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Title:
METHOD AND SYSTEM FOR ANALYSING THE WEAR BEHAVIOUR OF BRAKE LININGS
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2017/016899
Kind Code:
A1
Abstract:
A method for analysing the wear behaviour of brake linings of a brake system has at least the following steps: a) making available a brake system with at least one or more brakes, each with one or more brake linings (6a, 6b) which each have a lining carrier plate (10, 11) and a friction lining composed of at least two or more friction material layers (12, 13) which are composed of different friction materials; and at least one evaluation device (8); b) determining the wear which is brought about per brake during braking operations with at least one wear sensor per brake; c) determining the braking energy which is brought about per brake during braking operations with the evaluation device; d) repeated determination of an instantaneous gradient of a curve which relates the values determined in steps b) and c) and preferably a route information item to one another; and e) outputting a signal at an output device if the gradient changes.

Inventors:
SCHÖNAUER MANFRED (DE)
PAHLE WOLFGANG (DE)
DRESEN DIRK (DE)
Application Number:
PCT/EP2016/066853
Publication Date:
February 02, 2017
Filing Date:
July 15, 2016
Export Citation:
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Assignee:
KNORR BREMSE SYSTEME FUER NUTZFAHRZEUGE GMBH (DE)
International Classes:
B60T17/22
Foreign References:
DE4316993A11994-11-24
DE102009011986A12010-09-16
EP0859164A11998-08-19
DE20208841U12002-08-22
DE10127480A12002-03-28
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Claims:
ANSPRÜCHE

1 . Verfahren zur Analyse des Verschleißverhaltens von Bremsbelägen eines Bremssystems, mit zumindest folgenden Schritten

a) Bereitstellen eines Bremssystems mit wenigstens einer oder mehreren Bremsen mit jeweils einem oder mehreren Bremsbelägen (6a, 6b), der/die eine Belagträgerplatte (10, 1 1 ) und einen Reibbelag aus wenigstens zwei oder mehr Reibmaterialschichten (12, 13) aufweist/aufweisen, deren Reibwert unterschied- lieh ist, und wenigstens einer Auswertungseinrichtung (8);

b) Ermitteln des bei Bremsungen umgesetzten Verschleißes je Bremse mit wenigstens einem Verschleißsensor je Bremse;

c) Ermitteln der bei Bremsungen umgesetzten Bremsenergie je Bremse mit der Auswertungseinrichtung;

d) wiederholtes Ermitteln einer momentanen Steigung einer Kurve, welche die in den Schritten b) und c) ermittelten Werte und vorzugsweise eine Fahrtstreckeninformation zueinander in Bezug setzt; und

e) Ausgabe eines Signales an einem Ausgabegerät, wenn sich die Steigung verändert.

2. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass im Schritt f) eine Ausgabe eines Signales an einem Ausgabegerät zumindest dann erfolgt, wenn sich die Steigung über einen vorgegebenen Grenzwert hinaus ändert. 3. Verfahren nach Anspruch oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass im Schritt f) eine Ausgabe eines Signales an einem Ausgabegerät zumindest dann erfolgt, wenn sich die Steigung über einen Toleranzbereich oder ein Toleranzband hinaus ändert.

4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sämtliche der Bremsbeläge (6a, 6b) die Belagträgerplatte (10, 1 1 ) und den Reibbelag aus wenigstens zwei oder mehr Reibmaterialschichten (12, 13) aufweist/aufweisen.

5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke (D1 ) wenigstens einer der Reibmaterialschichten (12, 13) des wenigstens einen Bremsbelages (6a, 6b) einem Endverschleißmaß dieses Bremsbelages entspricht und dass ein Signal ausgegeben wird, wenn das Erreichen dieses Endverschleißmaßes erkannt wird. 6. Bremssystem zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, mit zumindest folgenden Merkmalen:

a) Bereitstellen eines Bremssystems mit wenigstens einer oder mehreren Bremsen mit jeweils einem oder mehreren Bremsbelägen (6a, 6b), der/die eine Belagträgerplatte (10, 1 1 ) und einen Reibbelag aus wenigstens zwei oder mehr Reibmaterialschichten (12, 13) aufweist/aufweisen, deren Reibwert unterschied- lieh ist, und wenigstens einer Auswertungsein chtung (8), die dazu ausgelegt ist, das Verfahren nach einem er Ansprüche 1 bis 5 auszuführen.

