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Title:
INTEGRATED DISPOSABLE CHIP CARTRIDGE SYSTEM FOR MOBILE MULTIPARAMETER ANALYSES OF CHEMICAL AND/OR BIOLOGICAL SUBSTANCES
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2013/144225
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a measuring chip cartridge module (5) for carrying out mobile multiparameter analyses of chemical and/or biological substances, comprising • a sample inlet (13) for introducing a sample substance into the measuring chip cartridge module (5) from the outside, • at least one reagent inlet separate from said sample inlet for introducing reagents into the measuring chip cartridge module from the outside, • a measuring chip (7) with a surface which is provided for the sample analysis and which at least partly delimits an analysis cell with two openings such that a fluid surrounding the sample substance can reach the analysis cell through a first opening for the purpose of a sample analysis, and • a channel system (10) in which the sample substance can be transported from the sample inlet to the analysis cell and in which the reagents can be transported from the at least one reagent inlet to the analysis cell, wherein • the channel system (10) does not have any solid reagents, preferably no substances other than air and/or protective gas, before the sample substance is introduced via the sample inlet and/or before the reagents are introduced via the at least one reagent inlet. The invention further relates to a system consisting of such a replaceable cartridge module and a likewise replaceable reagent storing and processing module and to a method for carrying out sample analyses in said system.

Inventors:
BLOHM LARS (DE)
NEBLING ERIC (DE)
ALBERS JOERG (DE)
PIECHOTTA GUNDULA (DE)
Application Number:
PCT/EP2013/056562
Publication Date:
October 03, 2013
Filing Date:
March 27, 2013
Export Citation:
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Assignee:
FRAUNHOFER GES FORSCHUNG (DE)
International Classes:
B01L3/00
Domestic Patent References:
WO1998005958A11998-02-12
WO2006125767A12006-11-30
WO2009062940A12009-05-22
WO1998005958A11998-02-12
Foreign References:
US20100291588A12010-11-18
US5638828A1997-06-17
US5096669A1992-03-17
US20070231213A12007-10-04
US20070166192A12007-07-19
US5096669A1992-03-17
US5638828A1997-06-17
US20030170881A12003-09-11
US5405510A1995-04-11
DE10245845A12004-04-15
DE102009007230A12010-08-12
DE4139121C11993-06-03
US20110301047A12011-12-08
EP1245285A22002-10-02
DE102008027038A12009-12-17
Other References:
ERIC NEBLING ET AL: "Fraunhofer ISIT und Pocdia präsentieren auf der Medica 11 neuartiges Point-of-Care Diagnostik System für Hepatitis-C-Untersuchungen", 24 October 2011 (2011-10-24), website Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (Itzehoe, Germany), XP055072409, Retrieved from the Internet [retrieved on 20130723]
ERIC NEBLING ET AL: "Fraunhofer ISIT, Fraunhofer IME, PharmedArtis und TOXAVIS gründen POCDIA GmbH", 11 May 2011 (2011-05-11), website Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie ISIT (Itzehoe, Germany), XP055072412, Retrieved from the Internet [retrieved on 20130723]
Attorney, Agent or Firm:
OLGEMÖLLER, Luitgard (DE)
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Claims:
Ansprüche:

1 . Messchipkartuschenmodul zur Durchführung vorzugsweise mobiler

Multiparameteranalysen chemischer und/oder biologischer Substanzen, umfassend einen Probeneingang zum Einbringen einer Probensubstanz von außen in das Messchipkartuschenmodul,

separat davon mindestens einen Reagenzieneingang zum Einbringen von Reagenzien von außen in das Messchipkartuschenmodul,

einen Messchip, dessen für die Probenanalyse vorgesehene Oberfläche zumindest teilweise eine Analysezelle mit zwei Öffnungen begrenzt, derart, dass eine die Probensubstanz umfassende Flüssigkeit durch eine erste Öffnung in die Analysezelle zur Probenanalyse gelangen kann, sowie

ein Kanalsystem, in dem die Probensubstanz vom Probeneingang zur Analysezelle und die Reagenzien von dem mindestens einen Reagenzieneingang zur Analysezelle transportiert werden können, wobei das Kanalsystem vor dem

Einbringen der Probensubstanz über den Probeneingang und/oder der Reagenzien über den mindestens einen Reagenzieneingang keine festen Reagenzien, vorzugsweise keine weiteren Substanzen als Luft und/oder Schutzgas, aufweist.

2. Messchipkartuschenmodul nach Anspruch 1 , bei dem die Analysezelle eine

Durchflusszelle ist, derart, dass eine die Probensubstanz umfassende Flüssigkeit durch die erste Öffnung in die Durchflusszelle gelangen und durch die zweite Öffnung die Durchflusszelle verlassen kann.

3. Messchipkartuschenmodul nach einem der voranstehenden Ansprüche, das zwei

identische Analysezellen auf der für die Probenanalyse vorgesehenen Oberfläche des Messchips sowie zwei separate, einander entsprechende Kanalsysteme zur simultanen Prozessierung der Proben- und einer Referenzsubstanz zur Kalibrierung der Probenanalyse aufweist, wobei zwei einander entsprechende Reagenzieneingänge vorgesehen sind, deren einer für das Einbringen von Luft oder Puffer zur Probenverdünnung und der andere für das Einbringen der Referenzsubstanz vorgesehen ist.

4. Messchipkartuschenmodul nach einem der voranstehenden Ansprüche, das zwei oder mehr Reagenzieneingänge zum Einbringen von zwei oder mehr unterschiedlichen Reagenzien in das Kanalsystem aufweist.

5. Messchipkartuschenmodul nach einem der voranstehenden Ansprüche, bei dem das Kanalsystem einen Spülkanal zum Spülen der Probensubstanz aus dem Probeneingang zum weiteren Transportieren zur Analysezelle aufweist, wobei ein Ende des Spülkanals ein Reagenzieneingang zur Aufnahme eines Spülfluids, insbesondere eines Puffers, ist.

6. Messchipkartuschenmodul nach einem der voranstehenden Ansprüche, bei dem der Probeneingang eine Kapillare zur Aufnahme der Probensubstanz sowie eine

Verschlusskappe zum Verschließen der Kapillare nach einer Probennahme aufweist.

7. Messchipkartuschenmodul nach Anspruch 5 und 6, bei dem die Verschlusskappe einen im verschlossenen Zustand des Probeneingangs an die Kapillare flüssigkeitsdicht anschließenden Verschlusskappenkanal zur Verbindung der Kapillare mit dem Spülkanal aufweist.

8. Messchipkartuschenmodul nach einem der voranstehenden Ansprüche, bei dem das Kanalsystem eine erste Verdünnungs- und/oder Abfallkammer aufweist, die mit dem Probeneingang zur Aufnahme der Probensubstanz und/oder mit einem Eingang zur Belüftung und/oder mit einem Reagenzieneingang zum weiteren Transport der

Probensubstanz zur Analysezelle und/oder mit der zweiten Öffnung der Durchflusszelle nach Anspruch 2 zur Aufnahme der verbrauchten Probensubstanz verbunden ist.

9. Messchipkartuschenmodul nach einem der voranstehenden Ansprüche, bei dem das Kanalsystem eine oder mehrere Mischkammern aufweist, in der/denen die Proben- oder eine Referenzsubstanz auf dem Weg zur Analysezelle mit einem oder mehreren

Reagenzien vermischt werden können und die hierzu mit dem Probeneingang und/oder einem bzw. mehreren Reagenzieneingängen verbunden sind.

10. Messchipkartuschenmodul nach einem der voranstehenden Ansprüche, bei dem der Messchip einen elektrischen Anschluss zum Anschließen an ein externes Gerät zum Auslesen der Messdaten aufweist.

1 1 . Messchipkartuschenmodul nach einem der voranstehenden Ansprüche, das ein

abtrennbares Probennahmemodul zum Einsammeln der Probensubstanz mit einem Probenausgang umfasst, der flüssigkeitsdicht an den Probeneingang anschließbar ist.

12. Einweg-Chipkartuschen-System zur Durchführung vorzugsweise mobiler

Multiparameteranalysen chemischer und/oder biologischer Substanzen, umfassend a) ein auswechselbares Messchipkartuschenmodul nach einem der Ansprüche 1 bis 1 1 und

b) ein auswechselbares Reagenzienmodul, das einen oder mehrere

Reagenzienzylinder zur Aufnahme von Reagenzien aufweist, wobei jeder Zylinder mit einem Antriebskolben zur Beförderung der Probensubstanz sowie der

Reagenzien im System und einem Zylinderausgang zum flüssigkeitsdichten Anschluss an einen Reagenzieneingang des Messchipkartuschenmoduls versehen ist.

13. System nach Anspruch 12, umfassend

a) ein auswechselbares Messchipkartuschenmodul nach Anspruch 3 und

b) ein auswechselbares Reagenzienmodul mit zwei einander entsprechenden,

vorzugsweise identischen Sets von Reagenzienzylindern.

