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Patent Searching and Data


Title:
DEGERMINATION OF SPROUTS/GERM BUDS, USE OF A MIXTURE OF DOUGH WITH DEGERMINATED SPROUTS/GERM BUDS AND BAKERY GOODS PRODUCED FROM THE MIXTURE
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2020/048784
Kind Code:
A1
Abstract:
The present invention relates to processes for determination of sprouts/germ buds contaminated with microorganisms, in particular with pathogenic microorganisms inter alia for the production of bakery goods and/or precursors thereof, in particular pre-doughs and/or sourdoughs. Also claimed are the degerminated sprouts/germ buds, the use of a mixture of dough and the germinated sprouts/germ buds and bakery goods produced from the mixture.

Inventors:
BRANDT MARKUS (DE)
BÖCKER GEORG (DE)
HAGMANN GEERT (DE)
BODE RALF (DE)
SPILKER NICOLE (DE)
STOLZ PETER (DE)
Application Number:
PCT/EP2019/072476
Publication Date:
March 12, 2020
Filing Date:
August 22, 2019
Export Citation:
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Assignee:
ERNST BOECKER GMBH & CO KG (DE)
International Classes:
A21D2/36; A21D2/38; A21D6/00; A21D8/02; A23B9/02; A23L3/00; A21D8/04; A21D10/00
Domestic Patent References:
WO1996023528A11996-08-08
Foreign References:
RU2544928C12015-03-20
Other References:
DATABASE GNPD [online] MINTEL; 24 December 2012 (2012-12-24), ANONYMOUS: "Original Fruit Bread from the Tyrolean Mountains", XP055638061, retrieved from www.gnpd.com Database accession no. 1967240
DATABASE GNPD [online] MINTEL; 29 November 2017 (2017-11-29), ANONYMOUS: "Orange Flavored Panettone", XP055638047, retrieved from www.gnpd.com Database accession no. 5275849
DATABASE GNPD [online] MINTEL; 11 December 2015 (2015-12-11), ANONYMOUS: "Granola Biscuit with Cranberry & Sunflower Seeds", XP055638030, retrieved from www.gnpd.com Database accession no. 3644043
Attorney, Agent or Firm:
FLEUCHAUS, Andrea (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1. Verfahren zur Entkeimung von mit Mikroorganismen, insbesondere mit pathogenen

Mikroorganismen belasteten Sprossen / Keimlingen für die Herstellung von Backwaren und/oder deren Vorprodukten, insbesondere Vorteige und/oder Sauerteige unter

Verwendung von Wasser und wenigstens eines Getreidemahlproduktes, welches durch

Zusatz von Milchsäurebakterien-enthaltenden und optional Hefe-enthaltenden Impfgutes angesäuert wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Entkeimung durch folgende Schritte erhalten wird:

Mischen eines pastösen Teiges aus Wasser, Getreidemahlprodukt, Impfgut und zumindest eines gelbildenden Hydrokolloides in einem bestimmten Verhältnis;

Mischen des entstandenen pumpbaren pastösen Teiges mit den Sprossen / Keimlingen, wobei ein Gemisch aus Teig und in diesem kolloidal im Wesentlichen gleichverteilten Sprossen / Keimlingen entsteht;

Inkubieren des Gemisches aus Teig mit Sprossen / Keimlingen zum Entkeimen der Sprossen / Keimlinge;

Isolieren der entkeimten Sprossen / Keimlinge oder Weiterverarbeiten des so entstandenen Gemisches aus Teig mit entkeimten Sprossen / Keimlingen.

2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sprossen / Keimlinge aus gemälzter Saat (Saatkörper) und/oder Blattkeimen /

Wurzelkeimen aus Saat erhältlich sind, wobei die gemälzte Saat und/oder Blattkeime / Wurzelkeime nach der Keimung getrennt und getrocknet werden.

3. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei den Sorten der Sprossen / Keimlinge um Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer,

Reis, Hirse, Quinoa, Salate, Zwiebel(samen), Kichererbsen, Linsen, Lauch, Anis, Kümmel, Fenchel, Bockshornklee, Mais, Bohnen, Erbsen, Sojabohnen, Luzerne, Radieschen, Rettich, Kresse, Kapuzinerkresse, Chia, Brokkoli, Rucola, Alfa-alfa, Amaranth, Kürbis, Senf, Sesam, Leinsaat, Sonnenblume und Tomaten oder Mischungen aus den vorgenannten handelt.

4. Verfahren gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der pastöse pumpbare Teig durch Besprühen auf die Sprossen / Keimlinge appliziert wird.

5. Verfahren gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest eine gelbildende Hydrokolloid ausgewählt aus der Gruppe aus Xanthan, Alginat, Carrageen, Hydroxypropytmethylcellulose, Inulin und hochverestertes Pektin oder Mischungen von den vorgenannten.

6. Verfahren gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das bestimmte zumindest eine gelbildende Hydrokolloid ausgewählt aus der Gruppe von Xanthan, Alginat, Carrageen, Hydroxypropylmethylcellulose und hochverestertes Pektin oder Mischungen von den vorgenannten ist und das gelbildende Hydrokolloid in dem bestimmten Verhältnis von ca. 0,2 - ca. 5 % bezogen auf die Gesamtmasse des pastösen Teiges eingesetzt wird.

7. Verfahren gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das bestimmte zumindest eine gelbildende Hydrokolloid Inulin ist und das bestimmte

Verhältnis von Inulin zur Gesamtmasse des pastösen Teiges ca. 2 - ca. 12 % ist.

8. Verfahren gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Inkubieren des Gemisches aus Teig mit Sprossen / Keimlingen insgesamt ca. 1 - ca. 10 Tage, vorzugsweise ca. 2 - ca. 8 Tage und besonders bevorzugt ca. 3 - ca. 5 Tage oder ca. 2 - ca. 3 Tage dauert und das Entkeimen bei einem pH von 3.0 - 4.5 und einer Temperatur von ca. 12 - ca. 30°C geschieht.

9. Verfahren gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das der für die Entkeimung, der mit Mikroorganismen belasteten Sprossen / Keimlingen, notwendige pH des Gemisches ohne Hinzufügen von zusätzlichen Ansäuerungsmitteln, wie Milchsäure, Essigsäure, Zitronensäure oder anderen organischen oder mineralischen Säuren ausgeführt wird.

10. Verfahren gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Impfgut eine adaptierte Mischflora aus wenigstens einem Stamm homo- und/oder heterofermentativer Milchsäurebakterien enthält, wobei der Stamm homo- und

heterofermentativer Milchsäurebakterien ausgewählt ist aus den Stämmen L. ocidifarinae, L. acidophilus, L. alimentorius, L amylovorus, L. brevis, L. buchneri, L cellobiosus, L.

coleohominis, L collinoides, L crispatus, L crustorum, L. curvatus, L. delbrueckki, L.

diolivorans, L. farciminis, L. fermentum, L fructivorans, L. frumenti, L. galtinarum, L gasseri, L. hammesii, L helveticus, L hilgardii, L homohiocchi, L.johnsonii, L. kefiri, L kimchi, L kunkeei, L linderi, L. mali, L. mindensis, L mucosae, L. nagelii, L nantensis, L namurensis, L nodensis,

L oris, L. panis, L. parolimentarius, L parobuchneri, L. paracasei, L. pentosus, L perolens, L plantarum, L. pontis, L. reuteri, L rossiae, L sokei, L. sanfranciscensis, L secaliphilus, L.

siliginis, L. spicheri, L vaginalis, L. zymae, u.a. Lactococcus lactis, Leuconostoc citreum, Lc. argentinum , Lc. suntoryeus, L. gelidum, Lc. mesenteroides, Pediococcus acidilactici, P.

damnosus, P. parvulus, P. pentosaceus, Weissella cibaria, Weisselia confusa, Weissella kandleri, Weissella paramesenteroides, Weissella viridescens und Mischungen derselben und optional wenigstens ein Hefestamm ausgewählt ist aus den Stämmen Candida milleri (Kazachstania milleri), Candida humilis, Kazachstania exigua, Saccharomyces cerevisiae, Debaryomyces hansenii, Dekkera bruxellensis, Kazachstania unispora, Kluyveromyces lactis, S. bayanus, Saccharomyces pastorianus, Torulaspora delbrueckii , T. pretoriensis,

Wickerhamomyces anomalus, Pichia anomala, Hansenula anomala, Pichia kudriavzevii, Issatschenkia orientalis, Candida krusei und Mischungen derselben enthalten ist.

