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Title:
METHOD AND DEVICE FOR IMPROVING THE OPERATION OF A TECHNICAL SYSTEM
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2015/024849
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to method wherein archive entries, which are related to messages, control actions, or switching actions, within a time range to be defined are extensively analyzed. After a statistical relevance of the examined archive entries has been determined, a cause determination is performed for the statistically most relevant archive entries on the basis of an evaluation of the function plans and/or on the basis of an evaluation of time aspects, in which cause determination all archive entries that occurred during the examined time range are used. Solution proposals for reducing the messages, control actions, or switching actions are derived from the causes determined in such a way in order to improve the operation of the technical system.

Inventors:
JAHN ROLAND (DE)
MORGENROTH MARC (DE)
Application Number:
PCT/EP2014/067392
Publication Date:
February 26, 2015
Filing Date:
August 14, 2014
Export Citation:
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Assignee:
SIEMENS AG (DE)
International Classes:
G05B23/02
Domestic Patent References:
WO2004027531A12004-04-01
Foreign References:
DE19650327A11998-06-10
Other References:
WOLFGANG ALBERT: "3.6 Meldearchiv-Analyse", 1 January 2009, HANDBUCH DER PROZESSAUTOMATISIERUNG (4. AUFL.), OLDENBOURG INDUSTRIEVERLAG, MUENCHEN, DE, PAGE(S) 158 - 163, ISBN: 978-3-8356-3142-7, XP009180733
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Claims:
Patentansprüche

Verfahren zur Verbesserung eines Betriebs einer techni - sehen Anlage ,

wobei der innerhalb der Anlage ablaufende technische Pro- zess (P) mittels eines ProzessleitSystems (L) gemäß der im Rahmen einer Projektierung in einem Funktionsplan festge - legten Funktionen gesteuert und/oder überwacht wird, und wobei prozesstechni sehe und 1eittechnisehe Daten aufgenommen und in ein Archiv (A) geschrieben werden,

dadurch gekennzeichnet , dass

die Archiveinträge , welche im Zusammenhang mit Meldungen, Bedien- oder SchaIthandlungen stehen , innerhalb eines zu definierenden Zeitbereichs analysiert werden, indem zunächst eine statistische Relevanz der betrachteten Archiveinträge ermittelt wird,

eine Ursachenermitt lung unter Verwendung aller, während des betrachteten Zeitbereichs aufgetretenen Archiveinträge für die statistisch relevantesten Archiveinträge durch Auswertung der Funkt ionspläne und/oder anhand einer Auswertung zeitl icher Aspekte durchgeführt wird, und

aus den derart ermittelten Ursachen Lösungsvorschläge zur Redukt ion der Meldungen, Bedien- und Schalthandlungen abgeleitet werden, um den Betrieb der technischen Anlage zu verbessern .

Verfahren nach Anspruch 1,

dadurch gekennzeichnet ,

dass die statistische Auswertungen Häufigkeitsanalysen und Häufigkeitstrendanalysen umfassen .

Verfahren nach Anspruch 1 und 2 ,

dadurch gekennzeichnet ,

dass untersucht wird, ob innerhalb des definierten Zeitbereichs der zu analysierende Archi eintrag mit einem Funk- t ionsbaustein zusammenhängt und dieser Funkt ionsbauste in anschließend auf eine Fehlpro j ekt ierung hin überprüft wird und diese behoben wird . Verfahren nach Anspruch 1 und 2 ,

dadurch gekennzeichnet,

dass untersucht wird, ob innerhalb des definierten Zeitbereichs der zu analysierende Archiveintrag mit mehreren Funktionsbausteinen zusammenhängt , und die Logik dieser Funktionsbausteine untereinander überprüft wird und durch anschließende Proj ektierung verbessert wird .

