Login| Sign Up| Help| Contact|

Patent Searching and Data


Title:
METHOD AND HEART SUPPORT SYSTEM FOR DETERMINING AN OUTLET PRESSURE
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2016/001284
Kind Code:
A9
Abstract:
The invention relates to a method for determining an outlet pressure (pao) on an outlet of a heart support system (1; 20). Said method consists of the following steps: An inlet pressure (pv) adjacent to an inlet of the heart support system is determined; a pressure difference (Δpc, Δp) between the inlet and the outlet of the heart support system is estimated; the outlet pressure is determined from the inlet pressure and the pressure difference. The invention also relates to a heart support system for carrying out a method of said type.

Inventors:
KARCH DOMINIK (DE)
Application Number:
PCT/EP2015/064942
Publication Date:
April 28, 2016
Filing Date:
July 01, 2015
Export Citation:
Click for automatic bibliography generation   Help
Assignee:
BERLIN HEART GMBH (DE)
International Classes:
A61M60/178; A61M60/237; A61M60/422; A61M60/531; A61M60/554; A61M60/857
Attorney, Agent or Firm:
PFENNING, MEINIG & PARTNER MBB (DE)
Download PDF:
Claims:
Patentansprüche

Verfahren zur Bestimmung eines an einem Auslass eines Herzunterstützungssystems (1; 20) anliegenden Auslassdrucks (pao), wobei das Verfahren folgende Schritte umfasst:

Bestimmung eines an einem Einlass des Herzunterstützungssystems anliegenden Einlassdrucks (pv);

- Schätzung einer Druckdifferenz {Δρς, Δρ) zwischen dem Einlass und dem Auslass des Herzunterstützungssystems;

- Bestimmung des Auslassdrucks aus dem Einlassdruck und der Druckdifferenz.

Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Herzunterstützungssystem (1; 20) eine Pumpe (2; 21) und einen mit einem Pumpenauslass (24) verbundenen Kanüleneinlass (52) einer Kanüle (3; 50) umfasst, ein Pumpeneinlass (22) der Einlass des Herzunterstützungssystems ist und ein Kanülenauslass der Auslass (54) des Herzunterstützungssytems ist, die Druckdifferenz aus einer Pumpendruckdifferenz (Δρ) zwischen dem Pumpeneinlass und dem Pumpenauslass und einer Kanülendruckdifferenz {Δρε} zwischen dem Kanüleneinlass und dem Kanülenauslass gebildet wird und die Pumpendruckdifferenz oder eine der Pumpendifferenz proportionale Größe gemessen und die Kanülendruckdifferenz geschätzt wird.

Verfahren nach Anspruch 2, wobei die Kanülendruckdifferenz mittels einer Größe geschätzt wird, welche durch die Pumpe erfasst wird.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei ein Modell der Druckdifferenz bestimmt und mindestens ein Parameter des Modells anhand statistischer Methoden ermittelt wird.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Druckdifferenz mittels eines Polynoms höherer Ordnung geschätzt wird und wobei das Polynom vorzugsweise eine Funktion einer durch das Herzunterstützungssystem messbaren Größe ist.

Herzunterstützungssystem (1; 20) mit einer Pumpe (2; 21) zur Herzunterstützung und einer mit der Pumpe verbindbaren Kanüle (3; 50), wobei die Pumpe einen Pumpeneinlass (22) und einen Pumpenauslass (24) und die Kanüle einen Kanüleneinlass (52) und einen Kanülen- auslass (54) umfasst und das Herzunterstützungssystem ein Druckerfassungssystem aufweist, welches derart konfigurierbar ist, dass ein am Pumpeneinlass anliegender Druck erfassbar ist und dass eine Pumpendruckdifferenz zwischen Pumpeneinlass und Pumpenauslass erfassbar ist, und wobei eine Steuerungseinheit (60) vorhanden ist, welche derart konfiguriert ist, dass eine Kanülendruckdifferenz (Δρς) zwischen dem Kanüleneinlass und dem Kanülenauslass schätzbar ist.

Herzunterstützungssystem nach Anspruch 6, wobei die Steuereinheit (60) einen Mikroprozessor (62), einen Mikrocontroller, ein programmierbares Feidarray oder eine externe Steuereinheit umfasst.

Herzunterstützungssystem nach einem der Ansprüche 6 oder 7, wobei die Steuereinheit eine Speichereinheit (64, 66) aufweist und die Speichereinheit Befehle und/oder Parameter zur Schätzung der

Kanülendruckdifferenz speichert.

Herzunterstützungssystem nach einem der Ansprüche 6 bis 8, wobei die Steuereinheit mit dem Druckerfassungssystem verbunden ist, so dass mittels des Druckerfassungssystems erfasste Daten an die Steuereinheit weiterleitbar sind.

Herzunterstützungssystem nach einem der Ansprüche 6 bis 9, wobei ferner ein Volumenstromsensor vorhanden ist.

Herzunterstützungssystem nach einem der Ansprüche 6 bis 10, wobei die Steuereinheit derart ausgebildet ist, dass zur Schätzung der Kanülendruckdifferenz mindestens eine mit der Pumpe erfasste Größe herangezogen wird.

12. Herzunterstützungssystem nach Anspruch 11, wobei die Steuereinheit derart ausgebildet ist, dass die Kanülendruckdifferenz in Abhängigkeit eines durch die Pumpe fließenden Volumenstroms ermittelt wird.

13. Herzunterstützungssystem nach Anspruch 12, wobei die Steuereinheit derart ausgebildet ist, dass der Volumenstrom anhand der Pumpendruckdifferenz ermittelt wird, wobei die Pumpendruckdifferenz vorzugsweise mittels einer Verschiebung eines Pumpenrotors ermittelt wird.

14. Herzunterstützungssystem nach einem der Ansprüche 6 bis 13, wobei das Druckerfassungssystem einen Drucksensor (38) am Pumpeneinlass und/oder einen Drucksensor (40) am Pumpenauslass und/oder einen Differenzdrucksensor in der Pumpe umfasst.

15. Verfahren zur Bestimmung eines Aortendrucks einer Aorta, welches folgende Schritte aufweist:

Bestimmung eines Ventrikeldrucks eines linken Ventrikels;

Schätzung einer Druckdifferenz entlang eines Bypasses, welcher zwischen dem Ventrikel und der Aorta verläuft;

- Ermittlung des Aortendrucks aus dem Ventrikeldruck und der Druckdifferenz.

