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Title:
METHOD AND CONTROL DEVICE FOR THE PROCESSING-TIME-OPTIMIZED PRODUCTION OF PRINTED CIRCUIT BOARDS ON AN ASSEMBLY LINE
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2019/011412
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention claims a method for the processing-time-optimized production of printed circuit boards on an assembly line, wherein the printed circuit boards each have a production cycle time and are divided into groups or clusters, wherein each cluster is manufactured by means of a set-up, wherein the set-up is realized by shuttle tables that are attachable to the assembly lines and each have at least one feed device for providing stores of components, wherein a quantity of shuttle tables necessary per set-up is referred to as a set of shuttle tables, wherein the method comprises the following steps: a) sensing a quantity of clusters, b) sensing a number of empty sets of shuttle tables, c) sensing the particular time for creating the set-up for a cluster, d) sensing a number of printed circuit boards within a cluster, e) determining the cumulative cycle times of the printed circuit boards within a cluster, wherein the determined result corresponds to the production time for a cluster, f) selecting an order for using the sets of shuttle tables for setting up in the preliminary set-up area with the aim of avoiding waiting times in production, in which the same sets of shuttle tables are used for producing the printed circuit boards, g) setting an order of the printed circuit boards within a cluster in ascending order as per the cycle times of the individual printed circuit boards, h) optimizing the order of the clusters taking the selected order for using the sets of shuttle tables into account, i) wherein the average processing time of the printed circuit boards from all clusters is minimized, j) carrying out the production of the printed circuit boards with the aid of the set and optimized orders of the printed circuit boards and the clusters thereof.

Inventors:
PFAFFINGER ALEXANDER (DE)
ROYER CHRISTIAN (DE)
Application Number:
PCT/EP2017/067363
Publication Date:
January 17, 2019
Filing Date:
July 11, 2017
Export Citation:
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Assignee:
SIEMENS AG (DE)
International Classes:
H05K13/08; G05B19/418; G06Q10/06; H05K13/04
Foreign References:
DE102014222936A12016-05-12
DE102012221258A12014-05-22
DE102014222940A12016-05-12
DE19834620A11999-03-18
EP2017051997W2017-01-31
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Claims:
Patentansprüche

1. Verfahren zur durchlaufzeitoptimierten Produktion von

Leiterplatten (120) auf einer Bestückungslinie (110), wo¬ bei die Leiterplatten jeweils eine Taktzeit in der Pro¬ duktion aufweisen und in Gruppen aufgeteilt sind, die Cluster genannt werden, wobei ein Cluster (175) jeweils mittels einer Rüstung gefertigt wird, wobei die Rüstung durch an den Bestückungslinien anbringbaren Wechseltische (140) realisiert wird, die jeweils mindestens eine Zufüh¬ rungseinrichtung (150) zum Bereithalten von Vorräten von Bauelementen (155) aufweisen, wobei eine Menge von pro Rüstung notwendigen Wechseltischen als Wechseltischsatz bezeichnet wird und ein leerer Wechseltischsatz Wechsel¬ tische aufweist, deren Zuführungseinrichtungen leer sind, unter den Bedingungen, dass

- eine Rüstung temporär auf leeren Wechseltischsätzen aufgerüstet und nach der Produktion von Leiterplatten durch deren Bestückung abgerüstet wird, und dass

- einer der Wechseltischsätze erst dann in der Produktion einsetzbar ist, wenn er vollständig in einem Vorrüstbe¬ reich aufgerüstet worden ist, und der Wechseltischsatz erst dann wieder aufrüstbar ist, wenn die mit dem Wechseltischsatz durchgeführte Produktion beendet und der Wechseltischsatz im Vorrüstbereich wieder abgerüstet worden ist,

wobei das Verfahren folgende Schritte umfasst:

a) Erfassen einer Menge von Clustern,

b) Erfassen einer Anzahl an leeren Wechseltischsätzen c) Erfassen der jeweiligen Zeitdauer für das Erstellen der Rüstung für ein Cluster,

d) Erfassen einer Anzahl der Leiterplatten innerhalb eines Clusters,

e) Ermitteln der kumulierten Taktzeiten der Leiterplatten innerhalb eines Clusters, wobei das ermittelte Ergeb¬ nis der Produktionszeitdauer eines Clusters entspricht, f) Auswählen einer Reihenfolge zur Verwendung der Wechseltischsätze zum Rüsten im Vorrüstbereich mit dem Ziel der Vermeidung von Wartezeiten in der Produktion, in welcher dieselben Wechseltischsätze zur Produktion der Leiterplatten eingesetzt werden,

g) Festlegen einer Reihenfolge der Leiterplatten innerhalb eines Clusters in aufsteigender Reihenfolge gemäß der Taktzeiten der einzelnen Leiterplatten,

h) Optimierung der Reihenfolge der Cluster unter Berücksichtigung der ausgewählten Reihenfolge zur Verwendung der Wechseltischsätze,

i) wobei die durchschnittliche Durchlaufzeit der Leiter¬ platten aus allen erfassten Clustern minimiert wird, j) Durchführung der Produktion der Leiterplatten mit Hilfe der festgelegten und optimierten Reihenfolgen der Leiterplatten und deren Cluster.

Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass zur Minimierung der durchschnittlichen Durchlaufzeiten der Leiterplatten der Cluster die Summe der Anzahl der Leiterplatten eines Cluster multipliziert mit dem StartZeitpunkt des Clusters über alle Cluster mi¬ nimiert wird.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich Umrüstzeiten er- fasst und in der Produktionszeitdauer berücksichtigt werden, die durch das Wechseln der Wechseltischsätze beim Übergang von einer Rüstung auf eine andere Rüstung auftreten .

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schritte h) und i) in An¬ spruch 1 mit Hilfe von Gemischt Ganzzahliger Linearer Optimierung durchgeführt wird.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass unterschiedliche Typen von Rüstungen verwendet werden, wobei ein erster Typ einer Festrüstung entspricht, die nach einem einmaligen Rüsten unverändert bleibt und vor der Produktion nicht ab- und aufgerüstet wird sowie pro Festrüstung ein Wechseltischsatz vorgesehen ist, wobei ein zweiter Typ einer Variantenrüstung (VI, V10) entspricht, die gemäß der vorhergehenden Ansprüche veränderbar ist und für die Variantenrüstungen mindestens ein Wechseltischsatz vorgesehen ist und wobei die Leiterplatten jedes Clusters mit einer Rüs¬ tung eines vorgebbaren Typs der genannten Typen gefertigt wird .

Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass ein Cluster mit einer Festrüstung aufgeteilt werden kann und mehrfach in die Reihenfolge der Cluster eingebracht werden kann.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur Minimierung der durchschnittlichen Durchlaufzeiten der Leiterplatten der Cluster eine Kostenfunktion berücksichtigt wird.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kostenfunktion Lagerbe¬ standskosten an Leiterplatten ausdrückt.

Steuerungseinrichtung, insbesondere zur durchlaufzeitop¬ timierten Produktion von Leiterplatten (120) auf einer Bestückungslinie (110), wobei die Leiterplatten jeweils eine Taktzeit in der Produktion aufweisen und in Gruppen aufgeteilt sind, die Cluster genannt werden, wobei ein Cluster (175) jeweils mittels einer Rüstung gefertigt wird, wobei die Rüstung durch an den Bestückungslinien anbringbaren Wechseltische (140) realisierbar ist, die jeweils mindestens eine Zuführungseinrichtung (150) zum Bereithalten von Vorräten von Bauelementen (155) aufweisen, wobei eine Menge von pro Rüstung notwendigen Wechseltischen als Wechseltischsatz bezeichnet wird und ein leerer Wechseltischsatz Wechseltische aufweist, deren Zuführungseinrichtungen leer sind, unter den Bedingungen, dass

- eine Rüstung temporär auf leeren Wechseltischsätzen aufgerüstet und nach der Produktion von Leiterplatten durch deren Bestückung abrüstbar ist, und dass

- einer der Wechseltischsätze erst dann in der Produktion einsetzbar ist, wenn er vollständig in einem Vorrüstbe- reich aufgerüstet worden ist, und der Wechseltischsatz erst dann wieder aufrüstbar ist, wenn die mit dem Wechseltischsatz durchgeführte Produktion beendet und der Wechseltischsatz im Vorrüstbereich wieder abgerüstet worden ist,

wobei die Steuereinheit folgende Erfassungseinrichtungen

a) zum Erfassen einer Menge von Clustern,

b) zum Erfassen einer Anzahl an leeren Wechseltischsätzen c) zum Erfassen der jeweiligen Zeitdauer für das Erstellen der Rüstung für ein Cluster,

d) zum Erfassen einer Anzahl der Leiterplatten innerhalb eines Clusters, und

e) Mittel zum Ermitteln der kumulierten Taktzeiten der Leiterplatten innerhalb eines Clusters, wobei das er¬ mittelte Ergebnis der Produktionszeitdauer eines Clus¬ ters entspricht,

f) Mittel zum Auswählen einer Reihenfolge zur Verwendung der Wechseltischsätze zum Rüsten im Vorrüstbereich mit dem Ziel der Vermeidung von Wartezeiten in der Produktion, in welcher dieselben Wechseltischsätze zur Produktion der Leiterplatten einsetzbar sind,

g) Mittel zum Festlegen einer Reihenfolge der Leiterplat¬ ten innerhalb eines Clusters in aufsteigender Reihenfolge gemäß der Taktzeiten der einzelnen Leiterplatten, und

h) Mittel zur Optimierung der Reihenfolge der Cluster un- ter Berücksichtigung der ausgewählten Reihenfolge zur

Verwendung der Wechseltischsätze, i) wobei die durchschnittliche Durchlaufzeit der Leiter¬ platten aus allen erfassten Clustern minimiert wird, und

j ) Mittel zur Durchführung der Produktion der Leiterplat- ten mit Hilfe der festgelegten und optimierten Reihenfolgen der Leiterplatten und deren Cluster, aufweist.

10. Steuerungseinrichtung nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass zur Minimierung der durch- schnittlichen Durchlaufzeiten der Leiterplatten der Cluster die Summe der Anzahl der Leiterplatten eines Cluster multipliziert mit dem StartZeitpunkt des Clusters über alle Cluster minimiert ist. 11. Steuerungseinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass die

Steuerungseinrichtung zusätzlich Mittel zum Erfassen von Umrüstzeiten aufweist, die in der Produktionszeitdauer berücksichtigt sind und die durch das Wechseln der Wech- seltischsätze beim Übergang von einer Rüstung auf eine andere Rüstung auftreten.

12. Steuerungseinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 10 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Mit- teln aus h) und i) in Anspruch 9 durch Mittel zur Gemischt Ganzzahliger Linearer Optimierung ausgestaltet sind .

13. Steuerungseinrichtung nach einem der vorhergehenden An- sprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass unter¬ schiedliche Typen von Rüstungen verwendbar sind, wobei ein erster Typ einer Festrüstung entspricht, die nach einem einmaligen Rüsten unverändert bleibt und vor der Produktion nicht ab- und aufgerüstet wird sowie pro Festrüs- tung ein Wechseltischsatz vorgesehen ist, wobei ein zweiter Typ einer Variantenrüstung (VI, V10) entspricht, die gemäß der vorhergehenden Ansprüche 9 bis 12 veränderbar ist und für die Variantenrüstungen mindestens ein Wechseltischsatz vorgesehen ist und wobei die Leiterplatten jedes Clusters mit einer Rüstung eines vorgebbaren Typs der genannten Typen gefertigt werden kann. 14. Computerprogrammprodukt mit Programmcodemitteln zur

Durchführung des Verfahrens nach einem der vorangehenden Verfahrensansprüche, wenn es auf einer Steuerungseinrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche 9 bis 13 abläuft oder auf einem computerlesbaren Medium gespeichert ist.

Description:
Beschreibung

Verfahren und Steuerungseinrichtung zur durchlaufzeitoptimierten Produktion von Leiterplatten auf einer Bestückungsli- nie

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur durchlaufzeitopti ¬ mierten Produktion von Leiterplatten auf einer Bestückungslinie. Weiterhin betrifft die Erfindung eine Steuerungseinrich- tung für ein Bestückungssystem bzw. eine Fertigungs- oder

Montagelinie zur Bestückung von Leiterplatten bzw. Baugruppen mit Bauelementen bzw. Bauteilen. Außerdem betrifft die Erfindung ein Computerprogrammprodukt. Insbesondere im Bereich der Elektronikproduktion werden zu fertigende Leiterplatten bzw. Baugruppen auf SMT-Bestückungs- linien durch Oberflächenmontage (surface mounted technology, SMT) hergestellt. Ein Hersteller von SMT-Bestückungsautomaten (pick and place) und -Systeme mit dem Produktnamen SIPLACE ist beispielsweise die Firma ASM

(http : //www . siplace . com/en/Home) .

Mehrere Bestückungsautomaten, die üblicherweise durch ein Transportsystem verbunden sind, und die z.B. zum Fertigen bzw. zum Produzieren von (Elektronik- ) bauteilen bzw. Leiterplatten zusammenwirken, stellen eine Bestückungslinie dar.

