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Title:
SURFACE FORMING PROCESS FOR ADDITIVELY PRODUCED STRUCTURES
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2023/001500
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a process for treating the surface of a structure (10) that has been additively produced from a powder bed, the additively built structure (10) being exposed to an impulse (1) and the internal tensile stresses in surface areas (10) of the structure (10) being reduced by the impulse (1). The invention also relates to an apparatus (100) for carrying out the process, a corresponding process for additively producing a structural component, and to a structural component thereby produced from a conventionally non-weldable alloy.

Inventors:
HABERLAND CHRISTOPH (DE)
OTT MICHAEL (DE)
Application Number:
PCT/EP2022/067635
Publication Date:
January 26, 2023
Filing Date:
June 28, 2022
Export Citation:
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Assignee:
SIEMENS ENERGY GLOBAL GMBH & CO KG (DE)
International Classes:
B22F10/28; B22F3/04; B22F3/16; B22F10/66; B23P9/02; B23P9/04; B33Y10/00; B33Y40/20
Foreign References:
US9889539B12018-02-13
CN112935256A2021-06-11
EP3022008B12017-11-01
Other References:
N/A: "Electrohydraulic forming", WIKIPEDIA, 21 October 2018 (2018-10-21), pages 1 - 2, XP055960166, Retrieved from the Internet [retrieved on 20220912]
SOYAMA HITOSHI ET AL: "The use of various peening methods to improve the fatigue strength of titanium alloy Ti6Al4V manufactured by electron beam melting", AIMS MATERIALS SCIENCE, vol. 5, no. 5, 29 October 2018 (2018-10-29), pages 1000 - 1015, XP055960167, ISSN: 2372-0484, DOI: 10.3934/matersci.2018.5.1000
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Claims:
Patentansprüche

1. Verfahren zur Oberflächenbehandlung einer additiv aus einem Pulverbett heraus hergestellten Struktur (10), wobei die additiv aufgebaute Struktur (10) einem Impuls (1) ausge setzt wird, wobei Zugeigenspannungen in Oberflächenbereichen (10) der Struktur (10) durch den Impuls (1) reduziert werden, wobei die Oberflächenbereiche eine innere Oberfläche (12) und/oder eine äußere Oberfläche (13) der Struktur (10) umfas sen, und wobei Oberflächenbereiche der Struktur eine feine oder scharfkantige Geometrie (11) haben.

2. Verfahren gemäß Anspruch 1, wobei der Impuls (1) nicht oder nicht ausschließlich thermischer Natur ist.

3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, wobei die Struktur (10) derart mit dem Impuls beaufschlagt wird, dass isotrop und/oder einheitlich auf die Oberflächenbereiche (11, 12, 13) eingewirkt wird.

4. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wo bei - durch den Prozess - Druckspannungen in den Oberflächen bereichen der Struktur (10) induziert werden.

5. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wo bei durch den Impuls eine Hochenergieumformung der Oberflä chenbereiche bewirkt wird, die lokal begrenzt ist, sodass sich keine plastische Verformung der Struktur (10) als Ganzes ergibt.

6. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wo bei - für die Anwendung des Impulses (1) - ein nicht oder quasi-nicht kompressibles Wirkmedium verwendet (101) wird, das in Kontakt mit den Oberflächenbereichen steht.

7. Verfahren gemäß Anspruch 6, wobei das Wirkmedium Wasser oder Öl umfasst oder aus einem dieser Stoffe besteht.

8. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wo bei der Impuls (1) durch Hydro-Impuls-Umformen angewendet wird.

9. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wo bei der Impuls (1) durch eine elektrische Entladung, eine elektrohydraulische oder eine hydroelektrische Umformung an gewendet wird.

10. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wo bei der Impuls (1) durch eine elektrodynamische oder elektro magnetische Umformung angewendet wird.

11. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wo bei eine Impulsstärke des Impulses (1) einer Almen-Intensität von mehr als 0.14 mmA entspricht.

12. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wo bei die Struktur (1) aus einer Nickel- oder Kobaltbasislegie rung hergestellt wird.

13. Vorrichtung (100) zur Durchführung des Verfahrens gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, umfassend ein Formwerk zeug (103) und eine Einrichtung (101) und ein Medium (102) zur Anwendung des Impulses (1).

