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Title:
METHOD FOR THE HOT FORMING OF A STEEL COMPONENT
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2016/198186
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for the hot forming of a steel component (1). The steel component is heated into a range of complete or partial austenitization in a heat treatment step (II). The heated steel component (1) is both hot-formed and quench-hardened in a forming step (III). A first pre-treatment step (Ia) precedes the heat treatment step (II) in terms of process, in which first pre-treatment step the steel component (1) is provided with a corrosion-resistant protective layer (15) in order to protect against scaling in the heat treatment step (II). According to the invention, before the heat treatment step (II) is performed, a surface oxidation process occurs in a second pre-treatment step (Ib), in which surface oxidation process a weakly reactive, corrosion-resistant oxidation layer (17) is formed on the scale protection layer (15), by means of which oxidation layer abrasive tool wear is reduced in the forming step (III).

Inventors:
GRAUL MATTHIAS (DE)
HARTMANN HAUCKE-FREDERIK (DE)
LASS JAN (DE)
Application Number:
PCT/EP2016/058226
Publication Date:
December 15, 2016
Filing Date:
April 14, 2016
Export Citation:
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Assignee:
VOLKSWAGEN AG (DE)
International Classes:
C21D8/04; C21D8/02; C23C2/26; C23C2/28; C23C28/00
Foreign References:
EP1439240A12004-07-21
EP2848709A12015-03-18
JP2008223084A2008-09-25
EP2242863B12014-01-08
Other References:
WINDMANN M ET AL: "Formation of intermetallic phases in Al-coated hot-stamped 22MnB5 sheets in terms of coating thickness and Si content", SURFACE AND COATINGS TECHNOLOGY, vol. 246, 11 April 2014 (2014-04-11), pages 17 - 25, XP028839531, ISSN: 0257-8972, DOI: 10.1016/J.SURFCOAT.2014.02.056
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Claims:
Patentansprüche

1. Verfahren zur Warmumformung eines Stahlbauteils (1 ), das in einem

Wärmebehandlungsschritt (II) in einen Bereich vollständiger oder teilweiser

Austenitisierung erwärmt wird, und das erwärmte Stahlbauteil (1 ) in einem Umform schritt (III) sowohl warmumgeformt als auch abschreckgehärtet wird, wobei dem

Wärmebehandlungsschritt (II) ein erster Vorbehandlungsschritt (la) prozesstechnisch vorgelagert ist, in dem das Stahlbauteil (1 ) zum Schutz vor Verzunderung im

Wärmebehandlungsschritt (II) mit einer korrosionsfesten Zunderschutzschicht (15) versehen wird, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Durchführung des

Wärmebehandlungsschritts (II) in einem zweiten Vorbehandlungsschritt (Ib) eine

Oberflächenoxidation erfolgt, in der eine reaktionsträge, korrosionsfeste Oxidationsschicht (17) auf der Zunderschutzschicht (15) gebildet wird, mittels der ein abrasiver

Werkzeugverschleiß im Umformschritt (III) reduziert wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenoxidation im zweiten Vorbehandlungsschritt (Ib) durch Beizpassivierung erfolgt, und dass

insbesondere zur Beizpassivierung das Stahlbauteil (1 ) in einem Beizbad mit einer Beizlösung behandelt wird und anschließend getrocknet wird.

3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beizlösung eine

wässrige Lösung einer Säure, insbesondere Phosphorsäure, oder einer neutralen bis basischen Lösung ist.

4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass vor der

Durchführung des Wärmebehandlungsschritts (II) ein dritter Vorbehandlungsschritt (Ic) erfolgt, in dem, insbesondere in einem Tauchbad, eine Deckschicht (19) hoher

Schmelztemperatur auf der korrosionsfesten Oxidationsschicht (17) gebildet wird, und dass mittels der Deckschicht (19) im nachfolgenden Wärmebehandlungsschritt (II) ein Aufschmelzen der darunter liegenden Schichten verhindert wird.

5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Deckschicht (19) eine Metalloxidschicht, insbesondere eine Titanoxidschicht, oder eine Titan-Zirkonium-Schicht ist.

6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zunderschutzschicht (15) eine Aluminium-Silizium-Schicht ist, die bevorzugt in einem Schmelztauch beschichtungsprozess oder Coil-Coating-Prozess auf das Stahlbauteil (1 ) appliziert wird.

