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Title:
THERMATROPIC PARTICLES, METHOD FOR THE PRODUCTION AND USE THEREOF, AND DOPED POLYMERS CONTAINING SAME
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2013/152923
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method for producing thermatropic particles for doping polymer matrices, and to such doped polymers. The doped polymer matrices according to the invention can be used as sun protection, in the form of varnishes, coatings, resins, thermosets, or thermoplastics, for example.

Inventors:
SEEBOTH ARNO (DE)
RUHMANN RALF (DE)
MUEHLING OLAF (DE)
Application Number:
PCT/EP2013/055554
Publication Date:
October 17, 2013
Filing Date:
March 18, 2013
Export Citation:
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Assignee:
FRAUNHOFER GES FORSCHUNG (DE)
International Classes:
C08F2/22; C09D7/45; C09D7/65
Domestic Patent References:
WO2011000688A12011-01-06
WO1993015625A11993-08-19
WO1994002257A21994-02-03
Foreign References:
EP1304161A12003-04-23
EP1258504A12002-11-20
EP0800097A21997-10-08
EP1321182B12007-05-16
US20030109910A12003-06-12
EP1258504B12004-07-21
Other References:
SOLAR CONTROL. MATERIALS., vol. 3, no. 12, 2010, pages 5143 - 5168
ADV. MATER., vol. 4, no. 10, 1992, pages 679
ADV. MATER., vol. 8, no. 5, 1996, pages 408,II
COLLOID POLYM SCI, vol. 272, 1994, pages 1151
ANGEW. CHEM., vol. 104, 1990, pages 1310
Attorney, Agent or Firm:
PFENNING, MEINIG & PARTNER GBR (DE)
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Claims:
Patentansprüche

Verfahren zur Herstellung von thermotropen Partikeln für die Dotierung von Polymermatrizes mit folgenden Schritten: a. Bereitstellung einer organischen Phase enthaltend mindestens eines für eine Polymerbildung geeigneten Monomers sowie mindestens ein organisches Lösungsmittel, b. Bereitstellung einer wässrigen Phase enthaltend mindestens ein Tenstd und/oder mindestens eine grenzflächenaktive Verbindung, c. Herstellung einer Dispersion der wässrigen und der organischen Phase durch Mischen der beiden Phasen, d. ggf. Zugabe mindestens eines Initiators zum Starten der

Polymerbildung, e. 1. Stufe der Polymerbildung zur Ausbildung eines im Wesentlichen sphärischen Partikelkems, f. 2. Stufe der Polymerbildung zum Einbau von der sphärischen Anordnung abweichenden Ankergruppen in der Oberfläche des Partikelkerns und g. Isolierung der thermotropen Partikel.

Verfahren nach Anspruch 1,

dadurch gekennzeichnet, dass Monomer ausgewählt ist aus der Gruppe der Vinylverbindungen, Acrylate, Diole, Diamine, Phenole, Aldehyde, Dicarbonsäuren und Mischungen hiervon, insbesondere

Adipinsäure, Hexamethylendiamin, para-Phenyldiamin,

Terephthalsäure, Sebacinsäure und Derivate, Lysin, Arginin, Histidin, Asparaginsäure, Glutaminsäure, Bisma!inimid und Derivate, Hydrazin und Derivate, Harnstoff und Derivate, Styrol, Vinylchlorid, Vinylacetat, Alkylvinylester, Isopropenylacetat, Acrylnitril, Acrylsäureester, Methylmethacrylat, Octadecylacrylat, Hydroxyethylacrylat,

Allylmethacrylat, Ethylacrylat sowie Mischungen hiervon.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,

dadurch gekennzeichnet, dass die Tenside und/oder grenzflächenaktiven Verbindungen ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus Alkylbenzosulfonate, Alkansulfonate wie Natriumdodecylsulfonat, Fettalkoholsulfonate wie Natrtumlaurylsolfonat, Succinate wie Natri- um-l,4-bis(2-ethylhexoxy)-l,4-dioxobutan-2-sulfonat,

Dodecylbenzylsulfonsäure, Sulfobetaine wie Pyridinium-propyl- Sulfobetain, Pyridinium-Hydroxyl-propyl-sulfobetain, Lauryl- sulfobetain, Dodecyl- und Decylalkylcarboxylat, Na-lauryl-glucose- carboxylat, Diole, Triole, Polyoie, Diamine, Triamine, Dicarbonsäuren, Aminosäuren, Butandiol, Butindiol, Butendiof, n-Butylamide,

Butendiamin, Hexamethylendiamin, Lauryialkohol, Decylalkohol, Tetradecylalkohol, Stearylaikohol, Stearylsäure, Stearylsulfonat, Erucasäure, Hexadecylamin, 1,16-Hexadecyidiamin, Polyoie, insbesondere Voranol P400 {Moimasse 400), Voranol CP 6055 (Molmasse 6000), Voranol RA 800 (Molmasse 280), Polyethylenglycol 400 oder Polyethylenglycol 800, Amino-PEG-Säuren, insbesondere Alpha-[3-(o- Pyridoldisulfido)propanolamido]-omega-succinimidester - octa(ethylene glycol) oder Bzl-0-dPEG(4)-COOH, HO-PEG(24)-CO-tBu, tBu-02C-PEG(12)-COOH, Methoxy-polyethylenglycol, 4-Nonylphenyl- polyethylenglycol, Polyvinylalkohol, PVA oll hydrolysiert-Molmasse 70T, PVA voll hydrolysiert-Molmasse 200T, PVA 98% hydrolysiert- Molmasse 27T, PVA 88% hydrolysiert 125T und Mischungen hiervon.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,

dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis zwischen der organischen und wässrigen Phase, bezogen auf die Gewichtsanteile, im Be- reich von 1:9 bis 9:1, insbesondere im Bereich von 0,6 : 6,3 bis 1,5 : 5 liegt.

