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Title:
HIGHLY SELECTIVE INHIBITORS OF THE UROKINASE PLASMINOGEN ACTIVATOR
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2001/070204
Kind Code:
A2
Abstract:
The invention relates to novel selective inhibitors of the urokinase plasminogen activator (uPA, EC 3.4.21.31), of the arylguanidine type.

Inventors:
MAGDOLEN VIKTOR (DE)
SPERL STEFAN (DE)
STUERZEBECHER JOERG (DE)
WILHELM OLAF (DE)
ARROYO-DEPRADA NURIA (ES)
MORODER LUIS (DE)
HUBER ROBERT (DE)
JACOB UWE (DE)
BODE WOLFRAM (DE)
Application Number:
PCT/EP2001/002989
Publication Date:
September 27, 2001
Filing Date:
March 15, 2001
Export Citation:
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Assignee:
WILEX BIOTECHNOLOGY GMBH (DE)
MAX PLANCK GESELLSCHAFT (DE)
MAGDOLEN VIKTOR (DE)
SPERL STEFAN (DE)
STUERZEBECHER JOERG (DE)
WILHELM OLAF (DE)
ARROYO DEPRADA NURIA (ES)
MORODER LUIS (DE)
HUBER ROBERT (DE)
JACOB UWE (DE)
BODE WOLFRAM (DE)
International Classes:
A61K31/155; C07C279/18; (IPC1-7): A61K31/00
Domestic Patent References:
WO2001014324A12001-03-01
WO2000004954A22000-02-03
WO1999020608A11999-04-29
Foreign References:
US5914319A1999-06-22
Other References:
SPERL S ET AL: "(4-Aminomethyl)phenylguanidine derivatives as nonpeptidic highly selective inhibitors of human urokinase" PROCEEDINGS OF THE NATIONAL ACADEMY OF SCIENCES OF USA, NATIONAL ACADEMY OF SCIENCE. WASHINGTON, US, Bd. 97, Nr. 10, 9. Mai 2000 (2000-05-09), Seiten 5113-5118, XP002169711 ISSN: 0027-8424
RAI R ET AL: "GUANIDINOPHENYL-SUBSTITUTED ENOL LACTONES AS SELECTIVE MECHANISM-BASED INHIBITORS OF TRYPSIN-LIKE SERINE PROTEASES" JOURNAL OF MEDICINAL CHEMISTRY, AMERICAN CHEMICAL SOCIETY. WASHINGTON, US, Bd. 35, Nr. 22, 1992, Seiten 4150-4159, XP000978771 ISSN: 0022-2623
HEECHUNG YANG ET AL: "SELECTIVE INHIBITION OF UROKINASE BY SUBSTITUTED PHENYLGUANIDINES: QUANTITATIVE STRUCTURE-ACTIVITY RELATIONSHIP ANALYSES" JOURNAL OF MEDICINAL CHEMISTRY, AMERICAN CHEMICAL SOCIETY. WASHINGTON, US, Bd. 33, Nr. 11, 1990, Seiten 2956-2961, XP002059264 ISSN: 0022-2623
Attorney, Agent or Firm:
Weickmann, Heinrich (Weickmann & Weickmann Postfach 860 820 München, DE)
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Claims:
Patentansprüche
1. Verwendung von Verbindungen der allgemeinen Formel (I) worin Ar ein aromatisches oder heteroaromatisches Ringsystem bedeutet, X1 einen Rest der Formel (Ila), (llb) oder (IIc) bedeutet : R'H, einen gegebenenfalls substituierten Alkyl, Alkenyl, Alkinyl, Aryloder/und Heteroarylrest bedeutet, R2 Halogen, C (R3) 3), C2(R3)5, OC(R3)3 oder OC2 (R3)5 bedeutet, R3 jeweiis unabhängig H oder Halogen, insbesondere F, ist, R4 und R5 H oder einen gegebenenfalls substituierten Alkyl, Alkenyloder Alkinylrest bedeuten, wobei zumindest einer der Reste R4 und R5 eine Wasserstoffbrücken Donorgruppe enthält, wobei die Wasserstoffbrücken Donorgruppe ein HAtom oder/und ein Elektronenpaar für eine Wasserstoffbrückenbindung liefert, R6 und R'H oder einen gegebenenfalls substituierten Alkyl, Alkenyl oder Alkinylrest bedeuten, wobei zumindest einer der Reste R6 und