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Title:
MULTI-COMPONENT SYSTEM FOR MODIFYING, DECOMPOSING, OR BLEACHING LIGNIN, LIGNIN-CONTAINING MATERIALS OR SIMILAR SUBSTANCES AND PROCESS FOR ITS APPLICATION
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/1998/005818
Kind Code:
A1
Abstract:
This invention concerns a process for modifying, decomposing or bleaching lignin, lignin-containing materials or similar substances containing a) optionally at least one oxidation catalyst and b) at least one suitable oxidizing agent and c) at least one mediator, characterized by the fact that the mediator is chosen from the group of vicinal nitroso-substituted aromatic alcohols of general formulas (Ia) or (Ib), as well as their salts, ethers, or esters.

Inventors:
FREUDENREICH JOHANNES (DE)
STOHRER JUERGEN (DE)
AMANN MANFRED (DE)
MUELLER ROBERT (DE)
Application Number:
PCT/EP1997/004173
Publication Date:
February 12, 1998
Filing Date:
July 31, 1997
Export Citation:
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Assignee:
CONSORTIUM ELEKTROCHEM IND (DE)
FREUDENREICH JOHANNES (DE)
STOHRER JUERGEN (DE)
AMANN MANFRED (DE)
MUELLER ROBERT (DE)
International Classes:
C12S3/04; D21C5/00; D21C9/10; (IPC1-7): D21C9/10; D21C5/00
Domestic Patent References:
WO1995001426A11995-01-12
WO1992020857A11992-11-26
Foreign References:
EP0717143A11996-06-19
Attorney, Agent or Firm:
Potten, Holger (Zentralabteilung PML Hanns-Seidel-Platz 4, M�nchen, DE)
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Claims:
Patentansprüche
1. Mehrkomponentensystem zum Verändern, Abbau oder Bleichen von Lignin, ligninhaltigen Materialien oder ähnlichen Stoffen enthaltend a. ggf. mindestens einen Oxidationskatalysator und b. mindestens ein geeignetes Oxidationsmittel und c. mindestens einen Mediator, dadurch gekennzeichnet, daß der Mediator ausgewählt ist aus der Gruppe vicinal nitrososubsti¬ tuierter aromatischer Alkohole der allgemeinen Formeln la oder Ib la Ib sowie deren Salze, Ether oder Ester, wobei R1 , R2, R3 und R4 gleich oder verschieden sind und Wasser¬ stoff, Halogen, Hydroxy, Formyl, Carbamoyl, Carboxyrest, Ester oder Salz des Carboxyrests, Sulfonorest, Ester oder Salz des Sulfonorests, Sulfamoyl, Nitro, Nitroso, Cyano, Ami¬ no, Phenyl, ArylCj^Cgalkyl, C1C12Alkyl, C1C5Alkoxy, Cj^C^QCarbonyl, CarbonylCj^Cgalkyl, Phospho, Phosphono, Phosphonooxyrest , Ester oder Salz des Phosphonooxyrests bedeuten, wobei Carbamoyl, Sulfamoyl, Amino und Phenylreste unsubsti tuiert oder ein oder mehrfach mit einem Rest R5 substituiert sein können und die ArylC^Cgalkyl, C^Cj^Alkyl, Cj^CgAlkoxy, Cj^CjQCarbonyl, CarbonylCj^CgalkylReste gesättigt oder ungesättigt, verzweigt oder unverzweigt sein können und mit einem Rest R5 ein oder mehrfach substituiert sein können, wobei R5 gleich oder verschieden ist und Hydroxy, Formyl, Carboxy rest, Ester oder Salz des Carboxrests, Carbamoyl, Sulfono, Sulfamoyl, Nitro, Nitroso, Amino, Phenyl, C^CgAlkyl, Cj C5Alkoxyrest bedeutet oder die Reste R^ 4 paarweise zu einem Ring [CR6R7];ffl verknüpft sind, wobei m ganzzahlig ist und einen Wert von 1 bis 4 bedeu¬ tet, oder zu einem Ring [CR8=CR9]n verknüpft sind, wobei n ganzzahlig ist und einen Wert von 1 bis 3 bedeutet, und R6, R7, R8 und R9 gleich oder verschieden sind und die für R1 bis R4 genannten Bedeutungen haben.
2. Mehrkomponentensystem gemäß Anspruch 1, dadurch gekenn¬ zeichnet, daß es mindestens einen Oxidationskatalysator umfaßt.
3. Mehrkomponentensystem gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch ge¬ kennzeichnet, daß als Oxidationskatalysator Enzym eingesetzt wird.
4. Mehrkomponentensystem gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Enzym Laccase eingesetzt wird.
5. Mehrkomponentensystem gemäß einem der Ansprüche l bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Oxidationsmittel Luft, Sauer stoff, Ozon, H202, organische Peroxide, Persäuren wie die Peressigsäure, Perameisensäure, Perschwefelsäure, Persalpeter¬ säure, Metachlorperoxibenzosaure, Perchlorsäure, Perborate, Peracetate, Persulfate, Peroxide oder Sauerstoffspezies und deren Radikale wie OH*, OOH*, Singulettsauerstoff, Superoxid (°2'~)' Ozonid, DioxygenylKation (02+) , Dioxirane, Dioxetane oder Fre y Radikale eingesetzt werden.
6. Mehrkomponentensystem gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Mediator (Komponente c) ausge¬ wählt ist aus der Gruppe der Verbindungen 2Nitrosophenol, 3Methyl6nitrosophenol, 2Methyl6nitrosophenol, 4Methyl6nitrosophenol, 3Ethyl6nitrosophenol, 2Ethyl6nitrosophenol, 4Ethyl6nitrosophenol, 4Isopropyl6nitrosophenol, 4tert.butyl6nitrosophenol, 2Phenyl6nitrosophenol, 2Benzyl6nitrosophenol, 4Benzyl6nitrosophenol, 2Hydroxy3nitrosobenzylalkohol, 2Hydroxy3nitrosobenzoesäure, 4Hydroxy3nitrosobenzoesäure, 2Methoxy6nitrosophenol, 3,4Dimethyl6nitrosophenol, 2,4Dimethyl6nitrosophenol, 3,5Dimethyl6nitrosophenol, 2,5Dimethyl6nitrosophenol, 2Nitrosoresorcin, 4Nitrosoresorcin, 2Nitrosoorcin, 2Nitrosophloroglucin, 4Nitrosopyrogallol, 4Nitroso3hydroxyanilin, 4Nitro2nitrosophenol, 2Nitrosolnaphthol, lMethyl3nitroso2naphthol und 9Hydroxy10nitrosophenanthren.
7. Mehrkomponentensystem gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Mediator ausgewählt ist aus der Gruppe lNitroso2naphthol, lNitroso2naphthol3,6disulfonsäure, 2Nitrosolnaphthol4sulfonsäure, 2,4Dinitrosol,3dihydroxybenzol sowie Ester, Ether und Salze der genannten Verbindungen.
8. Verfahren zum Behandeln von Lignin, dadurch gekennzeichnet, daß man die jeweils ausgewählten Komponenten a) bis c) gemäß Anspruch 1 gleichzeitig oder in beliebiger Reihenfolge mit ei¬ ner wässrigen Suspension des ligninhaltigen Materials mischt.
9. Verwendung von in Anspruch 1 als Komponente c) genannten Mediatoren zum Verändern, Abbau oder Bleichen von Lignin, ligninhaltigen Materialien oder ähnlichen Stoffen.
Description:
Mehrkomponentensystem zum Verändern, Abbau oder Bleichen von Lignin, ligninhaltigen Materialien oder ähnlichen Stoffen so¬ wie Verfahren zu seiner Anwendung