5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,

dadurch gekennzeichnet, dass die Polymerbildung eine radikalische Polymerisation, eine Polyaddition oder eine Polykondensation ist.

6. Thermotrope Partikel für die Dotierung einer Polymermatrix mit einem im Wesentlichen sphärischen Partikelkern und, an der Oberfläche des Partikelkerns angeordnet, von der sphärischen Anordnung abweichenden Ankergruppen, wobei sich die Grenzflächenspannung der Ankergruppen (yA) sich von der Grenzflächenspannung der Polymermatrix (yP) um maximal 25m/Nm, insbesondere um maximal 5m/Nm unterscheidet und die Partikel nach dem Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche herstellbar sind.

7. Thermotrope Partikel nach Anspruch 6,

dadurch gekennzeichnet, dass die Partikel einen Durchmesser von 100 nm bis 2 μιη, insbesondere von 250 nm bis 450 nm aufweisen.

8. Thermotrope Partikel nach einem der Ansprüche 6 oder 7,

dadurch gekennzeichnet, dass die thermotrope Schaltung der Partikel reversibel verläuft in einem Temperaturbereich von 25°C bis 80°C.

9. Dotierte Polymere enthaltend eine Polymermatrix mit thermotropen Partikeln nach einem der Ansprüche 6 bis 8.

10. Dotierte Polymere nach Anspruch 9,

dadurch gekennzeichnet, dass die Polymermatrix von 0,2 bis 48 Gew , insbesondere von 3 bis 25 Gew.%, der thermotropen Partikel enthält.

11. Dotierte Polymere nach Anspruch 9 oder 10,

dadurch gekennzeichnet, dass die Polymermatrix ein Lack, Coating, Harz, Duromer oder Thermoplast ist.

Dotierte Polymere nach einem der Ansprüche 9 bis 11,

dadurch gekennzeichnet, dass die Polymermatrix mindestens zwei thermotrope Partikel mit unterschiedlicher Schalttemperatur enthält.

13. Verwendung der dotierten Polymere nach einem der Ansprüche 9 bis 12 für den Sonnenschutz und zur Abschattung,

Description:
Thermotrope Partikel, Verfahren zu deren Herstellung und deren Verwendung sowie diese enthaltende dotierte Polymere

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von thermotropen Parti- kein für die Dotierung von Polymermatrizes sowie derartige dotierte Polymere. Verwendung finden die erfindungsgemäßen dotierten Polymermatrizes als Sonnenschutz, z.B. in Form von Lacken, Coatings, Harzen, Duromeren oder Thermoplasten. Nach wie vor erfolgt der Schutz vor Überhitzung in Gebäuden überwiegend durch konventionelle mechanische Verschattung. Der durchschnittliche Jahresverbrauch an Energie in Gebäuden für deren Kühlung übersteigt weltweit schon beinahe den adäquaten Energieverbrauch für deren Heizung. Der zunehmende Einsatz von Glasfassaden in der Architektur, einschließlich der Verwendung organischer Gläser, beschleunigt diesen Prozess zunehmend. Die exzellenten Wärmeisolationsfähigkeiten heutiger Glasfassaden, wodurch die Gebäude im Winter vor Auskühlung bewahrt werden, bewirken in warmen Jahreszeiten einen energetisch kontraproduktiven Effekt. Elektrischer Strom für die Kühlung wird benötigt. Eine Optimierung der Energiebilanz ist erforderlich, um zunehmenden thermischen Stress in den Städten zu vermeiden, Dementsprechend müssen Gebäude so geplant werden, dass eine passive Kühlung erfolgt, anstatt sie mit elektrischen Klimaanlagen auszustatten.

Neue Techniken wie die Gasochromie, aber auch vor allem die

Elektrochromie, konnten sich bislang nicht am Markt etablieren, Sie führen auch nach mehr als einem Jahrzehnt nach ihrer Markteinführung nur ein Nischendasein. Ausschlaggebend hierfür sind neben ökonomischen Aspekten nach wie vor auch ungelöste technologische Fragen und hohe nachfolgende Wartungskosten.

Der Einsatz thermotroper Hydrogele (Affinity Co. Ltd) oder Polymerblends (Interpane) für den Sonnenschutz wird seit Jahrzehnten diskutiert. Beide Materialtypen, die als physikalischen Effekt die Phasenseparation nutzen, konnten keinen Durchbruch am Markt erreichen. Die Verwendung von Phase- Change-Materialien (PCM) in Kapselform zum Zwecke der Wärmereflexion / des Sonnenschutzes und deren Einarbeitung in Kunststoffe gehören ebenfalls zum geläufigen Stand der Technik. So beschreibt WO 93/15625 AI die Wärmeisolation in Kleidung und Schuhen, EP 1 321 182 Bl die Nutzung von Latentwärmespeichern zur Temperaturregelung, US 2003/0109910 AI Isolationsschichten für Kleidung und Handschuhe und WO 94/02257 A2 den Einsatz von PCM für Kleidung und medizinisch-therapeutische Zwecke. Eine klare Handlungsanweisung für eine praxisrelevante Realisierung thermisch steuerbarer optischer Effekte, die für einen adaptiven Sonnenschutz geeignet sind, geben diese Schriften jedoch nicht. Die Anwendung thermotroper Monomere einer aliphatischen Verbindung der allgemeinen Formel CnHn+2 mit n = 5 bis 30 in einer Konzentration zwischen 0,5 und 10 Gew% in einem photohärtenden Polymer zur Beeinflussung des temperaturabhängigen Brechungsindexes, wie in EP 1 258 504 Bl vorgeschlagen, konnte ebenfalls keine Marktreife erreichen, Die Publikation Thermo- tropic and Thermochromic Polymer Based Materials for Adaptive Solar Control (Solar Control. Materials. 2010; 3(12):5143-5168) gibt einen aktuellen Überblick zur Materialentwicklung für den Sonnenschutz. Thermotrope

Polyolefinfilme, basierend auf einem Kern aus einem Alkan und einer Hülle aus Vinylmonomeren, werden diskutiert. Die Stabilität während des

Extrusionsprozesses soll durch den Einsatz einer Außenhülle (multiwal!) verbessert werden.

