Login| Sign Up| Help| Contact|

Patent Searching and Data


Title:
DEVICE AND METHOD FOR AUDITORY STIMULATION
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2009/115088
Kind Code:
A2
Abstract:
The invention relates to a device (100) having a stimulation unit (11) for generating an acoustic stimulation signal (15), by means of which a population of neurons, having pathologically synchronous and oscillatory neuronal activity, is stimulated via an uptake in an ear of a patient, wherein the acoustic stimulation signal (15) has at least a first frequency and a second frequency, and the first and/or the second frequencies cause the phase of the neuronal activity of a first and/or of a second subpopulation of the stimulated neuron population to be canceled.

Inventors:
TASS PETER (DE)
FREUND HANS-JOACHIM (DE)
POPOVYCH OLEKSANDR (DE)
BARNIKOL BIRGIT UTAKO (DE)
NIEDERHAUSER JOEL (CH)
ROULET JEAN-CHRISTOPHE (CH)
SCHNELL URBAN (CH)
Application Number:
PCT/DE2009/000399
Publication Date:
September 24, 2009
Filing Date:
March 20, 2009
Export Citation:
Click for automatic bibliography generation   Help
Assignee:
FORSCHUNGSZENTRUM JUELICH GMBH (DE)
ANM ADAPTIVE NEUROMODULATION G (DE)
UNIV KOELN (DE)
TASS PETER (DE)
FREUND HANS-JOACHIM (DE)
POPOVYCH OLEKSANDR (DE)
BARNIKOL BIRGIT UTAKO (DE)
NIEDERHAUSER JOEL (CH)
ROULET JEAN-CHRISTOPHE (CH)
SCHNELL URBAN (CH)
International Classes:
A61F11/04
Domestic Patent References:
WO2004098690A12004-11-18
Foreign References:
DE10233960A12004-02-19
US20050049452A12005-03-03
Attorney, Agent or Firm:
KUDERA, Michael (DE)
Download PDF:
Claims:

Patentansprüche

1. Vorrichtung (100; 400) umfassend:

- eine Stimulationseinheit (11) zur Erzeugung eines akusti- sehen Stimulationssignals (15) , mit welchem bei einer Aufnahme über ein Ohr eines Patienten eine Population von Neuronen, die eine krankhaft synchrone und oszillatorische neuronale Aktivität aufweist, stimuliert wird, wobei

- das akustische Stimulationssignal (15) mindestens eine er- ste Frequenz und eine zweite Frequenz aufweist,

- die erste Frequenz bewirkt, dass die Phase der neuronalen Aktivität einer ersten Subpopulation der stimulierten Neu- ronenpopulation zurückgesetzt wird, und

- die zweite Frequenz bewirkt, dass die Phase der neuronalen Aktivität einer zweiten Subpopulation der stimulierten

Neuronenpopulation zurückgesetzt wird.

2. Vorrichtung (100; 400) nach Anspruch 1, wobei das akustische Stimulationssignal (15) eine Desynchronisation der sti- mulierten Neuronenpopulation bewirkt.

3. Vorrichtung (100; 400) nach Anspruch 1 oder 2, wobei sich die stimulierte Neuronenpopulation im auditorischen Cortex befindet.

4. Vorrichtung (100; 400) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Phasen der neuronalen Aktivität der ersten Subpopulation und der zweiten Subpopulation zu unterschiedlichen Zeitpunkten zurückgesetzt werden.

5. Vorrichtung (100; 400) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die erste Frequenz zeitversetzt gegenüber der zweiten Frequenz in dem akustischen Stimulationssignal (15) auftritt.

6. Vorrichtung (100; 400) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das akustische Stimulationssignal (15) minde-

stens ein erstes Frequenzgemisch aus einem ersteni Frequenzbereich und ein zweites Frequenzgemisch aus einem zweiten Frequenzbereich aufweist, wobei die erste Frequenz in dem ersten Frequenzgemisch und die zweite Frequenz in dem zweiten Fre- quenzgemisch vorliegen.

7. Vorrichtung (100; 400) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das akustische Stimulationssignal (15) eine Kombination einer Mehrzahl von Schwingungen mit verschiedenen Frequenzen ist.

8. Vorrichtung (100; 400) nach Anspruch 7, wobei die Schwingungen linear oder nicht-linear kombiniert sind.

9. Vorrichtung (100; 400) nach Anspruch 7 oder 8, wobei die Schwingungen zeitversetzt kombiniert sind.

10. Vorrichtung (100; 400) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das akustische Stimulationssignal (15) aus N Frequenzen oder Frequenzgemischen zusammengesetzt ist, die N Frequenzen oder Frequenzgemische zeitversetzt kombiniert sind und der zeitliche Versatz zwischen jeweils zwei zeitlich aufeinander folgenden Frequenzen oder Frequenzgemischen im Mittel l/(fstim x N) beträgt, wobei f st im eine Frequenz im Bereich von 1 bis 30 Hz ist.

11. Vorrichtung (100; 400) nach Anspruch 10, wobei die Frequenz f st i m im Wesentlichen der mittleren Frequenz der krankhaft synchronen und oszillatorischen neuronalen Aktivität der stimulierten Neuronenpopulation entspricht.

12. Vorrichtung (100; 400) .nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Vorrichtung eine Steuereinheit (10) zum Ansteuern der Stimulationseinheit (11) umfasst.

13. Vorrichtung (400) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Vorrichtung eine Messeinheit (23) zum Aufnehmen eines am Patienten gemessenen Messsignals (24) umfasst.

14. Vorrichtung (400) nach Anspruch 13, wobei das Messsignal (24), die neuronale Aktivität im auditorischen Cortex oder einem damit verbundenen Gebiet wiedergibt.

15. Vorrichtung (400) nach Anspruch 13 oder 14, wobei die Steuereinheit (10) die Stimulationseinheit (11) anhand des

Messsignals (24) derart ansteuert, dass die Stimulationseinheit (11) das Messsignal (24) in das akustische Stimulationssignal (15) umsetzt.

16. Vorrichtung (400) nach einem der Ansprüche 13 bis 15, wobei die Steuereinheit (11) das Messsignal ' (24 ) linear oder nicht-linear verarbeitet und das verarbeitete Messsignal (24) in einen Eingang der Stimulationseinheit (11) einspeist.

17. Vorrichtung (400) nach Anspruch 15 oder 16, wobei die

Steuereinheit (10) zur Erzeugung des akustischen Stimulationssignals (15) Schwingungen mit dem Messsignal (24) oder dem verarbeiteten Messsignal (24) amplitudenmoduliert.

18. Vorrichtung (400) nach Anspruch 17, wobei zur Amplitudenmodulation nur ein Teil des Messsignals (24) oder des verarbeiteten Messsignals (24) herangezogen wird.

19. Vorrichtung (400) nach einem der Ansprüche 13 bis 18, wo- bei die Steuereinheit (10) in Abhängigkeit von dem Messsignal

(24) entscheidet, ob die Stimulationseinheit (11) das akustische Stimulationssignal (15) erzeugt.

20. Verfahren, bei welchem - ein akustisches Stimulationssignal, das mindestens eine erste Frequenz und eine zweite Frequenz aufweist, erzeugt wird,

- das akustische Stimulationssignal über ein Ohr eines Patienten aufgenommen wird und eine Population von Neuronen, die eine krankhaft synchrone und oszillatorische neuronale Aktivität aufweist, stimuliert, - die erste Frequenz bewirkt, dass die Phase der neuronalen Aktivität einer ersten Subpopulation der stimulierten Neu- ronenpopulation zurückgesetzt wird, und

- die zweite Frequenz bewirkt, dass die Phase der neuronalen Aktivität einer zweiten Subpopulation der stimulierten Neuronenpopulation zurückgesetzt wird.

