LÜKE JULIA (DE)
GRISANTI SALVATORE (DE)
US5163965A | 1992-11-17 | |||
US20120071865A1 | 2012-03-22 | |||
US5163965A | 1992-11-17 | |||
US20120071865A1 | 2012-03-22 | |||
US4983580A | 1991-01-08 |
FUCHSLUGER ET AL.: "Neue Möglichkeiten der Augenoberflächenrekonstruktion", OPHTHALMOLOGE, vol. 111, 2014, pages 1019 - 1026
A N S P R Ü C H E 1. Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung umfassend einen Augenaufsatz mit Saugring (20) gekennzeichnet durch wenigstens ein im Innenbereich des Saugringes (20) angeordnetes Platzierungs- und Haltemittel für ein lokal begrenztes Rekonstruktionsflüssigkeitsvolumen, anbringbar an einer vorbestimmten Stelle an der Augenoberfläche (25) innerhalb des Saugringes (20) und weiter gekennzeichnet durch ein an zwei gegenüberliegenden Seiten des Saugringes (20) um die Rotationsachse des Saugringes (20) drehbar gelagertes Schienenelement (22), eine entlang des Schienenelements (22) verschiebbare Halterung (23) für eine Röhre (24), und eine in der Halterung (23) parallel zur Rotationsachse des Saugrings (20) angeordnete Röhre (24), wobei die Röhre (24) aus einem flüssigkeitsundurchlässigen Material gebildet ist, und bis in die Ebene des Saugringes (20) vertikal verschiebbar und fixierbar ist. 2. Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch eine trichterförmige Röhre (24). |
Die Erfindung betrifft eine Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung bei Defekten von kornealem Gewebe.
Wenn ein Defekt in der Kornea (Hornhaut) nicht schnell und zuverlässig geschlossen werden kann, drohen weitreichende Komplikationen bis hin zu Erblindung und Augenverlust.
Hornhautdefekte können derzeit nur mit beträchtlichem Aufwand, d.h. insbesondere nicht schnell und unkompliziert verschlossen werden. Die akute Defektdeckung in der Kornea erfolgt heutzutage durch das Aufnähen von synthetischen oder organischen Materialien. Diese werden nur teilweise von der Umgebung angenommen, können Entzündungen verursachen und Infektionen übertragen, sind instabil und haben schlechte optische Eigenschaften. Regelmäßig werden Amnionmembranen verwendet, die auf bzw. in den Defekt genäht werden. Dabei wirken sich ihre hohe Variabilität und teure Aufbereitung, das Nahtmaterial, schlechte optische
Eigenschaften sowie ein potentielles Infektionsrisiko mit Humanpathogenen nachteilig aus (Fuchsluger et al., 2014, Neue Möglichkeiten der Augenoberflächenrekonstruktion.
Ophthalmologe, 111 : 1019-1026).
Die bisher verwendeten Implantate schließen außerdem normalerweise nicht bündig an den Wundrand an. Hieraus können sich Komplikationen wie Infektionen, schlechte Haftung, unzureichende Integrität der Augenoberfläche oder Missempfindungen für den Patienten ergeben. Zudem weist das Material häufig unzureichende optische Eigenschaften auf, was einen immensen Nachteil für die Sehfunktion bedeutet. Darüber hinaus verursacht das verwendete Nahtmaterial häufig Folgeprobleme wie Entzündungen und eine unerwünschte Neovaskularisierung oder Narbenbildung, die zur Abstoßung des Implantates führen können.
Es besteht großer Bedarf an Techniken zur Rekonstruktion von kornealen Defekten, welche das Nähen ergänzen bzw. ersetzen. In diesem Zusammenhang wird das Auffüllen der Defekte mit unterschiedlichen Hydrogelen wie Kollagen, Gelatine, Alginat, Chitosan und Fibrin und verschiedene Applikationstechniken z.B. mit Spritzen, Spateln, Bürsten oder Sprays im Stand der Technik vorgeschlagen.
