Login| Sign Up| Help| Contact|

Patent Searching and Data


Title:
MOULDED BODIES MADE FROM A POLYURETHANE MATERIAL, PRODUCTION AND USE THEREOF
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2000/023493
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for the production of polyurethane-based technical formed parts, commodity goods and objects, preferably consisting of (meth)acrylate containing isocyanate and hydroxy groups and at least 0.5 mMol/g reactive double bonds that can be determined using a DSC method. In a first step, a mixture of all starting constituents is produced and given a desired form using methods such as casting, pressing, rolling or extruding that are known per se in plastic engineering technology, whereby said mixture simultaneously or subsequently undergoes a non-radically triggered polyaddition reaction (urethane reaction) and a polyurethane substance is created in the form of a flexible, optionally elastic pre-form that can be deformed without any removal of said material. In a second step, the pre-form undergoes preferably mechanical shaping in addition to substantially emission-free hardening by means of radical polymerization of the free double bonds. The invention also relates to products that are manufactured using this method in addition to multiple applications thereof, such as directly in the place where they are used, in order to produce highly resistant shaped bodies and composite elements that can be used more particularly in fields such as medicine (e.g. surgery, orthopaedics, dental medicine), technology (e.g. civil engineering, the construction industry, motor vehicle production, insulation technology, measuring and lighting technology), the home, cosmetics and fine art.

