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Patent Searching and Data


Title:
SUPPORTING IMMUNOMODULATORY AGENT
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2017/067681
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a combination for use in the treatment of immune-mediated chronic inflammatory diseases and auto-immune diseases from C3,-8-carboxylic acids, to the physiologically acceptable salts and/or esters thereof as well as one or more fumaric acid esters and/or salts thereof, and to the use in the treatment of psoriasis and multiple sclerosis.

Inventors:
GOLD RALF (DE)
HAGHIKIA AIDEN (DE)
MATTHES ULRICH (DE)
Application Number:
PCT/EP2016/066350
Publication Date:
April 27, 2017
Filing Date:
July 08, 2016
Export Citation:
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Assignee:
FLEXOPHARM BRAIN GMBH & CO KG (DE)
International Classes:
A61K31/19; A61K9/20; A61K9/48; A61K31/215; A61K31/25; A61P37/02
Domestic Patent References:
WO2010105112A12010-09-16
Other References:
BERG JOHANNES ET AL: "Beneficial effects of short chain fatty acids on the course of experimental autoimmune encephalomyelitis", JOURNAL OF NEUROIMMUNOLOGY, vol. 275, no. 1, 15 October 2014 (2014-10-15), pages 59, XP029083324, ISSN: 0165-5728, DOI: 10.1016/J.JNEUROIM.2014.08.154
PATRICK M SMITH ET AL: "The Microbial Metabolites, Short-Chain Fatty Acids, Regulate Colonic Treg Cell Homeostasis", SCIENCE, vol. 341, no. 6145, 2 August 2013 (2013-08-02), US, pages 569 - 573, XP055247108, ISSN: 0036-8075, DOI: 10.1126/science.1237947
YUKIHIRO FURUSAWA ET AL: "Commensal microbe-derived butyrate induces the differentiation of colonic regulatory T cells", NATURE, vol. 504, no. 7480, 13 November 2013 (2013-11-13), pages 446 - 450, XP055178312, ISSN: 0028-0836, DOI: 10.1038/nature12721
CATHARINA C. GROSS ET AL: "Dimethyl fumarate treatment alters circulating T helper cell subsets in multiple sclerosis", NEUROLOGY - NEUROIMMUNOLOGY NEUROINFLAMMATION, vol. 3, no. 1, 10 December 2015 (2015-12-10), pages e183, XP055312762, DOI: 10.1212/NXI.0000000000000183
A HAGHIKIA ET AL: "Impact of fatty acids on CNS autoimmunity and their therapeutic potential for multiple sclerosis", 7 October 2015 (2015-10-07), pages 2 - 2, XP055247643, Retrieved from the Internet [retrieved on 20160204]
AIDEN HAGHIKIA ET AL: "Session 042 -MS and CNS Inflammatory Disease: Risk Factors for Disease Progression: P1.374 -Role of Fatty Acids in Multipe Sclerosis: Therapeutic Potential of Propionic Acid", AAN MEETING 2016, 16 April 2016 (2016-04-16), pages 1 - 1, XP055312758
Attorney, Agent or Firm:
THIEL, Christian (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1 . Kombination zur Anwendung bei der Behandlung von immunmediierten chronischen Entzündungserkrankungen und Autoimmunerkrankungen aus einer C3-s-Fettsäure, ihren physiologisch verträglichen Salzen und/oder Estern einerseits und einem oder mehreren Fumarsäureestern und/oder deren physiologisch verträglichen Salzen andererseits.

2. Kombination nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die Fettsäuren geradkettige gesättigte Fettsäuren sind. 3. Kombination nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Fettsäuren C3- oder C4-Fettsäuren sind.

4. Kombination nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Fumarsäureester Fumarsäuredimethylester und/oder die Salze von Fumarsäuremonomethylester sind. 5. Kombination nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Mischung aus Fumarsäuredimethylester und Salzen von Fumarsäuremonomethylester enthält.

