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Title:
PRECLINICAL CARE SYSTEM
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2015/169274
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a system consisting of preclinical emergency care modules which produce a complex condition-dependent control system that is as integral as possible in combination with a human emergency worker. At the system level, an intelligent decision-making system is provided which leads to measures that are optimized for the situation with and without the emergency worker. The modules exhibit a different behavior depending on the situation and interaction. In the process, the emergency worker can be utilized as an additional sensor/actuator module. Based on all obtained sensor data, which is weighted differently, decision-making support is proposed to the emergency worker, or the system makes decisions automatically. The protected communication of the modules is of particular importance for this purpose.

Inventors:
HERRMANN FRANK (DE)
KALWA TOBIAS (DE)
KLÖCKNER FELIX (DE)
PALM ULRICH (DE)
SCOTTI NORMAN (DE)
Application Number:
PCT/DE2015/000212
Publication Date:
November 12, 2015
Filing Date:
April 24, 2015
Export Citation:
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Assignee:
WEINMANN EMERGENCY MEDICAL TECHNOLOGY GMBH & CO KG (DE)
International Classes:
G06F19/00
Foreign References:
US20120116272A12012-05-10
US20100114218A12010-05-06
US20110301513A12011-12-08
EP1702649A12006-09-20
US20060111749A12006-05-25
US6327497B12001-12-04
EP1369144B12005-06-29
EP1264615B12008-12-24
Other References:
See also references of EP 3140759A1
Attorney, Agent or Firm:
PATENTANWÄLTE KLICKOW & PARTNER MBB PARTNERSCHAFTSGESELLSCHAFT (DE)
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Claims:
P a t e n t a n s p r ü c h e

Vorrichtung zur präklinischen Notfallversorgung, dadurch gekennzeichnet, dass das System aus mindestens zwei miteinander vernetzten Modulen besteht, die durch die Vernetzung einen situationsabhängigen Handlungsablauf ermöglichen.

Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Module Sensoren, Aktoren, Eingabe-, Ausgabeelemente und/ oder Steuer-/ Regelungselemente enthalten .

Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Notfallhelfer als Modul im System genutzt wird .

4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Netzwerk drahtgebunden, drahtlose, optische, akustische, magnetische und/ oder taktile Übertragungstechniken nutzt.

5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Netzwerk eindeutige Modul/ Daten-Identifikation mit Zeitstempel und abgesicherte Kommunikation ermöglicht .

6. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei Kommunikationsabbruch die unter- und übergeordneten Module autark weiterarbeiten.

7. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Modul ein Defibrillator und eins ein Beatmungsgerät ist.

8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass einen intelligente, situationsabhängige Sprachführung den Helfer unterstützt.

9. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 7, dadurch gekennzeichnet, dass sich z.B. Videolaryngoskope , CPR- Feedbacksysteme, Fernbedienungsmodule, Ultraschallsysteme, Hirndruckmessungssysteme, Datenbrillen, Dokumentationssysteme und/oder anderweitige Sensor-, Aktor und/ oder HMI -Module in das Gesamtsystem mit einbinden lassen .

10. Vorrichtung zur präklinischen Not fallVersorgung, dadurch gekennzeichnet, dass die Module für die Ablaufsteuerung eine Organisationsstruktur aufweisen.

11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Struktur Master-Slave-Prinzipien beinhaltet.

12. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass Master-Slave-Unterstrukturen als Slave für übergeordnete Strukturen dienen.

13. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass es eine Struktur mit einem Systemmaster gibt.

14. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass es mehrere parallele, gleichberechtigte Strukturen und/ oder Systemmaster gibt .

15. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der/die Systemmaster ein Mensch oder Gerät sein kann .

16. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der/die Systemmaster während der Versorgung wechseln .

17. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass Module während der Maßnahme dem System zugeführt oder aus dem System entfernt werden können.

18. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Systemmaster über die Alarmausgabe wachen und sie situationsabhängig steuern können.

19. Vorrichtung zur präklinischen Notfallversorgung, dadurch gekennzeichnet, dass das System den Therapievorgang benutzergesteuert und/ oder selbsttätig optimiert .

