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Title:
CONDITIONING AGENT AND METHOD FOR BINDING HARDENABLE MIXTURES
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2008/113541
Kind Code:
A2
Abstract:
The invention relates to conditioning means, to the use thereof as an adherance promoter of a hardenable mixture on a moulded body, and to a method for pretreating the surfaces of moulded bodies made of filled high-temperature resistant plastics in order to improve the adhesion of hardenable mixtures on said moulded bodies. The invention also relates to the thus resulting products that are produced according to said method, in particular conditioned moulded bodies.

Inventors:
ENGELBRECHT JUERGEN (DE)
GROEGER GUNTHER (DE)
GOERLICH KARL-JOACHIM (DE)
Application Number:
PCT/EP2008/002112
Publication Date:
September 25, 2008
Filing Date:
March 17, 2008
Export Citation:
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Assignee:
S & C POLYMER SILICON & COMPOS (DE)
ENGELBRECHT JUERGEN (DE)
GROEGER GUNTHER (DE)
GOERLICH KARL-JOACHIM (DE)
International Classes:
A61C5/77; A61K6/00; A61K6/083; A61K6/884
Foreign References:
GB2341393A2000-03-15
US6031016A2000-02-29
EP0591716A11994-04-13
US5354827A1994-10-11
EP0476789A11992-03-25
Attorney, Agent or Firm:
FORSTMEYER, Dietmar et al. (Oberanger 32, München, DE)
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Claims:

Patentansprüche

1. Verfahren zur Konditionierung der Oberfläche eines Formkörpers, der einen hochtemperaturbeständigen Kunststoff und einen Füllstoff umfasst, unter Verwendung eines Konditionierungsmittels, das ein Haftmittel und ein höhersiedendes Lösemittel mit Dipolcharakter umfasst, wobei das Verfahren die folgenden Schritte umfasst :

- Auftragen des Konditionierungsmittels auf zumindest einen Teil der Oberfläche des Formkörpers,

- Einwirkenlassen des Konditionierungsmittels und

- optional Auftragen einer härtbaren Mischung auf die mit Konditionierungsmittel konditionierte Oberfläche des Formkörpers .

2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Konditionierungsmittel bei Temperaturen bis 200 0 C, vorzugsweise bis 100 0 C, stärker bevorzugt bei Raumtemperatur angewendet wird.

3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Einwirkzeit des Konditionierungsmittels auf der Oberfläche des Formkörpers 1-60 Minuten, vorzugsweise 1-30 Minuten, stärker bevorzugt 1-15 Minuten beträgt.

4. Konditionierter Formkörper, erhältlich nach einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3.

5. Konditionierter Formkörper nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass es sich um einen dentalen Formkörper handelt .

6. Konditionierter Formkörper nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass es sich um Prothesen, Teilen von Prothesen, Kronen, Brücken, Inlays, Onlays etc. handelt.

7 . Kit , umfassend

(i) einen Formkörper, der einen hochtemperaturbeständigen Kunststoff und einen Füllstoff umfasst,

(ii) ein Konditionierungsmittel, das ein Haftmittel und ein höhersiedendes Lösemittel mit Dipolcharakter umfasst, und (iii) gegebenenfalls eine härtbare Mischung.

8. Konditionierter Formkörper nach einem der Ansprüche 4 bis 6 oder Kit nach Anspruch 7, wobei der hochtemperaturbeständige Kunststoff ein Polyarylat, Polyarylensulfid, Polysulfon, flüssigkristallines Polymer, Polyimid, Polyetherimid, Polyamidimid, Polyaryletherketon oder ein Copolymerisat aus wenigstens zwei der vorstehend genannten Polymere oder ein Blend aus wenigstens zwei der vorstehend genannten Polymere ist.

9. Konditionierter Formkörper nach einem der Ansprüche 4 bis 6 oder Kit nach Anspruch 7 oder 8, wobei der in dem Formkörper enthaltene Füllstoff Glasfasern, Glaskugeln, Glasmehl, Kieselsäuren, Quarzmehl, Glimmer, Korund, Kaolin, Talkum, anorganische Pigmente, Apatite und/oder Mischungen davon umfasst .

10. Konditionierter Formkörper nach einem der Ansprüche 4 bis 6 oder Kit nach einem der Ansprüche 7 bis 9, wobei der Füllstoff z. B. mit funktionellen Silanen, Phosphorsäure- estern, Phosphonsäureestern, Carbonsäureestern und/oder Mischungen davon oberflächenbehandelt ist.