7. Bremssystem nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke (D1 ) wenigstens einer der Reibmaterialschichten (12) des wenigstens einen Bremsbelages einem Endverschleißmaß des Bremsbelages entspricht.

8. Bremssystem nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke einer äußeren der Reibmaterialschichten (12, 13) größer ist als die Dicke (D1 ) der inne- ren Reibmaterialschicht.

9. Bremssystem nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Bremsen Scheibenbremsen sind. 10. Bremssystem nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Scheibenbremsen als druckluftbetätigte Scheibenbremsen ausgebildet sind.

1 1 . Bremsbelag für ein Bremssystem nach einem der Ansprüche 6 bis 10, mit einer Belagträgerplatte und einem Reibbelag (1 1 ) aus wenigstens zwei oder mehr Reibmate- rialschichten (12, 13), deren Reibwert unterschiedlich ist; dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke (D1 ) wenigstens einer der Reibmaterialschichten (12) einem Endverschleißmaß des Bremsbelages entspricht.

Description:
BESCHREIBUNG

Verfahren und System zur Analyse des Verschleißverhaltens von Bremsbelägen

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Analyse des Verschleißverhaltens von Bremsbelägen und ein Bremssystem zur Durchführung des Verfahrens.

Fig. 1 zeigt ein Fahrzeugbremssystem für ein Fahrzeug mit hier beispielhaft vier auf zwei Achsen 5a (Vorderachse, auch als VA bezeichnet), 5b (Hinterachse, auch HA) verteilten Scheibenbremsen 1 , 2, 3, 4, die jeweils zwei Bremsbeläge 6a, 6b aufweisen. Diese Bremsbeläge 6a, 6b werden bei Bremsungen jeweils gegen hier nicht dargestellte Bremsscheiben der Scheibenbremsen 1 - 4 gepresst, um das Fahrzeug abzubremsen. Infolge der Bremsungen verschleißen die Bremsbeläge 6a, 6b und die Brems- Scheibe. Um den Verschleiß der Bremsbeläge 6a, 6b und der Bremsscheibe als Summensignal zu ermitteln, ist es bekannt, Verschleißsensoren 7 an den vier Scheibenbremsen 1 - 4 jeweils über eine Verbindung wie Kabel 8 oder drahtlos an eine Auswertungseinrichtung 9 anzuschließen. Diese kann - bei dem Stand der Technik und auch bei der Erfindung -als Teil eines übergeordneten, hier nicht weiter dargestellten - Fahr- zeugzustandsermittlungs- und -Informationssystems ausgelegt sein.

Nach dem in Fig .1 abgebildeten Stand der Technik ist vorgesehen, dass die vier Scheibenbremsen 1 - 4 jeweils einen der Belagverschleißsensoren 7 - nachfolgend auch Einzelsensor genannt - aufweisen, deren Ausgänge jeweils über eines der Kabel 8 an die Auswertungseinrichtung 9 angeschlossen sind, so dass an dieser im Betrieb des Fahrzeugs Informationen über den jeweiligen Verschleißzustand der Bremsbeläge 6a, 6b der Scheibenbremsen bereitstehen (siehe z.B. die EP 0 590 388 B1 ). Mit einem nicht dargestellten Endkontakt wird ermittelt, ob der Verschleiß der Beläge so weit fortgeschritten ist, dass ein Belagwechsel erforderlich ist. In diesem Fall wird ein entspre- chendes Warnsignal ausgegeben und der Auswertungseinrichtung 9 zugeführt. Die Auswertungseinrichtung 9 gibt beim Erreichen eines vorgegebenen Restverschleißmaßes der Bremsbeläge über eine Ausgabeeinrichtung wie ein Display ein Signal zur Anzeige eines anstehenden Belagwechsels aus, um Beschädigungen an Bremse, Bremsenteilen und Bremsscheibe zu verhindern und um ein Durchziehen der abgefahrenen Bremsbeläge durch eine zu große Abnutzung zu vermeiden. Bekannte Verschleißsensoren - insbesondere deren Endkontakte - sind allerdings relativ teuer und erfordern einen relativ hohen Montageaufwand.

Aus der DE 101 50 047 A1 ist es auch bekannt, die bei einer Bremsung auftretende Energie zu ermitteln, einen Vergleich dieser Bremsenergie mit einem Bremsenergiegrenzwert durchzuführen und im Falle eines Überschreitens dieses Grenzwertes eine Nachstellbewegung zum Ausgleich des aufgetretenen Verschleißes durchzuführen.

