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Title:
POLYURETHANE-BASED POLYMER CONCRETES AND GROUTING MORTARS
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2020/239902
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a curable binder composition, comprising a) at least one organic binder, which comprises a polyisocyanate and a polyol, and b) at least 50 wt.% of a filler in the form of quartz and/or slag, relative to 100 wt.% of the binder composition.

Inventors:
KELCH STEFFEN (CH)
MAMIE TIM (CH)
XU-RABL RUI (CH)
Application Number:
PCT/EP2020/064824
Publication Date:
December 03, 2020
Filing Date:
May 28, 2020
Export Citation:
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Assignee:
SIKA TECH AG (CH)
International Classes:
C04B26/16; C04B28/08; C04B111/00; C04B111/20; C04B111/23; C04B111/60; C04B111/70; C04B111/94
Domestic Patent References:
WO2013120719A12013-08-22
WO2010030048A12010-03-18
Foreign References:
KR101705893B12017-02-15
KR20110119899A2011-11-03
JPH0930854A1997-02-04
GB2460707A2009-12-09
EP3339343A12018-06-27
EP3415544A12018-12-19
Other References:
S. BLOTT, K. PYE: "Particle shape: a review and new methods of characterization and classification", SEDIMENTOLOGY, vol. 55, 2008, pages 31 - 63
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Claims:
Patentansprüche

1. Aushärtbare Bindemittelzusammensetzung, umfassend: a) mindestens ein organisches Bindemittel, umfassend ein Polyisocyanat und ein Polyol, und b) mindestens 50 Gew.-% eines Füllstoffs in Form von Quarz und/oder Schlacke, bezogen auf 100 Gew.-% Bindemittelzusammensetzung.

2. Bindemittelzusammensetzung nach Anspruch 1 , wobei der Füllstoff eine Partikelgrösse von wenigstens 0.1 mm, insbesondere 0.1 mm bis 3.5 mm, aufweist, wobei weiter bevorzugt wenigstens drei unterschiedliche

Kornfraktionen vorliegen, wobei eine erste Kornfraktion eine Korngrösse im Bereich von 0.125 - 0.25 mm, eine zweite Kornfraktion eine Korngrösse im Bereich von 0.5 - 0.8 mm und eine dritte Kornfraktion eine Korngrösse im Bereich von 2.0 - 3.15 mm, aufweist.

3. Bindemittelzusammensetzung nach wenigstens einem der Ansprüche

1 - 2, wobei der Füllstoff in Form von Schlacke oder einer Mischung aus

Schlacke und Quarz vorliegt, wobei die Schlacke ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Flochofenschlacken, insbesondere

Flochofenstückschlacken und Flüttensande, Stahlschlacken,

Metallhüttenschlacken, insbesondere Kupferschlacken, und Schlacken aus der Abfallverbrennung, wobei Hochofenschlacken, Stahlschlacken und Metallhüttenschlacken bevorzugt sind.

4. Bindemittelzusammensetzung nach wenigstens einem der Ansprüche

1 - 3, wobei als Füllstoff Schlacke mit einem Anteil von mindestens 60 Gew-%, bevorzugt mindestens 65 Gew.-%, bezogen auf 100 Gew.-% Bindemittelzusammensetzung, vorliegt, wobei die Schlacke eine

eisenhaltige Schlacke mit mindestens 8 Gew.-%, insbesondere mindestens 10 Gew.-%, bevorzugt mindestens 15 Gew.-%, 20 Gew.-%, oder 25 Gew.- %, Eisen, gerechnet als FeO, ist und die Schlacke eine Rohdichte von mindestens 2.9 kg/l, bevorzugt mindestens 3.1 kg/l, insbesondere mindestens 3.3 kg/l, im Speziellen mindestens 3.5 kg/l, aufweist.

5. Bindemittelzusammensetzung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein zusätzliches Füllstoffmaterial vorliegt, welches vom Füllstoff verschieden ist, wobei das zusätzliche Füllstoffmaterial bevorzugt eine Partikelgrösse von maximal 0.1 mm aufweist.

6. Bindemittelzusammensetzung nach wenigstens einem der Ansprüche

1 - 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung weniger als 10 Gewichts. -%, bevorzugt weniger als 5 Gew.-%, besonders bevorzugt weniger als 1 Gew.-%, Quarz enthält. 7. Bindemittelzusammensetzung nach wenigstens einem der Ansprüche

1 - 6, wobei das Polyisocyanat und das Polyol zusammen einen Anteil von mindestens 5 Gew-%, bevorzugt mindestens 10 Gew.-%, im Besonderen 8 - 22 Gew.-%, im Speziellen 10 - 15 Gew.-%, aufweisen, bezogen auf 100 Gew.-% Bindemittelzusammensetzung. 8. Bindemittelzusammensetzung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 - 7, wobei das organische Bindemittel mindestens eine Mischung von Polyolen mit unterschiedlicher OFI-Funktionalität beinhaltet.

9. Bindemittelzusammensetzung nach wenigstens einem der Ansprüche

1 - 8, enthaltend: - 3 bis 40 Gew.-% Polyisocyanate,

- 3 bis 40 Gew.-% Polyole,

- 50 bis 94 Gew.-% Füllstoff in Form von Schlacke, wobei bevorzugt

mindestens 20 Gew.-% des Füllstoffs eisenhaltige Schlacke ist,

- optional 10 bis 40 Gew.-%, insbesondere 15 bis 35 Gew.-%, im

Speziellen 20 bis 30 Gew.-%, zusätzliches Füllstoffmaterial,

insbesondere Kalkstein und/oder Schwerspat, und

0 bis 15 Gew.-% weitere Additive, bezogen auf 100 Gew.-% Bindemittelzusammensetzung.

10. Mehrkomponentensystem zur Herstellung einer aushärtbaren

Bindemittelzusammensetzung wie sie in einem der vorangehenden

Ansprüche beschrieben ist, umfassend mindestens eine Polyisocyanat- Komponente, umfassend mindestens ein Polyisocyanat, und mindestens eine Polyol-Komponente, umfassend mindestens ein Polyol, wobei ein Füllstoff und optional weitere Inhaltsstoffe in der Polyisocyanat- Komponenten, der Polyol-Komponenten und/oder einer gegebenenfalls vorhandenen weiteren Komponente, insbesondere einer Feststoff- Komponente, vorhanden sind.

11. Verwendung der Bindemittelzusammensetzung gemäss einem der

Ansprüche 1 bis 9 oder eines Mehrkomponentensystems gemäss Anspruch 10 zum Verkleben, Beschichten oder Abdichten von Substraten, zum Verfüllen von Kanten, Löchern oder Fugen, als Verankerungs- oder Injektionsharz, als Untergiess- oder Vergussmasse, als Bodenbelag, als Vergussmörtel und/oder zur Herstellung von Formkörpern.

12. Verwendung der Bindemittelzusammensetzung gemäss einem der

Ansprüche 1 bis 9 oder eines Mehrkomponentensystems gemäss Anspruch 10 zur Herstellung von Polymerbetonen und/oder Vergussmörteln, welche gegenüber korrosiven Substanzen, insbesondere sauren und/oder basischen wässrigen Lösungen, eine verbesserte Stabilität aufweisen.

13. Verwendung der Bindemittelzusammensetzung gemäss einem der

Ansprüche 1 bis 9 oder eines Mehrkomponentensystems gemäss Anspruch 10 zum Leiten von elektrischem Strom, insbesondere zum Ableiten von elektrostatischen Ladungen und/oder zum Ausgleich des elektrischen Potentials zwischen zwei Körpern.

14. Verwendung der Bindemittelzusammensetzung gemäss einem der

Ansprüche 1 bis 9 oder eines Mehrkomponentensystems gemäss Anspruch 10 für die Herstellung von Materialien mit bei 20 °C verbesserter elektrischer Leitfähigkeit, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlacke in der Bindemittelzusammensetzung eine eisenhaltige Schlacke mit mindestens 8 Gew.-% Eisen, gerechnet als FeO, bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlacke, und/oder eine Schlacke mit einer Rohdichte von mindestens 3.1 kg/l, ist.

15. Ausgehärtete Bindemittelzusammensetzung, erhalten durch Aushärten der Bindemittelzusammensetzung gemäss einem der Ansprüche 1 bis 9 oder durch Vermischen der Komponenten und Aushärten des Mehr

komponentensystems gemäss Anspruch 10.

Description:
POLYURETHAN-BASIERTE POLYMERBETONE UND VERGUSSMÖRTEL

Technisches Gebiet

Die Erfindung betrifft eine aushärtbare Bindemittelzusammensetzung umfassend: a) mindestens ein organisches Bindemittel und b) einen Füllstoff. Weiter betrifft die Erfindung ein Mehrkomponentensystem zur Herstellung einer aushärtbaren Bindemittelzusammensetzung sowie verschiedene

Verwendungen der Bindemittelzusammensetzung und des

Mehrkomponentensystems. Ebenfalls Gegenstand der Erfindung ist eine ausgehärtete Bindemittelzusammensetzung oder ein ausgehärtetes Mehr- kom ponentensystem .

Stand der Technik

Polymerbeton ist ein wasserundurchlässiger Werkstoff, der typischerweise ein organisches Bindemittel und Füllstoffe enthält. Im Gegensatz zu üblichem Beton, bei dem der Zement als Bindemittel nach dem Aushärten mit Wasser die Füllstoffe zusammenhält, ist es bei Polymerbeton ein organisches Polymer, das als Bindemittel wirkt. Polymerbeton enthält typischerweise keinen Zement als Bindemittel. Der Füllstoff in Polymerbeton besteht typischerweise aus natürlichem Gestein, wie beispielsweise Granit, Quarz, Basalt, Kalkstein, Blähton, Perlit oder anderen mineralischen Rohstoffen, in unterschiedlichen Korngrössen. Füllstoffe werden eingesetzt, um die mechanischen, elektrischen und/oder Verarbeitungseigenschaften von Materialien zu ändern, und gleichzeitig den Anteil der typischerweise teureren Matrix im fertigen Produkt deutlich zu verringern. Darüber hinaus sorgt die Anwesenheit der

Füllstoffkörner dafür, den Volumenschrumpf des Polymerbetons nach der Aushärtung von reaktiv vernetzenden Polymermatrices signifikant zu

vermindern und dessen Druckfestigkeit zu gewährleisten.

Das aushärtbare flüssige organische Bindemittel, typischerweise bestehend aus mindestens zwei Komponenten, wird üblicherweise nach dem Vermischen der Bindemittelkomponenten mit dem Füllstoff vermischt, in Form gebracht und aushärten gelassen.

Bekannt als organische Bindemittel sind z.B. Epoxidharz-basierte Systeme, Polyurethan-basierte Systeme, ungesättigten Polyesterharze oder Acrylharze.

In Epoxidharz-basiertem Polymerbeton besteht das aushärtbare Bindemittel aus einem aushärtbaren Epoxidharz und einem Flärter für das Epoxidharz, die nach dem Vermischen zu einem ausgehärteten Epoxidharz reagieren. In Polyurethan-basiertem Polymerbeton besteht das aushärtbare Bindemittel aus einem Polyisocyanat und einem Polyol, die nach dem Vermischen zu einem chemisch vernetzten Polyurethan reagieren.

