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Title:
PRODUCTION OF HYDROGEN AND LITHIUM HYDROXIDE IN A BASIC ENVIRONMENT
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2024/056402
Kind Code:
A1
Abstract:
The present invention relates to the electrochemical production of hydrogen and lithium hydroxide from Li+-containing water using a LiSICon membrane. The problem addressed by the present invention is that of specifying a process which is operable economically even on an industrial scale. The process shall especially exhibit a high energy efficiency and achieve a long service life of the membrane even when the employed feed contains impurities harmful to LiSICon materials. A particular aspect of the process is that the cell simultaneously separates off the lithium via the membrane and effects electrolysis of water. An essential aspect of the process is that the electrochemical process is performed in a basic environment, more precisely at pH 9 to 13. The pH is adjusted by addition of a basic compound to the feed.

Inventors:
HYING CHRISTIAN (DE)
GORMAN ELISABETH (DE)
STENNER PATRIK (DE)
JURETZKA SABRINA (DE)
STADTMÜLLER TOBIAS (DE)
ARNDT SEBASTIAN (DE)
LÖFFLER FRANK (DE)
KLINK-TRAN HUONG (DE)
ANTONI JESSICA (DE)
DECKER NICOLE (DE)
DAHLHUES MEIKE (DE)
Application Number:
PCT/EP2023/073983
Publication Date:
March 21, 2024
Filing Date:
September 01, 2023
Export Citation:
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Assignee:
EVONIK OPERATIONS GMBH (DE)
International Classes:
C02F1/461; B01D61/42; B01D69/06; B01D71/02; C01D15/02; C01D15/08; C02F1/469; C22B26/12; C25B1/04; C25B1/16; C25B9/19; C25B9/23; C25B11/00; C02F1/38; C02F1/44; C02F1/52; C02F101/10; C02F103/08; C02F103/16
Domestic Patent References:
WO2022157624A12022-07-28
WO2019055730A12019-03-21
Foreign References:
US20120103826A12012-05-03
US20160258071A12016-09-08
US20160201163A12016-07-14
US9222148B22015-12-29
EP3805428A12021-04-14
EP3805428A12021-04-14
US10036094B22018-07-31
Other References:
WIETELMANN, USTEINBILD, M: "Lithium and Lithium Compounds", IN ULLMANN'S ENCYCLOPEDIA OF INDUSTRIAL CHEMISTRY, 2014
PANKAJ K. CHOUBEY: "Advance review on the exploitation of the prominent energystorage element Lithium. Part II: From sea water and spent lithium ion batteries (LIBs)", MINERALS ENGINEERING, vol. 110, 2017, pages 104121
PALAKKATHODI KAMMAMPATA ET AL.: "Cruising in ceramics-discovering new structures for all-solid-state batteries-fundamentals, materials, and performances", LONICS, vol. 24, 2018, pages 639 - 660, XP036441981, DOI: 10.1007/s11581-017-2372-7
YEDUKONDALU MEESALA ET AL.: "Recent Advancements in Li-Ion Conductors for All-Solid-State Li-Ion Batteries", ACS ENERGY LETT., vol. 2, no. 12, 2017, pages 2734 - 2751
SOFIA SAFFIRIO: "Li1.4Al0.4Ge0.4Ti1.4(PO4)3 promising NASICON-structured glass-ceramic electrolyte for all-solid-state Li-based batteries: Unravelling the effect of diboron trioxide,", JOURNAL OF THE EUROPEAN CERAMIC SOCIETY, vol. 42, no. 3, 2022, pages 1023 - 1032, XP093022303, DOI: 10.1016/j.jeurceramsoc.2021.11.014
EONGYU YI ET AL.: "Materials that can replace liquid electrolytes in Li batteries: Superionic conductivities in Li Al Ti Si P O . Processing combustion synthesized nanopowders to free standing thin films", JOURNAL OF POWER SOURCES, vol. 269, 2014, pages 577 - 588, XP029043929, DOI: 10.1016/j.jpowsour.2014.07.029
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SIXIE YANG ET AL.: "Lithium Metal Extraction from Seawater", JOULE, vol. 2, no. 9, 2018, pages 1648 - 1651
Attorney, Agent or Firm:
EVONIK PATENT ASSOCIATION (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1. Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff und Lithiumhydroxid mit den folgenden Schritten: a) Bereitstellen eines Feed enthaltend zumindest Wasser, Li-Kationen, Anionen, sowie Verunreinigungen, wobei die Konzentration von Li-Kationen in dem Feed CF mindestens 200 Gew.-ppm oder zwischen 500 Gew.-ppm und 140000 Gew.-ppm beträgt, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Feeds, wobei der bei 25°C mittels Glaselektrode gemessene pH-Wert des Feeds zwischen 2 und 9 beträgt; b) Bereitstellen eines armen Arbeitsmediums enthaltend Wasser und darin gelöst Lithiumhydroxid, wobei die Konzentration von Lithiumhydroxid in dem armen Arbeitsmedium CMO bezogen auf das Gesamtgewicht des armen Arbeitsmediums mindestens 50 Gew.-ppm beträgt; c) Bereitstellen einer basischen Verbindung; d) Bereitstellen von mindestens einer elektrochemischen Zelle, wobei die elektrochemische Zelle die folgenden Merkmale aufweist: i. die elektrochemische Zelle umfasst ein erstes Kompartiment, in dem eine Anode angeordnet ist; ii. die elektrochemische Zelle umfasst ein zweites Kompartiment, in dem eine Kathode angeordnet ist; iii. die elektrochemische Zelle umfasst eine Membran, welche das erste Kompartiment von dem zweiten Kompartiment trennt, wobei die Membran die Fläche A aufweist; iv. die Membran enthält ein anorganisches Material, welches eine Leitfähigkeit für Li-Ionen besitzt und welches elektrisch isolierend ist; e) Bereitstellen von mindestens einer elektrischen Spannungsquelle, welche über eine erste elektrische Leitung mit der Anode und über eine zweite elektrische Leitung mit der Kathode verbunden ist; f) Dosierung der basischen Verbindung zu dem Feed, sodass ein Intermediat erhalten wird, wobei der mittels Glaselektrode bei 25°C gemessene pH-Wert des Intermediats zwischen 9 und 13 beträgt, g) Beaufschlagen des ersten Kompartiments mit dem Intermediat; h) Beaufschlagen des zweiten Kompartiments mit dem armen Arbeitsmedium; i) Beaufschlagen der elektrochemischen Zelle mit einer von der elektrischen Spannungsquelle bezogenen elektrischen Spannung U, dergestalt, dass ein elektrischer Strom / zwischen Anode und Kathode fließt, wobei der Quotient Q aus der Stromstärke des elektrischen Stroms / und der Fläche A der Membran zwischen 100 A/mz und 500 A/m2 oder zwischen 150 A/m2 und 350 A/m2 beträgt; j) Abziehen von Abwasser enthaltend zumindest Wasser, darin gelöste Li-Salze, Sauerstoff, sowie Verunreinigungen aus dem ersten Kompartiment, wobei die Konzentration von Li-Ionen in dem Abwasser Cw bezogen auf das Gesamtgewicht des Abwassers geringer ist als die Konzentration von Li-Ionen im Feed CF; k) Abziehen eines reichen Arbeitsmediums enthaltend Wasser und Lithiumhydroxid sowie Wasserstoff aus dem zweiten Kompartiment, wobei die Konzentration von Lithiumhydroxid in dem reichen Arbeitsmedium CMI bezogen auf das Gesamtgewicht des reichen Arbeitsmediums größer ist als die Konzentration im von Lithiumhydroxid in dem armen Arbeitsmedium CMO.

2. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die basische Verbindung ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Ca(OH)2, KOH, NaOH, LiOH, NH4OH.

3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der basischen Verbindung um Ca(OH)2 handelt.

4. Verfahren nach Anspruch 1 , 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der bei 25°C mittels Glaselektrode gemessene pH-Wert des Intermediats zwischen 9 und 12 beträgt.

5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die im Feed enthaltenden Anionen ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus Sulfat, Carbonat, Hydroxid, Chlorid, Fluorid.

6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Feed Verunreinigungen in Gestalt von Verbindungen von Elementen enthält, welche ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus B, Na, Mg, AI, Si, K, Ca, Mn, Fe, Co, Ni, Cu, C.

7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das in der Membran enthaltene anorganische Material eine nach der hier beschriebenen Methode „Impedanz Spektroskopie“ gemessene, spezifische Leitfähigkeit für Li-Ionen a besitzt, die bei einer Temperatur von 23°C mindestens 1*10-5 S/m oder mindestens 5*10-5 S/m oder mindestens 10*10'5 S/m und maximal 100*10'5 S/m beträgt.

8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie (LATP) handelt:

Lii+xAlxTi2-x(PO4)3 worin gilt: 0.1<x<0.3, wobei bevorzugt gilt x=0.3. 9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie (LATSP) handelt:

Lil+x+yAlxTi2-xSiyP3-yOl2 worin gilt: 0.1<x<0.3 und 0.2<y<0.4.

10. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie (LAGTSP) handelt:

Lii+x worin gilt: 0<x<1 und 0<y<1 und

11. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie (LAGTP) handelt:

Lii.4Alo.4(Gei-xTix)i .6 (PÜ4)3 worin gilt: 0<x<1.

12. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie (LAGP) handelt:

Lii+xAlxGe2-x (PÜ4)3 worin gilt: x=0 oder x=0.2 oder x=0.4.

13. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie (LLTO) handelt:

Li3xLa(2/3)-xQ(1/3)-2xTiO3 worin gilt: 0^x<0.16.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche mit den zusätzlichen Schritten: m) Bereitstellen eines Trennapparates; n) Abtrennen von Lithiumhydroxid aus dem reichen Arbeitsmedium mit Hilfe des Trennapparates. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass bei dem Schritt n) Abtrennen von Lithiumhydroxid aus dem reichen Arbeitsmedium mit Hilfe des Trennapparates; das arme Arbeitsmedium erhalten wird, dergestalt, dass der Schritt b) Bereitstellen eines armen Arbeitsmediums enthaltend Wasser und darin gelöst Lithiumhydroxid, wobei die Konzentration von Lithiumhydroxid in dem armen Arbeitsmedium CMO bezogen auf das Gesamtgewicht des armen Arbeitsmediums mindestens 50 Gew.-ppm beträgt; mit Hilfe des Trennapparates erfolgt. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass die elektrochemische Zelle und der Trennapparat an demselben Ort bereitgestellt werden. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest die elektrochemische Zelle kontinuierlich betrieben wird. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass die Herstellung von Wasserstoff und Lithiumhydroxid zeitgleich erfolgt. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass sich die von der elektrischen Spannungsquelle bezogene elektrische Spannung sich über die Zeit periodisch verändert. Verfahren nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, dass die von der elektrischen Spannungsquelle bezogene elektrische Spannung sich über die Zeit wellenförmig verändert, wobei die Wellenform ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus den folgenden Wellenformen: Sinus, Rechteck, Dreieck, Sägezahn. Verfahren nach Anspruch 20, wobei die Wellenform rechteckig ist, nämlich gebildet von einem ersten Wellen-Abschnitt, in dem die Spannung mit einem konstanten Wert eingeschaltet ist und einem auf den ersten Wellen-Abschnitt folgenden zweiten Wellen- Abschnitt, bei dem die Spannung ausgeschaltet ist, wobei die Länge des ersten Wellen- Abschnitts i beträgt, wobei die Länge des zweiten Wellen-Abschnitts Ä.2 beträgt und wobei gilt Xi = i|)* Ä2 mit 3 < i|) < 7. Verfahren nach Anspruch 19 oder 20 oder 21 , dadurch gekennzeichnet, dass die Polarität der elektrischen Spannung beibehalten wird. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 22, dadurch gekennzeichnet, dass sowohl in dem ersten Kompartiment als auch in dem zweiten Kompartiment ein pH-Wert von 9 bis 13 herrscht; pH-Wert gemessen bei 25°C mit Glaselektrode.

