Login| Sign Up| Help| Contact|

Patent Searching and Data


Title:
USE OF PHTHALAZINE DERIVATIVES
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2000/067734
Kind Code:
A2
Abstract:
The invention relates to the use of phthalazine derivatives as inhibitors of the enzyme poly(ADP-ribose)polymerase or PARP (EC 2.4.2.30), and to their use as inhibitors of PARP-homologous enzymes. These phthalazine derivatives also exhibit, in particular, a selective inhibition of the PARP-homologous enzymes. The inventive phthalazine derivatives are used for producing medicaments used in the treatment of neurodegenerative diseases such as Alzheimer's disease, Parkinson's disease, stroke, cerebral trauma, epilepsy, damages to the kidney, cardiovascular diseases, tumors, rheumatic diseases, diabetes mellitus, etc.

Inventors:
LUBISCH WILFRIED (DE)
SADOWSKI JENS (DE)
KOCK MICHAEL (DE)
HOEGER THOMAS (DE)
Application Number:
PCT/EP2000/003967
Publication Date:
November 16, 2000
Filing Date:
May 03, 2000
Export Citation:
Click for automatic bibliography generation   Help
Assignee:
BASF AG (DE)
LUBISCH WILFRIED (DE)
SADOWSKI JENS (DE)
KOCK MICHAEL (DE)
HOEGER THOMAS (DE)
International Classes:
A61K31/502; C07D237/32; A61P1/10; A61P9/00; A61P9/10; A61P13/12; A61P17/02; A61P19/02; A61P25/00; A61P25/08; A61P25/10; A61P25/12; A61P25/14; A61P25/16; A61P25/28; A61P29/00; A61P31/04; A61P35/00; A61P35/04; A61P37/00; A61P41/00; A61P43/00; C07D401/12; C07D403/12; (IPC1-7): A61K31/00
Domestic Patent References:
WO1998045292A11998-10-15
WO1999011649A21999-03-11
WO2000005218A12000-02-03
WO2000005219A12000-02-03
Foreign References:
EP0722936A11996-07-24
US4939140A1990-07-03
GB2112389A1983-07-20
Other References:
BERNARD, A. M. ET AL: "A new and efficient synthesis of phthalazin-1(2H)-ones" SYNTHESIS (1998), (3), 317-320 , XP001010445
MIYAZAKI, H. ET AL: "The use of stable isotopes in drug metabolism and pharmacokinetics" ADV. PHARMACOL. THER., PROC. INT. CONGR., 8TH (1982), MEETING DATE 1981, VOLUME 6, 227-33. EDITOR(S): YOSHIDA, HIROSHI: HAGIHARA, YASHIREO;EBASHI, SETSURO. PUBLISHER: PERGAMON, OXFORD, UK. , XP001014487
Attorney, Agent or Firm:
BASF AKTIENGESELLSCHAFT (Ludwigshafen, DE)
BASF AKTIENGESELLSCHAFT (Ludwigshafen, DE)
Download PDF:
Claims:
Patentansprüche
1. Verwendung von Verbindungen der Formel I worin R1 Wasserstoff, Chlor, Fluor, Brom, Jod, verzweigtes und unverzweigtes ClC6Alkyl, OH, Nitro, CF3, CN, NR11R12, NHCOR13, OClC4Alkyl, wobei Rll und R12 unabhängig voneinander Wasserstoff oder ClC4Alkyl bedeuten und R13 Wasserstoff, oderPhenylC1C4AlkylPhenyl bedeuten, und A1 einen geradkettigen oder verzweigten CoC6Alkylrest und A2 NR2, NR2C1C6Alkyl, 0 und S und R2 Wasserstoff und ClC6Alkyl und A3 einen aromatischen oder heteroaromatischen ein oder zwei gliedrigen Ring mit je 5 oder 6 Ringatomen und bis zu 3 Heteroatomen, ausgewählt aus N, O, S, die noch mit R4 und einem oder zwei R3 substituiert sein können, wobei R3 Wasserstoff, Chlor, Fluor, Brom, Jod, verzweigtes und unverzweigtes Nitro,CF3,CN,NR11R12,OH, SC1C4Alkyl,OPh,OCF3,SO2NR11R12,SO2C1C4Alkyl, wobeiR11undR12unabhängigNHCOR13,OC1C4Alkyl, voneinander Wasserstoff oder ClC4Alkyl bedeuten und R13 Wasserstoff, oderPhenylC1C4AlkylPhenyl bedeuten kann, R4 Wasserstoff, (X) o, 1ClC4AlkylNR4lR42, wobei X = 0, S und NR43 und R41 und R42 unabhängig voneinander Wasserstoff, undeincyclischesAminC1C6Alkyl,C1C4AlkylPhenyl von 3 bis 7 Gliedern sein kann und R43 Wasserstoff und ClC4Alkyl sein kann, sowie ihre tautomeren Formen, möglichen enantiomeren und diastereomeren Formen, und deren Prodrugs zur Herstellung von Arzneimitteln zur Prophylaxe oder Behandlung von Erkrankungen mit einer erhöhten Aktivität von Poly (ADPribose) transferase (PARP).
2. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach Anspruch 1 als Inhibitoren von PARPbzw. PARShomologen Enzymen.
3. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach Anspruch 1 als Inhibitoren von PARPbzw. PARShomologen Enzymen, wobei die Verbindungen diese Homologen im Vergleich zum PARP bzw. PARS selbst selektiv hemmen.
4. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von neurodegenerativen Krankheiten und neuronalen Schädigungen.
5. Verwendung nach Anspruch 4 zur Behandlung von solchen neuro degenerativen Krankheiten und neuronalen Schädigungen, die durch Ischämie, Trauma oder Massenblutungen ausgelöst werden.
6. Verwendung nach Anspruch 4 zur Behandlung des Schlaganfalls und des SchädelHirntraumas.
7. Verwendung nach Anspruch 4 zur Behandlung der Alzheimerschen Krankheit der Parkinsonsche Krankheit und der Huntington Krankheit.
8. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung oder Prophylaxe von Schädigungen durch Ischämien.
9. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von Epilepsien, insbesondere von generalisierten epileptischen Anfällen, wie zum Beispiel Petit mal und tonischclonische Anfälle und partiell epileptischen Anfällen, wie Temporal Lope, und komplexpartiellen Anfällen.
10. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von Schädigungen der Nieren nach renalen Ischämien und zur Behandlung während und nach Nierentransplantationen.
11. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von Schädigungen des Herzens nach cardialen Ischämien.
12. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von Mikroinfarkten wie zum Beispiel während und nach Herzklappenersatz, Aneurysmenresektionenen und Herz transplantationen.
13. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung bei einer Revasculariation kritischer verengter Koronararterien wie zum Beispiel bei PTCA und Bypass Operationen oder kritisch verengter peripherer Arterien, insbesondere Beinarterien.
14. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung des akuten Myocardinfarktes und von Schädigungen während und nach dessen medikamentöser oder mechanischer Lyse.
15. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von Tumoren und deren Metastasierung.
16. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von Sepsis und des septischen Schocks.
17. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von immunologischen Krankheiten wie Entzündungen und rheumatische Erkrankungen, wie zum Beispiel rheumatoide Arthritis.
18. Verwendung von Verbindungen der Formel I nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung von Arzneimitteln zur Behandlung von Diabetes mellitus.
19. Verwendung von Verbindungen, die PARP2 mindestens 5fach stärker inhibieren als PARP1 zur Herstellung von Arznei mitteln zur Prophylaxe oder Behandlung von Erkrankungen, die durch eine selektive PARP2Inhibierung gehindert oder geheilt werden.
Description:
Verwendung von Phthalazine-Derivaten Beschreibung Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Phthalazin- Derivaten als Inhibitoren des Enzyms Poly (ADP-ribose) polymerase oder PARP (EC 2.4.2.30), die Verwendung als Inhibitoren von PARP-homologen Enzymen und insbesondere zeigen diese Phthalazin- Derivate auch eine selektive Hemmung der PARP-homologen Enzyme.

