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Title:
HARD MATERIAL LAYER FOR REDUCING HEAT INPUT INTO A COATED SUBSTRATE
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2015/078570
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a coated product, the coating of which comprises a layer of hard material having a defined multi-ply layer structure, thereby significantly minimizing or preventing heat input into the coated substrate resulting from the effect of thermal hot spots.

Inventors:
SOBIECH MATTHIAS LUKAS (DE)
STEIN SEBASTIAN (CH)
SHKLOVER VALERY (CH)
BOETTGER PAUL HEINRICH MICHAEL (CH)
Application Number:
PCT/EP2014/003124
Publication Date:
June 04, 2015
Filing Date:
November 24, 2014
Export Citation:
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Assignee:
OERLIKON SURFACE SOLUTIONS AG TRÜBBACH (CH)
International Classes:
C23C14/06; C23C28/00; C23C28/04
Domestic Patent References:
WO2009079184A22009-06-25
WO2008119173A12008-10-09
WO2013156131A12013-10-24
Foreign References:
EP1186681A12002-03-13
EP0714996A11996-06-05
Other References:
LEMBKE M I ET AL: "Localised oxidation defects in TiAlN/CrN superlattice structured hard coatings grown by cathodic arc/ unbalanced magnetron deposition on various substrate materials", SURFACE AND COATINGS TECHNOLOGY, ELSEVIER, AMSTERDAM, NL, vol. 125, no. 1-3, March 2000 (2000-03-01), pages 263 - 268, XP027328832, ISSN: 0257-8972, [retrieved on 20000301]
D. G. CAHILL, REV. SCI. INST., vol. 75, 2004, pages 5119 - 5122
Attorney, Agent or Firm:
KEMPKENS, Anke (DE)
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Claims:
Ansprüche

1. Hartstoffschicht 2 abgeschieden auf zumindest einem Teil einer Oberfläche eines Substrats 1 , wobei die Hartstoffschicht 2 eine mehrlagige Schicht mit mehrlagiger Schichtstruktur M und Schichtdicke DM umfasst, umfassend A- und B- Schichten alternierend abgeschieden, wobei die A-Lagen eine Wärmeleitfähigkeit KA und eine Einzelschichtdicke DA und die B-Lagen eine Wärmeleitfähigkeit κΒ und eine Einzelschichtdicke DB aufweisen, dadurch gekennzeichnet, dass

- n -2 1 .5, und

- KA ^ 10

- 200 nm > DA 2: 25 nm und 100 nm > DB ^ 25 nm, und

- | DA - DB I ^ 0, 15 DA oder | DA - DB I ^ 0, 15 DB, und

2. Hartstoffschicht gemäß Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass n > 2 und KA ^ 6

3. Hartstoffschicht gemäß zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass 10 pm > DM ^ 0.5 pm, vorzugsweise 5 pm > DM > 1 pm.

4. Hartstoffschicht gemäß zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die A-Schichten und/oder die B-Schichten zumindest ein kubisches Übergangsmetallnitrid umfassen, vorzugsweise aus zumindest einem kubischen Übergangsmetallnitrid bestehen.

5. Hartstoffschicht gemäß zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die A-Schichten und/oder die B-Schichten zumindest ein Metalloxid umfassen, vorzugsweise aus zumindest einem Metalloxid bestehen.

6. Hartstoffschicht gemäß zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die A-Schichten und/oder die B-Schichten sowohl ein Material gemäß Anspruch 4 als auch ein Material gemäß Anspruch 5 umfassen.

7. Hartstoffschicht gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die A-Schichten und/oder die B-Schichten metallische

Schichten sind, die aus einem Metall oder aus mehreren Metallen bestehen.

8. Hartstoffschicht gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Einzelschichtdicke der A-Schichten und B- Schichten .= 100 nm, vorzugsweise < 75 nm ist.

9. Hartstoffschicht gemäß zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, die Einzelschichtdicke der A-Schichten und B- Schichten > 75 nm, vorzugsweise 100 nm ist.