11. Verfahren gemäß einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens 99%, 95%, 90%, 85%, 80% oder 75% der pathogenen

Ausgangsmikroorganismen, der mit Mikroorganismen belasteten Sprossen / Keimlingen, insbesondere Mikroorganismen der E. coli Stämme EHEC und/oder Salmonellen, durch das Verfahren nach Anspruch 1 - 9 inaktiviert oder getötet werden.

12. Entkeimte Sprossen / Keimlinge nach dem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11.

13. Verwendung eines Gemisches aus Teig mit entkeimten Sprossen / Keimlingen hergestellt nach dem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11 oder der entkeimten Sprossen / Keimlingen gemäß Anspruch 12 zum Herstellen von Backwaren.

14. Backwaren hergestellt aus einem Gemisch aus Teig mit entkeimten Sprossen / Keimlingen gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11 oder aus entkeimten Sprossen / Keimlingen gemäß Anspruch 12.

Description:
ENTKEIMUNG VON SPROSSEN/KEIMLINGEN, VERWENDUNG EINES

GEMISCHES AUS TEIG MIT ENTKEIMTEN SPROSSEN/KEIMLINGEN UND

BACKWAREN HERGESTELLT AUS DEM GEMISCH

Die vorliegende Erfindung belrim das Gebiet der Lebensmillelerzeugurig, insbesondere ein Verfahren zur Entkeimung von mit Mikroorganismen, insbesondere mit pathogenen

Mikroorganismen (Erregern) belasteten Sprossen / Keimlingen geeignet für die Herstellung von Backwaren und/oder deren Vorprodukten, sowie die nach diesem Verfahren entkeimten Sprossen / Keimlinge, und deren Verwendung und schließlich auch Backwaren enthaltend derartig entkeimte Sprossen / Keimlinge.

Der gesundheitsbewusste Verbraucher ist sich der Relevanz einer nährstoffreichen und ausgewogenen Ernährung zunehmend bewusst. Aufgrund der hohen Nährstoffdichte und des hohen Proteingehalts bei gleichzeitiger geringer Kaloriendichte sowie einem hohen

Ballaststoffgehalt in gekeimtem Saatgut / Samen essbarer Nutzpflanzen (Sprossen / Keimlinge) nimmt deren Beliebtheit stetig zu.

Die Vorteile des Verzehrs von gekeimten Samen als Nahrungs- und Heilmittel wurde schon vor ca. 5000 Jahren im ostasiatischen Raum erkannt, insbesondere in China. Mit der Ausbreitung der asiatischen Küche und Heilkunst wurden ab dem 18. Jahrhundert Sprossen / Keimlinge (auch unter der Bezeichnung Sprossen und Sprießkorn) aus Getreide, Leguminosen und Ölsaaten auch in der westlichen Hemisphäre bekannt. Erst seit relativ kurzer Zeit werden diese Sprossen / Keimlinge auch bei der gewerblichen Herstellung von Backwaren eingesetzt.

Unter„Entkeimung“ im Sinne der vorliegenden Erfindung wird die durch eine entsprechende Behandlung bedingte Versetzung von Mikroorganismen in einen Zustand verstanden in denen die Mikroorganismen nicht mehr teilungs- und wachstumsfähig und/oder infektiös sind.

Die Begriffe„Samen, Saat oder Körner“ werden im Sinne der vorliegenden Erfindung synonym verwendet.

Unter„Pflanzenkeime“ auch kurz„Keime“ genannt im Sinne der vorliegenden Erfindung werden alle aus der Befruchtung von pflanzlichen Eizellen entstandene Embryonen (Pflanzenkeime) mit Spross- und Blattkeim (Plumula) und Wurzelkeim (Radicula) verstanden. Unter„Keimlinge“ im Sinne der vorliegenden Erfindung werden alle Samen von der ersten Keimungsstufe an, dem sogenannten Quellkorn (wässrig gequellte Saat) verstanden, insbesondere alle Samen deren Pflanzenkeime sich in der aktiven Wachstumsphase befinden und bereits Wurzel- und Keimsprossen gebildet haben, die noch vom Nährgewebe des Samens (Endosperm) abhängig sind.

Unter„Sprossen“ im Sinne der vorliegenden Erfindung werden alle aus den keimenden Samen herauswachsende bzw. bereits herausgewachsene, teilweise bereits mit Blättern besetzte Sprossachsen von Keimlingen verstanden.

Als Keimung bezeichnet man in der Botanik die erste Stufe der Ontogenese bei Samen. Die ernährungsphysiologischen positiven Nähr- und Vitalstoffe, die durch die Keimung einer Pflanze entstehen, haben diese Pflanzenkeimlinge / -sprossen in den letzten Jahren auch in den Fokus der gewerblichen Herstellung von Backwaren gerückt, in denen sie seitdem auch mehr und mehr eingesetzt werden.

Vor Beginn des Keimvorgangs befindet sich der Samen als Ausdauerorgan in der sogenannten Samenruhe (Ruhestadium) in der eine sehr schwache metabolische Aktivität charakteristisch ist. Unter Zufuhr von Sauerstoff, Wasser und geeigneter Keimtemperatur wird die Keimung eingeleitet. Zu Beginn des Keimvorgangs (Quellung) erhält das Getreide zunächst Zeit zum Quellen (Quellkorn); der Wassergehalt im Samen steigt auf ca. 70 % an und der im Ruhestadium befindliche Keim (Embryo) beginnt sich zu entwickeln. In dieser Phase wird der Metabolismus gesteigert und vielfältige biochemische Umwandlungsprozesse finden statt. So wird bspw. die feuchte Schate atmungsaktiv, sie springt auf und aus dem Pflanzenkeim wachsen zunächst Keimwürzelchen und aus der Keimblattscheide der Spross für die sich entwickelnde Pflanze. Durch Aktivierung vorhandener Enzyme und/oder deren Neusynthese kommt es zu einer Umwandlung von Pflanzenstoffen im Samen und zum partiellen Abbau der Sameninhaltsstoffe, so dass sie vom wachsenden Keimling zur Energiegewinnung genutzt werden können.

Während der Keimung laufen dabei verschiedene Ab-, Um- und Aufbauvorgänge ab. Mit dem gesteigerten Metabolismus während der Keimung ist auch eine gesteigerte Synthese von Nährstoffen verbunden, wie Vitaminen, insbesondere Vitamin C. Weiterhin tritt eine merkliche mengenmäßige Erhöhung der essenziellen Aminosäuren auf, insbesondere der Aminosäure Lysin. Die komplexe Stärke wird zu weniger komplexen Mehrfach- und Einfachzuckern abgebaut im Prozess der sogenannten Vorverdauung. Eine Erhöhung der essenziellen Fettsäuren sowie insgesamt eine Steigerung der Verdaubarkeit durch die Vorverdauung der pflanzlichen

InhalLssLorfe Lrill somit im Vergleich mit der Ausgangssaat ein. Über diesen erhöhten und leichter bekömmlichen Nährstoffgehalt von Sprossen / Keimlingen sind sich auch zunehmend die ernährungsbewussten Verbraucher im Klaren, was den Einsatz von Sprossen / Keimlingen für die Lebensmittelindustrie zunehmend interessant macht.

Haben die Sprossen etwa Kornlänge erreicht, können die Sprossen / Keimlinge geerntet bzw. einer weiteren Nutzung zugeführt werden. Bei zeitlich zu ausgedehnter Keimung, ist zu beachten, dass dies zu Vitaminverlusten und geschmacklichen Nachteilen führt, die es zu verhindern gilt.

