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Patent Searching and Data


Title:
METHOD FOR OPERATING A SAFETY DEVICE OF A MOTOR VEHICLE
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2018/050495
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for operating a safety device of a motor vehicle (1), comprising the following steps: detection of an impending dangerous situation by an environmental monitoring device (4) of the motor vehicle (1); checking whether an established danger threshold has been exceeded; and activation of at least one drive of a window pane (8) and/or a sunroof if the established danger threshold has been exceeded. The method is characterised in that the drive for opening at least one window pane (8) and/or the sunroof is activated if the environmental monitoring device (4) has detected that a dangerous situation exists in which there is danger of driving or moving into water (12).

Inventors:
FENDT GÜNTER ANTON (DE)
Application Number:
PCT/EP2017/072256
Publication Date:
March 22, 2018
Filing Date:
September 05, 2017
Export Citation:
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Assignee:
CONTI TEMIC MICROELECTRONIC GMBH (DE)
International Classes:
B60R21/0134; B60J1/17; B60J7/057; E05F15/695; E05F15/72
Foreign References:
EP1298011A22003-04-02
DE102009027379A12011-01-05
DE102013006172A12014-10-16
EP2883743A12015-06-17
DE102014015067A12015-04-23
US20160053523A12016-02-25
Other References:
None
Attorney, Agent or Firm:
BONN, Roman (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1. Verfahren für den Betrieb einer Sicherheitseinrichtung eines Kraftfahrzeugs (1), mit den Schritten

- Erkennen einer bevorstehenden gefährlichen Situation durch eine Umfeldüberwachungseinrichtung (4) des Kraftfahrzeugs (1);

Überprüfen, ob eine festgelegte Gefahrenschwelle über¬ schritten wird;

Aktivierung einer Aktion, umfassend das Betätigen we- nigstens eines Antriebs einer Fensterscheibe (8) und/oder eines Schiebedachs im Falle der Überschreitung der festgelegten Gefahrenschwelle ;

dadurch gekennzeichnet, dass

der Antrieb zum Öffnen zumindest einer Fensterscheibe (8) und/oder des Schiebedachs betätigt wird, falls durch die Um¬ feldüberwachungseinrichtung (4) detektiert wurde, dass als gefährliche Situation die Gefahr einer Fahrt oder Bewegung in ein Gewässer (12) besteht. 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Umfeldüberwachungseinrichtung (4) mittels positionsbestimmender Mittel und Kartendaten ermittelt, ob

eine ermittelte aktuelle Position des Kraftfahrzeugs (1) eine Nähe zu dem Gewässer (12) aufweist; und/oder

- die ermittelte aktuelle Position des Kraftfahrzeugs (1) sich neben einer in den Kartendaten markierten Fahrbahn befindet.

3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Umfeldüberwachungseinrichtung (4) als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, eine mittels der positi¬ onsbestimmenden Mittel erfasste Höhenänderung des Kraftfahrzeugs (1), die in einer vorgegebenen Zeit eine vorgegebene Höhe übersteigt, verarbeitet. 4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Umfeldüberwachungseinrichtung (4) als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, ein Überfahren einer Fahrwegbegrenzung verarbeitet, wobei das Überfahren der Fahrwegbegrenzung mittels der positionsbestimmenden Mittel und/oder einer Fahrwerkssensorik und/oder einer Kamera detektiert wird. 5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Umfeldüberwachungseinrichtung (4) als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, einen unebenen Bodenverlauf, insbesondere nach dem Überfahren der Fahrwegbegrenzung und/oder wenn sich das Kraftfahrzeug (1) neben einer in den Kartendaten markierten Fahrbahn befindet, verarbeitet, wobei der unebene Bodenverlauf mittels der positi¬ onsbestimmenden Mittel und/oder einer Fahrwerkssensorik und/oder einer Kamera detektiert wird. 6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Umfeldüberwachungseinrichtung (4) als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, einen mittels einer Fahrwerkssensorik erfassten Federweg eines oder mehrerer Federbeine beim Ausfedern, der für eine vorgegebene Zeitspanne maximal bleibt, verarbeitet.

