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Patent Searching and Data


Title:
SUBSTANCE MIXTURE COMPRISING K-MG CITRATE FOR USE AS A MEDICAMENT
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2019/201707
Kind Code:
A1
Abstract:
The present invention relates to a substance mixture which comprises a mixture of potassium citrate and magnesium citrate for use as a medicament for various indications. In particular, the invention relates to a substance mixture for adjusting the acid-base buffer system in the blood and thus for treating conditions which are associated with a metabolic-related overacidification of the blood. More particularly, the substance mixture is in the form of granules which, by means of its galenic formulation in drinkable form (peroral administration) and its good taste, ensure the therapy fidelity of the patient for a long time.

Inventors:
MEYER BRUNO (CH)
Application Number:
PCT/EP2019/059110
Publication Date:
October 24, 2019
Filing Date:
April 10, 2019
Export Citation:
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Assignee:
PROSALIX AG (CH)
International Classes:
A61K31/194; A61K9/00; A61K33/06; A61P1/10; A61P3/00; A61P7/00; A61P13/04
Foreign References:
US20080206412A12008-08-28
EP3135273A12017-03-01
US20180028485A12018-02-01
JP2004323479A2004-11-18
US20070003613A12007-01-04
DE202011002767U12011-05-26
FR2983038A32013-05-31
Other References:
ETTINGER ET AL: "POTASSIUM-MAGNESIUM CITRATE IS AN EFFECTIVE PROPHYLAXIS AGAINST RECURRENT CALCIUM OXALATE NEPHROLITHIASIS", JOURNAL OF UROLOGY, LIPPINCOTT WILLIAMS & WILKINS, BALTIMORE, MD, US, vol. 158, no. 6, 1 December 1997 (1997-12-01), pages 2069 - 2073, XP005567448, ISSN: 0022-5347, DOI: 10.1016/S0022-5347(01)68155-2
Attorney, Agent or Firm:
DANTZ, Jan et al. (DE)
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Claims:
Ansprüche

1. Stoffgemisch umfassend Kaliumcitrat und Magnesiumcitrat, zur Verwendung als Arzneimittel.

2. Stoffgemisch nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass dessen Ver wendung als Arzneimittel zur Behandlung von Krankheitszuständen dient, die mit ei ner stoffwechselbedingten Übersäuerung des Blutes Zusammenhängen.

3. Stoffgemisch nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass dessen Verwendung als Arzneimittel zur Behandlung der metabolischen Azidose, der inkompletten distalen renal-tubulären Azidose und damit der Knochendemineralisa- tion, und/oder der Azidose bei Nierenfunktionsstörungen dient.

4. Stoffgemisch nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass dessen Verwendung als Arzneimittel zur Korrektur des Prädiabetes dient.

5. Stoffgemisch nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass dessen Verwendung als Arzneimittel zur Prophylaxe bei rezidivierenden Nierenstein leiden dient.

6. Stoffgemisch nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass dessen Verwendung als Arzneimittel bei der Prävention von Ablagerungen in/an Ka thetern, insbesondere bei Blasenkathetern dient.

7. Stoffgemisch nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass dessen Verwendung als Arzneimittel zur Behandlung der Obstipation und für die Darmvorbereitung, insbesondere der Darmentleerung, vor Operationen oder darm spezifischen Untersuchungen, insbesondere der Colonoskopie oder radiologischen Untersuchungen, sowie zur Erhöhung des Urin pH Wertes (Alkalisierung des Harns), dient.

8. Stoffgemisch nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es im Bereich von 10 bis 70 mEq Kalium und 6 bis 35 mEq Magne sium, insbesondere 20 bis 50 mEq Kalium und 10 bis 25 mEq Magnesium, respek tive besonders bevorzugt 30 bis 40 mEq Kalium und 15 bis 20 mEq Magnesium ent hält.

9. Stoffgemisch nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass das mEq-Verhältnis von Kalium zu Magnesium 2,5:1 bis 1 ,5:1 , vor zugsweise 2:1 beträgt.

10. Stoffgemisch nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung als ein Pulver oder Granulat, insbesondere als ein Granulat vorliegt.

1 1. Stoffgemisch nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die mittlere Partikelgrösse der Bestandteile von Kaliumcitrat und Magnesiumcitrat kleiner ist als 0.8 mm.