14. System nach Anspruch 12 oder 13, bei dem vor Beginn der Analyse einer, mehrere oder alle Zylinderausgänge des Reagenzienmoduls mit einer Membran flüssigkeitsdicht verschlossen sind und der oder die entsprechenden Reagenzieneingänge des

Messchipkartuschenmoduls jeweils eine Hohlnadel zum Durchstechen der Membran aufweisen.

15. Verfahren zum Durchführen von Multiparameteranalysen chemischer und/oder

biologischer Probensubstanzen mittels eines Systems nach einem der Ansprüche 12 bis 14, bei dem

a) die Probensubstanz dem Probeneingang zugeführt wird,

b) das Messchipkartuschenmodul mit dem Reagenzienmodul flüssigkeitsdicht

verbunden wird,

c) die Probenanalyse durchgeführt wird, wobei die Proben- und/oder eine

Referenzsubstanz und die Reagenzien im System mittels der Antriebskolben in die Analysezelle(n) befördert werden,

d) das benutzte Messchipkartuschenmodul vor jeder neuen Probenmessung gegen ein unbenutztes Messchipkartuschenmodul ausgewechselt wird.

16. Verfahren nach Anspruch 15, bei dem die Probenanalyse nach einer gemäß Schritt a) abgeschlossenen Probennahme in einem gemäß Schritt b) zusammengesetzten System von einem externen Gerät gesteuert automatisiert verläuft, wobei das externe Gerät den/die Antriebskolben bewegt und/oder elektrische Messsignale des Messchips ausliest und dabei keinen Flüssigkeitskontakt aufweist.

17. Verfahren nach Anspruch 15 oder 16, bei dem das benutzte Reagenzienmodul vor jeder neuen Probenmessung gegen ein unbenutztes Reagenzienmodul ausgewechselt wird.

18. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 17 unter Verwendung eines Systems nach Anspruch 13, bei dem parallel zu der in einem ersten Kanalsystem und in einer ersten Analysezelle verlaufenden Probenanalyse eine bekannte Referenzsubstanz in dem zweiten Kanalsystem und der zweiten Analysezelle analysiert wird, wobei die Proben- und die Referenzsubstanz synchron einer gleichen Prozessierung und Messung unterworfen werden, indem die entsprechenden Antriebskolben der beiden Sets von

Reagenzienzylindern synchron bewegt werden.

19. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 18, bei dem die Probensubstanz in Form einer Flüssigkeit, eines Feststoffs oder einer Wischprobe dem Probeneingang zugeführt wird.

20. Verwendung des Einweg-Chipkartuschen-Systems nach einem der Ansprüche 12 bis 14 für die Point-of-Care-Diagnostik, insbesondere für Immuntests, und/oder für mobile Multiparameter-Bioanalysen, insbesondere für Bluttests bei einem mobilen Einsatz.

* * *

Description:
Integriertes Einweg-Chipkartuschensystem für mobile Multiparameteranalysen chemischer und/oder biologischer Substanzen

Die Erfindung betrifft ein Einweg-Messchipkartuschenmodul (im Folgenden kurz auch:

Messchipkartuschenmodul, Messchipkartusche oder Kartusche) zur Durchführung

vorzugsweise mobiler Multiparameteranalysen chemischer und/oder biologischer Substanzen, insbesondere zur Detektion und/oder Bestimmung der Konzentration von Zielsubstanzen in flüssigen Proben. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Einweg-Chipkartuschen-System (im Folgenden kurz: System), das ein auswechselbares Messchipkartuschenmodul aufweist, sowie ein Verfahren zum Durchführen derartiger Analysen in einem solchen System.

Systeme dieser Art finden ihre Verwendung im Bereich mobiler reproduzierbarer chemischer und biochemischer Analysen, insbesondere im Bereich der Point-of-Care-Diagnostik. Dabei wird das Ziel verfolgt, auf eine herkömmliche stationäre Laboranalyse mit unvermeidlichen Wartezeiten zu verzichten und stattdessen eine Methode zu ermöglichen, mit der man die gewünschten Analyseergebnisse vor Ort, z.B. am Ort der Patientenbehandlung, unmittelbar und zeitnah (praktisch sofort) erhält.

Aus dem Stand der Technik sind folgende Systeme bekannt, die auf auswechselbaren

Messkartuschen zur Aufnahme und Analyse einer Probe basieren:

WO 2006/125767 A1 offenbart ein Analysegerät zur integrierten und automatisierten DNA- oder Protein-Analyse, das in ein Steuergerät und eine in dieses einsetzbare Cartridge in Form und Größe einer Scheckkarte aufgeteilt ist. Die Cartridge enthält Kanalabschnitte mit diversen Reagenzien in trockener und langzeitstabiler Form, einen Probenport zum Einpipettieren einer Probe, eine PCR-Kammer zur Durchführung einer PCR (Polymerase chain reaction) und eine Detektionskammer mit einem DNA-Sensor. Das für den Analysevorgang erforderliche Wasser wird im Steuergerät aufbewahrt und mittels fluidischer Komponenten des Steuergeräts, unter anderem einer Pumpe und diverser Füllstandssensoren, zu den Wasserports der in das Steuergerät eingesetzten Cartridge befördert. Die Steuerung der Wasserbeförderung sowie das Auslesen der Messdaten erfolgt mittels einer ebenfalls im Steuergerät untergebrachten

Elektronik.

US 2007/0166192 A1 zeigt ein Probenaufbereitungsmodul zur Aufnahme und Aufbereitung spezifischer biologischer Proben für eine Analyse in einer standardisierten und miniaturisierten „Lab-on-a-Chip"-Cartridge. Dieses Modul ist jeweils für eine bestimmte Probenart ausgelegt und verfügt über einen Hohlraum für aufwendige oder großräumige Aufbereitungsschritte, die nicht innerhalb der Cartridge durchgeführt werden können. Dies sind etwa Extraktion oder

Vermehrung von Zellen einer Zielsubstanz, mechanische Homogenisierung fester

Gewebeproben etc.. Die aufbereitete Probe gelangt aus dem Modul über eine geeignet dimensionierte und abgedichtete Öffnung direkt in den Probeneingang der Cartridge. Die Probennahme und -abgäbe wird im Modul entweder manuell und unter Ausnutzung der Schwerkraft oder mittels eines im Hohlraum verschiebbaren Kolbens durchgeführt.

US 5,096,669 offenbart ein System zur Durchführung elektrochemischer Messungen an Blut und anderen Flüssigkeiten mit einer Einweg-Messeinheit, die in ein mobiles Auslesegerät eingesteckt werden kann. Die Messeinheit enthält Sensoren, einen Beutel mit

Kalibrierflüssigkeit samt Dorn, ein Luftblasenreservoir und ein Kanalsystem mit Probeneingang. Die Probe gelangt durch die Kapillarwirkung in das Kanalsystem. Das Durchstechen des Kalibrierbeutels zur Kalibriermessung und die Beförderung der Probe zum Sensor hin durch das Zusammendrücken der Luftblase werden von dem Auslesegerät ausgelöst bzw. gesteuert.

US 5,638,828 zeigt ein Probennahmegerät zum Einsammeln flüssiger Proben und deren Einbringen in ein Einweg-Messgerät für eine Echtzeitanalyse. Innerhalb des

Probennahmegeräts wird die Probe zunächst in einem Reservoir gesammelt, in welches eine präzise dimensionierte Kapillare mündet, die sich durch die Kapillarwirkung mit der Probe füllen kann. Nach dem manuellen Anschließen des Probennahmegeräts mit der gefüllten Kapillare an das Messgerät ist diese an ihren beiden Enden mit dem Inneren des Messgeräts verbunden. Die Fortbewegung der Probenflüssigkeit im Inneren des Messgeräts erfolgt durch das gezielte Zusammendrücken einer darin vorgesehenen Luftblase, die die Probe entlang der Kapillare und weiterhin über den Sensor verschieben kann.

US 2003/0170881 A1 offenbart eine Vorrichtung zur Durchführung diverser Analysen an flüssigen Proben. Die Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Analyseabläufe wird durch innerhalb einer Einweg-Kartusche vorgesehene„Ventilmittel", wie z.B. Verengungen, gewährleistet, die den Fluss der Probe sowie einer zweiten in einem Beutel in der Kartusche vorgesehenen Kalibrier- und Spülflüssigkeit samt Luftblasen beeinflussen. Die Kartusche wird in ein Auslesegerät eingesteckt, wodurch und von welchem aus Druck auf bestimmte

paddeiförmige Bereiche im Kartuschendeckel zur Beförderung der in der Kartusche befindlichen Fluide ausgeübt wird. Kalibriermessungen werden vor oder nach der Probenmessung durchgeführt, wobei Kanäle und Sensoren dazwischen mit der zweiten Flüssigkeit gereinigt werden. Reagenzien sind in trockener Form in den Kanälen der Kartusche vorgesehen.

