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Title:
RAFT AGENT, POLYMERIZATION METHOD, POLYMER, RUBBER MIXTURE, AND USE THEREOF
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2016/180805
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a RAFT agent, a method for polymerizing alkenes and/or dienes and/or vinyl compounds and/or vinylidene compounds using at least one RAFT agent, a polymer synthesized using said method, a sulfur cross-linkable rubber mixture, and the use of the sulfur cross-linkable rubber mixture for manufacturing pneumatic vehicle tires, straps, belts or tubes. According to a preferred embodiment, the RAFT agent is represented by formula Z-C(=S)-S-R-S-P (I), where Z is a Z group typical for RAFT polymerization, R is an R group typical for RAFT polymerization, C is a carbon atom, S is a sulfur atom, and P is a protective group selected from among the group comprising: S(=0)2-R1, where R1 = alkyl, benzyl or phenyl; and/or S-C(=S)-N-R2R3, where R2 and R3 = alkyl, benzyl or phenyl; and/or C(=0)-R4, where R4 = alkyl; and/or N-R5R6, where R5 = hydrogen atom (H), alkyl, benzyl or phenyl and R6 = alkyl, benzyl or phenyl; and/or SiR7R8R9, where R7, R8 and R9 = alkyl or benzyl; and/or S(=0)2-OM, where M = Na, K or H.

Inventors:
HERZOG KATHARINA (DE)
MÜLLER LENA (DE)
RECKER CARLA (DE)
PRUSS NOA (DE)
VANA PHILLIPP (DE)
CONRAD CATHRIN SONJA (DE)
Application Number:
PCT/EP2016/060384
Publication Date:
November 17, 2016
Filing Date:
May 10, 2016
Export Citation:
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Assignee:
CONTINENTAL REIFEN DEUTSCHLAND GMBH (DE)
International Classes:
C08F236/06; C08F236/08; C08F236/10; C08F236/12
Domestic Patent References:
WO2012069403A22012-05-31
WO1999009036A11999-02-25
WO2008083241A22008-07-10
WO2008083242A12008-07-10
WO2008083243A12008-07-10
WO2008083244A12008-07-10
WO2010049216A22010-05-06
Foreign References:
US20100184922A12010-07-22
US20140343192A12014-11-20
EP2851377A12015-03-25
US20140148554A12014-05-29
US7528204B22009-05-05
US20130165587A12013-06-27
EP1801158A12007-06-27
US20120004381A12012-01-05
DE69808622T32007-12-06
DE102006004062A12007-08-09
EP2589619A12013-05-08
Other References:
G. MOAD; E. RIZZARDO; S.H. THANG, POLYMER, vol. 49, no. 5, 2008, pages 1079 - 1131
Attorney, Agent or Firm:
FINGER, KARSTEN (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1. RAFT- Agens gemäß Formel I)

I) Z-C(=S)-S-R-S-P,

wobei Z eine für RAFT-Polymerisation typische Z-Gruppe ist, und

wobei R eine für RAFT-Polymerisation typische R-Gruppe ist, und

wobei C ein Kohlenstoffatom ist, und

wobei S ein Schwefelatom ist, und

wobei P eine Schutzgruppe ist, die ausgewählt ist aus der Gruppe enthaltend S(=0)2-R1 mit R1 = Alkyl, Benzyl oder Phenyl und/oder

S-C(=S)-N-R2R3 mit R2 und R3 = Alkyl, Benzyl oder Phenyl und/oder C(=0)-R4 mit R4 = Alkyl und/oder

N-R5R6 mit R5 = Wasserstoffatom (H), Alkyl, Benzyl oder Phenyl und

R6 = Alkyl, Benzyl oder Phenyl und/oder SiR7R8R9 mit R7, R8 und R9 = Alkyl oder Benzyl und/oder

S(=0)2-OM mit M = Na, K oder H.

2. RAFT- Agens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es sich um die Verbindung gemäß Formel II) handelt:

3. RAFT- Agens gemäß Formel III)

III) P-S-Z-C(=S)-S-R-S-P wobei für P, S, Z, C, R sämtliche Ausführungen zu Formel I) gelten.

4. Verfahren zur Polymerisation von Alkenen und/oder Dienen und/oder Vinyl- Verbindungen und/oder Vinyliden- Verbindungen unter Verwendung wenigstens eines RAFT- Agens nach einem der Ansprüche 1 bis 3.

5. Polymer dadurch gekennzeichnet, dass es durch ein Verfahren gemäß Anspruch 4 hergestellt ist.

6. Polymer nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass es sich um Polystyrol Polyisopren (IR, Isopren-Kautschuk), Polybutadien (BR, Butadien-Kautschuk), Styrol-Butadien-Copolymer (SBR), Chloropren- Kautschuk (CR), Nitrilkautschuk (NBR, Copolymerisation von Acrylnitril und Buta-l,3-dien), hydrierten

Nitrilkautschuk (HNBR), Styrol-Isopren-Copolymer (SIR), Styrol-Isopren-Butadien- Copolymer (SIBR) und/oder Ethylen-Propylen-Elastomer (EPM) handelt.

7. Schwefel vernetzbare Kautschukmischung dadurch gekennzeichnet, dass sie

wenigstens ein Polymer nach Anspruch 5 oder 6 enthält.

8. Verwendung einer schwefelvernetzbaren Kautschukmischung nach Anspruch 7 zur Herstellung eines Fahrzeugreifens.

9. Verwendung einer schwefelvernetzbaren Kautschukmischung nach Anspruch 7 zur Herstellung eines Gurtes, Riemens oder Schlauches.

Description:
Beschreibung

RAFT-Agens, Verfahren zur Polymerisation, Polymer und Kautschukmischung sowie deren Verwendung Die Erfindung betrifft ein RAFT-Agens, ein Verfahren zur Polymerisation von Dienen und/oder ungesättigten Vinyl- Verbindungen und/oder Vinyliden- Verbindungen unter Verwendung wenigstens eines RAFT-Agens, ein Polymer, welches durch das Verfahren hergestellt ist, eine schwefelvernetzbare Kautschukmischung sowie die Verwendung der schwefelvernetzbaren Kautschukmischung zur Herstellung von Fahrzeugluftreifen, Gurten, Riemen oder Schläuchen.