7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zunderschutzschicht (15) eine Aluminium haltige Schicht ist, die bevorzugt in einem Schmelztauch beschichtungsprozess oder Coil-Coating-Prozess auf das Stahlbauteil (1 ) appliziert wird.

8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zunderschutzschicht (15) eine Zink- bzw. Zink-Eisen-Beschichtung ist, die bevorzugt in einem Schmelztauchbeschichtungsprozess auf das Stahlbauteil (1 ) appliziert wird.

9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenoxidation im zweiten Vorbehandlungsschritt (Ib) partiell erfolgt, und zwar unter Bildung zumindest eines Flächenabschnitts (21 ) ohne Oxidationsschicht (17) und eines Flächenabschnitts (23) mit Oxidationsschicht (17), und dass die Flächenabschnitte (21 , 23) unterschiedliche Oberflächenrauigkeiten aufweisen, die im Umformschritt (III) unterschiedliche Haft-Reibkoeffizienten zur Umform-Werkzeugfläche bilden, wodurch während der Warmumformung der Werkstofffluss steuerbar ist.

10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Ausgangswerkstoff oder Substrat (3) des Stahlbauteils (1 ) ein Mangan-Bor-legierter Vergütungsstahl ist, insbesondere 20MnB5, 22MnB5, 27MnB5, 30MnB5.

11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Gesamtschichtdicke (s) vor dem Wärmebehandlungsschritt kleiner als 20 m ist oder größer als 33 pm ist.

12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oxidationsschicht (17) und/oder die Deckschicht (19) eine Schmelztemperatur größer als 2000 C, eine Biegefestigkeit größer als 300 MPa, eine Druckfestigkeit größer als 2000 MPa und eine Vickershärte größer als 1600 HV1 aufweist.

13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zunderschutzschicht (15), die Oxidationsschicht (17) und gegebenenfalls die

Deckschicht (19) vor dem Wärmebehandlungschritt (II) auf das Substrat (3) des

Stahlbauteils (1 ) aufgebracht werden, und dass die sich während des

Wärmebehandlungsschrittes (II) durch Diffusionsvorgänge unter der Oxidationsschicht (17) weitere Phasen bzw. Schichten (5 bis 15) ausbilden, insbesondere eine Al-Fe-Si- Phase (7), eine AI-FE-Zone (9), eine Al-Fe-Si-Mn-Zone (11 ), eine Fe-Al-Zone (13) und eine Aluminiumoxid-Zone.

14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die

Austentisierungstemperatur des Werkstoffs nicht erreicht wird.

15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die

Austentisierungstemperatur des Werkstoffs nur partiell erreicht wird.

16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die kritische

Abkühlgeschwindigkeit zur Bildung eines martensitischen Gefüges des Werkstoffs nicht oder nur partiell erreicht wird.

17. Stahlbauteil, das in einem Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche

hergestellt ist, in dem das Stahlbauteil (1 ) in einem Wärmebehandlungsschritt (II) in einen Bereich vollständiger oder teilweiser Austenitisierung erwärm bar ist, und das erwärmte Stahlbauteil (1 ) in einem Umformschritt (III) sowohl warmumgeformt als auch

abschreckgehärtet wird, wobei dem Wärmebehandlungsschritt (II) ein erster

Vorbehandlungsschritt (la) prozesstechnisch vorgelagert ist, in dem das Stahlbauteil (1 ) zum Schutz vor Verzunderung im Wärmebehandlungsschritt (II) mit einer korrosionsfesten Zunderschutzschicht (15) ausbildbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass auf der

Zunderschutzschicht (15) des Stahlbauteils (1 ) eine reaktionsträge, korrosionsfeste Oxidationsschicht (17) ausgebildet ist, mittels der ein abrasiver Werkzeugverschleiß im Umformschritt (III) reduzierbar ist, und dass die Oxidationsschicht (17) vor der

Durchführung des Wärmebehandlungsschritts (II) in einem zweiten Vorbehandlungsschritt (Ib) bei einer Oberflächenoxidation erzeugbar ist.

Description:
Beschreibung Verfahren zur Warmumformung eines Stahlbauteils

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Warmumformung eines Stahlbauteils nach dem

Oberbegriff des Patentanspruches 1 sowie ein Stahlbauteil nach dem Patentanspruch 17.