Die Druckschrift US 5,163,965 A beschreibt eine Lentikel im Rahmen ihres Bildungsprozesses durch Aushärten oder endgültiges Aushärten der Lentikel am Auge mit dem Auge verbunden wird. Solche Linsen ermöglichen einen sanften Übergang vom Körper der Linse zu der
Bowman-Schicht, auf der die Linse angeordnet ist. Die Lentikel kann sich zu dem Zeitpunkt, zu dem ihr Material oder Vorläufer auf das Auge aufgebracht wird, davon unterscheiden, dass es sich im Wesentlichen um sämtliches viskoses Kollagen handelt, das fließt, und muss geformt werden, um eine gewünschte Lentikel-Konfiguration zu erhalten, bis zu einer im Wesentlichen stabilen Vorform, die ihre eigene Form behält. Solche vorgeformten Lentikel können unter Verwendung einer geeigneten Form und Photopolymerisation oder anderer partieller
Aushärtungstechniken gebildet werden, um das Lentikelmaterial bis zu einem geeigneten Stadium für das Aufbringen auf das Auge vorzuhärten.
Die Druckschrift US 2012/0071865 A1 beschreibt ein Verfahren, bei dem ein Hydrogel auf Hornhautwunden mit einem einfachen Applikator (einem kleinen Schwamm an einem Stiel) aufgetupft wird. Die Viskosität des Hydrogels und sein Polymerisationsverhalten ermöglichen das Aufträgen eines nicht präzise dosierbaren kleinen Volumens des Hydrogels an einem zu behandelnden Hornhautdefekt, so dass der Wundverschluss innerhalb von kurzer Zeit ohne weiteren apparativen Aufwand erfolgt. Die Anwendung dieses Systems ist jedoch limitiert auf sehr kleine und flache Hornhautdefekte.
Die Druckschrift US 4,983,580 A1 beschreibt Methoden zur Behandlung von Hornhautwunden durch Auffüllen mit Mörtelzusammensetzungen. Diese Zusammensetzungen können durch allgemeines Einspritzen oder Aufträgen mit Schaufel-artigen Werkzeugen in die Wunde appliziert werden. Diese Art der Applikation ermöglicht kein präzises Aufträgen und Dosieren des Auffüllmaterials.
Eine komplette Hornhauttransplantation zur Defektdeckung wird aufgrund des Mangels an Spendermaterial eher bei größeren Defekten vorgenommen. Es fehlt an Hilfsmitteln zur Rekonstruktion bei mittelgroßen Defekten.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine
Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung bei mittelgroßen Defekten von kornealem Gewebe bereitzustellen.
Gelöst wird diese Aufgabe mit einer Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung umfassend einen Augenaufsatz mit Saugring, gekennzeichnet durch wenigstens ein im Innenbereich des Saugringes angeordnetes Mittel zum Platzieren und Halten eines lokal begrenzten, niedrig viskosen Flüssigkeitsvolumens an einer vorbestimmten Stelle an der Augenoberfläche innerhalb des Saugringes, gemäß Hauptanspruch. Die
Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung umfasst einen Augenaufsatz mit Saugring, wobei diese durch wenigstens ein im Innenbereich des Saugringes angeordnetes Platzierungs- und Haltemittel für ein lokal begrenztes Rekonstruktionsflüssigkeitsvolumen, anbringbar an einer vorbestimmten Stelle an der Augenoberfläche innerhalb des Saugringes, ausgebildet ist.
Diesbezüglich ist die Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung durch ein an zwei gegenüberliegenden Seiten des Saugringes um die Rotationsachse des Saugringes drehbar gelagertes Schienenelement, eine entlang des Schienenelements verschiebbare Halterung für eine Röhre, und eine in der Halterung parallel zur Rotationsachse des Saugrings angeordnete Röhre umfassen, wobei die Röhre aus einem flüssigkeitsundurchlässigen Material gebildet ist, und bis in die Ebene des Saugringes vertikal verschiebbar und fixierbar ist.