Poly (ADP-ribose) polymerase (PARP) bzw. wie es auch genannt wird Poly (ADP-ribose) synthase (PARS) stellt ein regulatorisches Enzym dar, das in Zellkernen gefunden wird (K. Ikai et al., J. Histochem. Cytochem. Man nimmt an, daß PARP eine Rolle bei der Reparatur von DNA-Brüchen spielt (M. S. Satoh et al., Nature Schädigungen oder Brüche der DNA-Stränge aktivieren das Enzym PARP, das, wenn es aktiviert ist, die Übertragung von ADP-Ribose aus NAD katalysiert (S. Shaw, Adv. Radiat. Biol., Dabei wird Nikotinamid aus NAD freigesetzt. Nikotinamid wird unter Verbrauch des Energieträgers ATP von anderen Enzymen wieder in NAD umge- wandelt. Eine Uberaktivierung von PARP hätte dementsprechend einen unphysiologisch hohen Verbrauch von ATP zur Folge und dies führt im Extremfall zu Zellschädigungen und Zelltod.

Es ist bekannt, daß Radikale wie Superoxid-Anion, NO und Wasser- stoffperoxid in Zellen zu DNA-Schädigungen führen können und da- mit PARP aktivieren. Die Bildung von großen Mengen an Radikalen wird bei einer Reihe von pathophysiologischen Zuständen beob- achtet und man geht davon aus, daß diese Anhäufung von Radikalen zu den beobachteten Zell-bzw Organschäden führen oder beitragen.

Dazu zählt von zum Beispiel ischämische Zustände von Organen wie im Schlaganfall, Herzinfarkt (C. Thiemermann et al., Proc. Natl.

Acad. Sci. USA, oder Ischämie der Nieren, aber auch Reperfusionsschäden wie sie zum Beispiel nach der Lyse von Herzinfarkt auftreten (s. oben : C. Thiemermann et al.). Die Hemmung von dem Enzym PARP könnte demzufolge ein Mittel sein, um diese Schäden zum mindestens zum Teil zu verhindern oder abzu- mildern. PARP-Inhibitoren könnten somit ein neues Therapieprinzip zur Behandlung von eine Reihe von Krankheiten darstellen.

Das Enzym PARP beeinflußt die Reparatur von DNA-Schäden und könnte somit auch in der Therapie von Krebs-Erkrankungen eine Rolle spielen, da in Kombination mit cytostatisch wirksamen Stoffen ein höheres Wirkpotential gegenüber Tumorgewebe beob-

achtet wurde (G. Chen et al. Cancer Chemo. Pharmacol. 1988,22, 303).

Zudem wurde gefunden, daß PARP-Inhibitoren immunosuppressive Wirkung zeigen können (D. Weltin et al. Int. J. Immunopharmacol.

1995, 17,265-271).

Es wurde ebenfalls entdeckt, daß PARP bei immunologischen Erkrankungen bzw. Krankeiten, in denen das Immunsystem eine wichtige Rolle spielt, wie zum Beispiel rheumatoide Arthritis und septischer Schock, involviert ist, und daß PARP-Inhibitoren einen günstigen Effekt auf den Krankheitsverlauf zeigen können (H. Kröger et al. Infammation 1996,20,203-215 ; W. Ehrlich et al. Rheumatol. Int. 1995, 15,171-172 ; C. Szabo et al., Proc.

Natl. Acad. Sci. USA ; S. Cuzzocrea et al.

Eur. J. Pharmacol. 1998,342,67-76).

Weiterhin zeigte der PARP-Inhibitor 3-Aminobenzamid protektive Effekte in einem Model für den Kreislaufschock (S. Cuzzocrea et al., Br. J. Pharmacol. 1997,121,1065-1074).

Ebenfalls gibt es experimentelle Hinweise, das Inhibitoren des Enzymes PARP als Mittel zur Behandlung von Diabetes mellitus nützlich sein könnten (V. Burkart et al. Nature Med. 1999,5, 314-319).

Phthalazine und deren Derivate stellen eine vielbenutzte Stoff- klasse dar. 2H-Phthalazin-l-one, die zudem in 4-Stellung Substi- tuenten tragen, sind jedoch bisher weniger beschrieben worden.

So sind Methylenamide, Methylenharnstoffe und Methylenimide in Puodzhyunas et al. Pharm. Chem. J. 1973,7,566 ; W. Mazkanowa et al., Zh. Obshch. Khim. 1958,28,2822 und in F. K. Mohamed et al., Ind. J. Chem. B, 1994,33,769 dargestellt worden.

Zyklische Amine und Alkylamine, wobei die Aminogruppe sowohl eine zyklische als auch ein aliphatisches Amin sein kann, sind in J. Singh et al., Ind. J. Chem. B, 1983,22,1083, Y. Egushi et al., Chem Pharm. Bull. 1991,9,1846 und in Iyo Kizai Kenkyusho Hokoku, 1998,12,41 (CA 91,91579) beschrieben worden, wobei allerdings die Verbindungen auf antiatherosklerotische Wirkung, auf Hemmung der Blutplättchenaggragation oder auf Blutdrucksenkung untersucht wurden. In WO 99/11649 sind in Phthalazinone erwähnt, die in 4-Stellung Phenylpiperazinylmethyl- Reste tragen und die als Inhibitoren des Enzymes PARP beschrieben wurden.

