Die Erfindung betrifft ein manuelles Kommissioniersystem mit mehreren Lagerplätzen, in denen Waren gelagert sind, sowie mit einem elektronischen Lagerverwaltungssystem, in dem die Lagerplätze anhand von Ortskoordinaten und anhand fortlaufender Nummerierung definiert sind, und das die Waren anhand von Art, Menge und Zuordnung zu den Lagerplätzen verwaltet.

Derartige manuelle Kommissioniersysteme sind allgemein bekannt. Zur Kommissionierung der Waren werden natürliche Personen als Anwender eingesetzt, die die Waren aus den Lagerplätzen entnehmen und gemäß dem jeweiligen Kommissionierauftrag zusammenstellen. Derartige Kommissioniersysteme weisen elektronische Lagerverwaltungssysteme auf, die die Belegung der Lagerplätze durch entsprechende Waren verwalten, wobei die Lagerplätze jeweils individualisiert sind durch Ortskoordinaten und fortlaufende Nummerierungen.

Aufgabe der Erfindung ist es, ein manuelles Kommissioniersystem der eingangs genannten Art zu schaffen, das gegenüber bekannten Kommissioniersystemen eine erhöhte Effizienz und eine reduzierte Fehlerhaftigkeit aufweist.

Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass ein Indoor-Positionierungssystem vorgesehen ist, das ein einer Greifhand eines Anwenders zugeordnetes Kommunikationsgerät sowie eine Empfangs- und Auswerteeinheit aufweist, die eine Ortungsgenauigkeit des Kommunikationsgerätes definieren, die insbesondere gleich oder größer ist als ein Abstand zweier benachbarter Lagerplätze zueinander, wobei die Empfangs- und Auswerteeinheit an das Lagerverwaltungssystem gekoppelt ist, um die Position des Kommunikationsgerätes mit den Ortskoordinaten des jeweiligen Lagerplatzes zu vergleichen und ein Ergebnis des Vergleichs auszugeben. Das Indoor-Positionierungssystem weist erfindungsgemäß eine hohe Ortungsgenauigkeit auf, die vorzugsweise im Bereich weniger Zentimeter liegt. Das Kommunikationsgerät des Indoor-Positionierungssytems dient dazu, mit der Empfangs- und Auswerteeinheit des Indoor-Positionierungssystems zu kommunizieren, sei es durch das Senden geeigneter Signale, oder auch durch das Empfangen und Reflektieren geeigneter Signale, die von anderen Komponenten des Indoor-Positionierungssystems ausgesandt werden. Das Kommunikationsgerät dient demzufolge dazu, die Position der Greifhand des Anwenders so genau wie möglich zu erfassen und vorzugsweise zumindest weitgehend in Echtzeit, d. h. höchstens mit Verzögerungen von wenigen Zehntelsekunden, die jeweils momentane Positionierung der Greifhand erfassen und verarbeiten zu können. Durch die erfindungsgemäße Lösung können Anwenderfehler äußerst effizient erfasst und mitgeteilt werden. Sollte insbesondere die Greifhand des Anwenders an einem Lagerplatz erkannt werden, der nicht dem Lagerplatz des Kommissionierauftrags entspricht, so kann dies ohne nennenswerte zeitliche Verzögerung erkannt werden, wodurch die Gefahr von Fehlkommissionierungen erheblich reduziert werden kann. Da zudem ein entsprechender Fehler vorzugsweise quasi in Echtzeit erfasst werden kann, ergeben sich keine größeren zeitlichen Verzögerungen bei der Abwicklung entsprechender Kommissionieraufträge.

In Ausgestaltung der Erfindung weist das Lagerverwaltungssystem ein mobiles Datenverarbeitungsgerät auf, an dem das Ergebnis des Vergleichs ausgebbar ist. Das mobile Datenverarbeitungsgerät wird vorzugsweise von dem Anwender mitgeführt. Der Anwender kann demzufolge nahezu in Echtzeit erkennen, ob er mit seiner Greifhand den richtigen oder den falschen Lagerplatz angesteuert hat. Diese Ausgestaltung ermöglicht insbesondere eine schnelle und effiziente Korrektur von Fehlern durch den Anwender. Denn wenn als Ergebnis des Vergleichs auf dem mobilen Datenverarbeitungsgerät der richtige Lagerplatz angezeigt wird, kann der Anwender den entsprechenden Kommissionierauftrag nach einem möglicherweise zuvor erfolgten Fehlgriff dennoch effizient und schnell sowie fehlerfrei zu Ende bringen.

