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Title:
METHOD AND DEVICE FOR MANIPULATING PARTICLES IN MICROSYSTEMS
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2000/000816
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method and a device for manipulating particles in a fluidic microsystem (15). The particles are moved in a predetermined reference direction in a suspension liquid. According to the invention, the microsystem (15) is closed at least at the end (17a, 17b) which lies in the reference direction. The particles move under the influence of centrifugal and/or gravitational forces in the suspension liquid which is at rest in relation to the microsystem (15). The centrifugal and/or gravitational forces are essentially parallel to the reference direction. The particles are also exposed to deflection forces in the microsystem (15), the direction of said deflection forces deviating from the reference direction.

Inventors:
FUHR GUENTER (DE)
HAGEDORN ROLF (DE)
Application Number:
PCT/EP1999/004468
Publication Date:
January 06, 2000
Filing Date:
June 28, 1999
Export Citation:
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Assignee:
EVOTEC BIOSYSTEMS AG (DE)
FUHR GUENTER (DE)
HAGEDORN ROLF (DE)
International Classes:
B01L3/00; B03C1/00; B81C99/00; B03C1/30; B03C5/00; B03C5/02; B04B5/02; C12M1/00; (IPC1-7): G01N15/04; B03C5/02
Domestic Patent References:
WO1998010869A11998-03-19
Foreign References:
US4726904A1988-02-23
US5565105A1996-10-15
Attorney, Agent or Firm:
Hertz, Oliver (V. Bezold & Sozien Akaemiestrasse 7 München, DE)
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Claims:
PATENTANSPRÜCHE
1. Verfahren zur Manipulation von Partikeln in einem fluidi schen Mikrosystem (15,24,31), bei dem die Partikel (21,22) in einer Suspensionsflüssigkeit in einer vorbestimmten Bezugs richtung bewegt werden, dadurch gekennzeichnet, daß das Mikrosystem (15,24,31) mindestens an seinem in der Bezugsrichtung liegenden Ende (17a, 17b, 29a, 29b, 31d, 31e, 31f) verschlossen wird, die Partikel sich mit einer durch vorbestimmte Zentrifugal und/oder Gravitationskräfte eingestellten Geschwindigkeit in der in Bezug auf das Mikrosystem (15,24,31) ruhenden Suspen sionsflüssigkeit bewegen, wobei die Zentrifugalund/oder Gra vitationskräfte im wesentlichen parallel zu der Bezugsrichtung verlaufen, und die Partikel im Mikrosystem (15,24,31) Ablenkkräften ausge setzt werden, deren Richtung von der Bezugsrichtung abweicht.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, bei dem das Mikrosystem (15, 24,31) an einer Schwingrotorzentrifugeneinrichtung angebracht ist, wobei die Partikelbewegung bei Stillstand der Schwingro torzentrifugeneinrichtung als Sedimentation unter Wirkung der Gravitationskraft und bei Betrieb der Schwingrotorzentrifu geneinrichtung unter Wirkung der Zentrifugalkräfte erfolgt.
3. Verfahren gemäß Anspruch 2, bei dem die Ablenkkräfte elek trische Polarisationskräfte, optische Kräfte, magnetische Kräfte oder Ultraschallkräfte umfassen.
4. Verfahren gemäß Anspruch 3, bei dem die Drehzahl der Schwingrotorzentrifugeneinrichtung so eingestellt ist, daß die auf die Partikel wirkenden Zentrifugalkräfte kleiner oder gleich als die Ablenkkräfte sind.
5. Verfahren gemäß Anspruch 3, bei dem die Drehzahl der Schwingrotorzentrifugeneinrichtung so eingestellt ist, daß sich die Partikel so langsam bewegen, daß unter Wirkung der Ablenkkräfte eine Ablenkung der Partikel aus der Bezugsrich tung erfolgt.
6. Verfahren gemäß Anspruch 3, bei dem die Drehzahl der Schwingrotorzentrifugeneinrichtung in Abhängigkeit von der mit einem optischen oder elektrischen Sensor erfaßten Geschwindig keit der Partikel geregelt wird.
7. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem mehrere Partikelbewegungen unter Wirkung der Zentrifugalkräfte in getrennten Zentrifugationsschritten erfolgen, wobei zwischen den Zentrifugationsschritten eine Verstellung des Mikrosystems zur veränderten Ausrichtung in Bezug auf die Zentrifugalkräfte erfolgt.
8. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem die Drehzahl der Schwingrotorzentrifugeneinrichtung in Abhän gigkeit von der Größe oder Dichte der Partikel gewählt wird.
9. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem sich die Partikel unter Wirkung von Auftriebskräften entgegen gesetzt zur Richtung der Zentrifugalund/oder Gravitations kräfte bewegen.
10. Mikrosystem (15,24,31) mit mindestens einem Kanal, der von einem Eingangsdepot (16,28) zu Kanalenden (17a, 17b, 29a, 29b, 31d, 31e, 31f) verläuft, dadurch gekennzeichnet, daß das Mikrosystem (15,24,31) zur Anbringung am Rotor einer Zentrifuge derart eingerichtet ist, daß beim Zentrifugenbe trieb die Zentrifugalkräfte, die auf Partikel im Kanal wirken, im wesentlichen parallel zur Kanalausrichtung verlaufen, und die Kanalenden (17a, 17b, 29a, 29b, 31d, 31e, 31f) geschlossen oder während des Zentrifugenbetriebs verschließbar sind.
11. Mikrosystem gemäß Anspruch 10, das eine Mikroelektroden einrichtung aufweist, die Mikroelektroden zur Erzeugung von Feldbarrieren im Mikrosystem umfaßt.
12. Mikrosystem gemäß Anspruch 11, bei dem die Mikroelektroden an gegenüberliegenden Längsseiten des Kanals angeordnet und zur Beaufschlagung mit einer hochfrequenten Wechselspannung eingerichtet sind.
13. Mikrosystem gemäß Anspruch 12, bei dem die Mikroelektroden bandförmige Elektroden sind, die sich schräg zur Kanalausrich tung erstrecken und zur Erzeugung von Feldbarrieren im Kanal eingerichtet sind.
14. Mikrosystem gemäß einem der Ansprüche 10 bis 13, das am Rotor der Zentrifuge verschwenkbar angebracht ist.
15. Mikrosystem gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche 10 bis 14, bei dem eine elektronische Steuerung des Mikrosystems am Rotor der Zentrifuge angebracht ist.
16. Verwendung eines Verfahrens oder einer Vorrichtung gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche zur Trennung, Fraktionie rung, Sortierung, Beladung, Entladung, Permeation, Fusion, Pärchenbildung und/oder Aggregatbildung synthetischer Teilchen und/oder biologischer Partikel.
Description:
Verfahren und Vorrichtung zur Manipulation von Partikeln in Mikrosystemen Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Manipulation von Par- tikeln in fluidischen Mikrosystemen, insbesondere zur Bewegung von Partikeln in Mikrosystemen entlang vorbestimmter, zumin- dest abschnittsweise gerader Bahnen, und Vorrichtungen zur Implementierung eines derartigen Verfahrens, insbesondere ein fluidisches Mikrosystem, bei dem synthetische oder biologische Partikel in einer Suspensionsflüssigkeit manipuliert werden, und Anwendungen eines derartigen Mikrosystems.