In A. M. Bernard et al., Synthesis 1998,317 sind 2H-Phthalazin- one, in 4-Stellung Phenoxymethyl-Derivate tragen, hergestellt worden.

In der vorliegenden Erfindung werden neue Phthalazin-Derivate der allgemeinen Formeln I beschrieben, die überraschenderweise PARP-Inhibitoren darstellen.

Weiterhin wurde überraschend gefunden, daß diese Verbindungen der allgemeinen Formel I auch PARP-homologe Enzyme hemmen. Zudem zeigen diese Verbindungen überraschenderweise eine selektive Hemmung der PARP-homolgen Enzyme d. h. die Verbindungen hemmen die homologen Enzyme stärker als das Enzym PARP selbst.

Die erfindungsgemäßen Phthalazine weisen gegenüber PARP-Homologen (PARP 2) eine bevorzugt 5-fach stärkere inhibitorische Wirkung auf als gegenüber dem bekannten PARP (PARP 1).

Unter PARP-Homologen wird insbesondere das Homologe PARP-2 gemäß WO 99/64572 (human PARP2) verstanden. Dies läßt sich vorteil- hafterweise aus dem menschlichen Hirn, Herz, skelettmuskel, Niere und Leber isolieren. In anderen Geweben oder Organen ist human- PARP2 deutlich schwächer exprimiert.

Insbesondere das aus menschlichem Hirn isolierbare humanPARP2 und dessen funktionale Äquivalente sind bevorzugte Agenzien für die Entwicklung von Inhibitoren gegen Schlaganfall. Es kann nämlich angenommen werden, daß die Wirkstoffentwicklung, basierend auf PARP2 als Indikator, die Entwicklung von Inhibitoren ermöglicht, welche für die Anwendung an menschlichem Gehirn optimiert sind.

Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß auf Basis von PARP2 ent- wickelte Inhibitoren auch zur Therapierung PARP-vermittelter pathologischer Zustände anderer Organe einsetzbar sind. Anhand der Gewebeverteilung der erfindungsgemäßen Proteine sind vor allem Indikationen von Interesse, die auf ischämischen Zuständen entsprechender Organe beruhen (Ischämie der Hirns (Schlaganfall), der Herzens (Herzinfarkt), Schädigungen, die während oder nach der Infarktlyse (z. B. mit TPA, Reteplase oder mechanisch mit Laser oder Rotoblator) und von Mikroinfarkten während und nach Herzklappenersatz, Aneurysmenresektionen und Herztransplantatio- nen, der Niere (akuten Nierenversagen, akute Niereninsuffizienz oder Schädigungen während und nach einer Nierentransplantation), Schädigung der Leber oder der Skelettmuskulatur). Ferner sind Behandlung und Prophylaxe von neurodegenerativen Erkrankungen denkbar, die nach Ischämie, Trauma (Schadel-Hirn-Trauma), Massen- blutung, Subarachnoidal-Blutungen und Schlaganfall auftreten, sowie von neurodegenerativen Erkrankungen, wie multipler Infarkt-

Dementia, Alzheimer Krankheit, Huntington Krankheit und Epilepsien, insbesondere von generalisierten epileptischen Anfällen, wie z. B. Petit mal, und tonisch-clonischen Anfällen und partiell epileptischen Anfällen, wie Temporal Lope, und komplex- partiellen Anfällen. Ferner können besagte Proteine relevant sein bei der Behandlung einer Revaskularisation kritisch verengter Koronararterien und kritisch verengter peripherer Arterien, z. B. Beinarterien. Darüber hinaus können besagte Proteine eine Rolle spielen bei der Chemotherapie von Tumoren und bei der Ver- hinderung von Metastasierungen sowie bei der Behandlung von Ent- zündungen und rheumatischen Erkrankungen, z. B. der rheumatischen Arthritis. Weitere pathologische Zustände dieser und anderer Organe sind denkbar.

Ähnlich wie PARP1 wird auch PARP2 durch geschädigte DNA, wenn auch durch einen vermutlich anderen Mechanismus aktiviert. Eine Bedeutung in der DNA-Reparatur ist denkbar. Die Blockade der erfindungsgemäßen PARPs wurde auch in Indikationen, wie Krebs, von Nutzen sein (z. B. in der Radiosensitisierung von Tumorpatien- ten).

Unter Verwendung der oben beschriebenen spezifischen Assay- Systeme für Bindungspartner von PARP1 und PARP2 wurden aktive und selektive Inhibitoren gegen die erfindungsgemäßen Proteine entwickelt.

Erfindungsgemäß bereitgestellte Inhibitoren besitzt gegenüber PARP2 eine stark ausgeprägte inhibitorische Aktivität. Die Ki-Werte können dabei weniger als etwa 1000 nM, wie z. B. weniger als etwa 700 nM, weniger als etwa 100 nM und weniger als etwa 30 nM, wie z. B. etwa 1 bis 20 nM, betragen.

Erfindungsgemäß bevorzugte Inhibitoren besitzen eine überraschend ausgeprägte Selektivität für PARP2. Das Verhältnis Ki (PARPl) : Ki (PARP2) für erfindungsgemäße Inhibitoren ist nämlich z. B. größer als 5. Eine weitere Gruppe von Inhibitoren wurde so entwickelt, daß sie PARP1 und PARP2 gleichzeitig inhibieren.

Das rekombinante Nukleinsäurekonstrukt bzw. Genkonstrukt wird zur Expression in einem geeigneten Wirtsorganismus vorteilhafterweise in einen wirtsspezifischen Vektor insertiert, der eine optimale Expression der Gene im Wirt ermöglicht. Vektoren sind dem Fach- mann wohl bekannt und können beispielsweise aus"Cloning Vectors" (Pouwels P. H. et al., Hrsg, Elsevier, Amsterdam-New York-Oxford, 1985) entnommen werden. Unter Vektoren sind außer Plasmiden auch alle anderen dem Fachmann bekannten Vektoren wie beispielsweise Phagen, Viren, wie SV40, CMV, Baculovirus und Adenovirus, Trans-

posons, IS-Elemente, Phasmide, Cosmide, und lineare oder zirkuläre DNA zu verstehen. Diese Vektoren können autonom im Wirtsorganismus repliziert oder chromosomal repliziert werden.

Expression der Konstrukte Vorteilhafterweise werden die oben beschriebenen erfindungs- gemäßen rekombinanten Konstrukte in ein geeignetes Wirtssystem eingebracht und exprimiert. Dabei werden vorzugsweise dem Fach- mann bekannte geläufige Klonierungs-und Transfektionsmethoden verwendet, um die genannten Nukleinsäuren im jeweiligen Expressionssystem zur Expression zu bringen. Geeignete Systeme werden beispielsweise in Current Protocols in Molecular Biology, F. Ausubel et al., Hrsg., Wiley Interscience, New York 1997, beschrieben.