US 5,405,510 betrifft eine tragbare Messeinheit für die Messung von mehrfachen, sequentiellen Flüssigkeitsproben. Die Vorrichtung besitzt eine Wegwerfkartusche, die einen Zugang mit einem Einlass zu einer Durchflusszelle mit hydratisiertem Sensor und, in Flüssigkeitskontakt, aber räumlich getrennt, einer Referenzelektrode besitzt. Neben den notwendigen elektrischen Einrichtungen enthält die Kartusche einen dehnbaren Abfallbehälter. Zwischen dem

Abfallbehälter und der Durchflusszelle befindet sich ein Rückschlagventil. Nach Kalibration der Zelle kann durch den Einlass eine Probe mit einer unbekannten Menge eines bekannten Analyten geführt werden. In DE 102 45 845 A1 wird ein Messchip mit einer von Fluid überströmbaren Reaktionsfläche (Analysezelle) offenbart, der eine Lumineszenzreaktion und deren Messung ermöglicht. Der Messchip selbst weist neben der Analysenzelle Räume auf, die der Speicherung von

Probenflüssigkeit und Reagenzien dienen, mit einer Dichtung oder einem Septum verschlossen sind und mit einer Spritze durchstochen werden können. Er ist allerdings keine in sich geschlossene Einheit, sondern wirkt mit einer Basisplatte zusammen, in der über Ventile steuerbare Fluidkanäle angeordnet sind, die die Vorratsräume und die Analysezelle

untereinander verbinden können.

Darüber hinaus sei auf die folgenden Dokumente verwiesen: DE 10 1009 007230 A1 offenbart eine Messzelle mit einem flexiblen Seitenwandbauteil, das gleichzeitig die Abdichtung zu einem Sensorchip und zu einer Abdeckung bewirkt. Aus DE 41 39 121 C1 ist die Integration der Durchflussmesszelle in einen Messeinsatz bekannt, der in ein die restlichen Komponenten der Vorrichtung umfassendes Basisgerät auswechselbar einsetzbar ist. US 201 1/0301047 A1 schlägt vor, zwischen dem Einlass und der Messkammer einer Detektionsvorrichtung ein Ventil vorzusehen. EP 1 245 285 A2 offenbart einen mit einer Spritze beaufschlagbaren Proben- einlass. In WO 2009/062940 A1 wird eine Sensorkassette aus zwei fest miteinander verbundenen, jedoch separat hergestellten Modulen und mit einem durchgehenden Messkanal zur Aufnahme fluidischer Medien beschrieben; jedes der Module ist elektrisch über einen Kontakt mit einem Analysator verbunden. Die Strömungskanäle einer Vorrichtung zur austauschbaren Aufnahme von Messkartuschen bzw. Messzellen gemäß WO 98/05958 A1 besitzen wiederholt anstechbare Septen; zusätzlich besitzt die Vorrichtung eine in einem Ventilblock integrierte Probenaufnahme, die von außen für Spritzen oder Kapillaren erreichbar ist.

Die bekannten Vorrichtungen und Analysemethoden erfordern jeweils eine oder mehrere der folgenden Maßnahmen:

chargenspezifische Kalibrierung durch exemplarische Tests während/nach der Produktion; manuelle Arbeitsschritte bei der Nutzung, insbesondere bei der Probenvorbereitung;

spezielle Proben-Aufreinigung (insbesondere für optische Detektionsmethoden);

und/oder es handelt sich bei ihnen um Vorrichtungen, die durch eine oder mehrere der folgenden Komponenten gekennzeichnet sind:

Analysegeräte mit darin enthaltenen Fluidikkomponenten (Pumpen, Ventilen) zur

Prozessierung von Flüssigkeiten im Gerät (d.h. Flüssigkeitskontakt von

Gerätekomponenten) oder alternativ z.B. auch manuelle Zuführung von Flüssigkeiten; Verbrauchsmittel-Set mit vielen verschiedenen Komponenten und zum Teil komplizierter Handhabung (Pipetten, Reagenzien, Kartuschen, Chips...).

Existierende (Point-of-Care-)Systeme haben daher einige der folgenden Nachteile: keine Kalibrierungsmöglichkeit zur Laufzeit der Analyse;

deutlich begrenzte, auf ein Minimum reduzierte Prozessierungs- und Kontrollmöglichkeiten für die Probe und die Reagenzien innerhalb des Einweg-Messgeräts z.B. mittels einer einzigen Luftblase zur Beförderung sowie Trennung der einzelnen Fluide voneinander; Notwendigkeit der Verwendung von Trockenreagenzien und deren Auflösung/Suspension in einem Kanal oder sogar Mikrokanal der Messkartusche während des eigentlichen

Analysevorgangs mit damit verbundenen Unsicherheiten bzgl. deren Verteilung,

Konzentration und des gesamten Zeitablaufs;

mangelhafte Güte der Reproduzierbarkeit der Analysen von Test zu Test;

Erfordernis einer manuellen Probenvorbereitung/-Dosierung vor der Messung z.B. für Blutproben;

Kontamination von Analysegerätekomponenten, insbesondere der Fluidikkomponenten, durch Flüssigkeitskontakt, was eine aufwendige Wartung und Pflege erfordert;

eine komplizierte, aufwendige Verbrauchsmittellogistik.

Festzuhalten ist insgesamt das Erfordernis einer stärkeren Automatisierung bzw. der Erhöhung des Integrationsgrades kompletter biochemischer Analysevorgänge für mobile reproduzierbare Multiparameteranalysen, z.B. für den Bereich der Point-of-Care-Diagnostik.

Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Durchführung vorzugsweise mobiler chemischer und/oder biologischer

Probenanalysen anzugeben, welche eine verbesserte Reproduzierbarkeit der Tests, eine bessere Automatisierung und einen erhöhten Integrationsgrad bei einem möglichst niedrigen Kosten-, Herstellungs- und Bedienungsaufwand ermöglichen.

Diese Aufgabe wird durch ein Messchipkartuschenmodul zur Durchführung vorzugsweise mobiler Multiparameteranalysen chemischer und/oder biologischer Substanzen gelöst, umfassend einen Probeneingang, durch welchen eine Probensubstanz von außen ins

Messchipkartuschenmodul gelangen kann, zusätzlich dazu einen oder mehrere

Reagenzieneingänge, durch welche Reagenzien von außen, z.B. von einem geeigneten Reagenzienlagerungs- und Prozessierungsmodul, dem Messchipkartuschenmodul zugeführt werden können, einen Messchip mit einer für die Probenanalyse vorgesehenen Oberfläche, die zumindest teilweise einen Boden oder eine Wand einer Analysezelle mit zwei Öffnungen darstellt, die derart ausgebildet ist, dass eine die Probensubstanz umfassende Flüssigkeit durch eine erste Öffnung der Analysezelle zugeführt werden kann, sowie ein Kanalsystem, in dem die Probensubstanz vom Probeneingang zur Analysezelle und die Reagenzien von dem

mindestens einen Reagenzieneingang zur Analysezelle befördert werden können. Das

Kanalsystem enthält in seinem Inneren vor Beginn des gesamten Analysevorgangs keine für die Analyse benötigten festen Substanzen (Reagenzien in fester Form), und vorzugsweise keine weiteren Substanzen außer Luft und/oder Schutzgas, die in die Analysezelle gelangen können. Das Messchipkartuschenmodul nach der Erfindung kann insbesondere die Ausgestaltung gemäß Anspruch 1 besitzen.

Die Probensubstanz (kurz: Probe) kann dem Probeneingang in Form einer Flüssigkeit wie Blut oder Serum, eines Feststoffs oder einer Wischprobe zugeführt werden.

Ein erster vom Probeneingang außenseitig getrennter Reagenzieneingang kann z.B. zum Transport, zur Verdünnung oder Verflüssigung der Probensubstanz und/oder zur Zugabe von zur Analyse erforderlichen reaktiven Substanzen genutzt werden. Während der Probeneingang selbst auf das Einsammeln der Probensubstanz zugeschnitten und in der Regel nach einer erfolgten Probennahme verschlossen werden kann, erlaubt es dieser weitere Eingang in die Kartusche, die weitere Prozessierung der Probensubstanz flexibel zu gestalten.

Der Begriff„Reagenz" wird in diesem Kontext allgemein für eine beliebige Substanz verwendet, die in das Kanalsystem der Kartusche über einen Reagenzieneingang gelangen kann. Als Reagenzien können im Rahmen der Erfindung z.B. chemisch oder biologisch aktive Substanzen, Kalibrierlösungen mit bekannten Konzentrationen einer oder mehrerer Referenzsubstanzen, Pufferlösungen, Enzymlösungen, Substratlösungen, Detektorlösungen, (z.B. isotonische) Salzlösungen, destilliertes Wasser, Reinigungslösungen, Luft oder inertes Gas dienen.

In einer Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße Modul mindestens zwei

Reagenzieneingänge, von denen einer für die Zufuhr von Kalibrierlösung genutzt werden kann, um eine Kalibrierung zur Laufzeit in einem Ein-Kanal-System zu ermöglichen, wie unten näher beschrieben. Selbstverständlich können in dieser Ausführungsform mehr als die genannten zwei Reagenzieneingänge vorhanden sein.