Bei Bestückungsautomaten z.B. zum Bestücken von Baugruppen mit Bauelementen werden seitlich an einer Transportstrecke für die Baugruppe Wechseltische für Zuführvorrichtungen für Bauelemente angeordnet.

Die Wechseltische umfassen jeweils eine Vielzahl Zuführungs ¬ einrichtungen. Jede Zuführungseinrichtung hält einen Vorrat von Bauelementen eines vorbestimmten Bauelementtyps bereit. Für die Bauelemente hat die Zuführungseinrichtung ein Fassungsvermögen (Platzkapazität) , das üblicherweise in Spuren bzw. Spurkapazitäten ausgedrückt wird. Jede Zuführungseinrichtung kann zur Bereithaltung unterschiedlicher Bauelemente konfiguriert werden und üblicherwei ¬ se können unterschiedliche Zuführungseinrichtungen an einem Wechseltisch angebracht werden. Wird ein Bauelement eines

Bauelementtyps an einem bestimmten Bestückungsautomaten benötigt, der nicht in einem der Wechseltische vorhanden ist, so wird üblicherweise nicht einer der angebrachten Wechseltische mit den benötigten Bauelementen versehen, sondern komplett gegen einen anderen, entsprechend bestückten Wechseltisch ausgetauscht. Das Aufrüsten eines einzuwechselnden Wechsel- tischs mit Bauelementen wird Vorrüstung genannt und kann eine Bearbeitungszeit im Stundenbereich erfordern. Weiterhin ist es z.B. aus der Elektronikfertigung bekannt, die auf einer Bestückungslinie zu fertigenden Lose in Rüstfa ¬ milien zusammenzufassen. Alle Lose einer Rüstfamilie werden jeweils mit derselben Linienrüstung gefertigt. Eine Rüstfamilie, auch Cluster genannt, umfasst eine Menge von Losen, die innerhalb einer Rüstung gefertigt werden kann. Alle Baugrup ¬ pen einer Rüstfamilie können also nacheinander ohne Umrüsten auf der Bestückungslinie gefertigt werden. Dabei weist jede Baugruppe eine Taktzeit von beispielsweise einer Zeiteinheit 1, 2, 3 etc. in der Produktion bzw. Fertigung auf.

Bei Betrachtung von Figur 1 ist eine Bestückungslinie 110 mit 2 Bestückungsautomaten 130 gezeigt. Es ist ein weiterer solcher Bestückungsautomat auf der Bestückungslinie 110 denkbar. Dann würde bei drei solchen Bestückungsautomaten auf einer Bestückungslinie die Produktionszeit einer Leiterplatte 120 am Ende der Bestückungslinie 30 Sekunden betragen, wenn die Taktzeit einer Baugruppe an einem Bestückungsautomaten 10 Sekunden beträt. Die Taktzeit drückt somit aus, dass alle 10 Sekunden eine weitere Baugruppe am Ende der Bestückungslinie gefertigt herauskommen.

Eine Rüstung kann auf einem oder mehreren Rüsttischen gehalten werden, die leicht am Bestückungsautomaten ausgewechselt werden können. Ein Aufrüsten eines Rüsttischs mit Bauelementen von vorbestimmten Bauelementtypen ist jedoch - wie oben bereits beschrieben - aufwändig. Die Rüstungen werden daher oft in Festrüstungen und Variantenrüstungen unterschieden, wobei ein Festrüstungstisch dazu vorgesehen ist, seine Zusammensetzung von Bauelementtypen über einen vorbestimmten Planungszeitraum zu behalten, während ein Variantenrüsttisch voraussichtlich innerhalb des Planungszeitraums umgerüstet wird .

Der typische Rüstbetrieb an einer SMT-Bestückungslinie inner ¬ halb einer kurzfristigen Planungsperiode, beginnend bei der Planung bis hin zur Ausführung, sieht folgendermaßen aus: Die Dauer eines kurzfristigen Planungszeitraums beträgt nor- malerweise zwischen ein und fünf Tagen. Zu Beginn einer Planungsperiode erhält der Produktionsplaner gewöhnlich aus einem EDV-System neue Fertigungsaufträge. Er hat aber auch noch einen Restbestand an alten, noch nicht eingeplanten Fertigungsaufträgen aus der Vorperiode. Die Aufträge werden, wenn möglich, mit bestehenden Festrüstungen gefertigt. Für den

Rest werden variable Rüstungen (auch Variantenrüstungen genannt) erstellt.

Während mit einer aktiven Rüstung an der Bestückungslinie be- stückt wird, wird im Vorrüstbereich bereits die nächste Rüs ¬ tung auf einem für variable Rüstungen vorgehaltenen Wechseltischsatz vorbereitet. Eine Menge von pro Rüstung notwendigen Wechseltischen wird hierbei als Wechseltischsatz bezeichnet. Dauert die Vorbereitung zu lange, so kommt es zu einer Still- Standzeit der Bestückungslinie.

Auch Umrüstvorgänge für den Rüstwechsel von einer Rüstfamilie auf eine andere Rüstfamilie ziehen Stillstandzeiten von typi ¬ scherweise 30 min nach sich.

Stillstandzeiten mindern den Durchsatz auf den Bestückungslinien und sollten somit unbedingt vermieden werden. In der Praxis werden die variablen Rüstungen gewöhnlich mit einem Cluster-Tool wie z.B. SiCluster erstellt. Die in einer zeitlichen Sequenz geordnete Rüstreihenfolge im Vorrüstbe- reich wird derzeit vom Produktionsplaner manuell erstellt.

Aus PCT/EP2017/051997 ist bereits ein Verfahren bzw. eine Steuerungseinrichtung vorgeschlagen worden, die den Durchsatz auf einer Bestückungslinie optimiert. Der Durchsatz ist nicht die einzige wichtige Kenngröße für den Betrieb einer Bestückungslinie. Eine weitere ist die Durchlaufzeit, die eine zentrale Größe in der Wertstromtheo- rie/Lean Manufacturing darstellt. Die Durchlaufzeit umfasst in dem genannten Umfeld bezogen auf einen Auftrag den Zeitraum von der Übergabe an den Fertigungsbereich bis zur Fertigstellung.

Unter der Durchlaufzeit einer einzelnen Baugruppe/Leiterplatte wird der Zeitraum verstanden von der Übergabe des entsprechenden Fertigungsauftrags an den Fertigungsbe ¬ reich bis zur Fertigstellung.

