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Patent Searching and Data


Title:
OFFICE, WORK AND LEISURE CHAIR AND RETROFIT KIT FOR A CHAIR OR A SEAT SURFACE FOR CAUSING SUBLIMINAL MOVEMENTS OF THE PERSON SITTING THEREON
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2016/067219
Kind Code:
A1
Abstract:
The office, work and leisure chair serves for causing subliminal movements of the person sitting thereon. It consists of a cruciform base (1) and freely articulated rollers (4), a gas-spring support (2) and, resting thereon, an interface panel (5) with a backrest (22), and a base panel (28) mounted on the interface panel (5). Everything necessary for the wobble capability is constructed on said base panel. A cover panel (27) rests above the base panel (28) on a plurality of spring elements (7), which are mounted such that they can be displaced radially, obliquely in relation to the radial or helically from the centre of the base panel (28) in each case in the direction of the periphery of the base panel (28). Said spring elements (7) can be displaced outwards or inwards, counter to a spring force, by means of a push-pull cable or by means of at least one Bowden cable, it therefore being possible to vary the distance by which the seat cover (19) wobbles and the force and/or the weight required for the wobble action.

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Inventors:
REINHARD ANDREAS (CH)
Application Number:
PCT/IB2015/058317
Publication Date:
May 06, 2016
Filing Date:
October 28, 2015
Export Citation:
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Assignee:
III SOLUTIONS GMBH (CH)
International Classes:
A47C9/00; A47C7/14
Domestic Patent References:
WO2007105960A12007-09-20
Foreign References:
DE3513985A11986-10-30
FR1305406A1962-10-05
DE102005033052A12007-02-01
US20080079301A12008-04-03
Other References:
AMERICAN JOURNAL OF PHYSIOLOGY
Attorney, Agent or Firm:
FELBER, JOSEF (CH)
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Claims:
Patentansprüche

Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl zum Erzeugen von unterschwelligen Bewegungen der darauf sitzenden Person, mit einem Fahrgestell (1 ) mit Fusskreuz und freigelenkten Rollen (4), einer Gasfeder-Stütze (2) und darauf ruhenden Interface-Platte (5) als Trägerplatte und darauf montierter Bodenplatte (28) und von ihr getragener Sitzauflage (19) mit Sitzfläche und einer Rückenlehne (22), dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzauflage (19) taumelfähig gelagert ist, indem sie über eine Deckplatte (28) auf mehreren Federelementen (7) ruht, die je vom Zentrum der Bodenplatte (28) aus radial, schiefwinklig zur Radialen oder spiralförmig in Richtung gegen die Peripherie der Bodenplatte (28) hin verschiebbar gelagert sind, welche Federelemente (7) mechanisch, hydraulisch, pneumatisch oder elektrisch in ihrer Position nach aussen oder innen verschiebbar sind, sodass der Taumelweg der Sitzauflage (19) sowie die Dämpfung der Taumelbewegung variierbar sind.

Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die Federelemente (7) verschiebbar gelagert sind, indem sie je einen Wagen mit unterer Platte (14) mit zwei sie nach unten überragenden Rollen (10) und eine obere Platte (13) mit zwei sie nach oben überragenden Rollen (9) bilden, wobei zwischen den Platten (13, 14) eine Druckfeder (15) eingebaut ist, und dass in die Bodenplatte (28) und in die darüberliegende Deckplatte (27) Nuten (1 1 ) als Fahrnuten für diese Wagen eingebaut sind, sodass sie in denselben längs der Nuten (1 1 ) von mindestens einem push-pull Kabelzug (31 ,32) oder Bowdenzug (12) rollbar sind, dessen Betätigungshebel (26) im Sitzen auf dem Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl bedienbar ist.

Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckfeder durch mindestens eine Stahl-Druckfeder (15), mindestens einen Luftbalg (16) oder mindestens ein Blattfederpaket (17) gebildet ist.

Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die Bodenplatte (28) mit Nuten (1 1 ) versehen ist, und die Federelemente (7) gebildet sind von je mindestens einer elastischen Elastomer-Rolle (18), abrollend in je einer Nut (1 1 ) der Bodenplatte (28), und auf welcher eine Verschiebeplatte (30) aufliegt, die mittels Kabeln (31 ,32) eines push-pull Kabelzugs in beiden Richtungen verschiebbar ist, sodass sie auf den Elastomer-Rolle (18) abrollt.

5. Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass in die Bodenplatte (28) und in die darüberliegende Deckplatte (27) Nuten (1 1 ) ausgenommen sind, in welchen Gleitelemente mit eingebauten Druckfedern auf Gleitschienen verschiebbar gelagert sind und von mindestens einem push-pull Kabelzug (31 ,32) oder Bowdenzug verschiebbar sind, dessen Betätigungshebel im Sitzen auf dem Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl bedienbar ist.

6. Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass folgende Elemente mittels eines push-pull Kabelzuges (31 ,32) oder eines federbelasteten Bowdenzuges (12) bedienbar sind, wobei der zugehörige Betätigungshebel (26) oberhalb der Sitzfläche an einer Armlehne (24) oder Arm lehnenstütze (23) angeordnet ist:

a. die Höhenverstellung der Gasfeder-Stütze und somit der Sitzauflage (19),

b. die Neigung der gegen eine Federkraft verstellbaren Rückenlehne (22), c. die Verschiebung der Bodenplatte (28) auf der Interface-Platte (5) oder aber der Interface-Platte (5) in Bezug auf den Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl vorwärts und rückwärts.

7. Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass seine taumelfähige Sitzauflage (19) oder Deckplatte (27) einen Aufnahmeschlitz aufweist, zum horizontalen Einschieben eines Smartphones mit zu diesem Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl gehörigen App, zur Erfassung des Sitzverhaltens einer auf dem Nachrüstsatz sitzenden Person, indem die Taumelbewegungen über die Zeit vom Smartphone erfassbar sind und von der App auswertbar und anzeigbar und drahtlos auslesbar sind.

8. Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzauflage (19) aus einem zwei- oder mehrlagigen laminatartigen Schichtaufbau besteht wobei eine untere Auflageschicht (64) weichelastisch ausgeführt ist, und eine obere Auflageschicht (20) härter ausgeführt ist, und dass die obere Deckplatte (27) gegenüber der unteren Deckplatte (28) sowie auch das obere Ende der Federelemente (7) gegenüber dem unteren Ende verdrehbar ausgeführt sind, und dass die Nuten (1 1 ) für die Federelemente (7) in ihrem Verlauf so gestaltet sind, dass die Verdrehung der Deckplatten (27,28) relativ zueinander eine Verschiebung der Federelemente (7) in den Nuten (1 1 ) bewirkt, sodass die Taumelcharakteristik des Stuhls allein durch die Verdrehung der Sitzauflage (19) veränderbar ist.

9. Nachrüstsatz zum Montieren oder Aufsetzen auf die nicht taumelfähige Sitzfläche eines konventionellen Stuhls oder einer beliebigen Sitzfläche zum Erzeugen von unterschwelligen Bewegungen der auf dem Nachrüstsatz sitzenden Person, dadurch gekennzeichnet, dass der Nachrüstsatz eine taumelfähig gelagerte Sitzauflage (19) aufweist, indem diese auf einer Deckplatte (27) sitzt, die auf mehreren Federelementen (7) ruht, die je vom Zentrum einer Bodenplatte (28) aus radial oder schiefwinklig zur Radialen oder spiralförmig in Richtung gegen die Peripherie der Bodenplatte (28) hin verschiebbar gelagert sind, welche Federelemente (7) mechanisch, hydraulisch, pneumatisch oder elektrisch in ihrer Position nach aussen oder innen verschiebbar sind, sodass der Taumelweg der Sitzauflage (19) sowie die Dämpfung der Taumelbewegung variierbar sind.

