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Patent Searching and Data


Title:
METHOD FOR PRODUCING A FLAT SEMI-FINISHED PRODUCT FROM FIBER COMPOSITE MATERIAL
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2011/101094
Kind Code:
A1
Abstract:
The present invention relates to a method for producing a flat semi-finished product from fiber composite material that contains individual carbon fibers, carbon fiber bundles, or a mixture thereof in a defined anisotropic fiber orientation and at least one thermoplastic matrix material. The method is characterized in that the anisotropy of the carbon fibers is created in a carding process using the high orientability of admixed non-carbon textile fibers, at least some of the non-carbon textile fibers being thermoplastic, and the carbon fibers having been isolated from waste or used parts containing carbon fiber. The flat fibrous web which is produced by means of the carding process and which has a specific orientation of the carbon fibers in the longitudinal direction is compressed into a sheet material in at least one subsequent step under the effect of heat. The method according to the invention enables the use of carbon fibers, for example from textile production waste, adhered or cured production waste, from processed CFRP waste components or the like, as reinforcing fibers, whereby a less expensive raw material is provided and the carbon fibers, carbon fiber bundles, or mixture thereof that are contained in said waste materials are recycled for a useful application.

Inventors:
ORTLEPP GERALD (DE)
LUETZKENDORF RENATE (DE)
REUSSMANN THOMAS (DE)
Application Number:
PCT/EP2011/000486
Publication Date:
August 25, 2011
Filing Date:
February 03, 2011
Export Citation:
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Assignee:
THUERINGISCHES INST TEXTIL (DE)
ORTLEPP GERALD (DE)
LUETZKENDORF RENATE (DE)
REUSSMANN THOMAS (DE)
International Classes:
B29B11/16
Domestic Patent References:
WO1994009972A21994-05-11
WO2006105682A12006-10-12
WO1994009972A21994-05-11
Foreign References:
EP0721835A21996-07-17
EP1696057A12006-08-30
DE10151761A12003-04-17
DE102008002846A12009-12-03
DE19845863A12000-04-13
DE19739486A11998-03-19
DE102009023641A12010-12-02
Attorney, Agent or Firm:
FRITZ & BRANDENBURG (DE)
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Claims:
Patentansprüche

Verfahren zur Herstellung eines plattenförmigen Halbzeugs aus Faserverbundwerkstoff, welches Fasern und wenigstens ein thermoplastisches Matrixmaterial enthält, wobei man aus faserhaltigen Abfällen oder Altteilen Fasern isoliert, diese mit thermoplastischen Fasern vermischt und in einem Krempelprozess flächig ablegt, so dass ein Faserflor erzeugt wird, den man in wenigstens einem nachfolgenden Schritt unter Wärmeeinwirkung zu einem Plattenmaterial verpresst,

dadurch gekennzeichnet, dass man aus carbonfaserhaltigen Abfällen oder Altteilen endliche Carbonfasern, Carbonfaserbündel oder deren Mischung isoliert, diese mit thermoplastischen Fremdfasern vermischt, in einem Krempelprozess flächig ablegt und ausrichtet, so dass ein Faserflor mit einer gezielten Orientierung der Fasern (in Florlängsrichtung) erzeugt wird, den man in wenigstens einem nachfolgenden Schritt unter Wärmeeinwirkung zu einem Plattenmaterial verpresst.

Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass man zur gezielten und hohen Längsausrichtung der Carbonfasem in dem Krempelprozess thermoplastische Fremdfasern in einem derartigen Mischungsverhältnis und/oder mit einer solchen Fasergeometrie zumischt, dass in dem Faserflor eine Faseranisotropie in einem Bereich von mindestens 1 :2 eingestellt wird.

Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die zugemischten thermoplastischen Fremdfasern Faserlängen von etwa 25 mm bis etwa 120 mm, vorzugsweise von etwa 40 mm bis etwa 100 mm aufweisen.

Verfahren zur Herstellung eines plattenförmigen Halbzeugs nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass man eine weitgehend homogene Mischung aus thermoplastischen Wirrbindefasern und endlichen Carbonwirrfasern, wirren Carbonfaserbündeln oder deren Mischung durch einen Krempelprozess ausrichtet, zu einer Fasermatte legt, mindestens Anteile der thermoplastischen Fasern durch Wärme in einen klebenden Zustand bringt, verdichtet und zu einem Plattenmaterial verpresst und danach abkühlt. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die eingesetzten Carbonfasern, Carbonfaserbündel oder deren Mischung eine mittlere Faserlänge von 10 mm bis 150 mm, vorzugsweise von 25 mm bis 150 mm, aufweisen.

Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass man mindestens einen Anteil an Carbonfasern einsetzt, die aus der Aufbereitung textilartiger Carbonabfälle und/oder aus dem stofflichen Recycling von CFK-Bauteilen hervorgegangen sind sowie gegebenenfalls einen Anteil an geschnittenen Primärfasern (Neuware).

Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Mischung aus Carbonfasern, Carbonfaserbündeln oder deren Mischung und thermoplastischen Bindefasem durch einen Fasermischprozess während der Mattenbildung erzeugt.

Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass man einen gezielten Orientierungsgrad von zunächst richtungsungeordnet vorliegenden Carbonfasem, Carbonfaserbündeln oder deren Mischung mit einer Krempel erzeugt, derart, dass in einem Faserverbundwerkstoff (FKV) eine Anisotropie der Verbundfestigkeiten und/oder Verbundsteifigkeiten in einem Bereich von 1 : 1 ,5 bis 1 : 10 erreicht wird.

Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Anisotropie der Verbundfestigkeiten und/oder Verbundsteifheiten nach einem Täfelprozess eines Faserflors zu einer Florschichtung durch ein zusätzliches Vliesverstrecken beeinflusst wird.

Plattenförmiges Halbzeug aus einem Faserverbundwerkstoff, hergestellt in einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil des thermoplastischen Matrixmaterials im Halbzeug in einem Bereich von zwischen etwa 5 % und etwa 95 %, vorzugsweise bei etwa 30 % bis etwa 80 % liegt.

11. Plattenförmiges Halbzeug nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Carbonfasern, Carbonfaserbündel oder deren Mischung endliche Längen aufweisen und/oder über eine Faserlängenverteilung verfügen und die Carbonfasern im Halbzeug so vorliegen, dass Anteile davon nicht das gesamte

Halbzeug unterbrechungsfrei durchziehen.

