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Title:
ALKALINE-TREATED INVERTED MOLASSES AS DISPERSANTS FOR MINERAL SUSPENSIONS
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2015/055725
Kind Code:
A1
Abstract:
Modified molasses are used as dispersants for mineral suspensions, the modified molasses being obtained by means of a method comprising the steps: a) inversion of molasses and/or provision of inverted molasses; b) reaction of the inverted molasses with alkalies.

Inventors:
HAACK THOMAS (CL)
OLIVARES HUGO (CL)
GALLEGOS PEDRO (CL)
Application Number:
PCT/EP2014/072133
Publication Date:
April 23, 2015
Filing Date:
October 15, 2014
Export Citation:
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Assignee:
SIKA TECHNOLOGY AG (CH)
International Classes:
C09K23/56; C04B24/10
Domestic Patent References:
WO2005110941A12005-11-24
WO2002083592A12002-10-24
WO2005110941A12005-11-24
Foreign References:
EP2559675A12013-02-20
EP2159203A12010-03-03
US3536507A1970-10-27
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Claims:
Patentansprüche

1 . Verwendung von modifizierter Melasse als Dispergiermittel für mineralische Suspensionen, wobei die modifizierte Melasse erhältlich ist durch ein Verfahren umfassend die Schritte:

a) Invertieren von Melasse und/oder bereitstellen von invertierter Melasse b) Umsetzung der invertierten Melasse mit Alkalien.

2. Verwendung nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die Invertierung der Melasse in Schritt a) enzymatisch, insbesondere durch eine Invertase, erfolgt.

3. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 - 2, dadurch gekennzeichnet, dass die alkalische Behandlung in Schritt b) durch eine Base aus der Gruppe bestehend aus Ca(OH)2, Mg(OH)2, NaOH, KOH oder Mischungen davon erfolgt, wobei KOH und NaOH bevorzugte Basen sind, und am meisten bevorzugt NaOH ist.

4. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass Schritt b) bei einer Temperatur von 10°C bis 90°C, vorzugsweise von 30°C bis 80°C und am meisten bevorzugt von 35°C bis 75°C durchgeführt wird.

5. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt b) während 0.5 bis 5 Stunden, vorzugsweise während 1 .5 bis 4 Stunden, am meisten bevorzugt während 2 bis 3 Stunden, eine Temperatur von 30°C bis 80°C, vorzugsweise von 40°C bis 70°C und am meisten bevorzugt von 55°C bis 65°C, und ein pH von 6 - 14, vorzugsweise 6 - 12 und am meisten bevorzugt 7 - 1 1 oder 8 - 10, beibehalten wird.

6. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, dass die modifizierte Melasse zusammen mit wenigstens einem Verflüssiger verwendet wird, wobei der wenigstens eine Verflüssiger insbesondere eine Struktur gemäss Formel (I) aufweist

R1, jeweils unabhängig voneinander, für H oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen steht,

R2, jeweils unabhängig voneinander, für H, -COOM oder eine

Alkylgruppe mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen stehen, M, unabhängig voneinander, ein Alkalimetallion, ein

Erdalkalimetallion, ein zwei oder dreiwertiges Metallion, ein Ammoniumion, oder eine organische

Ammoniumgruppe darstellt,

X für -COO-, -NH- oder Mischungen davon steht,

m = 0, 1 oder 2 ist,

p = 0 oder 1 ist,

Y, jeweils unabhängig voneinander, für H, M, eine C bis C20-

Alkylgruppe, -Cycloalkylgruppe, -Alkylarylgruppe,

-Hydroxyalkylgruppe oder für eine Gruppe der Formel -[AO]n-Ra steht, wobei die genannten Gruppen unsubstituiert oder mit einer Sulfongruppe, eine Sulfatgruppe oder einer

Phosphatgruppe substituiert vorliegen,

wobei A = C2- bis C -Alkylen, Ra für H, eine Cr bis C2o-

Alkylgruppe, -Cyclohexylgruppe oder

-Alkylarylgruppe steht und n = 1 - 10 ist.

7. Verwendung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der wenigstens eine Verflüssiger eine Poly(meth)acrylsäure und/oder ein Salz davon umfasst, insbesondere Polyacrylsäure und/oder ein Polyacrylsäuresalz.

8. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 - 7, dadurch gekennzeichnet, dass die modifizierte Melasse, gegebenenfalls zusammen mit dem wenigstens einen Verflüssiger, mit einem Anteil von 0.01 - 5 Gew.-%, bevorzugt 0.1 - 1 Gew.-%, im Besonderen 0.2 - 0.9 Gew.-%, vorzugsweise 0.4 - 0.8 Gew.-%, bezogen auf den Feststoffgehalt der mineralischen Suspension, verwendet wird. 9. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass ein Gewichtsanteil an Feststoffpartikeln mit einer Partikelgrösse < 100 μιτι in der mineralischen Suspension wenigstens 50 Gew.-%, bevorzugt wenigstens 75 Gew.-%, im Besonderen wenigstens 90 Gew.-% oder wenigstens 95 Gew.-%, beträgt und/oder dass ein Gewichtsanteil an Feststoffpartikeln mit einer Partikelgrösse > 10 mm in der mineralischen Suspension weniger als 10 Gew.-%, bevorzugt weniger als 5 Gew.-%, im Besonderen weniger als 1 Gew.-%, beträgt, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht sämtlicher Feststoffe in der mineralischen Suspension.

10. Verwendung gemäss Anspruch 7 und 9. 1 1 . Verwendung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass die modifizierte Melasse, gegebenenfalls zusammen mit dem wenigstens einen Verflüssiger, mit einem Anteil von 0.01 - 0.8 Gew.-% oder 0.01 - 0.6 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der mineralischen Suspension, verwendet wird. 12. Verwendung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 - 1 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die mineralische Suspension ein mineralisches Bindemittel enthält, wobei die mineralische Suspension bevorzugt eine Mörtelzusammensetzung oder eine Betonzusammensetzung ist.

13. Verfahren zur Herstellung einer mineralischen Suspension, wobei modifizierte Melasse, wie sie in einem der Ansprüche 1 - 12 beschrieben ist, und optional ein Verflüssiger wie er in einem der Ansprüche 6 oder 7 beschrieben ist, mit mineralischen Feststoffpartikeln und einer Flüssigkeit, insbesondere Wasser, vermischt wird.

14. Mineralische Suspension erhältlich durch ein Verfahren nach Anspruch 13.

15. Formkörper, erhältlich durch Aushärten einer mineralischen Suspension nach Anspruch 14, wobei die mineralische Suspension mit Wasser angemachtes mineralisches Bindemittel enthält.

Description:
ALKALISCH BEHANDELTE INVERTIERTE MELASSE ALS DISPERGIERMITTEL FÜR MINERALISCHE SUSPENSIONEN

Technisches Gebiet

Die Erfindung betrifft die Verwendung modifizierter Melasse als Dispergiermittel für mineralische Suspensionen. Weiter bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren zur Herstellung einer mineralischen Suspension, eine entsprechende mineralische Suspension sowie daraus erhältliche Formkörper.

Stand der Technik

Suspensionen sind heterogene Stoffgemische, welche eine Flüssigkeit mit darin dispergierten Feststoffpartikeln umfassen. Um Suspensionen zu stabilisieren oder deren Eigenschaften gezielt zu beeinflussen, werden üblicherweise sogenannte Dispergiermittel eingesetzt.