Epoxidharz- und Polyurethan-basierte Polymerbetone zeichnen sich durch hohe Festigkeit, Frostbeständigkeit, Abriebkonsistenz und

Materialbeständigkeit sowie eine geschlossene und wasserdichte Oberfläche aus. Bekannte Epoxidharz- und Polyurethan-basierte Polymerbetone weisen aber nur eine beschränkte Beständigkeit unter korrosiven Bedingungen auf. Der steigende Bedarf an Baustoffen sowie Umweltschutzauflagen führen zur Verknappung von natürlichen, mineralischen Rohstoffen, die als Füllstoffe eingesetzt werden können. Das gilt insbesondere für Quarzsand und

Quarzkies. Es gibt daher Bestrebungen, die natürlichen Rohstoffe vermehrt durch industrielle Abfallstoffe zu ersetzen.

GB 2460707 beschreibt die Verwendung von Recyclingmaterial als Aggregat für Polymerbeton. Als Teilersatz für die natürlichen Gesteine werden Glassand, Kunststoff-Perlen, zerkleinertes Porzellan oder rezyklierter Polymerbeton verwendet.

Ein industrieller Abfallstoff, der weltweit in grosser Menge anfällt, ist Schlacke. Sie fällt beispielsweise bei der Gewinnung von Metallen, beim Metallrecycling oder bei der Verbrennung von Haushaltsmüll oder Klärschlamm an. Hüttensand, eine glasige Schlacke aus der Eisengewinnung, wird aufgrund seiner latent hydraulischen Eigenschaft in feingemahlener Form als Zusatz zu Zement und als Zementersatzmaterial eingesetzt. Andere Schlacken, wie beispielsweise Stahlschlacke, die bei der Stahlerzeugung oder dem

Stahlrecycling entsteht, oder Kupferschlacke, die bei der Kupfergewinnung anfällt, sind wegen ihrer geringen hydraulischen Eigenschaften als

Zementersatz weniger geeignet. Sie werden, wie auch Hochofenschlacke, teilweise als Schotter im Strassenbau, als preisgünstiges Hinterfüllmaterial oder, wie beispielsweise Kupferschlacke, als Strahlmittel eingesetzt.

WO 2010 030048 beschreibt die Verwendung von "zerstäubter Stahlschlacke" als Bestandteil von Polymerbeton basierend auf einem ungesättigten

Polyesterharz. Diese "zerstäubte Stahlschlacke" wird durch ein spezielles Verfahren hergestellt, welches zusätzliche Kosten verursacht und die Schlacke verteuert. Zerstäubte Stahlschlacke ist sowohl mengenmässig als auch örtlich nur begrenzt verfügbar.

Herkömmliche Füllstoffe, wie z.B. Quarzsand, lassen sich in bekannten Polymerbetonen aber nicht ohne weiteres durch industrielle Abfallstoffe ersetzen. Je nach Beschaffenheit der industriellen Abfallstoffe können bei einem teilweisen oder vollständigen Ersatz die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Polymerbetone in unerwünschter Weise verändert werden. Es besteht daher weiterhin Bedarf nach neuen Ansätzen und verbesserten Lösungen im Bereich der Polymerbetone, welche die vorstehend genannten Nachteile möglichst nicht aufweisen.

Darstellung der Erfindung

Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, verbesserte Polymerbetone und Polymer-basierte Vergussmörtel zur Verfügung zu stellen. Insbesondere sollen die Polymerbetone und Vergussmörtel möglichst vorteilhafte mechanische und chemische Eigenschaften aufweisen. Die Polymerbetone oder Vergussmörtel sollen gegenüber korrosiven Bedingungen möglichst beständig sein. Erwünscht ist zudem, dass die Polymerbetone oder Vergussmörtel sowohl unter Verwendung von herkömmlichen Füllstoffen wie auch industriellen Abfallstoffen, welche möglichst weltweit verfügbar sind und keine aufwendige Aufbereitung benötigen, hergestellt werden können.

Überraschenderweise wird diese Aufgabe durch eine Bindemittelzusammen setzung, wie sie in Anspruch 1 beschrieben ist, gelöst.

Bindemittelzusammensetzungen, die auf Polyisocyanat und Polyol basieren, haben gegenüber anderen organischen Bindemittelzusammensetzungen, die auch für Polymerbeton eingesetzt werden, insbesondere gegenüber

ungesättigten Polyesterharzen oder Acrylharzen, den Vorteil, dass sie auch bei tiefen Temperaturen wie beispielsweise 5°C oder 10°C gut verarbeitbar und aushärtbar sind, sowie eine gute Giessfähigkeit und eine gute Verlaufsfähigkeit aufweisen. Auch werden, im Gegensatz zu den oft hochviskosen ungesättigten Polyesterharzen, keine explosionsgefährlichen Initiatoren, wie etwa Peroxide, zur Härtung benötigt. Ausserdem ist die Oberfläche der ausgehärteten

Bindemittelzusammensetzung auf Basis von Polyurethan fest und nicht klebrig, dies im Gegensatz zu den ungesättigten Polyesterharzen, bei denen die Oberfläche oft nur langsam oder unvollständig aushärtet.

Im Vergleich zu Epoxy-basierten Zusammensetzungen, welche die gleiche Gewichtskonzentration von Füllstoffen aufweisen, verfügen die

erfindungsgemässen Polyurethan-basierten Zusammensetzungen bzw. die daraus erhältlichen Polymerbetone oder Vergussmörtel aufgrund der gegebenen Flexibilität der Polyurethanmatrix nach dem Aushärten (7d bei Raumtemperatur) typischerweise über eine leicht geringere/reduzierte Druck- und Biegefestigkeit. Die erfindungsgemässen Polyurethan-basierten

Zusammensetzungen verfügen aber gegenüber dem Epoxy-basierten

Referenzmaterial über eine deutlich weniger ausgeprägte Quellbarkeit in Wasser und eine signifikant höhere chemische und mechanische

Beständigkeit gegenüber dem Einwirken von korrosiven Medien, insbesondere gegenüber verdünnten organischen Säuren, wie z.B. wässriger Essigsäure. Konkret hat sich gezeigt, dass die Druckfestigkeiten der Polyurethan-basierten Polymerbetone und Vergussmörtel auch bei dauerhaftem Kontakt sowohl mit sauren wässrigen Lösungen (pH < 7) als auch mit neutralen wässrigen

Lösungen (pH = 7) und basischen wässrigen Lösungen (pH > 7) über Wochen im Wesentlichen stabil bleiben oder sogar nachhärten.

Dies im Gegensatz zu versuchsweise hergestellten Epoxidharz-basierten Zusammensetzungen, welche bei Kontakt mit basischen wässrigen Lösungen zwar ebenfalls etwas nachhärten, bei Kontakt mit sauren oder neutralen wässrigen Lösungen in Bezug auf die Druckfestigkeit mit der Zeit aber einen starken Abfall zeigen.

Die Polyurethan-basierten Zusammensetzungen weisen somit unabhängig vom pH-Wert der korrosiven Medien eine hohe Korrosionsbeständigkeit auf. Dies ist von grossem Vorteil, weil Polymerbetone oder Vergussmörtel typischerweise sowohl in Kontakt mit alkalischen als auch sauren Lösungen kommen. Dies ist z.B. der Fall, wenn Polyurethan-basierte Polymerbetone oder Vergussmörtel in Kombination mit zementösen Materialien eingesetzt werden, aus welchen alkalische Substanzen ausgewaschen werden können, und die Polymerbetone oder Vergussmörtel von Zeit zu Zeit mit säurehaltigen

Reinigungsmitteln in Kontakt kommen.

Die genannten Vorteile der Polyurethan-basierten Zusammensetzungen lassen sich dabei sowohl mit herkömmlichen Füllstoffen, z.B. Quarz, als auch mit industriellen Abfallstoffen, insbesondere kostengünstig und weltweit

erhältlichen Schlacken, realisieren. Schlacken sind aber besonders vorteilhaft in Bezug auf die chemische Beständigkeit und Druckfestigkeit, so dass bei Bedarf gänzlich auf Quarz verzichtet werden kann.

Überraschenderweise kann Schlacke als Füllstoff in hohen Mengenanteilen und ohne Qualitätsverlust in den Polyurethan-basierten Zusammensetzungen eingesetzt werden. Schlacke ist ein Abfallstoff aus der Metallgewinnung, dem Metallrecycling oder der Müllverbrennung und fällt weltweit in sehr grosser Menge an. Ihre

Verwendung in den erfindungsgemässen Polyurethan-basierten

Zusammensetzungen trägt zur Reduktion von Deponien bei und reduziert den Bedarf an qualitativ hochstehender natürlicher Gesteinskörnung, deren

Verfügbarkeit immer mehr abnimmt.

Polymerbetone und Vergussmörtel auf Basis von Polyurethanen, die Schlacke enthalten, zeigen gute Eigenschaften, wie insbesondere hohe Festigkeiten und gute Verarbeitbarkeiten, auch wenn die Polymerbetone und Vergussmörtel gänzlich frei von üblichen Füllstoffen wie insbesondere Quarzsand oder Quarzmehl sind. Überraschenderweise werden die Materialeigenschaften, insbesondere die Druckfestigkeit, im Vergleich zum Stand der Technik, zum Teil sogar noch verbessert.

Besonders überraschend ist dabei der Umstand, dass die erfindungsgemässen Polymerbetone und Vergussmörtel, insbesondere wenn sie Stahlschlacke oder Kupferschlacke enthalten, eine verbesserte elektrische Leitfähigkeit aufweisen. Zudem kann teilweise die thermische Leitfähigkeit beeinflusst, insbesondere reduziert, werden.

Weitere Aspekte der Erfindung sind Gegenstand weiterer unabhängiger An sprüche. Besonders bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind Ge genstand der abhängigen Ansprüche.

Wege zur Ausführung der Erfindung

Gegenstand der Erfindung ist eine aushärtbare Bindemittelzusammensetzung umfassend a) mindestens ein organisches Bindemittel, umfassend ein

Polyisocyanat und ein Polyol, und b) mindestens 50 Gew.-% eines Füllstoffs in Form von Quarz und/oder Schlacke, bezogen auf 100 Gew.-%

Bindemittelzusammensetzung. Unter "Rohdichte" wird im vorliegenden Dokument die Dichte eines

Festkörpers verstanden. Die Rohdichte ergibt sich aus dem Quotienten von Gewicht des Festkörpers und dessen Volumen, einschliesslich des

eingeschlossenen Porenvolumens.

Aushärtbare organische Bindemittelzusammensetzungen, die nach dem Flärten ein Polyurethan darstellen, enthalten reaktiv vernetzbare

Polyisocyanate mit mehr als einer Isocyanatgruppe pro Molekül, die mit Polyolen unter Ausbildung kovalenter Bindungen zu einem Feststoff reagieren.