Als Wirtsorganismen sind prinzipiell alle Organismen geeignet, die eine Expression der erfindungsgemäßen Nukleinsäuren, ihrer Allelvarianten, ihrer funktionellen Äquivalente oder Derivate oder des rekombinanten Nukleinsäurekonstrukts ermöglichen.

Unter Wirtsorganismen sind beispielsweise Bakterien, Pilze, Hefen, pflanzliche oder tierische Zellen zu verstehen. Bevor- zugte Organismen sind Bakterien, wie solche der Gattungen Escherichia, wie z. B. Escherichia coli, Streptomyces, Bacillus oder Pseudomonas, eukaryotische Mikroorganismen, wie Saccharo- myces cerevisiae, Aspergillus, höhere eukaryotische Zellen aus Tieren oder Pflanzen, beispielsweise Sf9 oder CHO-Zellen.

Gewünschtenfalls kann das Genprodukt auch in transgenen Organismen wie transgenen Tieren, wie insbesondere Mäusen, Schafen oder transgenen Pflanzen zur Expression gebracht werden.

Bei den transgenen Organismen kann es sich auch um sogenannte Knock-Out Tiere oder Pflanzen handeln, in denen das korrespon- dierende endogene Gen ausgeschaltet wurde, wie z. B. durch Mutation oder partielle oder vollständige Deletion.

Die Kombination aus den Wirtsorganismen und den zu den Organismen passenden Vektoren, wie Plasmide, Viren oder Phagen, wie bei- spielsweise Plasmide mit dem RNA-Polymerase/Promoter System, die Phagen X, [i oder andere temperente Phagen oder Transposons und/ oder weiteren vorteilhaften regulatorischen Sequenzen bilden ein Expressionssystem. Bevorzugt sind unter dem Begriff Expressions- systeme beispielsweise die Kombination aus Säugetierzellen, wie CHO-Zellen, und Vektoren, wie pcDNA3neo-Vektor, die für Säuge- tierzellen geeignet sind, zu verstehen.

Wie oben beschrieben, kann das Genprodukt vorteilhaft auch in transgenen Tieren, z. B. Mäusen, Schafen oder transgenen Pflanzen zur Expression gebracht werden. Ebenso ist es möglich, zellfreie Translationssysteme mit der von der Nukleinsäure abgeleiteten RNA zu programmieren.

Herstellung von Antikörpern : Die Herstellung von Anti-PARP2-Antikörpern erfolgt in einer dem Fachmann geläufigen Weise. Mit Antikörpern sind sowohl poly- klonale, monoklonale, humane oder humanisierte Antikörper oder Fragmente davon, single chain Antikörper oder auch synthetische Antikörper gemeint, ebenso wie Antikörperfragmente, wie Fv, Fab und (Fab)'2. Geeignete Herstellungsverfahren sind z. B. beschrieben in Campbell, A. M., Monoclonal Antibody Technology, (1987) Elsevier Verlag, Amsterdam, New York, Oxford und in Breit- ling, F. und Dübel, S., Rekombinante Antikörper (1997), Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg.

Beispiel A : Isolierung der PARP2-cDNA Bei der Sequenzanalyse von cDNA-Klonen einer cDNA-Bibliothek aus menschlichem Gehirn (Human Brain 5'Stretch Plus cDNA Library, # HL3002a, Fa. Clontech) wurden die vorliegenden cDNA-Sequenzen erstmalig gefunden. Die Sequenz dieses Klons ist in SEQ ID NO : 1 beschrieben.

Beispiel B : Herstellung der Enzyme Humanes PARP1 wurde zum Vergleich rekombinant im Baculovirus- System in der dem Fachmann geläufigen Weise exprimiert und wie beschrieben (Shah et al., Analytical Biochemistry 1995,227, 1-13) partiell aufgereinigt. Rinder PARP1 in einer 30-50% igen Reinheit (c = 0,22 mg/ml, spez. Aktivität 170 nmol ADP-ribose/ min/mg Gesamtprotein bei 25°C) wurde von BIOMOL (Best.-Nr. SE-165) bezogen. Humanes PARP2 wurden rekombinant im Baculovirus-System (Bac-to-Bac System, BRL LifeScience) exprimiert. Dazu wurden die entsprechenden cDNAs in den pFASTBAC-1-Vektor kloniert. Nach Her- stellung von rekombinanter Baculovirus-DNA durch Rekombination in E. coli, erfolgte Transfektion von Insektenzellen (Sf9 oder High- Five) mit den entsprechenden rekombinanten Baculovirus-DNAs. Die Expression der entsprechenden Proteine wurde durch Western-Blot- Analyse verifiziert. Virenstämme wurden in der dem Fachmann geläufigen Weise amplifiziert. Größere Mengen rekombinanter Proteine wurden durch Infektion von 500 ml Insektenzellkultur (2 x 106 Zellen/ml) mit Viren in einer MOI (multiplicity of infection ; Verhältnis von Viren zu Zellen) von 5-10 infiziert

und 3 bis 4 Tage inkubiert. Anschließend wurden die Insekten- zellen durch Zentrifugation pelletiert und die Proteine aus dem Pellet aufgereinigt.

Die Aufreinigung erfolgte durch klassische, dem Fachmann geläufige Methoden der Proteinreinigung unter Detektion der Enzyme mit entsprechenden spezifischen Antikörpern. Teilweise wurden die Proteine auch über eine 3-Aminobenzamid/Affinitäts- säule wie beschrieben (Burtscher et al., Anal Biochem 1986, 152 : 285-290) affinitätsgereinigt. Die Reinheit betrug >90%.

Beispiel C : Testsysteme für die Bestimmung der von Aktivität von PARP2 und der Inhibitorischen Wirkung von Effektoren auf PARP1 und PARP2 a) Herstellung von Antikörpern gegen Poly- (ADP-ribose) Als Antigen zur Generierung von Anti-Poly- (ADP-ribose) Anti- körpern kann Poly- (ADP-ribose) verwendet werden. Die Herstellung von Anti-Poly- (ADP-ribose) Antikörpern ist in der Literatur be- schrieben. (Kanai Y et al. (1974) Biochem Biophys Res Comm 59 : 1, 300-306 ; Kawamaitsu H et al. (1984) Biochemistry 23,3771-3777 ; Kanai Y et al. (1978) Immunology 34,501-508).

Unter anderem wurden verwendet : Anti Poly-(ADP-ribose)-Antikörper (polyklonales Antiserum, Kaninchen), BIOMOL ; Best.-Nr. SA-276.