6. Kombination nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die physiologisch vertretbaren Salze Natrium-, Kalium-, Magnesium-, Calcium-, Zink- und/oder Eisensalze sind.

7. Kombination nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie Calcium- oder Natriumpropionat enthält.

8. Kombination nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als physiologisch vertretbare Ester die Methylester oder Ethylester verwandt werden.

9. Kombination nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie zusätzlich Vitamin B12 enthält.

10. Kombination nach einem der vorstehenden Ansprüche zur Anwendung bei der Behandlung von Psoriasis und Multipler Sklerose. 1 1 . Kombination nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die C3-s-Fettsäure, ihre Salze und/oder Ester und die Fumarsäureester und/oder deren Salze in getrennter Form verkapselt oder tablettiert enthält.

12. Kombination nach einem der vorstehenden Ansprüche, enthaltend 0,1 bis 1 ,0 g der C3-s-Fettsäure, ihre Salze und/oder Ester in verkapselter oder tablettierter Form.

13. Kombination nach einem der vorstehenden Ansprüche, enthaltend 0,020 bis 0,40 g Fumarsäureester und/oder deren Salze.

14. Kombination nach einem der Ansprüche 1 bis 10, enthaltend die Wirkstoffe in einer Kapsel.

- Zusammenfassung -

Description:
Mittel zur unterstützenden Immunmodulation Die Erfindung betrifft ein Mittel zur Anwendung bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen und immunmediierten chronischen Entzündungserkrankungen. Das Mittel ist insbesondere wirksam bei immunmediierten Erkrankungen und Reizzuständen, wie Psoriasis, Multiple Sklerose und Neurodermitis. Während bei Autoimmunerkrankungen körpereigene Strukturen Ziel einer fehlgesteuerten Immunantwort sind, beispielsweise bei Multipler Sklerose (MS), kommt es bei immunmediierten chronischen Entzündungserkrankungen zu Entzündungen verschiedener Gewebe, wie etwa am Darm (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), der Haut (Schuppenflechte) oder den Gelenken (rheumatischer Formenkreis). Allen genannten Krankheitszuständen ist gemeinsam, dass in der Folge der Entzündungen weitere Erkrankungen überdurchschnittlich häufig auftreten können, wie Übergewicht, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Jüngste Erkenntnisse auf dem Gebiet der Mikrobiome haben gezeigt, dass Ernährung, das intestinale Mikrobiom und die lokale zelluläre Immunantwort miteinander verknüpft sind. Dies legt nahe, dass mit diätetischen Maßnahmen Einfluss auf die zelluläre Immunantwort und damit auf den Verlauf von Autoimmunerkrankungen sowie immunmediierten chronischen Entzündungserkrankungen genommen werden kann Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Diversität des Mikrobioms des Darms. Trotz vieler offener Fragen, insbesondere welche Komponenten des Mikrobioms tatsächlich für eine differenzierte adaptive Immunantwort im Darm verantwortlich sind, ergeben sich zunehmend empirische Hinweise darauf, dass einzelne Bakterienarten und ihre bakteriellen Metabolite einen starken Einfluss auf die systemische Immunantwort Zusammenhang mit Erkrankungen und Autoimmunität und immunmediierten chronischen Entzündungserkrankungen haben, beispielsweise für den Diabetes Typ 1 und den Morbus Crohn.

