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Title:
THERAPEUTIC, PROPHYLACTIC AND DIAGNOSTIC AGENT FOR CANCER, USEFUL FOR CHARACTERISING CANCER CELLS WITH INDIVIDUAL PROPERTIES
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/1998/046252
Kind Code:
A1
Abstract:
A therapeutic or prophylactic agent for cancer is disclosed which damages the membrane and kills cancer cells, in particular of the blood-forming system, having membrane protein aggregates which contain several core histones or largely core-like histones and/or their parts. The therapeutic or prophylactic agent contains at least one pure histone or its active sequence section selected from the group composed of histone H1, H1 subtypes, H2A, H2B, H2A:H2B dimer, H3 and H4, covalent modified histones of the above-mentioned type and/or their active sections and functionally and structurally similar proteins (protamines, histone-like proteins of prokaryotic and archae bacteria).

Inventors:
ZEPPEZAUER MICHAEL (DE)
LEINENBACH HANS-PETER (DE)
CLASS REINER (US)
FASSBENDER CORDULA (DE)
Application Number:
PCT/EP1998/002112
Publication Date:
October 22, 1998
Filing Date:
April 09, 1998
Export Citation:
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Assignee:
SYMBIOTEC GMBH (DE)
ZEPPEZAUER MICHAEL (DE)
LEINENBACH HANS PETER (DE)
CLASS REINER (US)
FASSBENDER CORDULA (DE)
International Classes:
A61K38/16; A61K38/17; A61P7/00; A61K38/00; A61P35/00; C07K14/705; (IPC1-7): A61K38/16; G01N33/574
Domestic Patent References:
WO1993021943A11993-11-11
Foreign References:
EP0392315A11990-10-17
DE3737274A11989-06-01
EP0438756A11991-07-31
Other References:
R. CLASS ET AL.: "HISTONE H1 SUPPRESSES TUMOR GROWTH OF LEUKEMIA CELLS IN VITRO, EX VIVO AND IN ANIMAL MODEL SUGGESTING EXTRACELLULAR FUNCTIONS OF HISTONES.", AMERICAN JOURNAL OF CLINICAL ONCOLOGY (CANCER CLINICAL TRIALS), vol. 19, no. 5, October 1996 (1996-10-01), NEW YORK, N.Y., US, pages 522 - 531, XP002073894
Attorney, Agent or Firm:
P�tzold, Herbert (Gr�felfing, DE)
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Claims:
ANSPRÜCHE
1. Krebstherapeutikum auf der Basis von Histonen oder histonähnlichen Proteinen (Protamine sowie histonähnliche Proteine von Prokaryonten und/oder Arche), insbesondere Histon H1, oder wirksamen Teilen hiervon, zur Behandlung von Krebszellen, insbesondere des blutbildenden Systems, mit individuellen zellmembranständigen Rezeptorproteinen, die verschiedene Histone oder histonähnliche Polypeptide und/oder deren Teilen enthalten oder im wesentlichen aus ihnen bestehen.
2. Therapeutikum nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es in der Membran der Krebszelle mit einem Rezeptorprotein reagiert, das wenigstens drei verschiedene Polypeptide enthält oder aus ihnen besteht, die einzetnen CoreHistonen oder Teilen hiervon zuzuordnen sind.
3. Therapeutikum nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die drei verschiedenen Molmassen im Bereich von 11 kDa, 14 kDa und 15 kDa, insbesondere 11175 + 40 Da, 17730 + 40 Da und 15035 + 80 Da liegen.
4. Therapeutikum nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Rezeptorprotein eine Peptidsequenz enthält, welche mit einer Homologie von über 90 % dem Sequenzabschnitt 2359 des humanen Histons H4 (Molmasse 11282 Da) entspricht.