Anti Poly- (ADP-ribose)-Antikörper (monoklonal, Maus ; Klon 10H ; Hybri-omaüberstand, affinitätsgereinigt).

Die Antiseren oder aus Hybridomakulturüberstand gewonnenen monoklonalen Antikörper wurden durch eine Protein-A-Affinitäts- chromatographie in der dem Fachmann geläufigen Weise aufge- reinigt. b) ELISA-Assay Materialien : ELISA Farbreagenz : TMB-Fertigmix SIGMA T-8540 Eine 96-well Mikrotiterplatte (FALCON Micro-Test IIIä Flexible Assay Plate, # 3912) wurde mit Histonen (SIGMA, H-7755) beschich- tet. Histone wurden hierfür in Carbonatpuffer (0.05M Na2HC03 ; pH 9.4) in einer Konzentration von 50 Rg/ml gelöst. Die einzelnen Wells der Mikrotiterplatte wurden mindestens 2 Stunden bei Raum- temperatur oder über Nacht bei 4°C mit je 150 Rl dieser Histon- Lösung inkubiert. Anschließend werden die Wells durch Zugabe von

150 Rl einer l igen BSA-Lösung (SIGMA, A-7888) in Carbonatpuffer für 2 Stunden bei Raumtemperatur blockiert. Es folgen drei Waschschritte mit Waschpuffer (0,0 5% TweenlO in lx PBS ; PBS (Phosphate buffered saline ; Gibco, Best.-Nr. 10010) : 0,21 g/l KH2PO4, 9 g/l NaCl, 0,726 g/l Na2HP04-7H20, pH 7,4). Wasch- schritte wurden durchweg mit einem Mikrotiterplatten-Waschgerät durchgeführt (Mikrotiterplatten-Wäscher"Columbus", SLT-Lab- instruments, Österreich).

Für die Enzymreaktion wurden eine Enzymreaktionslösung und eine Substratlösung jeweils als"Pre-Mix"benötigt. Die absolute Menge dieser Lösungen richtete sich nach der Anzahl der vorgesehenen Test-Wells.

Zusammensetzung der Enzymreaktionslösung pro Well : -4 Rl PARP-Reaktionspuffer (1M Tris-HC1 pH 8,0,100 mM MgCl2, 10 mM DTT) -20 ng PARP1 (human oder bovin) oder 8 ng PARP2 (Human) -4 1 aktivierte DNA (1 mg/ml ; SIGMA, D-4522) -ad 40 fil H20 Zusammensetzung der Substrat-Lösung pro Well : -5 1 PARP-Reaktionspuffer (10x) -0,8 1 NAD-Lösung (10 mM, SIGMA N-1511) -44 1 H20 Inhibitoren wurden in lx PARP-Reaktionspuffer gelöst. DMSO, daß gelegentlich zum Lösen von Inhibitoren in höheren Konzentrationen verwendet wurde, war bis zu einer Endkonzentration von 2 % unproblematisch. Für die Enzymreaktion wurden 40 1 der Enzym- reaktionslösung pro Well vorgelegt und mit 10 Al Inhibitor-Lösung für 10 Minuten inkubiert. Anschließend wurde die Enzymreaktion durch Zugabe von 50 1 Substrat-Lösung pro Well gestartet. Die Reaktion wurde 30 Minuten bei Raumtemperatur durchgeführt und anschließend durch dreimaliges Waschen mit Waschpuffer gestoppt.

Als primäre Antikörper wurden spezifische Anti-Poly- (ADP-ribose) Antikörper in einer 1 : 5000 Verdünnung eingesetzt. Die Verdünnung erfolgte in Antikörper-Puffer (1 % BSA in PBS ; 0,05 % Tween20).

Die Inkubationszeit für den primären Antikörper betrug eine Stunde bei Raumtemperatur. Nach anschließendem dreimaligem Waschen mit Waschpuffer erfolgte eine einstündige Inkubation bei Raumtemperatur mit dem sekundärem Antikörper (Anti-Maus-IgG, Fab-Fragmente, Peroxidase gekoppelt, Boehringer Mannheim, Best.-Nr. 1500.686 ; Anti-Rabbit-IgG, Peroxidase gekoppelt, SIGMA, Best.-Nr. A-6154) in einer 1 : 10000 Verdünnung in Antikörper- puffer. Nach dreimaligem Waschen mit Waschpuffer folgte die

Farbreaktion unter Verwendung von 100 1 Farbreagenz (TMB-Fertig- mix, SIGMA) pro Well für ca. 15 min. bei Raumtemperatur. Die Farbreaktion wurde durch Zugabe von 100 Rl 2M H2SO4 gestoppt.

Danach wurde sofort im ELISA-Platten-Lesegerät ("Easy Reader" EAR340AT, SLT-Labinstruments, Österreich) gemessen (450nm gegen 620nm). Das Messprinzip ist schematisch in Figur 6 dargestellt.

Für die Ermittlung des Ki-Wertes eines Inhibitors wurden ver- schie-dene Konzentrationen zur Erstellung einer Dosis-Wirkungs- kurve herangezogen. Für eine bestimmte Inhibitorkonzentration werden 3fach-Werte erhoben. Arithmetische Mittelwerte werden mit MicrosoftO Excel ermittelt. Die ICs0-Bestimmung erfolgt mit der MicrocalO Origin Software (Vers. 5.0) ("Sigmoidal Fit"). Um- rechnung der so berechneten IC50-Werte auf Ki-Werte erfolgte durch Verwendung von"Eich-Inhibitoren". Die"Eich-Inhibitoren"wurden bei jeder Analyse mitgemessen. Der Ki-Werte der"Eich-Inhibitoren" wurde im gleichen Testsystem durch Dixon-Diagramm Analyse in der dem Fachmann geläufigen Weise ermittelt. c) HTRF- (Homogenous time-resolved fluorescence) Assay Beim erfindungsgemäGen HTFR-PARP-Assay werden Histone als Zielproteine der Modifikation durch PARP indirekt mit einem XL665-Fluorophor markiert. Der Antikörper wird direkt mit einem Europium-Kryptat markiert. Befindet sich das XL665-Fluorophor in einer unmittelbaren räumlichen Nähe, die durch eine Bindung an die Poly- (ADP-ribose) am Histon gewährleistet wird, dann ist eine Energieübertragung möglich. Die Emission bei 665 nm ist somit direkt proportional zu der Menge an gebundenem Antikörper, der wiederum der Poly- (ADP-ribose) Menge entspricht. Somit entspricht das gemessene Signal der PARP Aktivität. Das Meßprinzip ist schematisch in Figur 7 dargestellt. Die verwendeten Materialien sind, wenn nicht ausdrücklich angegeben, identisch mit denen im ELISA Assay (s. o.) verwendeten.