Es hat sich ferner gezeigt, dass das Mikrobiom des Darms durch die Art der Nahrung beeinflusst werden kann und in der Lage ist, sich an die Anforderungen der jeweiligen Nahrung anzupassen. Dies bedeutet, dass eine für den Immunstatus eines Patienten ungünstige Darmflora durch diätetische Maßnahmen dahingehend geändert werden kann, dass sich der Immunstatus des Patienten verbessert. Das Mikrobiom des Darms wie auch Ernährungsgewohnheiten, etwa hohe Salzaufnahme, wurden kürzlich als Umwelteinflüsse auf die Pathogenese von Multipler Sklerose (MS) als Prototyp einer von T-Zellen vermittelten Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems identifiziert. Der Einfluss des Darm-Mikrobioms auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Diabetes Typ 1 wurde bereits erwähnt. Auch bei Patienten, die an Diabetes Typ 2 leiden, wurden Besonderheiten in der Darmflora festgestellt. Inzwischen wird auch ein Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen (Parkinson, Alzheimer) angenommen. In jüngster Zeit wurde ferner der Nachweis geführt, dass das Darm-Mikrobiom bei Niereninsuffizienz hochgradig verändert ist.

Eine zentrale Rolle spielen dabei regulatorische T-Zellen (Treg). Treg-Zellen, auch als Suppressor-T-Zellen bekannt, steuern die Aktivität des Immunsystems. Ein Mangel an Treg-Zellen wird mit zahlreichen Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. Einen besonderen Einfluss auf das Mikrobiom im Darm und die regulatorischen T-Zellen haben Fettsäuren. Es wurde gefunden, dass langkettige Fettsäuren einen gegenläufigen pro-inflammatorischen Effekt bewirken. Überraschend ist, dass kurzkettige Fettsäuren eine positive Wirkung auf die Vermehrung und damit die Zahl der regulatorischen T-Zellen haben. Dies gilt insbesondere für Propionsäure, Buttersäure und deren physiologisch vertretbaren Salze und Ester. Es wurde ferner gezeigt, dass die gezielte Verabreichung kurzkettiger Fettsäuren mit drei bis sechs Kohlenstoffatomen einen positiven Einfluss auf das Entstehen und den Verlauf von neuroimmunologischen Erkrankungen mit neurodegenerativen Aspekten haben, wie beispielsweise MS.

Die Verwendung von Fumarsäureestern und -salzen, insbesondere von Dimethylfumarat und Salzen der Monomethylfumarsäure, zur Behandlung von MS und Schuppenflechte ist seit Jahren bekannt. Die Mittel sind gut wirksam, jedoch ist ihre Einnahme an der Wirkungsschwelle mit teilweise unangenehmen Nebenwirkungen verbunden, beispielsweise gastrointestinalen Problemen und einer Hautrötung. Die gastrointestinalen Probleme scheinen mit einer Reizung der Magenschleimhaut in Verbindung zu stehen. Zudem wurde die Einnahme von Fumaraten mit Leukopenien in Verbindung gebracht.

Fumarate werden - zumeist als Dimethylfumarat - in Tagesdosen von zumeist 2x 120 mg (initial) bzw. 2x 240 mg (Dauermedikation) verabreicht. In Einzelfällen kann eine höhere Dosis erforderlich sein. Die Patienten werden zumeist individuell eingestellt. Dabei wird in der MS-Therapie in der Regel Dimethylfumarat verabreicht, in der Psoriasistherapie Fumarate als Kombinationspräparat in Tagesdosen von 100 mg bis 1 ,2 g.

Der Erfindung liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass kurzkettige Fettsäuren geeignet sind, die Zahl der Treg-Zellen kurzfristig deutlich zu erhöhen, wenn sie in Verbindung mit Fumaraten verabreicht werden. Die Erhöhung ist bei Fumaraten sehr viel signifikanter als bei anderen für die Therapie von MS zugelassenen Medikamenten.

Entsprechend betrifft die Erfindung ein Kombinationspräparat zur Anwendung bei der Prophylaxe und Therapie von immunmediierten chronischen Entzündungserkrankungen und Autoimmunerkrankungen, enthalten eine C3-s-Fettsäure, ihre physiologisch verträglichen Salze oder Ester einerseits und einen oder mehrere Fumarsäureester und/oder deren physiologisch verträglichen Salze andererseits.