5. Therapeutikum nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Rezeptorprotein zusätzlich zu dem H4Sequenzabschnitt zwei weitere Peptidsequenzen enthält, welche mit hoher Homologie Sequenzabschnitte von humanem H2B (Molmasse 13 774 Da) und humanem H3 (Molmasse 15 324 Da) entsprechen.
6. Therapeutikum nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Rezeptorprotein coreHistone oder coreHiston ähniiche Polypeptide in nucleosomartigen oder nukleosomähnlichen Aggregaten enthä ! t oder aus ihnen besteht.
7. Therapeutikum nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es wenigstens ein Histon oder dessen wirksamen Sequenzabschnitt enthält, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus einem Histon H1, den reinen H 1Subtypen, H2A, H2B, H2A : H2BDimer, H3 und H4.
8. Therapeutikum nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß es Histon H1 oder einen wirksamen Sequenzabschnitt hiervon enthält.
9. Therapeutikum nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der wirksame Histon H1Abschnitt die globuläre H1Domäne in Verbindung mit der vollständigen Nterminalen Domäne oder einem Sequenzabschnitt hiervon ist.
10. Therapeutikum nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der wirksame Histon H1Abschnitt die globuläre H1Domäne in Verbindung mit der Cterminalen Domäne oder einem Sequenzteilabschnitt hiervon ist.
11. Therapeutikum nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der wirksame Histon H1Abschnitt die globuläre H1Domäne in Verbindung mit der vollstandigen Nterminalen Domäne und einem Sequenzteilabschnitt der Cterminaien Domäne ist.
12. Therapeutikum nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der wirksame Histon H1Sequenzabschnitt die globuläre H1Domäne sowohl in Verbindung mit einem Sequenzteilabschnitt der Cterminalen Domäne als auch in Verbindung mit einem Sequenzteilabschnitt der N terminalen Domäne ist.
13. Therapeutikum nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß es wenigstens einen humanen H1Subtyp oder dessen wirksamen Sequenzabschnitt enthält.
14. Therapeutikum nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der wirksame H1.0Abschnitt die globuläre Domäne in Verbindung mit der vollständigen Nterminalen Domäne oder Teilsequenzen hiervon mindestens ab der 11., insbesondere ab der 16. bis 20. Aminosäure und/oder in Verbindung mit der vollständigen Cterminalen Domäne oder Teilsequenzen hiervon mindestens bis zur 99. bis 119. Aminosäure ist.
15. Therapeutikum nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß der wirksame H1. 1Abschnitt die globuläre Domäne in Verbindung mit der vollständigen Nterminalen Domäne oder Teilsequenzen hiervon mindestens ab der 16., insbesondere ab der 20. bis 26. Aminosäure und/oder in Verbindung mit der vollständigen Cterminalen Domäne oder Teilsequenzen hiervon mindestens bis zur 118138 Aminosäure ist.
16. 16 Therapeutikum nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der wirksame H1.2Abschnitt die globuläre Domäne in Verbindung mit der vollständigen Nterminalen Domäne oder Teilsequenzen hiervon mindestens ab der 16., insbesondere ab der 20. bis 26. Aminosäure und/oder in Verbindung mit der vollständigen Cterminalen Domäne oder Teilsequenzen hiervon mindestens bis zur 105. bis 125. Aminosäure ist.
17. Therapeutikum nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der wirksame H1.3Abschnitt die globuläre Domäne in Verbindung mit der vollständigen Nterminalen Domäne oder Teilsequenzen hiervon mindestens ab der 16., insbesondere ab der 20. bis 26. Aminosäure und/oder in Verbindung mit der vollständigen Cterminalen Domäne oder Teilsequenzen hiervon mindestens bis zur 117. bis 137. Aminosäure ist.
