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Title:
USE OF HUMAN $g(a)�1?-ACID GLYCOPROTEIN FOR PRODUCING A PHARMACEUTICAL PREPARATION
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/1998/040087
Kind Code:
A2
Abstract:
The invention relates to the use of human $g(a)�1?-acid glycoprotein (AGP) for producing a pharmaceutical preparation for the treatment of non-inflammatory disturbances of the circulation or microcirculation.

Inventors:
PICHLER LUDWIG (AT)
MUCHITSCH EVA-MARIA (AT)
PHILAPITSCH ANTON (AT)
SCHWARZ HANS-PETER (AT)
LINNAU YENDRA (AT)
TESCHNER WOLFGANG (AT)
Application Number:
PCT/AT1998/000060
Publication Date:
September 17, 1998
Filing Date:
March 10, 1998
Export Citation:
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Assignee:
IMMUNO AG (AT)
PICHLER LUDWIG (AT)
MUCHITSCH EVA MARIA (AT)
PHILAPITSCH ANTON (AT)
SCHWARZ HANS PETER (AT)
LINNAU YENDRA (AT)
TESCHNER WOLFGANG (AT)
International Classes:
A61K35/16; A61K38/00; A61K38/17; A61P9/00; A61P43/00; (IPC1-7): A61K35/16
Other References:
HIROSHI MAEDA ET AL.: "Further characterisation of the effects of alpha-1-acid glycoprotein on the passage of human erythrocytes through micropores" CELL STRUCTURE AND FUNCTION, Bd. 9, Nr. 3, 1984, Seiten 279-290, XP002071328
E.-M.MUCHITSCH ET AL.: "In vivo effect of alpha-1 acid glycoprotein on experimentally enhanced capillary permeability in guinea-pig skin" ARCHIVES INTERNATIONALES DE PHARMACODYNAMIE ET DE THERAPIE, Bd. 331, Nr. 3, 1996, Seiten 313-321, XP002071329
CLAUDE LIBERT ET AL.: "Protection by alpha-1-acid glycoprotein against tumor necrosis factor-induced lethality" J.EXP.MED., Bd. 180, Nr. 4, 1994, Seiten 1571-1575, XP002071330
HARUHIKO YAMADA: "The inhibitory effect of glutathione on platelet aggregarion and its application in experimental hemorrhagic shock" HIROSHIMA J. ANESTH., Bd. 20, Nr. 2, 1984, Seiten 101-111, XP002071331
J.P.WILLIAMS ET AL.: "Alpha-1-acid glycoprotein reduces the local and remote consequences of reperfusion injury in the rat" FASEB JOURNAL, Bd. 10, Nr. 3, 1996, Seite a675 XP002071332
K.STEHR: "Zur pathogenese und Therapie des Schocks im Kindesalter" KLIN.P[DIAT., Bd. 188, Nr. 6, 1988, Seiten 479-488, XP002071333
Attorney, Agent or Firm:
Sonn, Helmut (Wien, AT)
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Claims:
Patentansprüche :
1. Verwendung von humanem aisauren Glycoprotein zur Herstel lung einer pharmazeutischen Präparation zur Behandlung von Stö rungen der Durchblutung bzw. der Mikrozirkulation nichtinflam matorischer Art.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Präparation zur Behandlung von hämorrhagischem und/oder hypo volämischem Schock geeignet ist.
3. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Präparation zur Stabilisierung des intravasalen Volumens, insbe sondere bei akuten Blutungen, exzessivem Flüssigkeitsverlust bzw. Vasodilatation, geeignet ist.
4. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Präparation zur Verhinderung von Reperfusionsschäden, welche im Zusammenhang mit einer Minderperfusion auftreten, geeignet ist.
5. Verwendung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Präparation zur Verhinderung der Reperfusionsschäden als Folgen eines Schlaganfalles, insbesondere zur Reduktion des Gehirn ödems, geeignet ist.
6. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Präparation zur Behandlung von Mikrozirkulationsstörungen in Organen, insbesondere in der Niere, geeignet ist.
7. Verwendung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Präparation zur Behandlung von Proteinurie geeignet ist.
8. Verwendung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Präparation zur Verhinderung bzw. Behandlung von Ödemen geeignet ist.
9. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekenn zeichnet, daß die pharmazeutische Präparation als lagerstabile Infusionslösung hergestellt wird.
10. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekenn zeichnet, daß die pharmazeutische Präparation als Lyophilisat hergestellt ist.
11. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch ge kennzeichnet, daß die pharmazeutische Präparation in einer Dosis im Bereich von 70 mg/kg bis 5 g/kg verwendet wird, insbesondere im Bereich von 100 bis 700 mg/kg.
12. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch ge kennzeichnet, daß die pharmazeutische Präparation mindestens 50% alsaures Glycoprotein, insbesondere mehr als 70%, vorzugsweise mehr als 90%, bezogen auf das Gesamtprotein enthält.
13. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch ge kennzeichnet, daß die pharmazeutische Präparation weiters Albumin enthält.
14. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch ge kennzeichnet, daß die pharmazeutische Präparation einen Stabi lisator enthält, insbesondere Natriumcaprylat.
15. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch ge kennzeichnet, daß die pharmazeutische Präparation zur Inakti vierung bzw. Abreicherung von Viren behandelt ist, insbesondere durch mindestens eine physikalische Behandlung, wie Hitzebe handlung und/oder Filtration.
16. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlung eine Verabreichung von vasoaktiven Substanzen, insbe sondere Katecholaminen, umfaßt.
17. Verwendung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß die vasoaktiven Substanzen gemeinsam oder parallel verabreicht werden.
18. Infusionspräparat zur Behandlung von Schockzuständen enthal tend als wirksame Bestandteile aisaures Glycoprotein und eine vasoaktive Substanz.
19. Set zur Behandlung von Schockzuständen umfassend a) asaures Glycoprotein in einer pharmazeutischen Präparation und b) eine vasoaktive Substanz.
Description:
Verwendung von humanem al-sauren Glycoprotein zur Herstellung einer pharmazeutischen Präparation Die Erfindung betrifft neue medizinische Verwendungen von Orosomucoid. a-saures Glycoprotein (AGP), welches auch Orosomucoid genannt wird, ist eine aus Plasma gewonnene Substanz, welche ein Mole- kulargewicht von 40 000 Dalton aufweist, und einen Kohlehydrat- anteil zwischen 30 und 50 % aufweist. AGP besteht aus einer ein- zigen Polypeptidkette mit 183 Aminosäuren und weist zwei Disul- fidbrücken auf. Es umfaßt weiters fünf Kohlehydratketten, welche alle in der ersten Hälfte der Peptidkette lokalisiert sind. Die- se Kohlehydratgruppen bestehen zu rund 14 W aus neutralen Hexo- sen, 14 W Hexosaminen, 11 % Sialsäure und 1 W Fructose. Je nach Quelle der AGP-Präparation bzw. Gewinnungs-oder Charakterisie- rungsmethode tritt AGP in unterschiedlichen Formen auf, welches sowohl auf Unterschiede in der Polypeptidkette als auch Unter- schiede in der Kohlehydratkette zurückgeführt wird.