10. Verfahren zur Abscheidung einer Hartstoffschicht gemäß zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 9 unter Verwendung von PVD- und/oder CVD- und/oder PECVD-Beschichtungstechniken.

11. Verfahren zur Abscheidung einer Hartstoffschicht gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest die A-Schichten und/oder die B-Schichten mittels Magnetron Sputtering Techniken abgeschieden werden, vorzugsweise mittels HIPIMS Techniken.

12. Verfahren zur Abscheidung einer Hartstoffschicht gemäß Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest die A-Schichten und/oder die B-Schichten mittels Are Ion Plating Techniken abgeschieden werden.

13. Substrat mit Hartstoffschicht gemäß zumindest einem der vorgehenden Ansprüche 1 bis 9.

14. Substrat beschichtet unter Verwendung eines Verfahrens gemäß zumindest einem der vorgehenden Ansprüche 11 bis 12.

15. Beschichtetes Substrat gemäß zumindest einem der vorgehenden Ansprüche 13 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Substrat ein Bauteil oder ein Werkzeug ist, dessen beschichtete Oberfläche tribologischen Beanspruchungen unterzogen wird, vorzugsweise ist das Substrat ein Zerspanungswerkzeug oder ein Umformungswerkzeug.

Description:
Hartstoffschicht zur Reduzierung eines Wärmeeintrags in das beschichtete Substrat

Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein beschichtetes Produkt, dessen Beschichtung eine Hartstoffschicht mit einer definierten mehrlagigen Schichtstruktur umfasst, so dass hierdurch ein Wärmeeintrag in das beschichtete Substrat infolge der Einwirkung von thermischen Hot Spots signifikant minimiert bzw. vermieden wird.

Stand der Technik

Bei tribologischen Prozessen, wie beispielsweise Umform- und Zerspanungsprozessen, entsteht Reibungswärme an der Grenzfläche zwischen Werkzeug- und Werkstückoberfläche in Folge mechanischer Deformationsenergie. Das Ausmass und die Dauer des Wärmeeintrags bestimmen die Temperaturverteilung in der Schicht und dem darunter liegenden Substrat. Die Werkzeug- und Werkstückoberflächen weisen im mikroskopischen Massstab morphologische Unregelmässigkeiten (sogenannten morphologische Spitzen) auf. Diese„morphologischen Spitzen" stellen beim Zerspanungsprozess die eigentlichen Kontaktflächen dar, an denen in Folge mechanischer Deformation Reibungswärme entsteht. Da der Zerspanungsprozess kontinuierlich abläuft, d.h. die„Spitzen" beider Oberflächen treten zeitlich wie auch räumlich verteilt wahllos miteinander in Kontakt, kann man nun den Wärmeintrag in die Schichtoberfläche als einen an den morphologischen Spitzen lokal isolierten, räumlich wahllos verteilten und sich zeitlich schnell ändernden Prozess darstellen. Vor diesem Hintergrund ist es ersichtlich, dass ein auf den jeweiligen Zerspanungsprozess angepasstes Wärmemanagement in der Schicht zur erheblichen Leistungssteigerung des Gesamtsystems beitragen kann, v.a. bei der Zerspanung von rostfreiem Stahl sowie Ti- und ΝΊ- Basislegierungen.

EP0714996 offenbart ein Verfahren zur Minimierung von Wärmegradienten in einem Gegenstand. Gemäß diesem Verfahren wird einöTvehrzahl von Schichten vom Typ 1 und Typ 2 auf den Gegenstand derart aufgebracht, dass die Wärmegradienten in dem Gegenstand verringert werden, indem die Typ 1 Schichten thermisch weniger