R7 eine Wasserstoffbrücken Donorgruppe enthält, wobei die Wasserstoffbrücken Donorgruppe ein HAtom oder/und ein Elektronenpaar für eine Wasserstoffbrückenbindung liefert, und wobei R4 oder R5 mit R6 oder R7 verbrückt sein kann, R8 H oder einen gegebenenfalls substituierten Alkyl, Alkenyl, Alkinyl, Aryloder/und Heteroarylrest oder SO2R9 bedeutet, wobei R8 mit R6 oder R7 verbrückt sein kann, R9 H oder einen gegebenenfalls substituierten Alkyl, Alkenyl, Alkinyl, Aryloder/und Heteroarylrest bedeutet, X2 eine WasserstoffbrückenAkzeptorgruppe, insbesondere NH, NR10, O oder S, bedeutet, R10 einen gegebenenfalls substituierten Alkyl, Alkenyl oder Alkinylrest bedeutet und m eine ganze Zahl von 0 bis 4 ist, oder Salzen dieser Verbindungen zur Herstellung eines Mittels zur Hemmung des UrokinasePlasminogenaktivators.
2. Verwendung von Verbindungen nach Anspruch 1, worin Ar einen Benzolring bedeutet.
3. Verwendung von Verbindungen nach Anspruch 2, worin die SubstituentenCHX'R'undNHC (NH) NH2 in paraPosition zueinander angeordnet sind.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, worin bei R4, R5, R6 und R7 die WasserstoffbrückenDonorgruppen aus OH, OR', NH2, NHR', N (R') 2, SH und SR'ausgewähit sind.
5. Verwendung nach Anspruch 4, worin die Wasserstoffbrücken Donorgruppen enthaltenden Substanzen ausgewählt sind aus CH30H,CH2CH20H,CO2H,CO2R', CONH2,CONHR', CON (R") 2,COSH,COSR',CSOH, COSR', COR'und CSR', wobei R'wie in Anspruch 1 definiert ist.
6. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, worin bei x2 die WasserstoffbrückenAkzeptorgruppen aus O und NH ausgewählt sind. 7'.
7. Verwendung von Verbindungen nach einem der Ansprüche 1 bis 6, worin R3 und R9 ausgewähit sind aus gegebenenfalls substituierten Aryl, insbesondere Phenylund substituierten Phenylresten, und gegebenenfalls substituierten tertiären Alkylresten oder Cycloalkylresten, insbesondere Bicycloalkyiresten wie Adamantyl.
8. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 7 zur Bekämpfung von Krankheiten, die mit einer pathologischen Überexpression von Urokinase oder/und UrokinaseRezeptor assoziiert sind.
9. Verwendung nach Anspruch 8 zur Tumorbekämpfung.
10. Verwendung nach Anspruch 8 oder 9 zur Bekämpfung der Metastasenbiidung.
11. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche zur Herstellung von oral, topisch, rektal oder parenteral verabreichbaren Arzneimitteln.
12. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche in Form von Tabletten, Dragees, Kapseln, Pellets, Suppositorien, Lösungen oder transdermalen Systemen wie Pflastern.
13. Verfahren zur Urokinasehemmung bei Lebewesen, insbesondere beim Menschen, durch Verabreichung einer wirksamen Menge mindestens einer Verbindung nach einem der Ansprüche 1 bis 7.
14. Verbindungen der Formel (I) worin Ar, X', R', R2 und m wie in einem der Ansprüche 1 bis 7 definiert sind.
Description:
Hochselektive Inhibitoren des Urokinase-Plasminogenaktivators Beschreibung Die vorliegende Erfindung betrifft neue hochselektive Inhibitoren des Urokinase-Plasminogenaktivators (uPA, EC 3. 4. 21. 31) vom Arylguanidintyp.

