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Title:
PROCESS FOR PRODUCING LIPOSOMES AND/OR BILOLOGICAL CELLS, WHICH HAVE INCLUDED INGREDIENT SUBSTANCES, AND THEIR USE
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/1989/009593
Kind Code:
A1
Abstract:
In order to incorporate, add or substitute substances in liposomes or cells, inert gases with a sufficiently high pressure in gaseous or liquefied form are used to cause a reduction in the lipid order. The loaded liposomes or cells are suitable as pharmaceutical carriers.

Inventors:
LAWACZECK RUEDIGER (DE)
Application Number:
PCT/DE1989/000230
Publication Date:
October 19, 1989
Filing Date:
April 13, 1989
Export Citation:
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Assignee:
SCHERING AG (DE)
International Classes:
A61K9/127; A61K9/50; C12N5/10; A61K47/00; A61K49/00; A61K49/22; B01J13/02; C12N5/02; (IPC1-7): A61K9/50; A61K47/00
Domestic Patent References:
WO1986000238A11986-01-16
Foreign References:
EP0069307A21983-01-12
EP0055576A11982-07-07
FR2373289A11978-07-07
US4327710A1982-05-04
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Claims:
PATENTANSPRÜCHE
1. Verfahren zur Herstellung inhaltsstoffeenthaltender Liposomen und/oder biologischer Zel¬ len, dadurch gekennzeichnet, daß Liposomen oder biologische Zellen in wäßrigem Medium mit Inertgasen, die mit steigendem Druck zu einer zunehmenden Abnahme der lipidord¬ nung führen, im gasföπnigen oder flüssigen Zustand unter Zusatz der gewünschten Inhalts¬ stoffe unter Druck behandelt werden und anschließend eine Druckentspannung auf Atmo¬ sphärendruck vorgenommen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die von den Liposomen oder biologischen Zellen aufgenommenen Inhaltsstoffe Pharmaka sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Inertgase Lachgas (N2θ), Halothan, Argon, Xenon, Schwefelhexafiuorid (SFö), Alkane wie Methan, Ethan, Propan, Butan, Hexan, Heptan, Alkene wie Ethen, Propen, Buten, Hexen, Hepten und/oder deren Mischungen verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Druck bis zu 1000 bar, vor¬ zugsweise bis zu 200 bar verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Druckentspannung die Liposomensuspension durch größenselektive Filter gedrückt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennezeichnet daß die Inhaltsstoffe inkorporiert, addiert und/oder substituiert werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet daß die biologischen Zellen Zellen der Blutbahn wie Erythrocyten, Leucocyten, Lymphocyten und Thrombocyten sind. 8) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die biologischen Zellen Zellen sind, die in Kultur gehalten werden und die pflanzlichen und/oder tierischen und/oder mikrobiellen Ursprungs sind.
8. Verwendung der nach Anspruch 1 hergestellten Liposomen und/oder biologischen Zellen als Vehikel für den Transport und/oder Speicherung von Pharmaka für diagnostische und/oder therapeutische Zwecke.
Description:
Verfahren zur Herstellung von Liposomen und/oder biologischer Zellen, die Inhaltsstoffe einge¬ schlossen haben, sowie deren Verwendung

Die Erfindung betrifft den in den Patentansprüchen genannten Gegenstand, d.h. ein Verfahren zur Herstellung von Liposomen und/oder biologischer Zellen, die während der Herstellung extern zu¬ gesetzte Substanzen aufnehmen. In beiden Fällen erfolgt die Substanzaufnahme unter schonenden Bedingungen. Die beladenen Liposomen und oder Zellen sind als zielgerichtete Phaimakaträger geeignet.

