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Patent Searching and Data


Title:
PLANT COMBINATION FOR PRODUCING STEEL AND METHOD FOR OPERATING THE PLANT COMBINATION
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2015/086154
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a plant combination for producing steel, comprising a blast furnace (1) for producing raw iron, a converter steel mill (2) for producing raw steel, a gas line system for gases that arise in the production of raw iron and the production of raw steel, and a power plant (3) for generating current. The power plant (3) is operated by means of a gas that comprises at least a partial amount of the blast-furnace gas (7) arising in the blast furnace (1) in the production of raw iron and/or a partial amount of the converter gas (9) arising in the converter steel plant (2). According to the invention, a chemical or biotechnology plant (12) is provided, which is connected to the gas line system and is connected in parallel with the power plant (3) with regard to the gas supply. The gas line system comprises a gas diverter (13) for diving the gas mass flows fed to the power plant (3) and to the chemical or biotechnology plant (12), which gas diverter can be operationally controlled. Externally obtained current (15) and power-plant current (16) generated by the power plant (3) of the plant combination are used to cover the current demand of the plant combination. The current proportion of the externally obtained current (15) with respect to the total current demand of the plant combination is defined as variable process quantity and the useful-gas amount (N1) fed to the power plant process is determined in dependence on said process quantity.

Inventors:
ACHATZ REINHOLD (DE)
WAGNER JENS (DE)
OLES MARKUS (DE)
SCHMÖLE PETER (DE)
KLEINSCHMIDT RALPH (DE)
KOLBE BÄRBEL (DE)
KRÜGER MATTHIAS PATRICK (DE)
MEISSNER CHRISTOPH (DE)
Application Number:
PCT/EP2014/003320
Publication Date:
June 18, 2015
Filing Date:
December 11, 2014
Export Citation:
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Assignee:
THYSSENKRUPP AG (DE)
THYSSENKRUPP IND SOLUTIONS AG (DE)
THYSSENKRUPP STEEL EUROPE AG (DE)
International Classes:
C21B5/06; C21B7/00; C21C5/38
Domestic Patent References:
WO2010136313A12010-12-02
WO2011116141A22011-09-22
WO2009058028A12009-05-07
WO2000005421A12000-02-03
Foreign References:
US20060027043A12006-02-09
EP0200880A21986-11-12
EP0244551A11987-11-11
EP0200880A21986-11-12
EP3080309A12016-10-19
EP2816096A12014-12-24
US20160348195A12016-12-01
US20140343339A12014-11-20
US20130157322A12013-06-20
DE2401909A11975-07-17
DE102010049639A12012-05-03
Other References:
SCHMOELE P ET AL: "ECOLOGICAL HOT METAL PRODUCTION USING COKE PLANT AND BLAST FURNACE ROUTE//PRODUCTION ECOLOGIQUE DE FONTE PAR LA FILIERE COKERIE ET HAUT-FOURNEAU", REVUE DE METALLURGIE - CAHIERS D'INFORMATIONS TECHNIQUES, REVUE DE METALLURGIE. PARIS, FR, vol. 102, no. 3, 1 March 2005 (2005-03-01), pages 171 - 182, XP001230940, ISSN: 0035-1563, DOI: 10.1051/METAL:2005140
INGENIEUR.DE: "Abgase aus Stahlwerken werden in Biokraftstoff umgewandelt", 20 June 2013 (2013-06-20), XP055775609
JAN OLIVER LOFKEN: "Stahlwerke: Treibstoff aus Abgasen", WISSENSCHAFT AKTUELL, 15 July 2013 (2013-07-15), XP055775604
OU ET AL: "Life-cycle analysis of energy use and greenhouse gas emissions of gas-to-liquid fuel pathway from steel mill off-gas in China by the LanzaTech process", FRONTIERS IN ENERGY, vol. 7, no. 3, 2013, pages 263 - 270, XP055775610
Attorney, Agent or Firm:
HARAZIM, EUGEN (DE)
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Claims:
Patentansprüche:

1. Anlagenverbund zur Stahlerzeugung mit einem Hochofen (1 ) zur Roheisenerzeugung, einem Konverterstahlwerk (2) zur Rohstahlerzeugung, einem Gasleitungssystem für Gase, die bei der Roheisenerzeugung und/oder der Rohstahlerzeugung anfallen, einem Kraftwerk (3) zur Stromerzeugung, wobei das Kraftwerk (3) als Gasturbinenkraftwerk oder Gasturbinen- und Dampfturbinenkraftwerk ausgelegt ist und mit einem Gas betrieben wird, welches zumindest eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung im Hochofen anfallenden Hochofengichtgases (7) und/oder eine Teilmenge des in dem Konverterstahlwerk (2) anfallenden Konvertergases (9) umfasst, d a d u r c h g e k e n nz e i c h n e t, dass eine Chemie- oder Biotechnologieanlage (1 1 ) vorgesehen ist, die an das Gasleitungssystem angeschlossen ist und hinsichtlich der Gasversorgung parallel zu dem Kraftwerk (3) geschaltet ist, und dass das Gasleitungssystem eine betrieblich steuerbare Gasweiche (12) zur Aufteilung der dem Kraftwerk (3) und der Chemie- oder Biotechnologieanlage (11 ) zugeführten Gasmengenströme umfasst.