Der Plasminogenaktivator von Urokinase-Typ (uPA) spielt eine Schlüsselrolle bei der Tumorinvasion und Metastasenbildung (Schmitt et al., J. Obst. Gyn. 21 (1995), 151-165). uPA wird in verschiedenen Arten von Tumorzellen überexprimiert (Kwaan, Cancer Metastasis Rev. 11 (1992), 291-311) und bindet an den Tumor-assoziierten uPA-Rezeptor (uPA-R), wo die Aktivierung von Plasminogen zu Plasmin stattfindet.

Plasmin ist in der Lage, verschiedene Komponenten der extrazellulären Matrix (ECM) wie Fibronectin, Laminin und Kollagen Typ IV abzubauen. Es aktiviert auch einige andere ECM-abbauende Enzyme, insbesondere Matrix-Metalloproteinasen. Hohe Mengen an Tumor-assoziiertem uPA korrelieren mit einem höheren Metastasierungsrisiko für Krebspatienten (Stephens et al., Breast Cancer Res. & Treat. 52 (1998), 99-111). Eine Hemmung der proteolytischen Aktivität von uPA ist daher ein guter Ansatzpunkt für eine anti-metastatische Therapie.

Ein gemeinsames Merkmal vieler bekannter synthetischer uPA-Inhibitoren ist ein basischer Rest, der Amidino-oder Guanidino-Gruppen enthält, und an Asp189 in der S1-Spezifitätstasche von uPA binden kann und dort als Arginin-Mimetikum wirkt (Spraggon et al., Structure 3 (1995), 681-691).

Die meisten der bekannten Inhibitoren sind jedoch nicht selektiv für uPA, sondern hemmen auch andere Serinproteasen wie Trypsin, Thrombin, Plasmin oder Gewebs-Plasminogenaktivator (tPA).

p-Aminobenzamidin ist ein moderat selektiver uPA-Inhibitor mit einer Hemmkonstante von 82 HM. Billstroem et al. (Int. J. Cancer 61 (1995), 542-547) konnten eine deutliche Abnahme der Wachstumsrate von DU 145 Tumoren (eine Prostata-Adenokarzinom-Zellinie) in SCID Mäusen bei oraler Verabreichung in einer Tagesdosis von 125 bis 250 mg p-Aminobenzami- din/kg/Tag zeigen. Die Nebenwirkungen waren vernachlässigbar gering.

Einige monosubstituierte Phenylguanidine haben sich als wirksame und selektive uPA Inhibitoren in vitro erwiesen. Diese kleinen Moleküle zeigen Inhibierungskonstanten im Mikromolarbereich, sie binden jedoch nur in der S1 Tasche von uPA (Yang et al., J. Med. Chem. 33 (1990), 2956-2961).

Biologische Untersuchungen mit diesen Verbindungen wurden nicht durchgeführt.

Das Diuretikum Amilorid ist ein selektiver uPA-Inhibitor (Ki, uPA = 7uM), der die Bildung von Lungenmetastasen nach i. v. Inokulation von Ratten-Brustadenokarzinomzellen verhindert (Kellen et al., Anticancer Res.

8 (1988), 1373-1376). Einige Derivate von 3-Amidino-phenylalanin haben sich ebenfalls als wirksame Inhibitoren von Serinproteasen erwiesen, diese Verbindungen weisen jedoch im aligemeinen nur eine geringe Selektivität für uPA auf (Stürzebecher et al., J. Med. Chem. 40 (1997), 3091-3099 ; Stürzebecher et al., J. Enzyme Inhib. 9 (1995), 87-99).

Die derzeit wirksamsten und selektivsten uPA-Inhibitoren sind Derivate von Benzo [b] thiophen-2-carboxamidin (B428 und B623 : K ;, uPA = 0, 32 bzw.

0, 07 uM ; US-Patent 5, 340, 833). Rabbani et al. (Int. J. Cancer 63 (1995), 840-845) sowie Xing et al. (Cancer Res. 57 (1997), 3585-3593) konnten nach Verabreichung von 4-lod-benzo [b]-thiophen-2-carboxamidin (B428) eine Abnahme des Tumorwachstums und der Metastasenbildung in einem syngenen Modell für Ratten-Prostatakarzinom bzw. Maus-Mammakarzinom zeigen. Letztere Untersuchungen zeigten eine weitere Abnahme des

Primärtumorwachstums bei gemeinsamer Verabreichung von B428 mit dem Antiöstrogen Tamoxifen.

Die deutsche Patentanmeldung 199 40 389. 9 schlägt die Verwendung von Arylguanidin-und insbesondere Phenylguanidin-Derivaten als selektive uPA-Inhibitoren vor. Diese Verbindungen enthalten einen weiteren Substituenten am aromatischen Ringsystem, vorzugsweise in Para-Position zur Guanidingruppe, der eine gegebenenfalls substituierte Methylengruppe gefolgt von Wasserstoffdonor/Akzeptorfunktionalitäten enthält. Aufgrund dieses Substitutionsmusters weisen die Verbindungen eine besonders hohe Wirksamkeit und Selektivität für uPA auf. Von diesen Verbindungen wird angenommen, dass sie als Arginin-Mimetikum mit dem Aminosäurerest Asp'89 in der S1-Tasche von uPA wechselwirken und eine Wechselwirkung mit der S2-und/oder S3-Tasche von uPA eingehen können.