18. Therapeutikum nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der wirksame H1.4Abschnitt die globuläre Domäne in Verbindung mit der vollständigen Nterminalen Domäne oder Teilsequenzen hiervon mindestens ab der 16., insbesondere ab der 20. bis 26. Aminosäure und/oder in Verbindung mit der vollständigen Cterminalen Domäne oder Teilsequenzen hiervon mindestens bis zur 116. bis 136. Aminosäure ist.
19. Therapeutikum nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß es wenigstens ein Histon und/oder seinen wirksamen Sequenzabschnitt enthält, das bzw. die die Fähigkeiten besitzen, die im Rezeptorprotein aggregierten Polypeptide zu größeren Überstrukturen zu vernetzen.
20. Therapeutikum nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß einzelne Aminosäuren der Histone oder deren Teile im Therapeutikum durch solche mit gleichen oder ähnlichen physikalischen Eigenschaften ersetzt sind.
21. Therapeutikum nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß in der Sequenz des humanen H1.0. die Mutationen K 19 R und K 20 R eingeführt sind, sowie weitere KR Mutationen enthalten sind, welche den Unterschieden zwischen Histon H5 und H1 bei Vögeln entsprechen.
22. Therapeutikum nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß es dem Histon H5 aus Hühnererythrozyten entspricht oder seinem wirksamen Abschnitt, dessen Cterminaler Sequenzabschnitt die Positionen 98131 oder die Positionen 98151 umfaßt.
23. Therapeutikum nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß der Cterminale Sequenzteilabschnitt im wesentlichen durch den Sequenzabschnitt 98 bis 131 oder durch den Sequenzabschnitt 98 bis 151 bestimmt ist.
24. Verfahren zur Diagnose von individuellen Krebszellen mit CoreHistone oder coreähnliche Histone und/oder deren Teile enthaltenden Rezeptorproteinen in den Membranen solcher Krebszellen unter Verwendung von mit den Rezeptorproteinen vernetzbaren oder an sie bindbaren Proteinen auf der Basis von Histonen einschließlich Protaminen und Proteinen aus Prokaryonten und/oder Arche, insbesondere Histon H1, oder Teilen solcher Stoffe, die an das Rezeptorprotein binden bzw. sich mit ihm vernetzen.
25. Verfahren zur Diagnose von individuellen Krebszellen mit CoreHistonen oder coreähnlichen Histonen und/oder deren Teile enthaltenen Rezeptorproteinen in den Membranen solcher Krebszellen unter Verwendung von Antikörpern, die die Rezeptorproteine oder die durch deren Aggregation bestehenden Strukturen (räumliche oder Konformetionsepitope) erkennen.
26. Prophylaktikum auf der Basis von Histonen oder histonähnlichen Proteinen (Protamine, bakterielle Proteine von Prokaryonten und/oder Arche), insbesondere Histon H1 oder wirksamen Teilen hiervon zur Unterdrückung der Bildung von Krebszellen mit individuellen zelimembranständigen Rezeptorproteinen, die verschiedene Histone oder histonahnliche Polypeptide und/oder deren Teilen enthalten oder im wesentlichen aus ihnen bestehen.
Description:
KREBSTHERAPEUTIKUM/PROPHYLAKTIKUM UND DIAGNOSE ZUR CHARAKTERISIERUNG VON KREBSZELLEN MIT INDIVIDUELLER EIGENSCHAFT Die Erfindung betrifft ein Krebstherapeutikum/Prophylaktikum auf der Basis von Histonen oder histonähnlichen Proteinen (Protamine, bakterielle Proteine).