20. Vorrichtung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, dass das System zustandsabhängig steuert oder regelt.

Description:
Präklinisches Versorgungssystem

Die Erfindung betrifft ein System bestehend aus präklinischen Notfallversorgungsmodulen, die durch Kombination in Verbindung mit einem menschlichen Notfallhelfer ein komplexes, möglichst ganzheitliches, zustandsabhängiges Regelungssystem ergeben.

Die Patentschrift US 2006111749 AI beschreibt für den Basic Life Support ein System, dass einem Notfallhelfer sprachgeführt in einer kardio-pulmonalen Notsituation zur Seite steht. Hier stehen ein Defibrillator und ein Beatmungsgerät mit typischen Sensoren zur Verfügung, die mit Hilfe von Ablaufplänen die Notfallversorgung steuern. In der Patentschrift US 6327497 Bl werden ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung eines Defibrillators beschrieben, bei denen über einen Spannungsgenerator eine Elektroschockspannung an Elektroden angelegt wird. Zusätzlich wird von einer Druckgasflasche Sauerstoff zu einem Abgabeelement geleitet. Die Sauerstoffabgäbe wird von einem Dosierelement zur Durchführung einer Oxygenierung gesteuert .

In der EP 1 369 144 Bl wird eine Vorrichtung zur Defibrillation, sowie eine Beatmungseinrichtung mit einer Steuerung für eine Zeitsynchronisation zur zeitlich aufeinander folgenden Durchführung von Inspirationsphasen und Exspirationsphasen einer Fibrillationsanalyse sowie einer anschließenden Defibrillation bei Erkennung eines Fibrillations-Zustandes beschrieben .

Die EP 1 264 615 Bl beschreibt ein Therapiegerät mit einer Beatmungseinheit, einer Defibrillationseinheit , einem Fibrillationsdetektor und einer Steuereinheit, die mit der Beatmungseinheit und der Steuereinheit verbunden und ausgebildet ist, zunächst die Beatmungseinheit zur Beatmung eines Patienten anzusteuern. Die beschriebene Einrichtung besteht auch in einem Therapiegerät, das ausgebildet ist, die Beatmung zur VF-Detektion durch den Fibrillationsdetektor zu unterbrechen und in Abhängigkeit der VF-Detektion die Defibrillationseinheit anzusteuern .

Allen bisher veröffentlichten Lösungsansätzen gemeinsam ist die Kombination von verschiedenen Modulen, die mit einander gekoppelt sind. Der Notfallhelfer wird oftmals durch akustische, optische oder textuelle Ausgaben in den Prozess mit eingebunden. Die Prozesse durchlaufen dabei einen oder meh- rere festgelegte Anweisungspläne. Auf Modulebene hinterliegt eine Entscheidungslogik. Systemtechnisch ist diese aber nicht vorhanden.

Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Vorrichtung der einleitend genannten Art derart zu realisieren, dass auf Systemebene ein intelligentes Entscheidungssystem vorliegt, das mit und ohne den Notfallhelfer zu situationsop- timierten Maßnahmen führt.

Dies soll so durchgeführt werden, dass situations- und interaktionsabhängig die Module ein unterschiedliches Verhalten zeigen. Der Notfallhelfer kann dabei als zusätzliches Sensor-Aktor Modul eingesetzt werden. Abhängig von allen gewonnen Sensordaten, die unterschiedlich gewichtet werden, werden dem Notfallhelfer Entscheidungshilfen vorgeschlagen bzw. das System entscheidet selbsttätig. Um dies zu ermöglichen, steht die abgesicherte Kommunikation der Module im Vordergrund. Mit dem Modul 1 Notfallhelfer 1 wird hierbei akustisch (Alarme und/oder Ansagen) , optisch, hap- tisch oder über jede andere Art der menschlichen Wahrnehmung kommuniziert. Aktionen oder Feedback des Notfallhelfers nimmt das System ebenso über akustische Signale (Spracherkennung) , Gesten oder Eingabesensoren entgegen.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die Verbindbarkeit über Datenübertragungsmittel zum Austausch von Adress-, Zeit- und Statussignalen dient, wobei die Systemvorrichtung zumindest eine Sensoreinrichtung zur Gewinnung von Statussignalen und eine Zeitmesseinrichtung sowie einen Datenspeicher aufweist, sowie dass die Module derart ausgebildet sind, um ein Statussignal der jeweiligen Sensoreinrichtung mit einem Zeitsignal der Zeitmesseinrichtung zu verknüpfen und dass zumindest ein Modul der Systemvorrichtung diese Daten zusammen mit einer Adresskennung über zumindest eine Schnittstelle mittels eines Datenübertragungsprotokolls überträgt.