Die Eigenschaften und biologischen Funktionen von Orosomucoid sind in den Übersichtsartikeln von Schmid (in"The Plasma Proteins Structure Function and Genetic control", Vol. 1 (1975), Academic Press, Ed. Frank A. Putnam, 2nd Edition, Seiten 183- 228) und Kremer et al. (Pharmacological Reviews 40 (1988), Sei- ten 1-47), beschrieben.

In der Medizin wurde AGP bislang als wesentliche Trägersubstanz für vorwiegend basische Medikamente in Plasma erachtet (siehe Kremer et al.).

Weiters konnte eine positive Wirkung von Orosomucoid bei Entzün- dungsreaktionen nachgewiesen werden. So beschrieben Denko et al.

(Agents and Actions 15,5/6 (1984), 539-540) eine antiinflamma- torische Wirkung von AGP bei Uratkristallentzündungen in Ratten.

Libert et al. (J. Exp. Med. 180 (1994), 1571-1575) wiesen nach, daß eine ähnliche Indikation in der Verhinderung von septischem Schock im Zusammenhang mit der Wirkung von TNF-a oder Lipopoly- sacchariden liegt.

Zur Verbesserung von Perfusionsstörungen, insbesondere der Mikrozirkulation, sowie Reperfusionsschäden sind bisher entweder vasoaktive Substanzen oder spezielle Blutfaktoren, die die Hämo- stase bzw. Fibrinolyse beeinflussen, insbesondere Antikoagulan- tien oder thrombolytisch wirksame Faktoren verabreicht worden, oder entsprechender Volumsersatz durchgeführt worden.

Zur Behandlung von hypovolämischen Schockzuständen, die unabhän- gig von Entzündungsreaktionen auftreten, erfolgte bislang Volu- menersatz, wobei üblicherweise Albuminlösungen zum Einsatz kom- men.

Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, neue medizinische Indikationen für Orosomucoid zur Verfügung zu stellen.

Überraschenderweise zeigte sich, daß Orosomucoid zur Behandlung von Störungen der Durchblutung bzw. der Mikrozirkulation nicht- inflammatorischer Art geeignet ist. Es kann daher zur Verbesse- rung von Perfusionsstörungen, insbesondere Störungen der Mikro- zirkulation, sowie Reperfusionsschäden, und vor allem bei Schockzuständen zur besseren Versorgung der vitalen Organe, wie Hirn, Lunge, Herz, Leber und Niere, eingesetzt werden.

Diese Indikationen sind allesamt nicht-inflammatorischer Art, d. h., daß die Störungen dann indiziert sind, wenn sie nicht im Zusammenhang mit der SIRS ("systemic inflammatory response syndrom") auftreten. Zur Definition von SIRS siehe Critical Care Medicine 20 (6), 864-874 (1992). Bei Entzündungen werden nämlich Zellen und Gewebe direkt geschädigt, als Folge ist die Permeabi- lität der Gefäße und der Blutkreislauf gestört. Bei der erfin- dungsgemäßen Verwendung von AGP zur Herstellung einer pharmazeu- tischen Präparation zur Behandlung von Störungen der Durchblu- tung bzw. der Mikrozirkulation sind diese Störungen jedoch nicht-inflammatorischer Art und sind somit durch andere Ursachen bedingt. Zu diesen Ursachen zählen geänderte Druckverhältnisse, vor allem im Zusammenhang mit der Verminderung des intravasalen Volumens. Die dadurch ausgelösten Durchblutungsstörungen führen im unbehandelten Fall zu hypovolämischem Schock. Als auslösende Mechanismen gelten dabei akute Blutungen, exzessive Flüssig- keitsverluste, wie Erbrechen, Durchfälle, extremes Schwitzen, Dehydratation, exzessiver Harnabsatz, Peritonitis, Pankreatitis, Ischämien im Splanchnikusgebiet, Darmverschluß, Gangrän, stumpfe Traumen, Beschädigung großer Muskelgruppen oder Verbrennungen.

Diese Zustände wurden bislang üblicherweise mit Dextranlösungen, Hydroxyethylstärke, Ringerlactat oder Albuminlösungen behandelt.

Diese Substanzen weisen jedoch keinerlei anti-inflammatorische Eigenschaften auf, weshalb es überraschend war, daß Orosomucoid, welches für die Behandlung von Entzündungen eingesetzt wurde, in den erfindungsgemäßen Indikationen diese Funktion übernehmen konnte.

Orosomucoid kann erfindungsgemäß auch bei relativer Hypovolämie verwendet werden. Diese liegt dann vor, wenn das absolute Blut- volumen nicht vermindert ist, jedoch eine Unterversorgung der Organe vorliegt. Der Grund kann eine vasodilatatorische Verän- derung sein, die neurogen, metabolisch, toxisch oder humoral sein kann. Ein weiterer Grund ist eine gesteigerte Gefäßperme- abilität, eventuell anaphylaktischer Art oder bedingt durch diverse Schlangengifte.

Ebenso kann als Ursache für hypovolämischen Schock ein Pumpver- sagen sein, bedingt durch akuten Myokardinfarkt, Myocarditis oder eine stark verringerte Auswurfleistung, akute Klappenin- suffizienz, Myokardruptur, Septumperforation, Arrhythmien, wie Bradykardie, Tachykardie oder Fibrillation, bzw. durch mecha- nische Kompression des Herzens oder physikalische Hindernisse, beispielsweise Thromben oder Embolien.