10. Nachrüstsatz nach Anspruch 1 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die Federelemente (7) verschiebbar gelagert sind, indem sie je einen Wagen mit unterer Platte (14) mit zwei sie nach unten überragenden Rollen (10) und eine obere Platte (13) mit zwei sie nach oben überragenden Rollen (9) bilden, wobei zwischen den Platten (13,14) eine Druckfeder (15) eingebaut ist, und dass in die Bodenplatte (28) und in die darüberliegende Deckplatte (27) Nuten (1 1 ) als Fahrnuten für diese Wagen eingebaut sind, sodass sie in denselben längs der Nuten (1 1 ) von mechanisch mindestens einem push-pull Kabelzug (31 ,32) oder Bowdenzug (12) rollbar sind, dessen Betätigungshebel (26) im Sitzen auf dem Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl bedienbar ist.

1 1 . Nachrüstsatz nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckfeder durch mindestens eine Stahl-Druckfeder (15), mindestens einen Luftbalg (16) oder mindestens ein Blattfederpaket (17) gebildet ist.

12. Nachrüstsatz nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Bodenplatte (28) mit Nuten (1 1 ) versehen ist, und die Federelemente (7) gebildet sind von je mindestens einer elastischen Elastomer-Rolle (18), abrollend in je einer Nut (1 1 ) der Bodenplatte (28), und auf welcher eine Verschiebeplatte (30) aufliegt, die mittels Kabeln (31 ,32) eines push-pull Kabelzuges in beiden Richtungen verschiebbar ist, sodass sie auf den Elastomer-Rolle (18) abrollt.

13. Nachrüstsatz nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass in die Bodenplatte (28) und in die darüberliegende Deckplatte (27) Nuten (1 1 ) ausgenommen sind, in welchen Gleitelemente mit eingebauten Druckfedern auf Gleitschienen verschiebbar gelagert sind und von mindestens einem push-pull Kabelzug oder Bowdenzug verschiebbar sind, dessen Betätigungshebel (26) im Sitzen auf dem Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl bedienbar ist.

14. Nachrüstsatz nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die obere Deckplatte (27) gegenüber der unteren Deckplatte (28) sowie auch das obere Ende der Federelement (7) gegenüber dem unteren Ende verdrehbar ausgeführt sind, und dass die Nuten (1 1 ) für die Federelemente (7) in ihrem Verlauf so gestaltet sind, dass die Verdrehung der Deckplatten (27,28) relativ zueinander eine Verschiebung der Federelemente (7) in den Nuten (1 1 ) bewirkt, sodass die Taumelcharakteristik des Stuhls allein durch die Verdrehung der Sitzauflage (19) veränderbar ist.

15. Nachrüstsatz nach einem der Ansprüche 9 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass in die Grundplatte (28) an ihrer Unterseite einen umlaufenden, nach unten auskragenden schürzenähnlichen Rahmen aufweist, dessen Inneres gefüllt ist von einer mittels Wärmezufuhr aushärtbaren Schaummasse zum formsatten Anpassen an die Sitzflächenkontur der Sitzfläche eines auszurüstenden konventionellen Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhls.

16. Nachrüstsatz nach einem der Ansprüche 9 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass er einen Aufnahmeschlitz in seiner Sitzauflage (19) oder Deckplatte (27) aufweist, zum horizontalen Einschieben eines Smartphones mit einem zu diesem Nachrüstsatz gehörigen App, zur Erfassung des Sitzverhaltens einer auf dem Nachrüstsatz sitzenden Person, indem die Taumelbewegungen über die Zeit vom Smartphone erfassbar sind und von der App auswertbar und anzeigbar und drahtlos auslesbar sind.

17. Nachrüstsatz einem der Ansprüche 9 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzauflage (19) mit einem zwei- oder mehrlagigen laminatartigen Schichtaufbau ausgerüstet ist, dessen untere Auflageschicht weichelastisch ausgeführt ist, und eine obere Auflageschicht härter ausgeführt ist.

Description:
Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl sowie Nachrüstsatz für einen Stuhl oder eine Sitzfläche zum Erzeugen von unterschwelligen

Bewegungen der darauf sitzenden Person

[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl, welcher einen wesentlich verbesserten Sitzkomfort bietet, insbesondere für andauernde Sitzperioden, indem er die auf ihm sitzende Person mittels funktioneller und anwenderdefinierter pneumatisch aktivierter Mechanik zu passiv ausgelösten, unterschwelligen Bewegungen anregt. Andererseits betrifft die Erfindung auch einen Nachrüstsatz zum Montieren auf einen bestehenden Stuhl oder auf eine beliebige Sitzunterlage oder -Fläche, zum Erzeugen von unterschwelligen Bewegungen der darauf sitzenden Person.

[0002] Angesichts der Tatsache, dass das Sitzen für den Menschen, namentlich für den berufstätigen Menschen, eine verhältnismässig neuzeitliche Erscheinung ist und im Prinzip erst mit dem Aufkommen der Dienstleistungsgesellschaft und der Einführung von Computern eine Breitenwirkung bekam, erhält das Sitzen als Körperhaltung eine erhöhte Bedeutung und wirkt sich durch die sehr hohe Zahl von Menschen, die heutzutage ihre Arbeitstage sitzend verbringen, entsprechend auf die Volksgesundheit aus. In Deutschland zählt man auf die ca. 80 Mio. Einwohner insgesamt 4 Milliarden Stühle, das heisst, es kommen auf einen Einwohner ca. 50 Stühle. Der Stuhl als Produkt erweist sich daher als wichtiges und jedem Menschen vertrautes Objekt, und allein durch seinen sehr aussergewöhnlich umfangreichen Gebrauch begründet, sollte er ein Maximum an Komfort und Unterstützung des Wohlbefindens und der körperlichen Gesundheit bieten. [0003] Eine im American Journal of Physiology der Universität von Tel Aviv veröffentlichte wissenschaftliche Studie belegt, dass der menschliche Körper mehr und schneller Fett an solchen Stellen anlegt, auf die regelmässig Druck und/oder Zug ausgeübt wird. In den Laborversuchen wurden Adipozyten (Fettzellen) gezielt mechanischer Belastung ausgesetzt, etwa um langes Sitzen zu simulieren. Mittels High-Tech-Mikroskopie wurde untersucht, wie sich die Adipozyten mit dem mechanischen Druck verändern. Die Lipidtröpfchen verklumpten, wurden grösser und steif. Es darf gefolgert werden, dass der statische Druck beim langen Sitzen die Fettansammlung am Gesäss und den Oberschenkeln fördert. Im Gegensatz dazu konnten die Adipozyten durch zyklische Dehnung verkleinert werden.

[0004] Der Stand der Technik erfasst eine Vielzahl von Stuhl- und namentlich Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl-Konstruktionen, die allesamt anstreben, den Sitzkomfort zu optimieren und gleichzeitig ein gesundes Sitzen zu ermöglichen. Der typische Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl weist als Fusskreuz ein Fahrwerk mit mehreren von der Stütze radial sternförmig abstehenden Beinen oder einem horizontalen Ring auf, an dem um eine zusätzliche vertikale Achse drehbare Rollen montiert sind, sodass sich der Stuhl prinzipiell in allen Richtungen rollen lässt. Weiter weist der typische Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl eine stabile Sitzfläche auf, die um eine Vertikalachse auf dem Fahrwerk drehbar gelagert ist sowie in der Höhe verstellbar ist, welche jedoch in sich stationär ist. Das Gesäss und der Rücken der sitzenden Person werden auf einem solchen Stuhl kaum bewegt, was der Durchblutung und nicht zuletzt auch dem Wohlbefinden abträglich ist. Die Bürostühle sind ausserdem mit Rückenlehnen ausgerüstet, und oftmals auch mit Armlehnen. Die Bedienungselemente für die Verstellung der Sitzhöhe, der Steilheit der Rückenlehnen, der Höhe der Armlehnen etc. befinden sich meist allesamt unter der Sitzfläche und die entsprechenden Hebel sind beim Sitzen auf dem Stuhl nicht einsehbar.

