Login| Sign Up| Help| Contact|

Patent Searching and Data


Title:
PROCESS FOR DISINFECTING MEDICAL CASTING MATERIALS
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/1990/003191
Kind Code:
A1
Abstract:
In the process disclosed, the casting materials are treated with an aqueous solution of a disinfectant which contains, in addition, 0.1 to 15 wt.% of a soluble alcohol. This ensures high dimensional stability and good surface quality of the mould, even in the case of critical moulding materials such as alginates.

Inventors:
HACHMANN KLAUS (DE)
BANSEMIR KLAUS (DE)
DISCH KARLHEINZ (DE)
DASCH WALTER (DE)
PICHL REINHARD (DE)
ELLRICH KLAUS (DE)
Application Number:
PCT/EP1989/001052
Publication Date:
April 05, 1990
Filing Date:
September 11, 1989
Export Citation:
Click for automatic bibliography generation   Help
Assignee:
ESPE STIFTUNG (DE)
HENKEL KGAA (DE)
International Classes:
A01N31/02; A01N35/02; A01N59/00; A61C9/00; A61L2/18; (IPC1-7): A61L2/18; A01N35/02; A01N59/00; A61C9/00
Domestic Patent References:
WO1984001894A11984-05-24
Foreign References:
FR2307548A11976-11-12
EP0016319A11980-10-01
US3912450A1975-10-14
US3983252A1976-09-28
GB2090140A1982-07-07
EP0308786A11989-03-29
Other References:
CHEMICAL ABSTRACTS, Band 109, Nr. 8, 22. August 1988 (Columbus, Ohio, US), J. VIOHL et al.: "Dimensional Stability of Alginate Impressions. Dimensional Stability of Alginate Impressions and Hardness of the Gypsum Casts During Disinfection", siehe seite 435* Zusammenfassung Nr. 61410z, & Dtsch. Zahnaerztl. Z. 1988, 43(4), 477-81*
Download PDF:
Claims:
Patentansprüche
1. Verfahren zur Desinfektion medizinischer Abformmassen, bei dem die Abformmassen nach der Verfestigung und der Abnahme vom Ori¬ ginal mit der wäßrigen Lösung eines Desinfektionsmittels, die auch weitere Hilfsstoffe enthalten kann, in Kontakt gebracht werden, dadurch gekennzeichnet, daß diese Lösung 0,1 bis 15 Gewichtsprozent eines löslichen Alkohols oder eines Gemisches solcher Alkohole enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Lösung einen Alkohol mit 1 bis 3 CAtomen oder einen Etheralkohol mit 3 bis 6 CAtomen oder ein Gemisch solcher Alkohole enthält.
3. 3 Verfahren nach Anspruch 2, bei dem der Alkohol aus der Gruppe Ethanol, nPropanol und Glyoxal ausgewählt ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem 1 bis 10 Gew.% an Alkohol eingesetzt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei dem die Lösung 0,1 bis 10 Gew.%, vorzugsweise 0,5 bis 7 Gew.%, an Desinfek¬ tionswirkstoff enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 5, bei dem mindestens ein Desinfekti¬ onswirkstoff aus der Gruppe Succindialdehyd, Glutardialdehyd und peroxidische Verbindungen verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei dem die Desin¬ fektionslösung eine Kombination von Glutardialdehyd und Glyoxal im Gewichtsverhältnis von 2 : 1 bis 1 : 10, vorzugsweise von 2 : 1 bis 1 : 5, enthält.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7 zur Desinfektion von AIginatAbformmassen.
Description:
"Verfahren zur Desinfektion von medizinischen Abformmassen"