Die vorliegende Erfindung betrifft daher auch die Verwendung von AGP zur Herstellung einer Präparation zur Behandlung von hämor- rhagischem und/oder hypovolämischem Schock und zur Stabilisie- rung des intravasalen Volumens, insbesondere bei akuten Blutun- gen, exzessivem Flüssigkeitsverlust bzw. Vasodilatation.

AGP kann dabei erfindungsgemäß auch zur Verhinderung der Reper- fusionsschäden als Folge eines Schlaganfalls, insbesondere zur Reduktion des Gehirnödems eingesetzt werden. Reperfusionsschäden treten vor allem nach Beseitigung eines Strömungshindernisses, beispielsweise eines Gefäßverschlusses auf Grund von Ablagerun- gen oder Blutgerinnsel auf. Diese Schäden werden insbesondere als Folge eines Schlaganfalles beobachtet, wobei sich ein Ge- hirnödem bildet und es zu neurologischen Ausfällen kommt. Die Gewebeschäden in transplantierten Organen, welche aufgrund der wieder aufgenommenen Perfusion auftreten können, zählen eben- falls zu den Reperfusionsschäden.

Eine weitere Störung der Mikrozirkulation, welche erfindungsge- mäß durch AGP behandelt werden kann, sind die Mikrozirkulations- störungen in vitalen Organen, insbesondere in der Niere, welche beispielsweise unmittelbar eine Proteinurie bedingen können.

Die Mikrozirkulationsstörungen in den Organen können jedoch auch durch Ödeme bedingt sein. Daher betrifft die vorliegende Erfin- dung auch die Verwendung von Orosomucoid zur Herstellung einer Präparation zur Verhinderung bzw. Behandlung von Ödemen.

Die Herstellungsweise von AGP ist bekannt (beispielsweise wie aus der WO 95/07703). Als Quelle für humanes AGP dient vorzugs- weise humanes Plasma bzw. eine Plasmafraktion, beispielsweise eine COHN-Fraktion, wie COHN IV oder COHN V. Erfindungsgemäß wird die Präparation vorteilhafterweise als lagerstabile Infu- sionslösung hergestellt und bevorzugt als Lyophilisat zur Ver- fügung gestellt.

Die angewendete Dosis ist abhängig von der jeweiligen Indikation und auch der Schwere des Zustandes des Patienten, beispielsweise dem Ausmaß des Blutverlustes. In der Regel wird eine Einzeldosis im Bereich von 70 mg/kg Körpergewicht bis 5 g/kg verwendet, wo- bei der Bereich von 100 bis 700 mg/kg besonders bevorzugt ist.

Die erfindungsgemäße Applikation kann auf alle Arten erfolgen, bevorzugt sind dabei die i. v., s. c., i. m. und die lokale Applikation.

Vorteilhafterweise enthält die angewendete pharmazeutische Prä- paration mindestens 50-in Orosomucoid, vorzugsweise mehr als 70 , insbesondere mehr als 90'-., bezogen auf das Gesamtprotein.

Als weitere Komponente kann die erfindungsgemäße pharmazeutische Präparation weiters Albumin und A AT (ai-Antitrypsin) enthalten.

Vorzugsweise wird der pharmazeutischen Präparation vor der er- findungsgemäßen Verwendung ein Stabilisator zugemischt, insbe- sondere Natriumcaprylat und gegebenenfalls Tenside, um die La- gerstabilität bzw. die Stabilität während einer Hitzebehandlung zu erhöhen.

Es ist auch zweckmäßig, die pharmazeutische Präparation zur In- aktivierung bzw. Abreicherung von Viren zu behandeln, insbeson- dere durch mindestens eine physikalische Behandlung, wie Hitze- behandlung und/oder Filtration. Zur Inaktivierung von Viren sind eine Reihe von physikalischen, chemischen oder chemisch-physika- lischen Methoden bekannt, wie beispielsweise eine Hitzebehand- lung, z. B. gemäß der EP 0 159 311 A oder der EP 0 637 451 A, ei- ne Hydrolasebehandlung gemäß der EP 0 247 998 A oder eine Strah- lenbehandlung oder eine Behandlung mit organischem Lösungsmittel und/oder Tensiden, z. B. gemäß der EP 0 131 740 A, umfassen. Wei- tere geeignete Virusinaktivierungsschritte bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Präparate sind in der E 0 506 651 A oder in der WO 94/13329A beschrieben.

