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Title:
TREATMENT AGENT FOR ANTIVIRAL THERAPY, APPLICATOR, AND METHOD FOR PRODUCING A TREATMENT AGENT
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2021/233571
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a treatment agent for the antiviral therapy of external herpes simplex diseases, in particular herpes simplex labialis, and to a method for producing same which reduces the occurrence of side effects and/or interactions with a low degree of development complexity and which allows an application by the patient with an at least minimal level of pain. This is achieved in that the treatment agent consists of a topically applicable carrier material which, as a transdermally active antiviral drug, is provided solely with a local anesthetic.

Inventors:
RIEMER NORI (DE)
Application Number:
PCT/EP2021/000054
Publication Date:
November 25, 2021
Filing Date:
June 14, 2021
Export Citation:
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Assignee:
NINODERM UG HAFTUNGSBESCHRAENKT (DE)
International Classes:
A61K9/00; A61K9/06; A61K31/00; A61K31/765; A61P31/00
Domestic Patent References:
WO2017212422A12017-12-14
WO2012004669A12012-01-12
Foreign References:
US4499084A1985-02-12
US20150374704A12015-12-31
DE102004040630A12006-03-09
DE102006030073A12008-01-03
DE9421079U11995-04-20
EP2061432B92013-05-01
DE102004040630A12006-03-09
Attorney, Agent or Firm:
ADLER, Peter (DE)
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Claims:
Patentansprüche 1. Behandlungsmittel zur antiviralen Therapie von externen

Herpes simplex Erkrankungen, insbesondere von Herpes Simplex labialis, bestehend aus einem topisch applizierbaren Trägermaterial dem als transdermal wirkendes Virustatikum ausschließlich ein Lokalanästhetikum zugesetzt ist.

2. Behandlungsmittel nach Anspruch 1, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass dem Trägermaterial ein Lokalanästhetikum in einem Verhältnis von 0,5 bis 3 Gew.-% zugesetzt ist. 3. Behandlungsmittel nach Anspruch 1 oder 2, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass das Lokalanästhetikum ein Lokalanästhetikum vom Amino-Typ ist.

4. Behandlungsmittel nach Anspruch 1 oder 2, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass das Lokalanästhetikum ein Lokalanästhetikum vom Ester-Typ ist.

5. Behandlungsmittel nach Anspruch 4, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass das Lokalanästhetikum Procain ist.

6. Behandlungsmittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass als Trägermaterial ein nichtflüssiges Material gewählt wird.

7. Behandlungsmittel nach Anspruch 6, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass als Trägermaterial ein Gel verwendet wird.

8. Behandlungsmittel nach Anspruch 6, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass das Trägermaterial aus Öl und Wachs in der Art eines Lippenstift- Trägermaterials besteht.

9. Behandlungsmittel nach Anspruch 8, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass es als Lippenstift ausgebildet ist.

10. Behandlungsmittel nach Anspruch 9, dass das Trägermaterial intransparente und/oder farbige Zuschlagstoffe enthält.

11. Behandlungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass das Trägermaterial mit einer Viskosität in der Größenordnung von 10° bis 106 mPA-s dickflüssig ausgebildet ist.

12. Behandlungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, welches aus einer wässrigen 0,5 bis 3%igen Lösung des Lokalanästhetikums besteht.

13. Applikator zum Aufbringen eines Behandlungsmittels nach einem der vorstehenden Ansprüche, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass dieser Applikator eine erste Kammer mit einer verschließbaren Öffnung aufweist, durch die das Behandlungsmittel applizierbar ist.

14. Applikator nach Anspruch 13, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass ein die Öffnung verschließbarer Verschluss mit einem daran angeordneten Stab mit vorgesehen ist, wobei der Stab in die erste Kammer eintaucht ist und seinem freien Ende mit einem das mit dem Wirkstoff versehene Trägermittel aufnehmbar gestaltet ist.

15. Applikator nach Anspruch 13, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass der Stab an seinem freien Ende mit einem Pinsel oder einem Schwamm versehen ist.