Histone wurden in Hepes-Puffer (50 mM, pH = 7,5) zu 3 mg/ml gelöst. Biotinylierung erfolgte mit Sulfo-NHS-LC-Biotin (Pierce, #21335T). Ein molares Verhältnis von 4 Biotin pro Histon wurde verwendet. Die Inkubationszeit betrug 90 Minuten (RT). Anschlie- ßend wurden die biotinylierten Histone über eine G25 SF HR10/10 Säule (Pharmacia, 17-0591-01) in Hepes Puffer (50 mM, pH = 7,0) aufgereinigt, um überschüssiges Biotinylierungsreagenz zu ent- fernen. Der Anti-Poly- (ADP-ribose)-Antikörper wurde mittels bifunktionaler Kopplungsreagenzien mit Europium-Kryptat markiert (Lopez, E. et al., Clin. Chem. 39 (2), 196-201 (1993) ; US-Patent 5,534,622). Die Reinigung erfolgte auf einer G25SF HR10/30 Saule.

Ein molares Verhältnis von 3.1 Kryptaten pro Antikörper wurde

erzielt. Die Ausbeute betrug 25 %. Die Konjugate wurden in Gegen- wart von 0,1 % BSA in Phosphatpuffer (0,1 M, pH = 7) bei-80°C gelagert.

Für die Enzymreaktion wurden pro Well zusammenpipettiert : -10 p1 PARP-Lösung in PARP-HTRF-Reaktionspuffer (50 mM Tris-HCl pH 8,0,10 mM MgC12, 1 mM DTT) mit 20 ng PARP1 (human oder bovin) oder 8ng PARP2 (Human) -10 p1 aktivierte DNA in PARP-HTRF-Reaktionspuffer (50 Rg/ml) -10 Rl biotinylierte Histone in PARP-HTRF-Reaktionspuffer (1,25 µM) -10 µl Inhibitor in PARP-HTRF-Reaktionspuffer Diese Reagenzien wurden 2 Minuten vorinkubiert, bevor die Reaktion durch Zugabe von -10 Rl NAD-Lösung in PARP-HTRF-Reaktionspuffer (400 RM/ml) gestartet wurde. Die Reaktionszeit betrug 30 Minuten bei Raumtemperatur.

Anschließend wurde die Reaktion durch Zugabe von -10 Rl PARP-Inhibitor (25 FM, Ki=lOnM) in"Revelationt'-Puffer (100 mM Tris-HC1 pH 7,2,0,2M KF, 0,05 % BSA) gestoppt.

Danach wurden zugegeben : -10 Rl EDTA-Lösung (SIGMA, E-7889,0,5M in H20) -100 µl Sa-XL665 (Packard Instruments) in"RevelationN-Puffer (15-31,25nM) -50 Rl Anti-PARP-Kryptat in"Revelation"-Puffer (1,6-3,3nM).

Nach 30 Minuten (bis 4 Stunden) konnte dann gemessen werden. Die Messung erfolgte auf einem"Discovery HTRF Microplate AnalyzerN (Packard Instruments). Die Berechnung der Ki-Werte erfolgte wie beim ELISA Assay beschrieben.

Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung von substituierten Phthalazine der allgemeinen Formel I worin R1 Wasserstoff, Chlor, Fluor, Brom, Jod, verzweigtes und unver- zweigtes Cl-C6-Alkyl, OH, Nitro, CF3, CN, NRllRl2, NH-CO-R13, O-C1-C4-Alkyl, wobei Rll und R12 unabhängig voneinander Wasserstoff oder Cl-C4-Alkyl bedeuten und R13 Wasserstoff, Cl-C4-Alkyl, Cl-C4-Alkyl-Phenyl oder Phenyl bedeuten, und A1 einen geradkettigen oder verzweigten Co-C6-Alkylrest und A2 NR2, NR2-Cl-C6-Alkyl-, O und S und R2 Wasserstoff und Cl-C6-Alkyl und A3 einen aromatischen oder heteroaromatischen ein oder zwei- gliedrigen Ring mit je 5 oder 6 Ringatomen und bis zu 3 Heteroatomen, ausgewählt aus N, 0, S, wie zum Beispiel Phenyl, Thiophen, Pyridin, Pyrimidin, Naphthalin, Indol, Imidazol, die noch mit R4 und einem oder zwei R3 substituiert sein können, wobei R3 Wasserstoff, Chlor, Fluor, Brom, Jod, verzweigtes und unverzweigtes C1-C6-Alkyl, OH, Nitro, CF3, CN, NR11R12, S-C1-C4-Alkyl,O-Ph,O-CF3,SO2-C1-C4-Alkyl, wobeiR11andR12unabhängigvon-NH-CO-R13,O-C1-C4-Alkyl, einander Wasserstoff oder Cl-C4-Alkyl bedeuten und R13 Wasser- stoff, oderPhenylbedeutenC1-C4-Alkyl-Phenyl kann, R4 Wasserstoff, (X) o, l-Cl-C4-Alkyl-NR4lR42, wobei X = 0, S und NR43 und R41 und R42 unabhängig voneinander Wasserstoff, C1-C6-Alkyl, C1-C4-Alkyl-Phenyl und ein cyclisches Amin von 3 bis 7 Gliedern sein kann und R43 Wasserstoff und Cl-C4-Alkyl sein kann, sowie ihre tautomeren Formen, möglichen enantiomeren und diastereomeren Formen, und deren Prodrugs.

Die Verbindungen der Formel I können als Racemate, als enantio- merenreine Verbindungen oder als Diastereomere eingesetzt werden.

Werden enantiomerereine Verbindungen gewünscht, kann man diese beispielweise dadurch erhalten, daß man mit einer geeigneten optisch aktiven Base oder Säure eine klassische Racematspaltung mit den Verbindungen der Formel I oder ihren Zwischenprodukten durchführt.

Gegenstand der Erfindung sind auch zu Verbindungen der Formel I mesomere oder tautomere Verbindungen.

Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind die physiologisch verträglichen Salze der Verbindungen I, die sich durch Umsatz von Verbindungen I mit einer geeigneten Saure oder Base erhalten lassen. Geeignete Säuren und Basen sind zum Beispiel in Fort- schritte der Arzneimittelforschung, 1966, Birkhäuser Verlag, Bd. 10, S. 224-285, aufgelistet. Dazu zählen zum Beispiel Salzsäure, Citronensäure, Weinsäure, Milchsäure, Phosphorsäure, Methansulfonsäure, Essigsäure, Ameisensäure, Maleinsäure, Fumar- saure usw. bzw. Natriumhydroxid, Lithiumhydroxid, Kaliumhydroxid und Tris.