Inventors:
BUECHEL THOMAS (LI)
Application Number:
PCT/EP1998/006558
Publication Date:
April 27, 2000
Filing Date:
October 15, 1998
Export Citation:
Click for automatic bibliography generation   Help
Assignee:
BUECHEL THOMAS (LI)
International Classes:
B29C39/02; C08J5/00; C08F299/06; C08G18/67; C08G18/78; C08G18/81; C08J5/24; B29K75/00; (IPC1-7): C08G18/67; C08G18/81
Foreign References:
US4787850A1988-11-29
GB1512553A1978-06-01
EP0269071A21988-06-01
EP0262488A11988-04-06
Attorney, Agent or Firm:
BÜCHEL, KAMINSKI & PARTNER (Letzanaweg 25 Triesen, LI)
Download PDF:
Claims:
PATENTANSPRÜCHE
1. Verfahren zur Herstellung von Artikeln und Gegenständen auf der Basis eines PolyurethanWerkstoffes, welcher durch eine nichtradikalisch ausgelöste Polyadditionsreaktion der an der Urethanreaktion teilnehmenden Ausgangskom ponenten, vorzugsweise Isocyanat und Hydroxygruppen enthaltendes Acrylat oder Methacrylat, hergestellt wird und einenmittels DSCMethode bestimm barenGehalt an reaktiven Doppelbindungen von mindestens 0.5 mMol/g aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass a) eine, vorzugsweise fliessfähige, Mischung aller Ausgangskomponenten hergestellt und nach an sich bekannten Methoden der Kunststofftechnik, insbesondere durch Giessen, Pressen, Walzen oder Extrudieren in eine gewünschte Form gebracht und gleichzeitig oder anschliessend der Polyadditionsreaktion unterzogen wird, und b) der dabei entstehende PolyurethanWerkstoff in Form eines ohne Material abtragung verformbaren, vorzugsweise flexiblen und gegebenenfalls elastischen, Vorformkörpers erzeugt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorform körper anschliessend, gegebenenfalls nach einer weiteren, insbesondere mecha nischen, Formgebung, zu einem gewünschten Zeitpunkt in seiner Form fixiert und durch radikalisch ausgelöste Polymerisation der reaktiven Doppelbindungen zu einem strukturfesten Formkörper ausgehärtet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die an der Urethanreaktion teilnehmenden Ausgangskomponenten im wesentlichen aus Isocyanat und Hydroxylgruppen enthaltendem (Meth) acrylat, vorzugsweise in einem Verhältnis von OHGruppen zu NCOGruppen von etwa 1 : 1, bestehen und wenigstens eine der Ausgangskomponenten zumindest bifunktionell, vorzugs weise trioder polyfunktionell ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Härtung durch radikalisch ausgelöste Polymerisation im wesentlichen ohne Abgabe von Emissionen erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorformkörper in Gestalt einer Folie, eines Streifens, eines Bandes oder einer beliebigen Gussform hergestellt und anschliessend zumindest einer weite ren, vorzugsweise nichtmaterialabtragenden, Formgebung durch beispielsweise Biegen, Verdrehen, Pressen, Walzen oder Tiefziehen unterzogen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass den Ausgangskomponenten mindestens einer der nachfolgenden Bestandteile zugesetzt wird : ein Füllstoff, ein Fasermaterial, ein Farbpigment.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Aushärtung des Vorformkörpers durch radikalische Polymerisation der freien Doppelbindungen unter Anwendung von erhöhtem Druck und/oder erhöhter Temperatur und/oder Bestrahlung mit Mikrowellen oder energiereicher, insbesondere ionisierender, Strahlung erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Mischung der Ausgangskomponenten mindestens ein zur Auslösung und/oder Beschleunigung einer radikalischen Polymerisation der reaktiven Doppelbindungen geeigneter Katalysator, insbesondere ein Heisshärtungsoder Photokatalysator, zugesetzt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass zwei oder mehr Vorformkörper, insbesondere in Form von Folien, Bändern, Streifen oder Platten, miteinander in Kontakt gebracht, vorzugsweise schicht weise übereinandergelegt oder mittels Haftvermittler aneinandergeklebt, werden und unter Anwendung von erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur miteinan der zu Verbundoder Laminatformkörpern beliebiger Schichtdicke verbunden und, gegebenenfalls mit Lichtunterstützung, ausgehärtet werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Aushärtung durch radikalische Polymerisation Fasermaterial, insbesondere in Form von Fasergeweben oder Faserviiesen, zwischen die Vorformkörper eingebracht wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass den Ausgangskomponenten ein Füllstoff in einer Konzentration von maximal 80 Gew. %, vorzugsweise von 20 bis 75, insbesondere von etwa 40 bis 70 Gew. % zugesetzt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Fasermaterial in Form von unidirektionalen Fasersträngen, Faser gewebe oder Faserviies vorliegt und vorzugsweise Glasfasern, Kohlenstoff fasern, Aramidfasern, Polyethylenfasern, Zellulosefasern, und/oder andere geeignete Kunststofffasern enthält.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Faser material vor der Polyadditionsreaktion mit einer Mischung der Ausgangskompo nenten getränkt und danach in Plattenoder Folienform gepresst und der Poly additionsreaktion unterzogen wird.
14. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Kataly sator in einer Menge von bis zu 5 Gew. %, vorzugsweise von 0,1 bis 1 Gew. % eingesetzt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Härtung des Vorformkörpers bei einem Druck von 2 bis 10 bar und/oder bei einer Tempe ratur von 80 bis 150°C und/oder bei einer Bestrahlung mit Licht einer Wellen länge von 300 bis 500 nm oder mittels Mikrowellen einer Wellenlänge von 1 bis 1000 mm erfolgt.
16. Formkörper auf der Basis eines durch nichtradikalisch ausgelöste Poly additionsreaktion hergestellten PolyurethanWerkstoffes, vorzugsweise gebildet aus Isocyanat und Hydroxygruppen enthaltendem (Meth) acrylat und gegebenen falls weiteren Zusätzen, welcher einenmittels DSCMethode bestimmbaren Gehalt an nicht extrahierbaren reaktiven Doppelbindungen von mindestens 0.5 mMol/g aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass er in Form eines flexiblen und gegebenenfalls elastischen Gegenstands oder Formteils vorliegt, durch nicht materialabtragende Formgebung wie z. B. Biegen, Verdrehen, Pressen, Walzen oder Tiefziehen verformbar und durch radikalische Polymerisation der reaktiven Doppelbindungen härtbar ist.
17. Formkörper auf der Basis eines durch nichtradikalisch ausgelöste Polyad ditionsreaktion hergestellten PolyurethanWerkstoffes, der vorzugsweise aus Isocyanat und Hydroxygruppen enthaltendem (Meth) acrylat und gegebenenfalls weiteren Zusätzen gebildet ist und einenmittels DSCMethode bestimmbaren Gehalt an nicht extrahierbaren reaktiven Doppelbindungen von mindestens 0.5 mMol/g aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass der Formkörper in Form eines durch radikalische Polymerisation der reaktiven Doppelbindungen ausgehärteten, strukturfesten Gegenstands oder Formteils vorliegt.
18. Formkörper nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass der PolyurethanWerkstoff im wesentlichen aus den Ausgangsverbindungen Isocyanat und Hydroxylgruppen enthaltendem (Meth) acrylat, vorzugsweise in einem Verhältnis von OHGruppen zu NCOGruppen von etwa 1 : 1, besteht und wenigstens eine der Ausgangsverbindungen zumindest bifunktionell, vorzugs weise trioder polyfunktionell ist.
19. Formkörper nach einem der Ansprüche 16 bis 18, dadurch gekennzeich net, dass er farblos und durchscheinend, insbesondere glasklar ist.
20. Formkörper nach einem der Ansprüche 16 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass er mindestens einen der nachfolgenden Zusätze : Füllstoff, Fasermaterial, Farbpigment, enthält und/oder eine Oberflachenbehandlung, insbesondere eine Beschichtung, Färbung, Bemalung und/oder eine Textur aufweist.
21. Formkörper nach einem der Ansprüche 17 bis 20, dadurch gekenn zeichnet, dass er als gehärteter Verbundoder Laminatformkörper, gebildet aus mindestens zwei härtbaren Formkörpern gemäss einem der Ansprüche 16,18, 19,20 vorliegt.
22. Formkörper auf Polyurethanbasis, erhältlich nach einem Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 15.
23. Verwendung eines Werkstoffes auf der Basis eines durch nichtradikalisch ausgelöste Polyadditionsreaktion hergestellten Polyurethans, vorzugsweise aus Isocyanat und Hydroxygruppen enthaltendem (Meth) acrylat, welcher einenmit tels DSCMethode bestimmbarenGehalt an reaktiven Doppelbindungen von mindestens 0.5 mMol/g aufweist, zur unmittelbaren Herstellung von flexiblen und gegebenenfalls elastischen, durch mechanische Einwirkungen wie Verdrehen, Biegen, Pressen, Walzen oder Tiefziehen verformbaren und durch radikalische Polymerisation der reaktiven Doppelbindungen härtbaren Gegenständen oder Formteilen.
24. Verwendung nach Anspruch 23, zur im wesentlichen emissionsfreien Weiterverarbeitung, insbesondere zur flexiblen mechanischen, vorzugsweise nichtmaterialabtragenden, Formgebung und gleichzeitigen oder nachfolgenden Aushärtung durch radikalische Polymerisation, gegebenenfalls direkt am Einsatzort.
25. Verwendung eines Werkstoffes auf der Basis eines durch nichtradikalisch ausgelöste Polyadditionsreaktion hergesteilten Polyurethans, vorzugsweise aus Isocyanat und Hydroxygruppen enthaltendem (Meth) acrylat, welcher einenmit tels DSCMethode bestimmbarenGehalt an reaktiven Doppelbindungen von mindestens 0.5 mMol/g aufweist, zur unmittelbaren Herstellung von, gegeie nenfalls direkt am Einsatzort, flexibel angepassten oder geformten und gleichzei tig oder nachfolgend mittels radikalischer Polymerisation der reaktiven Doppel bindungen ausgehärteten Gegenständen oder Formteilen.
26. Verwendung nach einem der Ansprüche 23 bis 25, zur Herstellung von technischen Formteilen, Konstruktionsund Stützelementen, Lichtleitern, Werk zeugbestandteilen, Abdeckungen und Schutzfolien, elektrischen, thermischen oder akustischen Isolationselementen, Spielzeug, Gebrauchs, Kunstoder Dekorgegenständen, insbesondere zum Einsatz in der Medizin, im Dentalwesen, im Bauund Konstruktionswesen, in der Befestigungstechnik, Isolierund Verpackungstechnik, im Fahrzeugbau, in der Messtechnik, im Haushalt, sowie im Bereich der bildenden Kunst.
27. Verwendung eines Formkörpers gemäss einem der Ansprüche 16 bis 22, zur Herstellung von technischen Formteilen"Ronstruktionsund Stützeiementen, Lichtleitern, Werkzeugbestandteilen, Abdeckungen und Schutzfolien, elektri schen, thermischen oder akustischen Isolationselementen, Spielzeug, Ge brauchs, KunstoderDekorartikeln, insbesondere zum Einsatz in der Medizin, im Dentalwesen, im Bauund Konstruktionswesen, in der Befestigungstechnik, Isolierund Verpackungstechnik, im Fahrzeugbau, in der Messtechnik, im Haushalt, sowie im Bereich der bildenden K nst.
Description:
FORMKÖRPER AUS POLYURETHAN-WERKSTOFF, SOWIE HERSTELLUNG UND VERWENDUNG DESSELBEN TECHNISCHES GEBIET Die Erfindung betrifft einen flexiblen, gegebenenfalls elastischen, verformbaren Werkstoff auf der Basis von Polyurethan (PU), der durch nachfolgende Härtung in eine stabile Endform überführbar ist, wobei der Werkstoff eine Polyurethan- matrix enthält, die über eine Vielzahl von reaktiven Doppelbindungen, insbesondere radikalisch polymerisierbaren, ethylenisch ungesättigten Gruppen verfügt, die in chemisch gebundener Form als Teil der Polyurethanmatrix, beispielsweise einer Acrylsäure oder eines Acrylsäurederivats, vorliegen. Die Erfindung bezieht sich weiters auf ein Verfahren zur Herstellung von gehärteten Formkörpern aus diesem Werkstoff sowie auf deren Verwendung.

STAND DER TECHNIK Aus dem europäischen Patent EP 0 262 488, dessen Inhalt hiermit als in die vorliegende Beschreibung miteingeschlossen gelten soll, ist ein neuartiger reak- tiver organischer Füllstoff in Form eines Feststoffpulvers für polymerisierbare Zusammensetzungen bekannt, welcher aus einem Polyurethan-Werkstoff be- steht, der sich durch einen hohen Gehalt an reaktiven Doppelbindungen aus- zeichnet und der mit den Komponenten der zu füilenden Matrix, insbesondere über copolymerisierbare Gruppen, einen festen Verbund zwischen Füllstoff und Matrix liefert. Nach dem Auspolymerisieren ergibt dies Produkte, die eine wesentlich verbesserte Rissfestigkeit, Belastbarkeit und Abriebfestigkeit aufwei- sen. Solche Zusammensetzungen finden auf verschiedenen technischen Gebieten Anwendung ; besondere Bedeutung haben sie als Dentalwerkstoffe erlangt. Unter Dentalwerkstoffen werden z. B. Zahnfüllmassen für die konservierende Zahnbehandlung und Materialien zur Herstellung von künstlichen Zähnen oder Zahnteilen, wie Kronen oder Inlays, verstanden.