16. Applikator nach Anspruch 13, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass die Öffnung mit einem Sprühmechanismus verschlossen ist. 17. Applikator nach Anspruch 13, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass die Öffnung mit einem Roll-on-Mechanismus verschlossen ist.

18. Applikator nach einem der Ansprüche 16 bis 20, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , dass eine zweite Kammer mit einer der Gestaltungen der ersten Kammer vorgesehen ist, die koaxial oder achsenparallel zur ersten Kammer angeordnet ist.

19. Verfahren zur Herstellung eines Behandlungsmittels zur antiviralen Therapie von externen Herpes simplex Erkrankungen, insbesondere von Herpes simplex labialis, wobei allein ein Lokalanästhetikum als transdermal wirkendes Virustatikum verwendet wird, welches einem topisch applizierbaren Trägermaterial zugesetzt wird.

20. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet , dass dem Trägermaterial das Lokalanästhetikum in einem Verhältnis von 0,5 bis 3 Gew.-% zugesetzt wird. 21. Verfahren nach Anspruch 20 oder 21, dadurch gekenn zeichnet , dass als Lokalanästhetikum ein Lokalanästhetikum vom Amino-Typ verwendet wird.

22. Verfahren nach Anspruch 20 oder 21, dadu rch gekennzeichnet , dass als Lokalanästhetikum ein Lokalanästhetikum vom Ester-Typ, insbesondere

Procain, verwendet wird.

23. Verfahren nach Anspruch 20 oder 21, dadu rch gekennzeichnet , dass als Trägermaterial ein nichtflässiges Material, insbesondere ein Gel, gewählt wird.

24. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekenn zeichnet , dass das Trägermaterial mit einer Viskosität in der Größenordnung von 10° bis 106 mPA s dickflüssig ausgebildet wird. 25. Verfahren nach Anspruch 24 oder 25, dadu rch gekennzeichnet , dass das Trägermaterial eine reziproken Viskosität aufweist.

26. Verfahren nach Anspruch 20 oder 21, dadurch gekenn zeichnet , dass als Trägermaterial ein Lippenstift-Trägermaterial, vorwiegend bestehend aus Öl und Wachs, verwendet wird. 27. Verfahren nach Anspruch 20 oder 21, dadurch gekenn zeichnet , dass als Trägermaterial ein Klebermaterial, insbesondere in Form von Mastix oder einer Polymerlösung, verwendet wird.

Description:
Behandlungsmittel zur antiviralen Therapie, Applikator und Verfahren zur Herstellung eines Behandlungsmittels

Die Erfindung betrifft Die Erfindung betrifft ein Behandlungsmittel zur antiviralen Therapie von externen Herpes Simplex Erkrankungen, insbesondere von Herpes simplex labialis, und ein Verfahren zu dessen Herstellung.

Herpes simplex Viren sind weltweit verbreitet und treten als Typ 1 und Typ 2 auf, die unterschiedliche Infektionsformen aufweisen. Der Herpes simplex Virus Typ 1 ist deutlich häufiger als der Herpes simplex Virus Typ 2. Ein großer Teil der Erwachsenen erleben mindestens einmal, vor allem jüngere Erwachsene gelegentliche bis mehrfache Rezidive (Herpes simplex rezidivans) im Leben infolge einer Reaktivierung einer schon bestehenden Infektion. Herpes simplex Infektionen sind sehr häufig auf der Haut lokalisiert und erzeugen externe Krankheitsbilder. Sie können aber auch andere Lokalisationen aufweisen, wie z.B. die Herpes simplex Retinitis oder die Herpes-simplex-Enzephalitis.

Oft zeigt sich eine Herpes-simplex-Infektion in der Form der Herpes labialis (Lippenherpes, Herpes simplex labialis).

Beim Herpes labialis treten meist rund um den Mund wunde Stellen mit Bläschen, sogenannte Fieberblasen, auf, sehr oft als Rezidive.

Als Lokalanästhetikum werden Anästhetika zur örtlichen

BESTATIGUNGSKOPIE Betäubung (Lokalanästhesie) bezeichnet. Man unterscheidet injizierbare Lokalanästhetika und topische Lokalanästhetika, die direkt auf Haut- oder Schleimhaut aufgetragen werden.