Verfahren nach Anspruch 1 und 2 ,

dadurch gekennzeichnet ,

dass untersucht wird, ob innerhalb des definierten Zeitbereichs kein Zusammenhang zwischen dem zu analysierenden Archiveintrag und Funktionsbausteinen besteht , und dass die Ursachenermittlung dann mittels einer zeitlichen Aus - wertung oder Analyse des automatisierten Prozesses in einer Zeitspanne vor Auftreten von sich wiederholenden Ereignissen durchgeführt wird .

Vorrichtung (V) zur Verbesserung eines Betriebs einer technischen Anlage ,

aufweisend zumindest eine Benut zerschnittsteile (BSV) zum Bedienen der Vorrichtung (V) ,

dadurch gekennzeichnet , dass die Vorrichtung (V) zumindest mit einem Proj ektierungssystem (PS) und einem Archiv (A) eines ProzessleitSystems (L) der technischen Anlage verbunden ist , und die Vorrichtung derart ausgelegt ist , das Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5 durchzuführen .

Leitsystem aufweisend ein Proj ektierungssystem (PS) , ein Archiv (A) , eine Benut zerschnittsteile (BSL) und eine Vorrichtung (V) zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5.

Computerprogrammprodukt , das in den Speicher eines Compu- ters geladen wird und Softwarecodeabschnitte umfasst , mit denen ein Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5 ausgeführt wird, wenn das Produkt auf dem Computer läuft .

Description:
Beschreibung

Verfahren und Vorrichtung zur Verbesserung eines Betriebs einer technischen Anlage

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung eines Betriebs einer technischen Anlage wobei der innerhalb der Anlage ablaufende technische Prozess mittels eines Prozessleit - Systems gemäß der im Rahmen einer Projektierung in einem Funkt ionsplan festgelegten Funktionen gesteuert und/oder überwacht wird, und wobei prozesstechnische und leittechni - sehe Daten aufgenommen und in ein Archiv geschrieben werden . Angegeben ist auch eine entsprechende Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens , ein Leitsystem und Computerprogrammprodukt .

Moderne Prozessleit Systeme, wie sie in hochautomatisierten Kraftwerken üblicherweise verwendet werden , bilden die

Schnittstelle zwischen einem in einer technischen Anlage ab- laufenden technischen Prozess und dem Bedienpersonal , welches den technischen Prozess steuern und/'oder überwachen soll . Mittels der Bedien- und Beobachtungseinheit des Leitsystems kann ein Operateur auf alle relevanten Prozessdaten zugreifen und bei Bedarf in Form von Bedienhandlungen auf den Prozess einwirken . Das Leitsystem stellt dem Bedienpersonal ferner eine Vielzahl von Meldungen über nicht normale Zustände des Prozesses oder der Leittechnik zur Verfügung , sodass schnell und gezielt auf Störungen und Prozessabweichungen reagiert werden kann . Trotz der weitestgehend autark arbeitenden Leit - Systeme muss der Operateur häufig unter Zeitdruck die auftretenden Meldungen analysieren und richtigen Entscheidungen treffen, wobei eine hohe Informationsflut den Ent seheidungs- prozess erschweren oder zum Versagen bringen kann . Dabei erweist sich im späteren Betrieb der Anlage oftmals , dass so viele Meldungen beim Bedienpersonal auflaufen, dass nicht auf j ede Meldung adäquat reagiert werden kann . Eine Reduzierung der Meldungsflut verhindert kostspielige Bedienfehler und gewährleistet eine höhere Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit des Betriebs der technischen Anlage . Dennoch wird das Erreichen von Empfehlungen an maximal auftre - tenden Meldungen (z.B. EEMUA 191, ma . ein kritischer Alarm je 10 Minuten) oftmals aus Kostengründen nicht angegangen .

Es besteht somit ein Bedarf an kostengünstigen , wirkungsvollen Methoden , um die Informationsflut zu reduzieren .

Ein Ansatz , besteht darin , die Einträge von entsprechenden Meldungsarchiven, also Archiven, in welchen vergangene Meldungen abgelegt sind, zu analysieren, um auf Basis des Analyseergebnisses die Prozessführung zu verbessern .

