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Patent Searching and Data


Title:
GLAUCOMA DRAINAGE IMPLANT
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2015/128281
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to an ocular implant for treating glaucoma. The problem addressed by the invention is to make it possible to drain aqueous humor from the anterior chamber of the eye into the subconjunctival or suprachoroidal space in order to lower the intraocular pressure in glaucoma cases. The device is to do away with the drawbacks of known valve mechanisms and should be economical to produce. In order to solve said problem, the glaucoma drainage implant is composed of an elongate, hollow main member in which a flow-limiting membrane is arranged in the inflow region.

Inventors:
SIEWERT STEFAN (DE)
LUDERER FRANK (DE)
SCHMIDT WOLFRAM (DE)
LÖBLER MARIAN (DE)
GUTHOFF RUDOLF (DE)
STERNBERG KATRIN (DE)
SCHMITZ KLAUS-PETER (DE)
Application Number:
PCT/EP2015/053706
Publication Date:
September 03, 2015
Filing Date:
February 23, 2015
Export Citation:
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Assignee:
UNIVERSITÄT ROSTOCK (DE)
International Classes:
A61F9/007
Domestic Patent References:
WO2012071476A22012-05-31
WO1998030181A11998-07-16
WO2005117780A22005-12-15
WO2004071736A22004-08-26
WO1999032536A11999-07-01
Foreign References:
US20120035525A12012-02-09
US20100010416A12010-01-14
DE102007004906A12008-07-31
DE102007004906A12008-07-31
EP0532654B11996-07-17
DE69120949T21996-11-28
US20100137981A12010-06-03
US20120089073A12012-04-12
US20100010416A12010-01-14
Attorney, Agent or Firm:
GARRELS, Sabine (DE)
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Claims:
Ansprüche

1. Glaukom-Drainage-Implantat, welches aus einem länglichen, hohlen

Grundkörper (14) besteht, bei welchem im Einstrombereich des Implantats (13) eine flusslimitierende Membran (20) angeordnet ist dadurch

gekennzeichnet, dass an einem vorderen, geschlossenen Ende (15) des Grundkörpers (14) um seinen Umfang verteilt Bohrungen (141 ) angeordnet sind, welche durch die darüber liegende Membran (20) abgedeckt werden.

2. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Membran (20) aus biodegradierbarem, semipermeablem Material besteht.

3. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 2 dadurch gekennzeichnet, dass die Membran (20) aus einem Polymerwerkstoff besteht.

4. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, dass die Membran (20) aus Poly(4-hydroxybuttersäure) besteht.

5. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Membran (20) mit zunehmender Implantationszeit einen abnehmenden Strömungswiderstand aufweist.

6. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Membran (20) aus biostabilem, semipermeablem Material besteht.

7. Glaukom-Drainage-Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 6 dadurch

gekennzeichnet, dass

lokale Nuten in der Wandfläche des Grundkörpers (14) zur Aufnahme der Membran (20), eines Fixierungselements (18) und eines Local-Drug-Delivery- Systems (19) entsprechend eingelassen sind.

8. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 7 dadurch gekennzeichnet, dass auf ca. einem Drittel des länglichen, hohlen Grundkörpers (14) von einem vorderen Ende (15) aus gesehen das Fixierungselement (18) angeordnet ist, welches zur Fixierung des Implantats (13) im Gewebe dient.

9. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 7 dadurch gekennzeichnet, dass an einem hinteren Ende (16) des länglichen, hohlen Grundkörpers (14) das Local-Drug-Delivery-System (19) angeordnet ist, welches zur Vermeidung einer Bildung einer fibrösen Gewebekapsel dient.

10. Glaukom-Drainage-Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 7 dadurch

gekennzeichnet, dass

zur Herstellung der Membran (20) ein Fertigungsverfahren in Form von Electrospinning zur Anwendung kommt.

1 1. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 7 oder 8 dadurch

gekennzeichnet, dass

zur Herstellung des Fixierungselements (18) ein Fertigungsverfahren in Form von Electrospinning zur Anwendung kommt.

12. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 7 oder 9 dadurch

gekennzeichnet, dass

zur Herstellung des Local-Drug-Delivery-Systems (19) ein Fertigungsverfahren in Form von Electrospinning zur Anwendung kommt.

13. Glaukom-Drainage-Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 9 dadurch

gekennzeichnet, dass

der Einstrombereich des Implantats (13) in die Vorderkammer des Auges und der Ausstrombereich des Implantats (13) in den Suprachoroidal- oder

Subconjunctivalraum implantiert wird.

GEÄNDERTE ANSPRÜCHE

beim Internationalen Büro eingegangen am 22. Juli 2015 (22.07.2015)

1. Glaukom-Drainage-Implantat, welches aus einem länglichen, hohlen Grundkörper (14) besteht, bei welchem im Einstrombereich des Implantats (13) eine flusslimitierende Membran (20) angeordnet ist, wobei an einem vorderen, geschlossenen Ende (15) des Grundkörpers (14) um seinen Umfang verteilt Bohrungen (141 ) angeordnet sind, welche durch die darüber liegende Membran (20) abgedeckt werden dadurch gekennzeichnet, dass

lokale Nuten in der Wandfläche des Grundkörpers (14) zur Aufnahme der Membran (20), eines Fixierungselements (18) und eines Local-Drug-Delivery-Systems (19) entsprechend eingelassen sind.

2. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass

auf ca. einem Drittel des länglichen, hohlen Grundkörpers (14) von einem vorderen Ende (15) aus gesehen das Fixierungselement (18) angeordnet ist, welches zur Fixierung des Implantats (13) im Gewebe dient.

3. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, dass zur Herstellung des Fixierungselements (18) ein Fertigungsverfahren in Form von Electrospinning zur Anwendung kommt.

4. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass

an einem hinteren Ende (16) des länglichen, hohlen Grundkörpers (14) das Local- Drug-Delivery-System (19) angeordnet ist, welches zur Vermeidung einer Bildung einer fibrösen Gewebekapsel dient.

5. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 1 oder 4 dadurch gekennzeichnet, dass zur Herstellung des Local-Drug-Delivery-Systems (19) ein Fertigungsverfahren in Form von Electrospinning zur Anwendung kommt.

6. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass

die Membran (20) aus biodegradierbarem, semipermeablem Material besteht.

7. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 2 dadurch gekennzeichnet, dass

die Membran (20) aus einem Polymerwerkstoff besteht.

GEÄNDERTES BLATT (ARTIKEL 19)

8. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, dass die Membran (20) aus Poly(4-hydroxybuttersäure) besteht.

9. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass

die Membran (20) mit zunehmender Implantationszeit einen abnehmenden

Strömungswiderstand aufweist.

10. Glaukom-Drainage-Implantat nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass

die Membran (20) aus biostabilem, semipermeablem Material besteht.

1 1. Glaukom-Drainage-Implantat nach einem der Ansprüche 1 oder 6 bis 10 dadurch

gekennzeichnet, dass

zur Herstellung der Membran (20) ein Fertigungsverfahren in Form von Electrospinning zur Anwendung kommt.

GEÄNDERTES BLATT (ARTIKEL 19)

Description:
Glaukom-Drainage-Implantat

Beschreibung

[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Augenimplantat zur

Glaukomtherapie.

[0002] Als Glaukom wird eine optische Neuropathie bezeichnet, die mit

fortschreitendem Krankheitsverlauf zu charakteristischen

Gesichtsfeldeinschränkungen bis hin zur vollständigen Erblindung des betroffenen Auges führen kann. Das Glaukom stellt weltweit die

zweithäufigste Ursache für irreversible Erblindungen dar. Als

Hauptrisikofaktor für die Entwicklung eines Glaukoms gilt ein dauerhaft über 21 mmHg erhöhter intraokularer Druck (IOD). Die Regelung des intraokularen Drucks erfolgt im gesunden Auge durch die Zirkulation von Kammerwasser, das im Ziliarepithel mit einer Rate von ca. 2 μΙ/min gebildet wird, von der Hinterkammer über die Iris in die Vorderkammer des Auges strömt und von dort über das Trabekelmaschenwerk in den