Die anästhetische Wirkung ist darin zu sehen, dass die Lokalanästhetika die Reizweiterleitung stören.

Die chemische Struktur vieler Lokalanästhetika ist ähnlich. Im Wesentlichen unterscheidet man zwischen Aminoester (Lokalanästhetikum vom Ester-Typ) und Aminoamiden (Lokalanästhetikum vom Amino-Typ). Procain ist ein bekanntes Lokalanästhetikum vom Ester-Typ mit der Summenformel C13H20N2O2 und der Strukturformel

Es wird auch unter dem Markennamen Novocain oder Novocaine geführt.

In der DE 102006 030 073 Al wird ein Lippenstift zur Behandlung von Herpes simplex labialis Erkrankungen und zum Schutz von Lippen beschrieben. Eine Zusammensetzung wird nicht beschrieben. Es wird darauf verwiesen, dass dieser Lippenstift insbesondere Aciclovir enthalten kann.

In dem DE 9421 079 Ul wird eine arzneiliche Formulierung, mit antiviraler Wirkung, insbesondere gegen Herpes-Viren beschrieben, die ebenfalls 9-{(2-Hydroxyethoxy)methyl}- guanin, das unter dem internationalen Freinamen Aciclovir bekannt ist, enthält. Darin wird ebenfalls beschrieben, dass die Formulierung auch als arzneilicher Lippenstift ausgebildet sein kann, der einen lokalanästheotisch wirkenden Stoff, wie Tetracain, vorzugsweise in einer Menge von 0, 1 bis 5 ,0 Gew. %, bezogen auf die Formulierung, enthalten kann. Die antivirale Wirkung entfaltet hier das Aciclovir, wobei das Anästhetikum der Schmerzlinderung der behandelten Virenareale dient.

Zum einen kann diese Wirkstoffkombination möglicherweise nicht nebenwirkungs- oder wechselwirkungsfrei sein. Zum anderen hat Aciclovir in manchen Fällen nicht zu einer deutlichen Heilungswirkung geführt.

In der EP 2061 432 B9 wird ein Nano-Vehikel für den transkutanen Transport offenbart. In diesem kann ebenfalls Aciclovir zur Behandlung von Herpes eingesetzt werden. Auch hier kann zur unterstützenden anästhetischen Wirkung Procain eingesetzt werden.

In der DE 102004 040 630 Al wird eine Kombinationstherapie mit Procain, genauer die Herstellung eines entsprechenden Kombinationsmedikaments, beschrieben. Dabei wird im Wesentlichen eine für andere pharmazeutische Mittel wirkungsverstärkende Funktion des Procain ausgenutzt. Somit wird das Procain stets als Kombination mit anderen Wirkstoffen dargestellt. Die Darreichungsform reicht von einer peroral verabreichbaren pharmazeutischen Zusammensetzung bis zu einer topisch verabreichbaren Kombination in Form einer Salbe, Suspension, Emulsion, als Pflaster oder in Form einer äußerlich applizierbaren Lösung. Eine Verbindung der Darreichungsformen mit bestimmten Anwendungsfällen ist nicht offenbart.

Dem Procain wird darin zwar selbst auch eine antivirale Wirkung zugeschrieben, jedoch auch dabei wieder in Kombination mit anderen Virustatika. Weiterhin gibt diese Druckschrift eine Behandlung von Herpes-simplex-Viren an, jedoch auch hier wieder in einer Kombination mit anderen Wirkstoffen. Zur Herpes-simplex-Behandlung wird offenbart, die Kombination von Procain mit Virustatika direkt die Zona- Zoster-Areale oder in mit Herpes-simplex-Viren infizierte Areale zu injizieren.