11. Konditionierter Formkörper nach einem der Ansprüche 4 bis 6 oder Kit nach einem der Ansprüche 7 bis 10, wobei das Konditionierungsmittel ferner eine oder mehrere der folgenden Komponenten umfasst :

- einen oder mehrere Katalysatoren,

- ein niedrigsiedendes Lösemittel und/oder

- Zusätze, wie z.B. Stabilisatoren, Inhibitoren, Antioxidantien und/oder mono- bzw. polyfunktionelle

(Meth- ) acrylate .

12. Konditionierter Formkörper nach einem der Ansprüche 4 bis 6 oder Kit nach einem der Ansprüche 7 bis 11, wobei das Haftmittel ein funktionelles Silan, wie z. B. ein Vinyl-, (Meth-) acryl, Epoxy- , Amino-, Hydroxysilan und/oder eine Mischung davon ist oder ein funktioneller Phosphorsäure- , Phosphonsäure- und/oder Carbonsäureester und/oder eine Mischung davon ist .

13. Konditionierter Formkörper nach einem der Ansprüche 4 bis 6 oder Kit nach einem der Ansprüche 7 bis 12, wobei das Haftmittel Komponenten der härtbaren Mischung auf Basis von Monomeren mit (Meth- ) acrylat- , Vinyl-, Epoxid- , Isoyanat- und/oder anderen Gruppen enthält.

14. Konditionierter Formkörper nach einem der Ansprüche 4 bis 6 oder Kit nach einem der Ansprüche 7 bis 13, wobei das höhersiedende Lösemittel mit Dipolcharakter aus der Gruppe von Dimethylsulfoxid, Phenol, Diphenylsulfon, Acetylaceton und/oder Ethylenglycol ausgewählt ist.

15. Konditionierter Formkörper nach einem der Ansprüche 4 bis 6 oder Kit nach einem der Ansprüche 7 bis 14, wobei die härtbare Mischung auf Basis von Monomeren mit

(Meth-) acrylat- , Vinyl-, Epoxid-, Isoyanat- und/oder anderen Gruppen aufgebaut ist.

16. Verwendung eines Konditionierungsmittels, umfassend ein Haftmittel und ein höhersiedendes Lösemittel mit Dipolcharakter, zur Vermittlung der Haftung von einer härtbaren Mischung an einem Formkörper, der einen

hochtemperaturbeständigen Kunststoff und einen Füllstoff umfasst .

17. Konditionierter Formkörper, umfassend einen hochtemperaturbeständigen Kunststoff und einen Füllstoff, wobei der Formkörper mit einem Konditionierungsmittel konditioniert ist und das Konditionierungsmittel ein Haftmittel und ein höhersiedendes Lösemittel mit Dipolcharakter umfasst .

18. Konditionierter Formkörper nach Anspruch 17, wobei der konditionierte Formkörper zusätzlich mit einer härtbaren Mischung versehen ist.

Description:

Konditionierungsmittel und Verfahren zum Binden von härtbaren Mischungen an Formkörper aus gefüllten hochtemperaturbeständigen Kunststoffen

Die Erfindung beschreibt ein Konditionierungsmittel, dessen Verwendung zur Vermittlung der Haftung von einer härtbaren Mischung an einem Formkörper und ein Verfahren zur Vorbehandlung der Oberflächen von Formkörpern aus gefüllten hochtemperaturbeständigen Kunststoffen zum Zwecke der besseren Haftung von härtbaren Mischungen auf diesen Formkörpern, sowie die hieraus resultierenden Verfahrensprodukte, insbesondere konditionierte Formkörper.

Stand der Technik

Formteile aus hochtemperaturbeständigen Polymeren können in der Regel als weitgehend chemisch inert bezeichnet werden. Auch können sie in der Regel durch Lösungsmittel wie z.B. Aceton, Ethanol , Essigsäureethylester etc. nicht oder kaum angelöst werden.

Es ist oft erforderlich, an einen Formkörper aus hochtemperaturbeständigen Kunststoffen weiteres Material anzufügen. Dieses ist jedoch nicht ohne weiteres möglich, insbesondere wenn die Verbindung nicht nur optisch bestehen soll, sondern diese Verbindung auch mechanisch belastbar sein soll.

Als hochtemperaturbeständige Kunststoffe können z.B. Hochtemperatur-Thermoplaste genannt werden, die entweder amorph oder kristallin sein können, wie zum Beispiel Polyarylate, Polyarylensulfide, Polysulfone, flüssigkristallines Polymer (Liquid Crystal Polymer) , insbesondere flüssigkristalline Polyester, Polyimide,

Polyamidimide, Polyaryletherketone und Polyetheretherketone oder Polyoxymethylen.

