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Patent Searching and Data


Title:
PROCESS FOR FRACTIONATION OF LIGNIN
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2022/194788
Kind Code:
A1
Abstract:
The present invention relates to a process for fractionating precipitation of lignin from a nonaqueous solution, wherein, in a first process step a), the lignin is dissolved in a solvent selected from the group consisting of substituted or unsubstituted aliphatic cyclic ethers or lactones or a mixture of these solvents and, in a second process step b), the lignin is precipitated selectively from the solution by injection of carbon dioxide to different pressures at least as a function of the molecular weight and/or as a function of the lignin composition.

Inventors:
GRANDE PHILIPP M (DE)
KLOSE HOLGER (DE)
LEITNER WALTER (DE)
WEIDENER DENNIS (DE)
DOMÍNGUEZ DE MARÍA PABLO (ES)
Application Number:
PCT/EP2022/056562
Publication Date:
September 22, 2022
Filing Date:
March 14, 2022
Export Citation:
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Assignee:
FORSCHUNGSZENTRUM JUELICH GMBH (DE)
RWTH AACHEN (DE)
International Classes:
C08L97/00; C07G1/00
Domestic Patent References:
WO2002038857A12002-05-16
Foreign References:
EP3030599B12019-06-05
US8172981B22012-05-08
Other References:
SMINK DION ET AL: "Comparing multistage liquid-liquid extraction with cold water precipitation for improvement of lignin recovery from deep eutectic solvents", SEPARATION AND PURIFICATION TECHNOLOGY, vol. 252, 1 December 2020 (2020-12-01), NL, pages 117395, XP055934038, ISSN: 1383-5866, DOI: 10.1016/j.seppur.2020.117395
MYINT AYE AYE ET AL: "One pot synthesis of environmentally friendly lignin nanoparticles with compressed liquid carbon dioxide as an antisolvent", GREEN CHEMISTRY, vol. 18, no. 7, 1 January 2016 (2016-01-01), GB, pages 2129 - 2146, XP055806638, ISSN: 1463-9262, Retrieved from the Internet DOI: 10.1039/C5GC02398J
WEIDENER DENNIS ET AL: "Selective lignin fractionation using CO 2 -expanded 2-methyltetrahydrofuran (2-MTHF)", GREEN CHEMISTRY, vol. 23, no. 17, 31 August 2021 (2021-08-31), GB, pages 6330 - 6336, XP055934016, ISSN: 1463-9262, Retrieved from the Internet DOI: 10.1039/D1GC01651B
Attorney, Agent or Firm:
MICHALSKI HÜTTERMANN & PARTNER PATENTANWÄLTE MBB (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1. Verfahren zur fraktionierenden Ausfällung aus einer chemischen Aufarbeitung einer Lignozellulose stammender Lignine aus einer nicht-wässrigen Lösung, wobei die Aufarbei tung der Lignozellulose zur Abtrennung des Lignins mindestens das Kontaktieren der Lig nozellulose mit einem organischen Lösemittel umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass in ei nem ersten Verfahrensschritt a) Lignin in einem Lösungsmittel ausgesucht aus der Gruppe bestehend aus substituierten oder nicht substituierten aliphatischen, zyklischen Ethern oder Lactonen oder einer Mischung dieser Lösungsmittel gelöst wird und in einem zweiten Verfahrensschritt b) das Lignin durch Aufpressen unterschiedlicher Kohlendioxiddrücke zumindest als Funkti on des Molekulargewichts und/oder als Funktion der Lignin-Zusammensetzung selektiv aus der Lösung ausgefällt werden.

2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Lösungsmittel der folgenden Formel I oder II

Formel I Formel II oder Mischungen dieser Verbindungen entspricht, wobei die R an jeder bindungsfähigen Stelle des zyklischen Gerüstes vorliegen und jeweils unabhängig voneinander ausgesucht sind aus der Gruppe bestehend aus H oder Cl-C4-Alkyl, mit m = 3+n für die Formel I und m = 2+n für die Formel II, und n = 1, 2, 3, 4, 5.

3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Lösungsmittel der folgenden Formel III

Formel III, oder Mischungen dieser Verbindungen entspricht, wobei die R an jeder bindungsfähigen Stelle des zyklischen Gerüstes vorliegen und jeweils unabhängig voneinander ausgesucht sind aus der Gruppe bestehend aus H oder C1-C4 Alkyl, wobei m = 4.

4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3, wobei m = 1 ist.

5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Lösungsmittel 2- Methyltetrahydrofuran ist.

6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Lignin ein ge wichtsgemitteltes Molekulargewicht Mw, bestimmt mittels Größenausschlusschromatografie SEC, von größer oder gleich 100 g/mol und kleiner oder gleich 10.000 g/mol aufweist.

7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Lignin einen Anteil an ß-O-4 Verknüpfungen von größer oder gleich 10 mol-% und kleiner oder gleich 60 mol-% bezogen auf die Anzahl an Monomereinheiten innerhalb des Moleküls aufweist.

8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Lignin mit einem Gewichtsanteil von größer oder gleich 3 Gew.-% und kleiner oder gleich 25 Gew.-% in dem Lösungsmittel gelöst wird.

9. Verwendung eines Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche zur Auf trennung von Lignin-Fraktionen gewonnen aus einem OrganoCat- oder Organosolv- Verfahren.

Description:
Verfahren zur fraktionierenden Auftrennung von Lignin

Die vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur fraktionierenden Ausfällung von Lignin aus einer nicht-wässrigen Lösung, wobei in einem ersten Verfahrensschritt a) das Lignin in einem Lösungsmittel ausgesucht aus der Gruppe bestehend aus substituierten oder nicht sub stituierten aliphatischen, zyklischen Ethern oder Lactonen oder einer Mischung dieser Lö sungsmittel gelöst wird und in einem zweiten Verfahrensschritt b) das Lignin durch Aufpres sen unterschiedlicher Kohlendioxiddrücke zumindest als Funktion des Molekulargewichts und/oder als Funktion der Lignin-Zusammensetzung selektiv aus der Lösung ausgefällt wer den.