12. Stoffgemisch nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Stoffgemisch weitere Komponenten aufweist, die ausgesucht sind aus den folgenden Stoffgruppen: Süßstoffe, Geschmacksstoffe, vorzugsweise Zitronensäure und/oder Zitronenminze, Granulierhilfsmittel, Brausekomponenten zur Unterstützung des Mischungsverhaltens, Fliesshilfsmittel, vorzugsweise Siliziumdi oxid, Antioxidantien, Farbstoffe, vorzugsweise Riboflavin,

wobei der Anteil der weiteren Komponenten vorzugsweise weniger als 40% des Ge samtgewichts des Stoffgemischs beträgt.

13. Verfahren zur Dosierung des Stoffgemisches nach einem der vorhergehenden Ansprüche bei der Einnahme durch den Patienten umfassend die folgenden Schritte: a. Bereitstellen des Stoffgemisches nach Anspruch 1

b. Herstellen einer flüssigen Darreichungsform als Lösung enthaltend 0.03 bis 0.05 Mol Kalium und. zumindest 0.008 bis 0.012 Mol Magnesium;

c. Applikation der Lösung als perorale Anwendung

14. Verfahren zur Dosierung des Stoffgemisches nach Anspruch 13 mit Wiederho lung der Schritte a bis c, vorzugsweise 1 mal/Tag, wobei die Tagesdosis vorzugs weise auf mehrere Einnahmen pro Tag verteilt wird.

15. Verfahren zur Dosierung des Stoffgemisches nach den Ansprüchen 13 und 14, dadurch gekennzeichnet, dass es als Dauerapplikation in Abhängigkeit der ein zelnen Indikation, insbesondere bei einer chronischen Erkrankung, verwendet wird.

Description:
Stoffgemisch umfassend K-Mg-Citrat zur Verwendung

als Arzneimittel

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Stoffgemisch, welches eine Mischung von Kali umcitrat und Magnesiumcitrat umfasst, zur Verwendung als Arzneimittel. Insbeson dere betrifft die Erfindung ein Gemisch zur Korrektur der stoffwechselbedingten Übersäuerung des Blutes und damit zur Behandlung von Krankheitszuständen, die mit einer Störung des Säure-Basen-Puffer-Systems im Blut Zusammenhängen.

Zudem betrifft die Erfindung auch andere Behandlungsbereiche in der Medizin, wie die Behandlung der Obstipation und die Darmvorbereitung (Darmentleerung) vor Operationen oder darmspezifischen Untersuchungen (Colonoskopie; radiologische Untersuchungen) und dient auch zur Erhöhung des Urin pH (Alkalisierung des Harns) und zur Senkung der Ausscheidung von überschüssigem Calcium und Oxalat, sowie zur Erhöhung der Ausscheidung von Citrat über die Nieren. Ein gut eingestelltes Säure-Basen-Puffer-System des Blutes bildet die Grundlage für die adäquate Funktion vieler biologischer und physiologischer Prozesse im menschli chen Körper. Der pH-Wert des Blutes liegt dabei zwischen 7,35-7,45. Um den pH- Wert in diesem Bereich stabil zu halten, muss der Körper ausreichend mit Bicarbonat versorgt werden, das beispielsweise in Gemüsen und Früchten enthalten ist, um eine Übersäuerung zu verhindern.

Eine Übersäuerung des Blutes (sinkt der Bikarbonatserum-Spiegel unter 21 mmol/l spricht man von einer metabolischen Azidose) kann unter anderem durch stoffwech selbedingte Erkrankungen, aber auch durch einen hohen Anteil an Eiweiß in der täg- liehen Ernährung hervorgerufen werden. Die Übersäuerung führt oft zu einer progre dienten Nierenfunktionsstörung, welche als Folge zur Dialyse und bis hin zur Not wendigkeit einer Nierentransplantation führen kann. Zudem sind Rezidive bei Nieren steinleiden möglich. Eine weitere nachteilige Auswirkung auf den Körper ist eine In sulinresistenz, die für die Entstehung des Diabetes mellitus mitverantwortlich ist. Des Weiteren kann ein hoher Anteil an Eiweiß in der Ernährung langfristig auch zu einer Osteomalazie oder Osteoporose führen, da der Körper das mangelnde Bicarbonat aus den Knochen bezieht. Dort ist Bicarbonat an Calcium gebunden, das folglich ebenfalls entzogen wird.

In diesem Sinne ist die Erfindung auch geeignet, um der Entwicklung einer Osteopo rose entgegen zu wirken, resp. die Basistherapie der Osteoporose zu unterstützen.

Eine metabolische Azidose ist auch in Zusammenhang mit einer Krankheit wie der inkompletten distalen renal-tubulären Azidose (i-dRTA) möglich (im tubulären Be reich der Nieren können zu wenig H + Ionen über den Urin ausgeschieden werden). Das Säure-Basen-Puffer System im Blut wird hier überbeansprucht. Wie auch bei ei ner Nierenfunktionsstörung und dem sogenannten Prädiabetes sollte hier eine The rapie zur Unterstützung des Säure-Basen-Haushalts im Blut erfolgen, um Langzeit schäden möglichst zu vermeiden.