21. Vorrichtung (400) umfassend:

- eine Stimulationseinheit (11) zur Erzeugung eines akustischen Stimulationssignals (15), - eine Messeinheit (23) zum Aufnehmen eines Messsignals (24) an einem Patienten, das die neuronale Aktivität im auditorischen Cortex des Patienten oder einem damit verbundenen Gebiet wiedergibt, und

- eine Steuereinheit (10) , welche die Stimulationseinheit (11) anhand des Messsignals (24) derart ansteuert, dass die Stimulationseinheit (11) das Messsignal (24) in das akustische Stimulationssignal (15) umsetzt.

22. Vorrichtung (400) nach Anspruch 21, wobei die Steuerein- heit (11) das Messsignal (24) linear oder nicht-linear verarbeitet und das verarbeitete Messsignal (24) in einen Eingang der Stimulationseinheit (11) einspeist.

23. Vorrichtung (400) nach 21 oder 22, wobei die Steuerein- heit (10) zur Erzeugung des akustischen Stimulationssignals

(15) Schwingungen mit dem Messsignal (24) oder dem verarbeiteten Messsignal (24) amplitudenmoduliert.

24. Vorrichtung (400) nach Anspruch 23, wobei zur Amplituden- modulation nur ein Teil des Messsignals (24) oder des verarbeiteten Messsignals (24) herangezogen wird, der oberhalb oder unterhalb eines vorgegebenen Schwellwerts liegt.

25. Verfahren, bei welchem

- ein Messsignal an einem Patienten gemessen wird, das die neuronale Aktivität im auditorischen Cortex oder einem da- mit verbundenen Gebiet wiedergibt,

- das Messsignal in ein akustisches Stimulationssignal umgesetzt wird, und

- das akustische Stimulationssignal von dem Patienten aufgenommen wird.

Description:

Beschreibung

Vorrichtung und Verfahren zur auditorischen Stimulation

Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur auditorischen Stimulation.

Bei zahlreichen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen kommt es im Gehirn zu übermäßig starken Synchronisations- Vorgängen neuronaler Aktivität, welche die Gehirnfunktion massiv beeinträchtigt. Eine derartige Erkrankung ist der Tinnitus. Tinnitus bezeichnet ein Ohrgeräusch, meist in Form eines hohen Tones, gelegentlich aber auch von klopfendem, pulsierendem oder hämmerndem Charakter. Es handelt sich um eine Volkskrankheit in Form störender Missempfindung, die bei vielen Patienten quälenden Charakter hat. Derzeit verfügbare Therapieverfahren für derartige Krankheiten sind z.B. die Pharmatherapie und die tiefe Hirnstimulation.

Vor diesem Hintergrund werden eine Vorrichtung gemäß Anspruch 1, ein Verfahren gemäß Anspruch 20, eine Vorrichtung gemäß Anspruch 21 und ein Verfahren gemäß Anspruch 25 angegeben. Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.

Die Erfindung wird nachfolgend in beispielhafter Weise unter Bezugnahme auf die Zeichnungen näher erläutert. In diesen zeigen :

Fig. 1 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung 100 gemäß einem Ausführungsbeispiel;

Fig. 2 eine Darstellung von Sinusschwingungen mit den Frequenzen f \ , fzi f 3 und 1$;

Fig. 3 eine Darstellung einer mit einer Rechteckfunktion amplitudenmodulierten Sinusschwingung;

Fig. 4 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung 400 gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel;

Fig. 5 eine schematische Darstellung einer Vor- richtung 500 gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel;

Fig. 6 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung 600 gemäß einem weiteren Ausfüh- rungsbeispiel;

Fig. 7 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung 700 gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel;

Fig. 8 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung 800 gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel;

Fig. 9 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung 900 gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel;

Fig. 10 eine schematische Darstellung eines audi- torischen Stimulationsverfahrens;

Fig. 11 eine schematische Darstellung eines weiteren auditorischen Stimulationsverfahrens;

Fig. 12 eine schematische Darstellung eines weiteren auditorischen Stimulationsverfahrens;

Fig. 13 eine schematische Darstellung eines weiteren auditorischen Stimulationsverfahrens;

Fig. 14 eine schematische Darstellung eines wei- teren auditorischen Stimulationsverfahrens; und

Fig. 15A und 15B schematische Darstellung der Generierung von Modulationssignalen.

In Fig. 1 ist schematisch eine Vorrichtung 100 dargestellt, die aus einer Steuereinheit 10 und einer mit der Steuereinheit 10 verbundenen Stimulationseinheit 11 besteht. In Fig. 1 sind ferner ein Ohr 12 eines Patienten sowie der auditorische Cortex 13 im Gehirn des Patienten schematisch dargestellt.

Während des Betriebs der Vorrichtung 100 wird die Stimulationseinheit 11 von der Steuereinheit 10 mittels eines oder mehrerer Steuersignale 14 angesteuert und die Stimulations- einheit 11 erzeugt anhand des Steuersignals 14 ein oder mehrere akustische Stimulationssignale 15. Das Frequenzspektrum des akustischen Stimulationssignals 15 kann ganz oder teilweise im für den Menschen hörbaren Bereich liegen. Das akustische Stimulationssignal 15 wird von dem Patienten über ein oder beide Ohren 12 aufgenommen und über den oder die Hörnerven 16 an Neuronenpopulationen im Gehirn weitergeleitet. Das akustische Stimulationssignal 15 ist derart ausgestaltet, dass es Neuronenpopulationen im auditorischen Cortex 13 stimuliert. Im Frequenzspektrum des akustischen Stimulations- Signals 15 sind zumindest eine erste Frequenz fi und eine zweite Frequenz f 2 vorhanden. Das akustische Stimulationssignal 15 kann ferner noch weitere Frequenzen oder Frequenz-

gemische enthalten, in dem in Fig. 1 gezeigten Ausführungsbeispiel sind dies eine dritte Frequenz f 3 und eine vierte Frequenz f 4 .

Die Vorrichtung 100 kann insbesondere zur Behandlung von neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen, wie z.B. Tinnitus, Migräne, Kopfschmerzen unterschiedlicher Form und Genese (z.B. Cluster-Kopfschmerz) , Trigeminusneuralgie, Schlafstörungen, Neuralgien und Kopfschmerzen bei Neuroborelliose, Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS, Attention Deficit Syndrome) , Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS, Attention Deficit Hyperactivity Syndrome) , Neurosen, Zwangserkrankungen, Depressionen, Manie, Schizophrenie, Tumoren, Herzrhythmusstörungen, Suchterkrankungen, Bruxismus (nächtliches Zähneknirschen) oder Essstörungen, aber auch anderen Krankheiten verwendet werden.

Die vorstehend genannten Krankheiten können durch eine Störung der bioelektrischen Kommunikation von Neuronenverbänden, die in spezifischen Schaltkreisen zusammengeschlossen sind, verursacht werden. Hierbei generiert eine Neuronenpopulation anhaltend krankhafte neuronale Aktivität und möglicherweise eine damit verbundene krankhafte Konnektivität (Netzwerkstruktur) . Dabei bilden eine große Anzahl von Neuro- nen synchron Aktionspotentiale aus, d.h. die beteiligten Neuronen feuern übermäßig synchron. Hinzu kommt, dass die kranke Neuronenpopulation eine oszillatorische neuronale Aktivität aufweist, d.h. die Neuronen feuern rhythmisch. Bei den oben genannten Krankheiten liegt die mittlere Frequenz der krank- haften rhythmischen Aktivität der betroffenen Neuronenverbände etwa im Bereich von 1 bis 30 Hz, kann aber auch außerhalb dieses Bereichs liegen. Bei gesunden Menschen feuern die Neuronen qualitativ anders, z.B. auf unkontrollierte Weise.