Das industrielle Potential biologischer Materialien wird schon seit vielen Jahren in den unter schiedlichsten Anwendungsbereichen genutzt. Aus dem täglichen Leben bekannt sind bei spielsweise die Herstellung von Möbeln oder Kleidung unter ausschließlicher Verwendung von Naturprodukten. Eine weitere Dimension ist in den letzten Jahrzehnten im industriellen Bereich dadurch hinzugekommen, dass neben der reinen Nutzung der vorliegenden Materia lien auch stärkerer Fokus auf eine ressourcenschonende, spezifische Ver- und Aufarbeitung gelegt wird, wobei durch diese Kombination für die Grundmaterialien gezielt neue Eigen schaften und Anwendungsbereiche erschlossen werden sollen. Zum Großteil handelt es sich bei den wirtschaftlich wichtigen biologischen Materialien meist um polymere Substanzgemi sche, deren einzelne Fraktionen jeweils einen eigenen Teil zu den makroskopischen Eigen schaften des Gesamtmaterials beitragen. Besonders deutlich wird dieses Grundprinzip im Be- reich der Holznutzung. Holz stellt ein Gemisch unterschiedlicher Biopolymere dar, wobei die einzelnen Fraktionen, beispielsweise Lignin und Zellulose, jeweils einen deutlich unterschied lichen Aufbau zeigen und für jeweils spezifische Eigenschaften des makroskopischen Sys tems Holz verantwortlich sind. Dieses übergreifende Aufbauprinzip setzt sich auch für das einzelne Biopolymer fort. So spielt beispielsweise Lignin mit einem Anteil von 20-40% eine zentrale Rolle in der biologischen Aufarbeitung von Lignozellulose, wobei diese Fraktion insbesondere als innovatives Biomaterial oder zur ressourcenschonenden, nicht Erdöl basier ten Synthese von Chemikalien mit aromatischen Bestandteilen genutzt werden kann. Das Verständnis der chemischen und physikalischen Eigenschaften unterschiedlicher Lignin- Fraktionen steht erst noch am Anfang, dennoch ist sicher, dass nur mit der maßgeschneiderten industriellen Nutzung der spezifischen Vorteile einzelner Lignin-Fraktionen in von der Öko bilanz getriebenen Verarbeitungsschritten auch eine verbesserte wirtschaftliche Bilanz erhal ten werden kann.

In der Patentliteratur finden sich die unterschiedlichsten Vorschläge zur Aufarbeitung von Biopolymeren, insbesondere von Lignin.

So beschreibt beispielsweise die EP 3 030 599 Bl ein Verfahren zum Isolieren von Lignin, vorzugsweise unmodifiziertem Lignin, aus einer Mischung, insbesondere einer Aufschläm mung in der Zellstoffherstellung, enthaltend Lignin, ein Lösemittel für Zellulose, ein Fäl lungsmittel für Zellulose, Mineralien und optional (noch vorhandene) Zellulose und/oder Hemizellulose und/oder Hydrolysierungsprodukte davon, umfassend oder bestehend aus den folgenden Schritten: i) Entfernen des Fällungsmittels für Zellulose aus der Mischung, ii) in Kontakt bringen der Mischung mit einem Fällungsmittel für Lignin, vorzugsweise bei einer Temperatur von unter 50 °C, um ein Präzipitat zu erhalten, iii) Entfernen des Präzipitats, das in Schritt ii) erhalten wurde, aus der Mischung, iv) optional Waschen des Präzipitats mit ei nem Fällungsmittel für Lignin, v) Entfernen des Fällungsmittels für Lignin aus dem Präzipi tat, vi) optional Trennen des Lösemittels für Zellulose und des Fällungsmittels für Lignin von der verbleibenden Mischung, die in Schritt iii) erhalten wurde mit der Maßgabe, dass Schritt i) nur optional ist, wenn das Fällungsmittel für Zellulose das gleiche ist wie das Fällungsmit tel für Lignin, das in Schritt ii) verwendet wird, oder ein oder mehrere Bestandteile der Mi schung, die als Fällungsmittel für Lignin in Schritt ii) verwendet wird, beinhaltet.

In einem weiteren Patentdokument, der US 8 172 981 B2 wird ein Verfahren zur Trennung von Lignin aus einer Schwarzlauge offenbart, welches die folgenden Schritte umfasst: a) Aus fällen von Lignin durch Ansäuern von Schwarzlauge, was zu einer ersten Ligninsuspension führt und daraufhin eine Trennung durchführt, wodurch ein erster Kuchen aus festem Material gebildet wird, der ein erster Ligninfilterkuchen ist, b) Suspendieren des in Schritt a) erhaltenen Ligninfilterkuchens und während des Suspensi onsvorgangs Einstellen des pH-Werts der Suspension auf ungefähr den pH-Wert des Wasch wassers von Schritt c) unten, woraufhin eine zweite Ligninsuspension erhalten wird; c) Trennen der zweiten Ligninsuspension, wodurch ein zweiter Kuchen aus festem Material, also ein zweiter Filterkuchen, gebildet wird, und anschließendes Hinzufügen von angesäuer tem Waschwasser zum Verdrängungswaschen, gefolgt von einer Verbesserung der Trocken heit des Ligninfilterkuchens, woraufhin ein Säurefiltrat erhalten wird, und d) Fördern des Filtrats aus Schritt c) oder ausgewählter Teile des Filtrats aus Schritt c) zur Verdünnung vor der Trennung in Schritt a) und / oder Zugabe als Waschwasser zu dem in Schritt a) hergestellten Filterkuchen, wobei die Ionenstärke eingestellt wird vor der Zugabe durch Zugabe von Salz, ESP-Staub, Kesselabscheiderstaub der Zellstoffmühle oder Natri umsulfat, um ein Na/S -Gleichgewicht in einer Zellstoffmühle zu kontrollieren, und der pH- Wert wird durch Zugabe von ESP-Staub oder Kesselabscheiderstaub der Zellstoffmühle ein gestellt und die zusätzliche Verwendung des Filtrats in Schritt d) erfolgt im Suspensions schritt von Schritt b) oder vor dem Filtrationsschritt von Schritt c).