Erfindungsgemäß werden Zuordnungsdaten durch Wirkung der Steuermittel als Reaktion auf eine manuelle Betätigung, eine spezifische elektronische Ansteuerung, eine festgestellte Übertragungsstörung der Datenübertragungsmittel und/oder eine Aktivierung oder Deaktivierung eines Moduls automatisch und dynamisch generiert, geändert und/oder ergänzt sowie in elektronischen Speichermitteln abgelegt.

Ein Modul ist zum Erzeugen, Senden und/oder Empfangen eines Bestätigungssignals für eine von einem anderen Modul durchgeführten Aktion ausgebildet.

Erfindungsgemäß ist eine erste Funktionseinheit mit ersten digitalen Adressdaten über die Datenübertragungsmittel ansteuerbar und identifizierbar. Eine jeweilige Aktoreinheit der ersten Funktionseinheit kann so mittels gespeicherter primärer Betriebsdaten angesteuert werden, wobei die primären Betriebsdaten im Bereich der ersten Funktionseinheit abrufbar gespeichert sind, oder durch, über die Datenübertragungsmittel empfangene und/oder empfangbare, sekundäre Betriebsdaten angesteuert werden. Sekundäre Betriebsdaten sind dann immer höher priorisiert.

Erfindungsgemäß ist mindestens eine der Funktionseinheiten so ausgebildet, dass sie modulartig mit spezifisch für leitungsgebundene und/oder drahtlose Datenübertragung über die Datenübertragungsmittel ausgebildeten Modulen aus, auf- und nachrüstbar ist . Erfindungsgemäß weist die Systemvorrichtung eine leitungs- gebundene Kommunikationsvorrichtung zur Verbindung von mindestens zwei Funktionseinheiten, und/oder eine drahtlose Kommunikationsvorrichtung zur Verbindung von mindestens zwei Funktionseinheiten auf.

Für die Verbindung der Module erweist sich ein Mas- ter/Slave-Konzept als günstig. Ein Master hat hiermit die Kontrolle über mindestens einen Slave. Der Slave agiert selbstständig auf seiner Modulebene (misst und/oder regelt in seinem Wirkbereich) und gibt seine Werte an den Master weiter. Der Master seinerseits kann über andere im System gesammelten Daten Einfluss auf den Slave nehmen, so wie die Slavedaten den Master beeinflussen können.

Ein Master kann als Slave einem höher priorisierten Master untergeordnet sein, so dass sich eine Hierarchiestruktur ergibt. Der Notfallhelfer kann dabei sowohl Master, als auch Slave sein. In der Regel wird es einen höchstpriori - sierten Systemmaster geben, der durch ein beliebiges 'menschliches' oder technisches Modul gebildet wird.