[0005] Ein ergonomischeres Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhlmodell ist beispielsweise in DE 10 2005 033 052 A1 offenbart. Es zeigt ein Sitzmöbel, dessen Sitzfläche auf einer Kippeinrichtung liegt. Dieser Kippeinrichtung ist eine Arretierungseinrichtung in Form eines Ringschlauch-Luftkissens zugeordnet, dergestalt, dass sich über das Luftkissen die Kippwinkel der Kippbewegungen einstellen lassen. Eine mögliche Ausführung betrifft mehrere Luftkissen, welche zwecks Begrenzung oder Deaktivierung der Kippbewegungen individuell aufpumpbar sind. Mittels eines unterhalb der Sitzfläche angebrachten Handhebels kann die sitzende Person das Luftkissen über eine Luftpumpe aufpumpen, oder aber die in ihm enthaltene Luft über ein Entlüftungsventil ebenfalls unterhalb der Sitzfläche entweichen lassen.

[0006] Ähnliches ist aus einer therapeutischen Sitzvorrichtung aus US 2008/0079301 A1 bekannt. Gezeigt wird eine Vorrichtung zur Steigerung der Wahrnehmung von Körperbewegungen sowie der Gesundheit, insbesondere für Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen, etwa Zerebralparese oder Skoliose. Die Methodik dieses Systems ist ähnlich zu derjenigen aus [0005] konzipiert, mit einer Tragstruktur, einer Bewegungssteuerungseinheit und einer Sitzunterlage. Durch den Vorrichtungsaufbau sind zwei senkrecht aufeinander stehende Achsen gegeben, um welche die Sitzunterlage drehbar gelagert ist. Um diese Bewegungen zu dämpfen, wird wiederum eine Vorrichtung zur Dämpfung angegeben, die aus einem ringförmigen, aufblasbaren Element besteht. Das in ihm enthaltene Luftvolumen kann über eine Pumpe und ein Ablassventil unterhalb der Sitzauflage reguliert werden. Die hier gegenständliche Vorrichtung zeigt jedoch einen sehr komplexen Aufbau mit einer Vielzahl von Einzelteilen zur Realisierung von variabel gedämpften Kippbewegungen der auf dem Stuhl sitzenden Person.

[0007] Des Weiteren ist eine Vorrichtung aus WO 2007/105960 A1 bekannt, deren Offenbarungsgehalt eine Sitzvorrichtung mit zentralgelagerter Sitzunterlage zeigt. Diesem Sitzträger unterlegt sind entweder zwei oder vier um die Zentrallagerung zueinander entgegengesetzt bzw. orthogonal angeordnete Luftkissen, die untereinander verbunden sind, dergestalt, dass zwischen ihnen Luft austauschbar ist für eine entlang der Drehachsen definierbare Dämpfungseinstellung.

[0008] Die vorhergenannten Dokumente bilden im Wesentlichen den Stand der Technik betreffend einer Realisierung von Beweglichkeit während des Sitzens ab. Zusammenfassend kann eine Person auf einer solchen Sitzvorrichtung um zwei Achsen überlagerte Kippbewegungen ausführen, welche über Luftkissen gedämpft werden. Dabei kann die betreffende Person das Luftvolumen bzw. den Druck manuell über eine Pumpe bzw. ein Ventil regulieren, welche unterhalb der Sitzauflage betätigbar sind. De facto führen diese Lösungen aber zu keinem zufriedenstellenden Sitzverhalten. Zahlreiche Studien belegen, dass über längere Zeit sitzende Personen ausgesprochen träge sind und die Sitzeinstellung kaum je verändern. Eine solche Person wird den Dämpfungsgrad der in den vorigen Dokumenten offenbarten Luftkissen vielmehr einmalig einstellen und sich an den entsprechenden Kipp-Grad gewöhnen. Bereits kurze Zeit nachdem sich die Person auf den Stuhl gesetzt hat, wird ihre Bewegungsaktivität merklich abnehmen oder aber ganz eingestellt. Der Körper sucht die Kippbewegungen natürlicherweise zu vermeiden, ohne dass dies der sitzenden Person direkt bewusst wäre. Es ist die natureigene Trägheit des Menschen, welche ihn hemmt, unnötige Bewegungen auszuführen. Zudem wird eine in einem Büro beschäftige Person, die ganztags auf ihrem Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl beschäftigt ist, kaum systematisch verschiedene Einstellungen desselben vornehmen. Sitzt sie einmal in einer ihr als bequem empfundenen Stellung, wird sie es nicht riskieren, diese Stellung zu ändern, und in eine unbequemere Stellung überzugehen. Ausserdem kommt in ihr ein solcher Gedanke angesichts ihrer Arbeitstätigkeit gar nicht auf. Auch das grösste Angebot an variabler Feinsteinstellung vermag diese Untätigkeit nicht zu verhindern, weil die Initiative zwangsläufig ausbleibt.

[0009] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Büro-, Arbeitsund Freizeitstuhl zur Anregung unterschwelliger Bewegungen anzugeben, welcher zur Erreichung der Ziele aus [0001], insbesondere der mechanisch-biologischen Stimulierung, für ein langfristig gesundes Sitzen neue Wege beschreitet. Der Stuhl soll das Sitzen auf eine ganz neue Stufe stellen und vom inaktiven Sitzen wegführen zu einem zwangsläufig dynamischen, anregenden und die Durchblutung der Körpergefässe des Gesässes, des Rückens und der Oberschenkel fördernden Sitzen. Die Inaktivität des Beckenbereichs, erzwungen durch die derzeit erhältlichen Bürostühle, soll abgelöst werden durch eine natürliche und sich zwangsläufig bzw. unvermeidlich einstellende Beckenbewegung zum Aktivhalten der ganzen Muskulatur im Gesäss- und Beckenbereich wie indirekt auch im Rückenbereich. Diese Beckenbewegung führt zu einer gekoppelten Bewegung (coupled motion) der Wirbelsäule, indem auf diese Torsions- und Biegekräfte wirken, vorallem im Lendenwirbelbereich. [0010] Der Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl soll die Bewegungen der sitzenden Person mittels adaptiv lastabhängiger Kinematik unterschwellig zwangsläufig induzieren, sodass die sitzende Person davon zumeist oder wahlweise nichts bewusst spürt und somit in ihrer Konzentration nicht beeinträchtigt wird. Die Person soll also unvermeidlich andauernd unterschwellige Bewegungen ausführen. Die Arbeitskonzentration soll durch das unvermeidlich unterschwellig aktive Sitzen über das durchschnittliche Mass erhöht werden. Das Induzieren dieser subtilen Bewegungen soll daher über verlässliche Mittel sichergestellt werden, die angesichts der Arbeitsleistung oder anderweitiger gedanklicher Beanspruchungen der jeweiligen Person nicht versagen. Die obengenannten Ziele sollen damit anhaltend und nachhaltig gewährleistet werden.

[0011] Optional soll der Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl einem individualisierbaren Benutzerprofil entsprechen, dessen Einstellmöglichkeiten auch tatsächlich und regelmässig genutzt werden können. Der Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl soll ein indirekt aktiver Stuhl sein, und kein stationäres Gebilde, und trotzdem soll er weitgehend, in einzelnen Ausführungen gar komplett, autonom von künstlichen Energiequellen sein und daher überall einsetzbar sein.

[0012] Diese Aufgabe wird gelöst von einem Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl zum Erzeugen von unterschwelligen Bewegungen der darauf sitzenden Person, mit einem Fahrgestell mit Fusskreuz und freigelenkten Rollen, einer Gasfeder-Stütze und darauf ruhenden Interface-Platte als Trägerplatte und darauf montierter Bodenplatte und von ihr getragener Sitzauflage mit Sitzfläche und einer Rückenlehne, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzauflage taumelfähig gelagert ist, indem sie über eine Deckplatte auf mehreren Federelementen ruht, die je vom Zentrum der Bodenplatte aus radial, schiefwinklig zur Radialen oder spiralförmig in Richtung gegen die Peripherie der Bodenplatte hin verschiebbar gelagert sind, welche Federelemente mechanisch, hydraulisch, pneumatisch oder elektrisch in ihrer Position nach aussen oder innen verschiebbar sind, sodass der Taumelweg der Sitzauflage sowie die Dämpfung der Taumelbewegung variierbar sind.