Die erfindungsgemässe aushärtbare Bindemittelzusammensetzung ist aushärtbar, da die Isocyanatgruppen noch nicht oder erst teilweise abreagiert sind.

Unter einem "Füllstoff" wird ein partikulärer Stoff verstanden. Dieser liegt im Rahmen der vorliegenden Erfindung in Form von Quarz, Schlacke oder einer Mischung aus Schlacke und Quarz vor. Quarz und Schlacke sind in

verschiedenen Formen und Grössen kommerziell erhältlich. Die Formen können von feinen Sandpartikeln bis zu grossen groben Steinen variieren.

Besonders bevorzugt liegt der Füllstoff in Form von Schlacke oder einer Mischung aus Schlacke und Quarz vor. Ganz speziell bevorzugt liegt der Füllstoff in Form von Schlacke vor.

Bevorzugt weist der Füllstoff, insbesondere Schlacke, eine Korngrösse bzw. Partikelgrösse von 0.1 pm - 32 mm, insbesondere 0.05 - 10 mm, auf.

Besonders bevorzugt weist der Füllstoff eine Partikelgrösse von wenigstens 0.1 mm auf, im Speziellen von 0.1 - 3.5 mm, ganz besonders bevorzugt mehr als 0.1 mm bis 3.5 mm. Die Korngrösse bzw. Partikelgrösse kann durch ein Siebverfahren gemäss DIN EN 933-1 bestimmt werden. Weiter bevorzugt liegen im Füllstoff wenigstens zwei, insbesondere wenigstens drei, Kornfraktionen mit unterschiedlichen Partikelgrössen vor. Die wenigstens zwei oder drei unterschiedlichen Kornfraktionen können dabei aus dem gleichen Material oder aus unterschiedlichen Materialien bestehen.

Besonders bevorzugt beinhaltet der Füllstoff, insbesondere Schlacke, wenigstens drei verschiedene Kornfraktionen. Insbesondere verfügt eine erste Kornfraktion über eine Partikelgrösse im Bereich von 0.125 - 0.25 mm, eine zweite Kornfraktion über eine Partikelgrösse im Bereich von 0.5 - 0.8 mm und eine dritte Kornfraktion über eine Partikelgrösse im Bereich von 2.0 - 3.15 mm.

Insbesondere weist der Füllstoff, insbesondere Schlacke, einen Anteil von mindestens 60 Gew-%, bevorzugt mindestens 65 Gew.-%, auf, bezogen auf 100 Gew.-% Bindemittelzusammensetzung.

Vorteilhaft enthält die Bindemittelzusammensetzung 50 bis 80 Gew.-%, insbesondere 60 bis 75 Gew.-%, im Speziellen 65 bis 70 Gew.-%, des

Füllstoffs, bezogen auf 100 Gew.-% Bindemittelzusammensetzung. Besonders bevorzugt handelt es sich beim Füllstoff dabei um Schlacke.

Es kann aber auch vorteilhaft sein, speziell für hohe Festigkeiten und/oder gute elektrische Leitfähigkeit, wenn die Bindemittelzusammensetzung 83 bis 90 Gew.-%, bevorzugt 85 bis 88 Gew.-%, des Füllstoffs, bezogen auf 100 Gew.-% Bindemittelzusammensetzung, enthält. Hierbei handelt es beim Füllstoff ebenfalls bevorzugt um Schlacke.

Die Bindemittelzusammensetzung enthält zusätzlich zu den mindestens 50 Gew.-% des Füllstoffs, insbesondere Schlacke, bevorzugt noch mindestens ein zusätzliches Füllstoffmaterial.

Das zusätzliche Füllstoffmaterial unterscheidet sich vom Füllstoff,

insbesondere chemisch und/oder bezüglich der Partikelgrösse. Chemisch verschieden meint, dass der Füllstoff eine andere Summenformel aufweist als das Füllstoffmaterial.

Ein Anteil des zusätzlichen Füllstoffmaterials beträgt vorzugsweise 10 bis 40 Gew.-%, insbesondere 15 bis 35 Gew.-%, im Speziellen 20 bis 30 Gew.-%, wobei die Angaben bezogen sind auf 100 Gew.-% der

Bindemittelzusammensetzung.

Die Partikelgrösse des zusätzlichen Füllstoffmaterials richtet sich nach der jeweiligen Anwendung und kann bis zu 32 mm oder mehr betragen. Bevorzugt liegt die Partikelgrösse bei maximal 16 mm, speziell bevorzugt bei maximal 8 mm. Die Partikelgrösse liegt besonders bevorzugt unter 4 mm. Vorteilhaft ist eine Partikelgrösse im Bereich von etwa 0.1 pm bis 3.5 mm. Die Korngrösse bzw. Partikelgrösse kann durch ein Siebverfahren gemäss DIN EN 933-1 bestimmt werden.

Im Besonderen weist das zusätzliche Füllstoffmaterial eine Partikelgrösse von maximal 0.1 mm, bevorzugt im Bereich von 0.1 pm bis maximal 1 mm, auf.

Vorteilhaft werden Füllstoffmaterialien von unterschiedlicher Partikelgrösse entsprechend der gewünschten Sieblinie gemischt.

Gemäss einer vorteilhaften Ausführungsform enthält die

Bindemittelzusammensetzung Füllstoff in Form von Schlacke und/oder Quarz, mit einer Partikelgrösse von mehr als 0.1 mm und zusätzliches Füllstoffmaterial mit einer Partikelgrösse von maximal 0.1 mm und kein weiteres

Füllstoffmaterial. In diesem Fall ist das zusätzliche Füllstoffmaterial bevorzugt ausgewählt aus Sand, Kies, zerkleinerten Steinen, kalzinierte Kiesel,

Tonmineralien, Bimsstein, Perlit, Kalkstein, Kalksteinmehl, Quarzmehl,

Silicastaub, Kreide, Titandioxid, Schwerspat und/oder Aluminiumoxid. Dabei können auch Mischungen aus zwei oder mehreren der genannten Vertreter vorliegen. Insbesondere ist das zusätzliche Füllstoffmaterial ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Kies, zerkleinerten Steinen, kalzinierte Kiesel, Tonmineralien, Bimsstein, Perlit, Kalkstein, Kalksteinmehl, Kreide, Titandioxid, Schwerspat und/oder Aluminiumoxid. Dabei können auch Mischungen aus zwei oder mehreren der genannten Vertreter vorliegen. Besonders bevorzugt sind Kalkstein und/oder Schwerspat.

Vorteilhaft enthält die Bindemittelzusammensetzung 50 bis 80 Gew.-%, insbesondere 60 bis 75 Gew.-%, im Speziellen 65 bis 70 Gew.-%, Schlacke und/oder Quarz, sowie 10 bis 40 Gew.-%, insbesondere 15 bis 35 Gew.-%, im Speziellen 20 bis 30 Gew.-% des zusätzlichen Füllstoffmaterials, wobei die Angaben bezogen sind auf 100 Gew.-% der Bindemittelzusammensetzung.

Das zusätzliche Füllstoffmaterial beinhaltet insbesondere Kalkstein und/oder Schwerspat.

Ganz besonders bevorzugt enthält die Bindemittelzusammensetzung 50 bis 80 Gew.-%, insbesondere 60 bis 75 Gew.-%, im Speziellen 65 bis 70 Gew.-%, Schlacke, sowie 10 bis 40 Gew.-%, insbesondere 15 bis 35 Gew.-%, im

Speziellen 20 bis 30 Gew.-%, des zusätzlichen Füllstoffmaterials,

insbesondere Kalkstein und/oder Schwerspat, wobei die Angaben bezogen sind auf 100 Gew.-% der Bindemittelzusammensetzung.

Bevorzugt enthält die Bindemittelzusammensetzung Füllstoff in Form von Schlacke und/oder Quarz, mit einer Partikelgrösse von mehr als 0.1 mm und zusätzliches Füllstoffmaterial, das keine Schlacke und/oder Quarz ist, mit einer Partikelgrösse von maximal 0.1 mm und kein weiteres Füllstoffmaterial. Solche Zusammensetzungen lassen sich gut verarbeiten und geben gute Festigkeit nach dem Aushärten. Die Korngrösse bzw. Partikelgrösse kann durch ein Siebverfahren gemäss DIN EN 933-1 bestimmt werden.

Noch weiter bevorzugt enthält die Bindemittelzusammensetzung Schlacke mit einer Partikelgrösse von mehr als 0.1 mm und zusätzliches Füllstoffmaterial, das keine Schlacke ist, mit einer Partikelgrösse von maximal 0.1 mm und keine weiteren Füllstoffmaterialien. Solche Zusammensetzungen lassen sich gut verarbeiten und geben gute Festigkeit nach dem Aushärten.

Ein Gewichtsanteil des zusätzlichen Füllmaterials am Gesamtgewicht der Bindemittelzusammensetzung ist bevorzugt kleiner als ein Gewichtsanteil des Füllstoffs.

Bevorzugt ist ein Masseverhältnis des Füllstoffs, insbesondere Schlacke, zum zusätzlichen Füllstoffmaterial, insbesondere mit einer Partikelgrösse von maximal 0.1 mm, von 100:0 bis 60:40, insbesondere von 80:20 bis 70:30. Ein solches Verhältnis bewirkt eine gute Packung der mineralischen Füllstoffe und eine gute Festigkeit der ausgehärteten Bindemittelzusammensetzung.

Vorteilhaft weist der Füllstoff, insbesondere die Schlacke, in diesem Fall eine Partikelgrösse von mehr als 0.1 mm auf.

Es kann aber auch vorteilhaft sein, wenn die Bindemittelzusammensetzung kein zusätzliches Füllstoffmaterial enthält. Die Schlacke und/oder der Quarz umfassen in diesem Fall alle mineralischen Partikel mit einer Grösse von etwa 0.1 gm bis zu 1 mm, 2 mm, 4 mm, 8 mm, oder mehr.

Besonders bevorzugt ist es, wenn die Bindemittelzusammensetzung als Füllstoff ausschliesslich Schlacke und kein zusätzliches Füllstoffmaterial enthält. In diesem Fall liegt auch kein Quarz vor. Die Schlacke umfasst in diesem Fall alle mineralischen Partikel mit einer Grösse von etwa 0.1 gm bis zu 1 mm, 2 mm, 4 mm, 8 mm, oder mehr. Dies ist insbesondere vorteilhaft für eine maximale Verwertung der Schlacke und eine gute Festigkeit der ausgehärteten Bindemittelzusammensetzung, sowie, insbesondere bei eisenhaltigen Schlacken, eine verbesserte elektrische Leitfähigkeit. Zudem kann teilweise auch die thermische Leitfähigkeit beeinflusst werden.