Description:
Herstellen von Wasserstoff und Lithiumhydroxid im basischen Milieu

Für die Herstellung von Lithiumionenbatterien (LIB) wird denknotwenig Lithium (Li) benötigt. Aufgrund seiner hohen Reaktivität kommt Lithium in der Natur nicht als Reinstoff, sondern stets gebunden vor. Als Ausgangstoff für die Herstellung von LIB wird das Lithium in der Regel in Form von Lithiumhydroxid (LiOH) oder von Lithiumcarbonat (Li2COa) verwendet.

In den meisten natürlichen Lagerstätten ist Li in Form von Lithiumoxid (Li2O) oder von Salzen wie Lithiumsulfat (Li2SO4) oder Lithiumchlorid (LiCI) vorhanden. Das Lithiumoxid ist Bestandteil von Erzen wie Pegmatit, wahrendessen Lithiumsulfat und Lithiumchlorid in den Laugen der Li-Salzseen gelöst sind. Im Zuge des bergmännischen Abbaus wird die jeweils gewonnene Lithiumverbindung in Lithiumcarbonat (Li2COa) überführt. In einem weiteren Prozessschritt kann das Lithiumcarbonat mit Branntkalk oder Calciumhydroxid in Lithiumhydroxid umgesetzt werden. Die Gewinnung von Li und dessen Umwandung in LiOH ist beschrieben in:

Wietelmann, U. and Steinbild, M. (2014). Lithium and Lithium Compounds. In Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, (Ed.). DOI: 10.1002/14356007.a15_393.pub2

Reiche Li-Lagerstätten sind bekannt, aber die Herstellung von LiOH aus den dort vorhandenen Li- Verbindungen ist sehr energieintensiv- und abwasserintensiv. Darüber hinaus besteht das strategisch begründete Bedürfnis, von den Eigentümern der Lagerstätte unabhängig zu sein.

Eine Lösung dieses Problems könnte darin bestehen, abgenutzte LIB stofflich aufzuarbeiten, sodass das darin enthaltene Lithium wieder als Rohstoff für Neubatterien verwendet werden kann.

Recyclingverfahren für LIB wurden in der Vergangenheit bereits zur technischen Reife entwickelt, jedoch meist mit dem Ziel auf die darin enthaltenen Metalle Fe, Ni, Mn, Co, Mg, AI. Das Alkalimetall Li wurde in der Regel nicht zurückgewonnen, weil es auf Grund seiner hohen Reaktivität nicht einfach aus dem Batterieschrott abzutrennen ist und es in ausreichender Menge kostengünstig aus natürlichen Lagerstätten verfügbar war. Die Gewinnung vom Li aus gebrauchten LIB erschien lange Zeit schlicht unwirtschaftlich.

Inzwischen ist der gesellschaftliche und wirtschaftliche Druck gestiegen, Lithium aus gebrauchten LIB zurückzugewinnen. Der Erfolg dieses Vorhabens setzt voraus, dass rezykliertes Li in einer für die Produzenten von LIB akzeptablen Qualität angeboten werden kann, sodass sich die Herstellungsprozesse für LIB aus Recycling-Li nicht von denen aus bergmännisch gewonnenen Frisch-Li unterscheiden. Die Batteriequalität darf selbstredend nicht leiden. Folglich muss rezykliertes Li, insbesondere in Form von LiOH, sehr anspruchsvolle Spezifikationen hinsichtlich Reinheit erfüllen. Darüber hinaus muss das Verfahren zur Rückgewinnung von Li aus Altbatterien möglichst energieeffizient sein. Ebenso sollte das Verfahren wenig Wasser verbrauchen. Bekannte Verfahren zur Rückgewinnung von Lithium aus Altbatterien haben zusammengestellt:

Pankaj K. Choubey et al.: Advance review on the exploitation of the prominent energystorage element Lithium. Part II: From sea water and spent lithium ion batteries (LIBs), Minerals Engineering, Volume 110, 2017, Pages 104121

DOI: 10.1016/j.mineng. 2017.04.008.

Eine Technologie, die im vorstehenden Übersichtsartikel lediglich beiläufig als „LISM“ erwähnt wird, ist die Elektrolyse von Li-haltigen Wässern in Gegenwart von so genannten LiSICon-Membranen.

LiSICon steht für Lithium Super Ionic Conductor. Es handelt sich dabei um eine Klasse aus anorganischem, (glas)keramischen Material, welches elektrisch isoliert, aber zugleich eine intrinsische Leitfähigkeit für Li-Ionen aufweist. Der Transportmechanismus für Li ist in der Kristallstruktur des Materials begründet. Die Li-Ionen werden - vereinfacht gesprochen - durch die Kristalle „durchgereicht“. Kommerziell verfügbare LiSICon-Materialien sind unter anderem Lithium- Aluminium-Titanphosphat (LATP), Lithium-Aluminium-Titan-Siliciumphosphat (LATSP), Lithium- Aluminium-Germaniumphosphat (LAGP) und Lithium-Lanthan-Titanoxid (LLTO). Diese Materialien wurden ursprünglich als Festkörper-Elektrolyt für LIB entwickelt. Eine Übersicht zu den Transportmechanismen von LiSICons, deren Kristallstruktur und Herstellung bieten:

Palakkathodi Kammampata et al.: Cruising in ceramics — discovering new structures for all- solid-state batteries — fundamentals, materials, and performances. Ionics 24, 639-660 (2018) DOI: 10.1007/s 1 1581 -017-2372-7

Yedukondalu Meesala et al.: Recent Advancements in Li-Ion Conductors for All-Solid-State Li-Ion Batteries. ACS Energy Lett. 2017, 2, 12, 2734-2751

DOI: 10.1021 /acsenergy lett.7b00849

Spezielle LiSICon Stöchiometrien werden beschrieben von:

Sofia Saffirio et al.Lii.4Alo.4Geo.4Tii.4(P04)3 promising NASICON-structured glass-ceramic electrolyte for all-solid-state Li-based batteries: Unravelling the effect of diboron trioxide, Journal of the European Ceramic Society, Volume 42, Issue 3, 2022, Pages 1023-1032 DOI 10.1016/j.jeurceramsoc.2021 .1 1 .014.

Eongyu Yi et al. Materials that can replace liquid electrolytes in Li batteries: Superionic conductivities in Li1.7AI0.3Ti1.7Si0.4P2.6O12. Processing combustion synthesized nanopowders to free standing thin films. Journal of Power Sources, Volume 269,

2014, Pages 577-588, DOI 10.1016/j.jpowsour.2014.07.029. Aufgrund ihrer selektiven Leitfähigkeit für Li-Ionen können LiSICon-Materialien als Membran zur Abtrennung von Li aus Li-haltigen Gemischen verwendet werden. Das Li muss in dem Gemisch in ionischer Form vorliegen, etwa als in Wasser gelöstes Li-Salz. Als treibende Kraft, um die Li-Ionen durch die LiSICon -Membran zu fördern, wird eine elektrische Spannung benötigt. Hierfür wird eine elektrochemische Zelle aufgebaut, die zwei Elektroden und eine LiSICon-Membran umfasst, welche die Zelle in zwei Kompartimente aufteilt. In jedem Kompartiment befindet sich eine Elektrode. Abhängig von der Polarität der im Kompartiment enthaltenen Elektrode werden die Kompartimente als anodisch oder kathodisch bezeichnet. An den Elektroden wird eine elektrische Spannung angelegt und das Li-haltige Wasser in das anionische Kompartiment eingefüllt. Das kathodische Kompartiment wird mit Wasser gefüllt. Die Membran reicht die Li-Kationen zu der Kathode durch. Das Wasser in dem kathodischen Kompartiment wird daher mit Li angereichert, während das Wasser auf der anodischen Seite um Li abgereichert wird. Ein solcher Vorgang wird Membranelektrolyse genannt.

Membranelektrolytische Verfahren zur Gewinnung von Lithium mit Hilfe von LiSICon Membranen sind bereits im Stand der Technik beschrieben.

So beschreiben Zhen Li et al. ein Verfahren, bei dem als Rohstoff das schwach Lithium-haltige Wasser des Roten Meeres verwendet wird:

Zhen Li et al.: Continuous electrical pumping membrane process for seawater lithium mining. Energy Environ. Sei., 2021 , 14, 3152 DOI: 10.1039/d1ee00354b

Die Arbeitsgruppe um Zhen Li verwenden LLTO als Membran. Das abgetrennte Zielprodukt ist Lithiumphosphat (LiaPO-t), was für die Produktion von Lithium-Eisen-Phosphat (LFP) Batterien in Betracht kommt. LIB mit einem anderen Kathodenmaterial wie beispielsweise Nickel-Mangan- Cobalt (NMC) oder Lithium-Mangan-Oxid (NMO) können damit nicht direkt hergestellt werden.

Mithilfe von Solarstrom, einer LAGP Membran und einer Kupferfolie wollen Yang et al. metallisches Lithium direkt aus Meerwasser gewinnen:

Sixie Yang et al.: Lithium Metal Extraction from Seawater. Joule, Volume 2, Issue 9, 2018, Pages 1648-1651 , DOI 10.1016/j.joule.2018.07.006.

US 2016/0201163 A1 beschreibt die Abtrennung von Li Ionen aus einer Sole wie Meerwasser mit Hilfe von LiSICon Membranen. Als Membranmaterialien werden konkret LisN, LiioGeP2Si2 und LaxLiyTiCh, Lii+ x + y Alx(Ti, Ge)2-xSi y P3- y Oi2 vorgeschlagen. Zielprodukt ist Lithiumcarbonat (Li2CO3).

Auch die WO 2019055730 A1 beschäftigt sich mit der Abtrennung von Lithium mit Hilfe von LiSICon-Membranen. Konkret werden LLTO oder LAGP oder LATP genannt. Das LiSICon-Material kann auf eine Stützstruktur aufgetragen sein. Die chemische Natur der Stützstruktur wird nicht näher beschrieben. Ebenso wenig wird beschrieben, wie das Aufträgen von LiSICon auf die Stützstruktur geschehen soll. Das abgetrennte Zielprodukt sind Li-Ionen.

Aus der US9222148B2 ist es bekannt, Lithium-Hydroxid durch Membranelektrolyse an einer LiSICon Membran abzutrennen und sodann Lithiumhydroxid-Hydrat auszufällen.