2. Anlagenverbund nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass der Anlagenverbund zusätzlich eine Koksofenanlage (17) umfasst und dass das Gasleitungssystem eine Gasverteilung für Koksofengas (20), welches bei einem Verkokungsprozess in der Koksofenanlage (17) anfällt, einschließt.

3. Anlagenverbund nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Gasleitungssystem in Strömungsrichtung vor der Gasweiche (12) eine Mischvorrichtung (13) zur Herstellung eines aus Hochofengichtgas (7) und/oder Konvertergas (9) und/oder Koksofengas (20) bestehenden Mischgases (10) aufweist und dass mittels der Gasweiche (12) die dem Kraftwerk (3) und der Chemie- oder Biotechnologieanlage (1 1 ) zugeführten Gasmengenströme steuerbar sind.

4. Anlagenverbund nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Anlagenverbund zusätzlich eine Anlage (21 ) zur Wasserstofferzeugung aufweist, die durch eine Wasserstoff führende Leitung (22) mit dem Gasleitungssystem verbunden ist.

5. Anlagenverbund nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Anlage (21 ) zur Wasserstofferzeugung eine Elektrolyseanlage zur Wasserelektrolyse ist.

6. Verfahren zum Betreiben eines Anlagenverbundes, der einen Hochofen (1 ) zur Roheisenerzeugung, ein Konverterstahlwerk (2), ein Kraftwerk (3) und eine Chemieanlage oder biotechnologische Anlage (1 1 ) aufweist, a) wobei zumindest eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung im Hochofen (1 ) anfallenden Hochofengichtgases (7) und/oder eine Teilmenge des bei der Rohstahlerzeugung anfallenden Konvertergases (9) als Nutzgas zum Betrieb des Kraftwerkes (3) und der Chemieanlage oder biotechnologischen Anlage (1 1 ) verwendet wird, b) wobei zur Deckung des Strombedarfes des Anlagenverbundes extern bezogener Strom (14) und Kraftwerkstrom (15), der von dem Kraftwerk (3) des Anlagenverbundes erzeugt wird, herangezogen wird, c) wobei der Stromanteil des extern bezogenen Stroms (14) bezogen auf den gesamten Strombedarf des Anlagenverbundes als variable Prozessgröße festgelegt wird und die dem Kraftwerks- prozess zugeführte Nutzgasmenge (N1 ) in Abhängigkeit dieser Prozessgröße festgelegt wird, d) wobei der nicht zur Stromerzeugung genutzte Teil des Nutzgases (N2) nach einer Gaskonditionierung als Synthesegas zur Herstellung chemischer Produkte verwendet wird oder nach einer Gaskonditionierung der biotechnologischen Anlage zugeführt und für biochemische Prozesse genutzt wird.

7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Anlagenverbund zusätzlich eine Koksofenanlage (17) umfasst und dass eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung anfallenden Hochofengichtgases (7) und/oder eine Teilmenge des im Konverterstahlwerk (2) anfallenden Konvertergases (9) mit einer Teilmenge des in der Koksofenanlage (17) entstehenden Koksofengases (20) gemischt wird und dass das Mischgas (10) als Nutzgas verwendet wird.

8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass Hochofengichtgas (7) und Konvertergas (9) gemischt werden, dass aus dem Mischgas (10) nach einer Gaskonditionierung ein Synthesegas hergestellt wird und dass dem Synthesegas oder dem gereinigten Mischgas (1 1 ) vor der Weiterverarbeitung zu dem Synthesegas zusätzlich aufbereitetes Koksofengas (20) zugemischt wird.

9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass aus Hochofengichtgas (7) nach einer Gaskonditionierung ein Synthesegas hergestellt wird und dass dem Synthesegas oder dem gereinigten Hochofengichtgas vor der Weiterverarbeitung zu dem Synthesegas zusätzlich aufbereitetes Koksofengas (20) zugemischt wird.

10. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass aus Konvertergas (9) nach einer Gaskonditionierung ein Synthesegas hergestellt wird und dass dem Synthesegas oder dem gereinigten Konvertergas vor der Weiterverarbeitung zu dem Synthesegas zusätzlich aufbereitetes Koksofengas (20) zugemischt wird.

1 1. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der extern bezogene Strom (14) vollständig oder zumindest teilweise aus erneuerbarer Energie gewonnen wird.

12. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 11 , dadurch gekennzeichnet, dass die Prozessgröße in Abhängigkeit einer Funktion bestimmt wird, welche den Preis für den extern bezogenen Strom (14) und die Kosten für die Erzeugung des Kraftwerkstromes (15) als Variablen enthält.

13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Leistung des Kraftwerkes (3) in Abhängigkeit der dem Kraftwerksprozess zugeführten Nutzgasmenge (N1 ) zwischen 20 % und 100 % geregelt wird.

14. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass als Kraftwerk (3) ein Gasturbinenkraftwerk oder ein Gas- und Dampf- turbinenkraftwerk verwendet wird.

15. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Leistung der Chemieanlage (11 ) oder der biotechnologischen Anlage in Abhängigkeit der dieser Anlage zugeführten Mischgasmenge (N2) geregelt wird.

16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Chemieanlage (1 1 ) eine Mehrzahl parallel geschalteter kleiner Einheiten aufweist, die je nach zur Verfügung stehendem Nutzgasmengenstrom einzeln zu- oder abgeschaltet werden.