[0013] Des Weiteren wird die Aufgabe gelöst von einem Nachrüstsatz zum Montieren oder Aufsetzen auf die nicht taumelfähige Sitzfläche eines konventionellen Stuhls oder einer beliebigen Sitzfläche zum Erzeugen von unterschwelligen Bewegungen der auf dem Nachrüstsatz sitzenden Person, der sich dadurch auszeichnet, dass der Nachrüstsatz eine taumelfähig gelagerte Sitzauflage aufweist, indem diese auf einer Deckplatte sitzt, die auf mehreren Federelementen ruht, die je vom Zentrum einer Bodenplatte aus radial oder schiefwinklig zur Radialen oder spiralförmig in Richtung gegen die Peripherie der Bodenplatte hin verschiebbar gelagert sind, welche Federelemente mechanisch, hydraulisch, pneumatisch oder elektrisch in ihrer Position nach aussen oder innen verschiebbar sind, sodass der Taumelweg der Sitzauflage sowie die Dämpfung der Taumelbewegung variierbar sind.

[0014] Weitere optionale Ausgestaltungen des Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhls und des Nachrüstsatzes erbringen weitere wichtige Funktionen. Beispielsweise Ausführungen dieses Stuhls und des Nachrüstsatzes werden anhand der Zeichnungen vorgestellt und ihre Funktionen werden beschrieben und erklärt.

Es zeigt

Fig. 1 : Eine Explosionszeichnung des Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhls mit taumelfähiger Sitzfläche dank radial beweglicher Federelemente, mit seinen wesentlichen Bauelementen;

Fig. 2: Die mechanische Einrichtung zur Sicherstellung der Taumelfähigkeit der Sitzfläche vergrössert dargestellt;

Fig. 3: ein Federelement mit Rollen oben und unten für die Verschiebbarkeit und einem Luftbalg dazwischen zur Federung;

Fig. 4: ein Federelement mit Rollen oben und unten für die Verschiebbarkeit und Blattfedern-Paketen zur Federung;

Fig. 5: ein Federelement mit einer Verschiebeplatte, die auf einer elastisch federnden Elastomer-Rolle als Federung abrollt; Fig. 6: Den Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl mit Federelementen zwischen einer Boden- und einer Deckplatte, von vorne gesehen;

Fig. 7: Den Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl in zusammengebautem Zustand, zusätzlich mit Armlehnen und Hebeln zur Betätigung der push-pull Kabel oder Bowdenzüge;

Fig. 8: Eine Armlehne mit dem daran angebauten Hebel zur Betätigung des

Bowdenzuges für die Betätigung der Quetschventile;

Fig. 9: Den Hebel an der Armlehne mit Arretierung jeder Stellung des

Bowdenzuges mittels federbelastetem Klemmplättchen;

Fig. 10: Eine Variante zum Verstellen der Taumelcharakteristik durch Drehen der Sitzauflage;

Fig. 1 1 : Einen solchen Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl mit taumelfähiger

Sitzfläche in Kombination mit einer Rückenlehne aus phoronomischen Elementen;

Fig. 12: Die Rückenlehne und ihre phoronomischen Elementen von hinten gesehen;

Fig. 13: Die Rückenlehne und ihre phoronomischen Elementen in einer besonders einfachen und wirkungsvollen Ausführung von schräg hinten gesehen.

[0015] Anhand von Figur 1 erschliesst sich der Aufbau dieses Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhls zum Erzeugen von unterschwelligen Bewegungen der sitzenden Person, indem er hier mittels einer Explosionsdarstellung gezeigt ist, die Einblick auf die wesentlichen Teile bietet. Zuunterst erkennt man ein Fusskreuz 1 und darauf eine Gasfeder-Stütze 2, die hier zentral angeordnet ist, aber auch seitlich verschoben angeordnet sein kann, zum Beispiel ganz hinten, unter der Rückenlehne 22 des Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhls, um den Bereich unterhalb der Sitzauflage 19 frei zu halten. Die Gasfeder-Stütze 2 ist dank der Gasfeder höhenverstellbar nach herkömmlicher Manier. Das Fusskreuz 1 kann durch einen Rollenstern mit fünf oder mehr Armen gebildet sein, an deren Enden je eine freigelenkte Rolle 4 montiert ist. Im gezeigten Beispiel läuft das Fusskreuz 1 unten in einen umlaufenden Ring 3 aus, an dem eine Anzahl freigelenkter Rollen 4 gelagert sind. Damit wird sichergestellt, dass der Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl in allen Richtungen sehr leicht und mit minimalem Widerstand rollbar ist. Oben auf der Gasfeder-Stütze 2 des Fusskreuzes 1 ist eine Interface-Platte 5 als Trägerplatte für den restlichen Aufbau des Stuhls zu sehen, auf welcher sämtliche Komponenten für die Taumelfähigkeit der Sitzfläche aufgebaut sind. Unter dieser Interface-Platte 5 kann auch eine Stuhl-Mechanik angeordnet sein, damit die Interface-Platte 5 auf dieser Stuhl-Mechanik vor- und rückwärts auf der Stütze 2 verschiebbar ist. Oben auf die Interface-Platte 5 wird die Bodenplatte 28 einer Einrichtung 6 für die Realisierung der Taumelfähigkeit aufgesetzt.

[0016] Diese Einrichtung 6 besteht aus einer Bodenplatte 28, in welcher im gezeigten Beispiel vier radial verlaufende Nuten 1 1 ausgenommen sind, sowie einer Deckplatte 27, in welcher vis-ä-vis der Nuten 1 1 in der Bodenplatte 28 ebenfalls solche Nuten 1 1 ausgenommen sind. Diese Nuten 1 1 sind Fahrnuten für Federelemente 7, welche auf Rollen innerhalb dieser Nuten 1 1 gegen innen, zum Zentrum der Boden- 28 und Deckplatte 27 sowie gegen aussen verfahrbar sind. Die Deckplatte 27 kann dank dieser Federelemente 7 auf der Bodenplatte 28 eine Taumelbewegung ausführen, sich also in jeder Richtung neigen. Das Verschieben bzw. das Rollen der Federelemente 7 in den Nuten 1 1 erfolgt mittels eines push-pull Kabels mit seinen zwei Kabeln 31 ,32, welches von der auf dem Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl sitzenden Person mittels eines Hebels, eines Verstellrades oder eines Drehgriffs an der Armlehne betätigt werden kann. Ein push-pull Kabelzug bietet den Vorteil, dass damit entfernt etwas durch Ziehen oder Stossen betätigt werden kann, und ausserdem kann jede Einstelllage arretiert werden. Es ist vorteilhaft, wenn dieser Hebel oberhalb der Sitzfläche angeordnet ist. Aber eine Anordnung unterhalb der Sitzfläche ist selbstverständlich auch möglich. Anstelle eines push-pull Kabels mit jeweils zwei Kabeln 31 ,32 kann auch ein Bowdenzug treten. Sein Kabel 12 zieht dann die Federelemente 7 gegen das Zentrum hin, während die Federelemente 7 stets mittels auf der Bodenplatte 28 angeordneter Zugfedern 8 nach aussen an die Peripherie gezogen werden. Die Verbindungskabel zwischen der Aussenseite der Federelemente 7 und den Zugfedern 8 führen über eine oder mehrere Umlenkrollen 35. Je näher sich die Federelemente 7 am Zentrum der Boden- und Deckplatte befinden, umso leichter lässt sich die Deckplatte 27 gegenüber der Bodenplatte 28 taumeln, und je weiter aussen an der Peripherie sie sich befinden, umso zäher lässt sie sich taumeln. In einer Ausführung, in welcher jedes Federelement 7 individuell verschiebbar ist, können beliebige Charakteristika der Taumelfähigkeit eingestellt werden, sodass etwa das Taumeln gegen hinten leichter erfolgt als gegen vorne etc. Als Variante zu diesen Verstellmöglichkeiten lässt sich auch eine hydraulische oder pneumatische Verstellung realisieren. Hydraulische Leitungen oder aber pneumatische Schlauchleitungen führen zu kleinen Kolben-Zylindereinheiten, welche die Federelemente durch Ein- oder Ausfahren des Kolbens verschieben. Schliesslich ist auch eine elektrische Variante ausführbar, wonach die push-pull-Kabel von Elektromotoren auf Knopfdruck hin betätigt werden können. Hierfür braucht es dann allerdings eine Batterie als Energiespeicher.