Ein Beispiel für Suspensionen sind mit Wasser angemachte, verarbeitbare mineralische Bindemittelzusammensetzungen, z.B. Mörtel- oder Betonzusammensetzungen. Diese werden üblicherweise mit Dispergiermitteln behandelt, um die Verarbeitbarkeit zu verbessern oder den Wasserbedarf zu senken. Bekannte Dispergiermittel für mineralische Bindemittelzusammensetzungen sind unter anderem Polycarboxylatether, Lignosulfonate, Naphthalensulfonatformaldehyd- Kondensate, Saccharide und dergleichen. Andere Beispiele für Suspension sind sogenannte Tallings oder Aufbereitungsrückstände. Dies sind feinkörnige Gesteinsrückstände in Form von Aufschlämmungen welche bei der Erzgewinnung übrigbleiben nachdem die interessierenden Erze aus dem Gestein abgetrennt wurden. Tallings werden von den Minen bzw. den Erzverarbeitungsstätten in grossen Lagerstätten (z.B. künstlich angelegte Becken) gefördert und dort gelagert.. Dabei werden die Tallings in Konzentratoren bis zu 45% Feststoffgehalt angereichert um dann mit Hilfe von potenten Pumpen zu den Lagerstätten weitergeleitet. Es ist wichtig, dass diese Tallings einerseits ein gutes Fliessverhalten aufweisen um als nicht-Newton'sche Flüssigkeit gepumpt werden zu können. Andererseits sollten die Tallings nach Möglichkeit nicht zu flüssig sein, damit diese im Auffangbecken nicht über den Grenzdamm hinausfliessen. Zudem wäre sehr vorteilhaft, die Talings weiteraufzu konzentrieren zu können, um weiteres Wasser zu sparen, was insbesondere relevant ist in Regionen in welchen Wasserknappheit herrscht oder Wasser sehr teuer ist. Aufgrund der exponentiell zunehmender Viskosität der Tallings ist dies zur Zeit aber kaum möglich.

Die WO 02/083592 A1 (Betzdearborn Inc.) beschreibt in diesem Zusammenhang verschiedene Polymere, z.B. Polymethacrylate, als Viskositätsmodifikatoren für Tallings. Diese vermögen aber im Hinblick auf die vorstehend genannte Problematik nicht vollständig zu überzeugen.

Viele der heute eingesetzten Dispergiermittel basieren zudem auf Rohstoffen, die aus Erdöl gewonnen werden. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen gewinnen Dispergiermittel auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen oder Nebenprodukten von Industrieprozessen zunehmend an Bedeutung.

Die WO 2005/1 10941 A1 (Australian Industrial Additives) offenbart z.B. die Verwendung von chemisch abgebauter Melasse als Dispergier- oder als Mahlhilfsmittel.

Es besteht jedoch nach wie vor Bedarf nach neuen oder alternativen Dispergiermitteln welche nach Möglichkeit in unterschiedlich zusammengesetzten mineralischen Suspensionen oder unabhängig vom jeweiligen Verwendungszweck eine gute Dispergierwirkung ergeben.

Darstellung der Erfindung

Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Dispergiermittel zur Verwendung in mineralischen Suspensionen zur Verfügung zu stellen. Das Dispergiermittel soll insbesondere unabhängig von der jeweiligen Zusammensetzung der mineralischen Suspension wirksam sein und möglichst kostengünstig herstellbar sein. Im Besonderen soll das Dispergiermittel in mineralischen Bindemittelzusammensetzungen, z.B. in hydraulisch abbindenden Bindemittelzusammensetzungen, eine gute Dispergier- bzw. Verflüssigungswirkung entfalten, welche über längere Zeit erhalten bleibt, insbesondere ohne dabei das Aushärten der Bindemittelzusammensetzung zu stark zu verzögern. Ebenso soll das Dispergiermittel zur Verflüssigung von feinkörnigen Suspensionen, z.B. in Form von Tallings, mit möglichst hohem Feststoffgehalt geeignet sein.

Überraschenderweise wurde gefunden, dass dies durch die Verwendung von modifizierter Melasse als Dispergiermittel gemäss dem unabhängigen Hauptanspruch 1 erreicht werden kann. Kern der Erfindung ist demnach die Verwendung von modifizierter Melasse bzw. von alkalisch behandelter invertierter Melasse.

Melasse ist ein Abfall- bzw. Nebenprodukt der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr, Zuckerrüben oder Zuckerhirse. Die gemäss der vorliegenden Erfindung modifizierte Melasse führt zu eindeutig verbesserten Dispersionseigenschaften in unterschiedlichsten mineralischen Suspensionen, wie z.B. in mineralischen Bindemittelzusammensetzungen oder in Tallings.

Bei Verwendung der modifizierten Melasse als Dispergiermittel in mineralischen Bindemittelzusammensetzungen, insbesondere in Zementzusammensetzungen, lassen sich ohne weitere Zusatzmittel Bindemittelzusammensetzungen herstellen, welche über längere Zeit eine nahezu konstante Verarbeitbarkeit aufweisen, dennoch relativ schnell aushärten.

Das erfindungsgemässe Dispersionsmittel macht zudem Gebrauch von leicht verfügbaren und günstigen Ausgangsmaterialien, welche unter anderem als Nebenoder Abfallprodukte in der Zuckerproduktion anfallen. Dies ist entsprechend ressourcenschonend. Weitere Aspekte der vorliegenden Erfindung sind ein Verfahren zur Herstellung einer mineralischen Suspension sowie entsprechende Suspensionen, welche das erfindungsgemässe verwendete Dispersionsmittel enthalten.

Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen. Wege zur Ausführung der Erfindung

Gemäss einem ersten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung von modifizierter Melasse als Dispergiermittel für mineralische Suspensionen, wobei die modifizierte Melasse erhältlich ist durch ein Verfahren umfassend die Schritte:

a) Invertieren von Melasse und/oder bereitstellen von invertierter Melasse b) Umsetzung der invertierten Melasse mit Alkalien.

Schritt b) wir dabei insbesondere nach Schritt a) durchgeführt.

Der Begriff "mineralische Suspension" steht im vorliegenden Zusammenhang für eine Suspension umfassend eine Flüssigkeit, insbesondere Wasser, sowie eine Vielzahl von wenigstens teilweise darin suspendierten mineralischen Partikeln. Die Suspension kann auch als Aufschlämmung oder im Englischen als "Slurry" bezeichnet werden. Der Begriff umfasst explizit auch mit Wasser angemachte mineralische Bindemittelzusammensetzungen, z.B. Mörtel- oder Betonzusammensetzungen, welche insbesondere in fliessfähigem oder pastösem Zustand vorliegen. Die mineralische Suspension weist insbesondere einen Feststoffgehalt von wenigstens 25 Gew.-%, insbesondere wenigstens 30 Gew.-%, bevorzugt 50 - 95 Gew.-%, mit Vorteil 60 - 90 Gew.-%, speziell 70 - 85 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Suspension, auf.

Melasse entsteht als Nebenerzeugnis in der Zuckerproduktion aus Zuckerrohr, Zuckerrüben und Zuckerhirse. Melasse enthält je nach Herkunft typischerweise 30 - 65 Gew.-% Saccharose. Saccharose bildet dabei insbesondere den Hauptbestandteil oder den Bestandteil mit dem grössten Gewichtsanteil der Melasse. Daneben liegen in der Melasse auch organische Säuren, Vitamine und/oder Mineralstoffe vor. Melasse ist als Neben- oder Abfallprodukt in grossen Mengen verfügbar und eine günstige Quelle für die Herstellung von Dispersionsmitteln für mineralische Suspensionen.

Als besonders vorteilhaft hat sich hier Melasse aus Zuckerrohr, Zuckerrüben und/oder Zuckerhirse erwiesen. Vorzugsweise wird in der vorliegenden Erfindung Zuckerrohrmelasse verwendet. Prinzipiell kann jedoch auch andere Melasse eingesetzt werden. Unter„Invertierung von Melasse" ist die enzymatische oder durch Säure katalysierte Spaltung oder Hydrolyse der in der Melasse vorhandenen Saccharide in die Monosaccharide Fruchtzucker (Fruktose) und Traubenzucker (Glukose) zu verstehen. Die invertierte Melasse enthält die Monosaccharide Fruktose und Glukose, insbesondere mit einem Molanteil Fruktose : Glukose von 40 : 60 - 60 : 40 oder 45 : 55 - 55 : 45, speziell zu gleichen Molanteilen.

Die in der vorliegenden Erfindung bevorzugte Invertierung ist die enzymatische Invertierung. In diesem Fall enthält die invertierte Melasse nebst den Monosacchariden insbesondere auch das verwendete Enzym und/oder dessen Fragmente.