17. Verwendung einer Chemieanlage zur Ankopplung an ein Hüttenwerk, welches einen Hochofen (1 ) zur Roheisenerzeugung, ein Konverterstahlwerk (2) und eine Koksofenanlage (17) umfasst, mit der Maßgabe, dass eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung anfallenden Hochofengichtgases (7) und/oder eine Teilmenge des im Konverterstahlwerk (2) anfallenden Konvertergases (9) und/oder eine Teilmenge des aus der Koksofenanlage (17) abge- zogenen Koksofengases (20) als Nutzgas der Chemieanlage (1 1 ) zugeführt und zur Herstellung chemischer Produkte (16) genutzt wird.

18. Verwendung einer biotechnologischen Anlage zur Ankopplung an ein Hüttenwerk, welches zumindest einen Hochofen (1 ) zur Roheisenerzeugung, ein Konverterstahlwerk (2) und eine Koksofenanlage (17) umfasst, mit der Maßgabe, dass eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung anfallenden Hochofengichtgases (7) und/oder eine Teilmenge des im Konverterstahlwerk anfallenden Konvertergases (9) und/oder eine Teilmenge des aus einer Koksofenanlage (17) abgezogenen Koksofengases (20) einer biotechnologischen Anlage zugeführt und für biochemische Prozesse benutzt wird.

Description:
Anlagenverbund zur Stahlerzeugung und Verfahren zum Betreiben des

Anlagenverbundes

Die Erfindung betrifft einen Anlagenverbund zur Stahlerzeugung sowie ein Verfahren zum Betreiben des Anlagenverbundes.

Der Anlagenverbund zur Stahlerzeugung umfasst einen Hochofen zur Roheisenerzeugung, ein Konverterstahlwerk zur Rohstahlerzeugung, ein Gasleitungssystem für Gase, die bei der Roheisenerzeugung und/oder der Rohstahlerzeugung anfallen, sowie ein Kraftwerk zur Stromerzeugung. Das Kraftwerk ist als Gasturbinenkraftwerk oder Gasturbinen- und Dampfturbinenkraftwerk ausgelegt und wird mit einem Gas betrieben, welches zumindest eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung im Hochofen anfallenden Hochofengichtgases und/oder eine Teilmenge des in dem Konverterstahlwerk anfallenden Konvertergases umfasst.

Im Hochofen wird aus Eisenerzen, Zuschlägen sowie Koks und anderen Reduktionsmitteln wie Kohle, Öl, Gas, Biomassen, aufbereiteten Altkunststoffen oder sonstigen Kohlenstoff und/oder Wasserstoff enthaltenden Stoffen Roheisen gewonnen. Als Produkte der Reduktionsreaktionen entstehen zwangsläufig CO, CO 2 , Wasserstoff und Wasserdampf. Ein aus dem Hochofenprozess abgezogenes Hochofengichtgas weist neben den vorgenannten Bestandteile häufig einen hohen Gehalt an Stickstoff auf. Die Gasmenge und die Zusammensetzung des Hochofengichtgases ist abhängig von den Einsatzstoffen und der Betriebsweise und unterliegt Schwankungen. Typischerweise enthält Hochofengichtgas jedoch 35 bis 60 Vol.-% N 2 , 20 bis 30 Vol.-% CO, 20 bis 30 Vol.-% CO 2 und 2 bis 15 Vol.-% H 2 . Rund 30 bis 40% des bei der Roheisenerzeugung entstehenden Hochofengichtgases wird im Regelfall zum Aufheizen des Heißwindes für den Hochofenprozess in Winderhitzern eingesetzt; die verbleibende Gichtgasmenge kann in anderen Werksbereichen auch extern zu Heizzwecken oder zur Stromerzeugung genutzt werden.

Im Konverterstahlwerk, das dem Hochofenprozess nachgeschaltet ist, wird Roheisen zu Rohstahl umgewandelt. Durch Aufblasen von Sauerstoff auf flüssiges Roheisen werden störende Verunreinigungen wie Kohlenstoff,

BESTÄTIGUNGSKOPIE Silizium, Schwefel und Phosphor entfernt. Da die Oxidationsprozesse eine starke Wärmeentwicklung verursachen, wird häufig Schrott in Mengen bis zu 25% bezogen auf das Roheisen als Kühlmittel zugesetzt. Ferner werden Kalk zur Schlackenbildung und Legierungsmittel zugegeben. Aus dem Stahlkonverter wird ein Konvertergas abgezogen, welches einen hohen Gehalt an CO aufweist und ferner Stickstoff, Wasserstoff und CO 2 enthält. Eine typische Konvertergaszusammensetzung weist 50 bis 70 Vol.-% CO, 10 bis 20 Vol.-% N 2 , ca. 15 Vol.-% CO 2 und ca. 2 Vol.-% H 2 auf. Das Konvertergas wird entweder abgefackelt oder bei modernen Stahlwerken aufgefangen und einer energetischen Nutzung zugeführt.