Überraschenderweise wurden nun weitere Aryl-Guanidin-Derivate identifi- ziert, die eine noch spezifischere Wechselwirkung mit uPA, insbesondere mit den Aminosäureresten Gln'92 und/oder Ser2'4 eingehen können. Diese Verbindungen enthalten neben der Guanidin-Gruppe einen weiteren Substituenten am aromatischen Ringsystem, der eine gegebenenfalls substituierte Methylengruppe gefolgt von einer Wasserstoffdonor-, einer Wasserstoffakzeptor-und wiederum einer Wasserstoffdonorfunktionalität enthält.

Ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung von Verbindungen der aligemeinen Formel (I)

worin Ar ein aromatisches oder heteroaromatisches Ringsystem bedeutet, X1 einen Rest der Formel (IIa), (alb) oder (IIc) bedeutet : R'H, einen gegebenenfalls substituierten Alkyl-, Alkenyl-, Alkinyl-, Aryl-oder/und Heteroarylrest bedeutet, R2 Halogen, C (R3) 3), C2(R3)5, OC(R303 oder OC2(R3)5 bedeutet, R3 jeweils unabhängig H oder Halogen, insbesondere F, ist R4 und R5 H oder einen gegebenenfalls substituierten Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinylrest bedeuten, wobei zumindest einer der Reste R4 und R5 eine Wasserstoffbrücken-Donorgruppe, z. B. OH, NH2, SH, OR', NHR', N (R') 2, SR', CO, CS, enthält, R6 und R7 H oder einen gegebenenfalls substituierten Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinylrest bedeuten, wobei zumindest einer der Reste R6 und R7 eine Wasserstoffbrücken-Donorgruppe, z. B. OH, NH2, SH, OR', NHR', N (R') 2, SR', CO, CS, enthält, und wobei R4 oder R5 mit R6 oder R7 verbrück sein kann, R 8 H oder einen gegebenenfalls substituierten Alkyl-, Alkenyl-, Alkinyl-, Aryl-oder/und Heteroarylrest oder-SO2-R9 bedeutet, wobei R 8 gegebenenefalls mit R6 oder R7 verbrückt sein kann, R9 H oder einen gegebenenfalls substituierten Alkyl-, Alkenyl-, Alkinyl-, Aryl-oder/und Heteroarylrest bedeutet,

X2 eine Wasserstoffbrücken-Akzeptorgruppe, insbesondere NH, NR'°, O oder S bedeutet, R'° einen gegebenenfalls substituierten Alkyl-, Alkenyl-oder Alkinylrest bedeutet, und m eine ganze Zahl von 0 bis 4 ist, oder Salzen dieser Verbindungen zur Herstellung eines Mittels zur Hemmung des Urokinase-Plasminogenaktivators.

Die Verbindungen können als Salze, vorzugsweise als physiologisch verträgliche Säuresalze, z. B. als Salze von Mineralsäuren, besonders bevorzugt als Hydrochloride oder als Salze von geeigneten organischen Säuren vorliegen. Die Guanidiniumgruppe kann gegebenenfalls Schutzfunktionen tragen, die vorzugsweise unter physiologischen Bedingungen abspaltbar sind. Die Verbindungen können als optisch reine Verbindungen oder als Gemische von Enantiomeren oder/und Diastereoisomeren vorliegen.

In den Verbindungen der aligemeinen Formel (I) ist Ar vorzugsweise ein aromatisches oder heteroaromatisches Ringsystem mit einem einzigen Ring, insbesondere ein Benzolring. In diesem Ringsystem sind die Substituenten CHX'R'und NHC (NH) NH2 vorzugsweise in Meta-oder Para-Position und besonders bevorzugt in Para-Position zueinander angeordnet. Darüber hinaus kann Ar noch weitere von Wasserstoff verschiedene Substituenten R'enthalten. Vorzugsweise ist die Anzahl der Substituenten R2 0, 1, 2 oder 3, besonders bevorzugt 0 oder 1 und am meisten bevorzugt 0. Bevorzugte Beispiele für R2 sind Halogenatome (F, Cl, Br oder 1), CH3, CF3, OH, OCH3 oder OCF3.