Auf vielen Gebieten der Medizin besteht, mehr oder weniger häufig, die Notwendigkeit, dimensionsgetreue Modelle von Organen oder Or¬ ganteilen anzufertigen. So werden in der Pathologie und in der Chirurgie Modelle zu Demonstrations- oder Dokumentationszwecken benötigt; in der Orthopädie werden Modelle zur Anpassung von Pro¬ thesen verwendet, und in der Zahnmedizin wird anhand von Modellen Zahnersatz angefertigt. Zur Gewinnung des Modells wird dabei zu¬ nächst mit Hilfe von Abformmassen ein räumliches Negativ des be¬ treffenden Organs hergestellt, das dann, gegebenenfalls nach Zwi¬ schenlagerung, als Form für die Anfertigung des eigentlichen Mo¬ dells dient. Zur Herstellung des Negativs sind eine Reihe von Ma¬ terialien entwickelt worden, die alle die Eigenschaft haben, zu¬ nächst plastisch verformbar zu sein und sich nach kurzer Zeit zu einer mehr oder weniger elastischen Masse zu verfestigen. Die Ab- formung geschieht in der Weise, daß man das betreffende Organ in das plastische Abformmaterial abdrückt und darin bis zur Ver¬ festigung der Masse beläßt. Das Modell selbst wird dann meist im Gußverfahren hergestellt, indem beispielsweise Gemische aus Wasser und Gips in die Negativform eingetragen werden.

In der Zahnmedizin unterscheidet man zwischen starren und elasti¬ schen Abformmaterialien. Während starre Abformmaterialien wie Gips, Zinkoxid-Eugenolpasten, Wachse und Guttapercha hauptsächlich dafür eingesetzt werden, die Stellung der Zähne zueinander zu be¬ stimmen, also die Bißregistrierung vorzunehmen, werden für die Herstellung von zahnärztlichen Modellen hauptsächlich elastische Abformmaterialien auf der Basis von synthetischen oder natürlichen

Polymeren eingesetzt, bei denen die Verfestigung durch physika¬ lische oder chemische Vernetzungsreaktionen zustande kommt.

Die heute wichtigsten synthetischen Polymere für diesen Zweck sind Silikone, Polyether und Polysulfide, die alle auf chemischem Wege vernetzt werden. Bei den Silikonmaterialien unterscheidet man prinzipiell zwischen den kondensationsvernetzenden Silikonmassen (die Härtung geschieht hierbei mit organischen Zinn- oder Titan¬ verbindungen als Katalysatoren, die die Vernetzung der Ausgangs- polysiloxane nach Abspaltungen von Endgruppen bewirken), zum an¬ deren werden sogenannte additionsvernetzende Silikonabformmassen verwendet, bei denen die Härtung durch Reaktion eines Polysiloxans mit Vinyl-Endgruppen mit einem Polysiloxan mit SiH-Gruppen mittels bestimmter Platinkatalysatoren erfolgt. Neben den Polysulfiden spielen ferner die Polyethermaterialien aufgrund ihrer hydrophilen Materialeigenschaften eine große Rolle, da durch die hierbei mög¬ liche gute Benetzung auch im wäßrigen Milieu die Zahnsituation im Mund besonders gut wiedergegeben werden kann. Die Vernetzungs¬ reaktion hierbei beruht auf der Polymerisation von Epimin-end- ständigen Polyetherprepoly eren, welche durch Sulfoniumsalzkata- lysatoren eingeleitet wird.

Die wichtigsten natürlichen Polymere sind polymere Kohlenhydrate, von denen wiederum die Alginate die höchste Bedeutung besitzen. Bei diesen Materialien bilden sich in der Erstarrungsreaktion wasserhaltige elastische Gele, deren Haltbarkeit geringer ist als die der synthetischen Massen.

Alginatabform aterialien können bekanntermaßen Kieferabdrücke mit hinreichender Genauigkeit liefern und erfreuen sich aufgrund ihrer billigen Herstellbarkeit einer weiten Verbreitung. Geliefert wird dieses Abformmaterial dem Anwender in Form eines alginathaltigen Pulvers, welches von ihm mit einer definierten Menge Wasser vor der Anwendung vermischt wird. Hierbei gehen dann die Reaktanten

Alginsäuresalz und Calciumsalz in Lösung, reagieren miteinander und bilden ein unlösliches, elastisches Hydrogel. Neben einem lös¬ lichen Alginsäuresalz wie Kalium- oder Natriu alginat und einem mäßig löslichen Calciumsalz wie Calciumsulfat, werden in der Regel Verzögerer wie Natriumphosphat oder Natriu pyrophosphat, Füll¬ stoffe wie Kieselgur und komplexe Übergangs etallfluoride wie Ka- liumhexafluorotitanat eingesetzt. Vorteilhaft ist auch der Einsatz von geringen Mengen an pyrogener Kieselsäure zur Einstellung des thioxotropen Verhaltens. Zur Verhinderung der Staubwirkung dieser Alginatpulvermischung ist es bekannt, diese durch Zusatz von lös¬ lichen und unlöslichen organischen Verbindungen zu granulieren (z. B. EP-A 0058203 sowie DE-A 3439884 und DE-A 34 10 923).

