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Patent Searching and Data


Title:
ELEVATOR SYSTEM COMPRISING A PLURALITY OF DIFFERING SUPPORT MEANS
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2021/123310
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to an elevator system (100) comprising at least one cab (102), wherein at least two support means (106, 108) with different physical properties are arranged between the cab (102) and at least one counterweight (104) of the cab (102).

Inventors:
DOLD FLORIAN (CH)
EGGER ANDREAS (CH)
JUNIG MARCUS (CH)
MEIERHANS DANIEL (CH)
MÜLLER PHILIPP (CH)
STEINER ADRIAN (CH)
ZAPF VOLKER (CH)
Application Number:
PCT/EP2020/087226
Publication Date:
June 24, 2021
Filing Date:
December 18, 2020
Export Citation:
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Assignee:
INVENTIO AG (CH)
International Classes:
B66B7/06; B66B11/00
Foreign References:
US1132769A1915-03-23
EP1325881A12003-07-09
EP3099854B12019-08-07
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Claims:
Patentansprüche

1. Aufzuganlage (100) mit zumindest einer Kabine (102), wobei zwischen der Kabine (102) und zumindest einem Gegengewicht (104) der Kabine (102) zumindest zwei Tragmittel (106, 108) mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften angeordnet sind, wobei die Aufzuganlage (100) mit zwei Gegengewichten (104, 110) ausgeführt ist, wobei eines der Tragmittel (106) mit dem einen Gegengewicht (110) verbunden ist und das andere Tragmittel (108) mit dem anderen Gegengewicht (104) verbunden ist, wobei die Tragmittel (106, 108) hinsichtlich einer in der Aufzuganlage maximal zu tragenden Lasttragfahigkeit redundant ausgeführt sind.

2. Aufzuganlage (100) nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei eines der Tragmittel (106) eine grössere Sicherheitsreserve aufweist als das andere Tragmittel (108).

3. Aufzuganlage (100) nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die Tragmittel (106, 108) Bestandteil unterschiedlicher Tragmittelanordnungen (112, 114) sind, wobei eine der Tragmittelanordnungen (112) eine grössere Anzahl an Tragmitteln (106) aufweist als die andere Tragmittelanordnung (114).

4. Aufzuganlage (100) nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei eines der Tragmittel (106) grössere Abmessungen aufweist als das andere Tragmittel (108).

5. Aufzuganlage (100) nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die Tragmittel (106, 108) unterschiedliche Schwingungseigenschaften aufweisen.

6. Aufzuganlage (100) nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die Tragmittel (106, 108) aus unterschiedlichen Materialien beziehungsweise Materialkombinationen bestehen.

7. Aufzuganlage (100) nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die Tragmittel (106, 108) unterschiedlich geformte Querschnittsflächen aufweisen.

8. Aufzuganlage (100) nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die Tragmittel (106, 108) gleiche Dehnungseigenschaften aufweisen.

Description:
Aufzuganlage mit mehreren unterschiedlichen Tragmitteln

Beschreibung

Die vorliegende Erfindung betrifft eine Aufzuganlage.

Eine Kabine einer Aufzuganlage und ihr Gegengewicht sind mit Tragmitteln verbunden. Ein Tragmittel kann hierbei länglich und quer zu seiner Längsrichtung biegbar sein. Beispielsweise kann ein Tragmittel ein Seil, ein Riemen, ein Gurt oder ähnliches sein. Jedes Tragmittel kann über eine Vielzahl von Tragsträngen verfügen. Beispielsweise kann ein seilartiges Tragmittel aus mehreren Tragsträngen in Form von Litzen, meist Stahllitzen, zusammengesetzt sein. Ein riemenartiges Tragmittel kann mehrere Tragstränge aufweisen, die in einem Matrixmaterial aufgenommen sind.

