ICHTERTZ FRANCOIS (FR)
HAEHNICHE JOERG (DE)
ICHTERTZ FRANCOIS (FR)
EP1193903A1 | 2002-04-03 | |||
US20040230323A1 | 2004-11-18 | |||
US20040088611A1 | 2004-05-06 | |||
EP0831616A2 | 1998-03-25 |
Ansprüche
[0001] 1. Verfahren zum Anpassen eines Kommunikationsnetzwerkes der
Prozessautomatisierungstechnik an die Qualität der Kommunikationsverbindung zwischen einem Sender und einem Empfänger, wobei ein vorgegebener Grenzwert für einen Güteparameter festgelegt ist und der Güteparameter beim Auftreten eines Kommunikationsfehlers zwischen Sender und Empfänger erhöht wird, mit folgenden Verfahrensschritte: Erfassen der zeitlichen Entwicklung des Güteparameters, Auswerten der zeitlichen Entwicklung des Güteparameters, Anpassung des Grenzwertes entsprechend der zeitlichen Entwicklung des Güteparameters
[0002] 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Datenaustausch im Kommunikationsnetzwerk zyklisch erfolgt und ein Kommunikationsfehler dann vorliegt, wenn ein Eingangswert im Eingangspufferspeicher eines Empfängers nicht einmal pro Zyklus aktualisiert wird.
[0003] 3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anpassung mit Hilfe eines Expertensystems erfolgt. |
Beschreibung Verfahren zum Anpassen eines Kommunikationsnetzwerkes der
Prozessautomatisierungstechnik an die Qualität der Kommunikationsverbindung zwischen einem Sender und einem
Empfänger
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anpassen eines
Kommunikationsnetzwerkes der Prozessautomatisierungstechnik an die Qualität der
Kommunikationsverbindung zwischen einem Sender und einem Empfänger gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. [0002] In der Prozessautomatisierungstechnik werden vielfach Feldgeräte eingesetzt, die zur Erfassung und/oder Beeinflussung von Prozessvariablen dienen. Beispiele für derartige Feldgeräte sind Füllstandsmessgeräte, Massedurchflussmessgeräte, Druck- und Temperaturmessgeräte etc., die als Sensoren die entsprechenden Prozessvariablen
Füllstand, Durchfluss, Druck bzw. Temperatur erfassen. [0003] Zur Beeinflussung von Prozessvariablen dienen Aktoren, die z. B. als Ventile den
Durchfluss einer Flüssigkeit in einem Rohrleitungsabschnitt oder als Pumpen den
Füllstand in einem Behälter beeinflussen. [0004] Eine Vielzahl solcher Feldgeräte wird von der Fa. Endress + Hauser hergestellt und vertrieben. [0005] In der Regel sind Feldgeräte in modernen Fabrikationsanlagen über
Kommunikationsnetzwerke (Profibus, Foundation Fieldbus etc.) mit übergeordneten
Einheiten (z. B. Leitsysteme, Steuereinheiten) verbunden. Diese übergeordneten
Einheiten dienen zur Prozesssteuerung, Prozessvisualisierung, Prozessüberwachung sowie zur Inbetriebnahme und zum Bedienen der Feldgeräte. [0006] Als Feldgeräte werden allgemein auch solche Einheiten bezeichnet, die direkt an einen Feldbus angeschlossen sind und zur Kommunikation mit den übergeordneten
Einheiten dienen (z. B. Remote I/Os, Gateways, Linking Devices) [0007] Zum Teil sind Feldbus Systeme in Unternehmensnetzwerke, die auf Ethernet-Basis arbeiten, integriert. Damit kann aus unterschiedlichen Bereichen eines Unternehmens auf Prozess- bzw. Feldgerätedaten zugegriffen werden. [0008] Zur weltweiten Kommunikation können die Firmennetzwerke auch mit öffentlichen
Netzwerken, z. B. dem Internet verbunden sein. [0009] Zum Bedienen der Feldgeräte sind entsprechende Bedienprogramme notwendig (z.
B. FieldCare, Endress+Hauser; Pactware; AMS, Emerson; Simatic PDM, Siemens). Zur Anlagensteuerung und -überwachung dienen Leitsystem- Anwendungen (z. B. Simatic PCS7, Siemens; ABB Symphony, Delta V; Emerson).