Die Zusammensetzungen der Alginatabformmaterialien können in re¬ lativ weiten Bereichen variieren. So können 10 - 30 Gew.-% Na¬ trium- oder Kaliu alginat, 10 - 30 Gew.- Calciumsulfat, 0,5 - 5 Gew.-% Natriumphosphat und/oder Natriumpyrophosphat sowie als Rest übliche Füllstoffe, Aromastoffe sowie Thixotropie-Hilfsmittel enthalten sein. Als Füllstoffe sind besonders geeignet Kieselgure, Natrium- oder Kaiiu hexafluorotitanat, sowie Zinkoxide.

Im Unterschied zu den Alginaten sind Abformmassen auf Agar-Agar- Basis reversible Materialien (sogenannte Hydrokolloide), die im Prinzip immer wieder verwendet werden können. Zur Abfor ung wird das stark wasserhaltige Agar-Agar-Gel in einem Wasserbad in den Solzustand überführt, das Abformmaterial in einem Löffel in den Mund gebracht und durch Zuführung von kaltem Wasser durch den Löffel in einen fest elastischen Zustand.(Gel) zurückverwandelt.

In der Praxis werden die Negativform und das eigentliche Modell im allgemeinen nicht von derselben Person hergestellt. Vielmehr wird die Negativform nach der Abnahme vom Original über mehr oder we¬ niger lange Transportwege an eine Modellwerkstatt übergeben, wo dann das Modell von eigens dafür geschultem Personal angefertigt

wird. Bedingt durch den Herstellprozeß kann die Negativform in störender Weise mit Keimen belastet sein, wobei pathogene Keime nicht auszuschließen sind. Eine besondere Gefahr stellt dabei in der Zahnmedizin die Kontamination mit Hepatitis-Viren dar. Es ist deshalb schon sehr früh vorgeschlagen worden, die Negativform vor der Weitergabe zu desinfizieren, um eine Gefährdung der Personen, die später damit in Berührung kommen, auszuschließen.

Es gelang jedoch nicht, die für die Anwendung auf der Fläche und an medizinischen Geräten bekannten Desinfektionsmittel in zufrie¬ denstellender Weise auch für Abformmassen zu verwenden. Die Schwierigkeiten beruhten darauf, daß ein meist anderes Keimspek¬ trum auf einer völlig anderen Oberfläche zu bekämpfen war, die Abdruckmassen in ihrer Maßhaltigkeit und ihrer Oberflächengüte nicht durch den Desinfektionsprozeß beeinträchtigt werden durften und die Ausformbarkeit des eigentlichen Modells gewährleistet bleiben mußte. Insbesondere bei den hydrophilen Materialien wie Polyethern, Alginaten, Hydrokolloiden und hydrophilisierten Si¬ likonen waren bei der Einwirkung von wäßrigen Desinfektionsmitteln aber auch von alkoholischen Desinfektionsmitteln auf die ausge¬ formte Masse starke Einflüsse auf die Qualität des danach herge¬ stellten Modells zu beobachten. Um diese Schwierigkeiten zu umge¬ hen, ist als Alternative beispielsweise vorgeschlagen worden, dem Abformmaterial schon vor der Abformung einen antimikrobiell wir¬ kenden Stoff zuzusetzen, so daß nachträgliche Einwirkungen auf die Form unterbleiben können (G. Lott, H. K. Gribi, Quintessence in¬ ternational, Vol. 19, No. 8, 571 (1988); s. a. EP 265 775 und DD 244 058). Auch dieses Verfahren löst aber nicht alle Probleme, da viele an sich gut wirksame Desinfektionsmittel bei dieser Anwen¬ dung nicht ihre volle Wirksamkeit entfalten oder aber mit dem Ab¬ formmaterial oder der Mundschleimhaut unverträglich sind. Weiter¬ hin wird eine Kontamination des Löffels, in dem sich die Form be¬ findet, nicht beseitigt.