Polymerisierbare Konditionierungsmittel auf Methacrylat -Basis zur Vorbehandlung der Oberflächen von anlösbaren, nicht hochtemperaturbeständigen Formkörpern aus Polyacrylat- , Polymethacrylat- und Polycarbonat-Kunststoffen zur Verbindung mit polymerisierbarem Methacrylat -Material sind bekannt.

EP 0 142 172 A2 beschreibt ein photopolymerisierbares Material auf Methacrylat -Basis , das sich als Klebstoff beziehungsweise Bindemittel zum Verbinden von Teilen aus Acrylat -Kunststoffen miteinander oder mit noch nicht gehärtetem Methacrylat - Material eignet . Es enthält neben einem Initiator für die Photopolymerisation als polare organische Verbindung Acrylsäure oder Methacrylsäure, vernetzend wirkende Dimethacrylate, Methacrylate oder Methylenchlorid als Verdünnungs- beziehungsweise Lösungsmittel. Es findet besondere Anwendung im Dentalbereich bei der Herstellung von Zahnprothesen aus Methacrylat-Material , um beschädigte Zahnprothesen zu reparieren bzw. die aus Acrylat -Kunststoff bestehenden künstlichen Zähne mit dem die Prothesenplatte bildenden Methacrylat-Material zu verbinden.

Ein photopolymerisierendes Klebmittel wird in DE 40 00 171 Al in Anspruch genommen, das neben Methylmethacrylat , einem Methylmethacrylat-Polymer und einem Photoinitiator ein mehrfunktionelles Acrylat oder Methacrylat, vorzugsweise ein Tri- oder Tetraacrylat beziehungsweise -methacrylat, in einer Menge von 1 bis 20 Gewichtsprozent enthält. Dieses Klebmittel ist zum Verbinden von Formkörpern aus Acrylat -Kunststoff mit anderen Kunststoffformkörpern geeignet, wobei wenigstens einer der beteiligten Kunststoffformkörper für die zur Aushärtung verwendete Strahlung ausreichend durchlässig sein muss.

In EP 0 452 540 Bl wird ein Klebstoff zum Verbinden von Formteilen aus Polycarbonat-Kunststoffen miteinander erwähnt.

Dieser Klebstoff enthält ein Peroxid/Amin-System als Katalysator für die Kaltpolymerisation und besteht aus zwei Komponenten, die vor Anwendung miteinander vermischt werden müssen. Neben dem Peroxid/Amin-System sind noch ein Alkylmethacrylat , 2, 2 -Bis- [4- (methacryloyloxyalkoxy) -phenyl] - propan, das Dimethacrylat eines Alkandiols- und/oder Trimethacrylat eines Alkantriols und ein Polymethylmethacrylat enthalten.

Aus EP 0 476 789 Al ist ein orthodontisches Bracket bekannt, das aus Füllstoff-haltigem Methacrylatkunststoff besteht. Auf der an einem natürlichen Zahn mit Hilfe eines lichthärtenden Klebstoffs zu befestigenden Oberfläche trägt es eine dünne Schicht aus in dem Klebstoff teilweise löslichem oder quellbarem Methacrylatkunststoff . Die dünne Methacrylatkunststoff-Schicht wird durch Auftragen und Polymerisieren einer Mischung aus A) 30-70 Gewichtsprozent eines monofunktionellen Methacrylats, 30-70 Gewichtsprozent eines Methacrylat-Homo- oder -Copolymers und 0,01-1 Gewichtsprozent eines Polymerisationskatalysators oder B) 5-24 Gewichtsprozent eines mehrfunktionellen Methacrylats, 0-24 Gewichtsprozent eines monofunktionellen Methacrylats, 50-90 Gewichtsprozent eines Siliciumdioxid-Füllstoffs und 0,01-1 Gewichtsprozent eines Polymerisationskatalysators erhalten.

