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Title:
METHOD FOR MANUFACTURING A DIMENSIONALLY STABLE OBJECT FROM RENEWABLE BIOMASS, AND DIMENSIONALLY STABLE OBJECT
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2022/148883
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for manufacturing a dimensionally stable object (10), said method comprising the following steps: providing renewable biomass (15) (I), the renewable biomass (15) containing at least fibres (16) comprising lignin (17), in particular cellulose fibres comprising lignin (17), hemicelluloses, and cellulose; comminuting the renewable biomass (15) (II); adding water to the renewable biomass (15) (III); pretreating (IV) the renewable biomass (15) by substantially converting the renewable biomass (15) into biomass fibrous materials (18) while retaining a majority of the lignin (17) in the fibres (16), and while extracting and discharging at least a portion of the cellulose and hemicelluloses, the relative proportion of the lignin (17) being increased; providing the biomass fibrous materials (18) (V) in a moulding process (VI) with an object mould to form an object blank; thermally treating (VII) the object blank while relocating, at least in regions, the lignin (17) contained in the fibres (16) of the biomass fibrous materials (18) to the outer surface (23) of the fibres (16); creating an at least partially irreversible bond (VIII) of the object blank by cross-linking the fibres (16) of the biomass fibrous materials (18) to each other by means of the lignin (17). The invention also relates to a corresponding dimensionally stable object (10).

Inventors:
GEHR VOLKER (DE)
Application Number:
PCT/EP2022/050452
Publication Date:
July 14, 2022
Filing Date:
January 11, 2022
Export Citation:
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Assignee:
GEHR VOLKER (DE)
International Classes:
D21B1/02; A47G19/00; B27N1/00; B27N3/00; B27N3/02; B27N3/04; B27N3/18; B27N5/00; B27N5/02; B65D1/02; D21J3/00
Foreign References:
EP0373726A21990-06-20
GB997798A1965-07-07
US20110268652A12011-11-03
Attorney, Agent or Firm:
STORK BAMBERGER PATENTANWÄLTE PARTMBB (DE)
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Claims:
Ansprüche

Verfahren zur Herstellung eines formstabilen Gegenstandes (10), vorzugsweise eines Behälters, umfassend die folgenden Schritte:

- Bereitstellen von nachwachsender Biomasse (15), (I), wobei die nachwach sende Biomasse (15) zumindest Fasern (16) mit Lignin (17), insbesondere Cellulosefasern mit Lignin (17), Hemicellulosen und Cellulose enthalten, und wobei die nachwachsende Biomasse aus der Gruppe der lignocellulosehaltigen Einjahrespflanzen ausgewählt ist, umfassend zumindest ligninhaltige Mittellamellen, Zellzwickel, Primär- und Sekundärwände,

- Zerkleinern der nachwachsenden Biomasse (15), (II),

- Versetzen der nachwachsenden Biomasse (15) mit Wasser (III),

- Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse (15) durch im Wesent lichen Überführung der nachwachsenden Biomasse (15) in Biomassefaserstoffe (18) unter Beibehaltung eines Großteils des Lignins (17) in den Fasern (16), und unter Herauslösen und Austragen zumindest eines Teils der Cellulose sowie der Hemicellulosen, wobei der relative Anteil des Lignins (17) erhöht wird,

- Bereitstellen der Biomassefaserstoffe (18), (V) in einem Formgebungsprozess (VI) mit einem Gegenstandswerkzeug unter Ausbildung eines Gegenstandform lings,

- thermische Behandlung (VII) des Gegenstandformlings unter Umsetzen zumindest bereichsweise des in den Fasern (16) der Biomassefaserstoffe (18) enthaltenen Lignins (17) an die Außenfläche (23) der Fasern (16),

- Erzeugen einer zumindest teilweise irreversiblen Verbindung (VIII) des Gegen standformlings durch Vernetzung der Fasern (16) der Biomassefaserstoffe (18) untereinander mittels des Lignins (17).

Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass bei der Vorbehandlung (IV) die Cellulose sowie die Hemicellulosen zumindest teilweise aus dem Verfahren ausgetragen werden, indem die Cellulose sowie die Hemicellulosen zumindest teilweise aus der nachwachsenden Biomasse (15) herausgelöst werden, und dass das Lignin (17) möglichst vollständig beim Überführen der nachwachsenden Biomasse (15) in Biomassefaserstoffe erhalten bleibt. 3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Vorbehandlung (IV) ausgehend von der nachwachsenden Biomasse 50 % bis 100 %, vorzugsweise 60% bis 90 %, des Lignins, 10 % bis 90 %, vorzugsweise 30 % bis 70 %, der Cellulose sowie 10 % bis 70 %, vorzugsweise 30 % bis 50

%, der Hemicellulosen in den Biomassefaserstoffen (18) verbleibt.

4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse

(15) in Biomassefaserstoffe (18) mittels einer mechanischen Aufbereitung (IVa) erfolgt, wobei die mechanische Aufbereitung (IVa) eine Mahlung der nachwachsenden Biomasse (15) umfasst.

5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die mechanische Aufbereitung (IVa) mittels eines Refiners mit Mahlplatten ausgeführt wird, wobei ein Plattenabstand der Mahlplatten des Refiners im Bereich von 0,05 mm bis 5 mm ausgewählt wird, vorzugsweise im Bereich von 0,1 mm bis 0,5 mm, und wobei eine Stoffdichte der nachwachsenden Biomasse (15) im Bereich von 0,5

% bis 10 % ausgewählt wird, vorzugsweise im Bereich von 1 % bis 5 %.

6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse

(15) in Biomassefaserstoffe (18) mittels eines einen Dampf bereitstellenden Hochtemperaturdampfaufschlussprozesses (IVb) erfolgt, wobei die Temperatur des eingesetzten Dampfes im Bereich von 150 °C bis 280 °C liegt, vorzugsweise im Bereich von 175 °C bis 250 °C, und wobei die Aufschlussdauer mittels des Dampfes im Bereich von 10 s bis 900 s liegt, vorzugsweise im Bereich von 20 s bis 300 s.

7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Vorbehandlung (IV) die zerkleinerten lignocellulosehaltigen Einjahrespflanzen derart aufgebrochen werden, dass deren ligninhaltige Mittellamellen, die Zellzwickel und die Primär- sowie Sekundärwände zumindest teilweise aufgebrochen werden, wobei das Lignin (17) möglichst vollständig beim Überführen der nachwachsenden Biomasse (15) in Biomassefaserstoffe erhalten bleibt und zur anschließenden Vernetzung bei der thermischen Behandlung (VII) freigelegt wird.

Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das freigelegte Lignin (17) zumindest im Wesentlichen vollständig zur Erzeugung einer irreversiblen Verbindung (VIII) des Gegenstandsformlings ausgebildet und eingerichtet ist, wobei die Zugänglichkeit des Lignins (17) erhöht wird.

Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse (15) in Biomassefaserstoffe (18) mittels eines einen Dampf bereitstellenden Niedrigtemperaturdampfaufschluss prozesses (IVc) erfolgt, wobei die Temperatur des eingesetzten Dampfes im Bereich von 100 °C bis 200 °C liegt, vorzugsweise im Bereich von 120 °C bis 175 °C, und wobei die Aufschlussdauer mittels des Dampfes im Bereich von 50 s bis 1.500 s liegt, vorzugsweise im Bereich von 100 s bis 900 s.

Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse (15) in Biomassefaserstoffe (18) mittels eines Hochausbeute-Aufschlussverfahrens (IVd) erfolgt, bevorzugt durch ein Carbonataufschlussverfahren, wobei die Temperatur bei dem Hochausbeute- Aufschlussverfahren (IVd) im Bereich von 100 °C bis 215 °C liegt, vorzugsweise im Bereich von 135 °C bis 175 °C, und wobei die Aufschlussdauer im Bereich von 15 min bis 150 min liegt, vorzugsweise im Bereich von 20 min bis 60 min, und wobei ein Aufschlussmittel mit einer Konzentration im Bereich von 5 % bis 35 % eingesetzt wird, vorzugsweise im Bereich von 10 % bis 25 %, vorzugs weise wird als Aufschlussmittel Na2CC>3 in Lösung eingesetzt.

Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorbehandlung (IV) nachgelagert eine Mahlung (IVa') durchgeführt wird, wobei die Mahlung (IVa') mittels eines Refiners mit Mahl platten ausgeführt wird, wobei ein Plattenabstand der Mahlplatten des Refiners im Bereich von 0,05 mm bis 5 mm ausgewählt wird, vorzugsweise im Bereich von 0,1 mm bis 0,5 mm, und wobei eine Stoffdichte der nachwachsenden Biomasse (15) im Bereich von 0,5 % bis 10 % ausgewählt wird, vorzugsweise im Bereich von 1 % bis 5 %.

Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11 , dadurch gekenn zeichnet, dass der Formgebungsprozess (IVa) mit dem Gegenstandswerkzeug durchgeführt wird, das als ein Formwerkzeug und als ein zu dem Formwerk zeug korrespondierendes Presswerkzeug ausgebildet und eingerichtet ist, wobei die Biomassefaserstoffe (18) in dem Formwerkzeug zu dem Gegen standsformling geformt werden und mit dem Presswerkzeug unter Ausbildung eines Presswerkzeugpressdrucks gepresst werden, wobei der Presswerkzeug pressdruck im Bereich von 0,5 bar bis 22 bar liegt, vorzugsweise im Bereich von 1 bar bis 8 bar.

Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekenn zeichnet, dass der Formgebungsprozess (VI) ausgewählt ist aus einem oder mehreren der nachfolgenden Verfahren: Spritzgussverfahren, Extrusions verfahren, Pressverfahren oder Tiefzieh- und Blasformverfahren.

Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekenn zeichnet, dass mittels der Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse (15) in Biomassefaserstoffe (18) in Verbindung mit dem Formgebungsprozess (VI) und/oder der thermischen Behandlung (VII) derart die Eigenschaften des formstabilen Gegenstandes (10) einstellbar sind, dass die Härte, die Form stabilität und/oder die Wasserfestigkeit, in Abhängigkeit von der Temperatur, dem Pressdruck, der Stoffdichte und/oder dem Mahlgrad, variierbar sind.

Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekenn zeichnet, dass die thermische Behandlung (VII) des Gegenstandformlings unter Ausbildung eines Trocknungspressdrucks auf den Gegenstandformling erfolgt, wobei der Trocknungspressdruck im Bereich von 0,3 bar bis 10 bar liegt, vor zugsweise im Bereich von 0,5 bar bis 5 bar.

16. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekenn zeichnet, dass die thermische Behandlung (VII) des Gegenstandformlings ohne Ausbildung eines Trocknungspressdrucks auf den Gegenstandformling erfolgt.

17. Verfahren nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekennzeichnet, dass die ther mische Behandlung (VII) bei einer Temperatur im Bereich von 70 °C bis 250 °C erfolgt, vorzugsweise im Bereich von 130 °C bis 200 °C.

18. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekenn zeichnet, dass der Anteil des Lignins (17) in den Fasern (16) der nachwachsen den Biomasse (15) im Bereich 5 % bis 45 % liegt, vorzugsweise im Bereich von 15 % bis 25 %.

19. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse (15), dem Bereitstellen der Biomassefaserstoffe (18), (V) in dem Formgebungsprozess (VI) und bei der thermischen Behandlung (VII) der

Biomassefaserstoffe (18) keine zusätzlichen organischen und/oder anorganischen Klebstoffe hinzugefügt werden. 20. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse (15), dem Bereitstellen der Biomassefaserstoffe (18), (V) in dem Formgebungsprozess (VI) und bei der thermischen Behandlung (VII) der Biomassefaserstoffe (18) keine Additive hinzugefügt werden. 21. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 20, dadurch gekenn zeichnet, dass die Rohstoffe der nachwachsenden Biomasse (15) ausgewählt sind aus mindestens einem oder einer Kombination der langfaserigen lignocellulosehaltigen Pflanzen, insbesondere aus Gräsern, Getreide, Stroh, Bast-, Blätter-, Samen- und Samenhülsenfasern und/oder Holz, besonders bevorzugt aus Miscanthus, Hanf, Stroh, Haferspelze, Flachs, Sisal und/oder Bambus. 22. Formstabiler Gegenstand (10), vorzugsweise ein Behälter, hergestellt durch ein

Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 21.

Description:
Verfahren zur Herstellung eines formstabilen Gegenstandes aus nachwachsender Biomasse und formstabiler Gegenstand

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines formstabilen Gegenstandes, vorzugsweise eines Behälters, aus nachwachsender Biomasse.

Des Weiteren betrifft die Erfindung einen formstabilen Gegenstand aus nachwachsen der Biomasse.

Verfahren zur Herstellung formstabiler Gegenstände, insbesondere Behälter, sowie formstabile Gegenstände aus nachwachsenden Rohstoffen sind seit vielen Jahren aus dem Stand der Technik bekannt und werden vor allem im Bereich der Einwegver packungen oder Einweggenstände eingesetzt. Derartige Einwegverpackungen oder Einweggenstände werden in der Regel zum Aufbewahren, Transportieren oder Ver packen von Lebensmitteln und sonstigen Konsumgütern eingesetzt. Weiter finden sich Verfahren zur Herstellung formstabiler Gegenstände oder formstabile Gegenstände aus nachwachsenden Rohstoffen mit einem Verwendungszweck außerhalb des Verpackungsbereichs, insbesondere in der Lebens- oder Konsumgüterindustrie. Die formstabilen Gegenstände können dabei grundsätzlich eine Vielzahl an Gegenständen ersetzen, die derzeit aus Kunststoffen oder anderen dauerhaften Materialien hergestellt werden. Derartige formstabile Gegenstände werden sowohl vom Endkunden als auch von den herstellenden Unternehmen nachgefragt, um einerseits Gegenstände auf nachhaltiger Basis zu verwenden oder um Produkte in Gegenständen auf nachhaltiger Basis bereitzustellen.

Bei den Verpackungsmaterialien im Bereich der Lebensmittelindustrie besteht der überwiegende Anteil der eingesetzten Verpackungs- und Transportmaterialien auf Basis von Kunststoffen, wobei davon der größte Anteil auf Einwegverpackungen entfällt. In den vergangenen Jahren sind vermehrt Bestrebungen aufgekommen, den Anteil an recycelten oder biologisch abbaubaren Kunststoffen sukzessive zu erhöhen, obwohl weiterhin der Anteil an Kunstoffen aus fossilen Rohstoffen deutlich dominiert. Um den Anteil an fossilen Rohstoffen zu reduzieren, wird branchenübergreifend versucht, einen höheren Anteil an holz- bzw. papierbasierten Rohstoffen als Ausgangs produkte für die herzustellenden Produkte sowie für die Verpackungs- oder Transport- gegenstände einzusetzen. Neben den überwiegend positiven Umweltfaktoren der auf Basis nachwachsender Biomasse hergestellten Gegenstände, was beispielsweise auf eine Reduzierung der entstehenden Treibhausgase und der Restmüllvermeidung zurückzuführen ist, weisen die bekannten formstabilen Gegenstände auf Basis nachwachsender Biomasse (respektive holz- oder papierbasierte Verpackungs- oder Transportgegenstände) auch einige fundamentale Nachteile gegenüber den bekannten Produkten aus Kunststoff, Metallen, Glas etc. auf.

Die bekannten formstabilen Gegenstände auf Basis nachwachsender Biomasse (respektive holz- oder papierbasierte Verpackungs- oder Transportgegenstände) sind regelmäßig deutlich in der Dauerhaftigkeit gegenüber den „herkömmlichen“ Produkten unterlegen; insbesondere weisen die bekannten formstabilen Gegenstände auf Basis nachwachsender Biomasse (respektive holz- oder papierbasierte Verpackungs- oder Transportgegenstände) unter anderem aufgrund hygroskopischer Materialeigenschaft en der eingesetzten Rohstoffe ein nachteiliges Verhalten im Zusammenhang mit Feuchtigkeit auf.

Als Ausgangsstoffe dienen für die bekannten Produkte auf Basis der nachwachsenden Rohstoffe in der Regel Faserstoffe, die aus Holz gewonnen werden. Derartige Faser zellen weisen unterschiedliche Schichten auf und bestehen hauptsächlich aus Cellul ose, Hemicellulosen und Lignin. In den jeweiligen Schichten liegen unterschiedliche Mengenanteile der bekannten chemischen Bestandteile Cellulose, Hemicellulosen und Lignin vor. Die größten Anteile weisen Cellulose (ca. 50 Prozent) und die Hemicellu losen (ca. 30 Prozent) auf. Das Lignin durchzieht alle Schichten und weist in der Nähe des Lumens eine sehr geringe Konzentration auf, während der Großteil des Lignins in der Mittellamelle angesiedelt ist und schwer zugänglich ist. Allgemein stellt die Holz faser eine pflanzliche Zelle dar, die vergleichbar auch bei den lignocellulosehaltigen Einjahrespflanzen analog aufgebaut ist. Sie besteht aus mehreren Primär- und Sekun därwänden, welche den inneren Hohlraum, das Lumen, umschließen. Den äußeren Ring nennt man Mittellamelle und dieser dient in erster Linie zur Anbindung an die angrenzenden weiteren Zellen und besteht überwiegend aus dem wasserunlöslichen Lignin. Eine Trennung der einzelnen Faserbestandteile ist naturgemäß mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Bei den bekannten bestehenden Verfahren aus der Papierindustrie lag der Fokus in der Regel auf dem Herauslösen der Ligninbestand teile. Dadurch sollte eine Faser-Faser-Bindung auf Basis sogenannter Wasserstoff brückenbindungen erreicht werden. Diese Bindungsart ist jedoch sehr stark wasser- empfindlich, zudem werden bestimmte Festigkeitseigenschaften, wie die Biege- und Druckfestigkeit, stark negativ beeinflusst.

Die bekannten formstabilen Gegenstände auf Basis nachwachsender Biomasse (respektive holz- oder papierbasierte Verpackungs- oder Transportgegenstände) eignen sich in der Regel nicht für einen dauerhaften Einsatz im feuchten Milieu, wodurch eine Vielzahl an Verwendungszwecken wegfällt. Um diesen naturgegebenen Nachteil bei der Verwendung nachwachsender Biomasse auszugleichen, werden regelmäßig in einem oder mehreren der Verfahrensschritte zur Herstellung derartiger formstabiler Gegenstände Stoffe hinzugefügt, was eine Optimierung der Oberfläche oder der physikalischen Eigenschaften des formstabilen Gegenstandes bewirken soll. Der Einsatz von Zusatzstoffen im Verarbeitungsprozess hat allerdings regelmäßig zur Folge, dass einerseits die Verarbeitbarkeit erschwert wird, indem beispielsweise weitere Verfahrensschritte vorgenommen werden müssen oder dass andererseits die anschließende Recycling- oder Kompostierfähigkeit der entsprechend hergestellten formstabilen Gegenstände nicht mehr gegeben ist. Die Mischung von nachwachsen den mit nichtnachwachsenden Rohstoffen führt häufig zu dem weiteren Nachteil, dass Mischstoffe oder Verbundwerkstoffe (Kompositmaterialien, Verbundmaterialien) entstehen, die sich aus ökonomischen oder verfahrenstechnischen Gesichtspunkten nicht mehr trennen lassen können und daher im weiteren Verlauf nicht einmal mehr der Kreislaufwirtschaft zur Verfügung stehen. Derartige Produkte können daher regelmäßig im letzten Schritt nur noch der thermischen Verwertung zugeführt werden, wodurch wiederum ursprünglich zu vermeidende Treibhausgase entstehen.

Weitere Nachteile der formstabilen Gegenstände auf Basis nachwachsender Biomasse (respektive holz- oder papierbasierte Verpackungs- oder Transportgegenstände) liegen neben der verschlechterten hygroskopischen Eigenschaft in den schlechteren mechanischen Materialeigenschaften gegenüber den „herkömmlichen“ Produkten für vergleichbare Verwendungszwecke. Zu den verschlechterten Materialeigenschaften zählen unter anderem die verminderte Festigkeitseigenschaft, Elastizität, Härte oder Sprödigkeit. Viele der bekannten formstabilen Gegenstände aus nachwachsender Biomasse werden darüber hinaus mit ungeeigneten oder abgekürzten Verfahrens schritten erzeugt, z. B. wird zur Erreichung eines „natürlichen“ Produkts auf essentielle Hilfsstoffe oder Additive verzichtet, wodurch einerseits die obigen verschlechterten Materialeigenschaften entstehen und andererseits Endprodukte mit minderwertiger Ästhetik (Oberfläche, Sauberkeit, Verfärbungen) erzeugt werden. Sofern bei den bekannten Verfahren zur Herstellung von formstabilen Gegenständen aus nach wachsender Biomasse auf zusätzliche Klebstoffe, Bindemittel oder andere Zuschlag stoffe verzichtet wird, sind die entstehenden Produkte nur für einen sehr begrenzten Verwendungszweck geeignet und nicht mit den „herkömmlichen“ Produkten, z. B. auf Basis von Kunststoffen, aufgrund der begrenzten Materialeigenschaften konkurrenz fähig.

