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Title:
SUBSTRATE WITH A STRUCTURED SURFACE AND METHODS FOR THE PRODUCTION THEREOF, AND METHODS FOR DETERMINING THE WETTING PROPERTIES THEREOF
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2013/087073
Kind Code:
A2
Abstract:
The invention relates to an implant with a structured surface and to methods for producing the implant with a structured surface, and to methods for determining the wetting properties of said implant.

Inventors:
JENNISSEN HERBERT (DE)
Application Number:
PCT/DE2012/100382
Publication Date:
June 20, 2013
Filing Date:
December 16, 2012
Export Citation:
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Assignee:
JENNISSEN HERBERT (DE)
International Classes:
A61L27/50
Domestic Patent References:
WO2006135755A22006-12-21
WO2003073045A12003-09-04
Foreign References:
EP2121058A22009-11-25
Other References:
MAYS: "A new classification of pore sizes", STUDIES IN SURFACE SCIENCE AND CATALYSIS, vol. 160, 2007, pages 57 - 62
LUDWIG WILHELMY, ANN. PHYS., vol. 119, pages 177 - 217
Attorney, Agent or Firm:
NOBBE, MATTHIAS (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1 . Substrat mit einer mikrostrukturierten hyperhydrophilen Oberfläche mit Erhebungen und Vertiefungen, wobei der Abstand zwischen den Erhebungen im statistischen Mittel im Bereich von 1 bis 100 μιτι und die Profilhöhe der Erhebungen und Vertiefungen im statistischen Mittel (Ra-Wert) im Bereich von 1 bis 80 μιτι liegen, wobei zumindest einer der beiden dynamischen

Kontaktwinkel (θ undifo) im hyperhydrophilen Bereich mit — > 1 ,0 bis 2,15 (0ai > 0,0i° - 80i° ), besonders mit ^ > 1 ,0 bis 1 ,0619 (0ai > 0,0i° - 20i°) liegt.

2. Substrat nach Anspruch 1 , wobei die erste Mikrostruktur mit den ersten Erhebungen und Vertiefungen von einer zweiten Mikrostruktur mit zweiten Erhebungen und Vertiefungen überlagert ist, wobei der Abstand zwischen den zweiten Erhebungen im statistischen Mittel im Bereich von 0,1 bis 10 μιτι liegt und die Höhe der zweiten Erhebungen und Vertiefungen im statistischen Mittel (Ra-Wert) im Bereich von 0,1 bis 10 μιτι liegt.

3. Substrat nach Anspruch 1 oder 2, wobei die hyperhydrophile Oberfläche unregelmäßig oder zumindest in Teilbereichen regelmäßig mikrostrukturiert ist.

4. Substrat nach Anspruch 1 , 2 oder 3, wobei die mikrostrukturierten hyperhydrophilen Oberflächen mit einer Nanostruktur überlagert ist, die vorzugsweise auf nasschemischem Wege durch Säureätzung erzeugt wurde.

5. Substrat nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei das Substrat ein Implantat ist.

6. Verfahren zur Herstellung eines Substrates mit einer regelmäßig mikrostrukturierten Oberfläche mit Erhebungen und Vertiefungen, wobei der Abstand zwischen den Erhebungen im statistischen Mittel im Bereich von 1 bis 100 μιτι und die Profilhöhe der Erhebungen und Vertiefungen im statistischen Mittel (Ra-Wert) im Bereich von 1 bis 80 μιτι liegen, das die Schritte aufweist:

a. Bereitstellung eines Pulvers oder einer Pulvermischung aus einem sinterbaren Materialpulver auf einem Rohling;

b. Aufbringen einer Schicht des Materialpulvers auf der Oberfläche des Rohlings;

c. Beaufschlagen der Schicht des Materialpulvers mit energiereicher Strahlung in einem Muster, das aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion darstellbar ist, so dass Materialpulver unter Ausbildung mindestens eines Teilbereiches des Musters auf zumindest einem Teilbereich der Oberfläche des Rohlings gesintert wird.

7. Verfahren nach Anspruch 6, bei dem der Rohling aus Vollmaterial oder schichtweise über ein Sinterverfahren aus einem sinterbaren Materialpulver hergestellt ist.

8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, bei dem der in c) erhaltene Rohling mit einer regelmäßig mikrostrukturierten Oberfläche einer Behandlung zur Erzeugung einer zweiten regelmäßigen Mikrostruktur unter Verwendung einer aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion und/oder einer nasschemischen Behandlung zur Erzeugung einer Nanostruktur unterzogen wird.

9. Verfahren zur Herstellung eines Substrates mit einer regelmäßig mikrostrukturierten Oberfläche, das die Schritte aufweist:

a. Bereitstellen eines Rohlings;

b. Beaufschlagen des Rohlings mit energiereicher Strahlung zumindest teilweise in einem Muster, das aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion darstellbar ist, so dass unter Ausbildung mindestens eines Teilbereiches des Musters auf zumindest einem Teilbereich der Oberfläche der Rohling abgetragen wird.

10. Verfahren nach Anspruch 9, bei dem der in b) erhaltene Rohling mit einer regelmäßig mikrostrukturierten Oberfläche einer Behandlung zur Erzeugung einer zweiten regelmäßigen Mikrostruktur unter Verwendung einer aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion und/oder einer nasschemischen Behandlung zur Erzeugung einer Nanostruktur unterzogen wird.

1 1 . Verfahren nach einem der Ansprüche 8 oder 10, wobei die Behandlung zur Erzeugung einer Nanostruktur den Schritt einer nasschemischen Behandlung der mikrostrukturierten Oberfläche umfasst, wobei eine hydrophobe oder schwach hydrophile Oberfläche in eine ultra- oder hyperhydrophile Oberfläche umgewandelt wird, wobei zumindest einer der beiden dynamischen Kontaktwinkel (θν undifo) im hyperhydrophilen Bereich mit

— p.y > 1 ,0 bis 2,15 (0aj > 0,0i° - 80i° ) ', besonders mit — p.y > 1 ,0 bis 1 ,0619 (0ai >

0,0i° - 20i°) liegt.

12. Verfahren nach Anspruch 1 1 , das den zusätzlichen Schritt umfasst, dass die erhaltene Oberfläche mit Hilfe einer Lösung nicht-flüchtiger Substanzen wie Salzen, organischen Lösungsmitteln, die nicht mit der Oberfläche wechselwirken, oder einer salzhaltigen Exsikkationsschicht zum Schutz der Oberfläche des Substrates gegenüber einer Benetzungsabnahme mit Verlust der Hyperhydrophilie durch Alterung oder durch Sterilisierungsverfahren (z.B. Gammasterilisierung) geschützt, stabilisiert und langzeitlagerfähig gemacht wird.

13. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 12, bei dem die eine in einen STL-Datensatz überführte periodische Funktion eine trigonometrische Funktion AR(x) ist, die aus der Gruppe ausgewählt wird, die besteht aus:

AR (x) = (sin( ) ,

— (sm( )— sm[2x] H— sm(. sin(4 ) H— sin(5 ) + ) , π 2 3

und Ableitungen davon.

14. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 13, bei dem der Rauhigkeitsparameter Ra im Bereich zwischen 1 und 80 μιτι, bevorzugt zwischen 5 und 60 μιτι und besonders bevorzugt zwischen 10 und 60 μιτι liegt.

15. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 13, bei dem der Periodizitatswert η(λ/2) im Bereich zwischen 1 und 100 μιτι, bevorzugt zwischen 10 und 60 μιτι und der mikroskopische Rauhigkeitsfaktor rM im Bereich zwischen 2 und 50 liegt.

16. Verfahren zum Bestimmung der Benetzungseigenschaften der Oberfläche eines Substrates, insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis 15, das die Schritte umfasst:

a. Durchführen einer Wilhelmy/Kraft-Messung zur Ermittlung von (Κθ · F); b. Berechnen der apparenten Kontaktwinkel θν undÖR auf Basis des Ergebnisses von Schritt a), wobei diese Berechnung

i. für den Fall, dass (Ke · F) < 1 ist, gemäß arccos (Κθ · F) = reelle

Kontaktwinkel erfolgt; und

ii. für den Fall, dass (Κθ · F) > 1 ist, gemäß arccos (Κθ · F) = imaginäre

Kontaktwinkel erfolgt; und

c. Bestimmen der Benetzungseigenschaften des Substrates auf Basis der im Schritt b) berechneten Kontaktwinkel θν und .

17. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß Anspruch 16, die eine Meßeinheit, eine Auswertungseinheit und eine Ausgabeeinheit umfasst, wobei die Meßeinheit zur Kraftmessung der Wilhelmy/Kraft-Messung ausgelegt ist, die Auswertungseinheit ausgelegt ist, die von der Meßeinheit erhaltenen Meßwerte mittels eines Algorithmus in einen imaginären Vorrückwinkels (θν) und Rückzugswinkels (0R) umzuwandeln, und die Ausgabeeinheit ausgelegt ist, den von der Auswertungseinheit erhaltenen

Kontaktwinkel weiter zu verarbeiten.

Description:
Substrat mit einer strukturierten Oberfläche sowie Verfahren zu dessen Herstellung sowie Verfahren zur Bestimmung der Benetzungseigenschaften davon

Die Erfindung betrifft ein Substrat mit einer strukturierten Oberfläche sowie Verfahren zur Herstellung des Substrates mit einer strukturierten Oberfläche als auch Verfahren zur Bestimmung der Benetzungseigenschaften von diesem Substrat. Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens sind insbesondere Substrate mit anwenderspezifisch festgelegten Oberflächeneigenschaften - beispielhaft sind Implantate genannt - herstellbar. So lassen sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren Implantate wie z.B. Zahnimplantate oder Endoprothesen, die sich durch ein besonders gutes Einwachsen am Implantationsort im Kiefer oder Extrem itätenknochen auszeichnen, herstellen.

In den letzten Jahren ist es immer deutlicher geworden, dass die Rauhigkeit neben der Hydrophil izität und Hydrophobizität der Oberfläche eines Implantates eine der wichtigsten Rollen bei der Integration von Implantaten spielt. Die Rauhigkeit kann sowohl die Hydrophiliziät als auch die Hydrophobizität verstärken. So ist es im Stand der Technik bekannt, dass eine SLA-(sand-blasted acid etched)-Oberfläche ein wesentlich besseres Einwachsverhalten zeigt als die glatte maschinierte Form des Titans. Neben der SLA-Oberfläche mit einer Rauhigkeit gibt es Implantate mit einer TPS-(titanium plasma sprayed)-Oberfläche, die eine Rauhigkeit mit einem besseren Einheilverhalten zeigt.

Das Vorhandensein einer rauhen Oberfläche ist im Vergleich zu einer glatten Oberfläche immer mit einer Oberflächenvergrößerung verbunden. So können beispielsweise die SLA- und TPS-Oberflächen im Vergleich zu einer glatten Oberfläche eine 2-20 fach größere Oberfläche aufweisen, was sich besonders beim Einwachsen in Tier und Mensch positiv auswirkt.

Ein Nachteil rauher Oberflächen ist das Problem der Entfernung bei Implantatrevisionen. Den bisher hergestellten Implantaten ist insbesondere gemein, dass die nach außen weisenden Oberflächen des Gegenstandes in der Regel unregelmäßige Strukturen aufweisen, die insbesondere für die Verwendung der Gegenstände als Implantate das Einwachsverhalten beeinträchtigen und nicht positiv beeinflussen. Des Weiteren können sich Titanpartikel von der TPS- Oberfläche ablösen und ins Gewebe gelangen.

Hinzu kommt eine verbesserungswürdige Reproduktionsfähigkeit der so hergestellten Implantate, da sowohl nach dem SLA-Verfahren als auch nach dem TPS hergestellte Implantate eine gewisse statistische Breite der Oberflächeneigenschaften zeigen und daher eine genaueste Einhaltung der Verfahrensparameter in Abhängigkeit von dem Ausgangsmaterial zur Standardisierung der Implantate erforderlich ist.

Seitens des Erfinders wurden Überlegungen zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften angestellt, und es wurde herausgefunden, dass man mit einer Mikrostruktur eine optimal strukturierte Oberfläche des Implantates bereitstellen kann. Es wurde von dem Erfinder gezeigt, dass ein Reverse- Engineering zu einer Oberfläche mit gegenüber den beiden oben angegebenen SLA- und TPS-Oberflächen verbesserten Eigenschaften führt, wobei die verbesserten Oberflächen mit geringerem Gefahrenpotential hergestellt werden können.

Seitens des Erfinders wurde weiter herausgefunden, dass solche rauhen Implantatoberflächen mittels nasschemischer Verfahren und/oder durch Funktionalisierung mit hydrophilen organischen Molekülen weiter hyperhydrophil gemacht werden können, wie es weiter unten erläutert wird

Allerdings erfordert die Herstellung von solchen hyperhydrophilen Oberflächen zumeist den Einsatz von hocherhitzten Säuren und den entsprechenden Plasmakammern. Bei diesen hyperhydrophilen Oberflächen wurden bisher die dynamischen Kontaktwinkel mit Reinstwasser in Form des Vorrückwinkels (θν) und des Rückzugswinkels (6R) gemäß den Beobachtungen des Erfinders mit dem Wert Null (0 0R = 0 0°) gemessen. In Wirklichkeit liegen die Kontaktwinkel im imaginären Bereich. Die Erfindung ist daher gerichtet auf Substrate mit einer mikrostrukturierten Oberfläche, die, falls gewünscht, von einer zweiten kleineren Mikrostruktur und/oder von einer Nanostruktur überlagert ist, sowie Verfahren zu deren Herstellung, die die gewünschten hyperhydrophilen Oberflächeneigenschaften besitzen.

Eine derartige regelmäßige Mikrostruktur kann erfindungsgemäß mittels verschiedener Verfahren erzeugt werden. Dazu gehören strukturabtragende Verfahren wie auch strukturaufbauende Verfahren, die jeweils von der Beaufschlagung des Gegenstandes, oder von Pulver, mit energiereicher Strahlung Gebrauch machen.

Gemäß den Angaben in Mays (2007) " A new Classification of pore sizes. Studies in Surface Science and Catalysis, 160, 57-62" zu Porengrößen können

Strukturen/Rauhigkeiten wie folgt entsprechend klassifiziert werden:

Nanostrukturen: 0.1 -100 nm

Mikrostrukturen: 0.1 -100 μιτι

Millistrukturen: 0.1 -100 mm

Dabei kann der Bereich 0.1 -0.99 μιτι kann als "Submikrostruktur" bezeichnet werden.

Als strukturabtragendes Verfahren kann Laserabtragen erfindungsgemäß sehr selektiv eingesetzt werden, um einzelne Schichten vom Substrat ohne signifikante Beschädigung der darunterliegenden Schichten oder des Substrats zu entfernen. Die abgetragenen Strukturen können sowohl punkt- oder linienförmig sowie flächig ausgestaltet sein.

Als Struktur- oder Schicht-aufbauende Verfahren zur Herstellung von dreidimensionalen Gegenständen wie Implantaten sind erfindungsgemäß zu nennen: Rapid Prototyping, Rapid Tooling, Rapid Manufacturing, Lasersintern, Lasermikrosintern und EBM. Erfindungsgemäß kann als ein weiteres Verfahren zur Erzeugung von Mikrostrukturen das Lasermikrosintern verwendet werden. Dabei ist auch die Verarbeitung keramischer Pulver in hoher Qualität möglich.

Grundvoraussetzung für die Verfahren ist in der Regel, dass die Geometriedaten des Produktes dreidimensional vorliegen und als Schichtdaten verarbeitbar sind. Aus den vorliegenden CAD-Daten des Bauteils überführt man erfindungsgemäß die Daten in ein Datenformat, beispielsweise ein STL-Format, um die Oberfläche eines Rohlings mittels der vorgenannten Verfahren gezielt strukturieren oder den Rohling strukturiert aus Pulver aufbauen zu können.

Die bekannten Vorrichtungen, auch für Rapid-Prototyping-Verfahren, besitzen jeweils eine solche STL-Schnittstelle, die zur Bereitstellung geometrischer Information aus dreidimensionalen Datenmodellen dient.

Seitens des Erfinders wurde somit ein Verfahren entwickelt, bei dem sich mit regelmäßigen/periodisch wiederholenden Mikrostrukturen versehene Oberflächen dadurch erzeugen lassen, dass man die Oberfläche des Rohlings mit energiereicher Strahlung in einem oder mehreren Mustern beaufschlagt, das aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion darstellbar ist, wobei entweder ein strukturaufbauendes Verfahren unter Verwendung von teilchenförmigem Material wie Metall-Pulver oder Keramik-Pulver oder ein strukturabtragendes Verfahren eingesetzt wird. Bei einem strukturaufbauenden Verfahren kann eine auf dem Rohling vorhanden Pulvermenge in einem oder mehreren Schritten mit der energiereichen Strahlung beaufschlagt werden und auf dem Rohling das Muster erzeugt werden.