Die zahlreichen biochemischen Vorgänge bei der Keimung bedingen eine Steigerung der Bekömmlichkeit der Sprossen / Keimlinge und führen zur Bildung verschiedener physiologisch wertvoller sekundärer Pflanzenstoffe. So wird im Verlauf des Keimprozesses ein signifikanter Anstieg der Vitamine Bl, B2, B6, C, E, Biotin und Folsäure erzielt. Beim Backprozess bei dem es zu einem unvermeintlichen Verlust an allgemeinem Nährstoffgehalt kommt, kann man dennoch bei dessen Endprodukt, den Backwaren, durch Zugabe von Sprossen / Keimlingen noch einen deutlich höheren Vitamingehalt generieren und durch geeignete Messverfahren nachweisen als bei Backwaren, die mit ungekeimt eingesetzten Getreidekörnern derselben Getreidesorte produziert wurden.

Als Naturprodukt ist ein gewisses Keimspektrum mit Erregern normal und natürlich gegeben. Bei der Aufzucht von Sprossen / Keimlingen aus Saat hinsichtlich der Vorbelastung mit Erregern, wie Mikroorganismen, insbesondere von pathogenen Mikroorganismen ist jedoch besondere Sorgfalt und Aufmerksamkeit geboten. Eine natürliche Vorbelastung mit Erregern, insbesondere Mikroorganismen, wie z.B. Bakterien, die natürlicherweise ubiquitär Vorkommen, kann insbesondere über die Luft, durch Regen oder durch Düngung mit Gülle, durch die Ernte selbst (bspw. durch verunreinigte Erntegeräte, T ransportbehälter), durch die T rocknung auf

Lagerflächen, durch die Bedingungen bei der Lagerhaltung, dem Transport und bei der menschlichen und maschinellen Verarbeitung erfolgen, z.B. durch Schmierinfektion. Üblicherweise werden zur Desinfektion der Saatoberfläche oxidative Substanzen wie

Wasserstoffperoxid (H 2 0 2 ) oder Hypochlorid-Salze, wie Natriumhypochlorid (NaClO) genutzt und hierbei i.d.R. als wässrige Lösungen vor der Quellung der Saat appliziert. Die Exposition des Saatguts erfolgt in sterilen Gefäßen mit den oxidativen Substanzen mit entsprechender

Einwirkdauer. Anschließend wird mehrmals mit sterilem Wasser nachgespült, ggf. mit Nach- oder Zwischenspülungen z.B. mit Alkohol. Ggf. wird dies im Stand der Technik unter dem Einfluss von Ultraschall zur mechanischen Reinigung des Saatguts durchgeführt.

H 2 0 2 -basierte Desinfektionsmittel werden häufig zur Verstärkung der Mikroorganismen- abtöteten Wirkung Silberionen hinzugefügt, welche das Abwasser und damit die Umwelt dauerhaft belasten.

Nachteile der chlorbasierten Desinfektion ist u.a., dass ein Teil des Chlors organische

Halogenverbindungen bildet, welche sich nur schwer abbauen lassen und demzufolge das Abwasser und somit die Umwelt zunehmend belasten.

Daneben gibt es in jüngster Zeit auch die Möglichkeit durch ein rein physikalisches Verfahren, welches die keimabtötende Wirkung von beschleunigten Elektronen nutzt, Saatgut zu desinfizieren, welches vom Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP entwickelt wurde. In Deutschland ist jedoch nach der

Lebensmittelbestrahlungsverordnung vom 14. Dezember 2000 sowie den EU-Richtlinien

1999/2/EG und 1999/3/EG die Behandlung von Lebensmitteln, die nicht lediglich getrocknete aromatische Kräuter und Gewürze sind, mit beschleunigten Elektronen nicht gestattet.

Eine Gefahr besteht daher insbesondere bei der Keimung des Saatguts, die in der Regel ohne weitere Anwesenheit von Desinfektionsmittel auskommt. Aufgrund der bei der Keimung vorherrschenden feucht-warmen Bedingungen, welche für die Keimung der Getreidesaat essentiell sind, wächst die Gefahr einer Vermehrung von auch einem geringen Ausgangsbestand an pathogenen Mikroorganismen, insbesondere von Bakterien, Salmonellen, Schimmelpilze, Viren und Hefen, die unter solchen Keimungsbedingungen auch sehr gut wachsen, sich vermehren und sich verbreiten können.

Im Keimlingsbetrieb ist es üblich nach der Ernte der Sprossen / Keimlinge diese einem

Waschprozess zu unterziehen, um sie vom restlichen anhaftenden Substrat zu reinigen und die oberflächliche Erregerlast zu reduzieren. Dem Waschwasser wird zusätzlich bspw. bei Mungo oder Sojabohnensprossen / -keimlingen Zitronensäure beigefügt, um die Sprossen / Keimlinge für den Kunden ansprechend optisch aufzuhellen. Durch die Zitronensäure kommt es auch zu einer pH-Wert Absenkung in der Waschlösung, die eine Keimreduktion der mit Ihr in Kontakt stehenden Sprossen / Keimlinge bedingt. Daran anschließend werden die Sprossen / Keimlinge von der Waschlösung befreit und im Kühlhaus bei maximal +6°C bis zur Weiterverarbeitung gelagert. Eine effektive vollständige Entfernung der Erreger oder eine Entkeimung des

Entkeimungsguts, insbesondere von renitenten pathogenen Erregern, wie EHEC oder

Salmonellen wird dabei aber nicht ausreichend gewährleistet. Die Druckschrift WO 96/23528 beschreibt ein Verfahren zur oberflächlichen Desinfektion von - nicht als Dauerform (Saat) - vorliegenden Pflanzengut bzw. Pflanzengewebsgut, welches für eine vegetative Pflanzenvermehrung vorgesehen ist mittels kombinierter Behandlung der

Pflanzengewebe mit Ultraschall in Anwesenheit einer wässrigen Lösung aus oxidativen

Desinfektionsmittels, wie Natriumhypochlorid in dem sich das betreffende Pflanzengewebe befindet.

Aber auch bei ausreichender hygienischer Arbeitsweise bis zur Keimung der Getreidesaat stellt die mikrobiologische Hygiene und Haltbarkeit von Lebensmitteln, wie z.B. Backwaren, die Hersteller dieser Waren bei der Weiterverarbeitung vor erhebliche Probleme, zumal der

Verbraucher den Einsatz von chemischen Desinfektionsmitteln des Saatguts vermeiden möchte. Eine Kontamination mit Mikroorganismen, der in den Backwaren verarbeiteten Sprossen /

Keimlingen, kann hierbei insbesondere während Ihrem Verpacken und Ihrem Transport erfolgen. Außer der Luft sind Geräte, Maschinen sowie Arbeitskräfte die wichtigsten potentiellen

Überträger von Erregern auf die Sprossen / Keimlinge.

Tatsächlich gelten Sprossen seit einer großen Epidemie mit einem sogenannten

Enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) Stamm, die 1996 in Japan auftrat als mögliche Überträger von pathogenen Keimen, wie EHEC.

Spätestens aber seit der großen hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS)-Epidemie, die vornehmlich in Deutschland im Mai 2011 aber auch in anderen Teilen Europas auftrat, wobei Sprossen nach dem seinerzeitigen Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und des Robert-Koch- Instituts (RKI) als mutmaßliche Träger des für den Menschen lebensgefährlichen Pathogens galten, gibt es große Verunsicherungen in der Bevölkerung hinsichtlich des sicheren Verzehrs von Sprossen / Keimlingen, insbesondere in Rohform. Seinerzeit erkrankten insgesamt 855 Menschen an HUS und 2.987 an Gastroenteritis, wobei 53 Menschen an der Infektion verstarben.

Als Ursache wurden sogenannte Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) angenommen, ein pathogener Stamm des natürlich vorkommenden Darmbakteriums Escherichia coli ( E.coli ).