12. Plattenförmiges Halbzeug nach einem der Ansprüche 10 oder 11 , dadurch gekennzeichnet, dass dieses aus endlichen Carbonfasern, Carbonfaserbündeln oder deren Mischung und weiteren endlichen Verstärkungsfasern hergestellt ist, insbesondere ausgewählt aus Naturfasern, para-Aramidfaserstoffen und Glasfasern.

Plattenförmiges Halbzeug nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass dieses mit endlosen Verstärkungsfasern wie Endloskarbonrovings, para-Aramid- und/oder Glasfilamentgarnen in Form von Fäden, Gelegen, Geweben oder Gittern kombiniert wird.

Description:
Verfahren zur Herstellung eines plattenförmigen Halbzeugs aus Faserverbundwerkstoff

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines plattenförmigen Halbzeugs aus Faserverbundwerkstoff, welches Fasern und wenigstens ein thermo- plastisches Matrixmaterial enthält, wobei man aus faserhaltigen Abfällen oder Altteilen Fasern isoliert, diese mit thermoplastischen Fasern vermischt und in einem

Krempelprozess flächig ablegt, so dass ein Faserflor erzeugt wird, den man in wenigstens einem nachfolgenden Schritt unter Wärmeeinwirkung zu einem Plattenmaterial verpresst.

Carbonfasern werden als Faserverstärkung von thermoplastisch oder duromer gebundenen Faserverbundwerkstoffen (FVW) eingesetzt. Zur Erreichung maximaler Verstärkungseffekte geschieht dies bislang überwiegend in Form endloser Carbonfaserstoffe wie zum Beispiel Filamentgarne, Multifllamentgarne oder so ge- nannter Rowings. Carbonfasern werden hingegen als Schnittfasem mit endlichen Faserlängen beispielsweise im Bereich von 20 mm bis 80 mm, wie sie aus dem Bereich der klassischen Textilverarbeitung bekannt sind, nicht am Markt angeboten, auch weil sie problematischer zu verarbeiten sind. Carbonfaserstoffe werden seit einigen Jahren in zunehmenden Umfang als hochleistungsfähige Faserstoffbewehrung eingesetzt. Die Hauptanwendungen liegen beispielsweise im Flugzeugbau, Schiffbau, Fahrzeugbau und in Windkraftanlagen. Durch die immer breitere Massenanwendung nimmt die Menge an karbonfaserhalti- gen Produktionsabfällen zu ebenso wie der Anfall ausgedienter Altteile.

BESTÄTIGUNGSKOPIE Carbonfasern sind aufgrund ihres komplizierten Herstellungsprozesses sehr teuer. Die Preise bewegen sich zwischen etwa 15€/kg bis zu etwa 300€/kg für Spezialty- pen. Aus wirtschaftlichen und umweltpolitischen Gründer ist es daher wünschenswert, Möglichkeiten zur Aufbereitung der Abfälle und Altteile zu schaffen und die da- rin enthaltenen Carbonfaseranteile neuen Anwendungen zuzuführen, in denen sie zumindest teilweise teure Primärcarbonfasem ersetzen können.

Obwohl es in der Industrie bereits Versuche gegeben hat, carbonfaserhaltige Produktionsabfälle wiederzuverwerten, indem Abfälle geschnitten und/oder gemahlen werden und beispielsweise zur Bewehrung in Kunststoffen oder Baustoffen eingesetzt werden, wird bislang überhaupt nur ein kleiner Teil dieser Abfälle gesammelt und vermarktet. Für große Mengen karbonfaserhaltiger Abfälle gibt es bislang keine hochwertige Wiederverwertung, so dass sie als Müll entsorgt werden müssen. Die Herstellung von primären Carbonfasern erfolgt nach dem Stand der Technik üblicherweise entweder aus geeigneten organischen Vorläuferfasern wie beispielsweise Polyacrylnitril (PAN) oder Viskosefasern durch kontrollierte Pyrolyse oder aus Pech, wobei in diesem Fall durch Schmelzspinnen zunächst eine Pechfaser hergestellt wird, die dann oxidiert und karbonisiert wird. Ein entsprechendes Verfahren ist bei- spielsweise aus der EP 1 696 057 A 1 bekannt. Dort werden die aus Pech hergestellten Primärfasern zu Stapelfasermatten verarbeitet, in denen die Fasern eine Ausrichtung in einer bevorzugten Richtung haben. Das bekannte Verfahren umfasst unter anderem einen Kämmprozess zur Parallelisierung der Fasern. Hier wird jedoch aus einem Carbonfaserflor letztlich ein Garn und somit ein linienförmiges Endprodukt hergestellt.

Grundsätzlich ist es aus dem Stand der Technik bekannt, ein bahnförmiges konsolidiertes Halbzeug aus einem Hybridband herzustellen, in dem Verstärkungsfasem endlicher Länge und thermoplastische Matrixfasern enthalten sind. In der DE 101 51 761 A 1 wird ein derartiges Verfahren beschrieben, bei dem zunächst ein Kardenband aus thermoplastischen Matrixfasern und Naturfasern hergestellt wird, welches dann einen Speicher, eine Führung und schließlich eine Legeeinheit durchläuft. Nach Erwärmung in einer Heizstrecke und Konsolidierung wird ein bahnförmiges Halbzeug erhalten. In dieser Schrift wird auch erwähnt, dass anstelle der Naturfasern auch Kohlefasern als Verstärkungsfasern verwendet werden können.

Die WO 94/09972 A 2 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von

Verbundmaterialien mit gerichteten diskontinuierlichen Verstärkungsfasern bei dem durch Kardieren einer Mischung aus thermoplastischen Fasern und

Verstärkungsfasern zunächst eine Faserstoffbahn und daraus ein Faserband hergestellt wird. Es werden dann mehrere Faserbänder miteinander verschmolzen zur Herstellung einer kontinuierlichen thermoplastischen Phase, welche dann die diskontinuierlichen Verstärkungsfasern umgibt. In dieser Schrift wird auch die

Verwendung von Carbonfasern als Verstärkungsfasern erwähnt, wobei es sich jedoch um herkömmliche Carbonfasern aus primärer Herstellung handelt.