Description:
Verfahren und Herzu nterstützungssystem zur Bestimmung eines

Ausiassdrucks

Gegenstand dieser Anmeldung ist ein Verfahren zur Bestimmung eines an einem Auslass eines Herzunterstützungssystems anliegenden Auslassdrucks gemäß Anspruch 1, ein Herzunterstützungssystem mit einer Pumpe und einer mit der Pumpe verbindbaren Kanüle gemäß Anspruch 6 sowie eines Verfahrens zum Betrieb des Herzunterstützungssystems in einem menschlichen Körper gemäß Anspruch 15.

Bei den in dieser Anmeldung aufgeführten Herzunterstützungssystemen handelt es sich um sogenannte Ventricular Assist Devices (VAD). Diese können sowohl für den linken Ventrikel {LVAD), den rechten Ventrikel ( VAD) oder beide Ventrikel (BVAD) ausgebildet sein. Nachfolgend werden die Gegenstände dieser Anmeldung vorwiegend im Kontext von LVADs beschrieben, obgleich die jeweiligen Pumpen auch als RVADs oder BVADs einsetzbar sind. Beim Betrieb eines Herzunterstützungssystems als LVAD wird das Herzunterstützungssystem zumeist mit dem linken Ventrikel und der Aorta, unter Umgehung der Aortenklappe, verbunden. Es wird also ein Bypass gelegt, welcher Blut durch das Herzunterstützungssystem vom linken Ventrikel in die Aorta pumpen kann. In zahlreichen Fällen umfasst das Herzunterstützungssystem eine Pumpeneinheit sowie eine Ein- bzw. Auslasskanüle. Andere Varianten sehen vor, die Pumpeneinheit direkt an das Herz zu koppeln und das durch die Pumpeneinheit geförderte Blut vom Pumpenaus!ass mittels einer Kanüle zur Aorta zu pumpen. Geeignete Pumpen sind hierbei rotierende Blutpumpen, welche entweder als Axialpumpen oder Radialpumpen ausgebildet sein können. Bei den Axialpumpen handelt es sich um Pumpen, welche das Blut axial fördern, d.h. das Blut durch eine vorwiegend axiale Vortriebskraft fördern. Die Pumpen zur axialen Blutförderung können mit einem radialen Auslass verbunden sein. Im Gegensatz zu den Axialpumpen besitzen Radialpumpen Rotoren, welche dem Blut neben einer Axialkomponente auch eine Radialkomponente aufzwingen, in vielen Fällen weitet sich der Rotor radial auf, so dass der Rotordurchmesser am Pumpeneinlass meist geringer ist als der Rotordurchmesser in der Nähe des Pumpenauslasses. Radialpumpen werden manchmal auch als Turbopumpen bezeichnet.

Um einen für den Patienten sicheren Betrieb des Herzunterstützungssystems zu gewährleisten, werden kontinuierlich Daten erfasst, um die geförderte Blutmenge und herrschende Drücke zu messen. Eine Möglichkeit, die für die Herzunterstützungssysteme relevanten Drücke zu messen, besteht darin, Absolut-Drucksensoren im Herzunterstützungssystem vorzusehen. Relevante Drücke sind hier in einem LVAD-System unter anderem der Ventrikeldruck, p v , und der Aortendruck, p ao . Um den Ventrikeldruck zu messen, kann es vorgesehen sein, den Ventrikeldruck direkt im Ventrikel zu messen. Bei Herzunterstützungssystemen, bei welchen die Pumpeneinheit direkt an den Ventrikel angeschlossen wird, kann ein am Pumpeneinlass gemessener Druck im Wesentlichen mit dem Ventrikeldruck gleichgesetzt werden. Schwieriger gestattet sich die Messung des Aortendrucks. In einer Variante kann ein Drucksensor beispielsweise in der Aorta angeordnet wer- den. Aufgrund der Drücke, der Flussgeschwindigkeiten und der schwierigen Zugänglichkeit der Aorta ist die Verankerung eines Sensors jedoch schwierig und birgt ein nicht zu vernachlässigendes Gesundheitsrisiko.

Von daher besteht Bedarf, den Aortendruck bzw. den Druck am Ausgang eines Herzunterstützungssystems auf andere Weise zu bestimmen. Neben den

Verfahren nach Anspruch 1 sowie Anspruch 15 und einem Herzunterstützungssystem nach Anspruch 6 wird die Aufgabe auch durch die Anordnung eines Absolutdrucksensors am Auslass der Kanüle gelöst. Gemäß einem Verfahren zur Bestimmung eines an einem Auslass eines Herzunterstützungssystems anliegenden Auslassdrucks wird zunächst ein an einem Einlass des Herzunterstützungssystems anliegender Einlassdruck bestimmt. Die Bestimmung des Einlassdrucks kann beispielsweise anhand eines Drucksensors, welcher am Einlass des Herzunterstützungssystems angeordnet ist, erfasst werden. Alternativ kann ein vom Herzunterstützungssystem separater

Drucksensor verwendet werden, wie er beispielsweise in Herzschrittmachersystemen oder implantierbaren Defibrillatorsystemen zum Einsatz kommt. Die erfassten Druckdaten können dann beispielsweise drahtlos an eine Steuereinheit des Herzunterstützungssystems weitergeleitet werden.

Um den Auslassdruck zu bestimmen, wird eine zwischen dem Einlass und dem Auslass des Herzunterstützungssystems herrschende Druckdifferenz geschätzt. Dies bedeutet insbesondere, dass Teilabschnitte des Herzunterstützungssystems gemessen oder geschätzt werden können. Die Schätzung einer Druckdifferenz zwischen dem Einlass und dem Auslass des Herzunterstützungssystems kann also so verstanden werden, dass zumindest ein Druckabfall über einen Teilabschnitt des Herzunterstützungssystems geschätzt wird. Der Begriff "Schätzung" ist hierbei derart zu verstehen, dass der Druckabfall bzw. die Druckdifferenz mithilfe von Größen, welche nicht direkt in diesem Abschnitt gemessen werden, ermittelt wird.