Im Fahrzeug-Karosseriebau können insbesondere im Bereich der Fahrgastzelle hoch- oder höchstfeste, warmumgeformte Stahl-Bauteile eingesetzt werden, zum Beispiel für eine B-Säule, eine Tunnelverstärkung oder einen Längsträger. Bei der Warmumformung wird eine Stahl- Platine in einem Ofen bis in den Bereich vollständiger Austenitisierung (bei etwa 920 C) erwärmt. Die Stahl-Platine wird im Heißzustand in ein Umformwerkzeug (zum Beispiel eine Tiefziehpresse) eingelegt und beim Verpressen abschreckgehärtet. Auf diese Weise wird das relativ weiche, ferritisch-perlitische Ausgangsgefüge des Stahl-Bauteils in ein hartes Martensit- Gefüge mit werkstoffabhängigen Festigkeiten im Bereich von über 1000 MPa umgewandelt. Eingesetzt werden üblicherweise bohrlegierte Stähle mit zum Beispiel 0.24% Kohlenstoff, wobei das Umwandlungsverhalten über die Legierung (insbesondere Bor) und die erzielbare

Festigkeit über den Kohlenstoffgehalt steuerbar ist.

Aus der EP 2 242 863 B1 ist ein gattungsgemäßes Verfahren zur Warmumformung eines solchen Stahlbauteils bekannt. Das Stahlbauteil wird vor der Durchführung des

Wärmebehandlungsschrittes im Ofen einem prozesstechnisch vorgelagerten

Vorbehandlungsschritt unterworfen, in dem auf der Metalloberfläche des Stahlbauteils eine Zunderschutzschicht aus einer Aluminium-Silizium-Legierung gebildet wird. Diese wird in einem Schmelztauchverfahren auf das Stahlbauteil appliziert.

Während der Wärmebehandlung liegt die Ofentemperatur in einem Bereich von 900 bis 940 C, während die Ofenverweildauer bei ca. 4 bis 10 Minuten liegt. Aus diesem Grunde ist im Stand der Technik - anstelle der oben erwähnten Aluminium-Silizium-Beschichtung - eine klassische Zinkbeschichtung nicht einsetzbar. Eine solche Zinkbeschichtung würde bei den obigen

Ofentemperaturen abtropfen oder verbrennen.

Die als Zunderschutzschicht wirkende Aluminium-Silizium-Beschichtung weist die folgenden Nachteile auf: So ergibt sich durch die Aluminium-Silizium-Beschichtung eine raue harte Oberflächenstruktur des Stahlbauteils, was beim Presshärten zu einem starken

Werkzeugverschleiß führt. Zudem ergibt sich ein stark laminar ausgeprägter Schichtaufbau mit stark variierenden Schichteigenschaften sowie eine insgesamt nur geringe Schichthaftung auf dem Grundwerkstoff, die in einer Größenordnung von 20 N/mm 2 liegt. Außerdem führt die Aluminium-Silizium-Beschichtung zu einer hohen Kantenkorrosions-Neigung des Stahlbauteils sowie zu einer Reduzierung der Kappen-Standzeiten beim Widerstandsschweißen. Die

Aluminium-Silizium-Beschichtung beeinträchtigt ferner die Qualität der Schweißverbindung: Aluminium und Silizium verdampfen nämlich beim Schweißvorgang nicht, sondern erstarren in der Schweißnaht, wodurch es dort zu Schwachstellen kommen kann. Zudem ist die AlSi- Beschichtung während und nach der Warmumformung anfällig für Abplatzer oder

Beschädigungen. Aufgrund der fehlenden Fernwirkung gegenüber eine Zinkbeschichtung ist ein Korrosionsangriff eher zu erwarten.

Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Herstellung eines

warmumgeformten Stahlbauteils bereitzustellen, bei dem die Warmumformung in einfacher Weise prozesssicherer und effizienter als im Stand der Technik durchführbar ist.

Die Aufgabe ist durch die Merkmale des Patentanspruches 1 oder des Patentanspruches 17 gelöst. Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen offenbart.

Die Erfindung beruht auf der Problematik, dass der herkömmliche Warmumformprozess mit einem starken Umformwerkzeug-Verschleiß einhergeht, und zwar aufgrund der rauen, harten Metalloberfläche des Stahlbauteils. Vor diesem Hintergrund wird gemäß dem kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 nach der Auftragung der Zunderschutzschicht ein weiterer Vorbehandlungsschritt durchgeführt, in dem eine Oberflächenoxidation erfolgt. Dadurch wird auf der Zunderschutzschicht eine reaktionsträge, korrosionsfeste Oxidationsschicht gebildet, mittels der ein abrasiver Werkzeugverschleiß im nachgelagerten Umformschritt reduzierbar ist.