Der„Reversible Addition Fragmentation Chain Transfer"-Prozess (RAFT) ist eine vielversprechende Methode zur Durchführung kontrolliert radikalischer Polymerisationen. Die strukturelle Anbindung des Polymeren an der Oberfläche kann durch die Wahl und den chemischen Aufbau der so genannten RAFT- Agenzien gesteuert werden, wie u.a. in der DE 69808622 T3 beschrieben ist.

Auch bei kontrollierter radikalischer Polymerisation entstehen mit den im Stand der Technik bekannten Raft- Agenzien Polymere, die nach dem Einmischen in eine

Kautschukmischung, insbesondere eine schwefelvernetzbare Kautschukmischung für Fahrzeugluftreifen, Gurte, Riemen oder Schläuche, und der Vulkanisation

(Schwefelvernetzung) eine Vielzahl von freien Kettenenden (engl,„dangling ends") aufweisen. Je größer die Anzahl an freien Kettenenden, desto größer ist der Energieverlust und damit der Wärmeaufbau in der Kautschukmischung, da die freien Polymerkettenenden besonders beweglich sind und Energie in Bewegungsenergie umwandeln. Die

Kautschukmischung wirkt daher energiedämpfend, was sich z. B. bei der Anwendung im Fahrzeugreifen negativ auf dessen Rollwiderstand auswirkt. Der Erfindung liegt daher nun auf Basis des Standes der Technik die Aufgabe zu Grunde, ein RAFT- Agens bereitzustellen, mit dem ein Polymer hergestellt werden kann, mit dem in einer vulkanisierten Kautschukmischung eine Verbesserung des Roll Widerstands Verhaltens erzielt wird.

Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch das RAFT-Agens gemäß Formel I):

I) Z-C(=S)-S-R-S-P,

wobei Z eine für RAFT-Polymerisation typische Z-Gruppe ist, und

wobei R eine für RAFT-Polymerisation typische R-Gruppe ist, und

wobei C ein Kohlenstoffatom ist, und

wobei S ein Schwefelatom ist, und

wobei P eine Schutzgruppe ist, die ausgewählt ist aus der Gruppe enthaltend

S(=0) 2 -R 1 mit R 1 = Alkyl, Benzyl oder Phenyl und/oder

S-C(=S)-N-R 2 R 3 mit R 2 und R 3 = Alkyl, Benzyl oder Phenyl und/oder

C(=0)-R 4 mit R 4 = Alkyl und/oder

N-R 5 R 6 mit R 5 = Wasserstoffatom (H), Alkyl, Benzyl oder Phenyl und

R 6 = Alkyl, Benzyl oder Phenyl und/oder

SiR 7 R 8 R 9 mit R 7 , R 8 und R 9 = Alkyl oder Benzyl und/oder

S(=0) 2 -OM mit M = Na, K oder H.

Die Verbindung gemäß Formel I) weist mit dem Molekülteil

Z-C(=S)-S-R

die typischen Merkmale eines RAFT-Agens auf.

Erfindungsgemäß weist die beanspruchte Verbindung nun zudem an der R-Gruppe eine -S-P, und damit eine geschützte Mercaptogruppe auf, die später bei der Vulkanisation der damit hergestellten Polymere entschützt wird, sodass das Schwefelatom dieser

Mercaptogruppe an der Vulkanisation teilnehmen kann. Somit ist dieses Kettenende des Polymers nach der Vulkanisation an einem Netzknoten beteiligt, sodass es nicht als freies, energiedämpfendes Kettenende vorliegt. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist unter Ausdrücken wie„mit dem RAFT- Agens hergestellten Polymer" zu verstehen, dass die Polymerisation zur Herstellung des Polymers als RAFT-Polymerisation unter Verwendung des genannten Agens inkl. der RAFT- typischen Reaktionsbedingungen erfolgt.

Typische Z-Gruppen beinhalten z. B. die in Fig. 1 abgebildeten chemischen Gruppen, sind aber nicht auf diese beschränkt. Die in Fig. 1 gezeigten Gruppen enthaltend Heteroatome sind jeweils so dargestellt, dass eine Valenz an einem der Heteroatome fehlt. Die

Anbindung an den Rest -C(=S)-S-R-S-P des RAFT-Agens erfolgt dann jeweils über das Heteroatom.

Typische R-Gruppen beinhalten z. B. die in Fig. 2 abgebildeten chemischen Gruppen, sind aber nicht auf diese beschränkt. Die in Fig. 2 gezeigten Gruppen sind so dargestellt, dass jeweils eine Valenz an dem zentralen Kohlenstoffatom fehlt (da alle vorhandenen C-H- Bindungen angezeigt sind), sodass die Anbindung an den Rest Z-C(=S)-S- des RAFT- Agens an das genannte zentrale Kohlenstoffatom erfolgt. Zur Anbindung an -S-P des

Agens gemäß Formel I) ist eine weitere freie Valenz nötig, die formell z. B. und bevorzugt durch Abspaltung eines der Wasserstoffatome der aufgeführten Gruppen entsteht.

In den Fig. 1 und 2 bedeutet Ph = Phenyl, Me = Methyl, Et = Ethyl. Die sonstigen

Buchstaben stellen die jeweiligen Symbole der chemischen Elemente dar.

Sowohl die Z-Gruppen als auch R-Gruppen können neben den beispielhaft in Fig. 1 bzw. 2 aufgeführten Gruppen zusätzliche Molekülteile, die als sogenannte Spacer fungieren, aufweisen. Spacer dienen als eine Art„Abstandshalter" und sind bevorzugt Alkylgruppen oder Alkanoylgruppen mit 1 bis 10, bevorzugt 3 bis 10 Kohlenstoffatomen.

Auch sämtliche in der Veröffentlichung G. Moad, E. Rizzardo, S.H. Thang, Polymer 2008, 49(5), 1079- 1131 offenbarten R- und Z-Gruppen sind denkbar.