Der vorliegenden Erfindung lag in diesem Zusammenhang die Aufgabe zugrunde, ein für die nachträgliche Desinfektion der ausgeformten Masse geeignetes Verfahren zu finden. Diese Aufgabe konnte gelöst werden durch die Anwendung von Desinfektionsmitteln in verdünnter wäßrig alkoholischer Lösung.

Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Desinfektion medizinischer Abformmassen, bei dem die Abformmassen nach der Ver¬ festigung und der Abnahme vom Original mit der wäßrigen Lösung eines Desinfektionsmittels in Kontakt gebracht werden, dadurch gekennzeichnet, daß diese Lösung 0,1 bis 15 Gewichtsprozent eines löslichen Alkohols enthält.

Mit dem neuen Verfahren werden nicht nur eine schnelle und gründ¬ liche Abtötung aller relevanten Keime und Viren erreicht, sondern auch die Beeinträchtigungen der Maßhaltigkeit, der Oberflächengüte und der Ausgießbarkeit des Negativs so weit vermindert, daß sie in der Praxis nicht mehr stören. Dies gilt auch für Polyether und hydrophilisierte Silikone und selbst für die äußerst sensiblen polymeren Kohlenhydrate, insbesondere die Alginate, die in der Zahnmedizin als Abformmaterialien weite Verbreitung gefunden ha¬ ben.

Das Verfahren wird meist in der Weise ausgeführt, daß die Nega- tivform unmittelbar nach der Abnahme vom abzubildenden Organ oder, vorzugsweise, nach kurzem Abspülen mit Wasser in eine vorbereitete Lösung des Desinfektionsmittels soweit eingetaucht wird, daß alle möglicherweise kontaminierten Oberflächen von der Lösung benetzt werden. Die Lösung hat im allgemeinen Raumtemperatur, doch kann, wenn das Abformmaterial dies zuläßt, auch bei erhöhten Tempera¬ turen desinfiziert werden. Die Kontaktzeiten richten sich nach dem gewünschten Desinfektionsgrad und liegen bei Raumtemperatur mei¬ stens im Bereich zwischen 1 und 20 Minuten, vorzugsweise zwischen 1 und 10 Minuten und insbesondere zwischen 1 und 5 Minuten. Die

Form wird dann entnommen, meist noch einmal mit Wasser nachgespült und bis zur weiteren Verwendung in geeigneter Weise gelagert. Die Desinfektion muß allerdings nicht unbedingt im Anschluß an die Herstellung der Negativform durchgeführt werden, sondern kann auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, gegebenenfalls zusätzlich zu einem Desinfektionsgang unmittelbar nach Herstellung. Anstelle des bevorzugten Eintauchens kann die Form auch zur Desinfektion mit der Wirkstofflösung besprüht werden.

Die erfindungsgemäß einzusetzenden Alkohole sollen in der jewei¬ ligen Einsatzkonzentration wasserlöslich sein. Geeignet sind bei¬ spielsweise Butandiol, Butanol, Triethylenglykol, Polyethylengly- kole und gemischte Polyethylenpolypropylenglykole.

Vorzugsweise sind die Alkohole unbegrenzt mit Wasser mischbar. Bevorzugt werden deshalb Alkohole mit 1 bis 3 C-Atomen und Ether- alkohole mit 3 bis 6 C-Atomen eingesetzt. Beispiele für Alkohole mit 1 bis 3 C-Atomen sind Ethanol, Isopropanol, n-Propanol, 1,2- Propylenglykol und Glycerin. Beispiele für Etheralkohole mit 3 bis 6 C-Atomen sind Diethylenglykol, Triethylenglykol und Butylglykol. Auch die in wäßriger Lösung überwiegend als Hydrate vorliegenden Aldehyde dieser Größe, beispielsweise Glyoxal, besitzen diese Wir¬ kung, so daß sie die Alkohole zum Teil oder vollständig ersetzen können. Sie werden deshalb im Rahmen dieser Erfindung zu den Alko¬ holen gerechnet. Besonders bevorzugt werden Ethanol, n-Propanol und Glyoxal.