Nach einer Variante der DE 101 50 047 A1 wird die Bremsenergie ohne zusätzliche Sensoren direkt aus dem Bremsmoment und dem Raddrehwinkel errechnet. Bevorzugt wird dazu der Raddrehwinkel mittels eines ABS-Systems mit einem Polradsensor ermittelt, der bei modernen Bremssystemen stets vorhanden ist und von daher keinen apparativen Mehraufwand bedeutet. Ebenfalls bevorzugt wird das Bremsmoment auf einfache Weise aus dem Bremszylinderdruck ermittelt, welcher einem EBS- oder ABS- Steuerungsrechner bzw. einer Steuerungseinrichtung (welche eine entsprechende Softwareroutine als Auswertungseinrichtung aufweisen kann) ebenfalls zugeleitet.

Zweckmäßig - dies kann empirisch ermittelt werden - wird eine Nachstellung jeweils beim Überschreiten eines Energiegrenzwertes von 2 bis 8 MJ, insbesondere 5MJ eingeleitet, um einerseits die Häufigkeit der Nachstellvorgänge relativ gering zu halten und um andererseits stets eine genügende Bremssicherheit aufrecht zu erhalten.

Die Bremsenergie wird nach der DE 101 50 047 A1 - und dieses Verfahren ist auch erfindungsgemäß beispielhaft gut einsetzbar - näherungsweise aus dem Drehzahlsignal und dem Bremsdrucksignal ermittelt:

W B = M B ( p B , wobei

W B := Bremsenergie;

M B := Bremsmoment;

( B := Raddrehwinkel.

Der Raddrehwinkel wird unmittelbar über einen z.B. für eine ABS- und/oder EBS- Funktion eines Bremssystems zur Bremsregelung sowieso benötigten und daher bereit- stehenden Drehzahlsensor bestimmt. Der Drehzahlsensor besteht aus einem Polrad, welches mit der Radnabe umläuft und einem feststehenden Geber, der die vorbei bewegten Zähne, Magnetspulen usw. des Polrades mit einem Spannungsimpuls registriert. Bei z.B. 100 Zähnen pro Polrad entspricht somit ein Impuls einem Raddrehwinkel von 3,6°. Durch Aufsummieren dieser Impulse wird von der Auswertungseinrichtung der Raddrehwinkel während der Bremsphase ermittelt.

Das Bremsmoment wird vorzugsweise mittels des in einem ABS-/EBS-System vorhandenen Drucksensors mit der Auswertungseinrichtung durch Ermittlung des Bremszylinderdruckes nach folgender Formel berechnet:

M B = (Pz - P A n) A z i ε C* r eff ,

wobei

Pz Druck im Bremszylinder und

ΡΑΠ Anlegedruck der Bremse

Kraftübersetzungsverhältnis der Bremse

ε mechanischer Wirkungsgrad des Kraftübersetzungsmech

der

Bremse

C* Bremsenkennwert * 2 χ μ Β

Reibungswert des Bremsbelages reff = wirksamer Reibradius der Bremsscheibe

Z = Anzahl der aufsummierten Drehwinkelimpulse eines ABS-Polrades A z = wirksame Kolbenfläche des Bremszylinder. Zudem kann die pro Drehung entsprechend einem Zahn eines ABS-Polrades, also die pro Drehzahlimpuls, umgesetzte Bremsenergie wie folgt ermittelt werden

W = (ΡΖ - ΡΑ Π ) Κ

Wobei:

K A z i ε C * r eff 2π/η;

P z = Druck im Bremszylinder und

P An = Anlegedruck der Bremse

Die umgesetzte Bremsenergie wird somit durch einfache Verknüpfungen des Bremszy- linderdruck-Signales mit der Anzahl der Raddrehimpulse ermittelt.

Die angegebenen Formeln sind beispielhaft und müssen nicht zwingend für die Ermittlung der Bremsenergie verwendet werden. Sie eignen sich für Scheibenbremsen mit elektromotorischer oder pneumatischer Betätigung sowie mit einem Schwimm-, Fest- oder Schiebesattel. Vorzugsweise umfasst das Nachstellsystem auf beiden Seiten der Bremsscheibe jeweils wenigstens eine der elektromotorische Nachstelleinrichtungen.