Der Begriff„Messung" und„Messchip" etc. umfasst im Kontext der vorliegenden Anmeldung neben einer möglichen Messung eines oder mehrerer Parameter wie z.B. der Konzentration bestimmter Substanzen z.B. chemischer und/oder biologischer Natur, wie einzelner Moleküle, Stoffe oder Zellen (quantitative Messungen), auch deren qualitative Detektion.

Der Messchip kann beispielsweise Elektroden, ggf. mit Fängermolekülen für eine Zielsubstanz, zur Durchführung elektrochemischer Analysen aufweisen. Die Elektroden können als Inter- digitalelektroden ausgebildet sein; die Oberfläche kann zur erleichterten Anbindung von Fängermolekülen über SH-Bindungen mit Gold belegt sein bzw. aus Gold bestehen. Die Messung kann amperometrisch, alternativ auch voltammetrisch oder mithilfe beider Verfahren erfolgen. Es ist auch eine optische Messung zur Probenanalyse möglich.

Die Analysezelle ist an der für die Messung vorgesehenen Oberfläche des Messchips angeordnet, z.B. unmittelbar oberhalb eines flächig ausgebildeten Messchips. In spezifischen Ausgestaltungen kann z.B. eine Unterseite des Messchips für die Messung verwendet werden. Der Messchip kann auch seitlich innerhalb der Kartusche angeordnet sein, mit einer entsprechenden Anordnung der Analysezelle an seiner zur Messung vorgesehenen Innenoberfläche bezüglich der Kartusche.

Die Analysezelle (kurz: Zelle) ist für die Aufnahme einer Flüssigkeit ausgebildet. Sie enthält eine erste Öffnung, durch die die Flüssigkeit in die Zelle gelangen kann, während z.B. Luft oder verbrauchte Lösung aus der Zelle durch die zweite Öffnung verdrängt wird.

Zum Transportieren der Probe und der Reagenzien in der Kartusche zwischen den jeweiligen Außen-Eingängen (gemeint sind der Proben- und ein oder mehrere Reagenzieneingänge) zu der Zelle ist ein Kanalsystem vorgesehen. Dieses kann in Inneren der Kartusche sowohl miteinander verbundene als auch vollständig voneinander getrennte Untersysteme von Kanälen enthalten.

Das Kanalsystem dient z.B. einer Verbindung eines Reagenzieneingangs mit dem Probeneingang innerhalb der Kartusche, um die Probe vor deren Eintritt in die Analysezelle mit einem Reagens zu vermischen bzw. aufzubereiten, wie bereits voranstehend kurz angesprochen.

Die erfindungsgemäße Kartusche enthält vor der Zugabe von Reagenzien von außen über die Reagenzieneingänge keine Trockenreagenzien in dem Kanalsystem.

Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen und in der nachfolgenden Beschreibung angegeben.

Vorzugsweise stellt die Analysezelle eine Durchflusszelle dar, d.h. eine Flüssigkeit kann durch die erste Öffnung in die Durchflusszelle gelangen und diese durch die zweite Öffnung teilweise oder ganz wieder verlassen. Durch das Anlegen eines Ansaugdrucks an der zweiten Öffnung, beispielsweise über deren Verbindung mit einem Reagenzieneingang, kann z.B. der Durchfluss oder die Verteilung der zu analysierenden Flüssigkeit über der Messchipoberfläche beeinflusst werden.

Darüber hinaus ermöglicht eine Durchflusszelle eine sukzessive Analyse einer Referenzsubstanz und einer Probe. So kann beispielsweise eine Kalibrierlösung, die eine bekannte Menge einer oder mehrerer Referenzsubstanz(en) enthält, durch einen von mehreren

Reagenzieneingängen in die Durchflusszelle geleitet und die enthaltene(n) Referenz- substanz(en), ggf. nach Anbindung an entsprechende Fängermoleküle und/oder unter

Zuhilfenahme weiterer Reagenzien, qualitativ, halbquantitativ oder quantitativ bestimmt werden, bevor die Probe in die Durchflusszelle gelangt. Über Differenzmessungen, Eichkurven und dgl. lässt sich auf diese Weise mit nur einer Analysezelle eine Kalibrierung zur Laufzeit erreichen, indem der oder die zu detektierenden Analyte in der Probe mit der/den Referenzsubstanz(en) in der Kalibrierlösung qualitativ, halbquantitativ oder quantitativ verglichen werden kann. Eine bevorzugte Ausführungsform der Kartusche weist jedoch zwei identische Analysezellen auf der Chipoberfläche auf, sodass simultan die Analyse einer Probe in einer ersten und einer bekannten Referenzsubstanz in der zweiten Zelle durchgeführt werden können, um das

Analyseverfahren zu kalibrieren / zu eichen.

Zur gleichzeitigen und einander entsprechenden Prozessierung der Probe und der

Referenzsubstanz zwischen dem jeweiligen Außen-Eingang und der jeweiligen Zelle sind in dieser Ausführungsform zwei voneinander vollständig getrennte, einander zum Zwecke der gleichen Prozessierung entsprechende Kanalsysteme vorgesehen. Diese Kanalsysteme können grundsätzlich voneinander verschiedene geometrische Formen haben, denn es kommt lediglich auf eine sachlich vergleichbare Prozessierung, z.B. was den Zeitverlauf oder die Menge der zugesetzten Reagenzien angeht, in den beiden Kanalsystemen an. Dies kann beispielsweise (vorausgesetzt, die Proben- und die Referenzsubstanz besitzen etwa gleiche Viskositätswerte) durch eine ungefähr gleiche Länge der beiden Kanalsysteme erreicht werden.

In dieser Ausführungsform sind jeweils zwei einander entsprechende, mit dem jeweiligen Kanalsystem verbundene Reagenzieneingänge vorgesehen, deren einer der Zuführung der Referenzsubstanz und deren anderer der Zuführung von Luft, einer Pufferlösung, Enzymlösung, Substratlösung oder dergleichen dient, wie oben für das einteilige System beschrieben.

Vorzugsweise sind in der Kartusche zwei oder mehr Reagenzieneingänge vorgesehen, mittels derer einem Kanalsystem zwei oder mehr unterschiedliche Reagenzien zugeführt werden können. In Kombination mit der obigen bevorzugten Ausführungsform können die mit den unterschiedlichen Kanalsystemen verbundenen Reagenzieneingänge z.B. als zwei parallele Reihen angeordnet sein.

Wegen der von außen zugänglichen Anordnung können jeweils zwei unterschiedliche

Reagenzieneingänge in der erfindungsgemäßen Kartusche unabhängig voneinander bedient, z.B. mit flüssigen Reagenzien gefüllt oder mit Unter- oder Überdruck beaufschlagt werden. Wegen deren grundsätzlich ähnlicher Ausgestaltung können die verschiedenen

Reagenzieneingänge aber auch gleichartig, z.B. synchron, bedient werden.

Mit der steigenden Anzahl der Reagenzieneingänge steigt die Flexibilität, die Anpassungsfähigkeit an die Anforderung einer Anwendung, sowie, falls erwünscht, die Komplexität der mit der Kartusche durchzuführenden Multiparameteranalysen, sowohl hinsichtlich der Reagenzienauswahl als auch in Bezug auf den Analyseablauf.

In einer Kartusche nach der Erfindung kann ein Spülkanal zum Fortbewegen der im

Probeneingang gesammelten Probe im Kanalsystem vorgesehen sein. Der Spülkanal kann beispielsweise im Kanalsystem in den Probeneingang münden, ggf. mit einer Verengung bzw. einem Kapillarstop (capillary stop) an der Mündungsstelle, derart, dass eine Spülung der Probe nur unter einer Druckbeaufschlagung des Spülkanals erfolgen kann. Der Spülkanal endet auf seiner anderen Seite in jedem Fall in einem Reagenzieneingang zum Zuführen eines Spülfluids, z.B. einer Pufferlösung oder von Luft.

In spezifischen Ausgestaltungen mit einem Spülkanal können z.B. Wischproben mittels eines Filterpads entnommen, (z.B. in Form eines gestanzten Kreises) in den Probeneingang gebracht und anschließend in das Kanalsystem durch- bzw. eingespült werden. Dazu kann z.B. ein Spritzenmodul-Vorsatz verwendet werden. Mittels eines beispielsweise mit einer Spüllösung (z.B. einem Puffer) befüllten Spritzenmoduls kann die Probe aus dem bzw. durch das Filterpad in die Kartusche gespült werden.

Die Probennahme kann für flüssige Proben, z.B. für Vollblut, durch eine oder mehrere im Probeneingang integrierte Kapillaren erfolgen. Aufgrund des Kapillareffekts wird beispielsweise durch Aufbringen eines Probentropfens eine Kapillare mit vorgegebenen Abmessungen gefüllt, wodurch eine automatische Probendosierung erfolgt. Nach dem Verschluss des

Probeneingangs mit einer Verschlusskappe kann das auf diese Weise dosierte Probenvolumen in der Kartusche z.B. in einem automatisierten Verfahren prozessiert werden.