In einer Ausführungsform umfasst das Herzunterstützungssystem beispielsweise eine Pumpe mit einem Pumpeneinlass und einem Pumpenauslass sowie eine Kanüle mit einem Kanüleneinlass und einem Kanülenauslass, wobei der Pumpenauslass mit dem Kanüleneinlass verbunden ist. Die Druckdifferenz zwischen dem Einlass und dem Auslass des Herzunterstützungssystems setzt sich hierbei aus einer Pumpendruckdifferenz zwischen dem Pumpeneinlass und dem Pumpenauslass und einer Kanülendruckdifferenz zwischen dem Kanüleneinlass und dem Kanülenauslass zusammen. Die Kanüle verbindet die Pumpe mit der Aorta und kann beispielsweise ein biokompatibles Material, wie z.B, Silikon oder ein Graftmaterial, aufweisen oder aus diesem Material gebildet sein. Da die Kanülen oftmals bei der Implantation individuell an den Patienten angepasst werden müssen, d.h., die Kanülen werden während der Implantation möglicherweise gekürzt, ist die abschließende Länge der Kanüle oftmals erst nach der Implantation bekannt. Mit Hilfe der in dieser Anmeldung beschriebenen Verfahren und des Herzunterstützungssystems kann die Kanülendruckdifferenz mit Hilfe von mittels der Pumpe gemessenen Parametern bzw. Größen geschätzt werden, ist die Druckdifferenz zwischen dem Einlass und dem Auslass des Herzunterstützungssystems geschätzt, kann anschließend der Auslassdruck aus dem Einlassdruck und der geschätzten Druckdifferenz bestimmt werden.

Alternativ kann vorgesehen sein, am Auslass des mit der Aorta verbundenen Herzunterstützungssystems einen Drucksensor zur Ermittlung des Aortendrucks anzubringen. Ist ein Drucksensor nun am Auslass der Kanüle angeordnet, würde er aufgrund einer notwendigen Kürzung der Kanüle gegebenenfalls entfernt werden. Alternativ kann ein Drucksensor innerhalb der Kanüle vorgesehen sein, allerdings kann der in der Kanü-!e gemessene Druck vom Aortendruck abweichen, so dass in diesem Falle wiederum ein Druckabfall des Kanülenabschnitts zwischen dem Drucksensor und dem

Kanülenauslass geschätzt werden sollte.

Ein Herzunterstützungssystem gemäß dieser Anmeldung umfasst eine Pumpe und eine mit der Pumpe verbindbare Kanüle. Ferner umfasst das Herzunterstützungssystem ein Druckerfassungssystem, welches derart konfigurierbar ist, dass ein am Pumpeneinlass anliegender Druck erfassbar ist und dass eine Pumpendruckdifferenz zwischen Pumpeneinlass und Pumpenauslass erfassbar ist und eine Steuerungseinheit vorhanden ist, welche derart konfiguriert ist, dass eine Kanülendruckdifferenz zwischen dem Kanüleneinlass und dem Kanülenauslass schätzbar ist. Wie bereits erwähnt, kann die Schätzung der Kanülendruckdifferenz anhand von Größen durchgeführt werden, welche mit der Pumpe, deren Druckerfassungssystem oder weiterer Sensorik der Pumpe erfassbar sind.

Hierbei ist die Steuerungseinheit, welche beispielsweise als Mikroprozessor, MikroController oder programmierbares Feidarray ausgebildet sein kann, mit einem Befehlssatz bzw. einer Software mit Instruktionen ausgestattet, welche mittels der von der Pumpe erfassten Messwerte und eines Modells zur Abschätzung der Kanülendruckdifferenz einen Schätzwert der Kanülendruckdifferenz ausgibt. Die Befehle bzw. die Soft- oder Firmware kann hierbei in einer Speichereinheit vorgehalten sein und/oder kann mittels eines Datenträgers, wie einer CD, einer DVD, eines transportierbaren Flashspeichers, vorgehalten und auf eine Steuereinheit übertragen werden. Die Steuereinheit ist derart konfiguriert, dass anhand des Modells zur Kanülendruckdifferenz und der zu dem Modell gehörigen, kalibrierten Modellparameter die Kanülen- druckdtfferenz aus mittels der Pumpe bestimmten Größen berechnet wird.

Weiterhin umfasst die Steuereinheit in manchen Ausführungsbeispielen Befehle zur Durchführung eines Verfahrens zum Kalibrieren der Modellparameter. In einer Ausführungsform kann das Modell zur Schätzung der Kanülendruckdifferenz als unabhängige Größen eine oder mehrere der nachfolgenden durch die Pumpe erfassbaren Größen beinhalten: Volumenstrom, Drehzahl der Pumpe oder die Pumpendruckdifferenz zwischen Pumpeneinlass und Pumpenauslass. Als abhängige Größe wird die Kanülendruckdifferenz oder der Kanülenauslassdruck geschätzt.

Um ein Modell zur Schätzung der Kanülendruckdifferenz an einen Patienten anzupassen, kann vorgesehen sein, Parameter des Modells anhand von Messdaten zu kalibrieren. Die Modellparameter können dabei beispielsweise mittels statistischer Methoden, wie beispielsweise einer Regressionsanalyse, modelliert werden. Die Modellierung der Parameter kann dabei im fortlaufenden Betrieb der Pumpe durchgeführt werden, die Parameter können in regelmäßigen Wartungsintervallen kalibriert werden, oder die Modellparameter können einmalig, beispielsweise kurz nach der Implantation, kalibriert werden. Das Kalibrieren der Modellparameter kann dabei entweder durch die Steuereinheit oder durch eine weitere, externe Steuereinheit durchgeführt werden. Die Modellparameter können zeitunabhängtg oder zeitabhängig modelliert werden. Für den Fall, dass die Kalibrierung einmalig oder in regelmäßigen Abständen wiederholt wird, werden die anhand von statistischen Methoden bestimmten Modeliparameter in einem mit der Steuereinheit verbundenen Speicher, wie beispielsweise einem RAM oder

ROM, abgelegt und zur Bestimmung des Kanülendifferenzdrucks herangezogen.

Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Kanülendruckdifferenz anhand ver- schiedener von der Pumpe erfassbarer Größen schätzbar. So kann beispielsweise in einer ersten Variante vorgesehen sein, die Kanülendruckdifferenz für Zeitpunkte zu schätzen, an welchen die Aortenklappe geöffnet ist, insbesondere zu Zeitpunkten kurz nach der Aortenklappenöffnung und vor dem Schließen der Aortenklappe. Zu diesen Zeitpunkten ist die Kanülendruckdifferenz in einer Näherung gleich der Pumpendruckdifferenz, Für diese erste Variante muss kein weiterer Parameter außer dem Zeitpunkt der Aortenklappenöffnung bestimmt werden. Nachteilig an dieser Methode ist jedoch, dass die Schätzung nur zu wenigen Zeitpunkten (kurz nach der Aortenklappenöffnung) zufriedenstellend genau ist.

In einer zweiten Variante kann vorgesehen sein, die Kanülendruckdifferenz mit Hilfe des durch die Pumpe geförderten Volumenstroms zu schätzen. So kann beispielsweise die Kanülendruckdifferenz über einen physiologisch sinnvollen Bereich durch ein Modell einer nichtlinearen Funktion, wie bei- spielsweise ein Polynom oder eine Exponentialfunktion, oder einer linearen

Funktion geschätzt werden. Als unabhängige Größe können hierbei der Volumenstrom, die Drehzahl der Pumpe, die Pumpendruckdifferenz oder Kombinationen dieser Größen oder zu diesen Größen proportionale Größen dienen. So kann beispielsweise ein Polynom oder eine Exponentialfunktion des Pumpendifferenzdrucks und der Drehzahl des Rotors zur Schätzung der

Kanülendruckdifferenz herangezogen werden. Weiterhin ist es beispielsweise bei manchen Pumpen im Stand der Technik möglich, die Pumpendruckdifferenz anhand eines an einer Steuerspule anliegenden Stroms zu bestimmen, wobei die Steuerspule eine Position eines Pumpenrotors bestimmt. Da die Position aufgrund des anliegenden Drucks bzw. des herrschenden Volumen- Stroms durch das geförderte Fluid verändert wird, ist der durch die Steuerspule fließende Strom proportional zu einer Pumpendruckdifferenz.

In einer dritten Variante kann das Modell der Kanülendruckdifferenz eine Differentialgleichung oder ein Differentialgleichungssystem aufweisen.

Der zweiten und dritten Variante ist hierbei gemein, dass das Modeil Modellparameter umfasst, welche beispielsweise anhand statistischer Methoden aus Messdaten ermittelt werden. Beispielhafte Verfahren zum Kalibrieren der Modelle finden sich in den Ausführungsbeispielen.

In einer weiteren Ausführungsform des Herzunterstützungssystems umfasst dieses einen Volumenstromsensor. Mittels des Volumenstromsensors kann der Volumenstrom direkt ermittelt werden. Als Volumenstromsensor kann beispielsweise ein Ultraschalldurchflusssensor, eine Prandtlsonde, eine Messblende oder ein magnetisch induktiver Durchflusssensor verwendet werden. Ein Pumpensystem zur indirekten Messung des Volumenstroms, beispielsweise mittels einer Verschiebung eines Rotors, fällt nicht unter den Begriff des Volumenstromsensors.

In einer weiteren Ausführungsform umfasst das Druckerfassungssystem einen Drucksensor am Pumpeneinlass und einen Drucksensor am Pumpenauslass. Anhand dieser Absolutdrucksensoren kann der Pumpendifferenzdruck bestimmt werden. Ein am Pumpeneinlass angeordneter Drucksensor ist beispielsweise geeignet, den Ventrikeldruck eines Herzunterstützungssystems zu bestimmen. Alternativ oder in Ergänzung zu einem Sensor am Pumpenein- und/oder -auslass kann ein Pumpensystem zur Ermittlung eines Differenzdrucks vorhanden sein. Ein derartiges System kann beispielsweise mittels eines Systems zum Erfassen und zum Ausgleichen eines Pumpenrotor- versatzes gebildet sein. Hierzu bedarf es beispielsweise eines Kennfeldes, welches den entsprechenden durch mindestens eine Steuerspule des Systems fließenden Strom zum Verschieben des Pumpenrotors mit dem entsprechenden Differenzdruck bzw. Volumenstrom in Verbindung bringt. Weitere Ausführungsbeispiele finden sich in den nachstehend aufgeführten

Beispielen. Es zeigen:

Fig. 1 einen schematischen Aufbau eines Herzunterstützungssystems;

Fig. 2a einen beispielhaften Aufbau einer Pumpe mit daran angebundener Kanüle;

Fig. 2b einen schematischen Aufbau einer Steuerungseinheit des Herzunterstützungssystems,

Fig. 3 ein schematisches Ablaufdiagramm für ein Verfahren zur Bestimmung eines an einem Auslass eines Herzunterstützungssystems anliegenden Auslassdrucks; Fig. 4 eine schematische Darstellung der Schätzung der Pumpendruckdifferenz eines Herzunterstützungssystems mit einer Pumpe und einer Kanüle; und

Fig. 5 eine schematische Übersicht über ein Verfahren zur Bestimmung von Modellparametern für ein Modell zur Bestimmung der

Kanülendruckdifferenz.

Figur 1 zeigt den schematischen Aufbau eines implantierten Herzunterstützungssystems 1, Das beispielhafte Herzunterstützungssystem 1 umfasst eine Pumpe 2, welche an ihrem Auslass mit einer Kanüle 3 verbunden ist. Bei der Pumpeneinheit bzw. Pumpe 2 kann es sich sowohl um eine Axialpumpe als auch um eine Radialpumpe handeln. Die Pumpen können dabei beispielsweise mittels der Steuereinheit 4 derart eingestellt werden, dass sie eine vorgegebene Menge an Blut fördern. Allerdings sind auch andere Förder- Programme möglich, wie beispielsweise eine Förderungsart, welche den

Schlag eines natürlichen Herzens genauer abbildet.

Die Kanüle 3 kann beispielsweise aus Silikon oder einem weicheren Graft- material, wie beispielsweise einem Polyester, ePTFE oder Mischungen dieser Materialien, geformt sein. Die Steuereinheit 4 kann entweder vollständig an der Pumpe 2 befestigt, teilweise an der Pumpe 2 befestigt oder vollständig von der Pumpeneinheit 2 entfernt angeordnet sein. Die Steuereinheit 4 kann elektronische bzw. elektrische Steuerelemente, wie beispielsweise einen Prozessor, Speicher, Signalverarbeitungsschaltkreise, Motorsteuerungsschalt- kreise sowie Überwachungssysteme, umfassen.