Die Tragmittel können einerseits dazu ausgelegt sein, das Gewicht der Kabine und des Gegengewichts zu halten. Andererseits können die Tragmittel durch Traktion mit einer von einer Antriebsmaschine angetriebenen Treibscheibe verlagert werden, um die Kabine und das Gegengewicht entlang von Verfahrwegen verlagern zu können. Die Tragmittel können daher auch als Trag-Traktions-Mittel bezeichnet werden.

Die Tragmittel können alle gleichartig sein und gleiche physikalische Eigenschaften aufweisen. Durch gleiche Tragmittel können Kosten der Aufzuganlage optimiert werden, da eine einfache Materialbeschaffung und Lagerhaltung möglich ist. Weiterhin weisen gleiche Tragmittel im Wesentlichen identische Lebensdauern auf, wodurch eine erforderliche Wartung beziehungsweise ein Austausch der Tragmittel einfach geplant werden kann.

Die EP 3 099 854 Bl beschreibt einen Seilverbund.

Es kann unter anderem ein Bedarf an einer verbesserten Aufzuganlage bestehen. Einem solchen Bedarf kann durch eine Aufzuganlage mit zumindest einer Kabine gemäss dem unabhängigen Anspruch entsprochen werden. Vorteilhafte Ausfiührungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen definiert.

Gemäss einem Aspekt der Erfindung wird eine Aufzuganlage mit zumindest einer Kabine vorgeschlagen, wobei zwischen der Kabine und zumindest einem Gegengewicht der Kabine zumindest zwei Tragmittel mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften angeordnet sind.

Mögliche Merkmale und Vorteile von Ausführungsformen der Erfindung können unter anderem und ohne die Erfindung einzuschränken als auf nachfolgend beschriebenen Ideen und Erkenntnissen beruhend angesehen werden.

Eine Aufzuganlage kann eine Personentransportanlage zum Transportieren von Personen sein. In einem vertikalen Aufzugschacht eines Gebäudes kann ein Schienensystem der Aufzuganlage angeordnet sein. Zumindest eine Kabine der Aufzuganlage und pro Kabine zumindest ein Gegengewicht können durch das Schienensystem in vertikaler Richtung beweglich geführt sein. Im Wesentlichen parallel zu dem Schienensystem können Tragmittel der Aufzuganlage verlaufen. Die Tragmittel können an einem oberen Ende des Schienensystems um 180° umgelenkt werden. Die Tragmittel sind dazu ausgebildet, ein Gewicht der Kabine und des Gegengewichts auf das Schienensystem beziehungsweise das Gebäude zu übertragen. Die Tragmittel können auch an der Kabine und/oder dem Gegengewicht umgelenkt werden.

Ein Tragmittel kann ein Seil oder ein Riemen beziehungsweise Gurt sein. Ein Seil kann aus mehreren Litzen geschlagen sein. Eine Litze kann aus einer Vielzahl von Filamenten und/oder Drähten bestehen. Die Litzen können in einer zum Seil entgegengesetzten Schlagrichtung geschlagen sein. Ein Riemen kann mehrere nebeneinander eingebettete Litzen beziehungsweise Cords aufweisen. Die Litzen beziehungsweise Cords können in ein Matrixmaterial des Riemens eingebettet sein. Der Riemen beziehungsweise Gurt kann als Glattriemen ausgeführt sein. Der Riemen beziehungsweise Gurt kann alternativ als an einer Oberfläche profilierter Riemen, beispielsweise als Keilrippenriemen, ausgeführt sein. Die Litzen beziehungsweise Cords können die auf das Tragmittel wirkende Last entlang einer Längsrichtung des Tragmittels übertragen.

