ROLLMANN GEORG (DE)
SCHMITZ SEBASTIAN (DE)
EP2423664A2 | 2012-02-29 | |||
US7162373B1 | 2007-01-09 |
ROBERT BASAN ET AL: "ON ESTIMATION OF BASQUIN-COFFIN-MANSON FATIGUE PARAMETERS OF LOW-ALLOY STEEL AISI4140", TMT, 18 September 2010 (2010-09-18), 14th International Research/Expert Conference "Trends in the Development of Machinery and Associated Technology", pages 453 - 456, XP055090520, Retrieved from the Internet
Patentansprüche 1. Ein Verfahren zum Bestimmen einer Versagenswahrscheinlich- keit P eines in einem Betrieb zyklisch belasteten Maschinenbauteils mit einer Geometrie Ω bis zu einem Zeitpunkt to, dadurch gekennzeichnet, dass die Versagenswahrscheinlichkeit P nach der Formel P(t < t0) = 1 - bestimmt wird, wobei h(x, t) eine Hazard- rate bezeichnet. 2. Das Verfahren von Anspruch 1, bei dem die Hazardrate h(x, t) als eine Weibullverteilung nach der Formel *(*,?) =—t {tref(s(x),T(x))j bestimmt wird, wobei tref eine charakteristische Lebensdauer des Maschinen¬ bauteils, ε (x) ein Dehnungsfeld, (x) ein Temperaturfeld und m einen Formparameter der Weibullverteilung bezeichnen. 3. Das Verfahren von Anspruch 2, bei dem der Formparameter m über eine Anpassung an experimentelle Testdaten bestimmt wird. 4. Das Verfahren von einem der Ansprüche 2 oder 3, bei dem die charakteristische Lebensdauer des Maschinenbau- teils tref gemäß einem Coffin-Manson-Basquin-Ansatz CMB nach der Formel tref(s,T) = CMB~l(s,T) bestimmt wird. 5. Das Verfahren von Anspruch 4, bei dem die charakteristische Lebensdauer des Maschinenbau- teils tref außerdem nach der Formel s(tref,T) = CMB(tref,T) = bestimmt wird, wobei f , b, sf und c temperaturabhängige Materialkonstanten bezeichnen . 6. Das Verfahren von Anspruch 5, bei dem das Dehnungsfeld ε (x) durch numerische Simulation be¬ stimmt wird. 7. Das Verfahren von Anspruch 6, bei dem das Dehnungsfeld ε (x) durch eine Finite-Elemente- Rechnung bestimmt wird. 8. Das Verfahren von Anspruch 7, bei dem das Dehnungsfeld ε (x) durch ein Shakedown-Verfahren und eine nichtlineare Spannun' s-Dehnungsbeziehung bestimmt wird . 9. Das Verfahren von Anspruch 8, bei dem als Shakedown-Verfahren eine Neubermethode verwendet wird . 10. Das Verfahren von Anspruch 7, bei dem das Dehnungsfeld ε (x) durch eine elastische-plasti- sehe Finite-Elemente-Rechnung bestimmt wird. 11. Das Verfahren von einem der Ansprüche 2 bis 10, bei dem das Temperaturfeld T durch eine thermische Finite- Elemente-Rechnung bestimmt wird. 12. Das Verfahren von einem der Ansprüche 5 bis 11, bei dem die temperaturabhängigen Materialkonstanten af , b, sf und c über eine Anpassung an experimentelle Testdaten be¬ stimmt werden. 13. Das Verfahren von einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem das Maschinenbauteil in Abhängigkeit von der bestimm¬ ten Versagenswahrscheinlichkeit P betrieben wird. 14. Das Verfahren von Anspruch 13, bei dem das Maschinenbauteil zu dem Zeitpunkt to gewartet, repariert oder ausgetauscht wird, wenn die bestimmte Ver¬ sagenswahrscheinlichkeit P größer als eine Schwellwahrschein- lichkeit wird. 15. Das Verfahren von einem der vorhergehenden Ansprüche, bei denen das Maschinenbauteil ein Bauteil einer Gasturbine, einer Dampfturbine, eines Generators oder eines Strahltrieb- werks oder eine Welle oder ein Flugzeugflügel ist. |
Maschinenbauteilen
Technisches Gebiet
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen einer Versagenswahrscheinlichkeit eines in einem Betrieb zyklisch be ¬ lasteten Maschinenbauteils.