Bevorzugt ist die Z-Gruppe ausgewählt aus

a) Phenyl (Ph in Fig. 1 gezeigt),

b) Phenoxy (OPh in Fig. 1 gezeigt),

c) Alkoxy (O-Alkyl) mit 1 bis 30 Kohlenstoffatomen besonders bevorzugt 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, wobei die Alkyl ab 3 Kohlenstoffatomen verzweigt oder un verzweigt sein können und bevorzugt un verzweigt sind, z. B. OEt mit 2 Kohlenstoffatomen (s. Fig. 1),

d) Alkyl mit 1 bis 30 Kohlenstoffatomen, besonders bevorzugt 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, wobei die Alkyl ab 3 Kohlenstoffatomen verzweigt oder unverzweigt sein können und bevorzugt unverzweigt sind, z. B. Methyl (Me s. Fig. 1)

e) S-Alkyl mit 1 bis 30 Kohlenstoffatomen, besonders bevorzugt 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, wobei die Anbindung an den Rest -C(=S)-S-R-S-P des RAFT-Agens über das Schwefelatom erfolgt, wobei die Alkyl ab 3

Kohlenstoffatomen verzweigt oder unverzweigt sein können und bevorzugt unverzweigt sind, z. B. SMe, also S-Methyl mit 1 Kohlenstoffatom (in Fig. 1 gezeigt), oder S-C12H25 wie in Formel II) gezeigt (s. unten)

f) Heterozyklische Gruppen, wie insbesondere Pyrrolyl, z. B. 1H- Pyrrolyl-l-yl (s. Fig. 1), oder von Pyridin abgeleitete Gruppen wie N-Methyl-N-(4- Pyridinyl) in der protonierten Form Methyl(Pyridin-l-ium-4-yl)amino oder deprotonierten Form Methyl(Pyridin-4-yl)amino (s. Fig. 1) oder von 2- Oxopyrrolidin abgeleitete Gruppen wie 2-Oxopyrrolidin-l-yl (s. Fig. 1), g) Alkyl(Phenyl)Amino mit 1 bis 30 Kohlenstoffatomen besonders bevorzugt 1 bis 20 Kohlenstoffatomen in der Alkylgruppe, wobei die Anbindung an den Rest -C(=S)-S-R-S-P des RAFT-Agens über das Stickstoffatom erfolgt, und wobei die Alkyl ab 3 Kohlenstoffatomen verzweigt oder unverzweigt sein können und bevorzugt unverzweigt sind, z. B. MethylPhenylamino (s. Fig. 1),

h) Dialkylamino mit 1 bis 30, besonders bevorzugt 1 bis 20, ganz besonders bevorzugt 1 bis 10 und wiederum besonders bevorzugt 1 bis 5

Kohlenstoffatomen in jeder Alkylkette, wobei die Alkylgruppen unabhängig voneinander ab 3 Kohlenstoffatomen verzweigt oder unverzweigt sein können und bevorzugt unverzweigt sind, wobei bei allen Gruppen die Anbindung an den Rest -C(=S)-S-R-S-P des RAFT-Agens über das Stickstoffatom erfolgt und wobei die beiden Alkylgruppen gleich oder verschieden voneinander sein können, wie z. B. Diethylamino (s. Fig. 1). Bevorzugt ist die R-Gruppe ausgewählt aus a) Cyanoisopropyl (2-Cyanopropan-2-yl wie in Fig. 2 gezeigt), b) 2-Phenylpropan-2-yl (Cumyl wie in Fig. 2 gezeigt),

c) Cyano(Phenyl)Methyl (wie in Fig. 2 gezeigt),

d) l-Ethoxy-2-Methyl-l-Oxopropan-2-yl (wie in Fig. 2 gezeigt), e) 2,4,4-Trimethylpentan-2-yl (wie in Fig. 2 gezeigt),

f) 1-Cyanoethyl (wie in Fig. 2 gezeigt),

g) 1-Phenylethy (wie in Fig. 2 gezeigt),

h) ie/t-Butyl (wie in Fig. 2 gezeigt),

i) Cyanomethyl (wie in Fig. 2 gezeigt),

j) Benzyl (wie in Fig. 2 gezeigt),

k) Polymethacrylate, die synthesebedingt eine Carbamat-Gruppe oder eine Dithiocarbamat-Gruppe aufweisen können, wobei die Anbindung an den Rest Z-C(=S)-S- des RAFT-Agens über das sekundäre Kohlenstoffatom der ersten Methacrylat- Einheit der Polymethacrylat-Gruppe erfolgt, wie z. B. die in Formel II) gezeigte Polymethacrylat-Carbamat-Gruppe (s. in Fig. 3 R-entsprechender

Molekülteil des rechten Moleküls), bei der die Anbindung an den Teil -S-P des Agens über die vorhandene Carbamat-Gruppe erfolgt.

RAFT-Agenzien, die als R-Gruppe Vertreter der unter k) genannten Gruppen aufweisen, sind Makro-RAFT-Agenzien, s. unten.

Die in Formel I) genannten Reste R 1 bis R 9 der Schutzgruppe P können wie oben aufgeführt Alkylgruppen sein. Hierbei sind 1 bis 10 Kohlenstoffatome bevorzugt.

In Formel I) ist O = Sauer Stoffatom, N = Stickstoffatom,

Na = Natrium, wobei es in Form von Na + vorliegt,

K = Kalium, wobei es in Form von K + vorliegt.

Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei dem RAFT-Agens um die Verbindung gemäß Formel II):

Hierbei weist das RAFT-Agens den erfindungsgemäßen Teil S-C(=0)-CH 3 als geschützte Mercaptogruppe auf.

Die Verbindung II) zählt zu der Klasse der Makro-RAFT- Agenzien mit n = bevorzugt 13 bis 22, insbesondere z. B. 15,3 oder 18,5. Die Verbindung gemäß Formel II) weist somit bevorzugt ein Zahlenmittel der Molmasse (bzw. der Molmassen Verteilung) Mn gemäß GPC von 1600 bis 2365 g/mol,

insbesondere z. B. 1797 g/mol bzw. 2070 g/mol auf.

Die Verbindung II) weist bevorzugt eine Polydispersität (Mw/Mn) von 1,2 bis 1,4, insbesondere z. B. 1,35, auf. Mw stellt hierbei das Gewichtsmittel der

Molmassenverteilung gemäß GPC dar.

Das Agens gemäß Formel II) wird hergestellt durch die Reaktion eines Azid-haltigen RAFT-Agens (der Einfachheit halber abgekürzt als RAFT-N 3 ) mit einem Alkohol, der eine geschützte Mercaptogruppe aufweist, wie in Fig. 3 dargestellt. Hierbei ist AIBN die Abkürzung der chemischen Verbindung Azobis(isobutyronitril).