Als Autoimmunerkrankungen kommen in erster Linie solche infrage, deren Entstehung mit Auffälligkeiten in der Darmflora und im Vorkommen von regulatorischen T-Zellen verbunden sind. Dies sind beispielsweise neurodegenerative Erkrankungen, wie MS, aber auch Psoriasis, IBD, rheumatoide Arthritis und die verschiedenen Typen von Diabetes.

Der erfindungsgemäße Effekt ist auf kurzkettige Carbonsäuren, d.h. mit maximal acht Kohlenstoffatomen beschränkt. Bei längerkettigen Carbonsäuren schlägt der Effekt ins Gegenteil um; Carbonsäuren mit zwölf oder mehr Kohlenstoffatomen zeigen in der Regel einen negativen Einfluss auf die Entwicklung und den Verlauf der Erkrankung.

Besonders bevorzugt sind Propionsäure und Buttersäure sowie ihre Salze und Ester. Unter Carbonsäuren sind Monocarbonsäuren zu verstehen, die vorzugsweise geradkettig sind. Die Monocarbonsäuren können Doppelbindungen enthalten. Bevorzugt sind aber geradkettige gesättigte Carbonsäuren mit insbesondere drei oder vier Kohlenstoffatomen.

Als physiologisch verträgliche Salze kommen in erster Linie die Alkali- und Erdalkalisalze in Frage, dazu Salze von physiologisch unbedenklichen oder essentiellen Schwermetallen, etwa Zink oder Eisen. Besonders bevorzugt sind bei den Alkalimetallen Natrium und Kalium und bei den Erdalkalisalzen Magnesium und Calcium.

Bei den Estern sind die Methyl- und Ethylester bevorzugt. Die kurzkettigen Fettsäuren beziehungsweise ihre Ester und Salze werden erfindungsgemäß mit Fumarsäureestern und deren Salzen kombiniert. Es versteht sich, dass die Wirkstoffe als Kombinationspräparat, aber auch getrennt verabreicht werden können. Als Fumarsäureester kommt insbesondere Dimethylfumarat infrage, wobei aber auch andere Fumaratester mit Ci-6-Alkoholen eingesetzt werden können. Bevorzugt sind die Diester, jedoch können auch Salze des Monoesters eingesetzt werden, insbesondere die Alkali- und Erdalkalisalze sowie Zink- und Eisensalze. Neben den Natrium- und Kaliumsalzen sind insbesondere das Kalzium-, Magnesium- und Zinksalz bevorzugt.

Als Fumarsäurekomponente ist insbesondere auch eine Mischung aus Diemthylfumarat und den Kalzium-, Magnesium- und Zinksalzen von Ethylfumarat geeignet. Eine solche Mischung ist in der Dermatologie zur Behandlung von Schuppenflechte bekannt geworden.

Bei den kurzkettigen Fettsäuren und ihren Salzen oder Estern beträgt eine maximale Tagesdosis bis zu 1 0 g vorzugsweise bis zu 5 g. In der Regel reichen Mengen von 0,5 g bis 1 ,5 g pro Tag aus, beispielsweise in Form von zwei Verabreichungen von 0,5 g morgens und abends. Eine Kapsel oder Tablette kann beispielsweise 0,5 g Natriumpropionat oder Kalziumpropionat enthalten.

Bei den Fumaraten beträgt die übliche Tagesdosis in der Regel 2x 1 20 mg oder 2x 240 mg in Tabletten- oder Kapselform. Beide erfindungsgemäßen Kombinationen mit Fumaraten kann allerdings die maximale Tagesdosis gesenkt werden, etwa auf die Hälfte der oben angegebenen Werte. Dies vermindert die Nebenwirkungen.

Die erfindungsgemäßen Carbonsäuren und ihre Ester und Salze können mit anderen Wirkstoffen sowie mit Vitaminen kombiniert werden, insbesondere mit Vitamin A, B1 2 und/oder D.