7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Umfeldüberwachungseinrichtung (4) als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, das Überschreiten eines in Fahrzeuglängsrichtung erfassten Nickwinkels und/oder das Überschreiten eines in Fahrzeugquerrichtung erfassten Drehwinkels relativ zu einer Bezugsebene, insbesondere der Horizontalen, verarbeitet. 8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein Grenzwert des Nickwinkels und/oder Drehwinkels in Abhängigkeit der Fahrzeuggeschwindigkeit variiert wird.

9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die des Nickwinkelgeschwindigkeit und/oder Drehwinkelgeschwin¬ digkeit ausgewertet wird.

10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Umfeldüberwachungseinrichtung (4) als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, ein Drehen der Räder des Kraftfahrzeug (1) bei gleichzeitig im Wesentlichen konstanter aktueller Position des Kraftfahrzeugs (1) detektiert.

11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Umfeldüberwachungseinrichtung (4) als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, beim

Betätigen einer Bremse des Kraftfahrzeugs (1) ein abruptes Ändern einer Raddrehzahl auf 0 erfasst.

12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Aktion ein automatischer Notruf ab¬ gesetzt wird, falls durch die Umfeldüberwachungseinrichtung (4) detektiert wurde, dass als gefährliche Situation die Gefahr einer Fahrt oder Bewegung in ein Gewässer (12) besteht. 13. Kraftfahrzeug (1), das zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 11 ausgebildet ist.

Description:
Beschreibung

Verfahren für den Betrieb einer Sicherheitseinrichtung eines Kraftfahrzeugs

Die Erfindung betrifft ein Verfahren für den Betrieb einer Sicherheitseinrichtung eines Kraftfahrzeugs. Das Verfahren umfasst die folgenden Schritte: Erkennen einer bevorstehenden gefährlichen Situation durch eine Umfeldüberwachungseinrichtung des Kraftfahrzeugs; Überprüfen, ob eine festgelegte Gefah ¬ renschwelle überschritten wird; Betätigen wenigstens eines Antriebs einer Fensterscheibe und/oder eines Schiebedachs im Falle der Überschreitung der festgelegten Gefahrenschwelle. Moderne Kraftfahrzeuge sind mit sog. Precrash-Systemen aus ¬ gestattet, die unterschiedliche Umfeldsensoren aufweisen, um eine bevorstehende gefährliche Situation, die eine Kollision mit einem anderen Verkehrsteilnehmer oder einem Objekt sein kann, frühzeitig zu erkennen. In Abhängigkeit der aktuellen Um- feldsituation können Sicherheitseinrichtungen aktiviert werden. Beispielsweise kann ein automatischer Bremsvorgang oder ein Lenkmanöver ausgelöst werden, um eine Kollision zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen. Situationsabhängig können auch Sicherheitssysteme des Kraftfahrzeugs aktiviert werden, insbe- sondere Airbags oder Gurtstraffer.

Beim Überschreiten einer festgelegten Gefahrenschwelle werden üblicherweise Fensterscheiben und ggf. ein Schiebedach ge ¬ schlossen, um die Fahrzeuginsassen vor umherfliegenden

Bruchstücken oder anderen Fremdkörpern zu schützen. Zugleich soll durch das Schließen der Seitenscheiben verhindert werden, dass durch die bei einer Kollision auftretenden Kräfte Extremitäten wie die Arme oder der Kopf durch die Fensteröffnung herausgeschleudert werden. Dementsprechend werden bei her- kömmlichen Sicherheitssystemen alle Fensterscheiben und ggf . ein Schiebedach geschlossen. Wird das Kraftfahrzeug bei einer Kollision, einem Ausweichmanöver oder beim Abkommen von der Fahrbahn aus Unachtsamkeit des Fahrers in ein Gewässer, wie z.B. einen Fluss oder einen See gesteuert oder geschleudert, so entsteht das Problem, dass sich in Folge der von außen auf die Fahrzeugtüren wirkenden Wassermassen, die Fahrzeugtüren nicht mehr öffnen lassen. Da aufgrund der oben beschriebenen Sicherheitssysteme die Fenster und/oder das Schiebedach zum Schutz der Insassen geschlossen werden, ist der Innenraum gegenüber dem Fahrzeugäußeren ab- geschlossen. Taucht das Kraftfahrzeug in das Gewässer ein, so versagt im Regelfall die Bordelektronik infolge wasserbedingten Kurzschlüssen, so dass sich auch Fenster und/oder das Schiebedach nicht mehr öffnen lassen, da diese heutzutage im Regelfall elektrisch gesteuert sind und auf eine funktionierende Bord- netzversorgung angewiesen sind. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Fahrzeuginsassen ertrinken.

Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Betrieb einer Sicherheitseinrichtung eines Kraftfahrzeugs anzugeben, welches einen verbesserten Schutz der Fahrzeuginsassen ermöglicht.

Diese Aufgabe wird gelöst durch das Verfahren gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs 1 sowie ein Kraftfahrzeug zur Durchführung des Verfahrens gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs 13. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen .

Zur Lösung dieser Aufgabe ist bei einem Verfahren für den Betrieb einer Sicherheitseinrichtung eines Kraftfahrzeugs der eingangs genannten Art erfindungsgemäß vorgesehen, dass der Antrieb zum Öffnen zumindest einer Fensterscheibe und/oder eines Schie ¬ bedachs betätigt wird, falls durch die Umfeldüberwachung ¬ seinrichtung detektiert wurde, dass als gefährliche Situation die Gefahr einer Fahrt oder einer Bewegung (z.B. Sturz) in ein Gewässer besteht.

Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass bei einem

Kraftfahrzeug, dessen Fenster und Schiebedach geschlossen ist, und das in ein Gewässer gesteuert wird oder stürzt, sich infolge von, von außen auf die Fahrzeugtüren wirkenden, Wassermassen die Fahrzeugtüren nicht mehr öffnen lassen. Da in dieser Situation - unter der Voraussetzung, dass die Fenster und das Schiebedach elektrisch betätigbar sind - sich diese bei ausgefallener

Bordnetzversorgung auch nicht mehr öffnen lassen, besteht für die Fahrzeuginsassen die Gefahr des Ertrinkens, auch wenn diese den eigentlichen Unfall oder Sturz leicht verletzt überleben. Erfindungsgemäß wird daher, wenn die Gefahr einer unkontrol ¬ lierten Fahrt oder Bewegung in ein Gewässer besteht, wie z.B. bei einem Sturz von einer Brücke und dergleichen, zumindest eines der Fenster und/oder das Schiebedach zeitnah vor dem Eintritt in das Wasser automatisch geöffnet. Dadurch wird die Wahrschein- lichkeit, dass sich die Fahrzeuginsassen aus dem Fahrzeug befreien können, erheblich vergrößert. Einerseits ist es möglich, dass sich die Insassen durch das offene Fenster und/oder Schiebedach in Sicherheit bringen können. Andererseits wird auch das Öffnen einer Fahrzeugtür erleichtert, da ein allmählicher Kräfteausgleich zwischen dem von außen auf die Fahrzeugtür wirkenden Wasser und dem in das Fahrzeug durch das offene Fenster und/oder Schiebedach eindringende Wasser stattfindet.

Gemäß einer zweckmäßigen Ausgestaltung ermittelt die Umfel- düberwachungseinrichtung mittels positionsbestimmender Mittel und Kartendaten, ob eine ermittelte aktuelle Position des Kraftfahrzeugs eine (kritische) Nähe zu dem Gewässer aufweist und/oder die ermittelte aktuelle Position des Kraftfahrzeugs sich neben einer in den Kartendaten markierten Fahrbahn befindet. Unter einer ( kritischen) ähe zu dem Gewässer kann die Unterschreitung einer vorgegebenen Distanz zu einem Gewässer verstanden werden. Da diese Situation auch sämtliche Fahrten über eine Brücke umfasst und daher alleine noch keinen zuverlässigen Rückschluss auf eine bevorstehende Situation zulässt, kann es als weiteres Kriterium erforderlich oder sinnvoll sein, zu ermitteln, ob sich das Kraftfahrzeug neben der Fahrbahn befindet. Sind beide Kriterien erfüllt, ist das Vorliegen einer bevorstehenden gefährlichen Situation wahrscheinlich. Bewegt sich das Fahrzeug hingegen auf einem in den Kartendaten vorhandenen Fahrweg, kann auf das Befahren einer Brücke geschlossen werden.