Das von der Stimulationseinheit 11 erzeugte akustische Stimulationssignal 15 wird im Innenohr in Nervenimpulse umgesetzt und über den Hörnerv 16 zu dem auditorischen Cortex 13 wei-

tergeleitet. Durch die tonotope Anordnung des auditorischen Cortex 13 wird bei der akustischen Stimulation des Innenohres mit einer bestimmten Frequenz ein bestimmter Teil des auditorischen Cortex 13 aktiviert. Die tonotope Anordnung des audi- torischen Cortex ist z.B. in den folgenden Artikeln beschrieben: „Tonotopic organization of the human auditory cortex as detected by BOLD-FMRI" von D. Bilecen, K. Scheffler, N. Schmid, K. Tschopp und J. Seelig (erschienen in Hearing Research 126, 1998, Seiten 19 bis 27), „Representation of latera- lization and tonotopy in primary versus secondary human auditory cortex" von D. R. M. Langers, W. H. Backes und P. van Dijk (erschienen in Neurolmage 34, 2007, Seiten 264 bis 273) und „Reorganization of auditory cortex in tinnitus" von W. Mühlnickel, T. Elbert, E. Taub und H. Flor (erschienen in Proc. Natl. Acad. Sei. USA 95, 1998, Seiten 10340 bis 10343).

In dem Beispiel gemäß Fig. 1 ist das akustische Stimulationssignal 15 so ausgestaltet, dass mit ihm eine Neuronenpopula- tion des auditorischen Cortex 13 mit einer krankhaft synchro- nen und oszillatorischen Aktivität stimuliert wird. Diese

Neuronenpopulation lässt sich vor Beginn der Stimulation zumindest gedanklich in verschiedene Subpopulationen untergliedern, u.a. in die in Fig. 1 gezeigten Subpopulationen 17, 18,

19 und 20. Vor Beginn der Stimulation feuern die Neuronen al- ler Subpopulationen 17 bis 20 weitgehend synchron und im Mittel mit der gleichen pathologischen Frequenz. Aufgrund der tonotopen Organisation des auditorischen Cortex 13 werden mittels der ersten Frequenz fi die erste Subpopulation 17, mittels der zweiten Frequenz f 2 die zweite Subpopulation 18, mittels der dritten Frequenz f 3 die dritte Subpopulation 19 und mittels der vierten Frequenz f^ die vierte Subpopulation

20 stimuliert. Die Stimulation mit dem akustischen Stimulationssignal 15 bewirkt in den jeweiligen Subpopulationen 17 bis 20 ein Zurücksetzen, einen sogenannten Reset, der Phase der neuronalen Aktivität der stimulierten Neuronen. Durch das Zurücksetzen wird die Phase der stimulierten Neuronen unabhängig von dem aktuellen Phasenwert auf einen bestimmten Phasen-

wert, z.B. 0°, gesetzt. Somit wird die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Subpopulationen 17 bis 20 mittels einer gezielten Stimulation kontrolliert.

Aufgrund der tonotopen Anordnung des auditorischen Cortex 13 sowie der Mehrzahl von Frequenzen i \ bis £ι, die in dem akustischen Stimulationssignal 15 enthalten sind, ist es möglich, die krankhafte Neuronenpopulation an den unterschiedlichen Stellen 17 bis 20 gezielt zu stimulieren. Dies ermög- licht es, die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Neuronenpopulation an den unterschiedlichen Stimulationsstellen 17 bis 20 zu unterschiedlichen Zeitpunkten zurückzusetzen, indem die Frequenzen fi bis I^ zu unterschiedlichen Zeitpunkten appliziert werden. Im Ergebnis wird dadurch die krankhafte Neuronenpopulation, deren Neuronen zuvor synchron und mit gleicher Frequenz und Phase aktiv waren, in die Subpopulationen 17 bis 20 aufgespalten. Innerhalb jeder der Subpopulationen 17 bis 20 sind die Neuronen weiterhin synchron und feuern auch weiterhin im Mittel mit derselben pathologi- sehen Frequenz, aber jede der Subpopulationen 17 bis 20 weist bezüglich ihrer neuronalen Aktivität die Phase auf, die ihr durch den Stimulationsreiz mit der zugehörigen Frequenz fi bis fi aufgezwungen wurde.

Bedingt durch die krankhafte Interaktion zwischen den Neuronen ist der durch die Stimulation erzeugte Zustand mit mindestens zwei Subpopulationen instabil, und die gesamte Neuronenpopulation nähert sich schnell einem Zustand kompletter Desynchronisation, in welchem die Neuronen unkorreliert feu- ern. Der gewünschte Zustand, d.h. die komplette Desynchronisation, ist somit nach der Applikation des akustischen Stimulationssignals 15 über die Stimulationseinheit 11 nicht sofort vorhanden, sondern stellt sich meist innerhalb weniger Perioden oder gar in weniger als einer Periode der pathologi- sehen Aktivität ein.

Bei der vorstehend beschriebenen Art der Stimulation wird die letztlich gewünschte Desynchronisation durch die krankhaft gesteigerte Interaktion zwischen den Neuronen erst ermöglicht. Hierbei wird ein Selbstorganisationsprozess ausge- nutzt, der für die krankhafte Synchronisation verantwortlich ist. Derselbe bewirkt, dass auf eine Aufteilung einer Gesamtpopulation in Subpopulationen mit unterschiedlichen Phasen eine Desynchronisation folgt.

Darüber hinaus kann durch die Stimulation mit der Vorrichtung 100 eine Neuorganisation der Konnektivität der gestörten neuronalen Netzwerke erzielt werden, sodass lang anhaltende, die akustische Stimulation deutlich überdauernde therapeutische Effekte bewirkt werden können.

Um den auditorischen Cortex 13 an unterschiedlichen Stellen, z.B. den in Fig. 1 gezeigten Stellen bzw. Subpopulationen 17 bis 20, fokal zu stimulieren, müssen reine Töne der zugehörigen Frequenzen £ lr f 2 , f 3 und £ 4 verabreicht werden. Infolge der tonotopen Anordnung des auditorischen Cortex 13 werden unterschiedliche Teile des Gehirns durch die gleichzeitige Verabreichung der zugehörigen unterschiedlichen reinen Töne fi bis £ 4 , d.h. durch die Superposition verschiedener Sinusschwingungen stimuliert. Sollen die vier unterschiedlichen Orte 17 bis 20 z.B. zu unterschiedlichen Zeiten gereizt werden, werden die vier verschiedenen Frequenzen fi bis £ 4 zu den jeweiligen Zeiten appliziert. Beispielhaft ist dies in Fig. 2 gezeigt. Hier werden Sinusschwingungen mit den Frequenzen £ x = 1000 Hz, f 2 = 800 Hz, f 3 = 600 Hz und f 4 = 400 Hz sukzessive und pulsförmig appliziert, was zu einer sukzessiven fokalen Reizung an den vier verschiedenen Orten 17 bis 20 des auditorischen Cortex 13 führt. Die Stärke der durch die jeweilige Sinusschwingung erzeugten Reizung des jeweiligen Areals im auditorischen Cortex 13 entspricht der Amplitude der jeweiligen Sinusschwingung.

Die Generierung der in Fig. 2 gezeigten pulsförmigen Sinusschwingungen ist in Fig. 3 beispielhaft dargestellt. Dort wird eine Sinusschwingung 21 mit einer Rechteckfunktion 22, die beispielsweise die Werte 0 oder 1 annehmen kann, multi- pliziert. Zu den Zeitpunkten, zu denen die Rechteckfunktion 22 den Wert 0 hat, ist der zugehörige Reiz abgeschaltet und während der Zeit, in der die Rechteckfunktion 22 gleich 1 ist, ist der Reiz angeschaltet. Anstelle der Rechteckfunktion 22 kann die Sinusschwingung 21 mit einer beliebigen anderen Funktion multipliziert werden. Im Ergebnis entspricht diese

Multiplikation einer Amplitudenmodulation der Sinusschwingung 21.

Anstelle der vorstehend beschriebenen Sinusschwingungen kön- nen auch oszillierende Signale mit einer anderen Signalform, wie z.B. Rechtecksignale, die mit der entsprechenden Grund- freguenz oszillieren, zur Generierung des akustischen Stimulationssignals 15 herangezogen werden.