Technischer Hintergrund
Während des Betriebs sind viele Bauteile von Maschinen wie beispielsweise Gasturbinen hohen thermischen und mechanischen Belastungen ausgesetzt. Im Fall von zyklischer Beanspruchung führt dies zur Ermüdung der verwendeten Materialien und dadurch zur Bildung von Rissen, was in vielen Fällen die Bauteillebensdauern begrenzt. Maßgeblich ist hier insbesondere die Kurzzeitschwingfestigkeit des Bauteils (Low-Cycle
Fatigue, LCF) .
Aufgrund der Streuung von Materialeigenschaften ist die Dauer bis zum Auftreten eines Anrisses nicht für alle Exemplare eines bestimmten Bauteils gleich, sondern bildet eine statis ¬ tische Verteilung, die durch eine mit der Zeit ansteigende Versagenswahrscheinlichkeit gekennzeichnet ist. Da ein Ver ¬ sagen eines Bauteils vermieden werden soll, muss die Ver ¬ sagenswahrscheinlichkeit beim Festlegen von Serviceinterval- len oder bei LaufZeitverlängerungen berücksichtigt werden.
Die Auslegung der Bauteile geschieht zumeist auf Basis von Materialkurven, die im Rahmen von Materialtests an standardisierten Proben bestimmt werden. Vorherrschend ist hier die deterministische Betrachtungsweise des Bauteilversagens, eine Anrisswahrscheinlichkeit wird nicht berechnet. Um vorzeitiges Materialversagen in den Bauteilen zu vermeiden, werden stattdessen eine Reihe von Sicherheitsfaktoren bei der Auslegung der Bauteile berücksichtigt. Insbesondere wird die Streuung in der Lebensdauer nicht explizit berechnet, sondern über einen festen Abschlag in der zulässigen Bauteillebensdauer berücksichtigt. Das mit zunehmender Materialermüdung stei- gende Versagensrisiko der Bauteile wird üblicherweise nicht quantitativ berechnet. Auch der Größeneffekt, das heißt die mit zunehmender Größe des belasteten Bereichs steigende An ¬ risswahrscheinlichkeit und damit abnehmende Lebensdauer des Bauteils, kann mit der herkömmlichen Herangehensweise nicht quantitativ erfasst, sondern nur im Rahmen des Sicherheitsfaktorkonzepts berücksichtigt werden.
Daher kann es dazu kommen, dass ein Bauteil unnötig lange vor dem Erreichen seiner tatsächlichen Lebensdauer ausgetauscht wird, was die Wirtschaftlichkeit der Maschine, in dem das
Bauteil verbaut ist, senkt, oder dass aufgrund spezifischer Eigenschaften des Bauteils wie seiner Geometrie eine unerwar ¬ tet große Streuung der Materialeigenschaften auftritt und einzelne Exemplare des Bauteils verfrüht im Betrieb ausfal- len, was zu unerwünschten und ungeplanten Stillstandszeiten der Maschine und eventuell durch Folgeschäden erhöhten Wartungskosten führt.
Die Erfindung macht es sich daher zur Aufgabe, ein Verfahren zum Bestimmen einer Versagenswahrscheinlichkeit eines in einem Betrieb zyklisch belasteten Maschinenbauteils einzuführen .