In einer weiteren Ausgestaltung kann die Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung durch eine in der Innenfläche des Saugringes fixiert angeordnete, flüssigkeitsundurchlässige
Membran ausgebildet sein, wobei die Membran einen röhrenförmigen Einlass und einen röhrenförmigen Auslass für Flüssigkeiten in einem vorbestimmten Abstand voneinander, bevorzugt auf der Durchmesserlinie des Saugrings, aufweist.
Weiter kann die Membran der Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung wenigstens auf einer vorbestimmten Teilfläche zwischen dem Einlass und dem Auslass für Flüssigkeiten UV- durchlässig ausgebildet sein.
Ferner kann die Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung eine trichterförmige Röhre aufweisen.
Bei der Rekonstruktion von Hornhautdefekten, insbesondere von mittelgroßen, unregelmäßig geformten Defekten, sind flüssige Auffüllstoffe mit niedriger Viskosität besonders vorteilhaft, da ihr Fließverhalten durch die Schwerkraft das optimale Auffüllen von unregelmäßigen
Defektvolumina, möglichst ohne Lufteinschlüsse, ermöglicht. Die Viskosität eines solchen flüssigen Auffüllstoffs, wie z.B. einer Kollagenlösung, wird erst nach Applikation und optimaler Verteilung innerhalb des Defektvolumens derart erhöht, dass der Auffüllstoff während der Defektheilung innerhalb des Defekts fixiert und stabilisiert ist. Dies ist beispielsweise der Fall bei der UV-Polymerisation von flüssigen Kollagenlösungen. Bei der Applikation und Aushärtung einer niedrig viskosen Flüssigkeit an einem Hornhautdefekt muss somit sichergestellt werden, dass diese sich optimal innerhalb des Defekts verteilt, ihn möglichst komplett auffüllt und im Defektvolumen bleibt. Dies bedeutet auch, dass gleichzeitig verhindert werden muss, dass das Material während der Applikation wesentlich über den Defektrand hinausläuft, d.h. es muss nach dem Platzieren an seinem Ort gehalten werden bis es stabil und ausgehärtet ist.
Das gewünschte optimale Auffüllen des Defekts wird durch das erfindungsgemäße wenigstens eine im Innenbereich eines Saugringes angeordnete Mittel zum Platzieren und Halten eines lokal begrenzten Flüssigkeitsvolumens an einer vorbestimmten Stelle an der Augenoberfläche ermöglicht. Das wenigstens eine Mittel ist dabei als ein Teil einer Gussform für die Flüssigkeit ausgestaltet, so dass eine lokalisierte Applikation der Auffüllflüssigkeit in den Defekt, z.B. durch Gießen oder Spritzen der Flüssigkeit in eine Gussform erfolgt, die sich aus dem besagten Mittel und dem Hornhautdefekt selbst ergibt, wenn das besagte Mittel auf der Augenoberfläche mittels eines Saugringes um den Defekt herum lagegenau angeordnet und fixiert wird. Wegen der an den Defekt angepassten Form des besagten Mittels, und da es flüssigkeitsundurchlässig ist, bleibt die durch das Mittel in den Defekt applizierte Auffüllflüssigkeit im Wesentlichen innerhalb des Defektvolumens, das Auffüllen erfolgt viel kontrollierbarer und vorhersehbarer als bei der Verwendung der Verfahren des Standes der Technik.
Das erfindungsgemäße Mittel zum Platzieren und Halten eines lokal begrenzten
Flüssigkeitsvolumens an einer vorbestimmten Stelle an der Augenoberfläche kann sowohl am Saugring anbringbar als auch bereits am Saugring angebracht sein.