Als weniger aufwändige Alternative bietet sich erfindungsgemäß ein strukturabtragendes Verfahren an, bei dem unter Abtragen von Oberflächenmaterial die gewünschte Struktur erzeugt wird.

Genauer betrifft die vorliegende Erfindung in einer Ausführungsform ein Verfahren zur Herstellung eines Substrates mit einer regelmäßig mikrostrukturierten Oberfläche mit Erhebungen und Vertiefungen, wobei der Abstand zwischen den Erhebungen im statistischen Mittel im Bereich von 1 .0 bis 100 μιτι und die Profilhöhe der Erhebungen und Vertiefungen im statistischen Mittel (Ra-Wert) im Bereich von 1 bis 80 μιτι liegen, das die Schritte aufweist:

a) Bereitstellung eines Pulvers oder einer Pulvermischung aus einem sinterbaren Materialpulver auf einem Rohling;

b) Aufbringen einer Schicht des Materialpulvers auf der Oberfläche des Rohlings;

c) Beaufschlagen der Schicht des Materialpulvers mit energiereicher Strahlung in einem Muster, das aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion darstellbar ist, so dass Materialpulver unter Ausbildung mindestens eines Teilbereiches des Musters auf zumindest einem Teilbereich der Oberfläche des Rohlings gesintert wird.

Bei dem Verfahren kann der Rohling aus Vollmaterial oder schichtweise über ein Sinterverfahren aus einem sinterbaren Materialpulver hergestellt sein.

Falls erforderlich, kann ein Bewegen oder Verschieben des Rohlings in axialer oder horizontaler Richtung und eine sukzessive Wiederholung der Schritte b) bis d) erfolgen, so dass ein an den ersten Teilbereich des Musters anschließender weiterer Teilbereich des Musters gesintert werden kann.

In einer Ausführungsform umfasst das Verfahren die sukzessive Wiederholung der Schritte b) bis c) bis zur vollständigen Bedeckung der Oberfläche mit dem gewünschten Muster.

Wie oben erwähnt, ist es neben dem Verfahren zum Aufbau eines Musters über Lasersintern oder EBM ebenso möglich, durch Laserabtragen eine gewünschte Oberflächenmikrostruktur zu erzeugen. So betrifft die Erfindung auch ein Verfahren zur Erzeugung eines Substrates mit mikrostrukturierten Oberfläche, das die Schritte aufweist:

a) Bereitstellen eines Rohlings; b) Beaufschlagen des Rohlings mit energiereicher Strahlung zumindest teilweise in einem Muster, das aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion darstellbar ist, so dass so dass unter Ausbildung mindestens eines Teilbereiches des Musters auf zumindest einem Teilbereich der Oberfläche der Rohling abgetragen wird.

Der erhaltene Rohling mit einer regelmäßig mikrostrukturierten Oberfläche des aufbauenden oder abtragenden Verfahrens kann einer Behandlung zur Erzeugung einer zweiten regelmäßigen Mikrostruktur unter Verwendung einer aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion und/oder einer nasschemischen Behandlung zur Erzeugung einer Nanostruktur unterzogen wird.

Falls erforderlich, kann der Rohling in axialer oder horizontaler Richtung bewegt werden, und es kann Schritt b) gegebenenfalls mehrfach wiederholt werden, bis die Substratoberfläche zumindest in einem Teilbereich mit dem gewünschten mikrostrukturierten Muster versehen ist.

Die Erfindung umfasst somit auch ein Substrat, bei dem die hyperhydrophile Oberfläche unregelmäßig oder zumindest in Teilbereichen regelmäßig mikrostrukturiert ist.

Das Material des Rohlings kann ausgewählt werden aus der Gruppe der Metalle, der metallischen Legierungen, keramischer Materialien (z.B. Zirkonoxid), Gläsern und Polymeren (PEEK, Polyetheretherketone) sowie Kombinationen davon.

Dabei besteht das Material des Rohlings insbesondere zur Verwendung als Implantat, bevorzugt aus einem Material, das aus der Gruppe der Metalle, der metallischen Legierungen und Kombinationen davon mit keramischen Materialien ausgewählt wird. Bevorzugt besteht das eingesetzte Implantatmaterial aus metallischen Materialien wie Reintitan oder metallischen Titanlegierungen, Chrom/Nickel/AluminiumA/anadium/Kobalt-Legierungen (z.B. TiAIV4, TiAIFe2,5), Edelstählen (z.B. V2A, V4A, Chrom-Nickel 316L) oder aus einer Kombination davon mit keramischen Materialien wie Hydroxylapatit, Zirkonoxid, Aluminiumoxid, bei der das metallische Material als Verbundmaterial mit keramischem Material vorliegt. Die nichtmetallischen Materialien einschließlich der Polymere wie PEEK können aber auch allein ohne Kombination mit anderen Materialien eingesetzt werden.

Die so erhaltenen mikrostrukturierten Oberflächen können erfindungsgemäß durch eine nasschemische Behandlung mit beispielsweise Chromschwefelsäure weiter hydrophilisiert werden, wobei der Kontaktwinkel bei Benetzung mit Wasser dann gemäß der klassischen Messung und Auswertung nicht mehr messbar ist bzw. mit Null angegeben wird, jedoch nach dem neuen von dem Erfinder entwickelten Verfahren mit imaginären Zahlen angegeben werden kann. .

Eine solche Behandlung kann beispielsweise so durchgeführt werden, dass man die Oberfläche des mikrostrukturierten Implantates mit einem Oxidationsmittel behandelt, indem man das bevorzugt entfettete Implantat in heißer Chromschwefelsäure - bevorzugt hat die Chromschwefelsäure dabei eine Dichte von mehr als 1 ,40 g/cm 3 - mit einer Temperatur von oberhalb von 200°C schockerhitzt, d.h. durch Eintauchen innerhalb von wenigen Sekunden auf die Temperatur der Chromschwefelsäure erhitzt, und dort bei dieser Temperatur für einen Zeitraum von 10 bis zu 90 Minuten, bevorzugt bis zu 60 Minuten, besonders bis zu 30 Minuten belässt und danach direkt nach der Entnahme das Implantat innerhalb eines Zeitraumes von unter einer Minute, bevorzugt innerhalb von wenigen Sekunden auf Raumtemperatur abkühlt. Dies kann vorzugsweise dadurch erfolgen, dass man das Implantat in konzentrierter Schwefelsäure mit einer Temperatur von 15°C bis 25°C durch Eintauchen abschreckt. Um Reste von Säure und, falls vorhanden, implantatfremde Metallionen, z.B. Chromionen, zu entfernen, wird die Oberfläche des Metallimplantates in mehreren Waschschritten (bis zu 15) mit destilliertem Wasser gewaschen. Falls auf der Oberfläche des Implantates danach noch Chromionen nachzuweisen sind, kann das Implantat mit einer Lösung eines Komplexierungsmittels solange behandelt werden, bis keine Metallionen mehr nachweisbar sind. Seitens der Erfinder wurde überraschenderweise herausgefunden, dass sich bei Verwendung von EDTA als Komplexierungsmittel die Lösung braunviolett violett verfärbt, wenn Chrom aus den Proben herausgelöst wird. Entsprechend schlagen die Erfinder für den Fall vor, dass die Proben so lange in 10% EDTA (1 -3 x) bei pH 7, falls erforderlich auch in siedender EDTA-Lösung, gewaschen werden, bis keine Verfärbung durch Chromionen mehr auftritt.

Mittels dieses erfindungsgemäßen Verfahrens ist somit ein Implantat mit einer hyperhydrophilen Oberfläche erhältlich, das gemäß einer weiteren Ausbildung eines Verfahrens gemäß der EP 2.121 .058 lagerfähig gemacht werden kann.

Dort haben die Erfinder Versuche durchgeführt, die im Vergleich zu den im Stand der Technik bekannten Lehren überraschende Ergebnisse ergaben. Aufgrund der Aufwendigkeit von Nassverpackungen zur Konservierung hydrophiler und ultrahydrophilen Oberflächen auf Implantaten, die bei den erfindungsgemäßen ultrahydrophilen Metallimplantaten überraschenderweise auch bei höheren Salzkonzentrationen von mehr als 0,5 M/l lagerstabile Implantate ohne Benetzbarkeitsverlust ermöglichen, wurde auch nach flüssigkeitsfreien Verpackungsmethoden gesucht. Dabei wurde gefunden, dass hyperhydrophile Oberflächen, auf denen man Salzlösungen evaporieren ließ, stabil ebenfalls gegen den Benetzbarkeitsverlust wurden. Die Evaporierung kann unter Schutzgas oder in atmosphärischer Luft erfolgen, wobei letztere wegen der Einfachheit standardmäßige Verwendung gefunden hat.