BESTÄTIGUNGSKOPIE leitfähig sind als die Typ 2 Schichten bei irgendeiner speziellen Temperatur, so dass die Wärmeenergie, die sich senkrecht zur Schichtoberfläche durch die Schichten zu dem darunterliegenden Gegenstand ausbreitet, durch die geringere Wärmeleitfähigkeit der Typ 1 Schichten behindert und im Wesentlichen in einer seitlichen (horizontalen) Richtung durch die höhere Wärmeleitfähigkeit der Typ 2 Schichten verteilt wird. Außerdem, empfiehlt EP0714996 die Schichten derart aufzubringen, dass die volumenmäßige Verteilung von einer der beiden Schichten häufiger nahe an der Grenzfläche zum Gegenstand oder häufiger nahe an der Mehrlagenschichtoberfläche ist, als an jeder anderen Stelle innerhalb des Mehrlagenschichtsystems. Eine alternative Empfehlung ist die selektive Variation der Schichtdicken vom Typ 1 und 2, um dadurch die Wärmeleitfähigkeit der Schichten zu verändern. Ferner offenbart EP0714996, dass die Wärmeleitfähigkeiten der Typ 1 Schichten nicht grösser als 2.88 Wm '1o C "1 und die der Typ 2 Schichten nicht geringer als 14,42 Wm "1 o C "1 sein sollen. EP0714996 erwähnt auch, dass eine Beschichtung gemäß diesem Verfahren den Vorteil hat, dass man diese auf komplexe Oberflächengeometrien wie beispielweise Oberflächen mit scharfen Kanten aufbringen kann. Als Beispiel einer Beschichtung gemäß diesem Verfahren wird eine durch EBPVD-abgeschiedene Beschichtung mit Typ 1 Schicht aus Yttriumstabilisiertem Zirkoniumoxid und Typ 2 Schicht aus Nickelaluminid angegeben. EP0714996 lehrt weiter, dass die Reihenfolge der Typ 1 und 2 Schichten nicht alternierend sein muss, sondern für die Anwendung maßgeschneidert sein soll. Darüber hinaus ist es auch bekannt, dass durch die Verwendung von EBPVD- Prozessen Beschichtungsraten in der Größenordnung von 0,1 pm/min bis 100 pm/min üblich sind. Dennoch wird in EP0714996 kein konkreter Hinweis über die Schichtdickengrößenordnung ersichtlich, weder in Bezug auf die Gesamtschichtdicke der Mehrlagenbeschichtung noch in Bezug auf die einzelnen Schichtdicken vom Typ 1 und Typ 2.

Ein Beschichtungskonzept zum Schutz von Zerspanungswerkzeugen, die aufgrund eines durch den tribologischen Kontakt generierten Wärmeeintrags versagen, bezieht sich auf die Abscheidung von Beschichtungen mit einer im Allgemeinen geringen Wärmeleitfähigkeit. In diesem Sinne offenbart WO2013156131 eine Beschichtung zur Minimierung von Kolkverschleiß, umfassend mindestens einen Mehrschichtfilm aus abwechselnd abgeschiedenen A- und B-Nanoschichten mit geringer Wärmeleitfähigkeit und Schichtdicken kleiner 200 nm, vorzugsweise kleiner 100 nm, wobei die A-Nanoschichten im wesentlichen Aluminiumchrombornitrid und die B-Nanoschichten im wesentlichen Aluminiumchromnitrid enthalten und dadurch die Beschichtung eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit, nämlich unter 3,0 Wm "1 K "1 ausweißt.

Es besteht weiterhin ein großer Bedarf ein Beschichtungskonzept zu entwickeln, das einen Wärmeeintrag in das beschichtete Substrat, infolge der Einwirkung von thermischen Hot Spots, effektiv vermeiden kann, aber gleichzeitig für verschiedene tribologische Applikationen anwendbar ist, so dass beispielsweise im Rahmen der Zerspanungs- und Umformungstechnik die Verwendung von vielfältigen Schichtmaterialen zur Erzeugung von beliebigen Eigenschaften in Abhängigkeit von den jeweiligen Applikationen ermöglicht wird.