Bei den bekannten formstabilen Gegenständen auf Basis nachwachsender Biomasse (respektive holz- oder papierbasierte Verpackungs- oder Transportgegenstände) gibt es neben den technischen Eigenschaften der Produkte zudem Interessens- bzw. Real- Konflikte bei den einzusetzenden Rohstoffen. In der Umweltökonomie spricht man da her auch von Nutzenkonkurrenz. Ein bekanntes Beispiel ist die Teller-Tank-Diskussion bei der Erzeugung von Biokraftstoffen, die sich ebenfalls auf die zu verwendenden Rohstoffe für formstabile Gegenstände übertragen lässt. Das Grundproblem besteht darin, dass häufig Rohstoffe als Ersatzprodukte von fossilen Produkten verwendet werden, die anderenorts der Lebensmittelindustrie (z. B. Weizen-, Mais- oder Kartoffelstärke) entzogen werden, wodurch nicht nur die Preise steigen und Mono kulturen beim Anbau befördert werden, sondern auch die Verfügbarkeit der entspre chenden Rohstoffe bzw. der Lebensmittel reduziert werden. Um diesem Problem entgegenzutreten, sind bereits Verpackungen bekannt, die aus Pflanzenabfällen hergestellt werden, für die keine primäre Nutzung mehr vorgesehen ist.

Es sind beispielsweise Verpackungen aus Pflanzenabfällen aus der Landwirtschaft bekannt, die zunächst maschinell zerkleinert werden. Der durch Wasserzusatz ent stehende Faserbrei wird in Formen gebracht und anschließend unter dem Einsatz eines Pressdrucks entwässert. Dabei entstehen einfache Verpackungen, z. B. Eier pappen, die in der Regel keine guten Eigenschaften gegenüber externen Einflüssen wie Temperatur, Feuchtigkeit, Druck-, Biege- oder Zugbelastung, Sonneneinstrahlung etc. aufweisen. Eine erhöhte Dauerhaftigkeit der durch dieses Verfahren erzeugten Verpackungen kann durch Zugabe von Additiven wie beispielsweise Harzen, Kleber, Leime etc. erreicht werden, wodurch - wie bereits oben erwähnt - die Kompostier- barkeit, Recyclingfähigkeit sowie weitere Nutzung der Rohstoffe ausgeschlossen ist.

Die aus dem Stand der Technik bekannten formstabilen Gegenstände sind daher entweder nicht ausreichend haltbar bzw. weisen nur unzureichende physikalische Eigenschaften auf, wenn die Produkteigenschaften auf die in den natürlichen Ausgangsstoffen enthaltenen Kohlenhydrate-Bausteine (Cellulose, Stärke etc.) basieren; oder sind nicht mehr als natürliche / kompostierbare formstabile Gegen stände anzusehen, wenn zusätzliche Bindemittel und Additive den Herstellungs verfahren hinzugefügt werden.

Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines formstabilen Gegenstandes, vorzugsweise eines Behälters, bereitzustellen, bei dem der formstabile Gegenstand einerseits gute und gewünschte Materialeigenschaften aufweist, insbesondere verbesserte Festigkeits- und Wasserresistenzeigenschaften gegenüber den bekannten Produkten aus nachwachsender Biomasse, und das andererseits bedarfsgerecht, kostengünstig und zuverlässig ausführbar ist.

Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren, umfassend die folgenden Schritte, gelöst: Bereitstellen von nachwachsender Biomasse, wobei die nachwach-sende Biomasse zumindest Fasern mit Lignin, insbesondere Cellulosefasern mit Lignin, Hemicellulosen und Cellulose enthalten, und wobei die nachwachsende Biomasse aus der Gruppe der lignocellulosehaltigen Einjahrespflanzen ausgewählt ist, umfassend zumindest lignin haltige Mittellamellen, Zellzwickel, Primär- und Sekundärwände, Zerkleinern der nach wachsenden Biomasse, Versetzen der nachwachsenden Biomasse mit Wasser, Vorbe handlung der nachwachsenden Biomasse durch im Wesentlichen Überführung der nachwachsenden Biomasse in Biomassefaserstoffe unter Beibehaltung eines Großteils des Lignins in den Fasern, und unter Herauslösen und Austragen zumindest eines Teils der Cellulose sowie der Hemicellulosen, wobei der relative Anteil des Lignins erhöht wird, Bereitstellen der Biomassefaserstoffe in einem Formgebungsprozess mit einem Gegenstandswerkzeug unter Ausbildung eines Gegenstandformlings, thermi sche Behandlung des Gegenstandformlings unter Umsetzen zumindest bereichsweise des in den Fasern der Biomassefaserstoffe enthaltenen Lignins an die Außenfläche der Fasern, Erzeugen einer zumindest teilweise irreversiblen Verbindung des Gegenstand formlings durch Vernetzung der Fasern der Biomassefaserstoffe untereinander mittels des Lignins.

Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist überraschenderweise festgestellt worden, dass das Lignin bei dem Herstellungsverfahren eines formstabilen Gegenstandes positive Eigenschaften besitzt, indem die phenolischen Makromoleküle des Lignins mit ihren funktionalen Seitengruppen als Bindemittel für die zu erzeugenden formstabilen Gegenstände fungieren. Das Lignin muss dazu nicht vollständig aus den Biomasse- faserstoffen herausgelöst werden, sondern kann und soll in der Faserstruktur erhalten bleiben. Ein überraschender positiver Effekt ist darüber hinaus gegeben, wenn Teile der Cellulose sowie der Hemicellulosen aus dem Faserverbund der nachwachsenden Biomasse herausgelöst und ausgetragen werden. Auf diese Weise wird ein höherer Gesamtanteil von Lignin in der bereitgestellten Biomassefaserstoffe angereichert, um die überraschenden Eigenschaften des Lignins und seiner Vernetzung in Verbindung mit den verbleibenden Faserbestandteilen anzuwenden und auszuführen. Das Lignin, als 3-dimensionales Makromolekül, wird während des Verarbeitungsprozesses an die Außenflächen der Fasern der Biomassefaserstoffe überführt und angereichert, um anschließend bei der Erzeugung über seinen Glas-Transition-Point (Fließpunkt) zu der irreversiblen Vernetzung der in dem Gegenstandsformling enthaltenen Fasern beizutragen. In der Folge weisen die daraus resultierenden formstabilen Gegenstände positive Materialeigenschaften, wie beispielsweise hohe Festigkeitswerte, positive Wasserwiderstandseigenschaften, homogene Materialeigenschaften etc., auf. Auf diese Weise werden bei den durch das erfindungsgemäße Verfahren erzeugten formstabilen Gegenständen umfangreiche Vorteile in Bezug auf die Materialeigenschaften, gegenüber den Produkten aus dem Stand der Technik, erzeugt. Durch den natürlichen Ursprung des Lignins ist darüber hinaus eine Kompostierbarkeit der formstabilen Gegenstände sowie eine sekundäre Nutzung als Rohstoff für weitere Produktgruppen, beispielsweise im Bereich der Holzwerkstoffindustrie, gegeben. Die Verfahrensschritte können vorzugsweise jeweils in Abhängigkeit von der zu verwendende nachwachsende Biomasse ausgewählt sein. Dabei ist es weiter bevorzugt je nach Ausgangsmaterial möglich, dass einzelne Verfahrensschritte ausgelassen bzw. zusammengelegt werden. Es ist insbesondere zum Erzeugen eines formstabilen Gegenstandes wichtig, dass bei der Vorbehandlung eine teilweise „Freilegung“ bzw. eine teilweise Verfügbarkeit des Lignins gegeben ist, wodurch eine anschließende Aktivierung mit der Vernetzung der Faserbestandteile ausführbar ist. Das erfindungsgemäße Verfahren wird bevorzugt kontinuierlich oder diskontinuierlich durchgeführt, wobei besonders bevorzugt einzelne Teilschritte, wie beispielsweise die Vorbehandlung oder die Zerkleinerung kontinuierlich durchgeführt werden und der Formgebungsprozess oder die thermische Behandlung kontinuierlich oder diskontinuierlich durchgeführt werden.

Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung der formstabilen Gegenstände erfordert einen geringen Komplexitätsgrad bei den verfahrenstechnischen Schritten, so dass ein kostengünstiger Betrieb möglich ist, was wiederum zu kostengünstigen Endprodukten führt. Vorzugsweise wird für das erfindungsgemäße Verfahren nur ein Eintrag an Wasser, Wärme sowie elektrische Energie für Antriebsmotoren benötigt, wodurch hohe Kosten von Prozesschemikalien oder weiteren Zusatzstoffen, wie Füll oder Klebstoffe, vermieden werden.

Bei der Vorbehandlung der nachwachsenden Biomasse durch eine im Wesentlichen Überführung der nachwachsenden Biomasse in Biomassefaserstoffe unter Beibe haltung zumindest eines Großteils des Lignins in den Fasern, verbleibt vorzugsweise mindestens 50 % des in den eingesetzten Fasern enthaltenen Lignins aus der nach wachsenden Biomasse in dem Biomassefaserstoff.

Unter „formstabilen Gegenstand“ im Sinne der Erfindung sind grundsätzlich sämtliche Gegenstände zu verstehen, die mittels bereitgestellter Biomassefaserstoffe herstellbar sind. Dazu zählen insbesondere Behälter, wobei die Behälter für eine Vielzahl an Funk tionen einsetzbar sind. Derartige formstabile Gegenstände bzw. Behälter sind auch allgemein unter den Begriffen Verpackungsmaterialien, Einweg- und Mehrwegver packungen, (Einweg-)Geschirr, (Einweg-)Schalen, (Einweg-)Teller, (Einweg-)Becher, „To-Go“-Verpackungen oder dergleichen bekannt. Die formstabilen Gegenstände umfassen dabei explizit hohlraumbildende Gegenstände als auch Gegenstände mit Vollmaterialien. Relativ dünnwandige formstabilen Gegenstände sind mit dem erfindungsgemäßen Verfahren bevorzugt herzustellen, bevorzugt Dicken im Bereich von 0,5 mm bis 10 mm, wobei ebenfalls dickere und dünnere Gegenstände mit dem erfindungsgemäßen Verfahren herstellbar sind.