E. coli gehört systematisch zur Familie der Enterobakterien, denen auch die„klassischen“ Durchfallerreger, wie Salmonellen und Shigellen (Ruhrerreger), zugeordnet werden. Im

Gegensatz zu den natürlichen nicht-pathogenen E.coli Stämmen, die im Darm wichtige ernährungsphysiologische Aufgaben bei der Nährstoffaufbereitung und als Teil der normalen Darmbiota bei der Abwehr von Krankheitserregern haben, sind EHEC-Stämme pathogene E.coli Stämme, charakterisiert durch die Bildung von Giften (Toxinen). Diese sogenannten Shiga- oder Verotoxine sind starke Zellgifte, die beim Menschen schwere Darmerkrankungen auslösen können, darunter HUS.

EHEC finden sich natürlicherweise im Darm von Wiederkäuern, bspw. Rindern, Ziegen oder Schafen und werden mit dem Exkrement der Tiere ausgeschieden. Über Schmierinfektion können Sie auf den Menschen direkt oder indirekt übertragen werden und lebensbedrohliche Krankheiten, wie die beschriebene HUS oder andere Erkrankungen des Gastrointestinalen Systems auslösen.

Weiterhin ist potentiell eine Salmonellen-Infektion durch mit Salmonellen belastete Sprossen / Keimlinge gegeben. Die Vergiftung mit Salmonellen, die sogenannte Salmonellose tritt i.d.R. endemisch auf und gehört neben den akuten Atemwegserkrankungen zu den häufigsten Infektionskrankheiten beim Menschen überhaupt. In den letzten Jahren konnten bspw. in Deutschland 90 % der lebensmittelbedingten Infektionen auf Salmonellen zurückgeführt werden. Insbesondere eine unzureichende Kühlung von Lebensmitteln fördert die Verbreitung der Salmonellen. Dies kann insbesondere im Sommer zu einer schnellen Vermehrung der Bakterien in Lebensmitteln führen bis eine kritische Infektionsdosis erreicht wird. Die

Infektionsdosis ist dabei ein Maß, ab welcher Erregermenge eine Erkrankung möglich wird. Weiterhin ist die individuelle Empfindlichkeit der Verbraucher entscheidend für die Höhe der Infektionsdosis. Die Widerstandsfähigkeit von Salmonellen gegenüber schädigenden

Umwelteinflüssen und ihre hohe Vermehrungsrate haben insgesamt dazu beigetragen, dass Salmonellenerkr ankungen an erster Stelle der durch Lebensmittel übertragenen Krankheiten beim Menschen stehen.

Bemerkenswert ist, dass im Unterschied zu vielen anderen bakteriellen Infektionserkrankungen schon wenige Erreger (je nach Literaturquelle knapp unter bis knapp über 100 EHEC-Bakterien; Salmonellen: 10.000, in fetthaltgien Lebensmittel etwa 100) vor allem bei besonders empfänglichen Personen, wie Säuglingen, Kleinkindern und Älteren für eine

krankheitsauslösende Infektion ausreichen, d.h. die Infektionsdosis bei EHEC aber auch bei Salmonellen ist vergleichsweise gering.

Durch Erhitzung bei einer Kerntemperatur von ca. 70°C des betreffenden Lebensmittels von ca. 2-10 Minuten werden pathogene Erreger, wie EHEC und Salmonellen abgetötet und etwaig vorhandene Toxine inaktiviert. Demgegenüber sind EHEC und Salmonellen bezüglich anderer Umwelteinflüsse, bspw. Kälte (selbst Tiefgefrieren), kurzzeitiger Ansäuerung (wie in der natürlichen Ansäuerung durch die Magensäure bei der Magenpassage von oral verzehrten Nahrungsmitteln beim Essvorgang des Menschen) oder Austrocknung relativ unempfindlich. Insofern sind Backwaren, welche Sprossen / Keimlinge enthalten, die mit pathogenen Erregern belastet sind vom infektiösen Standpunkt unbedenklich, da beim Backvorgang eine ausreichende Kerntemperatur in der notwendigen Zeitspanne erreicht wird. Gleichsam werden durch den Backvorgang mit ausreichend hoher und langer Kerntemperatur (wie oben beschrieben) eventuell bakteriell gebildete Toxine hitzeinaktiviert. Hier ist daher eher der mikrobielle Verderb entscheidend, der zu einer deutlichen Reduktion an Nähr-und Vitalstoffen in den von den Mikroorganismen befallenen Sprossen / Keimlingen führt und zudem von hygienischer Seite vom Verbraucher nicht gewünscht ist.

Etwas anderes gilt für den Einsatz von nicht gebackenen und nicht ausreichend

durchgebackenen Backwaren oder Vorteigen und Sauerteigen, z.B. als Zusatz zu Müsli oder Cornflakes oder nicht bis zum Kern durchgebackenen Backwaren oder Topings. Gleichsam und hoch problematisch können sich Hygieneprobleme, insbesondere durch Verschleppung von Schmierinfektionen ergeben bei gleichzeitigem Einsatz der mit

Mikroorganismen belasteten Sprossen / Keimlinge in den Produktionsstätten von sogenannten Backwaren mit nicht gebackener Füllung, wie bspw. bei Puddingteilchen oder in Betriebstätten in denen Backwaren und Sahneprodukte, bspw. Windbeutel oder Sahnetorten fabriziert werden.

Dem ungeachtet gehören wie bereits angesprochen Sprossen / Keimlinge zu den leicht verderblichen Lebensmitteln, deren Herstellungsablauf die Möglichkeit eines schnellen mikrobiellen Verderbs und die Gefahr der Kontamination mit pathogenen Keimen, wie E.coli, Listerien, Salmonellen oder Viren, wie Noroviren oder Hepatitis A-Viren bedingt. In fertig verpackten Sprossen, die mit Mikroorganismen betastet sind, besteht trotz i.d.R. kühler Lagerung die Möglichkeit, dass sich die Mikroorganismen in wenigen Tagen derart vermehren, dass die Sprossen / Keimlinge eine sehr hohe Keimbelastung aufweisen. Ist eine Kontamination mit pathogenen Erregern, wie EHEC oder Salmonellen, gegeben, besteht die gesteigerte Gefahr von schweren Erkrankungen für den Menschen, die tödlich verlaufen können. Der Erfindung liegt vor diesem Hintergrund die Aufgabe zugrunde, die im Stand der Technik bekannten Nachteile der Verschleppung von Kontaminaten und/oder pathogenen

Mikroorgansimen an zu verarbeitenden Pflanzenprodukten wenigstens teilweise zu überwinden.

Insbesondere ist als ein Erfolg der Erfinder der vorliegenden Erfindung anzuerkennen, dass sie ein Verfahren zur Entkeimung von mit Mikroorganismen belasteten Sprossen / Keimlingen ohne den Einsatz von im Stand der Technik bekannten chemischen und/oder oxidativen Saat-/

Keimlings-Desinfektionsmitteln bereitstellen, damit solche Sprossen / Keimlinge eine hygienisch einwandfreie und definierte Qualität für die Herstellung und Weiterverarbeitung in

Lebensmitteln und/oder Backwaren aufweisen.

Das erfindungsgemäße Verfahren zur Entkeimung von mit Mikroorganismen belasteten Sprossen / Keimlingen ist insbesondere geeignet für die Herstellung von Backwaren und/oder deren

Vorprodukten, insbesondere Vorteige und/oder Sauerteige unter Verwendung von Wasser und wenigstens eines Getreidemahlproduktes, welches durch Zusatz von Milchsäurebakterien enthaltenden und optional Hefe-enthaltenden Impfgutes angesäuert wird. Das erfindungsgemäße Verfahren ist dabei dadurch gekennzeichnet, dass die Entkeimung durch folgende Schritte erhalten wird:

Mischen eines pastösen Teiges aus Wasser, Getreidemahlprodukt, Impfgut und zumindest eines gelbildenden Hydrokolloides in einem bestimmten Verhältnis; - Mischen des entstandenen pumpbaren pastösen Teiges mit den Sprossen / Keimlingen, wobei ein Gemisch aus Teig mit in diesem kolloidal im Wesentlichen gleichverteilten Sprossen / Keimlingen entsteht;

Inkubieren des Gemisches aus Teig und Sprossen / Keimlingen zum Ansäuern und Entkeimen der Sprossen / Keimlinge, - Waschen der entkeimten Sprossen / Keimlingen oder Weiterverarbeiten des Teiges mit entkeimten Sprossen / Keimlingen.