[0010] Bei dem Feldbus „Foundation Fieldbus" steuert ein Link-Active-Sheduler LAS den zeitlichen Ablauf der Kommunikation über den Feldbus. Der LAS kontrolliert die Busaktivitäten mit Hilfe von verschiedenen Kommandos, welche er an die einzelnen Busteilnehmer sendet. Geräte die die Funktion des LAS ausführen können, bezeichnet man als Link-Master.
[0011] Prinzipiell unterscheidet man bei Foundation Fieldbus zwischen der zyklischen und der azyklischen Kommunikation. Zeitkritische Aufgaben wie z. B. die Regelung der Prozessgrößen (Control-Funktionen) werden ausschließlich über die zyklische Kommunikation abgewickelt. Die Parametrierung und Diagnose von Feldgeräten erfolgt über die azyklische Kommunikation. Um alle Kommunikationsaufgaben zum richtigen Zeitpunkt und ohne Zugriffskonflikte durchführen zu können, wird die zyklische Kommunikation nach einem festen Bearbeitungszeitplan, der sich zyklisch wiederholt, durchgeführt. Einen Zyklus des Bearbeitungszeitplans nennt man auch Makrozyklus.
[0012] Die Kommunikation der Teilnehmer des Foundation Fieldbus erfolgt nach dem Publisher-Subscriber-Prinzip.
[0013] Wie bereits erwähnt, liegt für jedes Gerät (Busteilnehmer) der Zeitpunkt fest, an dem das Gerät zum Senden seiner zyklischen Daten aufgefordert wird. Das angesprochene Gerät (der Publisher) veröffentlicht daraufhin seine Daten über den Feldbus. Diese Daten werden dann von allen Geräten, die als Subscriber für diese Daten konfiguriert worden sind, gelesen.
[0014] Zwischen dem Publisher und dem oder dem Subscribern besteht während der Datenübertragung eine direkte Kommunikations Verbindung.
[0015] In jedem Gerät ist ein Parameter Stalecount- Limit als Güteparameter für die
Verbindungen gespeichert. Dieser Parameter wird heute bei der Konfigurierung des Feldbussystems vorgegeben und ist dadurch nach der Inbetriebnahme des Feldbussystems fixiert. Der Parameter Stalecount Limit dient zur Bestimmung, wann ein Subscriber eine Kommunikationsverbindung zu einem Publisher als schlecht betrachtet. Dabei wird geprüft, ob die Daten im Eingangspufferspeicher (buffer) eines Subscribers sich während des letzten Makrozyklus geändert haben. Ist dies nicht der Fall, so wurden keine neuen Daten übertragen oder es fand keine Datenübertragung aufgrund einer Störung statt.
[0016] Der Subscriber sieht somit keine aktuellen Daten sondern Werte die mehr oder weniger alt sind. Daher kommt auch die englische Bezeichnung „stale" für diese Daten. Sie gelten als abgestanden oder schal, d. h. sie sind veraltet.
[0017] Wenn Control-Funktionen mit alten (schalen) Werten ausgeführt werden, bedeutet dies, dass die Reaktionszeit der gesamten Anlage auf Veränderungen verlangsamt ist und vor allem dass auch sicherheitskritische Anwendungen verzögert reagieren.
[0018]
[0019] Während der Lebenszeit eines Feldbussystems kann sich die Qualität der Kommunikationsverbindung zwischen zwei Geräten aufgrund von Alterungserscheinungen, z. B. an der Verkabelung, verschlechtern.
[0020] Bei einem fest vorgegebenen Wert für den Parameter Stalecount Limit wird dieser Wert noch einer gewissen Lebenszeit der Anlage aufgrund von
Alterungserscheinungen eher überschritten als bei der Inbetriebnahme. Wird innerhalb mehrerer aufeinanderfolgenden Makrozyklen (Anzahl = Stalecount Limit) der Eingangswert im Eingangspufferspeicher nicht geändert, so wird der Status des Eingangswerts auf schlecht („bad") gesetzt. Dies kann unter Umständen zu einem Anlagenstillstand führen.
[0021] Bei der Konfiguration des Feldbussystems legt ein Fachmann den Parameter Stalecount Limit in Abhängigkeit seiner Erfahrung fest; typische Werte 4-16. Gewissermaßen wird dadurch die Robustheit eines Feldbussystems auf Störeinflüsse festgelegt.