Zusammenfassung der Erfindung
Die Erfindung führt ein Verfahren zum Bestimmen einer Versagenswahrscheinlichkeit P eines in einem Betrieb zyklisch belasteten Maschinenbauteils mit einer Geometrie Ω bis zu einem Zeitpunkt to ein. Der Zeitpunkt to wird dabei bevorzugt anhand der Anzahl der Belastungszyklen, beispielsweise der Anzahl der Maschinenstarts, definiert. Erfindungsgemäß wird die Versagenswahrscheinlichkeit P nach der Formel P{t< bestimmt, wobei h(x, t) eine Hazardrate und ächenintegral über die belastete Oberfläche
des Maschinenbauteils bezeichnen. Die Erfindung betrachtet die Rissbildung unter zyklischer Belastung als räum- und zeitdiskretes Ereignis und modelliert diese über einen Poisson-Punktprozess unter Zugrundelegung eines Hazardansatzes . Die Erfindung bietet damit eine Mög ¬ lichkeit, eine Versagenswahrscheinlichkeit eines Maschinen- bauteils zu einem wählbaren Zeitpunkt zu beziffern, wodurch die Versagenswahrscheinlichkeit für Betrieb und Wartung der Maschine berücksichtigt werden kann.
Die Hazardrate h(x, t) wird vorzugsweise als eine Weibullver- teilung nach der Formel
eine charakteristische Lebensdauer des Maschinenbauteils, ε (x) ein Dehnungsfeld, (x) ein Temperaturfeld und m einen Formparameter der Weibullverteilung bezeichnen. Die charakteristische Lebensdauer t re f kann mit der deterministischen Lebensdauer identifiziert werden. Der Formparameter m gibt die Form der zugrundeliegenden Weibullverteilung an. Er ist typischerweise größer als 1. Der Formparameter m kann über eine Anpassung an experimentelle Testdaten bestimmt werden. Die charakteristische Lebensdauer des Maschinenbauteils t re f kann gemäß einem Coffin-Manson-Basquin-Ansatz CMB nach der Formel t ref (s,T) = CMB ~l ( ,T) bestimmt werden. Auf diese Weise hängt die charakteristische Lebensdauer t re f von lokalen Wer ¬ ten für die Temperatur und die Dehnung ab; sie ist nicht als einheitlicher Wert für das gesamte Maschinenbauteil anzu ¬ sehen .
Die charakteristische Lebensdauer t re f wird außerdem bevorzugt nach der Formel s{t ref ,T) = CMB{t ref ,T) s f {2t ref ) bestimmt,
wobei σf ' b, s f und c temperaturabhängige Materialkonstanten bezeichnen, die über eine Anpassung an experimentelle Test ¬ daten bestimmt werden können. Alternativ können andere Kurvenfunktionen als der CMB-Ansatz verwendet werden, die den Zusammenhang zwischen Dehnungsamplitude und Zyklenzahl zum Versagen bei Standardmaterialermüdungstests geeignet wieder ¬ geben .
Das Dehnungsfeld ε (x) kann durch numerische Simulation be ¬ stimmt werden, beispielsweise durch eine Finite-Elemente- Rechnung unter Verwendung eines Shakedown-Verfahrens und eine nichtlineare Spannungs-Dehnungsbeziehung . Als Shakedown-Ver- fahren kann dabei eine Neubermethode verwendet werden. Alter ¬ nativ kann das Dehnungsfeld ε (x) durch eine elastische-plas- tische Finite-Elemente-Rechnung bestimmt werden.
Das Temperaturfeld T (x) wird bevorzugt durch eine thermische Finite-Elemente-Rechnung bestimmt .