Bei der enzymatischen Invertierung wird als Enzym insbesondere eine Invertase eingesetzt. Mit anderen Worten ist die enzymatisch invertierte Melasse insbesondere eine durch Invertase invertierte Melasse. Invertase ist mit der EC-Nummer (Enzyme Commission Number) 3.2.1 .26 klassifiziert und gehört zur Kategorie der Glykosidasen. Andere Bezeichnungen für Invertase sind ß-Fructofuranosidase, Saccharase oder Invertin.

Geeignete Temperaturen zur enzymatischen Invertierung von Melasse liegen insbesondere im Bereich von 20 - 80°C, bevorzugt 30 - 70°C, im Besonderen 55 - 65°C. Weiter wird die zu invertierende Melasse mit Vorteil bei einem pH von 4 - 7, insbesondere 4.5 - 6.5, invertiert. Bei derartigen Bedingungen wird ein optimaler Umsatz an Melasse mit minimalem Anteil an Enzym erreicht, was aus ökonomischen Gründen vorteilhaft ist.

Es sind aber prinzipiell auch andere Bedingungen möglich. Bei Temperaturen über 80°C und/oder pH-Werten < 3 oder > 9 besteht jedoch die Gefahr der wenigstens teilweisen Denaturierung der Enzyme, was den Anteil an unerwünschten Nebenprodukten in der invertierten Melasse unter Umständen erhöht.

Entsprechend ist die verwendete enzymatisch invertierte Melasse bevorzugt eine bei einer Temperatur von 20 - 80°C, insbesondere 30 - 70°C, im Besonderen 55 - 65°C, und/oder einem pH von 4 - 7, insbesondere 4.5 - 6.5, invertierte Melasse. Das verwendete Enzym bzw. die Invertase weist beispielsweise eine Aktivität im Bereich von 10O'OOO - 300Ό00 S.U., bevorzugt 180Ό00 - 220Ό00 S.U., im Speziellen 200Ό00 S.U., auf. 1 S.U. (Sumner Unit) ist dabei definiert als diejenige Menge an Enzym, welche innerhalb von 5 Minuten bei einer Temperatur von 20°C und einem pH von 4.7 aus 6 ml einer 5.4%-igen Saccharose-Lösung 1 mg invertierte Saccharose freisetzt.

Eine Konzentration der Invertase, insbesondere mit einer Aktivität von 100Ό00 - 300Ό00 S.U., beträgt mit Vorteil 30 bis 80 ppm, vorzugsweise 40 bis 60 ppm Gewichtsanteile Invertase pro Gewichtsanteil zu invertierender Saccharose, welche in der Melasse vorhanden ist. Bei Invertasen mit geringeren Aktivitäten kann die Konzentration entsprechend erhöht und bei Invertasen mit höheren Aktivitäten entsprechend reduziert werden.

Die zu invertierende Melasse wird in Schritt a) insbesondere 0.5 bis 15 Stunden, vorzugsweise 1 bis 12 Stunden mit der Invertase inkubiert. Die erfindungsgemässe Invertierung der Melasse kann grundsätzlich auch durch säurekatalysierte Hydrolyse erfolgen. Für die säurekatalysierte Hydrolyse wird die Lösung durch Zugabe einer Säure auf einen geeigneten pH-Wert abgesenkt. Hierzu wird der pH-Wert der Melasse, der typischerweise ca. pH 7 beträgt, durch Einrühren von z.B. Schwefelsäure (0.5 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 1 bis 3 Gew.-%, am meisten bevorzugt 2 Gew.-% in H 2 0) auf einen pH-Wert von 1 bis 4, bevorzugt 2 bis 3 abgesenkt. Anschliessend wird die angesäuerte Melasse über einen Zeitraum von 2 bis 8 Stunden, bevorzugt von 3 bis 6 Stunden, am meisten bevorzugt 4.5 Stunden inkubiert.

Enzymatisch invertierte und durch säure katalysierte Melasse sind chemisch unterschiedlich. Im Vergleich zur enzymatisch invertierten Melasse enthält die durch säure katalysierte Melasse insbesondere eine Vielzahl von zusätzlichen Nebenprodukte, welche unter anderem durch die Reaktion der Säure mit den weiteren Bestandteilen der Melasse (z.B. organische Säuren, Vitamine, etc.) entstehen. Derartige Nebenprodukte finden sind in enzymatisch invertierter Melasse aufgrund der hohen Selektivität der Enzyme nur wenige oder gar keine. Die Nebenprodukte können sich bei gewissen Anwendungen unter Umständen negativ auswirken.

Vor der Invertierung oder vor Schritt a) wird die Melasse bevorzugt mit 0.2 bis 0.8, vorzugsweise auf 0.5 bis 0.7, Gewichtsteile Wasser pro Gewichtsteil Melasse verdünnt. Damit wird eine effektive Invertierung erreicht.

Die Invertierung in Schritt a) wird insbesondere so lange fortgesetzt, bis ein Umwandlungsgrad von wenigstens 50%, insbesondere wenigstens 60%, bevorzugt wenigstens 75%, weiter bevorzugt wenigstens 90%, noch weiter bevorzugt wenigstens 95%, erreicht wird. Der Umwandlungsgrad gibt dabei das Verhältnis der Menge an invertierter Saccharose zur Menge der ursprünglich in der Melasse vorhandenen Saccharose an.

Der Reaktionsverlauf der Invertierung oder der Umsatz der Saccharose kann z.B. durch Fourier-Transformations-Infrarotspektroskopie anhand der Saccharosebande bei 984 cm "1 zu verfolgt werden. Daraus lässt sich direkt der Umwandlungsgrad bestimmen. Diese Technik ist dem Fachmann an sich bekannt.

Ein Gewichtsverhältnis von invertierter Saccharose zu nicht invertierter Saccharose in der invertierten Melasse beträgt mit Vorteil wenigstens 1 , insbesondere wenigstens 3, im Speziellen wenigstens 5, besonders bevorzugt wenigstens 10 oder 20. Dies gilt insbesondere unabhängig von der Art und Weise der Invertierung. Die in Schritt b) eingesetzte invertierte Melasse weist mit Vorteil einen Feststoffgehalt von 30 bis 70, vorzugsweise 40 bis 60 Gewichtsprozent, auf beträgt. Der Feststoffgehalt kann durch Verdünnen (z.B. durch Zugabe von Wasser) oder Aufkonzentrieren (z.B. durch Abdampfen von überschüssigem Wasser) in an sich bekannter Weise eingestellt werden. Während Schritt b) wird die invertierte Melasse mit Alkalien umgesetzt. Der Ausdruck "Alkalien" steht im vorliegenden Zusammenhang insbesondere für Substanzen, welche mit Wasser alkalische Lösungen bilden oder für Substanzen, welche, falls einer wässrigen Lösung zugegeben, den pH-Wert der Lösung anzuheben vermögen. Bei alkalischen Lösungen übersteigt die Konzentration an OH -Ionen diejenige der H 3 O + -lonen oder der pH-Wert der alkalischen Lösung ist grösser 7.

Die Umsetzung der invertierten Melasse in Schritt b) erfolgt derart, dass wenigstens ein Teil der in der invertierten Melasse vorliegenden Monosaccharide oxidiert werden. Die Umsetzung in Schritt b) unterscheidet sich also von einer blossen pH- Wert-Veränderung durch Alkalien.

Dabei werden insbesondere Aldehydgruppen und/oder primäre endständige HO- Gruppen der in der invertierten Melasse vorliegenden reduzierenden Monosaccharide (z.B. Glukose und Fruktose) zu Säuregruppen oxidiert und in Folgereaktionen umgelagert wobei oxidierte Bruchstücke entstehen. Entsprechend enthält die alkalisch umgesetzte invertierte Melasse insbesondere Zuckersäuren oder Polyhydroxycarbonsäuren von C1 zu C6, beispielsweise Gluconsäure und Zitronensäure. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass auch weitere Bestandteile der invertierten Melasse durch die alkalische Behandlung chemisch modifiziert werden. Entsprechend stellt alkalisch umgesetzte invertierte Melasse ein komplexes Gemisch aus unterschiedlichen Substanzen dar.