Liposomen sind aus Lipidmolekülen, vorzugsweise Phospholipiden, aufgebaut Diese bilden im wässrigen Medium spontan Lipiddoppelschichten aus, die geschlossen und lamellenartig angeord¬ net sind. Eine oder mehrere Lamellen trennen das innere Kompartment von der äußeren Lösung. Die polaren hydrophilen Kopfgruppen der Lipide (z.B. Ethanolamin beim Cephalin, Cholin beim Lecithin) zeigen zur Wasserphase hin, die unpolaren hydrophoben Fettsäurereste sind ins Innere der Lipiddoppelschicht gerichtet Die Doppelschichten sind zwei Moleküllagen oder 4 bis 5 um dick. Man unterscheidet die Liposomen nach ihrer Größe und Anzahl der Lamellen und spricht von kleinen, unilamellaren (small unilamellar vesicles (SUV)) mit Radien bis zu 100 nm, großen uni- lamellaren (large unilamellar vesicles (LUV)) mit Radien größer als 100 nm sowie multilamellaren Liposomen (multilamellar vesicles (MLV)). In wässriger Phase lagern sich Phospholipide ohne Zutun zu multilamellaren Liposomen zusammen, bei denen zwiebelartig mehrere Lipiddoppel¬ schichten durch Wasserschichten getrennt angeordnet sind.

Die Ausbildung lamellar angeordneter Lipiddoppelschichten ist eine Folge der Balance physikalischer Kräfte und sterischer Effekte. Die Lipiddoppelschicht formt auch den Bildungsblock der Plasmamembranen, die biologische Zellen umhüllen und bei denen als zweiter Baustein Proteine in die Lipidmatrix eingelagert sind.

Die physikalischen und physiologischen Eigenschaften von Liposomen sind durch deren Lipidzu- sammensetzung, Größe, Temperatur, pH, Art und Stärke des Puffers, Herstellungsbedingungen, Historie und Alter bestimmt. Die Verwendung von Liposomen, die mit Aizneimitteln beladen wurden, hat in der Diagnostik und Therapie großes Interesse gefunden. Liposomen eröffnen als zielgerichtete Träger von Pharmaka neue Diagnose- und Therapiefoπnen (s. z.B. R_ Lawaczeck "Liposomen als zielgerichtete Pharmakaträger", Deutsche Apotheker Zeitung 127, 1771-1773 (1987), MJ. Ostro "Liposomes", Sei. Am 256, 90-99(1987)). Für pharmazeutische Zwecke sind die Permeabilität der Lipidmembran und die Stabilität der Liposomen von Interesse; physiolgisch ist zudem die Fusogenität und die Kinetik der Zellaufnahme wichtig.

Aufgrund des breiten Interesses gibt es eine Vielzahl von Veröffendichungen, die sich mit der

Physik, Chemie, Biologie, Herstellung und Verwendung von Liposomen befassen. Ein kürzlich erschienener Übersichtsartikel mit pharmazeutischer Ausrichtung wurde von D. Lichtenberg und Y. Barenholz ("Liposomes: preparation, characterization, and preservation" in Methods of Biochemical Analysis Vol. 33, 337-462 (1988)) publiziert. Die Verwendung von Zellen als Pharmakaträger wurde u.a. von C. Nicolau und Mitarbeitern beschrieben ("Resealed red blood cells as a new blood transfusion product", Biblthca haemat 51, 82-91 (1985)).

Zur Herstellung uni- und oligolamellarer sowie beladener liposomen wurden verschiedene Strate¬ gien entwickelt (referiert bei Lichtenberg & Barenholz), die schematisch klassifiziert werden können als 1. physikalische Zerschlagung durch Scherkräfte und 2. chemische Desintegration durch 'Ηelfeπnoleküle" der sich spontan bildendenden multilamellaren Liposomen. Die Anwendung von Scherkräften ist beim Einschluß labiler Substanzen nicht geeignet Helfermoleküle stehen in Form von Detergentien oder organischer Lösungsmittelmoleküle zur Verfügung. Mit deren Hilfe werden Nicht-Doppelschicht-Aggregate der Iipidmoleküle (meist Mizellen) ausgebildet Das Entfernen der Helfermoleküle führt wieder zu den sich spontan bildenden liposomalen Doppelschichten und zur gleichzeitigen Aufnahme zugesetzter Substanzen. Die vollständige Entfernung der Detergenz- moleküle ist oft schwierig, zudem kann bei proteinhaltigen Einschlußmolekülen eine ungewünschte Denaturierung hinderlich sein. Die Aufnahme durch biologische Zellen kann durch hypo-osmolares Aufbrechen (Lyse) der Zellen mit nachfolgender Einstellung derlsotonie oder durch elektrisch in¬ duzierte Porenbildung erreicht werden. Dabei werden extern vorhandene Substanzen aufgenommen und während des Verschließens der Membran verkapselt. Eine schonende Lyse unter isotonen, detergenz- und spannungsfreien Bedingungen ist bisher nicht bekannt Es besteht demnach ein Bedarf an einem Herstellungsverfahren für inhaltsstoffe-enthaltende Liposomen und/oder biolo¬ gische Zellen, das die obengenannten Nachteile nicht aufweist Diese Aufgabe wird durch die vor¬ liegende Erfindung gelöst