Neben bislang ungelösten technologischen Fragestellungen sind sicherlich auch bis in die Gegenwart noch nicht verstandene Reaktionsmechanismen in den eingesetzten thermotropen Systemen - u. a. chemische Konkurrenzreaktionen, Phasenseparationen in Gelen und Blends, Phasenübergänge in PCM - ein wesentlicher Grund für die Verhinderung einer breiten Markteinführung.

Alle bisherigen Systeme sind nicht frei von Migrationseffekten des optisch aktiven Materials in der Polymermatrix, besitzen eine unzureichende chemische und mechanische Stabilität während des Extrusionsprozesses, verfügen über eine mangelnde Adhäsion, was zu Haftungsausfällen führt, sind lichtinstabil oder unterliegen chemischen Abbauprozessen insbesondere bei der Anwendung von biologischen Polymeren wie Stärkemischderivate.

Extrusionsstabite Kapseln mit optisch schaltbaren Eigenschaften für die reproduzierbare Herstellung thermotroper Sonnenschutzfolien existieren bislang nicht.

Der Erfindung Hegt daher die Aufgabe zugrunde, thermotrope Partikel zu entwickeln, deren spezifische Oberflächestruktur, temperaturabhängige Transluzenz, Dotierbarkeit und Extrusionsstabilität in polymeren Matrices diese für den Einsatz als Sonnenschutz befähigen. Temperaturabhängig wird die Transluzenz des mit dem thermotropen Partikel dotierten Kunststoffes reversibel geschaltet.

Diese Aufgabe wird durch das erfindungsgemäße Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1, die thermotropen Partikel mit den Merkmalen des Anspruchs 6 und die dotierten Polymere mit den Merkmalen das Anspruchs 9 gelöst. In Anspruch 13 wird die Verwendung der erfindungsgemäßen dotierten Polymere angegeben. Die weiteren abhängigen Ansprüche zeigen vorteilhafte Weiterbildungen auf.

Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Herstellung von thermotropen Partikeln für die Dotierung von Polymermatrizes mit folgenden Schritten bereitgestellt:

a. Bereitstellung einer organischen Phase enthaltend mindestens eines für eine Poiymerbildung geeigneten Monomers sowie mindestens ein organisches Lösungsmittel, b. Bereitsteilung einer wässrigen Phase enthaltend mindestens ein Tensid und/oder mindestens eine grenzflächenaktive Verbindung, c. Herstellung einer Dispersion der wässrigen und der organischen Phase durch Mischen der beiden Phasen, d. ggf. Zugabe mindestens eines Initiators zum Starten der

Polymerbildung e. 1. Stufe der Polymerbildung zur Ausbildung eines im Wesentlichen sphärischen Partikelkerns, f, 2. Stufe der Polymerbildung zum Einbau von der sphärischen Anordnung abweichenden Ankergruppen in der Oberfläche des Partikelkerns und g. Isolierung der thermotropen Partikel.

Unter Polymerbiidung im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind Polymerisationen, insbesondere radikaiische und ionische Polymerisationen, sowie Polyadditionen oder Polykondensationen zu verstehen. Unter dem Begriff „von der sphärischen Anordnung abweichende Ankergruppen in der Oberfläche des Partikelkerns" wird verstanden, dass der Partikelkem durch den Einbau von Ankergruppen an seiner Oberfläche eine Oberfläche aufweist, bzw. eine Oberfläche durch Schritt f. erhält, die von seiner sphärischen Anordnung abweicht.

Auf folgende bekannte physiko-chemische Effekte zur gezielten Einflussnahme auf die Materialeigenschaften wird im Wesentlichen zurückgegriffen: i) Optische Anisotropie in polymeren Netzwerken durch partielle Vernetzung (Adv. Mater. 1992, 4, No. 10, 679), it) Einfluss der Molmasse auf die temperaturgesteuerte Transluzenz (Adv. Mater. 1996, 8, No. 5, 408 und iii) intermolekulare dispersive oder polare Wechselwirkung zwischen grenzflächenaktiven Stoffen (Tensiden) und dem resultierenden optischen Einfluss in polymeren Strukturen (Colloid Polym Sei 272:1151, 1994}.

Das integrative Zusammenwirken von optisch anisotropen Netzwerken durch unterschiedlichen Vernetzungsgrad, Verwendung unterschiedlicher Molmassen einer oder unterschiedlicher Polymerstrukturen im System und die Nutzung intermolekularer Wechselwirkung in mindestens dimer aufgebauten Molekülen, eröffnen neuartige Lösungsstrategien zur Materialentwicklung. Hierbei handelt es sich nicht um die Optimierung bekannter technischer Ver- fahren. Dieser Lösungsansatz stellt eine neue Strategie hinsichtlich der Entwicklung von Funktionsmaterialien dar.