Der Anlagenverbund kann optional im Verbund mit einer Kokerei betrieben werden. In diesem Fall umfasst der eingangs beschriebene Anlagenverbund zusätzlich eine Koksofenanlage, in der Kohle durch einen Verkokungsprozess in Koks umgewandelt wird. Bei der Verkokung von Kohle zu Koks fällt ein Koksofengas an, welches einen hohen Wasserstoffgehalt und beachtliche Mengen an CH 4 enthält. Typischerweise enthält Koksofengas 55 bis 70 Vol.-% H 2 , 20 bis 30 Vol.-% CH 4 , 5 bis 10 Vol.-% N 2 und 5 bis 10 Vol.-% CO. Zusätzlich weist das Koksofengas Anteile von CO 2 , NH3 und H 2 S auf. In der Praxis wird das Koksofengas in verschiedenen Werksbereichen zu Heizzwecken und im Kraftwerksprozess zur Stromerzeugung genutzt. Darüber hinaus ist es bekannt, Koksofengas zusammen mit Hochofengichtgas oder mit Konvertergas zur Erzeugung von Synthesegasen zu verwenden. Gemäß einem aus WO 2010/136313 A1 bekannten Verfahren wird Koksofengas aufgetrennt in einen wasserstoffreichen Gasstrom und einen CH 4 und CO enthaltenen Restgasstrom, wobei der Restgasstrom dem Hochofen prozess zugeführt wird und der wasserstoffreiche Gasstrom mit Hochofengichtgas gemischt und zu einem Synthesegas weiterverarbeitet wird. Aus EP 0 200 880 A2 ist es bekannt, Konvertergas und Koksofengas zu mischen und als Synthesegas für eine Methanolsynthese zu nutzen.

In einem integrierten Hüttenwerk, welches im Verbund mit einer Kokerei betrieben wird, werden etwa 40 bis 50 % der als Hochofengichtgas, Konvertergas und Koksofengas anfallenden Rohgase für verfahrenstechnische Prozesse ein- gesetzt. Etwa 50 bis 60 % der entstehenden Gase werden dem Kraftwerk zugeführt und zur Stromerzeugung genutzt. Der im Kraftwerk erzeugte Strom deckt den Strombedarf für die Roheisen- und Rohstahlerzeugung. Im Idealfall ist die Energiebilanz geschlossen, so dass abgesehen von Eisenerzen und Kohlenstoff in Form von Kohle und Koks als Energieträger kein weiterer Eintrag von Energie notwendig ist und außer Rohstahl und Schlacke kein Produkt den Anlagenverbund verlässt.

Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die Wirtschaftlichkeit des Gesamtprozesses weiter zu verbessern und einen Anlagenverbund anzugeben, mit dem es möglich ist, die Kosten für die Stahlerzeugung zu reduzieren.

Ausgehend von einem Anlagenverbund zur Stahlerzeugung mit einem Hochofen zur Roheisenerzeugung, einem Konverterstahlwerk zur Rohstahlerzeugung, einem Gasleitungssystem für Gase, die bei der Roheisenerzeugung und/ oder der Rohstahlerzeugung anfallen, und einem Kraftwerk zur Stromerzeugung ist erfindungsgemäß eine Chemie- oder Biotechnologieanlage vorgesehen, die an das Gasleitungssystem angeschlossen ist und hinsichtlich der Gasversorgung parallel zu dem Kraftwerk geschaltet ist. Das Gasleitungssystem umfasst erfindungsgemäß eine betrieblich steuerbare Gasweiche zur Aufteilung der dem Kraftwerk und der Chemie- oder Biotechnologieanlage zugeführten Gasmengenströme. Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Anlagenverbundes werden in den Ansprüchen 2 bis 5 beschrieben.

Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren nach Anspruch 6 zum Betreiben eines Anlagenverbundes, der einen Hochofen zur Roheisenerzeugung, ein Konverterstahlwerk, ein Kraftwerk und eine Chemieanlage oder biotechnologische Anlage aufweist. Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zumindest eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung im Hochofen anfallenden Hochofengichtgases und/oder eine Teilmenge des bei der Rohstahlerzeugung anfallenden Konvertergases als Nutzgas zum Betrieb des Kraftwerkes und der Chemieanlage oder biotechnologischen Anlage verwendet. Zur Deckung des Strombedarfes des Anlagenverbundes wird extern bezogener Strom und Kraftwerkstrom, der von dem Kraftwerk des Anlagenverbundes erzeugt wird, herangezogen. Dabei wird der Stromanteil des extern bezogenen Stroms bezogen auf den gesamten Strombedarf des Anlagenverbundes als variable Prozessgröße festgelegt und wird die dem Kraftwerksprozess zugeführte Nutzgasmenge in Abhängigkeit dieser Prozessgröße festgelegt. Der nicht zur Stromerzeugung genutzte Teil des Nutzgases wird nach einer Gaskondi- tionierung als Synthesegas zur Herstellung chemischer Produkte verwendet oder nach einer Gaskonditionierung einer biotechnologischen Anlage zugeführt und für biochemische Prozesse genutzt.

In der Chemieanlage können chemische Produkte aus Synthesegasen erzeugt werden, welche jeweils die Komponenten des Endproduktes enthalten. Chemische Produkte können beispielsweise Ammoniak oder Methanol oder auch andere Kohlenwasserstoffverbindungen sein.