14. Verfahren zur additiven Herstellung eines Bauteils, um fassend:

- (a) additives Aufbauen der Bauteilstruktur (1) durch ein Pulverbett-Verfahren, wie selektives Laserschmelzen oder Elektronenstrahlschmelzen ,

- (b) Beaufschlagen der Struktur (10) mit einem Impuls (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei eine Riss neigung der Struktur, insbesondere durch sogenanntes „strain age cracking", reduziert wird, und

- (c) Wärmebehandeln der Struktur.

15. Bauteil (10), welches gemäß dem Verfahren nach Anspruch 14 hergestellt ist, wobei das Bauteil (10) aus einer konven tionell nicht schweißbaren Legierung hergestellt ist.

Description:
Beschreibung

Oberflächenumformung für additiv hergestellte Strukturen

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Oberflä chenbehandlung, insbesondere zur oberflächlichen Umformung oder Oberflächenmodifikation einer additiv, vorzugsweise aus einem Pulverbett hergestellten Struktur. Weiterhin werden ei ne Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens, ein Her stellungsverfahren für ein Bauteil, umfassend das Verfahren zur Oberflächenbehandlung sowie ein entsprechend hergestell tes Bauteil angegeben.

Das Bauteil ist vorzugsweise für den Einsatz im Heißgaspfad einer Gasturbine vorgesehen. Demgemäß kann das Bauteil vor zugsweise aus einer Superlegierung und/oder aus einem (härt baren) Nickel- oder Kobaltbasis-Werkstoff hergestellt werden. Beispielsweise betrifft das Bauteil eine zu kühlende Kompo nente mit einem dünnwandigen oder filigranen Design. Alterna tiv oder zusätzlich kann es sich bei dem Bauteil um eine Kom ponente für den Einsatz in der Automobilität oder im Luft fahrtsektor handeln.

Hochleistungs-Maschinenkomponenten sind Gegenstand stetiger Verbesserung, um insbesondere ihre Effizienz im Einsatz zu steigern. Bei Wärmekraftmaschinen, insbesondere Gasturbinen, führt dies allerdings unter anderem zu immer höheren Einsatz temperaturen. Die metallischen Materialien und das Komponen tendesign hochbelastbarer Bauteile, wie Turbinenlaufschau feln, insbesondere in den ersten Stufen, werden ständig hin sichtlich ihrer Festigkeit, Lebensdauer, Kriechbelastbarkeit und thermomechanischer Ermüdung, verbessert.

Die generative oder additive Fertigung wird aufgrund techni scher Weiterentwicklung zunehmend interessant auch für die Serienherstellung der oben genannten Bauteile, wie beispiels weise thermisch hochbelastbaren Komponenten. Additive Herstellungsverfahren (AM: „additive manufac- turing"), umgangssprachlich auch als 3D-Druck bezeichnet, um fassen beispielsweise als Pulverbettverfahren das selektive Laserschmelzen (SLM) oder Lasersintern (SLS), oder das Elekt ronenstrahlschmelzen (EBM). Weitere additive Verfahren sind beispielsweise „Directed Energy Deposition (DED) "-Verfahren, insbesondere Laserauftragschweißen, Elektronenstrahl-, oder Plasma-Pulverschweißen, Drahtschweißen, metallischer Pulver spritzguss, sogenannte „sheet lamination"-Verfahren, oder thermische Spritzverfahren (VPS LPPS, GDCS).

Ein Verfahren zum selektiven Laserschmelzen mit gepulster Be strahlung ist beispielsweise bekannt aus EP 3022 008 Bl.

Additive Fertigungsverfahren haben sich weiterhin als beson ders vorteilhaft für komplexe oder filigran gestaltete Bau teile, beispielsweise labyrinthartige Strukturen, Kühlstruk turen und/oder Leichtbau-Strukturen erwiesen. Insbesondere ist die additive Fertigung durch eine besonders kurze Kette von Prozessschritten vorteilhaft, da ein Herstellungs- oder Fertigungsschritt eines Bauteils weitgehend auf Basis einer entsprechenden CAD-Datei und der Wahl entsprechender Ferti gungsparameter erfolgen kann.

Die Herstellung von Gasturbinenschaufeln mittels der be schriebenen pulverbett-basierten Verfahren (LPBF englisch für „Laser Powder Bed Fusion") ermöglicht vorteilhaft die Imple mentierung von neuen Geometrien, Konzepten, Lösungen und/oder Design, welche die Herstellungskosten bzw. die Aufbau- und Durchlaufzeit reduzieren, den Herstellungsprozess optimieren und beispielsweise eine thermo-mechanische Auslegung oder Strapaziertähigkeit der Komponenten verbessern können.