Schlacke entsteht als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Metallen in der Erzverhüttung, dem Metallrecycling oder bei der Abfallverbrennung. Es handelt sich um ein Stoffgemisch, das sich hauptsächlich aus den Oxiden und Silikaten verschiedener Metalle zusammensetzt. Die chemische Zusammensetzung von Schlacken wird typischerweise in Form der Oxide angegeben, unabhängig davon, in welchen Verbindungen die Elemente effektiv vorliegen. So wird beispielsweise der Gehalt an Si als S1O2, der Gehalt an AI als AI2O3 und der Gehalt an Fe als FeO angegeben. So entspricht beispielsweise eine analytisch bestimmte Menge von 10 g Eisen (Fe) einer Menge von 12.9 g FeO. Der bei einer Zusammensetzung von Schlacken angegebene Prozentsatz für

Bestandteile bezieht sich hierbei auf den Prozentsatz des Bestandteils als sein Oxid, bezogen auf die Summe aller Bestandteile in der Zusammensetzung, deren Gewicht ebenfalls in Form ihrer Oxide gerechnet wird. Die

Flauptinhaltsstoffe von Schlacken sind CaO, S1O2, AI2O3, MgO und FeO. Der Anteil dieser Stoffe in den verschiedenen Schlacketypen kann stark

unterschiedlich sein. Die Zusammensetzung der Schlacke kann mit

Röntgenfluoreszenzanalyse gemäss DIN EN ISO 12677 bestimmt werden.

Schlacke, insbesondere Schlacke aus der Metallgewinnung oder dem

Metallrecycling, wird typischerweise in flüssigem Zustand von der

Metallschmelze abgetrennt und, typischerweise in Schlackenbeeten, zur Abkühlung gelagert. Die Abkühlung kann, etwa durch Aufsprühen von Wasser, beschleunigt werden. Der Abkühlungsprozess kann die physikalischen

Eigenschaften, insbesondere die Kristallinität und die Korngrösse der

Schlacke, beeinflussen.

Flochofenschlacke (FIOS) ist Schlacke, die bei der Gewinnung von Roheisen im Hochofen anfällt. Während des Reduktionsprozesses im Hochofen entsteht die Schlacke aus den Begleitmaterialien des Eisenerzes und den zugesetzten Schlackenbildnern wie Kalkstein oder Dolomit. Die Schlacke wird von dem Roheisen getrennt und entweder in Schlackenbeeten langsam abgekühlt, wobei die mehrheitlich kristalline Hochofenstückschlacke entsteht, oder mit Wasser und/oder Luft schnell abgekühlt, wobei der glasige Hüttensand (HS) entsteht. Hochofenschlacken weisen typischerweise einen Gehalt an Eisen, gerechnet als FeO, von unter 3 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtzusam mensetzung der Schlacke, und eine Rohdichte von 2.1 bis 2.8 kg/l, auf. Stahlschlacke fällt bei der Stahlproduktion aus Roheisen oder dem

Stahlrecycling als Nebenprodukt an. Für die Stahlerzeugung werden mehrere Verfahren und Schritte eingesetzt, bei denen Stahlschlacke anfällt. Beispiele für Stahlschlacke sind BOS, Basic Oxygen Slag, welche als Nebenprodukt bei der Stahlerzeugung nach dem Sauerstoff-Blasverfahren anfällt, LD-Schlacke, welche bei dem Linz-Donawitz-Verfahren anfällt, oder EOS, Elektroofen- Schlacke, auch EAFS für Electric Are Furnace Slag, die bei der

Stahlerzeugung oder dem Stahlrecycling mittels eines Elektrolichtbogenofens anfällt. Weitere Beispiele für Stahlschlacke sind Schlacken, die bei weiteren Stahlreinigungsprozessen anfallen, wie beispielsweise Schlacke aus dem Pfannenofen (Pfannenschlacke oder Ladle Slag). Stahlschlacken weisen typischerweise einen Gehalt an Eisen von etwa 5 bis 45 Gew.-%, gerechnet als FeO, bezogen auf die Gesamtzusammensetzung der Schlacke, und eine Rohdichte von 3.0-3.7 kg/l, auf.

Weitere Prozesse, bei denen Schlacken anfallen, sind beispielsweise metallurgische Prozesse zur Gewinnung von Nicht-Eisen-Metallen. Diese Schlacken werden als Metallhüttenschlacken bezeichnet und weisen oft einen hohen Gehalt an Eisen auf. Eine solche Metallhüttenschlacke ist Kupfer schlacke, die als Nebenprodukt bei der Kupfergewinnung anfällt. Kupfer schlacke weist typischerweise einen hohen Gehalt an Eisen, oft von 40 Gew.- % oder mehr, gerechnet als FeO, auf. Das Eisen in Kupferschlacken liegt typischerweise zu einem Grossteil in Form von Eisensilikat vor. Kupfer schlacken haben typischerweise eine Rohdichte im Bereich von 3.7 kg/l.

Schlacken, die in Abfall- oder Klärschlammverbrennungsanlagen anfallen, haben stark unterschiedliche Zusammensetzung. Oft zeichnen sie sich durch einen hohen Gehalt an Eisen aus.

Bevorzugt ist die Schlacke ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus

Hochofenschlacken, insbesondere Hochofenstückschlacken und Hüttensande, Stahlschlacken, Metallhüttenschlacken, insbesondere Kupferschlacken, und Schlacken aus der Abfallverbrennung, wobei Hochofenschlacken,

Stahlschlacken und Metallhüttenschlacken bevorzugt sind.

Hochofenschlacken und Stahlschlacken sind weltweit gut erhältlich und weisen typischerweise chargenbedingt nur geringe Schwankungen in ihrer

chemischen und mineralogischen Zusammensetzung und den physikalischen Eigenschaften auf. Metallhüttenschlacken, insbesondere Kupferschlacke, zeichnen sich durch hohe Dichte und hohe Festigkeit aus.

In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Schlacke eine eisenhaltige Schlacke mit mindestens 8 Gew.-%, insbesondere mindestens 10 Gew.-%, bevorzugt mindestens 15 Gew.-%, im Speziellen mindestens 20 Gew.-% oder mindestens 25 Gew.-%, Eisen, gerechnet als FeO. Insbesondere enthält die eisenhaltige Schlacke 10 bis 70 Gew.-% Eisen, gerechnet als FeO. Es wurde überraschend festgestellt, dass Schlacken mit einem hohen Gehalt an Eisen in der ausgehärteten Bindemittelzusammensetzung die elektrische Leitfähigkeit erhöhen und teilweise auch die thermische Leitfähigkeit reduzieren können. Sie sind daher speziell gut geeignet für die Herstellung von Materialien mit verbesserter elektrischer Leitfähigkeit und reduzierter thermischer Leitfähigkeit. Insbesondere enthalten Schlacken in den

Bindemittelzusammensetzungen, die nach dem Aushärten eine verbesserte elektrische Leitfähigkeit aufweisen sollen, 10 bis 70 Gew.-%, bevorzugt 15 bis 60 Gew.-%, Eisen, gerechnet als FeO. Bevorzugt ist die eisenhaltige Schlacke eine Stahlschlacke, insbesondere Schlacke aus dem Elektrolichtbogenofen, der Giesspfanne, dem Linz-Donawitz-Verfahren oder dem Sauerstoff- Blasverfahren, oder Kupferschlacke.

In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist die Schlacke eine Rohdichte von mindestens 2.9 kg/l, bevorzugt mindestens 3.1 kg/l,

insbesondere mindestens 3.3 kg/l, im Speziellen mindestens 3.5 kg/l, auf.

Es hat sich gezeigt, dass Bindemittelzusammensetzungen, die Schlacken von hoher Rohdichte enthalten, nach dem Aushärten an der Oberseite (obere Oberfläche) eine Schicht von ausgehärtetem Bindemittel aufweisen können, in der der Anteil an Schlacke im Vergleich zur restlichen ausgehärteten Binde mittelzusammensetzung deutlich kleiner ist. Insbesondere ist der Anteil an Schlacke mit einer Partikelgrösse über 0.1 mm in dieser Schicht unter etwa 10 Gew.-%, insbesondere unter 5 Gew.-%. Dies ergibt eine besonders gute Haftung mit einem darüber liegenden Material, was speziell vorteilhaft, beispielsweise für das Verankern von Maschinen und Turbinen durch

Untergiessen, ist.

Die bevorzugte Partikelgrösse der Schlacke richtet sich nach der jeweiligen Anwendung und kann bis zu 32 mm oder mehr betragen. Vorteilhaft weist die Schlacke eine Partikelgrösse von maximal 16 mm, bevorzugt maximal 8 mm, mehr bevorzugt maximal 4 mm, im Speziellen maximal 3.5 mm, auf. Die Korngrösse bzw. Partikelgrösse kann durch ein Siebverfahren gemäss DIN EN 933-1 bestimmt werden.

Schlackepartikel von geeigneter Grösse können auch durch Brechen und/oder Mahlen von grösseren Schlackepartikeln erhalten werden.

Die Schlacke kann, beispielsweise durch Sieben, in Korngrössenfraktionen getrennt werden und die einzelnen Korngrössenfraktionen können

anschliessend in unterschiedlichen Mengen gemischt werden, um eine gewünschte Korngrössenverteilung, die Sieblinie, zu erhalten. Solche

Verfahren sind dem Fachmann bekannt. Vorteilhaft weist die Schlacke eine Partikelgrösse von 0.05 bis 16 mm, bevorzugt 0.06 bis 8 mm, mehr bevorzugt 0.1 bis 4 mm, im Speziellen 0.12 bis 3.5 mm, auf.

Bevorzugt weisen die Schlackepartikel eine unregelmässige Form und/oder eine raue Oberfläche auf und sind insbesondere nicht kugelförmig. Dies ist vorteilhaft, insbesondere für eine Verzahnung der Partikel untereinander und für einen guten Verbund mit dem Bindemittel. Insbesondere können die Schlackepartikel jede nicht kugelförmige

geometrische Form, entweder gleichförmig oder uneinheitlich, aufweisen.

Beispielsweise können die Partikel eine konische, polygonale, kubische, fünfeckige, sechseckige, achteckige, prismatische und/oder polyedrische Form aufweisen. Uneinheitliche Partikel können beispielsweise kreisförmige, elliptische, ovale, quadratische, rechteckige, dreieckige oder mehreckige Querschnitte aufweisen, die sich zumindest teilweise darin befinden. Die Ausdrücke„uneinheitlich“ oder„irregulär“ geformte Partikel beziehen sich auf dreidimensionale Partikelformen wobei mindestens zwei unterschiedliche Querschnitte durch die Partikel eine unterschiedliche Form aufweisen.

Beispielhafte Querschnitte durch Schlackepartikel mit unregelmässiger Form sind schematisch in Fig. 1 dargestellt. Eine Übersicht geeigneter

Partikelformen bietet S. Blott, K. Pye„Particle shape: a review and new methods of characterization and Classification” in Sedimentology { 2008) 55, 31 - 63.

Bevorzugt wird eine Schlacke, insbesondere eine Stahlschlacke, die, insbesondere in Schlackenbeeten, mit Wasser abgekühlt wurde. Ebenso vorteilhaft ist eine Schlacke, insbesondere eine Kupferschlacke, die als

Schlackenstrom mit einem Druckwasserstrahl granuliert wurde.