In EP 0 591 716 Bl wird ein polymerisierbares

Konditioniermittel auf Methacrylat -Basis und ein Verfahren zur Vorbehandlung der Oberfläche von Formkörpern aus Polyacrylat- , Polymethacrylat- und Polycarbonat-Kunststoffen vor dem Auftragen von polymerisierbarem Methacrylat-Material und die Verwendung des Konditioniermittels beschrieben. Das Konditioniermittel oder der Klebstoff enthält 50-75 Gewichtsprozent Alkylmethacrylat oder ein Gemisch aus Alkylmethacrylat und Butandioldimethacrylat mit mindestens 50 Gewichtsprozent Alkylmethacrylat, 15-40 Gewichtsprozent Diurethandimethacrylat , 1-15 Gewichtsprozent Polymethylmethacrylat, 0-5 Gewichtsprozent Trimethacrylat,

Tetramethacrylat oder ein Gemisch davon, 0,01-1

Gewichtsprozent monocyclischer Terpenkohlenwasserstoff und 0,1 Gewichtsprozent Polymerisationskatalysator. Das Alkylmethacrylat ist Methylmethacrylat und/oder Ethylmethacrylat , das Trimethacrylat ist Trimethylolpropantrimethacrylat und der monocyclische Terpenkohlenwasserstoff ist Terpinolen. Das Verfahren zur Vorbehandlung der Oberfläche von Formkörpern aus Polyacrylat- , Polymethacrylat- und Polycarbonat -Kunststoffen besteht darin, dass eine dünne Schicht des Klebstoffs oder Konditioniermittels aufgebracht wird.

Alle aufgeführte Druckschriften beschreiben ein Konditioniermittel bzw. einen Klebstoff zur Vorbehandlung der Oberflächen von Formkörpern aus nicht - hochtemperaturbeständigen, in der Regel anlösbaren Polyacrylat-, Polymethacrylat- und Polycarbonat -Kunststoffen zur Verbindung mit polymerisierbarem Acrylat- bzw. Methacrylat -Material .

Aufgabe der Erfindung

Aufgabe der vorliegenden Erfindung war die Bereitstellung eines Konditioniermittels zur Vermittlung der Haftung von einer härtbaren Mischung an einem Formkörper aus hochtemperaturbeständigen Kunststoffen, das sinnfällige Herrichten des Konditionierungsmittels in der Form eines Kits, ein Verfahren zur Vorbehandlung der Oberflächen von Formkörpern aus gefüllten hochtemperaturbeständigen Kunststoffen zum Zwecke der besseren Haftung von härtbaren Mischungen auf diesen Formkörpern, sowie die hieraus resultierenden Verfahrensprodukte, insbesondere konditionierte Formkörper.

Detaillierte Beschreibung der Erfindung

Erfindungsgemäß konnte die Aufgabe zumindestens für solche unanlösbaren, hochtemperaturbeständigen Kunststoffe gelöst werden, welchen Füllstoffe zugegeben sind.

Solche gefüllten Kunststoffe sind zum Beispiel beschrieben in WO 2006/108647.

Demgemäß konnte die gestellte Aufgabe gelöst werden durch ein:

Konditionierungsmittel zur Vermittlung der Haftung von einer härtbaren Mischung an einem Formkörper, der einen hochtemperaturbeständigen Kunststoff und einen Füllstoff umfasst, wobei das Konditionierungsmittel folgende Komponenten enthält :

a) ein Haftmittel, welches an dem Füllstoff des Formkörpers und zumindest einer Komponente der härtbaren Mischung haften kann,

b) gegebenenfalls einen oder mehrere Katalysatoren für die Vermittlung der Haftung der härtbaren Mischung am Füllstoff des Formkörpers und/oder für die Härtung der härtbaren Mischung,

c) ein höhersiedendes Lösemittel mit Dipolcharakter,

d) gegebenenfalls ein niedrigsiedendes Lösungsmittel,

e) gegebenenfalls Zusätze wie Stabilisatoren, Inhibitoren, Antioxidantien und/oder Mono- bzw. Polyfunktionelle (Meth-) acrylate.

Um bei Anwendungen im Medizinbereich oder Dentalbereich Reizungen von lebendem Gewebe durch aus der Kunststoffmatrix hervorstehende Füllstoffpartikel zu minimieren, ist es von Vorteil, die hochtemperaturbeständigen gefüllten Thermoplaste mit härtbaren Mischungen abzudecken. Ein Abdecken der

Formkörper mit einer härtbaren Mischung ist häufig aus ästhetischen Gründen erforderlich. Ferner kann hierdurch eine maßgeschneiderte geometrische Anpassung massengefertigter Formkörper an die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Patienten erzielt werden. Diese Formkörper können im Dentalbereich z. B. Prothesen, Teile von Prothesen, Kronen, Brücken, Inlays, Onlays etc. sein. Auch die Kombination mit weichbleibenden überzügen ist in diesem Zusammenhang von Vorteil.