Neben der Verwendung von keramischen LiSICon Membranen sind auch elektrolytische Verfahren zur Abtrennung von Lithium bekannt, die mit organischen lonenaustauschmembranen arbeiten.

So beschreibt die EP 3805428 A1die elektrolytische Herstellung von Lithiumhydroxid. Neben der Elektrolyse wird eine elektrochemische Umsetzung des Lithiums zu Lithiumhydroxid betrieben. Zur Gewinnung der notwendigen Edukte wird gleichzeitig Wasser elektrochemisch gespalten. Hierzu wird eine bipolare Dreikammerzelle mit einer lonenaustauschmembran verwendet. Es werden die kommerziellen lonenaustauschmebranen Asahi© AW, Nation® 902, Fumatech® FAB, Fumatech® FKB und Neosepta® CMB verwendet. Die chemische Natur dieser lonenaustauschmembranen ist in EP 3805428 A1 nicht offengelegt, aber es ist überwiegend wahrscheinlich, dass es sich dabei um organische Membranmaterialien handelt. Die Dreikammerzelle arbeitet im sauren Milieu. Als Feed wird Wasser enthaltend Li-Salze wie insbesondere Lithiumsulfat (Li2SO4) oder Lithiumchlorid (LiCI) eingesetzt.

Eine zweitstufige elektrodialytische/elektrolytische Herstellung von Lithiumhydroxid aus wässrigem Lithiumsufat und/oder Lithiumbisulfat bei gleichzeitiger Wasserspaltung offenbart US 10036094 B2. In einer ersten Stufe wird eine elektrochemische Zelle mit zwei Kompartimenten eingesetzt, in der zweiten Stufe eine Dreikammerzelle. In der Dreikammerzelle kann ein pH von 8 bis 10 herrschen. Die Zellen sind mit lonenaustauschmembranen ausgestattet. Die chemische Zusammensetzung der Membranen ist nicht gegeben. Die folgenden kommerziellen Membranen werden erwähnt: Fumatech® FAB, Astom® ACM, Asahi® MV, Nation® 324 oder Astom® AHA.

Ein prinzipieller Nachteil von Polymermembranen ist ihre Wasserdurchlässigkeit. Dadurch wird der Anolyt mit Wasser aus dem Katholyt verdünnt. Außerdem sind organische lonenaustauschmembranen weniger ionenselektiv als anorganische LiSICon-Materialien: Sie lassen nicht nur Li + , sondern auch Na + passieren, sodass die Stoffreinheit des Zielproduktes beeinträchtigt wird, sobald sich im Feed auch Na befindet. Neben der Reinheit des Zielprodukts leidet auch die Stromeffizienz des Prozesses: Die wertvolle elektrische Energie wird bei der Elektrolyse mit nicht-ionenselektiven Membranen auch dafür verbraucht, unerwünschtes Na + in das zweite Kompartiment zu transportieren. Im zweiten Kompartiment angekommen wird das Na + zudem über unbeabsichtigte elektrochemische Prozesse in unerwünschte Nebenprodukte umgesetzt. Bezogen auf die Ausbeute an dem Zielprodukt Li ist die Energieeffizienz des Prozesses eingeschränkt. Schließlich sind diese Membranen empfindlich gegen die Anwesenheit von zweiwertigen Kationen wie bspw. Mg 2+ und Ca 2+ . Diese Kationen vergiften die Membran mit der Zeit, sodass die Betriebsdauer organischer lonenaustauschmembranen eingeschränkt ist.

Eine bessere lonenselektivität versprechen die (glas)keramischen LiSICon Materialien. Ein für die industrielle Praxis hochrelevantes Problem ist hier jedoch weiterhin die Stabilität der LiSICon Membran gegenüber Verunreinigungen. So enthalten die Li + -haltigen Wässer, die bei der Aufarbeitung von gebrauchten LIB entstehen, weitere Kationen wie insbesondere Na + und K + , welche das LIS ICon-Material nachhaltig schädigen: Diese Kationen besetzen offenbar dauerhaft die Fehlstellen in der Kristallstruktur, sodass ein Transport der Li + -Kationen durch die Membran kaum mehr möglich ist. Die Betriebsdauer der elektrochemischen Zelle ist dann abgelaufen. Weil LiSICon-Material sehr teuer ist, ist das Recycling von Li aus LIB bei kurzer Lebensdauer der Membran unwirtschaftlich. Auch die Sole der Li-Salzseen enthält von Natur aus viel Natrium und kann daher nicht auf bekannte LiSICon-Membranen losgelassen werden. Daher wird Lithium aus Salzseen weiterhin energieintensiv thermisch abgetrennt und/oder unter großem Wassereinsatz schrittweise gelöst und wieder auskristallisiert. Zwar wird dabei das Wasser mit Sonnenstrahlung verdunstet; jedoch ist das Wasser zum Lösen von LiCI in den Wüsten Südamerikas rar. So führt dieser Weg dort zu großen Problemen.

Ein weiteres praktisches Problem ist der hohe spezifische elektrische Widerstand des LiSICon- Materials. Dadurch erhält die elektrochemische Zelle einen hohen OmvTschen Innenwiderstand, sodass das Verfahren einen entsprechend großen elektrischen Energiebedarf hat. Um den zu senken, kann die Membran theoretisch verdünnt werden. Jedoch erreicht sie dann aufgrund ihrer geringen Materialstärke in aggressiven Umgebungen wiederum nur eine geringe Standzeit.

Nach alledem liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zur elektrochemischen Herstellung von LiOH aus LF-haltigem Wasser mit Hilfe einer LiSICon Membran anzugeben, welches sich auch im großtechnischen Maßstab wirtschaftlich betreiben lässt. Insbesondere soll das Verfahren eine hohe Energieeffizienz aufweisen und selbst dann eine lange Standzeit der Membran erreichen, wenn der verwendete Feed Verunreinigungen enthält, welche für LiSICon Materialien schädlich sind.

Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren nach Anspruch 1.

Ein erster Gegenstand der Erfindung ist mithin ein Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff und Lithiumhydroxid mit den folgenden Schritten: a) Bereitstellen eines Feed enthaltend zumindest Wasser, Li-Kationen, Anionen, sowie Verunreinigungen, wobei die Konzentration von Li-Kationen in dem Feed CF mindestens 200 Gew.-ppm oder zwischen 500 Gew.-ppm und 140000 Gew.-ppm beträgt, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Feeds, wobei der bei 25°C mittels Glaselektrode gemessene pH-Wert des Feeds zwischen 2 und 9 beträgt; b) Bereitstellen eines armen Arbeitsmediums enthaltend Wasser und darin gelöst Lithiumhydroxid, wobei die Konzentration von Lithiumhydroxid in dem armen Arbeitsmedium CMO bezogen auf das Gesamtgewicht des armen Arbeitsmediums mindestens 50 Gew. -ppm beträgt; c) Bereitstellen einer basischen Verbindung; d) Bereitstellen von mindestens einer elektrochemischen Zelle, wobei die elektrochemische Zelle die folgenden Merkmale aufweist: i. die elektrochemische Zelle umfasst ein erstes Kompartiment, in dem eine Anode angeordnet ist; ii. die elektrochemische Zelle umfasst ein zweites Kompartiment, in dem eine Kathode angeordnet ist; iii. die elektrochemische Zelle umfasst eine Membran, welche das erste Kompartiment von dem zweiten Kompartiment trennt, wobei die Membran die Fläche A aufweist; iv. die Membran enthält ein anorganisches Material, welches eine Leitfähigkeit für Li-Ionen besitzt und welches elektrisch isolierend ist; e) Bereitstellen von mindestens einer elektrischen Spannungsquelle, welche über eine erste elektrische Leitung mit der Anode und über eine zweite elektrische Leitung mit der Kathode verbunden ist; f) Dosierung der basischen Verbindung zu dem Feed, sodass ein Intermediat erhalten wird, wobei der mittels Glaselektrode bei 25°C gemessene pH-Wert des Intermediats zwischen 9 und 13 beträgt, g) Beaufschlagen des ersten Kompartiments mit dem Intermediat; h) Beaufschlagen des zweiten Kompartiments mit dem armen Arbeitsmedium; i) Beaufschlagen der elektrochemischen Zelle mit einer von der elektrischen Spannungsquelle bezogenen elektrischen Spannung U, dergestalt, dass ein elektrischer Strom / zwischen Anode und Kathode fließt, wobei der Quotient Q aus der Stromstärke des elektrischen Stroms / und der Fläche A der Membran zwischen 100 A/m 2 und 500 A/m 2 oder zwischen 150 A/m 2 und 350 A/m 2 beträgt; j) Abziehen von Abwasser enthaltend zumindest Wasser, darin gelöste Li-Salze, Sauerstoff, sowie Verunreinigungen aus dem ersten Kompartiment, wobei die Konzentration von Li-Ionen in dem Abwasser Cw bezogen auf das Gesamtgewicht des Abwassers geringer ist als die Konzentration von Li-Ionen im Feed CF; k) Abziehen eines reichen Arbeitsmediums enthaltend Wasser und Lithiumhydroxid sowie Wasserstoff aus dem zweiten Kompartiment, wobei die Konzentration von Lithiumhydroxid in dem reichen Arbeitsmedium CMI bezogen auf das Gesamtgewicht des reichen Arbeitsmediums größer ist als die Konzentration im von Lithiumhydroxid in dem armen Arbeitsmedium CMO. Ein besonderer Aspekt des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, dass in der Zelle gleichzeitig das Lithium durch die Membrane selektiv abgetrennt wird und eine Elektrolyse von Wasser erfolgt. Bei der Wasserelektrolyse wird Wasser (H2O) elektrochemisch in H2 und O2 getrennt. An der Kathode wird OH- und Wasserstoff gebildet. Die OH' - Anionen können die LiSICon-Membran jedoch nicht überwinden und verbinden sich mit den im kathodischen Kompartiment ankommenden Li + - Kationen zu Lithiumhydroxid LiOH. An der Anode wird Sauerstoff und H + gebildet.

Bei dem gleichzeitigen Betrieb der Li+ Membranabtrennung und der Wasserelektrolyse in der elektrochemischen Zelle mit LiSICon Membran entstehen somit direkt Lithiumhydroxid LiOH und molekularer Wasserstoff H2. LiOH ist in Wasser gelöst, H2 zu einem kleinen Teil auch, zum größten Teil aber als Gas ausgetrieben. Das Wasser mit dem LiOH sowie das gelöste und gasförmige H2 werden aus dem kathodischen Kompartiment der Zelle abgezogen. Das LiOH wird von dem Wasser abgetrennt. Auf diese Weise kann ein LiOH gewonnen werden, welches - aufgrund der selektiven Lithium-Ionen-Wanderung durch die Membran- eine entsprechende Reinheit besitzt - in der Batterieproduktion verwendet werden kann.

Der zugleich entstandene Wasserstoff kann aufgefangen und in der Wasserstoffwirtschaft eingesetzt werden. Sofern die elektrochemische Zelle mit grünem Strom betrieben wird, hinterlässt das Verfahren auch einen geringen CO2-Fußabdruck.

Als Feed für die kombinierte Li Abtrennung und Wasserelektrolyse wird ein Wasser mit enthaltenden Li + Kationen benötigt. Ein solches Wasser wird entweder im Zuge der Aufarbeitung verbrauchter LIB erzeugt oder es wird eine Li-Sole aus einer natürlichen Lagerstätte verwendet.