Aufgabe der vorliegenden Erfindung Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Beschichtungskonzept anzugeben, das in der Lage ist die aktuellen Nachteile des Standes der Technik zu überwinden.

Insbesondere, ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Beschichtungskonzept anzugeben, das die Bereitstellung einer Hartstoffschicht zur Beschichtung von Kontaktflächen von im Einsatz unter tribologischer Beanspruchung stehenden Substraten ermöglicht, wobei aufgrund eines definierten Schichtaufbaus der Hartstoffschicht ein Wärmeeintrag in das Schicht/Substrat-System, unter Einwirkung von thermischen Hot Spots an den Kontaktflächen, signifikant vermindert oder vorzugsweise vermieden wird und gleichzeitig durch die Hartstoffschicht eine verbesserte Performance der tribologisch beanspruchten Substrate erreicht wird.

Es ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Beschichtungskonzept anzugeben, das eine zufriedenstellende Werkzeugleistung bei der Zerspanung von rostfreiem Stahl sowie Ti- und Ni-Basislegierungen bei gleichzeitiger Minimierung des Wärmeeintrags in das Schicht/Substrat-System unter Einwirkung von thermischen Hot Spots ermöglicht. Beschreibung der vorliegenden Erfindung

Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe dadurch gelöst, dass eine Hartstoffschicht gemäß Anspruch 1 bereitgestellt wird. Eine Hartstoffschicht gemäß der vorliegenden Erfindung umfasst eine mehrlagige Schicht mit einer mehrlagigen Schichtstruktur M und Schichtdicke D M , umfassend A- und B-Schichten, die alternierend abgeschieden werden, wobei die A-Lagen eine Wärmeleitfähigkeit κ Α und eine Einzelschichtdicke D A und die B-Lagen eine Wärmeleitfähigkeit KB und eine Einzelschichtdicke D B aufweisen, wobei

- n > 1.5, und

- K a £ 10

- 200 nm > D A > 25 nm und 100 nm > D B > 25 nm, und

- | DA - DB I < 0,15 D A oder | D A - D B | < 0,15 D B , und

- D M > 0.1 [im

Figur 5 zeigt eine Skizze eines beschichteten Substrats gemäß der vorliegenden Erfindung, bei der die Hartstoffschicht 2 auf dem Substrat 1 abgeschieden ist, die Hartstoffschicht 2 umfasst eine mehrlagige Schicht mit Schichtstruktur M und Schichtdicke D M , die aus A und B Schichten besteht. Beispielweise, wie in der Figur 5 gezeigt, ist die mehrlagige Schicht als äußerste Schicht der Hartstoffschicht abgeschieden.

Es kann auch sein, dass die Hartstoffschicht zumindest eine Unterschicht und/oder zumindest eine Haftschicht zwischen der mehrlagigen Schicht M und dem Substrat umfasst. Es kann aber auch sein, dass die Hartstoffschicht 2 eine Deckschicht mit definierten Eigenschaften, wie z.B. eine besondere Farbe und/oder Schmierungseigenschaften umfasst. Vorzugsweise ist n > 2 und κ Α

Vorzugsweise ist die gesamte Schichtdicke D M (der mehrlagigen Schichtstruktur M) nicht grösser als 10 m und nicht kleiner als 0.5 pm, noch vorzugsweiser liegt D M zwischen 1 μιτι und 5 pm.

In einer bevorzugten Ausführungsform einer Hartstoffschicht gemäß der vorliegenden Erfindung, umfassen die A-Schichten und/oder die B-Schichten zumindest ein kubisches Übergangsmetallnitrid. Für gewisse Anwendungen kann es von Vorteil sein, dass die A-Schichten und/oder die B-Schichten aus zumindest einem kubischen Übergangsmetallnitrid bestehen.

