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Patent Searching and Data


Title:
INSULATING MATERIAL AND PRODUCTION THEREOF
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2023/285111
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to an insulating material (10), in particular for sound and/or thermal insulation, comprising - a plurality of leather fibers (12), preferably made of finished leather, - wherein each leather fiber (12) has a connecting region (14) and a free region (16), - a binder (18), by which only the connecting regions (14) of the leather fibers (12) are connected to each other.

Inventors:
HELFERSDORFER KAI (DE)
VIDENSEK SASCHA (DE)
Application Number:
PCT/EP2022/067402
Publication Date:
January 19, 2023
Filing Date:
June 24, 2022
Export Citation:
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Assignee:
BADER GMBH & CO KG (DE)
International Classes:
C14B7/04; B32B9/02; C08H1/06; D04H1/30; D04H1/58; D04H1/62; E04C2/10
Foreign References:
EP2853648B12017-08-09
EP0089029A21983-09-21
RU2098373C11997-12-10
DE10320061A12005-02-17
Attorney, Agent or Firm:
PFIZ, Thomas et al. (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1. Dämmmaterial (10) insbesondere zur Schall- und/oder Wärmedämmung, umfassend - eine Vielzahl von Lederfasern (12), vorzugsweise aus Fertigleder, wobei jede Lederfaser (12) einen Verbindungsbereich (14) und einen Freibereich (16) aufweist, ein Bindemittel (18), mit dem nur die Verbindungsbereiche (14) der Le derfasern (12) miteinander verbunden sind.

2. Dämmmaterial (10) nach Anspruch 1, umfassend eine Luftkammer (26), die innerhalb des Dämmmaterials (10) angeordnet ist und die von dem Freibereich (16) und dem Bindemittel (18) begrenzt ist.

3. Dämmmaterial (10) nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Lederfasern (12) eine quervernetzte helixförmige Kollagen- struktur aufweisen. 4. Dämmmaterial (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, umfas send ein Kaschierelement (28, 29, 28‘, 29‘) zur Verstärkung, zur Versiegelung, zur Anpassung der optischen Eigenschaften des Dämmmaterials (10) und/oder zur Anpassung einer Eindringeigenschaft von Wasser in das Dämmmaterial (10).

5. Dämmmaterial (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Dämmmaterial (10) einen Anteil von 40 Gewichts-% bis 95 Gewichts-% an Lederfasern (12) aufweist.

6. Dämmmaterial (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Dämmmaterial (10) einen Anteil von 5 Gewichts-% bis 60 Ge- wichts-% an Bindemittel (18) aufweist.

7. Dämmmaterial (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Bindemittel (18) ein Polycaprolacton ist oder auf einer Variante eines Polycaprolactons basiert und/oder wobei eine Basis des Bindemittels ein Carbonsäureester oder eine Fruchtsäure ist.

8. Dämmmaterial (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Lederfasern (12) eine Faserlänge von 100 pm bis 10000 pm aufweisen. 9. Verfahren zur Herstellung eines Dämmmaterials (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, mit den Schritten

Mischen der Lederfasern (12) mit dem Bindemittel (18) zu einem Ge misch (40),

Erhitzen des Gemisches (40) derart, dass das Bindemittel (18) niedervis- kos aufgeschmolzen wird,

Verbinden von nur den Verbindungsbereichen (14) der Lederfasern (12) miteinander mittels des niederviskos aufgeschmolzenen Bindemittels (18). 10. Verfahren nach Anspruch 9, mit dem Schritt

Abkühlen des erhitzten Gemisches (40) unterhalb einer Glasübergangs temperatur des Bindemittels (18) oder unterhalb eines Schmelzpunkts des Bindemittels (18). 11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, mit dem Schritt Formen des Gemisches (40) mit einem Formwerkzeug vor dem Erhitzen.

12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11 , mit dem Schritt wobei während dem Verbinden ein Pressen des erhitzten Gemisches (40) erfolgt.

13. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 12, mit dem Schritt Einbringen eines Kaschierelements (28, 29, 28‘, 29‘).

Description:
Dämmmaterial und dessen Herstellung

Die Erfindung betrifft ein Dämmmaterial insbesondere zur Schall- und/oder Wärmedämmung und ein Herstellungsverfahren für ein solches Dämmmate- rial.

Dämmmaterialien aus natürlichem Material, wie beispielsweise Stroh, Flachs, Hanf oder Seegras, werden aufgrund guter Ökobilanz immer öfters zur Schall und/oder Wärmedämmung verwendet.