Auf der so behandelten Oberfläche bildete sich nach Evaporation eine feine makroskopisch unsichtbare "Exsikkationsschicht", die erfindungsgemäß sowohl die Ultrahydrophilizität als auch die Hyperhydrophilizität stabilisiert und schützt. Allgemein lassen sich erfindungsgemäß Neutralsalzlösungen in Lösung eines einzelnen Salzes oder auch verschiedener Salze in einer Konzentration und Menge verwenden, die gegenüber der ultrahydrohilen Oberfläche inert ist und ausreichend ist, nach dem Abdampfen die Oberfläche des Implantates mit der Exsikkationsschicht zu bedecken. Die Evaporation kann durchgeführt werden, wenn sich das Implantat in der Lösung aus Neutralsalz befindet, oder dann, wenn das Implantat aus der Lösung entnommen wurde und so nur mit einer dünnen Schicht dieser Lösung bedeckt ist. Entsprechendes gilt auch für die hier beschriebenen hyperhydrophilen Implantate.

Die Erfindung umfasst daher auch ein Verfahren, das neben den zuvor beschriebenen Schritten zur Herstellung des Substrates den zusätzlichen Schritt umfasst, dass die erhaltene Oberfläche mit Hilfe einer Lösung nicht-flüchtiger Substanzen wie Salzen, organischen Lösungsmitteln, die nicht mit der Oberfläche wechselwirken, oder einer salzhaltigen Exsikkationsschicht zum Schutz der Oberfläche des Substrates gegenüber der Abnahme durch Alterung oder durch Sterilisierungsverfahren (z.B. Gammasterilisierung) geschützt, stabilisiert und langzeitlagerfähig gemacht wird.

Die Erfindung ist auch gerichtet auf ein Substrat mit einer mikrostrukturierten hyperhydrophilen Oberfläche mit Erhebungen und Vertiefungen, wobei der

Abstand zwischen den Erhebungen im statistischen Mittel im Bereich von 1 bis 100 μιτι und die Profilhöhe der Erhebungen und Vertiefungen im statistischen Mittel (Ra-Wert) im Bereich von 1 bis 80 μιτι liegen, wobei zumindest einer der beiden dynamischen Kontaktwinkel (θν undifo) im hyperhydrophilen Bereich mit

^ > 1 ,0 bis 2,15 (0aj > 0,0i° - 80i° ), besonders mit ^ > 1 ,0 bis 1 ,0619 (0 ai > 0,0i° - 20i°) liegt.

Die Erfindung umfasst ferner ein Substrat wie zuvor definiert, bei dem die erste Mikrostruktur mit ersten Erhebungen und Vertiefungen von einer zweiten Mikrostruktur mit zweiten Erhebungen und Vertiefungen überlagert ist, wobei der Abstand zwischen den zweiten Erhebungen im statistischen Mittel im Bereich von 0,1 bis 10 μιτι liegt und die Höhe der zweiten Erhebungen und Vertiefungen im statistischen Mittel (Ra-Wert) im Bereich von 0,1 bis 10 μιτι liegt.

Bevorzugt beträgt Abstand zwischen den zweiten Erhebungen im statistischen Mittel im Bereich von 0,1 bis 5 μιτι und die Höhe der zweiten Erhebungen im Bereich von 0,1 bis 5 μιτι. Die Mikrostruktur mit den ersten Erhebungen und Vertiefungen oder die Mikrostruktur mit den zweiten Erhebungen und Vertiefungen können von einer Nanostruktur überlagert sein, die durch eine nasschemische Behandlung, z.B. durch Säureätzung, wie weiter unter erläutert erzeugt werden kann.

Von Vorteil ist es, wenn die Oberfläche eine regelmäßige erste Struktur aufweist und die Abstände und Höhen der ersten Erhebungen in den zuvor definierten Grenzen liegen. Diese erste Mikrostruktur wird vorzugsweise dadurch erzeugt, dass die Oberfläche des Rohlings mit energiereicher Strahlung in einem Muster, das aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion darstellbar ist, beaufschlagt wird. Diese periodische Funktion ist vorzugsweise eine trigonometrische Grundfunktion A R (x) die ausgewählt wird aus:

A R (x) = (sm(x) , (1 )

A R (x) =— (sin( ) +— sin[3 ]+— sin(5 ) +— sin(7 ) +— sin(9 ) + ) , (2)

9 - sin(7 ) + sin(9x) + ) , (3)

A R (JC) =— (sin(jc) -— sin[2 ]+— sin(3 ) -— sin(4 ) +— sin(5 ) + ) , (4) π 2 3 4 5

oder Ableitungen davon.

Eine optionale, die erste Mikrostruktur überlagernde zweite Mikrostruktur wird vorzugsweise dadurch erzeugt, dass die Oberfläche des Rohlings mit energiereicher Strahlung in einem Muster, das aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion darstellbar ist, beaufschlagt wird. Diese periodische Funktion kann vorzugsweise eine wie zuvor angegeben trigonometrische Grundfunktion A R (x) sein, die mit anderen Variablen zu einer kleineren "Wellenlänge" und "Amplituden" der Mikrostruktur führt.

Der erfinderischen Entwicklung des Erfinders liegt die Erkenntnis zugrunde, dass als ein wichtiger Parameter der profilometrische arithmetische Mittelwert der Rauhigkeit (Ra-Wert) Auskunft über die Topographie der Oberfläche gibt. Hierzu wird gemäß den Überlegungen des Erfinders eine Referenzlinie auf einer Substratoberfläche so gelegt, dass die Fläche der Berge und Täler gleich groß wird. Dabei wird Ra als das arithmetische Mittel der absoluten Abweichungen der Profilhöhen nach oben und unten in μιτι definiert. Folgende vereinfachte Gleichung beschreibt den Ra-Wert:

R a = (zi + Z2 + Z3 + ... z n )/n [μηη] (5)

Der Absolutwert der Profilhöhe (positive oder negative Höhe auf der y-Achse) bezogen auf die Profilreferenzlinie wird z genannt. L ist eine definierte Meßlänge (Fenster) entlang der x-Achse. Idealisiert entspricht ein solches Oberflächenprofil einer regelmäßigen Sinusschwingung mit den Extremwerten ± z in Abweichung von der Referenzlinie (Nullinie) (siehe Fig. 2A). Neben dem Ra-Wert wird eine zweite topographische Größe als maximale Profilhöhe Ry (= Summe aus höchster Profilkuppe und tiefstem Profiltal) ebenfalls in μιτι definiert. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass Oberflächen mit identischen Ra-Werten nicht identische Oberflächenprofile besitzen können.

Ein weiterer Rauhigkeitsparameter ist der dimensionslose mikroskopische Rauhigkeitsfaktor r m :

^ _ tatsächliche Oberfläche _ A' ^

M geometrische Oberfläche A wobei A' die gemessene vergrößerte Oberfläche im Vergleich zur errechneten geometrischen Oberfläche A darstellt. Der mikroskopische Rauhigkeitsfaktor r, der in der Regel mit Hilfe eines Laser Scanning Mikroskopes (LSM) aufgenommen wird, gibt Auskunft über die mikroskopische Größenzunahme der Oberfläche durch die Rauhigkeitsvergrößerung.

In Zellkulturen hat sich gezeigt, dass regelmäßige Strukturen ohne scharfe Kanten auf der Biomaterialoberfläche von Zellen bevorzugt werden. Ferner hat sich gezeigt, dass sich in Oberflächen mit enghalsigen Poren, wie sie z.B. bei TPS- Oberflächen vorkommen können, Biofilme bilden, die eine Implantantlockerung hervorrufen können. Ziel ist es daher eine Oberfläche ohne solche Poren zu erstellen.