Die häufigsten Ursachen einer metabolischen Azidose sind (neben chronischer Un terernährung): eine chronische Niereninsuffizienz bis hin zur Urämie oder eine distale tubuläre Azidose mit isoliertem tubulärem H + -Sekretionsdefekt der Nieren (Retenti onsazidose), eine diabetische Stoffwechselentgleisung mit Ketoazidose, eine

Laktatazidose (beides Additionsazidosen - vergrößerte Anionenlücke), eine Überdo sierung mit sauren Substanzen wie z.B. Acetylsalicylsäure (ebenfalls Additionsazi dose) oder ein Verlust von Bicarbonat-Ionen im proximalen Tubulus oder bei starkem Durchfall (Subtraktionsazidose).

Um ein H + -lon zu neutralisieren, wird ein HC0 3 -lon (Hydrogencarbonat) benötigt. Diese verbinden sich zu H2CO3 (Kohlensäure), was dann zu H2O und CO2 gespalten wird. Letzteres wird durch die Lunge abgeatmet, das Wasser entweder über die Nie ren ausgeschieden oder im Körper zurückbehalten. Bei den in dieser Anmeldung be schriebenen medizinischen Indikationen ist dieses Säure-Basen-Puffer-System durch zu hohe H + -Konzentrationen überbeansprucht.

Bisher sind Behandlungen der Blutübersäuerung durch die Verabreichung von Bicar- bonat/Citrat-Salzen bekannt. Ein zugelassenes Produkt ist Nephrotrans®, das Natri- umbicarbonat (Natriumhydrogencarbonat) enthält. Da Natriumbicarbonat eine starke Base ist, muss dieses in magensaftresistente Kapseln verpackt werden. Diese sind allerdings aufgrund ihrer Größe und der erforderlichen Verabreichungsmenge von 4 bis 9 Kapseln pro Tag ungeeignet, was von Patienten wenig geschätzt wird. Zudem dürfen sie nicht über einen längeren Zeitraum unkontrolliert eingenommen werden. Die empfohlene Tagesmenge für dieses Produkt liegt im Bereich von 20-55 mEq/Tag. Darüber hinaus enthält die empfohlene Tagesmenge an Natriumbicarbo- nat bereits die Hälfte der von der WHO empfohlenen Menge an Natrium, so dass auch aus diesem Grund eine längere Verabreichung unvorteilhaft ist, da sich dies ne gativ auf den Blutdruck auswirkt.

Weiterhin sind Brausetabletten (Kalium-Effervetten) auf dem Markt erhältlich, welche ca. je zur Hälfte aus Kaliumhydrogencarbonat und Kaliumcitrat bestehen. Bei der Einnahme dieser Brausetabletten wird ein Anteil an Kaliumhydrogencarbonat durch die Magensäure neutralisiert, so dass ein großer Teil der Base verloren geht. Da rüber hinaus wird durch den schlechten Geschmack der Lösung die Compliance stark herabgesetzt. Auch sind Nebenwirkungen wie Übelkeit und Aufstoßen bekannt. Die Dosierungsangaben schwanken zwischen 1 -3 Effervetten/Tag (max. 5 Effervet- ten/Tag), welche über den Tag verteilt eingenommen werden müssen. Eine Ef- fervette ist in 100-200ml Wasser aufzulösen und langsam zu trinken. Die Therapie dauer liegt im Ermessen des Arztes. Für die zugelassenen Indikationen liegen die Dosierungen im Bereich von 40-100mEq Kalium/Tag.

Schließlich ist auch die Verabreichung von reinem Kaliumcitrat in Form von Urocit ® , bekannt. Bei Urocit ® ist das Kaliumcitrat in einer Waxmatrix verpackt, so dass es un gehindert den Magen passieren kann. Im Dünndarm wird das Kaliumcitrat langsam freigesetzt und fast vollständig resorbiert. In der Leber wird es dann zu 3 Molekülen Bicarbonat umgewandelt. In der Regel nehmen Patienten 3-6 solcher Kapseln, ver teilt auf 2-3 Dosen, pro Tag ein. Dies kann ebenfalls die Compliance beeinträchtigen. Die Einnahme muss mit reichlich Flüssigkeit erfolgen und solange fortgeführt wer den, bis der Urin pH-Wert über 6 liegt. Der Dosierungsbereich für die beanspruchten Indikationen liegt zwischen 30-60 mEq/Tag.