In einer bevorzugten Ausführungsform einer Hartstoffschicht gemäß der vorliegenden Erfindung umfassen die A-Schichten und/oder die B-Schichten zumindest ein Metalloxid. Für gewisse Anwendungen kann es von Vorteil sein, dass die A-Schichten und/oder die B-Schichten aus zumindest einem Metalloxid bestehen.

Es kann auch für manche Anwendungen von Vorteil sein, dass die A-Schichten und/oder die B-Schichten sowohl ein kubisches Übergangsmetallnitrid als auch ein Metalloxid umfassen.

In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform einer Hartstoffschicht gemäß der vorliegenden Erfindung sind die A-Schichten und/oder die B-Schichten metallische Schichten, die aus einem Metall oder aus mehreren Metallen bestehen.

Abhängig von der Defektdichte innerhalb der Schichten kann es von Vorteil sein, dass die Einzelschichtdicke der A-Schichten und B-Schichten in der Größenordnung -Ξ 100 nm oder sogar -S 75 nm bleibt. Wenn die Defektdichte eher grösser ist, sollten die Einzelschichtdicken der A- Schichten und B-Schichten auch eher grösser sein, beispielweise in der Größenordnung >: 75 nm oder sogar > 100 nm.

Ein bevorzugtes Verfahren zur Abscheidung einer Hartstoffschicht gemäß der vorliegenden Erfindung umfasst die Verwendung von PVD- und/oder CVD- und/oder PECVD-Beschichtungstechniken.

Zur Abscheidung von A-Schichten und B-Schichten in der Größenordnung < 100 nm oder < 75 nm sollte das Verfahren erfindungsgemäß die Verwendung von Magnetron Sputtering Techniken oder vorzugsweise HIPIMS Techniken umfassen.

Zur Abscheidung von A-Schichten und B-Schichten in der Größenordnung > 75 nm oder sogar 2: 100 nm kann es von Vorteil sein, dass das Verfahren erfindungsgemäß die Verwendung von Are Ion Plating Techniken umfasst.

Gemäß der vorliegenden Erfindung kann diese Hartstoffschicht auf Oberflächen von Substraten aufgebracht werden, die tribologisch beansprucht werden, um einen unerwünschten massiven Wärmeeintrag in das beschichtete Substrat, durch die zwangsläufige Entstehung von thermischen Hot Spots, zu vermindern oder vorzugsweise zu vermeiden und gleichzeitig eine verbesserte Performance der tribologisch beanspruchten Substrate zu erreichen.

Vorzugsweise können erfindungsgemäß Zerspanungswerkzeuge oder Umformungswerkzeuge beschichtet werden, aber auch im Allgemeinen Bauteile, die unter tribologischen Beanspruchungen verwendet werden.

Die Hartstoffschichten gemäß der vorliegenden Erfindung haben anisotrope Eigenschaften in Bezug auf Wärmeleitfähigkeit, um effektiv in der Lage zu sein, die z.B. beim Zerspanen eingebrachte Wärme gleichmäßig zu„verteilen" und sogar an den Span abzugeben und somit die lokalen Temperaturmaxima im Schicht/Substrat- System signifikant zu reduzieren. Im Folgenden wird der positive Einfluss von Hartstoffschichtsystemen mit ausgeprägter, anisotroper Wärmeleitfähigkeit beispielhaft für den Zerspanungsprozess dargestellt:

Hartstoffschichtsysteme mit ausgeprägter, anisotroper Wärmeleitfähigkeit (in-plane Κ| ( grösser wie out-of-plane K_L) haben einen grossen (positiven) Einfluss auf die Temperaturverteilung im Schicht/Substrat-System beim Zerspanungsprozess unter Annahme der oben beschriebenen Hot Spot Kontaktflächensituation. Die anisotrope Wärmeleitfähigkeit in der Schicht erniedrigt die Ausprägung von thermischen Gradienten an der Grenzfläche zwischen Schicht und Substrat und reduziert dadurch erheblich den Wärmeeintrag in das Substrat (Werkzeug) während dem Zerspanungsprozess.