Das erfindungsgemäße Mittel zum Platzieren und Halten eines lokal begrenzten
Flüssigkeitsvolumens an einer vorbestimmten Stelle an der Augenoberfläche kann
beispielsweise als eine mit dem Saugring durch arretierbare Halteelemente verbundene und zunächst innerhalb des Saugrings bewegliche Röhre, oder auch als ein Trichter, ausgestaltet sein. Die Röhrenwandung kann dann um den Defektrand an der Augenoberfläche anliegend positioniert und dort fixiert werden, indem die Halteelemente arretiert werden. In diesem Zustand wird das lokalisierte Füllen der Auffüllflüssigkeit in den Defekt ermöglicht.
Eine alternative Ausgestaltung desselben Erfindungskonzepts bildet eine am Saugring anbringbare bzw. angebrachte Membran, welche im befestigten Zustand im Wesentlichen an der Augenoberfläche über dem Defekt anliegt und einen Einlass und einen Auslass für die Auffüllflüssigkeit aufweist.
Weitere Vorteile, Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung in Zusammenhang mit den Figuren. Die in den Figuren dargestellten Elemente dienen der Veranschaulichung und sind nicht maßstabgetreu abgebildet. Es zeigen:
Fig. 1 Prinzip der Anwendung von Rekonstruktionsflüssigkeiten wie z.B. Kollagenlösungen auf Hornhautdefekten ohne Applikationsvorrichtung in drei Verfahrensschritten A, B und C;
Fig. 2 Auge mit Vorrichtungsausgestaltungsform Trichter-Applikator, perspektivische Ansicht (nicht maßstabsgetreu);
Fig. 3 Vorrichtungsausgestaltungsform Trichter-Applikator, Querschnitt, Seitenansicht (nicht maßstabsgetreu);
Fig. 4 Trichter-Applikatoren mit unterschiedlichen Durchmessern, Querschnitt, Seitenansicht (nicht maßstabsgetreu);
Fig. 5 Vorrichtungsausgestaltungsform Spritzguss-Applikator, (A) Seitenansicht und (B)
Aufsicht (nicht maßstabsgetreu);
Fig. 6 Spritzguss-Applikatoren mit unterschiedlichen Größen und Formen des UV- durchlässigen Bereiches der Membran, Aufsicht. In Fig. 1 A ist eine mit dem allgemeinen Bezugszeichen 10 versehene schematische
Darstellung der Kornea 10 mit einem lokalen Defekt 11 abgebildet. Solche lokale Defekte 11 können z.B. wie in Fig. 1 B und C dargestellt, mit einer Rekonstruktionsflüssigkeit 13, z.B. einer Kollagenlösung, aufgefüllt werden, das beispielsweise mit einer Spritze 14 appliziert werden kann. Die Polymerisation bestimmter Rekonstruktionsflüssigkeiten 13, wie z.B.