Bisher wurden im Wesentlichen die Ursachen von erheblichen Störungen oder Betriebseinschränkungen mit Hilfe manueller Auswertung der Archivdaten der Anlage gelöst . Dies erfordert j ewei1s einen erheblichen Klärungsaufwand, ist j edoch, da es sich um Einzelfälle handelt , Wirtschaft lieh vertretbar .

Die üblicherweise verwendeten Meldearchivanalysen sind sta- t istischer Natur . Wenn die Zahl der Meldungen dem Betreiber der Anlage zu hoch erscheint , dann werden mit Hilfe von sta- tistischen Auswertungen zunächst die häufigsten Meldungen ermittelt . Diese Untersuchungen erfolgen bisher immer bezogen auf den Einzelfall und werden aufgrund des Aufwands nicht für die Gesamtheit der Meldungen durchgeführt . Statistische Auswertemethoden sind beispielsweise aus dem Handbuch der Pro- zessautomatisierung , K. F. Früh, U. Maier, D . Schaudel , 4.

Auflage, Seiten 158 bis 163 , Oldenbourg Industrieverlag, bekannt .

Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es , ein Verfahren und eine entsprechende Vorrichtung zur Verbesserung des Betriebs einer technischen Anlage anzugeben, welches eine systemat i - sehe Auswertung nicht nur des Meldungsarchivs, sondern des gesamten Archivs eines Leitsystems umfasst und somit über ei - ne rein statistische Analyse von Meldungsarchiven hinaus geht .

Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des unabhängigen Pa- tentanspruchs gelöst . Vorteilhafte Ausgestaltungen sind jeweils in den abhängigen Patentansprüchen wiedergegeben .

Bezüglich des Verfahrens wird die Aufgabe gelöst , indem die Archiveinträge , welche im Zusammenhang mit Meldungen , Bedien- oder Schalthandlungen stehen, innerhalb eines zu definierenden Zeitbereichs ausgiebig analysiert werden . Nachdem eine statistische Relevanz der betrachteten Archiveinträge ermittelt wird, wird eine Ursachenermitt lung unter Verwendung aller , während des betrachteten Zeitbereichs aufgetretenen Ar- chiveinträge für die statistisch relevantesten Archiveinträge anhand einer Auswertung der Funkt ionspläne und/oder anhand einer Auswertung zeitlicher Aspekte durchgeführt . Aus den derart ermittelten Ursachen werden Lösungsvorschläge zur Reduktion der Meldungen , Bedien- oder Schalthandlungen abgelei - tet , um den Betrieb der technischen Anlage zu verbessern .

Die Erfindung geht von der Überlegung aus , dass Archiveinträge umfangreiche Informat ionen über Meldungen , Bedien- und Schalthandlungen wiedergeben . Eine weitreichende Analyse der Archiveinträge gemäß der Erf indung kann daher nicht nur dahingehend genutzt werden, eine systematische und kostengüns- t ige Reduktion der Meldungsflut im Leitsystem einer techni - sehen Anlage zu erreichen , sondern ebenfalls eine Reduktion von überflüssigen Bedien- und Schalthandlungen zu erwirken , was sich letztendlich in einer Verbesserung des Betriebs der technischen Anlage niederschlägt . Der Prozess kann ruhiger ablaufen , das Bedienpersonal ist entlastet . Ferner ermöglicht das erf indungsgemäße Verfahren, dass mit minimalem Aufwand eine erhebliche Zahl von Meldungen nach ihrer Ursache aufge- klärt wird und bei Real isierung der vorgeschlagenen Lösungs- möglichkeiten ein zukünftiges Auftreten dieser Meldungen mi - nimiert wird . Ferner kann man auf diese Weise ein qualitativ hochwertiges optimiertes Alarmsystem realisiert werden, wel- ches effektiv nur die Alarme meldet , welche wirklich eine Bedienhandlung erfordern .

In vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens umfasst die statistische Auswertung Häufigkeitsanalysen und Häufigkeitstrendanalysen . Diese dienen der raschen Ermittlung ( zum Beispiel anhand einer geeigneten Darstellung in beliebiger Diagrammform) der stat istisch relevantesten Archiveinträge , welche untersucht werden sollen .

In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens wird untersucht , ob innerhalb des zuvor definierten Zeitbereichs der zu analysierende Archiveintrag mit einem einzelnen Funk- tionsbaustein zusammenhängt . Dieser Funktionsbaustein wird anschließend auf eine Fehlproj ektierung hin überprüft und diese behoben . Diese AusführungsVariante eignet sich insbesondere für analoge Archiveinträge , bei denen beispielsweise ein Grenzwert ungünstig proj ektiert ist . In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens wird untersucht , ob innerhalb des zuvor definierten Zeitbereichs der zu analysierende Archiveintrag mit mehreren Funktionsbau- steinen zusammenhängt . In diesem Fall wird die Logik dieser Funkt ionsbausteine untereinander überprüft wird und durch an- schließende Proj ektierung verbessert . Diese Ausführungsvari - ante eignet sich insbesondere für Meldungen, Bedien- und Schalthandlungen, welche auf zeitlich unmittelbar zuvor liegende Ereignisse oder Zustände zurückzuführen sind, welche sich durch vorgeschaltete Funktionsbausteine wiederspiegeln . Durch Umproj ektierung oder Modif izierung der betrachteten

Menge der Funkt ionsbausteine können Fehlermeldungen , unnöt ige Bedien- und Schalthandlungen unterbunden oder reduziert werden . In einer v/eiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens wird untersucht , ob innerhalb des zuvor definierten Zeitbe - reichs der zu analysierende Archiveintrag keine Zusammenhänge zu den Funkt ionsbausteinen der Proj ektierung aufweist . Hier können nur prozesstechnische Details und Expertenwissen zur Ursachenermittlung und Lösungsermittlung herangezogen werden.

Eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Ver- fahrens kann entweder vorteilhaft separat zu einem Leitsystem mit Zugriff auf einzelne Komponenten des Leitsystems oder als Bestandteil eines Leitsystems ausgeführt sein . Die separate Lösung kann als Zusatzkomponente und Begleitlösung mit eigener Benutzerschnittstelle angeboten werden . Für bestimmte An- wendungsfälle kann die ins Leitsystem integrierte Lösung ebenfalls vorteilhaft sein .

Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispie - len näher erläutert . Dabei zeigt die einzige

Figur ein Blockschaltbild einer möglichen Real isierung einer Vorrichtung zur Durchführung des erf indungs- gemäßen Verfahrens . In der Figur ist in vereinfachter Form ein Blockschaltbild einer mögl ichen Realisierung einer Vorrichtung zur Durchführung des erf indungsgemäßen Verfahrens dargestellt . Die Vorrichtung V kann als Teil eines ProzessleitSystems L oder als Zusatzsystem ausgeführt sein . Das ProzessleitSystem L steu- ert , regelt und/oder überwacht einen technischen Prozess P, welcher in einer technischen Anlage abläuft . Das Leitsystem L umfasst eine Vielzahl von Recheneinheiten wie Server, Datenbusse und Schnittstellen zum Benutzer oder anderen Systemen, insbesondere Schnittstellen zu den Feldgeräten , welche im Prozess der technischen Anlage verankert sind . Hier sind nur die für die Erfindung wesentlichen Einheiten , nämlich das Archiv A und das Proj ektierungssystem PS dargestellt . Das Pro- j ekt ierungssystem ist hier mit einem Bildschirm BSL verbunden , von wo aus die Proj ekt ierung der technischen Anlage er- folgt und von wo aus ein Nutzer über das Leitsystem L auf den Prozess P einwirken kann .