Die Partikel können durch radikaltsche oder ionische Polymerisation, Polykon- densation oder Polyaddition hergestellt werden. Die Startreaktion erfolgt mit klassischen Komponenten wie vorzugsweise Azo-bis-(isobutyronitril),

Dibenzoylperoxid, Natriumperoxidsulfat, Lewis-Säuren wie AICI 3; oder Butylli- thium. Die Größe der Partikel lässt sich sowohl kinetisch als auch thermody- namisch kontrollieren. Als technologische Parameter stehen zur Verfügung die gewählte Amplitude bei einer gegeben Frequenz bei Nutzung von Ultraschall oder die Drehzahl bei Nutzung eines Dissolver- oder Turraxgerätes. Die Verwendung verschiedener Ultraschallköpfe bzw. Dispergierwerkzeuge beim Rotator-Stator-Prinzip eröffnen zusätzliche Möglichkeiten, die Partikelgröße zu beeinflussen. Als primäre Arbeitsmethode zur Einstellung der resultieren- den Partikelgröße dient die Auswahl und Konzentration des grenzflächenaktiven Stoffes. Wird dieser, wie im Falle einer Emulsionspolymerisation, als Tensid verwendet, so liegt die Konzentration oberhalb der kritischen

Micellkonzentration cmc. Die grenzflächenaktiven Stoffe sind ebenfalls geeignet, die Oberflächenstruktur sowohl geometrisch als auch grenzflächenche- misch spezifisch zu beeinflussen. In diesem Fall kann die Konzentration auch unterhalb der cmc liegen, womit keine Micellen gebildet werden können. Das Molekül agiert im System dementsprechend nicht als aggregierter Strukturkomplex, sondern seine physikochemischen Eigenschaften bestimmt das Einzelmolekül. Partikelgröße zwischen 100 nm und 8 μιη werden angestrebt, vorzugsweise zwischen 250 nm und 450 nm.

Das Verhältnis zwischen der organischen zur wässrigen Phase in der ersten Polymerisationsstufe befindet sich vorzugsweise im Bereich zwischen 0,6 : 6,3 und 1,5 : 5. Generell sind jedoch alle Mischungsverhältnisse anwendbar, bei denen ein stabiles, d.h. ein zur Ausbildung von polymeren Netzstrukturen be- fähigtes System im Reaktionsmedium besteht. Verhältnisse von 1:9 bzw. 9:1 können ebenfalls zielführend sein. Der Polymerisationsgrad wird durch das Verhältnis der Einzelkomponenten in der organischen und wässrigen Phase zueinander bestimmt. Die erste Polymerisationsstufe wird durch Zugabe des Initiatormediums gestartet. Die gewählte Temperatur und Reaktionszeit sind weitere Parameter, um den Vernetzungsgrad und die Partikelgröße zu determinieren.

In der zweiten Polymerisationsstufe erfolgt nochmals die Zugabe von

Monomerkomponenten. Diese können sowohl identisch sein mit den Komponenten in der ersten Stufe oder auch eine hiervon verschiedene Struktur besitzen. In der ersten Stufe werden neben Monomeren mit aliphatischer Grundstruktur auch Monomere mit aromatischer Grundstruktur bevorzugt verwendet was sich vorteilhaft auf die Gestaltung und temperaturabhängige Variation des Brechungsindexes der Partikel auswirkt. In der zweiten Stufe werden vorteilhafterweise Monomere verwendet, deren Polymerisation sich besonders gut durch technische Parameter wie Temperatur und Zeit steuern lassen. Ein Teil der Monomere muss nicht zwingend umgesetzt werden, er verbleibt als Monomereinheit integriert im Polymernetzwerk. Die verbleibenden reaktiven Gruppen des Monomers sind befähigt, die Oberflächengeometrie des Partikels zu verändern und sind zudem zu Folgereakttonen mit grenzflächenaktiven Stoffen in der Lage. Bei weiterer Zugabe von grenzflächenaktiven Stoffen bleibt die Konzentration unterhalb der cmc. Somit wird der Aufbau einer geschlossenen Hülle um das bereits vorliegende pre-Partikel im Reaktionsmedium verhindert. Die Substanz dient in diesem Reaktionsschritt explizit nicht als Tensid, sondern zur Strukturelfen geometrischen und physikochemischen Veränderung der Oberflächenstruktur.

Die Reaktionszeit für beide Stufen beträgt 30 Minuten bis 4 Stunden bei einer Temperatur zwischen 40°C und 90°C. Die Ausbeute an thermotropen Partikelmaterial ist erheblich größer 90%. Durch veränderte Stoffmengen und Wärmeregulation können deutliche Abweichungen für die erforderliche Reaktionszeit und in der Ausbeute bestehen.

Neben dem Einsatz von Einzelmolekülen sind auch Dimere oder darüber hinaus komplexe Mofekülverbindungen als grenzflächenaktive Stoffe geeignet. Besonders geeignet hierfür sind homologe Reihen von funktionalisierten Paraffinstrukturen. So werden kurzkettige Alkohole wie Butanol miteinander intermolekular vorzugsweise über die polare Alkoholgruppe in Wechselwirkung treten. Die dispersiven Kräfte der relativ kurzen CH 2 -Kette sind nicht stark ausgebildet Die polaren Hydroxylgruppen beider Moleküle sind durch ihre gegenseitige Wechselwirkung gebunden, sie sind im System neutralisiert. Nach außen wirken nunmehr die freien Valenzen des dispersiven CH 2 - Molekülanteiles. Die Ankergruppen R sind wie in Figur 2a in einem derartigen Fall vorzugsweise unpolarer Natur R u , und Figur la (mit Hydroxylgruppe -OH und vier CH 2 -Einheiten). Ein anderes Verhalten zeigen langkettige Alkohole wie Lauryl- oder Octadecylalkohol. Hier können die ausgeprägten dispersiven Kräfte in Konkurrenz zur Wechselwirkung mit der funktionellen Hydroxylgruppe treten. Die Wechselwirkung erfolgt über die CH 2 -Struktur, womit nach außen die Hydroxylgruppen das physikochemische Verhalten im Wesentlichen bestimmen (Figur lb), demenstsprechend sind die Ankergruppen polarer Natur R Pi Figur 2b. Für den Fachmann ist leicht erkennbar, dass dieser Effekt in vielfältigen Varianten einsetzbar ist. Die Kombination von Molekülen mit unterschiedlichster Struktur ist möglich, Figur lc. Die wichtigsten sind die Variation der CH 2 -Kette, der Einsatz verschiedener funktioneller Gruppen wie z.B Alkohol, - Amin-, Amid-, Sulfonat- oder Säuregruppen zueinander sowohl in intra- als auch intermolekularer Weise oder die Wechselwirkung unterschiedlicher funktioneller Gruppen. Ein Bauprinzip, wie es in der Biowissenschaft perfektioniert ist (Angew. Chem. 104, 1990, 1310). Das Partikel kann also auch über polare R p und unpolare R u verfügen wie in Figur 2c dargestellt. Die Funk- tionsweise der Ankergruppen kann bereits durch eine monomolekuiare Struktur realisiert werden. Treten die grenzflächenaktiven Stoffe mit dem pre- Partikel in Wechselwirkung, können diese nun zielgerichtet über die polare funktionelle Gruppe oder den dispersiven MolekülteÜ agieren.