Gemäß einer weiteren Ausgestaltung verarbeitet die Umfeldüber- wachungseinrichtung als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, eine mittels der positionsbestimmenden Mittel erfasste Höhenänderung des Kraftfahrzeugs, die in einer vorliegenden Zeit eine vorgegebene Höhe übersteigt. Dies kann beispielsweise den Sturz von einer Brücke in ein Gewässer oder den Sturz über einen steilen Abhang signalisieren.

Als ein weiteres Kriterium, das die Umfeldüberwachungseinricht ¬ ung als Kriterium heranzieht, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, wird ein Überfahren einer Fahrwegbegrenzung ver- arbeitet, wobei das Überfahren der Fahrwegbegrenzung mittels der positionsbestimmenden Mittel und/oder einer Fahrwerkssensorik und/oder einer Kamera detektiert wird. Anhand der positions ¬ bestimmenden Mittel kann z.B. ermittelt werden, ob sich das Fahrzeug aktuell auf einem in Kartendaten eingezeichneten Fahrweg befindet oder diese verlässt. Durch die Fahrwerks ¬ sensorik kann ein plötzlich und unerwartet auftretender „Schlag", wie dieser beim Überfahren eines Randsteins auftritt, detektiert werden. Dies kann z.B. von verschiedenen Bschleunig- ungssensoren, aber auch anhand des Verhaltens eines oder mehrerer Federbeine detektiert werden. Mit Hilfe einer oder mehrerer im Fahrzeug installierter Kameras kann das Überfahren einer Fahrwegbegrenzung unmittelbar erfasst und detektiert werden. Ist zusätzlich die Bedingung der Nähe des Gewässers erfüllt, wird auf eine gefährliche bevorstehende Situation geschlossen.

Gemäß einer weiteren zweckmäßigen Ausgestaltung verarbeitet die Umfeldüberwachungseinrichtung als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, einen unebenen Bodenverlauf, insbesondere nach dem Überfahren der Fahrwegbegrenzung und/oder wenn sich das Kraftfahrzeug neben einer in den Kartendaten markierten Fahrbahn befindet, wobei der unebene Bodenverlauf mittels der positionsbestimmenden Mittel und/oder der Fahrwerkssensorik und/oder der Kamera oder Kameras detektiert wird. Die Detektion kann in einer wie oben beschriebenen Weise erfolgen .

Eine weitere zweckmäßige Ausgestaltung sieht vor, dass die Umfeldüberwachungseinrichtung als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, einen mittels der Fahr- werkssensorik erfassten Federweg eines oder mehrerer Federbeine beim Ausfedern, der für eine vorgegebene Zeitspanne maximal bleibt, verarbeiten. Ein maximales Ausfedern für einen unüblich langen Zeitraum eines oder mehrerer Federbeine erfolgt bei ¬ spielsweise dann, wenn sich das Fahrzeug in einem freien Fall befindet. Dies kann beispielsweise beim Durchbrechen eines Brückengeländers und dem infolgedessen stattfindenden Sturz der Fall sein.

Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, dass die Umfeldüberwa ¬ chungseinrichtung als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, das Überschreiten eines in Fahrzeuglängsrichtung erfassten Nickwinkels und/oder das Überschreiten eines in Fahrzeugquerrichtung erfassten Drehwinkels relativ zu einer

Bezugsebene, insbesondere der Horizontalen, verarbeitet. Eine solche Situation tritt beispielsweise bei einer flugähnlichen Bewegungstraj ektorie auf, wenn das Fahrzeug aus großer Höhe, wie z.B. bei einem Sturz von einer Brücke, nach unten stürzt.