Die Strukturierung der Substrat-Oberfläche in dem Muster, das aus einer in einen STL-Datensatz überführten periodischen Funktion darstellbar ist, verleiht dem Substrat Eigenschaften, welche durch Variation bestimmter Parameter, wie beispielsweise Rauhigkeit (Ra-Werte), Periodizitätswert, mikroskopischer Rauhigkeitsfaktor r M , Abstand zwischen den Erhebungen oder maximale Profilhöhe Ry beeinflusst werden können. Erfindungsgemäß sind Substrate und Verfahren zur Herstellung von Substraten bevorzugt, die einen Rauhigkeitsparameter Ra im Bereich von 1 -250 μιτι, bevorzugt zwischen 1 und 80 μιτι und besonders bevorzugt zwischen 2 und 30 μιτι besitzen oder erzeugen. Erfindungsgemäß sind Substrate und Verfahren zur Herstellung von Substraten bevorzugt, die einen Periodizitätswert η(λ/2) im Bereich zwischen 1 und 100 μιτι, bevorzugt zwischen 10 und 60 μιτι und besonders bevorzugt zwischen 2-30 μιτι besitzen oder erzeugen. Erfindungsgemäß sind Substrate und Verfahren zur Herstellung von Substraten bevorzugt, die einen mikroskopischen Rauhigkeitsfaktor r M im Bereich zwischen 2 und 50 besitzen oder erzeugen. Erfindungsgemäß sind Substrate und Verfahren zur Herstellung von Substraten bevorzugt, die einen Abstand zwischen den Erhebungen im statistischen Mittel im Bereich von 1 bis 100 μιτι besitzen oder erzeugen. Erfindungsgemäß sind Substrate und Verfahren zur Herstellung von Substraten bevorzugt, die als maximale Profilhöhe Ry in einem Bereich von 2 bis 500 μιτι besitzen oder erzeugen.

Die Idee zur Herstellung von Implantaten mit homogener und definierter Rauhigkeit hat der Erfinder über die Betrachtung der Rauhigkeit als Sinuskurve entwickelt. Dies ist in Fig. 2A gezeigt, in der ein Oberflächenprofil mit Hilfe einer Sinuskurve beschrieben wird. Die Kurve läßt sich mit einer Wellenlänge von λ = 32 μιτι sowie mit einer Amplitude (= Ra-Wert von 3.13 λ/2, 50 μιτι) beschreiben.

Für die Variation der Parameter λ und Profilhöhe gilt nach Gleichung 1 die definierte Profilfunktion: Z = A R (x) = (sin(— x) UP (7)

A wobei x die unabhängige Variable, λ die Wellenlänge und P die Profilhöhe ist. Für die definierte Profilfunktion in Fig. 2A gilt die Gleichung:

In

Z = A R (x) = (sin(— x)U50 . (7a)

Auf diesem Wege ist es möglich, alle gewünschten Oberflächenprofile über die Grundgleichungen 1 -4 darzustellen.

Die Verallgemeinerung dieses Prinzips ist in Fig. 2B-D mit den zugehörigen trigonometrischen Grundfunktionen gezeigt, wo gezeigt ist, dass neben einem sinusoiden Profil auch beispielsweise ein Rechteckprofil, ein Dreieckprofil und ein Sägezahnprofil erzeugt werden kann. Alle Profile, die mit trigonometrischen Funktionen oder Reihen beschrieben werden können, sind mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens herstellbar. Mit diesem mathematischen Werkzeug lassen sich auch die gesuchten Parameter mit Ra-Werten im Bereich von 1 -80 μιτι und r m -Werten im Bereich von 2-50 in CAD-System entwerfen und für die Fertigung bestimmen. Somit lassen sich solche Oberflächenstrukturen bis in den Mikrometerbereich mit Hilfe des selektiven Elektronenstrahlschmelzens (SEBM), des selektiven Laserschmelzens oder der selektiven lasergestützten Fertigung herstellen.

In Fig. 3 ist gezeigt, daß die Oberflächenrauhigkeit auf einer Fläche mit zwei sinosoiden Profilen (Koordinaten: X/Z und YZ) beschrieben werden kann. Es wird ferner gezeigt, wie mit Hilfe von Rechteckfunktionen eine Oberfläche mit massivquadratischen Profilen konstruiert werden kann. In Fig. 3A ist eine Einheitszelle mit einer Wellenlänge von λ/2 = 32 μιτι dargestellt, d.h. alle 32 μιτι (Wellenberg) kommt ein Rechteckprofil das in der X- und Y- Koordinate den gleichen Abstand von λ/2 = 32 μιτι (Wellental) besitzt. Die Amplitude (Z-Achse) beträgt für beide sinusioide Funktionen den identischen Wert von 80 μηη (5λ/4), was dem Ra-Wert entspricht. Die ganze Oberfläche lässt sich in Einheitszellen (3λ x 3λ) aufteilen mit einer Größe von 192 x 192 μιτι. Eine Einheitszelle besitzt hier 9 Profile (Fig. 3A). Es lassen sich auch mehrere Wellenlängen kombinieren z.B. in X-Richung λ/2 = 32 und in der Y-Richtung λ/2 = 32 und 16 μηη alternierend (Fig. 3B). Hierdurch lassen sich jetzt in der gleichen Einheitszelle (192 x 192 μιτι) 12 Rechteckprofile plazieren (Fig. 3B).. Bei den Rechteckprofilen lassen sich die Oberflächen wie folgt berechnen:

FprofiF 2(xy + xz + yz) - (xy) (3)

wobei x, y, und z die angegebene Koordinaten sind und die Grundfläche (xy), auf der das Profil steht, subtrahiert werden muß. Für aus Fig. 3A und B dargestellten und in Tab. 2 berechneten Flächen (Wellenberge) gilt dann.

Fprofii = 2 [(λ/2)(λ/2)+(λ/2)(5λ/4)+(λ/2)(5λ/4)]-[(λ/2)(λ/2)] (4)

Es müssen dann jedoch noch die freien Flächen inklusive der Wellentäler berechnet werden:

·" Bodenfläche 3 (λγ/2χΙ_ ΕΖ ) + 9χ(λ χ /2) 2 (5)

(bei gleich großen Abständen)

oder

· " Bodenfläche = 3(λ γ /2 x LEZ) + 12(λχΐ χ λχ2) (6)

(bei unterschiedlichen Abständen)

wobei L E z die Länge des Einheitsquadrates darstellt. Weitere oberflächenrelevanten Muster und Profile, die rechnerisch nicht berücksichtigt wurden, sind in Fig. 3C und Fig. 3D dargestellt.

Wie die Berechnungen in Tab. 2 zeigen, lassen sich auf diesem Wege sehr einfach Oberflächen mit Ra-Werten und r m -Werten konstruieren. So ergibt sich für die Oberfläche A (λ/2 = 32 μιτι) in Tab. 2 (siehe auch Fig. 3A) ein r m -Wert von 6.0 bei einem Ra-Wert von 80 μιτι. Vermindert man nun den Ra-Wert auf 35 μιτι so sinkt der r m -Wert auf 3.2 (Oberfläche B). Vermindert man die Wellenlänge auf λ/2 = 8 μιτι bei einem Ra-Wert von 80 μιτι dann erhält man tatsächlich eine Oberfläche mit einem r m -Wert = 22.6 (Oberfläche E). Senkt man nun den Ra-Wert auf 35 μιτι, so erhält man einen r m -Wert = 1 1 .3, was auch noch beachtlich ist (Oberfläche F). Bei Verwendung von mehreren verschiedenen Wellenlängen lassen sich (siehe Fig. 1 B, 12 Profile/Einheitszelle) wesentlich höhere Oberflächenwerte erhalten (Oberflächen G und H). Eine interessante Möglichkeit zur Erhöhung der Oberflächengröße wäre die Verwendung von Hohlzylindern oder sternförmigen Profilen (siehe Fig. 3D). Zusammenfassend zeigt Tab. 2 eindeutig, dass man mit dem trigonometrischen Ansatz und Parametern im μιτι Bereich Ra-Werte im Bereich von 2-80 μιτι und r m -Werte im Bereich von r m = 3.2-22.6 μιτι erreichen kann.

Durch die verfügbaren Technologien, wie das selektive elektronenstrahlschmelzen (SEBM), selektives Laserschmelzen oder Lasergestützte Fertigung (Lasergravur, rapid manufacturing) lassen sich somit die Oberflächen aller Biomaterialfestkörper auf diese Art und Weise durch Abtragen oder aus Pulvern aufbauend herstellen. Dabei ist eine Mikrostruktur auch bei einer Auflösung unter 10μηη möglich. Die Erfindung zeigt, dass eine computergesteuerte Herstellung solcher Implantatoberflächen möglich ist.

Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens sind somit:

• Bessere Verträglichkeit durch Homogenität der Oberfläche

• Große Oberflächen über Oberflächenvergrößerungen 20-40fach

• Vergrößerung der Oberflächenkapazität für Proteine und Pharmaka um das 20-40fache

• Verstärkung der Ultrahydrophilie

• Vermeidung von Infektionen

• Pharmakonreservoir in Hohlzylinderprofilen

• Computergestützte Fertigung (Laser und Elektronenstrahltechnologie)

Gemäß der Erfindung können alle Oberflächenstrukturen als trigonometrische Funktionen beschrieben werden, die folglich direkt als 3D-Vektorgrafiken in AutoCAD dargestellt und simuliert werden können. Die Variationsmöglichkeiten zur Gestaltung der Oberfläche sind erfindungsgemäß vielfältig, und die Herstellung einheitlich-strukturierter, regelmäßiger sowie hochkomplexer Oberflächen ist mathematisch vordefiniert und auf jede Oberfläche eines beliebigen Bauteiles übertragbar. Die Umsetzung der Daten von der trigonometrischen Funktion beispielweise für ein Rapid-Prototyping-Verfahren und eine RP-Vorrichtung ist schematisch in Schema 1 dargestellt.