Weiterhin offenbart die WO 0 238 857 Al ein Verfahren zum Reduzieren des Gehalts an Holzextrakten oder zum wesentlichen Entfernen von Holzextrakten, umfassend das Inkon- taktbringen der Fasern mit einer überkritischen oder nahezu überkritischen Flüssigkeit, um die Holzextrakte zu extrahieren und den Extrakt aus den Fasern zu entfernen, um verbesserte Zel- lulosefasem mit einem reduzierten Gehalt an Extrakten zu erhalten.

Derartige aus dem Stand der Technik bekannte Lösungen können noch weiteres Verbesse rungspotential bieten, insbesondere hinsichtlich der Spezifizität des Trennungsprozesses so wie der Flexibilität in den zu trennenden Ligninen.

Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die aus dem Stand der Technik bekann ten Nachteile zumindest teilweise zu überwinden. Es ist insbesondere die Aufgabe der vorlie genden Erfindung ein Verfahren zu offenbaren, mit welchem Lignine sehr präzise nach deren Molekulargewichten und/oder ihrer Struktur getrennt werden können. Zudem ist es die Auf gabe der vorliegenden Erfindung die Verwendung dieses Verfahrens zur Auftrennung von Lignin zu offenbaren.

Die Lösung der Aufgabe erfolgt durch die Merkmale der jeweiligen unabhängigen Ansprü che, gerichtet auf das erfindungsgemäße Verfahren, sowie die erfmdungsgemäße Verwendung des Verfahrens. Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen, in der Beschreibung oder den Figuren angegeben, wobei weitere in den Unteransprüchen oder in der Beschreibung oder den Figuren beschriebene oder gezeigte Merkmale einzeln oder in ei ner beliebigen Kombination einen Gegenstand der Erfindung darstellen können, solange sich aus dem Kontext nicht eindeutig das Gegenteil ergibt.

Erfindungsgemäß ist dementsprechend ein Verfahren zur fraktionierenden Ausfällung von Lignin aus einer nicht-wässrigen Lösung, wobei in einem ersten Verfahrensschritt a) das Lignin in einem Lösungsmittel ausgesucht aus der Gruppe bestehend aus substituierten oder nicht substituierten aliphatischen, zyklischen Ethern oder Lactonen oder einer Mischung dieser Lösungsmittel gelöst wird und in einem zweiten Verfahrensschritt b) das Lignin durch Aufpressen unterschiedlicher Kohlendioxiddrücke zumindest als Funkti on des Molekulargewichts und/oder als Funktion der Lignin-Zusammensetzung selektiv aus der Lösung ausgefällt wird.

Überraschenderweise wurde festgestellt, dass sich über oben angegebenes Verfahren eine Vielzahl von Ligninen aus unterschiedlichen biologischen Quellen mit der angegebenen Gruppe an Lösungsmitteln sehr einfach und hochspezifisch voneinander trennen lassen. Inso fern können über den angegebenen Trennungsweg sehr genau definierte Lignin-Klassen er halten werden, welches für die industrielle Verwertbarkeit der Lignine von äußerster Wich tigkeit ist. Basierend auf der Heterogenität des biologischen, polymeren Materials können durch den Erhalt definierter Fraktionen nun erstmals auch industrielle Anwendungen ange dacht werden, welche mit unspezifischen Lignin- Substanzgemischen aufgrund der chemisch und physikalisch heterogenen Eigenschaften, so nicht einfach umsetzbar sind. Insofern kann erstmals eine engere Einteilung der Lignin-Substanzklassen bereitgestellt werden, welche neben den spezifischen Eigenschaften zudem auch den Vorteil aufweisen, dass das Material aus natürlichen, nachwachsenden Quellen gewonnen werden kann. Des Weiteren kann das Verfahren zudem auch ökologisch unbedenklicher ausgestaltet werden, indem Lösemittel aus biologischen Quellen verwendet oder mittels biologischer Verfahren gewonnen werden. Dies kann in Summe die Ökobilanz des gesamten Verfahrens äußerst positiv beeinflussen. Ohne durch die Theorie gebunden zu sein wird davon ausgegangen, dass insbesondere die Verwen dung eines Lösemittels aus der Gruppe der kleinen bis mittleren, O-heterozy krischen Alipha- ten, in Verbindung mit dem Einsatz von Kohlendioxid als fraktionsbestimmendes Agens, zu besonders geeigneten Änderungen der Lösemitteleigenschaften führt, welche in Verbindung mit den aromatischen Grundstrukturen der Lignine zu einer besonders effizienten Trennung beitragen. Es lassen sich in diesen Lösungsmitteln bei moderaten Temperaturen eine Vielzahl unterschiedlicher Lignine zu hohen Gewichtsanteilen lösen, welches zu einer effizienten Pro zessführung beitragen kann. Als Funktion des aufgepressten Kohlendioxiddrucks können in dieser Lösemittelgruppe zudem die Lösemitteleigenschaften besonders präzise geändert wer- den, so dass die Lignine als Funktion ihres Molekulargewichts und/oder als Funktion ihres chemischen Aufbaus besonders homogen aus der Lösung ausgefällt werden können. In die sem Zusammenhang ist auch überraschend, dass die Änderungen der Lösemitteleigenschaften besonders sensitiv auf die Verknüpfung der einzelnen Lignin-Untereinheiten reagiert, so dass insbesondere auch eine sehr funktionale Auftrennung als Funktion der Verknüpfung im erfin dungsgemäßen Verfahren erhalten wird.