Kollagenlösungen, kann durch UV-Bestrahlung 15 erfolgen. Dafür ist von Vorteil, dass der lokale Defekt 11 mit Riboflavin 12 vorbehandelt wird, und dass die Rekonstruktionsflüssigkeit 13 ebenfalls Riboflavin 12 enthält. In den Hornhautdefekt 11 können z.B. einige Tropfen einer 0,1%igen Riboflavinlösung appliziert werden. Das Riboflavin 12 wird durch Osmose in den Wundrand transportiert, wodurch später eine Verbindung der Rekonstruktionsflüssigkeit 13 mit der noch intakten Kornea 10 ermöglicht wird. Vor dem Aufträgen der
Rekonstruktionsflüssigkeit 13 wird die restliche Riboflavin-Lösung abgesaugt. Die
Rekonstruktionsflüssigkeit 13, z.B. eine Kollagenlösung, kann mit einer Spritze 14 oder einer Pipette in den Hornhautdefekt 11 geträufelt werden. Gleich im Anschluss daran kann die Rekonstruktionsflüssigkeit 13 durch UV-Licht 15 vercrosslinkt und gleichzeitig an der intakten Hornhaut, dem Defektrand, verbunden werden. Es entsteht ein Hydrogel, welches den
Defekt 11 füllt. Das gesunde Gewebe der Kornea 10 sollte durch das UV-Licht 15 nach
Möglichkeit nicht beschädigt werden. Auch wenn hier einerseits noch die Epithelschicht aufliegt, und außerdem unbeteiligte Areale kein Riboflavin 12 enthalten, wodurch das UV-Licht 15 auch nicht im selben Ausmaß aufgenommen wird, ist eine Reduktion der Bestrahlung des gesunden Gewebes 10 um dem Defekt 11 von Vorteil. Schließlich kann auf den aufgefüllten Defekt 11 noch eine Beschichtung aufgetragen werden, um die Reepithelisierung der Oberfläche zu ermöglichen. Dabei kann es sich beispielsweise um Laminin, Fibronectin oder denaturiertes Kollagen handeln. Darüber hinaus können diesen Proteinen auch (limbale) Stammzellen oder Epithelzellen beigemischt werden, wodurch sie auf den aufgefüllten Defekt 11 übertragen werden, ohne dass sie durch die UV-Bestrahlung 15 beschädigt werden.
Das freihändige Auffüllen eines Defekts 11 , wie in Fig. 1 dargestellt, hat den Nachteil, keine sehr präzise lokalisierte und genau örtlich begrenzte Applikation der Auffüllflüssigkeit zu ermöglichen. Das Ergebnis der Prozedur hängt stark vom Geschick der Person ab, die die Flüssigkeit appliziert. Die vorliegende Erfindung ermöglicht die Überwindung des genannten Nachteils.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst die
Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung dafür ein an zwei gegenüberliegenden Seiten des Saugringes 20 um die Rotationsachse des Saugringes 20 drehbar gelagertes Schienenelement 22, eine entlang des Schienenelements 22 verschiebbare Halterung für eine Röhre 24, und eine in der Halterung parallel zur Rotationsachse des Saugrings 20 angeordnete Röhre, wobei die Röhre aus einem flüssigkeitsundurchlässigen Material gebildet ist, und bis in die Ebene des Saugringes 20 vertikal verschiebbar und fixierbar ist.
In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die Röhre 24 trichterförmig (Trichter-Applikator). Die Applikation der Rekonstruktionsflüssigkeit 13, beispielsweise über eine Spritze 14 oder eine Pipette, kann durch eine sich zur Ebene des Saugringes 20 hin verjüngenden, trichterförmigen Röhre 24 erleichtert werden.
Erfindungsgemäß ist die Röhre 24 aus einem flüssigkeitsundurchlässigen Material wie z.B. Kunststoff (für Einwegprodukte) oder Metall (autoklavierbar und somit wiederverwendbar) gebildet.
Fig. 2 illustriert beispielhaft eine solche Ausgestaltung der
Augenoberflächenrekonstruktionsvorrichtung auf einem Auge 25, welche einen Augenaufsatz mit Saugring 20 und eine Unterdruckversorgung 21 aufweist. Saugringe für die Anwendung am Auge sind aus dem Stand der Technik bekannt. Durch das Ansaugen der Augenoberfläche 25 mit dem Saugring 20 wird das darunterliegende Augengewebe an die Vorrichtung gesaugt, wodurch eine Fixierung des Gewebes an der Vorrichtung erreicht wird. Durch die Fixierung des Gewebes an der Vorrichtung kann das Mittel zum Platzieren und Halten eines lokal begrenzten Flüssigkeitsvolumens an einer vorbestimmten Stelle an der Augenoberfläche 25, hier ein Trichter 24, optimal am Gewebe fixiert angeordnet werden. Durch das Ansaugen des Gewebes wird der Applikationsbereich am Auge 25 entfernungsmäßig festgelegt. Somit kann das im Innenbereich des Saugringes 20 angebrachte Mittel zum Platzieren eines Flüssigkeitsvolumens gezielt und kontrolliert an einer vorbestimmten Stelle des Auges 25, die einen zu
rekonstruierenden Defekt 11 aufweist, angebracht werden. Der Saugring 20 ist rund ausgebildet und weist eine Unterdruckversorgung 21 , die mit einer Saugvorrichtung verbunden werden kann. Hierbei kann auf vorteilhaft einfache Weise zwischen der Augenoberfläche 25 und der Ebene des Saugringes 20 ein Vakuum erzeugt werden, indem der Saugring 20 mit einem Unterdrück beaufschlagt wird, wodurch die Augenoberfläche 25 an der Ebene des
Saugringes 20 angesaugt wird. Ein Unterdrück im Saugring 20 kann einfach durch einen Gummiball, eine Spritze, eine Vakuumpumpe, etc. erreicht werden.