Dieser Polyurethan-Werkstoff, der in verschiedenen Modifikationen auch in der vorliegenden Erfindung eingesetzt wird, ist im aligemeinen glasklar und wird durch eine nicht radikalisch ausgelöste Reaktion hergestellt. Er enthält ausser- dem je Gramm der Polyurethanmatrix mindestens 0,5 mMol, vorzugsweise 0,5 bis 5, insbesondere 1,4 bis 2,6 mMol/g an reaktiven Doppelbindungen (bestimmt

mittels Differential Scanning Calorimetry, DSC-Methode" ; Details der Methode sind in EP 0 262 488 beschrieben), die vorzugsweise als strukturelle Bestandteile der Polyurethanmatrix vorliegen und daher mit Lösungsmitteln nicht extrahierbar sind.

Unter dem Begriff"reaktive Doppelbindungen"sind im Nachfolgenden in erster Linie jene mit der DSC-Methode (siehe EP 0 262 488) bestimmbaren Doppelbin- dungen zu verstehen, sofern im Einzelnen keine anderslautende Definition ange- geben wird oder aus dem Sinnzusammenhang keine andere Interpretation ent- nehmbar ist.

Der hohe Gehalt an nicht-extrahierbaren reaktiven Doppelbindungen wird da- durch erreicht, dass die Ausgangsmaterialien-vorzugsweise Isocyanate und Hydroxygruppen enthaltende Acrylate, insbesondere Hydroxy (meth) acrylate- durch eine nicht radikalisch ausgelöste Reaktion, d. h. im wesentlichen durch eine Polyadditionsreaktion (nachfolgend auch als"Urethanreaktion"bezeichnet), poly- merisiert und vernetzt werden, so dass 75 bis 90% der in den eingesetzten Mo- nomeren enthaltenen, ethylenisch ungesättigten Doppelbindungen auch noch im fertig polymerisierten PU-Werkstoff vorhanden sind. Diese Eigenschaft gestattet es, den Werkstoff zu einem beliebigen Zeitpunkt, gegebenenfalls nach Zwischenlagerung, einer Aushärtung durch radikalische Polymerisation zu unterziehen.

Der auch im Rahmen der vorliegenden Erfindung eingesetzte PU-Werkstoff wird gemäss EP 0 262 488 durch Umsetzung von Hydroxygruppen enthaltenden (Meth) acrylaten mit Isocyanaten im Verhältnis von OH-Gruppen zu NCO-Gruppen von etwa 1 : 1 hergestelit, wobei mindestens eine der Ausgangsverbindungen tri- oder höherfunktionell ist, um den für die verschiedenen Anwendungen erforderli- chen Vernetzungsgrad zu erreichen. Gemäss einer besonders günstigen Zusam- mensetzung geht man von einem Tri-oder Polyisocyanat aus, wobei es dann auch möglich ist, einen stöchiometrischen Unterschuss an Hydroxy (meth) acrylat einzusetzen und die erforderliche Vernetzung mit Wasser und/oder einem Polyol, z. B. einem aliphatischen Triol, zu erreichen, welche mit den nicht umgesetzten lsocyanatgruppen unter Harnstoff-bzw. Urethangruppenbildung reagieren.

Andererseits kann man auch ein (Meth) acrylat mit drei oder mehr Hydroxygrup- pen mit einem Diisocyanat umsetzen. Details dieser Art der Herstellung sind aus EP 0 262 488 bekannt.

Beispiele für geeignete hydroxyfunktionelle (Meth) acrylate sind : Bis (methacryloxy-2-hydroxypropyl)-sebacinat, Bis (methacryloxy-2-hydroxypro- pyl)-adipat, Bis (methacryloxy-2-hydroxypropyl)-succinat, Bis-GMA (Bisphenol-A- glycidylmethacrylat), Hydroxyethylmethacrylat (HEMA), Polyethylenglycol- methacrylat, 2-Hydroxy-und 2,3-Dihydroxypropylmethacrylat, Pentaerythritol- triacrylat.

Bevorzugte Isocyanate sind aliphatische Verbindungen, wie 3-Isocyanatomethyl- 3,5,5-trimethylcyclohexylisocyanat, Trimethylhexamethylendiisocyanat sowie das Triisocyanat Tris (6-isocyanatohexyl) biuret (DesmodurX N 100 der Bayer AG).

Aus EP 0 262 488 ist ferner bekannt, dass sich die Umsetzung zwischen den Hydroxy (meth) acrylaten und Isocyanaten unter milden Bedingungen durchführen lässt. Die Temperatur beträgt vorzugsweise etwa 10 bis 60°C. Zur Beschleuni- gung kann ein Katalysator zugesetzt werden ; geeignet sind u. a. tertiäre Amine und metallorganische Salze. Auch die Umsetzung von hydroxyfunktionellen (Meth) acrylaten ist als solche bereits bekannt. Sie dient beispielsweise zur Her- stellung von Prepolymeren, welche als Bindemittel in Dentalwerkstoffen Verwen- dung finden können (vergl. DE-OS 2 126 419).

Der PU-Werkstoff lasst sich gemäss EP 0 262 488 auch durch ionische Copo- lymerisation von Hydroxy (meth) acrylaten mit einem Epoxyharz und/oder Trioxan im stöchiometrischen Verhältnis herstellen. Beispielsweise kann Bisphenol A-di- glycidylether (EpikoteX 828) mit Glycidylmethacrylat und/oder HEMA unter Verwendung von BF3 als Katalysator umgesetzt werden. Ahnliche Ergebnisse liefert die Umsetzung von Glycidyl (meth) acrylat mit Trioxan und von Epoxiden mit Epoxy (meth) acrylaten. Weitere Beispiele sind die Umsetzung von Hydroxy- verbindungen mit Carbonsäurederivaten, wobei mindestens eine der Ausgangs- verbindungen (Meth) acrylatgruppen enthält, zu Polyestern, und die Reaktion von Allylidenen, z. B. von Diallyliden-pentaerythritol, mit Alkoholen oder Carbonsäu- ren. Auch bei diesen Umsetzungen bleiben die ethylenisch ungesättigten Vinyl- gruppen unverändert und stehen als reaktive Gruppen für die spätere radikalische Polymerisation zwecks Aushärtung zur Verfügung.

BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass dieser Polyurethan-Werkstoff, der gemäss EP 0 262 488 zumeist in Form von mit silanisiertem Si02 armierten Klumpen hergestellt und anschliessend für die Verwendung als Füllstoff zu einem Pulver zermahlen wurde, je nach Herstellungsbedingungen, Form und Dicke mehr oder weniger stark flexibel, häufig sogar elastisch, und ohne Materialabtragung mechanisch verformbar ist. So wurde unter anderem gefunden, dass sich dieser Polyurethan-Werkstoff in Form von Folien, Streifen, Bändern, Schnüren, Strängen aber auch in Gestalt beliebiger Gegenstände, Formteile oder Gebrauchsartikel herstellen lässt, die innerhalb gewisser Grenzen-abhängig von der jeweiligen chemischen Zusammensetzung der Polyurethanmatrix und der gewähiten Form der Produkte-durch Verfahren wie beispielsweise Biegen, Verdrehen, Pressen, Walzen, und dergleichen verformbar sind. Durch die Vielzahl von reaktiven Doppelbindungen, insbesondere radikalisch polymerisierbaren, ethylenisch ungesättigten Gruppen, die in chemisch gebundener Form als Teil der Polyurethanmatrix, beispielsweise einer Acrylsäure oder eines Acrylsäurederivats, in diesem Werkstoff vorliegen, ist eine Weiterverarbeitung durch eine Kombination aus mechanischer Formgebung und physikalisch- chemischer Härtung möglich.