Sofern statt einer fokalen Reizung eine weniger fokale Reizung durchgeführt werden soll, die größere Teile des auditorischen Cortex 13 aktiviert, so werden Frequenzgemische anstelle von einzelnen Frequenzen, beispielsweise pulsförmig appliziert. Mittels eines Frequenzgemisches in den Grenzen zwischen einer unteren Frequenz f unten U nd einer höheren Frequenz f oben werden all die Teile des auditorischen Cortex 13 gereizt, die durch die Frequenzen zwischen f unten und f oben aufgrund der tonotopen Anordnung stimuliert werden. Sollen z.B. vier unterschiedliche größere Bereiche des auditorischen Cor- tex 13 zu unterschiedlichen Zeiten stimuliert werden, so werden die vier zugehörigen Frequenzgemische mit den Grenzen Junten und f ^oben (-j = ^ ^ 3^ 4) zu den gew ünschten Zeiten appliziert .

Die Vorrichtung 100 kann beispielsweise in einem sogenannten „open loop"-Modus betrieben werden, bei welchem die Steuereinheit 10 die Stimulationseinheit 11 derart ansteuert, dass

diese vorgegebene akustische Stimulationssignale 15 während einer bestimmten Stimulationszeit (z.B. während mehrerer Stunden) erzeugt. Des Weiteren kann die Vorrichtung 100 auch zu einer in Fig. 4 gezeigten Vorrichtung 400 weitergebildet werden, welche ein sogenanntes „closed loop"-System darstellt. Die Vorrichtung 400 enthält zusätzlich zu den aus Fig. 1 bekannten Komponenten noch eine Messeinheit 23, welche ein oder mehrere am Patienten aufgenommene Messsignale 24 bereitstellt und diese an die Steuereinheit 10 weiterleitet. Es kann vorgesehen sein, dass die Steuereinheit 10 anhand der von der Messeinheit 23 aufgenommenen Messsignale 24 die Stimulationseinheit 11 ansteuert. Bei der Messeinheit 23 kann es sich um nicht-invasive Sensoren handeln, wie z.B. Elektroenzephalographie (EEG) -Elektroden, Magnetenzephalographie (MEG) -Sensoren, Akzelerometer, Elektromyographie (EMG)-

Elektroden und Sensoren zur Bestimmung von Blutdruck, Atmung oder Hautleitwiderstand. Ferner kann die Messeinheit 23 in Form eines oder mehrerer Sensoren in den Körper des Patienten implantiert sein. Als invasive Sensoren können beispielsweise epikortikale, intrakortikale oder subkutane Elektroden dienen. Insbesondere kann mittels der Messeinheit 23 die physiologische Aktivität in dem stimulierten Zielgebiet oder einem damit verbundenen Gebiet gemessen werden.

Hinsichtlich des Zusammenwirkens der Steuereinheit 10 mit der Messeinheit 23 sind verschiedene Ausgestaltungen denkbar. Beispielsweise kann von der Steuereinheit 10 eine bedarfsgesteuerte Stimulation durchgeführt werden. Hierzu detektiert die Steuereinheit 10 anhand der von der Messeinheit 23 aufge- nommenen Messsignale 24 das Vorhandensein und/oder die Ausprägung eines oder mehrerer krankhafter Merkmale. Beispielsweise kann die Amplitude oder der Betrag der neuronalen Aktivität gemessen werden und mit einem vorgegebenen Schwellwert verglichen werden. Die Steuereinheit 10 kann so ausgestaltet sein, dass 'eine Stimulation eines oder mehrerer Zielgebiete im auditorischen Cortex gestartet wird, sobald der vorgegebene Schwellwert überschritten wird. Ferner können von der

Steuereinheit 10 anhand der Ausprägung der krankhaften Merkmale Parameter der akustischen Stimulationssignale 15, wie beispielsweise die Amplituden der jeweiligen Sinusschwingungen oder die Pausen zwischen Stimulationssequenzen, einge- stellt werden. Z.B. können ein oder mehrere Schwellwerte vorgegeben werden, und bei einem überschreiten oder Unterschreiten der Amplitude oder des Betrags der Messsignale 24 über bzw. unter einen bestimmten Schwellwert variiert die Steuereinheit 10 einen bestimmten Parameter des akustischen Stimu- lationssignals 15, wie z.B. die Amplitude einer oder mehrerer Sinusschwingungen, aus denen das akustische Stimulationssignal 15 zusammengesetzt wird.

Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass die von der Messein- heit 23 aufgenommenen Messsignale 24 direkt oder gegebenenfalls nach einem oder mehreren Verarbeitungsschritten in akustische Stimulationssignale 15 umgesetzt werden und von der Stimulationseinheit 11 appliziert werden. Beispielsweise können die Messsignale 24 verstärkt und gegebenenfalls nach ma- thematischer Verrechnung (z.B. nach Mischung der Messsignale 24) mit einer Zeitverzögerung und linearen und/oder nichtlinearen Verrechnungsschritten als Steuersignale in den Steuereingang der Stimulationseinheit 11 eingespeist werden. Der Verrechnungsmodus wird hierbei so gewählt, dass der krankhaf- ten neuronalen Aktivität entgegengewirkt wird und die akustischen Stimulationssignale 15 mit abnehmender krankhafter neuronaler Aktivität ebenfalls verschwinden oder zumindest deutlich in ihrer Stärke (Amplitude) reduziert werden.

In Fig. 5 ist schematisch eine Vorrichtung 500 dargestellt, die eine Weiterbildung der in Fig. 1 gezeigten Vorrichtung 100 darstellt. Keine Komponente der Vorrichtung 500 muss implantiert werden, sodass sich die gesamte Vorrichtung 500 außerhalb des Körpers des Patienten befindet. Außerdem verwen- det die Vorrichtung 500 kein von einem Sensor gemessenes Signal zur bedarfsgesteuerten Variation der Stimulation. Als Stimulationseinheit 11 wird bei der Vorrichtung 500 ein

Schallgenerator (Lautsprecher) verwendet, der in einen Ohrstöpsel 30 eingefasst ist. Der Ohrstöpsel 30 wird in den äußeren Gehörgang eines Ohrs 12 des Patienten eingefügt und mit oder ohne Bügel bzw. einer anderen geeigneten mechanischen Hilfe am Ohr 12 befestigt. Die Steuereinheit 10, welche den Schallgenerator ansteuert, sowie eine Batterie oder ein Akku zur Stromversorgung der elektrischen Komponenten der Vorrichtung 500 können in einer oder mehreren separaten Einheiten 31 untergebracht sein. Die Einheit 31 kann mittels einer mecha- nischen Halterung, z.B. einem Bügel, mit dem Ohrstöpsel 30 verbunden sein. Ein Verbindungskabel 32 verbindet den Ohrstöpsel 30 mit der Steuereinheit 10 bzw. der Batterie.

Alternativ kann statt des Ohrstöpsels 30 auch ein Kopfhörer verwendet werden, der die Steuereinheit 10 und die Batterie enthält. Die Vorrichtung 500 kann vom Patienten mittels einer Bedieneinheit (z.B. Anschaltknopf und/oder Drehregler) angeschaltet werden, die entweder an der Einheit 31 oder direkt am Ohrstöpsel 30 angebracht ist. Mit dem Drehregler kann z.B. die maximale Stimulationsstärke eingestellt werden. Zusätzlich zu den vorstehend genannten Komponenten kann die Vorrichtung 500 über ein Steuermedium 33 verfügen, welches beispielsweise telemetrisch (z.B. über Funk) oder über ein Verbindungskabel mit der Steuereinheit 10 verbunden ist. Im FaI- Ie einer Verbindung über ein Kabel können Steckverbindungen zur Konnektierung bzw. Dekonnektierung verwendet werden.

Ferner kann die Vorrichtung 500 auch über ein weiteres, z.B. vom Arzt zu bedienendes Steuermedium (nicht dargestellt) ver- fügen, welches telemetrisch oder über ein Verbindungskabel mit der Steuereinheit 10 verbunden ist. Im Falle einer Verbindung über ein Kabel können Steckverbindungen zur Konnektierung bzw. Dekonnektierung verwendet werden.

Des Weiteren können ein oder mehrere Sensoren, z.B. EEG-

Elektroden oder ein Akzelerometer, zur Registrierung und/oder

Dokumentation des Stimulationserfolgs und zur Untersuchung durch den Arzt vorgesehen sein.