Auf dem Saugring 20 befindet sich ein an zwei gegenüberliegenden Seiten des Saugringes 20 um die Rotationsachse des Saugringes 20 drehbar gelagertes Schienenelement 22. Der Saugring 20 weist entlang seines Umfanges für die Positionierung und Drehung des
Schienenelements 22 eine Führungsschiene 27 am oberen Rand auf. Das
Schienenelement 22 besteht aus zwei spiegelsymmetrischen, flächigen, länglichen
Einzelelementen 26, die an beiden Enden so geformt sind, dass sie in die Führungsschiene 27 einrasten und darauf gleiten können. Das Schienenelement 22 wird für die Anwendung über den Enden der Einzelelemente 26 auf beiden Seiten der Durchmesserlinie 54 des Saugrings 20 auf dem Saugring 20 an der Führungsschiene 27 angebracht, so dass das gesamte Schienenelement 22 um die Rotationsachse des Saugrings 20 gedreht werden kann.
Auf dem Schienenelement 22 ist eine als flächiges Element ausgestaltete Halterung 23 angebracht, welche beide Einzelelemente 26 des Schienenelements 22 verbindet und zusammenhält. Die Halterung 23 ist entlang des Schienenelements 22 zwischen beiden Enden der Durchmesserlinie 54 des Saugrings 20 verschiebbar. Dies kann z.B. erreicht werden, indem die Enden der Halterung 23 entlang der zur Durchmesserlinie 54 des Saugrings 20 parallelen Seiten nach unten gebogen sind und jeweils um die Außenseiten der beiden Einzelelemente 26 eingerastet werden und entlang des Schienenelements 22 gleiten können.
Fig. 3 zeigt eine Seitenansicht des Querschnitts der Vorrichtung von Fig. 2. Die Halterung 23 weist eine Öffnung auf, in der eine (trichterförmige) Röhre 24 parallel zur Rotationsachse des Saugrings 20 angeordnet werden kann. Der Durchmesser dieser Öffnung ist höchstens so groß wie der Abstand zwischen den beiden Einzelelementen 26 des Schienenelements 22, damit die trichterförmige Röhre 24 bis zur Saugringebene, d.h. am Patienten bis zur Augenoberfläche 25, durchgeschoben werden kann. Die Öffnung kann z.B. mit einem Innengewinde 30 ausgestattet sein. Eine mit einem entsprechenden Außengewinde versehene Röhre 24 kann somit in die Öffnung eingeschraubt werden und vertikal bis zur Ebene des Saugringes, d.h. bis zur
Augenoberfläche 25, bewegt werden.
Durch Rotation des Schienenelements 22 um die Achse des Saugrings 20 bzw. durch
Verschieben der Halterung 23 entlang des Schienenelements 22 kann die trichterförmige Röhre 24 in der Halterung 23 horizontal präzise innerhalb des Saugringes 20 platziert werden. Durch diese horizontale Bewegung und durch die vertikale Bewegung der Röhre 24 in der Halterung 23 zum Auge 25 hin kann die Lage der Röhre 24 innerhalb des Saugringes 20 an der Augenoberfläche 25 um den aufzufüllenden Defekt 11 präzise definiert und gehalten werden.