Der vorliegenden Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, Wege aufzuzeigen, diesen Werkstoff in geeigneter Form bereitzustellen und daraus Formkörper beliebiger Gestalt herzustellen. Im Gegensatz zur EP 0 262 488 wird nämlich der PU-Werkstoff gemäss der vorliegenden Erfindung nach der Polyadditionsreaktion nicht als Klumpen aus dem Reaktionsbehälter entnommen und durch Mahlen auf Pulvergrösse zerkleinert, sondern es werden je nach Wunsch mehr oder weniger stark flexible, gegebenenfalls auch elastische, PU-Vorformkörper in einer vorbestimmten, für den jeweiligen Anwendungszweck gewünschten Nicht- Pulverform hergestellt, beispielsweise in der Gestalt konkreter Formteile, Gebrauchs-oder Dekorgegenstände zur unmittelbaren Nutzung als solche, oder in Form von konkreten dreidimensionalen Gebilden, vorzugsweise in der Gestalt von (Endlos-) Bändern,-Streifen,-Folien,-Strängen,-Profilen, etc. zur Weiter- verarbeitung durch mechanische Verfahren, insbesondere durch solche ohne Materialabtragung, und/oder zur Härtung mittels radikalischer Polymerisation.

Unter der Bezeichnung"Vorformkörper"oder"PU-Vorformkörper"sollen nach- folgend jene Produkte konkreter gegenständticher Form (d. h. Pulverform ist ausgeschlossen) verstanden werden, die aus dem PU-Werkstoff bestehen, der nach abgeschlossener Polyadditionsreaktion vorliegt und der die eingangs definierten Mindestgehalte an reaktiven Doppelbindungen aufweist, die in chemisch gebundener, nicht extrahierbarer Form vorliegen. Die PU-Vorform- körper können als solche bereits für bestimmte Anwendungszwecke eingesetzt werden oder aber einer nachfolgenden, insbesondere mechanischen, material- abtragenden oder nichtmaterialabtragenden Formgebung mit gleichzeitig oder anschliessend erfolgender, radikalisch induzierter Härtung unterzogen werden.

Die daraus resultierenden, endgehärteten Produkte werden-ungeachtet ihrer Zusammensetzung, Form und Verwendungsmöglichkeiten-im Nachfolgenden unter der Bezeichnung"Formkörper"oder"PU-Formkörper"zusammengefasst, sofern sich aus dem Sinnzusammenhang nichts anderes ergibt.

Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, darzulegen, wie der reaktive Poly- urethan-Werkstoff durch Verdrehen, Biegen, Pressen, Walzen, Tiefziehen oder ähnliche mechanische Einwirkungen in eine gewünschte Form gebracht und anschliessend in dieser Form durch radikalische Polymerisation über die reaktiven Doppelbindungen stabilisiert und gehärtet wird.

Erfindungsgemäss liegen die reaktiven ungesättigten Gruppen als direkte, nicht extrahierbare, chemische Bestandteile des Polyurethangerüsts vor, jedoch lässt sich prinzipiell auch ein PU-Werkstoff mit ähnlichen Eigenschaften dadurch herstellen, dass zumindest ein Teil dieser reaktiven Gruppen in Form von Acryl- säure oder Acrylsäurederivaten der Polyurethanmatrix zugemischt oder von dieser eingeschlossen werden. Ein solcher Einschluss findet beispielsweise dann statt, wenn die Acrylatkomponente gegenüber der Isocyanatkomponente im Überschuss eingesetzt wird und im Zuge der nicht-radikalischen Polymerisations- reaktion (Polyaddition) von der sich bildenden Polyurethanmatrix eingeschlossen wird. Man kann den PU-Werkstoff aber auch nachträglich durch Zusatz von (Meth) acrylaten, z. B. von Monomethacrylaten (MMA) quellen.

Wenn hingegen die Monomere der Ausgangsmischung im stöchiometrischen Verhältnis miteinander umgesetzt werden, enthält der PU-Werkstoff praktisch keine Reste an nicht umgesetzten Monomeren, was sich daran zeigt, dass der Gehalt an Doppelbindungen durch Lösungsmittelextraktion nicht vermindert werden kann.

Durch eine gezielte Wahl der Ausgangsmonomere können sowohl die Flexibilität der Vorformkörper als auch die physikalischen Eigenschaften, insbesondere Festigkeiten, der durch radikalische Polymerisation ausgehärteten Endprodukte gesteuert werden. Je längerkettig die eingesetzten Ausgangsmonomere sind, desto elastischer ist der daraus resultierende Vorformkörper, desto geringer sind aber auch die mechanischen Festigkeitswerte der ausgehärteten Formkörper nach der radikalischen Polymerisation.

Der grosse Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht nun darin, dass der PU- Werkstoff, beispielsweise in flächiger Form wie z. B. in Form einer Folie, eines Bandes oder Streifens, ausserordentlich vielfältig eingesetzt und am Ort der Anwendung in die gewünschte Form gebracht und ausgehärtet werden kann. So kann er beispielsweise im Bereich der Medizin dazu verwendet werden, um ver- letzte Gliedmassen durch teilweises oder vollständiges Umhüllen mit einer derar- tigen Folie und anschliessendes Aushärten durch eine, vorzugsweise lichtindu- zierte, insbesondere Blaulicht-oder UV-Licht-induzierte, Härtungsreaktion inner- halb weniger Minuten ruhig zu stellen bzw. stabil zu schienen. Ebenso lassen sich damit auch Halbschalenfabrikate solcher Schienen direkt am Patienten anfertigen. Gegenüber einer herkömmlichen Gipsbandage hat dies den Vorteil, dass aufgrund der Transparenz des Materials allfällige Druckstellen oder andere unerwünschte Begleiterscheinungen oder Vorgänge von aussen sichtbar werden und dadurch frühzeitig Abhilfe dagegen erfolgen kann. Gegenüber Kunststoff- systemen, die durch Hitze verformt oder ausgehärtet werden, hat die vorliegende Erfindung den grossen Vorteil, dass keine für die Haut unverträglichen, hohen Temperaturen entstehen.

Ein weiterer Vorteil der Erfidung besteht darin, dass in vielen Anwendungfällen, insbesondere in Fällen medizinischer oder orthopädischer Anwendungen des PU- Werkstoffes in unmittelbarer Hautnähe oder mit direktem Hautkontakt (z. B. orthopädische Stützelemente, Schuheinlagen, etc.), nur solches Material verwen- det werden kann, in welchem keine freien oder extrahierbaren Monomere vorliegen, um eine ansonsten mögliche Klebrigkeit des Polyurethan-Werkstoffes zu vermeiden und vor allem um zu verhindern, dass möglicherweise hautreizende oder toxische Stoffe an die Haut abgegeben werden oder eingeatmet werden.

Um für bestimmte Anwendungsfälle eine ausreichende Luftdurchlässigkeit der PU-Vorformkörper oder der endgehärteten PU-Formkörper, beispielsweise einer

Gips-Ersatzbandage oder eines sonstigen Verbandsmaterial-Ersatzes, zu gewähr- leisten, wird der PU-Werkstoff in luftdurchlässiger Form hergestellt, wobei Ver- fahren zum luftdurchlässigen Schäumen oder zur nachträglichen Perforation der PU-Vorformkörper bevorzugt sind. Verfahren zur Herstellung geschäumter Kunst- stoffe durch z. B. Zusatz von Schäumungsmitteln oder durch Druckexpansion sowie Verfahren zur mechanischen Perforation von Kunststoffen sind im Stande der Technik bekannt.