Aus der DE 199 33 396 A1 ist es auch bekannt, aus der Bremsenergie den Gesamtverschleiß von Bremsbelägen, aufsummiert über sämtliche Bremsungen seit einem Belag- Wechsel - zu ermitteln.

Vor diesem Hintergrund ist es die Aufgabe der Erfindung, ein einfaches Verfahren und ein Bremssystem zu schaffen, mit denen auffällige Entwicklungen im Belagverschleißverhalten von Bremsbelägen einfach erkennbar sind.

Die Erfindung erreicht dieses Ziel in Hinsicht auf das Verfahren durch den Gegenstand des Anspruchs 1 und in Hinsicht auf das Bremssystem durch den Gegenstand des Anspruchs 6. Ein erfindungsgemäßes Verfahren umfasst vorzugweise zumindest folgende Schritte: a) Bereitstellen eines Bremssystems mit wenigstens einer oder mehreren Bremsen mit jeweils einem oder mehreren Bremsbeläge, der/die eine Belagträgerplatte und einen Reibbelag aus wenigstens zwei oder mehr Reibmaterialschichten aufweist/aufweisen, deren Reibwert unterschiedlich ist die aus unterschiedlichen Reibmaterialien bestehen; und wenigstens einer Auswertungseinrichtung;

b) Ermitteln des bei Bremsungen umgesetzten Verschleißes je Bremse mit wenigstens einem Verschleißsensor je Bremse;

c) Ermitteln der bei Bremsungen umgesetzten Bremsenergie je Bremse mit der Auswertungseinrichtung; d) wiederholtes Ermitteln einer momentanen Steigung einer Kurve, welche die in den Schritten b) und c) ermittelten Werte und vorzugsweise eine Fahrtstrecken Information zueinander in Bezug setzt; und

e) Ausgabe eines Signales an einem Ausgabegerät, wenn sich die Steigung verän- dert.

Bevorzugt werden als die eingesetzten Bremsen Scheibenbremsen, insbesondere druckluftbetätigte Scheibenbremsen verwendet, bei welchen es mit dem angegebenen Verfahren besonders gut möglich ist, den Verschleiß an den Bremsen zu überwachen und einen Belagwechsel rechtzeitig anzuzeigen. Die Erfindung ist aber prinzipiell auch für Trommelbremsen geeignet.

Zum Erzielen unterschiedlicher Reibwerte können die Reibmaterialschichten vollflächig oder abschnittsweise aus unterschiedlichen Reibmaterialien bestehen.

Mit der Erfindung wird eine Weiterentwicklung eines Bremssystems mit Belagverschleißsensor mit Einzelsensoren in den Bremsbelägen geschaffen. Dabei wird der Stand der Technik nach der DE 101 50 047 A1 und der DE 199 33 396 A1 in einfacher Weise in Hinsicht auf ein einfaches Erkennen von Auffälligkeiten im Verschleißverhalten der Bremsbeläge weiterentwickelt.

Wird der mit den Verschleißsensoren ermittelte Verschleiß je Bremse mit dem Energieeintrag bei den Bremsungen in Bezug gesetzt, ergibt sich mit zunehmender Fahrleistung je Rad bzw. je Scheibenbremse 1 - 4 der Vorder- und der Hinterachse jeweils eine Kurve, oftmals jedenfalls abschnittweise eine Gerade, deren Steigung bzw. Gradient für das jeweils eingesetzte Reibmaterial bzw. den jeweiligen Reibwert spezifisch ist. Wechselt daher das Reibmaterial an einem Übergang zwischen zwei Reibmaterialschichten, verändert sich auch die Steigung der Kurve signifikant. Nach einer vorteilhaften Weiterbildung entspricht die Dicke einer äußeren der Reibmaterialschichten des wenigstens einen Bremsbelages 6a, 6b - oder mehrerer, insbesondere sämtlicher Bremsbeläge 6a, 6b des Fahrzeugs und vorzugsweise seines Anhängers - einem Endverschleißmaß des Bremsbelages oder der Bremsbeläge 6a, 6b und es wird ein Signal ausgegeben, wenn das Erreichen des Endverschleißmaßes an we- nigstens einem der Bremsbeläge 6a, 6b erkannt wird. Bei einem Überschreiten der Grenze von einer Reibmaterialschicht zur anderen erkennt das Bremssystem somit über einen (z.B. in regelmäßigen Intervallen, insbesondere Kilometerintervallen) durchgeführten Vergleich der Verschleißgradienten eine Änderung. Vorzugsweise wird dann eine definierte Aktion wie das Anzeigen einer Warnung„Bremsbelagwechsel innerhalb der nächsten X km" ausgelöst.