In der DE 10 2008 002 846 A1 ist ein Abfallaufbereitungsverfahren beschrieben, in dem faserverstärkte oder faserhaltige Halbzeuge recycelt werden. Dabei werden die in einem Matrixwerkstoff gebundenen Fasern von dem Matrixwerkstoff getrennt und die erhaltenen freien Fasern werden unmittelbar danach mit einem Bindemittel benetzt. Die Trennung der Fasern aus dem Halbzeug erfolgt jedoch in einem Ofen, also durch Pyrolyse. Endprodukt sind bei diesem Verfahren Faserbündel aus benetzten Fasern, zu deren weiterer Verarbeitung sich in der Druckschrift keine Angaben finden.

Die DE 198 45 863 beschreibt ein Strukturelement, welches unidirektionale

Faserstränge aus kohlefaserverstärktem Kunststoff umfasst, die jeweils in eine Umhüllung eingebettet sind. Bei diesen Strukturelementen, welche für den

Flugzeugbau vorgesehen sind, sollen große unidirektionale Steifigkeiten erzielt werden. Es werden hier jedoch Faserstränge mit Endlosfasern verwendet. Das Dokument enthält keinen Hinweis im Hinblick auf die Verwendung von Fasern aus dem Recycling von faserhaltigen Abfällen oder Altteilen.

Aus der DE 197 39 486 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung eines plattenförmigen Halbzeugs aus Faserverbundwerkstoff der eingangs genannten Gattung bekannt geworden, bei dem ein recycliertes thermoplastisches Material, nämlich Faserabfälle aus der Teppichherstellung mit einem Abfallmaterial aus der Himmelherstellung gemischt und mittels einer Krempelmaschine gekrempelt wird. Die thermoplastischen Fasern können aus Polypropylen, Polyethylen, Nylon oder PET bestehen. Diese Fasern werden vor der weiteren Verarbeitung in bis etwa 50 mm lange Streifen geschreddert. Das Abfallmaterial aus der Himmelherstellung wird durch Rollen, die nadelartige Erhebungen besitzen, auseinandergezupft und in Streifen geteilt. Beide Abfallfasermaterialien werden gemischt und mittels einer Krempelmaschine

gekrempelt. Das Dokument enthält keine weiteren Ausführungen dazu, dass

Maßnahmen für eine gezielte Ausrichtung (Orientierung) der Fasern getroffen werden. Weiterhin finden sich in dieser Druckschrift keine Anregung für die

Verwendung von Carbonfasern aus Abfällen.

In der DE 197 39 486 A1 wird erläutert, dass derartig hergestellte Produkte lediglich für„dekorative Karosserieteile, einschließlich solcher, die zur Stoßabsorption dienen..." geeignet sind. Die Ursachen für diese Einsatzeinschränkungen sind, dass in diesem Verfahren zum einen die aus dem Recycling von Dachhimmeln

resultierenden Glas- und Polyesterfasern mit einem thermoplastischen Binder eingesetzt werden und dass zum anderen die Krempeltechnik lediglich zur

Mattenbildung nicht jedoch für eine gezielte und hohe Ausrichtung der

Verstärkungsfasem in einer Vorzugsrichtung qualifiziert wurde.

Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Herstellung eines plattenförmigen Halbzeugs aus Faserverbundwerkstoff der eingangs genannten Art zur Verfügung zu stellen, bei dem kostengünstiger erhältliche Carbonfasern als Verstärkungsfasern eingesetzt werden können und ein plattenförmiges Halbzeug mit einer lastgerechten Anordnung der Verstärkungsfasern realisierbar ist. Ein derartiges plattenförmiges Halbzeug soll sich insbesondere für die Herstellung von Strukturbauteilen für hohe mechanische Belastungen eignen. Die Lösung dieser Aufgabe liefert ein Verfahren der eingangs genannten Gattung mit den kennzeichnenden Merkmalen des Hauptanspruchs.

Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass man aus carbonfaserhaltigen Abfällen oder Altteilen endliche Carbonfasern, Carbonfaserbündel oder deren Mischung isoliert, diese mit thermoplastischen Fremdfasern vermischt, in einem Krempelprozess flä- chig ablegt und ausrichtet, so dass ein Faserflor mit einer gezielten Orientierung der Fasern (in Längsrichtung) erzeugt wird, den man in wenigstens einem nachfolgenden Schritt unter Wärmeeinwirkung zu einem Plattenmaterial verpresst. Aus Recyclingprozessen werden kostengünstig Hochleistungscarbonfasern gewonnen, die in einem mattenartigen Halbzeug gemeinsam mit thermoplastischen Fremdfasern gezielt in einer Vorzugsrichtung abgelegt werden, so dass eine lastgerechte Verstärkungsfaseranordnung realisiert wird. Carbonfasern lassen sich nur schwer mittels herkömmlicher Krempeltechnik verarbeiten und insbesondere in einer bestimmten Vorzugsrichtung in einem Krempelflor ausrichten, da sie glatt sind und keine Kräuselung aufweisen. Überraschenderweise gelang es nun durch Zumischung von textilen Fremdfasern wie z.B. Polypropylen den Faserorientierungsgrad auch der Carbonfasern wesentlich und definiert zu erhö- hen. Der Grad der Längsausrichtung der Carbonfasern im Krempelflor ist unter anderem abhängig von der Geometrie der zugemischten Fremdfaser, insbesondere von der Faserlänge sowie vom zugegebenen Anteil. Geringe Fremdfaseranteile, beispielsweise rund 10 %, und kurze Fremdfasern, beispielsweise in der Größenordnung 35-40 mm, ergeben geringere Faserausrichtungsgrade. Lange Fremdfasern beispielsweise über 60 mm sowie Anteile von beispielsweise mehr als 30 % ergeben eine hohe Faserausrichtung der Carbonfasern.

Das Ausnutzen von Hilfsfasem zur gezielten Beeinflussung des Faserorientierungsgrades von Carbonfasem in einem Krempelflor wird in keiner der zuvor zitierten Druckschriften aus dem Stand der Technik beschrieben.