Zur Herstellung von Ammoniak muss ein Synthesegas bereitgestellt werden, welches Stickstoff und Wasserstoff im richtigen Verhältnis enthält. Der Stickstoff kann aus Hochofengichtgas gewonnen werden. Als Wasserstoffquelle kann Hochofengichtgas oder Konvertergas verwendet werden, wobei Wasserstoff durch Konvertierung des CO-Anteils durch eine Wasser-Gas-Shift-Reaktion (CO + H 2 0 C0 2 + H 2 ) erzeugt wird. Zur Herstellung von Kohlenwasserstoffverbindungen, beispielsweise Methanol, muss ein im Wesentlichen aus CO und/oder CO 2 und -H 2 bestehendes Synthesegas bereitgestellt werden, welches die Komponenten Kohlenmonoxid und/oder Kohlendioxid und Wasserstoff im richtigen Verhältnis enthält. Das Verhältnis wird häufig durch das Modul (H 2 - CO 2 ) / (CO + CO 2 ) beschrieben. Der Wasserstoff kann beispielsweise durch Konvertierung des CO-Anteils im Hochofengichtgas durch eine Wasser- Gas-Shift-Reaktion erzeugt werden. Zur Bereitstellung von CO kann Konvertergas herangezogen werden. Als CO 2 -Quelle kann Hochofengichtgas und/oder Konvertergas dienen.

Anstelle einer Chemieanlage zur Erzeugung von Produkten aus Synthesegas kann im Rahmen der Erfindung auch eine biotechnologische Anlage eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich um eine Anlage zur Fermentation von Synthesegas. Das Synthesegas wird über eine Fermentation biochemisch genutzt, wobei Produkte wie Alkohole (Ethanol, Butanol), Aceton oder organische Säuren hergestellt werden können. Auch diese Produkte, die durch Fermentation von Synthesegas erzeugt werden, sind im vorliegenden Fall nur beispielhaft genannt.

Gemäß einer bevorzugten Ausführung der Erfindung umfasst der Anlagenverbund zusätzlich eine Koksofenanlage. Wenn die Roheisenerzeugung und die Rohstahlerzeugung im Verbund mit einer Kokerei betrieben wird, kann eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung anfallenden Hochofengichtgases und/oder eine Teilmenge des im Konverterstahlwerk angefallenen Konvertergases mit einer Teilmenge des in der Koksofenanlage entstehenden Koksofengases gemischt werden und das Mischgas als Nutzgas verwendet werden. Zur Erzeugung eines Synthesegases beispielsweise für die Ammoniaksynthese kann als Rohgas eine Mischung aus Koksofengas und Hochofengichtgas oder ein Mischgas aus Koksofengas, Konvertergas und Hochofengichtgas verwendet werden. Zur Herstellung von Kohlenwasserstoffverbindungen eignet sich ein Mischgas aus Koksofengas und Konvertergas oder ein Mischgas aus Koksofengas, Konvertergas und Hochofengichtgas. Dabei sind die beschriebenen Chemieprodukte, die in einer Chemieanlage aus Hochofengichtgas, Konvertergas und Koksofengas hergestellt werden können, nur Anwendungsbeispiele zu Erläuterung der in den Patentansprüchen 7 bis 10 beschriebenen Verfahrensvarianten.

Die Rohgase - Koksofengas, Konvertergas und/oder Hochofengichtgas - können einzeln oder in Kombinationen als Mischgas aufbereitet und dann als Synthesegas der Chemieanlage zugeführt werden. Die Aufbereitung insbesondere von Kokosofengas umfasst eine Gasreinigung zur Abtrennung störender Inhaltsstoffe, insbesondere Teer, Schwefel und Schwefelverbindungen, aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTX) und hochsiedenden Kohlenwasserstoffen. Zum Herstellen des Synthesegases ist ferner eine Gaskonditionierung notwendig. Im Rahmen der Gaskonditionierung wird der Anteil der Komponenten CO, CO 2 , H 2 innerhalb des Rohgases verändert. Die Gaskonditionierung umfasst beispielsweise eine Druckwechseladsorption zur Abtrennung und Anreicherung von H 2 und/oder eine Wasser-Gas-Shift-Reaktion zur Umwandlung von CO in Wasserstoff und/oder einen Steam-Reformer zur Umwandlung des CH 4 -Anteils in CO und Wasserstoff im Koksofengas.

Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zumindest eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung im Hochofen anfallenden Hochofengichtgases und/ oder eine Teilmenge des in dem Konverterstahlwerk anfallenden Konvertergases als Rohgas nutzt, um daraus durch chemische Reaktionen in einer Chemieanlage oder durch biochemische Prozesse in einer biotechnologischen Anlage Produkte, das heißt Wertstoffe, zu erzeugen. Gemäß einer bevorzugten Ausführung der Erfindung wird die Anlage im Verbund mit einer Kokerei betrieben und wird Koksofengas in die Nutzung einbezogen. Als Konsequenz aus der Nutzung eines Teils dieser Gase fehlt dem Anlagenverbund Strom, der extern bezogen werden muss. Der extern bezogene Strom kann aus konventionellen Kraftwerken stammen oder aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Vorzugsweise wird der extern bezogene Strom vollständig oder zumindest teilweise aus erneuerbarer Energie gewonnen und stammt beispielsweise aus Windkraftanlagen, Solaranlagen, geothermischen Kraftwerken, Wasserkraftwerken, Gezeitenkraftwerken und dergleichen. Zur Erreichung eines möglichst wirtschaftlichen Betriebs des Anlagenverbunds wird Strom in Zeiten niedriger Strompreise zugekauft und zur Versorgung des Anlagenverbunds verwendet und wird der nicht zur Stromerzeugung genutzte Teil des Nutzgases nach einer Gaskonditionierung in einer Chemieanlage oder einer biotechnologischen Anlage zur Herstellung von chemischen Produkten verwendet. In Zeiten hoher Strompreise wird das Nutzgas hingegen dem Kraftwerk vollständig oder zumindest zu einem großen Teil zugeführt, um Strom zur Versorgung des Anlagenverbundes zu erzeugen. Die Chemieanlage oder biotechnologische Anlage wird in Zeiten hoher Strompreise entsprechend heruntergefahren. Zum Betrieb des Verfahrens wird eine Regelung vorgesehen, die den wechselseitigen Betrieb des Kraftwerkes einerseits und der Chemieanlage oder biotechnologischen Anlage andererseits in Abhängigkeit einer variablen Prozessgröße festgelegt. Die Prozessgröße wird vorzugsweise in Abhängigkeit einer Funktion bestimmt, welche den Preis für den extern bezogenen Strom und die Kosten für die Erzeugung des Kraftwerkstroms als Variablen enthält. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht einen wirtschaftlichen Betrieb des Anlagenverbundes. Dabei nutzt das erfindungsgemäße Verfahren insbesondere auch aus, dass der Wirkungsgrad eines Kraftwerksprozess zur Erzeugung von Strom schlechter ist als der Wirkungsgrad einer Chemieanlage oder einer biotechnologischen Anlage, in der durch chemische Reaktionen oder durch biochemische Prozesse aus Synthesegas Chemieprodukte hergestellt werden.

Die Leistung des Kraftwerkes kann in Abhängigkeit der dem Kraftwerksprozess zugeführten Nutzgasmenge zwischen 20 % und 100 % geregelt werden. Als Kraftwerk wird vorzugsweise ein Gasturbinenkraftwerk oder ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk verwendet.

Die Leistung der Chemieanlage oder der biotechnologischen Anlage wird in Abhängigkeit der diesen Anlagen zugeführten Mischgasmenge geregelt. Eine wesentliche Herausforderung für die Chemieanlage ist die dynamische Fahrweise bei wechselnden Anlagenlasten. Die Betriebsweise bei wechselnden Anlagenlasten kann insbesondere dadurch realisiert werden, dass die Chemieanlage eine Mehrzahl parallel geschalteter kleiner Einheiten aufweist, die je nach zur Verfügung stehendem Nutzgasmengenstrom einzeln zu- oder abgeschaltet werden.

Die Verwendung einer biotechnologischen Anlage hat den Vorteil, dass eine biotechnologische Anlage flexibler hinsichtlich Lastwechsel ist als eine Chemieanlage.

Unter die Erfindung fällt femer die Verwendung einer Chemieanlage zur Ankopplung an ein Hüttenwerk nach Anspruch 17 und die Verwendung einer biotechnologischen Anlage zur Ankopplung an ein Hüttenwerk entsprechend Anspruch 18.

Im Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung erläutert. Es zeigen schematisch Fig. 1 ein stark vereinfachtes Blockschaltbild eines Anlagenverbundes zur Stahlerzeugung mit einem Hochofen zur Roheisenerzeugung und einem Konverterstahlwerk zur Rohstahlerzeugung, einem Kraftwerk und einer Chemie- oder Biotechnologieanlage,

Fig. 2 das stark vereinfachte Blockschaltbild eines Anlagenverbundes, der zusätzlich zu einem Hochofen zur Roheisenerzeugung und einem Konverterstahlwerk zur Rohstahlerzeugung einem Kraftwerk und einer Chemie- oder Biotechnologieanlage auch eine Koksofenanlage umfasst,

Fig. 3 das Blockschaltbild eines Anlagenverbundes entsprechend Fig. 2 mit einer zusätzlichen Anlage zur Wasserstofferzeugung.

Der in Fig. 1 dargestellte Anlagenverbund zur Stahlerzeugung umfasst einen Hochofen 1 zur Roheisenerzeugung, ein Konverterstahlwerk 2 zur Rohstahlerzeugung, ein Kraftwerk 3 zur Stromerzeugung und eine Chemie- oder Biotechnologieanlage 11.

Im Hochofen 1 wird im Wesentlichen aus Eisenerz 4 und Reduktionsmitteln 5, insbesondere Koks und Kohle, Roheisen 6 gewonnen. Durch Reduktionsreaktionen entsteht ein Hochofengichtgas 7, welches als Hauptbestandteile Stickstoff, CO, CO 2 und H 2 enthält. Im Konverterstahlwerk 2, das dem Hoch- ofenprozess nachgeschaltet ist, wird Roheisen 6 zu Rohstahl 8 umgewandelt. Durch Aufblasen von Sauerstoff auf das flüssige Roheisen werden störende Verunreinigungen, insbesondere Kohlenstoff, Silizium und Phosphor entfernt. Zur Kühlung kann Schrott in Mengen bis zu 25 % bezogen auf die Roheisenmenge zugeführt werden. Ferner werden Kalk zur Schlackenbildung und Legierungsmittel zugegeben. Am Kopf des Konverters wird ein Konvertergas 9 abgezogen, welches einen sehr hohen Anteil an CO aufweist.