In diesem Ausführungsbeispiel ist die Vorrichtung V, auf welcher das erf indungsgemäße Verfahren abläuft , separat zum Pro- zessleit System L beispielsweise auf einem gesonderten Computer ausgeführt . Die Vorrichtung V ist zum Einen mit dem Archiv A des Prozesslei tSystems L und zum Anderen mit dem Pro- j ekt ierungssystem PS des Leitsystems L verbunden . Die Vor- richtung V ist ferner mit einer Anzeigevorrichtung BSV verbunden . Die Anzeigevorrichtung BSV steht sinnbildlich für eine Präsentat ionsSchicht oder Benutzeroberfläche , über welche ein Anwender auf die Funktionen der erf indungsgemäßen Vorrichtung V zugreifen kann .

In dem Archiv A werden sowohl prozesstechnische Daten PD, wie zum Beispiel Drücke , Temperaturen oder Füllstandsanzeigen von Feldgeräten abgelegt , als auch leittechnische Daten LD wie Sollwerte , Informat ionen über Signale oder Zeitstempel . Auf - grund der zum Teil unterschiedlichen Informationsgehalte der zu archivierenden Signale erfolgt die Archivierung in Kategorien . Unterteilt werden die Archivdaten in analoge Signale , binäre Signale und Bediensignale . Der Hauptanteil der zu archivierenden Daten entsteht in der Kategorie der analogen Signale . In der Kategorie der binären Archivdaten v/erden immer dann Einträge erzeugt , wenn eine Signalzustandsänderung stattfindet , d . h . ein Binärsignal vom Zustand 0 auf 1 oder 1 auf 0 wechselt . Dabei sind die Binärsignale zu unterteilen in binäre Prozesszustände mit und ohne Meldungen . Während binäre Prozesszustände meist nur in das Archiv geschrieben werden, haben Meldungen eine besondere Bedeutung für das Bedienpersonal . Meldungen sollen das Bedienpersonal akt iv auf best immte Zustände im Kraftwerk hinweisen und werden über eine Melde - folgeanzeige auf dem Bediensystem dargestellt . Abhängig von der Bedeutung der Meldungen für die Sicherheit des Kraftwerk- prozesses erfolgt eine Zuordnung der Meldungen in unterschiedliche Meldeklassen , wie Alarme , Warnungen oder Toleranzen . Diese Unterteilung hängt mit der Priorisierung der Meldungen zusammen . Die höchstpriore Meldeklasse ist die Klasse der Alarme . In diese Meldeklasse werden alle Meldungen eingeteilt , die eine unverzügliche Handlung des Bedienpersonals erfordern . Unnöt ige Meldungen sind demnach Meldungen unterster Priorität , die keine Reakt ion des Anlagenfahrers erfor- dern, daher für ihn keinen Wert haben und lediglich unnötig belasten .

Erfolgen vom Bedienpersonal manuelle Eingriffe in den Anla- genprozess , um z . B . auf Meldungen zu reagieren, so werden diese in der Gruppe der Bediensignale archiviert . Der Archiveintrag der „ Bedienhandlung " soll manuelle Eingriffe des Operators in den Prozess dokumentieren . Bedienhandlungen sind beispielsweise das Öffnen eines Ventils , das Starten eines Motors oder das Ausschalten einer Pumpe . Ferner exist ieren als Archiveinträge noch „ SchaIthandlungen" , welche einen Untereintrag der binären Signale darstellt . Der Archiveintrag der „ Schalthandlung " kennzeichnet das Ergebnis manueller oder automatischer Eingriffe des Leitsystems in den Prozess .

Schal thandlungen sind beispielsweise An- und Ausschalten eines Leistungsschalters oder ein Stellungswechsel eines

Aktors .

Der Archivierungsvorgang kann zyklisch, ereignis- oder zu- standsgesteuert erfolgen .