Eine derartige Kombinationstherapie erfordert stets eine genaue Einstellung der Kombination für eine bestimmte Behandlung, was einen hohen Entwicklungsaufwand mit sich bringt. Außerdem erhöht sich die Gefahr des Auftretens von Neben- und/oder Wechselwirkungen. Darüber hinaus ist die in dem Stand der Technik angegebene Kombinationstherapie gegen Herpes-simplex wenig patientenfreundlich, denn die dabei vorgesehene Injektion des Kombinationsmedikaments in die Infektionsareale ist mit erheblichen Schmerzen verbunden. Darüber hinaus können bei einer Injektion allergische Reaktionen ausgelöst werden.

Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Behandlungsmittel zur antiviralen Therapie und Verfahren zu dessen Herstellung anzugeben, das bei einem geringen Entwicklungsaufwand das Auftreten von Neben- und/oder Wechselwirkungen verringert und eine zumindest schmerzarme Anwendung durch den Patienten selbst erlaubt.

Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass das Behandlungsmittel zur antiviralen Therapie im Besonderen bei Herpesviridae, im speziellen von externen Herpes Simplex Erkrankungen an Mund-/Nasenschleimhaut/Lippen und sonstiger Lokalisationen, insbesondere von Herpes Simplex labialis, aus einem topisch applizierbaren Trägermaterial besteht, dem als transdermal wirkendes Virustatikum ausschließlich ein Lokalanästhetikum zugesetzt ist.

Erfindungsgemäß wurde festgestellt, dass zur Therapie von Herpes labialis die antivirale Wirkung von Lokalanästetika im Besonderen Lokalanästhetika vom Estertyp, im Speziellen Procain vollkommen ausreichend ist. Dabei unterstützt die anästhetische Wirkung des Lokalanästhetikum die Therapie besonders vorteilhaft. Wird dieses verdünnt in einem Trägermaterial auf die extern mit Herpes Simplex, insbesondere mit Herpes simplex labialis befallene Stelle aufgebracht, tritt zunächst die anästhetische Wirkung ein, indem Druck- und Juckreiz des Herpes-Areals sofort unterdrückt wird. Der Patient verspürt also eine sofortige positive Wirkung. Dies ist insbesondere deshalb von Vorteil, da eine psychologische Wirkung bei dieser Erkrankung nicht auszuschließen ist. Die sofortige Schmerz-, Juckreiz- und Drucklinderung bewirkt eine positive psychologische Beeinflussung der Therapie.

Dadurch, dass das Trägermaterial eine Zeit lang auf dem Herpes-Areal verbleibt, dringt das darin befindliche Lokalanästhetikum transdermal ein und entfaltet seine antivirale Wirkung. Die Ausbreitung der Viren wird verhindert. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, das erfindungsgemäße Behandlungsmittel sofort nach einer Feststellung einer möglichen Erkrankung einzusetzen. Die antivirale Wirkung zeigt aber auch eine deutliche Unterstützung bei der Wundheilung. Schließlich ist festzustellen, dass das Wiederauftreten einer externen Herpes Simplex, insbesondere einer Herpes simplex labialis- Erkrankung deutlich verlangsamt oder gar vermieden wird.

Für die Einstellung einer Verdünnung hat es sich als zweckmäßig erwiesen, dass dem Trägermaterial ein Lokalanästhetikum in einem Verhältnis von 0,5 bis 3 Gew.-% zugesetzt wird. Eine solche Konzentration ist einerseits für die Therapie ausreichend. Andererseits erlaubt diese Konzentration auch ein Angebot als kosmetisches Behandlungsmittel, wenn eine entsprechende Darreichungsform und ein nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallendes Lokalanästhetikum gewählt wird. Das Lokalanästhetikum kann sowohl ein Lokalanästhetikum vom Amino-Typ ist als auch ein Lokalanästhetikum sein.

Insbesondere kann das Lokalanästhetikum vom Ester-Typ Procain oder einer seiner Verwandten sein, die vom Ester-Typ umfasst sind. Um die Zeit des Verbleibens des Behandlungsmittels auf dem mit Herpes simplex erkranktem Areal zu erhöhen, ist es möglich, dass als Trägermaterial ein nichtflüssiges Material gewählt wird. Hierbei kann beispielsweise als Trägermaterial ein Gel verwendet werden. Insbesondere für die Anwendung bei einer Herpes simplex labialis-Erkrankung ist es aber auch möglich, dass das Trägermaterial aus Öl und Wachs in der Art eines Lippenstift-Trägermaterials besteht. Ein solches Trägermaterial verbleibt eine lange Zeit auf den Lippen und sorgt für eine langzeitige Einwirkung des Lokalanästhetikum s auf das Herpes labialis Areal mit den oben dargestellten Wirkungen. Hierbei bietet es sich an, dass das Trägermaterial als Lippenstift ausgebildet ist.