Während der Durchführung von Versorgungsmaßnahmen ist ein Wechsel des Systemmasters denkbar und in manchen Fällen sinnvoll. So könnte das technische System als Master agieren und den Helfer entlasten. Bei einer Änderung des Pati- entenzustands übernimmt aber der Helfer wieder die Master Funktion. Oder im Fall einer Reanimation ist zunächst der Defibrillator der Master und übergibt bei erfolgreicher Herztätigkeit die Masterfunktion an das Beatmungsgerät, das C02 und Sp02 abhängig die Beatmung steuert und die EKG Informationen zur Kontrolle erhält. Für die sichere Kommunikation der Module untereinander ist eine Datenübertragung mit Checksummen o.a. und Feedback notwendig. Ebenso notwendig ist die eindeutige Identifikation der Daten und die damit verbundene Zuordnung zu den Sendemodulen. Wichtig ist für alle Kommunikationsdaten der Erfassungszeitpunkt. Für den Fall, dass die Kommunikation gestört ist, wird immer wieder versucht, die Verbindung aufzubauen, es sei denn, die Verbindung wird aktiv durch den Nutzer abgebrochen. In der Zwischenzeit arbeiten die Module autark bzw. gehen in einen passiven Modus.

Besondere Bedeutung fällt der Kommunikation zum Notfallhel- fer zu. Maßnahmen für die eindeutige Identifikation des Nutzers (Fingerabdrucksensor, RFID-Armband, Stimmenerkennung, Iris-Scan, etc.) sind hier hilfreich oder rechtlich sogar notwendig. Der akustischen Kommunikation vom und zum Helfer fällt hier eine große Bedeutung zu, damit der Notfallhelfer die Hände für seine Hilfsmaßnahmen frei hat. Auch Maßnahmen durch den Notfallhelfer sollten quittiert werden .

Eine spezielle Lösung könnte eine Datenbrille sein. Dem Notfallhelfer werden alle hilfreichen Informationen eingeblendet . Videodaten wie die eines Videolaryngoskops können eingeblendet werden. Durch Iris-Scan ist eine Identifikation möglich. Augenbewegungen und akustische Signale können der Kommunikation dienen.

Eine besondere Bedeutung hat die Handhabung von Alarmsignalen zu. Alarme, die auf Modulebene sinnvoll sind, können auf Systemebene eine völlig andere Priorität und Bedeutung haben. Der Systemmaster könnte hier die Alarmausgabe auf Modulebene beeinflussen und/oder priorisieren. Im Falle einer Reanimation würden z.B. während der Herzmassage, bestimmte Alarme des Beatmungsgeräts unterdrückt werden, bis es wieder zu gesteuerten Atemhüben kommt.

Eine Reanimationsvorrichtung besteht beispielhaft im Wesentlichen aus den Modulen 'Beatmungsgerät 1 und 'Defibril- lator'. Die Kommunikation der Module erfolgt über ein Kabel oder per Funk und dient dem Austausch von Adress-, Zeit- und Statussignalen sowie Sensorsignalen. Das Beatmungsgerät weist als Slave-Elemente Druck- und Flusssensoren auf, die Druck- bzw. Flusssignale des Atemgases registrieren und an den Beatmungsmaster melden. Der Beatmungsmaster steuert mit diesen Informationen Aktoren, die als Slave arbeiten.

Der Defibrillator weist zwei Elektroden zur Gewinnung von Statussignalen der Herztätigkeit (EKG) auf. Das EKG-Modul arbeitet als Slave für die Steuereinheit (Master) des Defi- brillators. Defibrillator und Beatmungsgerät verfügen zudem jeweils über eine Zeitmesseinrichtung. Diese dient dazu, eine Systemzeit zu generieren, welche - in Form eines Zeit- stempels - mit den Sensorsignalen (Druck, Fluss, EKG) verknüpft wird.

Zudem weisen Defibrillator und Beatmungsgerät jeweils eine individuelle Adresskennung auf, über die die Geräte identifizierbar sind. Defibrillator und Beatmungsgerät weisen zudem jeweils eine Steuereinheit auf und sind ausgebildet, um über ein Datenübertragungsprotokoll die jeweiligen Sensordaten oder Steuersignale zum jeweils anderen Gerät zu übertragen . Die Daten der Sensoren werden typisch mit der jeweiligen Adresskennung und dem jeweiligen Zeitstempel der jeweiligen Zeitmesseinrichtung verknüpft und dann entweder gespeichert und/oder über das Datenübertragungsmittel zum jeweils anderen Gerät übertragen. Oftmals werden diese Daten zusammen mit Steuersignalen übertragen, da die Sensordaten fallweise Ereignisse darstellen, die das Beatmungsgerät oder den De- fibrillator zu einer Aktion veranlassen. Die Übertragung der Steuersignale erfolgt bevorzugt über das Datenübertragungsmittel .