Unter Prodrugs werden solche Verbindungen verstanden, die in vivo in Verbindungen der allgemeinen Formel I metrabolisiert werden.

Typische Prodrugs sind Phosphate, Carbamate von Aminosäuren, Ester und andere.

Die Herstellung der erfindungsgemä$en Phthalazin-Derivate I kann auf verschiedenen Wegen, die in der Literatur bereits durchgeührt wurden, erfolgen.

Die möglichen Synthesemethoden sind zum Beispiel in Puodzhyunas et al. Pharm. Chem. J. 1973,7,566, W. Mazkanowa et al., Zh. Obshch. Khim. 1958,28,2822, F. K. Mohamed et al., Ind. J.

Chem. B, 1994,33,769, J. Singh et al., Ind. J. Chem. B, 1983, 22,1083, Y. Egushi et al., Chem Pharm. Bull. 1991,9,1846 und in Iyo Kizai Kenkyusho Hokoku, (CA 91,91579) beschrieben oder dort zitiert worden. Die erfindungsgemäßen Verbindungen können analog der dort beschriebenen Methoden hergestellt werden.

Die in der vorliegenden Erfindung enthaltenen substituierten Phthalazine I stellen Inhibitoren des Enzyms Poly (ADP-ribose)- polymerase dar und zeigen insbesondere Selektivität für neue PARP-homolge Enzyme.

Die inhibitorische Wirkung der substituierten Phthalazin- Derivate I wurde mit einem in der Literatur bereits bekannten Enzymtest ermittelt, wobei als Wirkmaßstab ein Ki-Wert ermittelt wurde. Die Phthalazin-Derivate I wurden in dieser Weise auf Hemmwirkung des Enzyms Poly (ADP-ribose) polymerase oder PARP (EC 2.4.2.30) gemessen.

Das 4- (4-Phenylpiperazin-1-yl) methyl-2H-phthalazin-l-on wurde in WO 99/11649 als PARP-Inhibitor beschrieben und ist den erfindungsgemäßen Verbindungen strukturell verwandt. Diese Verbindung wurde im angegebenen HTRF-Assay auf die Hemmwirkung von PARP 1 untersucht. Dabei zeigte diese Verbindung jedoch nur schwache Wirkung (bei 10 FM 38 % Hemmung).

Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß die erfindungs- gemäBen Verbindungen nicht nur auch PARP-Enzyme hemmen, sondern deutlich wirksamer sind (siehe Tabelle).

Bsp. PARP1 KI/µM 1 0,62 4 0, 19 11 1,80 16 0,78 17 0,74 18 0,69 Die substituierten Phthalazin-Derivate der allgemeinen Formeln I stellen Inhibitoren der Poly (ADP-ribose) polymerase (PARP) bzw. wie es auch genannt wird Poly (ADP-ribose) synthase (PARS) dar und können somit zur Behandlung und Prophylaxe von Krankheiten, die mit einer erhöhten Enzymaktivität dieser Enzyme verbunden sind, dienen.

Die Verbindungen der Formeln I können zur Herstellung von Arznei- mitteln zur Behandlung von Schädigungen nach Ischämien und zur Prophylaxe bei erwarteten Ischämien verschiedener Organe ein- gesetzt werden.

Die vorliegenden Phthalazin-Derivate der allgemeinen Formel I können danach zur Behandlung und Prophylaxe von neurodegenerati- ven Krankheiten, die nach Ischämie, Trauma (Schädel-Hirntrauma), Massenblutungen, Subarachnoidal-Blutungen und Stroke auftreten, und von neurodegenerativen Krankheiten wie multipler Infarkt- Dementia, Alzheimer Krankheit, Huntington Krankheit und von Epilepsien, insbesondere von generalisierten epileptischen

Anfällen, wie zum Beispiel Petit mal und tonisch-clonische Anfälle und partiell epileptischen Anfällen, wie Temporal Lope, und komplex-partiellen Anfällen, und weiterhin zur Behandlung und Prophylaxe von Schädigungen des Herzens nach cardialen Ischämien und Schädigungen der Nieren nach renalen Ischämien, zum Beispiel der akuten Niereninsuffizienz, des akuten Nierenversagens oder von Schädigungen, die während und nach einer Nierentrans- plantation auftreten, dienen. Weiterhin können die Verbindungen der allgemeinen Formeln I zur Behandlung des akuten Myocardin- farkts und Schädigungen, die während und nach dessen medikamen- töser Lyse auftreten (zum Beispiel mit TPA, Reteplase, Strepto- kinase oder mechanisch mit einem Laser oder Rotablator) und von Mikroinfarkten während und nach Herzklappenersatz, Aneurysmen- resektionen und Herztransplantationen dienen. Ebenfalls können die vorliegenden Phthalazine I zur Behandlung einer Revasculari- sation kritisch verengter Koronaraterien, zum Beispiel bei der PCTA und Bypass-Operationen, und kritisch verengter peripherer Arterien, zum Bespiel Beinarterien, dienen. Zudem können die Phthalazine I bei der Chemotherapie von Tumoren und deren Metastasierung nützlich sein und zur Behandlung von Entzündungen und rheumatischen Erkrankungen, wie z. B. rheumatischer Arthritis und auch zur Behandlung von Diabetes mellitus dienen.

Die erfindungsgemäBen Arzneimittelzubereitungen enthalten neben den üblichen Arneimittel-hilfstoffen eine therapeutisch wirksame Menge der Verbindungen I.

Für die lokale äußere Anwendung, zum Beispiel in Puder, Salben oder Sprays, können die Wirkstoffe in den üblichen Konzen- trationen enthalten sein. In der Regel sind die Wirkstoffe in einer Menge von 0,001 bis 1 Gew.-%, vorzugsweise 0,001 bis 0,1 Gew.-% enthalten.

Bei der inneren Anwendung werden die Präperationen in Einzeldosen verabreicht. In einer Einzeldosis werden pro kg Körpergewicht 0,1 bis 100 mg gegeben. Die Zubereitung können täglich in einer oder mehreren Dosierungen je nach Art und Schwere der Erkrankungen verabreicht werden.

Entsprechend der gewünschten Applikationsart enthalten die erfindungsgemäBen Arznei-mittelzubereitungen neben dem Wirkstoff die üblichen Trägerstoffe und Verdünnungsmittel. Für die lokale äußere Anwendung können pharmazeutisch-technische Hilfsstoffe, wie Ethanol, Isopropanol, oxethyliertes Ricinusöl, oxethyliertes Hydriertes Ricinusöl, Polyacrylsäure, Polyethylenglykol, Poly- ethylenglykostearat, ethoxylierte Fettalkohole, Paraffinöl, Vaseline und Wollfett, verwendet werden. Für die innere Anwendung

eignen sich zum Beispiel Milchzucker, Propylenglykol, Ethanol, Stärke, Talk und Polyvinylpyrrolidon.