Die Umsetzung in Schritt b) wird insbesondere so lange fortgesetzt, bis ein Umwandlungsgrad von wenigstens 50%, insbesondere wenigstens 60%, bevorzugt wenigstens 75%, weiter bevorzugt wenigstens 90%, noch weiter bevorzugt wenigstens 95%, erreicht wird. Der Umwandlungsgrad gibt dabei das Gewichtsverhältnis der Menge an oxidierten Monosacchariden oder Polyhydroxycarbonsäuren zur Menge an ursprünglich in der invertierten Melasse vorhandenen Monosacchariden an.

Die Umsetzung kann beispielsweise wiederum durch Fourier-Transformations- Infrarotspektroskopie verfolgt werden.

Ein Gewichtsverhältnis von oxidierten Monosacchariden oder Polyhydroxycarbonsäuren zu nicht-oxidierten Monosacchariden in der alkalisch umgesetzten invertierten Melasse beträgt mit Vorteil wenigstens 1 , insbesondere wenigstens 3, im Speziellen wenigstens 5, besonders bevorzugt wenigstens 10 oder 20. Schritt b) erfolgt insbesondere bei einem pH von 6 - 14, vorzugsweise 6 - 12 und am meisten bevorzugt zwischen 8 - 12 oder 9 - 12. Dieser pH wird insbesondere während 0.5 bis 5 Stunden, vorzugsweise während 1 .5 bis 4 Stunden, am meisten bevorzugt während 2 bis 3 Stunden, konstant gehalten. Insbesondere erfolgt die alkalische Umsetzung in Schritt b) durch Zugabe einer einer Base. Bevorzugt ist eine Base aus der Gruppe bestehend aus Ca(OH) 2 , Mg(OH) 2 , NaOH, KOH oder Mischungen davon. KOH und NaOH sind besonders bevorzugte Basen. Am meisten bevorzugt ist NaOH.

Die in Schritt b) eingesetzte Base wird vorteilhafterweise in Form einer wässrigen Lösung der Base verwendet. Die bevorzugte Konzentration der Base in der wässrigen Lösung beträgt 10 - 70 Gew.-%, insbesondere 15 - 30 Gew.-%., beispielsweise 23 Gew.-%. Dadurch lässt sich die Base gut dosieren und die Umsetzung in Schritt b), insbesondere die Temperatur und/oder der pH-Wert, einfacher kontrollieren. Bevorzugt wird Schritt b) bei einer Temperatur von 10°C bis 90°C, vorzugsweise von 30°C bis 80°C, am meisten bevorzugt von 35°C bis 75°C oder 50 - 70°C, durchgeführt. Diese Temperatur wird insbesondere während 0.5 bis 5 Stunden, vorzugsweise während 1 .5 bis 4 Stunden, am meisten bevorzugt während 2 bis 3 Stunden, konstant gehalten. Ganz besonders bevorzugt wird in Schritt b) während 0.5 bis 5 Stunden, vorzugsweise während 1 .5 bis 4 Stunden, am meisten bevorzugt während 2 bis 3 Stunden, eine Temperatur von 30°C bis 80°C, vorzugsweise von 40°C bis 70°C und am meisten bevorzugt von 55 bis 65 °C, und/oder ein pH von 6 - 14, vorzugsweise von 6 - 12, insbesondere 9 - 12 und am meisten bevorzugt von 7 - 1 1 oder 8 - 10, beibehalten.

Die Temperatur und/oder der pH während der Umsetzung in Schritt b) kann insbesondere durch die Zugabegeschwindigkeit der Base kontrolliert werden. Aufgrund der alkalischen Umsetzung der invertierten Melasse oder der Zugabe der Base in Schritt b) erhöht sich typischerweise die Temperatur und/oder der pH-Wert der Reaktionslösung. Entsprechend wird die Base in Schritt b) mit Vorteil so zudosiert, dass die vorstehend genannten Temperaturen und/oder pH-Werte eingehalten werden. Falls hilfreich, kann die Reaktionslösung während Schritt b) zusätzlich gekühlt oder geheizt werden.

Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform wird die modifizierte Melasse zusammen mit wenigstens einem Verflüssiger verwendet.

Der wenigstens eine Verflüssiger ist insbesondere ausgewählt aus der Gruppe bestehend Lignosulfonaten, sulfonierte Naphthalin-Formaldehyd-Kondensate, sulfonierte Melamin-Formaldehyd-Kondensate, Polycarboxylaten und/oder Polycarboxylatether (PCE). Insbesondere weist der der Verflüssiger eine Struktur gemäss Formel (I) auf

wobei

eweils unabhängig voneinander, für H oder eine Alkylgruppe mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen steht

eweils unabhängig voneinander, für H, -COOM oder eine

Alkylgruppe mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen stehen,

M, unabhängig voneinander, ein Alkalimetallion, ein Erdalkalimetallion, ein zwei oder dreiwertiges Metallion, ein Ammoniumion, oder eine organische Ammoniumgruppe darstellt,

X für -COO-, -NH- oder Mischungen davon steht,

m = 0, 1 oder 2 ist,

p = 0 oder 1 ist,

Y, jeweils unabhängig voneinander, für H, M, eine C bis C 2 o- Alkylgruppe, -Cycloalkylgruppe, -Alkylarylgruppe,

-Hydroxyalkylgruppe oder für eine Gruppe der Formel -[AO] n -R a steht, wobei die genannten Gruppen unsubstituiert oder mit einer Sulfongruppe, eine Sulfatgruppe oder einer

Phosphatgruppe substituiert vorliegen,

wobei A = C 2 - bis C 4 -Alkylen, R a für H, eine C bis C 2 0- Alkylgruppe, -Cyclohexylgruppe oder

-Alkylarylgruppe steht und n = 1 - 10 ist.

Verbindungen der Formel I sind zum Teil kommerziell erhältlich oder können z.B. durch radikalische Polymerisation von ungesättigten Monomeren der Formel II in an sich bekannter Weise hergestellt werden.

R 1 , R 2 , X, Y, m und p in Formel II sind dabei wie vorstehend im Zusammenhang mit der Struktur gemäss Formel I beschrieben, definiert.

Bevorzugt ist ein Verflüssiger gemäss Formel I wobei R 1 für H oder eine Methylgruppe steht. R 2 ist mit Vorteil gleich H.

Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform steht X für -COO-. Vorteilhafterweise ist m = 0 und/oder p = 1 . Y ist insbesondere gleich M oder H.

Besonders umfasst der wenigstens eine Verflüssiger eine Poly(meth)acrylsäure und/oder ein Salz davon. Der Ausdruck "Poly(meth)acrylsäure" steht dabei für ein Polymer oder ein Copolymer bestehend im Wesentlichen aus Acrylsäuremonomeren, Methacrylsäuremonomeren, Mischungen aus Acrylsäuremonomeren und Methacrylsäuremonomeren und/oder Salze dieser Monomere. Die genannten Monomere verfügen dabei insbesondere über einen Anteil von > 90 Mol-%, bevorzugt > 96 Mol.-%, speziell > 99 Mol.-%, bezogen auf sämtliche in der Poly(meth)acrylsäure vorhandenen Monomere. Vorteilhafterweise umfasst der wenigstens eine Verflüssiger eine Polyacrylsaure und/oder ein Salz davon.

Ein Molekulargewicht des wenigstens einen Verflüssiger liegt mit Vorteil im Bereich von 1 Ό00 - 10Ό00 g/mol, insbesondere 2Ό00 - 8Ό00 g/mol, bevorzugt 3Ό00 - 7Ό00, weiter bevorzugt 3'500 - 6'500 g/mol. Dies gilt insbesondere falls der Verflüssiger eine Struktur gemäss Formel I aufweist oder einer Poly(meth)acrylsäure und/oder ein Salz davon, insbesondere eine Polyacrylsäure und/oder ein Salz davon, ist. Die Molekulargewichtsbestimmung kann in an sich bekannter Weise durch Gel- Permeationschromatographie (GPC) mit wässrigen Elutionsmitteln erfolgen. Für die Kalibrierung wird bevorzugt ein eng kalibrierter Polyethylenglycol-Standard eingesetzt.