In den Fig. 6 bis 9 sind schematisch Vorrichtungen 600, 700, 800 und 900 als Weiterbildungen der Vorrichtung 400 dargestellt. Die Vorrichtungen 600 bis 900 verfügen jeweils über eine Messeinheit 23, mit der sich eine Bedarfssteuerung und/oder eine Rückkopplung (Feedback) der Messsignale 24 in die Stimulationseinheit 11 durchführen lässt. Hierbei stellen die Vorrichtungen 600 und 700 nicht-invasive Varianten dar, während die Vorrichtungen 800 und 900 zum Teil in den Körper des Patienten implantiert werden. Wie die Vorrichtung 500 umfassen die Vorrichtungen 600 bis 900 einen Ohrstöpsel 30 oder einen Kopfhörer mit einem Schallgenerator.

Die in Fig. 6 dargestellte Vorrichtung 600 verfügt neben den oben beschriebenen Komponenten der Vorrichtung 500 über epikutane, d.h. auf der Haut des Patienten befestigte EEG- Elektroden 34, die über Verbindungskabel 35, 36 mit der Steu- ereinheit 10 in der Einheit 31 verbunden sind. Die Steuereinheit 10 verstärkt die mittels der EEG-Elektroden 34 gemessene Potentialdifferenz und verwendet diese nach einer optionalen linearen oder nicht-linearen Verrechnung zur Ansteuerung des Schallgenerators in dem Ohrstöpsel 30. Als Alternative zu den Verbindungskabeln 35, 36 können die EEG-Elektroden 34 auch schnurlos, d.h. telemetrisch mit der Steuereinheit 10 verbunden sein. Dies hat den Vorteil, dass der Patient nicht durch Verbindungskabel behindert wird und z.B. an Hindernissen hängen bleiben kann.

Die in Fig. 7 dargestellte Vorrichtung 700 weist anstelle einer EEG-Elektrode ein Akzelerometer (Beschleunigungsmesser) 37 als Messeinheit auf. Der Akzelerometer 37 ist an einer krankheitsbedingt zitternden Gliedmaße des Patienten, z.B. in der Art einer Uhr, befestigt. Die von dem Akzelerometer 37 aufgenommenen Beschleunigungssignale werden in der Steuereinheit 10 verstärkt und nach einer optionalen linearen oder

nicht-linearen Verrechnung zur Ansteuerung des Schallgenerators in dem Ohrstöpsel 30 verwendet. Der Akzelerometer 37 kann telemetrisch oder über ein Verbindungskabel mit der Steuereinheit 10 verbunden sein.

In Fig. 8 ist eine invasive Variante gezeigt. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel umfasst die Vorrichtung 800 eine oder mehrere subkutan implantierte Elektroden 38 als Messeinheit, ein Verbindungskabel 39 und eine Sende- und Empfangs- einheit 40, die im Körper des Patienten unter der Kopfhaut 41 und außerhalb des knöchernen Schädels 42 implantiert sind. Außerhalb des Körpers des Patienten befinden sich eine Sende- und Empfangseinheit 43, die über ein Verbindungskabel 44 mit der Einheit 31 und der darin befindlichen Steuereinheit 10 verbunden ist. über die Sende- und Empfangseinheiten 40 und 43, die beispielsweise jeweils als Spule implementiert sind und zwischen denen drahtlos sowie bidirektional Signale als auch elektrische Leistung übertragen werden können, werden die von der Elektrode 38 aufgenommenen Messsignale 24 an die Steuereinheit 10 weitergeleitet. In der Steuereinheit 10 werden die von der Elektrode 38 gemessenen Potentialdifferenzen verstärkt und nach einer optionalen linearen oder nichtlinearen Verrechnung zur Ansteuerung des in den Ohrstöpsel 30 integrierten Schallgenerators herangezogen.

Ein weitere invasive Variante ist schematisch in Fig. 9 dargestellt. Bei der dort gezeigten Vorrichtung 900 dienen eine oder mehrere epikortikal implantierte Elektroden 45 als Messeinheit. „Epikortikal" bedeutet „auf der Hirnrinde gelegen"; zur Illustration ist in Fig. 9 die Hirnrinde 46, 47 beider Hemispheren schematisch gezeigt. Die Steuereinheit 10 verstärkt die mittels der epikortikal implantierten Elektrode 45 gemessene Potentialdifferenz und verwendet diese nach einer optionalen linearen oder nicht-linearen Verrechnung zur An- Steuerung des Schallgenerators in dem Ohrstöpsel 30.

Die in Fig. 9 gezeigte epikortikale Elektrode 45 kann beispielsweise auch durch eine intrakortikale Elektrode ersetzt werden (nicht dargestellt) .

Die von den verschieden ausgestalteten Messeinheiten 23, d.h. den EEG-Elektroden 34, dem Akzelerometer 37 bzw. den Elektroden 38 oder 45, aufgenommenen Messsignale können, wie weiter unten noch ausführlicher beschrieben wird, zur Feedbacksteuerung genutzt werden und als Ansteuersignale in den Schallge- nerator eingespeist werden. Alternativ kann anhand der Messsignale 24 eine Bedarfssteuerung durchgeführt werden. Bei einer Stimulation, die auf ein Zurücksetzen der neuronalen Phasen von Neuronensubpopulationen abzielt, können bestimmte Parameter des Stimulationsverfahrens, wie z.B. die Stimulati- onsstärke oder die Stimulationsdauer, anhand der Messsignale 24 eingestellt werden. Diese Art der Bedarfssteuerung wird weiter unten im Zusammenhang mit den Fig. 10 bis 12 noch näher erläutert.

Anhand der vier Frequenzen fi bis f 4 soll nachfolgend beispielhaft erläutert werden, wie durch zeitversetztes Zurücksetzen der Phasen der neuronalen Aktivität von Subpopulatio- nen einer krankhaft synchronen und oszillatorischen Neuronen- population eine Desynchronisation der gesamten Neuronenpopu- lation erzielt werden kann. Die vier Frequenzen fi bis f 4 sind lediglich beispielhaft zu verstehen, d.h. es kann eine beliebige andere Zahl von Frequenzen oder Frequenzgemischen zu Stimulationszwecken eingesetzt werden. Die Frequenzen fi bis f 4 sind so ausgewählt worden, dass mit ihnen jeweils be- stimmte Bereiche 17 bis 20 des auditorischen Cortex 13 stimuliert werden. Dies ermöglicht die oben beschriebene Aufspaltung einer krankhaften Neuronenpopulation in Subpopulationen 17 bis 20. Damit die Subpopulationen 17 bis 20 nach der Stimulation unterschiedliche Phasen aufweisen, können die Fre- quenzen fi bis f 4 beispielsweise zeitversetzt appliziert werden .

Ein für die oben beschriebenen Zwecke geeignetes Stimulationsverfahren, das beispielsweise mit einer der Vorrichtungen 100 bis 900 durchgeführt werden kann, ist in Fig. 10 schematisch dargestellt. In Fig. 10 sind in den oberen vier Zeilen untereinander vier Sinusschwingungen mit den Frequenzen f \ , ±2, f 3 bzw. f 4 gegen die Zeit t aufgetragen. Aus den dargestellten Sinusschwingungen wird das akustische Stimulationssignal 15 gebildet. Zur Erzeugung von pulsförmigen Sinusschwingungen sind die vier Sinusschwingungen mit Rechteck- funktionen multipliziert worden. Jeder Sinusschwingungspuls wiederholt sich periodisch mit ^iner Frequenz f st im- Die Frequenz fstim = 1/Tstim kann im Bereich von 1 bis 30 Hz und insbesondere im Bereich von 5 bis ZO Hz liegen, kann aber auch kleinere oder größere Werte annehmen. Derartige Sequenzen von pulsförmigen Sinusschwingung-^n sind, wenn sie als akustische Stimulationssignale 15 appliziert werden, geeignet, die neuronale Phase der jeweils stimulierten krankhaften Neuronen- Subpopulation 17, 18, 19 bzw. 20 zurückzusetzen. Der Phasen- reset ergibt sich dabei nicht notwendigerweise bereits nach einem oder wenigen Pulsen, sondern es können eine gewisse Anzahl der in Fig. 10 gezeigten Sinusschwingungspulse erforderlich sein, um die neuronale Phase der jeweiligen Subpopulati- on 17, 18, 19 bzw. 20 zurückzusetzen.