Da aus einem Molekül Citrat durch Oxidation drei Moleküle Bicarbonat entstehen, wäre eigentlich ein Produkt aus reinem Kaliumcitrat von Vorteil. Zudem wird Citrat als schwache Base im Magen nur marginal neutralisiert. Aber ein reines Kaliumcitrat Präparat kann in höheren Dosen zu einer Hyperkaliämie führen, was insbesondere bei Patienten mit kardialen Vorerkrankungen mit dem Risiko eines Herzstillstands einhergeht.

Das reine Kaliumcitrat weist zudem einen unangenehmen metallischen Geschmack auf, weshalb es wie oben beschrieben bevorzugt in Kapseln verabreicht werden sollte.

Zweck der vorliegenden Erfindung ist es daher ein Stoffgemisch bereitzustellen, wel ches die oben geschilderten Nachteile vermeidet und folglich zu einer guten Compli ance bei den Patienten führt.

Deshalb wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung ein Stoffgemisch umfassend Kaliumcitrat und Magnesiumcitrat verwendet.

Dieses Stoffgemisch kann in Form eines Granulates in Sachets wasserdicht abge packt und vom Patienten dann in Wasser aufgelöst als perorale Lösung eingenom men werden. Ein Arzneimittel mit einem solchen Mischverhältnis ist bisher nicht be kannt.

Bei dem erfindungsgemäßen Stoffgemisch sind keine großen Kapseln erforderlich, sondern es wird als Pulver oder in granulierter Form mit einer Granulatgröße von kleiner als 0,8 mm aufgelöst in einer Flüssigkeit eingenommen. Die Granulatgröße bezieht sich auf eine mittlere Partikelgröße.

Hierdurch kann eine deutlich verbesserte Compliance erreicht werden. Außerdem führt die Mischung von zwei verschiedenen Citraten dazu, dass trotz hohem Gehalt an Citrat sowohl die Menge an Kalium als auch an Magnesium verringert werden kann, wodurch mögliche Nebenwirkungen minimiert werden können und dadurch die Verträglichkeit erheblich verbessert wird. Da das erfindungsgemäße Stoffgemisch bevorzugt zur Verwendung bei der Behand lung von Krankheitszuständen, die mit einer Störung der Wasserstoffionen-Aktivität im Blut Zusammenhängen, geeignet ist, kann dieses insbesondere zur Therapie der metabolischen Azidose (sowohl isoliert als auch im Rahmen einer Niereninsuffizi enz), der inkompletten distalen renal-tubulären Azidose, zur Alkalisierung des Harns und zur Rezidivprophylaxe von Nierensteinen, sowie zur Korrektur des Prädiabetes eingesetzt werden.

Des Weiteren sind einer solchen Behandlung folgende Indikationen zugänglich: The rapie der chronisch-metabolischen Azidose bei nierentransplantierten Patienten, Prä vention der Blasenkatheter-Verkrustung, Therapie der chronisch-metabolischen Azi dose bei renaler Osteodystrophie, Prophylaxe des Knochenverlustes bei älteren Pati enten mit latenter Azidose, Therapie mit Carboanhydrasehemmern (z.B. Topiramat) mit dem Risiko des Bikarbonatverlustes.

Aber auch die Behandlung der Obstipation und die Darmvorbereitung (Darmentlee rung) vor Operationen oder darmspezifischen Untersuchungen (Colonoskopie; radio logische Untersuchungen), sowie die Erhöhung des Urin-pH (Alkalisierung des Harns) sind möglich.

Um grosse Mengen an Protonen zu neutralisieren bzw. auszuscheiden, braucht der Körper mehr Bicarbonat, als er über die Nahrung aufnimmt. Der größte Speicher an Bicarbonat liegt in den Knochen. Durch den Entzug von Bicarbonat wird zugleich auch Calcium herausgelöst und so ein Knochenabbau mit späterer Osteoporose be günstigt. Hinzu kommt, dass sich die meisten Patienten durch den Verzehr von zu viel Eiweiß zu sauer ernähren, was das Säure-Basen-Puffer-System zusätzlich be lastet. Diagnostiziert wird eine metabolische Azidose durch die Messung des Serum- Bicarbonat-Spiegels. Liegt dieser Wert bei < 21 mmol/l, wird von einer metabolischen Azidose gesprochen. In der Literatur wurde gezeigt, dass eine Behandlung der meta bolischen Azidose in jedem Stadium das Fortschreiten einer chronischen Nieren schädigung (CKD) verzögern kann. Das erfindungsgemäße Stoffgemisch ist zur Be handlung der metabolischen Azidose besonders gut geeignet. Bei der inkompletten distalen renal-tubulären Azidose (i-dRTA) dagegen wird der Urin infolge einer Störung der Sekretion für H + -lonen im Bereich der distalen Tubuli nur unzureichend angesäuert (Urin-pH > 6), obwohl sich keine systemische Azidose einstellt. Es stehen nicht genügend H + -lonen für die Rückresorption von Bicarbonat bereit. Als Kompensation werden mit Kalium und Natrium Kationen ausgeschieden. Klinisch im Vordergrund stehen ein sekundärer Hyperaldosteronismus, eine Volu- mendepletion, eine Hypercalciurie und Hypokaliämie.