Leder ist ein natürliches Material und wird beispielsweise in der Automobilin dustrie als Bezug von Autositzen eingesetzt. Allerdings werden bei der indust riellen Lederherstellung und -Verarbeitung Lederstücke häufig nicht vollständig genutzt, so dass Lederreste entstehen. Insbesondere beim Falzen oder Stan- zen eines Lederstücks entstehen Lederreste in Form von Falzspänen, Stanz gittern oder Stanzresten, die beispielsweise aufgrund eines optischen Mangels nicht weiterverarbeitet werden. Obwohl die Lederreste die gleichen hervorra genden natürlichen Eigenschaften aufweisen, finden diese in der herkömmli chen Produktion oft keine Verwendung mehr und werden als Abfall auf Depo- nien entsorgt. Dabei sind die Verwertungs- und Entsorgungswege ungewiss und mit Kosten verbunden.

Die DE 10320061 A1 beschreibt die Herstellung eines nicht klebrigen, verrot tungsfesten Werkstoffs unter Verwendung von Lederabfällen. Hierzu werden die Lederabfälle gemahlen und mit einem kollagenhaltigen Mittel und/oder die Verrottung verhindernden Mittel vermischt. Diese Mischung wird unter Druck einwirkung und bei erhöhter Temperatur zu einer thermoplastisch verformba ren Masse umgeformt. Diese Masse kann zu einem Halbzeug weiterverarbei tet oder durch Einpressen in ein entsprechendes Formwerkzeug zu einem dreidimensionalen Formteil geformt werden. Dabei sind die gemahlenen Lederabfälle vollständig in das kollagenhaltige Mittel und/oder die Verrottung verhindernde Mittel eingebettet.

Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die bei der Lederher- Stellung und -Verarbeitung anfallenden Lederreste weiter zu nutzen und Kos ten für deren Entsorgung zu vermeiden.

Die Erfindung löst diese Aufgabe durch die in den unabhängigen Patentan sprüchen angegebenen Merkmalskombinationen. Vorteilhafte Ausgestaltun- gen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen An sprüchen.

Ein erfindungsgemäßes Dämmmaterial, insbesondere zur Schall- und/oder Wärmedämmung, umfasst eine Vielzahl von Lederfasern, vorzugsweise aus Fertigleder. Jede Lederfaser weist einen Verbindungsbereich und einen Frei bereich auf. Weiter umfasst das Dämmmaterial ein Bindemittel, mit dem nur die Verbindungsbereiche der Lederfasern miteinander verbunden sind.

Die für das Dämmmaterial erforderlichen Lederfasern können aus Lederresten durch Zerkleinern, beispielsweise Mahlen und/oder Schneiden gewonnen wer den, falls die Lederreste nicht bereits als Lederfasern vorliegen. Im Falle von Falzspänen kann häufig eine Weiterverarbeitung entfallen, da die Falzspäne bereits als Fasern vorliegen. Damit ermöglicht das Dämmmaterial, Lederreste in Form von Lederfasern weiter zu nutzen und Kosten für die Entsorgung der Lederreste zu vermeiden.

Aufgrund der Verwendung von Lederfasern weist das Dämmmaterial vorteil hafterweise die geringe Brennbarkeit und die hervorragenden Wärmedämmei genschaften von Leder auf und ist deshalb zur Wärmedämmung besonders geeignet. Insbesondere kann das Dämmmaterial eine Wärmeleitfähigkeit zwi schen 0,01 W/m 2 K und 0,1 W/m 2 K, vorzugsweise zwischen 0,01 W/m 2 K und 0,06 W/m 2 K, aufweisen. Zusätzlich ermöglichen die Lederfasern, dass das Dämmmaterial atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend und besonders strapa zierfähig ist, weshalb das Dämmmaterial auch in rauen Umgebungen einge setzt werden kann.

Durch die Verbindung der Lederfasern nur in den Verbindungsbereichen mit einander können sich die Freibereiche der Lederfasern in vorteilhafterweise relativ zueinander bewegen. Dadurch wird eine gute Absorbierung von Schall erreicht, weshalb sich das Dämmmaterial zur Dämmung von Schall, insbeson- dere von Trittschall, eignet. Insbesondere kann das Dämmmaterial für Schall in dem Frequenzbereich von 100 Hz bis 2000 Hz, vorzugsweise von 500 Hz bis 1000 Hz, einen Schallabsorptionsgrad zwischen 0,5 und 0,95 aufweisen. Auch können durch die relativ zueinander beweglichen Freibereiche unebene Untergründe oder vorhandene spitze Gegenständen in vorteilhafter Weise ausgeglichen werden, sodass eine plane Fläche resultiert.