Die Frequenz f s ti m kann beispielsweise im Bereich der mittleren Frequenz der krankhaft rhythmischen Aktivität des Ziel- Netzwerks liegen. Bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen liegt die mittlere Frequenz typischerweise im Bereich von 1 bis 30 Hz, kann aber auch außerhalb dieses Be- reichs liegen. Beim Tinnitus findet sich z.B. im Frequenzbereich von 1,5 bis 4 Hz übermäßig synchrone neuronale Aktivität. Hierbei ist zu beachten, dass die Frequenz, mit welcher die krankhaften Neuronen synchron feuern, üblicherweise nicht konstant ist, sondern durchaus Variationen aufweisen kann und darüber hinaus bei jedem Patienten individuelle Abweichungen zeigt .

Zur Ermittlung der Frequenz f st i m kann beispielsweise die mittlere Peakfrequenz der krankhaften rhythmischen Aktivität des Patienten bestimmt werden. Diese Peakfrequenz kann dann als Stimulationsfrequenz f st i m verwendet werden oder auch va- riiert werden, beispielsweise in einem Bereich von f st im - 3 Hz bis f st i m + 3 Hz. Alternativ kann aber auch ohne vorherige Messung eine Frequenz fs t i m im Bereich von 1 bis 30 Hz gewählt werden und diese beispielsweise während der Stimulation variiert werden, bis die Frequenz f st i m gefunden wird, mit der sich die besten Stimulationserfolge erzielen lassen. Als weitere Alternative kann für die Stimulationsfrequenz f st im ein für die jeweilige Krankheit bekannter Literaturwert herangezogen werden. Eventuell kann dieser Wert noch variiert werden, bis beispielsweise optimale Stimulationsergebnisse er- zielt werden.

Die Dauer eines Sinusschwingungspulses, d.h. die Zeitspanne, in dem in der vorliegenden Ausgestaltung die Rechteckfunktion den Wert 1 annimmt, kann beispielsweise T st i m /2 betragen. In diesem Fall sind die Zeitspanne, während der die jeweilige

Frequenz zur Stimulation beiträgt, und die nachfolgende Stimulationspause gleich lang. Es ist aber auch möglich andere Stimulationsdauern zu wählen, beispielsweise im Bereich von Ts t im/2 - T s tim/10 bis Ts t i m /2 + T stim /10. Auch andere Stimulati- onsdauern sind möglich, z.B. beträgt die Stimulationsdauer bei den in den Fig. 11 und 12 gezeigten Stimulationen T st i m /4.Die Stimulationsdauern können beispielsweise experimentell bestimmt werden.

Gemäß der in Fig. 10 gezeigten Ausgestaltung erfolgt die Verabreichung der einzelnen Frequenzen £ \ bis f 4 mit einer zeitlichen Verzögerung zwischen den einzelnen Frequenzen I 1 bis f4. Beispielsweise kann der Beginn zeitlich aufeinander folgender und unterschiedliche Frequenzen aufweisender Pulse um eine Zeit τ verschoben sein.

Im Fall von N Frequenzen, die zur Stimulation eingesetzt werden, kann die zeitliche Verzögerung τ zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden Pulsen beispielsweise im Bereich eines N-tels der Periode T st i m = l/f s tim liegen. In dem in Fig. 10 gezeigten Ausführungsbeispiel (N = 4) beträgt die zeitliche Verzögerung τ dementsprechend T stim /4. Von der Vorgabe, dass die zeitliche Verzögerung τ zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden Sinusschwingungspulsen T st i m /N beträgt, kann bis zu einem gewissen Grad abgewichen werden. Beispielsweise kann von dem Wert T s ti m / N für die zeitliche Verzögerung τ um bis zu ±10%, ±20% oder ±30% abgewichen werden. Bei derartigen Abweichung wurden noch Stimulationserfolge erzielt, d.h. es konnte noch ein desynchronisierender Effekt beobachtet werden.

Aus den periodischen Sinusschwingungspulsen mit den Frequenzen fi bis f 4 wird durch Superposition das akustische Stimulationssignal 15 gebildet. Die einzelnen Sinusschwingungspulse können dabei beispielsweise linear oder nicht-linear miteinander kombiniert werden. Dies bedeutet, dass die Sinus- Schwingungen der einzelnen Frequenzen fi bis f 4 nicht notwendigerweise mit den gleichen Amplituden zu dem akustischen Stimulationssignal 15 kombiniert werden müssen. In der untersten Zeile von Fig. 10 ist beispielhaft das Frequenzspektrum des akustischen Stimulationssignals 15 zu vier verschiedenen Zeitpunkten ti, t 2 , t 3 und t 4 dargestellt. Die dort gezeigten Frequenzspektren, insbesondere die Höhe und Form der Fre- quenzpeaks, sind lediglich beispielhaft zu verstehen und können auch völlig unterschiedliche Formen aufweisen. Im Einzelnen lassen sich den dargestellten Frequenzspektren die fol- genden Aussagen entnehmen: Zum Zeitpunkt ti tritt lediglich die Frequenz fi in dem akustischen Stimulationssignal 15 auf. Zum Zeitpunkt t 2 sind dies die Frequenzen f 3 sowie f 4 , zum Zeitpunkt t 3 die Frequenzen f 2 bis f 4 und zum Zeitpunkt t 4 die Frequenzen f 2 sowie f 3 .

Gemäß einer alternativen Ausgestaltung werden statt der Frequenzen fi bis f 4 vier Frequenzgemische mit den Grenzen f. j unten

und f. j oben (j = \ f 2, 3, 4) verwendet. In einem Frequenzgemisch j kann eine beliebige Anzahl von Frequenzen im Bereich von f 3 unten bis f j oben vorliegen.

Gemäß einer weiteren alternativen Ausgestaltung werden anstelle der Rechteckfunktionen andere Funktionen zur Amplitudenmodulation der Sinusschwingungen eingesetzt werden, z.B. Sinushalbwellen, deren Frequenz kleiner als fi bis f 4 ist. Ferner ist es beispielsweise denkbar, dass dreieckförmige Pulse als Modulationsfunktionen eingesetzt werden. Ein solcher Puls kann eine sprungförmigen Onset (von 0 auf 1) aufweisen und danach einen Abfall auf 0, wobei der Abfall beispielsweise durch eine lineare oder exponentielle Funktion gegeben sein kann. Durch die Modulationsfunktion wird letzt- lieh die Form der Einhüllenden der einzelnen Pulse bestimmt.

In Fig. 11 ist die bereits in Fig. 10 gezeigte Stimulation über einen längeren Zeitraum hinweg dargestellt. Die einzelnen Sinusschwingungen mit den Frequenzen fi ' = 1000 Hz, f 2 = 800 Hz, f 3 = 600 Hz und f 4 = 400 Hz sind in Fig. 11 nicht gezeigt, sondern nur die jeweiligen rechteckförmigen Einhüllenden. Ferner ist in Fig. 11 ein beispielsweise von der Messeinheit 23 aufgenommenes Messsignal 24 dargestellt, das die neuronale Aktivität im auditorischen Cortex vor und während der Stimulation wiedergibt. Die Periode T st i m beträgt vorliegend 1/ (3,5 Hz) = 0,29 s.

Die Stimulation wird zum Zeitpunkt t sta r t gestartet. Dem Messsignal 24, das in dem vorliegenden Beispiel bandpassgefiltert worden ist, ist zu entnehmen, dass die Neuronen im auditorischen Cortex vor Beginn der Stimulation eine synchrone und oszillatorische Aktivität aufweisen. Kurz nach Beginn der Stimulation wird die krankhaft synchrone neuronale Aktivität im Zielgebiet bereits unterdrückt.