Um eine optische Korrektur des Aussehens des Herpes labialis Areals vornehmen zu können, ist es möglich, dass das Trägermaterial intransparente und/oder farbige Zuschlagstoffe enthält. Die intransparenten Zuschlagstoffe decken das Areal optisch ab und die farbigen Zuschlagstoffe führen zu einem gleichmäßigen farblichen Erscheinungsbild der Lippen, auch der Herpes labialis Areale.

Es ist aber auch möglich, dass das Trägermaterial mit einer Viskosität in der Größenordnung von 100 bis 106 mPA-s dickflüssig ausgebildet ist. Ein solches Trägermaterial kann beispielweise eine honigartige Konsistenz aufweisen. Wird dieses auf die erkrankten Areale aufgebracht, verbleibt es dort, sofern es nicht durch Ablecken oder Abwaschen entfernt wird, und kann dabei seine oben dargestellte Wirkung entfalten.

Andererseits ist es auch möglich, dass das Behandlungsmaterial aus einer wässrigen 0,5 bis 3%igen Lösung des Lokalanästhetikum s besteht. Dieses kann beispielsweise mit einem Wattestäbchen aufgebracht werden. Durch die Rauhigkeit der Oberfläche der mit Herpes Simplex erkrankten Areale dringt die wässrige Lösung relativ schnell ein und entfaltet ihre Wirkung.

Die Erfindung bezieht sich auch auf einen Applikator zum Aufbringen eines erfindungsgemäßen Behandlungsmittels. Dieser Applikator eine weist eine erste Kammer mit einer verschließbaren Öffnung auf, durch die das Behandlungsmittel applizierbar ist.

Ein solcher Applikator kann einen die Öffnung verschließbarer Verschluss mit einem daran angeordneten Stab aufweisen, wobei der Stab in die erste Kammer eintaucht ist und seinem freien Ende mit einem das mit dem Wirkstoff versehene Trägermittel aufnehmbar gestaltet ist.

Dabei kann der Stab an seinem freien Ende mit einem Pinsel oder einem Schwamm versehen sein. Der Pinsel oder der Schwamm dient insbesondere der Applikation von Gel.

In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Öffnung mit einem Sprühmechanismus verschlossen ist. Ein Behandlungsmittel mit einer geringen Viskosität oder ein flüssiges Behandlungsmittel kann damit leicht und gleichmäßig insbesondere auf große Erkrankungsbereiche aufgesprüht werden.

In einer anderen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Öffnung mit einem Roll-on-Mechanismus verschlossen ist. Dabei handelt es sich um die Gestaltung mit einer beweglichen angerauten Kugel, die beim Eintauchen in die Kammer Behandlungsmittel aufnimmt auf ihrer nach außen transportiert und dort wieder abstreifen kann. Die Funktion ist bekannt von dem sogenannten „Deostift". Es ist auch möglich, den Applikator als Zweikammer-

Applikator auszubilden indem eine zweite Kammer mit einer der Gestaltungen der ersten Kammer vorgesehen ist, die koaxial oder achsenparallel zur ersten Kammer angeordnet ist.

Durch einen solchen Zweikammer-Applikator ist eine Kombination einer protektiven (mehr flüssiges Gel serumartig) mit einer akuten (mehr viskoses Gel) Darreichungsform in einem Produkt möglich. Dieser hat beispielsweise auf der einen Kammerseite einen kleinen Roll-on-Aufsatz und auf der anderen Kammerseite ein Lipgloss-ähnliches Stäbchen mit Pinsel-, Bürsten-oder Schwämmchenaufsatz. Somit könnten zwei Phasen der Erkrankung mit einem Produkt gleichzeitig abgedeckt werden sofern erforderlich.