Um die härtbaren Mischungen gut auf den Formkörpern haften zu lassen und die erfindungsgemäßen Konditionierungsmittel besonders gut zur Geltung kommen zu lassen, können die Formkörper in bevorzugter Weise durch mechanische Verfahren, wie z. B. Beschleifen, Sandstrahlen, Fräsen oder ähnliche Verfahren vorbehandelt sein.

Erfindungsgemäß wird das Konditioniermittel vorzugsweise zusammen mit dem Formkörper als Kit zur Verfügung gestellt, wobei optional zusätzlich die härtbare Mischung zur Verfügung gestellt wird. Demgemäß betrifft die vorliegende Erfindung auch ein Kit, umfassend

(i) einen Formkörper, der einen hochtemperaturbeständigen Kunststoff und einen Füllstoff umfasst,

(ii) ein Konditionierungsmittel, das ein Haftmittel und ein höhersiedendes Lösemittel mit Dipolcharakter umfasst, und

(iii) gegebenenfalls eine härtbare Mischung.

Als geeignete gefüllte hochtemperaturbeständige Kunststoffe kommen in Frage Polyarylate, Polyarylensulfide, Polysulfone, flüssigkristallines Polymer, Polyimide, Polyetherimide, Polyamidimide, Polyaryletherketone oder Copolymerisate aus wenigstens zwei der vorstehend genannten Polymere oder ein Blend aus wenigstens zwei der vorstehend genannten Polymere. Besonders bevorzugt im Hinblick auf Anwendungen im Medizinbereich sind dabei Polyaryletherketone (PAEK) wie beispielsweise Polyetherketon (PEK) , Polyetheretherketon

(PEEK) , Polyetherketonketon (PEKK) , Polyetheretherketonketon (PEEKK) oder Polyetherketonetherketonketon (PEKEKK) wie sie in WO 2006/108647 Al veröffentlicht sind.

In der vorliegenden Anmeldung sind die Begriffe "hochtemperaturbeständiger Kunststoff", "hochtemperaturbeständiges Polymer", "Hochtemperatur-Thermoplaste" und "hochtemperaturbeständige Thermoplaste" als Synonyme zu verstehen. Der Begriff "hochtemperaturbeständig" bedeutet, dass die Kunststoffe bis zu einer Temperatur von mindestens 200 0 C, vorzugsweise bis zu einer Temperatur von mindestens 250 0 C beständig sind, d.h. ihre Form nicht verändern. Diese mögliche starke Erwärmung der Formmasse bewirkt eine Verbesserung der mechanischen Eigenschaften sowie eine Verminderung von Eigenspannungen und Schwindungen sowie Verzug und führt dadurch zu einer besseren Dimensionsstabilität und Maßhaltigkeit bei verbesserten mechanischen Eigenschaften des Formteiles. Vor allem die mechanischen Eigenschaften werden in alle Richtungen stabilisiert, so dass ein isotropes Verhalten im Formteil entsteht, welches gleiche mechanische Eigenschaften in alle Richtungen aufweist. Dies ist insbesondere beim Einsatz im Dentalbereich wichtig, wo durch das Kauen und die Eigenbeweglichkeit der Zähne sehr starke torsische Belastungen in den Dentalformteilen auftreten können .

Die erfindungsgemäß eingesetzten Füllstoffe können anorganischer oder organischer Art sein wie mineralische Mehle oder Polymerisat -Pulver. Bevorzugt sind jedoch solche anorganischer Art, zum Beispiel solche mineralischen Mehle als Füllstoffe, wenn sie chemisch aktivierbar und verknüpfbar sind. Als Beispiele seien hier genannt: mikrofeine Glasfasern, Glaskugeln, Glasmehle, Kieselsäuren, Quarzmehl, Glimmer, Korund, Kaolin, Talkum, anorganische Pigmente, Apatite etc. .

Die vorstehend genannten Füllstoffe können in Mengen von 1-90 Gewichtsprozent, bevorzugt 5-80 Gewichtsprozent, besonders

bevorzugt 20-60 Gewichtsprozent, stärker bevorzugt 25-40 Gewichtsprozent, jeweils bezogen auf den Formkörper, enthalten sein. Sie können ihrerseits oberflächenbehandelt sein, zum Beispiel mit funktionellen Silanen wie z.B. Vinyl-, Methacryl- , Epoxy- , Amino- , Hydroxysilanen etc., Phosphorsäureestern, Phosphonsäureestern, Carbonsäureestern und/oder Mischungen davon .