Für die Inhibitoraktivität kritisch ist der Substituent-CHX'R'. R'kann H oder ein gegebenenfalls substituierter Alkyl-, Alkenyl-, Alkinyl-, Aryl- oder/und Heteroarylrest sein. Der Alkylrest kann eine geradkettige oder verzweigte C,-C, o-Alkylgruppe, insbesondere eine C,-C4-Alkylgruppe, oder

eine C3-C8-Cycloalkylgruppe sein, die beispielsweise mit C1-C3-Alkoxy, Hydroxyl, Carboxyl, Amino, Sulfonyl, Nitro, Cyano, Oxo oder/und Halogen, aber auch mit Aryl-oder Heteroarylresten substituiert sein kann. Alkenyl- und Alkinylreste sind vorzugsweise C2-C10-Gruppen, insbesondere C2-C4-Gruppen, die gegebenenfalls wie zuvor angegeben substituiert sein können. Aryl-und Heteroarylreste können beispielsweise mit C1-C6-Alkyl, C1-C3-Alkoxy-Hydroxyl, Carboxyl, Sulfonyl, Nitro, Cyano oder/und Oxo substituiert sein.

Die Gruppe X'enthält vorzugsweise zumindest einen oder zwei Substituenten (R4 oder R5 oder/und R6 oder R 7) die eine Wasserstoffbrücken-Donorgruppe enthalten, sowie einen Substituenten X2, der eine Wasserstoffbrücken-Akzeptorgruppe enthält. Die Wasserstoff- brücken-Donorsubstituenten enthalten eine ein Wasserstoffatom oder/und ein Elektronenpaar für eine Wasserstoffbrücke liefernde Gruppe. Der Abstand der Wasserstoffbrücken-Donorgruppe vom C-Atom, an das die Substituenten R4 und R5 bzw. R6 und R7 gebunden sind, beträgt vorzugsweise 1 bis 3 Kohlenstoffatome, besonders bevorzugt 1 bis 2 Kohlenstoffatome und am meisten bevorzugt 1 Kohlenstoffatom. Beispiele für Wasserstoffbrücken-Donorgruppen sind OH, NH2, SH, OR1, NHR', N (R') 2, SR1. Bevorzugte Beispiele für Wasserstoffbrücken-Donorgruppen enthaltende Substituenten sind Hydroxymethyl, 2-Hydroxyethyl, -CO2H, -CO2R1, wobei R'wie zuvor definiert ist und vorzugsweise eine Alkyl-oder eine Arylgruppe wie etwa die Benzylgruppe bedeutet, z. B. -CO2CH2-Ph, CONH2,-CONHR',-CONR', wobei R'wie zuvor definiert ist, z. B.

CONHCH3,-CON (CH3) 2, CSOH, CSOR',-COSH, COSR', COR'und CSR', wobei R1 wie zuvor definiert ist. Zwei Wasserstoffbrücken-Donorgruppen enthaltende Substituenten können auch verbrückt sein, z. B. über eine C2- C3-Brücke. Beispiele für solche verbrückten Substituenten sind 1, 2- Dihydroxy-ethylen oder 1, 3-Dihydroxypropylen.

Ein Substituent R4/R5 bzw. R6/R7, der keine Wasserstoffbrücken-Donorgrup- pe trägt, ist vorzugsweise Wasserstoff oder eine gegebenenfalls Halogen- substituierte Methyl-oder Ethylgruppe. Besonders bevorzugt ist ein solcher Substituent Wasserstoff.

Der Wasserstoffbrücken-Akzeptorsubstituent X2 ist vorzugsweise NH oder O, besonders bevorzugt 0.

Weiterhin enthält die Gruppe X'einen Substituenten R8, der vorzugsweise eine sterische Funktion erfüllt. R8 kann Wasserstoff, ein Alkyl-, Alkenyl-, Alkinyl-, Aryl-, Heteroaryl-, Carboxy-alkyl-, Carboxy-alkenyl-, Carboxy-alki- nyl-, Carboxy-aryl-oder Carboxy-heteroaryl-Rest oder-SO2-R9 sein, wobei R9 die gleiche Bedeutung wie für R8 angegeben besitzen kann.

Günstigerweise sind R8 bzw. R9 von Wasserstoff verschieden und enthalten mindestens 4, z. B. 6 bis 20 Kohlenstoffatome. R8 kann gegebenenfalls mit R6 oder R7 verbruckt sein.

Die Substituenten R8 und R9 enthalten vorzugsweise raumfüllende Gruppen, die ausgewählt sein können aus gegebenenfalls substituierten Arylresten, insbesondere Phenyl-und substituierten Phenylresten und gegebenenfalls substituierten verzweigte Alkyl-, Alkenyl-oder Alkinylresten, insbesondere mit tertiären C-Atomen wie tert.-Butyl oder Neopentyl oder gegebenenfalls substituierten Cycloalkylresten, insbesondere Bi-oder Tricycloalkylresten wie Adamantyl.