Zu den Komponenten der Durchlaufzeit gehören nicht nur die reinen Fertigungszeiten an den einzelnen Bestückungsautoma- ten, sondern auch (Um)Rüst- und Transportzeiten . Darüber hinaus bilden die Wartezeiten vor den Bestückungsautomaten (sowie gegebenenfalls die Endwartezeit nach der letzten Bestü ¬ ckung) einen wesentlichen Bestandteil (teilweise bis zu 90 %) der Durchlaufzeit.

Den Zusammenhang von Durchsatz und Durchlaufzeit liefert das Gesetz von Little

(http : //www . wirtschaftslexikon24. com/d/littlesches- gesetz/littlesches-gesetz . htm) :

WIP wobei :

DLZ : Mittlere Durchlaufzeit [Zeit]

WIP: Mittlerer Bestand an Teilen im Produktionssystem (Work in progress) [Stück]

Durchsatz: Mittlere Produktionsrate an Teilen, die das Produktionssystem verlassen [Stück/Zeit]

Durch die Durchsatz-Maximierung (Reduzieren der Wartezeiten) wird auch die Durchlaufzeit gesenkt.

Bei gleichbleibendem Durchsatz lassen sich jedoch durch zusätzliche Optimierung die Durchlaufzeit und damit der (Lager- )Bestand reduzieren.

Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Durchlaufzeit auf einer Bestückungslinie zu verbessern.

Diese Aufgabe wird durch die unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche .

Die Erfindung beansprucht ein Verfahren zur durchlaufzeitop ¬ timierten Produktion von Leiterplatten auf einer Bestückungs- linie, wobei die Leiterplatten jeweils eine Taktzeit in der Produktion aufweisen und in Gruppen aufgeteilt sind, die Cluster genannt werden, wobei ein Cluster jeweils mittels ei ¬ ner Rüstung gefertigt wird, wobei die Rüstung durch an den Bestückungslinien anbringbaren Wechseltische realisiert wird, die jeweils mindestens eine Zuführungseinrichtung zum Bereit ¬ halten von Vorräten von Bauelementen aufweisen, wobei eine Menge von pro Rüstung notwendigen Wechseltischen als Wechseltischsatz bezeichnet wird und ein leerer Wechseltischsatz Wechseltische aufweist, deren Zuführungseinrichtungen leer sind, unter den Bedingungen, dass

- eine Rüstung temporär auf leeren Wechseltischsätzen aufgerüstet und nach der Produktion von Leiterplatten durch deren Bestückung abgerüstet wird, und dass - einer der Wechseltischsatze erst dann m der Produktion einsetzbar ist, wenn er vollständig in einem Vorrüstbereich aufgerüstet worden ist, und der Wechseltischsatz erst dann wieder aufrüstbar ist, wenn die mit dem Wechseltischsatz durchgeführte Produktion beendet und der Wechseltischsatz im Vorrüstbereich wieder abgerüstet worden ist,

wobei das Verfahren folgende Schritte umfasst:

a) Erfassen einer Menge von Clustern,

b) Erfassen einer Anzahl an leeren Wechseltischsätzen

c) Erfassen der jeweiligen Zeitdauer für das Erstellen der Rüstung für ein Cluster,

d) Erfassen einer Anzahl der Leiterplatten innerhalb eines Clusters ,

e) Ermitteln der kumulierten Taktzeiten der Leiterplatten innerhalb eines Clusters, wobei das ermittelte Ergebnis der Produktionszeitdauer eines Clusters entspricht,

f) Auswählen einer Reihenfolge zur Verwendung der Wechseltischsätze zum Rüsten im Vorrüstbereich mit dem Ziel der Vermeidung von Wartezeiten in der Produktion, in welcher dieselben Wechseltischsätze zur Produktion der Leiterplat ¬ ten eingesetzt werden,

g) Festlegen einer Reihenfolge der Leiterplatten innerhalb eines Clusters in aufsteigender Reihenfolge gemäß der Taktzeiten der einzelnen Leiterplatten,

h) Optimierung der Reihenfolge der Cluster unter Berücksichtigung der ausgewählten Reihenfolge zur Verwendung der Wechseltischsätze,

i) wobei die durchschnittliche Durchlaufzeit der Leiterplat ¬ ten aus allen (erfassten) Clustern minimiert wird, j) Durchführung der Produktion der Leiterplatten mit Hilfe der festgelegten und optimierten Reihenfolgen der Leiterplatten und deren Cluster.

Zur Minimierung der durchschnittlichen Durchlaufzeiten der Leiterplatten der Cluster genügt es, die Summe der Anzahl der Leiterplatten eines Cluster multipliziert mit dem Startzeit ¬ punkt des Clusters über alle Cluster zu minimieren. Ein leerer Wechseltischsatz weist in der Regel ungerüstetete bzw. noch nicht gerüstete Wechseltische auf. Die Zuführungs ¬ einrichtungen sind dabei leer und nicht mit Bauteilen zur Bestückung gerüstet.

Die Wechseltischsätze können hierbei jeweils an Positionen in einer zeitlichen Reihenfolge, in welcher die Wechseltischsät ¬ ze im Vorrüstbereich gerüstet werden und in der gleichen zeitlichen Reihenfolge in der Produktion verwendet bzw. ein- gesetzt werden, zugeordnet werden.

Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass zusätzlich Umrüstzeiten erfasst und in der Produktionszeitdauer berücksichtigt werden, die durch das Wechseln der Wechseltischsätze beim Übergang von einer Rüstung auf eine andere Rüstung auftreten .

Vorzugsweise werden die Berechnungen bzw. Optimierungen der oben genannten Schritte h) und i) mit Hilfe von Gemischt Ganzzahliger Linearer Optimierung durchgeführt wird. Ein mögliches Modell zur Gemischt Ganzzahliger Linearer Optimierung wird im nachstehend erläuterten Ausführungsbeispiel näher be ¬ schrieben . Es können unterschiedliche Typen von Rüstungen verwendet wer ¬ den, wobei ein erster Typ einer Festrüstung entspricht, die nach einem einmaligen Rüsten unverändert bleibt und vor der Produktion nicht ab- und aufgerüstet wird, sowie pro Festrüs ¬ tung ein Wechseltischsatz vorgesehen ist, wobei ein zweiter Typ einer Variantenrüstung (VI, V10) entspricht, die gemäß der vorhergehenden Ansprüche veränderbar ist und für die Variantenrüstungen mindestens ein Wechseltischsatz vorgesehen ist und wobei die Leiterplatten jedes Clusters mit einer Rüs ¬ tung eines vorgebbaren Typs der genannten Typen gefertigt wird.

Um den Durchsatz zu verbessern, können in der Produktion zwischen die Cluster mit Variantenrüstungen geschickt eine oder mehrere Cluster mit Festrüstungen dazwischen geschoben werden. Ein Cluster mit einer Festrüstung kann aufgeteilt werden und mehrfach in die Reihenfolge der Cluster eingebracht wer ¬ den kann. Zudem kann ein Cluster mit einer Festrüstung zu Be- ginn und/oder am Ende in die Reihenfolge der Cluster eingebracht werden.

Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass zur Minimierung der durchschnittlichen Durchlaufzeiten der Leiterplatten der Cluster eine Kostenfunktion berücksichtigt wird, wobei die Kostenfunktion Lagerbestandskosten an Leiterplatten ausdrücken kann.

Die Erfindung bringt den Vorteil mit sich, dass nicht nur der Durchsatz sondern auch die Durchlaufzeit in der Leiterplat ¬ tenproduktion gesteigert werden kann. Es sind optimale Be ¬ rechnungen bzw. Ermittlung für die oben Reihenfolgen hinsichtlich der Leiterplatten innerhalb eines Clusters und hinsichtlich der genannten Positionen möglich, wodurch unter an- derem auch eine automatisierte Unterstützung in der Produkti ¬ onsplanung erreicht wird.

Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist eine Steuerungseinrichtung, insbesondere zur durchlaufzeitoptimierten Produktion von Leiterplatten (120) auf einer Bestückungslinie (110), wo ¬ bei die Leiterplatten jeweils eine Taktzeit in der Produktion aufweisen und in Gruppen aufgeteilt sind, die Cluster genannt werden, wobei ein Cluster (175) jeweils mittels einer Rüstung gefertigt wird, wobei die Rüstung durch an den Bestückungsli- nien anbringbaren Wechseltische (140) realisierbar ist, die jeweils mindestens eine Zuführungseinrichtung (150) zum Be ¬ reithalten von Vorräten von Bauelementen (155) aufweisen, wobei eine Menge von pro Rüstung notwendigen Wechseltischen als Wechseltischsatz bezeichnet wird und ein leerer Wechseltisch- satz Wechseltische aufweist, deren Zuführungseinrichtungen leer sind, unter den Bedingungen, dass - eine Rüstung temporär auf leeren Wechseltischsätzen aufgerüstet und nach der Produktion von Leiterplatten durch deren Bestückung abrüstbar ist, und dass

- einer der Wechseltischsätze erst dann in der Produktion einsetzbar ist, wenn er vollständig in einem Vorrüstbe ¬ reich aufgerüstet worden ist, und der Wechseltischsatz erst dann wieder aufrüstbar ist, wenn die mit dem Wechseltischsatz durchgeführte Produktion beendet und der Wechseltischsatz im Vorrüstbereich wieder abgerüstet worden ist,

wobei die Steuereinheit folgende Erfassungseinrichtungen

a) zum Erfassen einer Menge von Clustern,

b) zum Erfassen einer Anzahl an leeren Wechseltischsätzen c) zum Erfassen der jeweiligen Zeitdauer für das Erstellen der Rüstung für ein Cluster,

d) zum Erfassen einer Anzahl der Leiterplatten innerhalb eines Clusters, und

e) Mittel zum Ermitteln der kumulierten Taktzeiten der Leiterplatten innerhalb eines Clusters, wobei das er ¬ mittelte Ergebnis der Produktionszeitdauer eines Clus ¬ ters entspricht,

f) Mittel zum Auswählen einer Reihenfolge zur Verwendung der Wechseltischsätze zum Rüsten im Vorrüstbereich mit dem Ziel der Vermeidung von Wartezeiten in der Produktion, in welcher dieselben Wechseltischsätze zur Produktion der Leiterplatten einsetzbar sind,

g) Mittel zum Festlegen einer Reihenfolge der Leiterplat ¬ ten innerhalb eines Clusters in aufsteigender Reihenfolge gemäß der Taktzeiten der einzelnen Leiterplatten, und

h) Mittel zur Optimierung der Reihenfolge der Cluster unter Berücksichtigung der ausgewählten Reihenfolge zur Verwendung der Wechseltischsätze,

i) wobei die durchschnittliche Durchlaufzeit der Leiter ¬ platten aus allen (erfassten) Clustern minimiert wird, und j ) Mittel zur Durchführung der Produktion der Leiterplatten mit Hilfe der festgelegten und optimierten Reihenfolgen der Leiterplatten und deren Cluster, aufweist. Die Steuerungseinrichtung kann Mittel und/oder Einheiten bzw. Einrichtungen und/oder Module zur Durchführung des oben genannten Verfahrens vorsehen, die jeweils hardwaremäßig und/oder firmwaremäßig und/oder softwaremäßig bzw. als Compu ¬ terprogramm bzw. Computerprogrammprodukt ausgeprägt sein kön- nen. Diese Einrichtungen bzw. Mittel können einzeln für sich oder zusammengefasst in ein oder mehreren Einheiten implementiert werden.

Die Steuerungseinrichtung kann wie das oben beschriebene Ver- fahren entsprechend weitergebildet werden.

Ein weiterer Aspekt der Erfindung kann ein Bestückungssystem sein, das eine solche erfindungsgemäße Steuerungseinrichtung aufweist .

Dieses Bestückungssystem kann Teil einer Anlage sein.

Die Anlage kann unter anderem durch einen der folgenden Anlagentypen charakterisiert sein. Beispiele hierfür sind eine Automatisierungsanlage oder eine Fertigungs- bzw. Produkti ¬ onsanlage .

Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist ein Computerprogrammprodukt bzw. ein Computerprogramm mit Mitteln zur Durchfüh- rung des oben genannten Verfahrens, wenn das Computerpro ¬ gramm (-produkt) in einer oben genannten Steuerungseinrichtung oder in Mitteln der Vorrichtung zur Ausführung gebracht wird. Das Computerprogramm bzw. -produkt kann auf einem computerlesbaren Medium gespeichert sein. Das Computerprogramm bzw. - produkt kann in einer üblichen Programmiersprache (z.B. C++, Java) erstellt sein. Die Verarbeitungseinrichtung kann einen marktüblichen Computer oder Server mit entsprechenden Eingabe-, Ausgabe- und Speichermitteln umfassen. Diese Verarbei- tungsemrichtung kann m der Steuerungseinrichtung oder m deren Mitteln integriert sein.

Weitere Vorteile, Einzelheiten und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit den Zeichnungen.

Es zeigen:

Fig. 1 ein Bestückungssystem beispielhaft mit einer Bestückungslinie,

Fig. 2 die Durchlaufzeit einer Baugruppe r der Rüstfamilie bzw. Cluster v,

Fig. 3 ein Beispiel, dass Wartezeiten die Durchlaufzeit erhö ¬ hen und

Fig. 4 ein Beispiel zur Verbesserung der Durchlaufzeit bei angenommenen gleichbleibenden Gesamtdurchsatz.