Die auf die Formkörper aufzubringenden härtbaren Mischungen können verschiedener Art sei. Sie können polymerisierende Mischungen zum Beispiel auf Basis von Monomeren mit Vinyl-, Epoxid- , Isocyanat- oder anderen Gruppen sein. Bevorzugt sind polymerisierende Mischungen auf Basis von (Meth- ) acrylaten, besonders bevorzugt solche, wie sie in dentalen Restaurationsmischungen üblich sind.

Das erfindungsgemäße Konditionierungsmittel enthält ein Haftmittel, welches mit den Füllstoffen des hochtemperaturbeständigen Kunstoffes und/oder mit Komponenten der härtbaren Mischung eine Bindung eingehen kann. Als Haftmitel können funktionelle Silane, also Silane mit funktionellen Gruppen, wie z.B. Vinyl-, (Meth- ) acryl- , Epoxy-, Amino-, Hydroxysilane etc. und/oder Mischungen davon vorhanden sein. Weiterhin können funktionelle Phosphorsäure- , Phosphonsäure- und/oder Carbonsäureester und/oder Mischungen davon vorhanden sein. Das Haftmittel kann in dem Konditionierungsmittel in einer Menge von 0,1-100 Gewichtsprozent, bevorzugt 0,1- 80 Gewichtsprozent, stärker bevorzugt 1-50 Gewichtsprozent, noch stärker bevorzugt 1-25 Gewichtsprozent, jeweils bezogen auf das Konditionierungsmittel, vorhanden sein.

Gegebenenfalls kann das Konditionierungsmittel einen oder mehrere Katalysatoren für die Bindung der härtbaren Mischung am Füllstoff des hochtemperaturbeständigen Kunststoffes und/oder für die Härtung der härtbaren Mischung enthalten. Je nachdem von welcher chemischen Art die härtbare Mischung ist,

kann das Konditionierungsmittel verschiedene Katalysatoren enthalten oder auch als Ein- und/oder Mehrkomponenten-System vorliegen. Mehrkomponenten-Systeme werden kurz vor dem Gebrauch miteinander vermischt .

Konditioniermittel können zum Beispiel Katalysatoren für Kalt- Heiß- und/oder Photopolymerisation enthalten. Zum Beispiel können diese für eine härtbare Mischung auf Basis von Methacrylaten und einer Kaltpolymerisation Peroxid/Amin- Systeme wie z.B. Dibenzoylperoxid/N,N-Dimethyl-p-toluidin und bei der Photopolymerisation Keton/Amin-Systeme wie z.B. Campherchinon/Amin, Acylphosphinoxid wie z.B. Diphenyl (2 , 4 , 6- trimethylbenzoyl) phosphinoxid sowie ein Propanon-Derivat und/oder Mischungen davon sein. Die Menge an Katalysator liegt bei vorzugsweise 0,1 bis 1,0 Gewichtsprozent, stärker bevorzugt 0,2 bis 0,7 Gewichtsprozent, jeweils bezogen auf das Konditionierungsmittel .

Erfindungsgemäß wichtig ist, daß das Konditionierungsmittel ein höhersiedendes Lösemittel mit Dipol -Charakter enthält. Vorzugsweise handelt es sich bei dem höhersiedenden Lösemittel mit Dipol -Charakter um ein aprotisches Lösemittel, das ein elektrisches Dipolmoment aufweist. Derartige höhersiedende Lösemittel weisen vorzugsweise einen Siedepunkt von mehr als 100 Grad Celsius bei Normaldruck, stärker bevorzugt von mehr als 110 Grad Celsius bei Normaldruck, noch stärker bevorzugt von mehr als 120 Grad Celsius bei Normaldruck auf. Auch wenn diese die hochtemperaturbeständigen Kunststoffe nicht richtig anlösen können, haben sie jedoch unerwartet eine positive Wirkung, wenn diese Kunststoffe gefüllt sind. Besonders geeignete höhersiedende Lösemittel mit Dipolcharakter sind z.B. Phenol, Diphenylsulfon, Cylohexanon, Acetylaceton und Ethylenglykol , besonders bevorzugt Dimethylsulfoxid. Die Menge an höhersiedendem Lösemittel mit Dipol -Charakter liegt bei 5 bis 99,9 Gew.-%, bevorzugt bei 10 bis 98 Gew.-%, stärker bevorzugt bei 20 bis 95 Gewichtsprozent, jeweils bezogen auf das Konditionierungsmittel.