Welche Daten wann und wie in das Archiv geschrieben werden wird bei der Proj ektierung der technischen Anlage festgelegt . Die Befüllung des Archivs ist somit Teil der Proj ektierungs- arbeit ( Engineering) . Hier werden Prozessanforderungen oder leittechnische Anforderungen in den Schaltplänen festgehal - ten . Übl icherweise werden technische Anlagen mittels graphi - scher Proj ektierungstools (hier Proj ekt ierungssystem PS) gemäß einer der in der EN 61131-3 (IEC 61131-3 ) definierten Sprachen zur Programmierung von Speicherprogrammierbaren

Steuerungen (SPS) proj ekt iert . Die derart erhaltenen Funkt i - onspläne enthalten alle Informat ionen , welche zur Realsierung einer Automat isierungsfunkt ion notwendig sind . Ein Funkt ionsplan oder Funktionsbausteinprogramm enthält Funkt ionsbaustei - ne , welche über Linien ( logische Verbindungen) miteinander verbunden sind . Dabei sind die meisten Funkt ionsbausteine Re - Präsentanten für einfache logische Funktionen . Der Signal- fluss eines Funktionsbausteinprogramms und durch einen Funktionsbaustein verläuft von 1 inks nach rechts . Links können binäre oder analoge EingangsSignale (Konstanten und/oder Variablen) übergeben werden, rechts werden entsprechend verarbeitete Signale ausgegeben . Bestimmte Funktionsbausteine sind manuell bedienbar .

Das erfindungsgemäße Verfahren läuft im Wesentlichen in den folgenden Schritten ab :

In einem ersten Schritt wird festgelegt , welche Archiveinträ- ge (Signalkategorie , Meldung, Bedien- oder Schalthandlung) analysiert werden sollen und über welchen Zeitraum sie analysiert werden sollen .

In einem nächsten Schritt wird für diese Archiveinträge eine statistische Archivdatenanalyse durchgeführt . Hierbei sind Häufigkeitsanalysen und Häuf igkeitstrendanalysen als Ausführungsbeispiele zu nennen :

Häufigkeitsanalysen geben bezogen auf die j eweilige Signalka - tegorie (Analog , Binär, ...) Auskunft über die Anzahl der im Archiv hinterlegten Signaleinträge pro Signal . Werden die Kennzeichen einer Signalart zum Beispiel in einem Kuchenoder Balkendiagramm gegen ihre Anzahl aufgetragen , können die Signale , welche am häufigsten auftreten, einfach abgelesen werden . Außerdem enthalten die Häuf igkeitsanalysen zusätzliche Informationen, mit deren Hilfe eine gezielte Reduktion des Archivdatenumfangs durchgeführt werden kann . So enthalten die Häufigkeitsanalysen von Analogsignalen nicht nur den Signalwert sondern auch Informationen über den Messbereich, die Signalqualität oder sonst ige Signal - und Zeit informat ionen .

Die Häuf igkeitstrendanalysen geben bezogen auf die j eweilige Signalkategorie einen Überbl ick über die Häufigkeit der Archiveinträge im zeitlichen Verlauf ( in Anlehnung an die Trenddarstellungen des Leitsystems) . Dabei gibt es die Option, die Häuf igkeitstrendanalyse in Verbindung mit dem Verlauf der Kraftwerksle istung darzustellen . Damit können Erkenntnisse über das Anlagenverhalten in bestimmten Fahrweisen ermit- telt werden, sodass darauf aufbauend eine detaillierte Untersuchung eingeleitet werden kann.

In einem nächsten Schritt findet eine Ursachenermittlung für die in Schritt 1 ermittelten statistisch relevantesten Archiveinträge unter Verwendung aller anderen, während dieses Zeitraums aufgetretenen Archiveinträge anhand einer Auswertung der Informationen aus den Funktionsplänen und/oder einer Auswertung von Informationen aus dem Prozess statt .