Schlemm-Kanal abgeleitet wird. Unter physiologischen Bedingungen beträgt der intraokulare Druck ca. 15 mmHg. Der intraokulare Druck resultiert aus der Bilanz zwischen der Kammerwasserproduktion und dem Kammerwasserabtransport. Der Kammerwasserabtransport hängt dabei maßgeblich vom Abflusswiderstand im Trabekelmaschenwerk ab. Im Falle der häufigsten Glaukomform, dem primär chronischen

Offenwinkelglaukom, kommt es aufgrund einer Erhöhung des

Abflusswiderstands im Trabekelmaschenwerk zu einer Erhöhung des intraokularen Drucks.

[0003] Therapieverfahren des Glaukoms zielen generell auf eine Verminderung des intraokularen Drucks auf ein physiologisches Niveau ab. Dies geschieht in erster Linie medikamentös. Für den Fall, dass medikamentös keine ausreichende lOD-Senkung erreicht wird oder Nebenwirkungen eine Fortführung der Therapie behindern, stehen alternativ Laserverfahren wie die Argon-Laser-Trabekuloplastik zur Verminderung des

Abflusswiderstands im Trabekelmaschenwerk oder mikrochirurgische Verfahren wie die Trabekulektomie zur Präparation eines zusätzlichen Abflusswegs für das Kammerwasser unter die Bindehaut zur Verfügung. Die Trabekulektomie stellt derzeit noch den Goldstandard bei der Therapie refraktärer Glaukome dar. Als entscheidender Nachteil des Verfahrens ist die starke Abhängigkeit des Therapieerfolgs vom jeweiligen Operateur zu nennen. In diesem Zusammenhang stellen sogenannte Glaukom- Drainage-Implantate (GDI) eine vielversprechende Alternative dar, da der Abflusswiderstand bereits bei der Implantat-Entwicklung festgelegt werden kann.

[0004] Auf dem Markt existiert eine Vielzahl kommerzieller Glaukom-Drainage- Implantate. Darunter befinden sich auch Implantate, die minimalinvasiv z.B. im Rahmen einer Kataraktoperation applizierbar sind. Als eine

Hauptkomplikation beim Einsatz von Glaukom-Drainage-Implantaten ist die Hypotonie des Auges aufgrund einer übermäßigen

Kammerwasserdrainage bekannt. Technische Lösungen dieses Problems werden umfassend in der Patentliteratur beschrieben. Zur Vermeidung der Hypotonie werden hier z.B. komplexe, durch den Arzt extern justierbare, mechatronische Ventilmechanismen vorgeschlagen. Eine technische Umsetzung unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte erscheint kaum möglich. Andere vorgeschlagene Ventilmechanismen zur

Vermeidung der Hypotonie arbeiten nach dem Prinzip des Rückschlag-, Membran-, Schlitz- oder Zungenventils und sind damit relativ einfach herstellbar. Neben diesen Ventilmechanismen wurden auch bereits Verschlussmechanismen vorgestellt, die in der frühen postoperativen Phase einer Hypotonie entgegenwirken und zu einem späteren Zeitpunkt z.B. mittels einer Laserbehandlung entfernt werden.

[0005] Beispielsweise betrifft DE 102007004906 A1 einen Glaukomstent, welcher einerseits den Augeninnendruck reguliert und andererseits verhindert, dass sich der Flusswiderstand mit der Zeit erhöht. Ein Röhrchen mit einer Wandfläche, welche aus einenn flüssigkeitsdichten Material ausgebildet ist, wird vom Augenkammerwasser durchströmt, wobei im Bereich der

Wandfläche mindestens ein druckgesteuertes Ventil angeordnet ist.

[0006] Allen Ventilmechanismen gemein ist jedoch die Gefahr des

Funktionsverlustes mit fortschreitender Implantationszeit, z.B. durch Verschleiß oder Verkleben. Aus der klinischen Praxis ist bekannt, dass die Gefahr einer Hypotonie in der frühen postoperativen Phase am größten ist.