Nach Reiner Class et al. in Am. J. Clin. Oncol. (CCT) 19 (5) 1996, S. 552- 531 ist die Wirkung von Histon H1 auf Krebszellen dadurch erklärt, daß Krebszellen, welche von Histon H1 abgetötet werden, in ihrer Zellmembran ein sogenanntes Rezeptorprotein besitzen, welche das verabreichte Histon H1 binden kann. Das Rezeptorprotein wurde durch Affinitätschromatographie an immobilisiertem Histon H1 isoliert. Nach Ergebnissen der SDS-PAGE Elektrophoresetechnik besitzt das Rezeptorprotein eine phoretische Beweglichkeit, die einer Molmasse im Bereich von 33000 Da (33 kDa) 2000 Da entspricht.

Die Bindung von H1 mit dem membranständigen Rezeptorprotein führt zu einer Zerstörung der Membranintegrität, so daß lösliche Zellbestandteile, wie gelöste Proteine, lonen und andere Stoffe unkontrolliert aus der Krebszelle nach außen entweichen oder anderer Stoffe in die Zelle einströmen können und die Zelle dadurch abstirbt.

Die Erfindung geht von der Überlegung aus, daß Tumorzellen unterschiedlichen histologischen Ursprunges, z. B. Leukämien, Lymphome, Sarkome, Carcinome, Melanome u. a. besondere individuelle Eigenschaften besitzen und daß bei näherer Kenntnis dieser individuelien zellinienspezifischen Eigenschaften diese einen Ansatz für eine neue

wirksame Therapie bieten können. Es konnte gezeigt werden, daß das Rezeptorprotein überraschenderweise nicht charakteristisch ist für einen oder mehrere bestimmte Zelltypen, sondern eine individuelle zellinientypische Eigenschaft von Krebszellen darstellt, die einer gezielten Therapie zugänglich gemacht werden konnte.

Die Erfindung hat sich damit zum Ziel gesetzt, nähere Kenntnisse über das Rezeptorprotein zu erhalten, die eine neue Lehre zur therapeutischen und prophylaktischen Behandlung bzw. Unterdrückung von solchen individuellen Krebszellen mit derartigen Rezeptorproteinen zu vermitteln.

Die Erfindung umfaßt damit auch eine Diagnose zur Erkennung von Krebszellen, die als individuelle Eigenschaft solche Rezeptorproteine enthalten, so daß der Erfolg der neuen Lehre zur therapeutischen Behandlung solcher individueller Krebszellen auch vorherbestimmbar ist und damit gezielt zur Anwendung gebracht werden kann. Dies bedeutet, daß die Krebszellen nach Maßgabe des Erfolges einer Behandlung mit dem erfindungsgemäßen Therapeutikum auf eine neue Weise klassifizierbar sind. Sobald gesicherte Erkenntnisse vorliegen, die die Neigung von bestimmten Menschen zu derartigen individuellen Krebszellen vorhersehen lassen, ist das erfindungsgemäße Therapeutikum auch prophylaktisch anwendbar. Das wird vor allem dann der Fall sein, wenn bei diesen Menschen der natürliche Histonspiegel im Blut als zu niedrig erkannt ist.

Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß das vorstehende Rezeptorprotein in der Membran von individuellen Krebszellen, insbesondere Krebszellen des blutbildenden Systems, wie Leukämien, Lymphome, Myelome, verschiedene Histone oder histonähnliche Polypeptide und/oder deren Teile enthält oder aus ihnen im wesentlichen besteht, die eine Bindung oder Vernetzung mit zugeführten Histonen oder histonähnlichen Proteinen (Protamine oder bakterielle Histone) eingehen, wobei es sich um therapeutische oder diagnostische Maßnahmen handeln kann. Als diagnostische Mittel können auch geeignete Antikörper in Frage kommen, welche die Rezeptorproteine oder deren Strukturen erkennen.

Die Erfindung ist gekennzeichnet durch die Merkmale der nebengeordneten Ansprüche 1,24,25 und 26. Vorteilhafte Ausführungen ergeben sich aus den Merkmalen der Unteransprüche und der nachfolgenden Beschreibung.

Unter histonähnlichen Proteinen werden hier Protamine und bestimmte bakterielle Proteine verstanden. Einige histonähnliche Proteine bakterieller Herkunft sind unter Angaben der Literaturstellen nachstehend in Tabelle 1 aufgeführt, wobei die Histonähnlichkeit der bakterielien Proteine strukturell mittels Röntgenstrukturanalysen an kristallinen Proteinen, funktionell mittels DNA-Bindungs-und Transkriptionsstudien und biochemisch mittels Sequenzhomologien zu Histon H1 nachgewiesen wurde.

TABELLE 1 ProteinBakteriumLiteraturstelle HmfMethanothermusRonimusR.S.undMusgraveD.R.(1996) HAN1fervidusPurificationandcharacterizationofahiston-like HAN2proteinfromArchaeal isolateAN1,amemberof theThermococcales. Mol.Microbiol.20:77-86 HAN1ThermococcusRonimusR.S.undMusgraveD.R.(1996) spec.Agene,han1A,encodinganarchaealhistone- likeproteinfromtheThermococcusspecies AN1:homologywitheukaryalhistone consensussequencesandtheimplicationsfor delineationofthehistonefold. Biochim.Biophys.Acta,1307:1-7 HMfAMethanothermusDecanniereK.,SandmanK.,ReeveJ.N., HMfBfervidusHeinemannU.(1996) CrystallizationandpreliminaryX-ray characterizationoftheMethanothermus fervidushistonesMMfAandHMfB. Proteins,24:268-71 Hc1ChalmydiaPetersenL.B.,BirkelundS.undChristiansen Hc2trachomatisG.(1996) PurificationofrecombinantChlamydia trachomatishistoneH1-likeproteinHc2,and comparativefunctionalanalysisofHc2and Hc1. Mol.Microbiol.20:295-311 MC1MetanosarcinaTeyssierC.,ToulmeF.,TouzelJ.P.,Gervais spec.A.,MaurizotJ.C.undCulardF.(1996) Preferentialbindingofthearchaebacterial histone-likeMC1proteintonegatively supercolledDNAminicircles, Biochemistry,25:7954-7958 BpH1Bordetella ScarlatoV.,AricoB.,GoyardS.,RicciS., pertussisManettiR.,PrugnolaA.,Polverino-De-Laureto P.,UllmannA.undRappuoliR.(1995) Mol. Microbiol.,15:871-881