Bevorzugt liegt ein Gewichtsverhältnis des wenigstens einen Verflüssigers und der modifizierten Melasse im Bereich von 5:95 - 95:5, insbesondere 10:90 - 90:10, bevorzugt 30:70 - 70:30, speziell 40:60 - 60:40 oder 45:55 - 55:45.

Falls es sich bei der mineralischen Suspension beispielsweise um eine feinkörnige Suspension oder um Tallings handelt, wie sie nachstehend beschreiben werden, hat sich insbesondere die Verwendung von Kombinationen aus modifizierter Melasse und Verflüssigern mit einer Struktur gemäss Formel I oder Verflüssiger umfassend Poly(meth)acrylsäuren und/oder deren Salze, insbesondere Polyacrylsäure und/oder deren Salze, erwiesen. Besonders vorteilhaft werden dabei Verflüssiger mit den vorstehend genannten Molekulargewichten eingesetzt und die genannten Gewichtsverhältnisse eingehalten. Es wurde gefunden, dass derartige Kombinationen synergistische Effekte hervorrufen können, wodurch eine besonders effektive Dispergierung oder Viskositätsreduktion erreicht werden kann.

Im Zusammenhang mit mineralischen Suspensionen welche mineralische Bindemittel enthalten, insbesondere Mörtel- oder Betonzusammensetzungen, hat sich speziell die Verwendung von Kombinationen aus modifzierter Melasse und Verflüssigern ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Lignosulfonaten, sulfonierte Naphthalin-Formaldehyd-Kondensate, sulfonierte Melamin-Formaldehyd- Kondensate, und/oder Polycarboxylatether erwiesen. Insbesondere Vorteilhaft als Verflüssiger sind dabei Lignosulfonate.

Durch die Kombination von herkömmlichen Verflüssigern mit modifizierter Melasse kann beispielsweise die Menge an herkömmlichen Verflüssigern signifikant reduziert werden. Dies ist insbesondere im Falle von mangelnder Verfügbarkeit oder steigenden Preisen der herkömmlichen Verflüssiger interessant.

Die mineralische Suspension weist im Allgemeinen beispielsweise einen Feststoffgehalt von 20 - 95 Gew.-%, speziell 50 - 90 Gew.-%, insbesondere 55 - 85 Gew.-%, bevorzugt 60 - 75 Gew.-%, auf.

Ein pH-Wert der mineralischen Suspension kann in einem Bereich von z.B. 4 - 14, insbesondere 4 - 1 1 , bevorzugt 5 - 10, insbesondere 6 - 9, liegen.

Die modifizierte Melasse, gegebenenfalls zusammen mit dem wenigstens einen Verflüssiger, wird typischerweise mit einem Anteil von 0.01 - 5 Gew.-%, bevorzugt 0.1 - 1 Gew.-%, vorzugsweise 0.4 - 0.8 Gew.-%, bezogen auf den Feststoffgehalt der Suspension verwendet. Die Anteile beziehen sich dabei insbesondere auf die Gesamtmenge von modifizierter Melasse plus Verflüssiger.

Gemäss einer ersten besonders vorteilhaften Ausführungsform handelt es sich bei der mineralischen Suspension um eine feinkörnige Suspension.

Ein Gewichtsanteil an Feststoffpartikeln mit einer Partikelgrösse < 100 μιτι in der mineralischen Suspension beträgt dabei insbesondere wenigstens 50 Gew.-%, bevorzugt wenigstens 75 Gew.-%, im Besonderen wenigstens 90 Gew.-% oder wenigstens 95 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht sämtlicher Feststoffe in der mineralischen Suspension. Insbesondere beträgt ein Gewichtsanteil an Feststoffpartikeln mit einer Partikelgrösse > 10 mm in der mineralischen Suspension weniger als 10 Gew.-%, bevorzugt weniger als 5 Gew.-%. Im Besonderen weniger als 1 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht sämtlicher Feststoffe in der mineralischen Suspension. Ein Gewichtsanteil an Feststoffpartikeln mit einer Partikelgrösse > 1 mm ist mit Vorteil geringer als 10 Gew.-%, bevorzugt weniger als 5 Gew.-%. Im Besonderen weniger als 1 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht sämtlicher Feststoffe in der mineralischen Suspension.

Ein Gewichtsanteil an Feststoffpartikeln mit einer Partikelgrösse < 100 μιτι in der mineralischen Suspension beträgt insbesondere wenigstens 50%, bevorzugt wenigstens 75%, im Besonderen wenigstens 90% oder wenigstens 95 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht sämtlicher Feststoffe in der mineralischen Suspension.

Im Falle einer feinkörnigen Suspension, wird die modifizierte Melasse, gegebenenfalls zusammen mit dem wenigstens einen Verflüssiger, vorzugsweise mit einem Anteil von 0.01 - 1 Gew.-%, vorzugsweise 0.01 - 0.8 Gew.-% oder 0.01 - 0.6 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der mineralischen Suspension, verwendet. Die Anteile beziehen sich dabei insbesondere auf die Gesamtmenge von modifizierter Melasse plus Verflüssiger. Die Partikelgrösse kann insbesondere durch Siebanalyse, z.B. mit einem Sieb mit quadratischen Öffnungen, in an sich bekannter Weise bestimmt werden.

Im Besonderen ist die mineralische Suspension im Wesentlichen frei von Zement oder von hydraulischen Bindemitteln oder von mineralischen Bindemitteln. Damit ist gemeint, dass ein Anteil derartiger Substanzen in der mineralischen Suspension kleiner als 5 Gew.-%, bevorzugt kleiner als 2 Gew.-%, insbesondere kleiner als 1 Gew.-% oder kleiner als 0.1 Gew.-% ist.

Die mineralische Suspension, insbesondere die feinkörnige Suspension, kann z.B. Talling umfassen oder daraus bestehen. Unter dem Begriff "Talling" sind vorliegend feinkörnige Rückstände aus der Aufbereitung von Erzen, die insbesondere in Form von wässrigen Aufschlämmungen vorliegen, zu verstehen.

Die Talling bestehen im Wesentlichen aus feinkörnigen mineralischen Stoffen und Wasser. Die mineralischen Stoffe beinhalten insbesondere Metalle, Metalloxide, Siliziumdioxid, Schwefel, Phosphor.

Die Talling sind bevorzugt im Wesentlichen frei von Zement oder von hydraulischen Bindemitteln oder von mineralischen Bindemitteln, wie dies vorstehend definiert ist

Ein pH-Wert der Talling liegt bevorzugt in einem Bereich von 4 - 1 1 , bevorzugt 5 - 10, insbesondere 6 - 9. Gemäss einer anderen bevorzugten Ausführungsform enthält die mineralische Suspension ein mineralisches Bindemittel. In diesem Fall kann die mineralische Suspension bevorzugt auch grobkörnige Feststoffpartikel enthalten.

Unter dem Ausdruck "mineralisches Bindemittel" ist insbesondere ein Bindemittel zu verstehen, welches in Anwesenheit von Wasser in einer Hydratationsreaktion zu festen Hydraten oder Hydratphasen reagiert. Dies kann beispielsweise ein hydraulisches Bindemittel (z.B. Zement oder hydraulischer Kalk), ein latent hydraulisches Bindemittel (z.B. Schlacke), ein puzzolanisches Bindemittel (z.B. Flugasche) oder ein nicht hydraulisches Bindemittel (Gips oder Weisskalk) sein. Unter einem "zementösen Bindemittel" wird vorliegend insbesondere ein Bindemittel oder eine Bindemittelzusammensetzung mit einem Anteil von wenigstens 5 Gew.-%, insbesondere wenigstens 20 Gew.-%, bevorzugt wenigstens 35 Gew.-%, im Speziellen wenigstens 65 Gew.-%, Zementklinker verstanden. Der Zementklinker ist bevorzugt ein Portlandzementklinker. Mit Zementklinker ist im vorliegenden Zusammenhang insbesondere gemahlener Zementklinker gemeint. Eine "mineralische Bindemittelzusammensetzung" bezeichnet entsprechend eine Zusammensetzung enthaltend ein mineralisches Bindemittel und allenfalls weitere Komponenten, wie z.B. Aggregate, Wasser und/oder Zusatzmittel.