DBZDL ist die Abkürzung der chemischen Verbindung Dibutylzinndilaurat, welches als Katalysator bei der Reaktion dient. Die Reaktion gemäß Fig. 3 erfolgt über 20 Stunden bei 65 °C, wobei die Molverhältnisse der genannten Verbindungen folgendermaßen betragen: 90,74 Mol-% Methylacrylat zu 2,27 Mol-% RAFT-N 3 zu 6,36 Mol-% Alkohol zu 0,41 Mol.-% DBZDL zu 0,22 Mol.-% AIBN.

Für die Bestimmung der Molmasse bzw. der Molmassenverteilung mittels GPC gelten im Rahmen der vorliegenden Erfindung folgende Messbedingungen: SEC Analysis Systems 1260 Infinity von PSS Agilent mit: PSS Agilent Technologies 1260 Iso Pump G1310B (HPLC-Pumpe), einem Agilent 1260 ALS G1329B Autosampier, einem Agilent 1260 ALS Injektor, einer Vorsäule (PSS SDV, 8 x 50 mm, Partikelgröße 5 μιη), drei Trennsäulen (PSS SDV, 8 x 300 mm, Partikelgröße: 5 μπι, Porengröße 10 5 (zehn hoch fünf) Ä, 10 3 (zehn hoch drei) A und 10 (zehn hoch zwei) A) und den Detektoren; UV-Detektor PSS Agilent Technologies 1260 VWDVL bei einer Wellenlänge von 310 nm sowie der RI- Detektor PSS Agilent Technologies 1260 RID benutzt; Laufmittel THF (HPLC-grade) mit Toluol (> 99,7 , trocken) als interner Standard (Fließgeschwindigkeit 1,0 mL/min bei 35 °C). Das System wird mit Polystyrol-Standards mit niedriger Polydispersität von PSS kalibriert. Zur Auswertung wird die Software PSS WinGPC verwendet. Die detektierten Intensitäten werden auf 1 normiert und, sofern nicht anders angegeben, das Signal des RI- Detektors dargestellt. Eine weitere erfindungs gemäße Verbindung, die die oben gestellte Aufgabe löst, ist das RAFT-Agens gemäß Formel III)

III) P-S-Z-C(=S)-S-R-S-P wobei für P, S, Z, C, R sämtliche Ausführungen zu Formel I) gelten, und zwar inklusive der Beschreibung der möglichen Reste R 1 bis R 9 sowie der Z- und R-Gruppen.

Die Verbindung gemäß Formel III) weist somit an beiden Molekülenden eine geschützte Mercaptogruppe auf, womit je nach Polymerisationsbedingungen an beiden Kettenenden des damit hergestellten Polymers ein Schwefelatom vorliegt, welches an der Vulkanisation beteiligt ist, sodass die Zahl der freien Kettenenden weiter reduziert werden kann.

Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung besteht in einem Verfahren zur Polymerisation von Alkenen und/oder Dienen und/oder Vinyl- Verbindungen und/oder Vinyliden- Verbindungen unter Verwendung wenigstens eines oben beschriebenen RAFT- Agens. Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung besteht somit in einem

Verfahren zur Herstellung eines Polymers aus wenigstens einem Monomer ausgewählt aus Alkenen und/oder Dienen und/oder Vinyl- Verbindungen und/oder Vinyliden- Verbindungen unter Verwendung wenigstens eines oben beschriebenen RAFT-Agens. Das Verfahren zur Polymerisation ist hierbei eine RAFT-Polymerisation unter

Verwendung wenigstens eines der oben beschriebenen RAFT- Agenzien. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden unter Dienen gemäß Römpp Online ungesättigte aliphatische und cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe, die im Molekül zwei Doppelbindungen enthalten, verstanden. Bevorzugt sind die beiden Doppelbindungen konjugiert. Bevorzugt ist das konjugierte Dien ausgewählt aus der Gruppe enthaltend, besonders bevorzugt bestehend aus,

1,3-Butadien (Butadien) und/oder 2-Methylbuta-l,3-dien (Isopren = 2-(C C 5 -Alkyl)-l,3- Butadien) und/oder 2,3-Dimethyl- 1,3-Butadien und/oder 1,3-Pentadien und/oder 2,4- Hexadien und/oder 1,3-Hexadien und/oder 1,3-Heptadien und/oder 1,3-Octadien und/oder 2-Methyl-2,4-Pentadien und/oder Cyclopentadien und/oder 2,4-Hexadien und/oder 1,3- Cyclooctadien und/oder 2-Chlor-l,3-butadien (Chloropren).

Besonders bevorzugte Diene sind hierbei Isopren, Butadien und Chloropren.

Alkene, die als Monomere an der Polymerisation beteiligt sein können, sind aliphatische Verbindungen mit einer Doppelbindung, wie insbesondere Ethen, Propen, Buten, Penten, Hexen.

Der Begriff„Vinyl-Verbindung" umfasst im Rahmen der vorliegenden Erfindung alle chemischen Verbindungen, die wenigstens eine Vinyl-Gruppe aufweisen, wie Acrylate, Methacrylate, Acrylsäure, Methacrylsäure, Acrylnitril, sowie vinylaromatische

Verbindungen.

Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei der Vinyl- Verbindung zumindest um wenigstens eine Vinyl-Verbindung, die außer der Vinyl-Gruppe wenigstens eine weitere ungesättigte Gruppe Kohlenstoffgruppe aufweist, wie

insbesondere eine Doppelbindung oder einen aromatischen Rest.

Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei der Vinyl-Verbindung zumindest um wenigstens eine vinylaromatische Verbindung.

Der Begriff„vinylaromatische Verbindung" umfasst im Rahmen der vorliegenden

Erfindung monovinylaromatische Verbindungen, d.h. Verbindungen, bei denen nur eine Vinylgruppe an eine aromatische Gruppe gebunden ist, sowie vinylaromatische Verbindungen, bei denen zwei oder mehr Vinylgruppen an eine aromatische Gruppe gebunden sind.

Als vinylaromatische Verbindung ist jede dem Fachmann bekannte denkbar. Bevorzugt ist die vinylaromatische Verbindung ausgewählt aus der Gruppe enthaltend,

besonders bevorzugt bestehend aus,

Styrol und/oder Ci_4-Alkylsubstituierte Styrole und/oder Stilben und/oder

Vinylbenzyldimethylamin und/oder (4- Vinylbenzyl)Dimethylaminoethylether und/oder Ν,Ν-Dimethylaminoetyhlstyrol und/oder tert-Butoxystyrol und/oder Vinylpyridin und/oder divinylaromatische Verbindungen.