Es wurde erfinderseits zunächst das vorstehend erwähnte Rezeptorprotein in der Membran von individuellen Krebszellen charakterisiert.

Eine massenspektrometrische Analyse mittels der MALDI-MS Technik (matrix-assisted laser desorption/ionization mass spectrometry) ergab, daß die elektrophoretisch einheitliche Proteinbande drei Proteine mit den Molmassen 11,2 ; 13,7 und 15 kDa enthielt.

Im einzelnen ergaben sich folgende Mittelwerte : 11175 40 Da 13730 i 40 Da und 15035 80 Da Die Mittelwerte berechnen sich aus einfach-und doppelt geladenen Molekülionensignalen und vier bis sechs Summenspektren, die von der untersuchten Probe aufgenommen werden.

Im Vergleich zu den vorstehenden drei Molmassen der Polypeptide des Rezeptors weisen die nachstehenden humanen Histonsequenzen folgende Molmassen auf : H4 11282 Da H2B 13774 Da H3 15324 Da und H2 14004 Da Die Sequenzanalyse mittels automatisiertem Edman-Abbau identifizierte eine Peptidsequenz, welche dem Abschnitt 23-59 des humanen Histons H4 entspricht, sich aber in den Positionen 23 und 35 unterscheidet, was einer Homologie von 97,2% bezogen auf die bekannte Sequenz des Histons H4 in gesunden Zellen entspricht.

Diese Befunde lassen den überrschenden Schluß zu, daß das besagte Rezeptorprotein aus Proteinen besteht oder solche Proteine enhält, die den Histonen H4, H2B und H3 zugeordnet werden können oder ihnen sehr ähnlich sind. Ihr Vorkommen in der Membran von individuellen Krebszelien ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf die tumorbedingte Entartung zurückzuführen, desgleichen ihre mengenmäßige Zusammensetzung und möglichen Strukturunterschiede zu den im Nucleosom befindlichen Histonen.

Nach der Erfindung lassen sich die auf der Zelimembran von Krebszellen in vergleichsweiser hoher Konzentration vorkommenden Histone der Klassen H2A, H2B, H3 und/oder H4 (die sog. Core-Histone) durch äußere Zugabe von Histonen, insbesondere Histon H1 oder wirksamen Sequenzteilen derselben zu größeren Aggregaten vernetzen, wodurch die Membranintegrität zerstört wird und die Krebszellen abgetötet werden. Bei den Histonen kann es sich um natürliche Histone, z. B. aus bovinem Material oder auch um rekombinante Histone handeln. Es kann sich auch um kovalent modifizierte Histone oder Histonabschnitte oder funktionell und strukturell ähnliche Proteine handeln. Als geeignete kovalente Modifikationen können z. B. Derivate mit Polyoxyethylenketten ("PEGylierung") dienen. Funktionell oder strukturell ähnliche Proteine sind z. B. Protamine oder histonähnliche Proteine aus Prokaryonten oder Arche.

Es ist bekannt, daß die Histon H1-Moleküle die zu den sog. Nucleosomen organisierten Aggregate der Core-Histone weiter verknüpfen können, wodurch die kondensierte Form des Chromatins entsteht. Dazu sind weitgehend intakte H1-Moleküle notwendig, welche einen kompakt gefalteten Mittelteil (den"globulären"Teil) und die angeschlossenen flexiblen, N-und C-terminalen Domänen aufweisen.