[0017] Oben auf die Deckplatte 27 wird die Sitzauflage 19 unverrückbar aufgesetzt, welche das eigentliche Sitzkissen bildet. Die Sitzauflage 19 bzw. deren unterste Auflageplatte 65 weist hierzu unten eine Ausnehmung auf, die passgenau auf die Deckplatte 27 aufsetzbar ist und mit derselben von unten verschraubbar ist. Weiter ist die Sitzauflage 19 laminatartig aus zwei oder mehr Schichten aufgebaut und umfasst von unten her eine Auflageplatte 65, gefolgt von einer unteren Auflageschicht 64, die aus einem weichelastischen Material besteht, und auf der eine obere Auflageschicht 20 liegt, die härter als die untere Auflageschicht 64 ausgeführt ist. Sie kann aus noch mehr Schichten aufgebaut sein. Als wichtig erweist sich, dass nach oben eine härtere Schicht einer weicheren folgt, wenngleich zuoberst auch wieder eine weichere vorhanden sein kann. Damit ist der Stuhl in diesem zusammengesetzten Zustand der beschriebenen Elemente mit seiner Deckplatte 27 und Sitzauflage 19 dank den mechanischen Federelementen 7 taumelfähig, und zwar in alle Richtungen.

[0018] Die Figur 2 zeigt die Einrichtung 6 für die Realisierung der Taumelfähigkeit in einer vergrösserten Darstellung. Man erkennt die Boden- 28 und Deckplatte 27 mit je einem Loch 29 im Zentrum, durch welches die push-pull Kabel 31 ,32 oder die Bowdenzug-Kabel 12 für die Verschiebung der Federelemente 7 geführt sind. Auf den beiden einander gegenüberliegenden Seiten sind die Boden- 28 und Deckplatte 27 je mit vier radialen Nuten 1 1 versehen, die als Fahrnuten dienen, in denen die Felderelementee 7 verschiebbar sind. Es handelt sich also bei diesen Federelementen 7 in diesem Fall um rollbare Wagen. Die obere Platte 13 trägt zwei Rollen 9 aus Stahl oder Hartkunststoff, welche sie nach oben überragen und die untere Platte 14 zwei ebensolche Rollen 10, die sie nach unten überragen. Mit diesen Rollen 9, 10 fahren die Federelemente 7 längs der Nuten 1 1 hin und her, nach innen zum Zentrum der Boden- 28 und Deckplatte 27 hin, und nach aussen an deren Peripherie. Es ist klar, dass die Nuten 1 1 auch anders als radial verlaufen können. So können sie schiefwinklig zur Radialen verlaufen, wodurch eine feinere Verstellbarkeit erreicht wird, weil der Verschiebeweg grösser wird. Ausserdem können die Nuten auch spiralförmig verlaufen, sodass ein noch längerer Verschiebeweg erzielt wird. Jedes Federelement 7 besteht aus einer oberen 13 und einer unteren Platte 14. Zwischen diesen beiden Platten 13, 14 ist im gezeigten Beispiel eine Druckfeder 15 eingebaut. Diese kann linear oder progressiv federnd sein und sie weist einen Federweg von mehreren Zentimetern auf. Auch dieser Federweg ist wählbar, und die Federelemente 7 sind auswechselbar, sodass sie an das Gewicht einer Person anpassbar sind, die den Stuhl benützen soll. Die Betätigung der Verschiebung erfolgt vorzugsweise mittels eines push-pull Kabels 31 ,32, das vorn und hinten an den Wagen befestigt ist, sodass man die Wagen in beiden Richtungen verschieben kann, oder aber mit einem Bowdenzug 12, wobei dann je eine Zugfeder 8 nötig ist, welche die Federelemente 7 ständig nach aussen zieht, weil mit dem Bowdenzug 12 nur in einer Richtung gezogen werden kann, nämlich gegen das Zentrum der Boden- 28 und Deckplatte 27 hin.

[0019] Die Figur 3 zeigt ein einzelnes Federelement 7 als Wagen mit der oberen Platte 13 mit ihren Rollen 9 und der unteren Platte 14 mit ihren Rollen 10. Dazwischen ist ein Luftbalg 16 als Druckfeder angeordnet. Ein solcher Luftbalg 16 wirkt von selbst progressiv, das heisst je weiter er zusammengequetscht wird, um so mehr Kraft bzw. Gewicht wird benötigt, um ihn noch weiter zusammen zu drücken.

[0020] Die Figur 4 zeigt ein anderes Beispiel eines einzelnes Federelementes 7 in Form eines Wagens mit der oberen Platte 13 mit ihren Rollen 9 und der unteren Platte 14 mit ihren Rollen 10. Dazwischen sind zwei Blattfederpakete 17 als Federung eingebaut. Die Charakteristik dieses Federelementes 7 lässt sich einfach ändern, indem noch ein oder zwei Blattfederpakete mehr eingebaut werden, oder solche mit anderer Federkraft. So lässt sich die Taumelcharakteristik der Deckplatte 27 auf der Bodenplatte 28 einfach verändern. In einer weiteren Variante können die Federelement 7 auch als Gleitkörper statt Wagen ausgebildet sein, die in diesen Nuten 1 1 auf Gleitschienen gelagert sind und deshalb in den Nuten 1 1 verschiebbar gelagert sind.

[0021] Die Figur 5 zeigt ein weiteres Beispiel, wie die verstellbare Federung realisiert werden kann. Nach dieser Ausführung rollt eine elastische Elastomer-Rolle 18 in den Fahrnuten 1 1 . Auf ihr liegt eine Verschiebeplatte 30 auf, die an ihren beiden Enden durch Ziehen der daran angebauten Kabel 31 ,32 in beiden Richtungen verschiebbar ist. Diese Kabel 31 ,32 gehören zu einem push-pull Kabel, welches mittels eines Hebels am Stuhl betätigbar ist. Auch hier kann als Alternative ein Bowdenzug eingesetzt werden.

[0022] Die Figur 6 zeigt einen Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl, unten offen, sodass man hier die Boden- 28 und Deckenplatte 27 erkennt, mit den Federelementen 7 dazwischen. Oben auf der Deckplatte 27 liegt die Sitzauflage 19 auf. Dieser Stuhl ist mit Armlehnen 24 ausgerüstet, die auf höhenverstellbaren Armstützen 23 liegen. An der hier einen Armstütze 23 ist ein Hebel 26 angeordnet, zum Betätigung eines push- pull Kabels mit seinen zwei Kabeln 31 ,32 oder eines Bowdenzuges 12. Die Kabel 31 ,32; 12 führen zum Zentrum der Boden- 28 und Deckplatte 27, zum dosierten Verschieben der Federelemente 7 zwischen Boden- 28 und Deckplatte 27 für die Veränderung der Taumelcharakteristik der Sitzauflage 19.

[0023] Die Figur 7 zeigt den zusammengebauten Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl mit taumelfähiger Sitzfläche 19 in einer Ansicht von vorne. Man erkennt das Fusskreuz 1 und die Gasfeder-Stütze 2. Die ganze Konstruktion aus Interface-Platte 5 einschliesslich die Mechanik für die Taumelfähigkeit wird am Büro- oder Arbeitsstuhl von einer Schürze 33 kaschiert, die ab der Deckplatte 27 nach unten ragt, bis ein stückweit über die Interface-Platte 5 hinunter. Damit ist die ganze Konstruktion für die Taumelfähigkeit der Sitzauflage 19 uneinsehbar, selbst bei einer maximalen Taumel- Neigung der Sitzfläche bzw. Sitzauflage 19. Hinten, gegenüber der an der Gasfeder- Stütze 2 oder der Interface-Platte 5 angebauten Sitzlehne 22 weist die Schürze 33 wenn nötig einen vertikalen Schlitz auf, um einen Durchgang für die Lehnenbefestigung zu bieten. Die Schürze 33 kann zum Beispiel von einem festen oder flexiblen Metall- oder Kunststoff-Mantel gebildet sein. Sie kann mit einem Textilstoff oder anderem geeigneten Material überzogen sein, sodass sie auch dekorativ wirkt.