Bei bestimmten Indikationen, nämlich insbesondere hypovolämi- schem oder neurogenem Schock, wird vorteilhafterweise die Ver- abreichung von Orosomucoid mit der Verabreichung von vasoaktiven Substanzen kombiniert (konstringierend oder dilatierend), welche entweder gemeinsam oder parallel verabreicht werden können.

Daher betrifft die vorliegende Erfindung gemäß einem weiteren Aspekt ein Infusionspräparat zur Behandlung von Schockzuständen, enthaltend als wirksame Bestandteile AGP und eine vasoaktive Substanz.

Erfindungsgemäß wird dieses Infusionspräparat in Form eines Sets zur Verfügung gestellt, welches -AGP in einer pharmazeutischen Präparation und -eine vasoaktive Substanz, gegebenenfalls in separaten Behältern, umfaßt.

Die erfindungsgemäße Anwendung von AGP kann prophylaktisch, aber auch vor allem therapeutisch erfolgen.

Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele und die Zeichnungsfiguren, auf welche sie jedoch nicht beschränkt sein soll, näher erläutert.

Es zeigen : Fig. 1 bis 5 die Ergebnisse der Behandlung von hämorrhagischem Schock im Rattenmodell ; Fig. 6 bis 8 die Ergeb- nisse bei der Verhinderung des Gehirnödems im"Strokemodell"an der Ratte ; und Fig. 9 die Ergebnisse der Behandlung der Protein- urie in einem Rattenmodell.

B e i s p i e l 1 : Behandlung von hämorrhagischem Schock im Rattenmodell (Derzeit nach Ansicht der An- melderin der beste Weg zur Ausführung der Erfindung) Diese Experimente wurden in analoger Weise zu Wang und Chaudry (J. Surg. Res 50 (1991), 163-169) durchgeführt. Die Tiere faste- ten über Nacht, hatten aber freien Zugang zu Wasser. Um die Nar- kose einzuleiten, wurde den Tieren 60 mg/kg Pentobarbital i. m. injiziert. Die Narkose wurde durch 5 mg Pentobarbital pro Tier alle 1,5 Stunden s. c. aufrecht erhalten. Die Trachea wurde zur künstlichen Beatmung in Notfällen kanüliert. Ein Polyethylenka- theter wurde in die linke Jugularvene für Infusionen (Volumser- satz) und Injektionen vorgesehen. Ein zweiter Katheter wurde über die rechte Jugularvene in den rechten Vorhof zur Injektion von kalter isotonischer Kochsalzlösung (s 20°C ; Thermodilutions- verfahren) eingeführt. Über die rechte Halsschlagader wurde ein Thermoelement in den Aortabogen zur Messung der Bluttemperatur vorgeschoben. Beide Oberschenkelarterien wurden kanüliert, eine für die Blutdruckbestimmung, die andere zum Blutentzug. Die Kör- pertemperatur wurde während des ganzen Experimentes unter Ver- wendung eines rektalen Thermometers, welches an eine Infrarot- lampe angeschlossen war, auf 36,5° gehalten. Um ein Trauma vor der Blutung zu setzen, wurde nach der Depilierung eine 5 cm Laparotomie in der Linea alba mittels eines Elektro-Kauters durchgeführt. Dieser Schnitt wurde danach schichtweise ver- schlossen.

1 IE Heparin/g Körpergewicht wurde injiziert. Anschließend wurde durch Blutentzug aus der Oberschenkelarterie innerhalb von 10 min der mittlere arterielle Blutdruck auf 40 mmHg gesenkt. Der Blutdruck wurde entweder durch weiteren Blutentzug oder durch Injektion von Ringer-Lösung in einem Gesamtvolumen nicht über 40 % des verlorenen Blutes für maximal 80 min bei 40 mmHg gehal- ten. Nach diesen 80 min oder früher (wenn der Blutdruck nicht mehr über 40 mmHg gehalten werden konnte) wurde mit der Volums- substitution begonnen, indem das 3-fache Volumen des Gesamtblut- verlustes durch Ringerlösung während 60 min ersetzt wurde. Der Volumssubstitution schloß sich eine Beobachtungsperiode von 4 h an. Die überlebenden Tiere wurden mit einer Überdosis von Pento- barbital i. v. getötet.