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Mehrkomponentensystem zum Verändern, Abbau oder Bleichen von Lignin, ligninhaltigen Materialien oder ähnlichen Stoffen sowie Verfahren zu seiner Anwendung.

Als heute hauptsächlich zur Zellstoffherstellung verwendete Verfahren sind das Sulfat- und das Sulfitverfahren zu nennen. Mit beiden Verfahren wird unter Kochung und unter Druck Zell¬ stoff erzeugt. Das Sulfat-Verfahren arbeitet unter Zusatz von NaOH und Na 2 S, während im Sulfit-Verfahren Ca(HS0 3 ) 2 + S0 2 zur Anwendung kommt.

Alle Verfahren haben als Hauptziel die Entfernung des Lignins aus dem verwendeten Pflanzenmaterial, Holz oder Einjahrespflanzen.

Das Lignin, das mit der Cellulose und der He icellulose den Hauptbestandteil des Pflanzenmaterials (Stengel oder Stamm) ausmacht, muß entfernt werden, da es sonst nicht möglich ist, nicht vergilbende und mechanisch hochbelastbare Papiere herzustellen.

Die Holzstofferzeugungsverfahren arbeiten mit Steinschleifern (Holzschliff) oder mit Refinern (TMP) , die das Holz nach ent- sprechender Vorbehandlung (chemisch, thermisch oder chemisch¬ thermisch) durch Mahlen defibrillieren.

Diese Holzstoffe besitzen noch einen Großteil des Lignins. Sie werden v. a. für die Herstellung von Zeitungen, Illustrierten, etc. verwendet.

Seit einigen Jahren werden die Möglichkeiten des Einsatzes von Enzymen für den Ligninabbau erforscht. Der Wirkmechanismus

derartiger lignolytischer Systeme ist erst vor wenigen Jahren aufgeklärt worden, als es gelang, durch geeignete Anzuchtbe¬ dingungen und Induktorzusätze bei dem Weißfäulepilz Phanero- chaete chrysosporium zu ausreichenden Enzymmengen zu kommen. Hierbei wurden die bis dahin unbekannten Ligninperoxidasen und Manganperoxidasen entdeckt. Da Phanerochaete chrysosporium ein sehr effektiver Ligninabbauer ist, versuchte man dessen Enzyme zu isolieren und in gereinigter Form für den Ligninabbau zu verwenden. Dies gelang jedoch nicht, da sich herausstellte, daß die Enzyme vor allem zu einer Repolymerisation des Lignins und nicht zu dessen Abbau führen.

Ähnliches gilt auch für andere lignolytische Enzymspezies wie Laccasen, die das Lignin mit Hilfe von Sauerstoff anstelle von Wasserstoffperoxid oxidativ abbauen. Es konnte festge¬ stellt werden, daß es in allen Fällen zu ähnlichen Prozessen kommt. Es werden nämlich Radikale gebildet, die wieder selbst miteinander reagieren und somit zur Polymerisation führen.

So gibt es heute nur Verfahren, die mit in-vivo Systemen ar¬ beiten (Pilzsysteme) . Hauptschwerpunkte von Optimierungsversu¬ chen sind das sogenannte Biopulping und das Biobleaching.

Unter Biopulping versteht man die Behandlung von Holzhack- schnitzeln mit lebenden Pilzsystemen.

Es gibt 2 Arten von Applikationsformen:

1. Vorbehandlung von Hackschnitzeln vor dem Refinern oder Mah- len zum Einsparen von Energie bei der Herstellung von Holz¬ stoffen (z.B. TMP oder Holzschliff).

Ein weiterer Vorteil ist die meist vorhandene Verbesserung der mechanischen Eigenschaften des Stoffes, ein Nachteil die schlechtere Endweiße.

2. Vorbehandlung von Hackschnitzeln (Softwood/Hardwood) vor der Zellstoffkochung (Kraftprozeß, Sulfitprozeß) .

Hier ist das Ziel, die Reduzierung von Kochchemikalien, die Verbesserung der Kochkapazität und "extended cooking".

Als Vorteile werden auch eine verbesserte Kappareduzierung nach dem Kochen im Vergleich zu einem Kochen ohne Vorbehand¬ lung erreicht.

Nachteile dieser Verfahren sind eindeutig die langen Behand- lungszeiten (mehrere Wochen) und v.a. die nicht gelöste

Kontaminierungsgefahr während der Behandlung, wenn man auf die wohl unwirtschaftliche Sterilisation der Hackschnitzel ver¬ zichten will.

Das Biobleaching arbeitet ebenfalls mit in-vivo Systemen. Der gekochte Zellstoff (Softwood/Hardwood) wird vor der Bleiche mit Pilz beimpft und für Tage bis Wochen behandelt. Nur nach dieser langen Behandlungszeit zeigt sich eine signifikante Kappazahlerniedrigung und Weißesteigerung, was den Prozeß un- wirtschaftlich für eine Implementierung in den gängigen Bleichsequenzen macht.

Eine weitere meist mit immobilisierten Pilzsystemen durchge¬ führte Applikation ist die Behandlung von Zellstoffabrikati- onsabwässern, insbesondere Bleichereiabwässern zu deren Ent¬ färbung und Reduzierung des AOX (Reduzierung von chlorierten Verbindungen im Abwasser, die Chlor- oder Chlordioxid-Bleich¬ stufen verursachen) .

Darüber hinaus ist bekannt, Hemicellulasen u.a. Xylanasen, Mannanasen als "Bleichbooster" einzusetzen.

Diese Enzyme sollen hauptsächlich gegen das nach dem Kochpro¬ zeß das Restlignin zum Teil überdeckende reprecipitierte Xylan wirken und durch dessen Abbau die Zugänglichkeit des Lignins für die in den nachfolgenden Bleichsequenzen angewendeten Bleichchemikalien (v.a. Chlordioxid) erhöhen. Die im Labor nachgewiesenen Einsparungen von Bleichchemikalien wurden in

großem Maßstab nur bedingt bestätigt, so daß man diesen Enzym¬ typ allenfalls als Bleichadditiv einstufen kann.