Eine physikalische Eigenschaft eines Tragmittels kann verschiedene Eigenschaften und/oder Funktionalitäten des Tragmittels wiedergeben bzw. beeinflussen. Beispielsweise kann eine solche physikalische Eigenschaft ein Schwingungsverhalten des einzelnen Tragmittels beeinflussen. Die physikalische Eigenschaft kann auch eine Tragfähigkeit des einzelnen Tragmittels beeinflussen. Die physikalische Eigenschaft kann einen Bruchmechanismus beziehungsweise einen Versagensmechanismus des einzelnen Tragmittels beeinflussen. Die physikalische Eigenschaft kann auch ein Dehnverhalten, ein Biegeverhalten, ein Gewicht, eine Materialzusammensetzung, eine Oberflächenstruktur oder andere Eigenschaften des Tragmittels repräsentieren bzw. beeinflussen. In einem weit ausgelegten Sinne kann eine physikalische Eigenschaft eines Tragmittels auch dessen chemische Reaktionsfähigkeiten oder andere chemische Eigenschaften wiedergeben bzw. beeinflussen. Die physikalischen Eigenschaften können sich bei den verschiedenen Tragmitteln signifikant, d.h. beispielsweise um mehr als 10%, vorzugsweise mehr als 20%, mehr als 50% oder sogar mehr als 100%, relativ zu einander unterscheiden.

Die Tragmittel können hinsichtlich einer in der Aufzuganlage maximal zu tragenden Lasttragfähigkeit redundant ausgeführt sein. Eines der Tragmittel kann allein eine Lasttragfähigkeit bzw. Tragkraft aufweisen, die ausreicht, um die Kabine und das Gegengewicht ohne das andere Tragmittel sicher zu verbinden und deren im Normalbetrieb der Aufzuganlage auftretende Lasten zu halten. Falls eines der Tragmittel versagt, kann eine Beschädigung des anderen Tragmittels verhindert werden, indem die Tragmittel beispielsweise mechanisch unabhängig voneinander angeordnet sind. Die Tragmittel können beispielsweise separat an der Kabine befestigt sein. Die Tragmittel können auch je eine separate Führung beziehungsweise Umlenkung aufweisen. Die Tragmittel können separat am Gegengewicht befestigt sein.

Eines der Tragmittel kann eine grössere Sicherheitsreserve aufweisen als das andere Tragmittel. Eine Sicherheitsreserve, wie sie von Tragmitteln in einer Aufzuganlage mindestens vorzuhalten ist, kann durch Sicherheitsstandards oder Regularien wie beispielsweise die Europäische Norm EN81 vorgegeben sein. Eine Sicherheitsreserve kann durch einen Sicherheitsfaktor repräsentiert sein. Der Sicherheitsfaktor kann ausdrücken, wie stark das Tragmittel bezogen auf eine erwartete Last überdimensioniert ist. Eines der Tragmittel kann einen grösseren Sicherheitsfaktor aufweisen als das andere Tragmittel. Falls es zu einem Bruch eines der Tragmittel bzw. in einem der Tragmittel kommt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass das Tragmittel mit der kleineren Sicherheitsreserve betroffen ist. Da das andere Tragmittel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht betroffen ist, kann die Kabine sicher angehalten und evakuiert werden. Die Aufzuganlage kann damit sicher ausser Betrieb genommen werden.

Aufgrund der gegebenen Versagenswahrscheinlichkeit kann besonders das Tragmittel mit der kleineren Sicherheitsreserve auf Schäden überwacht werden. Durch die vorgegebene Schadenswahrscheinlichkeit kann die Aufzuganlage zielgerichtet überwacht werden.

Die Aufzuganlage kann zwei Gegengewichte aufweisen. Eines der Tragmittel kann mit dem einen Gegengewicht verbunden sein. Das andere Tragmittel kann mit dem anderen Gegengewicht verbunden sein. Durch doppelte Ausführung der Gegengewichte können die Tragmittel räumlich voneinander getrennt angeordnet sein. Das eine Gegengewicht kann auf einer ersten Seite der Kabine angeordnet sein. Das andere Gegengewicht kann auf der anderen Seite der Kabine angeordnet sein. Jedes der Gegengewichte kann mit wenigstens je einem Tragmittel auf das Dach der Kabine verbunden sein. Die Tragmittel verlaufen so im Wesentlichen in vertikaler Richtung innerhalb eines Aufzugschachts der Aufzuganlage. Die Tragmittel verlaufen innerhalb des Aufzugschachts im Wesentlichen parallel zu einem Schienensystem zum Führen der Kabine und des Gegengewichts in der vertikalen Richtung. Im Betrieb bewegen sich die Gegengewichte so in entgegengesetzter Richtung zur Kabine. Eventuell kann jedes der Gegengewichte jeweils mit wenigstens zwei Tragmitteln gehalten sein, wobei die Tragmittel unterschiedliche physikalische Eigenschaften aufweisen können.