Die erfindungsgemäße Aufgabenstellung wird auch durch ein Verfahren zur Herstellung eines Behandlungsmittels zur antiviralen Therapie von externen Herpes Simplex Erkrankungen, insbesondere von Herpes simplex labialis, gelöst. Dabei wird allein ein Lokalanästhetikum als transdermal wirkendes Virustatikum verwendet, welches einem topisch applizierbaren Trägermaterial zugesetzt wird. Durch dieses Verfahren wird ein Behandlungsmittel mit den oben dargestellten Wirkungen und Vorteilen hergestellt.

Hierbei ist es möglich, dass dem Trägermaterial das Lokalanästhetikum in einem Verhältnis von 0,5 bis 3 Gew.-% zugesetzt wird.

Als Lokalanästhetikum kann sowohl ein Lokalanästhetikum vom Amino-Typ als auch vom Ester-Typ verwendet werden.

Insbesondere ist es vorteilhaft, wenn als Lokalanästhetikum vom Ester-Typ Procain oder ein Verwandter, der dem Ester-Typ entspricht, verwendet wird. Es ist weiterhin möglich, dass als Trägermaterial ein nichtflüssiges Material gewählt wird.

Dabei kann als Trägermaterial ein Gel verwendet werden.

Insbesondere für die Anwendung eines erfindungsgemäß hergestellten Behandlungsmittels bei Herpes simplex labialis ist es auch möglich, dass als Trägermaterial ein Lippenstift-Trägermaterials, vorwiegend bestehend aus Öl und Wachs, verwendet wird.

Eine weitere Möglichkeit der Gestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass das

Trägermaterial mit einer Viskosität in der Größenordnung von 100 bis 106 mPA-s dickflüssig ausgebildet wird.

Es ist auch möglich, dass das Behandlungsmittel aus einer wässrigen 0,5 bis 3%igen Lösung des Lokalanästhetikums besteht.

Der Einsatz einer wässrigen Lösung, eines wasserhaltigen oder auf Wasserbasis aufgebauten Trägermittels kann sich insbesondere dann als zweckmäßig erweisen, wenn die bestehenden Polaritäten der Moleküle eines fettliebend-lipophilen Trägermittels nicht zu den wasserliebend-hydrophilen Eigenschaften der Herpes-Bläschen passen und damit den Transport des Wirkstoffs Procain zu dem Wirkungsort behindern.

Das Trägermaterial kann auch eine reziproke Viskosität aufweisen. Darunter ist zu verstehen, dass sich entgegen dem üblichen Verhalten, bei manchen Materialien die Viskosität mit steigender Temperatur erhöht. Solche Materialien sind im Kühlschrank dünnflüssig und bei höherer Temperatur werden sie zähflüssiger. Vorteil eines Gels mit reziproker Viskosität ist die relative Zunahme der Viskosität bei Wärme. Dies bedeutet, dass das Gel dort bleibt, wo es hingehört, z.B. auf den Lippen. Andere Gele werden unter Wärmeeinwirkung meist flüssig und "laufen weg". Die Erhöhung der Viskosität unter Wärme könnte man als einen "liquid patch" bezeichnen, einen quasi "flüssigen Reparaturflicken", welcher nach dem Aufträgen auf die Haut fester wird, dennoch elastisch bleibt und den Wirkstoff an Ort und Stelle des Geschehens hält. Es ist auch möglich, dass als Trägermaterial ein

Klebermaterial, insbesondere in Form von Mastix oder einer Polymerlösung, verwendet wird. Dadurch wird der Wirkstoff quasi als Pflaster auf der Behandlungsfläche gehalten.

Nachfolgend soll die Erfindung anhand von Ausführungsbespielen näher erläutert werden.

In den zugehörigen Zeichnungen zeigt

Fig. 1 einen Zweikammer-Applikator mit einer Roll-on Seite und einer Pinselseite,

Fig. 2 einen Zweikammer-Applikator mit einer Roll-on- und einer Spray-Seite,

Fig. 3 einen Zweikammer-Applikator mit zwei Roll-on- Seiten und

Fig. 4 einen Zweikammer-Applikator mit zwei Pinselseiten.