Schema 1

Trigonometrische Funktionen

Ψ

Visual Basic for Applications ® (VBA)

Ψ

AutoCAD ® Code Script

Ψ

Script-Import in AutoCAD ®

Ψ

3D CAD Modell in AutoCAD ®

Ψ

Modell-Export als STL-Surface File

(Format: triangulated surface mesh as binary and

ASCII file)

Ψ

STL-gesteuerte RP-Machine

Ψ

Fertiges Bauteil mit definierter Oberfläche

Auf den erfindungsgemäßen optional mit zweiten Mikrostrukturen und/oder Nanostrukturen überlagerten Mikrostrukturen können in einem weiteren Schritt Peptide wie Knochenwachstumsfaktoren kovalent oder mittels physisorptiver oder chemisorptiver Bindung, vermutlich aufgrund hydrophiler Wechselwirkungen auf dem Implantatmaterial immobilisiert werden. Eine adsorptive Bindung ist auch nach einer kovalenten Modifikation der Oberfläche mit Aminopropyltriethoxysilan (APS) möglich (Tabelle 1 ). Dadurch wird ermöglicht, eine chemotaktisch wirkende und/oder biologisch aktive, bei kovalenter Bindung eine sogenannte juxtakrine, Implantatoberfläche auszubilden, die zur Ansiedlung, Proliferation und Ausdifferenzierung von Knochenzellen führt. So lassen sich sogenannte biologisch aktive Implantate bereitstellen, die bei von der Oberfläche freigesetzten Molekülen auch auf eine Entfernung von 500 bis 1000 μηη eine chemotaktische Wirkung auf Zellen, im Falle von BMPs auf Osteoblasten, zeigen.

Bevorzugt wird die ausreichende Beladung der hydrophilierten Metalloberfläche dadurch erzielt, dass man die Peptide in einer physiologischen Pufferlösung in einer Konzentration, die ausreicht, eine Beladung von mehr als 200 ng/cm 2 , bevorzugt mehr als 500 ng/cm 2 , und mehr bevorzugt von mehr als 1000 ng/cm 2 des Peptids auf der Oxidoberfläche des Metallimplantates zu erzielen, aufbringt.

In der Regel wird diese Beladung mit einer physiologischen Pufferlösung von Peptiden in einer Konzentration von mehr als 1 pg/ml, bevorzugt mehr als 200 g/ml Pufferlösung erzielt.

Erfindungsgemäß sind die Peptide Biomoleküle, die vorteilhaft für die

Biokompatibilität des Implantates sind, indem sie einer möglichen Abstoßung des Implantates entgegenwirken und/oder das Einwachsen des Implantates fördern.

Wie oben erwähnt, können als Peptide bevorzugt Proteine aus der Klasse der TGF-Proteine, insbesondere das Knochenwachstum fördernde Proteine aus der Klasse der Knochenwachstumsfaktoren „Bone Morphogenic Proteins", oder der Klasse der Gefäßwachstumsfaktoren wie VEGF oder Angiotropin oder auch Ubiquitin verwendet werden. Unter der Bezeichnung„Transforming Growth Factor" (TGF) sind insbesondere die Gruppe (Subgruppe) der (i)„Transforming Growth Factors beta" (TGF— ß) sowie die Gruppe (Subgruppe) der (ii) Bone Morphogenetic Proteine (BMP) zu verstehen. Letztere sind osteoinduktive Proteine, die Knochenneubildung und Knochenheilung stimulieren, indem sie die Proliferation und Differenzierung von Vorläuferzellen zu Osteoblasten bewirken. Darüber hinaus fördern sie die Bildung von alkalischer Phosphatase, Hormonrezeptoren, knochenspezifischer Substanzen wie Kollagen Typ 1 , Osteocalcin, Osteopontin, Osteonectin, Bone Sialoprotein (BSP) und schließlich die Mineralisation. Vorteilhaft kann zur Immobilisierung ein Protein dieser Klasse allein, in Kombination mit weiteren Mitgliedern dieser Klasse oder auch zusammen mit Biomolekülen wie Proteinen anderer Klassen oder niedermolekularen Hormonen oder auch Antibiotika zur Verbesserung der Immunabwehr eingesetzt werden. Dabei können diese weiteren Moleküle auch über im physiologischen Milieu spaltbare Bindungen auf der Oberfläche immobilisiert werden.

Die Erfindung wird anhand der beigefügten Figuren weiter erläutert. Dabei zeigen:

Fig . 1 : REM-Bilder typischer weitverbreiteter und erfolgreicher rauher Oberflächen in der Zahnheilkunde und Orthopädie mit A und B SLA-Oberfläche (sandblasted acid etched); C und D TPS-Oberfläche (Titan-Plasma-Spray Verfahren), und Insert Fig. 1 C: Querbruchkante der TPS-Oberfläche. Der Pfeil weist auf den Fusionsspalt zwischen TPS-Schicht aus Reintitan und dem Grundmaterial aus Titanlegierung (Ti-6AI-4V);

Fig. 2: Grundformen von Oberflächenerhebungen (Profile) in der Seitenansicht. Dabei sind Möglichkeiten für die Spitze des Profils rund, flach und spitz bei λ = 32 μιτι; z = 50 μιτι.

Die trigonometrischen Gleichungen, die die Profile beschreiben, sind unter den Figuren angegeben. Alle Möglichkeiten der Rauhigkeit können über solche Fourierreihen beschrieben werden.

Zugehörige 3D-Grundformen sind: A. Hyperboloid; B. Quader; C. Pyramide; D. asymmetrische Pyramide;

Fig. 3: Einheitszellen mit den jeweiligen zugehörigen Rechteckfunktionen sowie einige Profile (A & B) und Anordnungsmuster (C) in Querschnittsansicht mit:

A. Einheitszelle 192 m x 192 μηη mit 9 Profilen (λχ und y = 64 μηη, z = Ra = 80 μιτι) (siehe Tab. 2, Oberfläche A)

B. Einheitszelle 192 μηη x 192 μηη mit 12 Profilen (λχ 64 μηη und y = 32 μηη, z = Ra = 80 μηη); (siehe Tab. 2, Oberfläche G)

C. Anordnungsmuster für Profile

D. Profile mit unterschiedlichen Flächenwerten 3D-Grundform A-C: Quader

Fig. 4: Kombination einer ersten Mikrorauhigkeit (λ = 64 μιτι) mit einer zweiten Mikrorauhigkeit (λ = 7.1 μιτι). Durch die gezeigte zweite Mikrorauhigkeit wird die Oberfläche der Makrorauhigkeit um den Faktor 2.25 (1 .5 x 1 .5) vergrößert.

Fig. 5: Bestimmung der statischen (A) und dynamischen (B) Kontaktwinkel auf einer superhydrophoben unmodifizierten TPS Oberfläche mit ultrareinem Wasser.

Fig. 6: Bestimmung der dynamischen Kontaktwinkel auf einer Oberfläche nach chemischer "Umschaltung" vom superhydrophoben in den hyperhydrophilen Zustand.

Fig. 7: Darstellung der Wilhelmy-Funktionen in der Undefinierten Region von Fig. 6 als imaginäre Kontaktwinkel in Abhängigkeit von der Eintauchtiefe.

Ohne Veränderung der o.g. Mikrostruktur wurde die mikrostrukturierte Oberfläche weiter nasschemisch nanostrukturiert und mit Aminopropyltriethoxysilan für die Adsorption von BMP-2 umgesetzt. Für die Berechnung der Monolayerbedeckung mit BMP-2 wurde ein "Footprint" des BMP-2 von 20 am 2 (1 g BMP-2 ~ 4.6 cm 2 für eine monomolekulare Bedeckung der Oberfläche eingesetzt. Unter den gegebenen Bedinungen stimmt der mit BMP-2 bestimmte r m -Wert gut mit den LSM-bestimmten r m - Werten gut überein. Die erhaltenene Adsorptionswerte sind in Tabelle 1 angegeben.

Tabelle 1

TPS 30.0 ± 4.4 (4) 20 5221 ± 293 (6) 261 ± 15 (6) 23.9

Datenformat: ξ ± S.D.