Ein Grenzwert des Nickwinkels und/oder des Drehwinkels kann in Abhängigkeit der Fahrzeuggeschwindigkeit variiert werden. Hier kann beispielsweise beim bewussten langsamen Hinabfahren einer steilen Böschung, bei dem durch den Fahrzeugführer jederzeit ein gezieltes Anhalten möglich ist, es verhindert werden, dass sich ein Fenster und/oder das Schiebedach in unerwünschter Weise öffnet. Wird demgegenüber eine bestimmte Geschwindigkeit des Fahrzeugs beim Hinabfahren einer steilen Böschung unterschritten, so kann ggf. ein gezieltes Anhalten nicht mehr möglich sein. Der Grenzwert des Nickwinkels wird dadurch bei umso höherer Geschwindigkeit soweit herabgesetzt, dass ein automatisches Öffnen zumindest eines Fensters und/oder des Schiebedachs erfolgt, wenn gleichzeitig festgestellt wurde, dass sich das Kraftfahrzeug in der Nähe eines Gewässers befindet.

Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, dass die Nickwinkelge- schwindigkeit und/oder die Drehwinkelgeschwindigkeit ausge ¬ wertet wird oder werden.

Es kann zudem vorgesehen sein, dass die Umfeldüberwachungs ¬ einrichtung als Kriterium, dass eine gefährliche Situation besteht, ein Drehen der Räder des Kraftfahrzeugs bei gleichzeitig im Wesentlichen konstanter aktueller Position des Kraftfahrzeugs detektiert wird. Dies kann beispielsweise bei einer flugähn ¬ lichen Bewegungstraj ektorie beim Sturz über ein Brückengeländer der Fall sein.

Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, dass die Umfeldüberwachungseinrichtung als Kriterium, dass eine gefährliche Situation bevorsteht, beim Betätigen einer Bremse des Kraftfahrzeugs ein abruptes Ändern einer Raddrehzahl auf Null erfasst. Diese Situation tritt auf, wenn sich das Kraftfahrzeug in einer flugähnlichen Bewegungstraj ektorie befindet, wobei der Fahrer z.B. reflexhaft versucht, das Fahrzeug durch Betätigen der Bremse abzubremsen. In dieser Situation ändert sich die Raddrehzahl abrupt auf Null, was ein Anzeichen für einen freien Fall oder eine ähnliche Situation ist. Ein abruptes Ändern der Raddrehzahl auf Null ist bei vorhandener Bodenhaftung nicht möglich.

Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, dass als Aktion ein automatischer Notruf abgesetzt wird, falls durch die Umfeld- Überwachungseinrichtung detektiert wurde, dass als gefährliche Situation die Gefahr einer Fahrt oder Bewegung in ein Gewässer besteht, da auch für das Absetzten eines automatischen Notrufes, analog zu einer Betätigung eines elektrischen Antriebes, ein funktionierendes Bordnetz gegeben sein muss.

Ein erfindungsgemäßes Kraftfahrzeug ist erfindungsgemäß zur Durchführung des Verfahrens der vorstehend beschriebenen Art ausgebildet . Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die Zeichnungen erläutert. Es zeigen:

Fig. 1 ein Flussdiagramm, mit wesentlichen Schritten des erfindungsgemäßen Verfahrens; und eine Verkehrssituation, bei der ein Kraftfahrzeug in Folge eines Ausweichmanövers mit einer flugähnlichen Bewegungstraj ektorie von einer Brücke in Richtung eines Gewässers stürzt.