Gegebenenfalls kann noch ein niedrigsiedendes Lösungsmittel Bestandteil des Konditionierungsmittels sein. Derartige niedrigsiedende Lösungsmittel weisen vorzugsweise einen Siedepunkt von bis zu 100 Grad Celsius bei Normaldruck auf. Diese Lösemittel können Wasser, Alkohole wie z.B. Methanol, Ethanol, Propanol etc, Ketone und/oder Diketone wie z.B. Aceton, Methylethylketon, Butandion etc. und/oder Mischungen davon, z.B. in Mengen von 0,1-90 Gewichtsprozent, bevorzugt 0,5-50 Gewichtsprozent, stärker bevorzugt 1-30 Gewichtsprozent, jeweils bezogen auf das Konditionierungsmittel, sein.

Neben den oben aufgeführten Komponenten können auch andere

Zusätze nützlich sein. So können z.B. bei dem Aufbringen von härtbaren Mischungen auf Basis von Methacrylaten auf den

Formkörper aus hochtemperaturbeständigen Kunststoff kleinere

Mengen an Hydroxy (meth) acrylate wie z.B.

Hydroxyethyl (meth) acrylat , Hydroxypropyl (meth) acrylat etc . ,

Alkyl (meth) acrylate wie z.B. Methyl (meth) acrylat ,

Ethyl (meth) acrylat etc. und/oder Di- bzw. PoIy (meth) acrylate wie z.B. Urethandi (meth) acrylate, Bis-phenol A di (meth) acrylate, Trimethylolpropandi (meth) acrylat,

Triethylenglycoldi (meth) acrylat zugegeben werden.

Weitere Bestandteile können auch Stabilisatoren, Inhibitoren, Antioxidantien sein.

Es versteht sich von selbst, dass die obigen Ausführungen zu den einzelnen Komponenten, wie z.B. hochtemperaturbeständiger Kunststoff, Füllmittel, Haftmittel, höhersiedendes Lösemitteln etc. auch für die folgenden Ausführungsformen gelten.

Die vorliegende Erfindung umfasst ferner die Verwendung eines Konditionierungsmittels, umfassend ein Haftmittel und ein höhersiedendes Lösemittel mit Dipolcharakter, zur Vermittlung der Haftung von einer härtbaren Mischung an einem Formkörper,

der einen hochtemperaturbeständigen Kunststoff und einen Füllstoff umfasst .

Die vorliegende Erfindung bezieht sich auch auf konditionierte Formkörper, umfassend einen hochtemperaturbeständigen Kunststoff und einen Füllstoff, wobei der Formkörper mit einem Konditionierungsmittel konditioniert ist und das Konditionierungsmittel ein Haftmittel und ein höhersiedendes Lösemittel mit Dipolcharakter umfasst . Der erfindungsgemäße konditionierte Formkörper kann zusätzlich mit einer härtbaren Mischung versehen sein.

Ferner bezieht sich die vorliegende Erfindung auf ein Verfahren zur Konditionierung von zumindest einem Teil der Oberfläche eines Formkörpers, der einen hochtemperaturbeständigen Kunststoff und einen Füllstoff umfasst, mit einem Konditionierungsmittel, das ein Haftmittel und ein höhersiedendes Lösemittel mit Dipolcharakter umfasst, wobei das Verfahren die folgenden Schritte umfasst :

- Auftragen des Konditionierungsmittels auf zumindest einen Teil der Oberfläche des Formkörpers,

- Einwirkenlassen des Konditionierungsmittels und

- optional Auftragen einer härtbaren Mischung auf die mit Konditionierungsmittel konditionierte Oberfläche des Formkörpers .

Der Ausdruck "zumindest einen Teil der Oberfläche des Formkörpers" bedeutet, dass mindestens 10 Flächen- % der Oberfläche des Formkörpers, vorzugsweise mindestens 50 Flächen-%, stärker bevorzugt mindestens 80 Flächen-%, am stärksten bevorzugt im wesentlichen vollständig, die Oberfläche des Formkörpers mit dem Konditionierungsmittel behandelt wird.

Die erfindungsgemäßen Konditionierungsmittel können bei Temperaturen bis 200 0 C zur Anwendung kommen, vorzugsweise bis 150 0 C, stärker bevorzugt bis 100 0 C, besonders bevorzugt bei

Raumtemperatur. Sie werden bevorzugt in einer dünnen Schicht von 0,01-0,2 mm aufgetragen und haben eine Einwirkzeit auf der Oberfläche des Formkörpers von 1-60 Minuten, vorzugsweise von 1-30 Minuten, besonders bevorzugt von 1-15 Minuten.