Bei der dargestellten Pumpe 2 handelt es sich um eine Axialpumpe, welche mit ihrem Einlass direkt an ein Herz 5 gekoppelt ist. In dem vorliegenden Beispiel handelt es sich bei dem Herzunterstützungssystem um ein LVAD- System. Physiologisch ist der linke Ventrikel 6 über die Aortenklappe 7 mit der Aorta 8 verbunden, Das Herzunterstützungssystem 1 stellt einen Bypass vom linken Ventrikel 6 zur Aorta 8 dar. Bei einem RVAD-System wäre die Pumpe mit dem rechten Ventrikel und der Puimonararterie verbunden, bei einem BVAD-System wäre eine Doppelkammerpumpe vorgesehen, welche mit der ersten Kammer ein LVAD-System und mit der zweiten Kammer ein RVAD- System bildet. Alternativ können zwei Pumpen vorhanden sein.

Im vorliegenden Beispiel eines LVAD-Systems wird Blut vom linken Ventrikel 6 durch die Pumpeneinheit 2 und die Kanüle 3 gefördert, wobei der Auslass der Kanüle 3 mit der Aorta 8 verbunden ist. In Figur 1 ist weiterhin ein Nahtring 9 dargestellt, mit welchem die Pumpe 2 am Apex des Herzens befestigt ist.

Im linken Ventrikel 6 herrscht ein Ventrikeldruck p v , und in der Aorta herrscht ein Aortendruck p ao . Physiologisch gesehen öffnet die Aortenklappe 7, wenn der Druck p v im Ventrikel größer ist als der Aortendruck p ao . Der Aortendruck ao lässt sich als Summe des Ventrikeldrucks p v , des Druckabfalls Δρ über der

Pumpe 2 sowie des Druckabfalls Δρ ε über der Kanüle 3 beschreiben, d.h. p ao = pv + Δρ + Δρ 0 . Eine Möglichkeit zur Ermittlung des Aortendrucks bestünde beispielsweise darin, einen zusätzlichen Drucksensor in der Aorta 8 zu platzieren. Die Implantation ist jedoch mit einem gewissen gesundheitlichen Risiko verbunden. Alternativ hierzu kann am oder im Auslass der Kanüle 3, welcher mit der Aorta 8 verbunden ist, ein Drucksensor zur Erfassung des Drucks am Auslass der Kanüle angeordnet werden. Obgleich diese Variante die direkte Messung des

Aortendrucks zulässt, erfordert der in der Kanüle angeordnete Sensor eine datentechnische Anbirtdung an die Steuereinheit 4. Da die Kanüle 3 bei der Implantation häufig gekürzt werden muss bzw. wird, um erst anschließend mit der Aorta 8 verbunden zu werden, kann nicht sichergestellt werden, dass ein am Auslass der Kanüle 3 angeordneter Drucksensor nach dem Zuschneiden der Kanüle noch vorhanden ist. Eine mögliche Lösung ist hierbei das Versetzen des Drucksensors in die Kanüle 3 hinein. In diesem Fall jedoch muss zumindest der Druckabfall zwischen dem Ort des Sensors und dem mit der Aorta 8 verbundenen Auslass der Kanüle 3 geschätzt werden. Dem in dieser Anmeldung vorgestellten Verfahren liegt eine Möglichkeit zugrunde, den Aortendruck p ao zu bestimmen, beispielsweise indem der Druckabfall Ap c geschätzt wird. Sind die weiteren Größen messtechnisch erfassbar, d.h. p v und Δρ, kann aus den gemessenen Größen des Ventrikeldrucks und des Druckabfalls über die Pumpe der Aortendruck bestimmt werden. Obgleich in Figur 1 das Herzunterstützungssystem 1 lediglich eine

Auslasskanüle umfasst, kann das Herzunterstützungssystem auch eine Einlasskanüle umfassen. Die hier vorgestellten Verfahren können auch bei einem derartigen Herzunterstützungssystem zur Anwendung kommen. In Figur 2a wird ein beispielhaftes Herzunterstützungssystem 20 näher gezeigt, Das Herzunterstützungssystem umfasst eine Pumpe 21 mit einem Pumpeneinlass 22 und einem Pumpenauslass 24. Die Pumpeneinheit pumpt Blut vom Pumpeneinlass 22 an einem Vorleitrad 26 vorbei, welches über Flügel 27 mit einer Gehäusewand der Pumpe 21 verbunden ist, zu einem beispielsweise als Rotor ausgebildeten Förderelement 28. Das Fördereiement

28 besitzt im vorliegenden Beispiel eine Wendel 30, weiche das Blut auf das Nachleitelement 32 zu fördert. Das Förderelement 28 wird dabei mittels eines Motors 33 in Rotation versetzt. Hierzu befinden sich in dem Förderelement 28 Permanentmagnete, welche durch den Motorstrom des Motors 33 in Rotation versetzt werden können. Das Nachleitrad bzw. das Nachleitelement 32 ist in einer Spiraikammer angeordnet, in welche das axial geförderte Blut gefördert und anschließend durch den Pumpenauslass 24 hinausgedrückt wird.

Beispiele für derartige Pumpen können unter anderem den Druckschriften WO 2013/021014, WO 2012/150045, WO 2012/149946, WO 2011/054545 und WO 02/066837 entnommen werden, welche durch Referenzieren voll- umfänglich zum Bestandteil dieser Anmeldung gemacht werden. Weitere exemplarische Pumpen sind beispielsweise in der WO 2012/051454 oder WO 2012/024493 gezeigt.

Im vorliegenden Ausführungsbeispiel umfasst die Pumpe 21 ein Druckerfassungssystem. Dieses umfasst beispielsweise eine Sensorspuie 34, welche einen Abstand des Förderelements 28 zum Nachleitkörper 32 erfassen kann. Wirkt aufgrund des geförderten Blutstroms eine entlang den Richtungen 35 gerichtete Kraft auf das Förderelement 28, wird dieses aus einer Ruhelage ausgelenkt und hierdurch ein Strom in der Sensorspule 34 induziert. Dieser induzierte Strom wird erfasst und in der Steuereinheit oder einem anderen Schaltkreis derart verarbeitet, dass durch Anlegen eines Stroms in einer Steuerspuie 36 das Förderelement 28 wieder in eine zur Ruhepositton korrespondierende Position zwischen dem Vorleitrad 26 und dem Nachleitkörper 32 gebracht wird. Anhand des an der Steuerspule 36 anliegenden Stroms (direkt oder indirekt gemessen) kann beispielsweise eine Druckdifferenz zwischen dem Pumpeneinlass 22 und dem Pumpenauslass 24 ermittelt werden.