Für unterschiedlich große Defekte 11 können erfindungsgemäß Röhren 24 mit
unterschiedlichen Durchmessern verwendet werden. Solche Röhre können, wie in Fig. 4 beispielhaft dargestellt, Trichter 24 mit unterschiedlichen Durchmessern sein, wobei der Durchmesser des mittleren Teils des Trichters mit dem Außengewinde passend zum
Innengewinde 30 in der Halterung 23 gleich bleiben kann, und nur der Teil unterhalb der Halterung 23 zum Auge 25 hin verschiedene, an der Größe des aufzufüllenden Defekts 11 angepasste Durchmesser aufweist.
Das Material zur Defektrekonstruktion 13 kann durch die an der Augenoberfläche 25 fixierte Röhre 24, z.B. mit einer Spritze 14, aufgetragen und präzise zum Defekt 11 geführt werden, wodurch ein Auslaufen wesentlich über den Defektrand hinaus vermieden wird. Auch andere Materialien wie z.B. Proteinlösungen zur Beschichtung einer Rekonstruktionsflüssigkeit 13 können über die Röhre 24 einfach und genau lokalisiert aufgetragen werden. Das UV-Licht zur Polymerisation von Rekonstruktionsflüssigkeiten 13 kann ebenfalls über die Röhre 24 geleitet werden, womit eine Bestrahlung des umliegenden Augengewebes vermieden werden kann.
Nicht in den Fig. 2 bis 4 dargestellt sind Mittel zum Arretieren der verschiedenen beweglichen Haltemittel. Hierzu kommen in an sich bekannter Weise Klemmen oder Arretierschrauben oder dergleichen in Betracht.
Bei einer alternativen Ausführungsform desselben Erfindungskonzepts umfasst die Vorrichtung eine anbringbare oder bereits angebrachte, in der Innenfläche des Saugringes 20 angeordnete, entweder starre oder flexible, flüssigkeitsundurchlässige Membran 50, wobei die Membran 50 einen Einlass 51 und einen Auslass 52 für Flüssigkeiten in einem vorbestimmten Abstand voneinander, bevorzugt auf einer Durchmesserlinie 54 des Saugrings 20 aufweist .
Fig. 5 zeigt diese weitere bevorzugte Ausführungsform der erfindungsmäßigen Vorrichtung (Spritzguss-Applikator) bestehend aus einer in der Innenfläche eines Saugringes 20
angebrachten Membran 50. Die Membran 50 kann entweder aus festem oder aus flexiblem Material geformt sein. Eine flexible Membran 50 kann in der Innenfläche des Saugrings 20 eingespannt sein oder werden und diese Innenfläche flächig abdecken. Alternativ kann eine feste Membran 50 als eine flache, kalottenförmige Fläche geformt sein, die an der Innenfläche des Saugrings 20 befestigt ist oder befestigt werden kann, und diese Innenfläche ebenfalls flächig abdeckt.
Nachfolgend erfolgt die Beschreibung der Erfindung anhand eines konkreten
Ausführungsbeispiels unter Hinzunahme der zuvor erläuterten Figuren:
Die Membran 50 weist einen Einlass 51 und einen Auslass 52 für Flüssigkeiten auf, welche bevorzugt auf einer Durchmesserlinie 54 des Saugrings 20 liegen. Einlass 51 und Auslass 52 für Flüssigkeiten können röhrenförmig gestaltet sein und können für unterschiedlich große Defekte 11 unterschiedliche Abstände voneinander aufweisen, wie in Fig. 6 dargestellt. Der passende Abstand zwischen Einlass 51 und Auslass 52 wird anhand des Durchmessers des zu rekonstruierenden Defekts 11 gewählt, so dass Einlass 51 und Auslass 52 im am Auge 25 angebrachten Zustand knapp innerhalb des Defektrandes münden.