In der Fig. 1 ist die laterale Temperaturverteilung in der Schicht dargestellt unter Annahme eines tribologischen Reibkontakts, links für isotrope und rechts für anisotrope Hartstoffschichten in Bezug auf Wärmeleitfähigkeit.

Eine sehr effektive Möglichkeit um in dünnen Hartstoffschichten anisotrope Wärmeleitfähigkeit zu erzeugen beruht auf dem Prinzip des Mehrlagenschichtsystems, d.h. Abscheidung von unterschiedlichen Hartstoffschichten im regelmässigen Wechsel übereinander. Bedingt durch das „übereinander stapeln" von Hartstoffschichten mit unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit resultiert durch den thermischen Widerstand an den interne Subschichtgrenzfläche eine anisotrope Wärmeleitfähigkeit, die parallel zur Schichtoberfläche grösser ist wie senkrecht zur Schichtoberfläche. Mathematisch kann dieser Zusammenhang wie folgt ausgedrückt werden (Anzahl der Subschichten i mit der jeweiligen Wärmeleitfähigkeit Kj, und dem Volumenanteil fj, in-plane Wärmeleitfähigkeit κ ( | und out-of-plane WärmeleitfähigkeitKj.):

Für ein Mehrlagenschichtsystem bestehend aus 2 unterschiedlichen Hartstoffschichten (mit 2 unterschiedlichen Wärmeleitfähigkeiten κι und IQ) ergibt sich die höchste Anisotropie F = K /KJ . für einen gleichen Volumenanteil von f 1 = f 2 = 0.5 entsprechend (ohne Berücksichtigung des Einflusses vom thermischen Grenzflächenwiderstand und unter Annahme einer „perfekten, atomar glatten" Grenzfläche)

Die allge mmetrie ist wie folgt gegeben:

Unter Berücksichtigung dieser allgemeinen Wärmegleichung für ein Hartstoffschichtsystem mit anisotroper Wärmeleitfähigkeit kann nun folgender, allgemein gültiger Zusammenhang zwischen Anisotropie der Wärmeleitfähigkeit und der Temperaturerniedrigung im Schicht/Substrate-System für den Fall der dargestellten Hot Spot Kontaktflächensituation aufgestellt werden (siehe Fig. 2). Die laterale Ausdehnung des Hot Spot ist doppelt so gross wie die Schichtdicke.

Somit folgt, dass mit zunehmender Anisotropie in Wärmeleitfähigkeit die absolute Schichttemperatur sowie die maximale Ausprägung der Wärmegradienten parallel und senkrecht zur Grenzfläche Schicht/Substrat signifikant erniedrigt werden im Vergleich zu isotropen Schichten gleicher Schichtdicke jedoch ohne Mehrlagenstruktur. Ein Beispiel hierzu stellt das Mehrlagenschichtsystem TiN/AICrN (ML TiN/AICrN) dar: Eine regelmässige Wechselfolge von TiN (κ = 30 Wm " K "1 ) und AICrN (κ = 3 Wm "1 K " 1 ) bei einer Gesamtschichtdicke vom 5 um ergibt einen Anisotropiewert von F = 3. Hierdurch kann die maximale Schichttemperatur an der Schicht/Substrat-Grenzfläche um 50% reduziert werden, unter der Voraussetzung, dass die Kontaktflächensituation wie oben beschriebenen Hot Spot Charakter hat.

Der oben dargestellte Zusammenhang unterliegt den folgenden Voraussetzungen: Genaue Kenntnis der Wärmeleitfähigkeitseigenschaften der einzelnen Subschichten (d.h. Anwendung entsprechender experimenteller Methoden/Vorgehensweisen),

gezielte Kontrolle der Wärmeleitfähigkeitseigenschaften der einzelnen Subschichten mittels Kontrolle mikrostruktureller Eigenschaften (chemische und strukturelle Zusammensetzung, Korngrösse, Defektdichte, kristallographische Textur), und

gezielte Anwendung angepasster/optimierter PVD Verfahren zur Hartstoffschichtherstellung mit gewünschten Eigenschaften, v.a. im Hinblick auf „Reinheit und Schärfe" der Grenzflächen der einzelnen Subschichten im Mehrlagenschichtsystem.