Aufgrund dieser Vorteile eignet sich das Dämmmaterial besonders für den Ein satz in Wohn- oder Büroräumen sowie zur Außendämmung beispielsweise von Fassaden. Weitere Einsatzmöglichkeiten finden sich in der Automobil-, Boots-, Luft- und Raumfahrtbranche.

Das Dämmmaterial kann eine Dicke von mindestens 1 mm aufweisen. Insbe sondere kann das Dämmmaterial eine Dicke bis zu 2 mm, 3 cm, 5 cm, 10 cm, 15 cm oder 20 cm aufweisen. Bei diesen Dicken wird vorteilhafterweise eine besonders gute Dämmwirkung erreicht.

Die Lederfasern können aus Fertigleder sein. Unter Fertigleder wird gegerbtes und zugerichtetes Leder verstanden. Die Lederfasern können eine struktu rierte oder unstrukturierte Anordnung aufweisen. Die Lederfasern können alle eine gleiche Form oder voneinander unterschiedliche Formen besitzen. Vor zugsweise kann ein Verhältnis zwischen einer Länge einer Lederfaser zu einer Breite der Lederfaser mindestens 10 zu 1 , 20 zu 1 oder 30 zu 1 betragen. Die Lederfasern können chromgegerbtes, chromfreies, synthetisch gegerbtes, na türlich/biologisch gegerbtes, vegetabil gegerbtes oder pflanzlich gegerbtes Le der sein.

Der Verbindungsbereich kann durch eine form- und/oder stoffschlüssige Ver bindung mit dem Bindemittel definiert sein. Mindestens eine Lederfaser aus der Vielzahl von Lederfaser kann eine Mehrzahl von nicht zusammenhängen den Verbindungsbereichen aufweisen, insbesondere zwei, drei oder vier Ver- bindungsbereiche. Die Mehrzahl von Verbindungsbereichen ermöglichen ein Verbinden von mehreren Lederfasern mit der die Mehrzahl von Verbindungs bereichen aufweisenden Lederfaser.

Der Freibereich kann durch das Fehlen einer form- und/oder stoffschlüssigen Verbindung mit dem Bindemittel definiert sein. Der Freibereich kann größer, gleich groß und/oder kleiner als der Verbindungsbereich sein. Vorzugsweise kann ein Verhältnis zwischen Freibereich zu Verbindungsbereich mindestens 1 zu 1 , 5 zu 1 oder 10 zu 1 betragen. Das Bindemittel, das auch als Binder bezeichnet werden kann, sorgt für eine Formbeständigkeit des Dämmmaterials und kann die Lederfasern ohne Vor bindung miteinander verbinden. Das Bindemittel kann die Verbindungsberei che aller Lederfasern miteinander verbinden oder jeweils mindestens zwei Verbindungsbereiche von mindestens zwei unterschiedlichen Lederfasern mit- einander verbinden. Das Bindemittel kann die Verbindungsbereiche der Le derfasern mittels einer form- und/oder stoffschlüssigen Verbindung miteinan der verbinden. Unter nur die Verbindungsbereiche miteinander verbinden kann verstanden werden, dass das Bindemittel keinen Freibereich verbinden kann. Insbesondere kann das Bindemittel nicht den Verbindungsbereich mit dem Freibereich oder die Freibereiche von mindestens zwei unterschiedlichen Le derfasern miteinander verbinden. Das Bindemittel kann unvernetzte Harze umfassen und/oder von Zusatzstof fen frei sein. Das Bindemittel kann biologisch abbaubar sein, so dass eine bi ologische Abbaubarkeit des Dämmmaterials sichergestellt ist. Dadurch sind vorteilhafterweise keine Recyclingschritte erforderlich, um das Dämmmaterial in seine Bestandteile zu zerlegen. Das Bindemittel kann rieselunfähig ausge stattet sein. Vorteilhafterweise ist bei einem rieselunfähigen Bindemittel eine Fixierung des Bindemittels mit der Faser, wie beispielsweise durch eine Com poundierung, im Vorfeld überflüssig.