Mit Hilfe der gewonnen Daten entscheidet das System (Master) situationsabhängig darüber, welche Maßnahmen durch den Notfallhelfer (Slave) durchgeführt werden müssen. Zur Durchführung dieser Maßnahmen wird dann der Notfallhelfer visuell und akustisch durch Sprachausgaben und Textmeldungen oder Piktogramme angeleitet . Die Durchführung dieser Maßnahmen wird durch den Notfallhelfer manuell bestätigt, so dass das System die weiteren Schritte anleiten kann. Die bestätigten manuellen Maßnahmen werden gespeichert und zu den Gesamteinsatzdaten inkl. Zeitstempel hinzugefügt. Zu diesen manuell durch den Anwender durchzuführenden Maßnahmen gehören:

Durchführung der Herzdruckmassage zum richtigen Zeitpunkt, mit optimaler Frequenz und Drucktiefe an optimaler Position und ausreichender Entlastung

- Analyse des Herzrhythmus und Defibrillation

intravenöse/intraossären Zugang vorbereiten und legen Intubation vorbereiten und durchführen

Medikamenten-Vorbereitung und Applikation für Reanimationsmedikamente

therapeutische Hypothermie Einstellung der Beatmungsparameter

Bei laufender EKG-Aufzeichnung und -Analyse generiert der Defibrillator ein Steuersignal, das an das Beatmungsgerät übertragen wird, woraufhin dieses die Generierung von Beatmungshüben nach Beendigung der nächsten, auf das Steuersignal folgenden, Exspiration beendet. Der Defibrillator übernimmt die Funktion des Systemmasters.

Dies ist gegebenenfalls erforderlich, weil die Beatmungshübe die EKG-Analyse stören können. Während der Defibrillator eine Schockabgabe vorbereitet und auch schon während des Aufladens, sowie während der Schockabgabe selbst sind die Beatmungshübe weiter unterdrückt. Der Notfallhelfer löst meist den Schock durch Tastendruck nach Aufforderung durch den Systemmaster (Defibrillator) aus. Der Notfallhelfer dient hier als Aktor, der allerdings noch Entscheidungsmöglichkeiten behält.

Die Sensoren des Beatmungsgerätes registrieren einen Atemantrieb des Patienten, woraufhin das Beatmungsgerät eine Rückmeldung an den Defibrillator generiert "Patient atmet". Zusätzlich oder alternativ generiert das Beatmungsgerät über das Display oder andere Signaleinrichtungen eine Information "Patient atmet".

Durch die komplexe Systemkommunikation ist die Datenerfassung und -aufbereitung aller Sensor- und Aktorsignale möglich.

Nachfolgend . sind beispielhaft diverse Sensor- beziehungsweise Aktorsignale aufgelistet. a) Gerätedaten:

Wartungstermine

Standort (GPS)

Betriebsstunden

Akkustatus

Funktionskontrollen

zeitlicher Verlauf (Einschalten, Ausschalten) b) Monitoring-Modul -Daten:

EKG (3-/6-/l2-Kanal)

CPR- Feedback-Daten

HF

Intrakranielle Druckmessung

NIBP

Sp02

Fi02

etC02

Temperatur

Alarme, Alarmgrenzen, Ereignisse

Thoraxkompressionen

Volumen

Druck (PEEP, Plateaudruck, Spitzendruck) c) Beatmungs-Modul-Daten: Beatmungsmodus

Beatmungswerte (AZV, Pinsp. AF, MV, Fi02, Peak, PEEP, C02)

Flow 02 -Inhalation d) Defibrillations-Modul-Daten:

Defibrillation

Kardioversion

Automatische EKG-Analyse

Herz-Schrittmacher

Durchgeführte manuelle Maßnahmen (z.B. Medikamentenapplikation) erfolgen bevorzugt mit Freitextmöglichkeit.