Figur 1 zeigt ein beispielhaftes Bestückungssystem 100. Das Bestückungssystem 100 umfasst eine Bestückungslinie 110 und eine Verarbeitungs- oder Steuerungseinrichtung 115. Jede Be ¬ stückungslinie 110 umfasst ein optionales Transportsystem 125 sowie einen oder mehrere Bestückungsautomaten 130. Jeder Bestückungsautomat 130 umfasst einen oder mehrere Bestückungs ¬ köpfe 135, die jeweils dazu eingerichtet sind, von einem Rüsttisch 140 Bauelemente 155 aufzunehmen und an einen vorbestimmten Platz auf der Leiterplatte bzw. Baugruppe 120 zu po ¬ sitionieren, die sich auf dem Transportsystem 125 befindet. Während des Bestückungsvorgangs steht die Leiterplatte 120 bezüglich des Bestückungsautomaten 130 üblicherweise still.

Die Rüsttische 140 umfassen jeweils eine Vielzahl Zuführungs ¬ einrichtungen 150, von denen in Figur 1 exemplarisch nur eine dargestellt ist. Jede Zuführungseinrichtung 150 hält einen Vorrat von Bauelementen 155 eines vorbestimmten Bauelement- typs 160 bereit. Für die Bauelemente 155 hat die Zuführungs ¬ einrichtung 150 üblicherweise ein Fassungsvermögen, das in Spuren ausgedrückt werden kann. Eine Spur ist für gewöhnlich 8 mm breit und die Zahl der Spuren eines Rüsttischs 140 ist beschränkt, beispielsweise auf 40. Bauelemente 155 des glei ¬ chen Bauelementtyps 160 sind üblicherweise bereitgestellt in einem Gurt, auf einem Tablett oder in einer Röhre. Jeder Bauelementtyp 160 erfordert an der Zuführungseinrichtung 150 und am Rüsttisch 140 eine vorbestimmte Anzahl Spuren, die übli- cherweise aneinander angrenzen.

Gewöhnlich kann eine Zuführungseinrichtung 150 zur Bereithaltung von Bauelementen 155 unterschiedlicher Bauelementtypen 160 konfiguriert werden und üblicherweise können unterschied- liehe Zuführungseinrichtungen 150 an einem Rüsttisch 140 angebracht werden. Vorliegend wird vereinfachend davon ausge ¬ gangen, dass ein Vorrat von Bauelementen 155 eines Bauele ¬ menttyps 160 an einer Zuführungseinrichtung 150 praktisch unendlich groß ist, ein Nachrüsten also nicht erforderlich ist.

Wird am Bestückungsautomaten 130 ein Bauelement 155 eines Bauelementtyps 160 benötigt, der nicht an einem der Rüstti ¬ sche 140 vorhanden ist, so wird üblicherweise nicht die Zu ¬ ordnung von Bauelementen 155 an einem der angebrachten Rüst- tische 140 verändert, sondern der Rüsttisch 140 wird komplett gegen einen anderen, passend bestückten Rüsttisch 140 ausgetauscht. Das Bestücken eines nicht an der Bestückungslinie 110 angebrachten Rüsttischs 140 mit Bauelementen 155 wird Vorrüstung genannt und kann eine Bearbeitungszeit im Bereich von einer oder mehreren Stunden, beispielsweise ca. 6-8 Stunden, erfordern.

Da ein Wechsel von Rüsttischen 140 an der Bestückungslinie 110, ein so genannter Rüstwechsel, üblicherweise mit einem Produktionsstillstand verbunden ist, wird angestrebt, Wechsel der Rüsttische 140 möglichst selten durchzuführen. Da ferner die Rüsttische 140 kostspielig sind und das Umrüsten eines Rüsttischs 140 aufwändig und langwierig sein kann, wird wei- ter versucht, möglichst wenige Rüstungen zu bilden, um eine vorbestimmte Produktionsmenge von Leiterplatten 120 vorbe ¬ stimmter Leiterplattentypen 122 zu fertigen. Die Produktionsmenge umfasst hier mehrere Leiterplattentypen 122, von denen jeweils eine vorbestimmte Stückzahl Leiterplatten 120 mit Bauelementen 155 vorbestimmter Bauelementtypen 160 bestückt werden soll. Beispielsweise können 300 Leiterplatten 120 ei ¬ nes ersten Leiterplattentyps 122 und 200 Leiterplatten 120 eines zweiten Leiterplattentyps 122 bestückt werden.

Eine Rüstung 165, 170 umfasst eine Menge von Bauelementtypen 160 und wird realisiert durch einen oder mehrere Rüsttische 140, die bei mehreren Rüsttischen einen Wechseltischsatz bilden und jeweils mit Vorräten von Bauelementen 155 der Bauele- menttypen 160 der Rüstung 165, 170 ausgestattet und an der Bestückungslinie 110 angebracht sind.

Der Rüstung 165, 170 ist eine Rüstfamilie 175 zugeordnet, die Leiterplattentypen 122 umfasst, von denen Leiterplatten 120 mittels Bauelementen 155 der Bauelementtypen 160 der Rüstung 165, 170 bestückt werden können. Eine Rüstfamilie 175 ist ge ¬ nau einer Rüstung 165, 170 zugeordnet und umgekehrt.

Um die Auslastung einer Bestückungslinie 110 zu erhöhen oder einen Bedarf an Rüsttischen 140 zu verringern ist es daher entscheidend, wie auf der Basis der zu bestückenden Leiter ¬ plattentypen 122 Rüstfamilien 175 gebildet werden. Bei der Bildung von Rüstungen 165, 170 bzw. Rüstfamilien 175 können Nebenbedingungen zu beachten sein, beispielsweise die Einhal- tung einer begrenzten Fassungskapazität eines Rüsttisches 140 für Bauelementtypen 160 oder eine Gruppierung vorbestimmter Leiterplattentypen 160 in der gleichen Rüstfamilie 175, etwa aus Gründen der Verwendung bleihaltigen oder bleifreien Lötzinns .

Die Rüstungen können in Festrüstungen 165 und Variantenrüstungen 170 unterschieden werden, wobei eine Festrüstung 165 dazu vorgesehen ist, auf einer Anzahl Wechseltische 140 über einen vorbestimmten Planungszeitraum unverändert gerüstet zu bleiben, während ein Wechseltisch 140 einer Variantenrüstung 170 voraussichtlich innerhalb des Planungszeitraums mit Bau ¬ elementen 155 anderer Bauelementtypen 160 umgerüstet wird. Der Planungszeitraum kann beispielsweise 6 bis 12 Monate be ¬ tragen. Eine Variantenrüstung 165 besteht in einer vorbestimmten Konstellation üblicherweise wesentlich kürzer als der Planungszeitraum, beispielsweise über mehrere Stunden oder Tage, üblicherweise jedoch nicht über mehr als eine Wo- che.