Auf konventionelle Art, beispielsweise gusstechnisch, herge stellte Komponenten stehen der additiven Fertigungsroute, beispielsweise hinsichtlich ihrer Formgebungsfreiheit und auch in Bezug auf die erforderliche Durchlaufzeit und den da- mit verbundenen hohen Kosten sowie dem fertigungstechnischen Aufwand, deutlich nach.

Durch den Pulverbettprozess entstehen in der Bauteilstruktur inhärent jedoch hohe thermische Spannungen. Insbesondere füh ren zu kurz bemessene Bestrahlungswege oder -Vektoren zu starken Überhitzungen, die wiederum zum Verzug oder Riss der Struktur führen. Ein starker Verzug während des Aufbauprozes ses führt weiterhin leicht zu strukturellen Ablösungen, ther mischen Verformungen oder geometrischen Abweichungen außer halb einer zulässigen Toleranz.

Bei einer sich an den additiven Aufbau anschließenden Wärme behandlung von bestimmten Legierungen (Superlegierungen) kommt es aufgrund von Überlagerungen von Eigenspannungen - einerseits resultierend aus den hohen thermischen Gradienten im AM-Prozess, andererseits durch das Ausscheiden der Gamma- Strich-Phase (g') in der Wärmebehandlung zur Rissbildung. Dieses Phänomen wird als „Strain-Age-Cracking" (SAC) bezeich net und führt dazu, dass bestimmte Legierungen als nicht schweißbar oder nur als schwer schweißbar gelten und damit für Schweißprozesse, insbesondere den LPBF-Prozess eine große Herausforderung darstellen, oder sogar gar nicht abbildbar sind. Das SAC, anderweitig auch als „post-weld heat treat- ment" (PWHT)-cracking bezeichnet, hat insbesondere bei der Ausscheidung der Gammastrichphase zur Folge, dass durch die unterschiedlichen Gitterkonstanten von g und g' Eigenspannun gen hervorgerufen werden, die zur Rissneigung des entspre chenden Werkstoffs führen.

Diesem Problem wird durch verschiedene Ansätze begegnet; al lerdings ist bis heute keine zufriedenstellende Lösung ver fügbar, die das Problem löst, ohne dass dabei die Materialei genschaften - und insbesondere die Hochtemperaturfestigkeit und/oder Zeitstandfestigkeit - des entsprechenden Werkstoffs zwangsläufig abgewertet werden. Es wird beispielsweise bereits versucht, eine chemische Zu sammensetzung des zu schweißenden Werkstoffs anzupassen. In der Regel werden dazu die Gehalte von Legierungselementen, welche zur Bildung der Gamma-Strich-Phase beitragen, redu ziert. Damit ist aber nachteilhaft auch eine Abwertung der Materialeigenschaften hinsichtlich Festigkeit bzw. thermi scher und/oder mechanischer Beständigkeit, verbunden.

Ein weiterer Ansatz betrifft die Anpassung oder Integration der Wärmebehandlung durch einen sogenannten HIP-Zyklus (hei ßisostatisches Pressen). Damit lässt sich das Problem der mangelnden Schweißbarkeit bzw. Rissanfälligkeit in gewissen Grenzen halten oder unterdrücken. Bei besonders hochfesten Legierungen (z.B. CM247) wirkt dieser Ansatz jedoch allen falls teilweise. Wenn außerdem insbesondere oberflächen offene Defekte vorliegen kann selbst durch die Druckbeauf schlagung im HIP-Zyklus der Riss nicht geschlossen und an ei ner Ausbreitung (Rissfortschritt) auch nicht gehindert wer den.

Möglich ist es auch, Bauteiloberflächen vor einer ersten Wär mebehandlung einem Kugelstrahlprozess (vgl. "peening") zu un terziehen, um in oberflächennahen Bereichen riss- und/oder spannungsstiftende Zugeigenspannungen zu reduzieren und im Idealfall sogar Druckeigenspannungen zu erzeugen. Damit kann zwar effektiv das SAC reduziert werden. Allerdings ist diese Maßnahme recht aufwendig und nur unzureichend reproduzierbar.