Bevorzugt sind die eingesetzten Bremsen Scheibenbremsen. Die Erfindung ist aber auch für Trommelbremsen prinzipiell geeignet. Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Scheibenbremsen als druckluftbetätigte Scheibenbremsen ausgebildet sind. Vor allem bei einem ungleichen Verschleiß von zuspannseitigem und sattelaussenseiti- gem Bremsbelag ist diese Art der Endverschleißerkennung sinnvoll, da sonstige heute eingesetzte Verschleißerfassungssysteme in der Regel nur den Summenverschleiß beider Bremsbeläge und der Bremsscheibe erfassen können.

Nach dem nebengeordneten Anspruch 1 1 schafft die Erfindung auch einen Bremsbelag für ein Bremssystem nach einem der Ansprüche 6 bis 10, mit einer Belagträgerplatte und einem Reibbelag aus wenigstens zwei oder mehr Reibmaterialschichten, die aus unterschiedlichen Reibmaterialien bestehen; deren Reibwert unterschiedlich ist, wobei die Dicke einer der Reibmaterialschichten des Bremsbelages einem Endverschleißmaß des Bremsbelages entspricht. Reibbeläge mit je nach Verschleißgrad unterschiedlichen Reibwerten offenbart die EP 0 859 164 A1 .

Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen ange geben.

Nachfolgend wird die Erfindung unter Bezug auf die Zeichnung anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Es zeigen: eine stark schematisierte und vereinfachte Darstellung eines bekannten Fahrzeugbremssystems;

Fig.1 a eine stark schematisierte und vereinfachte Darstellung eines erfindungsgemäßen Fahrzeugbremssystems;

Fig.2 eine Draufsicht auf einen Bremsbelag für ein Fahrzeug;

Fig. 3 - 8 Diagramme, welche einen Verschleiß des Belagmaterials in % des Be- lagmaterials in Abhängigkeit von der Laufleistung eines Fahrzeugs anzeigen.

Fig. 1b zeigt ein Fahrzeugbremssystem mit vier auf zwei Achsen 5a, b verteilten Scheibenbremsen 1 , 2, 3, 4, die jeweils zwei Bremsbeläge 6a, 6b aufweisen. Diese sind bei Bremsungen reibend gegen eine hier nicht dargestellte Bremsscheibe zu pressen. Wie nach dem Stand der Technik der Fig .1 a ist vorgesehen, dass die vier Scheibenbremsen 1 bis 4 jeweils einen Verschleißsensor 7 aufwiesen, dessen Ausgang an die Auswertungseinrichtung 8 angeschlossen ist, so dass an diese im Betrieb des Fahrzeugs eine Information über den jeweiligen Verschleißzustand der Scheibenbremsen 1 bis 4 bereitsteht. Es kann nach einer Variante der Erfindung auf Endkontakte der Verschließsensoren verzichtet werden, was zu einer Kostensenkung führt, obwohl es alternativ auch denkbar ist, diese beizubehalten. Erfindungsgemäß wird einerseits über einen Verschleißsensor 7 nach wie vor der momentane Summenverschleiß der beiden Beläge und der Bremsscheibe ermittelt, insbesondere wie vorstehend erläutert. Dieser Wert wird aber nicht isoliert betrachtet. Es wird vielmehr auch eine Energiebetrachtung durchgeführt. Es werden daher beispielsweise an der Auswertungseinrichtung 9 auch Signale über den Drehwinkel der Fahrzeugräder (Drehwinkelsensor 14 an den Rädern bzw. in der Nähe der Scheibenbremsen 1 - 4) und vorzugsweise über das Bremsmoment (Drucksensor 16) sowie vorzugsweise eine Information über die Gesamtlaufleistung des Fahrzeuges (vorzugsweise, wenn bereits durchgeführt, seit einem Belagwechsel) bereitgestellt und ausgewertet.

Die Ermittlung der Bremsenergie kann dabei auf verschiedene Weise erfolgen, so nach der eingangs beschriebenen Art der DE 101 50 047 A1 oder der DE 199 33 961 A1 . Die umgesetzte Bremsenergie entspricht im Wesentlichen dem Energieeintrag bei den Bremsungen.