Es wurde nun gefunden, daß eine liposomale und/oder zelluläre Aufnahme von Substanzen, vor¬ zugsweise Pharmaka für therapeutische und diagnostische Zwecke, überraschenderweise auch durch die Anwendung gasförmiger Helfermoleküle erreicht werden kann. Dieses Verfahren weist nicht die Mängel der oben skizzierten Herstellungsverfahren auf. Bei diesem neuen Verfahren wild die wäßrige lipid- oder Zellsuspension, die neben den Lipiden oder Zellen die einzuschließende Substanz enthält, erfindungsgemäß mit einem Gas versetzt Es kommen Gase mit "detergenz- ähnlichem Effekt" infrage, d.h. Gase, die im Gegensatz zum hydrostatischen Druck die Ordnung der Lipidmoleküle mit steigendem Druck erniedrigen und oder zu einer Solubilisierung der Mem¬ bran führen. Es wird bei dem jeweils angewendeten Druck die Einstellung des thermodynamischen Gleichgewichts mit der wäßrigen Lipid- oder Zellsuspension abgewartet Die verwendeten Gase

müssen chemisch hinsichtlich der Lipide und der Wasserphase inert sein und nicht wie Kohlen¬ dioxid oder Ammoniak eine Wechselwirkung mit Wasser eingehen. Vorzugsweise kommt die Verwendung leicht handhabbarer, technisch zur Verfügung stehender Gase, die keinen toxischen Rückstand hinterlassen in einem Druckbereich bis zu 1000 bar, vorzugsweise bis zu 200 bar in- frage. Ein Überschreiten der Siedekurve im p, T-Diagramm in den flüssigen Zustand kann vorteil¬ haft sein. Geeignete Gase sind vorzugsweise Lachgas (N2O), Halothan, Argon, Xenon, Schwefel- hexafluorid (SFß), Alkane wie Methan, Ethan, Propan, Butan, Hexan, Heptan, Alkene wie Ethen, Propen, Buten, Hexen, Hepten. Bei Lachgas wird ein Druck bis 55 bar gewählt wie er in techni¬ schen Druckflaschen zur Verfügung steht Für die Temperatur steht der Bereich zwischen dem jeweiligen Gefrier- und Siedepunkt zur Verfügung, voizugsweise 0 * bis 37 * C. Die genannten Gasmoleküle üben einen "detergenzähnlichen" Effekt aus und fuhren zu einer Öffnung und/oder Solubilisierung der Lipiddoppelschicht und/oder Membran. Während der Entspannungsphase bilden sich spontan neue Liposomen aus bzw. verschließen die Membranen wieder, so daß die zu¬ gesetzten Substanzen aufgenommen sind. Dieser Prozeß kann zyklisch wiederholt werden. Bei Liposomen ist eine Einengung der Liposomengröße über eine Druckentspannung auf Atmosphärendruck durch größenselektive Trennfilter möglich. Die Lipidzusammensetzung der Liposomen kann je nach therapeutischem und/oder diagnostischem Nutzen und nach dem Zielort optimiert werden. Bei den biologischen Zellen kommen neben den Zellen der Blutbahn wie Erythrocyten, Leukocyten, Lymphocyten und Thrombocyten vorzugsweise Zellen, die in Kultur gehalten werden, infrage.

Die Vorteile der Liposomenherstellung und Zellbeladung mit dem "Gashelfer- Verfahren" liegen auf der Hand:

Das Verfahren ist technisch leicht zu realisieren und kostengünstig.

Die Gasmoleküle werden im Gegensatz zu den herkömmlichen Detergenzmolekülen leicht entfernt.

Wegen des inerten Charakters und der nur in Spuren zurückbleibenden Mengen spielt die Toxizität der verwendeten Moleküle - wenn überhaupt - eine untergeordnete Rolle.

Vorteilhaft ist das Arbeiten bei physiologischen Temperaturen oder darunter.