Fluidische Mikrosysteme mit flüssigkeitsdurchströmten Struktu- ren (z. B. Kanälen), in denen Mikroelektroden zur Beeinflussung von Partikeln (z. B. biologische Zellen) in den durchströmten Kanälen durch hochfrequente Felder auf der Basis negativer oder positiver Dielekrophorese angebracht sind, werden bei- spielsweise in der Publikation von G. Fuhr et al. in"Natur- wissenschaften" (Bd. 81,1994, S. 528 ff.) beschrieben.

Gewöhnlich werden fluidische Mikrosysteme von einer Flüssig- keit zum Vortrieb der Partikel durchströmt. Die auf beiden Kanallängsseiten (oben, unten) aufgebrachten Mikroelektroden führen zu einer Kompartimentierung des Kanals mittels hochfre- quenter elektrischer Felder, mit denen die suspendierten Par- tikel in der gewünschten Weise, z. B. über Verzweigungen in Nachbarkanäle oder andere Strukturelemente, abgelenkt werden können. Schwierigkeiten bereiten vor allem die Einspülungen der Partikel jeweils an einem Kanalende und die Einstellung der in der Regel geringen Strömungsgeschwindigkeiten (einige ul/h), die mit steigender Miniaturisierung immer gravierende Einschränkungen mit sich bringen.

Ein genereller Nachteil herkömmlicher fluidischer Mikrosysteme besteht darin, daß zur gerichteten und einstellbaren Partikel- bewegung eine Lösungsströmung erforderlich ist, deren Steue- rung (z. B. der Strömungsgeschwindigkeit) Probleme bereitet.

Aus der Publikation von M. J. Madou et al. in"SPIE", Band 3259,1998, S. 80 ff., ist ein Zentrifugal-Durchflußsystem bekannt, bei dem Flüssigkeitsströmungen in einem Mikrosystem nicht mit herkömmlichen Pumpen und Ventilen, sondern unter der Wirkung von Zentrifugalkräften eingestellt werden. Hierzu be- findet sich das Mikrosystem in einem scheibenförmigen Träger in Gestalt einer CD-ROM-Scheibe. Analog zum Betrieb von CD- Speichermedien ist der Träger dazu vorgesehen, mit hoher Ge- schwindigkeit (im Bereich von 100 bis 10000 Umdrehungen pro Minute) gedreht zu werden. Die Flüssigkeiten im Mikrosystem bewegen sich unter der Wirkung der Zentrifugalkräfte radial nach außen. Simultan zu dieser Flüssigkeitsbewegung erfolgen im Mikrosystem bestimmte biochemische Reaktionen. Es ist auch vorgesehen, die Flüssigkeitsbewegung zum Teilchentransport, wie in einer herkömmlich gepumpten Flüssigkeitsströmung zu verwenden.