Aus dieser Erkenntnis ließ sich erfindungsgemäß eine Methode ableiten, den zytotoxisch wirksamen Bereich des Histon H1 Moleküls zu ermitteln, der eine Vernetzung oder Bindung mit dem Core-Histonen in Zellmembranen von individuellen Krebszelien weitgehend sicherstellt.

Hierzu wurden in Zytotoxizitätsstudien als wirksame Substanzen teils das rekombinant gewonnene Histon H5 aus Hühnererythrozyten eingesetzt, welches eine erythrozytenspezifische Variante des H1 darstellt. Teils wurden Fragmente dieses Histons eingesetzt, bei welchen entweder beide der terminalen Domänen stark gekürzt wurden, oder die C-terminale Domäne sukzessive verkürzt wurde. Diese Fragmente und ihre gentechnische Herstellung wurden von Gerchman et al in Protein Expression & Purification, 5 (1994), Seiten 242-251 beschrieben.

Die nachstehende Abbildung zeigt die verwendeten H5 Fragmente und ihren strukturellen Aufbau und zwar das vollständige Molekül H5, im wesentlichen nur seinen globularen Abschnitt (GH5), den globularen Abschnitt in Verbindung mit der N-terminalen Domäne (NGH5), den globulären Abschnitt in Verbindung mit der N-terminalen Domäne und demC-terminalen Abschnitt 98-131 (NGC1 H5) und schließlich den globulären Abschnitt in Verbindung mit der N-terminalen Domäne und dem C-terminalen Abschnitt 98-151 (NGC2H5). Alle eingesetzten Proteine und Kulturmedien waren auf Endotoxinfreiheit getestet. gtobutäre Domine N-terminale Domine 24-97 C-terminale Domane

Die vorstehende schematische Darstellung der 3 strukturellen Domänen des Moleküls Histon H5, GH5, NGH5, NGC1 H5 und NGC2H5 bezeichnen rekombinant gewonnene Histonfragmente.

Zur Untersuchung möglicher Struktur-Funktionsbeziehungen der Wirkung von H1 aus Kalbsthymus auf entartete Zellen wurden Vergleichsexperimente mit den zur Verfügung stehenden, rekombinant gewonnenen Histonteilsequenzen aus H5 gemacht. Es wurden die primären Leukämiezellen einer Patientin mit AML, die Leukämiezellen der Linie IM9 und die Lymphomzellen der Zellinie OH77 getestet. In allen Ansätzen wirkte H1 in einer Konzentration von 250 pg/ml zytotoxisch. Die längeren Teilsequenzen NGC1H5 und NGC2H5 hatten im Fall der AML und der Lymphomzellen zu H1 vergleichbare, bei den Zellen der Zellinie IM9 sogar stärkere Wirkung als Histon H1. Der globuläre Teil GH5 und die Teilsequenz NGH5 provozierten bei allen Zelltypen die geringsten, wachstumshemmenden Effekte. Die Teilsequenzen wurden jeweils in zu H1 aquimolaren Mengen eingesetzt. Die Ergebnisse sind nachstehend in den Beispielen 1 bis 5 zusammengefaßt.

Zytotoxlzitätsinndex

Das vorstehende Diagramm zeigt die Zytotoxizität von Histon H1 und Histonteilsequenzen für Primäre Leukämiezellen einer Patientin mit AML (akute myelomische Leukämie).

In den Beispielen 1 bis 5 wurden 1 x 106 Zellen/ml für 48h unter Standardbedingungen wie folgt inkubiert : H1 : Histon H1 ; rekombinante Teilsequenzen von Histon H5 : GH5 : Teilsequenz GH5 ; NGH5 : Teilsequenz NGH5 ; C1 : Teilsequenz NGC1 H5 ; C2 : Teilsequenz NGC2H5. H1, bzw. die Histonteilsequenzen wurden 12 uM eingesetzt. Die Vitalität der Zellen wurde mit der MTT-Methode bestimmt.

Dargestellt sind die Mittelwerte aus je 4 Parallelexperimenten.