[0022] Selbstverständlich kann der Parameter Stalecount Limit nicht beliebig groß angesetzt werden, weil dann die Sicherheit der Anlage nicht mehr gewährleistet werden kann, da in diesem Fall nicht mehr sichergestellt ist, dass wichtige Daten für Control-Funktionen zwischen den Feldgeräten rechtzeitig ausgetauscht werden. Die Reaktionsfähigkeit der Anlage auf änderungen wird dadurch verlangsamt.
[0023] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, ein Feldbussystem zu schaffen, das zum einen ein notweniges Maß an Robustheit bezüglich der Control-Funktionen besitzt und gleichzeitig auch ein ausreichendes Maß an Sicherheit für die Anlage gewährleistet.
[0024] Gelöst wird diese Aufgabe durch folgende im Anspruch 1 angegebenen Merkmale:
[0025] Verfahren zum Anpassen eines Kommunikationsnetzwerkes der
Prozessautomatisierungstechnik an die Qualität der Kommunikationsverbindung zwischen einem Sender und einem Empfänger,
[0026] wobei ein vorgegebener Grenzwert für einen Güteparameter festgelegt ist und der Güteparameter beim Auftreten eines Kommunikationsfehlers zwischen Sender und
Empfänger erhöht wird,
[0027] mit folgenden Verfahrens schritte:
[0028] A. Erfassen der zeitlichen Entwicklung des Güteparameters
[0029] B. Auswerten der zeitlichen Entwicklung des Güteparameters
[0030] C. Anpassung des Grenzwertes entsprechend der zeitlichen Entwicklung des Güteparameters
[0031] Vorteilhafte Weiterentwicklungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0032] Die wesentliche Idee der Erfindung besteht darin, dass die Entwicklung eines Güteparameters für eine Kommunikationsverbindung zeitlich erfasst wird und aufgrund der Auswertung dieser zeitlichen Entwicklung eine Anpassung des Grenzwertes des Güteparameters erfolgt. Der Parameter Stalecount Limit stellt z. B. einen solchen Güteparameter dar.
[0033] Dadurch wird gewährleistet, dass das Feldbussystem eine ausreichende Robustheit aufweist, gleichzeitig aber die Sicherheit der Anlage nicht unnötigerweise beeinträchtigt wird.
[0034] Nachfolgend ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0035] Es zeigt:
[0036] Fig. 1 Feldbussystem.
[0037] In Fig. 1 ist ein Netzwerk der Automatisierungstechnik näher dargestellt. An einem Datenbus Dl sind mehrere Rechnereinheiten, (Arbeitsplatzrechner, Workstations) WSl, WS2, angeschlossen. Diese Rechnereinheiten dienen als übergeordnete Einheiten (Leitsystem bzw. Steuereinheit) unter anderem zur Prozessvisualisierung, Prozessüberwachung und zum Engineering wie zum Bedienen und überwachen von Feldgeräten. Der Datenbus Dl arbeitet z. B. nach dem HSE (High Speed Ethernet)-Standard der Foundation Fieldbus. über ein Gateway Gl, das auch als Linking Device oder Field Controller bezeichnet wird, ist der Datenbus Dl mit einem Feldbus-Segment SMl verbunden. Das Feldbus-Segment SMl besteht aus mehreren Feldgeräten Fl, F2, F3, F4, die über einen Feldbus FB miteinander verbunden sind. Bei den Feldgeräten Fl, F2, F3, F4 kann es sich sowohl um Sensoren oder um Aktoren handeln. Der Feldbus FB arbeitet entsprechend nach dem Feldbusstandard Foundation Fieldbus.
[0038] Die Erfindung wird anhand der Kommunikations Verbindung zwischen dem
Feldgerät Fl und F2 näher erläutert werden. Das Feldgerät F2 dient als Publisher
(Sender), das Feldgerät Fl als Subscriber (Empfänger) Eine Kommunikationsverbindung zwischen diesen beiden Geräten kommt einmal pro Makrozyklus zustande. Gesteuert wird die Kommunikation aller Teilnehmer des Kommunikationsnetzwerkes von einem Link-Active-Sceduler LAS, der z. B. Gateway Gl vorgesehen ist. Die Kommunikation im Hinblick auf Control-Funktionen des Feldbussystems erfolgt zyklisch, d. h. sie wiederholt sich nach jedem Makrozyklus.