Die Carbonfasem können aus Altteilen oder Abfällen beispielsweise der Produktgattung Gewebe, Gelege, Geflechte oder deren Sandwich in Form von Preformen und/oder aus Abfallmaterialien oder Altteil der Produktgattung Faserverbundwerkstoff in einer krempelbaren Faser und/oder Faserbündelform in ungeordneter Wirrlage und mit mittleren Faser- bzw. Faserbündellängen von bevorzugt im Bereich von 20 bis 150 mm, weiter vorzugsweise etwa 40 mm bis etwa 70 mm gewonnen und separiert werden. Eine beispielhafte geeignete Vorrichtung zum Auftrennen textiler Faserbündel in Einzelfasern wird in der DE 10 2009 023 641 A1 beschrieben, auf deren Inhalt hiermit Bezug genommen wird. Als separierende Prozesse sind weiterhin beispielsweise das Reißen oder die Aufbereitung von harten Carbonfaserverbundwerkstoffen (CFK) mittels Pyrolyse oder Lösungsmittelbehandlung bekannt.

Erfindungsgemäß wird bevorzugt eine möglichst homogene Mischung aus thermoplastischen Bindefasern und endlichen Carbonfasern, Carbonfaserbündeln oder deren Mischung durch einen Krempelprozess zu einer Fasermatte verarbeitet. Die Carbonfasern werden mehr oder minder gezielt orientiert, Anteile der thermoplasti- sehen Fasern werden durch Hitze in einen klebenden Zustand gebracht, verdichtet, zu einer Plattenware verpresst und danach abgekühlt.

Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es, Carbonfasern, Carbonfaserbündel oder deren Mischung, die beispielsweise aus textilen Produktionsabfällen, verklebten oder ausgehärteten Produktionsabfällen, aus aufbereiteten Alt-CFK-Bauteilen oder dergleichen als Verstärkungsfasern separiert wurden, einzusetzen, womit ein kostengünstigeres Ausgangmaterial zur Verfügung steht und die in den genannten Altstoffen enthaltenen Carbonfasern erneut einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren ist somit in vorteilhafter Weise nicht auf geschnittene Gewebereste als Ausgangsmaterial beschränkt. Andere in wesentlich größeren Mengen anfallende Abfallformen wie Gelege, Geflechte, Stacks, verklebte Mehrschichthalbzeuge bis hin zu ausgehärteten CFK-Resten und Altteilen können als Quelle für daraus isolierte Carbonrecyclingfasern dienen und sind in diesem Verfahren ebenfalls einsetzbar. Gleiches gilt für separierte Recyclingfasern, Recycling- faserbündel oder deren Mischung, die aus eigenständigen Prozessen wie dem Reißen, einer Hammermühlenbehandlung oder einem thermisch/chemischen Aufbereitungsverfahren resultieren. Sie lassen sich aufgrund ihres hohen Zerfaserungsgrades bis zu den Einzelfasem und der vorliegenden Wirriage und Verschlingungen in einem Haufwerk mittels herkömmlicher Verfahren nicht gezielt und definiert orientieren. Das vorliegende Verfahren ermöglicht dies jedoch und lässt es daher zu, auch Fasem/Faserbündel solcher Herkunft flächenmassegleichmäßig zu einem Prepreg zu verarbeiten. Wenn es sich um Carbonabfälle oder Altteile handelt, die mit klebenden Harzen imprägniert sind, oder um CFK-Bauteile oder Bauteilreste, bei denen die Carbonfasern in einem Festkörperverbund eingebettet sind, werden die Carbonfasern zunächst von störenden Matrixsubstanzen befreit. Hierzu können beispielsweise Pyrolysetechniken eingesetzt werden oder die Abfälle werden mit überkritischen Lösungsmitteln behandelt. Als Produkt aus diesen Trennprozessen resultieren endliche Carbonfasern, Carbonfaserbündel oder deren Mischung als Haufwerk.

Ein bevorzugtes Merkmal des Verfahrens gemäß der vorliegenden Erfindung ist, dass man als Ausgangsmaterial mindestens einen Anteil an Carbonfasern einsetzt, die aus der Aufbereitung textilartiger Carbonabfälle und/oder aus dem stofflichen Recycling von CFK-Bauteilen hervorgegangen sind sowie gegebenenfalls einen Anteil an geschnittenen Primärfasern (Neuware).

Zunächst erzeugt man mindestens eine Schicht aus endlichen Carbonfasern durch flächiges Ablegen von endlichen Carbonfasem in einem Krempelprozess. Anders als im Stand der Technik stellt man nicht zunächst ein Kardenband her, sondern man verarbeitet eine in eine Krempelanlage einlaufende Faserschicht unmittelbar zu einem dünnen und massegleichmäßigen Faserflor.

Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung geht man so vor, dass man eine weitgehend homogene Mischung aus thermoplastischen Wirrbindefasern und endlichen Carbonwirrfasern und/oder ungeordnet vorliegenden Carbonfaserbündeln durch einen Krempelprozess ausrichtet, zu einer Fasermatte verarbeitet, mindestens Anteile der thermoplastischen Fasern durch Wärme in einen klebenden Zustand bringt, verdichtet und zu einem Plattenmaterial verpresst und danach abkühlt.

Die erfindungsgemäß eingesetzten Carbonfasern bzw. Carbonfaserbündel weisen bevorzugt eine mittlere Faserlänge von 10 mm bis 150 mm, vorzugsweise von 25 mm bis 150 mm, auf. Bei Einsatz sehr kurzer Carbonfasern bzw. Carbonfaserbündel mit einer mittleren Faserlänge von 10 mm bis 15 mm wird die Krempelbarkeit durch einen notwendigen Anteil längerer Trägerfasern bestimmt. Hierbei gilt, je kürzer die Carbonfasern in einem umso größeren Anteil sollten zusätzlich längere Trägerfasern der Krempel mit zugeführt werden. Dies können einerseits längere Carbonfasern als auch längere nicht auf Carbon basierende Fremdfasern sein.

Im Rahmen der vorliegenden Erfindung gibt es verschiedene bevorzugte Möglichkei- ten, die Carbonfasern und/oder Carbonfaserbündel mit dem thermoplastischen Matrixmaterial zu vermischen. Beispielsweise kann man am Eingang einer Krempelanlage Carbonfasern und thermoplastische Fasern jeweils als gesonderte Schicht zuführen und diese in der Krempel mischen.