In einer Weiterbildung der Erfindung umfasst das Dämmmaterial eine Luftkam mer, die innerhalb des Dämmmaterials angeordnet ist und die von dem Frei bereich und von dem Bindemittel begrenzt ist. Vorteilhafterweise kann eine Dichte des Dämmmaterials durch eine Größe der Luftkammer eingestellt wer- den und damit eine Stärke der Schall- oder Wärmedämmung des Dämmma terials bestimmt werden. Vorzugsweise kann ein Verhältnis zwischen einem Volumen der Lederfasern und des Bindemittels zu einem Volumen der Luft kammer höchstens 2 zu 1 , 1 zu 1 oder 1 zu 2 betragen. Die Luftkammer kann geschlossen oder teilweise offen sein. Eine teilweise offene Luftkammer kann sich bis zu einer Außenfläche des Dämmmaterials erstrecken. Die teilweise offene Luftkammer ermöglicht vorteilhafterweise ein besseres Eindringen von Schall in das Dämmmaterial und damit eine besonders gute Schalldämmung.

In einer Weiterbildung der Erfindung weisen die Lederfasern eine querver- netzte helixförmige Kollagenstruktur auf. Vorteilhafterweise kann das Binde mittel quervernetzte helixförmigen Kollagenstrukturen besonders gut miteinan der verbinden.

In einer Weiterbildung der Erfindung umfasst das Dämmmaterial mindestens ein Kaschierelement zur Verstärkung, zur Versiegelung, zur Anpassung der optischen Eigenschaften des Dämmmaterials und/oder zur Anpassung einer Eindringeigenschaft von Wasser in das Dämmmaterial. Das Kaschierelement kann an einer ersten Außenfläche oder an einer der ersten Außenfläche ge genüberliegenden zweiten Außenfläche angeordnet sein. Das Kaschierele ment kann mit dem Bindemittel verbunden sein. Das Kaschierelement kann ein Gewebe zur Verstärkung, zusätzliches Bindemittel oder ein Film zur Ver siegelung einer Außenfläche des Dämmmaterials, eine Dampfsperre zur An passung einer Eindringeigenschaft von Wasser, eine Designoberfläche in Form einer Folie zur Anpassung der optischen Eigenschaften sein. Insbeson dere kann die Designoberfläche geprägt, gestanzt, gewalzt und/oder bedruckt sein.

In einer Weiterbildung der Erfindung weist das Dämmmaterial einen Anteil von 40 Gewichts-% bis 95 Gewichts-%, insbesondere 70 Gewichts-% bis 80 Ge- wichts-%, an Lederfasern auf.

In einer Weiterbildung der Erfindung weist das Dämmmaterial einen Anteil von 5 Gewichts-% bis 60 Gewichts-%, insbesondere 20 Gewichts-% bis 30 Ge- wichts-%, an Bindemittel auf. In einer Weiterbildung der Erfindung ist das Bindemittel ein Polycaprolacton oder basiert auf einer Variante eines Polycaprolactons und/oder eine Basis des Bindemittels ist ein Carbonsäureester oder eine Fruchtsäure. Das Polyca prolacton, die Variante des Polycaprolactons, das Carbonsäureester und/oder die Fruchtsäure kann auf Rohöl basieren oder natürlichen Ursprungs sein.

In einer Weiterbildung der Erfindung weisen die Lederfasern eine Faserlänge von 100 pm bis 10000 pm auf. Vorteilhafterweise ist das Dämmmaterial bei kürzeren Faserlängen homogener und hat eine höhere Dichte und ist bei län geren Faserlängen stabiler und hat eine geringere Dichte. Insbesondere kann bei längeren Faserlängen die Luftkammer größer und bei kürzeren Faserlän gen die Luftkammer kleiner sein. Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines zuvor beschriebenen Dämmmaterials umfasst die Schritte: Mischen der Lederfasern mit dem Bin demittel zu einem Gemisch; Erhitzen des Gemisches derart, dass das Binde- mittel niederviskos aufgeschmolzen wird; Verbinden von nur den Verbindungs bereichen der Lederfasern miteinander mit dem niederviskos aufgeschmolzen Bindemittel.

Das Herstellungsverfahren kann von einer Doppelbandpresse, statischen Presse, Walzmaschine oder Kalandriermaschine ausgeführt werden. Das Bin demittel kann vordem Aufschmelzen pulverförmig sein, wobei eine Korngröße des pulverförmigen Bindemittels zwischen 0 und 1000 pm beträgt. Das Erhit zen kann abhängig von einem Schmelzpunkt oder von einer Glasübergangs temperatur des Bindemittels erfolgen. Insbesondere kann das Gemisch auf eine Temperatur erhitzt werden, die um 3 °C, um 5 °C oder um 10 °C höher ist als die Schmelztemperatur oder die Glasübergangstemperatur. Beispiels weise kann das Bindemittel Polycaprolacton mit einem Schmelzpunkt von 58 °C sein, wobei das Erhitzen auf eine Temperatur von größer 58 °C, vorzugs weise auf 61 °C erfolgt. Beispielsweise kann das Bindemittel Polyethylennaph- thalat mit einer Glasübergangstemperatur von 155 °C sein, wobei das Erhitzen auf eine Temperatur von größer 155 °C, vorzugsweise auf 160 °C erfolgt. Das Verbinden kann ein Herstellen einer form- und/oder stoffschlüssigen Verbin dung zwischen den Verbindungsbereichen und dem Bindemittel sein. In einer Weiterbildung der Erfindung umfasst das Verfahren den Schritt: Ab kühlen des erhitzten Gemisches unterhalb einer Glasübergangstemperatur des Bindemittels oder unterhalb eines Schmelzpunkts des Bindemittels.