Die Oberflächenoxidation kann prozesstechnisch einfach beispielsweise durch eine

Beizpassivierung erfolgen. Zur Beizpassivierung wird das Stahlbauteil in einem Beizbad mit einer Beizlösung behandelt und anschließend zum Beispiel bei einer Raumtemperatur luftgetrocknet. Die Beizlösung kann exemplarisch die wässrige Lösung einer Säure,

insbesondere Phosphorsäure, oder einer neutralen bis basischen Lösung sein.

Mittels der zusätzlichen Oxidationsschicht wird die Rauigkeit der Metalloberfläche des

Stahlbauteils reduziert, wodurch sich der abrasive Werkzeugverschleiß im Umformschritt reduziert. Zudem kann ein frühzeitiger Verschleiß eventuell vorhandener Bauteil-Träger verhindert werden, die das Stahlbauteil durch den Wärmebehandlungsofen transferieren: Beim Ofen-Transfer finden im Stand der Technik nämlich Diffusionsprozesse zwischen der AlSi- Schicht des Stahlbauteils und dem Bauteil-Träger (insbesondere bei Einsatz von Keramikrollen) statt, was zu einem frühzeitigen Ausfall der Keramikrollen führt. Derartige Diffusionsprozesse sind mittels der erfindungsgemäßen zusätzlichen Oxidationsschicht signifikant reduziert. Zudem kann die Ofendurchlaufzeit reduziert werden, da erfindungsgemäß der Legierungsprozess zwischen der AlSi-Schicht mit dem Grundwerkstoff des Stahlbauteils zum Schutz der Bauteil- Trägerrollen nicht vollständig abgeschlossen sein muss. Durch eine bessere Abschirmung des Subtrats können längere zulässige Ofendurchlaufzeiten toleriert werden.

Zur weiteren Reduzierung der Oberflächen-Rauigkeit des Stahlbauteils kann vor der

Durchführung des Wärmebehandlungsschrittes ein dritter Vorbehandlungsschritt erfolgen. Im dritten Vorbehandlungsschritt kann zum Beispiel in einem Tauchbad eine Deckschicht hoher Schmelztemperatur appliziert werden. Die Deckschicht ist zum Beispiel eine Titan-Zirkonium- Schicht oder eine Metalloxidschicht (bevorzugt eine Titanoxidschicht), die die korrosionsfeste Oxidationsschicht überdeckt. Mittels dieser zusätzlichen Deckschicht wird im nachfolgenden Wärmebehandlungsschritt ein Aufschmelzen der darunterliegenden Schichten, das heißt insbesondere der Zunderschutzschicht, verhindert. Durch geeignete Legierung dieser

Deckschicht können Herausforderungen des Fließverhaltens bewältigt werden.

Wie oben erwähnt, kann die Zunderschutzschicht in gängiger Praxis eine Aluminium-Silizium- Schicht sein, die beispielsweise in einem Schmelztauchbeschichtungsprozess oder Coil- Coating-Prozess auf das Stahlbauteil appliziert wird. Alternativ dazu kann die

Zunderschutzschicht auch eine Zink- bzw. Zink-Eisen-Beschichtung sein, die bevorzugt in einem Schmelztauchbeschichtungsprozess auf das Stahlbauteil applizierbar ist. Diese weist eine Schmelztemperatur auf, die kleiner ist als die Wärmebehandlungstemperatur (ca. 920 C) im Wärmebehandlungsofen, wodurch Zink schmelzen und vom Stahlbauteil abfließen kann. Um dies zu vermeiden, ist die Zink- bzw. Zink-Eisen-Beschichtung mit der oben erwähnten

Deckschicht aus Metalloxid oder aus einer Titan-Zirkonium-Legierung überdeckt, deren

Schmelztemperaturen größer als die Wärmebehandlungstemperatur im Ofen ist. Dadurch wird während der Wärmebehandlung ein Aufschmelzen der Zink-/Zink-Eisen-Schicht verhindert.