Fig. 2 zeigt einen vorteilhaften Bremsbelag 6a bzw. b für ein Bremssystem eines Fahr- zeugs mit wenigstens einer oder mehreren Scheibenbremsen 1 bis 4. Dieser ist vorteilhaft für das erfindungsgemäße Verfahren geeignet. Der Bremsbelag 6a ist im noch nicht verschlissenen Zustand dargestellt.

Der Bremsbelag 6a weist eine Belagträgerplatte 10 auf, auf der ein Reibbelag 1 1 angeordnet ist. Der Reibbelag 1 1 besteht aus wenigstens zwei Reibmaterialschichten 12, 13, die verschiedene Reibwerte aufweisen und z.B ganz oder teilflächig aus verschiedenen Materialien bestehen können. Die erste Reibmaterialschicht 12 ist direkt auf der Belagträgerplatte 10 angeordnet. Auf ihrer von der Trägerplatte 1 abgewandten Seite ist die zweite Reibmaterialschicht 13 angeordnet.

Vorzugsweise ist die Dicke D1 der zwischen der Belagträgerplatte 10 und der zweiten Reibmaterialschicht 13 ersten Reibmaterialschicht 12 kleiner als die Dicke D2 der zweiten (äußeren) Reibmaterialschicht 13. Die Dicke D1 der inneren Reibmaterialschicht 12 entspricht vorzugsweise einem Endverschleißmaß. Dies ist ein Maß, an dem auf der Trägerplatte 10 zwar noch eine Restschicht an Belagmaterial vorhanden ist, bei dessen Erreichen aber umgehend oder aber zumindest innerhalb eines vorgegebenen Rest- Kilometerintervalls ein Belagwechsel durchzuführen ist, damit im weiteren Betrieb nicht ein betriebsgefährdender Zustand erreicht wird.

Vorzugsweise ist daher die Dicke D2 der äußeren Reibmaterialschicht 13 derart bemessen, dass bei Erreichen des Endverschleißmaßes die äußere Reibmaterialschicht 13 vollständig verschlissen ist. Damit ist das Erreichen dieses Zustandes ein geeigneter Indikator, um dem Fahrer die Notwendigkeit eines bald notwendigen Belagwechsels anzuzeigen. Es stellt ist daher vorteilhaft, auf einfache Weise das Erreichen dieses Zustandes zu detektieren, und zwar vorzugsweise einzeln bezogen auf jeden Bremsbelag eines Fahrzeugs.

Moderne Informationssysteme im Fahrzeug - siehe die eingangsgenannte - DE 101 50 047 A1 - verarbeiten heute eine Vielzahl an Daten und Meßgrößen, welche einerseits zur Information des Fahrers und/ oder des Fahrzeugbetreibers z.B. zur Planung von Serviceintervallen verwendet werden können, andererseits aber auch zur Vereinfachung der Diagnose in Servicewerkstätten im Falle von Fehlfunktionen dienlich sind. Damit ist eine Verschleißauswertung möglich. Wird diese Verschleißauswertung auf die beim Bremsen umgesetzte Energie bezogen, kann über die Information der zurückge- legten Fahrtstrecke auch ein spezifischer Verschleiß der Bremsbeläge 6a, b der Scheibenbremsen 1 - 4, bezogen auf die Laufleistung in Form eines Steigungsgradienten, ermittelt werden und im Speicher des Fahrzeugs hinterlegt werden.

Mittels dieser Information kann z.B. auch eine Voraussage über die noch zur Verfügung stehenden Lebensdauer der Bremsbeläge errechnet werden. Nach einer definierten Fahrtstrecke oder Nutzungsdauer des Fahrzeugs erfolgt ein Vergleich des hinterlegten Verschleißgradienten mit dem neuen aktuellen Gradienten. Sollte hier eine signifikante Änderung festgestellt werden, so kann die Fahrzeugelektronik eine entsprechende, frei zu definierende Aktion einleiten, z. B. dem Fahrer eine Warnmeldung ausgeben.