Die Rüstungen 165, 170 können nach Bedarf an der Bestückungslinie 110 ausgetauscht werden. Um eine Festrüstung 165 oder eine Variantenrüstung 170 zu realisieren wird üblicherweise ein Rüsttisch 140, während er nicht an der Bestückungslinie 110 angebracht ist, mit Vorräten von Bauelementen 155 vorbe ¬ stimmter Bauelementtypen 160 aufgerüstet. Bereits aufgerüste ¬ te Bauelemente 155 nicht benötigter Bauelementtypen 160 können zuvor abgerüstet werden. Diese Umrüstung kann einen er- heblichen Anteil manueller Arbeit umfassen und zeitaufwändig sein .

Um den mit einer Variantenrüstung 170 verbundenen Aufwand zu minimieren, wird versucht, in den Festrüstungen 165 möglichst viele Leiterplattentypen 122 aufzunehmen. Ein angestrebter Fall ohne Variantenrüstungen 170 ist in der Praxis jedoch kaum erzielbar.

Die Steuerungseinrichtung 115 ordnet im Rahmen der Steuerung des Bestückungssystems 100 Leiterplattentypen 122, deren zu ¬ geordnete Leiterplatten 120 auf der Bestückungslinie 110 be ¬ stückt werden sollen, jeweils einer Rüstfamilie 175 zu, wobei Festrüstungs-Rüstfamilien 175, die jeweils einer Festrüstung 165 zugeordnet ist, und Variantenrüstungs-Rüstfamilien 175, die jeweils einer Variantenrüstung 170 zugeordnet sind, ge ¬ bildet werden können. Ein Spezialfall von Optimierungsmethoden ist die lineare Op ¬ timierung. Sie befasst sich mit der Optimierung linearer Zielfunktionen über einer Menge, die durch lineare Gleichungen und Ungleichungen eingeschränkt ist. Sie ist Grundlage der Lösungsverfahren der (gemischt-) ganzzahligen linearen Optimierung. Ein sogenannter Solver (Löser) ist eine Sammelbezeichnung für spezielle mathematische Computerprogramme, die mathematische Probleme numerisch lösen können. Im Zusammenhang mit MILP (mixed integer linear programing bzw. ge- mischt ganzzahlige Lineare Programmierung) können für IP- Programme (ganzzahlige Optimierungsmodelle) Standardsolver wie z.B. CPLEX, Scip, Gurobi, Xpress verwendet werden.

Im Folgenden wird ein Beispiel beschrieben, in dem mittels eines MILP-Modell (Mixed Integer Linear Programming) die op ¬ timale zeitliche Rüstreihenfolgen von vorgegebenen zu fertigenden Rüstfamilien mit minimaler durchschnittlichen Durchlaufzeit einer Leiterplatte berechnet werden. Zudem kann eine optimale zeitliche Reihenfolge für den Einsatz der gerüsteten Wechseltischsätze (Variantenrüstung) und gegebenfalls der

Festrüstungswechseltischsätze an der Bestückungslinie berech ¬ net werden.

Des Weiteren wird eine Reihenfolge der Baugruppen aufsteigend gemäß Ihrer Taktzeiten festgelegt.

In Figur 2 wird bildlich dargestellt, dass die Durchlaufzeit Dlz einer Baugruppe r der Rüstfamilie v beginSetup v + t£

beträgt .

In der Figur 3 ist schematisch dargestellt, wie sich Warte ¬ zeiten negativ auf die Durchlaufzeit auswirken können. Auf der Bestückungslinie 110 sind beispielhaft vier Leiterplatten mit einer Taktzeit von jeweils einer Zeiteinheit 1 gezeigt. Die durchschnittliche Durchlaufzeit

0Dlz beträgt hierbei 2,5 ohne Wartezeit und 3,5 mit Warte ¬ zeit. In Figur 4 ist zeigt sich bei unterschiedlichen Taktzeiten der Baugruppen, dass die Reihenfolge der Baugruppen innerhalb einer Rüstfamilie eine Auswirkung auf die durchschnittliche Durchlaufzeit haben. Im einen Beispiel ergibt sich 0Dlz = 6. Im anderen Beispiel und optimierten Fall beträgt 0Dlz = 4.

In der Formulierung des Optimierungsmodells in Form eines MILP-Modells gelten die folgenden Bezeichnungen:

Zielfunktion : beginSetup v Beginn der Fertigung der Rüstfamilie v ty Summe aus Wartezeit der Baugruppe r nach

Produktionsbeginn der Rüstfamilie und Taktzeit von r Die Durchlaufzeit einer Baugruppe r der Rüstfamilie v be ¬ trägt (siehe Fig. 2) : beginSetup v + t£

Ist RecipeCount v die Anzahl der Baugruppen in der Rüstfamilie v, beträgt die Summe der Durchlaufzeiten aller Baugrup ¬ pen einer Rüstfamilie v beträgt dann: sumDlz v = beginSetupy + ΐζ

rev

= RecipeCounty beginSetup v

rev

Der letzte Term stellt für die Optimierung der Produktions ¬ reihenfolge der Rüstfamilien eine Konstante dar. Die Ziel ¬ funktion für die Minimierung der Summe der Durchlaufzeiten der Baugruppen und damit auch für die Minimierung der durch schnittlichen Durchlaufzeit der Baugruppen ist folglich:

Minimiere Σν β ν ecipeCount v beginSetup.

Bezeichnungen :

In der MILP-Formulierung gelten die folgenden Bezeichnungen

Indices

V Menge der zu fertigenden Rüstfamilien

P Menge der Reihenfolge-Positionen für die Rüst- familien, P = {1,...,I VI}- , in der Produktionsse- quenz

T Menge der Tischsätze

P, Aufsteigend sortierte Menge an Positionen, an denen Tischsatz seT verwendet wird.