In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist das Kommunikationsgerät an einem Handschuh oder einem Armband angeordnet, die im Anwendungsfall der Greifhand zugeordnet sind. Der Handschuh oder das Armband, die durch die Greifhand bzw. einen der Greifhand zugeordneten Arm getragen werden, signalisieren dem Anwender automatisch, welche Hand er zürn Ergreifen der Waren in entsprechenden Lagerplätzen verwenden soll.

In weiterer Ausgestaltung der Erfindung beträgt die Ortungsgenauigkeit des Kommunikationsgerätes des Indoor-Positionierungssystems weniger als 200 mm, vorzugsweise weniger als 100 mm. Als Indoor-Positionierungssysteme sind alle Arten von Indoor- Positionierungssystemen einsetzbar, die eine entsprechende Ortungsgenauigkeit ermöglichen.

In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist die Empfangs- und Auswerteeinheit des Indoor- Positionierungssystems derart gestaltet, das die Ortungsdaten des Kommunikationsgerätes zumindest weitgehend in Echtzeit erfasst und auswertet. Eine Abweichung von der Echtzeit innerhalb weniger Zehntelsekunden ist für die Ausgestaltung zulässig.

In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist das Lagerverwaltungssystem derart gestaltet, dass es abhängig von einem Ergebnis des Vergleichs das Ergebnis des Vergleichs auf dem mobilen Datenverarbeitungsgerät anzeigt und/oder die Ausgabe eines nachfolgenden Kommissionierauftrags freigibt oder sperrt. Hierdurch ist eine effiziente Gestaltung von Folgehandlungen des Anwenders ermöglicht, so dass größere Zeitverzögerungen bei der Kommissionierung vermieden werden.

Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen sowie aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung, das anhand der Zeichnung dargestellt ist.

Die einzige Zeichnung (Fig. 1 ) zeigt schematisch eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Kommissioniersystems für ein Lager mit mehreren Lagerplätzen.

Ein manuelles Kommissioniersystem gemäß Fig. 1 ist einem Lager in einem Gebäude zugeordnet, das ein Lagerregal 21 aufweist. Vor dem Lagerregal 21 erstreckt sich ein Lagergang 20, in dem sich ein Anwender, eine natürliche Person, bewegen kann, um Kommissionieraufträge des Kommissioniersystems zu erledigen. Das Lagerregal 21 weist eine Vielzahl von Lagerplätzen 28 auf, in denen Waren 25 bis 27 gelagert sind. Die Waren 25 bis 27 stellen unterschiedliche Waren dar. Die Unterschiedlichkeit der Waren ist symbolisiert durch unterschiedliche geometrische Gestaltung der Waren 25 bis 27. Anhand der schematischen Darstellung der Fig. 1 sind die Waren 25 symbolisiert durch ein Rechteck, die Waren 26 durch einen Kreis und die Waren 27 durch jeweils ein Quadrat. In Fig. 1 sind alle Lagerplätze 28 mit Waren 25, 26 und/oder 27 bestückt. Unter den Waren sind Produkte mit und/oder ohne Verpackung zu verstehen in beliebigen Arten von Packungsgrößen.

Das Kommissioniersystem weist ein Lagerverwaltungssystem LVS auf, das jedem Lagerplatz 28 eine individuelle Nummerierung zuordnet. Bei der Darstellung gemäß Fig. 1 sind die längs des Lagerganges 20 aneinander anschließenden Lagerplätze 28 mit fortlaufenden Nummerierungen 4 bis 12 versehen. Zusätzlich sind im Lagerverwaltungssystem für jeden der durchnummerierten Lagerplätze 28 individuelle Ortskoordinaten hinterlegt, die einem vorgegebenen Koordinatensystem K entsprechen. Bei der dargestellten Ausführungsform ist das Koordinatensystem K ein kartesisches, dreidimensionales Koordinatensystem, das Koordinaten für Breite, Länge und Höhe der Lagerplätze 28 innerhalb eines Raumes bildet, der durch den Lagerraum innerhalb des Gebäudes definiert ist. Alternativ kann auch lediglich ein zweidimensionales Koordinatensystem vorgesehen sein, falls sich alle Lagerplätze 28 in einer Reihe und auf gleicher Höhe befinden.