Unter Vitamin B1 2 werden erfindungsgemäß alle Verbindungen der Vitamin- B1 2-Gruppe verstanden, also Cobalamine und insbesondere Cyanolcobalamin und Speicherformen von Vitamin B12 sowie Coenzym B1 2.

Vitamin B1 2 hat sich als wirksam bei einer Reihe von Erkrankungen erwiesen, die mit Störungen des Immunsystems verbunden sind, etwa MS, Psoriasis und Neurodermitis. Es ist am Gesamtfettstoffwechsel beteiligt. Eine Fehlbesiedlung des Darms kann zu einem Vitamin B12-Mangel führen.

Eine Kombination von Fettsäuren mit Vitamin B12 und vorzugsweise auch Vitamin D hat sich als vorteilhaft erwiesen. Vitamin B12 fördert insbesondere auch die Resorption von kurzfettigen Fettsäuren, etwa von Propionsäure, auch von Natriumpropionat.

Der Gehalt an Vitamin B12 orientiert sich an den empfohlenen Tagesdosen und liegt in der Regel bei maximal 5 μg pro Tag.

Das erfindungsgemäße Kombinationspräparat kann grundsätzlich in jeder marktfähigen Form vorliegen. Bevorzugt sind Kapseln und Tabletten. Die kurzkettigen Fettsäuren in fester Salzform, etwa als Natrium- oder Kalziumpropionat, können mit üblichen Tablettierungshilfsmitteln zu Tabletten gepresst werden. Im Falle der Verwendung von geruchsintensiven kurzkettigen Fettsäuren und ihren Salzen und Estern können geruchsbindende Stoffe zugemischt werden, etwa Cyclodextrine.

Die einzelnen Wirkstoffe des erfindungsgemäßen Kombinationspräparats können gemeinsam, d.h. in einer Kapsel oder Tablette vorliegen, oder aber separat verkapselt oder tablettiert. Eine geeignete Form für die tägliche Verabreichung ist beispielsweise das Einbringen der Tagesdosis der Wirkstoffe, separat verkapselt, in einer Blisterpackung, etwa mit zwei Kapseln von Natriumoder Kalziumpropionat ä 0,5 g und einer Kapsel oder Tablette an Dimethylfumarat ä 120 mg oder 240 mg. Etwaige Vitaminzusätze, insbesondere Vitamin B, werden in diesem Fall dem Fettsäuresalz zugemischt.

In Versuchen mit MS-Patienten konnte gezeigt werden, dass die kombinierte Verabreichung von Fumaraten (2x 120 oder 240 mg pro Tag) und Natriumpropionat (2x 0,5 g pro Tag) zu einer signifikanten Erhöhung der Treg- Zellen um den Faktor 1 ,6 führte. Im Vergleich dazu ergab sich bei anderen üblichen Mitteln zur Behandlung von MS zusammen mit Natriumpropionat nur eine Zunahme um den Faktor 1 ,1 . Die überproportionale Steigerung der Treg- Zellenzahl steht für eine entsprechende Minderung der Autoimmunreaktion. Fumarate und kurzkettige Fettcarboxylate wirken somit synergistisch zusammen.

Die Erfindung betrifft ferner die Verwendung von C3-s-Carbonsäuren, deren physiologisch vertretbaren Salzen und Estern mit Ci-s-Alkylalkoholen zusammen mit Fumarsäureestern und ihren Salzen und gegebenenfalls mit Vitamin B12 als unterstützende Immunmodulatoren bei Autoimmunerkrankungen. Des Weiteren können diese Kombinationen auch zur Herstellung eines Medikamentes zur Begleitung der Therapie von Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, wie auch als Nahrungsergänzungsmittel mit immunmodulierender Wirkung. Die erfindungsgemäßen Säuren, insbesondere Propion- und Buttersäuren, haben Auswirkungen auf die Darmphysiologie und das dortige Mikrobiom. So nehmen sie Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms. Die Anzahl an Propionat bzw. Butyrat abbauenden Bakterien erhöht sich signifikant; der Einfluss auf die normale Darmflora bleibt dagegen gering. Dem gegenüber vermindern langkettige Carbonsäuren (Laurinsäure) die Zahl der Provotellaceae und einiger Familien von Bacteroidetes phylum bei Mäusen signifikant.