Durch den Zusatz der Alkohole zu den wäßrigen Desinfektionsmit- tellösungen wird überraschenderweise eine weit geringere Beein¬ trächtigung der Maßgenauigkeit und der Oberflächengüte bei der Desinfektion der Negativform erreicht als sie mit rein wäßrigen Lösungen oder überwiegend alkoholischen Lösungen der Desinfekti¬ onsmitteln zu erzielen ist. Die Konzentration an Alkohol liegt im allgemeinen zwischen etwa 0,1 und 15 Gewichtsprozent, bezogen auf

das Gewicht der fertigen Desinfektionslösung, vorzugsweise zwi¬ schen 1 und 10 Gew.- . Die am besten geeignete Konzentration hängt von der Art des Alkohols ab und liegt beispielsweise bei Isopro- panol bei etwa 1 Gew.-%, bei n-Propanol und Glycerin bei etwa 2 bis 5 Gew.-%, bei 1,2 Propylenglykol bei etwa 1 bis 3 Gew.-% und bei Ethanol bei etwa 2 bis 6 Gew.-%.

Obwohl auch ein Teil der erfindungsgemäß einzusetzenden Alkohole eine gewisse - im Falle von Glyoxal oder Formaldehyd sogar starke - antimikrobielle Wirkung aufweisen, enthalten die Desinfektions¬ lösungen zusätzlich übliche Desinfektionswirkstoffe. Die Auswahl der Wirkstoffe und die Wahl der Konzentration wird in erster Linie von dem zu bekämpfenden Keimspektrum aber auch von der beabsich¬ tigten Desinfektionszeit bestimmt. Prinzipiell eignen sich als breit wirksame Desinfektionswirkstoffe beispielsweise Aldehyde, Phenole, quartäre Ammoniumverbindungen, Biguanide, Aktivhologen- verbindungen und peroxidische Verbindungen, allein oder in ge¬ eigneter Kombination. Beispiele für geeignete Wirkstoffe aus diesen Klassen sind Glutaraldehyd, o-Phenylphenol , p-Chlor-m- kresol , Didecyldimethylammoniu chlorid, Benzyldimethylalkyl- ammoniumchlorid, Oligohexamethylenbiguanid-Hydrochlorid, Was¬ serstoffperoxid und Peressigsäure. Gegebenenfalls kann es auch zweckmäßig sein, ein oder mehrere Wirkstoffe mit engem Keim¬ spektrum, beispielsweise Fungizide, wie etwa Undecylensäurederi- vate, zuzusetzen. Besonders bevorzugte Wirkstoffe für das erfin¬ dungsgemäße Verfahren sind Aldehyde, insbesondere Succindialdehyd und Glutardialdehyd sowie peroxidische Verbindungen.

Für die meisten Fälle reichen Konzentrationen von 0,1 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 bis 7 Gew.-% an Desinfektionswirkstoff aus, doch ist es in besonderen Fällen durchaus möglich, auch au¬ ßerhalb dieser Grenzen zu arbeiten. Enthalten die Desinfektions¬ lesungen sowohl Glutardialdehyd als auch Glyoxal - eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung -, so werden diese Aldehyde Vorzugs-

- 8 -

weise im Gewichtsverhältnis von 2 : 1 bis 1 : 10, insbesondere 2 : 1 bis 1 : 5 verwendet. Die Desinfektionslösung enthält die beiden Aldehyde vorzugsweise in einer Menge von 0,5 bis 7 Gew.- , insbesondere 1 bis 5 Gew.-%, gerechnet als Summe beider Aldehyde. Daneben können bis zu 3 Gew.-%, vorzugsweise 0,01 bis 2 Gew.-%, an anderen Desinfektionswirkstoffen enthalten sein, doch kann in vielen Fällen auf den Zusatz weiterer Desinfektionswirkstoffe, auch verzichtet werden.