Die vorliegende Erfindung bezieht sich auch auf konditionierte Formkörper, die durch das obige Verfahren erhältlich sind.

Die erfindungsgemäßen konditionierten Formkörper können dentale Formkörper sein, bevorzugt Prothesen, Teilen von Prothesen, Kronen, Brücken, Inlays, Onlays etc..

Die erfindungsgemäßen, beschriebenen Konditionierungsmittel sind sehr gut geeignet, um eine gute Verbindung von härtbaren Mischungen zu hochtemperaturbeständigen Thermoplasten zu schaffen.

Anwendungen im Dentalbereich können zum Beispiel Verblendungen von vorgefertigten, wie z. B. gespritzten oder gefrästen Halbfertigkronen oder Stumpfkappen aus hochtemperaturbeständigen Thermoplasten, wie z. B. PEEK mit lichtpolymerisierbaren, ästhetischen Methacrylat-Composite- Massen als Verblendung sein.

Die Wirkung erfindungsgemäßer Konditionierungsmittel als Bindemittel zwischen lichthärtbarem Methacrylat-Composit

(NEPA ® FIL, Fa. Merz Dental, Deutschland) und hochtemperaturbeständigem Glasfaser-gefülltem Thermoplast PEEK

(Dentanium, Fa. Wegold, Deutschland) sollen folgende Beispiele näher erläutern.

Für die Haftwerte durch Scherung wurden Prüfkörper aus Dentanium mit Korund (50 μm) gestrahlt, mit den verschiedenen Konditioniermitteln gemäß den Beispielen 1-6 benetzt und 2 Minuten einwirken gelassen. Danach wurde das Konditionierungsmittel mit einem sauberen Luftstrom Verblasen und ein Zylinder mit einem Durchmesser von ca. 3 mm aus einem lichthärtbaren

Dentalkunststoff (NEPA ® FIL, Fa. Merz Dental) aufgebracht und 90 Sekunden im Lichthärtegerät Dentacolor ® XS (Fa. Heraeus Kulzer) gehärtet.

Das Verfahren zur Messung der Scherung wurde vorzugsweise durchgeführt gemäß Göbel R und Welker D, Quintessenz Zahntech

(2001) 27:197-203, Göbel R und Welker D, Quintessenz Zahntech

(2000)

26:733-743, Göbel R und Welker D, ZWR (2004) 113:306-313.

Mit dem erfindungsgemäßen Ausführungsformen, insbesondere mit dem erfindungsgemäßen Verfahren, dem erfindungsgemäßen konditionierten Formkörper bzw. dem erfindungsgemäßen Konditionierungsmittel, können Messwerte gemäß dem obigen Messverfahren von mindestens 8 MPa, vorzugsweise mindestens 10 MPa, stärker bevorzugt mindestens 12 MPa, noch stärker bevorzugt mindestens 14 MPa erreicht werden.

Für den Hafttest durch Scherung lagerten die Prüfkörper 1 Stunde in Wasser von 6O 0 C und wurden dann der Scherung unterworfen. Die Haftergebnisse sind im Folgenden zusammengefasst .

Beim Vergleichsbeispiel 1 wurde das Composite ohne weitere Konditionierung auf das Dentanium polymerisiert . (4,2 MPa).

Beim Vergleichsbeispiel 2 wurde das Composite mit nicht - erfindungsgemäßer Konditionierung mit Ethanol auf das Dentanium polymerisiert. (4,8 MPa) .

Beim Vergleichsbeispiel 3 wurde das Composite mit nicht- erfindungsgemäßer Konditionierung mit DMSO auf das Dentanium polymerisiert. (5,2 MPa).

Beim Vergleichsbeispiel 4 wurde das Composite mit nicht- erfindungsgemäßer Konditionierung mit einem Methacrylsilan in

Ethanol (Fantestic CerBond, R-Dental) auf das Dentanium polymerisiert . (5,0 MPa).

Beim erfindungsgemäSen Beispiel 5 wurde das Composite mit einem erfindungsgemäSen Konditionierungsmittel bestehend aus 98 Teilen DMSO und 2 Teilen Methacrysilan (Fantestic CerBond, R-Dental) auf das Dentanium polymerisiert. (15,2 MPa) .

Beim erfindungsgemäßen Beispiel 6 wurde das Composite mit einem erfindungsgemäßen Konditionierungsmittel bestehend aus 50 Teilen DMSO, 48 Teilen Ethanol und 2 Teilen Methacrysilan (Fantestic CerBond, R-Dental) auf das Dentanium polymerisiert (14,4 MPa) .