Weiterhin ist die Abdeckung durch das Kugelstrahlen begrenzt. Insbesondere in engen Spalten oder Kerben ist die Zugänglich keit des Strahlprozesses unzureichend. Denn, gerade in diesen schwer zugänglichen und/oder filigranen Bereichen komplizier ter additiv hergestellter Geometrien tritt häufig eine Span nungskonzentration und/oder Kerbwirkung auf, die die SAC- Anfälligkeit deutlich verstärkt. Außerdem können innenliegen de Bereiche, z.B. Kühlkanäle in Turbinenschaufeln, durch den Kugelstrahl überhaupt nicht erreicht werden, sodass hier kei ne Reduzierung der Zugeigenspannungen erfolgen kann. Eine weitere Herausforderung beim Kugelstrahlen besteht in der Vermeidung des Eindringens von Strahlgut in interne Strukturen (z.B. Kühlkanäle), welches dann in der anschlie ßenden Wärmebehandlung sintert oder sogar schmilzt, und damit die Kavität oder den Kanal verschließen kann. Der genannte Verschluss kann dann (wirtschaftlich) nicht mehr beseitigt werden, was zur Unbrauchbarkeit des Bauteils für seinen be stimmungsgemäßen Einsatz führt. Weiterhin besteht beim Kugel strahlprozess die Gefahr, dass - aufgrund der lokal begrenz ten Wirkzone - Bauteilbereiche übermäßig deformiert werden können. Das kann insbesondere auf additiv gefertigte Aus trittskanten von Turbinenschaufeln, aber auch bei jedwedem anderen filigran gestalteten Bauteil zutreffen.

Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das ge nannte Problem auf andere, wirkungsvollere Art zu lösen, ohne dabei andere maßgebliche Eigenschaften des Bauteils zu beein trächtigen .

Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand der unabhängigen Pa tentansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Ge genstand der abhängigen Patentansprüche.

Ein Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur Oberflächenbehandlung oder Oberflächenumformung einer ad ditiv aus dem Pulverbett heraus hergestellten Struktur, wobei die additiv aufgebaute Struktur einem Impuls oder Energieim puls ausgesetzt wird, wobei Zugeigenspannungen in Oberflä chenbereichen der Struktur durch den Impuls reduziert werden.

Mit dem Impuls kann insbesondere eine Druckwelle oder ein Druckimpuls gemeint sein.

Durch das vorliegend beschriebene Verfahren kann vorteilhaf terweise eine gleichmäßige Beaufschlagung der gesamten Bau teiloberfläche, vorzugsweise in allen Oberflächenbereichen, erreicht werden, wodurch das Risiko des SAC einheitlich und umfassend reduziert werden kann. Mit anderen Worten ist das beschriebene Verfahren zur Oberflächenbehandlung bzw. Ober flächenmodifikation einheitlich zugänglich für alle relevan ten Bauteilbereiche, auch umfassend Kerbgründe und innen lie gende Oberflächen, wie Kühlkanalflächen.

Weiterhin besteht vorteilhafterweise kein Risiko des Ver schlusses oder des Verstopfens von internen Kavitäten des Bauteils durch Strahlgut oder (sonstige) Sintereffekte.

Auch wird vorteilhafterweise inhärent verhindert, dass Strahlgutrückstände in dem Bauteil verbleiben und die Funkto nalität (physikalisch oder chemisch) beeinträchtigen. Insbe sondere kann das Risiko der Bildung intermetallischer Phasen (bei metallischem Strahlgut) oder niedrigschmelzenden eutektischen Phasen bei glasartigem Strahlgut mit Vorteil verhindert werden.

Noch weiterhin kann durch den isotropen oder gleichmäßigen Druck oder Druckimpuls auf das Bauteil bzw. deren Oberflä chenbereich eine Verformung des Bauteils als Ganzes vorteil haft verhindert werden. Dies ist besonders bei filigranem De sign wichtig.

Der Prozess der Oberflächenbehandlung ist sogar skalierbar auf die gleichzeitige Behandlung einer Mehrzahl von (kleinen oder großen) additiv hergestellten Bauteilen, sofern alle Bauteile in einem gemeinsamen Formwerkzeug impulsbeaufschlagt werden können.

In einer Ausgestaltung ist der Impuls ein nicht oder nicht ausschließlich thermischer Impuls.