Parameter

PTime v Produktionszeitdauer der Rüstfamilie v

RTime v Zeit für die Erstellung der Rüstung von Rüst- familie v

EarliestBeg Frühestmöglicher Beginn der Produktion an der Bestücklinie

EarliestBegin R Frühestmöglicher Beginn des Rüstens

im Vorrüstbereich

EarliestBegin s Frühestmöglicher Einsatz für Tischsatz s RecipeCount v Anzahl der Baugruppen in der Rüstfamilie v

M M: =

max { EarliestBegin Li EarliestBegin Ri

EarliestBegin s : seT } + , vev (RTime v + PTime v )

Variablen assign ViP Variable, die angibt, ob die Rüstfamilie v an p-ter

Position der Fertigungsreihenfolge für die produziert

wird. (In diesem Fall nimmt sie den Wert 1 an, anderenfalls den Wert 0)

beginPp Beginn der Fertigung der Rüstfamilie an p-ter

Position

der Fertigungsreihenfolge

beginSet p y Beginn der Fertigung der Rüstfamilie v

beginVp Beginn der Erstellung der Rüstung für die

Rüstfamilie an

p-ter Position der Fertigungsreihenfolge im Vorrüstbereich

endPv, Fertigungsende der Rüstfamilie an p-ter Posi ¬ tion der Fertigungsreihenfolge

endX Ende der Erstellung der Rüstung für die Rüst- familie an

p-ter Position der Fertigungsreihenfolge im Vorrüstbereich

IP-Formulierung :

Zielfunktion :

Minimiere Σν β ν ecipeCount v beginSetup.

Nebenbedingungen :

Jeder Rüstfamilie muss eine Position zugeordnet sein

^ assign v p = 1, v £ V

pep

Jeder Position muss eine Rüstfamilie zugewiesen sein ^ assign V(P = 1 p E P

vev

(3) Die Produktion einer Rüstfamilie an Position p kann erst beginnen, wenn die Rüstung im Vorrüstbereich erstellt ist. endVp < beginPp p E P

(4) Der Rüstvorgang für die Rüstfamilie an Position p kann erst beginnen, wenn der Rüstvorgang für die Rüstfamilie an der Position p-1 abgeschlossen ist. endV v _ < beginV p p = 2, ... , \P \

(5) Der Rüstvorgang für die Rüstfamilie an der Position p kann im Vorrüstbereich erst beginnen, wenn der zugewiesene Wechseltischsatz frei ist. endP p ,

< beginVp p direkter Nachfolger von p ' in P s , s E T

(6) Berücksichtigung der Produktionszeiten endP p = beginPp + ^ PTime v assign v p p E P

vev

(7) Berücksichtigung der Rüstzeiten im Vorrüstbereich endVp = beginVp + ^ RTime v assign v p p E P

vev (8) Die Produktion einer Rüstfamilie an Position p kann erst beginnen, wenn die Produktion der Rüstfamilie an der Position p-1 abgeschlossen ist endP p _ 1 < beginPp p = 2, ... , \P \

(9) Die Produktion an der Bestücklinie kann initial erst

beginnen, wenn die Bestücklinie dafür verfügbar ist.

EarliestBegin L < beginP l

(10) Die Rüsterstellung im Vorrüstbereich kann initial erst beginnen, wenn die Bestücklinie dafür verfügbar ist .

EarliestBegiriy < beginV^

(11) Die Rüsterstellung im Vorrüstbereich kann initial erst beginnen, wenn die Bestücklinie dafür verfügbar ist .

EarliestBegin s < beginV^ p erstes Element in P s

(12) Der Produktionsbeginn der Rüstfamilie v ist

kleinergleich dem Produktionsbeginn der Rüstfamilie an der zugewiesenen Position

L

beginSetup v < beginP^ + M(l— assign v p ) v E V, p E P

(13) Der Produktionsbeginn der Rüstfamilie v ist

größergleich dem Produktionsbeginn der Rüstfamilie der zugewiesenen Position beginSetup v > beginP^— M(l— assign v p ) v E V, p E P (14) Variablenrestriktionen assign y p E {0,1} v E V, p E P

beginPp > 0 p E P

beginV > 0 p E P

beginSetup v > 0 v E V

endP p > 0 p E P

endV p > 0 p E P

Weiterbildungen/Ausführungsformen : - Garantie der Durchsatzoptimalität

Minimiert man die durchschnittliche Durchlaufzeit der Bau ¬ gruppen, so können unter Umständen ungewünschte und vermeid bare Wartezeiten auftreten. Diese lassen sich vermeiden, in dem in einer ersten Optimierung zunächst der minimale Ferti gungszeitpunkt m i n aller Rüstfamilien ermittelt wird und im vorgestellten Verfahren anschließend dann folgende Restriktion mit aufgenommen wird: endPipi < T min

Auftrags-Weitergabe der Baugruppen nach Fertigungsende

Werden nach dem Fertigungsende der Baugruppen die Baugruppen nicht einzeln an die nächste Bearbeitungsstation bzw. Bestü- ckungsautomaten geliefert, sondern wird erst gewartet bis ein ganzer Auftrag (bestehend aus einem Baugruppentyp und der zu fertigenden Stückzahl) fertig ist, so muss zur Minimierung der durchschnittlichen Durchlaufzeit eines Auftrags die Zielfunktion wie folgt abgeändert werden:

Minimiere Σνεν RecipeTypeCountT v beginSetup v wobei RecipeTypeCount v die Anzahl der Baugruppentypen um- fasst, die in der Rüstfamilie enthalten sind.

- Allgemeinere Kostenfunktion

Die Zielfunktion kann auch eine allgemeinere Kostenfunktion Cost v enthalten, mit denen z.B. Lagerbestandskosten genauer abgebildet werden.

Minimiere Σνεν Cost v beginSetup v

- Berücksichtigung von Festrüstungen

Festrüstungen und die damit verbundenen Rüstfamilien lassen sich mit in den MILP-Ansatz integrieren. Sie können als Puffer zwischen den Varianten-Rüstfamilien eingesetzt werden, um Stillstandzeiten wegen zu langer Zeiten für die Rüstungs- erstellung zu vermeiden.

Folgende damit verbundene Erweiterungen sind ebenfalls mög ¬ lich:

Berücksichtigung von Umrüstzeiten

Es lassen sich auch Umrüstzeiten, die beim Wechsel von einer zur nächsten Rüstung auftreten, mit im Optimierungsansatz berücksichtigen.

Bevorzugt Festrüstung am Schluss

Aus dem in (1) beschriebenen Grund ist es zudem günstig, ei- ne Festrüstung am Ende zu fertigen. Dazu kann eine Zielfunk- tions-Komponente mit einer kleinen Gewichtung mit in die Minimierungs-Zielfunktion aufgenommen werden. Mögliche Teilung einer Festrüstung

Die optimale Lösung lässt sich eventuell noch verbessern, wenn man zulässt, dass eine Festrüstungs-Rüstfamilie nicht in einem Stück gefertigt wird, sondern in mehrere Teile auf ¬ geteilt werden kann, die dann jeweils als Puffer zwischen Varianten-Rüstfamilien eingesetzt werden können. Für jeden Teil der Festrüstungs-Rüstfamilie fällt dann allerdings eine entsprechende Umrüstzeit an.