[0007] In EP 532654 B1 (DE69120949) wird ein Implantat zur Anwendung bei der Behandlung von Glaukom offenbart, welches eine flexible Platte zum Vernähen mit einem skleralen Bereich des Auges und ein von dieser Platte abgehendes Rohr zur Verbindung mit der vorderen Kammer aufweist. Um das Kammerwassers kontrolliert abfließen zu lassen, wird in einem Ausführungsbeispiel das Drainagerohr mit einer Naht bzw. Nähten solange verschlossen bis sich ein Gewebebläschen über der Trägerplatte gebildet hat. Danach wird die Naht entfern oder es wird eine sich auflösende Naht verwendet. In einer alternativen Ausführungsform ist das Drainagerohr als Doppelrohr mit einem ersten Lumen und einem zweiten, wesentlich kleineren Lumen ausgebildet. In dem ersten Lumen ist ein sich langsam auflösender Stopfen eingesetzt und das zweite Lumen ist mit einem Strömungsbegrenzer versehen, um den Kammerwasserfluss allmählich zu ermöglichen. Ebenso wird als Alternative in einem zweiten Auslassrohr ein Mikrofilter oder ein Strömungsbegrenzer bzw. Ventil eingesetzt, um einen verhältnismäßig kleinen Anfangsstrom zwischen der vorderen Kammer und dem Bläschen zu ermöglichen.

[0008] In US 2010137981 A1 wird eine Vorrichtung zur Behandlung eines

Glaukoms offenbart, welches aus einem länglichen, hohlen Element mit einem ersten Teil mit einer geflochtenen Struktur und einen zweiten Abschnitt zumindest teilweise aus einer nicht-geflochtenen Struktur gebildet ist. Die geflochtene Struktur kann beim Einsetzen verformt werden, was förderlich für die Retention im Auge ist und den Fluidstrom von der vorderen Kammer verbessert.

[0009] Ein Drainageimplantat zur Glaukomtherapie, welches einen

Flusswiderstand in Form einer porösen, semipermeablen Membran aufweist, ist in WO 98/30181 A1 beschrieben. Durch den Flusswiderstand soll bereits direkt nach der Implantation der Vorrichtung eine geringe Drainagewirkung erzielt werden. Nach der Bildung einer fibrösen

Gewebekapsel um das Implantat, die den Hauptwiderstand der Drainage darstellt kann der Flusswiderstand mittels eines ophthalmischen Lasers teilweise oder vollständig entfernt werden.

[0010] In US 2012/0089073 A1 wird ein Barriere beschrieben, die mindestens eines von potentiell mehreren Lumen eines Drainageimplantates zur Glaukomtherapie initial verschließt und so einer Hypotonie entgegenwirkt. Mit zunehmender Implantationszeit soll eine Freigabe des initial verschlossenen Lumens bzw. der initial verschlossenen Lumen z.B. durch die Zersetzung der Barriere erfolgen.

[001 1] In US 2010/0010416 A1 wird ein Drainageimplantat zur Glaukomtherapie vorgestellt, das eine Kammerwasserdrainage aus der Vorderkammer des Auges in den Suprachoroidalraum ermöglicht. Verschiedene

Fixierungsstrukturen wie z.B. Vorsprünge oder Flügel, die eine

mechanische Fixierung des Implantates im Auge ermöglichen sollen, werden beschrieben.

[0012] Ein in WO 2005/1 17780 A2 vorgestelltes Augenimplantat dient zur

Kammerwasserdrainage sowie als Schnittstelle zur Zufuhr von

Medikamenten in die Vorder- oder Hinterkammer des Auges. Das

Implantat soll eine Injektion oder Infusion z.B. von Anti-Glaukom- Medikamenten ermöglichen. Zur Fixierung des Implantates im okulären Gewebe wird darüber hinaus eine Beschichtung beschrieben, die eine Anhaftung von Zellen begünstigen soll. [0013] Eine Methode zur Herstellung länglicher, hohler Strukturen wird in

WO 2004/071736 A2 beschrieben. Die Methode basiert auf der durch Zentrifugalkräfte hervorgerufenen Phasenseparation von Lösungen oder Emulsionen innerhalb einer rotierenden Form.