Von dem in den Fig. 10 und 11 gezeigten streng periodischen Stimulationsmuster kann auf unterschiedliche Art und Weise

abgewichen werden. Beispielsweise braucht die zeitliche Verzögerung τ zwischen zwei aufeinander folgenden Sinusschwingungspulsen nicht notwendigerweise stets gleich groß zu sein. Es kann vorgesehen sein, dass die zeitlichen Abstände zwi- sehen den einzelnen Sinusschwingungspulsen unterschiedlich gewählt werden. Ferner können die Verzögerungszeiten auch während der Behandlung eines Patienten variiert werden. Auch können die Verzögerungszeiten hinsichtlich der physiologischen Signallaufzeiten adjustiert werden.

Des Weiteren können während der Applikation des akustischen Stimulationssignals 15 Pausen vorgesehen werden, während denen keine Stimulation erfolgt. Die Pausen können beliebig lang gewählt werden und insbesondere ein ganzzahliges Vielfa- ches der Periode T st im betragen. Die Pausen können nach einer beliebigen Anzahl von Stimulationen eingehalten werden. Z.B. kann eine Stimulation während N aufeinander folgender Perioden der Länge T st i m durchgeführt werden und anschließend eine Stimulationspause während M Perioden der Länge T s ti m eingehal- ten werden, wobei N und M kleine ganze Zahlen sind, z.B. im Bereich von 1 bis 15. Dieses Schema kann entweder periodisch fortgesetzt werden oder stochastisch und/oder deterministisch, z.B. chaotisch, modifiziert werden.

In Fig. 12 ist eine derartige Stimulation gezeigt. Hier gelten N = 2 und M = I. Ansonsten entspricht die Stimulation der in Fig. 11 gezeigten Stimulation.

Eine weitere Möglichkeit, von dem in Fig. 10 gezeigten streng periodischen Stimulationsmuster abzuweichen, besteht darin, die zeitlichen Abstände zwischen aufeinander folgenden Pulsen einer Frequenz f j oder eines Frequenzgemische mit den Grenzen f. unten und f. ) oben (j = 1, 2, 3, 4) stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch zu variie- ren.

Des Weiteren kann pro Periode T st i m (oder in anderen Zeitschritten) die Reihenfolge, in welcher die beteiligten Frequenzen f j oder Frequenzgemische mit den Grenzen f j unten U nd f j oben appliziert werden, variiert werden. Diese Variation kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stocha- stisch-deterministisch erfolgen.

Ferner kann pro Periode T st i m (oder in einem anderen Zeitintervall) nur eine bestimmte Anzahl der Frequenzen fj oder Frequenzgemische mit den Grenzen f j Unten und f^ oben appliziert werden und die an der Stimulation beteiligten Frequenzen f j oder Frequenzgemische mit den Grenzen f. j unt;en und f j Oben können in jedem Zeitintervall variiert werden. Auch diese Variation kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stocha- stisch-deterministisch erfolgen.

Die vorstehend beschriebenen Stimulationssignale bewirken, dass die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Neu- ronenpopulation an den unterschiedlichen Stimulationsstellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zurückgesetzt wird. Dadurch wird die krankhafte Neuronenpopulation, deren Neuronen zuvor synchron und mit gleicher Frequenz und Phase aktiv waren, in mehrere Subpopulationen aufgespalten, was letztlich zu einer Desynchronisation führt.

Alle vorstehend beschriebenen Stimulationsformen können auch in einem „closed loop"-Modus durchgeführt werden. Das Zurücksetzen der Phasen der einzelnen Subpopulation kann beispielsweise mit einer Bedarfssteuerung verknüpft werden. Z.B. kann ein Schwellwert vorgegeben werden, und bei einem über- bzw.

Unterschreiten der Amplitude des Messsignals 24 über bzw. unter den Schwellwert kann die Stimulation gestartet bzw. unterbrochen werden. Ferner können anhand der Amplitude des Messsignals 24, das beispielsweise während Stimulationspausen aufgenommen werden kann, bestimmte Stimulationsparameter, wie z.B. die Amplitude/Stärke der Stimulationssignale oder die Dauer der Stimulation, eingestellt werden. Darüber hinaus ist

es möglich, anhand der mittleren Frequenz des (evtl. band- passgefilterten) Messsignals 24 die Frequenz f st i m einzustellen oder nachzujustieren.

Außerdem ist es denkbar, dass die Stimulation durch den Patienten gestartet wird, beispielsweise durch eine telemetrische Aktivierung. In diesem Fall kann der Patient die Stimulation für einen vorgegebenen Zeitraum von z.B. 5 Minuten aktivieren oder der Patient kann die Stimulation selbsttätig starten und beenden.

Im Folgenden werden weitere Ausgestaltungen der „closed lo- op"-Stimulation beschrieben, die beispielsweise mittels der in Fig. 4 gezeigten Vorrichtung 400 oder einer der Vorrich- tungen 600 bis 900 durchgeführt werden können. Wie bereits weiter oben beschrieben wurde, kann das von der Messeinheit 23 aufgenommene Messsignale 24 dazu verwendet werden, ein Steuersignal 14 zu generieren, mit dem die Stimulationseinheit 11 angesteuert wird. Dabei kann das Messsignal 24 entwe- der direkt oder gegebenenfalls nach einem oder mehreren Verarbeitungsschritten in das akustische Stimulationssignal 15 umgesetzt werden und von der Stimulationseinheit 11 appliziert werden. Der Verrechnungsmodus kann hierbei so gewählt werden, dass der krankhaften neuronalen Aktivität entgegenge- wirkt wird und das akustische Stimulationssignal 15 mit abnehmender krankhafter neuronaler Aktivität ebenfalls verschwindet oder zumindest deutlich in seiner Stärke reduziert wird.

Bevor das Messsignal 24 in den Steuereingang der Stimulationseinheit 11 eingespeist wird, kann das Messsignal 24 linear oder nicht-linear verarbeitet werden. Beispielsweise kann das Messsignal 24 gefiltert und/oder verstärkt und/oder mit einer Zeitverzögerung beaufschlagt werden und/oder mit einem ande- ren Messsignal 24 gemischt werden. Ferner kann mit dem Messsignal 24 oder dem verarbeiteten Messsignal 24 die Amplitude einer Sinusschwingung mit einer Frequenz im hörbaren Bereich

moduliert werden und die amplitudenmodulierte Sinusschwingung kann danach mittels des Schallgenerators als akustisches Stimulationssignal 15 oder als Teil davon appliziert werden.

Zur Amplitudenmodulation einer Sinusschwingung oder einer anderen oszillierenden Schwingung muss nicht notwendigerweise das komplette Messsignal 24 herangezogen werden. Es kann z.B. vorgesehen sein, dass dazu nur ein Teil des Messsignals 24 oder des verarbeiteten Messsignals 24 verwendet wird, bei- spielsweise der Teil, der oberhalb oder unterhalb eines bestimmten Schwellwerts liegt. Eine derartige Amplitudenmodulation ist in Fig. 13 beispielhaft dargestellt. In dem obersten Graph von Fig. 13 ist das bandpassgefilterte Messsignal 24 gegen die Zeit t aufgetragen, ferner ist der Startzeitpunkt t start der Stimulation angegeben. In dem mittleren Graph ist das aus dem Messsignal 24 gewonnene Modulationssignal 50 dargestellt. Zur Generierung des Modulationssignals 50 ist das Messsignal 24 nicht-linear verarbeitet worden und alle negativen Werte des Messsignals 24 bzw. des verarbeiteten Mess- Signals 24 sind auf Null gesetzt worden. Ferner ist das Modulationssignal 50 gegenüber dem Messsignal 24 zeitverzögert worden. Anschließend ist das so gewonnene Halbwellensignal 50 mit einer Sinusschwingungen der Frequenz fi = 1000 Hz multipliziert worden. Das Modulationssignal 50 stellt die Einhül- lende der Sinusschwingung dar, wie im untersten Graph von

Fig. 13 für einen kleinen Zeitausschnitt gezeigt ist. Die so gewonnene amplitudenmodulierte Sinusschwingung ist anschließend in die Stimulationseinheit 11 rückgekoppelt worden, um von dem Schallgenerator in das akustische Stimulationssignal 15 umgesetzt zu werden.