Alternativ, oder auch in Kombination mit niedermolekularen Verbindungen, können auch polymere Substanzen wie Polyole oder Polyvinylalkoho! als grenzflächenaktive Stoffe verwendet werden. Werden Polymere mit stark variierender Molmasse jedoch der gleichen oder ähnlichen Struktur, wie beispielsweise Polyole, Polyetherpolyol, Polyesterpolyol, Polyvinylalkohol mit unterschiedlichem Hydrolysegrad in einem selbstorientierenden System in Wechselwirkung gebracht, so kann die Transluzenz temperaturabhängig gesteuert werden. Der Effekt kann hierbei sowohl auf einer Phasenseparation als auch auf einen Phasenübergang in einem anisotropen System beruhen; in der Folge wird der Brechungsindex des Gesamtsystems für das Auge sichtbar geändert.

Der Einsatz der grenzflächenaktiven Stoffe oder Tenside in Stufe 1 oder Stufe 2 entscheidet darüber, ob die Komponenten vorzugsweise im Netzwerkvolumen eingebaut werden oder in der Oberfläche positioniert sin. Die Integration im Volumen zielt vornehmlich auf die unmittelbare Gestaltung des Brechungsindexes, wogegen die Positionierung an der Oberfläche deren physikochemische Eigenschaft determiniert.

Mit der Steuerung des Vemetzungsgrades auf der einen Seite und die determinierte Integration von nicht umgesetzten Monomeren im Partikel auf der anderen Seite steht ein weiteres Werkzeug zur Gestaltung des Partikels und seiner Oberfläche zur Verfügung. Ein vergleichsweise hoher Vernetzungsgrad und geringer Anteil verbleibender Monomere reduziert die Anzahl aktiver chemischer und sterischer Zentren. In idealer Weise kann durch den Charak- ter der pre-Partikel und grenzflächenaktiven Stoffe, sowie deren Wechselwirkung, das thermotrope Endpartikel gefertigt werden. Die Isolation der Partikel erfolgt durch geläufige Technologien.

Wird für die Polymerisation ein spezifischer pH-Wert benötigt, so kann dieser mit den hierfür bekannten Pufferlösungen eingestellt werden. Als Polymerisationsstarter können u.a. verwendet werden: Dibenzoylperoxid, Na- Peroxidisulfat, Azo-bis-(isobutyronitril) oder HBF 4 .

Vorzugsweise ist das Monomer ausgewählt aus der Gruppe der Vinylverbin- dungen, Acrylate, Diole, Diamine, Phenole, Aldehyde, Dicarbonsäuren und Mischungen hiervon, insbesondere Adipinsäure, Hexamethylendiamin, para- Phenyldiamin, Terephthaisäure, Sebacinsäure und Derivate, Lysin, Arginin, Htstidin, Asparaginsäure, Glutaminsäure, Bismaiinimid und Derivate, Hydrazin und Derivate, Harnstoff und Derivate, Styrol, Vinylchlorid, Vinylacetat, Alkylvi- nylester, Isopropenylacetat, Acrylnitril, Acrylsäureester, Methylmethacrylat, Octadecylacrylat, Hydroxyethylacrylat, Ailylmethacrylat, Ethylacrylat sowie Mischungen hiervon.

Die Tenside und/oder grenzflächenaktiven Verbindungen sind vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Alkylbenzosulfonate,

Alkansulfonate wie Natriumdodecylsulfonat, Fettalkoholsulfonate wie

Natrium!aurylsolfonat, Succinate wie Natrium-l,4-bis(2-ethylhexoxy)-l,4- dioxobutan-2-suifonat, Dodecylbenzylsulfonsäure, Su!fobetaine wie

Pyridinium-propyl-Sulfobetain, Pyridinium-Hydroxyl-propyl-sulfobetain, Laury!-sulfobetain, Dodecyl- und Decyialkyicarboxylat, Na-iauryl-glucose- carboxylat, Diole, Triole, Polyole, Diamine, Triamine, Dicarbonsäuren, Aminosäuren, Butandiol, Butindiol, Butendiol, n-Butylamide, Butendiamin,

Hexamethylendiamin, Laurylalkohol, Decylalkohol, Tetradecylalkohol,

Stearylalkohol, Stearylsäure, Stearylsulfonat, Erucasäure, Hexadecylamin, 1,16-Hexadecyldiamin, Polyole wie Voranol P400 (Molmasse 400), Voranol CP 6055 (Molmasse 6000), Voranol RA 800 (Molmasse 280), Poiyethylenglycol 400, Poiyethylenglycol 800, Amino-PEG-Säuren wie Alpha-[3-(o- Pyridoldisulfido)propanolamido]-omega-succinimidester -octa{ethylene glycol) oder Bzl-0-dPEG(4)-COOH, HO-PEG(24)-CO-tBu, tBu-02C-PEG(12)- COOH, Methoxy-polyethylenglycol, 4-Nonyiphenyl-polyethyiengiycol, Polyvi- nyialkohol, PVA voll hydrolysiert-Molmasse 70T, PVA voll hydrolysiert- Molmasse 200T, PVA 98% hydrolysiert-Molmasse 27T, PVA 88% hydrolysiert 125T und Mischungen hiervon.