Die Zentrifugaltechnik nach M. J. Madou et al. besitzt die folgenden Nachteile. Sowohl die Erzielung einer genügenden Flüssigkeitsbewegung als auch eine möglichst behinderungsfreie Mitnahme von Partikeln mit der Flüssigkeit im scheibenförmi- gen, ebenen Rotor erfordern zwangsläufig die genannten hohen Drehzahlen des Trägers. Dadurch ergibt sich eine Einschränkung des herkömmlichen Zentrifugaldurchflußsystems auf bestimmte Grundfunktionen des herkömmlichen Zentrifugierens oder der Erzielung biochemischer Reaktionen. Die obengenannte Mikro- elektrodentechnik zur Erzeugung hochfrequenter elektrischer Felder in den Mikrostrukturen ist nicht anwendbar. Ein weite- rer Nachteil bezieht sich auf die mit der herkömmlichen Zen- trifugaltechnik realisierten Partikelsortierungen und -zählungen. Diese sind nur möglich, indem Mikrokanäle mit einer Größe hergestellt werden, die der Größe der zu bearbei- tenden Teilchen entspricht. Damit ist ein gegebenes Mikrosy- stem immer auf eine bestimmte Teilchengröße beschränkt. Außer- dem kommt es bei der Handhabung von biologischen Partikeln (Zellen, Zellbestandteile) schnell zu Wechselwirkungen zwischen den Partikeln und der Kanalwand, die zu Kanalverstop- fungen führen.

Es sind ferner Zentrifugensysteme allgemein bekannt, bei denen das Probenmaterial in der Zentrifuge nicht nur den Zentrifu- galkräften, sondern auch zusätzlich z. B. magnetischen oder elektrischen Kräften ausgesetzt werden, um je nach dem Ver- hältnis der Zentrifugal-und der Zusatzkräfte spezifische Trenneffekte zu erzielen. Diese Zentrifugensysteme sind jedoch nicht zur Manipulierung biologischer Objekte verwendbar. Bio- logische Objekte (z. B. Zellen) werden nämlich in relativ stark leitfähigen Lösungen oder Suspensionen (Leitfähigkeiten im Bereich rd. 0.5 bis 3 Siemens/m) gehandhabt. Bei derartigen Leitfähigkeiten würde es in den herkömmlichen Zentrifugensy- stemen mit relativ großen Elektrodenflächen zu unerwünschten Aufheizungserscheinungen kommen. Die herkömmlichen Zentrifu- gensysteme sind daher auf Leitfähigkeiten von rd. 0.1 Sie- mens/m beschränkt.

Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zur Manipulation von Partikeln in fluidischen Mikrosystemen anzugeben, mit dem die Nachteile herkömmlicher Mikrosysteme überwunden werden und das einen erweiterten Anwendungsbereich besitzt. Die Aufgabe der Erfindung ist es ferner, ein verbes- sertes fluidisches Mikrosystem mit einer gerichteten Partikel- bewegung anzugeben, die vereinfacht und mit hoher Genauigkeit einstellbar ist. Die Aufgabe der Erfindung ist es auch, Anwen- dungen eines derart verbesserten Mikrosystems anzugeben.

Diese Aufgaben werden durch Verfahren und Vorrichtungen mit den Merkmalen gemäß den Patentansprüchen 1 bzw. 10 gelöst.

Vorteilhafte Ausführungsformen und Anwendung der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.

Ein erster wichtiger Gesichtspunkt der Erfindung besteht dar- in, abweichend vom herkömmlichen Zentrifugaldurchflußsystem mit bewegten Flüssigkeiten zu einer Verfahrensweise überzuge- hen, bei der in einem fluidischen Mikrosystem unter der Wir- kung von Zentrifugalkräften ausschließlich die zu manipulie- renden Partikel bewegt werden, wobei im wesentlichen keine Flüssigkeitsströmungen oder-bewegungen im Mikrosystem auftre- ten. Hierzu werden eine Reihe von Maßnahmen realisiert, die insbesondere die Verwendung eines zumindest einseitig ge- schlossenen fluidischen Mikrosystems, die Anbringung eines solchen Mikrosystems an einer Schwingrotor-Zentrifugenein- richtung und den Betrieb dieser Zentrifugeneinrichtung mit einer vorbestimmten Drehzahl umfassen, bei der sich die Parti- kel im Mikrosystem in gewünschter Weise bewegen.

Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht Zentrifugierungsvor- gänge mit geringen Drehzahlen. Wegen der Verwendung eines Schwingrotorsystems, bei dem sich ein Rotor als Träger für das Mikrosystem von einer vertikalen Ausrichtung (bei Stillstand oder niedrigen Drehzahlen) zu einer horizontalen Ausrichtung (bei hohen Drehzahlen) aufrichtet, beeinflussen bei abnehmen- den Drehzahlen zunehmend auch die Gravitationskraft die Bewe- gung der Partikel im Mikrosystem. Gemäß einem weiteren Gesichtspunkt der Erfindung wird auch eine Partikelbewegung in mindestens einseitig geschlossenen Mikrosystemen beschrieben, die sich im Stillstand mit vertikaler Ausrichtung des Mikro- systems befinden. Die Partikelbewegung erfolgt als Sedi- mentation unter Wirkung der Gravitationskraft.