Die Tragmittel können Bestandteil unterschiedlicher Tragmittelanordnungen sein. Eine der Tragmittelanordnungen kann eine grössere Anzahl an Tragmitteln aufweisen als die andere Tragmittelanordnung. Die Tragmittelanordnungen können aus mehreren im Wesentlichen parallelen Tragmitteln zusammengesetzt sein. Bei Tragmitteln in Seilform können die Tragmittelanordnungen aus mehreren Einzelseilen bestehen. Die verschiedenen physikalischen Eigenschaften können durch unterschiedliche Anzahlen an Einzelseilen eingestellt werden. Bei Tragmitteln in Riemenform können die Tragmittelanordnungen unterschiedliche Anzahlen an Riemen aufweisen. Wenn die Tragmittelanordnungen gleiche Sicherheitsfaktoren aufweisen, kann die eine Tragmittelanordnung eine kleinere Anzahl Tragmittel mit je einer grösseren Einzeltragkraft aufweisen, während die andere Tragmittelanordnung eine grössere Anzahl Tragmittel mit je einer kleineren Einzeltragkraft aufweisen kann.

Eines der Tragmittel kann grössere Abmessungen aufweisen als das andere Tragmittel. Seile können unterschiedliche Seildurchmesser aufweisen. Riemen können unterschiedliche Riemenbreiten und/oder Riemendicken aufweisen. Durch unterschiedliche Abmessungen können die Tragmittel unterschiedliche maximale Traglasten aufweisen. Durch unterschiedliche Abmessungen können die Tragmittel unterschiedliche Versagensmechanismen aufweisen. Durch unterschiedliche Versagensmechanismen kann ein gleichzeitiges Versagen beider Tragmittel sehr unwahrscheinlich sein.

Die Tragmittel können unterschiedliche Schwingungseigenschaften aufweisen. Die unterschiedlichen Schwingungseigenschaften können durch unterschiedliche innere Strukturen erreicht werden. Durch die unterschiedlichen inneren Strukturen können die Tragmittel unterschiedliche Resonanzfrequenzen aufweisen. Durch die unterschiedlichen inneren Strukturen können die Tragmittel unterschiedliche Versagensmechanismen aufweisen.

Beispielsweise können die Tragmittel bei gleicher Traglast eine unterschiedliche Anzahl Litzen aufweisen. Die Litzen können eine unterschiedliche Steifigkeit aufweisen. Ferner können sich die Litzen hinsichtlich ihres Materials, ihrer Dicke und/oder anderer physikalischer Eigenschaften unterscheiden. Dadurch kann die Resonanzfrequenz des einen Tragmittels höher sein als die Resonanzfrequenz des anderen Tragmittels.

Seile können eine unterschiedliche Schlagrichtung aufweisen. Durch unterschiedliche Schlagrichtungen kann eine Anregung in unterschiedlichen Anregungsebenen erfolgen. Dadurch können sich Schwingungen gegenseitig tilgen. Insbesondere können Seile eine unterschiedliche Schlaglänge aufweisen. Eine unterschiedliche Schlaglänge führt beispielsweise bei gleicher Abrollgeschwindigkeit zu unterschiedlichen Anregungsfrequenzen durch Berührungspunkte zwischen dem Seil und der Rolle, da die Berührungspunkte aufgrund der verschiedenen Schlaglängen unterschiedliche Abstände aufweisen. Die unterschiedlichen Anregungsfrequenzen können durch Schwingungstilgung zu einem ruhigen Lauf der Kabine beziehungsweise einer geringen Geräuschbelastung in der Kabine führen. Die Kabine kann so mit hohen Geschwindigkeiten bewegt werden.