Anstelle einer Sinusschwingung mit einer einzigen Frequenz kann das Modulationssignal 50 auch mit einem beliebigen Gemisch von Sinusschwingungen (oder anderen Schwingungen) im hörbaren Frequenzbereich multipliziert werden, je nachdem, an welchen Stellen des auditorischen Cortex die Desynchronisati- on erfolgen soll.

Am Verlauf des in Fig. 13 dargestellten Messsignals 24 lässt sich ablesen, dass die akustische nicht-lineare zeitverzögerte Halbwellenstimulation zu einer robusten Unterdrückung der krankhaft synchronen neuronalen Aktivität führt. Der Wirkmechanismus dieser Stimulation unterscheidet sich jedoch von der Wirkungsweise des z.B. in Fig. 10 gezeigten Stimulationsverfahrens. Bei der in Fig. 13 dargestellten Stimulation wird nicht die Phase der neuronalen Aktivität in den jeweiligen stimulierten Subpopulationen zurückgesetzt, sondern die Synchronisation in der krankhaft aktiven Neuronenpopulation wird unterdrückt, indem der Sättigungsprozess der Synchronisation beeinflusst wird.

Im Folgenden wird anhand eines Beispiels erläutert, wie ein von der Messeinheit 20 gewonnenes Messsignal 24 einer nichtlinearen Prozessierung unterworfen werden kann, bevor es als Ansteuerungssignal der Stimulationseinheit 11 verwendet wird.

Ausgangspunkt ist eine Gleichung für das Ansteuerungssignal S(t) :

S(t) = K • " Z 2 (t) • T(t - τ) (1)

In Gleichung (1) sind K ein Verstärkungsfaktor, der geeignet gewählt werden kann, und " z(t) eine mittlere Zustandsvariable des Messsignals 24. z(t) ist eine komplexe Variable und kann folgendermaßen dargestellt werden:

" Z(t) = X(t) + iY(t), (2)

wobei X(t) z.B. dem neurologischen Messsignal 24 entsprechen kann. Da die betrachteten Frequenzen im Bereich von 10 Hz = 1/lOOms = 1/T α liegen, kann der Imaginärteil Y(t) durch X(t - τ α ) angenähert werden, wobei beispielsweise τ α = T α /4 gilt. Damit ergibt sich:

S(t) = K • [x(t) + ix(t - τ β )f • [X(t - τ) - ix(t - τ - τj] ( 3)

Gleichung (3) kann folgendermaßen umgeformt werden:

5 S(t) = K • [x(t) 2 • X(t - τ) + i2X(t) • X(t - τ α ) • x(t - τ) - x(t - τ α ) • x(t - τ) - ix(t - τ - τj X(t) 2 + 2x(t) X(t - τ α ) x(t - τ - τj + ix(t - τ - τ α ) X(t - τ α )] (4)

Als Ansteuerungssignal für die Stimulationseinheit 11 wird 10 der Realteil aus Gleichung (4) verwendet:

real[s(t)] = K • [x(t) 2 • x(t - τ) - x(t - τj ■ x(t - τ) + 2x(t) • x(t - τ α ) • x(t - τ - τ α )]

(5)

15 Mit dem rückgekoppelten und eventuell weiterverarbeiteten

Messsignal 24 kann der auditorische Cortex ferner gezielt an verschiedenen Stellen stimuliert werden. Im Falle von den oben beschriebenen vier verschiedenen Frequenzen fi bis f 4 wird das eventuell weiterverarbeitete Messsignal 24 mit einer

20 entsprechenden Zeitverzögerung beaufschlagt und mit den Frequenzen fi bis f 4 multipliziert. Sofern die Stimulation weniger fokal sein soll, sondern ausgedehnter erfolgen soll, werden statt der reinen Sinusschwingungen der Frequenzen fi bis f 4 vier verschiedene Frequenzgemische mit den Grenzen f. unten

25 und f D oben (j = l, 2, 3, 4) verwendet.

In Fig. 14 ist eine derartige Stimulation beispielhaft dargestellt. Aus dem bandpassgefilterten Messsignal 24 sind hier durch lineare Verarbeitungsschritte die Modulationssignale

30 51, 52, 53 und 54 gewonnen worden, mit denen Amplitudenmodulationen der Frequenzen fi bis f 4 durchgeführt worden sind. Durch Superposition der modulierten Sinusschwingungen ist das Steuersignal 14 erzeugt worden, welches von dem Schallgenerator 11 in das akustische Stimulationssignal 15 umgesetzt wor-

35 den ist.

Im Folgenden wird anhand der Fig. 15A und 15B beispielhaft erläutert, wie aus dem Messsignal 24 die Modulationssignale 51 bis 54 gewonnen werden können. Dazu wird zunächst eine Verzögerungszeit τ festgelegt, die in dem vorliegenden Bei- spiel zu τ = T st i m /2 gesetzt worden ist (andere Werte wie z.B. x = T st i m oder x = 3T st i m /2 sind ebenfalls möglich) . Die Frequenz f st i m = 1 /T st i m kann beispielsweise im Bereich der mittleren Frequenz des Messsignals 24 liegen, z.B. im Bereich von 1 bis 30 Hz, insbesondere im Bereich von 5 bis 20 Hz. Anhand der Verzögerungszeit x können für jedes der Modulationssignale 51 bis 54 bestimmte Verzögerungszeiten Xi, X 2 , X 3 und X 4 errechnet werden, beispielsweise anhand folgender Gleichung:

Xj = x ■ λl ~ 2 • O ~ V mit j = i, 2, 3, 4 (6)

8

Die Modulationssignale 51 bis 54 können beispielsweise aus dem Messsignal 24 gewonnen werden, indem das Messsignal 24 jeweils um die Verzögerungszeiten Xi, X 2 , X 3 bzw. X 4 verzögert wird:

S^t) = K • z(t - X j ) (7)

In Gleichung (7) stehen S 1 (t) , S 2 (t), S 3 (t) und S 4 (t) für die Modulationssignale 51 bis 54 und Z(t) für das Messsignal 24. K ist ein Verstärkungsfaktor, der geeignet gewählt werden kann. Ferner können alle negativen Werte (oder alle Werte ober- oder unterhalb eines bestimmten Schwellwerts) der Modulationssignale Si (t) bis S 4 (t) auf Null gesetzt werden.

Gemäß einer in den Fig. 15A und 15B dargestellten Ausgestaltung werden die Modulationssignale Si (t) bis S 4 (t) nur aus den Verzögerungszeiten Xi und X 2 errechnet, wobei die Modulationssignale Si (t) und S 2 (t) bzw. S 3 (t) und S 4 (t) jeweils unterschiedliche Polaritäten aufweisen:

S 1 (t) = K • Z(t - X 1 ) (8)

S 2 (t) = -K • Z(t - X 1 ) ( 9 )

S 3 (t) = K • Z(t - τ 2 ) ( 10)

S 4 (t) = -K • Z(t - τ 2 ) ( 11 )

Zur klareren Darstellung sind in den Fig. 15A, und 15B die Modulationssignale Si (t) und S 3 (t) um den Wert 0,5 nach oben und die Modulationssignale S 2 (t) und S,j(t) um den Wert 0,5 nach unten verschoben worden.

Wie in Fig. 15B gezeigt ist, können alle negativen Werte (oder alle Werte ober- oder unterhalb eines bestimmten Schwellwerts) der Modulationssignale Si (t) bis S 4 (t) auf Null gesetzt werden. Die Generierung der in Fig. 14 gezeigten Modulationssignale 51 bis 54 entspricht der in den Fig. 15A und 15B gezeigten Generierung der Modulationssignale Si (t) bis S 4 (t) .