Erfindungsgemäß werden insbesondere derartige Mikrosysteme, die mit Mikroelektrodeneinrichtungen zur dielektrophoretischen Beeinflussung der Partikelbewegung ausgestattet sind, mit dem Prinzip des Zentrifugierens kombiniert. Die suspendierten Par- tikel bewegen sich aufgrund der Zentrifugalkräfte durch die Mikrokanäle oder andere Mikrostrukturen in einem Mikrosystem, in denen sie (ohne austreten zu können) unter Wirkung elektri- scher Polarisationskräfte z. B. aufgetrennt, in eine vorher festgelegte Position gebracht, fusioniert, sortiert oder per- meiert werden.

Ein wichtiger Vorteil der Erfindung besteht darin, daß erstma- lig bei komplex strukturierten Mikrosystemen mit dielektropho- retischer Teilchenbeeinflussung auf den Einsatz von schwer steuerbaren und störanfälligen Pumpen oder Ventilen verzichtet werden kann, ohne daß eine Einschränkung der Funktionalität des Mikrosystems auftritt. Es bestehen keine Beschränkungen in Bezug auf die Kanalquerdimensionen. Es besteht die Möglich- keit, das Mikrosystem simultan mit der zugehörigen Steuerelek- tronik in Rotation zu versetzen. Wechselwirkungen von Parti- keln (insbesondere biologischen Partikeln) mit Wandbereichen des Mikrosystems können ohne weiteres vermieden oder aber auch bei entsprechender Strukturierung zur Untersuchung von Bin- dungsvorgängen in vorbestimmter Weise erzielt werden.

Ein wichtiger Vorteil der Erfindung besteht darin, daß alle Partikel gleichermaßen der Zentrifugalkraft ausgesetzt werden und sich entsprechend einer Bezugsrichtung entlang vorbestim- mer Kanäle bewegen und die Trennung z. B. in verschiedene Teilkanäle oder Reservoire ausschließlich über Ablenkkräfte erzielt wird, die unabhängig von der Zentrifugalkraft parti- kelspezifisch wirken. Die Ablenkkräfte besitzen eine von der Bezugsrichtung abweichende Richtung, wobei der Winkelunter- schied vorzugsweise kleiner als 90° ist. Über die Zentrifugal- kraft wird lediglich die Partikelgeschwindigkeit eingestellt.

Nach der Trennung können die Zusatzkräfte abgeschaltet werden, ohne das sich die Partikel wieder vermengen. Es ist ein uner- wartetes und wichtiges Merkmal, daß durch den Einsatz einer Schwingrotorzentrifuge der Kontakt von Partikeln mit Proben- kammerwandungen vermieden werden kann, was besonders bei bio- logischen Objekten von Bedeutung ist.

Einzelheiten und weitere Vorteile der Erfindung werden im fol- genden unter Bezug auf die beigefügten Zeichnungen beschrie- ben. Es zeigen : Fig. 1 eine schematische Perspektivansicht eines erfin- dungsgemäßen Aufbaus eines Zentrifuge mit einem Mikrosystem, Fig. 2 eine schematische Draufsicht auf ein erfindungs- gemäßen Mikrosystem, das zur Teilchentrennung ein- gerichtet ist, und Fig. 3 eine schematische Draufsicht auf ein programmierbares Beladungsmikrosystem gemäß einer weiteren Ausfüh- rungsform der Erfindung.

Die hier beschriebenen Ausführungsformen der Erfindung bezie- hen sich auf die Kombination eines Mikrosystems, das mit einer Mikroelektrodeneinrichtung zur Ausübung negativer oder positi- ver Dielektrophorese ausgestattet ist (dielektrophoretisches Mikrosystem), mit einer Schwingrotorzentrifugeneinrichtung.

Sowohl das dielektrophoretische Mikrosystem (abgesehen von der mindestens einseitigen Verschließbarkeit von Kanalstrukturen) als auch die Schwingrotorzentrifugeneinrichtung sind jeweils an sich bekannt, so daß auf deren technische Einzelheiten hier nicht weiter eingegangen wird. Es wird betont, daß der Begriff der Schwingrotorzentrifugeneinrichtung hier auch im weitesten Sinne dahingehend zu verstehen ist, daß jede Zentrifugenein- richtung mit mindestens einem drehzahlabhängig aufrichtbaren Rotor eingeschlossen ist, der selbst das Mikrosystem und die zugehörige Steuerung bildet, in den das Mikrosystem und die zugehörige Steuerung integriert oder auf den das Mikrosystem und die zugehörige Steuerung aufgesetzt sind.

Die erfindungsgemäß manipulierten Partikel können synthetische Teilchen oder biologische Objekte umfassen. Die synthetischen Teilchen sind beispielsweise membranumhüllte Gebilde, wie Liposomen oder Vesikeln, oder sogenannte Beads oder auch Makromoleküle. Die biologischen Objekte umfassen beispielswei- se biologische Zellen oder Bestandteile von diesen (z. B. Zell- organellen), Bakterien oder Viren. Die Partikel können auch Aggregate oder Zusammenballungen derartiger Teilchen und/oder Objekte sein. Die Erfindung wird vorzugsweise mit zellphysio- logisch oder medizinisch relevanten Fluiden mit Leitfähigkei- ten unterhalb 5 Siemens/m implementiert.

Fig. 1 ist eine schematische Übersichtsdarstellung einer er- findungsgemäßen Vorrichtung zur Illustration der Anbringung eines dielektrophoretischen Systems an einer Zentrifugenein- richtung.