Erfindungsgemäß können die Oberflächen-Mikrostrukturen unter Anwendung der trigonometrischen Funktionen wie gewünscht hergestellt werden. Dazu können die Rauhigkeitsparameter für ein Rechteckprofil mit einer Profilhöhe von 35 und 80 μιτι mit den Werten wie aus Tabelle 2 ersichtlich verwendet werden.

Tabelle 2

Die Oberflächen A und G sind in Fig. 3 A und 3B dargestellt. Die Fläche der Einzelzelle (EZ) beträgt 36 864 μηη 2 .

Mithilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens können somit Substrate wie Implantate mit definierten Oberflächenstrukturen bereitgestellt werden, die direkt nach der lasertechnischen Herstellung hyperhydrophil sind. Ist die Oberfläche nicht ausreichend hyperhydrophil, kann sie mit Hilfe eines chemischen Hydrophilierungsverfahrens weiter hyperhydrophiliert werden. So führen diese Oberflächenstrukturen, die auch Implantate tragen können, zu besonderen Benetzungseigenschaften, die erfindungsgemäß als hyperhydrophile Oberflächen bezeichnet werden. Zu solchen chemischen Hydrophilierungsverfahren zählen nasschemische Methoden wie Säureätzungen als auch durch kovalente oder nicht-kovalente Bindung von hoch-hydrophilen organischen Molekülen wie Polyethyenglycol (PEG), poly(2,3-dihydroxypropyl methacrylate) (PDHMA) oder poly[2-(methacryloyloxy) ethyl phosphorylcholine] (PMPC) funktionalisierte strukturierte Oberflächen, wobei PDHMA und PMPC eine zwitterionische Struktur besitzen. Eine kovalente Kopplung kann beispielsweise über entsprechende Triethoxysilanderivate von PEG, PDHMA und PMPC erfolgen.

Wie im Stand der Technik bekannt, werden in der vorliegenden Anmeldung zur Charakterisierung der Benetzbarkeit oder hydrophilie Oberflächen mit dynamischen Kontaktwinkeln mit einem Wert von 0 < Θ < 10° als ultrahydrophil bezeichnet, während Oberflächen mit den erfindungsgemäß bestimmbaren Kontaktwinkeln in Form von imaginären Kontaktwinkeln mit einem Wert von Θ > Oi bis 1 ,4i rad als hyperhydrophil bezeichnet.

Üblicherweise erfolgt die Messung der Hydrophil izitätseigenschaften einer Oberfläche auf Basis der Bestimmung des Kontaktwinkels. Die Einführung des Kontaktwinkels Θ durch Thomas Young vor über 200 Jahren eröffnete dabei grundsätzlich den Weg zum Verständnis der Benetzbarkeit durch die Einführung der Young-Gleichung :

Ysv = Ysl + Ylv COS θ 0 (7) wobei jsv , Ysi and jw die Grenzflächenspannungen der sich berührenden Phasengrenzen von Flüssigkeit (/), Festkörper (s) und Dampf-/Gasphase (v) darstellen, mit θο als Gleichgewichts-Kontaktwinkel z.B. eines sitzenden Tropfens. Die Young-Gleichung, die für eine vollkommen glatte Oberfläche gilt, ist nicht einfach zu lösen, da in der Regel nur γ/ ν and θο meßbar sind.

Es ist zu beachten, das die Young Gleichung für Kontaktwinkel für ideale, glatte, impermeable Oberflächen im thermodynamischen Gleichgewicht gilt. Kontaktwinkel auf realen, rauen Oberflächen werden dagegen mit dem Attribut "apparent" bezeichnet, um sie vom Young-Kontaktwinkel auf einer idealen Oberfläche zu unterscheiden. Davon ausgehend erfand Ludwig Wilhelmy (Ann. Phys., 119, 177-217) etwa 60 Jahre später die Wilhelmy-Waage, in dem er die Tensiometrie mit Kontaktwinkelmessungen verband. Bei Kraftmessungen mit Hilfe der Wilhemy- Waage wird die Probe unter Messung der Kraft in Reinstwasser eingetaucht und herausgezogen. Der Kontaktwinkel wird dann aus der Kraft des Ein- und Auftauchens der Probe nach der bekannten Wilhelmy-Gleichung berechnet:

F = P / cos Θ - Vg p [N] (8) wobei F die gemessene Nettokraft, und im ersten Term auf der rechten Seite der Gleichung P der Umfang (Perimeter) der Probe, γ die Oberflächenspannung des Wassers und Θ den dynamischen Kontaktwinkel (Vorrückwinkel θν oder Rückzugswinkel 0R) darstellen. Im zweiten Term bedeuten V das Volumen der verdrängten Flüssigkeit, g die Gravitation und p die Dichte der Flüssigkeit. Der zweite Term, der den Auftrieb der Probe in der Flüssigkeit angibt, kann eliminiert werden durch Extrapolation auf die Eintauchtiefe Null und führt zur vereinfachten Form der Wilhelmy-Gleichung: cos θ= F / (P x γ) (9)

Wenn P der Einheit von 1 cm (z.B. Plättchen von 10 x 5 x 1 mm) gleichgesetzt wird, erhält man die Konstante 1 /(P · γ) = Κ θ = 1 .39 · 10 3 N "1 und somit die Gleichung:

cos θ = Κ θ · F (9a)

Werden Kontaktwinkel nach Gleichung 9 ohne Extrapolation auf Null berechnet, so werden sie als „virtuelle" Kontaktwinkel bezeichnet. Die Verwendung von virtuellen Kontaktwinkeln wird unten in Fig. 7 gezeigt.

Praktisch gesehen, ist die Gültigkeit der Gleichung 9 für eine vollkommen glatte Oberfläche durch zwei verbotene Kontaktwinkel eingeschränkt: (i) Θ 1 19° and (ii) Θ . 0°. Für den ersten Fall auf der hydrophoben Seite ist im Stand der Technik bekannt, dass Kontaktwinkel aus physikalischen Gründen den Wert Θ = 1 19° nicht überschreiten können. Im zweiten Fall (Θ 4- 0°) auf der hydrophilen Seite kann der Kontaktwinkel aus dem mathematischen Grund, dass cos Θ > 1 nicht definiert ist, nicht kleiner als Null werden. Seitens des Erfinders wurde nun gefunden, dass diese letztere Barriere nach klassischem mathematischen Verständnis überwunden werden kann, wenn die Kontaktwinkel in den imaginären Zahlenbereich ai erweitert werden und so die Oberflächeneigenschaften der Implantate bewertet werden können.

Für die Messungen wurden seitens des Erfinders Metallplättchen aus einer mit Reintitan beschichteten Titanlegierung (Ti-6AI-4V) (sog. Titan-Plasma-Spray Verfahren, TPS) mit einer Rauhigkeit von Ra = 30μηη und einer mikroskopischen Rauhigkeit von r m = 20 verwendet. Dynamische Kontaktwinkel θν (Vorrückwinkel) und 0R (Rückzugswinkel) wurden mit ultrareinem Wasser nach der Methode von Wilhelmy bestimmt (Tensiometer DCAT 1 1 , Dataphysics, Filderstadt, Germany). Eintauch- und Auftauchgeschwindigkeit betrugen 1 mm/min (17 μιτι/s) so dass die gemessenen Kontaktwinkel unabhängig von der Tauchgeschwindigkeit sind. Die apparenten statischen Kontaktwinkel 6s (sitzende Tropfenmethode; 3-5 μΙ ultrareines Wasser) wurden grafisch ausgewertet. Aus den gemessenen Kraft- Werten wurden durch den Erfinder die imaginären Kontaktwinkel berechnet.

Die festgestellte "extreme Hydrophilie (Θ > Oi) ("Hyperhydrophilie") - hier in Abwesenheit von Hysterese auf einer mikrorauhen Oberfläche" nach einer nasschemischen Behandlung (Säureätzung) - bezeichnet der Erfinder hier mit dem Begriff "Inverser Lotus Effekt". Dieser Begriff findet auch Anwendung in der Beschreibung hyperhydrophiler Oberflächen, die über ein sog. "chemical switching" aus einer den "Lotus Effect" zeigenden Oberfläche entstanden. So wird eine hyperhydrophobe Oberfläche (Fig. 5) durch Behandlung mit Chromschwefelsäure in eine hyperhydrophile Oberfläche "umgeschaltet", wobei letztere nach bisherigen analytischen Methoden eine extreme Spreitung von Wasser (e ° = 0°) und dynamische Kontaktwinkel von θν/θρ> = 0 0°) (Fig. 6) aufweist. Da n-Hexan und Mineralöl auf diesen Oberflächen spreiten {θ" 2 °ΙΘ° θ 8 η ~Hexane ~ 0 0 0°), werden sie auch als superamphiphil bezeichnet. Die

"Rückumwandlung" vom hyper-hydrophilen in den hydrophoben Zustand erfolgt spontan langsam an der Luft, sofern die Oberfläche nicht konserviert wird.