Das erfindungsgemäße Verfahren ist ein Verfahren zur fraktionierenden Ausfällung von Lig- ninen aus einer nicht-wässrigen Lösung. Das erfindungsgemäße Verfahren liefert also nicht nur die reine Möglichkeit, das Lignin aus einer Lösung ausgefällt wird. Das erfindungsgemä- ße Verfahren ermöglicht, dass durch die Änderung des Kohlendioxid-Drucks spezifische Lig- ninen-Fraktionen nacheinander aus der Lösung ausgefällt werden. Insofern ist es nicht erfin- dungsgemäß, dass in einem einstufigen Verfahren, das gesamte in Lösung gehaltene Lignin durch Erhöhung des Kohlendioxid-Drucks ausgefällt wird. Insbesondere kann mit der fraktio nierenden Ausfällung verbunden sein, dass beispielsweise höhermolekulare Lignin- Fraktionen bei geringeren Kohlendioxid-Drücken und niedermolekulare Lignin-Fraktionen bei höheren Kohlendioxid-Drücken ausgefällt werden. Die Lignine werden dabei aus einem nicht wässrigen Lösungsmittels ausgefällt. Ein nicht wässriges Lösungsmittel liegt insbeson dere dann vor, wenn der Wasseranteil des Lösungsmittels kleiner oder gleich 50 Gewichts prozent beträgt. Bevorzugt kann der Wasseranteil des Lösungsmittels kleiner oder gleich 25, des Weiteren bevorzugt kleiner oder gleich 5 Gewichtsprozent betragen. Insbesondere kann das nicht wässrige Lösungsmittel vorteilhafterweise wasserfrei sein. Wasserfrei bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Wasseranteil in der Lösung zu einem Großteil von den Lig- ninen und nicht vom Lösungsmittel herrührt. Insbesondere kann der Wasseranteil nach Auflö sen des Lignins im Lösemittel kleiner oder gleich 0, 1 Gewichtsprozent betragen.

Lignine bilden eine Gruppe phenolischer Makromoleküle, welche sich als Funktion des bio logischen Ursprungs aus unterschiedlichen Monomerbausteinen zusammensetzen. Die Ligni- ne gehören zur Klasse der biologischen Polymere und kommen üblicherweise in Bäumen und Gräsern vor. In diesen bewirken die Lignine die Verholzung von Zellen. Ca. 20 bis 30 Prozent der Trockenmasse verholzter Pflanzen können auf Lignine zurückgeführt werden, welches somit neben Zellulose und Chitin zu den häufigsten organischen Verbindungen der Erde zäh len.

Allen Ligninen gemein ist die Zugehörigkeit zur Klasse der Phenylpropanoide, wobei übli cherweise Molekulargewichte von etwa 5.000 - 10.000 Da für einzelne Lignin-Polymere er reicht werden. Weitere Substituenten des Benzolrings können kurze Aliphaten, beispielsweise Propyl-, Hydroxy- und/oder Methoxygruppen, sowie Alkoxy- oder Aryloxy-Gruppen sein. Lignin-Polymere bilden dreidimensionale amorphe Netzwerke, wobei die einzelnen Lignin- Ketten in vielfältiger Form miteinander verknüpft sein können. Neben aromatischen Bindun gen enthalten Lignine weitere Kohlenstoff-Kohlenstoff-Einfach- oder Doppelbindungen, so wie phenolische Gruppen. Die genaue Zusammensetzung der Lignine ist eine Funktion des Pflanzenursprungs, wobei als konkrete Basisbausteine /i-Cumaryl-, Coniferyl- und Sinapylal- kohol in variierenden Anteilen Vorkommen.

Das Verfahren umfasst einen ersten Verfahrensschritt a), in welchem Lignine in einem Lö sungsmittel ausgesucht aus der Gruppe bestehend aus substituierten oder nicht substituierten aliphatischen, zyklischen Ethern oder Lactonen oder einer Mischung dieser Lösungsmittel gelöst werden. Im ersten Verfahrensschritt werden die Lignine in das Lösungsmittel gegeben und in diesem gelöst. Dies kann beispielsweise durch Rühren, Ultraschallbehandlung oder Erwärmen des Lösungsmittels beschleunigt werden. Die Lösung der Lignine im Lösungsmit tel erfolgt nicht auf einer Basis der Aufspaltung der Ketten in die einzelnen Monomere, son dern durch das Separieren der einzelnen Polymerketten voneinander. Das Lösen der Lignine kann beispielsweise bei einer Temperatur von größer oder gleich 10 °C und kleiner oder gleich 60 °C erfolgen. Der Anteil des zu lösenden Lignins in Abhängigkeit des Lösungsmit tels kann variabel sein, wobei sich beispielsweise Lignin-Anteile von größer oder gleich 5 Gewichtsprozent und kleiner oder gleich 30 Gewichtsprozent in dem Lösungsmittel lösen lassen. Zur geeigneten Separierung der einzelnen Lignin-Polymere haben sich insbesondere die oben angegebenen, sauerstoffhaltigen Heterozyklen als besonders geeignet herausgestellt. Ohne durch die Theorie gebunden zu sein, scheinen die zyklischen, nicht aromatischen Ringstrukturen der Lösungsmittel geeignet zu sein, um die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Lignin-Ketten zu reduzieren und zu einer besonders schnellen und vollständigen Dissoziation und Lösung der Lignine beizutragen. Unter zyklischen Ethern werden dabei ge schlossene aliphatische Monozyklen verstanden, welche mindestens ein Sauerstoffatom in der Ringstruktur aufweisen. Bei den Ethern kann es sich aber auch um Polyether handeln, welche beispielsweise mehrere Sauerstoffatome in der Ringstruktur tragen können. Übliche Größen der zyklischen Verbindungen können beispielsweise 4 - 15 Atome in der Ringstruktur aufwei sen. Für die Lactone als Lösungsmittel gilt das für die Ether gesagte, wobei die Lactone natür lich noch mindestens ein zusätzlichen Sauerstoff aufweisen, welcher benachbart zum Ring- Sauerstoff vorliegt (= O) und nicht in die Ringstruktur eingebunden ist. In den Fällen, in de nen die Lösungsmittel substituiert vorliegen, können die angegebenen Grundgerüste noch weitere Substituenten wie beispielsweise Alkylketten oder weitere funktionale Gruppen, wie beispielsweise Hydroxylgruppen, Alkoxy-Gruppen, stickstoffhaltige funktionale Gruppen wie beispielsweise Aminogruppen usw. tragen. Das Molekulargewicht der weiteren Substituenten übersteigt dabei nicht das Molekulargewicht der Ringstruktur.