Ein weiteres Anwendungsgebiet des PU-Werkstoffes ist erfindungsgemäss die Produktion von Gegenständen, Elementen und Heilbehelfen inklusive Knochen- ersatzteilen für den Bereich der Orthopädie und orthopädischen Chirurgie, sowie zur Herstellung von Dentalwerkstoffen.

Aufgrund der vorteilhaften Eigenschaften der ausgehärteten PU-Formkörper, insbesondere in Bezug auf Hautverträglichkeit, erzielbare Härte, mechanische Festigkeiten und/oder optische Eigenschaften, lässt sich der sehr einfach anzuwendende, flexible und gegebenenfalls elastische PU-Werkstoff auch für technische Zwecke im Bereich Bau und Konstruktion vorteilhaft einsetzen. Es lassen sich damit beispielsweise Rohrverbindungen, Führungen, Einfassungen, Ummantelungen, Halterungen, Schall-und Wärmeisolationen, Konstruktions- elemente, Bauteile, Negativabdrücke von Gegenständen, Gussformen, und dergleichen direkt vor Ort herstellen.

Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens zur Herstellung technischer Formteile besteht gegenüber herkömmlichen Verfahren zur Herstel- lung solcher oder ähnlicher Formteile unter anderem darin, dass nach der 1.

Stufe der erfindungsgemässen Herstellung, d. h. nach der Herstellung des flexi- blen PU-Werkstoffes bzw. PU-Vorformkörpers, alle niedermolekularen Verbin- dungen (Monomere) chemisch in die Polyurethanmatrix eingebunden sind und somit weder bei der Lagerung als Halbfabrikat noch bei der nachfolgenden radikalischen Aushärtung freigesetzt werden. Die Lagerung, Verarbeitung und Härtung erfolgt also emissionsfrei und kann daher auch an Orten durchgeführt werden, die nicht mit besonderen Schutzeinrichtungen wie z. B. Luftfilteranlagen ausgestattet sind. Ebenso entfällt die Zumischung und Dosierung von speziellen Härtern, wie dies bei der traditionellen Fertigung von beispielsweise Duroplast- formteilen häufig üblich ist.

Als weiterer wesentlicher Vorteil der vorliegenden Erfindung ist zu erwähnen, dass sich der Polyurethan-Werkstoff auch hervorragend zur Herstellung von faserverstärkten Verbundwerkstoffen eignet. Zu diesem Zweck ist es vorteilhaft, die Fasermaterialien, insbesondere lose Fasern, Vliese oder Gewebe aus Materia- lien wie z. B. Glas, Mineralstoffen, Kohlenstoff oder organischen Polymeren, vor der ersten Verfahrensstufe (d. h. vor der Polyadditionsreaktion) mit den flüssigen Ausgangskomponenten zu tränken und danach die Polyaddition der Reaktions- mischung, welche das getränkte Fasermaterial enthält, durchzuführen. Auf diese Weise kann man einen flächigen, faserverstärkten Polyurethan-Werkstoff erzeu- gen, der nicht klebrig aber noch so flexibel ist, dass er sich in eine gewünschte Form bringen und nachfolgend zur Endfestigkeit aushärten lässt. Durch Auf- einanderlegen der flexiblen faserverstärkten Polyurethanwerkstoffe und an- schliessende Hitze-und/oder Lichtpolymerisation unter Druck können Verbund- formkörper hergestellt werden, deren Schichten sich chemisch miteinander verbinden.

Eine weitere Möglichkeit zur Herstellung von faserverstärkten Formkörpern, ins- besondere von Mehrschicht-oder Laminatformkörpern, aus dem Polyurethan- Werkstoff besteht erfindungsgemäss darin, dass das Fasermaterial erst nach der Polyadditionsstufe zwischen zwei oder mehrere-im Regelfall flächige-Rohlinge bzw. Vor-Formkörper des Polyurethan-Werkstoffes gelegt oder eingearbeitet wird und anschliessend thermisch und/oder durch Lichtpolymerisation unter Anwen- dung von Druck polymerisiert wird, wobei ein ausgehärteter, faserverstärkter Verbundformkörper entsteht. Bei der radikalischen Polymerisation der verschie- denen Schichten entsteht zwischen den PU-Vorformkörpern eine homogene Verbindung, die die Verstärkungsfasern fest einschliesst. Mit dieser Methode lassen sich auch komplizierte Formen und Bauteile mit kleinen und grossen Wandstärken herstellen. Derartige Verbundformkörper lassen sich überall dort einsetzen, wo auch herkömmliche Composit-Werkstoffe (Faserverbundwerk- stoffe) eingesetzt werden können, insbesondere auch im Automobil-, Eisenbahn-, Schiffs-und Flugzeugbau, wobei jedoch die Handhabung der erfindungsgemäs- sen PU-Werkstoffe bzw. Vorformkörper gegenüber vergleichbaren herkömmli- chen Composit-Kunststoffen deutlich besser ist (z. B. keine Klebrigkeit, keine Schadstoffemissionen).

Als weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung ist zu erwähnen, dass der bei Polymerisationsreaktionen von Kunststoffen auftretende Volumensschwund zwar

auch bei den erfindungsgemässen Herstellungsverfahren auftritt, aber durch die zweistufige Reaktion-zuerst nicht-radikalische Polyaddition, dann radikalische Polymerisation-wesentlich geringer ist und sich durch Zugabe von Füllstoffen noch weiter verringern lässt. Beispielsweise kann auf diese Weise, je nach Zusammensetzung der Ausgangskomponenten und Gehalt an Füllstoffen, ein Volumensschwund von 3 % und darunter erzielt werden, gegenüber von rund 8% in vielen traditionellen Kunststoff-Polymerisationsreaktionen.

Als weiterer Vorteil der Erfindung ist zu nennen, dass der PU-Werkstoff und damit auch das ausgehärtete Endprodukt hochtransparent eingestellt werden kann und im ausgehärteten Zustand sehr hart und kratzfest ist. Der Vorteil gegenüber Glas liegt unter anderem in der besseren Handhabbarkeit und im geringeren Gewicht des Polyurethan-Werkstoffes. In gegebenenfalls faser- verstärkter Form eignet sich der PU-Werkstoff daher auch hervorragend zur Herstellung von optischen Gegenständen wie Linsen, Scheinwerfergläsern, Lampenabdeckungen, Lichtkuppeln und Abdeckungen von Solaranlagen.

Des weiteren kann man aus dem PU-Werkstoff dünne Folien armiert mit Endlos- Kohlenstofffasern herstellen und diese als Dehnungsmesssonden einsetzen.

Klebt man beispielsweise eine derartige Folie auf einen Metallträger einer Kon- struktion, so reissen die Kohlenstofffasern bei einer starken Dehnung des Trä- gers. Da die Kohlenstofffasern elektrisch leitfähig sind, kann man anhand einer erfolgten Stromkreisunterbrechung sehr rasch eine derartige Dehnung erkennen und Gegenmassnahmen einleiten noch bevor die Konstruktion bricht.

Durch Zusätze von z. B. Aluminium-oder Silberpulver im PU-Werkstoff lassen sich elektrisch leitfähige Folien herstellen, die insbesondere als Schutz vor elek- trostatischen Aufladungen an vielen Orten eingesetzt werden können.

Um die an sich ohnehin schon weitgehend gegebenen elektrischen Isolationsei- genschaften des PU-Werkstoffes zu verstärken, kann man erfindungsgemäss Glimmerzusätze den Ausgangskomponenten untermischen und den daraus resul- tierenden PU-Werkstoff in Form von Isolierbändern herstelien. Falls nötig und sinnvoll, können diese Isolierbänder nach ihrem bestimmungsgemässen Einsatz auch gehärtet werden, um auf diese Weise dem isolierten Teil ausserdem noch mechanischen Schutz zu geben.