Als Cofaktor neben den lignolytischen Enzymen nimmt man Che- latsubstanzen (Siderophoren, wie Ammoniumoxalat) und Biotensi- de an.

In der Anmeldung PCT/EP87/00635 wird ein System zur Entfernung von Lignin aus lignincellulosehaltigem Material unter gleich- zeitiger Bleiche beschrieben, welches mit lignolytischen Enzy¬ men aus Weißfäulepilzen unter Zusatz von Reduktions- und Oxi- dationsmitteln und phenolischen Verbindungen als Mediatoren arbeitet.

In der DE 4008893C2 werden zusätzlich zu Red/Ox-System "Mimic Substanzen", die das aktive Zentrum (prosthetische Gruppe) von lignolytischen Enzymen simulieren, zugesetzt. So konnte eine erhebliche Performanceverbesserung erzielt werden.

In der Anmeldung PCT/EP92/01086 wird als zusätzliche Verbesse¬ rung eine Redoxkaskade mit Hilfe von im Oxidationspotential "abgestimmten" phenolischen oder nichtphenolischen Aromaten eingesetzt.

Bei allen drei Verfahren ist die Limitierung für einen gro߬ technischen Einsatz die Anwendbarkeit bei geringen Stoffdich¬ ten (bis maximal 4%) und bei den beiden letzten Anmeldungen die Gefahr des "Ausleachens" von Metallen beim Einsatz der Chelatverbindungen, die v.a. bei nachgeschalteten Peroxid- bleichstufen zur Zerstörung des Peroxids führen können.

Aus WO/12619, WO 94/12620 und WO 94/12621 sind Verfahren be¬ kannt, bei welchen die Aktivität von Peroxidase mittels soge¬ nannter Enhancer-Substanzen gefördert werden.

Die Enhancer-Substanzen werden in WO 94/12619 anhand ihrer Halbwertslebensdauer charakterisiert.

Gemäß WO 94/12620 sind Enhancer-Substanzen durch die Formel A=N-N=B charakterisiert, wobei A und B jeweils definierte cy- clische Reste sind.

Gemäß WO 94/12620 sind Enhancer-Substanzen organische Chemika¬ lien, die mindestens zwei aromatische Ringe enthalten, von de¬ nen zumindest einer mit jeweils definierten Resten substitu¬ iert ist.

Alle drei Anmeldungen betreffen "dye transfer inhibition" und den Einsatz der jeweiligen Enhancer-Substanzen zusammen mit Peroxidasen als Detergent-Additiv oder Detergent-Zusammenset- zung im Waschmittelbereich. Zwar wird in der Beschreibung der Anmeldung auf eine Verwendbarkeit zum Behandeln von Lignin verwiesen, aber eigene Versuche mit den in den Anmeldungen konkret offenbarten Substanzen zeigten, daß sie als Mediatoren zur Steigerung der Bleichwirkung der Peroxidasen beim Behan¬ deln von ligninhaltigen Materialien keine Wirkung zeigten!

WO 94/29510 beschreibt ein Verfahren zur enzymatischen De- lignifizierung, bei dem Enzyme zusammen mit Mediatoren einge¬ setzt werden. Als Mediatoren werden allgemein Verbindungen mit der Struktur NO-, NOH- oder HRNOH offenbart.

Von den in WO 94/29510 aufgeführten Mediatoren liefert

1-Hydroxy-lH-benzotriazole (HBT) die besten Ergebnisse in der Delignifizierung. HBT hat jedoch verschiedene Nachteile:

Es ist nur zu hohen Preisen und nicht in hinreichenden Mengen verfügbar.

Es reagiert unter Delignifizierungsbedingungen zu lH-Benzotriazol. Diese Verbindung ist relativ schlecht abbau¬ bar und kann in größeren Mengen eine beträchtliche Umweltbela- stung darstellen.

Es führt in gewissem Umfang zu einer Schädigung von Enzymen.

Seine Delignifizierungsgeschwindigkeit ist nicht allzu hoch.

Es ist daher wünschenswert Systeme zum zum Verändern, Abbau oder Bleichen von Lignin, ligninhaltigen Materialien oder ahn- liehen Stoffen zur Verfügung zu stellen, die die genannten Nachteile nicht oder in geringerem Maße aufweisen.

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Mehrkomponentensystem zum Verändern, Abbau oder Bleichen von Lignin, ligninhaltigen Materialien oder ähnlichen Stoffen enthaltend

a. ggf. mindestens einen Oxidationskatalysator und

b. mindestens ein geeignetes Oxidations ittel und

c. mindestens einen Mediator, dadurch gekennzeichnet, daß der Mediator ausgewählt ist aus der Gruppe vicinal nitrososubsti¬ tuierter aromatischer Alkohole der allgemeinen Formeln la oder Ib

sowie deren Salze, Ether oder Ester, wobei

R 1 , R 2 , R 3 und R 4 gleich oder verschieden sind und Wasser¬ stoff-, Halogen-, Hydroxy-, Formyl-, Carbamoyl-, Carboxyrest, Ester oder Salz des Carboxyrests, Sulfonorest, Ester oder Salz des Sulfonorests, Sulfamoyl-, Nitro-, Nitroso-, Cyano, Amino-, Phenyl-, Aryl-C 1 -C 5 -alkyl-, C 1 -C 12 -Alkyl-, C- j^ -Cg-Alkoxy-, C l -C 10 -Carbonyl-, arDon y 1 ~ c ι" c 6 ~ al * : y 1 "' Phospho-, Phosphono-,

Phosphono-oxyrest, Ester oder Salz des Phosphonooxyrests bedeuten,

wobei Carbamoyl-, Sulfamoyl-, Amino- und Phenylreste unsubsti- tuiert oder ein- oder mehrfach mit einem Rest R 5 substituiert sein können und die Aryl-C-^-Cg-alkyl-, C- L -C 12 -Alkyl-, C- j^ -Cg-Alkoxy-, C 1 -C 10 ~ Carbon y 1 ~' Carbonyl-C-^-Cg-alkyl-Reste gesättigt oder ungesättigt, verzweigt oder unverzweigt sein können und mit einem Rest R 5 ein- oder mehrfach substituiert sein können, wobei

R 5 gleich oder verschieden ist und Hydroxy-, Formyl-, Carboxy¬ rest, Ester oder Salz des Carboxrests, Carbamoyl-, Sulfono-, Sulfamoyl-, Nitro-, Nitroso-, Amino-, Phenyl-, C-^-Cg-Alkyl-, C- j^ - C 5 -Alkoxyrest bedeutet oder

die Reste R-^-R 4 paarweise zu einem Ring [-CR 6 R 7 -] ln verknüpft sind, wobei m ganzzahlig ist und einen Wert von 1 bis 4 bedeu¬ tet, oder zu einem Ring [-CR 8 =CR 9 -] n verknüpft sind, wobei n ganzzahlig ist und einen Wert von 1 bis 3 bedeutet, und

R 6 , R 7 , R 8 und R 9 gleich oder verschieden sind und die für R 1 bis R 4 genannten Bedeutungen haben.