Das Verfahren umfasst einen zweiten Verfahrensschritt b), in welchem das Lignin durch Auf pressen unterschiedlicher Kohlendioxiddrücke zumindest als Funktion des Molekulargewichts und/oder als Funktion der Lignin-Zusammensetzung selektiv aus der Lösung ausgefällt wird. Nach dem Lösen des Lignins im organischen Lösungsmittel kann der Druck über das Auf pressen von Kohlendioxid graduell gesteigert werden. Das Kohlendioxid wird im Lösungs mittel gelöst und ändert dadurch die Lösemitteleigenschaften des Lösungsmittels. Durch den Einsatz der oben angegebenen Gruppe an Lösungsmitteln lassen sich insbesondere mittels Kohlendioxid die Lösungsmitteleigenschaften des Lösungsmittels in weiten Bereichen sehr gesteuert variieren. Ohne durch die Theorie gebunden zu sein scheinen insbesondere die er findungsgemäß einsetzbaren Sauerstoff-Heterozyklen in Zusammenhang mit dem Einsatz von Kohlendioxid dazu geeignet, dass unterschiedliche Lignin-Fraktionen besonders selektiv aus dem Lösungsmittel entfernt werden können. Die ausgefallene Lignin-Fraktion kann mecha- nisch von der weiteren Lösung getrennt werden. Die unterschiedlichen Lignin-Fraktionen lassen sich des Weiteren vorteilhaft in dieser Lösemittelgruppe durch einen relativ begrenzten Bereich an Kohlendioxiddrücken ausfällen. So können innerhalb des erfmdungsgemäßen Ver fahrens beispielsweise Drücke von größer oder gleich 5 bar und kleiner oder gleich 100 bar zur Auftrennung der einzelnen Lignin-Fraktionen eingesetzt werden. Die Lösemitteleigen- schäften in Verbindung mit dem Aufpressen des Kohlendioxids trennen die Lignin-Polymere dabei nicht nur als Funktion des Molekulargewichts. Es ist auch möglich, dass das Lignin auf Basis der Monomer-Zusammensetzung oder aber auch auf Basis der einzelnen Monomere Anteile aufgetrennt wird. Es ergibt sich ein sehr flexibles System, welches, beispielsweise auf Basis der angelegten Drucksprünge, auch zur Auftrennung von Polymeren mit gleichem Mo- lekul argewicht aber unterschiedlicher Monomerzusammensetzung genutzt werden kann.

In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens kann das Lösungsmittel der folgenden Formel I oder II

Formel I Formel II oder Mischungen dieser Verbindungen entsprechen, wobei die Rim an jeder bindungsfähigen Stelle des zyklischen Gerüstes vorliegen und jeweils unabhängig voneinander ausgesucht sind aus der Gruppe bestehend aus H oder Cl-C4-Alkyl, mit m = 3+n für die Formel I und m = 2+n für die Formel II, und n = 1, 2, 3, 4, 5. Insbesondere die Gruppe der oben angegebenen Ether und Lactone hat sich zur Auftrennung einer großen Anzahl unterschiedlicher Lignine als besonders geeignet herausgestellt. Durch das Aufpressen unterschiedlicher Kohlendi- oxiddrücke können die Eigenschaften des Lösemittels besonders stark variiert werden, so dass schon mit kleinen Druckbereichen ein breiter Bereich von Molekulargewichten und/oder Po lymerzusammensetzungen aufgetrennt werden kann. In diesen Lösungsmitteln lösen sich die Lignine sehr schnell und bei moderaten Temperaturen, so dass auf ein aufwändiges Temperie ren der Lösung verzichtet werden kann. Zusätzlich vorteilhaft ist, dass die Lösemittel aus na türlichen Edukten gewonnen werden können. Dies kann insgesamt die Umweltverträglichkeit des Verfahrens erhöhen. Zudem können diese Gruppen an Lösemitteln einfach und vollstän dig aus dem ausgefällten Lignin entfernt werden, so dass ohne großen energetischen Auf wand, sehr reine Lignin-Fraktionen erhältlich sind.

Innerhalb einer weiter bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens kann das Lösungsmittel der folgenden Formel III

Formel III, oder Mischungen dieser Verbindungen entsprechen, wobei die R an jeder bindungsfähigen Stelle des zyklischen Gerüstes vorliegen und jeweils unabhängig voneinander ausgesucht sind aus der Gruppe bestehend aus H oder C1-C4 Alkyl, wobei m = 4. Insbesondere die substitu ierten oder nicht substituierten Tetrahydrofurane können geeignet sein, um Lignine unter schiedlicher Zusammensetzung oder unterschiedlichen Molekulargewichts voneinander auf zutrennen. Die einzelnen Lignine können dabei mit einem sehr kleinen Polydispersitätsindex erhalten werden, welches für eine sehr spezifische Fraktionierung gerade der Lignine durch diese Lösemittel spricht. Auch diese Gruppe an Lösungsmitteln kann aus biologischen Quel len gewonnen werden, welches insbesondere die Umweltbilanz des vorgeschlagenen Verfah rens verbessern kann. Durch die Angabe des Index m wird an dieser Stelle ausgedrückt, dass das Tetrahydrofuran beispielsweise ein, zwei bis hin zu vier Alkylketten tragen kann. Durch die Wahl des Substitutionsmusters kann das Lösemittel weiterhin auf die vorliegende Tren naufgabe, und hier insbesondere die Quelle des eingesetzten Lignins, adaptiert werden. Innerhalb eines weiter bevorzugten Aspektes des Verfahrens kann das Lösungsmittel 2- Methyltetrahydrofuran sein. Insbesondere der Einsatz von 2-Methyltetrahydrofuran (2- MTHF) kann zu einer schnellen und sehr genauen Fraktionierung von Ligninen beitragen. Das Lösungsmittel ist sehr effizient und so werden unter nur geringen Kohlendioxiddrücken sehr selektive Molekulargewichtsbereiche von Lignin-Fraktionen erhalten. Die Polydispersität der einzelnen Fraktionen ist dabei verglichen mit dem Einsatz anderer Lösungsmittel besser.