Daneben ist der-gegebenenfalls faserverstärkte-Polyurethan-Werkstoff natürlich auch zur Herstellung von alltäglichen Gebrauchsgegenständen, Spiel- zeug oder Dekorgegenständen, aber auch als Werkstoff für bildende Künstler verwendbar, wobei natürlich vor allem die elastischen Vorformkörper, die sich in jeder beliebigen Grosse herstellen und miteinander verbinden lassen, sowohl einer nicht-materialabtragenden (z. B. Pressen, Biegen, Verdrehen, etc.) als auch einer materialabtragenden Bearbeitung (z. B. Schneiden, Fräsen, Schnitzen, Schleifen, Schaben, etc.) leicht zugängiich sind.

Zur weiteren Erhöhung mechanischer Festigkeiten wie Biege-, Zug-oder Druck- festigkeiten kann der PU-Werkstoff anorganische und/oder nicht reaktive organi- sche Füllstoffe enthalten, die vorteiihafterweise vor der Additionsreaktion dem Reaktionsgemisch zugesetzt werden. Die physikalischen Eigenschaften des PU- Werkstoffes lassen sich dadurch in weiten Grenzen variieren. Der Gehalt an inerten Füllstoffen im reaktiven PU-Werkstoff kann, bezogen auf das Gesamt- gewicht des PU-Werkstoffes, zwischen 0 und 80 Gew. % liegen. Für viele technische Anwendungen günstig sind Gehalte von 20 bis 75, insbesondere von etwa 40 bis 70 Gew. %.

Eine grosse Zahl von anorganischen Verbindungen ist als Füllstoff geeignet.

Beispiele sind Glaspulver, Aluminiumoxid, Siliciumdioxid wie Quarz, Sand oder Kieselsäure, Diatomeenerde, Calciumcarbonat, Ton, Talk, Bimsstein, Schlak- kenmehl, Glimmer, Asbest, Aluminiumsulfat, Calciumsulfat oder Lithopone.

Ebenfalls geeignet sind Molybdänsulfid, Graphit, Russ, Flugasche, Kaliumtitanat oder auch Fasern, z. B. Glasfasern, Kohlenstofffasern, oder verschiedene Kunst- stofffasern. Zur Erzielung extrem hoher Festigkeiten sind Glaspulver bzw. Quarz- pulver sowie feinstteilige Kieselsäuren, insbesondere mikrofeine pyrogene, aber auch gefällte Kieselsäuren, besonders geeignet. Eine weitere Gruppe geeigneter Füllstoffe umfasst Vertreter wie Bariumsulfat oder Fluoride von seltenen Erdmetallen.

Um spätere Schrumpfungen oder Rissbildungen im Zuge der Endhärtung durch die radikalisch induzierte Polymerisation weitgehend zu vermeiden, wird der an- organische Füllstoff vorzugsweise oberflächlich silanisiert, um seine Einarbeitung in die organischen Materialien zu erleichtern und-bei Einsatz von Silanen mit polymerisierbaren Doppelbindungen-eine gewisse Bindung zwischen der orga- nischen Matrix und dem anorganischen Füllstoff zu erreichen. Ein besonders

bevorzugtes Silan ist y-Methacryloxypropyltrimethoxysilan. Geeignete Silane sind ferner solche mit Hydroxy-, Amino-und Epoxidgruppen.

Es ist wichtig, bei der Herstellung des Partikel-oder Faser-armierten PU-Werk- stoffes zu berücksichtigen, dass der gegebenfalls zugefügte anorganische Füll- stoff oberflächlich Gruppen enthalten kann, welche an der Reaktion teilnehmen ; beispielsweise weisen Kieselsäuren oberflächlich Silanolgruppen Si-OH auf, wel- che mit Isocyanatgruppen zu reagieren vermögen. Der Gehalt des anorganischen Füllstoffes an solchen OH-Gruppen muss daher bei Einstellung des OH : NCO- Verhältnisses der Ausgangsverbindungen berücksichtigt werden.

Geeignete inerte organische Füllstoffe sind insbesondere Acryl-und Methacryl- polymere, z. B. Polymethylmethacrylat, und Polyurethane. Diese Polymerisate werden durch Vermahlen auf die gewünschte Teilchengrösse gebracht.

Zur weiteren Erläuterung der Erfindung sind die nachfolgenden Beispiele ange- führt, welche die Erfindung jedoch in keiner Weise einschränken sollen.

BEISPIEL 1 In einem Reaktionsgefäss wird eine Lösung aus 47g Bis (methacryloxy-2- hydroxypropyl)-sebacinat, 32g Tris (6-isocyanatohexyl)-biuret und 0.1g Dibutylzinndiacetat vorgelegt und homogen gemischt. Um Lufteinschlüsse zu vermeiden, kann unter Vakuum gemischt werden.

Die Mischung wird in Plattenform oder in verschiedene Gussformen gegossen und bei 50 °C während 60 Minuten der Urethanreaktion unterzogen. Nach der DSC-Methode ergibt sich ein Doppelbindungsgehalt von 1.6 mMol/g organischer Substanz. Die entstehenden elastischen Platten, Folien oder Formkörper können, wenn gewünscht, als solche belassen oder nachfolgend zu einem beliebigen Zeitpunkt einer weiteren Bearbeitung durch z. B. Schneiden, Bohren, Walzen, Pressen, Biegen, Schleifen, Fräsen etc. unterzogen und gleichzeitig oder anschliessend durch radikalische Polymerisation der reaktiven, gebundenen Doppelbindungen durch Erwärmung auf 100 °C, während 60 Minuten zu stabilen hochfesten Formkörpern ausgehärtet werden.

BEISPIEL 2 Zur Abwandlung von Beispiel 1 werden 51 g Bis (methacryloxy-2-hydoxypropyl)- adipat, 39g Tris (6-isocyanatohexyl)-biuret und 0.1g Dibutylzinndiacetat homogenisiert. Nach der DSC-Methode ergibt sich ein Doppelbindungsanteil von 1.8 mMol/g organischer Substanz.

BEISPIEL 3 Zur Abwandlung von Beispiel 1 werden 44g Bis (methacryloxy-2-hydroxypropyl)- succinat, 36g Tris (6-isocyanatohexyl)-biuret und 0.1g Dibutylzinndiacetat homogenisiert. Nach der DSC-Methode ergibt sich ein Doppelbindungsgehalt von 2.0 mMol/g organischer Substanz.

Die nachfolgende Tabelle 1 gibt einen Überblick über mechanische Festigkeiten von verschiedenen, nach den Beispielen 1 bis 3 hergestellten, PU-Werkstoffen nach erfolgter Heisshärtung bei 120°C und einem Druck von 6 bar : Tabelle 1 Ausgangsmischunggemäss Bsp. 1 Bsp. 2 Bsp. 3 Biegefestigkeit 67 4 74 14 86 18 MPa E-Modul MPa 1753 231 2097 212 2442 80 Randfaserdehnung 7,4 1,0 6,23 3, 16 6,0 2,8 % BEISPIEL 4 Zur Abwandlung der Beispiele 1-3 wird der Mischung 1 Gew. % Di-Benzoylper- oxid zugegeben und anschliessend homogenisiert. Durch den Zusatz des Katalysators verkürzt sich die nachfolgende radikalische Polymerisationszeit bei 120 °C auf 2-10 Minuten. Wahlweise kann dank des Katalysatorzusatzes der Härtungsvorgang auch bei Temperaturen weit unter 100°C, insbesondere bei Temperaturen im Bereich von 50 bis 80°C, erfolgen.