Es können beispielsweise folgende Daten hinzugefügt werden :

Patientendaten (Krankenversicherungskarte, Gesundheitskarte)

Einsatz-Daten (Personal, Betreiber, Fahrzeug, Einsatznummer, Einsatzzeiten)

CPR-Thumper-Daten

Zur Integration von Daten anderer Geräte können Protokolle definiert und dokumentiert sein.

Daten können an der Einsatzstelle in einem Protokoll ausgedruckt werden können, um sie dem Weiterbehandelndem zur Verfügung stellen zu können.

Daten können von der Einsatzstelle in Echtzeit zur teleme- dizinischen Beratung an Supervisor übertragen werden.

Daten können von der Einsatzstelle zur Qualitätssicherung an zentralen Server übertragen werden. Daten können in gängige Klinikdokumentations-Systeme eingespeist werden können:

Die Alarme und Ansagen beider Geräte werden zu dem Zeitpunkt ausgegeben, an dem sie auftreten (keine Priorisierung der Geräte gegeneinander) . Sinnlose Alarme werden damit nicht ausgelöst (die Patientenalarme "Diskonnektion" und "Stenose", die während der Herzdruckmassage in den HLW- Phasen bestehen bleiben, sind während der Analyse-Phase bzw. zur Schockvorbereitung nicht aktiv) .

Wird ein vorbereiteter Schock nicht ausgelöst, wird die Beatmung nach erfolgter interner Entladung wieder gestartet . Die Taste "Maske/Tubus" am Beatmungsgerät behält die Funktion, den Beatmungsdruck auf 20 bzw. 45hPa zu begrenzen. Die Auswahl zwischen "HLW im Rhythmus 30:2" und "Durchdrücken" in den Modi "AED" und "manuell" erfolgt am Defibril- lator. Stenose-Alarm wird bei einem Zusammentreffen von Beatmungshub und Herzdruckmassage beim Durchdrücken ausgelöst .

Alarmausgaben können durch intelligente Prozesse auf ein Minimum reduziert werden. Dies bedeutet, dass zur Alarmierung nicht nur die Alarmbedingung, sondern auch einwirkende weitere Parameter/Prozesse überprüft werden.

Die Alarmbedingungen sind bei einer Reanimation zu vernachlässigen, da bekannt ist, dass sich der Patient im reanima- tionspflichtigen Zustand befindet und dies die einzige Maßnahme ist, um den Bedingungen für die Alarmierung entgegen zu wirken. Keine Asystolie- oder VF/VT-Alarm, wenn Pulskurve vorhanden .

Visuelle Alarmausgaben sollten einfach und schnell dem alarmierenden Modul zugeordnet werden können.

Akustische Alarmausgaben müssen modulspezifisch sein, um sie dem alarmierenden Modul zuordnen zu können.

Die Lautstärke der Alarmausgabe sollte einstellbar sein und sich automatisch dem Umgebungsgeräuschpegel anpassen.

Die einstellbaren Alarmlimits sollten mit minimalem Aufwand an die patientenspezifischen Bedingungen angepasst werden können (z.B. durch Auto-Alarmlimits) .

Die Befehle vom Defibrillator (Master) werden zum Beatmungsgerät (Slave) gesendet.

Der Master erhält bei bestehender Verbindung in jedem Fall eine Rückmeldung zu seinem Befehl.

Folgende Parameter werden bei einer Kommandoübergabe berücksichtigt :

Die Schnittstelle ist auf eine nicht synchronisierte Kommunikation für den Prüfrechner ausgelegt.

Die Firmware des Beatmungsgeräts kann derart erweitert werden, dass Sprache abgeschaltet, Alarme unterdrückt oder beendet, Beatmung gestoppt, gestartet, Stenosealarmgrenze geändert werden können. Als Parameter kann das Beatmungsgerät zurückliefern, welche Einstellungen (Frequenz) , Atemphase oder welcher Alarm anliegt. Für die Darstellung als Monitoringdaten kann der Atemwegsdruck übergeben werden.