An einem üblichen oder anwendungsabhängig modifizierten Rotor einer Zentrifuge mit der Drehachse 11 befinden sich vier Auf- nahmen 12, in die jeweils paßgerecht und für die applizierten Drehzahlen entsprechend ein Mikrosystem 15 und eine Steuer- elektronik 13 zur Ansteuerung des Mikrosystems mit hochfre- quenten Wechselsignalen verschiedener Phasenlage und Amplitude eingesetzt sind. Die Steuerelektronik ist über Kabel 14, Stecker oder anderweitig mit dem Mikrosystem 15 verbunden. Die Energieversorgung der Steuereinrichtung erfolgt vorzugsweise über eine elektrische Verbindung, (umlaufender Kontakt) mit dem festen Laborsystem. Das Mikrosystem hat ein Eingangsdepot 16, das anwendungsabhängig verschieden groß ausgelegt sein kann und vor der Zentrifugation mit einer Teilchen-oder Zell- suspension gefüllt wird. Vom Eingangsdepot 16 aus verläuft eine Kanalstruktur, deren Einzelheiten weiter unten erläutert werden, bis zu Auffangzonen 17a, 17b, die ein zumindest wäh- rend des Zentrifugierens geschlossenes Ende des Mikrosystems 15 bilden. Dies bedeutet, daß das Ende des Mikrosystems entwe- der dauerhaft abgeschlossen oder bei Stillstand der Vorrich- tung durch entsprechende Verbindungselemente geöffnet und an vorbestimmte Zusatzsysteme zur Probenübertragung angeschlossen werden kann. Das Mikrosystem 15 ist so auf der Aufnahme 12 angeordnet, daß bei Betrieb der Zentrifugeneinrichtung (Drehung des Rotors um die Drehachse 11 mit der Drehfrequenz ) die auf das Mikrosystem 15 und in diesem befindliche Parti- kel wirkenden Zentrifugalkräfte in der Bezugsrichtung vom Ein- gangsdepot 18 hin zu den Auffangzonen 17a, 17b gerichtet sind.

Die Aufnahmen 12 sind verschwenkbar am Rotor (nicht darge- stellt) angebracht. Beim Stillstand der Zentrifuge sind die Aufnahme 12 im wesentlichen vertikal oder mit einem geringen Winkel gegenüber der Drehachse ausgerichtet. Beim Zentrifugen- betrieb richten sich die Aufnahmen 12 drehzahlabhängig in einen größeren Winkel bis hin in die horizontale Ausrichtung senkrecht zur Drehachse 11 auf. Unter der Wirkung der Gravita- tionskraft (bei Stillstand der Zentrifuge) bwz. der Zentrifu- galkräfte durchlaufen die Teilchen das elektronisch gesteuerte Mikrokanalsystem und sammeln sich in den Auffangzonen (z. B. am geschlossenen Ende des von der Rotorachse wegweisenden Teils des Mikrosystems).

Bei diesem Durchlauf werden die Partikel nach vorbestimmten Programmen (s. unten) behandelt. Da die Teilchen in Abhängig- keit von ihrer Dichte verschiedene Bewegungen ausführen und Endpositionen einnehmen, wird in der vorliegenden Erfindung der Vorteil der Zentrifugaltrennung und-bewegung mit den Mög- lichkeiten der programmierbaren Dielektrophorese kombiniert.

In der Regel wird negative Dielektrophorese, in Ausnahmefällen auch positive Dielektrophorese der Teilchen genutzt. Ein wei- terer Vorteil der Erfindung ist die Steuerung der Teilchenbe- wegung über die Rotationsgeschwindigkeit () des Rotors 11. Da hierbei ebenfalls programmierbare Variationen durchlaufen wer- den können, ist ein zweiter Komplex von festlegbaren Parame- tern bei der Partikelmanipulation gegeben.

Die Zentrifugeneinrichtung ist mit einer (nicht dargestellten) Drehzahlsteuerung versehen, die fur eine reproduzierbare und genaue Drehzahleinstellung insbesondere in niedrigen Drehzahl- bereichen eingerichtet ist. Die Drehzahl wird anwendungsabhän- gig je nach der gewünschten Geschwindigkeit der zu manipulie- renden Teilchen und in Abhängigkeit vom konkreten Zentrifugen- aufbau gewählt. Die interessierenden Partikelgeschwindigkeiten liegen für biologische Partikel (z. B. Zellen) unterhalb von rd. 500 um/s (vorzugsweise im Bereich von 50 bis 100 um/s) und für synthetische Partikel (z. B. Latex-Beads) bei höheren Ge- schwindigkeiten (z. B. einige mm/s). Die Drehzahl der Zentrifu- geneinrichtung wird entsprechend den Zusammenhängen von Dreh- zahl und Zentrifugalkraft in Abhängigkeit von der Größe bzw.

Massendichte der Partikel gewählt. Die folgenden Angaben be- ziehen sich auf einen Abstand des Mikrosystems von der Rotor- achse im Bereich von 1 bis 10 cm. Für Partikeldurchmesser im Bereich von 50 bis 600 nm (z. B. Viren) können die Drehzahlen beispielsweise im Bereich von 1 bis 1000 U/min liegen. Bei Partikeln mit einem Durchmesser von rd. 5 um werden Drehzahlen bis zu 100 U/min bevorzugt, wobei jedoch auch höhere Drehzah- len einstellbar sind. Bei besonders kleinen Partikeln, z. B.