Der aus der Polyaddition hervorgegangene PU-Werkstoff wird in Form von Folien unterschiedlicher Dicke durch Pressen, Walzen, Extrudieren oder Tiefziehen hergestellt. Mehrere dieser Folien werden miteinander in Kontakt gebracht, beispielsweise in Schichten übereinandergelegt oder mit einem Haftvermittler (z. B. Benetzung mit Acrylatmonomer) aneinandergeklebt, bei Drücken von ca. 2

bis 10 bar zusammenpresst und durch Erhitzen auf vorzugsweise ca. 100 bis 150°C, insbesondere 105 bis 120°C, zu Verbund-bzw. Laminatkörpern verbunden und ausgehärtet. Dabei werden die einzelnen Schichten ohne sichtbare Grenzflachen durch chemische Reaktionen untrennbar miteinander verbunden. Durch Zusatz von Farbpigmenten zu einer oder mehrerer dieser Folien lassen sich beliebige Farbmuster oder Signalmuster erzeugen. Dieses Verfahren lässt sich grundsätzlich für alle erfindungsgemässen Vorformkörper einsetzen, die noch nicht durch radikalische Polymerisation ausgehärtet sind, sodass beliebige Verbundformkörper hergestellt werden können.

BEISPIEL 5 Zur Abwandlung der Beispiele 1 bis 3 werden der Mischung 0.3 Gew. % DL-Campherchinon und 0.5 Gew. % Cyanoethylmethylanilin (CEMA) zugegeben ; anschliessend wird homogenisiert. Die homogenisierte Masse wird in Platten- formen gegossen, zu Platten gepresst oder zu Folien extrudiert oder tiefgezogen, wobei Schichtdicken von 0.1 bis 5 mm eingestellt werden. Nach einer Reaktionszeit von 60 Minuten bei 50°C werden die glasklaren, biegsamen Kunststofffolien bzw.-platten entnommen. a) Aus den Platten oder Folien mit einer Schichtdicke von 0,1-1 mm werden Fingernagel-Formen ausgestanzt, auf die echten Fingernägel einer Testperson aufgelegt oder mit Hilfe eines Haftvermittlers (Klebers) aufgeklebt, gegebenenfalls mit einer Fingernagelschere oder einer sonstigen Schere exakt an die Fingerform angepasst und mit Hilfe eines Lichtpolymerisationsgerätes mit einem Lichtspektrum von 400-500 nm in 90 Sekunden gehärtet. Auf analoge Art und Weise lassen sich auch andere Gegenstände, beispielsweise orthopädische Schuheinlagen, sonstige orthopädische Stützelemente, Dekorgegenstände, etc. herstellen. b) Die 1 mm dicke Folie wird in Streifen zu ca. 100 mm Breite und ca. 200 bis 500 mm Länge geschnitten. Diese Streifen werden um Rohrenden von jeweils zwei aneinanderstossenden Kunststoff-oder Metallrohren so gewickelt, dass sie eine beidseitige (links-und rechtsseitige) Überlappung der Rohrenden von mindestens 40 mm gewährleisteten und dem Umfang des Rohres genau entsprechen oder diesen geringfügig übertreffen. Die in dieser Position fixierten Streifen werden anschliessend durch äussere Bestrahlung mittels einer Blaulicht- oder UV-Lampe oder durch gleichzeitiges Erwärmen und Licht-Bestrahlen in

einem Blaulicht/UV-Ofen innerhalb von ca. 1 bis 10 Minuten gehärtet. Auf diese Weise entstehen harte, stabile Manschetten, wobei im Falle der gleichzeitigen Erwärmung und Licht-Bestrahlung die Manschetten an den Rohrenden ausserdem einen wasserdichten Verbund ergeben. c) Die 5 mm dicke Folie wird in mehrere Teile zerteilt und mittels texturierter Walzen und Pressen mit verschiedenen Oberflächenmustern bearbeitet. Die entstandenen Reliefs werden durch gleichzeitige Erhitzung auf Temperaturen von 100 bis 120°C und/oder durch UV-oder Blaulicht-Bestrahlung in ihrer Gestalt fixiert und ausgehärtet. Dekor-oder sonstige Gegenstände, die auf diese oder ähnliche Weise hergestellt werden, können sowohl vor als auch nach der Här- tung durch z. B. Bemalen, Schleifen, Fräsen, Ritzen, Ätzen, etc. weiterbearbeitet werden.

BEISPIEL 6 In Abwandlung der Beispiele 1 und 5 wird die Mischung mit 20 Gew. % silanisiertem Silicumdioxid mit einer mittleren Primärteilchengrösse von 40 nm (AEROSILX OX-50 der Fa. Degussa) versetzt und möglichst homogen vermischt. a) Thermische Härtung (wie in Bsp. 1) : Die pastöse, aber noch fliessfähige Masse wird anschliessend in verschiedene Gussformen gegossen und in einem Wärmeschrank bei 50°C während 1 h der Urethanreaktion unterzogen. Die entstehenden Formkörper (in diesem Fall einfache geometrische Formen wie Würfel, Quader, Kugeln, Tetraeder, Zylinder, Sterne, Tierfiguren und einfache Testprofile) sind trotz des hohen Füllstoffanteils noch elastisch. Diese Form- körper können, wenn gewünscht, als solche bereits belassen oder nachfolgend zu einem beliebigen Zeitpunkt einer weiteren Bearbeitung durch z. B. Pressen, Walzen, Biegen, Schleifen, Schneiden, Bohren, Fräsen, Schaben, etc., unterzo- gen und gleichzeitig oder anschliessend durch radikalische Polymerisation, z. B.

60 Minuten Heisshärtung bei 100 °C, zu stabilen, hochfesten Formkörpern ausgehärtet werden. Die Heisshärtung kann sowohl in einem herkömmlichen (Heissluft-) Ofen als auch mit einem Mikrowellengerät bei Wellenlängen von ca.

1-1000 mm erfolgen. b) Alternativ oder ergänzend dazu kann auch eine Lichthärtung durch Bestrahlung mit einer UV-oder Blaulicht Lichtquelle vorgenommen werden,

sofern der Ausgangsmischung, wie in Beispiel 5 beschrieben, Photokatalysator zugesetzt wird.

Selbstverständlich können sowohl die durch nicht-radikalische Polyaddition erzeugten (Vor-) Formkörper als auch die endgehärteten Formkörper mit Farben und Lacken bemalt oder verziert werden.

BEISPIEL 7 In Abwandlung der Beispiele 1-5 werden die angegebenen Mischungen mit 5 bis 80 Gew. % Glasfasern einer Länge von 0.2-2 mm (Kurzschnittfasern) und einer Dicke von 0.1-1 mm vermischt und analog Beispiel1 weiterverarbeitet. Die gemäss diesem Beispiel hergestellten faserarmierten Folien, Bänder oder Formkörper unterschiedlicher Grossen und Dicken zeichnen sich nach der Polyaddition durch eine hohe Zugfestigkeit bei gleichzeitiger Elatizität aus. Nach der radikalischen Polymerisation erhält man Produkte mit hohen Werten für mechanisch-physikalische Parameter wie z. B. Druckfestigkeit, Biegefestigkeit, Elastizitätsmodul etc. (siehe Tabelle 2).