Die Erfinder haben überraschenderweise herausgefunden, dass mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine effiziente Entkeimung der Sprossen / Keimlinge z.B. in Vorprodukten von

Backwaren, insbesondere in Vorteigen und/oder Sauerteigen stattfindet und es nur einem groben Waschvorgang bedarf, um Substratreste von den einzusetzenden Sprossen / Keimlingen zu entfernen nicht aber einem extensiven Waschvorgang mit mehreren Waschrunden /-Schritten.

Bei der Herstellung von Backwaren geht damit eine wesentliche Ausführungserleichterung und Qualitätssteigerung einher, weil das Entkeimungsverfahren direkt in den Vorprodukten von Backwaren, insbesondere in Vorteigen und/oder Sauerteigen stattfindet. Eine Rekontamination ist damit im Wesentlichen ausgeschlossen und zusätzlich wird Prozess- und Reinigungswasser mit den entsprechenden Zusätzen eingespart und somit Energie gespart und das Abwasser und die Umwelt geschont.

Gemäß der Erfindung besteht das im Verfahren eingesetzte Impfgut aus Milchsäurebakterien und/oder weiteren Mikroorganismen, oder kann ein Sauerteigstarter und/oder fertiger Sauerteig sein. Der Sauerteig dient damit als Entkeimungsmedium, in dem pathogene Mikroorganismen verdrängt, überwachsen oder durch Ansäuerung inaktiviert werden. Im Weiteren wir der allgemeine Begriff„Teig“ synonym für Sauerteig, Sauerteigstarter, Sauerteig-haltige Gemische aus Getreideprodukten und Wasser verwendet. Nach der erfolgten erfindungsgemäßen Entkeimung kann das entstandene angesäuerte Gemisch, direkt als Teig mit entkeimten Sprossen / Keimlingen gebacken werden. Dies bedingt eine Ausführungsvereinfachung des Herstellungsverfahrens von Backwaren enthaltend entkeimte Sprossen / Keimlinge. Insbesondere zeichnet sich das erfindungsgemäß entkeimte Gemisch dadurch aus, dass dieses Gemisch, in anderen Worten, der Teig mit Sprossen / Keimlingen in pastöser Form vorliegt und durch den Einsatz der nachfolgend beschriebenen Hydrokolloide vorteilhaft verbessert wurde.

Durch den Einsatz des mindestens einen gelbildenden Hydrokolloids in einem bestimmten Verhältnis zu den restlichen Komponenten werden die Fließeigenschaften der Mischung und gleichzeitig eine Gleichverteilung der Sprossen / Keimlinge im Teig wesentlich bestimmt.

Es hat sich gezeigt, dass insbesondere im pastösen Gemisch, die Gleichverteilung der Sprossen / Keimlinge und gleichzeitig die Gleichverteilung der zugesetzten Milchsäurebakterien und/oder weiterer Mikroorganismen ermöglicht, wobei eine deutlich verbesserte Entkeimung erreicht wird, da es keine„Toträume“, in denen die Milchsäurebakterien nicht oder unzureichend aktiv sind, z.B. durch Zusammenlagerung von Sprossen / Keimlingen, gibt.

Ein weiterVorteil ist, dass dieser Teig mit Sprossen / Keimlingen pumpbar bleibt, und es gewährleistet ist, dass eine stabile Gleichverteilung der Sprossen / Keimlinge im Teig auch nach Lagerung, Transport erhalten bleibt. Gemäß der vorliegenden Erfindung beinhaltet der Begriff „pumpbar“, dass der Teig mit Sprossen / Keimlingen immer noch fließfähig ist, und damit potentiell derart zähfließend ist, dass das Risiko eines Absinkens und damit der Verlust einer Gleichverteilung der enthaltenen Sprossen / Keimlinge bestände. Dies ist aus Sicht des Kunden insbesondere für eine gleichbleibende Konsistenz und Qualität des Teiges entscheidend. Auch ist damit bei den weiterverarbeitenden Betrieben gewährleistet, dass unter Anlegung einer niedrigen gleichbleibenden Pumpleistung der Teig abgepumpt werden kann. Dies ist bei einem Teig mit nicht dauerhaft gleichverteilten Sprossen / Keimlingen, die im Zuge der Lagerung bzw. des Transportes durch die Schwerkraft bedingt zum Boden des Teiggefäßes hin absinken und dort akkumulieren etwaig nicht der Fall, da eine höhere Pumpleistung von Nöten wäre, um die höher konsistente Teigfraktion am Boden des Teiggefäßes mitabzupumpen, welche durch die höhere Anzahl/Dichte an akkumulierten Sprossen / Keimlingen im Teig am Boden des

Teiggefäßes bedingt ist.

Gemäß einer Ausführungsform sind die erfindungsgemäßen Sprossen / Keimlinge aus gemälzter Saat und/oder Blattkeimen / Wurzelkeimen aus Saat erhältlich, wobei die gemälzte Saat und/oder Blattkeime / Wurzelkeime nach der Keimung getrennt und getrocknet werden.

„Gemälzte Saat“ im Sinne der vorliegenden Erfindung ist Saat, die bereits angekeimt ist, aber noch gewisse Saatreservestoffe hat.

Mittels der T rennung der gemälzten Saat und der Blatt-/ Wurzelkeime voneinander und der anschließenden separaten Trocknung erhalten die erfindungsmäßen Sprossen / Keimlinge eine besonders erhöhte Qualität.

Das erfindungsgemäße Verfahren kann alternativ auch bei nicht gemälzter, d.h. nicht angekeimter Saat Verwendung finden. Für den etwaigen späteren Einsatz in Backwaren wird die ungekeimte Saat in diesem Fall zunächst in wässriger Lösung oder im erfindungsgemäßen pastösen Teig (vor)inkubiert, um sie entsprechend weicher zu machen. Bei den erfinderisch einzusetzenden Sorten der Sprossen / Keimlinge handelt es sich um Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer, Reis, Hirse, Quinoa, Salate, Zwiebet(samen), Kichererbsen, Linsen, Lauch, Anis, Kümmel, Fenchel, Bockshornklee, Mais, Bohnen, Erbsen, Sojabohnen, Luzerne, Radieschen, Rettich, Kresse, Kapuzinerkresse, Chia, Brokkoli, Rucola, Alfa-alfa, Amaranth, Kürbis, Senf, Sesam, Leinsaat, Sonnenblume und Tomaten oder Mischungen aus den vorgenannten. Das zugesetzte, zumindest eine gelbildende Hydrokolloid ist vorzugsweise ein Hydrokolloid ausgewählt aus der Gruppe von Xanthan, Alginat, Carrageen, Hydroypropylmethylcellulose,

Inulin und hochverestertes Pektin oder Mischungen von den vorgenannten. Erfindungsgemäße gelbildende Hydrokolloide zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Kühlen Gele bilden ohne einen Hitze-vermittelten Aktivierungsschritt. Nach einer bevorzugten Ausführungsform ist das nicht-hitzeresistentes Hydrokolloid, ein Pektin und/oder Inulin oder Mischungen hieraus. Dabei kann es angebracht sein zusätzlich zu den erfindungsgemäßen gelbildenden

Hydrokolloiden Verdicker, wie bspw. Stärke, Guarkernmehl oder Johannisbrotkernmehl einzusetzen.

Durch die vorteilhaften und modulierbaren Fließeigenschaften der mittels gelbildenden Hydrokolloids eingestellten Mischung ist es außerdem gemäß einer weiteren Ausführungsform auch möglich geworden diese Mischung durch Besprühen auf die Sprossen / Keimlinge zu applizieren. Es hat sich herausgestellt, dass damit eine feinere Verteilung des Gemisches aus Milchsäurebakterien und/oder weiterer Mikroorganismen auf den Sprossen / Keimlingen möglich ist. Gleichzeitig zeigte sich dass diese feine Verteilung zu einer voll umschließenden Schicht wird, die ebenfalls eine entsprechend vorteilhafte verbesserte entkeimende Wirkung zeigt.