Ein wesentlicher Aspekt des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass der elektrochemische Prozess im basischen Milieu, genauer gesagt bei pH 9 bis 13 durchgeführt wird. Dies ermöglicht die effiziente Wasserelektrolyse, welche wiederum die Vorrausetzung für die direkte Herstellung von LiOH ist. Außerdem deuten erste Langzeitversuche darauf hin, dass LiSICon Materialen in diesem pH-Bereich eine besonders lange Standzeit aufweisen - selbst bei hohen Stromdichten.

Ein pH-Wert zwischen 9 und 13 herrscht vorzugsweise sowohl im ersten Kompartiment als auch im zweiten Kompartiment. Der pH-Wert kann in beiden Zellen gleich sein oder unterschiedlich, solange der jeweilige Wert zwischen 9 und 13 liegt. Bei Betrachtung der Halbzellreaktionen der Wasserzersetzung stellt sich nämlich heraus, dass die Kombination einer mit einem sauren Feed betriebenen Anolytzelle mit einer mit einem basischen Arbeitsmedium betriebenen Katholyt-Zelle eine höhere Spannung für die Wasserzersetzung benötigt als die Kombination von zwei Halbzellen mit jeweils basischem Feed. Somit ist ein basischer pH-Wert in beiden Halbzellen (Kompartimente) besonders vorteilhaft, da so eine geringere Spannung für die gleichen Prozesse benötigt wird. Verglichen mit einem Prozess, bei dem im anolytischen Kompartiment ein saurer pH vorliegt, währenddessen im kathodischen Kompartiment ein basischer pH herrscht, liegt die Energieeinsparung aufgrund der reduzierten Spannung bei einem in beiden Kompartimenten basischen Prozess im Bereich von ca. 5 bis 15%, je nachdem, welche Spannungslage für den Membranprozess gewählt ist.

Da die lithiumhaltigen Wertstoffströme aus dem Batterierecycling oder das Meerwasser in der Regel meist nicht basisch, sondern tendenziell eher sauer sind (pH 4 bis 9), wird erfindungsgemäß der pH-Wert durch Zugabe einer basischen Verbindung zum Feed eingestellt. Erst das so erhaltene Intermediat mit dem gewünschten pH-Wert von 9 bis 13 wird in die Zelle gefahren. Die pH-Werte sind für Temperaturen von 25°C angeben. Die pH Messung erfolgt per Glaselektrode, die mit einer kommerziell verfügbaren Prüfflüssigkeit kalibriert wird.

Das kathodische Kompartiment wird erfindungsgemäß mit einem Arbeitsmedium beaufschlagt. Dabei handelt es sich um Wasser mit unterschiedlicher Konzentration an LiOH. Im Zulauf zum zweiten Kompartiment beträgt die Konzentration CMO an LiOH mindestens 50 Gew.-ppm. Im Ablauf ist die Konzentration CMI an LiOH viel größer. Deswegen wird der Zulauf als „armes Arbeitsmedium“ bezeichnet, währenddessen der Ablauf „reiches Arbeitsmedium“ genannt wird. Die Attribute arm und reich betreffen den Gehalt an LiOH. Die Untergrenze von LiOH im armen Arbeitsmedium CMO > 50 Gew.-ppm ist einzuhalten, damit der Prozess mit einem geringen elektrischen Widerstand im Arbeitsmedium starten kann: Es hat sich gezeigt, dass die gewünschte Herstellung von LiOH und H2 sehr viel schlechter gelingt, wenn das zweite Kompartiment mit Wasser beaufschlagt wird, das frei von LiOH ist. Eine konkrete Obergrenze der LiOH Konzentration im armen Arbeitsmedium gibt es nicht. Allerdings muss CMO < CMI gelten, da der Prozess andernfalls kein LiOH produziert. Die 50 Gew.-ppm LiOH entsprechen 15 Gew.-ppm Lithium.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die hohe Stromdichte, bei dem es betrieben wird. Konkret beträgt die Stromdichte, also der Quotient Q aus der Stromstärke des elektrischen Stroms I und der Fläche A der Membran zwischen 100 A/m 2 und 500 A/m 2 , oder vorzugsweise zwischen 150 A/m 2 und 350 A/m 2 . Diese hohen Stromdichten erlauben einerseits eine hohe Stromeffizienz, erfordern aber anderseits eine gute Stabilität des Membranmaterials unter harschen Bedingungen. Als Membranmaterial wird daher ein anorganisches Material gewählt, welches einerseits elektrisch isolierend ist und anderseits Li-Ionen leiten kann. Beispiele für ein geeignetes Membranmaterial sind (glas)keramische LiSICons.

Als basische Verbindung, die zur Einstellung des pH-Wertes des Intermediat verwendet wird, wird vorzugsweise einer der folgenden Stoffe oder Mischungen davon eingesetzt: Calciumhydroxid (Ca(OH)2), Kaliumhydroxid (KOH), Natriumhydroxid (NaOH), Lithiumhydroxid (LiOH), Ammoniumhydroxid (NH4OH). Vorzugsweise werden diese Stoffe als wässrige Lösungen eingesetzt, etwa Kalilauge, Natronlauge, Lithiumlauge oder Ammoniakwasser. Diese wässrigen Lösungen lassen sich gut dosieren. Kalilauge und Natronlauge sind vergleichsweise preiswert. Lithiumlauge wird vorzugsweise in dem Prozess selbst hergestellt.

Ganz besonders bevorzugt wird als basische Verbindung Ca(OH)2 eingesetzt. Insbesondere wird Calciumhydroxid in seiner hydratisierten Form eingesetzt, nämlich als Löschkalk. Löschkalk ist leicht verfügbar. Gegenüber Kalilauge und Natronlauge hat Löschkalk den Vorteil, dass er kaum K und Na enthält. Folglich wird das Intermedia! nicht mit den Membrangiften K + und Na + konterminiert.

Optimalerweise wird die basische Verbindung zu dem Feed so dosiert, dass der bei 25°C mittels Glaselektrode gemessene pH-Wert des Intermediats zwischen 9 und 12 beträgt. In diesem pH- Fenster funktioniert die Wasserspaltung ganz gut und die Membran wird nicht angegriffen. Die Glaselektrode zur Bestimmung des pH-Wertes ist wie üblich mit einer definierten Prüfflüssigkeit zu kalibrieren.

Die elektrochemische Zelle kann auch bei anderen Temperaturen als 25°C betrieben werden. Der pH-Wert ist nicht anzupassen: Das Intermedia! sollte bei Zelltemperatur einen pH-Wert aufweisen, der einem pH von 9 bis 12 bei 25°C entspricht. Die Zelltemperatur kann 20°C bis 70°C betragen.

Die Zugabe der basischen Verbindung hat auch den Vorteil, dass im Feed enthaltene, unerwünschte Ionen gebunden werden. Die Membran wird dadurch geschützt und die Reinheit des Produkts verbessert. Insbesondere ist es dank der Zugabe der basischen Verbindung möglich einen Feed zu verarbeiten, der eines oder mehrere der folgenden Anionen enthält: Sulfat, Carbonat, Hydroxid, Chlorid, Fluorid.

Bei dieser Aufstellung ist eingeschlossen, dass sich in wässrigen Lösungen die Anionen mit den entsprechenden profanierten Ionen im Gleichgewicht befinden. Die genauen Konzentrationen sind dabei vom exakten pH-Wert der jeweiligen Lösung abhängig und lassen sich mit Hilfe der entsprechenden Säure- und Basenkonstanten berechnen. Die Berechnung ist dargestellt in:

Ruland (Hrsg.) et al: Analytik: Daten, Formeln, Übungsaufgaben. Auflage 109, 2019,

Walter de Gruyter GmbH & Co. KG Seiten 257f.

Neben den genannten Anionen kann der Feed auch Verunreinigungen in Gestalt von Verbindungen von folgenden Elementen enthalten: B, Na, Mg, AI, Si, K, Ca, Mn, Fe, Co, Ni, Cu, C. Die gelisteten Alkali- und Erdalkalimetalle sind Begleitelemente des Lithiums aus natürlichen Lagerstätten, währenddessen die anderen genannten Metalle als Leiter- oder Kathodenmaterial in LIB verwendet werden und sich daher in Feeds finden, die bei der Aufarbeitung von verbrauchten LIB gewonnen werden. Der Kohlenstoff stammt aus organischen Verbindungen, die in LIB enthalten waren, etwa aus Folien, Separatoren, Dicht- oder Klebstoffen. Erfindungsgemäß wird eine Membran verwendet, welche ein anorganisches Material enthält. Anders als bei Polymermembranen ist damit die erforderliche lonenselektivität zu erreichen. Vorzugsweise besteht die Membran vollständig aus dem anorganischen Material. Verbundmembranen, die das anorganische Material lediglich als Beschichtung auf einem Trägermaterial enthalten oder bei denen das anorganische Material in einem andersartigen Matrixmaterial dispergiert ist, haben sich als Irrweg erwiesen.

Damit der Prozess funktioniert, muss das anorganische Material Li-Ionen leiten und zugleich elektrisch isolieren.

Die spezifische Leitfähigkeit o für Li-Ionen sollte einer Temperatur von 23°C mindestens 1*10' 5 S/m oder mindestens 5*10' 5 S/m oder mindestens 10*10 -5 S/m und maximal 100*10' 5 S/m betragen. Die Li-Leitfähigkeit des Materials wird per Impedanz Spektroskopie gemessen. Diese Messung geschieht wie folgt:

Der Messaufbau umfasst zwei zylindrische Elektroden, zwischen denen die Probe angeordnet wird. Um einen optimalen Kontakt mit den Elektroden und reproduzierbaren Kontraktdruck sicher zu stellen, wird in Gewicht auf der Probe platziert.

Ein Potentiostat (ZAHNER-elektrik I. Zahner-Schiller GmbH & Co. KG, Kronach-Gundelsdorf, Germany) wird mit den Elektroden verbunden und über die Software Thales (ZAHNER) gesteuert. Die Messungen werden durchgeführt in einem Frequenzbereich von 1 Hz bis 4 MHz und einer Amplitude von 5mV mit Proben, die poliert wurden und auf die eine dünne, leitfähige Goldschicht aufgesputtert wurde.

Die Messergebnisse werden in Nyquist-Diagrammen dargestellt und mit der Software Analysis (ZAHNER) ausgewertet. Der elektrische Widerstand wird an dem Maximum der Kurve des Nyquist- Diagramms abgelesen. Die spezifische lonen-Leitfähigkeit o [mS/cm] wird dann berechnet mit der Formel o=(h-10 4 )/(R-rr/4-d 2 ), worin h für die Höhe der Probe in mm, R für den gemessenen elektrische Widerstand in Q und d für den Durchmesser der Probe in mm stehen.

Die spezifische Leitfähigkeit für Elektronen y (elektrische Leitfähigkeit) sollte bei einer Temperatur von 23°C weniger als 10' 7 S/cm (10 -9 S/m) oder weniger als 10' 12 S/m oder weniger als 10' 16 S/m betragen. Das anorganische Material ist daher aus elektronenleitender Sicht als Nichtleiter zu qualifizieren.