Tabelle 2 : Vergleich armierter Formkörper nach Aushärtung durch radikalische Polymerisation bei 120°C und 6 bar ; Ausgangsmischung der Reaktionskomponenten wie in Bsp. 1 Biegefestigkeit E-Modul Randfaserdehnung MPa MPa l% 5 Gew. % Kurzschnitt- Glasfasern, unsilanisiert 108,3 14,3 2818 491 4,41 0,42 Glasfasergewebe, mit Ausgangsmischung 266 36 18669 2434 3,59 0,24 gem. Bsp. 1 getrankt Mit der Einarbeitung von Glasfasern und anderen Füllstoffen vermindert sich bei der radikalischen Polymerisation ausserdem die ohnehin schon geringe Polymerisationsschrumpfung (z. B. ca. 3% in den Beispielen 1-5) auf einen Bruchteil davon.

BEISPIEL 8 In Abwandlung von Beispiel 5 wird die jeweilige Mischung zusammen mit 20 Gew. % (AEROSILX OX-50 der Fa. Degussa) vermischt und in einem Schnecken-

extruder auf 50°C erwärmt und homogenisiert. Anstelle von Campherchinon und CEMA werden 0,5 Gew. % 2,4,6-Trimethylenbenzoyldiphenylphosphinoxid als Lichtkatalysator zugesetzt.

Die Masse wird bei geringem Druck durch eine Flachdüse mit einer Öffnung von 5 mm Höhe auf ein Endlosband gefördert, gegebenenfalls anschliessend auf eine Dicke von 1-1,5 mm gewalzt, und danach in einer Weiterverarbeitungszone bei einer Temperatur von 50 °C über einen Zeitraum von 1 bis 2 Stunden der Urethanreaktion unterzogen. Der Doppelbindungsanteil der daraus resultierenden faserarmierten PU-Platten, Streifen bzw. Folien und Gewebe beträgt 1,6 bis 2,0 mMol pro g organischer Substanz.

Die gemäss diesem Beispiel hergestellten faserarmierten Folien, Streifen oder Bänder unterschiedlicher Grossen und Dicken zeichnen sich durch hohe Elastizität aus. Sie können durch Verdrehen, Verdrillen und/oder Biegen in verschiedene phantasievoll-dekorative oder nützliche Formen gebracht und anschliessend durch Bestrahlung bei einer Wellenlänge von 300-500 nm, beispielsweise mit einem Lichtgerät einer Lichtstärke von 18000 Lux, innert 1 bis 5 Minuten gehärtet werden. Die Aushärtung kann durch gleichzeitige oder nachfolgende Erwärmung auf ca. 50 bis 120°C erheblich beschleunigt oder ver- bessert werden. Die dabei erhaltenen Gegenstände zeichnen sich durch hohe Stossbelastbarkeit und Bruchsicherheit aus.

BEISPIEL 9 In Abwandlung der Beispiele 1-5 wird ein Glasgewebe mit den homogenisierten Mischungen imprägniert und unter Druck in einer dünnen Schicht ausgepresst.

Nach der Polyaddition erhält man ein kfebfreies, gut verformbares, imprägniertes Gewebe. Durch Aufeinanderschichten zweier oder mehrerer Lagen dieses Gewebes, gegebenenfalls nach Benetzung mit kurzkettigem Acrylat-oder Methacrylat-Monomer, entstehen durch die anschliessende radikalische thermische und/oder Lichtpolymerisation unter Druck hochfeste Formkörper oder Platten, die beispielsweise als Leiterplatten für die Elektronikindustrie einsetzbar sind. Wenn extrem hohe Festigkeiten erwünscht sind, kann man insbesondere silanisierte Glasfasern einsetzen.

Durch Verwendung von unidirektionalen Fasersträngen anstelle von Faserviies oder Fasergewebe und versetztes Aufeinanderlegen der daraus hergestellten

imprägnierten Schichten kann der Verbund-bzw. Laminatkörper speziell auf gewünschte Kraftverläufe hin optimiert werden.

BEISPIEL10 Vergleich der Aushärtungszeiten bei verschiedenen Härtungsverfahren des Polyurethan-Werkstoffes : a) Ohne Katalysatorzusatz ist die radikalische Polymerisation der Vorform- körper bei Temperaturen von vorzugsweise ca. 100 bis 150°C durchzu- führen. Die Reaktionszeit beträgt dabei ca. 10 (bei 150°C) bis 60 (bei 100°C) Minuten. b) Hitzehärtung von Acrylat-und Methacrylat-Polyurethanen unter Zusatz von geeigneten Katalysatoren Tabelle 3 : Zugesetzter Temperatur Katalysator 80 °C 100°C 120°C Di-Benzoylperoxid 60-120 min 5-15 min 2-10 min Tert. Butylperoctoat 30-100 min 5-10 min 1-3 min Benzpinakol 24-72 h 1-5 h 3-10 min c) Lichthärtung von Acrylat-und Methacrylat-Polyurethanen unter Zusatz von geeigneten Katalysatoren Tabelle 4 : Lichtleistung : 450 mW/cm2 18000 Lux 18000 Lux Spektrum : 400-500 nm 400-500 nm 300-500 nm Campherchinon 20-120 sec 4-10 min 3-5 min 2,4,6-Trimethylen- n. b. 2-15 min 1-5 min benzoyldiphenyl- phosphinoxid Benzildimethylketal n. b. n. b. 3-10 min (Irgacurel3) 651) n. b. = nicht bestimmt

Die Aushärtung mittels Licht ist stark abhängig von der Schichtdicke des Poly- urethan-Werkstoffes, der Einfärbung und der gegebenenfalls vorhandenen Menge an Fasermaterialien und/oder Füllstoffen. Die Lichthärtung kann bezüglich der Durchhärtungstiefe und Oberflächenhärte mit Aminzusätzen (z. B. Triethanolamin) beschleunigt bzw. verbessert werden.

Durch eine gleichzeitige oder nachträgliche Hitzebehandlung bei Temperaturen von ca. 100-120°C über eine Dauer von 5-10 Minuten kann die Härte bzw. die physikalische Festikeit der Formkörper nochmals signifikant gesteigert werden.

Sowohl zur Lichthärtung als auch zur Heisshärtung werden Katalysatoren üblicherweise in einer Menge von bis zu 5 Gew. %, insbesondere von ca. 0,1 bis 1 Gew. %, eingesetzt. Im vorliegenden Beispiel beträgt der Katalysatorgehalt in den Fällen b) und c) annähernd 1 Gew. %.

BEISPIEL11 Ein 10 Meter langes Seil aus PU-Werkstoff hergestellt nach Beispiel 5, mit einem Durchmesser von 1 cm, wird spiralförmig verdrillt und in eine annähernd S-förmi- ge Gestalt gebracht. In dieser Gestalt wird der Vorformkörper mittels Lichtpoly- merisation 10 Minuten lang gehärtet. Der glasklare Formkörper wird anschlies- send mit einem Ende mit einer nach allen Seiten hin abgedunkelten klaren oder gefärbten Glühbirne oder Halogenlampe in direkte Verbindung gebracht ; diese Kombination wird in einem dunklen Raum plaziert. Durch das Einschalten der Lampe, deren Licht nicht direkt den Raum erhellen kann, wird das Licht über den PU-Formkörper transportiert und im Raum verteilt. Auf ähnliche Weise lassen sich mit den verschiedenen PU-Werkstoffen und den daraus herstellbaren Form- körpern phantasievolle Lichtdekors und Lichteffekte erzielen.

BEISPIEL 12 Um besonders dekorative Formkörper zu erzeugen, können der Ausgangsmi- schung der Komponenten vor der Polyadditionsreaktion Farbpigmente, vorzugs- weise in einer Konzentration von 0,1 bis 5 Gew. % zugesetzt werden, beispiels- weise anorganische Oxide wie Eisenoxid oder Titandioxid, etc.