Durch das raschere Abkühlen bricht die Schlacke in kleine Stücke. Das ist vorteilhaft, weil dadurch Energie für das Zerkleinern eingespart werden kann und auch, weil dadurch eine unregelmässige, oft kantige Form entsteht. Bevorzugt liegt der Feuchtegehalt der Schlacke unter 5 Gew.-%, mehr bevorzugt unter 3 Gew.-%, speziell bevorzugt unter 1 Gew.-%, insbesondere unter 0.5 Gew.-%.

Für gewisse Anwendungen kann es vorteilhaft sein, wenn die Porosität der Schlacke im Bereich von 5 Vol-% liegt. Damit kann das Gewicht des Produktes ohne grosse Beeinträchtigung der Endeigenschaften reduziert werden.

Für gewisse Anwendungen kann es auch vorteilhaft sein, wenn die Porosität der Schlacke über 5 Vol.-% liegt, damit kann das Gewicht des Produktes gesenkt werden. Für gewisse Anwendungen, speziell für hoch druckfeste Materialien, kann es auch vorteilhaft sein, wenn die Porosität der Schlacke unter 5 Vol.-%, bevorzugt unter 3 Vol.-%, liegt. In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist die

Bindemittelzusammensetzung bevorzugt weitgehend frei von Quarz, insbesondere Quarzsand und Quarzmehl. Insbesondere enthält sie weniger als 10 Gew.-%, bevorzugt weniger als 5 Gew.-%, besonders bevorzugt weniger als 1 Gew.-%, Quarz. Eine solche Zusammensetzung schont die natürlichen Ressourcen und ermöglicht gute bis sehr gute Eigenschaften bei der Verarbeitung, bei der Aushärtung und im Gebrauch.

Das organische Bindemittel in der aushärtbaren Bindemittelzusammensetzung umfasst mindestens ein Polyisocyanat und mindestens ein Polyol.

Unter Polyisocyanat wird eine Verbindung verstanden, die zwei oder mehr Isocyanatgruppen enthält. Der Begriff Polyisocyanat umfasst hierbei auch Isocyanatgruppen-haltige Polymere. Polyisocyanate ergeben durch eine Reaktion mit Luftfeuchtigkeit oder mit Polyolen Polyurethane. Hierbei bezeichnet der Ausdruck„Polyurethan“ Polymere, die durch die sogenannte Diisocyanat-Polyaddition gebildet werden. Diese Polymere können zusätzlich zu den Urethangruppen noch andere Gruppen, insbesondere Harnstoff gruppen aufweisen. Als Polyisocyanat bevorzugt sind aliphatische, cycloaliphatische oder aromati sche Diisocyanate, insbesondere 1 ,6-Hexamethylendiisocyanat (HDI), 1-lso- cyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanatomethylcyclohexan (Isophorondiisocyanat oder IPDI), Perhydro-2,4'- und/oder -4,4'-diphenylmethandiisocyanat (H12MDI), 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat, gegebenenfalls mit Anteilen von 2,4'- und/oder 2,2'-Diphenylmethandiisocyanat (MDI), 2,4-Toluylendiisocyanat oder Gemische davon mit 2,6-Toluylendiisocyanat (TDI), Gemische aus MDI und MDI-Homologen (polymeres MDI oder PMDI) oder Oligomere Isocyanate. Ein geeignetes Isocyanatgruppen-haltiges Polymer wird insbesondere erhalten aus der Umsetzung von mindestens einem Polyol mit einer

überstöchiometrischen Menge von mindestens einem Polyisocyanat, insbesondere Diisocyanat, bevorzugt MDI, TDI, IPDI oder HDI.

Geeignete Polyole sind, insbesondere die folgenden handelsüblichen Polyole oder Mischungen davon:

- Polyetherpolyole, insbesondere Polyoxyalkylendiole und/oder Polyoxyalky- lentriole. Bevorzugte Polyetherpolyole sind Polyoxypropylendiole,

Polyoxypropylen-triole oder Ethylenoxid-terminierte (EO-endcapped) Polyoxypropylendiole oder -triole.

- Polyesterpolyole, auch Oligoesterole genannt, hergestellt nach bekannten Verfahren, insbesondere der Polykondensation von Hydroxycarbonsäuren bzw. Lactonen oder der Polykondensation von aliphatischen und/oder aro matischen Polycarbonsäuren mit zwei- oder mehrwertigen Alkoholen.

Besonders geeignete Polyesterpolyole sind Polyesterdiole.

- Polycarbonatpolyole, wie sie durch Umsetzung beispielsweise der oben ge nannten - zum Aufbau der Polyesterpolyole eingesetzten - Alkohole mit Di- alkylcarbonaten, Diarylcarbonaten oder Phosgen zugänglich sind.

- Mindestens zwei Hydroxylgruppen tragende Blockcopolymere, welche min destens zwei verschiedene Blöcke mit Polyether-, Polyester- und/oder Poly carbonatstruktur der oben beschriebenen Art aufweisen, insbesondere Polyetherpolyesterpolyole.

- Polyacrylat- und Polymethacrylatpolyole,

- Polyhydroxyfunktionelle Fette und Öle, auch Fettsäurepolyole genannt,

- Polykohlenwasserstoffpolyole, auch Oligohydrocarbonole genannt,

- epoxidierte Pflanzenöle sowie ihre Umsetzungsprodukte mit

monofunktionellen Alkoholen,

- Polybutadien-Polyole,

- Umsetzungsprodukte von pflanzlichen Ölen, insbesondere Rizinusöl, mit Ketonharzen,

- Polyester-Polyole, die auf hydriertem Tallöl basieren, - Polyester-Polyole, die auf Dimerfettsäuren oder Dimerfettalkoholen basieren,

- alkoxylierte Polyamine.

Bevorzugt beinhaltet das organische Bindemittel mindestens eine Mischung von Polyolen mit unterschiedlicher OH-Funktionalität.

Bevorzugt umfasst die Bindemittelzusammensetzung mindestens ein aromatisches Polyisocyanat und mindestens ein Polyol, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus epoxidierten Pflanzenölen sowie deren

Umsetzungsprodukten mit monofunktionellen Alkoholen, Polybutadien- Polyolen, Umsetzungsprodukten von pflanzlichen Ölen, insbesondere

Rizinusöl, mit Ketonharzen, Polyester-Polyolen, die auf hydriertem Tallöl basieren, und Polyester-Polyolen, die auf Dimerfettsäuren oder

Dimerfettalkoholen basieren.

Speziell vorteilhaft sind Kombinationen von Polyisocyanaten und Polyolen wie sie in EP 3 339 343 und EP 3 415 544 beschrieben sind.

Solche Bindemittelzusammensetzungen sind besonders hydrophob, nehmen nach dem Aushärten keine Feuchtigkeit auf und sind hydrolysestabil, was vorteilhaft ist.

Als Katalysatoren sind metallorganische Verbindungen oder Amine, insbesondere sec. und tert. Amine, geeignet.

Bevorzugt ist mindestens ein Netz- und/oder Dispergiermittel, insbesondere auf der Basis eines Polycarboxylatethers, in der Bindemittelzusammensetzung vorhanden. Dies ermöglicht eine bessere Verarbeitbarkeit, insbesondere gute Fliessfähigkeit, und einen hohen Anteil an Füllstoffen, was vorteilhaft für eine gute Flomogenität und Festigkeit der ausgehärteten

Bindemittelzusammensetzung ist. Unter Polycarboxylatether wird in diesem Dokument ein Kammpolymer verstanden, bei dem sowohl anionische Gruppen als auch Polyalkylenglycol- Seitenketten kovalent an das Polymerrückgrat gebunden sind. Solche

Polymere sind als Verflüssiger für mineralische Bindemittel wie Zement und Gips bekannt.

Bevorzugte Polycarboxylatether umfassen Struktureinheiten der Formel I und Struktureinheiten der Formel II,

(I) (II)

wobei

R 1 , jeweils unabhängig voneinander -COOM, -SO2-OM, -0-PO(OM)2 und/oder

-PO(OM)2, bevorzugt -COOM, ist,

R 2 und R 5 , jeweils unabhängig voneinander H, -CFI2-COOM oder eine

Alkylgruppe mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen, bevorzugt Fl oder -CFta, sind,

R 3 und R 6 , jeweils unabhängig voneinander Fl oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen, bevorzugt Fl, sind,

R 4 und R 7 , jeweils unabhängig voneinander Fl, -COOM oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen, bevorzugt Fl, sind,

oder R 1 und R 4 einen Ring zu -CO-O-CO- (Anhydrid) formen,

M, jeweils unabhängig voneinander FT, ein Alkalimetallion, ein

Erdalkalimetallion, ein di- oder trivalentes Metallion, eine Ammoniumgruppe oder ein organisches Ammonium, bevorzugt ein FT oder ein Alkalimetallion, ist, p = 0, 1 or 2,

o = 0 or 1 ,

m = 0, oder eine ganze Zahl von 1 bis 4,

n = 2 - 250, insbesondere 10 - 200,

X, jeweils unabhängig voneinander -O- oder -NFH- ist, R 8 , jeweils unabhängig voneinander H, eine Ci- bis C2o-Alkylgruppe, - Cyclohexylgruppe oder -Alkylarylgruppe ist, und

A = C2- bis C4-Alkylen, bevorzugt Ethylen.

Bevorzugt ist das molare Verhältnis von Struktureinheit I zu Struktureinheit II 0.7 - 10 : 1 , mehr bevorzugt 1 - 8 : 1 , insbesondere 1.5 - 5 : 1.

Es kann auch vorteilhaft sein, wenn der Polycarboxylatether weiter noch eine Struktureinheit III umfasst. Bevorzugt ist Struktureinheit III abgeleitet von Monomeren ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Alkyl- oder

Hydroxyalkylestern der Acrylsäure- oder Methacrylsäure, Vinylacetat, Styrol und N-Vinylpyrrolidon.

Bevorzugt enthält der Polycarboxylatether Carbonsäuregruppen und/oder deren Salze und Polyethylenglykol-Seitenketten.

Bevorzugt ist der Polycarboxylatether aus Struktureinheiten I, die abgeleitet von ethylenisch ungesättigten Carbonsäuren, insbesondere ungesättigten Monocarbonsäuren, oder deren Salzen sind, und Struktureinheiten II, die abgeleitet von ethylenisch ungesättigten Polyalkylenglykolen, insbesondere Polyethylenglykolen, sind, aufgebaut. Insbesondere enthält der

Polycarboxylatether ausser Struktureinheiten I und Struktureinheiten II keine weiteren Struktureinheiten.

Bevorzugt ist der Füllstoff, insbesondere Schlacke, und gegebenenfalls auch das zusätzliche Füllstoffmaterial, falls vorhanden, mit dem Netz- und/oder Dispergiermittel beschichtet. Die Beschichtung kann hierbei durch einfaches Aufsprühen, entweder eines flüssigen Netz- und/oder Dispergiermittels oder einer Lösung eines flüssigen oder festen Netz- und/oder Dispergiermittels in einem geeigneten Lösungsmittel, erfolgen.