Seile können ebenso unterschiedliche Kerne aufweisen. Ein Seil mit einem Faserkem beziehungsweise einer Seele aus Kunstfasern kann eine geringere Dichte aufweisen als ein Seil mit einem konventionellen Metallkem beziehungsweise einer Metallseele. Dadurch kann die Resonanzfrequenz des einen Seils höher sein als die Resonanzfrequenz des anderen Seils. Die unterschiedlichen Resonanzfrequenzen können ein Aufschaukeln zu einer gemeinsamen resonanten Schwingung verhindern.

Die Tragmittel können aus unterschiedlichen Materialien beziehungsweise Materialkombinationen bestehen. Unterschiedliche Materialien beziehungsweise Materialkombinationen können zu unterschiedlichen chemischen Versagensmechanismen führen.

Beispielsweise kann ein Material beziehungsweise eine Materialkombination durch eine unerwartet auftretende Substanz geschädigt werden, während das andere Material beziehungsweise die andere Materialkombination von der Substanz nicht angegriffen wird. Durch unterschiedliche chemische Versagensmechanismen kann eine Sicherheit der Aufzuganlage verbessert werden. Ebenso können die unterschiedlichen Materialien beziehungsweise unterschiedlichen Materialkombinationen zu einem unterschiedlichen Schwingungsverhalten der Tragmittel führen. Die unterschiedlichen Materialien beziehungsweise Materialkombinationen können eine Dichte und/oder ein Biegeverhalten der Tragmittel beeinflussen und damit zu unterschiedlichen Resonanzfrequenzen führen. Ein Tragmittel kann beispielsweise Litzen oder Cords aus einem Metallmaterial aufweisen, während das andere Tragmittel Litzen oder Cords aus einem anderen Metallmaterial oder einem Fasermaterial, wie Kunststoff, Glas, Kevlar oder Carbon, aufweist.

Die Tragmittel können unterschiedlich geformte Querschnittsflächen aufweisen bzw. als unterschiedliche Tragmitteltypen ausgestaltet sein. Das eine Tragmittel kann beispielsweise zumindest einen Riemen aufweisen. Das andere Tragmittel kann zumindest ein Seil aufweisen. Riemen und Seil weisen grundlegend verschiedene Versagensmechanismen auf. Dadurch kann sichergestellt werden, dass nie beide Tragmittel gleichzeitig versagen.

Die Tragmittel können im Wesentlichen gleiche Dehnungseigenschaften aufweisen. Trotz unterschiedlichen physikalischen und/oder chemischen Eigenschaften können die Tragmittel so aufeinander abgestimmt sein, dass sie bei gleicher Belastung eine im Wesentlichen identische Längenzunahme aufweisen. So kann eine Belastung auf die Tragmittel ausglichen sein.

Es wird daraufhingewiesen, dass einige der möglichen Merkmale und Vorteile der Erfindung hierin mit Bezug auf unterschiedliche Ausführungsformen beschrieben sind. Ein Fachmann erkennt, dass die Merkmale in geeigneter Weise kombiniert, angepasst oder ausgetauscht werden können, um zu weiteren Ausführungsformen der Erfindung zu gelangen.

Nachfolgend werden Ausführungsformen der Erfindung unter Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung beschrieben, wobei weder die Zeichnung noch die Beschreibung als die Erfindung einschränkend auszulegen sind.

Fig. 1 zeigt eine Darstellung einer Aufzuganlage gemäss einem Ausführungsbeispiel.

Die Figur ist lediglich schematisch und nicht massstabsgetreu. Gleiche Bezugszeichen bezeichnen gleiche oder gleichwirkende Merkmale.