Insbesondere enthält das mineralische Bindemittel oder die mineralische Bindemittelzusammensetzung ein hydraulisches Bindemittel, bevorzugt Zement. Besonders bevorzugt ist ein Zement mit einem Zementklinkeranteil von > 35 Gew.-%. Insbesondere ist der Zement vom Typ CEM I, CEM II und/oder CEM INA (gemäss Norm EN 197-1 ). Ein Anteil des hydraulischen Bindemittels am gesamten mineralischen Bindemittel beträgt mit Vorteil wenigstens 5 Gew.-%, insbesondere wenigstens 20 Gew.-%, bevorzugt wenigstens 35 Gew.-%, im Speziellen wenigstens 65 Gew.-%. Gemäss einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform besteht das mineralische Bindemittel zu > 95 Gew.-% aus hydraulischem Bindemittel, insbesondere aus Zementklinker.

Es kann aber auch vorteilhaft sein, wenn das Bindemittel oder die Bindemittelzusammensetzung andere Bindemittel enthält oder daraus besteht. Dies sind insbesondere latent hydraulische Bindemittel und/oder puzzolanische Bindemittel. Geeignete latenthydraulische und/oder puzzolanische Bindemittel sind z.B. Schlacke, Flugasche und/oder Silicastaub. Ebenso kann die Bindemittelzusammensetzung inerte Stoffe wie z.B. Kalkstein, Quarzmehle und/oder Pigmente enthalten. In einer vorteilhaften Ausführungsform enthält das mineralische Bindemittel 5 - 95 Gew.-%, insbesondere 5 - 65 Gew.-%, besonders bevorzugt 15 - 35 Gew.-%, latenthydraulische und/oder puzzolanische Bindemittel. Vorteilhafte latenthydraulische und/oder puzzolanische Bindemittel sind Schlacke und/oder Flugasche. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform enthält das mineralische Bindemittel ein hydraulisches Bindemittel, insbesondere Zement oder Zementklinker, und ein latenthydraulisches und/oder puzzolanisches Bindemittel, bevorzugt Schlacke und/oder Flugasche. Der Anteil des latenthydraulischen und/oder puzzolanischen Bindemittels beträgt dabei besonders bevorzugt 5 - 65 Gew.-%, besonders bevorzugt 15 - 35 Gew.-%, während wenigstens 35 Gew.-%, im Speziellen wenigstens 65 Gew.-%, des hydraulischen Bindemittels vorliegen.

Die mineralische Suspension kann zusätzlich zum mineralischen Bindemittel beispielsweise feste Aggregate, wie Kies, Sand und/oder Gesteinskörnungen enthalten. Die mineralische Suspension ist somit insbesondere eine Mörtelzusammensetzung oder eine Betonzusammensetzung. Die modifizierte Melasse kann auch zusammen mit weiteren Substanzen, insbesondere mit Zementadditiven oder Betonzusatzmitteln, wie beispielsweise Mahlhilfsmitteln, Entschäumern, Farbstoffen, Konservierungsmitteln, Luftporenbildnern, Schwindreduzierern, weiteren Verflüssigern und/oder Korrosionsinhibitoren verwendet werden.

Im Falle einer Suspension enthaltend ein mineralisches Bindemittel, wird die modifizierte Melasse in der mineralischen Suspension vorzugsweise mit einem Anteil von 0.1 - 1 Gew.-%, vorzugsweise 0.4 - 0.8 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des mineralischen Bindemittels verwendet. Insbesondere beträgt ein Gewichtsverhältnis von Wasser zu mineralischem Bindemittel in der mineralischen Suspension 0.25 - 0.8, insbesondere 0.3 - 0.7, bevorzugt 0.4 - 0.6.

Durch die Verwendung der modifizierten Melasse in mineralischen Bindemitteln oder mineralischen Bindemittelzusammensetzungen wird eine sehr gute Verflüssigungswirkung erreicht, welche auch über längere Zeit aufrecht erhalten bleibt. Das Abbinden des Bindemittels wird dabei nicht wesentlich verzögert.

Die modifizierte Melasse kann entsprechend als Dispergiermittel oder Verflüssiger für ein mineralisches Bindemittel oder eine mineralische Bindemittelzusammensetzung verwendet werden. Wie sich gezeigt hat, lässt sich bei Verwendung der modifizierten Melasse auch bei geringem Flüssigkeitsgehalt oder bei hohem Feststoffanteil der mineralischen Suspension die Fliessgrenze und/oder Viskosität der Suspension stark verringern. Dies insbesondere in feinkörnigen Suspensionen und bei geringen Dosierungen.

Entsprechend lässt sich die modifizierte Melasse, insbesondere zusammen mit wenigstens einem weiteren Verflüssiger, zur gezielten Verringerung der Fliessgrenze und/oder Viskosität von mineralischen Suspensionen, insbesondere von feinkörnigen Suspensionen oder Tallings, verwenden.

Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer mineralischen Suspension, wobei modifizierte Melasse, wie sie vorstehen beschrieben ist, gegebenenfalls zusammen mit wenigstens einem Verflüssiger, mit mineralischen Feststoffpartikeln und einer Flüssigkeit, insbesondere Wasser, vermischt wird.

Die modifizierte Melasse, der wenigstens eine Verflüssiger sowie die mineralische Suspension sind dabei insbesondere wie vorstehen beschrieben definiert.

Die mineralischen Feststoffpartikel und die Flüssigkeit können beispielsweise als Suspension vorgemischt vorliegen und in dieser Form mit der modifizierten Melasse und gegebenenfalls mit dem wenigstens einen Verflüssiger, vermischt werden. Beispielsweise kann die modifizierte Melasse, gegebenenfalls zusammen mit dem wenigstens einen Verflüssiger, mit einer mineralischen Suspension in Form von Tallings vermischt werden.

Es ist aber auch möglich, die modifizierte Melasse, insbesondere zusammen mit dem wenigstens einen Verflüssiger, mit wenigstens einem Teil der mineralischen Feststoffpartikeln, insbesondere in trockener Form, vorzumischen und anschliessend mit dem Wasser und allfälligen weiteren Feststoffpartikeln zu vermischen.

Analog kann die modifizierte Melasse, und insbesondere der wenigstens eine Verflüssiger, mit wenigstens einem Teil des Wassers vorgemischt und anschliessend mit den Feststoffpartikel und allfälligem weiteren Wasser zu vermischen. Beispielsweise kann die modifizierte Melasse, und insbesondere der wenigstens eine Verflüssiger, beim Anmachen einer mineralischen Bindemittelzusammensetzung dem Anmachwasser zugegeben werden, welches sodann zum mineralischen Bindemittel und allfälligen weiteren Komponenten gegeben wird.

Des Weiteren schliesst die vorliegende Erfindung eine durch das vorstehend beschriebene Verfahren erhältliche Suspension mit ein. Im Folgenden wird die vorliegende Erfindung an Hand von Ausführungsbeispielen erläutert. Aus den Ausführungsbeispielen und der Gesamtheit der Patentansprüche ergeben sich weitere vorteilhafte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung. Ausführungsbeispiele

1 . Herstellung von modifizierter Melasse

1 .1 Invertiertierung von Melasse

Zur Herstellung von enzymatisch invertierter Saccharose wird unbehandelte Melasse aus der Zuckerherstellung aus Rohrzucker zu invertierter Melasse umgesetzt. Unbehandelte Melasse aus Rohrzucker weist einen Saccharosegehalt von 30 - 40 Gew.-% auf.