Fig. 1 ist ein Flussdiagramm und zeigt die wesentlichen Schritte des Verfahrens für den Betrieb einer Sicherheitseinrichtung eines Kraftfahrzeugs 1. Fig. 2 zeigt eine typische Situation, bei der das erfindungsgemäße Verfahren zur Anwendung gelangt. Ein Kraftfahrzeug 1 bewegt sich auf einem Fahrweg 10 der mittels einer Brücke 11 ein Gewässer 12 überbrückt. Unmittelbar vor dem Kraftfahrzeug 1 (dem sog. Egofahrzeug) kollidieren zwei weitere Fahrzeuge 2, 3 miteinander. Infolge eines Ausweichmanövers kommt der Fahrer des Kraftfahrzeugs 1 von dem Fahrweg 10 ab. Aufgrund seiner eigenen Geschwindigkeit durchbricht er beispielsweise ein Brückengeländer und stürzt in einer flugähnlichen Bewegungs- trajektorie in Richtung des unterhalb der Brücke 11 fließenden Gewässers 12.

Das Kraftfahrzeug 1 verfügt über eine Umfeldüberwachungs ¬ einrichtung 4, die eine Recheneinheit sowie verschiedene Sensoren umfasst. Die Umfeldüberwachungseinrichtung 4 des Kraftfahrzeugs 1 überwacht mittels der Sensoren, wie z.B. positionsbestimmender Mittel, einer oder mehreren Kameras,

Fahrwerkssensorik, Drehwinkel- und/oder Nickwinkelsensoren und dergleichen, den Bereich um das Kraftfahrzeug 1 und insbesondere den Fahrweg 10 vor dem Kraftfahrzeug 1. In Fig. 2 ist eine Antenne der positionsbestimmenden Mittel , z.B. eines GPS-Empfängers , mit dem Bezugszeichen 5 sowie eine Kamera mit dem Bezugszeichen 6 gekennzeichnet. Weitere Sensoren, wie z.B. eine Fahr ¬ werkssensorik, Drehratensensoren und dergleichen sind nicht explizit dargestellt. Nach dem Start des Verfahrens überwacht die Umfeldüberwa ¬ chungseinrichtung 4 das Umfeld des Kraftfahrzeugs 1. Die von den Sensoren der Umfeldüberwachungseinrichtung gelieferten Informationen werden durch eine in Fig. 2 nicht dargestellte Recheneinheit ausgewertet. Durch die Auswertung der unter ¬ schiedlichen, von den Sensoren der Umfeldüberwachungseinrichtung gelieferten Informationen kann durch die Recheneinheit eine gefährliche Situation erkannt werden, bei der die Gefahr einer Fahrt oder Bewegung des Kraftfahrzeugs 1 in ein Gewässer besteht (Schritt Sl) .

Eine solche gefährliche Situation liegt beispielsweise dann vor, wenn das Egofahrzeug 1 aufgrund eines wie in Fig. 2 gezeigten Unfalls, aufgrund eines Ausweichmanövers oder aufgrund eines Abkommens von der Fahrbahn, z.B. aus Unachtsamkeit des Fahrers des Egofahrzeugs, eine Fahrbahn verlässt und dabei die Gefahr besteht, dass das Fahrzeug nicht mehr kontrolliert vor dem in der Nähe befindlichen Gewässer, wie z.B. dem in Fig. 2 gezeigten Fluss 12, einem Bach und dergleichen zum Stehen, gelangt.

Mit Hilfe der positionsbestimmenden Mittel und Kartendaten wird im vorliegenden Ausführungsbeispiel festgestellt, dass sich das Kraftfahrzeug 1 aktuell in unmittelbarer Nähe des Gewässers 12, z.B. einem Fluss, befindet. Dieses Kriterium stellt eine Vo ¬ raussetzung dar, dass eine bevorstehende gefährliche Situation im Sinne des erfindungsgemäßen Verfahrens durch die Umfeldü ¬ berwachungseinrichtung 4 detektiert werden kann. Im Falle des in Fig. 2 gezeigten Ausführungsbeispiels kann die gefährliche Situation, die ein Öffnen zumindest eines Fensters 8 und/oder des Schiebedachs erfordert, anhand verschiedener Kriterien de ¬ tektiert werden.