Man kann beispielsweise eine thermoplastische Komponente in Form endlicher Fasern mit den Carbonfasern vor oder während einer Schichtbildung innig und homogen miteinander vermischen.

Man kann auch beispielsweise einzelne Faserkomponenten, nämlich Carbonfasern, thermoplastische Matrixfasern und gegebenenfalls weitere Fasern anderer Zusammensetzung jeweils sortenrein in unterschiedlichen Schichten als Faserflore oder Vliesstoffbahnen übereinander flächig ablegen und Maßnahmen treffen, um eine ausreichende Durchdringung aller Schichten durch die thermoplastische Matrixkomponente und eine kompakte Verbindung der Schichten untereinander nach der ther- mischen Verfestigung zu erzielen.

Bevorzugt ist im Rahmen der vorliegenden Erfindung, dass man eine Mischung aus Karbonwirrfasern, wirren Carbonfaserbündeln oder deren Mischung und thermoplastischen Bindefasern durch einen eigenständigen Fasermischprozess vor der Mattenherstellung oder durch einen Fasermischprozess während der Mattenbildung erzeugt.

Ein erfindungsgemäßes Halbzeug kann beispielsweise auch neben Carbonfasern aus carbonfaserhaltigen Abfällen oder Altteilen einen Anteil an Carbonfasern in Form endlicher Primärware (Neuware) enthalten. Ebenso kann dieses plattenförmige Halbzeug beispielsweise auch neben Carbonfasem weitere verstärkend wirkende Faseranteile in endlicher Form, insbesondere Para-Aramid, Glasfasern, Naturfasern, nicht schmelzende Chemiefasern und/oder höher als die Matrixfasern schmelzende Fasern enthalten. Als Techniken zur Herstellung erfindungsgemäßer insbesondere masse- oder volumengleichmäßiger carbonfaserhaltiger Flächengebilde können je nach der Art der einzusetzenden endlichen Carbonfasem, vorrangig in Abhängigkeit zu vorliegender Faserlänge, Faserlängenverteilung, beispielsweise an sich bekannte Trockentechniken wie das Vlies-Krempeln verwendet werden. Carbonfaserausgangsmaterial für das Verfahren sind beispielsweise:

- zerkleinerte Primärfasern ,

- zerkleinerte und/oder zerfaserte Gelege-, Gewebe-, oder Geflechtreste,

- zerkleinerte und /oder zerfaserte Fadenabfälle, Rovingreste, Randbeschnitt aus der

Gelegefertigung oder Restspulenmaterial,

- zerkleinerte und/oder zerfaserte und/oder thermisch oder mit einem Lösungsmittel vorbehandelte Prepregabfälle oder

- zerkleinerte und/oder zerfaserte und thermisch oder mit einem Lösungsmittel behandelte harzhaltige Abfälle, Hart-CFK-Teile und Altbauteile.

Nachfolgend werden beispielhaft konkretere und bevorzugte Ausgestaltungsvarianten des erfindungsgemäßen Verfahrens näher erläutert.

Faserförmige Zumischanteile wie die später bindend wirkenden thermoplastischen Faserstoffe können beispielsweise in einem eigenständigen Prozessschritt vor der Schichtbildung z.B. über eine textile Fasermischstraße oder unmittelbar während der Schichtbildung z.B. in einer Krempel innig homogen mit den Carbonfasern vermischt werden. Beispielsweise mittels einer textilen Krempel die bezüglich ihrer Walzenbeschläge an die Verarbeitung von Carbonfasern angepasst und die gegen den Austritt elektrisch leitfähiger Carbonfaserstäube nach außen abgeschottet ist, werden die Carbonfasern in einer innigen und homogenen Mischung zu einem flächenmasse- gleichmäßigen Faserflor verarbeitet. Dieser Faserflor mit Flächenmassen von bevor- zugt etwa 15 bis 60 g/m 2 wird beispielsweise in einem nachfolgenden Täfelprozess bis zur gewünschten Endflächenmasse des thermisch verfestigten Halbzeuges mit Längs- oder Quertäfler getäfelt oder durch das Übereinanderfahren einer Anzahl von n Floren von n in Reihe arbeitenden Krempeln erreicht. Über die Parameter der Florflächenmasse, die aus der Krempel ausgetragen wird, und den Täfelprozess kann die Flächenmasse der Florschichtung definiert eingestellt werden. Über die Wahl der Krempelparameter, insbesondere das Verhältnis von Fasereinlaufgeschwindigkeit und Floraustragsgeschwindigkeit lassen sich unterschied- liehe Faserlängsorientierungen im Krempelflor erzielen. Diese Einstellung an der Krempel und/oder ein zusätzlich nachfolgendes Vliesstrecken eines vorher getäfelten oder mehrfach doublierten Krempelflores lassen einen solchen Grad der Faserausrichtung entstehen, dass in einer daraus hergestellten FVW-Platte mit

Thermoplastmatrix, beispielsweise Polypropylenmatrix, gezielt Anisotropien der Ver- bundfestigkeiten und/oder Verbundsteifigkeiten in einem Bereich von insbesondere 1 :1 ,5 bis 1 :10, vorzugsweise 1 :2 bis 1 :7 eingestellt werden können. Die Bestimmung der angestrebten Faserausrichtung (Anisotropie) erfolgt an einer Faserverbundwerkstoff-Platte (FVW-Platte). Die Herstellung einer solchen FVW-Platte erfolgt dabei zum Beispiel nach folgenden Vorgaben:

- Stanzen von Krempelfloren bestehend aus einer Mischung von Carbonfasern und Polypropylenfasern in Stücken von x cm Länge und y cm Breite, die beispielsweise auch quadratisch sein können;

- überschreitet der Carbonfaseranteil im Krempelflor etwa 40% erfolgt bevorzugt ein zusätzliches Ausstanzen von PP-Folie in Stücken von etwa gleicher Länge und Breite

- es werden mehrere Schichten der Carbonkrempelflore übereinander gelegt, wobei die Flore in gleicher Laufrichtung übereinander abgelegt werden. Übersteigt der Carbonanteil im Krempelflor etwa 40%, werden bevorzugt die zusätzlich ausgestanzten PP-Folien, beginnend auf Ober- und Unterseite, bei Erfordernis zusätzlich alternierend zwischen den Krempelflorschichten eingelegt;