Unter aromatischen Alkoholen sind vorzugsweise Phenole oder höherkondensierte Derivate des Phenols zu verstehen.

Als Mediatoren im erfindungsgemäßen Mehrkomponentensystem be¬ vorzugt sind Verbindungen der allgemeinen Formel la oder Ib, deren Synthese sich auf die Nitrosierung substituierter Pheno¬ le zurückführen läßt. Beispiele für solche Verbindungen sind 2-Nitrosophenol, 3-Methyl-6-nitrosophenol, 2-Methyl-6-nitrosophenol, 4-Methyl-6-nitrosophenol, 3-Ethyl-6-nitrosophenol, 2-Ethyl-6-nitrosophenol, 4-Ethyl-6-nitrosophenol, 4-Isopropyl-6-nitrosophenol, 4-tert.butyl-6-nitrosophenol, 2-Phenyl-6-nitrosophenol, 2-Benzyl-6-nitrosophenol, 4-Benzyl-6-nitrosophenol, 2-Hydroxy-3-nitrosobenzylalkohol,

2-Hydroxy-3-nitrosobenzoesäure,

4-Hydroxy-3-nitrosobenzoesäure, 2-Methoxy-6-nitrosophenol, 3,4-Dimethyl-6-nitrosophenol, 2,4-Dimethyl-6-nitrosophenol, 3,5-Dimethyl-6-nitrosophenol, 2,5-Dimethyl-6-nitrosophenol, 2-Nitrosoresorcin, 4-Nitrosoresorcin, 2-Nitrosoorcin, 2-Nitrosophloroglucin und 4-Nitrosopyrogallol, 4-Nitroso-3-hydroxyanilin, 4-Nitro-2-nitrosophenol.

Als Mediatoren weiterhin bevorzugt sind o-Nitrosoderivate hö- her kondensierter aromatischer Alkohole. Beispiele für solche Verbindungen sind 2-Nitroso-l-naphthol, l-Methyl-3-nitroso-2-naphthol und 9-Hydroxy-10-nitroso-phenanthren.

Als Mediatoren besonders bevorzugt sind l-Nitroso-2-naphthol, l-Nitroso-2-naphthol-3,6-disulfonsäure, 2-Nitroso-l-naphthol-4-sulfonsäure,

2,4-Dinitroso-l,3-dihydroxybenzol sowie Ester, Ether oder Sal¬ ze der genannten Verbindungen.

Überraschend wurde gefunden, daß Verbindungen aus der Klasse der 2-Nitroso-phenole oder höher kondensierter Analoga bzw. der in wäßrigen Systemen vorliegenden tautomeren o-Chinonmon- oxime bei Verwendung als Mediatoren in einem Mehrkomponenten- syste keinen der im Stand der Technik genannten Nachteile be¬ kannter Mediatoren in einem Mehrkomponentensystem aufweisen.

Das erfindungsgemäße Mehrkomponentensystem enthält Mediatoren, die kostengünstiger als HBT sind.

Darüber hinaus wird bei Einsatz der erfindungsgemäßen Mediato¬ ren eine Steigerung der Delignifizierungsgeschwindigkeit erzielt.

Die Erfindung betrifft somit auch die Verwendung von in An¬ spruch 1 als Komponente c) genannten Mediatoren zum Verändern, Abbau oder Bleichen von Lignin, ligninhaltigen Materialien oder ähnlichen Stoffen.

Vorzugsweise umfaßt das erfindungsgemäße Mehrkomponentensystem mindestens einen Oxidationskatalysator.

Als Oxidationskatalysatoren werden im erfindungsgemaßen Mehr¬ komponentensystem bevorzugt Enzyme eingesetzt. Im Sinne der Erfindung umfaßt der Begriff Enzym auch enzymatisch aktive Proteine oder Peptide oder prosthetische Gruppen von Enzymen.

Als Enzym können im erfindungsgemäßen Mehrkomponentensyεte

Oxidoreduktasen der Klassen 1.1.1 bis 1.97 gemäß Internationa¬ ler Enzym-Nomenklature, Committee of the International Union of Bioche istry and Molecular Biology (Enzyme Nomenclature, Acade ic Press, Inc., 1992, S. 24-154) eingesetzt werden.

Vorzugsweise werden Enzyme der im folgenden genannten Klassen eingesetzt:

Enzyme der Klasse 1.1, die alle Dehydrogenasen, die auf primä- re, sekundäre Alkohole und Semiacetale wirken, umfassen und die als Akzeptoren NAD + oder NADP + (Subklasse 1.1.1), Cyto- chrome (1.1.2) , Sauerstoff (0 2 ) (1.1.3), Disulfide (1.1.4), Chinone (1.1.5) oder die andere Akzeptoren haben (1.1.99).

Aus dieser Klasse sind besonders bevorzugt die Enzyme der

Klasse 1.1.5 mit Chinonen als Akzeptoren und die Enzyme der Klasse 1.1.3 mit Sauerstoff als Akzeptor.

Insbesondere bevorzugt in dieser Klasse ist Cellobiose: quinone-l-oxidoreduktase (1.1.5.1) .

Weiterhin bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.2. Diese Enzym- klasse umfaßt solche Enzyme, die Aldehyde zu den korrespondie¬ renden Sauren oder Oxo-Gruppen oxidieren. Die Akzeptoren kön- nen NAD + , NADP + (1.2.1), Cytochro e (1.2.2) , Sauerstoff

(1.2.3) , Sulfide (1.2.4) , Eisen-Schwefel-Proteine (1.2.5) oder andere Akzeptoren (1.2.99) sein.

Besonders bevorzugt sind hier die Enzyme der Gruppe (1.2.3) mit Sauerstoff als Akzeptor.

Weiterhin bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.3.

In dieser Klasse sind Enzyme zusammengefaßt, die auf CH-CH- Gruppen des Donors wirken.

Die entsprechenden Akzeptoren sind NAD + , NADP + (1.3.1), Cyto- chrome (1.3.2), Sauerstoff (1.3.3), Chinone oder verwandte

Verbindungen (1.3.5), Eisen-Schwefel-Proteine (1.3.7) oder an¬ dere Akzeptoren (1.3.99).

Besonders bevorzugt ist die Bilirubinoxidase (1.3.3.5).