Ferner können Antioxidationsmittel wie Tocopherol und butyliertes Hydroxyanisol sowie butyliertes Hydroxytoluol, geschmacks- verbessernde Zusatzstoffe, Stabilisierungs-, Emulgier-und Gleitmittel enthalten sein.

Die neben dem Wirkstoff in der Zubereitung enthaltenen Stoffe sowie die bei der Herstellung der pharmazeutischen Zubereitungen verwendeten Stoffe sind toxikologisch unbedenklich und mit dem jeweiligen Wikstoff verträglich. Die Herstellung der Arznei- mittelzubereitungen erfolgt in üblicher Weise, zum Beispiel durch Vermischung des Wirkstoffes mit anderen üblichen Trägerstoffen und Verdünnungsmitteln.

Die Arzneimittelzubereitungen können in verschiedenen Appli- kationsweisen verbreicht werden, zum Beispiel peroral, parenteral wie intravenös durch Infusion, subkutan, intraperitoneal und topisch. So sind Zubereitungsformen wie Tabletten, Emulsionen, Infusions-und Injektionslösungen, Pasten, Salben, Gele, Cremes, Lotionen, Puder und Sprays möglich.

Beispiele Beispiel 1 4 (N (4-Hydroxyphenyl) aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 5 = 4,4 (2H), 5,5 (1H), 6,55 (4H), 7,75-8,3 (4H), 8,5 (1H) und ca. 12,5 (1H) ppm.

Beispiel 2 4 (N (4-N, N-Dimethylsulfamoyl) phenyl-aminomethyl)-2H-phthalazin- l-on 1H-NMR (Dg-DMSO) : 8 = 2,5 (6H), 4,7 (2H), 6,8 (2H), 7,2 (1H), 7,5 (2H), 7,75-8,3 (4H), und ca. 12,5 (1H) ppm.

Beispiel 3 4 (N (4-Chlorphenyl) aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (Dg-DMSO) : 5 = 4,6 (2H), 6,4 (1H), 6,75 (2H), 7,1 (2H), 7,9-8,4 (4H) und ca. 12,5 (breit) ppm.

Beispiel 4 4(N-Phenyl)-aminomethyl-2H-phthalazin-l-on H-NMR (Dg-DMSO) : 6 = 4,6 (2H), 6,3 (1H), 6,2 (1H), 6,8 (2H), 7,1 (2H), 7,9-8,5 (4H) und ca. 12,5 (breit) ppm.

Beispiel 5 4 (N (3-Trifluormethyl-phenyl) aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 5 = 4,6 (2H), 6,7 (1H), 6,8 (1), 7,0 (2H), 7,3 (1H), 7,9-8,4 (4H) und ca. 12,5 (breit) ppm.

Beispiel 6 4 (N (2-Cyanophenyl) aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 4,8 (2H), 6,7 (2H), 7,1 (1H), 7,5-7,8 (2H), 7,95 (1H), 8,1 (1H), 8,4 (2H) und 12,5 (1H) ppm.

Beispiel 7 4 (N (4-Methoxyphenyl) aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (Dg-DMSO) : 8 = 3,7 (3H), 4,5 (2H), 5,8 (1H), 6,7 (4H), 7,9-8,3 (4H) und ca. 12,5 (breit) ppm.

Beispiel 8 4 (N (2,4-Dichlorphenyl) aminomethyl-2H-phthalazin-l-on H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 4,8 (2H), 6,3 (1H), 7,0 (1H), 7,2 (1H), 7,4 (1H), 7,9 (1H), 8,0 (1H), 8,3 (2H) und ca. 12,5 (breit) ppm.

Beispiel 9 4 (N (4-Nitrophenyl) aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 4,8 (2H), 6,8 (2H), 7,8-8,4 (7H) und ca. 12,5 (breit) ppm.

Beispiel 10 4- (N (3-Methylmercapto-phenyl) aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 2,4 (3H), 4,6 (2H), 6,3 (1H), 6,4-6,7 (3H), 7,0 (1H), 7,9-8,4 (4H) und ca. 12,5 (breit) ppm.

Beispiel 11 4 (N (2,4-Difluor-phenyl) aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 4,7 (2H), 6,0 (1H), 7,0 (2H), 7,1 (1H), 7,9 (1H), 8,0 (1H), 8,3 (2H) und ca. 12,5 (breit) ppm.

Beispiel 12 4 (N (4-Phenoxy-phenyl) aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 4,6 (2H), 6,2 (1H), 6,8 (2H), 6,9 (3H), 7,1 (1H), 7,4 (2H), 8,0-8,5 (4H) und ca. 12,5 (1H) ppm.

Beispiel 13 4 (N (4-Trifluormethoxy-phenyl) aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 6 = 4,6 (2H), 6,5 (1H), 6,75 (2H), 7,1 (2H), 7,8-8,4 (4H) und ca. 12,5 (1H) ppm.

Beispiel 14 4 (N (4-Trifluormethyl-phenyl) aminomethyl-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 4,7 (2H), 6,8 (2H), 6,95 (1H), 7,4 (2H), 7,8-8,4 (4H) und 12,5 (breit) ppm.

Beispiel 15 4 (N-Methyl-N-phenyl-aminomethyl)-2H-phthalazin-l-on x HC1 1H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 2,7 (1,5H), 3,0 (1,5H), 3,8 (0,5H), 4,0 (0,5H), 4,5 (1H), 4,9 (1H), 6,5-8,3 (9H) und ca.

12,5 (breit) ppm.

Beispiel 16 4 (S (4-Chlorphenyl) mercaptomethyl)-2H-phthalazin-l-on H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 4,6 (2H), 7,4 (4H), 7,9-8,5 (4H) und ca.

12,5 (breit) ppm.

Beispiel 17 4 (S (l-Methyl-imidazol-2-yl) mercaptomethyl)-2H-phthalazin-l-on Beispiel 18 4 (N (5-Methylmercapto-1,3,4-triazol-2-yl) aminomethyl)-2H- phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 2,4 (3H), 4,7 (2H), 7,1 (1H), (4H) und ca. 12,5 (breit) ppm.

Beispiel 19 4 (S (2-Pyridyl)-mercaptomethyl)-2H-phthalazin-l-on 1H-NMR (D6-DMSO) : 8 = 4,8 (2H), 7,2 (1H), 7,4 (1H), 7, 7 (1H), 7,9 (1H), 8,0 (1H), 8.2 (1H), 8,5 (1H) und ca. 12,5 (1H) ppm.