Ebenso ist die Erfindung auf ein Verfahren gerichtet, dass die Behandlung zur Erzeugung einer Nanostruktur den Schritt einer nasschemischen Behandlung der mikrostrukturierten Oberfläche umfasst, wobei eine hydrophobe oder schwach hydrophile Oberfläche in eine ultra- oder hyperhydrophile Oberfläche umgewandelt wird, wobei zumindest einer der beiden dynamischen Kontaktwinkel

(θ und0 R ) im Bereich —=0.980 bis 2.15 und bevorzugt im hyperhydrophilen

AP

Bereich— > 1 .0 bis 1 .0619 (θ β ' > 0° - 0.35i rad) liegt.

Die Beobachtungen des Erfinders zu dem sequentiellen Vorkommen zweier verschiedener Lotus-Effekte auf ein und derselben Oberfläche nach "chemical switching" deutet darauf hin, dass es eine Verbindung zwischen diesen beiden Effekten gibt, die jedoch noch unklar ist. Im hydrophoben Fall ist der Einfluß der Rauhigkeit auf den dynamischen Kontaktwinkel (ÖV'/ÖR = 98.8736.7°) über eine Erhöhung auf 9 2 ° ~ 145° (statische Methode) durch die heterogene Benetzung klar zu erkennen. Auf der hydrophilen Seite fehlt jedoch ein analoger Effekt der Oberflächenrauhigkeit auf einen Kontaktwinkel von Null. Die Messungen des Erfinders ergaben, dass alle Kontaktwinkel, die im Bereich von cos Θ > 1 lagen, als Kontaktwinkel mit dem Wert Null ausgegeben wurden. Eine erfindungsgemäße Auswertung der Rohdaten der Fig. 6 zeigt nun, dass 17% der Meßpunkte in Fig. 6 nicht definierte Kontaktwinkel " mit cos Θ > 1 ergeben. Diese Beobachtung ist im Profil von Fig. 6 durch eine Demarkationslinie dargestellt, die den definierten vom Undefinierten Bereich trennt. Seitens des Erfinders wurde nun ein Weg gefunden, um die Daten der Wilhelmy-Messungen aus dem Undefinierten Zustand in einen definierten zu bringen. Tabelle 3

Tabelle 3 zeigt klassische und neue imaginäre Kontaktwinkel Q a a i in Radiant und Grad, die nach den (Ke-F) Werten berechnet wurden. Dabei verhalten sich imaginäre und reelle Kontaktwinkelreihen wie Spiegelbilder zu Null. Der "Inverse Lotus Effekt" reicht von 0.18 rad (-10°) im reellen bis 1 .4i rad (-80°) im imaginären Zahlenraum bevorzugt von 0.18 rad bis 0.35 rad [-20°). Dabei kann einer der dynamischen Kontaktwinkel (z.B. 0 A ) klassisch und der zweite (z.B. Θ „) imaginär sein, was als hybrides Kontaktwinkelpaar bezeichnet wird. Anderseits können auch beide dynamischen Kontatkwinkel (θ αί ν αί R ) imaginär sind (reines imaginäres Kontaktwinkelpaar). Multiplikation vom Radianten-Wert mit 180/π führt zum Kontaktwinkel in Grad: 57.3 x 0.4i [rad] = 22.9i°. Für K e F > 1 ,0 ergibt sich ein imaginärer Kontaktwinkel von >0,0i rad respektive >0,0i°. Dies wird als untere Grenze für imaginäre Kontaktwinkel.definiert

Diese Befunde ergeben die Erweiterung der Wilhelmy-Gleichung in den imaginären Zahlenraum:

cos Q a a i = F / (P x γ) (10)

Der allgemeine Ausdruck Q a a i bezeichnet alle Kontaktwinkel im reellen Raum

(hochgestelltes a) für die Randbedingung (K e F) < 1 und alle Kontaktwinkel im imaginären Raum (tiefgestelltes ai) für die Randbedingung (Κ θ · F) > 1 (siehe Tabelle 3).

Mit Hilfe der Gleichung 10 können nun definierte Kontaktwinkel für alle Kraftmessungen im Bereich (Κ θ · F) = -1 .0 bis +2.15 ausgehend vom reellen Zahlensystem des cos (180°) bis zum imaginären System von cos (80i°) (siehe Tabelle 3) angegeben werden. Größere imaginäre Kontaktwinkel bis zu 180i° sind nach Vermutungen des Erfinders auf rauhen Oberflächen denkbar.

Der Einsatz imaginärer Kontaktwinkel zur Bestimmung einer hoch-benetzbaren TPS-Oberfläche ist in Fig. 7 gezeigt. Es wurden 45 repräsentative Werte der Rohdaten oberhalb der Demarkationslinie bei 0.102 g in Fig. 6 ausgewählt und deren Kraftwerte (Κ θ · F; im bereich 1 .00 bis 1 .07) in virtuelle imaginäre Kontaktwinkel (Bai) umgerechnet und als Funktion der Eintauchtiefe aufgetragen. Die Extrapolation des linearen Anteils der Kurven auf die Position Null der Eintauchtiefe, ergab die apparenten imaginären Vorrück- und Rückzugswinkel ( θ αί v l0 ai R ) = 0.36i 0.37i°). Die so ermittelten imaginären Kontaktwinkel sind eine komplexe Funktion der vier Benetzungsgrößen Cohäsion, Adhäsion, Spreitung und Immersion. Sie enthalten die Informationen dieser Benetzungsgrößen einschließlich der Wasseraufnahme und sind daher für die Benetzung der dargestellten rauhen Oberfläche charakteristisch.

Somit ist es anhand der Erkenntnisse des Erfinders möglich, die Eigenschaften von solchen hydrophilen Oberflächen, für die bisher solche Bestimmungen wie bei hyperhydrophilen Oberflächen nicht möglich war, zu bestimmen und ihre Eignung für nachfolgende Behandlungen einschließlich Beschichtungen bewerten zu können.

Somit ist die Erfindung auch gerichtet auf ein Verfahren zum Bestimmung der Benetzungseigenschaften der Oberfläche eines Substrates, das die Schritte umfasst:

a. Durchführen einer Wilhelmy/Kraft-Messung zur Ermittlung von (Κ θ · F); b. Berechnen der apparenten Kontaktwinkel θν undÖ R auf Basis des Ergebnisses von Schritt a), wobei diese Berechnung

i. für den Fall, dass (Ke · F) < 1 ist, gemäß arccos (Κ θ · F) = reelle

Kontaktwinkel erfolgt; und

ii. für den Fall, dass (Κ θ · F) > 1 ist, gemäß arccos (Κ θ · F) = imaginäre

Kontaktwinkel erfolgt; und

c. Bestimmen der Benetzungseigenschaften des Substrates auf Basis der im Schritt b) berechneten Kontaktwinkel θν und .

Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich somit hyperhydrophile Oberflächen gezielt von den hydrophilen Oberflächen unterscheiden und solche Materialien aussortieren. Die Benetzungseigenschaften lassen sich so von hydrophob über hydrophil und superhydrophil bis zu ultrahydrophil mit den damit verbundenen Kontaktwinkeln klassifizieren.

Die Erfindung betrifft ebenso eine Vorrichtung zur Durchführung des vorgenannten Verfahrens, die eine Meßeinheit, eine Auswertungseinheit und eine Ausgabeeinheit umfasst, wobei die Meßeinheit zur Kraftmessung der Wilhelmy/Kraft-Messung ausgelegt ist, die Auswertungseinheit ausgelegt ist, die von der Meßeinheit erhaltenen Meßwerte mittels eines Algorithmus in einen imaginären Vorrückwinkels (θν) und Rückzugswinkels (0R) umzuwandeln, und die Ausgabeeinheit ausgelegt ist, den von der Auswertungseinheit erhaltenen Kontaktwinkel weiter zu verarbeiten. Die Weiterverarbeitung kann dabei eine 5 Kontaktwinkelanzeige in Grad oder Radiant umfassen.

Somit ist es anhand der Erkenntnisse des Erfinders möglich, die Eigenschaften von solchen hydrophilen Oberflächen, für die bisher solche Bestimmungen wie bei hyperhydrophilen Oberflächen nicht möglich war, zu bestimmen und ihre Eignung i o für nachfolgende Behandlungen einschließlich Beschichtungen bewerten zu können.