„Nachwachsende Biomasse“ ist im Sinne der Erfindung sämtliche Biomasse, die aus nachwachsenden Ressourcen stammt. Unter nachwachsender Biomasse fällt insbe sondere auch der Zusatz von nicht-nachwachsender Biomasse, wie beispielsweise Altpapier oder recycelte Fasern, wobei diese maximal bis zu 25 Gewichtsprozenten enthalten sind. Die nachwachsende Biomasse besteht vorzugsweise aus Agrarrest stoffen, die in der Regel nicht primär genutzt werden.

„Zerkleinern“ der nachwachsenden Biomasse bedeutet im Sinne der Erfindung, dass der eingesetzte Rohstoff derart zerkleinert wird, damit dieser den nachfolgenden Pro zessen zuführbar ist. Dabei kann sich die Größe des „Zerkleinerns“ abhängig von den nachgelagerten Verfahrensschritten unterscheiden. „Zerkleinern“ wird beispielsweise auch unter den Begriffen schneiden, zerbrechen, hacken, raspeln, schaben, (ab-)tren- nen, kürzen oder separieren synonym verwendet. Das Zerkleinern führt regelmäßig zu Segmenten mit einer Länge von 0,5 cm bis 15 cm, wobei explizit auch längere und kürzere zerkleinerte Segmente nachwachsender Biomasse von der Begrifflichkeit umfasst sind.

Das Versetzen der nachwachsenden Biomasse mit Wasser kann alternativ auch mit wasserähnlichen Lösungsmitteln erfolgen oder mit Flüssigkeiten, die überwiegend Wasser enthalten, aber neben Wasser noch weitere (natürliche) Bestandteile auf weisen.

„Herauslösen und Austragen zumindest eines Teils der Cellulose sowie der Hemi- cellulosen“ bedeutet im Sinne der Erfindung, dass der Anteil Cellulose sowie der Hemicellulosen im Rahmen der Vorbehandlung verringert wird, zumindest stärker verringert wird als der Anteil des Lignins. Das Herauslösen und Austragen kann einerseits gesteuert und aktiv erfolgen oder andererseits im Rahmen des Vorbe handlungsprozesses als nebengeordneter Effekt auftreten. Es ist jedoch im Sinne der Erfindung zweckdienlich, dass zumindest ein Teil der Cellulose und der Hemicellulosen erhalten bleiben, vorzugsweise ca. 20 % bis 70 %.

Unter „Erzeugen einer zumindest teilweise irreversiblen Verbindung durch Vernetzung“ im Sinne der Erfindung ist zu verstehen, dass nicht der gesamte formstabile Gegen stand eine irreversible Verbindung durch Vernetzung aufweisen muss, aber zumindest derart mittels des Lignins vernetzt ist, dass bereichsweise eine irreversible Verbindung entsteht, wodurch die entsprechenden positiven Materialeigenschaften bei dem formstabilen Gegenstand erzeugt werden.

Eine zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass bei der Vorbehandlung die Hemicellulosen und die Cellulose zumindest teilweise aus dem Verfahren ausgetragen werden, indem die Cellulose sowie die Hemicellulosen zumin dest teilweise aus der nachwachsenden Biomasse herausgelöst werden, und dass das Lignin möglichst vollständig beim Überführen der nachwachsenden Biomasse in Biomassefaserstoffe erhalten bleibt. „Zumindest teilweise aus der nachwachsenden Biomasse herausgelöst“ bedeutet im Sinne der Erfindung, dass mindestens 10 % der Cellulose und/oder der Hemicellulosen aus der nachwachsenden Biomasse im Rah men der Vorbehandlung ausgetragen werden. Der relative Anteil der ausgetragenen Cellulose sowie der Hemicellulosen ist höher als der potentielle ausgetragene Anteil des Lignins. Unter „Herauslösen“ ist sowohl die beabsichtigte als auch die unbeab sichtigte Verringerung des Anteils der Faserbestandteile zu verstehen, die im Rahmen der Vorbehandlung auftreten bzw. auftreten können. Eine Reduktion des Anteils der Cellulose sowie der Hemicellulosen erhöht den relativen Anteil des Lignins in dem Zwischenprodukt, dem Biomassefaserstoff, wodurch die überraschenden positiven Eigenschaften des Lignins im Zuge der Herstellung der formstabilen Gegenstände auftreten.

Eine weitere zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass bei der Vorbehandlung ausgehend von der nachwachsenden Biomasse 50 % bis 100 %, vorzugsweise 60% bis 90 %, des Lignins, 10 % bis 90 %, vorzugsweise 30 % bis 70 %, der Cellulose sowie 10 % bis 70 %, vorzugsweise 30 % bis 50 %, der Hemicellulosen in den Biomassefaserstoffen verbleiben. Bei einer Verringerung der entsprechenden Cellulose sowie der Hemicellulosen entstehen in Abhängigkeit von der Verringerung unterschiedlich hohe relative Anteile des Lignins im Biomassefaserstoff.

In der Regel weist der formstabile Gegenstand bei höheren relativen Ligninanteilen verbesserte Widerstandsfähigkeiten gegenüber externen Einflüssen wie Feuchtigkeit, Biege- und Druckbelastung etc. auf, wobei jedoch insbesondere die Vernetzung bei höheren Ligninanteilen verstärkt ausgebildet ist.

Eine bevorzugte Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet, dass die Vorbehand lung der nachwachsenden Biomasse in Biomassefaserstoffe mittels einer mechani schen Aufbereitung erfolgt, wobei die mechanische Aufbereitung eine Mahlung der nachwachsenden Biomasse umfasst. Die mechanische Aufbereitung weist den Vorteil auf, dass einerseits aus der Papierindustrie schon eine Vielzahl an Prozessen und Vorrichtungen bekannt sind, die für eine mechanische Aufbereitung zugrunde gelegt werden können und andererseits bietet die mechanische Aufbereitung die Möglichkeit einer bedarfsgerechten Veränderung der Faserstruktur der in der nachwachsenden Biomasse enthaltenen Fasern. Als mechanische Aufbereitungsmittel sind unterschied liche Vorrichtungen denkbar, wobei vorzugsweise das Mahlen der Fasern mittels Refiner vorgenommen wird. Auf diese Weise kann eine bekannte Technologie der mechanischen Aufbereitung verwendet werden, um eine Veränderung der Fasern nach den entsprechenden Kriterien des erfindungsgemäßen Verfahrens vorzunehmen.

Dabei ist lediglich die mechanische Aufbereitung zwar grundsätzlich aus der papier verarbeitenden Industrie bekannt, jedoch wird dort ein unterschiedliches Ziel mit der mechanischen Aufbereitung verfolgt, da bei dortigen Prozessen eine Fibrillierung der Cellulose für eine Wasserstoffbrückenbildung erfolgen soll. Das Freilegen oder eine Anreicherung des Lignins in den Außenbereichen der Zellen und Fasern ist dabei unerwünscht. Die genannten Wasserstoffbrücken sind jedoch sehr wasserempfindlich und bilden auch keine hohen mechanischen Festigkeitseigenschaften aus, wie es bei den durch das erfindungsgemäße Verfahren bereitgestellten formstabilen Gegen ständen gegeben ist.

Eine vorteilhafte Weiterbildung zeichnet sich dadurch aus, dass die mechanische Aufbereitung mittels eines Refiners mit Mahlplatten ausgeführt wird, wobei ein Platten abstand der Mahlplatten des Refiners im Bereich von 0,05 mm bis 5 mm ausgewählt wird, vorzugsweise im Bereich von 0,1 mm bis 0,5 mm, und wobei eine Stoffdichte der nachwachsenden Biomasse im Bereich von 0,5 % bis 10 % ausgewählt wird, vorzugs weise im Bereich von 1 % bis 5 %. Auf diese Weise ist eine zuverlässige Möglichkeit bereitgestellt, um eine Vorbehandlung der nachwachsenden Biomasse zu Biomasse faserstoffen bereitzustellen. Neben dem Plattenabstand der Mahlplatten des Refiners, der je nach zu mahlendem nachwachsendem Rohstoff und/oder je nach gewünschtem Mahlgrad bedarfsgerecht einstellbar ist, kann vorzugsweise auch die Auswahl der Mahlplatten einen Einfluss auf die Biomassefaserstoffe haben. Die Mahlplatten können dabei vorzugsweise unterschiedliche Geometrien aufweisen, die veränderbar sind. Zur Erzeugung einer intensiveren Mahlung werden vorzugsweise geringere Plattenabstän de ausgewählt und zur Durchführung einer „schonenderen“ Mahlung können weiter bevorzugt größere Plattenabstände ausgewählt werden. Besonders bevorzugt kann der Vorgang der Vorbehandlung mittels mechanischer Aufbereitung durch die Refiner wiederholt werden, wobei die erzeugte gemahlene Biomasse anschließend bei unter schiedlichen oder gleichen Plattenabstände erneut der mechanischen Aufbereitung zugeführt wird. Insgesamt wird die nachwachsende Biomasse bevorzugt durch die Refiner-Behandlung derart bearbeitet, dass das Lignin überwiegend (> 50 %) im Faser verbund verbleibt bzw. zur späteren Vernetzung zur Verfügung steht. Die Stoffdichte kann in Abhängigkeit von der eingesetzten nachwachsenden Biomasse und/oder in Abhängigkeit der zu erzielenden Faseraufbereitung variiert werden, wobei bei einer höheren Stoffdichte in der Regel ein größerer Plattenabstand der Mahlplatten zu wählen ist.

In einerweiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung erfolgt die Vorbehandlung der nachwachsenden Biomasse in Biomassefaserstoffe mittels eines einen Dampf bereitstellenden Hochtemperaturdampfaufschlussprozesses, wobei die Temperatur des eingesetzten Dampfes im Bereich von 150 °C bis 280 °C liegt, vorzugsweise im Bereich von 175 °C bis 250 °C, und wobei die Aufschlussdauer mittels des Dampfes im Bereich von 10 s bis 900 s liegt, vorzugsweise im Bereich von 20 s bis 300 s. Somit findet bereits eine Erweichung der eingesetzten Fasern statt, wodurch unter anderem die nachgeordnete mechanische Aufbereitung mit geringerem Energieeintrag durch geführt werden kann. Weiter wird bereits durch die Temperaturzufuhr eine Erweichung des Lignins ausgebildet, um eine (verbesserte) Verfügbarkeit des Lignins bei der anschließenden Vernetzung bereitzustellen. Die Dauer des Temperatureintrags sowie die Höhe der Temperatur kann in Abhängigkeit von der eingesetzten nachwachsenden Biomasse und/oder in Abhängigkeit von der zu erzielenden Faseraufbereitung variiert werden, wobei in der Regel eine intensivere Vorbehandlung ausgebildet wird, je länger und höher der Temperatureintrag ist. Der Hochtemperaturdampfaufschlussprozess kann bevorzugt für nachwachsende Biomasse eingesetzt werden, die als Ausgangs produkt eine höhere Steifigkeit bzw. eine Pflanzenfaserstruktur von höherer Kom plexität besitzt, was insbesondere bei Mehrjahrespflanzen wie beispielsweise Hölzern oder bei komplexeren Gräsern wie z. B. Bambus der Fall ist. Insbesondere die hohen Temperaturen bei der Vorbehandlung haben überraschenderweise zu einer verbesser ten Verfügbarkeit des Lignins bei einem gleichzeitigen Austragen der Cellulose sowie der Hemicellulosen geführt. Durch die hohen Temperaturen, das heißt, bei über 150 °C bis 175 °C ist insbesondere eine Zugänglichkeit des in der Mittellamelle vorliegenden Lignins gegeben, was eine anschließende Vernetzbarkeit fördert. Vorzugsweise erfolgt die Vorbehandlung mittels eines Steam-Explosion-Verfahrens, bei dem eine Wasser dampfbehandlung bei der entsprechenden nachwachsenden Biomasse aus ligno- cellulosehaltigen Einjahrespflanzen bereitgestellt wird.

Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass bei der Vorbehandlung die zerkleinerten lignocellulosehaltigen Einjahrespflanzen derart aufgebrochen werden, dass deren ligninhaltige Mittellamellen, die Zellzwickel und die Primär- sowie Sekundärwände zumindest teilweise aufgebrochen werden, wobei das Lignin möglichst vollständig beim Überführen der nachwachsenden Biomasse in Bio massefaserstoffe erhalten bleibt und zur anschließenden Vernetzung bei der thermi schen Behandlung freigelegt wird. In den sich an die Vorbehandlung anschließenden Verfahrensschritten ist eine Nutzung des Lignins dadurch gegeben, dass deren pheno- lische Makromolekülstruktur für die Ausbildung eines formstabilen Gegenstandes ein gesetzt wird. Durch die Freilegung des Lignins aus der Mittellamelle ist eine Nutzung eines größeren Anteils des Lignins erst möglich, da in den herkömmlichen Verfahren lediglich eine sporadische Entfaltung der Eigenschaften des Lignins durch eine unzu reichende Verfügbarkeit gegeben ist. In den vorbekannten Verfahren, z. B. Zellstoff herstellung nach dem Sulfatverfahren, wird das Lignin aus der Zelle in der Regel möglichst vollständig abgetrennt und ausgeschleust oder verbleibt innenliegend und unzugänglich in der Mittellamelle, z. B. TMP- oder Holzschliffverfahren, um einen Kontakt mit weiteren Zellbestandteilen und eine Aktivierung des Lignins zu verhindern.

Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass das freigelegte Lignin zumindest im Wesentlichen vollständig zur Erzeugung einer irrever siblen Verbindung des Gegenstandsformlings ausgebildet und eingerichtet ist, wobei die Zugänglichkeit des Lignins erhöht wird. Dies führt zu einer verbesserten und einer möglichst vollständigen Umsetzung bzw. Vernetzung des Lignins während der thermi schen Behandlung, wodurch besonders vorteilhafte Eigenschaften bei der Erzeugung des formstabilen Gegenstandes gegeben sind.

Eine zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Vorbehandlung der nachwachsenden Biomasse in Biomassefaserstoffe mittels eines einen Dampf bereitstellenden Niedrigtemperaturdampfaufschlussprozesses erfolgt, wobei die Temperatur des eingesetzten Dampfes im Bereich von 100 °C bis 200 °C liegt, vorzugsweise im Bereich von 120 °C bis 175 °C, und wobei die Aufschlussdauer mittels des Dampfes im Bereich von 50 s bis 1.500 s liegt, vorzugsweise im Bereich von 100 s bis 900 s. Somit findet bereits eine Erweichung der eingesetzten Fasern statt, wodurch unter anderem die nachgeordnete mechanische Aufbereitung mit geringerem Energieeintrag durchgeführt werden kann. Weiter wird bereits durch die Temperaturzufuhr eine Erweichung des Lignins ausgebildet, um eine Verfügbarkeit des Lignins bei der anschließenden Vernetzung bereitzustellen. Die Dauer des Tempera tureintrags sowie die Höhe der Temperatur kann in Abhängigkeit von der eingesetzten nachwachsenden Biomasse und/oder in Abhängigkeit von der zu erzielenden Faser aufbereitung variiert werden, wobei in der Regel eine intensivere Vorbehandlung ausgebildet wird, je länger und höher der Temperatureintrag ist. Der Niedrigtempera turdampfaufschlussprozess kann bevorzugt für nachwachsende Biomasse eingesetzt werden, die als Ausgangsprodukt eine geringere Steifigkeit bzw. eine Pflanzenfaser struktur von geringer Komplexität besitzt, was insbesondere bei Einjahrespflanzen wie z. B. Gräsern oder Stroh der Fall ist. Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Vorbehandlung der nachwachsenden Biomasse in Biomassefaserstoffe mittels eines Hochausbeute-Aufschlussverfahrens, bevorzugt durch ein Carbonataufschluss verfahren, wobei die Temperatur bei dem Hochausbeute-Aufschlussverfahren im Bereich von 100 °C bis 215 °C liegt, vorzugsweise im Bereich von 135 °C bis 175 °C, und wobei die Aufschlussdauer im Bereich von 15 min bis 150 min liegt, vorzugsweise im Bereich von 20 min bis 60 min, und wobei ein Aufschlussmittel mit einer Konzen tration im Bereich von 5 % bis 35 % eingesetzt wird, vorzugsweise im Bereich von 10 % bis 25 %, vorzugsweise wird als Aufschlussmittel Na2CC>3 in Lösung eingesetzt. Die Auswahl und die Höhe der Konzentration des Aufschlussmittels sowie Dauer des Temperatureintrags und die Höhe der Temperatur kann in Abhängigkeit von der einge setzten nachwachsenden Biomasse und/oder in Abhängigkeit von der zu erzielenden Faseraufbereitung variiert werden, wobei in der Regel eine intensivere Vorbehandlung ausgebildet wird, je höher die Konzentration des Aufschlussmittels ist sowie je länger und höher der Temperatureintrag ist. Das Hochausbeute-Aufschlussverfahren kann bevorzugt für nachwachsende Biomasse eingesetzt werden, die als Ausgangsprodukt eine höhere Steifigkeit bzw. eine Pflanzenfaserstruktur von höherer Komplexität besitzt, was insbesondere bei Mehrjahrespflanzen wie beispielsweise Hölzern oder bei komplexeren Gräsern wie z. B. Bambus der Fall ist.

Eine weitere zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Vorbehandlung nachgelagert eine Mahlung durchgeführt wird, wobei die Mahlung mittels eines Refiners mit Mahlplatten ausgeführt wird, wobei ein Platten abstand der Mahlplatten des Refiners im Bereich von 0,05 mm bis 5 mm ausgewählt wird, vorzugsweise im Bereich von 0,1 mm bis 0,5 mm, und wobei eine Stoffdichte der nachwachsenden Biomasse im Bereich von 0,5 % bis 10 % ausgewählt wird, vorzugs weise im Bereich von 1 % bis 5 %. Auf diese Weise ist eine umfangreichere Möglich keit gegeben, um eine tiefergehende Vorbehandlung der nachwachsenden Biomasse zu Biomassefaserstoffen bereitzustellen. Neben dem Plattenabstand der Mahlplatten des Refiners, der je nach zu mahlendem nachwachsendem Rohstoff und/oder je nach gewünschtem Mahlgrad bedarfsgerecht einstellbar ist, kann vorzugsweise auch die Auswahl der Mahlplatten einen Einfluss auf die Biomassefaserstoffe haben. Zur Erzeu gung einer intensiveren Mahlung werden vorzugsweise geringere Plattenabstände ausgewählt und zur Durchführung einer „schonenderen“ Mahlung können größere Plattenabstände ausgewählt werden. Vorzugsweise kann der Vorgang der Vorbe handlung mittels mechanischer Aufbereitung durch die Refiner wiederholt werden, wobei die erzeugte gemahlene Biomasse anschließend bei unterschiedlichen oder gleichen Plattenabständen erneut der mechanischen Aufbereitung zugeführt wird. Insgesamt wird bevorzugt die Faser durch die Refiner-Behandlung derart vorgenom men, dass das Lignin überwiegend (> 50 %) im Faserverbund verbleibt bzw. zur späteren Vernetzung zur Verfügung steht. Die Stoffdichte kann in Abhängigkeit von der eingesetzten nachwachsenden Biomasse und/oder in Abhängigkeit von der zu erzielenden Faseraufbereitung variiert werden, wobei bei einer höheren Stoffdichte in der Regel ein größerer Plattenabstand der Mahlplatten zu wählen ist.

Weiter bevorzugt ist der Vorbehandlung mindestens ein weiterer Verfahrensschritt zur erneuten Sortierung und/oder Zerkleinerung der erzeugten Biomassefaserstoffe nachgelagert angeordnet. Durch die Sortierung und/oder Zerkleinerung wird eine weitere Möglichkeit zur Überprüfung und/oder Homogenisierung des erzeugten Rohstoffes für die Herstellung der formstabilen Gegenstände bereitgestellt. Auf diese Weise sind einheitlichere und qualitativ hochwertigere Produkte erzeugbar, die einen hohen Reinheitsgrad aufweisen. Störstoffe und unerwünschte Partikel, die möglicher weise durch die Vorbehandlung in den Stofffluss aufgenommen wurden, können zudem durch die Sortierung und/oder die Zerkleinerung erkannt und aus dem Prozess ausgeschleust werden.

Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass der Formgebungsprozess mit dem Gegenstandswerkzeug durchgeführt wird, das als ein Formwerkzeug und als ein zu dem Formwerkzeug korrespondierendes Presswerkzeug ausgebildet und eingerichtet ist, wobei die Biomassefaserstoffe in dem Formwerkzeug zu dem Gegenstandsformling geformt werden und mit dem Presswerkzeug unter Ausbildung eines Presswerkzeugpressdrucks gepresst werden, wobei der Presswerk zeugpressdruck im Bereich von 0,5 bar bis 22 bar liegt, vorzugsweise im Bereich von 1 bar bis 8 bar. Die Ausführung des Formgebungsprozesses durch das Gegenstands werkzeug erhöht die Formgebung und die Einheitlichkeit bei dem Prozess. Die Ausbil dung des Gegenstandswerkzeugs als ein Formwerkzeug mit einem korrespondieren den Presswerkzeug stellt eine zuverlässige Möglichkeit dar, um konstante Qualitäten bei der Herstellung eines formstabilen Gegenstands zu liefern. Durch die Ausbildung des Presswerkzeugdrucks erfolgt bereits eine Entwässerung bei der Herstellung, wodurch eine anschließende Trocknungsdauer reduziert wird. Eine zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Formgebungsprozess ausgewählt ist aus einem oder mehreren der nachfolgenden Verfahren: Spritzgussverfahren, Extrusionsverfahren, Pressverfahren oder Tiefzieh- und Blasformverfahren. Bevorzugterweise wird je nach herzustellendem formstabilem Gegenstand der entsprechende Formgebungsprozess ausgewählt.

Eine vorteilhafte Weiterbildung zeichnet sich dadurch aus, dass mittels der Vorbehand lung der nachwachsenden Biomasse in Biomassefaserstoffe in Verbindung mit dem Formgebungsprozess und/oder der thermischen Behandlung derart die Eigenschaften des formstabilen Gegenstandes einstellbar sind, dass die Härte, die Formstabilität und/oder die Wasserfestigkeit, in Abhängigkeit von der Temperatur, dem Pressdruck, der Stoffdichte und/oder dem Mahlgrad, variierbar sind. Auf diese Weise kann durch eine Anpassung der Parameter im Verfahren zur Herstellung des formstabilen Gegenstandes selektiv auf die einzelnen mechanischen Eigenschaften des formstabilen Gegenstandes eingegangen werden. Es kann beispielsweise durch eine längere Mahldauer die Beschaffenheit der Fasern variiert werden, was in einem verbesserten Freilegen des Lignins resultiert, wodurch u. a. die mechanischen Eigenschaften des Endprodukts anpassbar sind. Die weiteren Parameter können je nach eingetragener Biomasse sowie verwendeten Prozessen unterschiedlich ausfallen.

In einerweiteren bevorzugten Weiterbildung der Erfindung erfolgt die thermische Behandlung des Gegenstandformlings unter Ausbildung eines Trocknungspressdrucks auf den Gegenstandformlings, wobei der Trocknungspressdruck im Bereich von 0,3 bar bis 10 bar liegt, vorzugsweise im Bereich von 0,5 bar bis 5 bar. Auf diese Weise wird eine schnellere Trocknung herbeigeführt. Weiterhin können vorzugsweise weitere Mittel und/oder Verfahrensschritte vor- oder nachgelagert vorhanden sein, um eine verbesserte Trocknung vorzunehmen oder um weitere Materialeigenschaften in dem formstabilen Gegenstand einzubringen, beispielsweise eine Oberflächenbehandlung.

In einerweiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung erfolgt die thermische Behandlung des Gegenstandformlings ohne Ausbildung eines Trocknungspressdrucks auf den Gegenstandformling. Das verringert die Energiekosten im Zusammenhang mit der Herstellung des formstabilen Gegenstandes und führt zu einer Kostenersparnis sowie zu einer schonenderen Trocknung. Eine weitere zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass die thermische Behandlung bei einer Temperatur im Bereich von 70 °C bis 250 °C erfolgt, vorzugsweise im Bereich von 130 °C bis 200 °C. Durch den Einsatz einer thermischen Behandlung ist regelmäßig ein deutlich planbarer sowie verkürzter Trock nungsvorgang des Gegenstandsformling gegeben, wodurch eine bedarfsgerechte Herstellung unter bekannten Trocknungsparametern ausgeführt werden kann. Die Dauer und Höhe des Temperatureintrags können in Abhängigkeit von der eingesetzten nachwachsenden Biomasse und/oder in Abhängigkeit von der Größe oder Form des Gegenstandsformling individuell ausgewählt und angepasst sein.

Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass der Anteil des Lignins in den Fasern der nachwachsenden Biomasse im Bereich 5 % bis 45 % liegt, vorzugsweise im Bereich von 15 % bis 35 %. Der Anteil des Lignins ist dabei überwiegend abhängig von der einzusetzenden nachwachsenden Biomasse und kann je nach herzustellendem formstabilem Gegenstand entsprechend eingesetzt und ausgewählt werden. Bei formstabilen Gegenständen, die eine hohe Vernetzbarkeit benötigen, wird vorzugsweise eine nachwachsende Biomasse mit einem hohen Ligningehalt ausgewählt, wobei bei formstabilen Gegenständen mit geringen benötig ten Festigkeitseigenschaften auch nachwachsende Biomasse mit einem geringeren Ligningehalt eingesetzt werden kann.

Eine weitere zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass bei der Vorbehandlung der nachwachsenden Biomasse, dem Bereitstellen der Biomassefaserstoffe in dem Formgebungsprozess und bei der thermischen Behand lung der Biomassefaserstoffe keine zusätzlichen organischen und/oder anorganischen Klebstoffe hinzugefügt werden. Damit ist eine problemlose Kompostierbarkeit der form stabilen Gegenstände gegeben, wodurch insbesondere eine einfache Entsorgung oder ein einfaches Recycling ermöglicht werden. Ferner führt der Verzicht auf Klebstoffe trotzdem zu gleichbleibenden qualitativen und mechanischen Eigenschaften mit einer einhergehenden Kostenersparnis bei der Herstellung der formstabilen Gegenstände, da Klebstoffe einen hohen Kostenanteil bei der Produktion darstellen.

Eine zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass bei der Vorbehandlung der nachwachsenden Biomasse, dem Bereitstellen der Biomasse faserstoffe in dem Formgebungsprozess und bei der thermischen Behandlung der Biomassefaserstoffe keine Additive hinzugefügt werden. Damit ist eine problemlose Kompostierbarkeit der formstabilen Gegenstände gegeben, wodurch insbesondere eine einfache Entsorgung ermöglicht wird. Fernerführt der Verzicht auf Additive trotzdem zu gleichbleibenden qualitativen und mechanischen Eigenschaften mit einer einhergehenden Kostenersparnis bei der Herstellung der formstabilen Gegenstände, da Additive einen hohen Kostenanteil bei der Produktion darstellen.

Eine bevorzugte Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet, dass die Rohstoffe der nachwachsenden Biomasse ausgewählt sind aus mindestens einem oder einer Kombination der langfaserigen lignocellulosehaltigen Pflanzen, insbesondere aus Gräsern, Getreide, Stroh, Bast-, Blätter-, Samen- und Samenhülsenfasern und/oder Holz, besonders bevorzugt aus Miscanthus, Hanf, Stroh, Haferspelze, Flachs, Sisal und/oder Bambus. In einer bevorzugten Ausführungsform kann ein geringfügiger Anteil der eingesetzten Rohstoffe Sekundärfasern mit einem Gewichtsanteil von maximal 25 % sein.

Die Aufgabe wird auch durch einen formstabilen Gegenstand, vorzugsweise einen Behälter, hergestellt durch ein Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 17 gelöst.

Weitere zweckmäßige und/oder vorteilhafte Merkmale und Weiterbildungen sowie bevorzugte Verfahrensschritte ergeben sich aus den Unteransprüchen und der Beschreibung. Besonders bevorzugte Ausführungsformen des Verfahrens zur Herstellung formstabiler Gegenstände bzw. des formstabilen Gegenstandes werden anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. In den Zeichnungen zeigen:

Fig. 1 eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen formstabilen Gegenstandes in einer Ansicht von schräg oben,

Fig. 2 ein Verfahrensschema für ein Ausführungsbeispiel eines erfindungs gemäßen Verfahrens zur Herstellung eines formstabilen Gegenstandes,

Fig. 3 eine vereinfachte schematische Darstellung eines typischen Aufbaus eines Lignin enthaltenen pflanzlichen Zellverbunds und Fig. 4 eine vereinfachte schematische Darstellung eines typischen Aufbaus eines freigelegten Lignin enthaltenen pflanzlichen Zellverbunds.

Anhand der vorgenannten Figuren wird das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines formstabilen Gegenstandes sowie der erfindungsgemäße formstabile Gegenstand näher beschrieben.

Das in den Zeichnungen dargestellte Verfahren zur Herstellung eines formstabilen Ge genstandes auf Basis nachwachsender Biomasse sowie der formstabile Gegenstand aus nachwachsender Biomasse ist exemplarisch als Verfahren zur Herstellung eines Behälters sowie als Behälter abgebildet. Die Erfindung bezieht sich in gleicher Weise auf vergleichbare formstabile Gegenstände, die nicht nur die Funktion oder Ausgestal tung eines Behälters aufweisen.

Fig. 1 zeigt schematisch eine Ausführungsform eines formstabilen Gegenstandes 10 aus nachwachsender Biomasse anhand eines Behälters, der mit dem erfindungs gemäßen Verfahren zur Herstellung eines formstabilen Gegenstandes 10 erzeugt wurde. Der Behälter weist beispielhaft einen Grundkörper 11 mit einem Aufnahme bereich 12 auf, der durch einen Boden 13 und eine Umrandung 14, die eine zusam menhängende Seitenwand 14 darstellt, gebildet ist.