Besonders bevorzugt wird das Maschinenbauteil in Abhängigkeit von der bestimmten Versagenswahrscheinlichkeit P betrieben. Insbesondere kann das Maschinenbauteil zu dem Zeitpunkt to gewartet, repariert oder ausgetauscht werden, wenn die be ¬ stimmte Versagenswahrscheinlichkeit P größer als eine
Schwellwahrscheinlichkeit wird. Das Verfahren der Erfindung erlaubt es, den Zeitpunkt to genau vorherzusagen, wobei der Zeitpunkt to von einer gewählten Schwellwahrscheinlichkeit abhängt. Die verschiedenen Parameter des Verfahrens, insbe ¬ sondere der Formparameter m und die temperaturabhängigen Materialkonstanten a f , b, s f und c können dabei durch Beobachtung von ihm Betrieb befindlichen Exemplaren des jeweiligen Maschinenbauteils angepasst werden, wodurch die Bestim ¬ mung der Versagenswahrscheinlichkeit P über die Betriebszeit gesteigert werden kann. Diese Parameter können jedoch auch mit Hilfe von Standardmaterialermüdungstests kalibriert wer ¬ den .
Das Maschinenbauteil kann beispielsweise ein Bauteil einer Gasturbine, einer Dampfturbine, eines Generators oder eines Strahltriebwerks oder eine Welle oder ein Flugzeugflügel sein. Bei solchen Bauteilen kann das erfindungsgemäße Verfahren besonders vorteilhaft angewendet werden.
Ausführungsbeispiel
Die Erfindung wird nachfolgend anhand einer Abbildung eines Ausführungsbeispiels näher erläutert. Die einzige Figur zeigt ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens als Flussdiagramm. Das Verfahren des Ausführungsbeispiels beginnt in einem ersten Schritt Sl mit der Bestimmung einer Geometrie des Maschinenbauteils, für das die Versagenswahrscheinlich ¬ keit als Funktion der Betriebdauer oder der Maschinenstarts berechnet werden soll. Die Geometrie kann durch Vermessen des Maschinenbauteils, beispielsweise durch lasergestützte Ver ¬ fahren, bestimmt werden. Es ist aber auch möglich, das für die Entwicklung und Fertigung verwendete CAD-Modell zu ver ¬ wenden (CAD, Computer-Aided Design) . In einem anschließenden Schritt S2 wird mittels einer thermischen Finite-Elemente- Rechnung ein Temperaturfeld ermittelt. Das Temperaturfeld gibt Aufschluss über das thermische Verhalten des Maschinen ¬ bauteils als Funktion des Ortes in oder auf dem Maschinenbau ¬ teil. In dem nachfolgenden Schritt S3 wird ein lokales Deh- nungsfeld bestimmt, das ebenfalls Funktion des Ortes ist.
Hierfür kann ein Shakedown-Verfahren wie die Neubermethode, eine nichtlineare Spannungs-Dehnungsbeziehung oder eine elastisch-plastische Finite-Elemente-Rechnung verwendet werden. In Schritt S4 wird eine charakteristische Lebensdauer be- stimmt, wofür das zuvor bestimmte Dehnungsfeld und das Tempe ¬ raturfeld in einen Coffin-Manson-Basquin-Ansatz eingehen. Dabei werden temperaturabhängige Materialkonstanten berücksichtigt, deren geeignete Werte durch Anpassung an experimentelle Testdaten bestimmt werden können. In Schritt S5 wird eine Hazardrate gemäß einem Weibullansatz bestimmt, wobei außerdem ein Exponent m für die Weibullverteilung festgelegt wird, der die Form der zugrundeliegenden Weibullverteilung definiert. Mittels der Hazardrate kann in einem Schritt S6 unter Verwen- dung der Geometrie des Maschinenbauteils schließlich die Ver ¬ sagenswahrscheinlichkeit des Maschinenbauteils durch einen Poisson-Ansatz als Funktion der Betriebsdauer beziehungsweise der Maschinenstarts bestimmt werden. Schließlich wird in einem Schritt S7 das Maschinenbauteil in Abhängigkeit von der berechneten Versagenswahrscheinlichkeit betrieben. Dies kann ein Betreiben bis zu einem Zeitpunkt, zu dem die Versagens ¬ wahrscheinlichkeit eine bestimmte Schwellwahrscheinlichkeit erreicht hat, beinhalten.
Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele einge ¬ schränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen .
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