In einer Weiterbildung der Erfindung umfasst das Verfahren den Schritt: For- men des Gemisches mit einem Formwerkzeug vor dem Erhitzen. Vorteilhaf terweise kann das Dämmmaterial aufgrund des Formens eine lokal unterschiedliche Dichte oder Festigkeit aufweisen. Beim Formen kann gleich zeitig ein Erhitzen des Gemisches mit dem Formwerkzeug erfolgen. Das For men kann kontinuierlich, teilkontinuierlich oder diskontinuierlich erfolgen. In einer Weiterbildung der Erfindung umfasst das Verfahren den Schritt: wobei während dem Verbinden ein Pressen des erhitzten Gemisches erfolgt. Vorteil hafterweise kann durch das Pressen eine vorgegebene Dichte des Dämmma terials eingestellt werden. In einer Weiterbildung der Erfindung umfasst das Verfahren den Schritt: Ein bringen eines Kaschierelements. Das Einbringen kann vor, während oder nach dem Erhitzen des Gemisches erfolgen. Insbesondere kann das Einbringen nach dem Abkühlen des erhitzten Gemisches unter lokalem Erhitzten erfolgen. Das Einbringen kann den Schritt: Thermokaschieren umfassen.

Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung in schemati scher Weise dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:

Fig. 1 ein Querschnitt eines Dämmmaterials zur Schall- oder Wärmedäm- mung;

Fig. 2 ein vergrößerter Ausschnitt des Querschnitts von Fig. 1 ; Fig. 3 eine molekulare Struktur einer gegerbten Lederfaser des Dämm materials von Fig. 1 ;

Fig. 4 ein Querschnitt einer Ausführungsform eines Dämmmaterials zur Schall- oder Wärmedämmung; Fig. 5 ein Querschnitt einerweiteren Ausführungsform eines Dämmmate rials zur Schall- oder Wärmedämmung; Fig. 6 ein Querschnitt noch einerweiteren Ausführungsform eines Dämm materials zur Schall- oder Wärmedämmung; Fig. 7 eine Ansicht einer Doppelbandpresse zur Fierstellung des Dämm materials von Fig. 1, Fig. 4, Fig. 5 und/oder Fig. 6.

Fig. 1 zeigt ein Querschnitt eines Dämmmaterials 10 zur Schall- oder Wärme dämmung, wobei ein vergrößerter Ausschnitt des Querschnitts in Fig. 2 dar- gestellt ist.

Das Dämmmaterial 10 umfasst eine Vielzahl von Lederfasern 12 mit einem Anteil von 75 Gewichts-% des Dämmmaterials 10 und ein Bindemittel 18 mit einem Anteil von 25 Gewichts-% des Dämmmaterials 10. Das Dämmmaterial 10 hat eine Dicke D von 5 cm, dämmt Schall in dem Frequenzbereich von 100

Hz bis 2000 Hz mit einem Schallabsorptionsgrad von über 0,6 und verfügt über eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/m 2 K.

Die Lederfasern 12 bestehen aus Fertigleder. Das Fertigleder ist bei der Le- derherstellung und -Verarbeitung in Form von Lederresten angefallen und wurde durch Mahlen und Schneiden zu den Lederfasern 12 verarbeitet. Alle Lederfasern 12 weisen eine Länge zwischen 0,8 cm und 1 cm auf, wobei ein Verhältnis von Länge zu Breite zwischen 35 zu 1 und 40 zu 1 beträgt. Jede Lederfaser 12 hat mindestens einen Verbindungsbereich 14 und mindes tens einen Freibereich 16. In dem Verbindungsbereich 14 ist das Bindemittel 18 form- und/oder stoffschlüssig mit der Lederfaser 12 verbunden. Mit anderen Worten: Der Verbindungsbereich 14 ist durch eine form- und/oder stoffschlüs sige Verbindung zwischen der Lederfaser 12 und dem Bindemittel 18 definiert. In dem Freibereich 16 ist das Bindemittel 18 nicht form- und/oder stoffschlüs sig mit der Lederfaser 12 verbunden. Damit ist jede Lederfaser 12 nur bereichsweise mit dem Bindemittel 18 verbunden, nur bereichsweise in das Bindemittel 18 eingelagert und/oder nur bereichsweise in das Bindemittel 18 eingebettet.