Bei Voranol P400, Voranol CP und/oder Vorano! RA 800 handelt es sich um Gemische aus mehrstrahligen Polyethern bestehend aus Polyethylenoxid und Ethylenoxid.

Das Verhältnis zwischen der organischen und wässrigen Phase, bezogen auf die Gewichtsanteile, liegt bevorzugt im Bereich von 1:9 bis 9:1, besonders bevorzugt im Bereich von 1,5 bis 5,

Erfindungsgemäß werden ebenso thermotrope Partikel für die Dotierung einer Polymermatrix bereitgestellt, die einen im Wesentlichen sphärischen Partikelkern und, an der Oberfläche des Partikelkerns angeordnet, von der sphärischen Anordnung abweichenden Ankergruppen aufweisen, wobei die Polarität der Ankergruppen und der Polymermatrix weitgehend identisch ist. Ein Maß hierfür ist die Grenzflächenspannung. Die Differenz der Grenzflächenspannung der Ankergruppe im Vergleich zur Grenzflächenspannung der Polymermatrix beträgt bevorzugt maximal 25 m/Nm, besonders bevorzugt maximal 5 m/Nm. Die Werte beinhalten hier sowohl den polaren und dispersiven Anteil. Die Grenzflächenspannung läßt sich einfach bestimmen mit einem Krüss G40 (Software BP21, K121, K122). Die Partikel sind dabei nach dem zuvor beschriebenen Verfahren herstellbar. Die erfind ungsgem äßen Partikel weisen eine vernetzte Polymerstruktur mit thermotropen optischen Eigenschaften auf, wobei die Oberfläche der Partikel, ähnlich wie bei einem Virus, mit Ankergruppen versehen ist. Diese aus der sphärischen Partikelform herausreichenden Ankergruppen können sowohl hydrophoben und/oder hydrophilen Charakter besitzen.

Erfindungsgemäß wird somit auf den aus dem Stand der Technik bekannten Aufbau einer klassischen Kapsel mit Kern und Hülle/Schale verzichtet. Zudem wird die räumliche Kugelgeometrie durch zusätzliche Ankergruppen mit spezifischen Haftungseigenschaften zur Polymermatrix aufgehoben. Die Wechselwirkung zwischen Partikel und Matrix basiert, im Gegensatz zu klassischem Kapseln, in diesem Fall nicht nur auf chemische Einflüsse sondern auch auf Oberflächenstruktureigenschaften; ein Mechanismus wie er auch in der Biowissenschaft genutzt wird. Vorteilhafterweise können die Ankergruppen zudem auch unterschiedlichster Struktur sein. Somit können sowohl polare als auch dispersive Kräfte in die Wechselwirkung zwischen Partikel und Matrix einbezogen werden. Migrationseffekten kann somit erstmalig zielgerichtet entgegengewirkt werden.

Das thermotrope Partikel besteht aus einem vernetzten Polymer. Die Vernetzung kann einen unterschiedlichen Grad besitzen, wodurch sich die Elastizität des thermotropen Materials zielgerichtet beeinflussen lässt. Die Vernetzung muss nicht quantitativ erfolgen. Ein Teil der Monomere kann unumgesetzt bleiben und somit die mechanischen und optischen Eigenschaften spezifisch beeinflussen. Die neuartigen elastischen Eigenschaften der Partikel ermöglichen deren Einsatz in der Extrusionstechnologie bei der Verarbeitung thermoplastischer Materialien. Darüber hinaus kann das thermotrope

Partikelmaterial ebenfalls in Duromere, Harzsysteme, Lacke/Coatings, der Gießtechnik oder auch in einem Sol-Gel-Verfahren zum Einsatz gelangen. Die reversible 5chaltung von einem optisch klaren in einen transluzenten Zustand mit Temperaturerhöhung beruht auf einer Änderung des Brechungsindex n Dp des Partikels; der Brechungsindex der Polymermatrix no m bleibt dagegen weitestgehend konstant. Sind beide Brechungsindices bei Raumtemperatur beinahe identisch, wird ein transparenter, klarer Zustand erreicht, der mit temperaturgesteuerter Brechungsindexerniedrigung des Partikels in einen transluzenten, trüben Zustand übergeht. Bei entsprechender Abstimmung des temperaturabhängigen Brechungsindexes des Partikels mit Bezug zum Brechungsindex der Matrix lässt sich auch ein reversibles Schaltverhalten von trüb nach klar oder trüb-klar-trüb einstellen. Für den Fachmann ist leicht ersichtlich, dass hier alle Möglichkeiten der optischen Gesetzmäßigkeiten genutzt werden können.