Weiterhin kann das Druckerfassungssystem einen Drucksensor 38 umfassen, welcher am Einlass 22 der Pumpe 31 angeordnet ist. Dieser Drucksensor erfasst den Blutdruck am Einlass der Pumpe, so dass, wie in Figur 1 gezeigt, beispielsweise ein Ventrikeldruck p v bestimmbar ist. Das Druckerfassungssystem kann ferner einen weiteren Drucksensor 40 umfassen, welcher den Druck am Auslass 24 der Pumpe erfasst. Umfasst die Pumpe zwei Sensoren am Einlass und Auslass, kann die Pumpendruckdifferenz aus den beiden gemessenen Werten ermittelt werden. Zumindest einer der beiden Drucksensoren kann jedoch auch durch ein Differenzdrucksensorsystem, wie beispielsweise das die Elemente 34 und 36 umfassende System zum indirekten Erfassen des Differenzdrucks der Pumpe, ersetzt bzw. ergänzt werden. Die verschiedenen mithilfe des Druckerfassungssystems erfassten Daten werden durch eine Steuereinheit erfasst, verarbeitet und zur Schätzung des

Aortendrucks verwendet.

Das Herzunterstützungssystem 20 umfasst ferner eine Kanüle 50, welche beispielsweise aus einem Silikon gefertigt ist. Ein Kanüleneänlass 52 ist dabei mit dem Pumpenauslass 24 beispielsweise über einen Snap-Fit-Connector verbunden. Am Kanülenauslass 54 kann die Kanüle 50 mit einer Aorta verbunden, beispielsweise vernäht werden. Vor dem Verbinden der Aorta mit der Kanüle kann es notwendig sein, die Kanüle beispielsweise auf eine Länge 56 zu kürzen. Daher ist es in einigen Ausführungsbeispielen vorgesehen, keine aktive Sensorik in der Kanüle bereitzustellen. Allerdings kann das hier vorgestellte System bzw. das hier vorgestellte Verfahren auch dazu verwendet werden, eine aktive Sensorik in der Kanüle zu komplementieren.

Sind in der Kanüle keine Sensorkomponenten vorhanden, kann auch mithilfe eines in dieser Anmeldung erläuterten Verfahrens der Druckabfall zwischen dem Kanüleneinlass 52 und dem Kanülenauslass 54 bzw. dem gekürzten Kanülenauslass 56 geschätzt werden. Schätzen bedeutet hierbei, dass beim Bestimmen des Druckabfalls Δρ ς entlang der Kanüle 50 lediglich auf mittels der Pumpe 21 bestimmte Größen oder anhand von außerhalb der Pumpe oder Kanüle gemessene Größen zurückgegriffen werden kann. Hierzu sind verschiedene Modelle zur Kanülendruckabfall- bzw.

Kanülendruckdifferenzschätzung möglich.

In Figur 2b ist eine exemplarische Steuereinheit 60 schematisch dargestellt. Die Steuereinheit 60 kann beispielsweise in einem externen Gehäuse außerhalb des Körpers angeordnet sein. Von der Pumpeneinheit erfasste Daten werden beispielsweise über einen Datenbus an die Steuereinheit 60 weitergegeben. Allerdings kann die Steuereinheit auch an der Pumpeneinheit befestigt, beispielsweise in ein Pumpengehäuse integriert sein. Die hier dargestellte Steuereinheit umfasst eine CPU 62, welche zum Betrieb des

Herzunterstützungssystems konfiguriert ist. Das heißt, sie ist insbesondere in der Lage, die Drehzahl des Herzunterstützungssystems einzustellen.

Die CPU 62 ist mit einer ersten Speichereinheit 64 verbunden, in welcher verschiedene Befehle und Steuerungsprogramme abgelegt sind. Im vorliegenden Beispiel umfassen die Steuerbefehle auch Instruktionen zum Ermitteln eines geschätzten Aortendrucks und Instruktionen zum Ermitteln von Modellparametern eines Modells zur Aortendruckschätzung bzw. Kanülendruckdifferenzschätzung. Die CPU 62 kann weiterhin mit einem weiteren Speicher 66 verbunden sein, welcher beispielsweise zur Aufzeichnung von Daten und zum späteren Auslesen der Daten durch einen Benutzer konfiguriert ist. Der CPU vorgeschaltet ist eine Signalverarbeitungsstufe 68, welche eingehende Signale, die am Dateneingang 70 eintreffen, filtert, verarbeitet und aufbereitet, so dass die Daten durch die CPU 62 verarbeitbar sind. Neben Filtern kann die Signalverarbeitungsstufe 68 beispielsweise Analog/Digital-Wandler oder Ähnliches umfassen.

Am Dateneingang 70 laufen Signale 72 ein. Beispielhaft umfassen diese Signale gemessene Motorströme 74 zur Ermittlung der Drehzahl, Signale des Absolutdrucksensors 38 in Form der Signale 76 und weiterhin Signale 78, welche Signale des Absolutdrucksensors 40 repräsentieren, Signale 80 repräsentieren den in der Steuerspule 36 anliegenden Strom, welcher durch die CPU 62 in einen Pumpendifferenzdruck gewandelt werden kann. Optional kann das in Figur 2a dargestellte Pumpensystem auch einen Volumenstromsensor umfassen, dessen Signale 82 ebenfalls am Dateneingang 70 eingehen. Die CPU 62 kann weiterhin Signale an die Pumpe zurückleiten, wie beispielsweise die Signale 86, welche beispielhaft als Ansteuerungsströme 88 für den Motor oder Ströme für die Steuerungsspule 36 dargestellt sind.