Fig. 1 zeigt eine stark schematisierte Darstellung einer Aufzuganlage 100 gemäss einem Ausführungsbeispiel. Die Aufzuganlage 100 weist eine Kabine 102 und ein Gegengewicht 104 zu der Kabine 102 auf. Die Kabine 102 und das Gegengewicht 104 sind über ein erstes Tragmittel 106 und zumindest ein zweites Tragmittel 108 miteinander verbunden. Die Tragmittel 106, 108 weisen unterschiedliche physikalische Eigenschaften auf. Bei einer herkömmlichen Aufzuganlage kann eine Kabine an einer Vielzahl von Standard-Stahlseilen aufgehängt sein. Zusammen können die Stahlseile beispielsweise einen Sicherheitsfaktor von 12 aufweisen. Herkömmlicherweise werden dazu Stahlseile mit identischer Stärke und Leistungsfähigkeit verwendet, um die Last und Bremskräfte gleichmässig zu verteilen. Da dabei alle Seile gleich sind, können auch alle Seile gleich gespannt sein und gemeinsam eine Bruchgrenze erreichen.

Bei dem hier vorgestellten Ansatz wird gezielt und konzeptionsmässig eine Asymmetrie in das System eingefügt. Dabei kann beispielsweise der Sicherheitsfaktor auf einer Seite deutlich grösser eingestellt werden als auf der anderen Seite, um sicherzustellen, dass nach einer erwarteten Lebensdauer die schwächere Seite immer vor der stärkeren Seite die Bruchgrenze erreicht.

Die schwächere Seite kann dabei als vorbestimmte Bruchgrenze definiert werden und über einfache Methoden überwacht werden. Beispielsweise kann ein Bruch eines Seils der schwächeren Seite durch einen Schlappseilkontakt erkannt werden. Beim Erkennen des Seilbruchs kann eine Bremse der Kabine aktiviert werden und die Aufzuganlage kann gestoppt und deaktiviert werden.

Da die zweite Seite viel stärker als die schwache Seite ausgelegt ist, kann ausgeschlossen werden, dass der Bruch der schwachen Seite auch zu einem Bruch der starken Seite führt. Die Aufzuganlage kann also sicher evakuiert und bis zu einer Reparatur ausser Betrieb genommen werden.

Falls die starke Seite nach dem Bruch der schwachen Seite während des Stillstands der Aufzuganlage auch brechen sollte, ist zumindest sichergestellt, dass die Kabine leer ist.

Die Seile können alternativ oder ergänzend unterschiedliche Versagensmechanismen aufweisen, die nicht gleichzeitig eintreten können. Dabei kann eine Seite brechen, die Aufzuganlage aber unter Verwendung der zweiten Seite sicher in eine sichere Lage bewegt werden.

Ein weiterer Grund zur Anwendung von Ausführungsformen des hier vorgestellten Ansatzes ist, dass durch den Einsatz von Stahlseilen als Tragmittel durch die Seilschlaglänge typischerweise Anregungsfrequenzen entstehen. Treffen diese auf in Resonanz dazu schwingfähige Systeme der Aufzuganlage, kommt es zu einer gemeinsamen Anregung und zu Akustikbelästigungen und/oder Vibrationsbelästigungen der Aufzugnutzer. Durch Tragmittel, insbesondere Seile, mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften kann dem entgegengewirkt werden. Beispielsweise können Seile mit unterschiedlich vielen Litzen verwendet werden, um eine gemeinsame Anregungsfrequenz zu vermeiden. Die Seildehnungsmodule und Durchmesser beider Seiltypen können dabei vorteilhafterweise identisch gewählt werden.

Die Tragmittel 106, 108 verlaufen im Wesentlichen in vertikaler Richtung innerhalb eines Aufzugschachts der Aufzuganlage 100. Die Tragmittel 106, 108 verlaufen innerhalb des Aufzugschachts im Wesentlichen parallel zu einem Schienensystem zum Führen der Kabine 104 und des Gegengewichts 104 in der vertikalen Richtung. An einem oberen Ende des Aufzugschachts werden die Tragmittel 106, 108 um 180° umgelenkt, um die Kabine 102 und das Gegengewicht 104 miteinander zu verbinden. Damit werden die Kabine 102 und das Gegengewicht 104 von den Tragmitteln 106, 108 jeweils in entgegengesetzte Richtungen bewegt.