Zusätzlich zu den genannten Wirkstoffen können die Desinfektions- ittellösungen weitere übliche Hilfssubstanzen enthalten. Hier sind in erster Linie Tenside zu nennen, die die Benetzung der Ne¬ gativform erleichtern sollen. Verwendet werden in erster Linie nichtionische und, vorzugsweise, anionische Tenside, doch können bei ausreichender Verträglichkeit mit den zu desinfizierenden Ma¬ terialien auch andere Tensidtypen eingesetzt werden. (Nichtio¬ nische Tenside, d. h. im allgemeinen Additionsverbindungen aus Ethylenoxid und langkettigen Alkoholen oder Phenolen, zählen im Rahmen dieser Erfindung nicht zu den Alkoholen.) Daneben können pH-regulierende Stoffe und Puffersubstanzen enthalten sein, um den bevorzugten pH-Wert der Lösung von 2 bis 11, insbesondere 3 bis 9, sicher einzustellen. Als weitere Hilfsstoffe sind sequestrierend wirkende Substanzen, Duftstoffe, Farbstoffe, Schauminhibitoren und Hydrotrope zu nennen sowie Mittel, die die Abformbarkeit des Ne¬ gativs mit Gips erleichtern, wie etwa anorganische Fluoride, bei¬ spielsweise a2TiFs. Die Menge an Hilfsstoffen in der Desinfek¬ tionslösung liegt vorzugsweise zwischen 0,01 und 10 Gew.-% und ] insbesondere zwischen 0,1 und 5 Gew.-%. Die Menge an Tensiden macht vorzugsweise 0 bis etwa 1 Gew.-%, insbesondere 0 bis 0,5

Gew.-% und besonders bevorzugt 0,01 bis 0,3 Gew.-% der Lösung aus.

Die Desinfektionsmittellösungen können unmittelbar vor Anwendung j des Verfahrens aus den Einzelkomponenten hergestellt werden, doch

I ist es bequemer und sicherer, bereits vorgefertigte Lösungen an-

] zuwenden oder entsprechende Konzentrate nur zu verdünnen.

Eine für das erfindungsgemäße Verfahren besonders geeignete Des¬ infektionslösung hat folgende Zusammensetzung:

0,5 bis 5 Gew.-% Glyoxal,

0 bis 10 Gew.-% Alkohol aus der Gruppe Ethanol, n-Propanol und deren Mischungen,

0,5 bis 10 Gew.-% Aldehyd aus der Gruppe Succindialdehyd, Glutar¬ dialdehyd und deren Mischungen,

0 bis 3 Gew.-% eines oder mehrerer weiterer Desinfektionswirk¬ stoffe,

0 bis 10 Gew.-% eines oder mehrerer Hilfsstoffe aus der Gruppe

Tenside, pH-regulierende Substanzen, Seque¬ striermittel, Duftstoffe, Farbstoffe, Schaum¬ inhibitoren, Hydrotrope und anorganische Fluoride und

Rest zu 100 Gew.- Wasser

Bevorzugtes Einsatzgebiet des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Desinfektion von Abdruckmassen auf dem Gebiet der Zahn- und Kie¬ fermedizin. Das Verfahren ist aber keineswegs auf dieses Gebiet beschränkt, sondern nicht zuletzt wegen der außergewöhnlichen Ma¬ terialverträglichkeit sehr breit anwendbar. In keinem Falle wurde beobachtet, daß der Zusatz der Alkohole die Brauchbarkeit der Mit¬ tel auch für andere Desinfektionsmaßnahmen eingeschränkt hätte.

BEISPIELE

1. Desinfektionsmittellösunqen

Die für die folgenden Prüfungen verwendeten wäßrigen Lösungen hatten folgende Zusammensetzung (in Gewichtsprozent, Rest Was¬ ser):

B

2.

Diese Prüfung wurde an Abformmassen auf Alginatbasis vorgenom¬ men, die von allen heute in der zahnärztlichen Praxis verwen¬ deten Abdruckmaterialien am empfindlichsten auf Fehlbehandlung reagieren. Als Testmaterial wurde das Produkt Palgat der Firma Espe, Seefeld, DE, verwendet. Der Test wurde wie folgt durch¬ geführt:

20 g des Alginats wurden mit 40 ml destilliertem Wasser gründ¬ lich vermischt und in die Probeform eingegossen ("apparatus for detail reproduction" nach ADA-Spezifikation Nr. 19 (American Dental Association), J. Am. Dent. Assoc, Vol. 84, April 1977, Seite 733 ff.) Überschüssiges Alginat wurde mit einer glatten