Dem Lagerverwaltungssystem LVS ist ein Indoor-Positionierungssystem IPS zugeordnet, das nachfolgend näher beschriebene Ortungsdaten einer Greifhand eines Anwenders 22 an das Lagerverwaltungssystem liefert, das diese Ortungsdaten verarbeitet. Das Indoor- Positionierungssystem weist ein mobiles Kommunikationsgerät 23 auf, das von der Greifhand des Anwenders 22 getragen wird. Das mobile Kommunikationsgerät 23 ist an einem Armband oder an einem Handschuh vorgesehen, die von der Greifhand des Anwenders 22 getragen werden. Das mobile Kommunikationsgerät kommuniziert drahtlos mit einer Empfangs- und Auswerteeinheit des Indoor-Positionierungssystems, um zumindest weitgehend in Echtzeit Positionen oder auch Bewegungen der Greifhand des Anwenders 22 erfassen und an das Lagerverwaltungssystem weiterleiten zu können. Entsprechende Ortungsdaten, die das Indoor- Positionierungssystem aufgrund der drahtlosen Kopplung mit dem mobilen Kommunikationsgerät 23 des Indoor-Positionierungssystems IPS errechnet, werden an das Lagerverwaltungssystem LVS weitergegeben (symbolisiert durch Doppelpfeil). Das Lagerverwaltungssystem vergleicht diese Ortungsdaten mit den Ortskoordinaten der Lagerplätze 28 sowie mit einem entsprechenden Kommissionierauftrag, den der Anwender durchführt. Ein Ergebnis des Vergleichs wird anschließend von dem Lagerverwaltungssystem ausgegeben. Vorliegend wird das Ergebnis des Vergleichs ausgegeben über ein mobiles Datenverarbeitungsgerät 24, das der Anwender 22 mitführt. Die Ausgabe des Vergleichsergebnisses erfolgt insbesondere dadurch, dass dem Anwender auf dem mobilen Datenverarbeitungsgerät 24 mitgeteilt wird, ob der von seiner Greifhand angesteuerte Lagerplatz 28 für den jeweils aktuellen Kommissionierauftrag richtig oder falsch ist. Wenn der durch die Greifhand angesteuerte Lagerplatz richtig ist, kann der Anwender seinen Kommissionierauftrag erfüllen und sich anschließend dem nächsten Kommissionierauftrag zuwenden. Ein entsprechend nachfolgender Kommissionierauftrag wird für diesen Fall von dem Lagerverwaltungssystem freigegeben und an das mobile Datenverarbeitungsgerät 24 kommuniziert.

Falls der durch die Greifhand angesteuerte Lagerplatz 28 falsch ist, gibt das mobile Datenverarbeitungsgerät über das Lagerverwaltungssystem eine entsprechende Fehlermeldung aus. Der Anwender kann nun entweder über seine Greifhand einen erneuten Versuch bei einem anderen Lagerplatz starten, bezüglich dessen dann ebenfalls zumindest weitgehend in Echtzeit die Rückmeldung über das mobile Datenverarbeitungsgerät 24 erfolgt, ob dieser Lagerplatz richtig oder falsch ist. Alternativ kann das Lagerverwaltungssystem den Anwender 22 auch für die Durchführung weiterer Kommissionieraufträge sperren. Auch dies wird über das entsprechende mobile Datenverarbeitungsgerät 24 kommuniziert. Eine entsprechende Fehlersuche erfolgt dann vorzugsweise mit Hilfe einer zweiten Person nach dem Vier-Augen-Prinzip. Sobald der Fehler gefunden wurde, kann der Anwender 22 über das mobile Datenverarbeitungsgerät 24 für die Erledigung nachfolgender Kommissionieraufträge wieder freigegeben werden. Für entsprechende nachfolgende Kommissionieraufträge wird das Indoor- Positionierungssystem dann wieder aktiviert, sofern es während der Sperrung des Anwenders durch das Lagerverwaltungssystem inaktiviert worden war. In entsprechender Weise wird zwangsläufig auch das Kommunikationsgerät 23, das an der Greifhand des Anwenders 22 befestigt ist, wieder aktiviert, um die jeweilige genaue Position der Greifhand zu kommunizieren.

Die Ortungsgenauigkeit des Indoor-Positionierungssystems, wie es anhand der Fig. 1 dargestellt ist, liegt in einem Bereich zwischen 1 und 10 cm.

In jedem Fall muss ein Indoor-Positionierungssystem, wie es erfindungsgemäß eingesetzt wird, eine Ortungsgenauigkeit aufweisen, die es ermöglicht, eine korrekte oder falsche Positionierung der Greifhand relativ zu zwei unmittelbar nebeneinander oder übereinander benachbarten Lagerplätzen zu erfassen. Denn nur dann kann das Lagerverwaltungssystem erkennen, ob die Greifhand sich im richtigen oder in einem falschen, unmittelbar benachbarten Lagerplatz befindet.