Die Recheneinheit der Umfeldüberwachungseinrichtung überprüft in Schritt S2, ob eine Gefahrenschwelle überschritten ist, bei der die Gefahr besteht, dass die Fahrt oder unkontrollierte

Bewegung in das Gewässer besteht. Ist dies nicht der Fall, kehrt das Verfahren zu Schritt Sl zurück. Ist demgegenüber die Gefahrenschwelle überschritten („Ja") , so erfolgt gemäß Schritt S3 ein Antrieb zum Öffnen zumindest einer Fensterscheibe und/oder des Schiebedachs. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass der oder die in dem Kraftfahrzeug befindlichen Insassen bei einem Sturz oder einer Fahrt in das Gewässer sich noch aus dem Inneren des Kraftfahrzeugs befreien können.

Da bei geschlossenen Fenstern und geschlossenem Schiebedach die zum Öffnen einer Tür erforderlichen Kräfte sehr hoch sind und aufgrund des wasserbedingten Kurzschlusses ein Öffnen eines Fensters oder Schiebedachs in der Regel nicht mehr möglich ist, erfolgt erfindungsgemäß das Öffnen zumindest eines Zugangs vor dem Eintritt des Kraftfahrzeugs 1 in das Gewässer. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass sich die Insassen wahlweise durch das geöffnete Fenster und/oder Schiebedach befreien können. Ist dies, z.B. aufgrund eines zu geringen Öffnungsquerschnitts eines geöffneten Fensters nicht möglich, so sorgt das in das Fahr ¬ zeuginnere eindringende Wasser für einen allmählichen Kräf ¬ teausgleich zwischen dem außen und innen befindlichen Wasser, so dass ein manuelles Öffnen der Tür ohne übermäßige Kraft durch einen Fahrzeuginsassen ermöglicht wird.

Das Erkennen der gefährlichen Situation kann auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Sensoren der Umfeldüberwachungseinrichtung für das Kraftfahrzeug 1 erfolgen. Das Ansteuern des Antriebs zum Öffnen zumindest eines Fensters und/oder des Schiebedachs des Kraftfahrzeugs 1 erfolgt allgemein immer dann, wenn eine „flugähnliche Bewegungstraj ektorie" des Egofahrzeugs diagnostiziert wird. Dies kann beispielsweise durch die Auswertung von Beschleunigungsdaten der in dem Kraftfahrzeug 1 befindlichen Beschleunigungssensoren detektiert werden.

Insbesondere können hierzu auch Dreh- und/oder Nickwinkel des Fahrzeugs sowie deren Änderungsraten berücksichtigt werden.

Der Begriff einer „flugähnlichen Bewegungstraj ektorie" ist weit zu fassen. Darunter sind Traj ektorienverläufe des Egofahrzeugs zu verstehen, wie diese insbesondere bei einem freien Fall oder einer steilen Böschungsabfahrt auftreten. Bei einer steilen Böschungsabfahrt kann dabei die Fahrzeuggeschwindigkeit in Beziehung zu einem Böschungswinkel gesetzt werden. Der Winkel, ab dem eine flugähnliche Bewegungstraj ektorie und damit eine gefährliche Situation erkannt wird, kann in Abhängigkeit der Fahrzeuggeschwindigkeit variiert werden. Je kleiner die

Fahrzeuggeschwindigkeit ist, desto größer kann ein erlaubter Böschungswinkel sein, ohne dass eine Recheneinheit der Um ¬ feldüberwachungseinrichtung den Antrieb zumindest eines

Fensters und/oder eines Schiebedachs zum Öffnen ansteuert. Darüber hinaus können verschiedene Fahrzeugzustände auf das Vorliegen einer flugähnlichen Bewegungstraj ektorie und damit einer gefährlichen Situation verarbeitet werden.

In diesem Ausführungsbeispiel erfährt das Kraftfahrzeug 1 aufgrund des Sturzes von der Brücke 11 eine signifikante Hö ¬ henänderung in einer vorgegebenen Zeit. Übersteigt die Höhenänderung in der vorgegebenen Zeit einen vorgegebenen Wert, so kann dies als freier Fall interpretiert werden. In diesem Fall ist das Kriterium der bevorstehenden gefährlichen Situation und die Gefahr eines Sturzes in das Gewässer 12 erfüllt, so dass der Antrieb zum Öffnen zumindest einer Fensterscheibe 8 und/oder des Schiebedachs betätigt wird.