Die vorteilhaften und modulierbaren Fließeigenschaften des erfindungsgemäßen pastösen pumpbaren Teiges (Entkeimungsgemisch) werden über ein bestimmtes Verhältnis von dem zumindest einem gelbildenden Hydrokolloid zu der Gesamtmasse des pastösen Teiges (im Wesentlichen dem Gemisch aus Wasser, Getreidemahlprodukt und Impfgut) eingestellt. Gemäß einer weiteren Ausführungsform, wobei das zumindest eine gelbildende Hydrokolloid ausgewählt aus der Gruppe von Xanthan, Alginat, Carrageen, Hydroxypropylmethylcellulose und verestertes Pektin, d.h. heißt mit einem Veresterungsgrad > 50 % oder Mischungen von den vorgenannten ist wird das gelbildende Hydrokolloid in dem bestimmten Verhältnis von ca.0,2 - ca. 5 %, bevorzugt von ca. 0,5 - ca. 3 % und besonders bevorzugt von ca. 0,6 - ca. 2 % bezogen auf die Gesamtmasse des pastösen Teiges eingesetzt.

Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist das erfindungsgemäße gelbildende Hydrokolloid Inulin und das bestimmte Verhältnis von Inulin zur Gesamtmasse des pastösen Teiges ist ca. 2 - ca. 12 % , bevorzugt ca. 4 - ca. 10 % und besonders bevorzugt ca. 5,3 - ca. 8,7 %.

Gemäß einer Ausführungsform dauert das nkubieren des Gemisches aus Teig und Sprossen / Keimlingen insgesamt ca. 1 - ca. 10 Tage, vorzugsweise ca. 2 - ca. 8 Tage und besonders bevorzugt ca. 3 - ca. 5 Tage oder ca. 2 - ca. 3 Tage. Das Entkeimen geschieht bei einem erreichten Ansäuerungs-pH von < ca. 4.3, vorzugsweise von ca. pH 3.0 - ca. 4.5 und besonders bevorzugt von ca. pH < 4.2 und einer Temperatur von ca. 12 - ca. 30°C, vorzugsweise von ca. 15 - ca. 25 °C und besonders bevorzugt von ca. 18 - ca. 22°C. Gemäß der Erfindung wird die Entkeimung des Gemisches, der mit Mikroorganismen belasteten Sprossen / Keimlinge, ohne Hinzufügen von zusätzlichen Ansäuerungsmitteln, wie Milchsäure, Essigsäure, Zitronensäure oder anderen organischen oder mineralischen Säuren erreicht.

Das erfindungsgemäße Impfgut enthält dabei eine adaptierte Mischflora aus wenigstens einem Stamm homo- und/oder heterofermentativer Milchsäurebakterien, wobei der Stamm homo- und heterofermentativer Milchsäurebakterien ausgewählt ist aus den Stämmen L acidifarinae, L acidophilus, L. alimentarius, L. amylovorus, L brevis, L. buchneri, L cellobiosus, L coleohominis, L collinoides, L. crispatus, L crustorum, L curvatus, L delbrueckki, L diolivorans, L. farciminis, L fermentum, L fructivorans, L frumenti, L gallinorum, L gasseri, L hammesii, L. helveticus, L. hilgardii, L. homohiocchi, L.johnsonii, L kefiri, L. kimchi, L. kunkeei, L linderi, L. mali, L. mindensis, L. mucosae, L. nagelii, L. nantensis, L namurensis, L. nodensis, L. oris, L. panis, L paralimentarius,

L parabuchneri, L paracasei, L pentosus, L perolens, L. plantarum, L pontis, L. reuteri, L rossiae, L sakei, L. sanfranciscensis, L secaliphilus, L siliginis, L spicheri, L vaginalis, L zymae, u.a.

Lactococcus lactis, Leuconostoc citreum, Lc. argentinum , Lc. suntoryeus, L. gelidum, Lc.

mesenteroides, Pediococcus acidilactici, P. damnosus, P. parvulus, P. pentosaceus, Weissella cibaria, Weissella confusa, Weissella kandleri, Weissella paramesenteroides, Weissella viridescens und Mischungen derselben.

Gemäß eines Beispiels wird die Mischung mit einer Sauerteig Starterkultur versetzt, die vorzugsweise - jedoch nicht ausschließlich - Lactobacillen ausgewählt aus der Gruppe

Lactobacillus plantarum, L.fermentum, L.paracasei, L.paralimentarius, L.helveticus, Leuconostoc argentinum und Saccharomyces pastorianus enthält.

Die Milchsäurebakterien müssen hierbei geeignet sein, den notwendigen niedrigen pH für eine Entkeimung zu generieren. Geeignete Milchsäurebakterien sind dem Fachmann bekannt und sind hierbei im Sinne der Erfindung miteingeschlossen. Optional kann das erfindungsgemäße Impfgut zusätzlich wenigstens einen säuretoleranten Hefestamm enthalten.

Der wenigstens eine Hefestamm muss hierbei geeignet sein, den notwendigen niedrigen pH für eine Entkeimung zu ertragen. Geeignete Hefestämme sind dem Fachmann bekannt und sind hierbei im Sinne der Erfindung miteingeschlossen. Insbesondere ist ein Hefestamm ausgewählt aus den Stämmen Candida milleri (Kazachstania milleri), Candida humilis, Kazachstania exigua, Saccharomyces cerevisiae, Debaryomyces hansenii, Dekkera bruxellensis, Kazachstania unispora, Kluyveromyces lactis, S. bayanus, Saccharomyces pastorianus, Torulaspora delbrueckii, T.

prctoricnsis, Wickcrhamomyccs anomalus, Pichia anomala, Hansenula anomala, Pichia kudriavzevii, Issatschenkia orientalis, Candida krusei und Mischungen derselben.

Nach einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird durch das Verfahren insgesamt ca. 98% der pathogenen, die Sprossen / Keimlinge belastenden, Mikroorganismen abgetötet. Völlig ausreichend - und in jedem Fall erreichbar durch den Einsatz der vorliegenden Erfindung - ist eine Reduktion, Inaktivierung und/oder Abtötung der pathogenen, die Sprossen / Keimlinge belastende, Mikroorganismen von 99%, weiterhin von 95%, 90%, 85%, 80%, 75% der Mikroorganismen auf den belasteten Sprossen / Keimlingen, insbesondere der Mikroorganismen der £. coli Stämme EHEC und / oder Salmonellen. Insbesondere wird durch das

erfindungsgemäße Verfahren eine Dezimierung der jeweiligen pathogenen Mikroorganismen auf Werte unterhalb der jeweiligen kritischen Infektionsdosis für den Menschen angestrebt und erreicht.

Bereits nach eintägiger Exposition im erfindungsgemäßen Sauerteigansatz wird die Lebendzahl der Mikroorganismen, welche die Sprossen / Keimlinge belasten, insbesondere der

Mikroorganismen der £. coli Stämme EHEC und / oder Salmonellen um ca. 3 log-Stufen reduziert, insbesondere auf ca. 0,2% der Initialzahl zum Zeitpunkt Tag O reduziert, d.h. mehr als ca. 99,8 % der Ausgangsanzahl der Mikroorganismen wird eliminiert.

Das erfindungsgemäße Verfahren kommt dabei insbesondere ohne Applikation von Hitze zur Inaktivierung der unerwünschten Mikroorganismen, insbesondere ohne einen

Pasteurisierungsschritt aus. Damit bleiben die Milchsäurebakterien des Impfguts lebendig und andauernd aktiv. Erst im längeren, und über mehrere Tage andauernden Entkeimungsprozess kann die Mischflora durch den niedrigen pH selbst inaktiviert bzw. abgetötet werden.

Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren entkeimten Sprossen / Keimlinge. Ihnen kommt die erforderliche hygienisch einwandfreie Qualität zu, die für den Einsatz z.B. in Backwaren erforderlich ist. Es ist gemäß weiterer Ausführungsformen auch möglich ungetrocknete Sprossen / Keimlinge, d.h. frische oder rohe Sprossen / Keimlinge mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens zu entkeimen und diese dann weiter zum Beispiel für das Backen oder für den Rohverzehr zu verarbeiten. Solche erfindungsgemäß entkeimten Sprossen / Keimlinge an sich sind daher auch Gegenstand der Erfindung. Dies ist insbesondere vorteilhaft, da mit den im Stand der Technik zur Verfügung stehenden Entkeimungsverfahren frische Rohsprossen / -keimtinge derzeit nicht hinreichend hygienisch einwandfrei zu entkeimen sind.

Besonders bevorzugt wird auch zur Entkeimung von Sprossen / Keimlingen für den Rohverzehr der Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens z.B. mittels Besprühen vorgeschlagen. Die fertig entkeimten Sprossen / Keimlingen können für den Rohverzehr gewaschen werden.

Weiterhin ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung die Verwendung eines angesäuerten Gemisches aus Teig mit entkeimten Sprossen / Keimlingen hergestellt nach dem

erfindungsgemäßen Verfahren oder von erfindungsgemäßen entkeimten Sprossen / Keimlingen zum Herstellen von Backwaren. Backwaren hergestellt aus einem angesäuerten Gemisch aus Teig mit entkeimten Sprossen / Keimlingen gemäß der Erfindung oder aus erfindungsgemäß entkeimten Sprossen / Keimlingen bilden ebenfalls einen Gegenstand der vorliegenden Erfindung.

Verzeichnis der Figuren: Figur 1: Signifikante Reduktion der Lebendkeimzahl von EHEC und Salmonellen im

erfindungsgemäßen Sauerteiggemisch aus Sauerteig (40 %), Inulin (8 %) und Sprossen / Keimlinge (52 %) während der Inkubation zu unterschiedlichen Zeiten nach Herstellung des Sauerteiggemisches (Wachstumskurve); (schwarze durchgängige Linie) erfindungsgemäßer EHEC-Ansatz; (dunkelgraue durchgängige Linie) erfindungsgemäßer Salmonella typhimurium - Ansatz; (hellgrau gestrichelte Linie) Kontroll-Ansatz ( E.coli , kultiviert unter Standard-

Idealbedingungen; rechnerische Literaturwerte). Messwerte nach Tabelle 1; x-Achse: Tage nach Ansetzung des Sauerteigansatzes, y-Achse: Lebendkeimzahl [Koloniebildende Einheit (KBE)/ g], log-Darstellung Figur 2 und 3: Fotografischer Vergleich der Veränderung der Gleichverteilung von im

Sauerteiggemisch vermengten Sprossen / Keimlingen und zudem der Retention von Wasser während des Ruhens/Lagerung der erfindungsgemäßen Rezeptur (mit„Versuch 2“ indiziert; rechte Fotografiehälfte) im Vergleich zu einer Stand der Technik Rezeptur (Kontrolle, mit „Versuch 1“ indiziert; linke Fotografiehälfte)

Beispiele Beispiel 1: Herstellung des erfindungsgemäßen Ansatzes aus Sauerteig mit Inulin und mit

EHEC oder Salmonellen belasteten Getreidesprossen/Getreidekeimlingen

Für den Sauerteigansatz wurden Getreidemahlerzeugnisse und Wasser im Mischungsverhältnis 1:1 zusammen mit dem Impfgut zu einer teigartigen Masse (Sauerteig) verarbeitet. Die Dosierung des Impfguts lag bei 10% bezogen auf die Menge der Getreidemahlerzeugnisse. Anschließend erfolgte die Fermentation bei 26-28 °C über ca. 24 Stunden.

Als nächstes wurde zum Sauerteig eine Inulinzusammensetzung mit 8% Inulin zugegeben. Direkt im Anschluss erfolgten die Zugabe der Getreidesprossen/Getreidekeimlinge (Weizen) sowie die homogene Vermengung dieser im Sauerteig.

Die hergestellte Mischung aus Sauerteig, Hydrokolloid (Inulin) und Getreidesprossen / Getreidekeimlinge wurde unter intervallweisem Rühren weiter inkubiert und zu einer pumpbaren Endkonsistenz eingestellt.

Die beispielhafte Rezeptur ist:

Sauerteig : 40 %

Inulin : 8 %

Sprossen / Keimlinge : 52 % Beispiel 2

Signifikante Reduktion der Lebendkeimzahl von EHEC und Salmonellen

Das Procedere zur Bestimmung des tinflusses des erfindungsgemäßen Sauerteigansatzes (s.o.) auf die Lebendkeimzahl von mit EHEC bzw. Salmonellen vorbelasteten Getreidesprossen /- keimlingen war, wie folgt: Zunächst wurden vorgereinigte Weizenkörner für 12 Stunden in

Trinkwasser bei 18 °C eingeweicht. Anschließend wurde überschüssiges Wasser entfernt und die Keimung bei ca. 20 °C durchgeführt. Bei Bedarf wurde Wasser nachdosiert. Nach 3 Tagen wurden die Keimlinge / Sprossen in eine Suspension von E. coli 0157:H7 überführt, damit eine Zeitzahl von 10 5 koloniebildende Einheiten (KBE) / g erreicht werden konnte. Ein entsprechender Ansatz wurde statt mit Escherichia coli 0157:H7 mit einem Salmonella- Stamm ( Salmonella typhimurium) durchgeführt. Anschließend wurden Keimlinge / Sprossen und Sauerteig (Teigausbeute 200) im Verhältnis 1:1 vermischt und in einzelne Portionen (50 g Einheiten) aufgeteilt und in

Polyethylenbeutel verpackt. Zu Beginn des Versuchs (0 Tage) und zu verschiedenen späteren Zeitpunkten wurden Lebendkeimzahlbestimmungen im Spatelverfahren durchgeführt. E. coli 0157:H7 wurden auf Sorbit-McConkey (SMAC)-Agar wachsen gelassen und die Anzahl der KBE / g erfasst, Salmonella typhimurium entsprechend auf XLD-Agar.

Für sehr geringe Keimzahlen wurde eine Anreicherung von EHEC/Salmonella durchgeführt um auch geschädigte Zellen zu erfassen.

Zu Beginn (Tag 0) des Versuches war die gemessene initiale Ausgangszahl von E. coli 0157:H7 2,5 * 10 5 KBE / g. Diese Anzahl wurde nach Inkubation für einen Tag in dem erfindungsgemäßen

Sauerteig nach obiger Rezeptur signifikant auf 5,0 * 10 2 KBE (Tag 1) und nach 2 Tagen auf 1,0 *

10 2 KBE /g (Tag 2) reduziert (siehe Figur 1, Tabelle 1). Nach 5 Tagen wurden die EHEC-Bakterien im Ansatz nahezu vollständig auf 5,0 * 10 1 KBE / g (Tag 5) reduziert. Nach 7 Tagen Inkubation waren nur noch knapp über 1,0 * 10 1 KBE / g (Tag 7) nachweisbar. Nach 13-tägiger Inkubation (Tag 13) wurde die letzte Messung getätigt. Hier konnte keine EHEC-Anreicherung mehr detektiert werden. Abgeleitet aus der Wachstumskurve (Figur 1) ist aber zu erkennen, dass bereits bei einer Inkubation von weniger als 7 Tagen alle lebenden EHEC-Erreger auf nicht nachweisbare Mengen dezimiert, d.h. komplett eliminiert wurden und auch nach einer

Anreicherung nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Aus den Ergebnissen ist abzuleiten, dass bereits nach eintägiger Exposition im erfindungsgemäßen Sauerteigansatz (Tag 1) die EHEC Lebendzahl um ca. 3 log-Stufen auf ca. 0,2% der Initialzahl zum Zeitpunkt Tag 0 reduziert wurde, d.h. mehr als ca. 99,8 % der

Ausgangsanzahl der EHEC-Mikroorganismen eliminiert wurde. Wie bereits oben beschrieben liegt die Infektionsdosis bei EHEC je nach Quelle bei knapp unter 100 bis knapp über 100 EHEC- Erregern, um eine krankheitsauslösende Infektion zu bedingen. Nach zweitägiger Inkubation gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren wurden die EHEC-Erreger auf eine Gesamtzahl von ca. 100 (1,0 * 10 2 ) Bakterien reduziert, d.h. sehr vorteilhaft ggf. unter bzw. nahe der kritischen Infektionsdosisschwelle.