Unbehandelte Melasse (Feststoffanteil ca. 80 Gew.-%; pH = 5.5) wird in einem heizbaren Reaktor unter Rühren mit Wasser verdünnt (0.60 Gewichtsteile Wasser pro Gewichtsteil Melasse). Anschliessend wird der Reaktor auf eine vorgegebene Temperatur von 60°C eingestellt und 50 ppm (Gewichtsteile, bezogen auf Saccharose) Invertase (Aktivität: 200Ό00 S.U.; erhältlich z.B. bei BioCat GmbH Deutschland; gelöst in 500 ppm Wasser) zugesetzt. Das so erhaltene Reaktionsgemisch wird sodann 8 Stunden bei der vorgegebenen Temperatur gehalten, wodurch mindestens 95% der in der Melasse ursprünglich vorhandenen Saccharose zu invertierter Saccharose umgewandelt werden. Der Reaktionsverlauf kann durch Fourier-Transformations-Infrarotspektroskopie anhand der Saccharose- Bande bei 984 cm "1 verfolgt werden. Erhalten wird eine Flüssigkeit mit im Wesentlichen homogener Konsistenz mit einem Feststoffgehalt von 49 Gew.-% und einem pH von 5.3, welche im Folgenden als invertierte Melasse IM bezeichnet wird.

1 .2 Umsetzen der invertierten Melasse mit Alkalien

Zur so invertierten Melasse IM wird anschliessend über einen Zeitraum von ca. 1 Stunden portionenweise Natronlauge (50 Gew.-% NaOH in Wasser) zugegeben. Durch die Zugabe der Natronlauge erhöhen sich pH und Temperatur (aufgrund exothermer Reaktionen). Die Zugabe erfolgte dabei so, dass der pH der Reaktionslösung durchwegs im Bereich von 6.9 - 12.3 liegt und die Temperatur der Reaktionslösung im Bereich von 20 - 77°C liegt. Dabei wird der pH durch die Zugabegeschwindigkeit der Natronlauge während 2.5 h in einem Bereich von 9.7 - 10.4 konstant gehalten. Ebenso wurde die Temperatur während 2.5 h in einem Bereich von 59 - 64°C konstant gehalten. Dabei wird ein Umwandlungsgrad von wenigstens 95% erreicht. Mit anderen Worten werden wenigsten 95% ursprünglich in der invertierten Melasse vorhandenen Monosaccharide umgesetzt. Der Reaktionsverlauf wird durch Fourier-Transformations-Infrarotspektroskopie anhand der Carboxylat-Bande bei 1580 cm "1 verfolgt.

Erhalten wird eine Flüssigkeit mit im Wesentlichen homogener Konsistenz, welche im Folgenden als modifzierte Melasse oder alkalisch umgesetzte invertierte Melasse DM bezeichnet wird.

2. Herstellung von modifizierter Glucose (Vergleichsversuch)

Zur Herstellung von Vergleichsproben wurde Glucose einer alkalischen Behandlung unterzogen. Konkret wurde einer wässrige Glucoselösung (50 Gew.-% Glucose in Wasser) portionenweise verdünnte Natronlauge (23 Gew.-% NaOH in Wasser) zugegeben. Dabei wurde im Wesentlichen wie unter Kapitel 1 .2 beschrieben vorgegangen.

Erhalten wurde eine Lösung enthalten ca. 38.5 Gew.-% Carbonsäuren oder Phenole und < 0.4% Glucose, welche im Folgenden als modifizierte Glucose DG bezeichnet wird. Die modifizierte Glucose DG verfügte über einen Feststoffanteil von ca. 64.8 Gew.-% und einen pH-Wert von 8.9.

3. Funktionstests in mineralische Bindemitteln

Die Wirksamkeit der erfindungsgemäss modifizierten Melasse wurde in Zementpasten getestet. Die Zementpaste wurde hergestellt, indem 100 g Zement (Bio Bio AR; Typ CEM I; erhältlich bei Cementos Bio Bio S.A, Chile), 0.6 g des jeweiligen in Tabelle 1 angegebenen Dispergiermittels (DM, IM, DG oder Vixil) und 55 g Wasser 4 Minuten mit einem mechanischen Mischer homogen vermischt wurden. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden alle Dispergiermittel auf einen Feststoffgehalt von 40 Gew.-% verdünnt.

Zur Bestimmung der Wirksamkeit der Dispergiermittel wurde das Setzmass der Zementpasten unmittelbar nach dem Anmachen (= Setzmass nach 0 Minuten), sowie nach 30 Minuten und nach 60 Minuten gemäss BS EN 12350-2 gemessen. Ebenfalls wurde der Temperaturverlauf der Zementpasten zur Kontrolle der Hydratation bzw. des Abbindeverhaltens der Zementpasten nach dem Anmachen aufgezeichnet und die Zeit (t max ) bis zum Auftreten des globalen Temperaturmaximums bestimmt. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die durchgeführten Versuche und Resultate.

Tabelle 1

* = Natrium-Lignosulphonat (erhältlich bei Booregaard)

Aus Tabelle 1 ist ersichtlich, dass modifizierte Melasse DM eine mit Lignosulfonat (Vixil) vergleichbare Verflüssigungswirkung aufweist Verflüssigungswirkung aufweist, zugleich aber klar weniger stark verzögert als das Lignosulphonat.

Invertierte Melasse (IM) als auch modifizierte Glucose DG rufen insbesondere eine signifikant stärkere Verzögerung hervor als modifizierte Melasse DM.

Die erfindungsgemäss modifizierte Melasse ist daher ein geeignetes und vorteilhaftes Dispergiermittel für mineralische Bindemittelzusammensetzungen. 4. Funktionstests mit Tallings

Die Wirksamkeit der erfindungsgemäss modifizierten Melasse wurde des Weiteren in Tallings getestet.

4.1 Tallings

Eingesetzte Tallings: Talling MEL: Mineria Escondida Ltd. (Chile); 63.5 Gew.-% Feststoffgehalt; > 99

Gew.-% der Partikel weisen eine Partikelgrösse < 100 μιτι auf (bezogen auf das Gesamtgewicht sämtlicher im Talling vorhandener Feststoffe).

Talling DSAL: Codelco, Division Salvador; pH 8.4, 66.83 Gew.-% Feststoffgehalt; >

99 Gew.-% der Partikel weisen eine Partikelgrösse < 100 μιτι auf (bezogen auf das Gesamtgewicht sämtlicher im Talling vorhandener

Feststoffe).

4.3 Dispergiermittel

Zusätzlich zur modifizierten Melasse DM und der invertierten Melasse IM, wurden die folgenden Dispergiermittel eingesetzt:

4.2 Rheologiemessungen

Tallings können als sogenannte Bingham-Körper betrachtet werden, welche im Gegensatz zu Newton'schen Flüssigkeiten unter Krafteinwirkung erst ab einer bestimmten Scherspannung το [Pa] (auch Fliessgrenze genannt) zu fliessen beginnen. Für die Schubspannung τ [Pa] gilt dabei folgender Zusammenhang: τ = το + η χ γ'. Die Schubspannung τ hängt also von der Scherspannung το und der Viskosität η [Pa-s] des Binhgam-Körpers sowie der Scherrate γ' [s "1 ] ab.

Die Rheologiemessungen an den Tallings wurden mit einem Gerät vom Typ Schieibinger Viskomat NT (Schieibinger Geräte, Deutschland) durchgeführt. Dabei wird ein rotierendes Messpaddel (= Scherkörper) in die zu untersuchende Probe eingetaucht. Das Gerät misst nun das Drehmoment T, welches in Abhängigkeit der Umdrehungsgeschwindigkeit und dem Fliessverhalten der Probe auf das Messpaddel übertragen wird. Das gemessene Drehmoment T kann dabei als proportional zur Schubspannung τ betrachtet werden.