[0024] Seitlich an der Interface-Platte 5 oder an der Stütze 2 sind in herkömmlicher Manier höhenverstellbare Armlehnen 24 befestigt. Als Besonderheit sind an den Armlehnen 24 mehrere Griffhebel 26 angeordnet. Sie dienen zum Verstellen und Einstellen verschiedener Funktionen dieses speziellen Stuhls. Wie mit den Pfeilen über der Sitzfläche 19 angedeutet, lässt diese in den angezeigten Richtungen bzw. einer überlagernd in allen Richtungen Taumelbewegungen zu. Die Taumelfähigkeit, ihre Weichheit oder Härte sowie die Taumelwege lassen sich einstellen. Das ist allein schon deshalb sehr wichtig, weil Personen sehr unterschiedlichen Gewichts den Stuhl benützen können müssen, ob eine Dame mit 45kg Körpergewicht oder ein Herr mit satten 150kg Körpergewicht oder noch mehr. Für eine schwere Person wird man härtere Federn einsetzen als für eine leichte Person. Durch Betätigung der verschiedenen push-pull Kabel oder Bowdenzüge können zugehörige, hier strichliniert angedeutete Kabel 12 oder Kabelpaare unter Zug bzw. Druck gesetzt werden, welche damit die Federelemente 7 zwischen der Boden- und Deckplatte verschieben, sowie die Höhenverstellung der Stütze 2 erlauben und auch die Verstellung der Neigung der Rückenlehne 22. Die Rückenlehne 22 ist an der Interface-Platte 5 oder an der Stütze 2 federbelastet schwenkbar befestigt, in herkömmlicher Manier. Insgesamt können mit den push-pull Kabeln 31 ,32 oder mit den Bowdenzügen 12 oder auch mit hydraulischen, pneumatischen oder elektrischen Mitteln folgende Einstellungen oder Verstellungen vorgenommen werden:

• Verschieben der Federelemente 7 auf der Bodenplatte 28, kollektiv oder individuell;

• Verstellen der Höhe der Sitzfläche 19

• Verstellen der Neigung der Rückenlehne 22

• Verstellen der Sitzauflage 19 auf der Interface-Platte 5 nach vorne und hinten • Verstellen der phoronomischen Elemente seitlich der Wirbelsäulenstütze (wie das noch beschrieben wird);

[0025] Die Figur 8 zeigt eine Armlehne 24 des Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhls mit dem unterhalb der Armlehne angebauten Hebel 26 zur Betätigung eines push-pull Kabels oder Bowdenzuges 12 für die Verschiebung der Federelemente zwischen der Boden- und Deckplatte. Beide Armlehnen 24 ruhen je auf einer höhenverstellbaren Lehnenstütze 23, die am Unterbau des Stuhls bzw. an der Interface-Patte 5 befestigt sind. An den Lehnenstützen 23 sind Griffhebel 26 wie an einem Beispiel gezeigt angebaut, ähnlich wie ein Fahrrad- oder Motorrad-Bremshebel. Anstelle eines Hebels könnte auch ein Drehrad oder Drehgriff treten. Dieser Hebel oder eben das Drehrad oder der Drehgriff ziehen bei Betätigung das Kabel des push-pull Kabels oder Bowdenzuges 12, dessen Kabel bei die Federelemente 7 verschieben, wie schon beschrieben. Der Griffhebel 26 ist in einem Sockel 46 schwenkbar gelagert, und dieser Sockel 46 ist mit der Lehnenstütze 23 verbunden. Damit mit der Hebelbewegung genügend Verstellweg erzielt wird, kann das Kabel des Bowdenzuges in umkehrter Weise unterhalb der Sitzauflage einen Flaschenzug bilden, oder das push-pull Kabel kann zur Erzielung eines grösseren Weges übersetzt sein.

[0026] Die Figur 9 zeigt einen Hebel 26 an den Arm lehnenstützen 23 mit einer Vorrichtung für die Arretierung des Drahtseils des Bowdenzuges 12 in jeder Stellung mittels eines federbelasteten, um eine Querachse 59 schwenkbaren Klemmplättchens 50. Das Drahtseil 31 ,32; 12 ist im Endbereich von einem Stahlzylinder 49 eingefasst, mit dem es fest verbunden ist. Sein Ende trägt einen Kopf 54, der in einer Fassung 55 im Griffhebel-Sockel 46 sitzt. Der Griffhebel 26 ist um die Achse 47 schwenkbar, gegen die Kraft einer Feder 8, welche die Federelemente 7 zwischen Boden- und Deckplatte ständig nach aussen unter Zugspannung hält. Damit das Drahtseil 31 ,32; 12 in jeder Spannlage und somit in jeder Position der Federelemente 7 arretierbar ist, wirkt ein schwenkbares Klemmplättchen 50 in einem sehr steilen Winkel, mit geringfügig weniger als 90°, auf den Stahlzylinder 49, der auf der anderen Seite längs einer Auflagefläche 48 abgestützt ist. Das Klemmplättchen 50 ist durch eine Stahlfeder 53 federbelastet und wird somit ständig gegen den Stahlzylinder 49 geschwenkt. Wird der Griffhebel 26 betätigt und hier im Uhrzeigersinn geschwenkt, so zieht er das Drahtseil 31 ,32; 12 nach oben und der Stahlzylinder 49, der das Drahtseil 31 ,32; 12 umfasst, wird mit ihm nach oben gezogen und schleift an der Vorderkante des Klemm plättchens 50 vorbei. Sobald der Griffhebel 26 losgelassen wird, will die Zugfeder 8 (Figur 2) das Drahtseil 31 ,32; 12 nach unten zurückziehen, was ein augenblickliches festes Verklemmen des Stahlzylinders 49 mit dem Klemmplättchen 50 bewirkt. Das Drahtseil 31 ,32; 12 und sein Stahlzylinder 49 können nur nach unten fahren, wenn das Klemmplättchen 50 zuvor gegen die Kraft der Feder 53 im Uhrzeigersinn nach oben geschwenkt wird und den Stahlzylinder 49 zum Verschieben freigibt. Diese Arretierung durch das Klemmplättchen 50 kann gelöst werden, indem von unten auf den von der Stahlfeder 53 federbelasteten Druckknopf 51 gedrückt wird.

[0027] Nachdem dieser Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl und seine Bauteile gezeigt und beschrieben wurden, wird hernach dessen Funktion und die Auswirkungen auf die ihn benützende Person erläutert. Die Höhe des Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhls bzw. seiner Sitzfläche 19 lässt sich in herkömmlicher Manier durch die höhenveränderliche Stütze 2 einstellen, die hierzu eine Gasdruckfeder enthält. Ein wichtiger Unterschied besteht allerdings darin, dass die Betätigung mittels eines push-pull Kabels oder Bowdenzuges geschieht und der zugehörige Hebel 26 oberhalb der Sitzfläche 19 an einer Armlehne angebaut ist. Das ist viel bequemer als unterhalb der Sitzfläche quasi blind mit der Hand einen Hebel suchen zu müssen. Mit dem Hebel 26 aus dem Sitzen kann der Stuhl in seiner Höhe reduziert werden, indem der Bowdenzug eine Verriegelung löst, sodass die Stütze 2 teleskopisch in ihrer Länge verringert wird, gegen die Kraft der Gasfeder. Um die Sitzfläche 19 zu erhöhen, muss die Sitzfläche 19 etwas entlastet werden, wie bei bisherigen Höhenverstellungen von Bürostühlen mit Gasfedern-Stütze 2.