Der Ausgangswerkstoff oder das Substrat des Stahlbauteils kann ein Mangan-Bor-legierter Vergütungsstahl sein, zum Beispiel 20MnB5, 22MnB5, 27MnB5, 30MnB5. Die

Gesamtschichtdicke des aus der Zunderschutzschicht und der korrosionsfesten Oxidationsschicht sowie gegebenenfalls der zusätzlichen Deckschicht bestehenden Schichtaufbaus kann kleiner als 20 pm sein oder größer als 33 m sein. Die Oxidationsschicht oder die Deckschicht kann bevorzugt eine Schmelztemperatur größer als 2000 C, eine

Biegefestigkeit größer als 300 MPa, eine Druckfestigkeit größer als 2000 MPa sowie eine Vickershärte größer 1600 HV1 aufweisen.

Über eine Maskierung des Stahlbauteils kann beim Durchlauf durch die Beizpassivierung (Beizanlage) eine Metalloberfläche mit lokal unterschiedlichen Oberflächeneigenschaften einstellbar sein. Zudem besteht die Möglichkeit, durch gezielte Freiform beschichtung (das heißt Oxidation) der Coils oder Platinen maßgeschneiderte Eigenschaften zu erzielen. Außerdem verbessert sich mit der Erfindung die Schweißbarkeit und reduziert sich der Kappenverschleiß bei WPS-Kappen. Zudem verbessert sich die Energieeinkopplung beim Laserschneiden und -schweißen, und zwar aufgrund einen höheren Absorptionsgrads des Stahlbauteils. Die zusätzliche korrosionsfeste Oxidationsschicht bildet zudem eine wirksame Wasserstoff- Diffusionsbarriere. Außerdem ergibt sich eine Verbesserung der Möglichkeiten zur Inline- Qualitätssicherung mittels thermographischer Verfahren durch Erhöhung des Emissionsgrads (mattere Oberfläche) sowie eine Verbesserung der Steinschlagfestigkeit in den

Korrosionsbereichen.

Die erfindungsgemäße Oberflächenoxidation im zweiten Vorbehandlungsschritt kann in einer Ausführungsform vollflächig sowie ein- oder beidseitig des Stahlblechteils erfolgen. Alternativ dazu kann die Oberflächenoxidation auch partiell erfolgen, und zwar unter Bildung zumindest eines Flächenabschnittes ohne Oxidationsschicht sowie eines zweiten Flächenabschnittes mit Oxidationsschicht. Diese Flächenabschnitte weisen somit unterschiedliche

Oberflächenrauigkeiten auf, die im Umformschritt (das heißt in der Tiefziehpresse)

unterschiedliche Haft-Reibkoeffizienten mit der in Kontakt befindlichen Umform-Werkzeugfläche bilden. Auf diese Weise kann während der Warmumformung der Werkstofffluss gesteuert werden.

Nachfolgend sind weitere Erfindungsaspekte sowie Vorteile der Erfindung beschrieben: So kann im Wärmebehandlungsschritt das Aufheizen des Stahlbauteils auf eine Zieltemperatur von mindestens 945 C erfolgen, und zwar insbesondere unter Verwendung eines

Aufheizhaltepunktes im Bereich von 600 C. Die Wärmebehandlung kann bevorzugt in einem Zeitintervall zwischen etwa 100 sec. bis maximal 4000 sec. erfolgen. Bei alternativen

Aufheizrouten (Induktion, Konduktion) kann von diesen Werten deutlich nach unten abgewichen werden. Bevorzugt ist das Stahlbauteil ein Stahlblech mit einer Materialdicke im Bereich von 0,4 bis 4 mm, insbesondere im Bereich von 0.5 bis 2,50 mm. Die erfindungsgemäße Oxidationsschicht liegt dabei mindestens vor, idealerweise auch während sowie nach dem Ofendurchlauf vor. Nach der Wärmebehandlung erfolgt in gängiger Praxis ein Transfer in ein oder mehrere Umformwerkzeuge oder Vergütungswerkzeuge zur Umformung oder zur

Vergütung. Im Umformwerkzeug erfolgt die Abkühlung bevorzugt auf eine Endtemperatur von unter 600 C, insbesondere auf eine Endtemperatur von unter 400 C.

Mit den insgesamt drei Vorbehandlungsschritten ergibt sich ein Schichtsystem auf dem

Stahlbauteil von insgesamt mindestens fünf unterschiedlichen Schichten. Die Oxidationsschicht verhindert dabei wirkungsvoll den Kontakt zwischen der Umformwerkzeug-Oberfläche und den darunterliegenden Schichten (das heißt zum Beispiel der Zunderschutzschicht). Beispielhaft sind unter der erfindungsgemäßen Oxidationsschicht Al-Fe-Si-Phasen ausgebildet, wobei sich insbesondere zwischen diesen Phasen und dem Bauteil-Grundwerkstoff eine Al-Fe-Phase ausbildet.