- Verpressen dieses so gebildeten Sandwiches in einer Plattenpresse bei Temperaturen von beispielsweise etwa 200°C und bei einem an der Presse eingestellten Druck von beispielsweise etwa 400 N/cm 2 ;

- nach dem Abkühlen werden aus dem CF/PP-Verbund bevorzugt rechteckige Probenkörper, einmal längs und einmal im 90°-Winkel zur Faserorientierung geschnitten, wobei daran beispielsweise die Zugspannungen in [MPa] und der Zug-E-Modul

[GPa] ermittelt werden können; - wobei ein Quotient aus den beiden Mittelwerten von beispielsweise jeweils mindestens 5 Einzelmessungen der Zugspannungen und/oder des Zug-E-Moduls in Krempellaufrichtung und quer zur Krempellaufrichtung die Anisotropie ergibt. Nach den Prozessschritten Fasermischen, Krempeln, Täfeln/Doublieren, erforderlichenfalls Vliesstrecken, kann dieses lose flächige, masse- und mischungsgleich- gleichmäßige Fasergelege aus endlichen, gerichteten Carbonfasern und textilen Thermoplastfasern so stark aufgeheizt werden, dass die Thermoplastfasern erweichen oder schmelzen, anschließend kann über Pressdruck kompaktiert, und unter Druck oder ohne zusätzlichen äußeren mechanischen Pressdruck abkühlend verfestigt werden. Die so herstellbare Bahnenware kann beispielsweise anschließend aufgewickelt, zu Platten geschnitten oder in unregelmäßig flächige Formen gestanzt werden.

Bevorzugt bestimmt der Anteil der Thermoplastkomponente die erreichbare Kompaktheit des Produktes. Technologische Grenzen des Anteils von thermoplastischen Fasern in den Carbonfasern bestehen nicht. Aus Produktsicht wird sich die Anwendung im Bereich von 5 bis 95% Carbonfaseranteil, vorzugsweise im Bereich von 30% bis 80% Karbonfasern bewegen.

Neben den Carbonfasern können weitere endliche Faserstoffe wie beispielsweise Naturfasern, para-Aramidfasern, Glasfasern, Keramikfasern oder Polyacrilnitrilfasern in den Verfahrensprozess einfließen. Diese werden analog der Thermoplastfasern vor dem Krempeln oder während des Krempeins innig und homogen miteinander gemischt.

Das innig homogene Mischen an der Krempel erfolgt bevorzugt dadurch, dass der Krempel eine flächenmassegenaue und flächenmassekonstante Faserschichtung zugeführt wird, in der die in der Krempel zu mischenden unterschiedlichen Faserstof- fe als übereinander liegende flächenmassegenaue und flächenmassekonstante Faserschichten zugeführt werden. Derartige flächenmassegenaue und flächenmassekonstante Schichtungen können beispielsweise durch das Übereinanderfahren von Faserschüttungen aus in Reihe geschalteten konventionellen Krempelspeisungen wie beispielsweise Füllschächte, Faserspeiser oder über gering verfestigte, separate Vliesstoffschichten erfolgen. Die faserstoffliche Zusammensetzung der einzelnen Schichten kann jeweils unterschiedlich sein, wobei einzelne Schichten bereits aus einer definierten Mischung unterschiedlicher Faserstoffe bestehen können. Die durch einen derartigen Krempelprozess erzeugbaren Faserflore mit gerichteten Carbonfasern können beispielsweise nach dem Krempelprozess zusätzlich mit bekannten Verstärkungsstrukturen aus Endlosfaserstoffen wie beispielsweise Fäden, Rovings, Gelegen, Geweben, Gittern, Geflechten und Gestricken stofflich kombiniert werden, die im thermischen Verfestigungsprozess mit den Faserflorschichten der Krempel verbunden ein Halbzeug für Faserverbundwerkstoffherstellung mit

Thermoplastmatrix bilden.

Entsprechend den vorliegenden Carbonfaserlängen können diese direkt in den Pro- zess der Schichtbildung einfließen oder zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit weiter zerkleinert und/oder beispielsweise mit einer Schlichte, haftvermittelnden Substanzen oder anderen im späteren Kunststoff wirksam werdenden zusätzlichen Mitteln wie Flammhemmern, Farbstoffen, Entformungshilfen oder Tribologiehilfsmittel ausgerüstet bzw. gemischt werden. Weiter ist es möglich, zu den Carbonfaserstoffen zusätzlich funktionell wirkende Fremdfaserstoffe beispielsweise zur Schlagzähmodifi- zierung oder mechanischen Verstärkung wie para-Aramid, Glasfasern, Naturfasern oder nichtschmelzende Chemiefasern bzw. höher als die Matrixfaser schmelzende Fasern zuzumischen. Faserförmige Zumischanteile wie die später bindend wirkenden thermoplastischen Faserstoffe können in einem eigenständigen Prozessschritt vor der Schichtbildung, z.B. über eine textile Fasermischstraße, oder unmittelbar während der Schichtbildung, z.B. in einer Krempel, mit den übrigen Faseranteilen innig und möglichst homogen vermischt werden. Nutzt man die Möglichkeiten einer Systemmischung, werden die einzelnen Faserkomponenten sortenrein beispielsweise in unterschiedlichen Schichten als Faserflore oder Vliesstoffbahnen übereinander abgelegt. Wichtig ist hier, dass die thermoplastische Bindekomponente alle Schich- ten ausreichend durchdringt, um so nach der thermischen Verfestigung eine kompakte Verbindung aller Schichten untereinander sicherzustellen. Erreicht werden kann dies durch eine homogene Mischung aller Komponenten untereinander, mit beispielsweise einem alternierenden Aufbau dünner Schichten mit Thermoplast und Verstärkungskomponente oder beispielsweise durch ein intensives Durchstechen von thennoplastischen Bindefasem durch die Carbonfaserschicht mit einem

Vemadelungsvorgang. Bei dünnen Schichten oder einer guten Durchtränkbarkeit mit thermoplastischer Schmelze genügt ein Sandwich, in dem die nichtschmelzenden Komponenten als Kemlage angeordnet sind.