Hier sind ebenfalls die Enzyme der Klasse (1.3.3) mit Sauer¬ stoff als Akzeptor und (1.3.5) mit Chinonen etc. als Akzeptor besonders bevorzugt.

Weiterhin bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.4, die auf CH-NH 2 -Gruppen des Donors wirken.

Die entsprechenden Akzeptoren sind NAD + , NADP + (1.4.1), Cyto- chrome (1.4.2), Sauerstoff (1.4.3), Disulfide (1.4.4), Eisen- Schwefel-Proteine (1.4.7) oder andere Akzeptoren (1.4.99).

Besonders bevorzugt sind auch hier Enzyme der Klasse 1.4.3 mit Sauerstoff als Akzeptor.

Weiterhin bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.5, die auf CH-NH- Gruppen des Donors wirken. Die entsprechenden Akzeptoren sind NAD + , NADP + (1.5.1), Sauerstoff (1.5.3), Disulfide (1.5.4), Chinone (1.5.5) oder andere Akzeptoren (1.5.99). Auch hier sind besonders bevorzugt Enzyme mit Sauerstoff (0 2 ) (1.5.3) und mit Chinonen (1.5.5) als Akzeptoren.

Weiterhin bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.6, die auf NADH oder NADPH wirken.

Die Akzeptoren sind hier NADP (1.6.1), Hämproteine (1.6.2), Disulfide (1.6.4), Chinone (1.6.5), N0 2 -Gruppen (1.6.6), und ein Flavin (1.6.8) oder einige andere Akzeptoren (1.6.99).

Besonders bevorzugt sind hier Enzyme der Klasse 1.6.5 mit Chinonen als Akzeptoren.

Weiterhin bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.7, die auf andere N0 2 -Verbindungen als Donatoren wirken und als Akzeptoren Cyto- chrome (1.7.2), Sauerstoff (0 2 ) (1.7.3), Eisen-Schwefel-Pro¬ teine (1.7.7) oder andere (1.7.99) haben.

Hier sind besonders bevorzugt die Klasse 1.7.3 mit Sauerstoff als Akzeptor.

Weiterhin bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.8, die auf Schwe¬ felgruppen als Donatoren wirken und als Akzeptoren NAD + , NADP (1.8.1), Cytochrome (1.8.2), Sauerstoff (0 2 ) (1.8.3), Disulfi- de (1.8.4), Chinone (1.8.5), Eisen-Schwefel-Proteine (1.8.7) oder andere (1.8.99) haben.

Besonders bevorzugt ist die Klasse 1.8.3 mit Sauerstoff und (1.8.5) mit Chinonen als Akzeptoren.

Weiterhin bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.9, die auf Häm- gruppen als Donatoren wirken und als Akzeptoren Sauerstoff

(0 2 ) (1.9.3), N0 2 -Verbindungen (1.9.6) und andere (1.9.99) haben.

Besonders bevorzugt ist hier die Gruppe 1.9.3 mit Sauerstoff

(0 2 ) als Akzeptor (Cytochromoxidasen) .

Weiterhin bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.12, die auf Was- serstoff als Donor wirken.

Die Akzeptoren sind NAD oder NADP + (1.12.1) oder andere (1.12.99) .

Desweiteren bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.13 und 1.14 (Oxigenasen) .

Weiterhin sind bevorzugte Enzyme die der Klasse 1.15 , die auf Superoxid-Radikale als Akzeptoren wirken.

Besonders bevorzugt ist hier die Superoxid-Dismutase (1.15.1.1) .

Weiterhin sind bevorzugt Enzyme der Klasse 1.16.

Als Akzeptoren wirken NAD + oder NADP + (1.16.1) oder Sauerstoff (0 2 ) (1.16.3).

Besonders bevorzugt sind hier Enzyme der Klasse 1.16.3.1 (Ferroxidase, z.B. Ceruloplas in) .

Weiterhin bevorzugte Enzyme sind diejenigen, die der Gruppe 1.17 (Wirkung auf CH 2 -Gruppen, die zu -CHOH- oxidiert werden), 1.18 (Wirkung auf reduziertes Ferredoxin als Donor) , 1.19 (Wirkung auf reduziertes Flavodoxin als Donor) und 1.97(andere Oxidoreduktasen) angehören.

Weiterhin besonders bevorzugt sind die Enzyme der Gruppe 1.11. die auf ein Peroxid als Akzeptor wirken. Diese einzige Sub¬ klasse (l.ll.l) enthält die Peroxidasen.

Besonders bevorzugt sind hier die Cytochrom-C-Peroxidasen (1.11.1.5), Catalase (1.11.1.6), die Peroxydase (1.11.1.6), die Iodid-Peroxidase (1.11.1.8), die Glutathione-Peroxidase (1.11.1.9), die Chlorid-Peroxidase (1.11.1.10), die L-Ascor- bat-Peroxidase (1.11.1.11), die Phospholipid-Hydroperoxid- Glutathione-Peroxidase (1.11.1.12), die Mangan-Peroxidase (1.12.1.13), die Diarylpropan-Peroxidase (Ligninase, Lignin- Peroxidase) (1.11.1.14).

Ganz besonders bevorzugt sind Enzyme der Klasse 1.10, die auf Biphenole und verwandten Verbindungen wirken. Sie katalysieren die Oxidation von Biphenolen und Ascorbaten. Als Akzeptoren fungieren NAD + , NADP + (1.10.1), Cytochrome (1.10.2), Sauer- stoff (1.10.3) oder andere (1.10.99).

Von diesen wiederum sind Enzyme der Klasse 1.10.3 mit Sauer¬ stoff (0 2 ) als Akzeptor besonders bevorzugt.

Von den Enzymen dieser Klasse sind die Enzyme Catechol Oxidase (Tyrosinase) (1.10.3.1), L-Ascorbate Oxidase (1.10.3.3), o-A- minophenol Oxidase (1.10.3.4) und Laccase (Benzoldiol: Oxigen Oxidoreduktase) (1.10.3.2) bevorzugt, wobei die Laccasen (Ben¬ zoldiol: Oxigen Oxidoreduktase) (1.10.3.2) insbesondere bevor- zugt sind.

Die genannten Enzyme sind käuflich erhältlich oder lassen sich nach Standardverfahren gewinnen. Als Organismen zur Produktion der Enzyme kommen beispielsweise Pflanzen, tierische Zellen, Bakterien und Pilze in Betracht. Grundsätzlich können sowohl natürlich vorkommende als auch gentechnisch veränderte Orga¬ nismen Enzymproduzenten sein. Ebenso sind Teile von einzelli¬ gen oder mehrzelligen Organismen als Enzymproduzenten denkbar, vor allem Zellkulturen.