Um das Erreichen des Endverschleißmaßes der Bremsbeläge durch das beschriebene Verfahren zu erkennen, werden Bremsbeläge 9a, b verbaut, deren Reibbelag 10 beispielsweise nach Art der Fig. 2 beschaffen ist. Die äußere Reibmaterialschicht 13 weist dabei sinnvollerweise die Dicke D2 auf, bei deren Verschleiß das Endverschleißmaß erreicht ist. Bei Bedarf kann der Bremsbelag 9a, b auch mehr als zwei Reibmaterialschichten 12, 13 aufweisen (nicht dargestellt), wobei diese Reibmaterialschichten 12, 13 aus zwei unterschiedlichen Materialzusammensetzungen bestehen können, welche dann z.B. abwechselnd verpresst werden, oder auch aus mehreren unterschiedlichen Materialien, um den Verschleißverlauf noch feiner auflösen zu können, wodurch z. B. die Qualität einer möglichen Lebensdauervoraussage der Bremsbeläge erhöhen würde. Anzumerken ist, dass Bremsbeläge, welche aus mehreren Reibmaterialschichten 12, 13 aufgebaut sind, an sich aus dem Stand der Technik bekannt sind. Es wurden aber nicht deren wesentliche Vorteile im Zusammenhang mit einer Verschleißüberwachung erkannt.

Wird die Verschleißauswertung mit Hilfe der Verschleißsensoren 7 auf die beim Bremsen umgesetzte Energie bezogen, werden Einflüsse wie ein sich veränderndes Fahrverhalten und dgl. weitgehend ausgeblendet. Über die Information der zurückgelegten Fahrstrecke kann derart ein spezifischer Verschleiß, bezogen auf die Nutzungsdauer der Bremsbeläge in Form eines Steigungsgradienten berechnet werden.

Wie in Fig. 3 bis 8 abgebildet, ergibt sich je Rad bzw. je Scheibenbremse pro Rad jeweils eine Kurve, insbesondere zumindest abschnittsweise eine Gerade, deren Steigung bzw. Gradient für das jeweils eingesetzte Reibmaterial spezifisch ist. Wechselt daher die Steigung, weist dies beispielsweise auf einen Wechsel im Reibmaterial bzw. des Reibwertes hin.

Vorzugsweise erfolgt eine Ausgabe eines Signales an einem Ausgabegerät zumindest dann, wenn sich die Steigung über wenigstens einen vorgegebenen festen oder variab- len Grenzwert hinaus ändert. Derart wird sichergestellt, dass die aufgetretenen Ände- rungen auch so signifikant sind, dass eine Signalausgabe erforderlich ist. Besonders bevorzugt wird dies dadurch umgesetzt, dass im Schritt f) eine Ausgabe eines Signales an einem Ausgabegerät zumindest dann erfolgt, wenn sich die Steigung über einen Toleranzbereich oder ein Toleranzband TB-VA oder TB-HA hinaus ändert. Der Toleranz- bereich kann konstant sein oder sich mit zunehmender Kilometerleistung verändern, z.B. linear vergrößern.

Beim Überschreiten der Grenze von einer Reibmaterialschicht 13, 12 zur anderen erkennt das Bremssystem über den Schritt d) bzw. ein Vergleichen der Verschleißgradi- enten eine Änderung. Vorzugsweise wird dann eine definierte Aktion ausgelöst.

Im Falle eines zweifach geschichteten Reibmaterials mit Reibmaterialschichten 12, 13, wobei die Dicke D1 der direkt an die Belagträgerplatte angrenzenden Reibmaterialschichten 12 annähernd dem Endverschleißmaß entspricht, kann der Übergang zwi- sehen den zwei Materialen durch die Gradientenänderung erkannt und dem Fahrer angezeigt werden, beispielsweise an einem Bildschirm oder dgl. (Figuren 3 - 8). Dies ersetzt die Funktion eines bekannten Kabelverschleißsensors (Endkontaktsensor).

Fig. 3 zeigt ein Diagramm, in dem ein Verschleiß in % gegenüber der Laufleistung als Fahrstreckeninformation (seit dem letzten Belagwechsel) aufgetragen ist.

Der Verschließ in % ist dabei ein Wert, der beispielsweise aus dem Quotienten eines Verschleißmesswertes und der Berechnung des Energieeintrag bei Bremsungen, bestimmt wird. Dieser Wert wird aufsummiert gegenüber der Laufleistung aufgetragen. Die sich ergebende Kurve zeigt, dass sich ab (bzw. beim) Erreichen einer bestimmten Kilometerleistung (ca. 300000 km) an sämtlichen vier Scheibenbremsen 1 - 4 der zwei Achsen 5a, b eines Fahrzeugbremssystems der Verschleißgradient ändert, was anzeigt, das sich das Verhältnis zwischen dem Verschleißmesswert und dem Wert aus der Berechnung des Energieeintrags geändert hat. Dies zeigt einen Übergang von der äußeren Reibmaterialschicht 13 zu der inneren Belagmaterialschicht 12 an. Das Endverschleißmaß ist erreicht. Es wird eine Warnung (sofort oder jedenfalls innerhalb eines vorgegebenen Laufleistungsintervalls) ausgegeben.