Fig. 2 zeigt, dass das Bindemittel 18 eine Vielzahl von voneinander getrennten Bindemitteltropfen aufweist, wobei jeder Bindemitteltropfen mindestens einen Verbindungsbereich 14 einer Lederfaser 12 mit einem Verbindungsbereich 14 einer anderen Lederfaser 12 miteinander verbindet. Der Bindemitteltropfen hat die Form einer Kugel oder eines Ellipsoids.

Die in Fig. 2 mit dem Bezugszeichen 24 zusätzlich bezeichnete Lederfaser umfasst drei voneinander getrennte Verbindungsbereiche 20, 21, 22. Jeder Verbindungsbereich 20, 21 , 22 weist eine form- und/oder stoffschlüssige Ver bindung mit einem Bindemitteltropfen auf, der wiederum mit einem Verbin dungsbereich 14 einerweiteren Lederfaser 12 verbunden ist.

Das Bindemittel 18 ist biologisch abbaubar. Infolge des biologischen Abbaus des Bindemittels 18 ist der Verbindungsbereich 14 frei zugänglich und die Le derfasern 12 können ebenfalls zersetzt und/oder biologisch abgebaut werden. Aus dem biologischen Abbau wird ein Material gewonnen, das in einem wei teren Prozessschritt nicht vorbehandelt werden muss und direkt in ein anderes Produkt umgewandelt werden kann.

Das Dämmmaterial 10 weist eine Luftkammer 26 auf, die in einem Inneren des Dämmmaterials 10 angeordnet ist. Über eine Größe der Luftkammer 26 wird eine Dichte des Dämmmaterials 10 und damit eine Stärke der Schall- oder Wärmedämmung des Dämmmaterials 10 eingestellt. Die Luftkammer 26 ist von den Freibereichen 16 und dem Bindemittel 18 begrenzt und erstreckt sich bis zu einer Außenfläche 11 des Dämmmaterials 10. Durch die teilweise offene Luftkammer 26 kann Schall in das Innere des Dämmmaterials 10 eindringen, wobei der eingedrungene Schall im Inneren von dem Dämmmaterial 10 absor biert wird.

Weiter ist die Größe der Luftkammer 26 derart gewählt, dass sich die in der Luftkammer 26 enthaltene Luft kaum bewegen kann und deshalb nur wenig Wärmeenergie durch das Dämmmaterial 10 hindurch transportiert wird. Des halb eignet sich das Dämmmaterial 10 besonders gut zur Wärmedämmung.

Verwendet wird das Dämmmaterial 10 insbesondere zur Dachdämmung, zur Isolierung von Rohren, Wänden oder Gehäusen, in Akustikwänden, in opti schen Akustikwänden oder Bildern, in Absorberkästen oder als auflaminierter Belag auf Fliesen, Laminat oder Böden. Vor der Verwendung kann das Dämm material 10 als Rollware vorliegen und beispielsweise an Wänden wie eine Tapete angebracht werden.

Fig. 3 zeigt eine molekulare Struktur einer gegerbten Lederfasern 12, die eine quervernetzte helixförmige Kollagenstruktur aufweist.

Fig. 4 zeigt eine Ausführungsform eines Dämmmaterials 10‘. Soweit die in der Fig. 4 ersichtlichen Merkmale mit denjenigen der Fig. 1 bis 3 funktionell äqui valent sind, sind gleiche Bezugszeichen vergeben und die vorherigen Erläute rungen gelten entsprechend, sodass im Nachfolgenden hauptsächlich die Un terschiede erläutert werden. Dies gilt auch für die Ausführungsformen der Fig. 5 und 6.

Die Luftkammer 26' des Dämmmaterials 10' der Fig. 4 ist geschlossen und von einem ersten Kaschierelement 28 und von einem zweiten Kaschierelement 29 begrenzt. Das erste Kaschierelement 28 ist auf einer ersten Außenfläche 30 und das zweite Kaschierelement 29 ist auf einer der ersten Außenfläche 30 gegenüberliegenden zweiten Außenfläche 32 angeordnet. Das Bindemittel 18 verbindet die beiden Kaschierelemente 28, 29 mit den Lederfasern 12. Die beiden Kaschierelemente 28, 29 in Form einer dünnen bedruckten Kunststoff folie dienen zur Anpassung der optischen Eigenschaften des Dämmmaterials 10‘. Zusätzlich wirkt die Kunststofffolie als Dampfsperre und verhindert ein Ein dringen von Wasser in das Dämmmaterial 10‘.