Bei den Ci_4-Alkylsubstituierten Styrolen kann es sich beispielsweise um 2-Methylstyrol und/oder 3-Methylstyrol und/oder 4-Methylstyrol und/oder 2,4-Dimethylstyrol und/oder 2,4,6-Trimethylstyrol und/oder alpha-Methylstyrol und/oder 2,4-Diisopropylstyrol und/oder 4-tert-Butylstyrol handeln.

Der Begriff„Ci_4-Alkylsubstituiert" bedeutet hierbei, dass ein Alkyl-Rest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen als Substituent eines Wasserstoffatoms vorhanden ist.

Bei den divinylaromatische Verbindungen kann es sich beispielsweise um 1 ,2- Divinylbenzol und/oder 1,3-Divinylbenzol und/oder 1,4-Divinylbenzol handeln. Unter Vinyliden- Verbindungen werden im Rahmen der vorliegenden Erfindung gemäß Römpp Online chemische Verbindungen verstanden, die die über eine Doppelbindung verknüpfte Atomgruppierung RiR 2 =C=CH 2 aufweisen, wie beispielsweise C1 2 C=CH 2 oder F 2 C=CH 2 . Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist es bevorzugt, dass das Alken ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Ethen, Propen, Buten, Penten und/oder Hexen, und das Dien ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus 1,3-Butadien und/oder

2-Methylbuta-l,3-dien und/oder 2,3-Dimethyl- 1,3-Butadien und/oder 1,3-Pentadien und/oder 2,4-Hexadien und/oder 1,3-Hexadien und/oder 1,3-Heptadien und/oder 1,3- Octadien und/oder 2-Methyl-2,4-Pentadien und/oder Cyclopentadien und/oder 2,4- Hexadien und/oder 1 ,3-Cyclooctadien und/oder 2-Chlor- 1 ,3-butadien, und die Vinyl- Verbindung ein Acrylat und/oder Methacrylate und/oder Acrylsäure und/oder Methacrylsäure und/oder Acrylnitril und/oder eine vinylaromatische Verbindung ist, die ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Styrol und/oder 2-Methylstyrol und/oder 3- Methylstyrol und/oder 4-Methylstyrol und/oder 2,4-Dimethylstyrol und/oder 2,4,6- Trimethylstyrol und/oder alpha-Methylstyrol und/oder 2,4-Diisopropylstyrol und/oder 4- tert-Butylstyrol und/oder Stilben und/oder Vinylbenzyldimethylamin und/oder (4- Vinylbenzyl)Dimethylaminoethylether und/oder Ν,Ν-Dimethylaminoetyhlstyrol und/oder tert-Butoxystyrol und/oder Vinylpyridin und/oder 1,2-Divinylbenzol und/oder 1,3- Divinylbenzol und/oder 1,4-Divinylbenzol.

Das Verfahren zur RAFT-Polymerisation unter Verwendung wenigstens eines der oben beschriebenen RAFT- Agenzien ist im Folgenden anhand des Beispiels der Polymerisation von Styrol unter Verwendung des RAFT- Agens gemäß Formel II) beschrieben.

Das Verfahren ist nicht auf Styrol beschränkt, sondern kann erfindungsgemäß zur

Herstellung aller Polymere aus den oben beschriebenen Monomeren verwendet werden, inkl. zur Herstellung von Copolymeren aus drei oder mehr verschiedenen Monomeren.

Die Verbindung gemäß Formel II) mit Mn = 1797 g/mol und einer Polydispersität von 1,35 wurde in einer Styrol-Polymerisation eingesetzt. Für die mittlere Molmasse Mn des RAFT- Agens wurde die Styrol-Kalibrierung der GPC mit Hilfe von Mark-Houwink- Koeffizienten an ein Methylacrylat-Polymer angepasst. Dies diente dem Zweck eine möglichst korrekte

Molmasse des polymeren RAFT- Agens zu messen, mit der die Konzentrationen der daran anschließenden Styrol-Polymerisation korrekt berechnet werden konnte.

Bei der RAFT-Polymerisation wurden

99,66 Mol-% Styrol und

0,05 Mol.- der Verbindung gemäß Formel II) mit Mn = 1797 g/mol und einer

Polydispersität von 1,35 und

0,29 Mol-% AIBN verwendet.

Die Polymerisation erfolgte bei 60 °C. Es wurde ein RAFT-polymerisiertes Styrol hergestellt, welches ein Mn von 5863 g/mol und eine Polydispersität von 1,21 aufweist. Das Mn des hergestellten Polystyrols wurde mittels GPC mit einer Styrol-Kalibrierung bestimmt. Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung besteht in einem Polymer, welches durch das Verfahren hergestellt ist. Beispielweise handelt es sich um ein Polystyrol, welches wie oben beschrieben unter Verwendung des beispielhaften Agens II) hergestellt wurde.

Bei dem erfindungs gemäßen Polymer kann es sich auch um ein Copolymer aus drei oder mehr verschiedenen Monomeren handeln.

Bevorzugte Polymere, die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt werden, sind neben Polystyrol insbesondere Polyisopren (IR, Isopren-Kautschuk), Polybutadien (BR, Butadien-Kautschuk), Styrol-Butadien-Copolymer (SBR), Chloropren-Kautschuk (CR), Nitrilkautschuk (NBR, Copolymerisation von Acrylnitril und Buta- 1,3 -dien), hydrierter Nitrilkautschuk (HNBR), Styrol-Isopren-Copolymere (SIR), Styrol-Isopren-Butadien- Copolymere (SIBR), Ethylen-Propylen-Elastomere (EPM) wie Ethylen-Propylen- Copolymerisat (EPM), EPDM- Kautschuk (Terpolymerisate aus Ethen, Propen und einem nicht konjugierten Dien).

Die erfindungs gemäßen Polymere weisen hierbei im Unterschied zum Stand der Technik an wenigstens einem Kettenende die geschützte Mercaptogruppe S-P, wie in Formel I) und III) gezeigt, auf.