Als thermoplastisch bindende Komponenten kommen in der Regel die unterschiedlichsten aus dem Stand der Technik bekannten thermoplastischen Kunststoffmatnces in Betracht. Dies reicht vom niedrig schmelzenden Polyethylen über Polypropylen, Polyamide, bis hin zu den hoch schmelzenden Thermoplasten PEEK oder PEI. Die thermischen Verfestigungsparameter wie Temperatur, Verweilzeit, Druck und eventuell Einsatz von Inertgasatmosphäre müssen an die Besonderheiten dieser Polymere angepasst werden. Die einsetzbaren Formen der thermoplastischen Bindekomponenten reichen von kleinen Partikeln wie Pulvern über Kurzfasern, textile Langfasern, Vliesstoff- oder Faserstoffschichten, Spinnvliesstoffen, Folien bis hin zu

Polymerschmelzen.

Nach der Kombination der endlichen Carbonfasern mit dem thermoplastischen Binder in einer flächigen Schichtanordnung mit einem möglichst konstanten Masseverhältnis von Carbonfaser zu Thermoplast wird diese Schichtung aufgeheizt, so dass die Thermoplastkomponente erweicht oder schmilzt. Bei Einsatz einer

Polymerschmelze wäre dieser Schritt allerdings nicht erforderlich. Hier kann der Auftrag beispielsweise über Breitdüsen auf die Carbonfaserschicht erfolgen - anschließend über Druck kompaktiert und unter Druck oder ohne zusätzlichen äußeren mechanischen Pressdruck abkühlend verfestigt werden.

Der Anteil der Thermoplastkomponente bestimmt die erreichbare Kompaktheit der Plattenware. Die Untergrenze des Thermoplastanteils liegt vorzugsweise bei etwa 5%, wobei für einen nachweisbaren Verfestigungseffekt Carbonfasern und

Thermoplastkomponente möglichst homogen innig miteinander vermischt werden sollten. Bei Sandwichverfahren sind Mindestbindeanteile von etwa 15 bis 25% vorteilhaft.

Über den Anteil der Thermoplastkomponente kann beispielsweise die Härte des plat- tenförmigen Halbzeugs in einem weiten Bereich variiert werden. Dies reicht von ei- nem kompakten porenfreien Zustand über zunehmende Porigkeiten bis hin zu einem thermisch verfestigten Faservlieszustand geringer Dichte. Zusätzlich zu den verwendeten Carbonfaserstoffen können weitere Faserstoffe in endlicher Form verwendet werden. Diese können analog der Carbonfaserkomponenten durch Fasermischpro- zesse vor oder während der Schichtbildung oder als separate Systemkomponenten bei der Materialschichtung zugeführt werden.

Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist weiterhin ein plattenförmiges Halbzeug aus einem Faserverbundwerkstoff, welches in einem Verfahren der zuvor genannten Art hergestellt wurde und bei dem der Anteil des thermoplastischen Matrixmaterials im Halbzeug in einem Bereich von zwischen etwa 5 % und etwa 95 %, vorzugsweise bei etwa 30 % bis etwa 70 % liegt.

Bevorzugt ist bei einem solchen plattenförmigen Halbzeug, dass die Carbonfasern, Carbonfaserbündel oder deren Mischung endliche Längen aufweisen und/oder über eine Längenverteilung verfügen und die Carbonfasern und/oder Carbonfaserbündel im Halbzeug so vorliegen, dass Anteile davon nicht das gesamte Halbzeug unterbrechungsfrei durchziehen. Weiterhin ist es bevorzugt so, dass dieses plattenförmige Halbzeug aus endlichen Carbonfasern, Carbonfaserbündeln oder deren Mischung und weiteren endlichen Verstärkungsfasern hergestellt ist, insbesondere ausgewählt aus Naturfasern, para- Aramidfaserstoffen und Glasfasern. Beispielsweise kann ein derartiges plattenförmiges Halbzeug auch mit endlosen Verstärkungsfasern wie Endloskarbonrovings, para- Aramid- und/oder Glasfilamentgarnen in Form von Fäden, Gelegen, Geweben oder Gittern kombiniert werden.

Die in den Unteransprüchen genannten Merkmale betreffen bevorzugte Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Aufgabenlösung. Weitere Vorteile der Erfindung er- geben sich aus der nachfolgenden Detailbeschreibung.

Nachfolgend wird anhand von konkreten Ausführungsbeispielen die vorliegende Erfindung näher erläutert. Es versteht sich, dass diese Ausführungsbeispiele nur exemplarischen Charakter haben und die Erfindung in keiner Weise auf die darin genannten konkreten Maßnahmen und Parameter beschränkt ist.

Ausführunqsbeispiel 1

Eine homogene Fasermischung aus 70% Polypropylen der Feinheit 7dtex und einer Nennfaserlänge von 60mm und 30% Abfallcarbonfasern aus der Gelegefertigung mit einer mittleren Faserlänge von 65 mm wurden mit einer Krempel, die mit 3 Arbeiter/Wenderpaaren bestückt war, zu einem Faserflor der Flächenmasse von 25 g/m 2 verarbeitet. Durch den Krempelprozess wurde solch eine Faserlängsorientierung im Faserflor erzeugt, dass bei Verarbeitung von 10 Lagen dieses Flors durch Übereinanderlegen in gleicher Warenrichtung und Verpressen in einer Plattenpresse bei 200°C und einem an der Presse eingestellten Druck von 400 N/cm 2 ein Faserverbundwerkstoff erhalten wurde, welcher in Laufrichtung des Krempelflores im Faser- Verbundwerkstoff einen um den Faktor 5 höheren Zug-E-Modul aufwies als im Winkel von 90° dazu.

