium I oder Stadium Il vorliegt, wohingegen in Anzeigeelement 510 aufgrund einer genaueren Präzisierung der vorliegenden Befunde eine erneute Berechnung von Diagnoserisiken für verschiedene medizinische Diagnosen vorgenommen werden konnte, wobei nun als zusätzliche Diagnosen eine Niereninsuffizienz Stadium III bzw. Stadium IV in Frage kommt. Außerdem wurden die Wahrscheinlichkeiten in Form der Tachoscheiben 628 in dem Anzeigeelement 510 präzisiert berechnet dargestellt.

Zusammengefasst kann mit den Anzeigeelementen 508 und 510 der behandelnde Arzt die notwendigen Symptome/Befunde ergänzen - durch Befragung des Patienten, einer Untersuchung oder das Nachtragen bereits bekannter Informationen in der Checkliste. Je nach Symptomkonstellation erscheinen dabei diejenigen Diagnosevorschläge zusammen mit ICD 10 Codes, d.h. in Klartext und Codierung, die laut angegebener Literatur, d.h. entsprechender Symptomdiagnostik-regeln, mit dem beschriebenen Befund korrelieren. Wieder wandelt sich die Anzeige dynamisch, d.h. der Füllungsgrad der bereits beschriebenen Tachoscheibe und Einblendung der plausiblen ICD-Diagnosen, je nach weiteren Befunden bzw. Korrelationsgrad.

Wie ferner aus Anzeigeelement 510 entnehmbar ist, kann der jeweilige Diagnose- Vorschlag direkt in die zentrale Übersicht übernommen werden, wobei der Vorgang mit einer oder auch mehrerer Diagnosen durchgeführt werden kann. Eine solch präzisierte zentrale Übersicht ist mit Anzeigeelement 512 dargestellt. Das Anzeigeelement 512 zeigt wiederum den Namen des Patienten 618 sowie die möglichen Diagnosen 616.

Vergleicht man das Anzeigeelement 512 mit dem Anzeigeelement 504, so ist ersichtlich, dass durch Durchführung einer Symptomdiagnostik das Diagnoserisiko für die Diagnose COPD (J44.99) von 40 % auf 60 % gestiegen ist.

Die zentrale Übersicht ermöglicht es nun dem Arzt, alle Komorbiditäts- wahrscheinlichkeiten anzeigen zu lassen (Knopf 614), und passende Diagnosen zu verwerfen (Klick auf das Kreuz 639, und gegebenenfalls später wieder reaktivieren) oder auch alle Anzeigen speichern zu lassen (Klick auf Element 634). Es können auch alle Diagnosen auf einmal verworfen werden (Klick auf Element 636) oder es können alle Diagnosen und Anzeigen durch Klick auf das Element 638 übernommen werden. Im letzteren Fall erfolgt keine Übertragung der möglichen Diagnosen und Symptome in die Patientendatenbank, sondern das System merkt sich lediglich die Ansicht 512, sodass der Arzt zu einem späteren Zeitpunkt diese Ansicht identisch wiederherstellen kann. Eine weitere Alternative ist es, die Vorwahl „Verdacht" 620 solange bestehen zu lassen, bis eine Schwellenwertwahrscheinlichkeit, welche vorzugsweise sehr hoch liegt (über 90 %) überschritten wird. Ab diesem Moment verändert sich die Wahl automatisch auf „gesichert".

Ergänzend oder alternativ zur interaktiven Symptomdiagnostik kann sich der Arzt die jeweils vorgeschlagene Leitliniendiagnostik anzeigen lassen und durchlaufen, um die Diagnose abschließend zu sichern. Ein entsprechendes Anzeigefenster ist durch das Anzeigeelement 514 gegeben. Durch Anwahl des Feldes 622 wird wiederum ein Anzeigefenster 516 geöffnet, in welchem die entsprechende Leitliniendiagnostik mit entsprechenden Literaturquellen zur notwendigen bzw. empfohlenen Diagnostik sowie deren Interpretation benannt sind. Im Anzeigeelement 514 werden jeweils korrelierende Indikationen angezeigt und erneut mit einem grafischen Korre- lationsgrad versehen. Die plausibelste Diagnose (oder eine andere) kann direkt in die Übersicht und in der Folge in die Akte übernommen werden.