Für die insbesondere bevorzugten Enzyme, wie die aus der Grup¬ pe 1.11.1 vor allem aber 1.10.3 und insbesondere zur Produkti¬ on von Laccasen werden beispielsweise Weißfäulepilze wie Pleu- rotus, Phlebia und Trametes verwendet.

Das erfindungsgemäße Mehrkomponentensystem umfaßt mindestens ein Oxidationsmittel. Als Oxidationsmittel können beispiels¬ weise Luft, Sauerstoff, Ozon, H 2 0 2 , organische Peroxide, Per¬ säuren wie die Peressigsäure, Perameisensäure, Perschwefelsäu- re, Persalpetersäure, Metachlorperoxibenzosaure, Perchlorsäu¬ re, Perborate, Peracetate, Persulfate, Peroxide oder Sauer- stoffspezies und deren Radikale wie OH, OOH,

Singulettsauerstoff, Superoxid (0 2 ~) , Ozonid, Dioxygenyl-Kati- on (0 2 + ) , Dioxirane, Dioxetane oder Fremy Radikale eingesetzt werden.

Vorzugsweise werden solche Oxidationsmittel eingesetzt, die entweder durch die entsprechenden Oxidoreduktasen generiert werden können z.B. Dioxirane aus Laccasen plus Carbonylen oder die chemisch den Mediator regenerieren können oder diesen di¬ rekt umsetzen können.

Die Erfindung betrifft auch die Verwendung von Substanzen, welche erfindungsgemäß als Mediatoren geeignet sind zum Verän¬ dern, Abbau oder Bleichen von Lignin, ligninhaltigen Materia¬ lien oder ähnlichen Stoffen.

Die Wirksamkeit des Mehrkomponentensystems beim Verändern, Ab¬ bau oder Bleichen von Lignin, ligninhaltigen Materialien oder ähnlichen Stoffen ist häufig nochmals gesteigert, wenn neben den genannten Bestandteilen noch Mg 2+ Ionen vorhanden sind. Die Mg 2+ Ionen können bei.spi.elswei.se als Salz, wie z.B. MgS0 4 , eingesetzt werden. Die Konzentration liegt im Bereich von 0,1 - 2 mg/g ligninhaltigen. Material, vorzugsweise bei 0,2 - 0,6 mg/g.

In manchen Fällen läßt sich eine weitere Steigerung der Wirk¬ samkeit des erfindungsgemäßen Mehrkomponentensystems dadurch erreichen, daß das Mehrkomponentensystem neben den Mg 24- Ionen auch Komplexbildner wie z.B. Ethylendiamintetraessigsäure (ED- TA) , Diethylentriaminpentaessigsäure (DTPA) , Hydroxyethylen- dia intriessigsäure (HEDTA) , Diethylentria inpentamethylen- phosphonsäure (DTMPA) , Nitrilotriessigsäure (NTA) , Polyphos- phorsäure (PPA) etc. enthält. Die Konzentration liegt im Be¬ reich von 0,2 - 5 mg/g ligninhaltigem Material, vorzugsweise bei 1 - 3 mg.

Der Einsatz des erfindungsgemäßen Mehrkomponentensystems in einem Verfahren zu Behandeln von Lignin erfolgt beispielsweise dadurch, daß man die jeweils ausgewählten Komponenten a) bis

c) gemäß Anspruch 1 gleichzeitig oder in beliebiger Reihenfol¬ ge mit einer wassrigen Suspension des ligninhaltigen Materials mischt.

Vorzugsweise wird ein Verfahren unter Einsatz des erfindungs- ge aßen Mehrkomponentensystems in Gegenwart von Sauerstoff oder Luft bei Normaldruck bis 10 bar und in einem pH-Bereich von 2 bis 11, bei einer Temperatur von 20 bis 95°C, vorzugs¬ weise 40 - 95°C, und einer Stoffdichte von 0,5 bis 40 % durchgeführt.

Ein für den Einsatz von Enzymen bei der Zellsto fbleiche unge¬ wöhnlicher und berraschender Befund ist, daß beim Einsatz des erfindungsgemaßen Mehrkomponentensystems eine Steigerung der Stoffdichte eine erhebliche Steigerung der Kappaerniedrigung ermöglicht.

Aus ökonomischen Gründen bevorzugt wird ein erfindungsgemaßes Verfahren bei Stoffdichten von 8 bis 35 %, besonders bevorzugt 9 bis 15 % durchgeführt.

Überraschenderweise zeigte sich ferner, daß eine saure Wasche (pH 2 bis 6, vorzugsweise 4 bis 5) oder Q-Stufe (pH-Wert 2 bis 6, vorzugsweise 4 bis 5) vor der Enzym-Mediatorstufe bei man- chen Zellstoffen zu einer erheblichen Kappazahlerniedrigung im Vergleich zur Behandlung ohne diese spezielle Vorbehandlung fuhrt. In der Q-Stufe werden als Chelatbildner die zu diesem Zwecke üblichen Substanzen (wie z.B. EDTA, DTPA) eingesetzt. Sie werden vorzugsweise in Konzentrationen von 0,1 % bis 1 % (w/w bezogen auf trockenen Zellstoff) , besonders bevorzugt 0,1 % bis 0,5 % (w/w bezogen auf trockenen Zellstoff) eingesetzt.

Im erfindungsgemaßen Verfahren werden vorzugsweise 0,01 bis 100.000 IU Enzym pro g ligninhaltiges Material eingesetzt. Be- sonders bevorzugt werden 0,1 bis 100 insbesondere bevorzugt werden 1 bis 40 IU Enzym pro g ligninhaltiges Material einge¬ setzt (1 U entspricht dem Umsatz von 1 μmol

2,2'-Azino-bis(3-ethyl-benzothiazolin-6-sulfonsäure-diammon ium salz) (ABTS) / min / ml Enzym) .

Im erfindungsgemäßen Verfahren werden vorzugsweise 0,01 mg bis 100 mg Oxidationsmittel pro g ligninhaltigem Material einge¬ setzt. Besonders bevorzugt werden 0,01 bis 50 mg Oxidations¬ mittel pro g ligninhaltigem Material eingesetzt.

Im erfindungsgemäßen Verfahren werden vorzugsweise 0,5 bis 80 mg Mediator pro g ligninhaltigem Material eingesetzt. Beson¬ ders bevorzugt werden 0,5 bis 40 mg Mediator pro g ligninhal¬ tigem Material eingesetzt.

Gleichzeitig können Reduktionsmittel zugegeben werden, die zu- sammen mit den vorhandenen Oxidations itteln zur Einstellung eines bestimmten Redoxpotentials dienen.

Als Reduktionsmittel können Natrium-Bisulfit, Natrium-Dithio- nit, Ascorbinsäure, Thioverbindungen, Mercaptoverbindungen oder Glutathion etc. eingesetzt werden.