Die Tragmittel 106, 108 sind hinsichtlich ihrer Traglastfähigkeit redundant. Jedes Tragmittel 106, 108 allein ist dazu ausgelegt, ein Gewicht der Kabine 102 mit Passagieren und ein Gewicht des Gegengewichts 104 mit einer Sicherheitsreserve zu tragen. Sollte das erste Tragmittel 106 beschädigt werden, kann das zweite Tragmittel 108 die Kabine 102 und das Gegengewicht 104 sicher tragen und bewegen. Die Tragmittel 106, 108 sind dabei über separate Führungsrollen geführt. Die Tragmittel 106, 108 können jedoch auch über gemeinsame Führungsrollen geführt werden, um eine synchrone Bewegung der Tragmittel 106, 108 sicherzustellen.

In einem Ausführungsbeispiel weist das erste Tragmittel 106 eine grössere Sicherheitsreserve auf als das zweite Tragmittel 108. Beispielsweise weist das erste Tragmittel 106 einen Sicherheitsfaktor von acht auf, während das zweite Tragmittel 108 einen Sicherheitsfaktor von vier aufweist. Der Sicherheitsfaktor drückt dabei aus, um wievielmal das jeweilige Tragmittel 106, 108 bezogen auf eine zulässige Höchstlast der Aufzuganlage 100 überdimensioniert ist. Zusammen weisen die Tragmittel 106, 108 einen Sicherheitsfaktor von 12 auf. Aufgrund der unterschiedlichen Sicherheitsfaktoren ist es extrem unwahrscheinlich, dass das erste Tragmittel 106 versagt. Das zweite Tragmittel 108 weist aufgrund des deutlich geringeren Sicherheitsfaktors von vier demgegenüber eine wesentlich höhere Versagenswahrscheinlichkeit auf. Falls also eines der Tragmittel 106, 108 versagen sollte, wird es mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit das zweite Tragmittel 108 sein. Bei dem hier gezeigten Ausführungsbeispiel kann insbesondere das zweite Tragmittel 108 überwacht werden.

In einem Ausführungsbeispiel weist die Aufzuganlage 100 ein zweites Gegengewicht 110 auf. Das zweite Gegengewicht 110 ist hier mit dem ersten Tragmittel 106 verbunden.

In einem Ausführungsbeispiel ist das erste Tragmittel 106 Teil einer ersten Tragmittelanordnung 112. Die erste Tragmittelanordnung 112 weist sechs Tragmittel 106 auf. Das zweite Tragmittel 108 ist Teil einer zweiten Tragmittelanordnung 114. Die zweite Tragmittelanordnung 114 weist vier Tragmittel 108 auf. Die Tragmittel 106 der ersten Tragmittelanordnung 112 laufen alle über gemeinsame Führungsrollen. Ebenso laufen die Tragmittel 108 der zweiten Tragmittelanordnung 114 zusammen über gemeinsame Führungsrollen. Die Tragmittelanordnungen 112, 114 können trotz unterschiedlicher Anzahl von Tragmitteln 106, 108 die gleiche Tragfähigkeit aufweisen.

In einem Ausführungsbeispiel weist das erste Tragmittel 106 eine grössere Querschnittsfläche auf als das zweite Tragmittel 108. Wenn die Tragmittel 106, 108 Seile sind, weisen die Tragmittel 106, 08 unterschiedliche Seildurchmesser auf. Wenn die Tragmittel 106, 108 Riemen sind, weisen die Tragmittel 106, 108 unterschiedliche Riemenbreiten auf. Durch die unterschiedlichen Abmessungen können die Tragmittel 106, 108 sowohl unterschiedliche Sicherheitsfaktoren aufweisen, als auch unterschiedliche Schwingungseigenschaften aufweisen. Beispielsweise kann das erste Tragmittel 106 mit der grösseren Querschnittsfläche eine niedrigere Eigenfrequenz aufweisen als das zweite Tragmittel 108 mit der kleineren Querschnittsfläche.