In Rahmen der vorliegenden Erfindung haben die Erfinder festgestellt, dass erstaunlicherweise die Einzelschichtdicken der A- und B-Schichten in der mehrlagigen Schichtstruktur mindestens 25 nm betragen müssen, bzw. vorzugsweise in einer Grössenordnung grösser 25 nm liegen müssen, um die erforderliche anisotrope Wärmeleitfähigkeit zu realisieren. Es ist aber auch von Vorteil, dass so viele Grenzflächen wie möglich in der mehrlagigen Schichtstruktur erzeugt werden, um der Wärmeeintrag in der mehrlagigen Schichtstruktur optimal verteilen zu können.

Strategie zur Realisierung von Hartstoffschichten mit anisotroper Wärmeleitfähigkeit gemäss der vorliegenden Erfindung:

Im Folgenden wird eine Art„Rezept" (Strategie) beschrieben, wie man vorzugehen hat, wenn Hartstoffschichten mit anisotroper Wärmeleitfähigkeit erzeugt werden sollen, unter der Voraussetzung, dass die jeweiligen Subschichtendicken einen freien, variablen Parameter darstellen, so lange die Volumenanteile beider Subschichten gleich sind:

Materialauswahl: Grundsätzlich sollen die beiden Materialen der Subschichten möglichst unterschiedliche Wärmeleitfähigkeiten aufweisen. Gleichzeitig ist es jedoch auch wichtig, dass die beiden Materialen der Subschichten möglichst„kompatibel" sind in Bezug auf i) kristallographische Struktur, ii) thermische Ausdehnung, iii) thermische Stabilität und iv) mechanische Performance (Härte, E-Modul). Kubische Übergangsmetallnitride (wie z.B. CrN, TiN, TiAIN, AICrN, etc.) sowie deren Carbo- und Oxynitride (wie z.B. CrCN, TiCN, TiAICN, AICrCN, CrON, TiON, TiAlON, AICrON, etc.) sind in einem sehr weiten Bereich kombinierbar und somit nicht nur von der Anwendungsseite her bestens geeignet. Um für den speziellen Anwendungsfall die Eigenschaften der Schichten im Hinblick auf strukturelle, chemische und mechanische Performance zu optimieren sollen Legierungselemente eingesetzt werden: Si, B, V, Ta, W, Nb, Y, Mo, Ni, Zr. Aber auch rein oxydische sowie metallische/intermetallische Schichten sind geeignet für den Einsatz im Mehrlagensch ichtsystem auf Grund ihrer sehr variablen Wärmeleitfähigkeit. Subschichtendicke: Grundsätzlich müssen die einzelnen Subschichten eine ausreichende Dicke haben, um Wärmeleitfähigkeit wie in einem Bulk-Material aufzuweisen, d.h. die einzelnen Subschichten müssen deutlich dicker sein wie die durchschnittliche freie Weglänge von (wärmetransportierenden) Phononen (Gitterschwingungen), woraus sich für reale (industrielle) Hartstoffschichten (unabhängig von der Herstellungsmethode) intrinsisch eine untere Grenze von 25 nm ergibt. Die eigentliche Subschichtdicke hängt wiederum von weiteren Faktoren (Grenzflächenmorphologie, thermische Grenzflächenwiderstand,

Grenzflächenspannungszustand und Herstellungsmethode) ab, die im Folgenden beschrieben sind:

Grenzflächenmorpholoqie: Die reale„Rauhigkeit" (Parallelität & Welligkeit) sowie die reale„Schärfe" (chemische & strukturelle Übergänge) der Grenzflächen zwischen den einzelnen Subschichten haben einen direkten Einfluss auf die untere Grenze der Subschichtdicken (siehe Punkt oben), d.h. die Grenzflächenmorphologie (Rauhigkeit und Schärfe) entscheidet über die untere Grenze der Subschichtdicken, damit in den einzelnen Subschichten ungestört „Bulk-Wärmeleitfähigkeit" vorliegt. Dieser Sachverhalt steht im direkten Zusammenhang mit der gewählten Schichtherstellungsmethode, d.h. je „sauberer" und „reiner" die Herstellungsmethode, umso geringer können die Subschichtdicken gewählt werden.