In einer weiter bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens können neben Lignin weitere Biopolymere aus der Gruppe bestehend aus Lipiden, Sacchariden und Proteinen oder Mi schungen mindestens zweier Komponenten aus dieser Gruppe aufgetrennt werden. Neben der Aufarbeitung von Ligninen kann das vorgestellte Verfahren auch zur Aufarbeitung weiterer Biopolymere, beispielsweise aus oben genannter Gruppe, verwendet werden. Die chemische Zusammensetzung dieser Polymere ist geeignet, um in der angegebenen Gruppe an bevorzug ten Lösemitteln, unter Einsatz von Kohlendioxid, selektiv als Funktion des Molekularge wichts und/oder als Funktion der Zusammensetzung der einzelnen Polymere, in homogenere Fraktionen getrennt zu werden.

Innerhalb eines bevorzugten Aspektes des Verfahrens kann das Lignin ein gewichtsgemittel tes Molekulargewicht M w , bestimmt mittels Größenausschlusschromatografie SEC, von grö ßer oder gleich 100 g/mol und kleiner oder gleich 10.000 g/mol aufweisen. Insbesondere im Bereich der Lignin-Fraktionen mit einem geringen Molekulargewicht kann das vorgestellte Verfahren dazu beitragen, dass die einzelnen Polymere in einer sehr engen Größenverteilung aus dem Lösemittel ausgefällt werden. Als Funktion des angelegten Kohlendioxid-Drucks lassen sich dabei Fraktionen erhalten, welche sich in ihrem Molekulargewicht nur sehr gering unterscheiden und/oder Fraktionen, welche eine annähernd gleiche Zusammensetzung der Monomere in der Polymerkette aufweisen. Weiter bevorzugt kann das Molekulargewicht auch kleiner oder gleich 6.000 g/mol betragen. Insbesondere können diese Bereiche aus Lig- ninen erhalten werden, welche aus einer Organosolv- oder OrganoCat-Vorbehandlung stam men.

Innerhalb einer weiter bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens kann das Lignin einen An teil an ß-O-4 Verknüpfungen von größer oder gleich 10 mol-% und kleiner oder gleich 60 mol-% bezogen auf die Anzahl an Monomereinheiten innerhalb des Moleküls aufweisen. Das erfindungsgemäße Verfahren kann insbesondere dazu genutzt werden, unterschiedliche Lig nin-Fraktionen zu erhalten, welche sich durch die Art der Verknüpfungen der einzelnen Mo nomere unterscheiden. Hierzu können sich insbesondere Lignin-Polymere eignen, welche ß- 0-4 Verknüpfungen im oben angegebenen Bereich zeigen. Diese Klasse an Ligninen kann sich beispielsweise durch die Art der Lignin-Aufarbeitung ergeben und kann in Kombination mit dem erfindungsgemäßen Verfahren zu besonders einheitlichen Fraktionen verarbeitet werden.

Innerhalb eines weiter bevorzugten Aspektes des Verfahrens kann das Lignin aus einer che mischen Aufarbeitung einer Lignozellulose stammen, wobei die Aufarbeitung der Lignozellu- lose zur Abtrennung des Lignins mindestens das Kontaktieren der Lignozellulose mit einem organischen Lösemittel umfasst. Die Zusammensetzung und die physiko-chemische Form des Lignins werden durch zwei Faktoren maßgeblich beeinflusst. Wie schon weiter oben angege ben, variiert die Zusammensetzung des Lignins stark als Funktion des pflanzlichen Ursprung. Neben der Lignin-Quelle als solche, können sich aber auch durch die chemische Aufarbeitung des ursprünglichen Pflanzenmaterials deutliche Unterschiede im Erscheinungsbild der aufzu trennenden Lignin-Fraktionen ergeben. Technisch seit langem etabliert ist der Kraft-Prozess, welcher zur Herstellung von Zellulose genutzt wird. Im Kraft-Prozess fällt Lignin als Neben produkt des eingesetzten Lignin/Zellulose-Gemisches an. Die eingesetzte Lignozellulose wird in alkalischer wässriger Lösung unter Zusatz von Natriumsulfid in Lignin und Zellulose auf getrennt, wobei letztere beispielsweise für die Papierherstellung genutzt wird. Durch die har schen Prozessbedingungen und den Schwefeleinsatz fällt das Lignin nur verunreinigt an. Zu- dem ergibt sich durch die Prozessbedingungen, insbesondere die hohen Temperaturen und die Alkalität des Lösungsmittels, ein Lignin nur sehr geringer Qualität, welches in den meisten Fällen nur zur thermischen Verwertung genutzt werden kann. Der größte Fokus dieses Ver fahrens liegt in der Bereitstellung einer hochwertigen Zellulose. Zum Erhalt qualitativ höher wertiger Lignin-Fraktionen haben sich hingegen Aufbereitungsverfahren bewährt, welche auf alkalische Schritte und hohe Temperaturen gänzlich verzichten können. In diesen Verfahren wird ebenfalls Lignozellulose als Edukt eingesetzt. Diese wird allerdings unter moderaten Prozessbedingungen in einem organischen Lösemittel (Organo) umgesetzt und so von den weiteren Bestandteilen der Lignozellulose getrennt. Dieses Lignin weist keine Schwefelbe standteile auf und kann sich zudem durch einen höheren Anteil an ß-O-4 Verknüpfungen aus zeichnen. Insbesondere durch den höheren Anteil dieser Verknüpfungen und durch die scho- nendere Behandlung des Lignins, kann dieses Material besonders gut durch das erfindungs gemäße Verfahren in weitere Fraktionen zerlegt werden. Die aus dieser Aufarbeitung erhältli chen Fraktionen sind deutlich homogener, zeichnen sich durch eine geringe Polydispersität aus und können deutlich gleichmäßigere Eigenschaften aufweisen.