Studien haben gezeigt, dass ca. 20% aller Osteoporose/Osteopenie-Patienten von diesem Krankheitsbild betroffen sind. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass eine Basistherapie mit Calcium, Vitamin D3 und Bisphosphonaten wahrscheinlich nur erfolgreich ist, wenn die Grunderkrankung, also hier die i-dRTA mitbehandelt wird. Durch diesen hohen Anteil an i-dRTA bei Patienten mit Osteoporose/Osteopenie ist auch klar, dass hier vor allem die Rheumatologen gefordert sind, denn diese sehen primär Patienten mit Knochendemineralisations-Störungen. Auch bei Nierenstein-Pa tienten wurde in verschiedenen Untersuchungen ein bis zu 15%iger Anteil an i-dRTA nachgewiesen. Deshalb steht auch hier die Behandlung der i-dRTA im Vordergrund. Da die i-dRTA eine chronische Erkrankung darstellt, ist eine lebenslange Therapie erforderlich. Hierfür ist die Erfindung aus Nutzen/Risiko Sicht also besonders gut ge eignet.

Ein weiteres besonders geeignetes Einsatzgebiet des erfindungsgemäßen Stoffgemi sches ist die Prophylaxe der rezidivierenden Nephrolithiasis.

Die Prävalenz von Nierensteinen ist zwischen den späten 1970er Jahren bis zu den 1990er Jahren von 4,9% auf 6,3% angestiegen, mit steigender Tendenz. Die Re zidivrate von über 50% während der ersten 10 Jahre ist sehr hoch, weshalb hier eine sogenannte Metaphylaxe von großer Bedeutung ist. Denn es gilt, dass jede Steinepi sode schädlich für die Nieren ist. Ein Hauptgrund der Steinbildung liegt in der fal schen Ernährung. Die wichtigsten Promoter hierzu sind, zu viel Oxalat (meist Eistee in größeren Mengen), zu viel Eiweiß und eine hohe Salzzufuhr. Durch eine erhöhte Menge an Flüssigkeit kann die Konzentration verringert werden, was einer Kristallisa tion entgegen wirkt. Durch eine erhöhte Basenaufnahme kann genügend Citrat in der Niere ausgeschieden werden, wodurch das ausgeschiedene Calcium an Citrat an stelle von Oxalat bindet und durch eine Verminderung der Salzzufuhr wird die Aus scheidung von Calcium proportional herabgesetzt. Letztendlich wird auch in diesem Fall das Säure-Basen-Puffer-System überbeansprucht, weshalb zu wenig Citrat über die Nieren ausgeschieden werden kann und so eine Steinbildung aus Calcium und Oxalat begünstigt wird.

Auch hier führt wie bei den beiden vorher genannten Indikationen die Behandlung mit dem erfindungsgemäßen Stoffgemisch zu einer Normalisierung des Bicarbonatspie- gels und verlangsamt somit einen Knochenabbau und ist daher besonders gut geeig net.

Schließlich kann das erfindungsgemäße Stoffgemisch auch besonders bevorzugt zur Korrektur des Prädiabetes (Gestörte Glucose-Intoleranz) verwendet werden.

Der prädiabetische Zustand ist in der Bevölkerung weit verbreitet und tritt vor allem bei Patienten mit metabolischem Syndrom auf. Eine Calcium-Depletion verursacht eine reversible Insulin-Freisetzung, während eine metabolische Azidose die Insulin- Sensitivität erniedrigt. Dieses Krankheitsbild ist bezüglich der negativen Auswirkun gen sehr komplex, hat aber auch mit einem gestörten Säure-Basen-Puffer-Flaushalt zu tun. Deshalb kann auch hier das erfindungsgemäße Stoffgemisch vorteilhaft ein gesetzt werden. Durch dessen Einsatz können der Diabetes mellitus (insulinbehan delt), eine möglicherweise folgende Dialyse und letztendlich eine Nierentransplanta tion erfolgreich hinausgezögert werden.