Zudem kann sich an der äußersten Schicht des Grundwerkstoffes (das heißt des Substrats), eine dünne ferritische Schicht ausbilden, die insbesondere eine Schichtdicke von weniger als 100 pm aufweist. Das Stahlbauteil kann ferner makroskopisch unterschiedliche Gefüge enthalten.

Durch Anwendung gängiger Prozesstechnologien können im Stahlbauteil lokal unterschiedliche Festigkeiten erzielt werden. Beispielhaft kann das Stahlbauteil als ein Tailored-Rolled-Blank, ein Tailored-Welded-Blank oder ein Patch-Blank ausgeführt sein. Außerdem kann das Gefüge restaustenitisiche Bestandteile aufweisen.

Die erfindungsgemäß hergestellten Stahlbauteile können in unterschiedlichen Branchen eingesetzt werden, und zwar beispielhaft in einem Fahrzeug, insbesondere einem

Landfahrzeug, einem Personenkraftwagen oder einem Lastkraftwagen. Ein Einsatz als

Sicherheitsprofil in gepanzerten Fahrzeugen ist erfindungsgemäß möglich.

Die vorstehend erläuterten und/oder in den Unteransprüchen wiedergegebenen vorteilhaften Aus- und/oder Weiterbildungen der Erfindung können - außer zum Beispiel in den Fällen eindeutiger Abhängigkeiten oder unvereinbarer Alternativen - einzeln oder aber auch in beliebiger Kombination miteinander zur Anwendung kommen. Die Erfindung und ihre vorteilhaften Aus- und Weiterbildungen sowie deren Vorteile werden nachfolgend anhand von Zeichnungen näher erläutert.

Es zeigen: den Schichtaufbau an einem fertiggestellten Stahlbauteil nach der

Warmumformung;

Fig. 2 in einem vereinfachten Blockschaltbild die Prozessschritte zur Herstellung des in der Fig. 1 gezeigten Stahlbauteils;

Fig. 3 bis 6 den Schichtaufbau an der Oberfläche des Stahlbauteils in unterschiedlichen

Prozessschritten;

Fig. 7 in einem zweiten Ausführungsbeispiel den Schichtaufbau an einem fertiggestellten

Stahlbauteil in einer Ansicht entsprechend der Fig. 1 ; und

Fig. 8 ein weiteres Ausführungsbeispiel in einer Ansicht entsprechend der Fig. 1.

In der Fig. 1 ist beispielhaft ein durch Diffusionsvorgänge im Ofen gebildetes

Beschichtungssystem eines fertiggestellten Stahlbauteils 1 nach der Warmumformung gezeigt. Der Grundwerkstoff (Substrat) 3 des Stahlbauteils 1 ist beispielhaft 22MnB5. Unmittelbar auf dem Grundwerkstoff 3 ist eine Diffusionszone 5 ausgebildet, an der nach außen weitere Legierungsschichten folgen, nämlich eine Eisen-Aluminium-Silizium-Zone 7, eine Eisen- Aluminium-Zone 9, eine Eisen-Aluminium-Silizium-Mangan-Zone 11 , eine Eisen-Aluminium- Zone 13 sowie eine Aluminiumoxid-Zone 15, eine Oxidationsschicht 17 und als Deckschicht 19 eine Titanoxidschicht gebildet ist.

Der in der Fig. 1 mit der Bezugsziffer 2 gekennzeichnete laminarer Aufbau entspricht einem Beschichtungssystem, wie es aus dem Stand der Technik bekannt ist. Zusätzlich ist der laminare Aufbau mit der Oxidationsschicht 17 und mit der Deckschicht 19 überdeckt. Diese reduzieren unter anderem die Rauigkeit der Metalloberfläche des Stahlbauteils 1 , wodurch sich der abrasive Werkzeugverschleiß im Umformschritt sowie beim Ofentransfer reduziert.