Die Reaktion läuft beispielsweise bei Laccase unter Luft- oder Sauerstoffzufuhr oder Sauerstoff- bzw. Luftüberdruck ab, bei den Peroxidasen (z.B. Ligninperoxidasen, Manganperoxidasen) mit Wasserstoffperoxid. Dabei können beispielsweise der Sauer¬ stoff auch durch Wasserstoffperoxid + Katalase und Wasser¬ stoffperoxid durch Glucose + GOD oder andere Systeme in situ generiert werden.

Außerdem können dem System Radikalbildner oder Radikalfänger (Abfangen von beispielsweise OH oder OOH Radikalen) zugesetzt werden. Diese können das Zusammenspiel innerhalb der Red/Ox- und Radikalmediatoren verbessern.

Der Reaktionslösung können auch weitere Metallsalze zugegeben werden.

Diese sind im Zusammenwirken mit Chelatbildnern als Radikal¬ bildner oder Red/Ox-Zentren wichtig. Die Salze bilden in der Reaktionslösung Kationen. Solche Ionen sind u.a. Fe 24-, Fe3+'

Mn 2+ , Mn 3+ , Mn 4+ , Cu 2+ , Ca 2+ , Ti 3+ , Cer 4+ , Al 3+ .

Die in der Lösung vorhandenen Chelate können darüber hinaus als Mimicsubstanzen für die Enzyme, beispielsweise für die

Laccasen (Kupferkomplexe) oder für die Lignin- oder Manganper- oxidasen (Hämkomplexe) dienen. Unter Mimicsubstanzen sind sol- ehe Stoffe zu verstehen, die die prosthetischen Gruppen von

(hier) Oxidoreduktasen simulieren und z.B. Oxidationsreaktio- nen katalysieren können.

Weiterhin kann dem Reaktionsgemisch NaOCl zugesetzt werden. Diese Verbindung kann im Zusammenspiel mit Wasserstoffperoxid Singulettsauerstoff bilden.

Schließlich ist es auch möglich, unter Einsatz von Detergenti- en zu arbeiten. Als solche kommen nicht-ionische, anionische, kationische und amphotere Tenside in Betracht. Die Detergenti- en können die Penetration der Enzyme und Mediatoren in die Fa¬ ser verbessern.

Ebenso kann es für die Reaktion förderlich sein, Polysacchari- de und/oder Proteine zuzusetzen. Hier sind insbesondere als Polysaccharide Glucane, Mannane, Dextrane, Lävane, Pektine, Alginate oder Pflanzengummis und/oder eigene von den Pilzen gebildete oder in der Mischkultur mit Hefen produzierte Poly¬ saccharide und als Proteine Gelantine und Albumin zu nennen.

Diese Stoffe dienen hauptsächlich als Schutzkolloide für die Enzyme.

Weitere Proteine, die zugesetzt werden können, sind Proteasen wie Pepsin, Bromelin, Papain usw.. Diese können u.a. dazu die¬ nen, durch den Abbau des im Holz vorhandenen Extensins C, hydroxyprolinreiches Protein, einen besseren Zugang zum Lignin zu erreichen.

Als weitere Schutzkolloide kommen Aminosäuren, Einfachzucker, Oligomerzucker, PEG-Typen der verschiedensten Molekulargewich¬ te, Polyethylenoxide, Polyethylenimine und Polydimethylsiloxa- ne in Frage.

Das erfindungsgemäße Verfahren kann nicht nur bei der Deligni- fizierung (Bleiche) von Sulfat-, Sulfit-, Organosol-, o.a. Zellstoffen und von Holzstoffen eingesetzt werden, sondern auch bei der Herstellung von Zellstoffen allgemein, sei es aus Holz- oder Einjahrespflanzen, wenn eine Defibrillierung durch die üblichen Kochverfahren (verbunden eventuell mit mechani¬ schen Verfahren oder Druck) d.h. eine sehr schonende Kochung bis zu Kappazahlen, die im Bereich von ca. 50 - 120 Kappa liegen können, gewährleistet ist.

Bei der Bleiche von Zellstoffen wie auch bei der Herstellung von Zellstoffen kann die Behandlung mehrfach wiederholt wer¬ den, entweder nach Wäsche und Extraktion des behandelten Stof- fes mit NaOH oder ohne diese Zwischenschritte. Dies führt zu noch wesentlich weiter reduzierbaren Kappawerten und zu erheb¬ lichen Weißesteigerungen. Ebenso kann vor der Enzym/Mediator¬ behandlung eine 0 2 -Stufe eingesetzt werden oder auch wie be¬ reits erwähnt eine saure Wäsche oder Q-Stufe (Chelatstufe) ausgeführt werden.

Im folgenden wird Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert:

Beispiel l

Enzymatische Bleiche mit l-Nitroso-2-naphthol und Softwood

Sulfatzellstoff

5 g atro Zellstoff (Softwood 0 2 delignifiziert) , Stoffdichte 30% (ca. 17 g feucht) werden zu folgenden Lösungen gegeben: A) 20 ml Leitungswasser werden mit 65 mg l-Nitroso-2-naphthol unter Rühren versetzt, der pH-Wert mit 0,5 mol/1 H 2 S0 4 -Lsg. so

eingestellt, daß nach Zugabe des Zellstoffs und des Enzyms pH 4,5 resultiert.

B) 5 ml Leitungswasser werden mit der Menge Laccase von Trame- tes versicolor versetzt, daß eine Aktivität von 15 U (1 U = Umsatz von 1 μ ol ABTS/min/ml Enzym) pro g Zellstoff resultiert.

Die Lösungen A und B werden zusammen gegeben und auf 33 ml aufgefüllt. Nach Zugabe des Zellstoffes wird für 2 min mit einem Teigkne- ter gemixt.

Danach wird der Stoff in eine auf 45°C vorgeheizte Reaktions¬ bombe gegeben und unter 1 - 10 bar SauerstoffÜberdruck für 1 - 4 Stunden inkubiert. Danach wird der Stoff über einem Nylonsieb (30 μ ) gewaschen und 1 Stunde bei 60°C, 2% Stoffdichte und 8% NaOH pro g Zell¬ stoff extrahiert.

Nach erneuter Wäsche des Stoffes wird die Kappazahl bestimmt. Ergebnis vergl. Tabelle 1

Beispiel 2

Enzymatische Bleiche mit 2-Nitroso-l-naphthol und Softwood

Sulfatzellstoff

5 g atro Zellstoff (Softwood 0 2 delignifiziert) , Stoffdichte 30% (ca. 17 g feucht) werden zu folgenden Lösungen gegeben:

A) 20 ml Leitungswasser werden mit 65 mg 2-Nitroso-l-naphthol unter Rühren versetzt, der pH-Wert mit 0,5 mol/1 H 2 S0 4 -Lsg. so eingestellt, daß nach Zugabe des Zellstoffs und des Enzyms pH 4,5 resultiert.