[0028] Die Sitzfläche kann in allen Richtungen taumeln, weil sie auf der taumelfähigen Deckplatte 27 ruht, die ihrerseits auf Federelementen 7 zwischen sich und der Bodenplatte 28 ruht. Je näher die Federelemente 7 an der Peripherie von Boden- und Deckplatte platziert sind, umso zäher und begrenzter erfolgen die Taumelbewegungen, wenn sich die auf dem Stuhl sitzende Person auf eine Seite oder nach vorne oder hinten neigt. Geht man von einer harten Einstellung der Taumelfähigkeit aus, so können aus dieser Einstellung die Federelemente 7 näher gegen das Zentrum verschoben werden. Die Sitzfläche 19 ist hernach um einen grösseren Neigewinkel taumelfähig, und mit weniger Kraft bzw. Gewicht. Wird der Griffhebel 26 betätigt, so wird das push-pull Kabel oder ein Bowdenzug betätigt und die Federelemente 7 werden nach aussen oder innen verschoben. Sie können in einer Ausführung auch mit je einem eigenen push-pull Kabel oder Bowdenzug individuell verschoben werden. Somit lässt sich die Taumelbewegung je nach Belieben einstellen. Die sitzende Person wird die Sitzfläche 19 unbewusst ständig im Gleichgewicht halten, wozu ihre Beckenmuskulatur unterschwellig stets aktiv ist.

[0029] Insgesamt bewirkt dieser Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl - ohne aktive Krafteinwirkung seitens des Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhls selbst - unterschwellige, gedämpfte Beckenbewegungen der darauf sitzenden Person. Diese wird mittels dieser hier vorgestellten adaptiv lastabhängigen Kinematik der taumelfähigen Sitzauflage 19 realisiert. Dadurch, dass die sitzende Person im Prinzip nie auf einer komplett stationären Sitzfläche sitzt, befindet sie sich also ständig in einer unmerklichen unterschwelligen Bewegung ihres Beckens. Es werden daher gekoppelte Bewegungen (coupled motions) induziert. Diese Aktivität der Muskulatur wirkt sich nachhaltig positiv auf den ganzen Körper sowie auf die geistige Leistungsfähigkeit der sitzenden Person aus.

[0030] In Figur 10 ist eine weitere Ausführung gezeigt, die sowohl an einem Stuhl wie auch an einem Nachrüstsatz umsetzbar ist. Die obere Deckplatte 27 ist gegenüber der unteren Deckplatte 28 verdrehbar. Auch das obere Ende der Federelemente 7 ist gegenüber dem unteren Ende der Federelemente 7 verdrehbar ausgeführt. Weiter sind die Nuten 1 1 als Gleit- oder Fahrnuten für die Federelemente 7 in ihrem Verlauf so gestaltet, die Verdrehung der Deckplatten 27,28 relativ zueinander eine Verschiebung der Federelemente 7 in den Nuten 1 1 bewirkt. Damit wird erreicht, dass die Taumelcharakteristik des Stuhls allein durch die Verdrehung der Sitzauflage 19 veränderbar ist. Bei all den oben beschriebenen Ausführungen mit Federelementen 7, seien dabei die Feder entweder Druckfedern, Blattfedern, Luftbälge oder elastisch verformbare Elastomer-Rollen, erlauben die Federelemente auch eine laterale federnde Verschiebung der Deckplatte 27 gegenüber der Bodenplatte 28. Die Sitzauflage 19 kann daher auch in lateraler Richtung geringfügig auslenken, was beabsichtigt ist und zu einer weiteren, gewollten Sitzdynamik führt. [0031] In einer weiteren Ausführung können die Positionen und die Höhe der Federelemente 7, die sich aufgrund des Taumelverhaltens der sitzenden Person verändern, mittels Sensoren erfasst und in einer Rechnereinheit abgespeichert werden. Oder die Taumelbewegungen über die Zeit können mittels einer Software eines Smart-Phones erfasst werden. Hierzu ist die Deckplatte 27 oder Sitzauflage 19 mit einer schlitzförmigen Garage ausgestattet, in diese sich ein Smartphone einschieben lässt, sodass es alle Taumelbewegungen mitmacht und ihre Ausmasse und ihre Richtungen registriert. Die Daten können hernach ausgelesen, in einer Rechnereinheit abgelegt und weiter ausgewertet werden. Sie bilden ein individuelles Benutzerprofil ab.

[0032] Ein solcher Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl mit taumelfähiger Sitzfläche kann ausserdem mit einer ganz speziellen Rückenlehne zur Anregung von unterschwelligen Bewegungen der Rückenmuskulatur ausgerüstet sein, wie in Figur 10 in einer Ansicht von der Seite her gesehen dargestellt. Das weiter Spezielle dieses Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhls besteht dann auch in seiner Rückenlehne und ihrer Konstruktion aus phoronomischen Elementen, zur Induktion unterschwelliger Bewegungen der Rückenmuskulatur. Hierzu erstrecken sich an einer solchen phoronomischen Rückenlehne 70 zwei Säulenbänder 71 , 72 als Rückenlehne 22 hinter der Sitzfläche 19 vertikal nach aufwärts, längs der Wirbelsäule einer auf der Sitzfläche 19 des Stuhls sitzenden Person. Jedes dieser Bänder ist ein flächiges, elastisch verformbares Band ist, zum Beispiel aus Kunststoff, aus Holz oder einem Metallblech gefertigt. Das hintere Säulenband 72 an der der Interface-Platte oder an de Stütze 2 befestigt und verläuft von hier mit einer seitlichen Kontur, welche der Kontur des Gesässes und des Rückens einer sitzenden Person nachempfunden ist, zunächst nach hinten und dann nach oben. Dieses Säulenband 72 kann indessen an seinem Befestigungspunkt unterhalb der Sitzfläche in seiner Neigung erstellt werden. Dieser hier in Figur 1 1 gezeigt Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl weist als Besonderheit hinter seiner Schürze 33 eine Deckplatte auf, unter welcher sämtliche Elemente für die Taumelfähigkeit der Sitzfläche 19 ruhen. Die Bodenplatte seinerseits ist auf der Interface-Platte, die oben auf der Stütze 2 montiert ist, in Bezug auf den Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl vorwärts und rückwärts verschiebbar gelagert. Hierzu dienen zum Beispiel Gleit- oder Rollschienen. Die Verschiebbarkeit kann mittels eines push-pull Kabels oder eines federbelasteten Bowdenzuges bewerkstelligt werden, wobei der zugehörige Betätigungshebel 26 oberhalb der Sitzfläche 19 an einer Armlehne 24 angeordnet ist.