Bevorzugt weist das Polyisocyanat und das Polyol, bezogen auf 100 Gew.-% Bindemittelzusammensetzung, zusammen einen Anteil von mindestens 5 Gew- %, bevorzugt mindestens 10 Gew.-%, im Besonderen 8 - 22 Gew.-%, im Speziellen 10 - 15 Gew.-%, auf.

Eine vorteilhafte Bindemittelzusammensetzung enthält:

- 3 bis 40 Gew.-% Polyisocyanate,

- 3 bis 40 Gew.-% Polyole,

- 50 bis 94 Gew.-% des Füllstoffs, insbesondere Schlacke, wobei

bevorzugt mindestens 20 Gew.-% des Füllstoffs eisenhaltige Schlacke ist,

- optional 10 bis 40 Gew.-%, insbesondere 15 bis 35 Gew.-%, im

Speziellen 20 bis 30 Gew.-%, zusätzliches Füllstoffmaterial,

insbesondere Kalkstein und/oder Schwerspat, und

- 0 bis 15 Gew.-% weitere Additive,

bezogen auf 100 Gew.-% Bindemittel-Zusammensetzung.

Bevorzugt liegen die erfindungsgemässen Bindemittelzusammensetzungen vor ihrer Verwendung als Mehrkomponentensystem vor, insbesondere als System mit zwei oder drei Komponenten. Bevorzugt liegen die Bestandteile, die miteinander in einer Flärtungsreaktion reagieren können, in getrennt

voneinander gelagerten Behältnissen vor. In dieser Form kann die

Bindemittelzusammensetzung über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis zu einem Jahr und länger gelagert werden, ohne dass sich ihre Eigenschaften in einem für ihren Gebrauch relevanten Ausmass verändern. Erst bei der Anwendung der Bindemittelzusammensetzung werden die reaktiven

Komponenten des organischen Bindemittels miteinander vermischt, worauf die Aushärtung der Bindemittelzusammensetzung beginnt.

Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Mehrkomponentensystem zur Herstellung einer aushärtbaren Bindemittelzusammensetzung umfassend mindestens eine Polyisocyanat-Komponente, umfassend mindestens ein Polyisocyanat, und mindestens eine Polyol-Komponente, umfassend

mindestens ein Polyol, wobei Schlacke und optional weitere Inhaltsstoffe in der Polyisocyanat-Komponente, der Polyol-Komponente und/oder einer weiteren Komponente, einer Feststoff-Komponente, vorhanden sind.

Bevorzugt liegt das Gewichts-Verhältnis der Polyisocyanat-Komponente zur Polyol-Komponente im Bereich von 2: 1 bis 1 :3, mehr bevorzugt bei 1 :1 bis 1 :2. Bevorzugt liegt das Gewichts-Verhältnis von Polyisocyanat-Komponente plus Polyol-Komponente zur Feststoff-Komponente bei 1 :3 bis 1 :12, insbesondere bei 1 :4 bis 1 :10. Bevorzugt umfasst das Mehrkomponentensystem eine Feststoff-Komponente, enthaltend den Füllstoff, besonders bevorzugt Schlacke. Bevorzugt umfasst die Feststoff-Komponente mindestens 60 Gew.-%, bevorzugt mindestens 70 Gew.-%, im Speziellen mindestens 80 Gew.-%, oder mindestens 90 Gew.-%, vorteilhaft sogar 100 Gew.-% Schlacke und/oder Quarz, insbesondere

Schlacke.

Bevorzugt enthält die Feststoff-Komponente neben Schlacke und/oder Quarz das optionale zusätzliche Füllstoffmaterial, das optionale Netz- und/oder Dispergiermittel und gegebenenfalls weitere Additive.

Eine bevorzugte Zusammensetzung der Feststoff-Komponente umfasst:

- 70 bis 90 Gew.-% Schlacke und/oder Quarz, bevorzugt Schlacke,

insbesondere mit einer Partikelgrösse von 0.1 bis 16 mm, bevorzugt 0.11 bis 8 mm, insbesondere 0.12 bis 4 mm,

- 10 bis 30 Gew.-% zusätzliches Füllstoffmaterial, insbesondere mit einer

Partikelgrösse von maximal 0.1 mm, insbesondere etwa 0.1 pm bis 0.1 mm,

- 0 bis 2 Gew.-%, insbesondere 0.01 bis 1.5 Gew.-%, Additive, umfassend mindestens ein Netz- oder Dispergiermittel, insbesondere einen

Polycarboxylatether, und

- 0 bis 5 Gew.-% eines organischen Lösungsmittels, insbesondere eines Lösungsmittels, in welchem der Polycarboxylatether löslich ist. Eine weitere bevorzugte Zusammensetzung der Feststoff-Komponente umfasst:

- 93 bis 100 Gew.-%, bevorzugt 95 bis 99.97 Gew.-%, Schlacke und/oder Quarz, bevorzugt Schlacke, insbesondere mit einer Partikelgrösse von etwa 0.1 pm bis 16 mm, bevorzugt etwa 0.1 pm bis 8 mm, insbesondere etwa 0.1 pm bis 4 mm,

- 0 bis 1.5 Gew.-%, bevorzugt 0.01 bis 1 Gew.-%, eines

Polycarboxylatethers und

- 0 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0.02 bis 4 Gew.-%, eines organischen

Lösungsmittels, in welchem der Polycarboxylatether löslich ist.

Die Korngrösse bzw. Partikelgrösse kann dabei durch ein Siebverfahren gemäss DIN EN 933-1 bestimmt werden.

Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung der Bindemittel zusammensetzung oder des Mehrkomponentensystems zum Verkleben, Beschichten oder Abdichten von Substraten, zum Verfüllen von Kanten, Löchern oder Fugen, als Verankerung- oder Injektionsharz, als Untergiess- oder Vergussmasse, als Bodenbelag, als Vergussmörtel und/oder zur

Herstellung von Formkörpern.

Insbesondere wird die Bindemittelzusammensetzung oder das

Mehrkomponentensystem als Vergussmörtel verwendet.

Eine "Vergussmörtel" zeichnet sich insbesondere durch eine relativ hohe Fliessfähigkeit aus. Insbesondere ist der Vergussmörtel selbstnivellierend. Dies bedeutet, dass der Vergussmörtel rasch und entmischungsfrei rein aufgrund der Schwerkraft fliesst und an der Oberseite eine horizontale Oberfläche bildet. Als Mass für die Fliessfähigkeit kann z.B. die tsoo-Zeit gemäss DIN EN 12350- 8:2010-12 ("Prüfung von Frischbeton - Teil 8: Selbstverdichtender Beton - Setzfliessversuch") sinngemäss angewendet werden. Es hat sich gezeigt, dass sich auf Basis der erfindungsgemässen Bindemittel zusammensetzung auf Basis eines organischen Bindemittels Vergussmörtel formulieren lassen, welche eine mit Zement-basierten Vergussmörteln vergleichbare Fliessfähigkeit aufweisen. Damit lassen sich die

erfindungsgemässen Vergussmörtel beispielsweise als Ersatz für Zement basierte Vergussmörtel einsetzen.

Besonders bevorzugt weist der Vergussmörtel folgende Eigenschaften auf: (i) die Korngrösse beträgt maximal 4 und/oder (ii) die Druckfestigkeit nach 7 Tagen bei 20°C ist grösser als 40 MPa (gemessen nach ASTM D695-96).

Ganz besonders bevorzugt erfüllt der Vergussmörtel die Bestimmungen der Norm EN 1504-6:2006.

Weiter betrifft die Erfindung die Verwendung der Bindemittelzusammensetzung oder des Mehrkomponentensystems zur Herstellung von Polymerbetonen und/oder Vergussmörteln, welche gegenüber korrosiven Substanzen, insbesondere sauren und/oder basischen wässrigen Lösungen, eine verbesserte Stabilität aufweisen. Bevorzugt wird die verbesserte Stabilität sowohl gegenüber sauren, neutralen als auch basischen wässrigen Lösungen verbessert.

Unter einer sauren Lösung wird dabei insbesondere eine Lösung mit einem pH < 7, bevorzugt < 4, verstanden. Eine basische Lösung meint im Besonderen eine Lösung mit einem pH > 7, bevorzugt > 10.

Unter einer "verbesserten Stabilität" wird dabei insbesondere verstanden, dass die Druckfestigkeit des Polymerbetons oder des Vergussmörtels nach 7- tägigem Aushärten bei 20°C, anschliessender Lagerung in einer wässrigen 10 Vol.-%-igen Essigsäurelösung, einer neutralen wässrigen Lösung und/oder einer wässrigen 50 Gew.-%-igen NaOH-Lösung bei 20°C während 21 Tagen und darauffolgender Trocknung bis zur Gewichtskonstanz um weniger als 10%, insbesondere weniger als 5%, bevorzugt weniger als 1 %, abnimmt. Die Druckfestigkeit wird dabei bevorzugt nach Norm ASTM D695 bestimmt. Der Füllstoff in der Bindemittelzusammensetzung oder dem

Mehrkomponentensystem ist dabei bevorzugt Schlacke, insbesondere eisenhaltige Schlacke.

Ein Anteil der Schlacke beträgt dabei insbesondere mindestens 60 Gew.-%, bevorzugt mindestens 65 Gew.-%, bezogen auf 100 Gew.-%

Bindemittelzusammensetzung.

Noch weiter bevorzugt enthält die Bindemittelzusammensetzung Schlacke mit einer Partikelgrösse von mehr als 0.1 mm und zusätzliches Füllstoffmaterial, das keine Schlacke ist, mit einer Partikelgrösse von maximal 0.1 mm und keine weiteren Füllstoffmaterialien.

Die Bindemittelzusammensetzung oder das Mehrkomponentensystem sind daher besonders geeignet für Anwendungen, in welchen diese mit korrosiven Substanzen, insbesondere sauren und/oder basischen wässrigen Lösungen, in Kontakt kommen.

Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft daher die Verwendung der

Bindemittelzusammensetzung oder des Mehrkomponentensystems für Anwendungen, in welchen die Bindemittelzusammensetzung oder das

Mehrkomponentensystem nach dem Aushärten mit korrosiven Substanzen, insbesondere sauren und/oder basischen wässrigen Lösungen, in Kontakt kommt.

Bevorzugt handelt es sich dabei um Anwendungen, bei welchen die

Bindemittelzusammensetzung oder das Mehrkomponentensystem nach dem Aushärten mit sauren als auch mit basischen wässrigen Lösungen in Kontakt kommt.

Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung der ausgehärteten Bindemittelzusammensetzung oder eines ausgehärteten Mehrkomponentensystems zum Leiten von elektrischem Strom, insbesondere zum Ableiten von elektrostatischen Ladungen und/oder zum Ausgleich des elektrischen Potentials zwischen zwei Körpern. Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung der erfindungs- gemässen Bindemittelzusammensetzung oder des erfindungsgemässen Mehrkomponentensystems für die Herstellung von Materialien, mit bei 20°C verbesserter elektrischer Leitfähigkeit, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlacke in der Bindemittelzusammensetzung eine eisenhaltige Schlacke mit mindestens 8 Gew.-% Eisen, gerechnet als FeO, bezogen auf das

Gesamtgewicht der Schlacke, und/oder eine Schlacke mit einer Rohdichte von mindestens 3.1 kg/l, ist.