Es wurde weiterhin gefunden, dass das erfindungsgemäße Stoffgemisch ebenfalls für Patienten mit Blasen-Kathetern besonders geeignet ist. So wurde überraschend festgestellt, dass bei Verabreichung des erfindungsgemäßen Stoffgemisches eine Kalkablagerung oder -Verkrustung in/an Kathetern, insbesondere bei Blasenkathe tern, deutlich verringert werden konnte, so dass die Verweildauer eines Blasenkathe ters verlängert werden konnte. Auch einer allfälligen Infektion und/oder Steinbildung kann damit vorgebeugt werden. In der erfindungsgemäßen Zusammensetzung kann, insbesondere die tägliche Menge, bevorzugt im Bereich von 10 bis 70 mEq Kalium und 6 bis 35 mEq Magne sium liegen, insbesondere sollte sie im Bereich von 20 bis 50 mEq Kalium und 10 bis 25 mEq Magnesium, respektive besonders bevorzugt im Bereich von 30 bis 40 mEq Kalium und 15 bis 20 mEq Magnesium liegen. Das gewählte Herstellungsverfahren und die Mischverhältnisse stellen die Voraussetzungen dar, dass einerseits eine gute Löslichkeit des Granulats gewährleistet und andererseits der bittere Geschmack des Kalium-Anteils vermieden werden kann. Zudem wird so auch der individuellen Pati entenbehandlung Rechnung getragen.

Die Einheit mEq ist eine Masseinheit für eine Konzentration und zwar der Äquivalent konzentration (auch Normalität). Währendem die Molarität einer Substanz (Stoffmen genkonzentration in mmol/l) der Anzahl der Mole dieser Substanz pro Liter Lösung entspricht, bezieht sich die Äquivalentkonzentration auf Äquivalente, die von der je weils zu betrachtenden chemischen Reaktion abhängen. Beide Grössen sind mitei nander verknüpft. (Beim Kalium ist 1 mmol/l = 1 mEq/l)

Im erfindungsgemäßen Stoffgemisch ist Kalium vorzugsweise in der Form von Trika- liumcitrat monohydrat und Magnesium vorzugsweise in der Form von Trimagnesi- umcitrat anhydrat enthalten. Dadurch lassen sich mehr Citrat-Moleküle in das Stoff gemisch einbringen, da 2 Citrat Moleküle an Magnesium gebunden werden können.

Die Kaliummenge sollte vorzugsweise 70 mEq nicht überschreiten, da eine höhere Menge zu Herzrhythmusstörungen und Hyperkaliämie führen kann.

Weiterhin sollte die Magnesiummenge vorzugsweise nicht über 35 mEq liegen, da eine höhere Menge zu Nebenwirkungen wie Durchfall führen kann.

Die Untergrenzen von 10 mEq Kalium respektive 6 mEq Magnesium sollten vorzugs weise nicht unterschritten werden, da sonst eine Stabilisierung des Säure-Basen- Puffer-Systems schwer erreicht werden kann.

Der Erfinder hat gefunden, dass eine Zusammensetzung mit 45 mEq Kalium und 15 mEq Magnesium respektive mit 40 mEq Kalium und 20 mEq Magnesium besonders geeignet erscheint, weil damit eine optimale Wirkung auf das Säure-Basen-Puffer- System des Blutes bei guter Verträglichkeit über einen sehr langen Zeitraum hinweg erzielt werden kann. Eine Tagesdosis von 5.8 g des Stoffgemisches kann in 300 ml Flüssigkeit aufgelöst werden. Da die Tagesdosis vorzugsweise auf mehrere Einnah men aufgeteilt wird, reduziert sich dementsprechend jeweils die Menge der Flüssig keit.

Dabei hat sich weiterhin herausgestellt, dass es besonders bevorzugt ist, wenn das mEq-Verhältnis von Kalium zu Magnesium 2,5:1 bis 1 ,5:1 , vorzugsweise 2:1 beträgt. Dies entspricht einer täglichen Kalium Menge von 0,03 bis 0,05 Mol, vorzugsweise 0.04 Mol und 0,008 bis 0,012 Mol, vorzugsweise 0.01 Mol Magnesium. Die Akzept anzuntersuchung (Sensorik Panel) attestierte diesem Mischverhältnis den besten Geschmack und auch die systemische Verträglichkeit gab zu keiner Beanstandung Anlass. Bei höherem Kalium Anteil wird die Lösung als bitter empfunden und auch die Löslichkeit des Salzes ist bei diesem Mischverhältnis am besten.

Weiterhin bevorzugt ist, dass das Stoffgemisch als ein Pulver oder Granulat, insbe sondere als Granulat, vorliegt.