Weiterhin können die Tragmittel 106, 108 aufgrund der unterschiedlichen Querschnittsfläche unterschiedliche Versagensmechanismen aufweisen. Beispielsweise kann das zweite Tragmittel 108 aufgrund der geringeren Querschnittsfläche biegsamer sein als das erste Tragmittel 106 mit der grösseren Querschnittsfläche. Durch die grössere Biegsamkeit kann das zweite Tragmittel 108 weniger anfällig für Ermüdungsbrüche sein. In einem Ausführungsbeispiel sind beide Tragmittel 106, 108 Seile. Das erste Tragmittel 106 weist eine erste innere Struktur auf. Das zweite Tragmittel 108 weist eine zweite innere Struktur auf. Die innere Struktur kann Schwingungseigenschaften der Tragmittel 106, 108 beeinflussen. Beispielsweise weist das erste Tragmittel 106 als innere Struktur des Seils neun Litzen auf, während das zweite Tragmittel als innere Struktur acht Litzen aufweist. Dabei weisen beide Tragmittel gleiche Seildurchmesser und Dehnungseigenschaften auf.

Alternativ oder ergänzend kann das erste Tragmittel 106 eine kürzere Schlaglänge aufweisen, als das zweite Tragmittel 108. Die Schlaglänge bezeichnet dabei eine Seillänge, in der eine Litze einmal vollständig um das Seil bzw. helixartig um den Seilumfang geschlagen ist. Durch die unterschiedliche Schlaglänge ergeben sich unterschiedlich voneinander beabstandete Berührungspunkte mit den Führungsrollen. Die unterschiedlichen Abstände zwischen den Berührungspunkten führen bei gleicher Bewegungsgeschwindigkeit zu unterschiedlichen Anregungsfrequenzen der Tragmittel 106, 108. Die resultierenden Schwingungen werden durch die Tragmittel 106, 108 auf die Kabine 102 übertragen, wo sie sich aufgrund der unterschiedlichen Anregungsfrequenzen durch destruktive Interferenz abschwächen und sogar gegenseitig auslöschen können.

In einem Ausführungsbeispiel weisen die Tragmittel 106, 108 unterschiedliche Materialien beziehungsweise Materialkombinationen auf. Beispielsweise kann eine Seele des ersten Tragmittels 106 aus einem Kunstfasermaterial bestehen und dadurch eine geringere Dichte aufweisen als eine Seele des zweiten Tragmittels 108 aus einem Metallmaterial.

Das erste Tragmittel 106 kann auch Litzen aus einem leichteren Material als die Litzen des zweiten Tragmittels 108 aufweisen. Durch die unterschiedliche Dichte weisen die Tragmittel 106, 108 unterschiedliche Metergewichte und somit unterschiedliche Schwingungseigenschaften auf. Das leichtere erste Tragmittel 106 kann eine grössere Eigenfrequenz aufweisen als das schwerere zweite Tragmittel 108.

Zusätzlich können die unterschiedlichen Materialien zu unterschiedlichen Korrosionseigenschaften führen. Durch die unterschiedlichen Korrosionseigenschaften kann eines der Tragmittel 106, 108 unempfindlich gegen eine Substanz sein, während das andere Tragmittel 106, 108 von der Substanz angegriffen wird. Die unterschiedlichen Korrosionseigenschaften können zu unterschiedlichen Versagensmechanismen führen.

Abschliessend ist daraufhinzuweisen, dass Begriffe wie „aufweisend“, „umfassend“, etc. keine anderen Elemente oder Schritte ausschliessen und Begriffe wie „eine“ oder „ein“ keine Vielzahl ausschliessen. Ferner sei daraufhingewiesen, dass Merkmale oder Schritte, die mit Verweis auf eines der obigen Ausführungsbeispiele beschrieben worden sind, auch in Kombination mit anderen Merkmalen oder Schritten anderer oben beschriebener Ausführungsbeispiele verwendet werden können. Bezugszeichen in den Ansprüchen sind nicht als Einschränkung anzusehen.