[0014] In WO 99/32536 A1 wird Poly-4-hydroxybuttersäure (P(4HB)) als

biokompatibler Polymerwerkstoff mit steuerbaren

Degradationseigenschaften beschrieben.

Darstellung der Erfindung

[0015] Die vorliegende Erfindung hat die Aufgabe, zur Senkung des intraokularen Drucks beim Glaukom eine Kammerwasserdrainage aus der

Vorderkammer des Auges z.B. in den Subconjunctival oder

Suprachoroidalraum zu ermöglichen. Die Vorrichtung soll die Nachteile bekannter Ventilmechanismen umgehen und wirtschaftlich hergestellt werden.

[0016] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die wesentlichen Merkmale in den Ansprüchen gelöst. Dazu besteht das Glaukom-Drainage-Implantat aus einem länglichen, hohlen Grundkörper, bei dem im Einstrombereich eine flusslimitierende Membran angeordnet ist.

[0017] Für eine wesentliche Ausführungsform sind an einem vorderen,

geschlossenen Ende des Grundkörpers um seinen Umfang verteilt Bohrungen angeordnet, welche durch die darüber liegende Membran abgedeckt werden.

[0018] Die Membran besteht für eine weitere Ausführungsform aus

biodegradierbarem, semipermeablem Material. Dieses Material kann ein Polymerwerkstoff, beispielsweise Poly(4-hydroxybuttersäure), sein.

[0019] Für eine weitere Ausführungsform weist die Membran mit zunehmender Implantationszeit einen abnehmenden Strömungswiderstand auf. [0020] Die Membran aus einem biostabilen, semipermeablen Material ist eine weitere Ausführungsform.

[0021] Für ein erfindungsgemäßes Glaukom-Drainage-Implantat in einem

weiteren Ausführungsbeispiel ist auf ca. einem Drittel des rohrförmigen Grundkörpers von einem vorderen Ende aus gesehen ein

Fixierungselement angeordnet, welches zur Fixierung des Implantats im Gewebe dient.

[0022] Zur Vermeidung einer Bildung einer fibrösen Gewebekapsel ist an einem hinteren Ende des Grundkörpers ein Local-Drug-Delivery-System angeordnet.

[0023] Lokale Nuten in der Wandfläche des Grundkörpers dienen zur Aufnahme der Membran, des Fixierungselements und des Local-Drug-Delivery- Systems.

[0024] Zur Herstellung der Membran, des Fixierungselements und des Local- Drug-Delivery-Systems kommt ein Fertigungsverfahren in Form von Electrospinning zur Anwendung.

[0025] Der Einstrombereich des Implantats wird in die Vorderkammer des Auges und der Ausstrombereich des Implantats in den Suprachoroidal- oder Subconjunctivalraum implantiert.

[0026] Das erfindungsgemäße Glaukom-Drainage-Implantat mit einem temporär erhöhten Strömungswiderstand stellt eine vielversprechende Alternative zu mechanischen Ventilmechanismen dar.

Ausführung der Erfindung

[0027] Die Erfindung wird anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.

Hierzu zeigen

Figur 1 eine schematische Darstellung des Auges mit zwei möglichen Drainagen aus der Vorderkammer des Auges mit Figur 1 a einer Drainage in den Subconjunctivalraum oder

Figur 1 b einer Drainage in den Suprachoroidalraum,

Figur 2 einer ersten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen

Glaukonn-Drainage-Innplantats,

Figur 3 eine Schnittdarstellung aus Figur 2,

Figur 4 einer Detailansicht A aus Figur 3,

Figur 5 einer Detailansicht B aus Figur 3,

Figur 6 einer Detailansicht C aus Figur 3,

Figur 7 einer zweiten Ausführungsform des erfindungsgemäßen

Glaukom-Drainage-Implantats,

Figur 8 eine Schnittdarstellung aus Figur 7,

Figur 9 eine Detailansicht D aus Figur 8,

Figur 10 ein Schnitt E-E aus Figur 7,

Figur 1 1 ein Injektor mit enthaltenem Glaukom-Drainage-Implantat, Figur 12 eine Detailansicht F aus Figur 1 1 und

Figur 13 eine Darstellung einer möglichen minimalinvasiven

Implantation mit den schematisierten Phasen a und b.