Anhand der Figur 3 soli ein Verfahren zur Bestimmung des Aortendrucks (auch Nachlast des Herzunterstützungssystems genannt) erläutert werden. Das Verfahren 100 zur Bestimmung des Aorten- bzw. Auslassdrucks des Herzunterstützungssystems beinhaltet den Schritt 110, in welchem zunächst ein Druck im Ventrikel bzw. am Herzunterstützungssystemeinlass gemessen wird. Diese Messung kann beispielsweise mittels eines Absolutdrucksensors am Einlass des Herzunterstützungssystems vorgenommen werden. Anschließend wird mithilfe eines kalibrierten Modells ein Differenzdruck zwischen dem Einlass und dem Auslass des Herzunterstützungssystems geschätzt. Dies erfolgt in Schritt 120, Aus der geschätzten Druckdifferenz und dem gemessenen Einlassdruck kann anschließend der Aortendruck bzw. Auslassdruck im Schritt 130 ermittelt werden.

Der Schritt 120 kann bei einem Herzunterstützungssystem mit einer Pumpe und einer daran angeschlossenen Kanüle wie in Figur 4 illustriert derart in Einzelschritte unterteilt werden, dass zunächst eine Pumpendruckdifferenz im Schritt 122 gemessen wird und anschließend eine Kanüiendruckdifferenz anhand der mithilfe der Pumpe gemessenen Größen und eines Modells der Kanülendruckdifferenz geschätzt wird (Schritt 124).

Anhand der Figur 5 sollen verschiedene Modelle der Kanülendruckdifferenz erläutert werden, Möglichkeiten zur Kalibrierung bzw. Bestimmung der etwaigen Modellparameter gegeben werden und erläutert werden, wie das mit den Modellparametern kalibrierte Modell in dem Herzunterstützungssystem zur Anwendung kommt. Das beispielhafte Verfahren 300 umfasst zunächst die Bestimmung eines

Modells der Kanülendruckdifferenz 310. Hier können verschiedene Modelle in Erwägung gezogen werden. Einige Modelle seien hier exemplarisch aufgeführt.

In einem ersten Modell kann die Kanülendruckdifferenz Ap c zu ausgewählten Zeitpunkten durch die Pumpendruckdifferenz Δρ modelliert werden. So ist beispielsweise bekannt, dass zum Zeitpunkt der Aortenklappenöffnung der Ventrikeldruck p v kurzzeitig dem Aortendruck p ao im Wesentlichen gleich ist. Für diese Zeitpunkte kann also das Modell aufgestellt werden, dass die Kanülendruckdifferenz gleich der Pumpendruckdifferenz ist. Allerdings ist dieses Modeil nur zu wenigen Zeitpunkten während eines einzelnen Herzzyklus anwendbar, da die Abweichungen zwischen dem Aorten- und dem Ventrikeldruck zu anderen Zeitpunkten als zum Zeitpunkt der Aortenklappenöffnung sich deutlich voneinander unterscheiden. D.h., die Zeitpunkte, zu denen das Modell Gültigkeit besitzt, müssen fortlaufend bestimmt werden und bilden in diesem Sinne die Modellparameter. Hierfür ist ein Verfahren notwendig, welches zuverlässig die Öffnung und insbesondere den Zeitpunkt der Öffnung der Aortenklappe bestimmen kann. Anschließend muss noch ein Zeitintervall ab der Öffnung festgelegt werden, in welchem das Modell Anwendung findet. Ist die Pumpe bzw. deren Steuereinheit in der Lage, die Aortenklappenöffnung zu bestimmen, kann eine Steuereinheit eines Herzunterstützungssystems zumindest zu den Zeitpunkten der Herzklappenöff- nung den Aortendruck bestimmen. Nachteil des Modells ist es jedoch, dass eine kontinuierliche Bestimmung des Aortendrucks keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefert. Ein weiteres Mode!! zur Bestimmung der Kanüiendruckdifferenz ist eine Beziehung zwischen einem statischen Volumenstrom, welcher beispielsweise mittels durch die Pumpe ermittelbarer Größen bestimmbar ist. So kann die Druckdifferenz Ap c beispielsweise durch eine nichtlineare Funktion approximiert werden. Als ein Beispiel sei hier ein Polynom in dritter Ordnung des Volumenstroms angeführt. Alternativ können jedoch auch andere nichtlineare Funktionen, wie beispielsweise eine Exponentialfunktion, angewandt werden. Das Polynom kann beispielsweise wie folgt dargestellt werden:

wobei Q den Volumenstrom durch die Pumpe darstellt und die Modell meter k 1; k 2 und k 3 bestimmt werden müssen, Um die Modellparameter k it k 2 , k 3 zu bestimmen, ist es in einer Ausführungsform vorgesehen, dass der Druckabfall Δρ Ε über der Kanüle zu bestimmten Messpunkten bekannt ist, der Volumenstrom näherungsweise konstant ist und mindestens drei verschiedene Messpunkte bekannt sind. Sind die Modellparameter jedoch bestimmt bzw. kalibriert, kann das Modell zur fortlau- fenden Schätzung der Kanülendruckdifferenz angewandt werden, d.h., es liefert auch in Herzzyklenabschnitten mit geschlossener Aortenklappe zufriedenstellende Ergebnisse. Vorteil ist hierbei, dass die Kalibrierung des Modells nur einmal erfo!gen muss, wobei eine Kalibrierung in bestimmten, beispielsweise regelmäßigen Zeitintervallen, wie Tagen, Wochen oder Monaten, durchgeführt werden kann.

Wie bereits im ersten Modell beschrieben, ist zumindest zu Zeitpunkten kurz nach der Öffnung der Aortenklappe der Druckabfalf in der Kanüle Ap c im Wesentlichen gleich dem Druckabfall in der Pumpe. Daher kann wenigstens für diese Zeitpunkte die Kanülendruckdifferenz ermittelt werden. Zu diesen

Zeitpunkten ist die Druckdifferenz zwischen dem Ventrikel und der Aorta näherungsweise konstant. Daher sind auch die Volumenströme durch die Aortenklappe und durch die Pumpe näherungsweise konstant. Da der Volumenstrom während der Austreibungsphase des Ventrikels zwar näherungs- weise konstant, nicht jedoch absolut konstant ist, können Grenzwerte festgelegt werden, anhand deren bestimmt wird, dass der Volumenstromabfall während der Austreibungsphase des Herzens zufriedenstellend konstant ist. Hier kann beispielsweise die Standardabweichung des Volumenstroms während der Austreibungsphase ermittelt werden und ein Grenzwert festgelegt werden, unterhalb dessen das Austreibungsphasenintervall zur Bestimmung der Modellparameter anwendbar ist.