B) 5 ml Leitungswasser werden mit der Menge Laccase von Trame- tes versicolor versetzt, daß eine Aktivität von 15 U (1 U = Umsatz von 1 μmol ABTS/min/ml Enzym) pro g Zellstoff resultiert. Die Lösungen A und B werden zusammen gegeben und auf 33 ml aufgefüllt.

Nach Zugabe des Zellstoffes wird für 2 min mit einem Teigkne- ter gemixt.

Danach wird der Stoff in eine auf 45°C vorgeheizte Reaktions¬ bombe gegeben und unter 1 - 10 bar Sauerstoffüberdruck für 1 - 4 Stunden inkubiert.

Danach wird der Stoff über einem Nylonsieb (30 μm) gewaschen und 1 Stunde bei 60 ° C , 2% Stoffdichte und 8% NaOH pro g Zell¬ stoff extrahiert.

Nach erneuter Wäsche des Stoffes wird die Kappazahl bestimmt. Ergebnis vergl. Tabelle 1

Beispiel 3

Enzymatisehe Bleiche mit 2,4-Dinitroso-l,3-dihydroxybenzol und

Softwood Sulfatzellstoff

5 g atro Zellstoff (Softwood 0 2 delignifiziert) , Stoffdichte 30% (ca. 17 g feucht) werden zu folgenden Lösungen gegeben:

A) 20 ml Leitungswasser werden mit 63 mg

2,4-Dinitroso-l,3-dihydroxybenzol unter Rühren versetzt, der pH-Wert mit 0,5 mol/1 H S0 4 -Lsg. so eingestellt, daß nach Zu- gäbe des Zellstoffs und des Enzyms pH 4,5 resultiert.

B) 5 ml Leitungswasser werden mit der Menge Laccase von Trame- tes versicolor versetzt, daß eine Aktivität von 15 U (1 U = Umsatz von 1 μmol ABTS/min/ml Enzym) pro g Zellstoff resultiert. Die Lösungen A und B werden zusammen gegeben und auf 33 ml aufgefüllt.

Nach Zugabe des Zellstoffes wird für 2 min mit einem Teigkne- ter gemixt. Danach wird der Stoff in eine auf 45'C vorgeheizte Reaktions- bombe gegeben und unter 1 - 10 bar SauerstoffÜberdruck für 1 - 4 Stunden inkubiert.

Danach wird der Stoff über einem Nylonsieb (30 μm) gewaschen und 1 Stunde bei 60°C, 2% Stoffdichte und 8% NaOH pro g Zell¬ stoff extrahiert. Nach erneuter Wäsche des Stoffes wird die Kappazahl bestimmt. Ergebnis vergl. Tabelle 1

Beispiel 4

Enzymatisehe Bleiche mit 2-Nitroso-l-naphthol-4-sulfonsäure und Softwood Sulfatzellstoff

5 g atro Zellstoff (Softwood 0 2 delignifiziert) , Stoffdichte 30% (ca. 17 g feucht) werden zu folgenden Lösungen gegeben:

A) 20 ml Leitungswasser werden mit 47 mg

2-Nitroso-l-naphthol-4-sulfonsäure unter Rühren versetzt, der pH-Wert mit 0,5 mol/1 H S0 4 -Lsg. so eingestellt, daß nach Zu- gäbe des Zellstoffs und des Enzyms pH 4,5 resultiert.

B) 5 ml Leitungswasser werden mit der Menge Laccase von Trame- tes versicolor versetzt, daß eine Aktivität von 35 U (1 U = Umsatz von 1 μmol ABTS/min/ml Enzym) pro g Zellstoff resultiert. Die Lösungen A und B werden zusammen gegeben und auf 33 ml aufgefüllt.

Nach Zugabe des Zellstoffes wird für 2 min mit einem Teigkne- ter gemixt. Danach wird der Stoff in eine auf 45 β C vorgeheizte Reaktions- bombe gegeben und unter 1 - 10 bar Sauerstoffüberdruck für 1 - 4 Stunden inkubiert.

Danach wird der Stoff über einem Nylonsieb (30 μm) gewaschen und 1 Stunde bei 60°C, 2% Stoffdichte und 8% NaOH pro g Zell¬ stoff extrahiert. Nach erneuter Wäsche des Stoffes wird die Kappazahl bestimmt. Ergebnis vergl. Tabelle 1

Beispiel 5 Enzymatische Bleiche mit l-Nitroso-2-naphthol-3,6-disulfonsäure und Softwood Sulfatzellstoff

5 g atro Zellstoff (Softwood 0 2 delignifiziert) , Stoffdichte 30% (ca. 17 g feucht) werden zu folgenden Lösungen gegeben: A) 20 ml Leitungswasser werden mit 61,5 mg l-Nitroso-2-naphthol-3,6-disulfonsäure unter Rühren versetzt.

der pH-Wert mit 0,5 mol/1 H 2 S0 4 -Lsg. so eingestellt, daß nach Zugabe des Zellstoffs und des Enzyms pH 4,5 resultiert. B) 5 ml Leitungswasser werden mit der Menge Laccase von Tra e- tes versicolor versetzt, daß eine Aktivität von 35 U (1 U = Umsatz von 1 μmol ABTS/min/ml Enzym) pro g Zellstoff resultiert.

Die Lösungen A und B werden zusammen gegeben und auf 33 ml aufgefüllt. Nach Zugabe des Zellstoffes wird für 2 min mit einem Teigkne- ter gemixt.

Danach wird der Stoff in eine auf 45°C vorgeheizte Reaktions¬ bombe gegeben und unter 1 - 10 bar Sauerstoffüberdruck für 1 - 4 Stunden inkubiert. Danach wird der Stoff über einem Nylonsieb (30 μm) gewaschen und 1 Stunde bei 60°C, 2% Stoffdichte und 8% NaOH pro g Zell¬ stoff extrahiert.

Nach erneuter Wäsche des Stoffes wird die Kappazahl bestimmt. Ergebnis vergl. Tabelle 1

Tabelle 1

Ergebnisse Beispiel 1 bis 5

Substanz Mediatordosage Enzymdosage Inkubationszeit Ligninabbau

[mg/S g Zellstoff] [ü/g Zellstoff] [h] [%] l-Nitroso-2-naphthol 65 15 2 17,6

2-Nitroso-l-naphthol 65 15 2 8,2

2,4-Dinitroso-l,3-dihydroxybenzol 63 15 2 22,1

2-Nitroso-l-naphthol-4-sulfonsäure 47 35 4 25,0 l-Nitroso-2-naphthol-3 , 6-disulfon- säure 61 , 5 35 4 31 , 7