Figuren 6, 7 und 8 zeigen die den einzelnen Risikoberechnungsverfahren wesentlich zugrunde liegenden Datenbanktabellen gemäß einer bevorzugten Ausführungs- form der Erfindung in vereinfachter Form.

Datenbanktabelle 700 in Figur 6 enthält die Regeln 128, welche zur Berechnung der ersten Diagnoserisiken unmittelbar beim Öffnen der Patientenakte angewandt werden. Jede Regel besitzt eine ID (Spalte 702), einen Wert, der angibt, wie stark sich das Primärrisiko ändert, falls die Regel auf einen Patienten angewandt werden kann (Spalte 716), und eine der Regel zugeordnete Diagnose, welche über eine Diagnose ID (Spalte 716) in der Tabelle 700 identifiziert ist. Darüber hinaus enthält die Tabelle weitere Spalten, die Bedingungen für das Zutreffen der Regel enthalten, also z.B. die Medikation, die der Patient bisher eingenommen hat (Spalte 704), ICD Co- des (Spalte 706), LEZ Codes (Spalte 708), das Alter (Spalte 710) und das Geschlecht (Spalte 712) des Patienten. Die Liste ist nicht abschließend, die angeführte Datenbanktabelle 700 entspricht einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, weitere Ausführungsformen mit zusätzlichen oder vereinzelt abweichenden Merkmalen sind möglich. Nicht für jedes Merkmal muss in einer Regel auch ein Daten- wert vorhanden sein (Regel 1988 hat beispielsweise keinen Wert für einen ICD Code). Einer bestimmten Diagnose, z.B. der Diagnose mit der ID 23, können mehrere Regeln (Regel IDs 1987-1989) zugeordnet sein. Falls eine Regel auf einen Patienten angewandt werden kann, wird dadurch das Primärrisiko des Patienten für das Vorliegen einer bestimmten Diagnose modifiziert. Trifft beispielsweise Regel ID 1987 auf einen Patienten zu, erhöht sich dadurch sein Risiko für die Diagnose mit ID 23 um 15,23 %. Die Diagnoserisiken (Spalte 716) können auch mit relativen Werten, z.B. „x 1 ,2", versehen sein. Solche Werte sind so zu verstehen, dass das Diagnoserisiko bei Anwendbarkeit der Regel sich berechnet durch die Multiplikation des Primärrisikos für die mit der Regel in Bezug stehende Diagnose durch den Faktor 1 ,2. Eine Regel ist anwendbar, wenn alle Bedingungen in den einzelnen Spalten erfüllt sind. Regel 1987 ist also dann anwendbar und modifiziert die Höhe des Diagnoserisikos für Diagnose mit ID 32, wenn der Patient männlichen Geschlechts ist, zwischen 35 und 45 Jahren alt ist, wenn in der elektronischen Patientenakte des Patienten der ICD Code 706 und der LEZ Code 54 schon einmal vermerkt wurde. Ob der Patient bestimmte Medikamente einnimmt, bleibt in dieser Regel unberücksichtigt.

Durch das Anwenden aller Regeln aus 700 beim Öffnen der Patientenakte auf den darin enthaltenen Patientendaten können also bereits eine Vielzahl erster Diagnoserisiken errechnet werden, welche sich von dem jeweils zugehörigen statistischen Primärrisiko deutlich unterscheidet. Dadurch, dass die Diagnosen, die über einem gewissen Schwellenwert liegen, dem Arzt angezeigt werden, kann dieser die kurze Zeit, die ihm für die Analyse der Krankengeschichte des Patienten zur Verfügung steht, sehr effizient nutzen. Da das System dem Arzt bereits viele Schritte bei der Diagnoseerstellung und Patientenanamnese abnimmt und automatisiert, muss der Arzt die vorgeschlagenen Diagnosen im wesentlichen nur noch bestätigen, verwerfen oder ggf. noch weiter präzisieren, wobei er wiederum auf die Hilfe des erfinderischen Diagnoseverfahrens zurückgreifen kann.

Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung werden die Regeln für jede Diagnose geordnet nach der Höhe ihres Effektes auf das Primärrisikos auf die Patientendaten angewandt. Sobald eine Diagnose zutrifft, wird die Anwendung der Regeln für diese Diagnose abgebrochen. Dies hat den Hintergrund, dass, wenn die Regeln geordnet nach der Höhe des Wertes in Spalte 716 ausgeführt werden und beispielsweise Regel 990 für die Diagnose 23 zutrifft, es keinen Vorteil mehr mit sich bringt, die Regeln 1987 und 1988 durchzuführen, da diese einen geringeren Effekt auf das Primärrisiko hätten.

Figur 7 zeigt einen Ausschnitt einer vereinfachte Datenbanktabelle gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, welche zur Symptomdiagnostik herangezogen wird. In Tabelle 800, die Symptomdiagnostikregeln zur weiteren Präzisierung des Diagnoserisikos enthält, sind ein oder mehrere Symptome über deren Symptom IDs 802 einer Diagnose über deren Diagnose ID zugeordnet. Diagnose ID 68 ist in dem abgebildeten Beispiel mehreren Symptomen (ID 1321-1323) zugeordnet. Hat das erfindungsgemäße Diagnoseverfahren nach dem Öffnen einer Patientenakte ein Diagnoserisiko für eine bestimmte Krankheit festgestellt, z.B. ein Risiko von 60% für Diagnose mit ID 68, und hat der Benutzer die Durchführung einer inter- aktiven Symptomdiagnostik gewählt, so wird dem Benutzer zunächst eine Auswahl an mit der ersten Diagnose assoziierten Symptomen präsentiert. Im dargestellten Beispiel würden die Beschreibungen aller Symptome, welche gemäß Tabelle 800 mit der Diagnose ID 68 verbunden sind, dem Benutzer zur Auswahl vorgeschlagen. Die Einträge (Zeilen) der Tabelle 800 entsprechen also jeweils einer graphischen Auswahlmöglichkeit durch den Arzt auf einem Display. Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist die Auswahlmöglichkeit in der Form einer Check box implementiert. Das bedeutet, dass dem Benutzer die Beschreibung 804 der Symptome 1321-1323 in Form von Checkbox Elementen einer graphischen Benutzeroberfläche präsentiert würden, wenn er zuvor die Durchführung einer interaktiven Symptom- diagnostik ausgewählt hat, um das Diagnoserisiko für die Diagnose 68 weiter zu präzisieren. Durch Zuwahl oder Abwahl einiger der präsentierten Symptome durch den Benutzer wird das erste Diagnoserisiko, welches den Ausgangswert für die Symptomdiagnostik darstellt, modifiziert. Das Resultat dieser Modifikation ist ein zweites, präziseres Diagnoserisiko. Durch die Auswahl des Symptoms mit der ID 1322 wird beispielsweise das erste Diagnoserisiko um 12,9 % erhöht. Durch die Auswahl des Symptoms mit der ID 1324 wird dagegen das erste Diagnoserisiko mit dem Faktor 1,22 multipliziert. Symptomdiagnostikregeln dienen also dazu, das zuvor bestimmte Diagnoserisiko durch Einbeziehung des Vorhandenseins bestimmter Symptome noch weiter zu präzisieren. Figur 8 zeigt einen Ausschnitt einer vereinfachte Datenbanktabelle gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, welche zur Leitliniendiagnostik herangezogen wird. In Tabelle 900 sind