Bei der Kommunikation zwischen Defibrillator und Beatmungsgerät übernimmt der Defibrillator die Rolle des Masters. Das Beatmungsgerät arbeitet als Slave und reagiert lediglich auf Befehle, die es vom Defibrillator erhält.

Die Kommunikation wird vom Defibrillator begonnen, indem dieser den entsprechenden Befehl an das Beatmungsgerät sendet. Das Beatmungsgerät schaltet daraufhin seine Sprachausgabe nach einem Hinweis an den Benutzer ab und sendet die entsprechende Antwort an den Defibrillator .

Wenn die Kommunikation unterbrochen wird, während die Beatmung gestoppt ist, setzt das Beatmungsgerät die Beatmung fort, da es keinen neuen Befehl erhält.

Durch den Befehl "Start" kann der Defibrillator jederzeit die Unterbrechung der Beatmung aufheben. Das Beatmungsgerät beginnt in diesem Fall sofort, oder nach Beendigung der eventuell anliegenden Insp . -/Exs . -Phase, mit der Beatmung.

Der Defibrillator überwacht die Anzahl der Beatmungshübe und ob das Beatmungsgerät noch einsatzbereit ist (Demandmodus durch Anwender gewählt) .

Die Kommunikation kann vom Defibrillator durch das Senden des Befehls beendet werden. In diesem Fall beendet das Beatmungsgerät das Senden jeglicher Daten, setzt die Beatmung autark fort und bestätigt das Beenden der Kommunikation durch das Befehlsecho.

Sollte das Beatmungsgerät aufgrund eines Übertragungsfehlers den Befehl des Defibrillators nicht verstehen, sendet es einen Befehl zum erneuten Senden. Der Defibrillator wiederholt daraufhin den Befehl . Erfolgt auch nach mehreren Wiederholungen keine erfolgreiche Bestätigung des Befehls durch das Beatmungsgerät, bricht der Def ibrillator die Kommunikation ab und beide Geräte arbeiten autark weiter.

Nachdem die Kommunikation durch einen Kommunikationsfehler abgebrochen wurde, fordert der Defibrillator weiterhin die Daten an, solange er keine Antwort vom Beatmungsgerät erhält. Empfängt der Defibrillator eine fehlerhafte Antwort vom Beatmungsgerät, wiederholt er den Befehl bis zu zweimal und anschließend wieder nach 3 s. Durch den Empfang des erwarteten Datenpaketes, wird die Kommunikation wieder hergestellt.

Im Folgenden soll ein komplexes Versorgungssystem am Beispiel einer Unfallsituation beschrieben werden. Das Notfallteam wird zu einem Verkehrsunfall mit einem Fußgänger gerufen. Am Einsatzort angekommen wird versucht den Verletzten anzusprechen und den Unfallhergang zu rekonstruieren. Dabei beschreibt einer der drei Notfallhelfer dem System verbal den Zustand des Patienten und die Situation. Das System speichert diese Daten.

Ein übergeordneter Vor-Ort Supervisor der Einsatzkräfte, welche eine Kontroll- und Überwachungs-Master Einheit zur Überwachung bei sich trägt, bekommt die Daten der Anamnese auf der Master-Einheit angezeigt. Die Notfallhelfer schal- ten ihre Datenbrillen ein. Die Daten auf der Master-Einheit werden auf die Datenbrillen der einzelnen Einsatzkräfte gesendet und dort angezeigt. Die Master-Einheit des Supervisors fungiert während des Einsatzes als Master und bindet die Datenbrillen und Versorgungssysteme, wie beispielsweise Defibrillator und Beatmungsgerät als Slave mit ein.

Die Datenbrille identifiziert mittels eines Iris-Scan die Notfallhelfer und kennt ab sofort deren Kompetenzen. Die Patientendaten werden fortan auf den Datenbrillen der Einsatzkräfte angezeigt. Die Notfallhelfer beginnen mit dem Monitoring des Patienten. Die Notfallhelfer schließen Sensoren zum Messen der Vitalparameter, wie SauerstoffSättigung, Blutdruck und Puls an den Patienten an. Darüber hinaus wird ein EKG an den Patienten angeschlossen.