In der Verschlusskappe ist in einer weiterführenden Ausführungsform, die ebenfalls einen Spülkanal umfasst, ein Verschlusskappenkanal untergebracht, der im verschlossenen Zustand des Probensubstanzeingangs einer flüssigkeitsdichten Verbindung zwischen dem Kapillareingang und dem Spülkanal dient. Durch Luft oder eine Flüssigkeit aus dem Spülkanal lässt sich die Probe aus der Probenkapillare in das Kanalsystem zur weiteren Prozessierung verdrängen und ggf. zugleich vorverdünnen. In einem einfachen Fall hat der Verschlusskappenkanal eine U-Rohr-Form.

Eine vorverdünnte oder auch nicht vorverdünnte Probe kann in einem erfindungsgemäßen Kanalsystem anschließend aus dem Probeneingang direkt in eine erste Verdünnungs- und/oder Abfallkammer zur ggf. weiteren Verdünnung befördert werden. Hierzu kann diese Kammer mit einem Reagenzieneingang zum Zuführen von Flüssigkeit/Luft verbunden werden, wobei Verdünnungs- bzw. Spülflüssigkeit der Kammer z.B. über einen Spülkanal zugeführt werden kann. Alternativ oder zusätzlich kann die Kammer mit einem Reagenzieneingang verbunden sein, in den die ggf. verdünnte Probe zum Zwecke einer weiteren Prozessierung eingesaugt werden kann. Ferner kann die Kammer alternativ oder zusätzlich mit der zweiten Öffnung einer Durchflusszelle zur Aufnahme der analysierten Probe verbunden sein.

Vorzugsweise ist in dem oder in jedem der erfindungsgemäßen Kanalsystem(e) zumindest eine Mischkammer (kurz: Mischer) vorgesehen, in der die Proben- oder eine Referenzsubstanz mit einem oder mehreren Reagenzien auf dem Weg zur Analysezelle vermischt werden können. Der jeweilige Mischer ist hierzu mit einem oder mehreren Reagenzieneingängen verbunden. In einem Mischer kann z.B. einer ggf. vorverdünnten Probe ein Puffer, ein Substrat, ein Enzym und/oder ein Detektor zugegeben werden. Diese Schritte können auch auf verschiedene Mischer aufgeteilt sein und z.B. sukzessive erfolgen.

Der Messchip verfügt vorzugsweise über eine elektrische Anschlussstelle, an die ein externes Gerät zum Auslesen der Messdaten angeschlossen werden kann. Die elektrische

Anschlussstelle (Anschluss) kann z.B. an einer von der für die Probenanalyse vorgesehenen Oberfläche des Messchips abgewandten Seite angeordnet sein, wodurch ein Flüssigkeitskontakt des elektrischen Anschlusses vermieden werden kann. Dies lässt sich durch elektrische Durchkontaktierungen durch den Chip hindurch zu dessen Unterseite realisieren. Die für die elektrische Datenaufbereitung erforderlichen elektrischen Strukturen können dabei direkt im Messchip (z.B. in Form einer applikationsspezifischen integrierten Schaltung [ASIC])

angeordnet sein oder im externen Gerät realisiert werden. Ein ASIC kann auch auf einem vom Messchip separaten Substrat in der Kartusche vorgesehen sein. Der Chip kann beispielsweise durch seitliche Presspassung mittels eines elastischen, flüssigkeitsdichtenden Materials, wie Silikon oder Polydimethylsiloxan (PDMS), flüssigkeitsdicht auf der Kartusche angeordnet sein.

Die Probennahme kann in einem einfachen Fall unmittelbar mittels des Probeneingangs erfolgen. In der Kartusche nach der Erfindung können jedoch auch zusätzliche Mittel zum Einsammeln der Probensubstanz in einem separaten Probennahmemodul untergebracht sein. Das Probennahmemodul umfasst einen Probenausgang, der flüssigkeitsdicht an den Probeneingang der Kartusche zur Weitergabe der Probe (z.B. unter Ausnutzung der Kapillarkräfte) in das Kanalsystem angeschlossen werden kann. Die Probennahme kann in diesem Fall vor oder nach dem Zusammenstecken des Probennahmemoduls mit dem Probeneingang erfolgen. Das Probennahmemodul ist vorzugsweise ebenfalls ein günstiger Einweg-Artikel, etwa in Form einer Kunststoff- oder Glaskapillare mit einem Röhrchenendstück mit einer aufreißbaren Membran zum Anschluss an den Probeneingang an einem Ende und einer Verschlusskappe an dem anderen Ende. Ein Vorteil eines separaten Probennahmemoduls besteht z.B. in der Möglichkeit, etwa bei einer missglückten Probennahme nur dieses auszuwechseln und nicht die ganze Messchipkartusche.

In spezifischen Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Kartusche sind vor dem Einbringen der Probensubstanz über den Probeneingang und/oder einer Referenzsubstanz über einen Reagenzieneingang keine weiteren Substanzen außer Luft und/oder Schutzgas, z.B. ein Inertgas, im Kanalsystem vorhanden. Gegebenenfalls kann dabei zusätzlich Wasser, insbesondere destilliertes Wasser, im Kanalsystem der Kartusche im Voraus vorgesehen sein.

Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist ein modular aufgebautes Einweg-Messchipkartuschen- system (kurz: System) aus zwei trennbaren und zusammenschließbaren Hauptmodulen: einer erfindungsgemäßen Einweg-Kartusche und einem Ein- oder Mehrweg-Reagenzienmodul mit einem oder mehreren Reagenzienzylindern zur Aufnahme von Reagenzien, wobei jeder Zylinder über einen Zylinderausgang zum flüssigkeitsdichten Anschluss an einen Reagenzieneingang der Kartusche sowie über einen verschiebbaren Kolben (Antriebskolben) zur Beförderung der Probe und der Reagenzien im System verfügt. Das erfindungsgemäße System ist in Anspruch 12 angegeben.

Im erfindungsgemäßen System sind die Reagenzienaufbewahrung- und -zugäbe sowie mechanische Mittel zur Bewegung sämtlicher Gase und Flüssigkeiten im System (d.h. vor allem in der Kartusche) in einem separaten Modul, dem Reagenzienmodul, untergebracht. Generell ist auch der Einsatz pastöser Massen oder pulverartiger Substanzen im Reagenzienmodul nicht ausgeschlossen.

Das System kann an ein externes Steuerungs- und Auslesegerät (sog. Steuerungseinheit) mit einem Prozessor und mindestens einem elektro-mechanischen Aktor zum Antreiben der Kolben angeschlossen werden. Die Steuerungseinheit ist vorzugsweise mittels einer rein elektrischen Schnittstelle mit dem Messchip und einer rein mechanischen Schnittstelle mit dem Reagenzienmodul verbindbar. Auf diese Weise kommt sie beim bestimmungsgemäßen Betrieb des

Systems nicht mit den an der Analyse beteiligten Flüssigkeiten in Berührung und muss daher auch nicht von diesen Flüssigkeiten gereinigt bzw. allein aus diesem Grund gewartet werden.

Das erfindungsgemäße Reagenzienmodul ist im Vorfeld, d.h. vor dem eigentlichen

Analysenvorgang, mit einem oder diversen Reagenzien in flüssiger Form präpariert und wird z.B. in einem einsatzbereiten Zustand vom Hersteller geliefert oder von chemisch-technisch ausgebildetem Personal vor Ort befüllt. Der Begriff„Reagenzien" umfasst in diesem Kontext neben chemisch und/oder biologisch aktiven Substanzen auch Wasser, insbesondere destilliertes Wasser, Luft oder andere bei einem Analysevorgang einsetzbare Fluide.

Die Verwendung von Reagenzienzylindern mit Kolben in einem einheitlichen Block ermöglicht zum einen einen einfachen, robusten und zuverlässigen mechanischen Antrieb der gesamten Fluidik, d.h. sämtlicher Gas- und Flüssigkeitsbewegungen im Kanalsystem der Kartusche. Zum anderen ermöglicht sie einen beliebig hohen Integrationsgrad sämtlicher Fluidikabläufe im System z.B. durch einen synchronen oder in geeigneter Weise untereinander abgestimmten Antrieb verschiedener Kolben.

Im zusammengesetzten Zustand des Systems können die Kolben zum einen Reagenzien der Kartusche zuführen und darin durch Druckerzeugung weiterbewegen. Zum anderen können die Kolben auch durch Unterdruckerzeugung, d.h. als Pumpen, zum Ansaugen oder Hin- und Herbewegen von Substanzen in der Kartusche dienen.