Makromoleküle sind auch noch höhere Drehzahlen realisierbar.

Für biologische Zellen ergeben sich bei einem Abstand des Mikrosystems von rd. 5 bis 10 cm von der Drehachse 11 Drehzah- len im Bereich von wenigen Umdrehungen pro Minute bis zu eini- gen 100 (z. B. 600) Umdrehungen pro Minute, vorzugsweise un- terhalb 100 U/min. Die erzielbaren Zentrifugalkräfte liegen im Bereich von pN bis nN. Die Zentrifugeneinrichtung ist jedoch auch für größere Drehzahlen ausgelegt, die insbesondere für kleine Partikel oder für Reinigungs-oder Spülzwecke einge- stellt werden können. Diese erhöhten Drehzahlen können bis zum Bereich der Drehzahlen herkömmlicher Laborzentrifugen reichen.

Die Drehzahl der Zentrifuge wird auch in Abhängigkeit von den dielektrophoretischen Kräften ausgewählt, die auf die Partikel im Mikrosystem wirken. Die dielektrophoretischen Kräfte sind als Polarisationskräfte von der Teilchenart und-große abhän- gig. Die Drehzahl wird vorzugsweise so ausgewählt, daß die Zentrifugalkräfte auf die Partikel kleiner oder gleich den dielektrophoretischen Kräften sind. Falls diese nicht bekannt sind, kann die Drehzahl auch in Bezug auf das folgende Krite- rium ausgewählt werden. Die Teilchen müssen sich so langsam durch die Kanalstruktur bewegen, daß beim Vorbeitritt an den Mikroelektrodeneinrichtungen genügend Zeit zur dielektrophore- tischen Ablenkung bleibt. Die Wirksamkeit oder Unwirksamkeit der dielektrophoretischen Ablenkung in Abhängigkeit von der Drehzahl kann mit geeigneten Sensoren optisch oder elektrisch erfaßt werden.

Fig. 2 zeigt in schematischer Weise ein Mikrosystem zur Auf- trennung eines Partikelgemisches, bestehend aus größeren Teil- chen 21 (z. B. Zellen) und kleinen Teilchen 22, die in einer Suspension vorliegen. Die Zentrifugalkräfte wirken in Pfeil- richtung 23 (Bezugsrichtung). Die typischen Abmessungen der Kanalstruktur 24 sind die folgenden : Breite : einige 10 um bis zu einigen mm (typischerweise : 200-400 um) Länge : einige mm bis zu einigen cm (typischerweise : 20-50 mm) Höhe : einige um bis zu einigen 100 um (typischerweise : 50 um) Auf der Oberseite 25 und Unterseite 26 des Kanals 24 sind Mi- kroelektroden 27a, 27b gegenüberliegend angeordnet, die bei Ansteuerung mit einer Wechselspannung (in der Regel einer Fre- quenz im MHz-Bereich und einer Amplitude von einigen Volt) quer zum Kanal Feldbarrieren erzeugen, die über negative (be- dingt auch positive) Dielektrophorese die Teilchen ablenken (im hier gezeigten Fall die großen Teilchen).

Die Kanalstruktur 24 reicht vom Eingangsdepot 28 zu den ge- schlossenen Kanalenden 29a, 29b, in die sich der in einem mittleren Abschnitt gerade Kanal verzweigt. Ein erstes Paar der Mikroelektroden 27a, 27b ist unmittelbar am kanalseitigen Ende des Eingangsdepots 28 zur Ausbildung einer Feldbarriere angeordnet, die schräg in den Kanal hineinragt und die Aufgabe besitzt, die großen Teilchen 21 in den in Draufsicht rechten Teil des Kanals 24 zu drängen. Ein zweites Paar der Mikroelek- troden 27a, 27b ist unmittelbar vor der Verzweigung zu den Kanalenden 29a, 29b angeordnet und bildet eine Feldbarriere, die schräg über die Kanalbreite bis in die zum Kanalende 29b führende Abzweigung reicht und dazu vorgesehen ist, die großen Teilchen 21 zu diesem Kanalende hin zu führen.

Ein erfindungsgemäßes Manipulationsverfahren, das bei diesem Beispiel auf eine Trennung der Teilchen gerichtet ist, umfaßt die folgenden Schritte.