Anders als große Kapseln oder Tabletten weist ein Pulver und insbesondere ein gut lösliches Granulat (Applikation als wässrige Lösung, perorale galenische Form) den Vorteil auf, dass es bei den Patienten zu einer besseren Compliance führt und auch über einen sehr langen Zeitraum angewendet werden kann. Durch die Kombination von Kaliumcitrat mit Magnesiumcitrat wird auch der Geschmack vorteilhaft beein flusst (Reduktion des bitteren Kaliumanteils), wodurch ebenfalls wieder die Compli ance verbessert wird.

Ein Pulver oder Granulat des erfindungsgemäßen Stoffgemisches muss wegen der Empfindlichkeit gegenüber Wasser vorzugsweise in einer wasserdichten festen Ver packung (Sachets) portioniert werden.

Bei dem bevorzugten Granulat des erfindungsgemäßen Stoffgemisches beträgt die Korngröße <0.8 mm, da daraus eine optimale Mischbarkeit erreicht werden kann. Es wurde festgestellt dass bei kleineren Korngrößen eine teilweise Entmischung stattfin det und somit eine schlechtere Anfangsdurchmischung bei der Zubereitung vorliegt.

Beim Trikaliumcitrat Monohydrat (kristallin) wird eine Siebung verwendet und beim Trimagnesiumcitrat Anhydrat (Pulver bzw. Granulat) kommt die Laserbeugung zur Messung der Partikelgrößen zur Anwendung. Bei Trimagnesiumcitrat Anhydrat ist die Partikelgrößenverteilung nicht spezifiziert und somit nicht freigaberelevant

Das bevorzugte Granulat kann nach einem dem Stand von Wissenschaft und Tech- nik entsprechenden Granulationsverfahren, insbesondere einem API-Verfahren, d.h. einem Verfahren, das für aktive pharmazeutische Wirkstoffe zugelassen ist, herge stellt werden.

Die Zusammensetzung der Erfindung kann neben Kaliumcitrat und Magnesiumcitrat weitere Zusatzstoffe/Hilfsstoffe wie Süßstoffe, Geschmacksstoffe, Granulierhilfsmit tel, Antioxidantien, Farbstoffe und andere übliche Zusatzstoffe für pharmazeutische Formulierungen enthalten. Diese weiteren Zusatzstoffe betragen vorzugsweise weni ger als 40 Gew.% des Gesamtgewichts des erfindungsgemäßen Stoffgemisches be tragen

Die vorliegende Erfindung wird nun anhand eines konkreten Beispiels weiter veran schaulicht, welches die Erfindung aber nicht beschränken soll.

Beispiel

Das Granulat wird aus den folgenden Bestandteilen hergestellt:

In der obigen Formulierung wurden ERYLITE® Stevia 400 als Süßstoff und Patent blau V als Lebensmittelfarbstoff verwendet. Die Menge der Zusatzstoffe beträgt < 40 Gew.%.

Die Anteile der o.g. Bestandteile beziehen sich auf die Zusammensetzung zum Zeit punkt April 2018.

Zitronenminze oder Zitronensäure werden dabei als Geschmacksmittel eingesetzt.

Riboflavin kann als Farbstoff genutzt werden.

Natriumbicarbonat trägt durch einen Brauseeffekt für eine bessere Durchmischung bei der Zubereitung der löslichen Darreichungsform bei.

Silicondioxid dient als Fließhilfsmittel.

Weiterhin erfindungsgemäß ist ein Verfahren zur Dosierung des Stoffgemisches bei der Einnahme durch den Patienten umfassend die folgenden Schritte: a. Bereitstellen des Stoffgemisches in Sachets.

b. Herstellen der flüssigen Darreichungsform enthaltend 0.03 bis 0.05 Mol Ka lium und. zumindest 0.008 bis 0.012 Mol Magnesium;

c. Applikation der Lösung als perorale Anwendung

Die Applikation in Schritt c. kann beispielsweise durch die Einnahme über eine Trink flasche über den Tag hindurch erfolgen. Das Stoffgemisch kann in Abhängigkeit der einzelnen Indikationen sowohl über ei nige Tage, über mehrere Wochen bis hin zur Dauermedikation, z.B. chronische Er krankungen angewendet werden.

Mit der Erfindung (reines Stoffgemisch mit Kaliumcitrat und Magnesiumcitrat) wurde eine physiologische Untersuchung durchgeführt.