Der mittlere arterielle Blutdruck wurde fortlaufend mittels eines Polygraphen unter Verwendung eines elektromechanischen Druckwandlers registriert. Die Herzfrequenz wurde durch Pulswel- len kontinuierlich aufgezeichnet. Das Herzminutenvolumen wurde mit der Thermodilutionsmethode bestimmt, wobei 200 Al kalte Kochsalzlösung in den rechten Vorhof injiziert wurden. Durch Messung der Bluttemperatur im Aortabogen wurde die Thermodilu- tionskurve mittels eines Cardiomax II (Model 85, Columbus Instruments) integriert und das Herzminutenvolumen in ml/min angegeben. Schlagvolumen und der gesamte periphere Gefäßwider- stand wurden berechnet, indem das Herzminutenvolumen durch die Herzfrequenz dividiert wurde bzw. indem der Blutdruck durch das Herzminutenvolumen dividiert wurde, wobei dieses Verhältnis mit 103 multipliziert wurde (mmHg. ml. min-1. 103). Initialwerte wurden als natürliche Werte angegeben. Alle anderen Werte wurden in des jeweiligen Ausgangswert-es (A%-) angegeben. Mittelwerte Standardabweichung wurden ebenfalls berechnet. Die Signifikanz der Unterschiede zwischen Anfangswerten und allen anderen Werten wurden durch den t-Test für gepaarte Beobachtungen verifiziert.

Zum Vergleich zwischen den Gruppen wurde der"zweiseitige t- Test"verwendet.

Es zeigte sich, daß bei allen Tieren (n = 30) die entzogene Blutmenge 7,0 2,9 ml betrug, um den mittleren arteriellen Blutdruck auf 40 mmHg zu reduzieren. Der Blutdruck konnte wäh- rend 77,8 1,5 min auf diesem niedrigen Niveau gehalten werden.

Der Blutdruckfall war begleitet von einem Absinken des Herzminu- tenvolumens, Schlagvolumens und des gesamten peripheren Gefäß- widerstandes. Die Herzfrequenz sank in allen drei Gruppen, wobei in der Gruppe, die mit AGP behandelt wurde, sich eine anfängli- che Erhöhung eingestellt hatte.

Der Volumsersatz bei Kontrolltieren (n = 13) mit Ringerlösung i. v. (Volumen : 3-mal die Menge an verlorenem Blut) war nicht in der Lage, den mittleren arteriellen Blutdruck, der signifikant über den gesamten Beobachtungszeitraum gesunken war, wieder her- zustellen (Bereich-50,5 2,3 k bis-63,6 10,3 %). Es konnte auch eine geringe Senkung der Herzfrequenz beobachtet werden, die 180 bis 240 min nach dem Volumsersatz signifikant wurde (Maximum :-29,9 8,8 % bei 240 min). Das Herzminutenvolumen konnte unmittelbar nach dem Volumsersatz zu den Anfangswerten zurückgebracht werden, war aber zwischen 30 und 240 min danach signifikant gesenkt (Bereich-25,9 5,5 k bis-51,4 7,4 0-.).

Der selbe Zeitverlauf konnte für das Schlagvolumen beobachtet werden (Bereich der Abnahme :-26,7 8,8 W bis-31,1 9,9 W).

Der gesamte periphere Gefäßwiderstand sank während des Beobach- tungszeitraums (Bereich-19,1 18,2 W bis 39,7 9,9 W), wobei die Unterschiede 30 bis 120 min nach der Reanimation signifikant waren. Drei Tiere starben s 150 min nach dem Ersetzen des Volu- mens und wurden nicht in die Auswertung mit einbezogen. Drei weitere Tiere starben nach 180 min.

Zwei weitere Gruppen wurden unter Verwendung von AGP bzw. einer Placebo-Formulierung anstatt der Ringerlösung behandelt. Die AGP-Lösung (200 mg/kg), gereinigt aus COHN-Fraktion V von menschlichem Plasma durch Präzipitation und weitere Pasteurisie- rung bei 60°C für 10 h, und die analoge Menge an Placebo-Formu- lierung (Albuminlösung aus Humanalbumin,-IMMUNO, durch Abtren- nung von Orosomucoid) wurden mit Ringerlösung zur 3-fachen Menge des individuellen Blutverlustes verdünnt.