Fig. 5 zeigt eine weitere Ausführungsform eines Dämmmaterials 10“. Das Dämmmaterial 10“ der Fig. 5 weist ein erstes Kaschierelement 28' und ein zweites Kaschierelement 29' in Form eines Schaumstoffs auf. Durch den Schaumstoff reduziert sich die Wärmeleitfähigkeit des Dämmmaterials 10“, wodurch die Wärmedämmung verbessert wird.

In der vergrößerten Darstellung eines Abschnitts des Dämmmaterials 10“ in Fig. 5 ist die Verbindung des zweiten Kaschierelements 29' mit den Lederfa sern 12 durch das Bindemittel 18 dargestellt. Das erste Kaschierelement 28' ist ebenfalls durch das Bindemittel 18 mit den Lederfasern 12 verbunden.

Fig. 6 zeigt eine weitere Ausführungsform eines Dämmmaterials 10‘“. Das Dämmmaterial 10‘“ der Fig. 6 umfasst drei Dämmbereiche 34, 36, 38. Der Dämmbereich 36 weist eine größere Luftkammer 26‘“ und damit eine gerin gere Dichte als die übrigen Dämmbereiche 34, 38 auf. Deshalb sind die Dämmbereiche 34, 38 stabiler und robuster, wohingegen der Dämmbereich 36 Schall und Wärme besser dämmt. Ein derartiger Sandwichaufbau erleich tert die Handhabung und Befestigung des Dämmmaterials 10‘“ bei gleichzeitig hoher Dämmwirkung von Schall und Wärme.

Die Dämmbereiche 34, 36, 38 können einzeln und getrennt voneinander her gestellt werden, wobei anschließend die Dämmbereiche 34, 36, 38 miteinan der verbunden werden. Das Verbinden kann mittels des Bindemittels 18 erfol gen. Alternativ kann während der Herstellung durch lokales Erhitzen und loka les Pressen des Dämmmaterials 10‘“ eine lokale höhere Dichte und damit die Dämmbereiche 34, 36, 38 erzeugt werden. In einer nicht dargestellten Ausführungsform kann das Dämmmaterial zwei oder mehr als zwei Dämmbereiche umfassen. Fig. 7 zeigt eine Doppelbandpresse 50 zur Herstellung des zuvor beschriebe nen Dämmmaterials 10 von Fig. 1. Hierzu werden die Lederfasern mit dem Bindemittel zu einem Gemisch 40 ohne Anbindung des Bindemittels 18 an die Lederfasern 12 vermischt und in einen Behälter 52 der Doppelbandpresse 50 gefüllt.

Mittels eines Streuelements 54 in Form einer Streuwalze wird das Gemisch 40 aus dem Behälter 52 auf ein erstes Band 56 der Doppelbandpresse 50, das aus Stahl oder aus einem mit Gewebe verstärkten PTFE gebildet ist, gestreut. Dabei bestimmt eine einstellbare Drehgeschwindigkeit der Streuwalze 54 eine Menge des Gemisches 40, die auf das erste Band 56 gestreut wird. Die Dreh geschwindigkeit der Streuwalze 54 ist derart eingestellt, dass eine vorgege bene Streudichte und/oder Streuhöhe erreicht wird.

Anschließend wird das gestreute Gemisch 40 durch einen Vorverdichter 58 in Form einer Walze vorverdichtet. Die Vorverdichtung erleichtert einen Tempe ratureintrag in das Gemisch 40.

Die Doppelbandpresse 50 weist ein zweites Band 60 aus Stahl oder mit Ge webe verstärktes PTFE auf, welches dem ersten Band 56 gegenüberliegend angeordnet ist. Ein Abstand zwischen dem ersten und zweiten Band 56, 60 ist einstellbar. Ein geringer Abstand führt zu einem hohen Druck auf das Gemisch 40, wohingegen ein großer Abstand zu einem geringen Druck auf das Ge misch 40 führt. Der Abstand zwischen dem ersten und zweiten Band 56, 60 in Kombination mit der Drehgeschwindigkeit der Streuwalze 54 bestimmen die Dämmwirkung des hergestellten Dämmmaterials 10. Bei niedriger Drehgeschwindigkeit der Streuwalze 54 und großem Abstand zwischen dem ersten und zweiten Band 56, 60 weist das hergestellte Dämmmaterial 10 eine große Luftkammer 26 und damit eine geringe Dichte und hohe Dämmwirkung auf. Bei hoher Drehge- schwindigkeit der Streuwalze 54 und geringem Abstand zwischen dem ersten und zweiten Band 56, 60 weist das hergestellte Dämmmaterial 10 eine kleine Luftkammer 26 und damit eine hohe Dichte und geringe Dämmwirkung auf.