Des Weiteren erfindungsgemäß ist die Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Auftrennung von Lignin-Fraktionen gewonnen aus einem OrganoCat- oder Organosolv- Verfahren. Das erfindungsgemäße Verfahren kann insbesondere in dem Kontext eines selek tiven, umweltfreundlichen und kostengünstigen Aufarbeitungsverfahrens für Lignin einge setzt werden. Lignin wird dabei vorteilhafterweise durch einen spezifischen Vorbehandlungs prozess gewonnen, bei denen Lignozellulose in ihre drei Hauptbestandteile, Hemizellulose, Zellulose und Lignin, aufgetrennt wird. Für die Lignin-Qualität vorteilhafte Vorbehand lungsmethoden erfolgen unter Einsatz organischer Lösemittel (Organosolv), welche die har schen, wasserbasierten und säurekatalysierten (Kraft)Prozesse ablösen. Durch die verbesser ten Reaktionsbedingungen werden selektivere Depolymerisationen der Polysaccharidfrakti- on(en) ausgelöst. Durch den organischen Lösemitteleinsatz werden ebenfalls die Lignozellu- lose-Bestandteile physikalisch voneinander getrennt, und so die verschiedenen Rohstoffe ge- wonnen. Eine OrganoCat-Vorbehandlung zielt insbesondere darauf ab, dass durch den Einsatz biogener Ressourcen und unter relativ milden Verarbeitungsbedingungen der Abbau des Lig nins während der Abtrennung reduziert wird. Die OrganoCat-Vorbehandlung verwendet ebenfalls ein organisches Lösungsmittel und zusätzlich eine organische Carbonsäure als Kata lysator (beispielsweise Oxalsäure oder 2,5-Furandicarbonsäure, FDCA). Als Lösungsmittel kann ein biphasisches Medium aus Wasser und 2-Methyltetrahydrofuran (2-MTHF) einge setzt werden, wobei das organische Lösungsmittel aus biogenen Ressourcen gewonnen wer den kann. Beim OrganoCat- Verfahren werden relativ milde Bedingungen angewendet (z. B. 140-160 °C, 1-3 h), so dass die Säure selektiv die Hemizellulosen depolymerisiert, um Xylose und andere Zucker zu gewinnen, während Zellulose und Lignin als Makromoleküle erhalten werden. Die Zellulose bleibt in der wässrigen Phase suspendiert, und das Lignin wird mittels der 2-MTHF -Phase extrahiert. Anschließend kann das Lignin aus der 2-MTHF -Phase zur wei teren Verwertung zurückgewonnen werden. Neben der Destillation kann sich gerade das er findungsgemäße Verfahren zur Weiterverarbeitung anbieten, da die Lignine prozessbedingt schon im „richtigen“ Lösungsmittel gelöst vorliegen und rein durch den Einsatz von Kohlen dioxid aufgetrennt werden können. Zudem unterschiedet sich die Lignin-Struktur deutlich von der Struktur aus anderen, beispielsweise Kraft-, Vorbehandlungen, welches zu einer verbes serten Auftrennung durch das erfindungsgemäße Verfahren führt. Insgesamt ergibt sich neben den Vorteilen in der Prozessführung auch eine verbesserte Qualität der erhältlichen, aufge trennten Lignine.

Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Gegenstände wer den durch die Beispiele und Zeichnungen veranschaulicht und in der nachfolgenden Be schreibung erläutert. Dabei ist zu beachten, dass die Beispiele nur beschreibenden Charakter haben und nicht dazu gedacht sind, die Erfindung einzuschränken.

Beispiele Vorbehandlung Lignozellulose - Lignin und Zellulose

Zur fraktionierenden Auftrennung von Lignin wird Buchen-Lignozellulose mittels eines Or- ganoCat- Verfahrens in Lignin und Zellulose aufgetrennt. Das Buchenholz wurde dazu auf ca. 1 mm geschnitten und getrocknet. Zu den getrockneten Schnipseln wird 0,1 M Oxalsäure und 2-MTHF gegeben. Die Mischung wird für 3 h auf 140°C erhitzt. Die Mischung wird auf Raumtemperatur abgekühlt und die beiden flüssigen Phasen über einen Dekanter separiert. In der wässrigen Phase sammelt sich die Zellulose. Die Lignin-enthaltende organische Phase wird zur Entfernung der Oxalsäure mittels CaCL-Lösung extrahiert.

Fraktionierende Ausfällung unterschiedlicher Lignine

Das OrganoCat-Lignin wird in einer Konzentration von 10 Gew.-% in 2-MTHF gelöst und bei Raumtemperatur in einen Hochdruckreaktor gegeben. Die Lösung wird mit unterschiedli chen Kohlendioxid-Drücken beaufschlagt und eine Lignin-Ausfällung in unterschiedlichen Fraktionen induziert. Ein Gleichgewicht in der jeweiligen Druckstufe stellt sich nach ca. 15 Minuten ein. Das ausgefallene Präzipitat wird gesammelt, getrocknet und auf die chemische Zusammensetzung hin untersucht.