Die Messung erfolgte analog dem im Fachgebiet der Tallings weltweit anerkannten Vane-Test. Dabei wird ein spezieller Scherkörper (Messpaddel) in Form von zwei senkrecht zueinander stehenden und um ihre Längsachsen rotierbaren rechteckigen Platten verwendet. Konkret wurden jeweils 700 g der Tallings mit einer Scherrate von 1 Umdrehung pro Minute getestet und der zeitliche Verlauf des Drehmoments aufgezeichnet. Das dabei auftretende Maximum im Drehmoment T max kann als proportional zur Schubspannung τ betrachtet werden. Es wurde jeweils eine Messung der reinen Tallings (ohne Dispergiermittel) sowie eine entsprechende Messungen mit zugegebenen Dispergiermittel bei vorgegebenen Konzentrationen durchgeführt. Die relative Änderung des Drehmoments (= T max (mit Dispergiermittel) / T ma x (ohne Dispergiermittel)) wird als Mass für die Wirkung des Dispergiermittels betrachtet. Bei einer Abnahme des Drehmoments wird die Fliessfähigkeit und/oder Pumpbarkeit der Tallings verbessert. Bei einer Zunahme entsprechend verschlechtert.

4.4 Resultate

In den folgenden Tabellen ist in der Spalte "Dosierung" die zugesetzte Menge an Dispergiermittel angegeben. Der Wert gibt jeweils den Feststoffanteil des jeweiligen Dispergiermittels oder der Wirksubstanz des jeweiligen Dispergiermittels bezogen auf das Gesamtgewicht der Tallings an.

In Tabelle 2 sind die Resultate der Rheologiemessungen bei Verwendung von modifzierter Melasse DM, invertierter Melasse IM und unbehandelter Melasse M als Dispergiermittel in Tallings von Typ MEL gezeigt. Tabelle 2

Exp. Dispergiermittel Dosierung [Gew.-%] Reduktion Drehmoment T [%]

R1 - - 0

A1 DM 0.1 20.1 A2 0.5 44.0

A3 1 .0 59.4

A4 2.0 75.6

B1 0.1 12.5

B2 0.5 32.6

IM

B3 1 .0 46.4

B4 2.0 62.9

C1 0.1 1 1 .0

C2 0.5 28.7

M

C3 1 .0 42.2

C4 2.0 59.1

Tabelle 2 ist zu entnehmen, dass die erfindungsgemass modifizierte Melasse DM bei allen Konzentrationen eine stärkere Reduktion des gemessenen Drehmoments T hervorruft als die unbehandelte Melasse M oder die lediglich invertierte Melasse IM. Die Fliessfähigkeit und/oder Pumpbarkeit der Tallings kann durch die modifizierte Melasse DM also am besten gesteigert werden.

Tabelle 3 zeigt einen Vergleich der Dispergierwirkung von modifzierter Melasse DM, PAA und PCE in Tallings von Typ DSAL.

Tabelle 3

Exp. Dispergiermittel Dosierung [Gew.-%] Reduktion Drehmoment T [%]

R2 - - 0

D1 0.1 32.7

D2 DM 0.5 68.7

D3 1 .0 86.8

E1 0.1 67.0

E2 PAA 0.5 73.9

E3 1 .0 74.1

F1 0.1 -3.1

F2 PCE 0.5 49.2

F3 1 .0 96.7 Dabei fällt auf, dass bei geringen Dosierungen (< 0.5 Gew.-%) PAA am effektivsten ist und das PCE überraschenderweise am schlechtesten abschneidet. Die Wirkung von DM liegt dazwischen, wobei DM aber bereits bei einer Dosierung von 0.5 Gew.- % nahezu gleich gut wirkt wie PAA. Das PCE ist bei 0.5 Gew.-% jedoch immer noch weit weniger effektiv als PAA und DM. Bei einer Dosierung von 1 .0 Gew.-% entfaltet nun das PCE die beste Wirkung, gefolgt von DM und PAA. DM stellt folglich ein besonders vorteilhaftes Dispergiermittel dar, da es sowohl bei geringen als auch bei höheren Dosierungen die Fliessfähigkeit signifikant zu verbessern vermag und entsprechend gut dosierbar ist. Tabelle 4 zeigt einen weiteren Vergleich der Dispergierwirkung von modifzierter Melasse DM, PAA und Mischungen aus DM/PAA, IM/PAA sowie M/PAA in Tallings von Typ MEL.

Bei den Mischungen wurden jeweils gleiche Gewichtsanteile der beiden Mischungskomponenten eingesetzt. Bei Experiment 11 wurde beispielsweise 0.05 Gew.-% DM und 0.05 Gew.-% PAA verwendet. Die Gesamtdosierung der Dispergiermittel in Experiment 11 entspricht folglich der Summe der beiden Dosierungen und ist gleich 0.1 Gew.-%. Dies gilt analog auch für die anderen Experimente mit Dispergiermittel in Form von Mischungen.

Tabelle 4

Exp. Dispergiermittel Dosierung [Gew.-%] Reduktion Drehmoment T [%]

R3 - - 0

G1 0.1 20.1

G2 0.5 44.0

DM

G3 1 .0 59.4

G4 2.0 75.6

H1 0.1 44.0

H2 0.5 48.1

PAA

H3 1 .0 55.6

H4 2.0 63.5

11 Mischung aus DM 0.05 DM / 0.05 PAA 43.7 12 und PAA 0.25 DM / 0.25 PAA 53.7

13 0.5 DM / 0.5 PAA 58.9

14 1 DM / 1 PAA 84.8

J1 0.05 IM / 0.05 PAA 33.3

J2 Mischung aus IM 0.25 IM / 0.25 PAA 56.8

J3 und PAA 0.5 IM / 0.5 PAA 59.0

J4 1 IM / 1 PAA 75.2

K1 0.05 M / 0.05 PAA 34.8

K2 Mischung aus M 0.25 M / 0.25 PAA 56.7

K3 und PAA 0.5 M / 0.5 PAA 63.1

K4 1 M / 1 PAA 75.1

Aus Tabelle 4 ist ersichtlich, dass DM und PAA in reiner Form ein ähnliches Verhalten zeigen, wie bereits im Zusammenhang mit Tabelle 3 diskutiert. Interessant aber insbesondere die Verwendung von Mischungen aus DM und PAA: Bei einer Gesamtdosierung von 0.1 Gew.-% vermag die Mischung aus DM und PAA das Drehmoment nahezu gleich gut zu reduzieren, wie die gleiche Menge PAA alleine (vgl. Experiment 11 gegenüber Experiment H1 ). Bei Gesamtdosierungen von 0.5 und 2.0 Gew.-% sind die Drehmomentreduktionen sogar noch besser als mit den gleichen Mengen an Einzelsubstanzen erreichbar (vgl. Experiment 12 gegenüber Experiment G2 und H2 bzw. Experiment 14 gegenüber Experiment G4 und H4). Dies ist überraschend, da bei Mischungen eher ein Durchschnittswert der Wirkungen der Einzelkomponenten zu erwarten gewesen wäre. DM und PAA wirken somit funktional zusammen bzw. rufen einen synergistischen Effekt hervor.

Ein Vergleich der Mischungen auf Basis von DM/PAA mit IM/PAA oder M/PAA, zeigt zudem, dass die Mischung DM/PAA insbesondere bei den besonders interessanten Dosierungen im Bereich von < 0.5 Gew.-% die beste Wirkung von allen Mischungen entfalten.

Die vorstehend gezeigten Ausführungsbeispiele dienen lediglich als illustrative Beispiele, welche im Rahmen der Erfindung beliebig abgewandelt werden können. Insbesondere können die oben erwähnten Zementpasten z.B. zusätzlich Aggregate, Füller und/oder Betonzusatzmittel enthalten. Dabei kann es sich speziell um Mörteloder Betonzusammensetzungen handeln.

Ebenso können beispielsweise in den im Zusammenhang mit Tabelle 4 beschriebenen Mischungen anstelle von oder zusätzlich zu PAA Verbindungen gemäss vorstehend beschriebener Formel (I) eingesetzt werden.

Auch ist es möglich, andere mineralische Suspensionen als die beschriebenen Tallings einzusetzen, welche z.B. einen geringeren oder einen höheren Feststoffgehalt aufweisen. Ebenso können die mineralischen Suspensionen grobkörnigere Partikel enthalten.




 
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