Vorzugsweise wird als anorganisches Material ein LiSICon verwendet. LiSICon-Materialien sind (glas)keramische Stoffe, die Lithium-Ionen leiten und zugleich elektrisch isolieren. Es können grundsätzlich alle bekannten LiSICon-Materialien als anorganisches Material im Sinne der Erfindung eingesetzt werden. Bekannte LiSICon-Materialien erfüllen die oben angegebenen An- forderungen sowohl an die elektrische Leitfähigkeit als auch an die lonenleitfähigkeit des anorganischen Materials.

Beispielsweise kann das LiSICon-Material Lithium-Aluminium-Titanphosphat (LATP) verwendet werden. Dementsprechend sieht eine Variante der Erfindung es vor, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie handelt:

Lii+xAlxTi2-x(PO4)3 worin gilt: 0.1<x<0.3, wobei bevorzugt gilt x=0.3.

Alternativ kann das LiSICon-Material Lithium-Aluminium-Germaniumphosphat (LAGP) verwendet werden. Dementsprechend sieht eine Variante der Erfindung es vor, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie handelt:

Lii+xAlxGe2-x (PÜ4)3 worin gilt: x=0 oder x=0.2 oder x=0.4.

Alternativ kann das LiSICon-Material Lithium-Aluminium-Titan-Siliciumphosphat (LATSP) verwendet werden. Dementsprechend sieht eine Variante der Erfindung es vor, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie handelt:

Lil+x+yAlxTi2-xSiyP3-yOl2 worin gilt: 0.1<x<0.3 und 0.2<y<0.4.

Als Alternative zu den genannten Phosphaten kann das oxidische LiSICon-Material Lithium- Lanthan-Titanoxid (LLTO) verwendet werden. Dementsprechend sieht eine Variante der Erfindung es vor, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie handelt:

Li3xLa(2/3)-xQ(1/3)-2xTiO3 worin gilt: 0<x<0.16.

Besonders bevorzugt wird aber ein LiSICon verwendet, welches sich aus dem Lithium-Aluminium- Germaniumphosphat ableitet, aber zusätzlich Titan enthält. Es wird als LAGTP bezeichnet.

Dementsprechend sieht eine bevorzugte Variante der Erfindung es vor, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie handelt:

Lii.4Alo.4(Gei-xTix)i.6 (PO4)3 worin gilt: 0<x<1 . Eine besonders bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht es vor, dass ein LATSP verwendet wird, was zusätzlich Germanium enthält. Es wird hier LAGTSP genannt.

Dementsprechend sieht eine besonders bevorzugte Variante der Erfindung es vor, dass es sich bei dem anorganischen Material um eine Verbindung der folgenden Stöchiometrie handelt: worin gilt: 0<x<1 und 0<y<1 und

Ein LAGTSP ist beispielsweise erhältlich von der Fa. OHARA GmbH, Hofheim, Deutschland erhältlich unter dem Produktnamen LICGC® AG01

Das Lithiumhydroxid ist in dem reichen Arbeitsmedium enthalten und wird mit diesem aus dem zweiten Kompartiment abgezogen. Um es nutzbar zu machen, muss es aus dem reichen Arbeitsmedium abgetrennt werden. Dafür wird ein Trennapparat bereitgestellt. Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht daher die folgenden zusätzlichen Verfahrensschritte vor: m) Bereitstellen eines Trennapparates; n) Abtrennen von Lithiumhydroxid aus dem reichen Arbeitsmedium mit Hilfe des Trennapparates.

Nach dem Abtrennen des Lithiumhydroxid aus dem reichen Arbeitsmedium kann das Arbeitsmedium entweder als Abwasser entsorgt werden oder vorzugsweise als armes Arbeitsmedium wiederverwertet werden. Dafür muss der Trennappart so gefahren werden, dass das LiOH nicht vollständig abgetrennt wird, sondern dass die Mindestkonzentration c m o von 50 Gew.-ppm LiOH nicht unterschritten wird. Sodann kann das Arbeitsmedium als armes Arbeitsmedium in das zweite Kompartiment rezykliert werden. Es entsteht so ein Kreislauf des Arbeitsmediums zwischen dem zweiten Kompartiment und dem Trennapparat.

Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht daher den folgenden zusätzlichen Verfahrensschritten vor: n) Abtrennen von Lithiumhydroxid aus dem reichen Arbeitsmedium mit Hilfe des Trennapparates, sodass das arme Arbeitsmedium erhalten wird, wobei der Schritt b) Bereitstellen eines armen Arbeitsmediums enthaltend Wasser und darin gelöst Lithiumhydroxid, wobei die Konzentration von Lithiumhydroxid in dem armen Arbeitsmedium CMO bezogen auf das Gesamtgewicht des armen Arbeitsmediums mindestens 50 Gew. -ppm beträgt; mit Hilfe des Trennapparates erfolgt.

Um die Kreislaufführung des Arbeitsmediums zwischen Trennapparat und zweiten Kompartiment zu ermöglichen, macht es Sinn, beide Apparate an demselben Ort aufzustellen. Derselbe Ort ist als eine zusammenhängende Produktionsanlage zu verstehen. Folglich sind elektrochemische Zelle und Trennappart Teil einer zusammenhängenden Anlage.

Es ist auch denkbar, den Trennappart entfernt von der elektrochemischen Zelle, an einem anderen Standort aufzustellen. Dann muss allerdings das Arbeitsmedium zwischen Zelle und Trennappart transportiert werden. Dies macht aus energetischen Gesichtspunkten aber kaum Sinn.

Vorzugsweise wird zumindest die elektrochemische Zelle kontinuierlich betrieben. Dies bedeutet, dass das beide Kompartimente dauerhaft durchströmt werden. Das erste Kompartiment wird von Intermediat durchströmt, wobei Abwasser entsteht, währenddessen das zweite Kompartiment von Arbeitsmedium durchströmt wird, welches als armes Arbeitsmedium anströmt und als reiches Arbeitsmedium abströmt. Dies ermöglicht einerseits einen höheren Durchsatz und anderseits werden membranschädliche Bestandteile von Intermediat und Arbeitsmedium kontinuierlich abgezogen. Daher ist im kontinuierlichen Betrieb eine bessere Membranhaltbarkeit zu erwarten als im Batchbetrieb.

Ein wichtiger Aspekt des Verfahrens ist, dass die Herstellung von Wasserstoff und Lithiumhydroxid zeitgleich erfolgt. Ermöglicht wird dies durch die kombinierte Membranelektrolyse des Li+ und der elektrochemischen Wasserspaltung im basischen Milieu.

Die elektrische Spannung, mit der die elektrochemische Zelle beaufschlagt wird, ist einfachstenfalls über die Zeit konstant (Gleichspannung). Es hat sich aber als vorteilhaft erwiesen, die Spannung über die Zeit periodisch zu verändern. Dies bewirkt nämlich eine Verbesserung der Lebensdauer der Membran. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass in Zeiten der Abschaltung der Zelle membranschädliche Ionen von der Membran fortgespült werden.

Eine bevorzugte Weiterbildung des Verfahrens sieht daher vor, dass die von der elektrischen Spannungsquelle bezogene elektrische Spannung sich über die Zeit periodisch verändert.

Vorzugsweise verändert sich die Spannung wellenförmig. Die Wellenform kann dabei ein Sinus, oder ein Rechteck oder ein Dreieck oder ein Sägezahn sein. Einfachstenfalls wird die Wellenform dadurch erzielt, dass die Polarität der Spannung periodisch gewechselt wird (Wechselspannung).

Besonders bevorzugt wird die Spannung jedoch dadurch geändert, dass sie periodisch ein und ausgeschaltet wird. Im eingeschalteten Zustand wird ein konstanter Wert gehalten. So entsteht eine Rechteck-Welle. In dem Zusammenhang wird auch von einer Taktung der Spannung gesprochen. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, dass die Zeiten, in denen die Spannung eingeschaltet ist, länger zu bemessen sind als die Zeiten, in denen die Spannung ausgeschaltet ist. Vorzugsweise sind die Einschaltungszeiten 3- bis 7-mal so lang wie die Ausschaltungszeiten, vorzugsweise etwa 5-mal so lang.

Eine bevorzugte Weiterbildung des Verfahrens sieht demnach vor, dass die Wellenform rechteckig und nämlich gebildet ist von einem ersten Wellen-Abschnitt, in dem die Spannung mit einem konstanten Wert eingeschaltet ist und einem auf den ersten Wellen-Abschnitt folgenden zweiten Wellen-Abschnitt, bei dem die Spannung ausgeschaltet ist, wobei die Länge des ersten Wellen- Abschnitts i beträgt, wobei die Länge des zweiten Wellen-Abschnitts Ä2 beträgt und wobei gilt i = * A.2 mit 3 < <|) < 7.

Hinsichtlich der periodischen Veränderung der Spannung sei noch darauf hingewiesen, dass die Spannung nicht notwendigerweise wie eine Wechselspannung die Polarität ändern muss. Es ist zwar denkbar, die Spannung mit einer Amplitude um U-0 schwingen zu lassen; bevorzugt ist es aber, die Polarität (also das Vorzeichen) der Spannung unveränderlich zu lassen und lediglich den Betrag der Spannung zu ändern. Eine bevorzugte Weiterbildung des Verfahrens sieht daher vor, dass die Polarität der elektrischen Spannung beibehalten wird.

Die Erfindung soll nun anhand von Prozessfließbildern näher erläutert werden. Hierfür zeigen:

Figur 1 : Funktionsprinzip zeitgleiche Membranelektrolyse von Li + und Wasserelektrolyse in elektrochemischer Zelle mit LiSICon Membran;

Figur 2: Funktionsprinzip Kreislauf zwischen elektrochemischer Zelle und T rennapparat.

Die für die Durchführung des Verfahrens notwendige elektrochemische Zelle 0 ist in Figur 1 dargestellt. Sie umfasst ein erstes Kompartiment 1 und ein zweites Kompartiment 2. Beide Kompartimente 1, 2 sind von einer Membran 3 voneinander getrennt. In dem ersten Kompartiment 1 ist eine Anode 4 angeordnet. In dem zweiten Kompartiment 2 ist eine Kathode 5 angeordnet. Das erste Kompartiment 1 kann daher auch als anodisches Kompartiment bezeichnet werden, währenddessen das zweite Kompartiment 2 als kathodisch bezeichnet wird. Eine erste elektrische Leitung 6 verbindet die Anode 4 mit einer Spannungsquelle 7. Eine zweite elektrische Leitung 8 verbindet die Kathode 5 mit der Spannungsquelle 7. Die Polarität der Spannungsquelle 7 ist so gewählt, dass der positive Pol der Spannungsquelle 7 auf die Anode 4 geschaltet ist, währenddessen der negative Pol der Spannungsquelle 7 auf die Kathode 5 geschaltet ist. Diese Polarität wird stets beibehalten, auch wenn der Betrag der von der Spannungsquelle 7 bezogenen elektrische Spannung U sich über die Zeit ändert. Einfachstenfalls ist U über die Zeit jedoch konstant.