Die erfindungegemäßen thermotropen Partikel können in Form eines Putvers, Compounds oder Masterbatchs in eine Polymermatrix dotiert werden. Der Dotierungsgrad kann bevorzugt von 0,2 Gew.% bis 48 Gew. , besonders bevorzugt von 3% bis 11% betragen. Bei Temperaturänderung bleibt der Brechungindex der Polymermatrix weitestgehend konstant, während sich der Brechungsindex des thermotopen Partikels ändert. Im Resultat ändert sich die Transluzens des Kunststoffes, womit sich das Material für den adaptiven Sonnenschutz eignet; der thermotrope Schaltprozess ist reversibel. Eine besondere Effizienz hinsichtlich seiner Sonnenschutzeigenschaften bekommt das Material durch die Rückstreuung eines beträchtlichen Teils der elektromagnetischen Strahlung.

Die erfindungsgemäßen Eigenschaften des Partikels gestatten die Dotierung in unterschiedlichste Matrices. Diese können aliphatischer, aromatischer, hydrophiler oder hydrophober Natur sein. Lacke, Gießharze, Duromere oder Thermoplasten können dotiert werden. Die Anforderungen des Endproduktes bestimmen den Dotierungsgrad, der zwischen 0,5 und 35 Gew% liegen kann. Für die Verwendung in Sonnenschutzmaterialien wird ein Dotierungsgrad zwischen 3 und 25 Gew bevorzugt. Die Einlagerung von verschiedenen thermo- tropen Partikeln mit unterschiedlicher Schalttemperatur, zwei oder mehr, in einer Polymermatrix ist bei Bedarf möglich. Die Elastizität, bedingt durch den Verzicht auf eine quantitative Polymerisationsreaktion und die Einlagerung von Monomeren sowie der Verzicht auf eine Hüllenstruktur wie bei klassischen Mikro-Nanokapse!n, befähigt die Partikel für die Extrusionstechnik.

Anhand der nachfolgenden Figuren und Beispiele soll der erfindungsgemäße Gegenstand näher erläutert werden, ohne diesen auf die hier gezeigten spezifischen Ausführungsformen einschränken zu wollen.

In Fig. 1 a), b) und c) werden anhand schematischer Darstellungen mögliche Ankergruppen und deren Wechselwirkungen gezeigt.

In Fig. 2 a), b) und c) werden schematisch erfindungsgemäße thermotrope Partikel mit unpolaren Ankergruppen (Fig. 2 a)), polaren Ankergruppen (Fig. 2 b) ) sowie einer Kombination von polaren und unpolaren Ankergruppen (Fig. 2 c) ).

Beispiel 1

Thermotrope Polymerfolie

Die organische Phase wird gebildet aus Octadecylacrylat, 1-Octadecan und Vinylacetat wobei der Octadecyiacrylatanteil im Verhältnis von 7:2,5:0,5 Gew,% In der wässrigen Phase befinden sich Laurylsulfobetain, 1-Butanol und 1-Hexanol und Natriumhydrogensulfat als pH-Puffer im Verhältnis von 0.8:48:48:3,2 Gew.%. Der Wasseranteil ist größer 96 Gew.%. Beide Phasen werden im Wasserbad bei ca. 50°C unter Rühren temperiert. Eine wässrige Initiatorlösung mit AIBN wird vorbereitet.

In der ersten Stufe werden die wässrige und organische Phase vereint, das Verhältnis zueinander ist 4:1. Unmittelbar anschließend wird das Gemisch mit dem Ultra-Turrax 3 Minuten behandelt bei 17.000 U/min. Das Gemisch wird in einen Kolben überführt und innerhalb von 30 min von 50°C auf 80°C unter Rühren erwärmt. Der Kolben wird mit Stickstoff gespült und ist mit einem Rückflusskühler bestückt. Nach weiteren 15 min erfolgt die Zugabe der Natri- um-Peroxidsulfat-lnitiatorlösung. Das Reaktionsgemisch wird kurzzeitig auf 90°C erwärmt und anschließend wieder auf S0°C gekühlt. Nach einer Reaktionszeit von 70 min wird die zweite Stufe durch Zugabe eines Gemisches Octadecylacrylat : Methyimethacrylat mit 20 : 1 zugetropft, die Temperatur bleibt unverändert. Anschließend wird weiter 85 min gerührt bei konstanten 80°C. Die Reaktion ist abgeschlossen, die Lösung wird auf Raumtemperatur abgekühlt und über Nacht stehen gelassen. Die Suspension lässt sich filtrieren. Die Ausbeute der thermotropen Partikel beträgt 82%. Die Partikelgröße liegt im Wesentlichen im Bereich von 600 nm bis 2 μιη.

Im Folgeschritt werden die thermotropen Partikel in einem Zweischneckenextruder mit Polyethylen zu einem Compound verarbeitet. Der Partikelanteil beträgt 5,5 Gew.%. In einem anschließenden Flachfolienextrusionsverfahren wird eine thermotrope Polyethylenfolte des Types LD mit einer Schichtdicke von 155 μιτι hergestellt.

Mit Temperaturerhöhung erniedrigt sich die Transparenz. Ein reversibler Schalthub von ΔΤ « 37% wird erreicht. Der Anteil der Rückstrahlung an der solaren Strahlung beträgt 18%.

Die Folie ist geeignet für den Einsatz als adaptiver Sonnenschutz. Die temperaturgesteuerte Schaltung zwischen den unterschiedlichen transluzenten Mo- den bedarf keiner externen Energiequellen. Die Schaltung erfolgt durch den Eintrag der Solarstrahlung. Der Prozess ist reversibel.

Beispiel 2

Thermotrope Folie

Die organische Phase wird gebildet aus Polyvinyialkolhol, Octadecylacrylat und 1-Octadecan im Verhältnis von 0,8: 7,5: 2 Gew%. In der wässrigen Phase befinden sich Natrium-l,4-bis (ethhyihexoxy)-l,4-dioxobutan-2-sulfonat, Lauryialkohol, 1-Hexanol und Gtrionensäure/Natriumhydroxid als pH-Puffer im Verhältnis von 1.6:52,4:42:4 Gew.%. Der Wasseranteil ist größer 94 Gew.%. Beide Phasen werden im Wasserbad bei ca. 50°C unter Rühren temperiert. Das weitere Verfahren erfolgt wie in Beispiel 1. Die Partikelgröße liegt im Bereich von 500 nm bis 2,3 μ η ι.