Beim Überfahren bzw. Durchbrechen einer in Fig. 2 nicht gezeigten Begrenzung des Fahrwegs 10 können durch eine ebenfalls nicht näher dargestellte Fahrwerkssensorik spezifische Signale er- fasst werden, welche ebenfalls auf eine gefährliche Situation hindeuten. Alternativ oder additiv kann das Überfahren der Fahrwegbegrenzung auch durch die positionsbestimmenden Mittel und/oder eine Kamera detektiert werden.

Nach dem Durchbrechen der Fahrwegbegrenzung maximiert sich der Federweg der Federbeine des Kraftfahrzeugs, da die Radlast unmittelbar entfällt. Bleibt der Federweg für eine vorgegebene Zeitspanne maximal, so deutet dies ebenfalls auf einen freien Fall des Kraftfahrzeugs 1 hin. Gegebenenfalls dreht sich das Kraftfahrzeug 1 nach dem

Durchbrechen der Fahrwegbegrenzung und dem Übergang in den freien Fall um seine Fahrzeuglängs- und/oder Fahrzeugquer- und/oder Fahrzeughochachse. Auch diese von entsprechenden Sensoren zur Verfügung gestellten Daten können zur Feststellung einer gefährlichen Situation herangezogen werden. Beispielsweise kann eine schnelle Änderung eines Nickwinkels und/oder eines

Drehwinkels auf einen freien Fall oder einen Überschlag hin ¬ deuten .

Wird zudem durch den Fahrer des Kraftfahrzeugs 1 während des freien Falls die Bremse betätigt, so kommen die sich aufgrund ihrer Trägheit zunächst drehenden Räder abrupt zum Stehen. Da eine solche abrupte Drehzahländerung auf die Drehzahl Null bei einem herkömmlich sich auf einem Fahrweg bewegenden Fahrzeug in der Regel nicht auftritt, ist dies ein weiterer Hinweis auf einen freien Fall. Gegebenenfalls kann auch ein Drehen der Räder eines Kraftfahrzeugs bei gleichzeitig im Wesentlichen konstanter aktueller Position des Kraftfahrzeugs auf eine gefährliche Situation hinweisen.

In dem in Fig. 2 gezeigten Ausführungsbeispiel hat die Re ¬ cheneinheit der Umfelderfassungseinrichtung somit verschiedene Möglichkeiten, eine Gefährdungsanalyse hinsichtlich der be- schriebenen Gefahrensituation durchzuführen, um eine automatische Öffnung mindestens eines Fensters auszuführen, wenn kombiniert dazu die Gefahr einer Fahrt oder Bewegung in ein Gewässer besteht. Insbesondere kann es zweckmäßig sein, die verschiedenen Detektionsmöglichkeiten zwecks Plausibilisierung der Bewertung der Gefährdung miteinander zu kombinieren.

Ergänzend sei abschließend angemerkt, dass bei Überschreitung der festgelegten Gefahrenschwelle anstatt (ausschließlich) oder zusätzlich zur Betätigung des Antriebes zum Öffnen zumindest einer Fensterscheibe 8 und/oder des Schiebedachs, ein auto ¬ matischer Notruf abgesetzt werden kann, da auch für das Absetzten eines automatischen Notrufes, analog zu einer Betätigung eines elektrischen Antriebes, ein funktionierendes Bordnetz gegeben sein muss. Ein solcher Notruf kann somit nur vor dem Eintritt des Kraftfahrzeugs 1 in das Gewässer abgesetzt werden.

Bezugs zeichenliste

Fahrzeug

weitere Fahrzeuge

Umfeldüberwachungseinrichtung (positionsbest des Mittel, Kamera, Fahrzeugsensorik)

Antenne

Kamera

Räder

Fensterscheibe

10 Fahrweg

11 Brücke

12 Gewässer