In der Fachwelt wird die Verbindung des metabolischen Syndroms mit entzündlichen Erkrankungen und insbesondere auch MS und Psoriasis diskutiert. Das metabolische Syndrom geht in der Regel einher mit einer Störung des intestinalen Mikrobioms. Propionat ist geeignet, derartigen Störungen entgegen zu wirken und Fehlentwicklungen zu beheben.

Bei der Behandlung von chronischen Entzündungszuständen und Haut können die erfindungsgemäßen zum Einsatz kommenden Carbonsäuren und ihre Ester und Salze mit anderen üblichen Mitteln kombiniert werden. Die Erfindung betrifft entsprechend auch ferner die Verwendung von C3-8- Carbonsäuren, deren physiologisch vertretbaren Salzen und Estern mit C1-8- Alkylalkoholen zusammen mit Fumarsäureestern und ihren Salzen und Vitamin B12 als unterstützende Immunmodulatoren bei MS und Psoriasis. Es hat sich gezeigt, dass sich die topische und die orale Anwendung von Propionsäure und Propionaten in ihren physiologischen Wirkungen weithin entsprechen. Insoweit erlauben die nachstehend beschriebenen Untersuchungen an Mäusen, denen Fettsäuren oder deren Salze oral verabreicht wurden, auch Rückschlüsse auf die topische Anwendung.

In mit Propionsäure behandelten Mäusen nimmt mit der Veränderung der Flora auch die Zahl der regulatorischen T-Zellen zu (CD4+ CD25+ Foxp3+ Treg). Genexpressionsanalysen von Signaturzytokinen zeigen erhöhte Werte für TGFßl , IL-10 - im Allgemeinen anti-entzündliche Botenstoffe - und Foxp3 bei mit Propionsäure gefütterten Mäusen mit experimenteller autoimmuner Enzephalomyelitis (EAE).

Die aliphatische Kettenlänge der Carbonsäuren hat ferner eine Auswirkung auf die Th1/Th7-vermittelte Autoimmunität und die regulatorische Antwort der Treg im Mausmodell in vivo. Mäuse mit einer an Laurinsäure angereicherten Diät zeigten in EAE-Modell eine signifikante Reduktion der TH1 - und TH17-Zellen im Dünndarm und gleichzeitig eine Ansammlung von Th1 /Th17 im zentralen Nervensystem, was dafür spricht, dass die Steuerung der entzündlichen Zellen aus dem Darm ins Gehirn/Rückenmark gefördert wird. Propionsäure führte dagegen unter ansonsten gleichen Bedingungen zu einer deutlichen Zunahme von TGFßl , IL-10 und Foxp3. Insgesamt ergab sich im Modell der MS bei Mäusen, die einer Diät mit langkettigen Fettsäuren unterworfen wurden, gegenüber einer Kontrollgruppe eine Verschlechterung des Zustands nach Einsetzen der induzierten Erkrankung, bei Mäusen die Propionsäure erhielten, bei prophylaktischer Anwendung, eine deutliche Verbesserung. MS und Psoriasis zeigen weithin Parallelen.

Im Ergebnis scheint Propionsäure in der Lage zu sein, ein gestörtes Gleichgewicht von Treg und Effektor-T-Zellen (Th1 /Th17) zu ändern beziehungsweise zu normalisieren. Gerade Psoriasis-Patienten weisen ein solch gestörtes Gleichgewicht auf. Experimentelles Unter standardisierten Bedingungen gehaltene Mäuse wurden normal, mit einer an langkettigen Fettsäuren (30,9%. Laurinsäure) angereicherten Diät und 200 μΙ täglich oral verabreichten Propionat ernährt. Das Propionat wurde entweder zum Zeitpunkt der Induktion der Erkrankung (DI) oder bei Eintritt der Erkrankung (OD) verabreicht.