Fig. 2 zeigt ein Verfahrensschema zur Herstellung eines formstabilen Gegenstandes 10 umfassend die folgenden Schritte: (I) Bereitstellen von nachwachsender Biomasse 15, wobei die nachwachsende Biomasse 15 zumindest Fasern 16 mit Lignin 17, insbesondere Cellulosefasern mit Lignin 17, Hemicellulosen und Cellulose enthalten, und wobei die nachwachsende Biomasse aus der Gruppe der lignocellulosehaltigen Einjahrespflanzen ausgewählt ist, umfassend zumindest ligninhaltige Mittellamellen, Zellzwickel, Primär- und Sekundärwände, (II) Zerkleinern der nachwachsenden Bio masse 15, (III) Versetzen der nachwachsenden Biomasse 15 mit Wasser, (IV) Vorbe handlung der nachwachsenden Biomasse 15 durch im Wesentlichen Überführung der nachwachsenden Biomasse 15 in Biomassefaserstoffe 18 unter Beibehaltung eines Großteils des Lignins 17 in den Fasern 16, und unter Herauslösen und Austragen zumindest eines Teils der Cellulose sowie der Hemicellulosen, wobei der relative Anteil des Lignins 17 erhöht wird, (V) Bereitstellen der Biomassefaserstoffe 18 in (VI) einem Formgebungsprozess mit einem - in den Figuren nicht im Detail gezeigten - Gegenstandswerkzeug unter Ausbildung eines - ebenfalls in den Figuren nicht im Detail gezeigten - Gegenstandformlings, (VII) thermische Behandlung des Gegen standformlings unter Umsetzen zumindest bereichsweise des in den Fasern 16 der Biomassefaserstoffe 18 enthaltenen Lignins 17 an die Außenfläche der Fasern 16,

(VIII) Erzeugen einer zumindest teilweise irreversiblen Verbindung des Gegenstand formlings durch Vernetzung der Fasern 16 der Biomassefaserstoffe 18 untereinander mittels des Lignins 17.

Vorzugsweise werden bei der Vorbehandlung (IV) die Cellulose sowie die Hemicellu- losen zumindest teilweise aus dem Verfahren ausgetragen, indem die Cellulose sowie die Hemicellulosen zumindest teilweise aus der nachwachsenden Biomasse 15 herausgelöst werden, und dass das Lignin 17 möglichst vollständig beim Überführen der nachwachsenden Biomasse 15 in Biomassefaserstoffe erhalten bleibt. In der Fig. 4 ist schematisch der Aufbau der Zellen dargestellt und der Verbleib des Lignins 17 beim Aufbrechen der Zellwand bzw. der Mittellamelle 21. Bei diesem Vorgang wird in der Regel die Grundstruktur - abweichend von der schematischen Abbildung der Fig. 3 und Fig. 4 - der Zelle zumindest teilweise zerstört, wodurch entsprechend die überwiegend in der Primär- und Sekundärwand enthaltenen Cellulose sowie Hemicellulosen zumindest teilweise herausgelöst werden. Das Verfahren wird zudem in einer wässrigen Lösung durchgeführt, was ein Austragen der entsprechenden Cellulose und Hemicellulosen begünstigt.

In einer bevorzugten Ausführungsform verbleibt bei der Vorbehandlung (IV) ausgehend von der nachwachsenden Biomasse 50 % bis 100 %, vorzugsweise 60% bis 90 %, des Lignins 17, 10 % bis 90 %, vorzugsweise 30 % bis 70 %, der Cellulose sowie 10 % bis 70 %, vorzugsweise 30 % bis 50 %, der Hemicellulosen in den Biomassefaserstoffen 18.

Wie in dem Ausführungsbeispiel der Fig. 2 gezeigt, kann dem Verfahrensschritt des Zerkleinerns der Biomasse 15 ein weiterer Verfahrensschritt (lla) nachgelagert ange ordnet sein, bei dem eine Sortierung der zerkleinerten bzw. der eingesetzten Biomasse 15 erfolgt. Eine Sortierung (lla) bedeutet insbesondere, dass Schmutz- und Störstoffe bei diesem Schritt aus dem Herstellungsverfahren abgeführt werden sowie die Über prüfung, ob eine gleichmäßig gewünschte Zerkleinerung (II) in dem vorgelagerten Schritt erfolgt ist. Ggf. kann eine Abführung von zu großer oder zu kleiner nach wachsender Biomasse 15 vorgenommen werden. Das Ziel bei der Zerkleinerung (II) sowie bei der Sortierung (lla) besteht darin, einen möglichst homogenen Ausgangs- rohostoff für das weitere Verfahren zur Verfügung zu stellen. Die Verfahrensschritte (I), (II) sowie (lla) können vorzugsweise örtlich unabhängig von den weiteren Verfahrens schritten zur Herstellung des formstabilen Gegenstandes 10 durchgeführt werden. Je nach bereitgestellter Biomasse 15 kann auch der Schritt des Zerkleinerns (II) oder die Sortierung (lla) ausgespart werden, falls die bereitgestellte (I) Biomasse 15 bereits eine entsprechende Größe oder die gewünschten Qualitätsanforderungen für das erfin dungsgemäße Verfahren aufweist. Der Verfahrensschritt der Sortierung (lla) wird insbesondere mittels mindestens eines Sortierers und/oder mittels mindestens eines Hydrozyklon (Cleanerung) ausgeführt. Weiter bevorzugt kann eine Mehrzahl derartiger Vorrichtungen in Reihe oder Parallel angeordnet sein.

Vorzugsweise erfolgt die Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse 15 in Biomassefaserstoffe 18 mittels (IVa) einer mechanischen Aufbereitung, wobei die mechanische Aufbereitung (IVa) eine Mahlung der nachwachsenden Biomasse 15 umfasst. Die mechanische Aufbereitung (IVa) wird bevorzugt mittels eines - in den Figuren nicht im Detail gezeigten - Refiners mit Mahlplatten ausgeführt, wobei ein Plattenabstand der Mahlplatten des Refiners im Bereich von 0,05 mm bis 5 mm ausgewählt wird, vorzugsweise im Bereich von 0,1 mm bis 0,5 mm, und wobei eine Stoffdichte der nachwachsenden Biomasse im Bereich von 0,5 % bis 10 % ausgewählt wird, vorzugsweise im Bereich von 1 % bis 5 %.

In einerweiteren bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse 15 in Biomassefaserstoffe 18 mittels eines einen Dampf bereitstellenden Hochtemperaturdampfaufschlussprozesses (IVb), wobei die Tempe ratur des eingesetzten Dampfes im Bereich von 150 °C bis 280 °C liegt, vorzugsweise im Bereich von 175 °C bis 250 °C, und wobei die Aufschlussdauer mittels des Dampfes im Bereich von 10 s bis 900 s liegt, vorzugsweise im Bereich von 20 s bis 300 s. Der Hochtemperaturdampfaufschlussprozess (IVb) ist vereinfacht und nur schematisch als nebengeordneter Verfahrensschritt unter der Vorbehandlung (IV) in der Fig. 2 dargestellt. Der Hochtemperaturdampfaufschlussprozess (IVb) kann in einer bevorzugten Ausführungsform auch als unabhängiger Verfahrensschritt ausgeführt werden und dabei beispielsweise kontinuierlich oder im Batch verfahren durchgeführt werden.

Vorzugsweise werden bei der Vorbehandlung (IV) die zerkleinerten lignocellulosehalti- gen Einjahrespflanzen derart aufgebrochen werden, dass deren ligninhaltige Mittel- lamellen 21 , die Zellzwickel und die Primär- sowie Sekundärwände zumindest teilweise aufgebrochen werden, wobei das Lignin 17 möglichst vollständig beim Überführen der nachwachsenden Biomasse 15 in Biomassefaserstoffe erhalten bleibt und zur an schließenden Vernetzung bei der thermischen Behandlung (VII) freigelegt wird. In der Fig. 4 ist schematisch die nachwachsende Biomasse 15 einer lignocellulosehaltigen Einjahrespflanze nach deren Vorbehandlung (IV) dargestellt, wodurch das freigelegte Lignin 17 deutlich wird. In den weiteren Verfahrensschritten ist eine Nutzung des Lignins 17 durch die Verfügbarkeit gegeben. Bei einem Vergleich mit der Fig. 3, wo eine Freilegung des Lignins 17 noch nicht gegeben ist, wird deutlich, dass eine größere Kontaktfläche gegeben ist und eine erhöhte Aktivierung des potentiell verfügbaren Lignins 17 in der nachwachsenden Biomasse 15 kann bereitgestellt werden. Vorzugs weise ist das freigelegte Lignin 17 zumindest im Wesentlichen vollständig zur Erzeu gung einer irreversiblen Verbindung (VIII) des Gegenstandsformlings ausgebildet und eingerichtet, wobei die Zugänglichkeit des Lignins 17 erhöht wird.

Bei einerweiteren bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse 15 in Biomassefaserstoffe 18 mittels eines einen Dampf bereitstellenden Niedrigtemperaturdampfaufschlussprozesses (IVc), wobei die Tempe ratur des eingesetzten Dampfes im Bereich von 100 °C bis 200 °C liegt, vorzugsweise im Bereich von 120 °C bis 175 °C, und wobei die Aufschlussdauer mittels des Dampfes im Bereich von 50 s bis 1.500 s liegt, vorzugsweise im Bereich von 100 s bis 900 s.

Der Niedrigtemperaturdampfaufschlussprozess (IVc) ist vereinfacht und nur schema tisch als nebengeordneter Verfahrensschritt unter der Vorbehandlung (IV) in der Fig. 2 dargestellt. Der Niedrigtemperaturdampfaufschlussprozess (IVc) kann in einerweiteren bevorzugten Ausführungsform auch als unabhängiger Verfahrensschritt ausgeführt werden und dabei beispielsweise kontinuierlich oder im Batch verfahren durchgeführt werden.

In einerweiteren bevorzugten - in den Figuren nicht gezeigten - Ausführungsform, kann an die Vorbehandlung (IV) eine Nachbearbeitung der Biomassefaserstoffe 18 bereitgestellt werden. Dazu können insbesondere weitere Verfahrensschritte, vergleichbar mit den Schritten (II) sowie (lla) vorgesehen sein. Die Schritte beinhalten vorzugsweise eine Sortierung und/oder eine Zerkleinerung der Biomassefaserstoffe 18, um eine weitere Qualitätskontrolle der durch die Vorbehandlung bzw. der mechani schen Aufbereitung erzeugten nachwachsenden Biomasse 15 bereitzustellen. Die Verfahrensschritte werden insbesondere mittels mindestens eines Sortierers und/oder mindestens eines Hydrozyklon (Cleanerung) ausgeführt.