Ausführungsbeispiel 2 Verarbeitung einer Faser/Faser-Mischung zu plattenförmigen Halbzeugen

Für die Herstellung von plattenförmigen carbonfaserhaltigen Halbzeugen wurden aus 100% Carbongewebeabfällen gewonnene Carbonrecyclingfasern mit einer mittleren Faserlänge von 40 mm und eine handelsübliche, textile PA6-Stapelfaser 3,3 dtex, 60 mm als Ausgangsmaterial eingesetzt. Beide Materialien wurden in einem Masseverhältnis von 30% PA6 und 70% Recyclingcarbonfasern (RCF) über ein textilindustrieübliches Mischbett und anschließende Mischöffnertechnik als sogenannte Flockenmischung intim miteinander vermischt. Diese Fasermischung wurde anschließend einer Krempelanlage vorgelegt. Durch den Krempelprozess wurde solch eine Faser- längsorientierung im Faserflor erzeugt, dass bei Verarbeitung von 10 Lagen dieses Flors durch Übereinanderlegen in gleicher Warenrichtung mit Zwischenlegen von PA6-Folien auf einen Endcarbonfasergehalt von 35 % und Verpressen ineiner Plattenpresse bei 240 °C ein Faserverbundwerkstoff erhalten wurde, welcher in Laufrich- tung des Krempelflores im Faserverbundwerkstoff einen um den Faktor 3 höheren Zug-E-Modul aufwies als im Winkel von 90 ° dazu.

Ausführungsbeispiel 3

Verarbeitung einer flächigen Systemmischung zu plattenförmigen Halbzeugen

Auf einer Krempelanlage wurden unter Nutzung eines Quertäflers und einer anschließenden Vernadelungsmaschine 2 Vliesstoffbahnen mit einer Flächenmasse von 180 g/m 2 aus 100% einer handelsüblichen textilen PA6-Faser 3,3 dtex, 60 mm hergestellt. Die beiden Vliesbahnen wurde nur leicht mit 12 Stichen/cm 2 einmal von oben vernadelt. In einem folgenden Arbeitsschritt wurden 100% aus Gewebeabfällen gewonnene Recyclingcarbonfasern mit einer mittleren Faserlängen von 40 mm mittels speziell für die Verarbeitung von Carbonfasern technisch modifizierter Krempel- technik zu einem flächigen Krempelflor flächenmassegleichmäßig mit 30 g/m 2 Krempelflor verarbeitet und dieses kontinuierlich aus der Krempel abgezogene Flor mit einem Quertäfler auf ein im Winkel von 90° dazu kontinierlich laufenden Ablageband quer und überlappend so abgelegt, dass eine Flächenmasse von 780 g/m 2 abgelegt wurde. Zwischen Ablageband und der aufzutäfelnden Carbonfaserflorschichtung wurde eine der vorher gefertigten Nadelvliesbahnen gelegt, so dass die

Carbonfaserschichtung auf dem PA6-Nadelvlies angeordnet war.

Vor dem Einlauf in die nachfolgende Nadelmaschine wurde das zweite PA6- Nadelvlies mit 180 g/m 2 als Abdeckschicht aufgerollt, so dass damit ein Sandwich von 180g/m 2 PA6-Nadelvlies - 780 g/m 2 RCF-Florschichtung - 180 g/m 2 PA6- Nadelvlies aufgebaut wurde. Dieses Sandwich wurde mit jeweils 25 Stichen/cm 2 von oben und unten verfestigend vemadelt. Durch den Nadelvorgang wurden Anteile der PA6-Vliesdeckschichten durch die RCF-Schicht durchgenadelt, so dass es quasi zu einer gewissen Durchmischung von PA6 mit der RCF-Schicht kam, was sich für die Stabilität des späteren erreichbaren thermischen Verfestigungsgrades positiv aus- wirkte. Die so hergestellten Nadelvliese mit PA6-Außenschicht und RCF im Kernbereich wurden als Stücke von 30 cm x 30 cm übereinandergelegt und mit einer Etagenpresse bei 240°C mit 50 bar 100s verpresst und anschließend abgekühlt. Von den resultierenden Platten wurden die noch unverfestigten weichen Kanten mit einer Schlagschere abgetrennt. Nachfolgend wird das Arbeitsprinzip einer im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendbaren Krempel beispielhaft unter Bezugnahme auf die beiliegende Zeichnung näher beschrieben.

Dabei zeigt die Figur 1 eine schematisch vereinfachte Darstellung des Prinzips einer Krempelanlage, welche beispielsweise geeignet ist zur Herstellung eines Faserflors umfassend unter anderem Carbonfasern nach dem erfindungsgemäßen Verfahren. Die Darstellung zeigt mindestens eine (in der Zeichnung links) in die Krempelanlage einlaufende Faserschicht 14, die zunächst über Einlaufwalzen 1 , 2 auf einen sich gegenüber den Einlaufwalzen im umgekehrten Drehsinn rotierenden Vorreißer 3 gelangt. Zwischen diesem Vorreißer 3 und der sich im gleichen Drehsinn wie dieser Vorreißer drehenden Haupttrommel (Tambour) 5 ist eine Übergabewalze 4 angeord- net, die sich entgegengesetzt zu Vorreißer 3 und Haupttrommel 5 dreht. Am Umfang der Haupttrommel 5 sind in verschiedenen Umfangspositionen diverse Arbeiter 6 und Wender 7 angeordnet. Die Aufgabe dieser Einrichtungen besteht darin, die einlaufende Faserschicht 14 in der Krempelanlage bis zur Einzelfaser zu zerfasern und wieder zu einem dünnen und massegleichmäßigen Faserflor mit einer definierten Flächenmasse zu formieren. Dabei wird vorzugsweise eine Faserlängsorientierung angestrebt.

Hinter der Haupttrommel 5 ist nach einem Volant 8 mit Volantreiniger 9 eine zu dieser im entgegengesetzten Drehsinn rotierende Abnehmertrommel 10 angeordnet, an der sich an der stromabwärts gelegenen Seite ein Hacker 11 befindet. Von dieser Abnehmertrommel 10 wird ein Faserflor 12 in Form einer Endlosfläche mit einer Flächenmasse bis maximal etwa 80 g/m 2 , vorzugsweise etwa 15-30 g/m 2 , ausgetragen, wobei die im Flor anteilig vorhandenen Carbonfasern eine bevorzugte und definiert eingestellte Faserlängsausrichtung aufweisen. Bezugszeichenliste

1 Einlaufwalzen

2 Einlaufwalzen

3 Vorreißer

4 Übergabewalze

5 Haupttrommel (Tambour)

6 Arbeiter

7 Wender

8 Volant

9 Volantreiniger

10 Abnehmertrommel

11 Hacker

12 Faserflor mit bevorzugt längs ausgerichteten Carbonfasern 13 Materialfluss

14 einlaufende Faserschicht