In einer Ausgestaltung wird die Struktur des Bauteils derart mit dem Impuls beaufschlagt, dass isotrop und/oder einheit lich auf die Oberflächenbereiche eingewirkt wird, bzw. diese umgeformt werden. In einer Ausgestaltung werden durch den Prozess Druckspannun gen in den Oberflächenbereichen der Struktur induziert. Durch diese Ausgestaltung kann mit Vorteil nicht nur die Zugeigen spannung des Bauteils reduziert, sondern durch die Druckspan nungen der SAC-Neigung der Bauteilstruktur noch wirkungsvol ler entgegengewirkt werden.

In einer Ausgestaltung wird durch den Impuls eine Hochener gieumformung bzw. Hochgeschwindigkeitsumformung der Oberflä chenbereiche bewirkt, die lokal begrenzt ist, sodass sich keine plastische Verformung der Struktur als Ganzes ergibt. Durch diese Ausgestaltung ist insbesondere auch der Energie aufwand für die Oberflächenbehandlung moderat, da lokal be grenzt.

In einer Ausgestaltung umfassen die Oberflächenbereiche eine innere Oberfläche bzw. innen liegende Oberfläche und/oder ei ne äußere Oberfläche der Bauteilstruktur.

In einer Ausgestaltung haben die Oberflächenbereiche der Struktur eine feine oder scharfkantige Geometrie (siehe oben).

In einer Ausgestaltung wird für die Anwendung des Impulses ein nicht oder quasi nicht kompressibles Medium oder Wirkme dium verwendet, dass in Kontakt mit den zu behandelnden Ober flächenbereichen steht. Dadurch wird mit Vorteil eine gleich mäßige Impulsbeaufschlagung der Oberflächenbereiche erreicht, und es werden weiterhin auch innenliegende Oberflächen der Bauteilstruktur gleichmäßig und wirkungsvoll beaufschlagt.

In einer Ausgestaltung umfasst das genannte Wirkmedium Wasser oder Öl oder besteht aus diesen Stoffen.

Durch die Anwendung des Wirkmediums kann beispielsweise zu gleich ein Medium für die Druckwellen-Erzeugung als auch ein Mittel für die Übertragung des Impulses vorgegeben werden. In einer Ausgestaltung wird der Impuls durch eine Hydro- Impuls-Umformung angewendet. Dies kann beispielsweise durch oder über eine Explosion, eine Druckwelle, ein Geschoss oder ein Fallgewicht bewerkstelligt werden.

In einer Ausgestaltung wird der Impuls durch eine elektrische Entladung, eine elektrohydraulische Umformung oder eine hyd roelektrische Umformung angewendet.

In einer Ausgestaltung wird der Impuls durch eine elektrody namische oder elektromagnetische Umformung, insbesondere ei nen magnetischen Druckimpuls, angewendet.

In einer Ausgestaltung entspricht eine Impulsstärke des ange wendeten Impulses einer Almen-Intensität von mehr als 0,1 mmA.

In einer Ausgestaltung entspricht eine Impulsstärke des ange wendeten Impulses einer Almen-Intensität von mehr als 0,14 mmA.

Durch diese Ausgestaltungen kann auf die Oberfläche insbeson dere ähnlich wirkungsvoll oder impulsiv eingewirkt werden, wie dies bei verwandten Strahl- oder Kugelstrahlprozessen der Fall ist.

In einer Ausgestaltung wird oder ist die Struktur aus einer Nickel- oder Kobaltbasislegierung hergestellt.

Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Durchführung des beschriebenen Verfahrens, wobei die Vorrichtung weiterhin ein Formwerkzeug und eine Einrichtung und ein Medium zur Anwendung des Impulses (wie oben beschrieben), umfasst.

Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur additiven Herstellung eines Bauteils, umfassend das additive Aufbauen der Bauteilstruktur durch ein Pulver- bett-Verfahren, wie selektives Laserschmelzen oder Elektro nenstrahlschmelzen .

Dieses Verfahren umfasst weiterhin das Beaufschlagen der Struktur mit dem Impuls, wobei eine Rissneigung der Struktur, insbesondere durch sogenanntes „Strain Age Cracking", redu ziert wird und, vorzugsweise, eine Wärmebehandlung der Struk tur.

Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Bauteil, welches gemäß dem oder den beschriebenen Verfahren hergestellt oder herstellbar ist, wobei das Bauteil aus einer (konventionell) nicht schweißbaren Legierung hergestellt ist.