Überraschenderweise zeigt eine solche ausgehärtete Bindemittelzusammen- Setzung eine verbesserte elektrische Leitfähigkeit im Vergleich zu einer ausgehärteten Bindemittelzusammensetzung, die anstelle der eisenhaltigen Schlacke die gleiche Gewichtsmenge an Quarzsand mit gleicher Sieblinie enthält. Das Material mit verbesserter elektrischer Leitfähigkeit weist bevorzugt einen um mindestens einen Faktor von 2, mehr bevorzugt mindestens 2.5, insbesondere mindestens 3.0, verringerten spezifischen elektrischen

Durchgangswiderstand auf, im Vergleich zu einem ansonsten identischen Material, das aber anstatt der eisenhaltigen Schlacke Quarzsand von gleicher Partikelgrösse enthält. Der elektrische Durchgangswiderstand wird zwischen den zwei gegenüber liegenden 40 x 40 mm Flächen eines Prismas von 40 x 40 x 160 mm durch Anlegen einer Spannung von 100 mV und einer Frequenz von 1 kHz, bei 20°C, bestimmt , wobei die Messung nach 7 Tagen Lagerung bei 20°C durchgeführt wird.

Besonders vorteilhaft für das Untergiessen von Maschinen sind aushärtbare Bindemittelzusammensetzungen, die Schlacken mit einer Rohdichte von mindestens 2.9 kg/l, insbesondere mindestens 3.1 kg/l, bevorzugt mindestens 3.3 kg/l, im Speziellen mindestens 3.5 kg/l, umfassen. Dadurch kann ein speziell guter Verbund zwischen der ausgehärteten Bindemittelzusammen setzung und der darüber liegenden Maschine oder Turbine, welche unter gossen wurde, sowie eine gute Druckfestigkeit des untergossenen Materials erhalten werden.

Die Verwendung des Mehrkomponentensystems erfolgt, indem die

Komponenten vermischt werden. Es werden hierbei vorteilhaft zuerst die mindestens zwei Komponenten, umfassend die Bestandteile des organischen Bindemittels, gut gemischt und anschliessend die Komponente, umfassend die den Füllstoff, insbesondere Schlacke, falls eine solche separate Komponente vorhanden ist, gut eingemischt. Dabei können auch weitere Komponenten oder Zusatzmittel hinzugefügt werden. Nach der Vermischung aller Komponenten erfolgt die Aushärtung. Solche Verarbeitung ist dem Fachmann bekannt.

Überraschenderweise lässt sich die frisch gemischte aushärtbare

Bindemittelzusammensetzung trotz des hohen Anteils an Füllstoff,

insbesondere Schlacke, bei Umgebungstemperaturen sehr gut und homogen verarbeiten.

Es kann auch vorteilhaft sein, insbesondere für die Verwendung der

erfindungsgemässen Bindemittelzusammensetzung als Ausgleichsmörtel, Estrich oder Bodenbeschichtung, wenn eine erfindungsgemässe

Bindemittelzusammensetzung in folgenden Schritten gemischt und appliziert wird:

- Vermischen aller Komponenten der Bindemittelzusammensetzung, ausser den Füllstoffen mit einer Partikelgrösse von mehr als 0.06 mm, mit geeigneten Mischgeräten,

- Applizieren der Mischung als Ausgleichsmörtel, Estrich oder

Bodenbeschichtung, und

- Einstreuen der Füllstoffe mit einer Partikelgrösse von mehr als 0.06 mm, wobei mindestens 20 Gew.-% dieser Füllstoffe eisenhaltige Schlacke sind, von Fland oder mit einer geeigneten Vorrichtung. Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine ausgehärtete Bindemittel zusammensetzung, erhalten durch Aushärten der erfindungsgemässen aushärtbaren Bindemittelzusammensetzung oder durch Vermischen der Komponenten und Aushärten des erfindungsgemässen Mehrkomponenten systems.

Die Aushärtung erfolgt bevorzugt bei Umgebungstemperaturen, insbesondere bei einer Temperatur im Bereich von 5 bis 40°C, bevorzugt 7 bis 35°C.

Die Bindemittelzusammensetzung ist ausgehärtet, wenn keine wesentlichen Reaktionen mehr zwischen Isocyanatgruppen und den Hydroxylgruppen des Polyols stattfinden. Die ausgehärtete Bindemittelzusammensetzung weist eine feste Konsistenz auf. Sie kann insbesondere in Form eines dreidimensionalen Gegenstandes oder Bauteils, oder als Beschichtung, Haftbrücke,

Spachtelmasse, Bestandteil eines Laminats, Klebstoff, Füllung oder Dichtung vorliegen.

Bevorzugt sind der Füllstoff, insbesondere Schlacke, und das Füllstoffmaterial, falls vorhanden, gleichmässig oder im Wesentlichen gleichmäßig in der ausgehärteten Bindemittelzusammensetzung verteilt.

Es kann aber auch vorteilhaft sein, insbesondere für Unterfüllungen, beispielsweise von Maschinen und Turbinen, wenn die Konzentration an Füllstoff, insbesondere Schlacke, in der obersten Schicht der horizontalen Oberfläche der ausgehärteten Bindemittelzusammensetzung kleiner als in der restlichen ausgehärteten Bindemittelzusammensetzung, insbesondere unter 10 Gew.-%, ist. Dies kann den Verbund zwischen der Bindemittelzusammen setzung und dem zu unterfüllenden Objekt verbessern. Kurze Beschreibung der Figuren

Fig. 1 zeigt: eine schematische Darstellung von beispielhaften Querschnitten von Schlackepartikeln mit unregelmässiger Form;

Fig. 2 zeigt: die Druckfestigkeiten von erfindungsgemässen Probenkörpern mit Polyurethan-Matrix und unterschiedlichen Füllstoffen nach Lagerung in verschiedenen Medien (H2O, AcOH oder NaOH); Fig. 3 zeigt: die Druckfestigkeiten von weiteren erfindungsgemässen

Probenkörpern mit Polyurethan-Matrix und unterschiedlichen Füllstoffen nach Lagerung in verschiedenen Medien;

Fig. 4 zeigt: die Druckfestigkeiten von Epoxy-basierten Probenkörpern mit unterschiedlichen Füllstoffen nach Lagerung in verschiedenen

Medien.

Beispiele Im Folgenden sind Ausführungsbeispiele aufgeführt, welche die beschriebene Erfindung näher erläutern sollen. Selbstverständlich ist die Erfindung nicht auf diese beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt.

„Bsp.“: steht für„Beispiel“

„Ref.“: steht für„Referenz-Beispiel“

Verwendete Materialien

Setathane® 1150 ist ein Polyol auf Basis eines Umsetzungsprodukts von Rizinusöl mit Ketonharzen (Allnex Resins Germany GmbH, Deutschland)

Desmophen® T4011 ist ein Polyetherpolyol basierend auf 1 ,1 ,1 - Trimethylolpropan (Covestro AG, Deutschland) Sylosiv® ist ein Zeolith (Grace, USA)

Desmodur ® VL ist ein aromatisches Polyisocyanat basierend auf 4,4'- Diphenylmethandiisocyanat (Covestro AG, Deutschland)

Desmodur ® CD-L ist ein aromatisches Polyisocyanat basierend 4,4'- Diphenylmethandiisocyanat (Covestro AG, Deutschland).

Neukapol® 1119 ist ein Umsetzungsprodukt von epoxidierten Pflanzenölen (Rapsöl) mit einem Anteil an ungesättigten C-18-Fettsäuren von 91 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge an Fettsäuren, mit monofunktionellen C1-8- Alkoholen; OFI-Funktionalität 2.0, mittleres Molekulargewicht ca. 390 g/mol, OFI-Zahl von 290 mg KOFI/g, (Altropol Kunststoff GmbH, Deutschland)

Neukapol® 1582 ist ein Umsetzungsprodukt von epoxidierten Fettsäureestern von Methanol mit Glycerin, wobei den epoxidierten Fettsäureestern als

Fettsäurekomponente Fettsäuregemische von Rapsöl oder Sonnenblumenöl zugrunde liegen, in Abmischung mit N,N,N',N'-Tetrakis(2-hydroxypropyl)- ethylendiamin (Altropol Kunststoff GmbH, Deutschland).

Der Quarzsand und die Schlacken wurden vor der Verwendung getrocknet und durch Sieben in Kornfraktionen aufgeteilt. Die Kornfraktionen wurden anschliessend so gemischt, dass die Korngrössenverteilung der verwendeten Sande einer vorgegebenen Korngrössenverteilung (Sieblinie) entsprach.

EOS ist eine Elektroofenschlacke von Stahl Gerlafingen, Schweiz. Das eingesetzte Material hatte eine Rohdichte von etwa 3.3 kg/l und einen Gehalt an Eisen, gerechnet als FeO, von etwa 19 Gew.-%.

HOS ist eine Hochofenstückschlacke der Hüttenwerke Krupp Mannesmann, Deutschland, erhältlich von der Firma Hermann Rauen GmbH & Co., Deutschland. Das eingesetzte Material hatte eine Rohdichte von 2.9 kg/l und einen Gehalt an Eisen, gerechnet als FeO, von etwa 3 Gew.-%.

Raulit ® ist eine Hochofenschlacke der DK-Recycling und Roheisen GmbH, Deutschland, erhältlich unter dem Markennamen Raulit ® -

Mineralbaustoffgemisch von der Firma Hermann Rauen GmbH & Co.,

Deutschland. Das eingesetzte Material hatte eine Rohdichte von etwa 2.9 kg/l und einen Gehalt an Eisen, gerechnet als FeO, von etwa 1 Gew.-%. HS ist ein Hüttensand von voestalpine AG, Österreich. Das eingesetzte Material hatte eine Rohdichte von etwa 2.9 kg/l und einen Gehalt an Eisen, gerechnet als FeO, von unter 1 Gew.-%.

CS ist NAstra ® Eisensilikat Granulat, eine glasige Kupferschlacke, erhältlich von Sibelco, Deutschland, mit einer Rohdichte von etwa 3.7 kg/l und einem Gehalt an Eisen, gerechnet als FeO, von etwa 51 Gew.-%.

Sikadur ® -42 HE ist ein dreikomponentiger Vergussmörtel auf Epoxidharzbasis, erhältlich von Sika Schweiz AG.

Der Polycarboxylatether war ein Kammpolymer mit Carbonsäuregruppen und Polyethylenglykol-Seitenketten.