Nachfolgend wird anhand der Fig. 2 bis 6 das Verfahren zur Herstellung des in der Fig. 1 gezeigten Stahlbauteils 1 beschrieben: So wird in der Fig. 2 der Grundwerkstoff 3 des Stahlbauteils 1 zunächst einer Vorbehandlung I zur Vorbereitung für die Warmumformung unterworfen. Die Vorbehandlung I weist unter anderem die in der Fig. 2 gezeigten

Prozessschritte la, Ib und Ic auf. Im Prozessschritt la erfolgt eine Schmelztauchbeschichtung, in auf dem Stahlbauteil-Grundwerkstoff 3 die Aluminium-Silizium-Schicht 15 appliziert wird. Diese dient während der Wärmebehandlung als eine Zunderschutzschicht. Im nachfolgenden

Prozessschritt Ib erfolgt eine Beizpassivierung, bei der das Stahlbauteil 1 in einem Beizbad mit einer Beizlösung behandelt und anschließend bei Raumtemperatur luftgetrocknet wird. Die Beizlösung kann beispielhaft eine wässrige Lösung einer Säure, einer Base oder PH-Wert - neutral sein, zum Beispiel Phosphorsäure, mittels der sich die reaktionsträge sowie

korrosionsfeste Oxidationsschicht 17 auf der Aluminium-Silizium-Schicht 15 bildet.

Anschließend wird in einem dritten Prozessschritt Ic eine weitere Schmelztauchbeschichtung durchgeführt, bei der als Deckschicht die Titanoxidschicht 19 aufgebracht wird.

In der Fig. 3 ist das Stahlbauteil 1 nach erfolgtem Prozessschritt la gezeigt, das heißt mit der AlSi-Schicht 15. In der Fig. 4 ist das Stahlbauteil 1 nach dem Prozessschritt Ib (das heißt nach der Beizpassivierung) mit der zusätzlichen Oxidationsschicht 17 gezeigt, während in der Fig. 5 das Stahlbauteil 1 nach dem Prozessschritt Ic dargestellt ist, und zwar mit der zusätzlichen Deckschicht 19.

Im Anschluss an die Vorbehandlung I wird das Stahlbauteil 1 in einen Wärmebehandlungsofen transferiert, in dem die Wärmebehandlung II durchgeführt wird. Hierzu wird das Stahlbauteil 1 auf eine Zieltemperatur von zum Beispiel mindestens 945 C aufgeheizt, und zwar exemplarisch für eine vordefinierte Prozessdauer, die im Bereich von zum Beispiel 100 bis maximal 4000 sec. liegen kann. Durch Diffusionsvorgänge im Ofen bildet sich das in der Fig. 6 gezeigte

Beschichtungssystem auf der Oberfläche des Stahlbauteil 1. Das noch im Heißzustand befindliche Stahlbauteil 1 wird dann einer Warmumformung III unterworfen, bei der das

Stahlbauteil 1 sowohl warmumgeformt als abschreckgehärtet wird.

In dem obigen Ausführungsbeispiel ist die Zunderschutzschicht 15 eine Al-Si-Schicht. Anstelle dessen kann die Zunderschutzschicht 15 auch eine Zink- bzw. Zink-Eisen-Beschichtung sein. Diese kann bevorzugt in einem Schmelztauchbeschichtungsprozess auf das Stahlbauteil 1 appliziert werden.

In der Fig. 7 ist ein Stahlbauteil 1 gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel gezeigt, dessen Beschichtungssystem im Wesentlichen identisch mit dem in der Fig. 1 gezeigten Beschichtungssystem ist. Alternativ zur Fig. 1 ist in der Fig. 7 die Deckschicht 19 weggelassen, so dass die Oxidationsschicht 17 nach außen freigelegt ist.

In der Fig. 8 ist ein weiteres Stahlbauteil 1 gezeigt, bei dem die Oxidationsschicht 17 ebenfalls nach außen freigelegt ist. Die Oberfläche des Stahlbauteils 1 ist in der Fig. 8 in einen

Flächenabschnitts 21 ohne Oxidationsschicht 17 und in einem Flächenabschnitt 23 mit

Oxidationsschicht 17 unterteilt. Die beiden Flächenabschnitte 21 , 23 weisen unterschiedliche Oberflächenrauigkeiten auf, die im folgenden Umformschritt III unterschiedliche Haft- Reibkoeffizienten zur Umform-Werkzeugf läche bilden, wodurch während der Warmumformung der Werkstofffluss steuerbar ist. Derart unterschiedliche Flächenabschnitte 21 , 23 sind zum Beispiel über eine Maskierung des Stahlbauteils 1 beim Durchlauf durch die Beizpassivierung (Beizanlage) einstellbar.