Im Fofgeschritt werden die thermotropen Partikel in einem Zweischneckenex ¬ truder mit dem Copolymer Ethylen-Butylacrylat zu einem Compound verarbeitet. Der Partikelanteil beträgt 12,5 Gew.%. In einem anschließenden

Flachfolienextrusionsverfahren wird eine thermotrope Folie mit einer Schichtdicke von 190 μιτι hergestellt.

Mit Temperaturerhöhung erniedrigt sich die Transparenz. Ein reversibler Schalthub von ΔΤ « 41% wird erreicht. Der Anteil der Rückstrahlung an der solaren Strahlung beträgt 23%.

Für den Fachmann ist ersichtlich, dass es eine Vielzahl von Einflussgrößen gibt, die das thermotrope Verhalten des Kunststoffes, der mit dem Partikelmaterial dotiert ist, beeinflussen zu können. Hierzu gehören u.a die Abstimmung des Brechungsindexes zwischen Polymermatrix und Partikel, der Dotierungsgrad, die Partikeigröße und deren Verteilung oder die Schichtdicke des Kunststoffes. Diese beträgt bei einem Lack 0.2 - 10 μηη, einer Lamtnatfolie 20 - 200 μηι, einer Klebefolie 50 - 220 μιη, einer Stegplatte 200μιτι - 2.5 cm.

Die vielfältige Variation der thermotropen Eigenschaften durch Technologieeinflüsse, wie Dotierungsgrad, Partikelgröße und Verteilung oder stoffliche Auswahl der Komponenten ermöglicht eine breite Anwendung für den Sonnenschutz; einschließlich Agrarfolien. Temperaturgesteuerte Schaltübergange im Bereich zwischen 25°C und 36°C sind bevorzugt für smart Windows in Europa, Schalttemperaturen von 30°C bis 46°C für südlicher gelegene Länder. Werden thermotrope Materialien als Überhitzungsschutz in Sonnenkollektoren verwendet, sind Schalttemperaturen oberhalb 60°C, vorzugsweise bei 80°C, gefordert.

Für unpolare Polymermatrices wie beispielsweise Polyolefine sind Ankergruppen bevorzugt mit ebenfalls unpolarer Natur; favorisiert hierfür sind CH2- Ketten. Entsprechend werden für polare Matrices polare Ankergruppen bevorzugt. Geeignet hierfür sind beispielsweise Hydroxyl-, Amin-, Carboxyi-, Sul- fonat-, Phoshat- oder Anhydridgruppen. Es soll aber explizit erwähnt werden, dass Partikel mit sowohl polaren als auch unpolaren Ankergruppen die Funktion zur Haftung mit der Polymermatrix, unabhängig ob diese polar oder unpolar ist, erfüllen. Entscheidend sind die Ankergruppen, die die Haftung durch physikochemische Wechselwirkung ermöglichen.

Nur wenn die Polarität der Ankergruppen so eingestellt werden kann, dass diese der Polarität der Polymermatrix weitestgehend entspricht, kann die Migration der thermotropen Partikel erfolgreich unterbunden werden. Als physikalischer Parameter dient hierfür die Grenzflächenspannung y mit ihrem polaren und dispersiven (unpolaren) Anteil. Somit wird ersichtlich, dass eine spezifische polymere Matrixstruktur auch eine spezifische Oberfläche der thermotropen Partikel benötigt. Für unpolare Polyolefinfolien sind Partikel mit einem Anteil von über 90% unpolarer Ankergruppen vorteilhaft. Mit ansteigender Polarität in der Polymermatrix müssen entsprechend Partikel mit einem höheren polaren Anteil verwendet werden. Wird als Polymermatrix z. 8 das Copo!ymer Ethylen-Butylacrylat (mit ca. 12% Acrylat) eingesetzt wird ein Partikel mit höherem polaren Anteil von ca. 20% verwendet; der unpolare Anteil an der Oberfläche der Ankergruppen reduziert sich entsprechend auf ca. 80%. In Stegplatten aus Plexiglas werden Partikel mit vorzugsweise bis zu 60% polaren Ankergruppen an der Oberfläche verwendet. Für Lacke und Duromere werden Partikel mit polaren Ankergruppen von ca. 60-70% bzw. oberhalb 80% verwendet. Für ein Epoxidharz aus Bisphenol und Epichlorhydrin (Härter Araldite MY721, 2,2-dimethyl-4,4- methyien-bis (cyclohexylamin) beträgt der Anteil der polaren Ankergruppen ca. 92% und der unpolaren 8%. Bei der Herstellung von thermotropen Lacken durch Dotierung mit den erfindungsgemäßen Partikeln hat das Reaktionsmedium - wasserbasierend oder basierend auf organischen Lösungsmitteln - einen zusätzlichen Einfluss auf die Auswahl des Verhältnisses zwischen unpolaren und polaren Ankergruppen. Technologiebedingt werden unpolare Ankergruppen in einem wässrigen Medium, welches anschließend verdampft wird, bevorzugt. Ihr Anteil liegt hier oberhalb 50%, vorzugsweise zwischen 78- 99%. Werden Partikel mit einem hohem polaren Anteil für thermotrope Lackschichten benötigt, ist eine Verfahrensweise in unpolaren organischen Lösungsmitteln, die anschließend verdampft werden, zu bevorzugen.