Der erfindungsgemäße Kolbenantrieb ist vom Prinzip her gleichartig für alle Kolben und kann an einem gemeinsamen Ort, nämlich einer mechanischen Schnittstelle zwischen dem Reagenzienmodul und der Steuerungseinheit, stattfinden. Der Antrieb zweier oder mehrerer Kolben kann beispielsweise von einem gemeinsamen elektromechanischen Aktor, z.B. einem Motor, oder von mehreren identischen Aktoren in der Steuerungseinheit ausgehen. Die Steuerungseinheit kann zum Antrieb der Antriebskolben z.B. ihrerseits eine gleiche Anzahl an Druck- und/oder Saugkolben aufweisen. Diese können beispielsweise unmittelbar oder pneumatisch auf die Antriebskolben drücken bzw. mittels geeigneter Befestigungsmittel oder wiederum pneumatisch an den Antriebskolben ziehen, und zwar jeweils an einem vom Zylinderausgang abgewandten Zylinderende.

Durch die grundsätzliche Möglichkeit sowohl eines unabhängigen als auch in geeigneter Weise abgestimmten Antriebs der verschiedenen Antriebskolben im Reagenzienmodul gewährleistet das System nach der Erfindung eine praktisch unbegrenzte Flexibilität einer

Multiparameteranalyse sowohl hinsichtlich der Anzahl und Auswahl der Reagenzien als auch hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs eines Analysevorgangs, ohne jede Einbuße hinsichtlich der Aufbaukomplexität oder -Kosten.

Zudem lässt das erfindungsgemäße Reagenzienmodul grundsätzlich eine Sichtkontrolle über seine Funktion und Intaktheit zu, z.B. bei der Verwendung transparenter oder zumindest lichtdurchlässiger Glas- oder Kunststoffzylinder bzw. eines solchen Reagenzienblocks. Dadurch können zumindest grobe Produktions- oder Ablauffehler, wie z.B. das Verstopfen eines der Fluidikkanäle im System, sofort festgestellt werden. Dies ist ein Vorteil gegenüber den von außen unsichtbar verlaufenden Analysen innerhalb von im Auslesegerät versteckten miniaturisierten Kartuschen mit Trockenreagenzien, wie sie aus dem Stand der Technik bekannt sind.

Mit dem erfindungsgemäßen System ist das Modifizieren oder Hinzufügen von Analyseschritten, ggf. unter Zugabe anderer/weiterer Reagenzien, aufgrund des geschilderten modularen Aufbaus des Systems und der Möglichkeit einer flexiblen digitalen Steuerung durch eine rein elektromechanische Steuerungseinheit äußerst einfach zu realisieren, denn es erfordert grundsätzlich keine konstruktiven Änderungen im Design der Messkartusche. Es kann bereits durch eine Änderung in der Steuerungssoftware und ggf. das Beschaffen eines

(Einweg-)Reagenzienmoduls mit anderen Reagenzien bewirkt werden; die Herstellungskosten oder die Reproduzierbarkeit der Analysen werden dabei jedoch nicht beeinträchtigt.

Ferner wird das Aufbauprinzip des Systems nach der Erfindung auch mit einer steigenden Anzahl der Reagenzienzylinder im Reagenzienmodul und/oder der Kanalsysteme in der Kartusche vom Prinzip her nicht komplexer oder aufwendiger. D.h. der Hersteller kann ohne Umstieg auf andere Herstellungstechnologien mehrere Varianten der Messchipkartuschen- und Reagenzienmodule mit unterschiedlicher Anzahl oder Anordnung der Reagenzienzylinder bzw. der Kanalsysteme anbieten.

Aufgrund der Möglichkeit einer vollständigen Automatisierung des gesamten Analysevorgangs ab der abgeschlossenen Probennahme und des gleichartigen zentralisierten Antriebs sämtlicher Analysevorgänge gewährleistet das erfindungsgemäße System eine maximale Reproduzierbarkeit der Analyse von Messung zu Messung.

Die Erfindung ermöglicht eine Integration und Automatisierung von Reagenzienlagerung, Probennahme, Probenverdünnung, Reagenzienprozessierung, Detektion sowie Kalibrier- und Kontrollfunktionen in einem Einweg-Kartuschensystem für mobile Multiparameteranalysen.

In einer bevorzugten Ausführungsform weist das System eine oben beschriebene Kartusche mit zwei identischen Analysezellen zur parallelen Messung einer Probe- und einer Referenzsubstanz sowie ein Reagenzienmodul mit zwei einander entsprechenden Reagenzienzylinder- Sets auf, die eine gleiche Prozessierung der Probe und der Referenzsubstanz ermöglichen. Vorzugsweise handelt es sich dabei um zwei identische Sets von Reagenzienzylindern, die z.B. parallel zueinander im Reagenzienblock angeordnet sein können.

In allen Fällen sind einer oder mehrere der Zylinderausgänge vor dem Zusammenführen mit der Kartusche flüssigkeitsdicht, vorzugsweise durch eine Membran, verschlossen, wobei der oder die entsprechenden Reagenzieneingänge der Kartusche jeweils eine Hohlnadel, z.B. eine Kanüle, zum Durchstechen der Membran aufweisen können. Vorzugsweise sind vor dem Zusammenführen mit der Kartusche sämtliche Zylinderausgänge jeweils mit einer derartigen Membran verschlossen, z.B. durch eine für eine Zylinderreihe gemeinsame Membran.

Die auswechselbaren Module nach der Erfindung können kostengünstig hergestellt werden, z.B. aus Plastik durch Spritzgießen.

Das modulare System nach der Erfindung hat unter anderem folgende Vorteile:

eine hohe Zuverlässigkeit durch integrierte Kalibrier- und Kontrollfunktionen;

eine hohe Reproduzierbarkeit der Analysen durch automatisierte Prozessierung in der integrierten Messchipkartusche;

eine einfache Bedienung (wenig Fehlbedienungsquellen);

ein robustes System, besonders geeignet für den mobilen Einsatz;

eine (kosten-)effiziente Verbrauchsmittellogistik durch die einfache Herstellung, Lagerung,

Transport der Verbrauchsmittel.

Die Erfindung richtet sich auch auf ein Verfahren zum Durchführen von Multiparameteranalysen chemischer und/oder biologischer Probensubstanzen mittels eines Systems nach der

Erfindung, bei dem

a) die Probensubstanz am Probeneingang in eine Probenaufnahme, vorzugsweise eine

Kapillare, eines unbenutzten Messchipkartuschenmoduls gegeben wird,

b) das Messchipkartuschenmodul mit dem Reagenzienmodul flüssigkeitsdicht

zusammengeführt wird, c) die Analyse der Probensubstanz durchgeführt wird, wobei die Probensubstanz und die Reagenzien im System mittels der Antriebskolben befördert werden,

d) das benutzte Messchipkartuschenmodul vor jeder neuen Probenmessung gegen ein

unbenutztes Messchipkartuschenmodul ausgewechselt wird.

Der obigen Beschreibung des Messchipkartuschenmoduls und des Systems nach der Erfindung sowie der weiter unten folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele anhand der Figuren sind unter anderem einzelne Merkmale bzw. Merkmalskombinationen eines erfindungsgemäßen Betriebsverfahrens, ggf. spezifisch für eine Ausführungsform, zu entnehmen.

Das System und das Verfahren nach der Erfindung können neben der Point-of-Care-Diagnostik (z.B. für Immuno-Assays) und weiteren medizinischen Bereichen (z.B. für Multiparameter- Bioanalysen auf Basis von Proteintests für den mobilen Einsatz) auch sonst überall dort Anwendung finden, wo eine schnelle, mobile und günstige elektrochemische Analyse von Proben gebraucht wird.

Vorzugsweise wird vor jeder neuen Probenmessung nicht nur die Einweg-Kartusche, sondern auch das Reagenzienmodul gegen ein unbenutztes ausgewechselt. Dies ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Vielmehr kann ein Reagenzienmodul für zwei oder mehr Probenmessungen verwendet und zwischen den Messungen z.B. mittels der Kolben flüssigkeitsdicht von der herausnehmbaren Kartusche getrennt werden.

Mit dem erfindungsgemäßen System kann eine Kalibrierung bzw. können Kontrollfunktionen zur Laufzeit der Analyse verwirklicht werden, indem zwei Analysezellen auf einem Chip (bzw. 2 Analyse-Arrays) für eine getrennte, gleichzeitige Prozessierung einer realen Probe und einer Kalibrierlösung (z.B. einer definierten Analytlösung) eingesetzt werden. Eine gleichzeitige und hinsichtlich des Zeitablaufs und der Reagenzienzugabe gleiche (und möglichst identische) Prozessierung der Proben- und der Referenzsubstanz kann z.B. durch einen synchronen Antrieb der Kolben in den für die Probe- und die Referenzsubstanz vorgesehenen einander entsprechenden (z.B. identischen) Reagenzienzylindern verwirklicht werden.

Die Kalibrierlösung kann, z.B. bei einer alternativen Ausführungsform der Kartusche mit nur einer Analysezelle (vgl. Figuren 5-7), auch in einem Probenpuffer integriert sein. Zur

Kalibrierung bei einer solchen Variante können in der Analysezelle, die vorzugsweise eine Durchflusszelle darstellt, Kalibrierpositionen vorgesehen sein. Mit einer solchen Ausgestaltung lässt sich eine Kalibrierung zur Laufzeit realisieren, wie oben erläutert.