Das erfindungsgemäße RAFT-Agens bleibt somit nach der erfolgten RAFT-Polymerisation an den Kettenenden der erfindungs gemäßen Polymere. Hierbei verbleibt wenigstens der Molekülteil -R-S-P des RAFT-Agens am Anfang der Polymerkette und damit an einem ersten Kettenende. Der weitere Molekülteil Z-C(=S)-S- verbleibt gemäß einer

Ausführungsform der Erfindung ebenfalls an der Polymerkette, und zwar am Ende der Polymerkette und damit an dem zweiten Kettenende. Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung besteht in einer schwefelvemetzbaren Kautschukmischung, die wenigstens eines der hergestellten Polymere enthält. Die erfindungs gemäße schwefelvernetzbare Kautschukmischung enthält wenigstens eines der hergestellten Polymere und kann zudem zusätzlich wenigstens einen im Stand der Technik bekannten Dienkautschuk enthalten.

Als Dienkautschuke werden Kautschuke bezeichnet, die durch Polymerisation oder Copolymerisation von Dienen und/oder Cycloalkenen entstehen und somit entweder in der Hauptkette oder in den Seitengruppen C=C-Doppelbindungen aufweisen.

Bei dem wenigstens einen Dienkautschuk handelt es sich um natürliches Polyisopren und/oder synthetisches Polyisopren und/oder Polybutadien (Butadien-Kautschuk) und/oder unfunktionalisiertes Styrol-Butadien-Copolymer (Styrol-Butadien-Kautschuk) und/oder epoxidiertes Polyisopren und/oder Styrol-Isopren-Kautschuk und/oder Halobutyl-

Kautschuk und/oder Polynorbornen und/oder Isopren-Isobutylen-Copolymer und/oder Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk und/oder Nitril- Kautschuk und/oder Chloropren- Kautschuk und/oder Acrylat- Kautschuk und/oder Fluor-Kautschuk und/oder Silikon- Kautschuk und/oder Polysulfid-Kautschuk und/oder Epichlorhydrin-Kautschuk und/oder Styrol-Isopren-Butadien-Terpolymer und/oder hydrierten Acrylnitrilbutadien-Kautschuk und/oder hydrierten Styrol-Butadien-Kautschuk.

Insbesondere Nitrilkautschuk, hydrierter Acrylnitrilbutadienkautschuk,

Chloroprenkautschuk, Butylkautschuk, Halobutylkautschuk oder Ethylen-Propylen-Dien- Kautschuk kommen bei der Herstellung von technischen Gummiartikeln, wie Gurte, Riemen und Schläuche, und/oder Schuhsohlen zum Einsatz.

Die Begriffe„vulkanisiert" und„vernetzt" werden im Rahmen der vorliegenden Erfindung synonym verwendet. Die erfindungs gemäße Kautschukmischung enthält ferner bevorzugt wenigstens einen Füllstoff wie Kieselsäure, Ruß sowie ggf. weitere bekannte polare und/oder unpolare Füllstoffe, wie Alumosilicate, Kreide, Kaolin, Stärke, Magnesiumoxid, Titandioxid und/oder Kautschukgele, sowie Kohlenstoffnanoröhrchen (carbon nanotubes (CNT) inklusive diskreter CNTs, sogenannte hollow carbon fibers (HCF) und modifizierte CNT enthaltend eine oder mehrere funktionelle Gruppen, wie Hydroxy-, Carboxy und Carbonyl- Gruppen) und/oder Graphit und/oder Graphene und/oder sogenannte„carbon-silica dual- phase filier".

Handelt es sich bei dem Füllstoff um wenigstens eine Kieselsäure, so enthält die

Kautschukmischung bevorzugt 1 bis 300 phr, besonders bevorzugt 1 bis 200 phr, ganz besonders bevorzugt 1 bis 150 phr, wenigstens einer Kieselsäure.

Handelt es sich bei dem Füllstoff um wenigstens einen Ruß, so enthält die

Kautschukmischung bevorzugt 1 bis 200 phr, besonders bevorzugt 1 bis 170 phr und ganz besonders bevorzugt 1 bis 100 phr wenigstens eines Rußes.

Bei den Kieselsäuren kann es sich um die dem Fachmann bekannten Kieselsäuren, die als Füllstoff für Reifenkautschukmischungen geeignet sind, handeln. Besonders bevorzugt ist es allerdings, wenn eine fein verteilte, gefällte Kieselsäure verwendet wird, die eine Stickstoff-Oberfläche (BET-Oberfläche) (gemäß DIN ISO 9277 und DIN 66132) von 35 bis 350 m 2 /g, bevorzugt von 60 bis 260 m 2 /g, besonders bevorzugt von 120 bis 230 m 2 /g, und eine CTAB -Oberfläche (gemäß ASTM D 3765) von 30 bis 400 m 2 /g, bevorzugt von 60 bis 250 m 2 /g, besonders bevorzugt von 120 bis 230 m 2 /g, aufweist.

Enthält die Kautschukmischung Ruß, sind alle dem Fachmann bekannten Ruß-Typen denkbar. Bevorzugt wird jedoch ein Ruß eingesetzt, der eine Jodadsorptionszahl gemäß ASTM D 1510 von 30 bis 180 g/kg, bevorzugt 30 bis 130 kg/g, und eine DBP-Zahl gemäß ASTM D 2414 von 80 bis 200 ml/100 g, bevorzugt 100 bis 200 ml/100g, besonders bevorzugt 100 bis 180 ml/100g, aufweist.

Die erfindungs gemäße Kautschukmischung kann auch ein Gemisch zweier oder mehrerer der genannten Füllstoffe enthalten. Zinkoxid gehört im Rahmen der vorliegenden Erfindung nicht zu den Füllstoffen, ist aber bevorzugt in Kombination mit Stearinsäure in der erfindungsgemäßen Kautschukmischung enthalten.

Weiterhin enthält die Kautschukmischung bevorzugt noch weitere Zusatzstoffe.

Weitere Zusatzstoffe beinhaltet im Wesentlichen - neben Zinkoxid (ZnO) und Stearinsäure -ggf- Silan-Kupplungsagenzien für die Anbindung von Kieselsäure an die Polymerketten der enthaltenen Kautschuke, Weichmacher, das Vulkanisationssystem aus Schwefel und/oder Schwefelspendern mit Hilfe von Vulkanisationsbeschleunigern, Ozonschutzmittel, Alterungs Schutzmittel, Klebharze, Mastikationshilfsmittel und weitere Aktivatoren bzw. Verarbeitungshilfsmittel, wie z. B. Fettsäuresalze, wie z. B. Zinkseifen und Fettsäureester und deren Derivate, wie z. B. Zinkstearat, oder Zinkkomplexe wie z. B. Zinkethylhexanoat.