ein oder mehrere als Leitlinienkriterien bezeich- nete Symptome und Laborbefunde mit Leitlinienkriterium IDs 902 einer Diagnose ID zugeordnet. Diagnose ID 68 ist also assoziiert mit den Leitlinienkriterium IDs 1421- 1423. Im Zuge einer Präzisierung eines bestehenden Diagnoserisikos für die Diagnose 68 durch eine Leitliniendiagnostik würden dem Benutzer auf einer graphischen Oberfläche diejenigen Leitlinienkriterien 1421-1423 dargestellt, welche laut Daten- banktabelle 900 miteinander verknüpft sind. Durch Anwendung dieser Leitlinienroutinen kann die Präzision der Diagnose noch weiter verbessert werden, das ermittelte neue Diagnoserisiko wird als drittes Diagnoserisiko zurückgegeben. Analog zu der Symptomdiagnostik kann der Benutzer durch Auswahl oder Abwahl einzelner Leitlinienkriterien Diagnoserisiko weiter präzisieren. Darüber hinaus beinhaltet die Leitli- niendiagnostik die Möglichkeit, spezifisch für eine Diagnose, deren Risiko präzisiert werden soll, Leitlinienroutinen (Werte der Spalte 904 für die Einträge ID 1426-1430) zu formulieren. Diese Leitlinienroutinen können zum Beispiel komplexe Boolesche oder arithmetische Funktionen beinhalten, die auf den Daten, die der Benutzer durch Auswahl relevanter Leitlinienelemente auf einer graphischen Oberfläche be- reitstellt, angewendet werden. Eine Leitlinienroutine könnte beispielsweise das Vorhandensein zweier bestimmter Leitlinienkriterien bei gleichzeitigem Vorliegen eines bestimmten Laborwertes abfragen und bei Zutreffen der Abfragebedingungen das bis zu diesem Zeitpunkt berechnete Risiko für die Diagnose, für die die Leitliniendiagnostik durchgeführt wird, entsprechend modifizieren. Der Laborwert könnte bei- spielsweise als Multiplikationsfaktor auf das Diagnoserisiko angewandt werden, falls die Risikohöhemit dem Laborwert direkt korreliert. Die Leitlinienroutine prüft also, ob die geforderte Leitlinienkriterien-Konstellation gegeben ist und veranlasst eine entsprechende Modifikation des zuvor bekannten Diagnoserisikos gemäß einer Rechenroutine, die im Code dieser Leitlinienroutinen enthalten ist und daher nicht in der Datenbank Tabelle erscheint. Dadurch, dass die Leitlinienroutine spezifisch für jede Diagnose angepasst werden kann, ohne dabei das Datenbankschema ändern zu müssen, ergibt sich ein hohes Maß an Komplexität zur Berechnung des Diagnoserisikos. Analog zu der Symptomdiagnosetabelle 800 enthält Tabelle 900 also Leitlinienkriterien, welche dazu dienen, das zuvor bestimmte Diagnoserisiko durch Ein- beziehung des Vorhandenseins bestimmter Leitlinienkriterien noch weiter zu präzisieren. Anders als bei der Symptomdiagnostik beinhaltet die Leitliniendiagnostikta- belle 900 zusätzlich diagnosespezifische Leitlinienroutinen.

Die in Figur 9 dargestellte Ausführungsform der Erfindung verwendet JavaScript Code, um die Leitlinienroutinen im Browser eines Benutzers ausführen zu lassen. Andere Ausführungsformen der Erfindung können jedoch jegliche andere Programmiersprachen für die Implementierung der Leitlinienroutinen verwenden.