Vor der Zentrifugation wird das Mikrosystem mit einer geeigne- ten Flüssigkeit gefüllt. Dabei ist das Mikrosystem bereits in eine Aufnahme 12 der Zentrifuge (s. Fig. 1) eingebaut. Der Einbau kann aber auch nach der Befüllung des Mikrosystems er- folgen. Kurz vor Beginn der Zentrifugation werden die Elektro- den 27a, 27b angesteuert und im Eingangsdepot 28 wird z. B. mit einer Pipettiereinrichtung die Suspension der zu trennenden Teilchen zugegeben. Die Zentrifugeneinrichtung ist zunächst noch im Ruhezustand, d. h. das Mikrosystem ist vertikal oder zur Vertikalen leicht geneigt ausgerichtet. Die Gravitations- kraft, die auf die Teilchen wirkt, führt zu einem masseabhän- gig verschieden schnellen Absinken in die Kanalstruktur (Sedimentation). Die weitere Bewegung der Teilchen hin zu den Kanalenden erfolgt je nach der gewünschten Teilchengeschwin- digkeit ausschließlich unter der Wirkung der Gravitationskraft oder unter der gemeinsamen Wirkung der Gravitationskraft und der Zentrifugalkräfte. Die Zentrifugation kann somit als Sedi- mentation unter der Wirkung einer künstlich erhöhten Fallbe- schleunigung aufgefaßt werden. Die sich bewegenden Teilchen werden durch das elektrische Feld des ersten Paares der Mikro- elektroden größenabhängig getrennt.

Die Darstellung in Fig. 2 zeigt die Verhältnisse während der Sedimentation bzw. Zentrifugation. Durch die exakt einstellba- ren Zentrifugalkräfte über die Rotationsgeschwindigkeit bewe- gen sich die Teilchen in den unteren Teil des Mikrosystems.

Entsprechend der üblichen Zentrifugationsprinzipien sedimen- tieren die Teilchen mit der größten Dichte zuerst. Da die Teilchen 21 durch die elektrische Feldbarriere im Kanal nach rechts verschoben werden, während die Teilchen 22 davon unbe- einflußt bleiben, so ergibt sich in den Kanalenden 29a, 29b eine Trennung beider Teilchenarten. Die Teilchen in jedem der Kanalenden ordnen sich zusätzlich wie bei der üblichen Zentri- fugation entsprechend ihrer Dichte an. Das dargestellte Mikro- system kann als Grundform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung betrachtet werden, wobei diese Grundform anwendungsabhängig vergrößert, erweitert oder mit weiteren Mikrostrukturen kombi- niert werden kann. Der Vorteil besteht darin, daß keine Lösungsströmung entsteht und dennoch die Partikelbewegung ge- richtet und einstellbar ist. Derartige Systeme können auch entgegengesetzte Bewegungen erzeugen, wenn die Teilchen einen Auftrieb besitzen.

Ausgehend von der dargestellten Grundform kann ein erfindungs- gemäßes Mikrosystem beliebig erweitert werden, wie es an sich von den dielektrophoretischen Mikrosystemen bekannt ist. Dem- nach kann die Kanalstruktur insbesondere mehrere, über Ver- zweigungen miteinander verbundene Einzelkanäle aufweisen. Die Kanäle können gerade oder gekrümmt sein. Gekrümmte Kanalformen (z. B. Bögen, Mander, Biegungen, Winkel usw.) können insbeson- dere zur Untersuchung von Bindungsunterschieden von Partikeln mit den Kanalwänden verwendet werden.

Gemäß einer weiteren Modifikation kann das Mikrosystem an der Aufnahme 12 (s. Fig. 1) drehbar angebracht sein. Während eines ersten Zentrifugationsvorganges erfolgt in einer ersten Mikro- systemorientierung z. B. eine Teilchentrennung gemäß Fig. 2.

Anschließend wird die Orientierung des Mikrosystems um 180° verändert, so daß die Gravitations-und/oder Zentrifugalkräfte entgegengesetzt der Pfeilrichtung 23 wirken. Die Kanalenden 29a, 29b übernehmen dann die Funktion von Eingangsdepots, von denen bei Vorhandensein geeigneter Kanalstrukturen (zusätzli- che seitliche Abzweigungen) eine weitere Verteilung der ge- trennten Teilchen in Untergruppen oder eine bestimmte Behand- lung (Beladen mit Stoffen, Elektroporation u. dgl.) erfolgen kann. Es sind auch in Abhängigkeit von der Kanalstruktur andere Orientierungsänderungen als die genannte 180°-Umkehr möglich. Es besteht ferner die Möglichkeit, die Aufnahme 12 so zu gestalten, daß das Mikrosystem während der Zentrifugation gedreht wird.

Eine weitere Ausführungsform der Erfindung, nämlich ein programmierbares Beladungsmikrosystem für Zellen oder Teilchen ist in Fig. 3 gezeigt. Hier ist der Zentrifugationskanal in drei Teile 31a, 31b, 31c unterteilt. In den Zwischenwänden befinden sich Öffnungen 32, durch die wieder Elektroden 33 auf der Ober-und Unterseite des Kanals hindurchreichen. Die Off- nungen sind der Teilchengröße angepaßt (typischerweise 5-bis 20-fach größer als der Durchmesser). Zu Beginn werden in jeden der Kanalteile 31a bis 31c verschiedene Lösungen eingefüllt, die der chemischen Veränderung oder Beladung der Partikel dienen. Danach werden in einen Kanalteil (hier z. B. 31c) die Teilchen eingefügt. Durch die Zentrifugation gelangen die Teilchen (z. B. zuerst die schwarzen, dann die hellen) an die Elektroden 33 und können so automatisch über die elektrischen Feldbarrieren durch die Öffnungen 32 in die Nachbarlösungen überführt werden.