Eine Kontrolle des Flüssigkeitstransportes über den Chip ist beispielsweise durch die Messung der Heizleistung in Verbindung mit einer Chiptemperaturregelung möglich. Hierzu werden z.B. Veränderungen der Chiptemperatur (die auf bestimmte Sollwerte geregelt wird) durch

Kühleffekte beim Pumpen von Luft anstatt Flüssigkeiten über den Chip überwacht. Dies kann einer Erkennung von Fehlfunktionen der Pumpen (bzw. der Kolben oder deren Antriebs) oder von Undichtigkeiten in der Kartusche dienen.

Die erfindungsgemäße Analyse kann von einem externen Gerät, einer Steuerungseinheit, gesteuert werden. Deren Anschlüsse an das erfindungsgemäße System sind vorzugsweise derart ausgestaltet, dass die Steuerungseinheit in keinen unmittelbaren Kontakt mit den Flüssigkeiten gelangt, die bei der Analyse im System fließen. Hierzu kann die Steuerungseinheit z.B. rein elektrisch an das Messchipkartuschenmodul und rein mechanisch an das Reagenzienmodul angeschlossen werden. Der Analysevorgang kann in dem zusammengesetzten System durch die Steuerungseinheit gesteuert vollständig automatisiert verlaufen, wobei die Probensubstanz und die Reagenzien (und/oder ggf. die Referenzsubstanz) im System mittels der angesteuerten Antriebskolben transportiert werden.

Eine für herkömmliche Systeme bekannte Kontamination eines steuernden Geräts durch an der Analyse beteiligte Flüssigkeiten kann mit dem erfindungsgemäßen System durch eine vollständige Trennung der Schnittstellen zur Steuerungseinheit ausgeschlossen werden, indem eine fluidische Schnittstelle lediglich zwischen dem Kartuschenmodul und dem

Reagenzienmodul (sowie innerhalb des Kartuschenmoduls zum integrierten Chip und ggf. zur Probennahme),

eine ausschließlich mechanische Schnittstelle zur Steuerungseinheit für den Betrieb der Fluidik im System mittels des Reagenzienmoduls und

eine ausschließlich elektrische Schnittstelle zur Steuerungseinheit zur Kontaktierung des elektrischen Array-Messchips

sowie ggf. eine thermische Schnittstelle zu einem zusätzlichen Temperaturmodul, wenn keine„On-Chip-Temperierung" vorgesehen ist,

beim Betrieb des Systems vorliegen.

Zum Betrieb eines Systems nach der Erfindung ist als Verbrauchsmaterial lediglich eine Kombination aus Reagenzienmodul (Lagerung von Flüssig-Reagenzien) und Chip- Kartuschenmodul (Probennahme und -Verdünnungsfunktion plus Messung) erforderlich. Die ggf. vorhandene Steuerungseinheit muss hingegen im Unterschied zu den herkömmlichen Systemen nicht extra gewartet, gefüllt, gereinigt oder ausgewechselt werden.

Die Entnahme und die Entsorgung der Module sind in Form einer geschlossenen

flüssigkeitsdichten Einheit möglich, sodass keine Kontaminations- und Verletzungsgefahr für den Verwender oder die Patienten besteht.

Bei der Chipmontage und -Kontaktierung ist eine Reduzierung des Platzbedarfs auf dem Chip (mit einer damit verbundenen Kostenreduktion) für elektrische Kontaktierung und fluidische Abdichtung möglich. Während in bekannten Systemen typischerweise beides auf der Chipoberseite untergebracht ist, sind im System nach der Erfindung neben der ebenfalls möglichen Kontaktierung von der Chipoberseite optional auch

elektrische Durchkontaktierungen zur Chipunterseite

(optional auch ein 3D-Aufbau: ASIC + Bio-MST) und/oder

eine Chipmontage einschließlich fluidischer Abdichtung ggf. durch eine seitliche Presspassung mittels eines elastischen flüssigkeitsdichten Materials (z.B. Silikon, PDMS) möglich.

Die vorstehend und nachfolgend geschilderten konkreten Beispiele einzelner Fluidikfunktionen in einem System nach der Erfindung, wie z.B. der Kalibriermethode, Probennahme,

Probenverdünnung, Reagenzienlagerung und -Prozessierung, sollen nicht als abschließend verstanden werden. Das erfindungsgemäße System und Betriebsverfahren lassen auch andere als explizit geschilderte Kombinationen einzelner Fluidikabläufe und deren anwendungsspezifische Variationen zu, die für den Fachmann ohne Weiteres ersichtlich sind.

Weitere Vorteile der Erfindung werden nachfolgend anhand der in den Zeichnungen und der zugehörigen Beschreibung dargestellten Ausführungsbeispiele erläutert. Diese sollen keine beschränkende Wirkung für den Erfindungsgegenstand haben, sondern als konkrete Beispiele dafür dienen. Insbesondere sind die Figuren schematische Darstellungen, die nicht

maßstabsgetreu zu lesen sind.

Es zeigen:

Fig ein erstes Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Systems mit zwei parallelen

Messkanälen für eine Kalibrierung zur Laufzeit der Probenanalyse;

Fig 2 eine perspektivische Explosionsdarstellung des Beispiels aus Fig. 1 (Ansicht von unten);

Fig 3 eine perspektivische Explosionsdarstellung des Beispiels aus Fig. 1 (Ansicht von oben);

Fig 4 Hauptmodule aus Figuren 1 -3 im zusammengeführten Zustand;

Fig 5 ein zweites Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Systems mit einem

einzigen Messkanal;

Fig 6 eine perspektivische Darstellung des Beispiels aus Fig. 5 (Ansicht von unten); Fig 7 eine perspektivische Explosionsdarstellung des Beispiels aus Fig. 5 (Ansicht von oben);

Fig 8 eine schematische Darstellung der einzelnen fluidischen Funktionen im System nach dem ersten Ausführungsbeispiel;

Fig 9 eine schematische Darstellung der einzelnen fluidischen Funktionen im

erfindungsgemäßen System nach dem zweiten Ausführungsbeispiel. Als Messchip für die Probenanalyse kann im Rahmen der Erfindung z.B. ein Biochip der in DE 10 2008 027 038 A1 beschriebenen Art eingesetzt werden. Die nachfolgende Beschreibung der in den Figuren gezeigten spezifischen Ausführungsformen bezieht sich daher rein beispielhaft auf einen solchen Biochip als einen Messchip im Sinne der Erfindung. Andere Arten von Messchips, insbesondere solche für rein chemische Analysen, können in allen Fällen eingesetzt werden.

Bezugszeichenliste:

1 Kolben

2 Reagenzienblock

3 Reagenzienzylinder

4 Belüftungsloch

5 Kartusche

6 Anschlussnadel

7 Biochip

8 Verschlusskappe

9 Membran

10 Fluidikkanäle

1 1 Verdünnungs-/Abfall-Kammer

12 Dichtfolie

13 Probeneingang

14a Durchflusszelle-A

14b Durchflusszelle-B

15 Kolbenantriebe

16 Kalibriereingang

Fig. 1 zeigt eine perspektivische Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels des

erfindungsgemäßen Systems mit zwei einander entsprechenden Messkanälen, die eine Kalibrierung der Probenanalyse zur Laufzeit ermöglichen. Das dargestellte integrierte Biochip- Kartuschensystem enthält zwei auswechselbare Hauptmodule, ein Reagenzienlager- und -prozessierungsmodul (kurz: Reagenzienmodul) 1 -4 und ein Biochipkartuschenmodul (allgemein: Messchipkartuschenmodul, kurz: Kartusche) 5-8.

Die einzelnen Komponenten sind in den Explosionsdarstellungen in Fig. 2 (von unten) und in Fig. 3 (von oben) detaillierter gezeigt.

Die Lagerung der verschiedenen für die Analyse benötigten Reagenzien erfolgt in den

Reagenzienzylindern 3 des Reagenzienblocks 2. Die Reagenzienzylinder sind durch die Antriebskolben (kurz: Kolben) 1 und die Membranen 9 verschlossen. Der Biochip 7 im Array-Format (z.B. mit Interdigitalelektroden) stellt eine Detektionseinheit für Multiparameteranalysen dar. Er ist in die Messchipkartusche (kurz: Kartusche) 5 integriert und mittels der Durchflusszellen 14a/b mit dem, bzw. in diesem Beispiel den zwei voneinander getrennten und einander entsprechenden Kanalsystemen (im Folgenden auch:

Fluidiksystemen), d.h. den Fluidikkanälen 10 und der Verdünnungs-/Abfall-Kammer 1 1 für den Probenmesskanal (bzw. der entsprechenden Verdünnungs-/Abfall-Kammer für den

Kalibriermesskanal) verbunden. Zur Abdichtung der Fluidikkanäle und der Verdünnungs-/Abfall- Kammern dient eine Dichtfolie 12.