Eingezeichnet sind in Fig. 3 zudem ein Toleranzband TB-VA für die Vorderachse und ein Toleranzband TB-HA für die Hinterachse. Lediglich, wenn die Kurven außerhalb des zugehörigen Toleranzbandes TB-VA oder TB-HA führen, ist eine Anzeige eines Warnsignals erforderlich (hier bei ca. 300.000 km). Entsprechende Toleranzbänder TB-VA und TB-HA gibt es auch in den Fig. 5, 6, 7 und 8. Die Spanne der Toleranzbänder TB- VA und TB-HA nimmt hier mit zunehmender Kilometerlaufleistung (gemessen ab dem letzten Belagwechsel) zu, was bevorzugt, nicht aber zwingend ist.

Fig. 4 zeigt, dass sich ab (bzw. beim) Erreichen einer bestimmten Kilometerleistung (ca. 300000 km) lediglich an den zwei Scheibenbremsen 1 - 2 der Vorderachse eines Fahrzeugbremssystems der Verschleißgradient ändert. Dies zeigt an dieser Achse einen Übergang von der äußeren Reibmaterialschicht 13 zu der inneren Belagmaterialschicht 12 an. Das Endverschleißmaß an der Vorderachse 5a ist hier vor dem Erreichen des entsprechenden Maßes an der Hinterachse 5b erreicht. Es wird eine Warnung (sofort oder jedenfalls in einem vorgegebenen Laufleistungsintervall) nach einem Erreichen von einem oder beiden Toleranzbändern TB-HA und/oder TB-VA ausgegeben.

Fig. 5 und 6 zeigen, dass sich ab (bzw. beim) Erreichen einer bestimmten Kilometerleistung (ca. 300000 km) nur an einer der zwei Scheibenbremsen 2 der Vorderachse eines Fahrzeugbremssystems der Verschleißgradient ändert, wobei die Änderung in Fig. 5 stärker als in Fig. 6 ist.

Aus Fig. 5 und 6 ist jeweils ersichtlich, dass lediglich an einer der Scheibenbremsen - die Scheibenbremse 2 - dieser Achse 5a - hier die Vorderachse - ein Übergang von der äußeren Reibmaterialschicht 13 zu der inneren Belagmaterialschicht 12 erfolgt ist. Das Endverschleißmaß ist also an der Scheibenbremse 2 der Vorderachse 5a bereits er- reicht worden. Daher wird auch hier eine Warnung (sofort oder jedenfalls in einem vorgegebenen Laufleistungsintervall) ausgegeben. Denn eine Änderung des Verschleißgradienten ergibt sich auch, wenn nur einer der Bremsbeläge in der Scheibenbremse sein Endverschleißmaß erreicht. Fig. 5 zeigt, wie dies bei starker einseitiger Schmutzbelastung der Fall sein kann oder z. B. bei einer Fehlfunktion in der Scheibenbremse, wie z. B. einer defekten Sattelführung. So kann verhindert werden, dass ein Belag komplett verschleißt und im ungünstigsten Fall zwischen Bremsscheibe und -träger durchgezogen werden würde. Die bekannte Summenverschleißerkennung kann diese Fehlfunktion in der Regel nicht erkennen. Fig. 7 bzw. Fig. 8 zeigen analoge Darstellungen zu Fig. 3 bzw. 4, in welchen aber jeweils der Verschleißgrad über dem Energieeintrag aufgetragen ist. Es ergibt sich eine Konstante bzw. eine Gerade mit einer Steigung Null. Ein Abweichen von dieser Steigung Null führt wie in Fig. 3 und 4 wiederum aus einem Toleranzband TB-HA und/oder TB-VA und zu einem Warnsignal.

BEZUGSZEICHENLISTE

1 Scheibenbremse

2 Scheibenbremse

3 Scheibenbremse

4 Scheibenbremse

5a, b Achsen

6a, b Bremsbelag

7 Verschleißsensoren

8 Kabel

9 Auswertungseinrichtung

10 Belagträgerplatte

1 1 Reibbelag

12, 13 Reibmaterialschichten

14 Polradsensoren

15 Drucksensor