Die Membran 50 wird durch das am Saugring 20 über die Unterdruckversorgung 21 applizierte Vakuum an der Augenoberfläche 10 über dem zu rekonstruierenden Defekt 11 fixiert. Somit wird sichergestellt, dass die Membran 50 wenigstens an ihrem Rand an der Augenoberfläche 25 anliegt. Die Rekonstruktionsflüssigkeit 13 kann dann beispielsweise über eine Spritze 14 in den Einlass 51 gespritzt werden. Es wird so lange langsam Rekonstruktionsflüssigkeit 13 eingespritzt, bis der Defekt 11 bis zur Augenoberfläche 25 gefüllt ist, und die
Rekonstruktionsflüssigkeit 13 dann am Auslass 52 wieder austritt. Somit kann der Defekt 11 präzise aufgefüllt werden, ein Auslaufen über den Defektrand hinaus wird vermieden, denn die aus dem Auslass 52 austretende Rekonstruktionsflüssigkeit 13 kommt auf der Oberseite der Membran 50 zu liegen.
In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die Membran 50 wenigstens auf einer vorbestimmten Teilfläche 53 zwischen dem Einlass 51 und dem Auslass 52 für Flüssigkeiten UV-durchlässig. Die Form dieser Teilfläche 53 kann dabei vorzugsweise auch passend zur Kontur des zu rekonstruierenden Defekts 11 gewählt werden. Dadurch kann ein mit einer Hydrogel-bildenden Rekonstruktionsflüssigkeit 13 aufgefüllter Defekt 11 zwecks Polymerisierung mit UV-Licht behandelt werden, ohne dass das umliegende Gewebe einer hohen Dosis ausgesetzt wird.
Eine Beschichtung mit Proteinen zur Verbesserung der Haftung von Epithelzellen kann über die Membran 50 erfolgen. Diese kann mit einem Vlies aus Laminin, Fibronectin, denaturiertem Kollagen oder ähnlichem beschichtet werden und klebt durch Kontakt mit der
Rekonstruktionsflüssigkeit 13 an deren Oberfläche an.
Die Membran 50 kann aus einem robusten, flexiblen oder festen, und UV-durchlässigen Kunststoff, wie z.B. Silikon, bestehen. Die Flexibilität sollte so groß sein, dass sich die Membran 50 der Kurvatur der Hornhaut von etwa 7,8 mm Krümmungsradius anpassen kann.
Bevorzugt handelt es sich bei den mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung zu applizierenden Defektauffüllmaterialen um Flüssigkeiten wie Emulsionen, Suspensionen, Kolloide,
Dispersionen, Gele, insbesondere Hydrogel-bildende Flüssigkeiten, oder Lösungen.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglicht eine einfache, schnelle, qualitativ hochwertige und kostengünstige Rekonstruktion von Hornhautoberflächen, die durch Krankheit, Verletzung oder einen chirurgischen Eingriff beschädigt wurden. Durch die Anwendung der Vorrichtung können Defekte in der Größe des maximalen Hornhautdurchmessers von ca. 12 mm sowie der gesamten stromalen Tiefe, d.h. bis zur Descement-Membran (500-600 pm) behandelt werden.
Bezugszeichenliste
10 Kornea, gesundes Gewebe
11 lokaler Defekt, Hornhautdefekt
12 Riboflavin
13 Rekonstruktionsflüssigkeit
14 Spritze
15 UV-Bestrahlung
20 Saugring
21 Unterdruckversorgung
22 Schienenelement
23 Halterung
24 Röhre, trichterförmige Röhre, Trichter
25 Auge, Augenoberfläche
26 Einzelelement
27 Führungsschiene
30 Innengewinde
50 Membran
51 Einlass
52 Auslass
53 Teilfläche
54 Durchmesserlinie