Das Kraftwerk 3 ist als Gasturbinenkraftwerk oder Gasturbinen- und Dampfturbinenkraftwerk ausgelegt und wird mit einem Gas betrieben, welches zumindest eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung im Hochofen 1 anfallen- den Hochofengichtgases 7 und eine Teilmenge des im Konverterstahlwerk 2 anfallenden Konvertergases 9 umfasst. Zur Führung der Gase ist ein Gasleitungssystem vorgesehen.

Gemäß einer in Fig. 1 dargestellten Gesamtbilanz wird dem Anlagenverbund Kohlenstoff als Reduktionsmittel 5 in Form von Kohle und Koks sowie Eisenerz 4 zugeführt. Als Produkte fallen Rohstahl 8 und Rohgase 7, 9 an, die sich in Menge, Zusammensetzung, Heizwert und Reinheit unterscheiden und an verschiedenen Stellen im Anlagenverbund wieder eingesetzt werden. Bei einer Gesamtbetrachtung wird 40 bis 50 %, zumeist etwa 45 %, der Rohgase 7, 9 wieder in den Hüttenprozess zur Roheisenerzeugung oder Rohstahlerzeugung zurückgeführt. Zwischen 50 und 60 %, zumeist etwa 55 %, der Rohgase 7, 9 kann zum Betrieb des Kraftwerkes 3 genutzt werden. Das mit einem Mischgas 10 aus Hochofengichtgas 7 und Konvertergas 9 betriebene Kraftwerk 3 wird so ausgelegt, dass es den Strombedarf des Anlagenverbundes decken kann.

Gemäß der Darstellung in Fig. 1 ist eine Chemie- oder Biotechnologieanlage 1 1 vorgesehen, die an das Gasleitungssystem angeschlossen ist und hinsichtlich der Gasversorgung parallel zu dem Kraftwerk 3 geschaltet ist. Das Gasleitungssystem weist eine betrieblich steuerbare Gasweiche 12 zur Aufteilung der dem Kraftwerk 3 und der Chemie- oder Biotechnologieanlage 1 1 zugeführten Gasmengeströme auf. In Strömungsrichtung vor der Gasweiche ist eine Mischvorrichtung 13 zur Herstellung des aus Hochofengichtgas 7 und Konvertergas 9 bestehenden Mischgases 10 vorgesehen.

Bei dem in Fig. 1 dargestellten Anlagenverbund wird zumindest eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung im Hochofen 1 anfallenden Hochofengichtgases 7 und eine Teilmenge des bei der Rohstahlerzeugung anfallenden Konvertergases 9 als Nutzgas zum Betrieb des Kraftwerkes 3 und der Chemieoder Biotechnologieanlage 1 1 verwendet. Zur Deckung des Strombedarfes des Anlageverbundes wird extern bezogener Strom 14 und Kraftwerkstrom 15, der von dem Kraftwerk 3 des Anlagenverbundes erzeugt wird, herangezogen. Der Stromanteil des extern bezogenen Stroms 14 bezogen auf den gesamten Strombedarf des Anlagenverbundes wird als variable Prozessgröße festgelegt und die dem Kraftwerk 3 zugeführte Nutzgasmenge N1 wird in Abhängigkeit dieser Prozessgröße bestimmt. Der nicht zur Stromerzeugung genutzte Teil des Nutzgases N2 wird nach einer Gaskonditionierung als Synthesegas zur Herstellung chemischer Produkte 16 verwendet oder nach einer Gaskonditionierung der biotechnologischen Anlage zugeführt und für biochemische Prozesse genutzt.

Der extern bezogene Strom 14 wird vorzugsweise vollständig oder zumindest teilweise aus erneuerbarer Energie gewonnen und stammt beispielsweise aus Windkraftanlagen, Solaranlagen, Wasserkraftwerken und dergleichen. Die Prozessgröße, auf deren Grundlage die dem Kraftwerksprozess zugeführte Nutzgasmenge N1 festgelegt wird, wird in Abhängigkeit einer Funktion bestimmt, welche den Preis für den extern bezogenen Strom und die Kosten für die Erzeugung des Kraftwerkstromes 15 als Variablen enthält. Zur Erreichung eines möglichst wirtschaftlichen Betriebs des Anlagenverbundes wird Strom in Zeiten niedriger Strompreise als externer Strom 14 zugekauft und zur Stromversorgung des Anlagenverbundes verwendet, wobei der nicht zur Stromerzeugung genutzte Teil des Nutzgases N2 der Chemie- oder Biotechnologieanlage 11 zugeführt und nach einer Gaskonditionierung als Synthesegas zur Herstellung chemischer Produkte 16 verwendet wird. In Zeiten hoher Strompreise werden die bei der Roheisenerzeugung und Rohstahlerzeugung anfallenden Rohgase 7, 9 dem Kraftwerk 3 zugeführt, um den Strom zur Versorgung des Anlagenverbundes zu erzeugen. Die Chemieanlage 1 1 oder die alternativ vorgesehene biotechnologische Anlage wird in Zeiten hoher Strompreise entsprechend heruntergefahren.