Das Ausfallen von Lignin aus der organischen 2-MTHF-Lösung kann ab einem Druck von ca. 10 bar beobachtet werden. Innerhalb eines Druckbereichs bis zu 50 bar werden insgesamt 70 Gew.-% des eingesetzten Lignins aus der Lösung ausgefällt.

Die Figur zeigt 1 den Gewichtsanteil des ausgefallenen Lignins als Funktion des angelegten Kohlendioxidrucks. In der Figur ist sowohl der ausgefallene Lignin-Gewichtsanteil (Balken) pro Stufe, sowie die integrale Menge (gepunktete Linie) ausgefallenen Lignins angegeben. Die Figur 2 zeigt die Anteile der unterschiedlichen Lignin-Untereinheiten als Funktion der aufgetrennten Fraktionen, d.h. / hydxoxy-Phenyl- (H), Guaiacyl- (G) und Syringyl- (S)- Einheiten (linke Achse). Zusätzlich ist der Anteil an Einheiten pro 100 Monomereinheiten des Lignins angegeben (rechte Achse). Es ist zu erkennen, dass das in Lösung verbliebene Lig nins überwiegend aus H-Einheiten besteht (bis zu 16%), wohingegen in den ausgefallenen Ligninen im Druckbereich von 0-50 bar so gut wie keine H-Einheiten anfallen. Aus den Er gebnissen kann zudem geschlossen werden, dass die niedermolekularen Bestandteile, welche gar nicht oder bei höheren Drücken ausfallen, höhere H-Anteile aufweisen. Aus der Figur ist zudem zu erkennen, dass die S- und G-Einheiten einen gleichlaufenden Anteil (ca. 40-55%) in den jeweiligen Druckstufen aufweisen. Letzteres ist ein Anzeichen dafür, dass die Anteile dieser Monomere statistisch in sämtlichen Lignin-Fraktionen mit höherem Molekulargewicht verteilt sind.

Die Figur 2 zeigt sowohl die Verteilung relevanter Verknüpfungen (ß-ß, ß-O-4, ß-5) als auch das Vorkommen monomerer, dimerer- und oligomerer Strukturen als Funktion des angelegten Kohlendioxid-Drucks. Lignin-Fraktionen mit einem höheren ß-G-4- Anteil werden bei relativ geringen Kohlendioxid-Drücken im Bereich von 10-20 bar ausgefällt. In höheren Druckberei chen ist der ß-O-4- Anteil etwas geringer. Somit wird gezeigt, dass über das hier vorgestellte Verfahren eine fraktionierende Trennung von Ligninen mit unterschiedlichen und höheren ß- 0-4- Anteilen selektiv bereitgestellt werden kann. Die bei 10 bar ausfallende Fraktion zeigt im Vergleich mit dem Eduktmaterial einen ca. doppelt so hohen b-O-4-Anteil. Das Verhältnis der anderen Verknüpfungen, d.h. ß-ß und ß-5, ist unabhängig vom Kohlendioxid-Druck und über die unterschiedlichen Fraktionen annähernd konstant. Monomere und kleine Oligomere wer den auch mit ansteigendem Druck nur wenig abgeschieden und sammeln sich in der finalen Lignin-Fraktion, welche in der Lösung verbleibt. Der Anteil an ß-ß und ß-O-4 Verknüpfun gen in der noch gelösten Fraktion legt nahe, dass es sich um relativ kleine Oligomere mit ho hem Anteil dieser Verknüpfungen handelt. Eine Analyse der Hydroxylfunktionen der unterschiedlichen Lignin-Fraktionen belegt eine konstante Monomerzusammensetzung und eine abnehmende Anzahl aliphatischer Hydro xylgruppen, welche mit steigendem Druck ausfallen. Im noch in Lösung verbleibenden Lig nin lässt sich eine höhere Anzahl an Carbonsäuregruppen nachweisen, welches eventuell durch die im Aufarbeitungsprozess eingesetzte Oxalsäure herrühren kann.

Zur weiteren Charakterisierung der Lignin-Fraktionen wurden die gewichtsgemittelten Mole kulargewichte und der Polydispersitätindex (PDI) mittels Größenausschlusschromatografie (SEC) bestimmt. Mit zunehmendem Kohlendioxid-Druck sinkt das Molekulargewicht, wel ches auf ein Ausfällen des Lignins als Funktion des Molekulargewichts hindeutet. Der erhält liche PDI der einzelnen Fraktionen ist kleiner als der PDI der gesamt eingesetzten Fraktion. Die bei 10 bar ausgefallene Fraktion weist einen hohen Anteil an ß-O-4 Verknüpfungen und S- und G-Einheiten mit einem gewichtsgemittelten Molekulargewicht von ca. 4600 g/mol auf. Die 50 bar Fraktion weist einen tieferen Gehalt an ß-O-4- Verknüpfungen mit einem Moleku largewicht von ca. 1040 g/mol auf. Die bei 50 bar Druck in Lösung verbliebende Fraktion weist ein gewichtsgemitteltes Molekulargewicht von ca. 580 g/mol auf, welches ca. 4-mal kleiner ist als das gewichtsgemittelte Molekulargewicht des eingesetzten Lignins. Letztere Fraktion besteht wahrscheinlich aus Lignin-Mono- und -Dimeren.

Durch die Kombination eines OrganoCat- Verfahrens mit der erfindungsgemäßen Auftren nung konnte gezeigt werden, dass es möglich ist, mittels biogener Lösungsmittel eine effizi ente Trennung von Ligninen durch Einsatz von Kohlendioxid durchzuführen. Der Druck löst eine molekulargewichtsabhängige Ausfällung des Lignins aus, wobei variierende Verknüp fungsanteile in den unterschiedlichen Fraktionen erhalten werden können. Das Lösungsmittel lässt sich wiederverwenden und auf diese Art und Weise kann ein kostengünstiger und um weltverträglicher Weg zum Erhalt spezifischer Lignine beschritten werden.




 
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