Als Silan-Kupplungsagenzien können dabei alle dem Fachmann für die Verwendung in Kautschukmischungen bekannten Silan-Kupplungsagenzien verwendet werden. Hierbei können ein oder mehrere verschiedene Silan-Kupplungsagenzien in Kombination miteinander eingesetzt werden. Die Kautschukmischung kann somit ein Gemisch verschiedener Silane enthalten.

Die Silan-Kupplungsagenzien reagieren mit den oberflächlichen Silanolgruppen der Kieselsäure oder anderen polaren Gruppen während des Mischens des Kautschuks bzw. der Kautschukmischung (in situ) oder bereits vor der Zugabe des Füllstoffes zum

Kautschuk im Sinne einer Vorbehandlung (Vormodifizierung). Solche aus dem Stand der Technik bekannten Kupplungsagenzien sind bifunktionelle Organosilane, die am

Siliciumatom mindestens eine Alkoxy-, Cycloalkoxy- oder Phenoxygruppe als

Abgangsgruppe besitzen und die als andere Funktionalität eine Gruppe aufweisen, die gegebenenfalls nach Spaltung eine chemische Reaktion mit den Doppelbindungen des Polymers eingehen kann. Bei der letztgenannten Gruppe kann es sich z. B. um die folgenden chemischen Gruppen handeln:

-SCN, -SH, -NH 2 oder -S x - (mit x = 2 bis 8).

So können als Silan-Kupplungsagenzien z. B. 3-Mercaptopropyltriethoxysilan,

3-Thiocyanato-propyltrimethoxysilan oder 3,3'-Bis(triethoxysilylpropyl)polysulfide mit 2 bis 8 Schwefelatomen, wie z. B. 3,3'-Bis(triethoxysilylpropyl)tetrasulfid (TESPT), das entsprechende Disulfid (TESPD) oder auch Gemische aus den Sulfiden mit 1 bis 8

Schwefelatomen mit unterschiedlichen Gehalten an den verschiedenen Sulfiden, verwendet werden. TESPT kann dabei beispielsweise auch als Gemisch mit Industrieruß

(Handelsname X50S® der Firma Evonik) zugesetzt werden.

Bevorzugt wird ein Silan-Gemisch eingesetzt, welches zu 40 bis 100 Gew.- Disulfide, besonders bevorzugt 55 bis 85 Gew.- Disulfide und ganz besonders bevorzugt 60 bis 80 Gew.- Disulfide enthält. Ein solches Gemisch ist z. B. unter dem Handelsnamen Si 261® der Firma Evonik erhältlich, welches z. B. in der DE 102006004062 AI beschrieben ist. Auch geblockte Mercaptosilane, wie sie z. B. aus der WO 99/09036 bekannt sind, können als Silan-Kupplungsagens eingesetzt werden. Auch Silane, wie sie in der WO 2008/083241 AI, der WO 2008/083242 AI, der WO 2008/083243 AI und der WO 2008/083244 AI beschrieben sind, können eingesetzt werden. Verwendbar sind z. B. Silane, die unter dem Namen NXT (z. B. 3-(Octanoylthio)-l-Propyl-Triethoxysilan) in verschiedenen Varianten von der Firma Momentive, USA, oder solche, die unter dem Namen VP Si 363® von der Firma Evonik Industries vertrieben werden.

Ferner ist es denkbar, dass eines der oben genannten Mercaptosilane, insbesondere

3-Mercaptopropyltriethoxysilan, in Kombination mit Verarbeitungshilfsmitteln (die unten aufgeführt sind), insbesondere PEG-Carbonsäureester, eingesetzt werden.

Weiterhin kann die Kautschukmischung weitere Aktivatoren und/oder Agenzien für die Anbindung von Füllstoffen, insbesondere Ruß, enthalten. Hierbei kann es sich

beispielsweise um die z. B. in der EP 2589619 AI offenbarte Verbindung S-(3-

Aminopropyl)Thioschwefelsäure und/oder deren Metallsalze handeln, wodurch sich insbesondere bei der Kombination mit wenigstens einem Ruß als Füllstoff sehr gute physikalische Eigenschaften der Kautschukmischung ergeben. Der Mengenanteil der Gesamtmenge an weiteren Zusatzstoffen beträgt 3 bis 150 phr, bevorzugt 3 bis 100 phr und besonders bevorzugt 5 bis 80 phr.

Zu den im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten Weichmachern gehören alle dem Fachmann bekannten Weichmacher wie aromatische, naphthenische oder

paraffinische Mineralölweichmacher, wie z. B. MES (mild extraction solvate) oder RAE (Residual Aromatic Extract) oder TDAE (treated distillate aromatic extract), oder Rubber- to-Liquid-Öle (RTL) oder Biomass-to-Liquid-Öle (BTL) bevorzugt mit einem Gehalt an polyzyklischen Aromaten von weniger als 3 Gew.- gemäß Methode IP 346 oder Rapsöl oder Faktisse oder Weichmacherharze, die nicht zu den oben genannten Klebharzen zählen, oder Flüssig-Polymere, deren mittleres Molekulargewicht (Bestimmung per GPC = gel permeation chromatography, in Anlehnung an BS ISO 11344:2004) zwischen 500 und 20000 g/mol liegt. Werden in der erfindungsgemäßen Kautschukmischung zusätzliche Flüssig-Polymere als Weichmacher eingesetzt, so gehen diese nicht als Kautschuk in die Berechnung der Zusammensetzung der Polymermatrix ein.

Die in dieser Schrift verwendete Angabe phr (parts per hundred parts of rubber by weight) ist dabei die in der Kautschukindustrie übliche Mengenangabe für Mischungsrezepturen. Die Dosierung der Gewichtsteile der einzelnen Substanzen wird dabei stets auf 100 Gewichtsteile der gesamten Masse aller in der Mischung vorhandenen Kautschuke bezogen. Die Vulkanisation der erfindungsgemäßen schwefelvernetzbaren Kautschukmischung wird in Anwesenheit von Schwefel und/oder Schwefelspendern mit Hilfe von

Vulkanisationsbeschleunigern durchgeführt, wobei einige Vulkanisationsbeschleuniger zugleich als Schwefelspender wirken können. Dabei ist der Beschleuniger ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Thiazolbeschleunigern und/oder Mercaptobeschleunigern und/oder Sulfenamidbeschleunigern und/oder Thiocarbamatbeschleunigern und/oder Thiurambeschleunigern und/oder Thiophosphatbeschleunigern und/oder

Thioharnstoffbeschleunigern und/oder Xanthogenat-Beschleunigern und/oder Guanidin- Beschleunigern.