[0028] In Figur 1 wird schematisch das Auge dargestellt. Der hier beschriebene Aufbau des Auges 1 beschränkt sich auf die wesentlichen für die

Erfindung relevanten Teile (welche für die Figuren 1a und 1 b gleichlautend sind) mit der Sclera 2, der Hornhaut 3 (Cornea), der Bindehaut 4

(Conjunktiva), der Aderhaut 5 (Choroidea), dem Ziliarkörper 6, der Linse 7, der Iris 8 und den Zonulafasern 9. Weiterhin werden schematisch zwei möglichen Anordnungen zur Senkung des intraokularen Drucks beim Glaukom mit einem Glaukom-Drainage-Implantat 13 (kurz auch Implantat) aus der Vorderkammer 10 des Auges in den Subconjunctivalraum 1 1 zwischen Conjunktiva 4 und Sclera 2 (Fig. 1 a, links) und die Drainage aus der Vorderkammer 10 des Auges in den in den Suprachoroidalraum 12 zwischen Sclera 2 und Choroidea 5 (Fig. 1 b, rechts).

[0029] Verschiedene Ausführungsformen des Glaukom-Drainage-Implantats 13 werden in den Figuren 2 bis 10 gezeigt. Es besteht aus einem flexiblen, länglichen, beispielsweise zylindrischen Grundkörper 14, welcher innen hohl ist und in verschiedene Abschnitte eingeteilt ist und ein vorderes Ende 15 (Einlassende) und ein hinteres Ende 16 (Auslassende) aufweist.

[0030] Eine erste Ausführungsform des erfindungsgemäßen Glaukom-Drainage- Implantats 13 wird in den Figuren 2 bis 6 dargestellt. Ein erster Abschnitt A befindet sich am vorderen Ende 15. Hier ist zur Vermeidung einer

Hypotonie im Einstrombereich des Implantats 13 eine flusslimitierende, vorzugsweise biodegradierbare, semipermeable Membran 17 angeordnet, welche das axiale Einstromlumen bedeckt. In der Detailansicht A in Figur 4 ist dies deutlicher gezeigt. Die Auslegung der flusslimitierenden

Membran 17 erfolgt für eine maximale Kammerwasserdrainage von z.B. 2 μΙ/min bei einer Druckdifferenz von z.B. 15 mmHg (Subconjunctivalraum) bzw. z.B. 2 mmHg (Suprachoroidalraum) zum Zeitpunkt der Implantation. Wochen nach der Implantation hat sich im Ausstrombereich i.d.R. eine fibröse Gewebekapsel um das Implantat 13 gebildet, die dann den

Hauptwiderstand der Drainage darstellt. Daher kann mit zunehmender Implantationszeit eine Degradation der flusslimitierenden Membran 17 erfolgen, wodurch der Strömungswiderstand des Implantats 13 sukzessive abnimmt. Durch den Ausgleich des zunehmenden Strömungswiderstands der fibrösen Gewebekapsel durch den abnehmenden

Strömungswiderstand des Implantats 13 können eine annähernd konstante Kammerwasserdrainage von z.B. 2 μΙ/min und somit eine Senkung des intraokularen Drucks gewährleistet werden.