Messmethoden

Die Druckfestigkeit und die Biegezugfestigkeit wurden an 40 x 40 x 160 mm Prüfkörpern mit Prüfmaschinen gemäss DIN EN 196-1 und EN 12190 bestimmt. Zur Bestimmung des spezifischen elektrischen Durchgangswiderstandes wurden die gegenüber liegenden 40 x 40 mm Flächen der 40 x 40 x 160 mm- Prüfkörper mit elektrisch leitfähigem Gel bestrichen und an beide Flächen eine Stahlelektrode, die die ganze Fläche bedeckt, bündig angelegt. Der elektrische Durchgangswiderstand der Prüfkörper wurde durch Anlegen einer Spannung von 100 mV AC bei einer Frequenz von 1 kFIz und 10 kFIz an die beiden Elektroden bestimmt. Die thermische Leitfähigkeit wurde gemäss ASTM D5470-06 mit dem ZFW TIM-Tester der Firma ZFW (Zentrum für Wärmemanagement) Stuttgart, Deutschland, an Prüfkörpern von 30 mm Durchmesser und 2 mm Flöhe bestimmt. Polyurethan-Matrix

Für die Beispiele wurden als Polyurethan-Matrix die in Tabelle 1 und 2 beschriebenen Polyol-Komponenten (A-Kom ponente) und Polyisocyanat- Komponenten (B-Komponente) verwendet.

Für jede Zusammensetzung wurden die in den Tabellen 1 und 2 angegebenen Inhaltsstoffe in den angegebenen Mengen (in Gewichtsteilen) der Polyol- Komponente A mittels eines Vakuumdissolvers unter Feuchtigkeitsaus schluss zu einer homogenen Paste verarbeitet und aufbewahrt. Ebenso wurden die in den Tabellen 1 und 2 angegebenen Inhaltsstoffe der

Polyisocyanat-Kom ponente B aufbewahrt.

Tabelle 1 : Zusammensetzungen der Polyurethan-Matricen (alle Angaben ausser Verhältnisse in Gew -%)

1) Entschäumer und Katalysator

Tabelle 2: Zusammensetzungen der Polyurethan-Matricen (alle Angaben ausser Verhältnisse in Gew -%)

1 ) Entschäumer und Katalysator Feststoff-Komponente

Für die Herstellung der Feststoff-Komponente wurden die festen Bestandteile gemäss Tabelle 3 trocken gemischt und während des Mischens eine

Polycarboxylatether-Lösung aufgesprüht.

Tabelle 3: Zusammensetzung der Feststoff-Komponente

* Sand-Typ siehe Beispiele. Herstellung von aushärtbaren Verqussmörteln und Prüfkörpern

Die Polyol-Komponenten A und Polyisocyanat-Komponenten B aus den Tabellen 1 und 2 wurde mittels eines SpeedMixers® (DAC 150 FV, Hauschild) während 30 Sekunden zu einer homogenen Paste verarbeitet

(Mischverhältnisse siehe Tabellen 1 und 2). Anschliessend wurde eine

Feststoff-Komponente gemäss Tabelle 3 zugegeben und gut eingemischt. Die Feststoff-Komponente wies dabei (sofern nicht anders angegeben) stets einen Anteil von 89.5 Gew.-% auf, während die vermischten Polyol-Komponenten A und Polyisocyanat-Komponenten B zusammen einen Anteil von 10.5 Gew.-% aufwiesen.

Zu Vergleichszwecken wurden zudem aushärtbare Zusammensetzungen und Prüfkörper basierend auf einer Epoxidharz-Matrix (im Folgenden als SD bezeichnet) wie folgt hergestellt: Sikadur ® -42 HE Komponente A (enthaltend das Epoxidharz) wurde mit der zugehörigen Komponente B (enthaltend den Härter) im Gewichtsverhältnis 3:1 gut gemischt und anschliessend eine selbst hergestellte Feststoff-Komponente gemäss Tabelle 3 zugegeben und gut eingemischt. Die Feststoff-Komponente wies dabei (sofern nicht anders angegeben) stets einen Anteil von 89.5 Gew.-% auf, während die vermischten Epoxidharz- und Flärter Komponenten zusammen einen Anteil von 10.5 Gew.- % aufwiesen.

Zur Herstellung der Prüfkörper wurden die angemischten aushärtbaren

Zusammensetzungen in Stahlformen gegossen und in der Schalung für 24 Stunden bei 20 °C gelagert. Danach wurden die Prüfkörper aus der Schalung genommen und bei 20 °C weiter gelagert. Nach 7 Tagen Lagerung wurden der spezifische elektrische Widerstand, die Festigkeit und die thermische

Leitfähigkeit bestimmt.

Festigkeit und elektrischer Durchqanqswiderstand von Verqussmörteln In den nachfolgenden Tabellen sind die Festigkeiten und elektrischen

Durchgangswiderstände von verschiedenen Vergussmörteln angegeben.

Die Zeile "Bindemittel-Matrix" gibt die eingesetzte Polyurethan- oder

Epoxidharz-Matrix an (siehe Tabellen 1 und 2), während die Zeilen "Sand" den in der Feststoff-Komponente verwendeten Sand- oder Schlacketyp angibt (siehe Tabelle 3).

Tabelle 4: Resultate bei Verwendung von Quarz und Desmodur ® VL als Polyisocyanat-Kom ponente in der Polyurethan-Matrix

1) Faktor um den der spezifische elektrische Durchgangswiderstand eines Mörtels nach Beispiel B1 bis B5 im Vergleich zu dem spezifischen elektrischen Durchgangswiderstand des Referenzmörtels Ref. 1 reduziert ist, z.B.

Widerstand B1 /Widerstand Ref. 1.

Tabelle 5: Resultate bei Verwendung von Quarz und Desmodur ® CD-L als

Polyisocyanat-Kom ponente in der Polyurethan-Matrix

Aus den Daten in den Tabellen 4 und 5 ist ersichtlich, dass die elektrische Leitfähigkeit um eine Grössenordnung steigt bzw. der spezifische elektrische Widerstand um eine Grössenordnung sinkt, wenn man bei gleichem Füllstoff von einer Epoxy-Matrix auf eine Polyurethan-Matrix wechselt. Konkret liegt der spezifische elektrische Durchgangswiderstand bei Beispiel Ref. 1 (basierend auf Epoxymatrix SD und Quarz als Füllstoff) bei 243.0 MW-cm bei 1 kHz bzw. bei 24.9 MW-cm bei 10 kHz, während die entsprechenden

Durchgangswiderstände für die Beispiele B1 - B10 (alle basierend auf einer Polyurethan-Matrix und Quarz als Füllstoff) bei maximal 26.0 MW-cm bei 1 kHz bzw. bei 2.7 MW-cm bei 10 kHz liegen.

Tabelle 6: Resultate bei Verwendung von Kupferschlacke (CS) und Desmodur ® VL als Polyisocyanat-Komponente in der Polyurethan-Matrix

Tabelle 7: Resultate bei Verwendung von Kupferschlacke (CS) und Desmodur ® CD-L als Polyisocyanat-Kom ponente in der Polyurethan-Matrix

Auch bei Verwendung von eisenhaltiger Schlacke zeigen die Beispiele basierend auf einer Polyurethan-Matrix (Beispiele B11 - B20) im Vergleich mit einer Epoxy-basierten Zusammensetzung (Beispiel Ref. 2) deutlich geringere spezifische elektrische Durchgangswiderstände bei 1 kHz als auch bei 10 kHz.

Ein Vergleich der Tabellen 4/5 mit den Tabellen 6/7 zeigt zudem, dass durch den Einsatz von eisenhaltiger Schlacke anstelle von Quarz die spezifischen elektrischen Durchgangswiderstände um einen Faktor 2 - 3 weiter verringert werden können.

Thermische Leitfähigkeit

Weiter wurden die thermischen Leitfähigkeiten von verschiedenen

Vergussmörteln gemessen. Dabei wurden Prüfkörper mit 30 mm Durchmesser und 2 mm Höhe durch Giessen in entsprechende Formen hergestellt und 7 Tage bei 20°C aushärten gelassen.

Tabelle 8: Resultate thermische Leitfähigkeiten

Durch die Verwendung von Schlacke anstelle von Quarz kann die thermische Leitfähigkeit deutlich reduziert werden.

Korrosionsbeständigkeit

Um die Korrosionsbeständigkeit der Bindemittelzusammensetzungen bzw. von daraus hergestellten Probenkörpern zu testen, wurden verschiedene

Probenkörper wie vorstehend beschrieben hergestellt und 7 Tage bei 20°C aushärten gelassen. Daraufhin wurde die Druckfestigkeit nach ASTM D695 bestimmt.

Danach wurden die Probenkörper für 21 Tage (21 d) jeweils in reinem Wasser (H2O), in 10 Vol.-%-iger Essigsäure (AcOH) oder in 50 Gew.-%iger

Natronlauge (NaOH) gelagert und anschliessend bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Daraufhin wurde erneut die Druckfestigkeit nach ASTM D695 bestimmt.

Fig. 2 zeigt die Druckfestigkeiten von Probenkörpern basierend auf der Polyurethan-Matrix E und einer Feststoff-Komponente wie sie vorstehen beschrieben ist, wobei als Sand wahlweise Quarz, HS, CS, Raulit, HOS oder EOS eingesetzt wurde.

Dabei ist zu erkennen, dass die Druckfestigkeiten unabhängig vom

verwendeten Medium (H2O, AcOH oder NaOH) nicht beeinträchtigt werden sondern im Gegenteil während der Lagerung zunehmen.

Fig. 3 zeigt die Druckfestigkeiten von Probenkörpern basierend auf der Polyurethan-Matrix G und einer Feststoff-Komponente wie sie vorstehend beschrieben ist, wobei als Sand wahlweise Quarz, HS, CS, Raulit, HOS oder EOS eingesetzt wurde. Auch in diesem Fall nehmen die Druckfestigkeiten nach Lagerung in H2O und NaOH zu, während in AcOH bei gewissen Feststoff-Komponenten eine geringe Abnahme feststellbar ist. Fig. 4 zeigt zum Vergleich die Resultate von Probenkörper basierend auf der Epoxidharz-Matrix SD und einer Feststoff-Komponente wie sie vorstehend beschrieben ist, wobei als Sand wiederum wahlweise Quarz, HS, CS, Raulit, HOS oder EOS eingesetzt wurde. Deutlich zu erkennen ist die starke Abnahme der Druckfestigkeit bei Lagerung in H2O und AcOH. Einzig in NaOH bleibt die Druckfestigkeit erhalten, oder diese steigt leicht an während der Lagerung.

Vergussmörtel mit unterschiedlichen Mengen an Polyurethan-Matrix

Tabelle 9 zeigt die Zusammensetzungen und Druckfestigkeiten von weiteren Vergussmörtel, bei welchen die Mengen der Bindemittel-Matrix und die

Feststoffkomponenten modifiziert wurden.

Tabelle 9: Vergussmörtel mit unterschiedlichen Mengen an Sand und

Polyurethan-Matrix

Die Resultate in Tabelle 9 zeigen, dass ein Anteil der Bindemittel-Matrix im Bereich von mehr als 6.0 Gew.-% vorteilhaft ist in Bezug auf die

Druckfestigkeit. Bei Kupferschlacke (CS) und Elektroofenschlacke (EOS) zeigt der Versuch mit 12.5 Gew.-% Bindemittel-Matrix die höchste Druckfestigkeit.