Dies ist umso erstaunlicher, da aus der Literatur bekannt ist, dass die Anzahl von E. coli unter Standard-Idealbedingungen exponentiell anwächst: Nach Literaturangaben beträgt die

Generationszeit von E.coli, auch von EHEC, unter optimalen Inkubationsbedingungen ca. 20 min., d.h. ein EHEC-Bakterium teilt sich bei optimalen Bedingungen alle 20 Minuten. Bei einer Ausgangsanzahl von 2,5 * 10 5 KBE / g wäre dies nach einen Tag rechnerisch bereits ca.

l,18059E+27 KBE / g, nach zwei Tagen 5,57519E+48 KBE / g usw. (siehe Figur 1), dies ist allerdings nur ein theoretischer Wert, da nun mal nicht mehr als maximal 10 13 Zellen in 1 g passen. Das erfindungsgemäße Verfahren unter Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung stoppt nicht nur diesen fatalen exponentiellen„Wachstumsboom“ der pathogenen

Mikroorganismen, sondern reduziert ihre Anzahl signifikant und vorteilhaft in relativ kurzer Zeit auf sehr niedrige Werte bezogen auf ihre initiale Anzahl bis hin zu einer Anzahl unterhalb der kritischen Infektionsdosis und weiter darunter.

Der parallele Ansatz bei dem in dem erfindungsgemäßen Sauerteig-Ansatz statt £ coli 0157:H7 Salmonella typhimurium eingesetzt wurde, ergab zu Beginn des Versuchs (Tag 0) eine initiale Anzahl an Salmonella typhimurium von 5,0 * 10 4 KBE. Die in der Literatur beschriebene

Infektionsdosis liegt bei Salmonellen bei ca. 10.000 Bakterien, die initiale Bakterienanzahl lag ergo ca. bei dem fünffachen Wert der Infektionsdosis. Nach einer entsprechenden Inkubation des

Ansatzes für 1 Tag wurde die Anzahl KBE / g Qbereits um mehr als 3 log-Stufen auf < 1,0 * 10 1

KBE/g (Tag 1) reduziert, ergo deutlich unter dem Wert der Infektionsdosis. Nach 2 Tagen konnte S. typhimurium nur noch nach einer Anreicherung detektiert werden (Tag 2, nachweisbar aber nicht zählbar), nach 5 Tagen (Tag 5) war die Anreicherung negativ (siehe Tabelle 1). D.h. es ist davon auszugehen, dass spätestens zum Tag 5 alle initial vorhandenen Salmonellen durch die Inkubation in dem erfindungsgemäßen Sauerteigansatz abgetötet wurden. Dies stellt einen sehr vielversprechenden positiven Befund im Hinblick auf hygienisch einwandfreie Sprossen / Keimlinge, insbesondere für die Lebensmittelindustrie dar. Ohne an die Theorie gebunden zu sein, wird angenommen, dass der Unterschied zwischen dem Resultat bei dem verwendeten Salmonellen-Stamm und dem EHEC-Stamm auf eine allgemein bekannte höheren Säuretoleranz von EHEC-Erregern im Vergleich zu Salmonellen trotz gleicher Behandlung zurückgeführt werden kann.

Dem ungeachtet haben die Erfinder der vorliegenden Erfindung überraschend und

bemerkenswerterweise herausgefunden, dass der allgemein recht säureresistente Salmonella- Stamm Salmonella typhimurium und der sehr säureresistente EHEC-Stamm E. coli 0157:H7 signifikant auf Lebendzellzahlen unter der jeweiligen Erreger-spezifischen kritischen

Infektionsdosis bzw. nicht mehr nachweisbaren Lebendzahlen mittels dem erfindungsgemäßen Verfahren unter Verwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzung in relativ kurzer Zeitspanne dezimiert werden kann. Dementsprechend kann angenommen werden, dass mittels dem erfindungsgemäßen Verfahren unter Verwendung der erfindungsgemäßen

Zusammensetzung auch andere Mikroorganismen, insbesondere säureresistente pathogene Mikroorganismen, wie andere Salmonella-Stämme und EHEC-Stämme aber auch Listerien oder Viren, wie Noroviren oder Hepatitis A-Viren vorteilhaft eliminiert bzw. auf niedrige Zahlen unterhalb der jeweiligen Erreger-abhängigen Infektionsdosis dezimiert werden können.

Tabelle 1: Bestimmung der Lebendkeimzahl der erfindungsgemäßen Teigansätze mit

Salmonella typhimurium belasteten oder E. coli 0157:H7 (EHEC) belasteten Sprossen / Keimlinge zu verschiedenen Inkubationszeiten. Tag 0 kennzeichnet dabei den Tag frisch nach dem

Zubereiten der jeweiligen Test-Ansätze.

Beispiel 3

Die erfindungsgemäfte Zusammensetzung (Rezeptur) enthaltend Inulin ermöglicht eine bessere Gieichverteilung von darin vermengten Sprossen / Keimlingen und zudem eine bessere Retention von Wasser als Stand der Technik Rezepturen

In einem weiteren Versuch wurde die oben beschriebene erfindungsgemäße Rezeptur, d.h. Sauerteig 40 %, Inulin 8 %, Sprossen / Keimlinge 52 % angesetzt, gleichverteilt gemischt und anschließend stehengelassen. Die Gleichverteilung der Sprossen in der Zusammensetzung und die Retention von Wasser im Sauerteig-Gemisch wurde über die Zeit visuell beobachtet und ausgewertet. Als Kontrolle diente eine entsprechende„Stand der Technik“-Zusammensetzung ohne Inulin (Kontrolle).

Über die Zeit setzte sich bei dem Kontroll-Ansatz (in Figur 2 mit„Versuch 1“ indiziert; linke Fotografiehälfte) eine i.W. wässrige Lösung als Überschicht über das Teiggemisch ab. Nach Ruhen für 4 Tage wuchs diese im Kontroll-Ansatz bereits auf ca. 0,6 cm an (siehe Figur 2). Im scharfen Kontrast hierzu blieb der Ansatz der erfindungsgemäßen Zusammensetzung (in Figur 2 mit „Versuch 2“ indiziert; rechte Fotografie hälfte) homogen, d.h. die i.W. wässrige Lösung bleibt retendiert in dem Teig selbst nach einem Ruhen des Teiggemisches für 4 Tage (siehe Figur 2) und 5 Tage (siehe Figur 3).

Neben der Absetzung eines Überstands ist im Kontroll-Ansatz die herabgesetzte Gleichverteilung der Sprossen / Keimlinge im Teig zu erkennen, d.h. das durch die Schwerkraft bedingte Absinken der eingesetzten Sprossen / Keimlinge ist in Form einer zunehmenden Anhäufung der Sprossen / Keimlinge in Richtung des Gefäßbodens zu erkennen (zumindest tendenziell), die im erfindungsgemäßen Ansatz ausblieb. Die Sprossen / Keimlinge blieben ergo in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung im scharfen Kontrast zum Kontroll-Ansatz im Teig gteichverteilt. Da im Beispiel 2 ausweislich der Figur 2 der Anteil an Sprossen / Keimlingen bezogen auf die Gesamtzusammensetzung des jeweiligen Ansatz sehr hoch war (52%), fiel der erwähnte bessere Effekt der Gleichverteilung der Sprossen / Keimlinge im Teig gemäß der vorliegenden Erfindung gegenüber dem Kontroll-Ansatz nicht sehr markant aus. Daher wurden nachfolgend weitere Versuche mit verschiedenen geringeren Anteilen an Sprossen / Keimlingen bezogen auf die Gesamtzusammensetzung des Ansatzes auf diesen Effekt hin untersucht. Diese Experimente zeigten den Unterschied in der Verteilung der Sprossen / Keimlinge zwischen Kontroll-Ansatz im Vergleich zum entsprechenden erfindungsgemäßen Ansatz noch deutlicher (nicht gezeigt).