[0039] Im Feldgerät Fl ist ein Grenzwert für einen Güteparameter, der gemäß den Foundation Fieldbus Spezifikationen als „Stalecount Limit" bezeichnet wird, vorgegeben. Dieser Grenzwert definiert, wie oft hintereinander eine Kommunikationsverbindung noch als gut bewertet wird, bevor die änderung auf „bad" (schlecht) erfolgt. Der Parameter Stalecount wird jeweils um eins erhöht, wenn ein Kommunikationsfehler vorliegt.
[0040] Ein Kommunikationsfehler liegt dann vor, wenn der Eingangswert im
Eingangspufferspeicher des Feldgeräts Fl während eines Makrozyklus nicht aktualisiert wurde. D. h. das Feldgerät Fl arbeitet nicht mit dem aktuellsten Wert sondern mit einem veralteten Wert, der um mindestens eine Makrozykluszeit zurückliegt.
[0041] Wenn der Parameter Stalecount den Grenzwert Stalecount Limit erreicht kann dies zum Anlagenstillstand führen.
[0042] Die Parameter Stalecount Limit werden z. B. bei der Inbetriebnahme der Anlage in den einzelnen Feldgeräten auf 4 gesetzt. Dies bedeutet eine maximale Reaktionszeit MR auf eine ungünstige Prozessbedingung von MR= typische Reaktionszeit + (Stalecount Limit - 1) * Makrozykluszeit. Je geringer der Wert des Parameters Stalecount Limit gesetzt wird, desto schneller ist das System in der Lage zu reagieren.
[0043] Normalerweise ist die Verkabelung des Feldbussystems bei der Inbetriebnahme völlig in Ordnung. Anfänglich wird der Parameter Stalecount mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen 0 und 1 variieren.
[0044] Im Laufe der Zeit, d. h. über einen Zeitraum von Monaten oder Jahren, kann die
Qualität der Verkabelung aber aufgrund verschiedener Alterungsprozessen nachlassen.
[0045] D. h. die Kommunikationsverbindung wird schlechter, Störeinflüsse durch EMV- Einstrahlung nehmen zu. Dies bedeutet aber, dass die Wahrscheinlichkeit dass Daten im Eingangspufferspeicher des Feldgeräts Fl nicht bei jedem Makrozyklus aktualisiert werden, zunimmt.
[0046] Der Parameter Stalcount kann schon einmal den Wert 3 erreichen. Da die zeitliche Entwicklung des Parameters Stalecount im Feldgerät Fl aufgenommen wird, kann
abgesehen werden, wenn der Parameter Stalecount vorraussichtlich den Grenzwert
Stalecount Limit erreichen wird. Hierfür können entsprechende Auswerteprogramme bzw. Expertensysteme eingesetzt werden. Dadurch dass die Entwicklung des
Parameters erfasst wird, kann mit Hilfe einer solchen Anpassung der Grenzwert erhöht und z. B. auf 5 oder 6 gesetzt werden. [0047] Die maximal zulässige Reaktionszeit MR erhöht sich dadurch etwas, d. h. die
Robustheit des Systems wird erhöht, gleichzeit kann aber die Anlagensicherheit noch gewährleistet werden. [0048] Damit werden unnötige Anlagenstillstände vermieden und gleichzeitig wird die
Reaktionszeit der Anlage auf kritische Zustände nicht unnötig lange verzögert. [0049] Der Parameter Stalecount Limit wird im Laufe der Lebenszeit einer Anlage dynamisch an die Anlagenbedingungen angepasst. [0050] Durch die statistische Auswertung der Stalecount- Werte kann auf verschiedene
Störeinflüsse (z. B. EMV-Einstrahlungen) geschlossen werden. [0051] Hierdurch können auch Massnahmen getroffen werden um diese Störeinflüsse zu verringern. [0052] Um die Anlagensicherheit nicht zu gefährden wird jede änderung des Parameters
Stale Count Limit an eine übergeordnete Einheit z. B. an die Warte gemeldet.
Gegebenenfalls kann auch ein Maximalwert vorgegeben werden, der nicht automatisch überschritten werden darf, ohne dass eine expizite Bestätigung einer verantwortlichen
Person erfolgt. [0053] Als Ausführungsbeispiel wurde ein kabelgebundenes Netzwerk der
Automatisierungstechnik beschrieben. Die Erfindung eignet sich auch für kabellose
Netzwerke so genannte „wireless networks", die funkbasiert arbeiten.