[0033] Die besondere Konstruktion dieser phoronomischen Rückenlehne 70 erschliesst sich aus Figur 12, welche eine spezifische Ausführungsvariante im Detail offenbart. Die Rückenlehne ist dabei in einer perspektivischen Ansicht von schräg oben her auf die Rückseite hin gesehen dargestellt. Man erkennt das zentrale phoronomische Element 70, bestehend aus dem vorderen Säulenband 71 und dem hinteren Säulenband 72, das allerdings unten wie strichliniert angezeigt ist noch weiterführt. Diese beiden Säulenbänder 71 und 72 sind mit Verbindungsstegen 74 miteinander verbunden. Diese Verbindungsstege 74 werden hier von flächigen, steifen Elementen gebildet, zur Gewichtseinsparung je mit einem zentralen Loch versehen. Beidenends sind diese Verbindungsstege 74 gelenkig mit der Innenseite des vorderen Säulenbandes 71 bzw. des hinteren Säulenbandes 72 verbunden. Zwischen den Säulenbändern 71 ,72 kann ein Luftkissen 80 zur Dämpfung der Relativbewegungen der beiden Säulenbänder 71 ,72 gegeneinander eingebaut sein. Damit wird beim Entlasten der Rückenlehne diese wieder in ihren Ausgangszustand zurückversetzt. Vom Luftkissen 80 kann ein Luftschlauch an eine Anschluss-Stelle führen, die mit einem Ventil ausgerüstet ist, sodass es mittels einer Pumpe mit einem individuell wählbaren Druck aufpumpbar ist und Luft über das Ventil ablassbar ist, zur individuellen Formgebung der Säulenbänder 71 , 72. Es können selbstverständlich auch mehrere solche separate Luftkissen 80 zwischen den Verbindungsstegen 74 eingebaut sein. Durch Variation der Länge der Verbindungsstege 74, deren Anordnung und der Anzahl und des Fülldrucks der einzelnen Luftkissen 80 kann die Kontur des vorderen Säulenbandes 71 an eine bestimmten Rückenkontur eines Benützers angepasst werden. Alternativ kann zwischen dem vorderen Säulenband 71 und dem hinteren Säulenband 72 mindestens eine Stahl-Druckfeder eingebaut sein, oder eben auch mehrere. Es ist somit sofort einleuchtend, dass ein Druck von vorne auf das vordere Säulenband 71 den Abstand zum hinteren Säulenband 72 verringert, und aufgrund der Geometrie der Anordnung der Verbindungsstege 74 das vordere Säulenband 71 sich ein wenig nach aufwärts bewegt, sich also zum hinteren, fest am Stuhl montierten Säulenband 72 relativ nach oben verschiebt. Am vorderen Säulenband 71 sind die seitwärts quer wie Rippen abzweigende, phoronomische Elemente 76 angebaut. Diese bilden die eigentliche Auflagefläche der Rückenlehne. Wenn sich das vordere Säulenband 71 relativ zum hinteren Säulenband 72 auf- und abwärts bewegt, so auch die quer abstehenden Rippen, sodass also die gesamte Auflagefläche für den Rücken der auf dem Stuhl sitzenden Person leicht auf- und abwärts bewegt wird, und insbesondere jedes Mal, wenn die Person neu an die Rückenlehne anlehnt, diese etwas nach oben ausweicht. Das Mass dieser Aufwärtsbewegung ist abhängig vom Auflagedruck und der Dimensionierung und geometrischen Anordnung der Verbindungsstege 74 zwischen dem vorderen Säulenband 71 und dem hinteren Säulenband 72. Die Rippen sind indessen ebenfalls je als phoronomische Elemente 76 ausgeführt. Sie sind je von einem vorderen Querband 77 und einem hinteren Querband 78 gebildet. Diese beiden Querbänder 77,78 sind mit mehreren Verbindungsstegen 79 verbunden. Diese bestehen im gezeigten Beispiel aus elastisch biegsamen, je ein S formenden Verbindungsstegen 79, die mit beiden Enden gelenkig an den Innenseiten der Querbänder 77,78 befestigt sind. Das ist vorliegend so realisiert, dass diese Verbindungsstege 79 an ihren Enden quer abstehende Bolzen 81 aufweisen, die in zugehörige Bolzenfassungen 82 einklickbar sind. Diese Fassungen 82 bilden zwei annähernd halbkreisförmige Bolzenfassungen und diese sind elastisch voneinander wegspreizbar, sodass die Bolzen 81 der Verbindungsstege 79 in diese Fassungen 82 einklickbar sind und hernach in den Fassungen 82 hin und her schwenkbar sind. Damit können die Verbindungsstege 79 leicht durch andere ausgetauscht werden. Das Entfernen und Einsetzen kann werkzeuglos und rasch erfolgen.

[0034] Die Gelenkverbindungen der Verbindungsstege 74,79 können an wenigstens einer oder auch an beiden Befestigungsseiten der Stege gegenüber dem Säulenband 71 , 72 oder Querband 77,78 in Bandrichtung verschiebbar ausgeführt sein. Zum Beispiel können die Bolzenfassungen 82 längsverschiebbar an den Innenseiten der Querbänder 77,78 geführt sein. Diese Verschiebung kann mittels push-pull Kabeln oder Bowdenzügen verstellbar sein, wobei Drahtseilzüge um eine oder mehrere Umlenkrollen in die Endbereiche der Querbänder 77,78 geführt sind, und im Fall eines Bowdenzuges von einer Zugfeder unter Zugspannung gehalten werden. Mit Ziehen der Kabel werden die Bolzenfassungen 82 gegen das Zentrum der Rückenlehne mitgezogen oder gegen aussen verschoben. Die Kabel werden über Umlenkrollen im Innern der Rückenlehnenkonstruktion zu einem in sitzender Position gut erreichbaren Verstellrad an einer Armlehne geführt, welches in verschiedene Drehstellungen bringbar ist und in jeder Stellung arretierbar ist.

[0035] Die vorderen Querbänder 77 sind hier zur Gewichtseinsparung mit Löchern versehen und ihre Vorderseiten sind mit weichelastischen Polstern 83 bestückt. Wirkt Druck von vorne auf die vorderen Querbänder 77, so werden die hier S-förmigen Verbindungsstege 79 leicht elastisch deformiert und aufgrund der Geometrie und ihrer Anordnung ergibt sich auch eine leichte Relativverschiebung der vorderen Querbänder 77 zu den hinteren Querbändern 78, wobei sich hierzu die hinteren Querbänder 78 je nach Wirkrichtung der resultierenden Kraft entweder etwas weiter strecken oder weiter gekrümmt werden und die vorderen Querbänder 77 sich mit ihren Enden nach vorne oder hinten krümmen. Insgesamt schmiegen sich die vorderen Querbänder 77 der Kontur des anlehnenden Rückens des Stuhlbenützers an. Durch die mit dem Anpressdruck induzierte Relativbewegung der vorderen Querbänder 77 in Richtung nach aussen oder innen wird die Rückenmuskulatur auch in dieser Richtung massiert, wenngleich nur ganz unterschwellig. Mit jedem erneuten Anlehnen an diese Rückenlehne verschiebt sich diese also leicht nach oben, und die quer abstehenden Querbänder 77 verschieben sich je nach dem leicht nach aussen oder innen. Insgesamt wird eine niederschwellige, ja unterschwellige, kaum wahrnehmbare aber dennoch sehr wirkungsvolle Massage der Rückmuskulatur erzielt, die sich auf die restlichen Körperteile positiv auswirkt.

[0036] Die Figur 13 zeigt eine besonders vorteilhafte und auch konstruktiv einfache Ausführung. Das hintere Säulenband 72 ist stärker und steifer ausgeführt und über mindestens drei gelenkig eingebaute Streben 74 mit dem vorderen, schwächer und biegsamer ausgeführten Säulenband 71 verbunden. An diesem vorderen Säulenband sind die abzweigenden phoronomischen Elemente 76 angebaut, die ihrerseits aus je einem vorderen Querband 77 und einem hinteres Querband 78 bestehen. Zwischen denselben sind mehrere S-förmige Verbindungsstege 79 eingebaut. Diese Rückenlehnenkonstruktion erweist sich als hochdynamisch und äusserst bequem für den anlehnenden Stuhlbenützer. Beim Anlehnen wirken alle Elemente in harmonischer Art zusammen und schmiegen sich unter Bewirkens von unterschwelligen Bewegungen an die Rückenmuskulatur an, wobei der Bereich unmittelbar hinter der Wirbelsäule des Benützers frei bleibt. [0037] Ein Stuhl mit einer taumelfähigen Sitzfläche wie oben ausführlich beschrieben ist auch mittels eines Nachrüstsatzes realisierbar, welcher auf einen beliebigen Stuhl aufsetzbar ist. Dieser Nachrüstsatz zum Montieren auf die nicht taumelfähige Sitzfläche weist alle zuvor beschriebenen Komponenten für die Taumelfähigkeit der Sitzfläche auf. Im Unterschied zu einem kompletten Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhl ist der Aufbau für die Taumelfähigkeit der Sitzauflage als Einrichtung 6 zum Nachrüsten gestaltet, wobei diese Einrichtung 6 zu Figur 2 schon ausführlich beschrieben wurde. Die Bodenplatte 28 kann an ihrer Unterseite einen an ihrem Rand umlaufenden, nach unten auskragenden Rahmen aufweist, dessen Inneres gefüllt ist von einer mittels Wärmezufuhr aushärtbaren Schaummasse zum formsatten Anpassen an die Sitzflächenkontur der Sitzfläche eines auszurüstenden konventionellen Stuhls. Damit kann diese Einheit 6 über die Sitzfläche eines Büro-, Arbeits- und Freizeitstuhls gestülpt werden, aber auch auf einen einfachen Sitz wie ein Tabouret. Fortan steht eine taumelfähige Sitzfläche zur Verfügung, für ein aktives und gesünderes Sitzen. Als Variante kann der Nachrüstsatz auch irgendwo - egal ob drinnen oder draussen - auf eine Sitzgelegenheit aufgelegt, werden, zum Beispiel auf eine Mauer, eine Sitzbank oder auf den Sitz in einem Sportstadion oder in einem Theater, Kino oder Kongress-Saal etc., und schon steht eine taumelfähige Sitzfläche zur Verfügung.