Die Verbindungen der allgemeinen Formel (I) können beispielsweise ausgehend von p-Amino-benzylamin gemäß den in der deutschen Patentan- meldung 199 40 389. 9 gezeigten Reaktionsschemata hergestellt werden.

4-Amino-benzylamin kann beispielsweise mit einem Schutzreagenz für Aminogruppen, z, B, Di-tert-butyl-pyrocarbonat zu einem geschützten Zwischenprodukt 4- (N-Boc-Aminomethyl)-anilin umgesetzt werden, wobei Boc tert-Butyloxycarbonyl bedeutet. Die aromatische Aminofunktion dieser

Verbindung kann miteinem Guanidinylierungsreagenz, z. B. N, N'-Di-Z-N"-tri- flylguanidin umgesetzt werden, wobei 1- [4- (N-Boc-aminomethyl)-phe- nyl]-2, 3-di-Z-guanidin entsteht, wobei Z Benzyloxycarbonyl bedeutet. Diese Verbindung kann durch Abspaltung der Boc-Schutzgruppe zu 1- [4- (Amino- methyl)-phenyl]-2, 3-di-Z-guanidinium-hydrochlorid umgesetzt werden.

Diese Verbindung kann wiederum mit reaktiven Verbindungen wie etwa Chlorameisensäureestern, Isocyanaten oder N-Hydroxysuccinimidestern zu den gewünschten Endprodukten umgesetzt werden.

Zur Darstellung hydrierungslabiler Verbindungen kann 4-Amino-benzylamin mit einem Schutzreagenz für Aminogruppen, z. B. Benzyloxycarbonyloxy- succinimid zu einem geschützten Zwischenprodukt und dann mit einem weiteren Guanidinylierungsreagenz, z. B. N, N'-Di-Boc-1-guanylpyrazol umgesetzt werden. Diese Verbindung kann hydriert und anschließend mit reaktiven Verbindungen zu den gewünschten Endprodukten umgesetzt werden.

Die erfindungsgemäßen Urokinaseinhibitoren können gegebenenfalls zusammen mit geeigneten pharmazeutischen Hilfs-oder Trägerstoffen zur Herstellung von Arzneimitteln oder in der Diagnostik verwendet werden.

Dabei ist eine Verabreichung in Kombination mit anderen Wirkstoffen, z. B. anderen Urokinaseinhibitoren wie etwa Antikörpern oder/und Peptiden möglich.

Die Arzneimittel können bei Menschen und Tieren topisch, oral, rektal oder parenteral, z. B. subkutan oder intravenös, z. B. in Form von Tabletten, Dragees, Kapseln, Pellets, Suppositorien, Lösungen oder transdermalen Systemen, wie Pflastern, verabreicht werden.

Die erfindungsgemäßen Verbindungen sind zur Bekämpfung von Krankheiten geeignet, die mit einer pathologischen Überexpression von uPA oder/und uPAR assoziiert sind. Sie sind beispielsweise in der Lage,

hocheffizient das Wachstum oder/und die Ausbreitung der malignen Tumoren sowie die Metastasierung von Tumoren zu hemmen. Dabei können die uPA-Inhibitoren gegebenenfalls zusammen mit anderen Tumormitteln oder mit anderen Behandlungsarten, z. B. Bestrahlung oder chirurgischen Eingriffen, eingesetzt werden. Weiterhin sind die erfindungsgemäßen Inhibitoren auch für andere uPA-assoziierte Erkrankungen wirksam.

Erfindungsgemäße uPA-lnhibitoren sind vorzugsweise dadurch gekennzeichnet, daß sie mindestens einen zweifach, vorzugsweise mindestens einen fünffach und besonders bevorzugt einen mindestens 10- und bis zu 1. 000-fach geringeren Kj-Wert für uPA gegenüber tPA aufweisen. Weiterhin ist bemerkenswert, dass die erfindungsgemäßen Verbindungen die Blutgerinnung nur geringfügig beeinflussen, da sie für eine effektive Hemmung von Thrombin, Plasmin und Faktor Xa zu hohe Kj-Werte haben.

Die erfindungsgemäßen Substanzen der Formel (I) können in Form von Konjugaten mit physiologisch wirksamen Substanzen eingesetzt werden, z. B. mit Radiomarkierungen oder mit zytotoxischen Mitteln, z. B. Chemo- therapeutika wie cis-Platin oder 5-Fluor-uracil, oder Peptiden. Weiterhin können die Substanzen auch in die Membran von Trägervesikeln, z. B.