Die Leistung des Kraftwerkes 3 wird in Abhängigkeit der dem Kraftwerkprozess zugeführten Nutzgasmenge N1 zwischen 20 % und 100 % geregelt. Die Leistung der Chemieanlage 1 1 oder der biotechnologischen Anlage wird in Abhängigkeit der dieser Anlage zugeführten Nutzgasmenge N2 geregelt. Eine wesentliche Herausforderung für die Chemieanlage 1 1 ist die dynamische Betriebsweise bei wechselnden Lasten. Diese kann dadurch realisiert werden, dass die Chemieanlage 11 eine Mehrzahl parallel geschalteter kleiner Einheiten aufweist, die je nach zur Verfügung stehender Nutzgasmenge N2 einzeln zu- oder abgeschaltet werden.

Im Ausführungsbeispiel der Fig. 2 umfasst der Anlagenverbund zusätzlich eine Koksofenanlage 17. Bei der Verkokung von Kohle 18 zu Koks 19 fällt Koksofengas 20 an, welches einen hohen Anteil an Wasserstoff und ChU enthält. Teile des Koksofengases 20 können für die Beheizung der Winderhitzer im Hochofen 1 genutzt werden. Das Gasleitungsystem schließt eine Gasverteilung für das Koksofengas 20 ein. In Strömungsrichtung vor der Gasweiche 12 ist eine Mischvorrichtung 13 zur Herstellung eines aus Hochofengichtgas 7, Konvertergas 9 und Koksofengas 20 bestehenden Mischgases 10 vorgesehen. Mit der Gasweiche sind die dem Kraftwerk 3 und der Chemie- oder Biotechnologieanlage 1 1 zugeführten Gasmengenströme steuerbar.

Beim Betrieb der in Fig. 2 dargestellten Anlage wird eine Teilmenge des bei der Roheisenerzeugung anfallenden Hochofengichtgases 7 und/oder eine Teilmenge des im Konverterstahlwerk anfallenden Konvertergases 9 mit einer Teilmenge des in der Koksofenanlage 17 entstehenden Koksofengases 20 gemischt. Das Mischgas 10 wird als Nutzgas zum Betrieb des Kraftwerkes 3 und der Chemieanlage 1 1 oder biotechnologischen Anlage verwendet.

Das Hochofengichtgas 7, das Konvertergas 9 und das Koksofengas 20 können beliebig miteinander kombiniert werden. Die Kombination der Gasströme 7, 9, 20 richtet sich nach dem gewünschten Synthesegas bzw. dem Produkt, welches in der Chemieanlage 1 1 oder der biotechnologischen Anlage unter Verwendung des Synthesegases hergestellt werden soll.

Im Rahmen der Erfindung ist es beispielsweise möglich, dass Hochofengichtgas 7 und Konvertergas 9 gemischt werden, dass aus dem Mischgas nach einer Gaskonditionierung ein Synthesegas hergestellt wird und dass dem Synthesegas oder dem gereinigten Mischgas vor der Weiterverarbeitung zu dem Synthesegas zusätzlich aufbereitetes Koksofengas 20 zugemischt wird. Ferner besteht die Möglichkeit, dass aus Hochofengichtgas 7 nach einer Gas- konditionierung ein Synthesegas hergestellt wird und dass dem Synthesegas oder dem gereinigten Hochofengichtgas vor der Weiterverarbeitung zu dem Synthesegas zusätzlich aufbereitetes Koksofengas 20 zugemischt wird.

Schließlich besteht die Möglichkeit, dass aus Konvertergas 9 nach einer Gas- konditionierung ein Synthesegas hergestellt wird und dass dem Synthesegas oder dem gereinigten Konvertergas vor der Weiterverarbeitung zu dem Synthesegas zusätzlich aufbereitetes Koksofengas 20 zugemischt wird.

Bei den in den Fig. 1 und 2 dargestellten Betriebsweise kann der Kohlenstoffgehalt und der Stickstoffgehalt der beim Betrieb des Anlageverbundes anfallenden Rohgase nicht vollständig zur Herstellung von chemischen Produkten genutzt werden, da ein Wasserstoffunterschuss vorliegt. Um den Kohlenstoffgehalt und den Stickstoffgehalt des Nutzgases vollständig für die Herstellung von chemischen Wertstoffen einzusetzen, weist der in Fig. 3 dargestellte Anlagenverbund zusätzlich eine Anlage 21 zur Wasserstofferzeugung auf, die durch eine wasserstoffführende Leitung 22 mit dem Gasleitungssystem verbunden ist. Die Anlage 21 zur Wasserstofferzeugung kann insbesondere eine Elektrolyseanlage zur Wasserelektrolyse sein. Der Betrieb einer Wasserelektrolyse ist energieintensiv und wird daher primär in Zeiten niedriger Strompreise in Betrieb genommen, zu denen auch die Chemieanlage 1 1 oder Biotechnologieanlage betrieben wird und das Kraftwerk 3 heruntergefahren ist. Der zusätzlich erzeugte Wasserstoff wird der Chemieanlage 1 1 zusammen mit dem Mischgas zugeführt. Dadurch kann die Kapazität der Chemieanlage 1 1 deutlich gesteigert werden. Entsprechendes gilt, wenn anstelle der Chemieanlage 1 1 eine biotechnologische Anlage vorgesehen wird.