Durch die beiden elektrischen Leitungen 6, 8 und über die elektrische Spannungsquelle 7 fließt ein elektrischer Strom /. Da die Membran 3 elektrisch isoliert, gibt es keinen elektrischen Kurzschluss zwischen den beiden Elektroden 4, 5 über die Membran 3.

Die Membran 3 ist eine Flachmembran, die vollständig aus einem LiSICon Material besteht. Die Anode 4 ist ein metallisches, flaches Blech enthaltend Titan, Niob oder Tantal. Die Kathode 5 ist ebenfalls ein flaches Metallblech enthaltend Titan oder Nickel. Einfachstenfalls wird rostfreies Stahlblech als Kathode verwendet. Anode 4, Kathode 5 und Membran 3 haben dieselbe Gestalt, sie können rechteckig oder kreisrund sein. Dies ist in der Seitenansicht der Figur 1 nicht zu erkennen. Anstelle von Blechen können auch Streckmetalle, Gitter oder Netze aus den angegebenen Materialien als Elektrode verwendet werden.

Die elektrochemische Zelle 0 weist eine aktive Fläche A auf, welche dem Flächeninhalt der Membran 3, der Anode 4 und der Kathode 5 entspricht.

Im Betrieb wird das erste Kompartiment 1 mit einem Intermediat 9 beaufschlagt. Bei dem Intermediat 9 handelt es sich um eine wässrige Lösung enthaltend Li+ Kationen. Aus elektrochemischer Sicht ist das Intermediat 9 als Anolyt aufzufassen.

Das Intermediat 9 wird dadurch erhalten, dass ein Feed 10 mit einer basischen Verbindung 11 vermischt wird. Bei dem Feed 10 kann es sich um eine Li-Lauge aus einer natürlichen Lagerstätte handeln oder um ein Stoffstrom, der bei der Aufarbeitung von verbrauchten LIB anfällt. Die Konzentration der Li+ Kationen im Feed 10 (Formelbuchstabe CF) sollte mindestens 200 Gew.-ppm betragen, bezogen auf die Gesamtmasse des Feeds. Meerwasser hat eine geringere Li- Konzentration und müsste daher erst aufkonzentriert werden, bevor es in dem Verfahren verwendet wird. Der Feed 10 enthält auch Anionen wie Sulfat oder Chlorid. Die Feed 10 enthält auch Verunreinigungen. Anionen und Verunreinigungen sind in Figur 1 nicht dargestellt. Hauptkomponente des Feeds 10 ist Wasser H2O. Der pH-Wert des Feeds liegt zwischen 2 und 9.

Bei der basischen Verbindung 11 handelt es sich optimalerweise um Calciumhydroxid Ca(OH)2 (Löschkalk). Durch Zudosieren der basischen Verbindung 11 zu dem Feed 10 entsteht das Intermediat 9. Zweck der Zugabe der basischen Verbindung 11 zu dem Feed 10 ist die Steigerung des pH-Wertes in den alkalischen Bereich, genauer gesagt auf einen pH-Wert zwischen 9 und 13. Die elektrochemischen Prozesse in der Zelle werden erfindungsgemäß im basischen Milieu durchgeführt. Die Dosis der basischen Verbindung 11 wird deswegen so gewählt, dass der pH des Intermediats einen Wert zwischen 9 und 13 annimmt. Das Intermediat 9 wird in das erste Kompartiment 1 gefahren.

Das zweite Kompartiment wird mit einem armen Arbeitsmedium 12 beaufschlagt. Das arme Arbeitsmedium 12 ist Wasser H2O mit einer geringen Konzentration CMO Li + Kationen. Die Konzentration CMO beträgt mindestens 50 Gew.-ppm bezogen auf die Gesamtmasse des armen Arbeitsmediums 12. Aus elektrochemischer Sicht ist das arme Arbeitsmedium 12 als Katholyt aufzufassen.

Die elektrochemische Zelle 0 wird zudem mit einer von der Spannungsquelle 7 bezogener elektrischer Spannung U beaufschlagt. Dies bewirkt folgendes:

Zum einen kommt es zu einer Wasserelektrolyse, bei der Wasser (H2O) elektrochemisch in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) getrennt wird. An der Kathode 5 wird OH" und Wasserstoff gebildet. Die OH" - Anionen können die Membran 3 allerdings nicht überwinden und verbinden sich mit den im kathodischen Kompartiment 2 vorhandenen Li + -Kationen zu Lithiumhydroxid (LiOH). An der Anode 4 wird Sauerstoff und H + gebildet.

Die Bildung des LiOH im kathodischen Kompartiment 2 wird dadurch aufrechterhalten, dass Li+ Kationen getrieben von der Spannung U aus dem Intermediat 9 in Richtung der Kathode 5 wandern. Sie überwinden dabei die Membran 3 aufgrund deren Li-Leitfähigkeit und reichern sich im Arbeitsmedium an (Membranelektrolyse). So entsteht ein reiches Arbeitsmedium 13, was aus dem zweiten Kompartiment 2 abgezogen wird. Die Konzentration an Li+ Ionen im reichen Arbeitsmedium 13 ist größer als im armen Arbeitsmedium 12, es gilt CMI > CMO.

In der elektrochemischen Zelle 0 läuft somit gleichzeitig eine Wasserelektrolyse, eine Membranelektrolyse von Li + und eine Synthese von LiOH ab.

Bei dem gleichzeitigen Betrieb der Li+ Membranelektrolyse und der Wasserelektrolyse in der elektrochemischen Zelle entstehen somit direkt Lithiumhydroxid LiOH und molekularer Wasserstoff H2. Das LiOH ist im Wasser gelöst, der Wasserstoff ist teilweise im Wasser gelöst und liegt auch gasförmig vor. Das Wasser mit dem LiOH und dem gelösten Wasserstoff wird aus dem kathodischen Kompartiment der Zelle als reiches Arbeitsmedium 13 abgezogen. Gasförmiger Wasserstoff wird ebenfalls aus dem zweiten Kompartiment 2 abgezogen.

Das Intermediat 9 wird durch die Membranelektrolyse um Li + abgereichert, sodass ein Abwasser 14 entsteht. Es gilt cw < CF. Der Formelbuchstabe cw steht dabei für die Konzentration von Li Ionen in dem Abwasser 14, bezogen auf die Gesamtmasse des Abwassers 14. Der Formelbuchstabe CF steht dabei für die Konzentration von Li Ionen in dem Feed 10, bezogen auf das Gesamtgewicht des Feeds 10.

In Figur 2 ist dargestellt, wie das LiOH als Zielprodukt 15 aus dem reichen Arbeitsmedium 13 gewonnen wird.

Dazu wird ein Trennapparat 16 bereitgestellt, in welchen das reiche Arbeitsmedium 13 hineingefahren wird. Der Trennapparat 16 trennt von dem reichen Arbeitsmedium 13 das Zielprodukt 15 ab, welches eine besonders hohe Konzentration an LiOH hat. Das Zielprodukt enthält auch Wasser und Verunreinigungen, abhängig von der gewünschten Spezifikation des Zielprodukts.

Bei dem Trennapparat 16 kann es sich um eine Destillationskolonne oder um einen Kristallisator handeln.

Der um LiOH abgereicherte Ausgangsstrom des Trennapparts 16 wird als armes Arbeitsmedium 12 in das zweite Kompartiment 2 der elektrochemischen Zelle 0 rezykliert.

Wie bereits erwähnt, muss das arme Arbeitsmedium 12 eine gewisse Konzentration CMO an LiOH enthalten, damit der Prozess in der elektrochemischen Zelle 0 dank eines geringen Startwiderstands wie gewünscht anläuft. Die CMO soll mindestens 50 Gew.-ppm. betragen bezogen auf die Gesamtmasse des armen Arbeitsmediums 12. Damit die erforderliche Konzentration CMO gewährleistet ist, wird der Trennappart 16 so gefahren, dass er das LiOH nicht vollständig aus dem reichen Arbeitsmedium 13 abgetrennt.

Neben Lithiumhydroxid LiOH erzeugt der Prozess auch Wasserstoff H2. Der Wasserstoff H2 ist in dem reichen Arbeitsmedium 13 zumindest zu einem Teil gelöst und wird zusammen mit dem LiOH aus dem zweiten Kompartiment 2 abgezogen. Ein Teil des Wasserstoffs tritt im gasförmigen Zustand aus dem zweiten Kompartiment 2 aus.

Da der Wasserstoff H2 leicht aus dem Wasser ausgast, braucht kein großer Aufwand betrieben werden, um ihn aus dem reichen Arbeitsmedium zu entfernen. Nur dann, wenn der Wasserstoff H2 als zweites Zielprodukt verwertet werden soll, ist ein entsprechender zweiter Trennapparat vorzusehen, welcher der Wasserstoff separat in geeigneter Qualität/ Reinheit gewinnt (nicht dargestellt).

Das Wasser H2O, welches in dem reichen Arbeitsmedium 13 enthalten ist, wird weitestgehend vollständig als armes Arbeitsmedium 12 rezykliert. Lediglich das in dem Zielprodukt 15 enthaltene Wasser geht aus dem Prozess verloren. Es muss entsprechend in das arme Arbeitsmedium 12 nachdosiert werden (nicht dargestellt). Das in dem Intermediat 9 enthaltene, aus dem Feed stammende Wasser gelangt nicht in den Kreislauf zwischen zweiten Kompartiment 2 und

Trennapparat 16, weil die Membran 3 wasserundurchlässig ist

Beispiele

Versuchsaufbau und Durchführung

Im Folgenden soll der Einfluss von Verunreinigungen in Form von Fremd-Ionen auf keramische, lithiumleitfähige Membranen während der Elektrolyse beschrieben werden. Des Weiteren werden die Auswirkungen von pH-Wert und Spannungstaktung beschrieben.

Zur Durchführung der Elektrolyse wird zunächst die Elektrolysezelle zusammengebaut und an Anolyt- und Katholyt-Behälter angeschlossen. Dabei wird darauf geachtet, dass Zu- und Rücklauf jeweils auf der gleichen Seite angeschlossen werden.

Als Anode und Kathode wurde jeweils eine runde Scheibe mit einem Durchmesser von 19.5 mm und einer Stärke von 1 mm verwendet. Bei dem Material handelte es sich jeweils um ein Titan- Streckblech, beidseitig beschichtet mit IrTi-Mischoxid, 12 g Ir/m2, 1 AF D1 ,5 mm von der Fa. Metakem GmbH, 61250 Usingen, Deutschland.

Die beprobten Membranen waren ebenfalls kreisrunde Scheiben mit einem Durchmesser von etwa 25 mm. Die Stärke der Membranen betrug etwa 1 mm. Das Material der beprobten Membranen wird in den einzelnen Beispielen angegeben.

Die Elektrolyse und die entsprechenden Vorlagebehälter sind während der gesamten Durchführung mit Stickstoff überlagert, um die Bildung von Lithiumcarbonat zu verhindern. Jede Zelle hat einen separaten Anolyt- und Katholyt-Behälter. Jeder Behälter wird mit etwa 1 kg Flüssigkeit gefüllt, die genaue Masse wird durch Rückwaage ermittelt. In allen Versuchen war der Katholyt immer eine 5mmol/L LiOH Lösung (entspricht 120 Gew. ppm LiOH). Der Anolyt ist jeweils eine Lithiumsalzlösung in verschiedenen Konzentrationen und verschiedenen Lithiumsalzen.