Liposomen, eingebaut werden und somit ein Targeting von in den Trägerve- sikeln eingeschlossenen Wirksubstanzen, z. B. zytotoxischen Mitteln, wie etwa Doxorubicin, ermöglichen.

Durch die Erfindung wird ein Verfahren zur Urokinasehemmung bei Lebewesen, insbesondere bei Menschen, durch Verabreichung einer wirksamen Menge mindestens einer Verbindung der allgemeinen Formel (1) bereitgestellt. Die Dosierung der Verbindung liegt üblicherweise im Bereich von 0, 01 bis 100 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Die Dauer der Behandlung hängt von der Schwere der Erkrankung ab und kann von einer einmaligen

Gabe bis zu einer mehrwöchigen oder sogar mehrmonatigen Behandlung, die gegebenenfalls in Intervallen wiederholt werden kann, reichen.

Schließlich betrifft die Erfindung neue Aryl-Guanidinderivate der allgemeinen Formel (I).

Die Erfindung soll durch die folgenden Beispiele und Abbildungen näher erläutert werden. Es zeigt : Figur 1 Beispiele für 5 erfindungsgemäße Verbindungen der Formel (I) und Figur 2 Beispiele für weitere bevorzugte Verbindungsklassen der Formel (I).

Beispiele Material und Methoden Alle für die Synthese von uPA-lnhibitoren verwendeten Lösungsmittel und Reagenzien waren von der höchsten kommerziell verfügbaren Qualität und wurden-sofern erforderlich-durch Standardmethoden weiter aufgereinigt und getrocknet. Die analytische HPLC erfolgte auf Nucleosil 100/C18 Säulen (Macherey-Nagel, Düren, Deutschland) unter Verwendung eines linearen Acetonitril/2% H3PO4 Gradienten (von 5 : 95 bis 90 : 10 in 13 min) MS-Spektren wurden auf einem Perkin Elmer API 165 Massenspektrometer gemessen.

Beispiel 1 Synthese von Verbindungen der Formel (I) ST390 : D, L-Tropasäure- (4-Guanidinobenzyl)-amid Hydrochlorid <BR> <BR> <BR> <BR> <BR> <BR> Eine Lösung von 1- [4-Aminomethyl)-phenyl]-2, 3-di-Z-guanidin-hydrochlorid (30 mg ; 0, 064 mmol), D, L-Tropasäure (10, 6 mg ; 0, 064 mmol), l-Hydroxy- benzotriazol (HOBt) (10 mg ; 0, 07 mmol) und Triethylamin (10, u1 ; 0, 192 mmol) in Dichlormethan (3 ml) wurde mit 2- (l H-Benzotriazol-1-yl)-l, 1, 3, 3- tetramethyluronium-tetrafluoroborat (TBTU) (23 mg ; 0, 07 mmol) versetzt und bei Raumtemperatur gerührt. Nach 2 h wurden nochmals TBTU (15 mg ; 0, 047 mmol) und Triethylamin (10/if ; 0, 192 mmol) zugegeben. Nach weiteren 3 h wurde mit 30 ml Dichlormethan verdünnt, 3 x mit 5% NaHC03-Lösung, 2 x mit 0, 1 HCI und 1 x mit gesättigter NaCI-Lösung gewaschen. Die organische Phase wurde getrocknet (Na2SO4) und das Lösungsmittel im Vakuum abgezogen. Zur Abspaltung der Z-Schutzgruppen (Benzyloxycarbonyl-) wird die Verbindung in Methanol gelost, gerührt und für 3 h über einem 10% Palladium-Aktivkohle-Katalysator hydriert. Nach Entfernung des Katalysators durch Filtration wurde das Lösungsmittel im

Vakuum abgedampft. Das Produkt wurde aus Isopropanol/Diisopropylether nach Zugabe von 1 Aquivalent HCI in Dioxan umkristallisiert.