Weiter umfasst die Doppelbandpresse 50 eine Heizeinrichtung 62 mit mehre- ren Heizelementen, welche das erste und zweite Band 56, 60 und das dazwi schen angeordnete Gemisch 40 erhitzen. Mit der Heizeinrichtung 62 wird das Gemisch 40 derart erhitzt, dass das Bindemittel 18 niederviskos aufgeschmol zen wird. In der Ausführungsform der Fig. 7 umfasst das Bindemittel 18 Poly- caprolacton mit einem Schmelzpunkt von 58 °C, weshalb das Gemisch 40 auf eine Temperatur von 61 °C erhitzt wird. Infolge des Erhitzens und des Drucks zwischen den beiden Bändern 56, 60 werden nur die Verbindungsbereiche 20 der Lederfasern 12 durch das niederviskos aufgeschmolzene Bindemittel mit einander verbunden. Während dem Verbinden erfolgt zusätzlich ein Pressen des erhitzten Gemi sches 40 mit einer ersten Presswalze 64 und einer zweiten Presswalze 65 der Doppelbandpresse 50. Durch das Pressen mit den beiden Presswalzen 64, 65 beschleunigt sich der Verbindungsvorgang. Nach dem Verbinden sind die Le derfasern 12 nur teilweise mit dem Bindemittel 18 ummantelt.

Anschließend erfolgt ein Abkühlen des erhitzten Gemisches 40 unterhalb des Schmelzpunkts des Bindemittels von 58 °C zum Fixieren des verbundenen Zustands. Das Abkühlen erfolgt in einer Abkühlzone 66 der Doppelbandpresse 50, die sich von den beiden Presswalzen 64, 65 bis zu einem Ende 68 der Doppelbandpresse 50 erstreckt. Während dem Abkühlen wird der Druck, der durch die beiden Bänder 56,60 auf das abzukühlende Gemisch 40 wirkt, konstant gehalten. In einer nicht gezeigten Ausführungsform kann die Doppel bandpresse eine Kühleinrichtung aufweisen, welche den beiden Bändern Wär meenergie entzieht, um das Abkühlen des erhitzten Gemisches zu beschleu nigen.

Damit ermöglicht die Doppelbandpresse 50 eine kontinuierliche Produktion des Dämmmaterials 10. Das Dämmmaterial 10 kann nach dem Verlassen der Doppelbandpresse 50 als Rollenware auf eine Rolle aufgerollt werden oder in einzelne Platten geschnitten werden.

In einem nachgelagerten Verfahrensschritt können an der Außenfläche des Dämmmaterials 10 Elemente angebracht werden, um eine Oberfläche des Dämmmaterials 10 zu vergrößern und damit die Schalldämmung nochmals zu verbessern. Zusätzlich oder alternativ kann die Dämmereigenschaft des Dämmmaterials 10 in einem nachgelagerten Verfahrensschritt durch Einwir kung von Wärme und Druck und damit durch Verändern von Dichte und Dicke des Dämmmaterials 10 eingestellt werden.

In einem nicht gezeigten Verfahrensschritt kann ein Kaschierelement einge- bracht werden. Hierzu wird dem Gemisch vor einem Kontakt mit dem zweiten Band das Kaschierelement zugeführt. Das Kaschierelement kann ein Vlies, ein Schaum, ein Verstärkungsgitter oder eine Dampfsperre sein. Anschließend kann das Kaschierelement durch den Druck der beiden Bänder und Hitze der Heizeinrichtung mit dem Bindemittel verbunden werden.

In einem weiteren nicht gezeigten, insbesondere statischen, Verfahrensschritt, kann nach dem Erhitzen, insbesondere nach dem Verbinden, ein Prägen des Gemisches mit einem Prägewerkzeug erfolgen. Das Prägewerkzeug kann eine beheizte und strukturierte Prägewalze sein. Das Prägewerkzeug kann von der Doppelbandpresse getrennt ausgebildet sein. Alternativ kann die Dop pelbandpresse das Prägewerkzeug aufweisen. Durch das Prägen können Muster in das Dämmmaterial eingebracht oder eine lokal erhöhte Dichte er zeugt werden.