Dies bedeutet , dass für einen zuvor ausgewählten Archiveintrag einer bestimmten Signalkategorie , zunächst über rüft wird, ob innerhalb eines def inierten Zeitraums der Archiveintrag mit einem Funkt ionsbaustein oder mit mehreren verschal- teten Funktionsbausteinen in Zusammenhang steht oder ob kein Zusammenhang zwischen dem Archiveintrag und irgendwelchen Funkt ionsbausteinen besteht . Ist kein direkter Zusammenhang in der Logik der Verschaltungen erkennbar, so kann es einen prozesstechnischen Zusammenhang geben, wenn innerhalb eines best immten Zeitbereichs sich wiederholende Ereigniskombinat i - onen auftreten .

Häufig geht bereits mit der Ursachenermittlung die Ermittlung von Lösungsvorschlägen zur Reduktion der Archiveinträge der einzelnen Signalkategorien und damit zur Anlagenoptimierung einher . Zusätzlich können im Rahmen der Ursachenermittlung auch doppelt und mehrfach aufgetretene Archiveinträge überprüft werden . Hierbei ist allerdings auch zu überprüfen, ob die zu untersuchenden Archiveinträge zum gleichen Funkt ions- baustein oder zur gleichen Funktionsgruppe gehören .

Im Folgenden sollen zur Verdeutlichung drei Ausführungsbeispiele gegeben werden : 1. Steht der Archiveintrag im Zusammenhang mit einem einzel - nen Funktionsbaustein, so kann dieser zunächst auf eine falsche Proj ekt ierung hin überprüft werden . Ein Beispiel hierfür wäre ein Alarm, welcher von einem Grenzwert eines Analogsignals ausgelöst wurde . Folgende Ursachen können in diesem Fall für das gehäufte Auftreten des Alarms in Frage kommen :

a ) Der Grenzwert ist ungünst ig gewählt , weil er im Allgemeinen nur minimal über- bzw . unterschritten wird .

b) Der Grenzwert wird immer wieder nur für eine sehr kurze Zeitdauer über- bzw . unterschritten .

c ) Das Totband (Jeder Grenzwert kann mit einem Totband gekoppelt werden, welches den Rückschal tpunkt des Grenzwerts um die Größe des Totbands gegenüber dem Grenzwert so verschiebt ) ist im Vergleich zur Qualität der Messung ungünst ig gewählt , so dass aufgrund des Schwankens des Analogwerts ein Flattern des Grenzwerts erfolgt .

Die Ursachenermittlung besteht hier demnach in einer Aus - wertung einer Kombinat ion aus dem Alarm ( im Zshg . mit dem Grenzwert ) , weiteren Archiveinträgen (Einträge im Zshg . mit dem Verlauf des Analogsignals , wie häufig/wie lange/um welchen Betrag wurde der Grenzwert über- oder unterschritten) und den proj ektierten Werten (Grenzwert , Totbandbreite) desselben Funktionsbausteins .

Um festzustellen, mit welcher Maßnahme der beste Erfolg erreicht werden kann, werden folgende Lösungsvorschläge denkbar und von der erfindungsgemäßen Vorrichtung dem An wender präsentiert :

Es wird der maximale bzw . minimale Wert des Analog- werts während der Dauer des Anstehens des Alarms ermittelt . Um das Problem der minimalen bzw . maxi malen Über- bzw . Unterschreitung des Grenzwertes zu lösen , wird der Grenzwert hinauf - oder herabgesetzt . Auf diese Weise können weitere unnötige Alarme unterbunden werden .

Es wird die Dauer des Anstehens des Alarms unter sucht (z.B. 0...1 Sek, 1...3 Sek, 3...5 Sek, 5...10 Sek) . Liegt ein hoher Anteil der Meldungen im Bereich 0...1 Sek so ist eine Meldeunterdrückung für z.B. 2 Sekunden sinnvoll . Zu c ) Ist der Abstand der aufeinanderfolgenden Meldungen sehr kurz, so kann die Lösung für eine Meldungsreduktion darin bestehen , das Totband zu vergrößern .