Die Anwendung der Inertgase in dem genannten Druckbereich ist nicht schädigend für die meisten

Substanzen oder Zellen.

Das Verfahren ist zur liposomalen und zellulären Addition, Inkorporation und/oder Substitution hydro- und lipophiler Substanzen geeignet.

Die beladenen Liposomen können oberflächenmodifiziert und als ziel- oder organspezifische Pharmakaträger oder Pharmakaspeicher verwendet werden.

Beispiele

Beispiel 1: 20 mg Dimyristoyl-Lecithin werden in 1 ml Chloroform aufgenommen. Die Lösung wird in das Druckgefäß gegeben. Das Chloroform wird mit nachgereinigtem Stickstoff und nach¬ folgend unter Vakuum abgedampft 2 ml Wasser enthaltend 1 mM Carboxyfluσrescein (gereinigt und aus Ethanol umkristallisiert), 20 mM Tris HC1 auf pH 8 eingestellt werden eingefüllt CO2 und O2 werden durch Spülen mit Lachgas ausgetrieben. Das Druckgefäß wird verschlossen und ein Lachgasdruck von 50 bar bei Raumtemperatur angelegt. Die Lösung wird 0.5 Stunden geschüttelt danach wird langsam und isotherm auf Atmosphärendruck entspannt Der Vorgang wird 5 mal wiederholt Die Lösung wird aus dem Druckgef ß genommen und zur Entfernung des extern vor¬ handenen Caiboxyfluoresceins über einen Anionenaustauscher gegeben. Die Iiposomenfraktion enthält den eingeschlossenen Farbstoff und kann für Fluoreszenzstudien eingesetzt werden.

Beispiel 2: wie Beispiel 1, anstelle von Dimyristoyl-Lecithin werden 200 mg einer 4 : 1 Mischung aus Eigelblecithin und Cholesterin genommen. Carboxyfluorescein wird durch 20 mM Gadolinium- DTPA als MR-Kontrastmittel ersetzt Die erhaltenen Liposomen können in der MR-Diagnostik eingesetzt weiden.

Beispiel 3: Herstellung von Erythrocyten oder Erythrocyten-Ghosts, die mit Carboxyfluorescein beladen sind, unter blutisotonen Bedingungen.

Frisches Rinderblut wird 3 mal in PBS Puffer pH 7.4 gewaschen und bis auf die Erythrocyten von anderen Bestandteilen befreit Die dunkelrote, trübe Erythrocytensuspension wird mit PBS Puffer, der Carboxyfluorescein enthält, verdünnt, so daß die Konzentration des Carboxyfluoresceins 10-5 M beträgt. Die Lösung wird in eine Druckmeßzelle gegeben. Nach Spülen mit N2O werden 50 bar N2O bei 37" C angelegt gerührt und die optische Dichte bei 675 nm verfolgt Zwischen 400 und 600 min tritt Lyse der Zellen ein, deuüich sichtbar durch den typisch sigmoiden Abfall der opti¬ schen Dichte. Referenzmessungen unter Atmosphärendruck oder 50 bar hydrostatischem Druck zeigen bis zu 18 Stunden keine Lyse der Erythrocyten. Die Lösungen werden langsam auf Atmo¬ sphärendruck entspannt und unter dem Mikroskop in Durchsicht und Fluoreszenz untersucht Die Erythrocyten zeigen vor und nach Lyse das typisch discoide Aussehen. Nicht-lysierte Zellen (Kontrollen) enthalten im Gegensatz zu den zwischenzeitlich lysierten kein Carboxyfluorescein. Die Zellfluoreszenz ist auch nach extensivem Waschen unverändert sichtbar. Es ist damit offen¬ sichtlich, daß die Erythrocyten den Farbstoff im lysierten Zustand unter isotonen Bedingungen auf¬ genommen haben und während der Entspannung wieder versiegelt wurden.

Beispiel 4: Wie Beispiel 3, nur werden Schaferythrocyten anstelle der Rindererythrocyten in 2 mM KH2PO4, 9 mM Na2HP04, 3 mM KCl, 137 mM NaCl pH 7.5 verwendet. Die Lyse tritt zwischen 55 bis 70 min ein. Die Ergebnisse sind mit denen aus Beispiel 3 vergleichbar.