Um weiterhin die Parameter für einen großen Drehzahlbereich der Pumpe bestimmen zu können, werden die Messungen zu mehreren, beispielsweise drei unterschiedlichen Drehzahlen n durchgeführt und die zugehörigen Daten bzw. Zeitreihen aufgenommen. Für die während der jeweiligen Drehzahl aufgenommenen Zeitreihen der Pumpendruckdifferenz und des Volumenstroms durch die Pumpe in Verbindung mit den Kriterien, dass der Volumenstrom zufriedenstellend konstant ist und die Kanüiendruckdifferenz mit der Pumpendruckdifferenz im Wesentlichen gleichgesetzt werden kann, werden nun die Modellparameter k x , k 2 , k 3 bestimmt. Hierbei kann beispielsweise folgender Zusammenhang gelten: k = Ap(t ) - (t) Hierbei ist Q* die Pseudoinverse der Matrix Q , welche zu verschiedenen

Messzeitpunkten aufgenommene Werte Q p , Q p 2 und Q p x als Einträge besitzt.

Während der k-Vektor in diesem Ausführungsbeispiel dreidimensional ist, ist der Pumpendruckdifferenzvektor m-dimensional, sofern m Messpunkte vorliegen. Die Matrix Q \st eine jmx3]-Matrix. Mittels statistischer Methoden, wie beispielsweise einer Regression, können also die Parameter ki, k 2 , k 3 bestimmt und validiert werden. Sobald die Modellparameter k x , k 2 , k 3 bestimmt worden sind, kann die Kanülendruckdifferenz mithilfe des durch die Pumpe fließenden Volumenstroms zu beliebigen Zeitpunkten des Herzzyklus durch das Modell geschätzt werden.

Somit werden im Schritt 330 zunächst die Zeitpunkte der Aortenklappenöffnung zu unterschiedlichen Drehzahlen bestimmt. Die entsprechenden Messdaten des Volumenstroms und der Pumpendruckdifferenz werden in den Schritten 340 und 350 erfasst. Danach wird aus den erfassten Daten unter den beschriebenen Randbedingungen eine Kalibrierung der Modellparameter, z.B. eine Bestimmung der Modellparameter in der gewünschten Genauigkeit, durchgeführt, so dass die Modellparameter im Schritt 320 kalibriert sind. Anschließend kann das Modell durch die Steuereinheit angewendet werden (Schritt 360), so dass durch Messung des Volumenstroms, der Pumpendruckdifferenz und des Pumpenein!assdrucks eine Aussage über den Pumpen- bzw. Kanülenauslassdruck, welcher mit dem Aortendruck nahezu übereinstimmt, gemacht werden kann.

Ein weiteres Modell ist die Verwendung eines Differentialgleichungssystems zur Bestimmung der Kanülendruckdifferenz. Während das im vorhergehenden Abschnitt beschriebene Modell im Wesentlichen nach einer statischen Kanülendruckdifferenz modelliert ist, kann durch eine Differentialgleichung auch ein dynamischer Kanülendruckdifferenzterm erfasst werden. Eine Möglichkeit, die Kanülendruckdifferenz Ap c zu modellieren, ist beispielsweise

A PC = L C ^ + R C (Q P ) - Q P , wobei R C (Q P ) - Q P dem statischen Kanülendruckdifferenzterm der zweiten

Variante entsprechen kann (R c entspricht einem Widerstandsterm in einem Ersatzschaltbild) und L c eine Massenträgheit des Fluidvolumens der Kanüle und der Pumpe modelliert, Die Massenträgheit des Fluidvolumens in der Pumpe lässt sich aufgrund der Geometrie der Pumpe bestimmen. Die Massenträgheit L c * des Fluidvolumens der Kanüle lässt sich beispielsweise bei einer

Apl im Innenquerschnitt runden Kanüle der Länge I durch den Term L,. -— ~- bestimmen, wobei p die Dichte des Blutes, I die Länge der Kanüle und D, der Durchmesser der Kanüle ist. Andere Geometrien einer Kanüle können beispielsweise durch Anpassung des Massenträgheitsterms erfasst werden (z.B. durch Integration aller Teilabschnitte der Kanüle) und sind nach den obigen Ausführungen für den Fachmann ersichtlich. Die Massenträgheit kann für bekannte Kanülen auch experimentell als numerischer Wert bestimmt werden.

Bei der Verwendung dieses Modells kann ähnlich wie im vorhergehenden Fall vorgegangen werden, indem zuerst die statischen Parameter k ! bis k 3 be- stimmt werden. Anschließend werden beispielsweise die Länge der Kanüle und deren bekannter Innendurchmesser ermittelt und an die Steuereinheit übertragen. Anhand der gesammelten Informationen kann dann die

Kanüiendruckdifferenz geschätzt werden,

Als Erweiterung dieser Modelle ließe sich weiterhin der Druckabfall über die Aortenklappe integrieren. Dieser könnte z.B. auf Basis einer angenommenen oder aufgrund von bildgebenden Verfahren vermessenen Geometrie der Aortenklappe geschätzt werden.

Weiterhin wird in den bisher dargestellten Modellen der Einfluss der Elastizität der Kanülen ignoriert, da die Kanülen eine hohe Elastizität aufweisen und somit keine Wellenreflexionen im interessierenden Frequenzbereich zu erwarten sind. Es ist allerdings denkbar, einen Term für die Elastizität der Kanüle im Bereich der Aortenanastomose in die Modelle einzubeziehen; dies könnte eventuell die Genauigkeit der Schätzung verbessern.

Obgleich bei den hier vorgestellten Modellen zur Bestimmung der Kanülendruckdifferenz lediglich Modeile vorgestellt wurden, welche als unabhängige Größe den Volumenstrom beinhalten, können ähnliche Modelle auch für eine Pumpendruckdifferenz bzw. eine Drehzahl oder eine Kombination dieser Größen aufgestellt werden.

Ist ein Modell für die Kanüiendruckdifferenz aufgestellt, kann der Auslassbzw. Aortendruck aus dem Pumpeneinlass- bzw. Ventrikeldruck, dem Pumpendruckabfall und dem Modell bestimmt werden.

Es sei noch erwähnt, dass es für den Fachmann anhand der hier gemachten Aussagen ein Leichtes ist, Ausführungsbeispiele zu bestimmen, welche ebenfalls in den Schutzbereich der Anmeldung fallen.