Ausbeute : 13 mg (58%) ; HPLC : tR 5, 6 min ; MS 313 (M + H) +, berechnet 312 für C17H2oN402 ST399 : 2-(Benzyloxycarbonyl)-2-Phenyl-Essigsäure-[4-(2, 3-Bis-Boc- Guanidino)-benzyl]-Amid Eine Lösung von 1- [4- (aminomethyl)-phenyl]-2, 3-di-tert-Butyloxycarbonyl- guanidin Hydrochlorid (8) (100 mg ; 0, 249 mmol), 2-Phenylmalonsäure monobenzylester (67, 3 mg ; 0, 249 mmol), HOBt (37 mg ; 0, 274 mmol) und Triethylamin (104, u1 ; 0, 747 mmol) in DMF (5 ml) wurde mit TBTU (88 mg ; 0, 274 mmol) versetzt und bei Raumtemperatur über Nacht gerührt. Nach Abziehen des Lösungsmittels im Vakuum wurde der Rückstand in Ethylacetat (20 ml) aufgenommen, 3 x mit 5% NaHC03-Lösung, 3 x mit 0, 5 M HCI und 1 x mit gesättigter NaCI-Lösung gewaschen. Die organische Phase wurde getrocknet (Na2SO4) und das Lösungsmittel im Vakuum abgezogen. Das Produkt wurde aus Ethanot/Wasser umkristallisiert.

Ausbeute : 78 mg (51%) ; HPLC : tR 13, 0 min ; MS 617 (M + H) +, berechnet 616 für C34H40N407 ST401 : 2-(Benzyloxycarbonyl0-2-Phenyl-Essigsäure-(4- Guanidinobenzyl)-Amid Hydrochlorid Die Abspaltung der Boc-Schutzgruppen erfolgte durch Lösen der Verbindung ST399 (12 mg ; 19, 5, uM) in 7 M HCI/Dioxan (2 ml). Nach 8 h wurde das Lösungsmittel im Vakuum abgezogen und das Produkt aus Isopropanol/Diisopropylether umkristallisiert.

Ausbeute : 4 mg (454%) ; HPLC : tR 9, 0 min ; MS (M + H) +, berechnet 416 für C24H24N403 ST406 : 2-(Hydroxywarbonyl)-2-Phenyl-Essigsäure-(4-Guanidinobenzyl) - Amid Hydrochlorid Die Abspaltung der Benzylgruppe von Verbindung ST399 (150 mg ; 0, 244 mmol) erfolgte durch katalytische Hydrierung in einer Lösung aus Isopropanol (30 ml) uind Dichlormethan an einem Pd/Aktivkohle- Katalysator. Nach 5 h wurde der Katalysator abfiltriert und das LM abgezogen. Das Produkt wurde nach Behandlung mit Methyl-tertButyl-ether im Ultraschallbad als heligelbes Pulver erhalten. Anschließend wurden die Boc-Schutzgruppen, wie für ST401 beschrieben, abgespalten und das Rohprodukt durch präparative HPLC gereinigt.

Ausbeute : 37 mg (42%) ; HPLC : tR 4, 6 min ; MS 327 (M + H) +, berechnet 326 für C, 7H, 8N403.

Beispiel 2 In vitro Hemmung von Urokinase durch ausgewähite Verbindungen der Formel (I) Zur Bestimmung der uPA Inhibitoraktivität wurden 200, ul Tris-Puffer (0, 05 mol/l, den Inhibitor enthaltend, 0, 154 mol/I NaCI, 5 % Ethanol, pH 8, 0), 25 , ul Substrat (Pefachrome UK oder BZ-ß-Ala-Gly-Arg-pNA in H20 ; Pentapharm LTD, Basel, Schweiz) und 50 pI sc-Urokinase (Ribosepharm GmbH, Haan, Deutschland) bzw. eine entsprechende andere Protease bei 25 °C inkubiert. Nach 3 min wurde die Reaktion durch Zugabe von 25 ul Essigsäure (50 %) unterbrochen und die Absorption bei 405 nm mittels eines Mikroplate Reader (MR 5000, Dynatech, Denkendorf, Deutschland)

bestimmt. Die Kj-Werte wurden nach Dixon durch lineare Regression mittels eines Computerprogramms ermittelt. Die Ki-Werte sind das Mittel aus mindestens drei Bestimmungen, die Standardabweichung lag unter 25 %.

Die in Figur 1 und 2 gezeigten Verbindungen können aufgrund ihrer Struktur mit dem aktiven Zentrum von uPA wechselwirken. Die Ergebnisse für ausgewählte Verbindungen der Formel (I) sind in Tabelle 1 dargestellt.

Tabelle 1 Ki[µM] Nr. Formel uPA Plasmin FXa Thrombin Trypsin ST-390 rOH 51 > 1000 > 1000 > 1000 > 1000 o H H ST-401 I, 1, 4 >1000 >1000 >1000 n. t. H I H/<. H L S, T-406 H wOH <10 n. t. n. t. n. t. n. t. ZU I Hl HH H, N H ST-100 < 1 n. t. n. t. n. t. n. t. 0 H, NsoNH H n. t. = nicht getestet