Es sei angemerkt, dass im Falle des Vorhandenseins relevanter chronischer Erkrankungen und der Auswahl einer Dauermedikation durch den Arzt auch noch die Ausgabe eines weiteren Anzeigeelements möglich ist, welche die zeitliche Reichweite der beiden zuletzt verordneten Packungsgrößen in Relation zur vorgewählten Standarddosierung , geordnet nach Organsystem, beispielsweise parallel zur Öff- nung eines Rezeptformulars, anzeigt. Hat der Arzt einen elektronischen Verordnungsplan ausgefüllt, werden diese Daten als Berechnungsgrundlage herangezogen. Darüber hinaus hat der Arzt auch die Möglichkeit, die aktuelle Dosierung direkt einzugeben und somit zeitliche Reichweitenberechnung nachzuschärfen.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Leitliniensubstanzen nach Organsystemen vorzuschlagen, wenn eine Leitliniendiagnostik, wie in Anzeigeelement 514 der Figur 5 beschrieben, durchgeführt wird. Damit wird die Funktion der Anzeige einer zeitlichen Reichweite von Medikamentenverpackungen um die Ausprägung erweitert, dass - bei Vorlage von chronischen Erkrankungen - Leitliniendiagnostik zu- gänglich ist - bei NichtVerordnung von empfohlenen Wirkstoffen - trotz gegebener Indikation auf Literaturbasis -, nach Organsystemen geordnet, dem Arzt die empfohlenen Leitsubstanzen angezeigt werden können, um eine adäquate Versorgung des Patienten zu gewährleisten. Bezug szeichenliste

100 Datenverarbθitungssystem

102 Eingabemittel

104 Prozessor

106 grafische Benutzeroberfläche

108 Anzeigevorrichtung

110 Anzeigefenster

10 112 Anzeigefenster

114 Anzeigefenster

116 Speicher

118 Netzwerk

120 Schnittstelle

15 122 Datenbank

124 medizinisches Diagnoseobjekt

128 Regeln

130 Symptome

132 Datenbank

20 134 Patientendaten

136 medizinisches Medikamentenobjekt

138 Wirkstoffdaten

140 Cache

142 Datenbank

25 144 Server

200 Scrollbar

202 Element

204 Element

206 Popup

30 300-444 Verfahrensschritte und Bedingungen

500-516 Anzeigeelement

600 Anordnung

602 Tachoscheibe

604 Wahrscheinlichkeit 606 Eingabefläche

608 Eingabefläche

610 Symptomdiagnostik

612 Grundrisiken/erste Diagnoserisiken

614 Bedienelement

616 Diagnose

618 Patientenname

620 Radio Button

622 Bedienelement

10 624 Checkbox

626 Diagnosevorschlag aus Symptomdiagnostik

628 Diagnoserisiken aus Symptomdiagnostik

630 Schaltflächen

634 Schaltfläche

15 636 Schaltfläche

638 Schaltfläche

639 Schaltfläche

640 Befunde/Leitlinienkriterien aus Leitliniendiagnostik

20 644 Diagnosevorschlag aus Leitliniendiagnostik

646 Leitliniendiagnostik

648 Diagnoserisiken aus Leitliniendiagnostik

700 Datenbanktabelle für Berechnung erstes Diagnoserisiko

25 702 Tabellenspalte Regel ID

704 Tabellenspalte Medikation

706 Tabellenspalte ICD

708 Tabellenspalte LEZ

710 Tabellenspalte Alter

30 712 Tabellenspalte Geschlecht

714 Tabellenspalte Diagnose ID

716 Effekt auf Primärrisiko

800 Datenbanktabelle für Symptomdiagnostik

802 Tabellenspalte Symptom ID 804 Tabellenspalte Beschreibung

806 Tabellenspalte Diagnose ID

808 Tabellenspalte Effekt auf vorberechnetes Diagnoserisiko

5 900 Datenbanktabelle für Leitliniendiagnostik

902 Leitlinienkriterium ID

904 Tabellenspalte Beschreibung/Leitlinienroutine

906 Tabellenspalte Diagnose ID

910 Tabellenspalte Effekt auf vorberechnetes Di-

10 agnoserisiko

970 Computerlesbares Speichermedium

972-984 Instruktionen zur Durchführung eines computerimplementierten Verfahrens

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