Zur Induktion der EAE wurden die Mäuse anästhetisiert und mit insgesamt 200 μg MOG35-55 und 200 μg Freund Adjuvans (CFA) mit 4 mg/ml M. Tuberkulosis in zwei Subkutaninjektionen von 50 μΙ Emulsion links und rechts der Schwanzbasis behandelt. Pertussistoxin (200 mg/Maus) wurde intraperitoneal an den Tagen 0 und 2 nach der Induktion verabreicht. Die klinische Bewertung wurde täglich nach einer 5 Punkte-Skala (SEM) vorgenommen. Die Bewertung war wie folgt:

0 = normal

1 = Schwanzlähmung, beeinträchtigt das Aufrichten

2 = Gangataxie

3 = Paraparese der Hinterbeine

4 = Tetraparese

5 = Tod

Mäuse mit einem SEM von 4 oder 5 wurden ausgeschlossen. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen dargestellt.

Fig. 1 zeigt eine Auflistung der Mäusepopulation, die mit einer an Laurinsäure reichen Diät gefüttert wurden gegenüber einer Kontrollgruppe. Die Erkrankung setzte nach etwa zehn Tagen ein und erreichte nach siebzehn Tagen ihren Höhepunkt. Die Kontrollgruppe schnitt hinsichtlich der SEM-Werte besser ab als die Gruppe mit der an Laurinsäure reichen Diät.

Fig. 2 zeigt ein Diagramm, in dem die mit Propionsäure gefütterte Mäusepopulation einer Kontrollgruppe gegenüber gestellt wurde. Dabei wurde die Propionsäure entweder am Tag der Immunisierung (DI) oder am Tag des Auftretens der Symptome (OD) verabreicht. Es zeigte sich, dass die Gruppe, der die Propionsäure am Tage der Erkrankung verabreicht wurde, einen signifikanten günstigeren Verlauf der Erkrankung aufwies, als die Kontrollgruppe.

Fig. 3 zeigt den Einfluss von Propionsäure auf die relative axionale Dichte, die Demyelination der weißen Substanz und die Zahl der CD3+-Zellen. In jedem Fall ergibt sich durch die Verabreichung von Propionsäure eine deutliche Verbesserung des Zustands gegenüber der Kontrollgruppe für Propionsäure. Fig. 4 zeigt den Einfluss der Verabreichung von Propionsäure auf die CD4+- CD25+ Foxp3-Zellen mit einer signifikanten Erhöhung gegenüber der Kontrollgruppe.

Fig. 5 zeigt den Einfluss der an Laurinsäure reichen Diät auf die CD4+ CD25+ Foxp3-Zellen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Die Verabreichung der langkettigen Fettsäure führt gegenüber dem Vergleichswert zu einer Verminderung der T-Zellen. Die Verminderung ist abhängig von der Konzentration der langkettigen Fettsäure.

Fig. 6 zeigt eine Gegenüberstellung des Verhältnisses der Treg-Zellen nach Verabreichung von 2x 0,5 g Natriumpropionat zusammen mit einem eingeführten Mittel zur Behandlung von MS in der üblichen Dosis vor und nach 14-tägiger Behandlung.

Für die Kombination von Natriumpropionat und Dimethylfumarat (2x 120 oder 240 mg täglich) ergab sich eine Steigerung der Zahl der Treg-Zellen um den Faktor 1 ,6. In einer Vergleichsgruppe, die mit der patientenspezifischen Dosis Interferon beta (Betaferon, Rebif 22), Glatirameracetat, Teriflunomid oder Fingolimod zusammen mit der oben angegebenen Menge Natriumpropionat behandelt wurde, stieg die Zahl der Treg-Zellen noch um das 1 ,1 -fache.

- Patentansprüche -