Thermische Grenzflächenwiderstand: An jeder Grenzfläche wird die Wärmeleitung senkrecht zur Schicht erniedrigt, wobei die Wärmeleitung parallel zur Schicht unbeeinflusst bleibt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll die Anzahl der Subschicht (und somit die Anzahl an Grenzflächen) für einen gewählte Gesamtschichtdicke für erhöhen, d.h. die Subschichtdicken zu erniedrigen.

Die Fig. 3 veranschaulicht den Zusammenhang zwischen anisotroper Wärmeleitung und der individuellen Subschichtdicke für verschiedenen thermische Grenzflächen- Widerstände bei einer Gesamtschichtdicke von 5 um.

Grenzflächenspannungszustand: Um die thermisch induzierten, mechanischen Spannungen an den Grenzflächen zu reduzieren, sollten die Subschichtdicken ebenfalls möglichst gering sein.

Herstellungsmethode: Mit Hilfe der Herstellungsmethode kann in erster Linie die Grenzflächenmorphologie (siehe Punkt oben) kontrolliert werden, d.h. die gezielte Auswahl einer Herstellungsmethode ermöglicht eine gezielte Kontrolle der Grenzflächenrauhigkeit sowie der Grenzflächenschärfe, was wiederum eine gezielte Variation der der Subschichtdicke ermöglicht.

Konkretes Beispiel einer Hartstoffschicht gemäss der vorliegenden Erfindung:

Es wurde eine Hartstoffschicht mit einer Gesamtschichtdicke von 5pm mittel arc PVD hergestellt. Diese Schicht stellt eine regelmässige Wechselfolge von TiN (κ = 30 Wm-1K-1) und AICrN (κ = 3 Wm-1 K-1) dar und weist einen theoretisch Anisotropiewert von 3 auf. Um diesen theoretischen Wert experimentell zu bestätigen wurde eine spezielle Vorgehensweise entwickelt, indem sehr dicke Schichten von 15-20 um Gesamtdicke hergestellt (siehe Fig.4) und anschliessend an einem Querschliff mittels der etablierten Methode„time-domain thermoreflectance" (D. G. Cahill, Rev. Sei. Inst. 75 (2004) 5119-5122) parallel wie auch senkrecht zur Schicht vermessen wurden. Auf diese Art und Weise war es erstmals möglich die Anisotropie in Wärmeleitfähigkeit einer dünnen Hartstoff Schicht direkt experimentell zu bestimmen.

Wie in der Fig. 4 (Helium-Ionen-Mikroskopie Aufnahme) zu sehen, enthalten arc PVD Schichten Unregelmässigkeiten wie Abweichungen der Einzelschichtdicken der A- und B-Schichten (auch im Rahmen der vorliegenden Erfindung Subschichtdicken genannt) und Morphologiestörungen durch das Überwachsen eines Droplets. Trott dieser„Defekte" konnte für dieses Schichtsystem experimentell ein Anistropiewert von F = 3 gemessen werden (so wie es theoretisch vorhergesagt wurde), im Vergleich zu einem Anistropiewert von F =1 für reines AICrN ohne Mehrlagenstruktur (siehe Tabelle unter der Grafik in der Fig. 4), d.h. reines AICrN ohne Mehrlagenstruktur ist isotrop im Hinblick auf Wärmeleitfähigkeit, wie es auch zu erwarten war.