Auch hier kommt es zu einer Sortierung in den drei Kanalenden 31d, 31e, 31f und gleichzeitig zu einer Anordnung der Teilchen entsprechend der Masseunterschiede.

Weitere Eigenschaften der Mikrosysteme bestehen darin, daß sie Öffnungen (Zuflüsse, Durchflüsse, Abflüsse) besitzen kön- nen, die sich verschließen lassen, so daß die Teilchen nach der Zentrifugation oder davor leicht entnommen oder eingefügt werden können. Ferner können all die Mikroelektrodenelemente (Halteelektroden für Teilchen, Mikrofeldkäfige etc.) eingebaut werden, die für die dielektrophoretische Beeinflussung von Teilchen an sich bekannt sind und bei herkömmlichen Mikrosy- stemen, die mit strömenden Flüssigkeiten arbeiten, eingesetzt werden. Aufgrund des Zusammenwirkens der Gravitations-bzw.

Zentrifugalkräfte mit den dielekrophoretischen Kräften ist das erfindungsgemäße Verfahren eine elektrisch gesteuerte oder aktive Zentrifugation. Zusätzlich können Kombinationen mit der Einwirkung optischer Kräfte (Laser-Tweezer), magnetischer Kräfte (Einwirkung auf magnetische Partikel) oder mechanischer Kräfte in Form von Ultraschallkräften vorgesehen sein.

Anwendungsgebiete der Erfindung sind insbesondere : -Zelltrennung/-fraktionierung, -Zellsortierung, -Zellbeladung (molekular, Nanoteilchen, Beads), -Zellentladung (molekular), -Zellpermeation (sog. Elektroporation), -Zellfusion (sog. Elektrofusion), -Zellparchenbildung, und -Zellaggregatbildung.

Die Erfindung ist nicht auf bestimmte Lösungs-oder Suspen- sionsflüssigkeiten beschränkt. Es ist vorteilhaft, wenn die Viskosität der im Mikrosystem enthaltenen Flüssigkeit bekannt ist. Bei bekannter Viskosität läßt sich die Drehzahl zur Ein- stellung einer bestimmten Partikelgeschwindigkeit auf der Grundlage von Tabellenwerten oder durch einen Programmalgo- rithmus ermitteln. Alternativ ist es jedoch auch möglich, die tatsächliche Geschwindigkeit der Partikel im Mikrosystem wäh- rend der Zentrifugation zu erfassen (z. B. mit einem optischen Sensor) und die Drehzahl zur Einstellung einer bestimmten Par- tikelgeschwindigkeit zu regeln. Es kann vorgesehen sein, daß in verschiedenen Teilbereichen des Kanalstrukturen, z. B. in parallel verlaufenen Kanälen, die nur über eine Öffnung mit- einander verbunden sind, Flüssigkeiten mit verschiedenen Vis- kositäten enthalten sind. In diesem Fall werden jedoch Visko- sitäten bevorzugt, bei denen sichergestellt ist, daß die Diffusion der Flüssigkeiten durch die Öffnung über den Zentri- fugationszeitraum verhältnismäßig klein oder vernachlässigbar klein ist.

Falls die Massendichte der Partikel kleiner als die Flüssig- keit im Mikrosystem ist, kann die Erfindung entsprechend abge- wandelt implementiert werden, indem Partikel gegebenenfalls auf der der Drehachse abgewandten Seite des Mikrosystems ein- gebracht werden und unter Wirkung des Auftriebs oder unter kombinierter Wirkung des Auftriebs und der Zentrifugalkräfte zum anderen Ende des Mikrosystems wandern.

Das Mikrosystem wird anwendungsabhängig in Bezug auf die Kanalstruktur und die Ausrichtung der Elektrodeneinrichtungen angepaßt. Die Kanalquerdimensionen sind in der Regel wesent- lich größer als die Durchmesser der einzelnen Partikel. Da- durch wird vorteilhafterweise ein Verstopfen der Kanäle ver- mieden. Sind lediglich Partikel mit besonders geringen Dimen- sionen zu manipulieren (z. B. Bakterien oder Viren oder Zellor- ganellen), so können die Kanaldimensionen entsprechend verrin- gert werden, z. B. auf Beträge unterhalb 10 um.

Die Erfindung wird mit einem Mikrosystem implementiert, das mindestens einseitig geschlossen ist. Das geschlossene Ende kann ein geschlossenes Kanalende, eine geschlossene Sammelzone oder auch ein geschlossener Hohlraum im Mikrosystem sein. Bei der erfindungsgemäßen Partikelmanipulation erfolgt im wesent- lichen keine Flüssigkeitsbewegung hin zu dem geschlossenen Ende. Dies bedeutet, insbesondere bei Realisierung von Sam- melzonen oder Hohlräumen am geschlossenen Ende, daß diese wie das gesamte Mikrosystem zu Beginn der Partikelmanipulation mit der Lösung oder Suspension für die Teilchen gefüllt ist.

Falls es beim Manipulieren der Partikel zu Zusammenballungen oder vorübergehenden Verstopfungen der Kanalstrukturen kommt, so ist erfindungsgemäß vorgesehen, die Drehzahl der Zentrifuge kurzzeitig zu erhöhen, um so die zusammenhaftenden Partikel abzulösen und weiter zu bewegen.