Die in den Fig. 1 bis 4 dargestellten Applikatoren weisen eine erste Kammer 1 mit einer verschließbaren Öffnung 2 auf, durch die das Behandlungsmittel applizierbar ist. Der in Fig. 1 dargestellte Applikator weist ein die Öffnung 2 verschließbaren Verschluss 3 mit einem daran angeordneten Stab 4 auf. Dabei taucht der Stab 4 in die erste Kammer 1 ein. An seinem freien Ende 5 ist er mit einem das mit dem Wirkstoff versehene Trägermittel aufnehmbar gestaltet.

Dabei ist der Stab an seinem freien Ende 5 mit einem Pinsel oder einem Schwamm versehen.

In Fig. 2 ist dargestellt, dass die Öffnung 2 mit einem Sprühmechanismus 7 verschlossen ist. Bei dem Applikator nach Fig. 3 ist die Öffnung mit einem Roll-on-Mechanismus 8 verschlossen.

In den Fig. 1 bis Fig. 4 ist der Applikator als Zweikammerapplikator dargestellt. Dabei ist eine zweite Kammer 9 mit einer der Gestaltungen der ersten Kammer 1, wie oben beschrieben, vorgesehen. Die erste Kammer 1 und die zweite Kammer 9 sind koaxial zueinander angeordnet. Gleiche Bezugszeichen weisen auf gleiche Gestaltungsmerkmale hin.

Ein Zweikammerapplikator kann für Gel als Akutvariante (Tubenalternative) und auf der anderen Seite mit einer Basiscreme als care-Variante (Lipgloss-ähnlich) zu konzipiert werden.

Ein Zweikammerapplikator mit je einem Lipgloss-Stäbchen pro Kammer ohne Roll-on würde sicherlich einfacher funktionieren. Als mögliche protektive Variante könnte dann doch eher ein procainhaltiger Lippenpflegestift für alle Labello-Liebhaber ins Spiel gelangen, beispielweise für diejenigen die keine Symptome haben, jedoch aus Erfahrung wissen, dass bei zuviel Sonneneinstrahlung beim Strand-/Schwimmbadbesuch die Problematik im Nachhinein auftreten wird.

Der Pinsel oder Schwamm 6 dient der Applikation von Gel. Gel auch als Roll-on-Flüssigkeit für die Roll-on Mechanismen geeignet. Dabei ist die Gestaltung eines Gels mit reziproker Viskosität vorteilhaft, das beispielsweise im Kühlschrank flüssig ist und je wärmer es wird, desto flüssiger.

Die Rezeptur eines solchen Gels könnte wie folgt aussehen: Procain-HCL Gel 2%:

Procainhydrochlorid 1,000g Poloxamer 40710,000g Kaliumsorbat 0,070g Citronensäure (wasserfrei) 0,035g Wasser, gereinigtes ad 50,000g

Für die Roll-on Lösung werden vorrangig 5g Poloxamer 407 verwendet, damit diese eine geringfügig höher Viskosität erhält als die wässrige Injektionsvariante des Procain-HCl. Das würde sich wahrscheinlich besser zum "Aufrollen" eignen. Evtl. Risse die die Haut im Verlauf einer fortgeschrittenen Herpesinfektion im Rahmen der Abheilung zeigt, könnten supportiv durch die Verwendung einer procainhaltigen Basiscreme behandelt werden. Diese könnte z.B. auch durch Anwender anderer Herpesmittel einfach zur Pflege genutzt werden. Damit bestünde ein kleines Baukastenprinzip womit sich jeder Betroffene stadiengerecht "bedienen" könnte.