Durch Einschalten der Pumpen und der gewünschten Spannung wird der Versuch gestartet. Die maximale Durchflussgeschwindigkeit beträgt 900 mL/ Minute. Die Probenahme erfolgt halbstündlich oder nach Absprache in größeren Zeitintervallen. Es werden 3 mL Vorlauf gezogen und verworfen. Bei jeder Probenahme wird der jeweilige Strom notiert und von der Probe wird der pH-Wert und die Leitfähigkeit bestimmt. Anschließend werden die Proben in die entsprechenden Behälter zurückgegeben, um das Volumen nahezu konstant zu halten.

Nach Ende des Versuches werden die Behälter entleert und alle Leitungen und auch die Membran werden mit VE-Wasser gespült. Die Zelle wird auseinander gebaut, Membran wird fotografiert und es werden REM-Aufnahmen von Katholyt- und Anolytseite gemacht, um eventuelle Schädigungen oder Veränderungen der Membranen zu dokumentieren.

Es wurden einige Versuche mit pH-Wert Einstellung des Anolyten durchgeführt, um die Hypothese zu bestätigen, dass ein niedriger pH-Wert einen negativen Einfluss auf die Membranperformance nimmt. Versuche ohne pH-Wert Einstellung führten zu sehr schlechten Ergebnissen. Bei Versuchen mit pH-Wert Einstellung wird vor Versuchsbeginn der pH-Wert der Anolyt-Lösung mit der entsprechenden Dosis einer basischen Verbindung auf den gewünschten Bereich eingestellt. Sollte dieser während des Versuchs absinken, wird nachdosiert, um den pH-Wert zu halten. Im Vergleich dazu stehen Versuche, bei denen der pH-Wert gemäß dem natürlichen Verhalten der Lösungen während der Elektrolyse abnimmt.

Bei Versuchen mit Taktung der elektrischen Spannung wird in einem definierten Zeitintervall die Spannungsversorgung unterbrochen, sodass in der Zeit keine Spannung an der elektrochemischen Zelle anliegt. Über die Zeit verläuft die Spannung rechteckförmig, ohne Wechsel der Polarität. Dadurch soll die Membran in der Zeit ohne Spannung von möglichen störenden Ionen (H + ) freigespült werden, was die Membranschädigung vermindert und die Membranperformance erhöht.

Die Membranperformance wird an den Kenngrößen der Permeabilität (g Li*mm/m 2 *h) und Permeanz (g Li/m 2 *h) gemessen. Die Permeanz gibt an, wie viel Masse an Lithium pro Membranfläche und Zeit durch die Membran transportiert werden. Die Permeabilität bezieht noch die Membrandicke mit ein und ermöglicht es somit auch unterschiedliche Membrantypen mit verschiedenen Dicken miteinander zu vergleichen. Man benötigt beide Angaben zur umfänglichen Beschreibung der Performance, da extrem dünne Membranen eine enorm hohe Permeanz ermöglichen würden, aber sofern es zu Konzentrationspolarisationseffekten in der Membranzelle kommt, würden die Permeabilitäten falsch wiedergegeben. Die Berücksichtigung der Membrandicke ist dann nicht mehr zielführend, da der Transport nicht durch die Membran limitiert ist.

Alle in den Beispielen gezeigten Messwerte sind mit einem Mess-Fehler von ca. +/- 10% behaftet, der sich auf Ungenauigkeiten der Positionierung der Elektroden zueinander, der Bestimmungen der Dicke der Membranproben und der Konzentrationsbestimmung über Leitfähigkeitsmessungen zurückführen lässt.

Alle verwendeten Keramiken stammen von den in Tabelle 0 aufgeführten Herstellern und sind dort unter den entsprechenden Produktnamen bestellbar. Tabelle 0: Verwendete Keramiken und deren Hersteller

Lithiumhydroxid wurde von Aldrich in p.a. Qualität verwendet. Alle anderen Stoffe in technischen Qualitäten eingesetzt.

Sofern es nicht anders angegeben ist, wurden ca. 1mm dicke Membranen aus LATSP (LICGC®, Fa. Ohara) verwendet. Die Membranscheiben wurden durch ein SPS-Sinterverfahren bei einem Druck von 100*10 5 Pa bis 200*10 5 Pa und einer Temperatur von 950°C hergestellt, oder alternativ direkt in der für die Messzellen passenden Größe von verschiedenen Herstellern (Ohara, Ampcera, Toshima) bezogen.

Beschreibung des Sinterverfahrens

Sinterung mittels FAST/SPS

Das verwendete LATSP Pulver wird mittels FAST/SPS (engl.: field assisted sintering technology / spark plasma sintering) versintert. Die Sinterung wird mit einem Druck- und Temperaturanstieg simultan durchgeführt, um eine hohe Verdichtung und eine effektive Sinterung in sehr kurzer Sinterzeit zu erzielen. Der Aufbau der Sinterform besteht aus einer Grafit-Matrize mit einem Außendurchmesser von 80 mm, einem Innendurchmesser von 36 mm und einer Höhe von 55 mm, zwei Graphithalbschalen mit einer Wandstärke von 10 mm und dergleichen Höhe und zwei Graphit-Stempeln mit einem Durchmesser von 25 mm und einer Höhe von 30 mm. Die Halbschalen werden in die Matrize positioniert und ein Stempel von der Unterseite in die Halbschalen eingeführt. Bevor 2.5 g des Pulvers in die Matrize auf den unteren Stempel abgewogen werden, wird zur Verbesserung der Kontaktierung Graphitfolie auf den Stempel positioniert. Ist das Pulver eingewogen, wird eine zweite Graphitfolie auf dem Pulver positioniert und der obere Stempel in die Halbschalen eingeführt. Der Matrizenaufbau wird in der Ofenkammer des FAST/SPS-Ofens zwischen je zwei Platten aus kohlefaserverstärktem Graphit positioniert. Über den Verfahrweg der Elektroden wird der Aufbau kontaktiert und der gewünschte Druck aufgebaut. Zudem wird die Matrize über einen Wechselstrom erhitzt, wodurch in kurzer Zeit hohe Temperaturen erreicht werden. Nach einer langsamen Temperatursteigerung auf 250 °C über fünf Minuten wird mit einer Heizrate von 130 °C/min die Maximaltemperatur von 900 °C, welche für weitere fünf Minuten gehalten wird, erreicht. Während des Temperaturanstiegs wird auch der Druck innerhalb von fünf Minuten auf 43 MPa erhöht, welcher ebenfalls fünf Minuten gehalten wird. Am Ende der Haltezeit wird der Kontakt der oberen Elektrode von der Matrize gelöst und die Matrize kühlt ab. Anschließend kann die gesinterte Membran aus der Form herausgelöst werden.

Beispiel 1 (LATSP)

Zunächst wurde die Spannungsabhängigkeit der keramischen Membranen während der Elektrolyse untersucht. Die Elektrolysen wurden jeweils mit 0.1mol/L LiOH und 1mol/L LiOH durchgeführt bei Spannungen von 3 V bis 6 V. Die Messerergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt.

Bei grafischem Aufträgen der Werte wird der lineare Zusammenhang deutlich. Der Schnittpunkt der Geraden der x-Achse bei ca. 2 V ergibt sich aus der Zersetzungsspannung des Wassers und den Innenwiderstände der Zelle. Dieser Schnittpunkt ist bei beiden Konzentrationen nahezu identisch. Die Graphik ist in Figur 3 dargestellt. Tabelle 1 : Spannungsabhängigkeit der Elektrolysen mit keramischen Membranen

Beispiel 2 (LATSP)

Außerdem wurde festgestellt, dass die Membranperformance unabhängig von der Anolyt- Konzentration ist. Dazu wurden Elektrolysen jeweils mit 0.1 ; 1.0; 2.0mol/L LiOH und 4,0mol/L LiOH, welches im Anolyt-Behälter vorgelegt wurde, bei Spannungen von 3 V und 6 V durchgeführt.

Die molaren Anteile an LiOH entsprechen den folgenden Gewichtsanteile an Li:

0.1 mol/L = 700 ppm Li = 2400 ppm LiOH

1 .0 mol/L = 7000 ppm Li = 24000 ppm LiOH

2.0 mol/L =14000 ppm Li = 48000 ppm LiOH

4.0 mol/L =28000 ppm Li = 96000 ppm LiOH

Die Messerergebnisse sind in Tabelle 2 dargestellt. Bei Konzentrationen von 1 mol/L bis 4 mol/L wird keine signifikante Steigerung der Membranperformance gemessen. Eine LiOH Konzentration von 0.1 mol/L erreicht eine leicht geringere Performance. Eine graphische Darstellung zeigt Figur 4.

Tabelle 2: Keine Abhängigkeit von der Anolyt-Konzentration Beispiel 3 (LATSP)

Die Elektrolyse wurden jeweils mit 0.1mol/L Lithium des entsprechenden Lithiumsalzes im Anolyt- Kreislauf bei 3 V, 4V und 6 V durchgeführt. Die Permeabilitäten sind zu Beginn eines Versuchs nach kurzer Laufzeit (in Klammern angegeben) in einer vergleichbaren Größenordnung. Beim Lithiumhydroxid und beim Lithiumcarbonat lässt sich die Permeabilität wie erwartet durch eine höhere Spannung steigern, bei Lithiumchlorid und Lithiumsulfat nimmt hingegen die Permeabilität mit längerer Laufzeit, bei den höheren Spannungen ab.

Eine pH-Wert-Bestimmung zum Ende des jeweiligen Versuchs zeigte, dass die pH-Werte der Lithiumchlorid und der Lithiumsulfat-Lösung auf pH 3 bis 4 gesunken waren.

Messwerte sind in Tabelle 3 dargestellt. Eine graphische Darstellung bietet Figur 5.

Tabelle 3: Einfluss der Anionen auf die Permeabilität

Beispiel 4 (LATSP)

Um den Einfluss des pH-Wertes des Anolyt-Kreislaufs auf die Membranperformance während der Elektrolyse genauer zu betrachten, wurde ein Vergleich mit Lithiumchlorid bei einer Konzentration von 0.1 mol/L und 1.0 mol/L, bei einem pH-Wert von 4 und 11 und bei einer Elektrolysespannung von 3 V durchgeführt. Die pH-Wert Einstellung erfolgte mit wenigen Tropfen einer 1.0 mol/L Lithiumhydroxid-Lösung. Bei beiden Konzentrationen wird durch den erhöhten pH-Wert, eine Steigerung der Permeabilität erzielt. Bei den Elektrolysen mit LiCI-Lösungen ohne pH-Wert Einstellung mit Lithiumhydroxid sinkt der pH-Wert des Anolyten kontinuierlich, daher ist die Permeabilität in diesen Messungen bei Korrelation mit dem pH-Wert mit einem Fehler behaftet, da dieser nicht über lange Zeit konstant gehalten werden konnte.

Ergebnisse berichtet Tabelle 4. Eine graphische Darstellung bietet Figur 6. Tabelle 4: Einfluss des pH-Wertes auf die Permeabilität // Einstellung mit LiOH

Beispiel 5

In einem 24 Stunden-Versuch wurde der Einfluss des pH-Wertes des Anolyt-Kreislaufs bei Erhöhung der Spannung mit einer 1 .0 mol/L LiCI-Lösung getestet.