In der Fig. 2 ist eine weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zu Herstellung formstabiler Gegenstände 10 gezeigt, in dem die Vorbe handlung (IV) der nachwachsenden Biomasse 15 in Biomassefaserstoffe 18 mittels eines Hochausbeute-Aufschlussverfahrens (IVd) erfolgt, bevorzugt durch ein Carbonat aufschlussverfahren, wobei die Temperatur bei dem Hochausbeute-Aufschluss- verfahren im Bereich von 100 °C bis 215 °C liegt, vorzugsweise im Bereich von 135 °C bis 175 °C, und wobei die Aufschlussdauer im Bereich von 15 min bis 150 min liegt, vorzugsweise im Bereich von 20 min bis 60 min, und wobei ein Aufschlussmittel mit einer Konzentration im Bereich von 5 % bis 35 % eingesetzt wird, vorzugsweise im Bereich von 10 % bis 25 %, vorzugsweise wird als Aufschlussmittel Na 2 C0 3 in Lösung eingesetzt. Das Hochausbeute-Aufschlussverfahren (IVd) mit dem konkreten Ausführungsbeispiel des Carbonataufschlussverfahrens ist vereinfacht und nur schematisch als nebengeordneter Verfahrensschritt unter der Vorbehandlung (IV) dargestellt. Das Hochausbeute-Aufschlussverfahren (IVd) kann in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform auch als unabhängiger Verfahrensschritt ausgeführt werden und dabei beispielsweise kontinuierlich oder im Batch verfahren durchgeführt werden.

Den Verfahrensschritten der Vorbehandlung (IV) bzw. (IVa) bis (IVd) kann vorzugs weise nachgelagert eine Mahlung (IVa') durchgeführt werden, wobei die Mahlung mittels eines Refiners mit Mahlplatten ausgeführt wird, wobei ein Plattenabstand der Mahlplatten des Refiners im Bereich von 0,05 mm bis 5 mm ausgewählt wird, vorzugsweise im Bereich von 0,1 mm bis 0,5 mm, und wobei eine Stoffdichte der nachwachsender Biomasse im Bereich von 0,5 % bis 10 % ausgewählt wird, vorzugs weise im Bereich von 1 % bis 5 %. In der Fig. 2 ist daher bei den nebengeordneten Verfahrensschritten (IVa) bis (IVd), stilisiert die nachgelagerte Mahlung (IVa') in dem Verfahrensschema dargestellt.

Der Vorgang der Vorbehandlung (IV) bei der nachwachsenden Biomasse ist auf Zellebene in den Fig. 3 und Fig. 4 dargestellt. Fig. 3 zeigt dabei eine vereinfachte Darstellung eines pflanzlichen Zellverbunds 19 mit einer Mehrzahl an pflanzlichen Zellen 20. Jede der Zellen 20 weist in der Regel eine Zellwand (Mittellamelle) 21 und einen Zellhohlraum (Lumen) 22 auf. Jede der einzelnen Zellen 20 kann anders ausgedrückt als Teil einer einzelnen Faser 16 der nachwachsenden Biomasse 15 bzw. als Querschnittsansicht einer Faser 16 angesehen werden, die über die Zellwand 21 bzw. die Mittellamelle mit weiteren Zellen 20 zu dem pflanzlichen Zellverbund 19 verbunden ist. Im Bereich der Zellwand 21 bzw. der Mittellamelle ist bei lignocellulose- haltigen Einjahrespflanzen regelmäßig das Lignin 17 angeordnet; das Hauptvorkommen des Lignins befindet sich dabei in der Mittellamelle und der Zwickel 25, was den Bereich des Zusammenlaufens von mehreren Mittellamellen darstellt. Es existieren Zellwandbereiche 21 mit unterschiedlich hohen Ligninanteilen, insbesondere in Bereichen mit einem Zusammentreffen von mehreren Zellwandbereichen 21. In der Fig. 3 ist ein natürlicher Zellverbund 19 vor der Vorbehandlung (IV) mit dem erfindungsgemäßen Verfahren dargestellt. Die Zellen 20 sind fest mit dem Lignin 17 verbunden und bilden einen starren Zellverbund 19, der im Wasser nicht löslich ist.

In der Fig. 4 ist ein Zellverbund 19 während bzw. nach der Vorbehandlung (IV) gezeigt, in dem der Zellverbund 19 zumindest teilweise freigelegt („aufgerissen“) ist, was durch die stilisierten Risse 24 im Bereich Zellwand 21 angedeutet ist. Durch die Vorbehand lung (IV) erfolgt eine Überführung der nachwachsenden Biomasse 15 in Biomasse faserstoffe 18, wobei die Struktur des Zellverbunds 19 verändert wird, indem die Zellwände 21 bzw. die ligninhaltigen Bereiche der Mittellamelle und der Zwickel 25 zumindest teilweise freigelegt werden. Die Zellen 20, das heißt, die Fasern 16 sind nicht mehr als komplexer Zellverbund 19 vorhanden, sondern die Außenflächen 23 der freigelegten Zellwandbereiche 21 wurden durch die Vorbehandlung verfügbar gemacht. Auf diese Weise kann das Lignin 17 der Zellwand 21 für das weitere Verfahren, insbesondere für den Formgebungsprozess (VI) und die anschließende Vernetzung (VIII), verfügbar gemacht werden, wodurch die Ausbildung eines erfindungsgemäßen formstabilen Gegenstandes 10 ermöglicht wird. In dem Vorgang des Freilegens des Lignins 17 durch das Aufreißen des Zellverbunds 19 kann somit anders ausgedrückt, zumindest bereichsweise das Umsetzen des in den Fasern 16 der Biomassefaserstoffe 18 enthaltenen Lignins 17 an die Außenfläche der Fasern 16 gesehen werden. Das Lignin 17 wird nicht zwangsläufig an die Außenfläche 23 der Fasern 16 (örtlich) „umgesetzt“, sondern durch das Aufreißen des Zellverbunds 19 ist vielmehr eine Zugänglichkeit des Lignins 17 gegeben, wodurch eine anschließende Vernetzung (VIII) im Zuge des Formgebungsprozesses (VI) und der thermischen Behandlung (VII) zur Ausbildung des formstabilen Gegenstandes 10 ermöglicht wird. Der Verfahrensschritt des Formgebungsprozesses (VI), der stilisiert in der Fig. 2 dar gestellt ist, wird mit dem Gegenstandswerkzeug durchgeführt, das in einer bevorzugten Ausführungsform als ein Formwerkzeug und als ein zu dem Formwerkzeug korrespon dierendes Presswerkzeug ausgebildet und eingerichtet ist, wobei die Biomassefaser stoffe 18 in dem Formwerkzeug zu dem Gegenstandsformling geformt werden und mit dem Presswerkzeug unter Ausbildung eines Presswerkzeugpressdrucks gepresst werden, wobei der Presswerkzeugpressdruck im Bereich von 0,5 bar bis 22 bar liegt, vorzugsweise im Bereich von 1 bar bis 8 bar. Bevorzugterweise ist der Formgebungs prozess (VI) ausgewählt aus einem oder mehreren der nachfolgenden Verfahren: Spritzgussverfahren, Extrusionsverfahren, Pressverfahren oder Tiefzieh- und Blas formverfahren.

Vorzugsweise sind mittels der Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse 15 in Biomassefaserstoffe 18 in Verbindung mit dem Formgebungsprozess (VI) und/oder der thermischen Behandlung (VII) derart die Eigenschaften des formstabilen Gegen standes 10 einstellbar, dass die Härte, die Formstabilität und/oder die Wasserfestigkeit, in Abhängigkeit von der Temperatur, dem Pressdruck, der Stoffdichte und/oder dem Mahlgrad, variierbar sind. In dem Verfahrensschema der Fig. 2 können dazu die einzelnen Verfahrensschritte entsprechend angepasst und gesteuert werden. Die Anpassung derartiger Parameter erfolgt vorzugsweise auf Basis bekannter Verfahrens schritte, wobei das Lignin 17 für die Verwendung der Vernetzbarkeit im Formgebungs prozess (VI) bzw. für die thermische Behandlung (VII) verfügbar gemacht wird.

Bevorzugt erfolgt die thermische Behandlung (VII) des Gegenstandformlings unter Ausbildung eines Trocknungspressdrucks auf den Gegenstandformling, wobei der Trocknungspressdruck im Bereich von 0,3 bar bis 10 bar liegt, vorzugsweise im Bereich von 0,5 bar bis 5 bar. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann die thermische Behandlung (VII) des Gegenstandformlings auch ohne Ausbildung eines Trocknungspressdrucks auf den Gegenstandformling erfolgen. Vorzugsweise erfolgt die thermische Behandlung (VII) bei einer Temperatur im Bereich von 70 °C bis 250 °C, vorzugsweise im Bereich von 130 °C bis 200 °C.

Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung eines formstabilen Gegenstan des 10 werden vorzugsweise bei der Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Bio masse 15, dem Bereitstellen (V) der Biomassefaserstoffe 18 in dem Formgebungs prozess (VI) und bei der thermischen Behandlung (VII) der Biomassefaserstoffe 18 keine zusätzlichen organischen und/oder anorganischen Klebstoffe hinzugefügt. Weiter bevorzugt werden bei der Vorbehandlung (IV) der nachwachsenden Biomasse 15, dem Bereitstellen (V) der Biomassefaserstoffe 18 in dem Formgebungsprozess (VI) und bei der thermischen Behandlung (VII) der Biomassefaserstoffe 18 keine Additive hinzuge- fügt. Besonders bevorzugt werden dem gesamten Verfahren zur Herstellung des form stabilen Gegenstandes 10 weder organische und/oder anorganische Klebstoffe noch Additive hinzugefügt. Vorzugsweise wird das Verfahren zur Herstellung eines formsta bilen Gegenstandes 10 nur mit den Rohstoffen der nachwachsenden Biomasse 15 ausgeführt, wobei Wasser als Lösungsmittel umfasst ist.

Die Rohstoffe der nachwachsenden Biomasse 15 sind vorzugsweise ausgewählt aus mindestens einem oder einer Kombination der langfaserigen lignocellulosehaltigen Pflanzen, insbesondere aus Gräsern, Getreide, Stroh, Bast-, Blätter-, Samen- und Samenhülsenfasern und/oder Holz, besonders bevorzugt aus Miscanthus, Hanf, Stroh, Haferspelze, Flachs, Sisal und/oder Bambus. Die Rohstoffe stammen besonders bevorzugt aus Agrarreststoffen, die der primären Nutzung nicht zugänglich sind.