Drei erwachsene, gesunde Personen (weiblich, 58 j.; männlich, 65 j.; männlich, 48j.) haben sich nach einer Phase mit normaler Ernährung ohne diätetische Vorgaben o- der Restriktionen einer Blutuntersuchung unterzogen, sowie eine 24-Stunden-Urin- sammlung vorgenommen. Die entsprechenden Blut- und Urinparameter galten als Basisausgangswerte. Danach haben die Probanden 6 Tage lang das erfindungsge- mässe Stoffgemisch eingenommen.

Die Tagesdosis betrug 60 mEq respektive 5,8 g, des Granulats. Diese Tagesdosis wurde in 300 ml Wasser aufgelöst, so dass sich eine klare wässrige Lösung ergab. Diese Lösung wurde über den Tag verteilt eingenommen. Bei der Ernährung gab es keine Vorgaben. Nach dieser Behandlungsphase wurden wieder die Blutwerte be stimmt und eine zweite Urinsammlung (24 Std.-Urin) durchgeführt. Ebenso wurde nach der Befindlichkeit in der abgelaufenen Woche gefragt.

Die 3 Probanden haben dem Stoffgemisch eine gute Verträglichkeit attestiert. Es wurden während der Einnahme keine unerwünschten Wirkungen beobachtet. Die Einnahme erfolgte problemlos und die Akzeptanz war einwandfrei.

Bei den Blut-Parametern (gemessen wurden Natrium, Kalium, Calcium, Chlorid, Magnesium, Anorg. Phosphat, Harnstoff, Kreatinin und eGFR [estimated glomeruläre Filtrationsrate]) haben sich zwischen den Basiswerten und den Nachbehandlungs werten keine Unterschiede gezeigt. Alle Parameter - auch das Kalium und das Mag nesium - blieben praktisch unverändert. Bei den Urin-Parametern (bestimmt wurden das 24 Std. -Urinvolumen, die Konzentra tionen von Zitrat und Kreatinin, der Quotient Zitrat/Kreatinin, sowie die 24 Std.-Aus- scheidungsmen-gen an Zitrat und Kreatinin) zeigten sich folgende durchschnittliche Änderungen.

Das Urinvolumen vergrösserte sich leichtgradig, die Zitratkonzentration im Harn stieg etwas an und vor allem die 24 Std.- Zitratausscheidung nahm um über 10% zu. Die Konzentration des Kreatinins sank um 24% und ebenso fiel die 24 Std.- Kreatininaus- Scheidung um 17%. Demzufolge zeigte auch der Quotient Zitrat/Kreatinin einen deut lichen Anstieg von 32%.

Obwohl bei dieser Untersuchung nur eine 6-tägige Einnahme des Stoffgemisches er folgte, konnten somit deutliche Veränderungen im Urin bei diversen Parametern beo- bachtet wer-den, was als klarer Beweis der guten Bioverfügbarkeit der Inhaltsstoffe angesehen wird.

Im Weiteren stehen die gefundenen Resultate in gutem Einklang mit Daten aus der Literatur. In einer neueren Untersuchung [Mohebbi N. Einfluss von Citratsupplemen- tation auf 24h-Urin-Parameter und den Glukose- und Lipidstoffwechsel. Leading O- pinions 2018; Urologie (2): 11-13\ wurde u.a. der Einfluss einer Zitratsupplementation auf 24 Std. -Urinparameter untersucht. Es handelte sich dabei um Metaphylaxe-Mas- snahmen (wie z.B. die Gabe von Zitrat) in der Rezidivprophylaxe bei Patienten mit Nierensteinleiden. Durch die Zitratgabe kam es zu einer Abnahme der 24 Std.-Kal- zium- und Phosphatausscheidung im Urin, weil die Alkalisierung (sowohl systemisch als auch im Urin) die Kalziumrückresorption im distalen Tubulus vermehrt. Bei einer Prävalenz des Nierensteinleidens von ca. 10% in Europa (Ten-denz über die letzten 20 Jahre steigend) sollten je nach Ätiologie der Steinbildung spezifische Therapieop tionen wie eine Zitratsubstitution ins Auge gefasst werden (dies natürlich assoziiert mit einer Optimierung der Ernährungsgewohnheiten und der Therapie allfälliger Er krankungen).

In der zitierten Studie führte die regelmässige Gabe von Kaliumcitrat (mittlere Dosis von 2523 mg pro Tag, entsprechend ca. 23,4 mEq) - dies über 3 Monate hinweg - zu signifikanten Änderungen von Urin-Parametern. Das 24 Std. -Urinvolumen stieg an, ebenfalls der Urin-pH (von 5,9 auf 6,1 ). Die Ausscheidungen von Kalium, Magne sium und Zitrat nahmen alle in signifikantem Ausmass zu.

Der Nutzen des beanspruchten Stoffgemisches in den beanspruchten Indikationen ist somit evident.