Für eine einfache Probennahme mit einem definierten Volumen befinden sich eine oder mehrere Probenkapillaren mit vorgegebenen Abmessungen in dem Probeneingang 13, der nach der Probennahme mit der Verschlusskappe 8 verschlossen wird. Der Probeneingang eignet sich insbesondere zur Aufnahme von Tropfen, wie z.B. Kapillarblut aus einer

Fingerkuppe. Ist die Probensubstanz in einem separaten Vorratsbehälter, z.B. einer Spritze, gesammelt oder aufbereitet worden, so kann sie mittels einer Kanüle ebenfalls in Form von Tropfen dem Probeneingang zugeführt werden. Die flüssige Probensubstanz füllt anschließend die Probenkapillare(n) aufgrund des Kapillareffekts.

Das Einbringen der eingesammelten Probensubstanz aus der Probenkapillare in das

Fluidiksystem der Kartusche erfolgt beispielsweise durch das Verdrängen der Probensubstanz durch die Luft oder eine Spülflüssigkeit, welche über einen Kanal innerhalb der Verschlusskappe bei verschlossenem Probeneingang der Probenkapillare(n) zugeführt wird, vgl. hierzu auch das Diagramm in Fig. 8/9. Alternativ kann die Probensubstanz aus der Probenkapillare in das Fluidiksystem der Kartusche auch durch die Unterdruckerzeugung am Kapillarausgang mittels eines geeigneten Kolbens im angeschlossenen Reagenzienmodul eingesaugt werden.

Bei der Zusammenführung des Kartuschenmoduls mit dem Reagenzienmodul realisieren Anschlussnadeln bzw. -Kanülen 6 eine fluidische Verbindung der Module durch das

Durchstechen der Membranen 9. Die Prozessierung der Lösungen für die Realisierung der Fluidikabläufe während des Analysevorganges erfolgt über die Kolben 1 , die die

entsprechenden Reagenzien aus den Reagenzienzylindern 3 in die Kartusche befördern. Dafür, d.h. während der Fluidikprozessierung, sind Belüftungslöcher 4 geöffnet. Die Kolben werden dabei in einem speziellen Gerät/ der Steuerungseinheit (nicht gezeigt) mit Hilfe automatisierter mechanischer Antriebe grundsätzlich unabhängig voneinander bewegt. Das Gerät erfüllt neben den Antriebsfunktionen zur Fluidiksteuerung auch die Auslesefunktionen für den Biochip.

Die Steuerungseinheit kann z.B. einen elektromechanischen Antrieb für die Kolben 1 , einen Prozessor zur digitalen Auswertung der Messsignale vom Biochip und zur Steuerung der Messabläufe und eine Leseeinrichtung zum Auslesen einer Messprotokoll-Software umfassen. Die Steuerungseinheit, insbesondere deren elektrische Anschlüsse an das Kartuschenmodul 5 und mechanische Anschlüsse an das Reagenzienmodul, wird dabei keinem direkten Kontakt mit den im System prozessierten bzw. zu prozessierenden Flüssigkeiten ausgesetzt. Dadurch entfallen die bei bekannten Geräten erforderlichen Wartungs- und Reinigungsmaßnahmen für die Steuerungseinheit, und die Kartusche 5 und der Reagenzienblock 2 können einfach nach jeder Messung ausgetauscht werden.

Nach dem Einstecken des Reagenzienblocks 2 in die Kartusche 5, dem Anschluss an die Steuerungseinheit und dem Verschließen des Probeneingangs mit der Verschlusskappe kann der Analysevorgang vollständig automatisiert verlaufen, von der Steuerungseinheit gesteuert.

Am Ende des Analysevorgangs können die Zylinder 3 mit den Belüftungslöchern 4 durch die entsprechenden Kolben zur Kartusche 5 hin verschlossen werden. Danach kann das

Kartuschenmodul als eine geschlossene Einheit herausgenommen und entsorgt werden, während das Reagenzienmodul für eine weitere Messung verwendet werden kann. Alternativ können beide auswechselbaren Hauptmodule als eine zusammengesetzte und ebenfalls nach außen flüssigkeitsdicht verschlossene Einheit nach der Messung entsorgt werden (Fig. 4).

Fig. 1 - Fig. 4 zeigen die erste Ausführungsform nach der Erfindung mit einer 2-Messkanal- Kalibrierfunktion, d.h. es gibt zwei getrennte Fluidiksysteme, die über eine Kopplung im

Antriebssystem, z.B. durch eine mechanische Verbindung der Kolben, synchron betrieben werden können.

Fig. 8 skizziert die entsprechenden einzelnen, insbesondere die fluidischen Funktionen in einer schematischen Darstellung. In einem Fluidiksystem der Kartusche 5 wird die Probe zunächst über den Probeneingang 13 zugeführt. Mittels der Kolben 1 gesteuert, z.B. durch die

Steuerungseinheit, erfolgt danach eine Verdünnung und Mischung der Probe mit einem

Probenpuffer in einer ersten Verdünnungs-/Abfallkammer 1 1 . Parallel dazu wird in einem zweiten Fluidiksystem eine Kalibrierlösung mit bekannten Analytkonzentrationen in eine zweite Verdünnungs-/Abfallkammer gespült, die in der perspektivischen Darstellung der Fig. 2 unterhalb der Kammer 1 1 zu sehen ist.

Zur Prozessierung der Probe und der Kalibrierlösung durch die Durchflusszellen 14a/b über den Biochip werden die entsprechenden Lösungen aus den Verdünnungs-/Abfallkammern mittels der Kolben 1 nach der Art von Spritzenpumpenantrieben P1 -P6 im jeweiligen Fluidiksystem (bzw. Kanalsystem) der Kartusche 5 bewegt. Die Flüssigkeiten können dabei bei spezifischen Analyseabläufen auch in die Zylinder des Reagenzienmoduls gesaugt werden.

Anschließend erfolgt ein Zurückspülen in die Verdünnungs-/Abfallkammer. Diese Vorgänge laufen, wie auch das Spülen der weiteren Reagenzien über den Biochip in die Abfallkammer, für beide Fluidiksysteme synchron ab. Die verschiedenen Bereiche auf dem Biochip, die durch die beiden getrennten Durchflussbereiche getrennt sind, erfahren dabei einen identischen

Prozessablauf. In Verbindung mit der genauen Kenntnis über die Zusammensetzung und/oder Parameter, wie z.B. Konzentrationen, der Referenzsubstanz/Kalibrierlösung lässt sich auf diese Weise eine präzise Kalibrierung der Probenanalyse zur Laufzeit realisieren. Des Weiteren führen weitere Funktionen, wie z.B. Positivkontrollpositionen, in jedem Durchflussbereich und die Kontrolle des Flüssigkeitsstromes über den Biochip, zu einer Verbesserung der

Qualitätskontrolle bei jeder Analyse.

Fig. 5 - Fig. 7 sowie Fig. 9 stellen eine erfindungsgemäße Lösungsvariante ohne 2-Messkanal- Kalibrierfunktion dar. Die Kalibrierung kann in einem solchen System über einzelne Kalibrierpositionen auf demselben Array in einer gemeinsamen Durchflusszelle des Messchips realisiert werden, wie oben beschrieben.

Eine wesentliche Erhöhung des Integrationsgrades der Analysevorgänge im System nach der Erfindung gegenüber den herkömmlichen Systemen erfolgt durch eine gleichartige, ggf.

gemeinsame, ggf. sogar identische und/oder simultane Ansteuerung der Kolben 1 zur

Reagenzien- und Probensubstanzbeförderung in den Fluidkanälen 10 (der Antrieb erfolgt dabei ggf. simultan und identisch für den Proben- und ggf. den Referenzmesskanal) und dem durch die Verschlusskappe verschlossenen Probeneingang.

Das Probenvolumen kann z.B. durch eine präzise Abmessung der Probenkapillare dosiert werden, die beim Eintauchen in die Probenflüssigkeit (z.B. in einen Tropfen) durch

Kapillarkräfte vollständig mit der Probe gefüllt wird. Bei Verwendung von Wischproben auf Filterpapier mit bekannter Saugfähigkeit kann die Dosierung der Probensubstanz z.B. durch das Ausstanzen eines vorgegebenen Volumens der Wischprobe und das Zugeben eines genau abgemessenen Volumens an Spülflüssigkeit erfolgen. Im Fall von festen pulverartigen

Probensubstanzen, wie z.B. Trockenblut, kann eine präzise Dosierung durch das Füllen eines Behälters (z.B. im Probeneingang integriert) mit vorgegebenem Volumen und Zugabe eines vorgegebenen Volumens an Lösungs- oder Spülflüssigkeit erfolgen. Durch eine vollständig automatisierte Zugabe von diversen Reagenzien aus dem Reagenzienmodul in die Kartusche ist eine manuelle Dosierung durch den Bediener des Systems gegenstandslos oder allenfalls auf eine reproduzierbare Minimalhandlung wie das Füllen eines sichtbaren Behälters mit Trockenpulver reduziert.

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