Ein niedriger pH-Wert und eine erhöhte Spannung (3 bis 8 V) führen nicht zu stabilen gleichbleibenden Permeabilitäten. Der pH-Wert variiert je nach Laufzeit, bis er sich im Versuchsablauf auf ca. pH 4 einstellt und somit auch die Permeabilität keinen konstanten Wert über die Versuchszeit annimmt.

Bei Einstellung des pH-Wertes über eine Zugabe von wenig LiOH-Lösung, stabilisieren sich die Permeabilitäten auf einem hohen Niveaus. Die Ergebnisse, welche sich nach ca. 3 bis 5 Stunden einstellen, sind in Tabelle 5 zusammengestellt. Eine graphische Darstellung bietet Figur 7.

Tabelle 5: Abhängigkeit der Permeabilität von pH-Wert und Spannung

Beispiel 6 (LATSP)

Da eine pH-Wert Einstellung mit Lithiumhydroxid nicht praktikabel wäre, wurde in diesem Versuch der pH-Wert des Anolyt-Kreislaufs mit Calciumhydroxid (Ca(OH)2) eingestellt. Da Calciumhydroxid schwer löslich ist, gestaltet sich die Nachdosierung bei Abfallen des pH-Wertes schwierig: Das Intermediat enthielt Feststoffanteile und war leicht trüb. Der Versuch wurde mit einer 0.1 mol/L Lithiumchlorid Lösung durchgeführt, deren pH-Wert mit Ca(OH)2 auf 12 eingestellt wurde. Die Einstellung des pH-Wertes mit Ca(0H)2 führt zu einem deutlichen Anstieg der Membranpermeabilität um mehr als 50 %. Ergebnisse sind in Tabelle 6 zusammengestellt. Eine graphische Darstellung bietet Figur 8.

Tabelle 6: Einfluss des pH-Wertes auf die Permeabilität // Einstellung per Ca(OH)2

Beispiel 7 (LATSP)

Auch bei Lithiumsulfat Li2SÜ4 als Salz im Anolyt-Kreislauf sinkt der pH-Wert während der Elektrolyse ab und die Membran wird geschädigt. Eine pH-Wert Einstellung mit Ca(OH)2 führt in diesem Fall aber nicht zu einer Verbesserung der Membranperformance, da sich schwerlösliches CaSO4 bildet, welches sich auf der Membran abscheidet. Eine pH-Wert-Einstellung mit 1.0 mol/L LiOH-Lösung führt nicht zur Belagbildung auf der der Membrane und zu der starken Abnahme der Permeabilität, sondern verbessert diese. Ergebnisse berichtet Tabelle 7. Eine graphische Darstellung bietet Figur 9.

Tabelle 7: Einfluss von Li2SO4aufdie Permeabilität

Beispiel 8 (LATSP)

Lithiumcarbonat als Salz im Anolyt zeigt ein anderes Verhalten als Lithiumchlorid und -sulfat. Bei 4 V ist die Performance der Membran etwas niedriger aber bei 6 V. Zwischen 8 V und 10 V pendelt sich die Permeabilität auf einem stabilen Level ein, sodass eine Erhöhung der Spannung nicht zu einer Erhöhung der Permeabilität führt.

Dies ist auf die begrenzte Löslichkeit des Lithiumcarbonats zurückzuführen, die nur eine maximale Konzentration von ca. 0.15 mol/L zulässt. Wie bereits in Beispiel 2 ausgeführt, ist die Permeabilität bei geringeren Lithium-Konzentrationen geringer. Zudem ist die pH-Wert-Erhöhung durch Zugabe von Ca(OH)2 aufgrund des puffernden Effektes des Li2CC>3 nur in einem begrenzten Umfang möglich. Dieses zusammen genommen ist für das im Vergleich zu LiCI und Li2SO4 unterschiedliche Verhalten des Li2CO3 im Elektrolyseversuch verantwortlich. Ergebnisse sind in Tabelle 8 belegt.

Tabelle 8: Einfluss der Ca(OH)2-Zugabe auf die Permeabilität bei Verwendung von LiCI, U2SO4 und Li2CO3 auf die Permeabilität

Beispiel 9 (LATSP)

Um eine Permeabilitätsbeeinträchtigung durch die zugesetzte Ca(OH)2-Lösung zu minimieren, wurden Versuche mit zusätzlicher Taktung der Spannung durchgeführt. Es wurden zwei verschiedene Taktungsintervalle getestet. Bei Taktungsintervall 1 wird die Spannung 10 Sekunden eingeschaltet und dann 2 Sekunden ausgeschaltet. Damit wird eine Steigerung der Permeabilität um 25 % erreicht.

Bei Taktungsintervall 2 wir die Spannung 50 Sekunden eingeschaltet und 10 Sekunden ausgeschaltet und es wird eine Verbesserung der Permeabilität von 61 % erzielt.

In Tabelle 9 wird jeweils ein Versuch mit Lithiumchlorid in verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten mit Taktungsintervall 1 und 2, pH-Wert Einstellung mit LiOH und Ca(OH)2 verglichen. Die Referenz dazu ist der Vergleichswert von Lithiumhydroxid. Am besten performt hier Lithiumchlorid mit Ca(OH)2 und Taktungsintervall 2. Alle Versuche wurden mi 0.1 mol/L LiCI, 6 V und 900ml/min Überströmungsgeschwindigkeit gefahren. Die Ergebnisse sind in Tabelle 9 dargestellt, eine graphische Darstellung findet sich in Figur 10. Tabelle 9: Einfluss der Taktung der Spannung, Wechselwirkung mit Zugabe von Ca(OH)2

Beispiel 10 (Testung verschiedener LiSICon-Materialien)

Die Beschreibung der verschiedenen LiSICon Materialien im elektrochemischen Prozess der Lithium-Hydroxid- und Wasserstoff-Produktion erfolgt über die Bestimmung der Permeabilität bei verschiedenen Spannungen für eine basische 1.0 mol/L Lithiumhydroxid-Lösung als Anolyt. Die Ergebnisse sind in Figur 11 dargestellt.

Hieraus lassen sich sehr gut die Eigenschaften der Materialien ableiten; allerdings ist auch zu beachten, dass ein Material mit geringerer Permeabilität gut im beschriebenen Prozess verwendet werden kann, wenn die Materialien zu dünnen Membranen verarbeiten werden.

Die untersuchten Materialien sind in Tabelle 0 angegeben. In den Legende der Figuren 11 und 12 stehen LATSP für LICGC® PW01, LATSP-AG-01 für LICGC® AG01 , LATSP-SP01 für LICGC® SP-01 von Ohara. LAGP steht für das Ampcera-Material und LLTO für das von Toshima.

Alternativ kann das Verhalten der verschiedenen Keramiken auch über die jeweilige Permeanz beschrieben werden (Fig. 12). Diese Darstellung ist bei einer Limitierung des Stofftransportes in der Elektrolysezelle geeigneter. Der Grund, warum das LATSP SP01 in dieser Darstellung von den anderen untersuchten LiSICons abweicht, liegt möglicherweise darin, dass dieses Material mit 0.15 mm sehr dünn ist und daher nicht so stabil ist wie die anderen untersuchten Materialien.

Die den Figuren 11 und 12 zugrundeliegende Messwerte sind in Tabelle 13 dargestellt:

Tabelle 13: Messwerte zu Beispiel 10

Beispiel 11 (LAGP)

Eine basische Anolyt-Lösung wurde mit je ca. 1000 ppm (g/g) der folgenden Kationen verunreinigt: Natrium; Kalium; Magnesium; Calcium. Mit Hilfe einer LAGP-Membrane der Fa. Ampcera lässt sich das Lithium aus der Lösung mit den in der in Figur 13 zusammengestellten Permeabilitäten in den Katholyt überführen. Alle Katholyten (gereinigtes LiOH) enthielten gemäß ionenchromatographischer Analyse weniger als 10 ppm der entsprechenden Verunreinigungen. Es wurde jeweils eine Taktung der Spannung von 5 V wie in Beispiel 9, Taktung 2 angewendet.

Beispiel 12 (LATSP)

Eine basische Anolyt-Lösung mit ca. 1000 ppm Natrium-Ionen verunreinigt. Mit Hilfe einer LATSP- Membran (LICGC PW01 , Ohara, gesintert wie in oben beschrieben) lässt sich das Lithium aus der Lösung mit der in Figur 14 dargestellten Permeabilität in dem Katholyt anreichern. Als Vergleich ist die Permeabilität in Abwesenheit von Na angegeben. Die Zellspannung betrug 5V, getaktet mit der Taktung T2, wie in Beispiel 9 beschrieben. Das gereinigte LiOH enthielt gemäß ionenchromatographischer Analyse weniger als 10 ppm Natrium-Ionen. lonenchromatographische Analyse

In den Beispielen 11 und 12 wurde die Gehalte an Li und Na-lonen in Anolyt und Katholyt per lonenchromatographie (ion-exchange chromatography - IEC) wie folgt bestimmt:

Die Proben wurden vor der Messung mit Hilfe eines Spritzenfilter (Typ Chromafil®Xtra MV-20/25, Porengröße 0.20 pm, für wässrige und polare Medien) gefiltert.

Vor der Untersuchung wurde das IEC Gerät (Metrohm IC 930 Compact, C Supp C6 250/4.0, Standard (1 .7 mM HNO3, 1 .7 mM Dipicolinsäure), Leitfähigkeitssensor) referenziert und extern auf Li und Na kalibriert. Die verwendeten Kalibrierlinien sind in den Figuren 15 (für Na) und 16 (für Li) dargestellt.

Fazit

Die Versuche zeigen, dass die Permeabilität der untersuchten Membranen sich durch Anwesenheit von Li-Sulfat, Li-Chlorid und Li-Carbonat verschlechtert. Der schädigende Einfluss lässt sich aber durch Zugabe von Hydroxiden, wie Ca(OH)2, aber auch von LiOH zurückdrängen, insbesondere, wenn die elektrische Spannung getaktet wird. Eine hohe Permeabilität ist die Voraussetzung für eine hohe Effizienz des Prozesses. Daher helfen die gefundenen Maßnahmen den Prozess effizienter zu fahren.

Bezugszeichenliste

0 elektrochemische Zelle

1 erstes Kompartiment

2 zweites Kompartiment

3 Membran

4 Anode

5 Kathode

6 erste elektrische Leitung

7 Spannungsquelle

8 zweite elektrische Leitung

9 Intermediat

10 Feed

11 basische Verbindung

12 armes Arbeitsmedium

13 reiches Arbeitsmedium

14 Abwasser

15 Zielprodukt

16 Trennapparat

H2O Wasser

H2 Wasserstoff

O2 Sauerstoff

LiOH Lithiumhydroxid

OH" OH-Anionen

Li + Lithium Kationen

U elektrische Spannung

I elektrischer Strom

A aktive Fläche

CF Konzentration LiOH im Feed

Cw Konzentration LiOH im Abwasser

CMO Konzentration LiOH im armen Arbeitsmedium

CMI Konzentration LiOH im reichen Arbeitsmedium