Die nachstehenden Beispiele 6 bis 10 Zytotoxtzitätsindex zeigen die Zytotoxizität von Histon H1 und Histonteilsequenzen für die Zellen einer myelomischen Leukämie der Zellinie IM9.

Weiterhin zeigen die nachstehenden Beispiele 11 bis 15

Zytotoxizitätsindex die Zytotoxizität von Histon H1 und Histonteilsequenzen für die Zellen eines Lymphoms der Zellinie OH77.

In den Beispielen 6 bis 15 wurden 5 x 104 Zellen/ml für 48h unter Standardbedingungen wie folgt inkubiert : H1 : Histon H1 ; rekombinante Teilsequenzen von Histon H5 : GH5 : Teilsequenz GH5 ; NGH5 : Teilsequenz NGH5 ; C1 : Teilsequenz NGC1H5 ; C2 : Teilsequenz NGC2H5. H1, bzw. die Histonteilsequenzen wurden 12 pM eingesetzt. Die Vitalität der Zellen wurde mit der MTT- Methode bestimmt. Dargestellt sind die Mittelwerte aus je 4 Parallelexperimenten.

Aus den Beispielen geht hervor, daß die globuläre Domäne des H1 (oder H5) Moleküls GH5 eine nur geringe oder keine zytotoxische Wirkung aufweist (Cytotoxizitätsindex unter 20). Ahnliches gilt für das Fragment

NGH5, bei welchem die C-terminale Domäne fast völlig fehit. Wenn diese Domäne mit wenigstens den Resten 108-131 vertreten ist und die N terminale Domäne intakt ist (NGC1 H5), dann liegt ein Fragment vor, dessen Wirksamkeit die des intakten Histonmoleküls erreichen oder übertreffen kann (Beispiele 4 und 9). Ein Gleiches gilt für das Fragment NGc2H5 in welchem nur noch 38 Aminosäuren der C-terminalen Domäne fehlen.

Ähnliche Beziehungen gelten entsprechend für Fragmente mit verkürzter N- terminale Domäne und intakter C-Domäne.

Es liegt nahe, statt Histon H5 humane Subtypen von H1, z. B. insbesondere H1.1 ; H1.2 ; H1.3 ; H1.4 und H1.0 oder deren Teile erfindungsgemäß einzusetzen.

Beispiele 16 bis 18 CYTOTOXIZITATSINDEX HISTONKONZENTRATION g/ml

Die Beispiele 16 und 17 zeigen die Wirksamkeit der rekombinant (rh) gewonnen humanen Subtypen H1.0 und H1.2 im Vergleich zu den aus Kalbsthymus (bov) gewonnenen Histonen H1 auf Zellen eines Burkitt- Lymphoms der Zellinie Daudi (Beispiel 18).

Die nachstehende Tabelle 2 zeigt die genannten humanen H 1-Subtypen mit ihren N-und C-terminalen Domänen jeweils in Verbindung mit der hier nicht genannten globulären Domäne zwischen den N-und C-terminalen Domänen sowie den notwendigen N-und C-terminalen Abschnitten, bei denen in Analogie zu den vorstehenden Ergebnissen mit dem Histon H5 vom Huhn zytotoxische Wirkung gegenüber Krebszellen mit membranständigen Core- Histonrezeptoren zu erwarten sind.

TABELLE 2 N-termin. C-termin. notwendige. notwendige.

Domäne Domäne N-Domäne C-Domäne H 1.1.1-40 118-214 ab 16 ; 20-26 118-138 H 1.2.1-38 105-212 ab 16 ; 20-26 105-125 H 1.3.1-39 117-220 ab 16 ; 20-26 117-137 H 1.4.1-38 116-218 ab 16 ; 20-26 116-136 H 1.0.1-25 99-193 ab 11 ; 16-20 99-119 In der hier vorgenommenen Einteilung wurden als C-und N-terminale Bereiche diejenigen definiert, welche in ihren Sequenzen Prolin (P) enthalten, weil Prolin die Ausbildung von Helices verhindert, da es eine Streckung der Polypeptid-Kette bewirkt.