AGP wurde an 14 Tieren getestet ; 1 Ratte starb während der Be- handlung (Volumsersatz), 3 Ratten starben weniger als 150 min nach der Behandlung und 1 Tier starb nach 180 min nach dem Volumsersatz. Die Placebo-Formulierung wurde 18 Tieren verab- reicht. Vier dieser Tiere starben während der Behandlung, vier starben weniger als 150 min nach der Behandlung, vier Tiere starben mehr als 180 min nach dem Volumsersatz. Ratten, welche vor 150 min nach der Behandlung starben, wurden bei der Auswer- tung nicht berücksichtigt.

Beim Vergleich der Resultate mit Ringerlösung mit denen der Placebo-Formulierung ergab sich, daß gleiche oder geringere Wer- te für mittleren arteriellen Blutdruck, Herzfrequenz und gesam- ten peripheren Gefäßwiderstand mit der Placebo-Formulierungsbe- handlung erhalten wurden. Die Werte für Herzminutenvolumen und Schlagvolumen waren gleich oder höher in der Placeboformulie- rungsgruppe als in der Ringerlösung-Gruppe.

Bei Tieren, welche mit AGP behandelt wurden, stieg der Blutdruck anfangs und sank danach allmählich ab (siehe Fig. 1). Eine kom- plette Wiederherstellung des Blutdrucks konnte jedoch nicht er- reicht werden. Alle Werte im Beobachtungszeitraum waren geringer als die Ausgangswerte (p s 0,001). Bezüglich der Herzfrequenz (Fig. 2) konnte keine Änderung im Zeitraum nach der Volumensub- stitution gegenüber den Ausgangswerten beobachtet werden (p > 0,05). Das Herzminutenvolumen (Fig. 3) war höher als die Aus- gangswerte unmittelbar nach der Volumensubstitution (p < 0,01), stellte sich wieder auf die Ausgangswerte ein (+30 bis +90 min ; p > 0,05) und sank schließlich unter die Ausgangswerte (p < 0,05 oder s 0,01).

Eine ähnliche Situation ergab sich für das Schlagvolumen (Fig.

4) mit Ausnahme, daß die Werte während der ersten 120 min sta- tistisch nicht unterschiedlich von den Ausgangswerten waren. Der gesamte periphere Gefäßwiderstand (Fig. 5) war während des ge- samten Beobachtungszeitraumes niedriger-verglichen mit den Aus- gangswerten ; Signifikanz wurde jedoch bei +30, +90 und +120 min nicht erreicht.

Die Fig. 1 bis 5 zeigen auch den Vergleich zwischen Tieren, wel- che mit AGP und Placebo-Formulierung behandelt worden sind. Der mittlere arterielle Blutdruck ist bei allen Meßpunkten nach der Volumensubstitution in der mit AGP behandelten Gruppe signifi- fikant höher (Fig. 1). Die Herzfrequenz ist gleich oder signifi- kant höher in der AGP-Gruppe, wobei die Unterschiede jedoch sehr klein waren (Fig. 2). Das Herzminutenvolumen ist in der mit AGP behandelten Gruppe signifikant höher, außer für den Meßpunkt "240 min"nach der Volumensubstitution (Fig. 3). Das Schlagvolu- men ist nach der Behandlung mit AGP signifikant höher bei 30 bis 150 min nach der Volumensubstitution (Fig. 4). Der gesamte peri- phere Gefäßwiderstand ist in der AGP-Gruppe, verglichen mit der Placebo-Formulierung, bei 60 bis 120 min nach der Infusion er- höht (Fig. 5).

Diese Experimente zeigen die Überlegenheit einer Behandlung mit AGP im Vergleich mit einer Placebo-Formulierung (enthaltend die- selbe Proteinmenge in Form von Albumin, welches frei von AGP ist) oder Ringerlösung. Daraus leitet sich ab, daß AGP die Per- fusion von lebenswichtigen Organen bei hypovolämischem Schock aufrecht erhalten kann.

B e i s p i e l 2 : Verhinderung des Gehirnödems im "Strokemodell"an der Ratte Eine globale cerebrale Ischämie ("Stroke") wurde durch Abklemmen beider Halsschlagadern und dem Entzug von 5 ml Blut erreicht.