[0031] Der zweite Abschnitt B befindet sich auf dem Glaukom-Drainage-

Implantat 13 auf ca. einem Drittel des rohrförmigen Grundkörpers 14 vom vorderen Ende 15 aus gesehen. Es handelt sich hier um ein optionales Fixierungselement 18, welches für die optimale Einheilung bzw. Fixierung des Implantats 13 im Gewebe verwendet wird. Das Fixierungselement 18 ist vorzugsweise zirkulär über den gesamten Umfang des Implantats 13 angeordnet. Alternativ ist auch eine Verteilung eines, aus zwei oder mehreren Elementen bestehenden Fixierungselements 18 in einzelnen Abschnitten über den Umfang des Implantats 13 möglich. [0032] Der dritte Abschnitt C ist am hinteren Ende 16 angeordnet und ist ein an das Glaukom-Drainage- Implantat 13 angekoppeltes Local-Drug-Delivery- System 19 (LDD) zur Vermeidung der Bildung einer fibrösen

Gewebekapsel. Das Local-Drug-Delivery-System 19 ist vorzugsweise zirkulär über den gesamten Umfang des Implantats 13 angeordnet.

Alternativ ist auch eine Verteilung eines, aus zwei oder mehreren

Elementen bestehenden Local-Drug-Delivery-Systems 19 in einzelnen Abschnitten über den Umfang des Implantats 13 möglich.

[0033] Die Figuren 7 bis 10 stellen die zweite Ausführungsform des

erfindungsgemäßen Glaukom-Drainage-lmplantats13 dar. Auch hier kommt eine flusslimitierende, vorzugsweise biodegradierbare,

semipermeable Membran 20 im Einstrombereich des Implantats 13 zur Anwendung. Die Figur 9 zeigt den Abschnitt D als Detailansicht, welcher im Wesentlichen dem Abschnitt A aus Figur 4 entspricht. Der Grundkörper 14 des Glaukom-Drainage- Implantats 13 ist entgegen zu Figur 4 an seinem vorderen Ende 15 geschlossen. Die Membran 20 ist beabstandet von dem vorderen Ende 15 in den Grundkörper 14 direkt eingearbeitet. In Figur 10 ist ein Schnitt E-E durch das Implantat 13 mit seinem

Grundkörper 14 und der Membran 20 zu sehen. Um den Fluss des Kammerwassers limitieren zu können, sind um den Umfang des

Grundkörpers 14 verteilt Bohrungen 141 als radiale Einstromöffnungen angeordnet, welche durch die darüber liegende Membran 20 abgedeckt werden. Dadurch kann auch nach der vollständigen Degradation der Membran 20 ein zur Vermeidung einer Hypotonie erforderlicher

Strömungswiderstand aufrechterhalten werden.

[0034] Alternativ ist sowohl für die erste als auch die zweite Ausführungsform des Glaukom-Drainage-Implantats 13 eine biostabile, also nicht

biodegradierbare, Ausführung der flusslimitierenden, semipermeablen Membran denkbar. Diese Ausführungsform sollte aber vorzugsweise in Kombination mit dem an das Glaukom-Drainage-Implantat 13

angekoppelten Local-Drug-Delivery-System 19 (LDD) zur Vermeidung der Bildung einer fibrösen Gewebekapsel zur Anwendung kommen. [0035] Als Verfahren zur Herstellung für die flusslinnitierenden Membranen 17 und 20 kommt vorzugsweise das Electrospinning zur Anwendung. Dieses Verfahren ermöglicht ein direktes Bespinnen des Implantat-Grundkörpers 14 und eine exakte Einstellung des Strömungswiderstands durch die Variation verschiedener Prozessparameter. Mit diesem Verfahren können sowohl die, das axiale Einstromlumen bedeckende Membran 17, als auch die, die zusätzlich geschaffenen radialen Einstromöffnungen bedeckende Membran 20 hergestellt werden. Als Material für die flusslimitierenden, biodegradierbaren Membranen 17 und 20 wird beispielsweise der

Polymerwerkstoff Poly(4-hydroxybuttersäure) verwendet.