Bevorzugt ist die Verwendung eines Sulfenamidbeschleunigers, der ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus N-Cyclohexyl-2-benzothiazolsufenamid (CBS) und/oder N,N- Dicyclohexylbenzothiazol-2-sulfenamid (DCBS) und/oder Benzothiazyl-2- sulfenmorpholid (MBS) und/oder N-tert-Butyl-2-benzothiazylsulfenamid (TBBS).

Als schwefelspendende Substanz können dabei alle dem Fachmann bekannten

schwefelspendenden Substanzen verwendet werden. Enthält die Kautschukmischung eine schwefelspendende Substanz, ist diese bevorzugt ausgewählt aus der Gruppe enthaltend z. B. Thiuramdisulfide, wie z. B. Tetrabenzylthiuramdisulfid (TBzTD) und/oder

Tetramethylthiuramdisulfid (TMTD) und/oder Tetraethylthiuramdisulfid (TETD), und/oder Thiuramtetrasulfide, wie z. B. Dipentamethylenthiuramtetrasulfid (DPTT), und/oder Dithiophosphate, wie z. B. DipDis (Bis-(Diisopropyl)thiophosphoryldisulfid) und/oder Bis(0,0-2-ethylhexyl- thiophosphoryl)Poly sulfid (z. B. Rhenocure SDT 50®, Rheinchemie GmbH) und/oder Zinkdichloryldithiophosphat (z. B. Rhenocure ZDT/S®, Rheinchemie GmbH) und/oder Zinkalkyldithiophosphat, und/oder 1 ,6-Bis(N,N-dibenzylthiocarbamoyldithio)hexan und/oder Diarylpolysulfide und/oder Dialkylpolysulfide.

Auch weitere netzwerkbildende Systeme, wie sie beispielsweise unter den Handelsnamen Vulkuren®, Duralink® oder Perkalink® erhältlich sind, oder netzwerkbildende Systeme, wie sie in der WO 2010/049216 A2 beschrieben sind, können in der Kautschukmischung eingesetzt werden.

Ein weiterer Gegenstand der der vorliegenden Erfindung besteht in der Verwendung der beschriebenen schwefelvernetzbaren Kautschukmischung zur Herstellung eines

Fahrzeugreifens. Damit ist ein weiterer Gegenstand der Erfindung auch ein Fahrzeugreifen, bei dessen Herstellung wenigstens eine erfindungsgemäße schwefelvernetzbare

Kautschukmischung - enthaltend wenigstens ein erfindungsgemäßes Polymer hergestellt mit wenigstens einem erfindungsgemäßen RAFT- Agens - verwendet wurde.

Unter Fahrzeugreifen werden im Rahmen der vorliegenden Erfindung Fahrzeugluftreifen und Vollgummireifen, inklusive Reifen für Industrie- und Baustellenfahrzeuge, LKW-, PKW- sowie Zweiradreifen verstanden.

Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung handelt es sich um einen Fahrzeugluftreifen . Hierbei ist die Verwendung in allen Reifenbauteilen prinzipiell denkbar, wie insbesondere dem Laufstreifen und/oder der Seitenwand und/oder in wenigstens einem inneren Bauteil.

Als innere Reifenbauteile werden im Wesentlichen Squeegee, Innenseele (Innenschicht), Kernprofil, Gürtel, Schulter, Gürtelprofil, Karkasse, Wulstverstärker, Wulstprofil,

Hornprofil und Bandage bezeichnet. Kautschukmischungen der inneren Reifenbauteile sowie der Seitenwand werden auch als Body- Mischung bezeichnet.

Bevorzugt wird die erfindungs gemäße Kautschukmischung jedoch in Laufstreifen von Fahrzeugreifen verwendet, bevorzugt hierbei wenigstens in der Cap von Laufstreifen mit Cap/Base-Konstruktion.

Laufstreifen tragen in erheblichem Maße zum Rollwiderstand des Fahrzeugreifens bei.

Zur Verwendung in Fahrzeugreifen wird die Mischung als Fertigmischung vor der Vulkanisation bevorzugt in die Form eines Laufstreifens, bevorzugt wenigstens in die Form einer Laufstreifencap, gebracht und bei der Herstellung des Fahrzeugreifenrohlings wie bekannt aufgebracht. Der Laufstreifen, bevorzugt wenigstens die Laufstreifencap, kann aber auch in Form eines schmalen Kautschukmischungs Streifens auf einen Reifenrohling aufgewickelt werden. Bei zweigeteilten Laufstreifen (oberer Teil: Cap und unterer Teil: Base) kann die erfindungsgemäße Kautschukmischung sowohl für die Cap als auch für die Base verwendet werden.

Die Herstellung der erfindungs gemäßen Kautschukmischung zur Verwendung als Body- Mischung in Fahrzeugreifen erfolgt wie bereits für den Laufstreifen beschrieben. Der Unterschied liegt in der Formgebung nach dem Extrusionsvorgang bzw. dem Kalandrieren der Mischung. Die so erhaltenen Formen der noch unvulkanisierten Kautschukmischung für eine oder mehrere unterschiedliche Body- Mischungen dienen dann dem Aufbau eines Reifenrohlings.

Der Reifenrohling wird anschließend unter im Stand der Technik bekannten Bedingungen vulkanisiert. Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung besteht in der Verwendung der beschriebenen schwefel vernetzbaren Kautschukmischung zur Herstellung eines Gurtes, Riemens oder Schlauches.

Zur Verwendung der erfindungs gemäßen Kautschukmischung in Riemen, Gurten und Schläuchen, insbesondere in Fördergurten, wird die extrudierte noch unvulkanisierte Mischung in die entsprechende Form gebracht und ggf. dabei oder nachher häufig mit

Festigkeitsträgern, z. B. synthetische Fasern oder Stahlcorde, versehen. Zumeist ergibt sich so ein mehrlagiger Aufbau, bestehend aus einer und/oder mehrerer Lagen Kautschukmischung, einer und/oder mehrerer Lagen gleicher und/oder verschiedener Festigkeitsträger und einer und/oder mehreren weiteren Lagen dergleichen und/oder einer anderen Kautschukmischung.