Nach 30 min Ischämie wurden die Halsschlagadern wieder eröffnet und das entzogene Blut wieder infundiert. 23,5 Stunden später wurden die Tiere getötet und der Wassergehalt der beiden Groß- hirnhälften bestimmt.

In Vorversuchen wurde herausgefunden, daß Orosomucoid mit 600 mg/kg i. v. in der Lage ist, die Ausbildung eines Hirnödems nach globaler cerebraler Ischämie hintanzuhalten. Der Formulierungs- puffer war ohne diesen Effekt geblieben". Im vorliegenden Bei- spiel wird eine Dosiswirkungs-und Zeitwirkungsbeziehung für den Ödem verhindernden Effekt von Orosomucoid erstellt.

Orosomucoid, welches auch in Beispiel 1 verwendet wurde, wurde mit 200 mg/kg i. v. gleichzeitig mit der Blutreperfusion an Rat- ten geprüft. Die Ergebnisse gehen aus Fig. 6 hervor. Es zeigte sich, daß scheinoperierte Tiere (C, n = 12) kein Hirnödem haben, während ischämische, mit Kochsalzlösung behandelte Tiere ein massives Hirnödem aufweisen (B, n = 8). Ischämische Tiere, die mit Orosomucoid behandelt worden waren (A, n = 11), verhielten sich wieder wie scheinoperierte Tiere.

Bei einer Dosisreduktion auf 50 mg Orosomucoid pro kg i. v. konnte jedoch kein protektiver Effekt mehr festgestellt werden (siehe Säule A in Fig. 7), wodurch die Dosisabhängigkeit des Effekts belegt ist.

Auf Grund der therapeutischen Situation beim Menschen war es interessant zu prüfen, ob Orosomucoid auch nach eingetretenem Schlaganfall gegeben noch wirksam sei. Es wurde daher die oben als wirksam erkannte Dosis von 200 mg/kg i. v. 30 min nach Ischämieende verabreicht. Wie aus Fig. 8 hervorgeht (Säule A), ist Orosomucoid auch in dieser Situation voll wirksam.

Eine protektive Wirkung von Orosomucoid gegenüber dem im Gefolge eines Schlaganfalles entstehenden Hirnödem ist somit im Tierver- such bewiesen.

B e i s p i e l 3 : Behandlung der Proteinurie in einem Rattenmodell Ratten wurden am Tag 0 mit 100 mg/kg Puromycin Aminonukleosid i. p. behandelt. Kontrollen erhielten in analoger Weise isotone Kochsalzlösung (negative Kontrolle). In Stoffwechselkäfigen wurde der 24 h-Harn zur Proteinbestimmung gesammelt.

Die mit Puromycin behandelten Tiere erhielten am 6., 7., 8. und 9. Versuchstag 200 mg/kg Orosomucoid i. v. oder analog isotone Kochsalzlösung (positive Kontrollen).

Am 10. Tag wurden die Tiere gewogen und durch Herzpunktion zur Plasmagewinnung getötet. Es wurde das Nierenfeuchtgewicht be- stimmt und aus dem Plasma Kreatinin und Harnstoff gemessen.

Folgende Parameter wurden dabei ermittelt : Harn-Gesamteiweiß (mg/24 h), Plasmakreatinin (mg/dl), Blutharnstoff (mg/dl) und der Nierenindex (Nierengewicht in des Körpergewichtes).

In Fig. 9 sind die Proteinurie-Werte des ersten Versuchsdurch- ganges dargestellt : Tiere, die am Tag 0 mit isotoner Kochsalz- lösung behandelt worden waren, zeigten eine geringe, physiologi- sche Proteinurie (volle Rauten). Bei Tieren, die mit Puromycin behandelt wurden, stieg das Eiweiß im Harn ab dem 3. Tag an. Bei Tieren, die an den Tagen 6 bis 9 isotone Kochsalzlösung erhiel- ten, erreichte das Gesamteiweiß 500 bis 600 mg/24 h (offene Dreiecke). Bei Tieren, die an den Tagen 6 bis 9 mit Orosomucoid behandelt wurden, fiel die Proteinausscheidung praktisch auf Kontrollwerte ab (volle Quadrate).