Die Daten werden über die Master-Einheit an den Vor-Ort Supervisor zu den einzelnen Datenbrillen der Not fallhelfer gesendet und angezeigt. Da der Zustand des Patienten sich verschlechtert, gibt das System individuell an den Supervisor und an die Notfallhelfer Warnungen ab.

Die Notfallhelfer bemerken, dass der Patient eintrübt, die Atmung zunehmend schwächer wird und deutliche Rasselgeräusche beim Atmen hörbar sind. Die aufgenommenen Vitalparameter werden laufend an die Master-Einheit des Supervisors gesendet. Dieser nimmt, aufgrund der Situation des Patienten, Kontakt mit einem Experten in der nächsten Notfallklinik auf. Die Daten des Patienten werden dabei in Echtzeit an den Experten in der Notfallklinik gesendet.

Aufgrund des schlechter werdenden Blutdruckes des Patienten, werden weitere Maßnahmen von dem Experten empfohlen. Wegen des Verdachtes eines Schädel -Hirn-Traumas im Rahmen des Verkehrsunfalls, wird eine intrakranielle Druckmessung am Schädel des Patienten durchgeführt. Ebenso wird der Abdominalraum des Patienten mithilfe einer Ultraschall- Untersuchung durchgeführt. Die Bilder der beiden Systeme werden mittels kabelloser Datenübertragung auf die Datenbrillen der Notfallhelfer und des Supervisors übertragen.

Es werden Einblutungen festgestellt. Der Zustand des Patienten verschlechtert sich weiterhin, bis er reanimations- pflichtig wird. Die Notfallhelfer beginnen sofort mit der Reanimation und entscheiden sich zur Intubation. Mithilfe eines Videolaryngoskop wird ein Videobild des Rachens des Patienten auf die Datenbrille eingespielt. Aufgrund der schwer zugänglichen Lage kann der Patient mit Hilfe des Videobildes intubiert werden. Über Sprachbefehle wird die Absaugpumpe aktiviert. Sobald der Tubus sitzt wird das Beatmungsgerät per Sprachbefehle aktiviert .

Der Atemzustand wird überwacht und die Daten werden auf die Master-Einheit und auf die Datenbrillen der Notfallhelfer gespielt. Alle Maßnahmen werden durch eine Kamera in den Datenbrillen der Notfallhelfer erkannt und im Dokumentenspeicher der Master Einheit gespeichert . Diese werden an einen zentralen Sicherheits-Server übermittelt zur späteren Abrechnung des Einsatzes und zur Qualitätssicherung und - Verbesserung der eingesetzten Kräfte.

Das System erkennt während der Reanimation, welche Maßnahmen bereits durch die Notfallhelfer durchgeführt worden sind und gibt mithilfe Algorithmus basierter Auswertung, darauf situationsabhängig Empfehlungen für die weiteren therapeutischen Möglichkeiten. Die Helfer entscheiden sich, den Patienten schnellstmöglich in die nächste Notfall- und Traumaklinik zu transportieren. Da der Patient weiterhin reanimationspf lichtig ist, entscheiden sich die Einsatzkräfte ein automatisches Reanimationsgerät für die Fahrt zum Krankenhaus einzusetzen.

Die Steuerung des Reanimationsgerätes wird kabellos von dem Versorgungssystem übernommen, sodass eine optimale Abfolge zwischen Beatmung und Herzdruckmassagen ablaufen kann. In diesem Moment übernimmt der Defibrillator des Versorgungssystems die Rolle des Masters, um Beatmungsgerät und Reanimationsgerät zu steuern. Das Versorgungssystem erkennt den Zustand des Patienten und gibt während des Einsatzes Sprachausgaben mit weiteren Handlungsempfehlungen. Da der Vor-Ort Supervisor bereits mittels telemedizinischer Unterstützung die Daten an den Experten im Krankenhaus gesendet hat, kann das Krankenhaus sich auf die Ankunft des Patienten optimal vorbereiten.