Die Rezeptur einer solchen Basiscreme könnte wie folgt aussehen: Procain-HCL 2% in Basiscreme DAC:

Procainhydrochlorid 2,000g Basiscreme DAC ad 100,000 g

Basiscreme DAC: Glycerolmonostearat 60, Cetylalkohol, mittelkettige Triglyceride, weißes Vaselin, Macrogol-20- glycerinmonostearat, Propylenglykol, demineralisiertes Wasser

In einem Test wurden mehrere Patienten mit akuter Herpes simplex labialis Symptomatik behandelt, bei denen die Therapie mit bekannten Medikamenten zur Herpes-Behandlung keinen Erfolg brachte. Erfindungsgemäß wurde das Lokalanästhetikum transdermal als 2%ige Lösung angewandt.

Dazu wurden kleine sterile Mullkompressen mit dem Inhalt einer handelsüblichen Ampulle (2 ml) getränkt und für ca. 15min den betroffenen Stellen im Lippenbereich aufgelegt. Initial zeigte sich eine deutliche Schmerzlinderung bei den Patienten. Im Rahmen der Therapie erhielten die Patienten die Anordnung, dieses Procedere in der Häuslichkeit mehrmals täglich selbstständig fortzuführen. Bei der ärztlichen Wiedervorstellung nach etwa sieben Tagen berichteten die Betroffenen von einem guten Ansprechen der Maßnahme. Neben einer deutlichen Schmerzregredienz kam es bei den Patienten zu einem raschen Eintrocknen der bestehenden Bläschen oder Blasen im Lippenbereich und einer signifikanten Milderung eines teilweise sehr unangenehmen begleitenden Juckreizes. Dies wurde als sehr angenehm empfunden.

Im Verlauf verkrusteten die erkrankten Hautstellen und regenerierten sich innerhalb von 14 Tagen bis vier Wochen fast vollständig. Danach wurde die Therapie mehrfach sowohl an männlichen als auch weiblichen Patienten angewandt. In modifizierter Anwendung wurde hier 2%ige Procainlösung aus handelsüblichen Ampullen (2 ml) mittels Wattestäbchen auf die erkrankten Stellen mehrfach täglich über einen Zeitraum von einer Woche aufgetupft und einwirken gelassen. Die von den Patienten geschilderten Erfahrungen bestätigten sich hier:

- Schmerzlinderung

- zügiger Rückgang des Spannungsgefühls - Eintrocknen von Bläschen/Blasen

- Intermittierend dunkelrote bis schwärzliche Verkrustung der erkrankten Stellen

- zuletzt vollständige Abheilung innerhalb von 14Tagen bis 6Wochen (Schweregrad-/Stadiumabhängig) - grundsätzlich: je zeitiger der Therapiebeginn gewählt, umso kürzer die Abheildauer

Zusätzlich zeigte sich eine Verzögerung bzw. ein Ausbleiben der bei Herpes Simplex labialis bekannten typischen Rezidive von bis zu aktuell 30 Monaten. Die erfindungsgemäße Wirkung des Procain wird derzeit in folgenden Teilfunktionen gesehen:

- Blockade von spannungsabhängigen Natriumkanälen blockiert/behindert neben der Reizweiterleitung (Schmerz) auch den Transport von Viren entlang der Nervenfasern, - Erhöhung der Membranpermeabilität steigert den Stoffwechsel im Gewebe und erleichtert körpereigenen Abwehrzellen den Abwehrprozess,

- Umkehrung von DNA-Methylierungen als Reparaturprozess im Erbgut beeinflusst Viren strukturell selbst oder verhindert das Eindringen derer bzw. die Replikation dessen (Zyklus) über bestehende oder geschaffene Schwachstellen der Wirtszellen.

Somit entstand der erfindungsgemäße Gedanke der Herstellung einer einfach zu handhabenden, frei verkäuflichen

Applikationsform z.B. in Form eines Gels als Einmaldosis in einer Mehrfachpackung (z.B. 10 x je 1ml Kosmetikphiole) zum Aufträgen auf die Haut.

Möglicherweise ist auch der Einsatz in der Tumortherapie denkbar.

Bezugszeichenliste 1 erste Kammer

2 Öffnung

3 Verschluss

4 Stab

5 freies Ende 6 Pinsel oder Schwamm

7 Sprühmechanismus

8 Roll-on-Mechanismus

9 zweite Kammer