Zur Ursachenermittlung kann ferner eine Ausv/ertung von Archiveintragen von verschiedenen Bausteinen durchgeführt werden , wobei die logische Verbindung zwischen den Bausteinen mit berücksichtigt und untersucht wird . Tritt beispielsweise eine Fehlermeldung auf , so werden die zeitlich unmittelbar vor der Fehlermeldung liegenden Ereignisse oder Zustände untersucht . Bei einem Funktionsbaustein können dann die vorgeschalteten Bausteine betrachtet werden. Bei einer analogen „ 2 aus 3 Auswahl " werden Meldungen erzeugt , wenn die Abweichung zwischen den Einzelmessungen einen zu proj ekt ierenden Wert überschreitet . Um zu einer Redukt ion der Meldungen zu kommen , ist es sinnvoll zu ermitteln, ob es ständige Abweichungen der Messungen zueinander gibt . Sollte eine der drei Messungen dauerhaft abweichen, ist der betroffene Messumformer zu kalibrieren . Zusätzlich ist es hilfreich zu ermitteln , wie groß die maximale Abweichung während einer Meldephase war . Damit kann entschieden werden, ob ggfs . die Grenze der zulässigen Abweichung angepasst werden kann .

Solche konkreten Untersuchungen sind auch möglich, um gleichartige Bedienhandlungen unter vergleichbaren Pro- zesszuständen oder um häuf ige Schalthandlungen zu ermitteln . Die Ursachenermittlung besteht hier demnach in einer Auswertung einer Kombination aus Archiveinträgen von verschiedenen Bausteinen und deren logischen Verbindungen (den proj ektierten Werten der Funktionsbausteine) .

Wenn es keine logischen Verbindungen in den Funktionsplänen zwischen zwei Ereignissen gibt , welche j eweils zu einem Archiveintrag führen , so wird eine Ursachenermittlung mittels einer zeitlichen Ausv/ertung oder Analyse des automatisierten Prozesses in einer Zeitspanne vor Auftreten von sich wiederholenden Ereignissen durchgeführt . Ein Bei - spiel hierfür ist die analoge Messung einer Staubkonzentration im Abgas eines Kraftwerks . Die Messung selbst wird regelmäßig ( z . B . alle 2 Stunden) automatisch kalibriert . Die Analyse über die zeitliche Korrelation hat ergeben, dass j eweils ca. 5 Sekunden nach Ablauf der Kai ibrierung eine Meldung „Staubkonzentrat ion gestört " kommt und dabei kurzzeitig das Messsignal der Staubkonzentrat ion einen

Undefinierten Wert annimmt . Dieser undefinierte Wert wird vom Leittechniksystem erkannt und gemeldet , obwohl keine nennenswerte Störung vorliegt . Um zukünftig im Zeitraum der Kalibrierung dieses Signals keine Meldungen zu erzeugen , ist es erforderlich, den let zten gültigen Signalwert zu speichern und im Zeitraum der akt iven Kalibrierung eine Meldung am zugehörigen Funktionsbaustein z.B. in diesem

Fall für 20 Sekunden zu unterdrücken .

In den oben beschriebenen Ausführungsbeispielen wurde das erfindungsgemäße Verfahren auf Archiveinträge , welche im Zshg . mit Meldungen stehen, angewandt . Für Bedienhandlungen und Schalthandlungen ist die Vorgehensweise analog zu der der

Meldungen . Für die zuvor ermittelten statistisch relevantesten Archiveinträge der Bedien- oder Schalthandlungen werden unter Verwendung aller in dieser Zeitspanne aufgetretenen Archiveinträge und anhand einer Auswertung der Informat ionen aus den Funktionsplänen und/oder einer Auswertung von Informationen aus dem Prozess Ursachen und Lösungsvorschläge zur Redukt ion der zuvor ausgewählten und untersuchten Archiveinträge ermittelt mit dem Ziel , auf bestimmte Prozesszustände automatisch zu reagieren .