Glasplatte verdrängt. Nach 15 Minuten Aushärtezeit bei Raum¬ temperatur (23° +/- 1° C) im Hygrophor (100 % rel. Luftfeuch¬ tigkeit) wurde die Abformung entnommen und sofort in das Desin¬ fektionsbad, enthaltend die Lösungen A, B, C und D eingegeben. Nach den in der Tabelle angegebenen Verweilzeiten im Desinfek¬ tionsbad (Temperatur 23° +/- 1° C) wurde die Abformung unter einem schwachen Strom Leitungswasser für 10 Sekunden gespült. Im Anschluß wurde die Abformung mit Gips (Moldano, Fa. Bayer, Leverkusen, DE) ausgegossen. Zur vollständigen Aushärtung des Gipsmodelles wurden Modell und Negativform 30 Minuten in einem Hygrophor (23° +/- 1° C, 100 % rel. Luftfeuchtigkeit) auf¬ bewahrt. Die Alginatform wurde anschließend vorsichtig vom Gips getrennt und das Gipsmodell unter dem Mikroskop auf Dimensions¬ änderungen vermessen und auf Oberflächenbeschaffenheit unter¬ sucht.

Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle 1 für verschiedene Einwirkungszeiten der Desinfektionslösung angegeben. Die Zahlenwerte bedeuten Prozent bei der Dimensionsänderung bzw. Bewertungszahl 1 - 3 (keine signifikanten Einflüsse; geringe Einflüsse - ohne Auswirkung auf die Präzision der Arbeit; star¬ ke, nicht tolerierbare Einflüsse) bei der Oberflächengüte des Gipsabgusses.

T A B E L L E I

Oberf1ächengüte Dimensionsänderung

Alginat(n.Minuten) Gips(n.Minuten) (n. Minuten)

Lösung 5 10 20 5 10 20 5 10 20

Aus den Werten wird deutlich, daß selbst nach Einwirkungszeiten von 10 bis 20 Minuten weder die Oberflächengüte noch die Ma߬ genauigkeit Veränderungen erfahren, die die Güte der prothe- tischen Arbeit beeinträchtigen könnten.

3. Desinfektionswirkunq

Zur Prüfung der Desinfektionswirkung wurde Alginatabformmasse aus Wasser und dem Produkt Palgat (Fa. Espe, Seefeld, DE) nach Herstellerangaben im Gummibecher angerührt und durch Ausstrei¬ chen auf eine Tüpfelplatte aus Prozellan zu linsenförmigen Prüfkörpern von ca. 22 mm Durchmesser und 5 mm Dicke verarbei¬ tet (Härtezeit 5 Minuten). Die Kontamination erfolgte an¬ schließend durch Einlegen dieser Körper in eine Keimsuspension, die mehr als 10& keimbildende Einheiten von Staphylococcus aureus pro Milliliter enthielt.

Nach der Kontaminination wurden die Keimträger in offenen Pe- trischalen in einem Exsiccator über Wasser 30 Minuten gelagert, dann zur Desinfektion für eine gewisse Zeit (5 oder 10 Minuten) in die Desinfektionslδsung eingelegt, wobei auf vollständige Benetzung geachtet wurde. Zur Auszählung der noch lebensfähigen Keime wurden die Keimträger anschließend einzeln zusammen mit 10 g Glasperlen 2 Minuten in 20 ml einer Inaktivierungslösung geschüttelt und von dieser Lösung dann in üblicher Weise durch Überimpfen auf Agar und Bebrüten die Keimzahlen bestimmt.

Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle II aufgeführt, wobei in logarithmischer Form die Faktoren der Keimzahlreduk¬ tion gegenüber einer Behandlung mit Wasser allein (als Stan¬ dard) angegeben sind. Die einzelnen Zahlen sind Mittelwerte aus je 6 Einzelbestiπrmungen.

T A B E L L E II

Lösung nach Reduktionsfaktor (log) nach Beispiel 5 Minuten 10 Minuten

1A 5,1 5,2 1B 5,5 5,5 IC 4,9 5,3 1D 5,5 5,1

Aus den Ergebnissen ist zu erkennen, daß in allen Fällen eine sichere Desinfektion der Formkörper erreicht wurde.