Die Grenzen für die Domänen werden in der Literatur unterschiedlich angegeben. Beim H5 des Huhns zählen manche Autoren den N-Terminus von 1-18 und die globuläre Domäne 19-108, während Gerchman et al. in der vorstehenden Literaturstelle diese als die Sequenz 24-96 definieren.

Zusammenfassend ergibt sich, daß die Proteine des individuellen Krebszellenrezeptors nach derzeitigen Erkenntnissen ein Aggregat aus den Core-Histonen H2A, H2B, H3 und/oder H4 darstellt oder solche Histone oder coreähnliche Histone enhält. Ob auch DNA an der Membranoberfläche vorkommt kann derzeit nicht mit Bestimmtheit gesagt werden.

Ausgeschlossen ist es nicht.

Es ist ebenfalls nicht ausgeschlossen, daß infolge der neoplastischen Entartung in der Krebszelle Protamine synthetisiert werden können und statt der Core-Histone oder gemeinsam mit ihnen in der Zellmembran lokalisiert werden, die mit Histonen oder histonähnlichen Proteinen vernetzbar oder bindbar sind.

Die dem Kern des Nukleosoms angehörenden Histone (Core-Histone) sind durch nichtkovalente Kräfte stark aneinander gebunden und täuschen somit ein höheres Molekulargewicht vor. Auch auf der Zellmembran, in die sie durch eine tumorbedingte Fehlregulation gelangen, sind sie miteinander assoziiert.

Der Wirkungsmechanismus des erfindungsgemäßen Therapeutikums beruht auf einer weiteren Vernetzung der membranständigen Histone durch (a) von außen angebotene Histone, insbesondere H1 und deren vernetzbaren Teile, (b) durch wirksame kovalent modifizierte Histone oder (c) durch funktionell und/oder strukturell histonähnliche Proteine. Durch die Vernetzung oder Bindung entstehen in der Zellmembran größere Aggregate, die Porencharakter besitzen oder zu Porenbildung in der Membran Anlaß geben oder auch mechanische Deformationen von Zellmembrankomponenten, die mit den Strukturen des Zytoskeletts assoziiert sind, hervorrufen, was zu einer Zerstörung der Membranintegritat und letztlich zum Zelltod führt. Die Beteiligung von Signalweiterleitungsmechanismen und apoptotischen Progressen ist möglich, ist aber nicht der maßgebliche Prozeß, der zum Zelltod führt.

Die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Therapeutikums ist in den nachfolgenden Photografien A bis D verdeutlicht :

Die Fotografie A zeigt unbehandelte Zellen der Lymphomzellinie OH77 in 2000-facher Vergrößerung, die Fotografie B zeigt einen Ausschnitt aus A in 20.000-facher Vergrößerung. Hierdurch wird die typische Oberflächenstruktur einer intakten lymphatischen Tumorzelle verdeutlicht.

Die Photografie D zeigt in 20.000-facher Vergrößerung eine drastische Veränderung dieses Zellausschnittes nach einer 12 Std. Einwirkzeit mit 200pg/ml Histon H1. Es zeigt sich hier, das die Zellen zu einer kugeligen Gestalt kontrahieren, bis sie nach einer Behandlungszeit mit Histon H1 nach 24 Std. disintegrieren wie die Photografie C zeigt.

Verwendet wurde das zugesetzte reine Histon H1 in der oben angegebenen Konzentration jeweils in einem normalen Medium für die Kultivierung von Zellen, wie es in der eingangs genannten Literaturstelle beschrieben ist.

Die Erfindung umfaßt auch ein Verfahren zur Diagnose von individuellen Krebszellen mit den besagten Rezeptorproteinen in den Membranen dieser Krebszellen. Zur Diagnose werden erfindungsgemäß Histone, insbesondere H1 oder deren wirksamen Teile oder geeignete Antikörper verwendet, die an das Reszeptorprotein binden, wodurch erstmals eine Klassifizierung von individuellen Krebszellen ermöglicht ist, die die besagten Rezeptoren aufweisen. Die hierbei zu verwendenden Diagnosetechniken gehören zum Stand der Technik. Zum Stand der Technik gehört auch die Auffindung geeigneter Antikörper, welche die Rezeptorproteine in der Membran der Krebszellen oder die durch die Aggregation entstehenden Strukturen erkennen.