[0036] Das Electrospinning-Verfahren ist weiterhin potenziell zur Herstellung weiterer Komponenten des Implantats, wie dem Local-Drug-Delivery- System 19 oder dem Fixierungselement 18 geeignet. Hierbei können beliebige Polymermaterialien auch in Verbindung mit entsprechenden Medikamenten versponnen werden. Zur Fibrosehemmung ist für das Local-Drug-Delivery-System 19 z.B. der aus der Trabekulektomie bekannte Wirkstoff Mitomycin C interessant. Die lokale Förderung der Zelladhäsion und die daraus resultierende optimale Einheilung im Gewebe könnte für das Fixierungselement 18 z.B. über Integrin-RGD Interaktion erfolgen. Der Implantat-Grundkörper 14 besteht vorzugsweise aus einem Elastomer, z.B. Silikon oder Polyurethan. Die Form des Implantats 13 ist vorzugsweise zylindrisch, so dass eine minimalinvasive Implantation mit Hilfe eines Injektors 30 ermöglicht wird. Der Injektor 30 mit einem darin enthaltenem Glaukom-Drainage-Implantat 13 wird in den Figuren 1 1 und 12 dargestellt. Für dieses Ausführungsbeispiel wird das Glaukom- Drainage- Implantat 13 mit dem flexiblen, vorzugsweise zylindrischen Grundkörper 14, der flusslimitierenden, vorzugsweise biodegradierbaren, semipermeablen Membran 17, dem Fixierungselement 18 und dem Local- Drug-Delivery-System 19 für die Implantation vorbereitet. Der flexible Injektor 30 ist in dieser Ausführungsform an seinem distalen Ende beispielsweise mit einer scharfen Spitze 32 ausgeführt, um ein

Durchdringen der okulären Gewebe zu erleichtern. An seinem proximalen Ende ist ein Stempel 31 in den Injektor 30 eingebracht, mit dessen Hilfe das Vorschieben des Glaukom-Drainage- Implantats 13 an den

gewünschten Implantationsort erfolgt. Das Glaukom-Drainage-Implantat 13 wird in den Injektor 30 geladen, wobei die Membran 17 oder 20 der Spitze 32 des Injektors 30 gegenüberliegt. Der Injektor 30 wird mit einem Stempel 31 verschlossen, welcher gleichzeitig für den Vortrieb des

Glaukom-Drainage-Implantats 13 in das Augeninnere genutzt wird. Figur

12 zeigt eine Detailansicht F aus Figur 1 1 , in welcher die Lage des

Glaukom-Drainage-Implantats 13 vor dem Stempel 31 verdeutlicht wird.

[0037] Um eine glatte Außenoberfläche des Grundkörpers 14 zu erreichen und damit eine minimalinvasive Implantation zu begünstigen, sind die

Funktionselemente flusslimitierende Membran 17 und 20, Local-Drug- Delivery-System 19 und Fixierungselement 18 vorzugsweise in

entsprechende lokale Nuten in die Wandfläche des Grundkörpers 14 integriert.

[0038] Ein mögliches minimalinvasives Implantationsverfahren ist in Figur 13 veranschaulicht, wobei die einzelnen Zeichnungen a und b die

verschiedenen Phasen der Implantation schematisieren. Fig. 13a zeigt das Auge 1 während des Eingriffs, also den Zeitpunkt der Implantation. Dazu wird der Injektor 30 mit dem Glaukom-Drainage-Implantat 13 über eine kleine Inzision der Cornea 3 bis zum Implantationsort, hier dem

Subconjunctivalraum, vorgeschoben. Mit Hilfe eines Stempels 31 wird das Implantat 13 aus dem Injektor 30 freigesetzt. Figur 13b zeigt die

schematische Anordnung des freigesetzten Glaukom-Drainage- Implantats

13 am Implantationsort. Bezugszeichen

1 Auge

2 Sclera

3 Hornhaut (Cornea)

4 Bindehaut (Conjunktiva)

5 Aderhaut (Choroidea)

6 Ziliarkörper

7 Linse

8 Iris

9 Zonulafasern

10 Vorderkammer

1 1 Subconjunctivalraum

12 Suprachoroidalraum

13 Glaukonn-Drainage-Innplantat

14 länglicher hohler Grundkörper 141 Bohrungen

15 vorderes Ende (Einlassende)

16 hinteres Ende (Auslassende)

17 Membran

18 Fixierungselement

19 Local-Drug-Delivery-System

20 Membran

Injektor

Stempel

Spitze