Ausgestaltungen, Merkmale und/oder Vorteile, die sich vorlie gend auf das Verfahren zur Oberflächenbehandlung bzw. die entsprechende Vorrichtung beziehen, können ferner das be schriebene additive Herstellungsverfahren sowie das entspre chend hergestellte Bauteil direkt betreffen, und umgekehrt.

Der hier verwendete Ausdruck „und/oder", wenn er in einer Reihe von zwei oder mehreren Elementen benutzt wird, bedeu tet, dass jedes der aufgeführten Elemente alleine verwendet werden kann, oder es kann jede Kombination von zwei oder mehr der aufgeführten Elemente verwendet werden.

Weitere Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend anhand der Figuren beschrieben.

Figur 1 zeigt eine schematische Schnittansicht einer additiv hergestellten Bauteilstruktur, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des vorliegend beschriebenen Verfahrens.

Figur 2 zeigt ein schematisches Flussdiagramm, andeutend er findungsgemäße Verfahrensschritte.

In den Ausführungsbeispielen und Figuren können gleiche oder gleichwirkende Elemente jeweils mit den gleichen Bezugszei- chen versehen sein. Die dargestellten Elemente und deren Grö ßenverhältnisse untereinander sind grundsätzlich nicht als maßstabsgerecht anzusehen, vielmehr können einzelne Elemente, zur besseren Darstellbarkeit und/oder zum besseren Verständ nis übertrieben dick oder groß dimensioniert dargestellt sein.

Herstellungsanlagen zur pulverbett-basierten additiven Her stellung, beispielsweise durch selektives Lasersintern, se lektives Laserschmelzen oder Elektronenstrahlschmelzen, sind im Stand der Technik hinlänglich bekannt.

Eine additive Herstellung der Bauteilstruktur, wie sie vor liegend beschrieben ist, betrifft vorzugsweise die soeben ge nannten Verfahren. Demgemäß kann eine Bauteilstruktur 10, wie in Figur 1 beschrieben, in einer LPBF-Anlage (nicht explizit in den Figuren gekennzeichnet) hergestellt werden. Alternativ kann die Anlage auch eine Anlage zum Elektronenstrahlschmel zen betreffen.

Diesen Verfahren gemein ist, dass eine entsprechende Herstel lungsanlage üblicherweise eine Bauplattform aufweist, auf der das Bauteil 10 entsprechend schichtweise durch selektives Be strahlen eines Pulvers in einem Pulverbett bestrahlt wird.

Das Pulver wird dabei durch eine Beschichtungseinrichtung schichtweise auf der Bauplattform verteilt.

Nach dem Aufträgen einer jeden Pulverschicht werden gemäß der vorgegebenen Geometrie des Bauteils 10 selektiv Bereiche der Schicht mit einem Energiestrahl, beispielsweise einem Laser oder Elektronenstrahl, von einer Bestrahlungseinrichtung auf geschmolzen und anschließend verfestigt.

Nach jeder Schicht wird die Bauplattform vorzugsweise um ein der Schichtdicke L entsprechendes Maß abgesenkt. Die Dicke beträgt üblicherweise lediglich zwischen 20 und 40 gm, so dass der gesamte Prozess leicht die selektive Bestrahlung von Tausenden bis hin zu Zehntausenden von Schichten umfassen kann.

Dabei können durch den lediglich sehr lokal wirkenden Ener gieeintrag hohe Temperaturgradienten, von beispielsweise 10 6 K/s oder mehr auftreten. Dementsprechend groß ist selbstver ständlich während des Aufbaus und danach auch ein Verspan nungszustand des Bauteils, was die additiven Herstellungspro zesse erheblich verkompliziert. Der besagte Spannungszustand resultiert einerseits aus den hohen thermischen Gradienten im AM-Prozess. Andererseits wird bei einer sich an den additiven Aufbau anschließenden Ausscheidungs-Wärmebehandlung, bei der beispielsweise Phasenausscheidungen, insbesondere der Gam mastrichphase, bewirkt werden, Spannungen aufgebaut, die durch die Phasenausscheidung selbst bewirkt werden. Dieses Phänomen wird als „Strain-Age-Cracking" (SAC) bezeichnet und führt dazu, dass bestimmte Legierungen als kaum oder gar nicht schweißbar gelten, und damit AM-schweißtechnisch nicht bearbeitbar sind.

Bei dem vorliegend beschriebenen Bauteil 10 kann es sich ins besondere um ein Bauteil einer Strömungsmaschine, beispiels weise um ein Bauteil für den Heißgaspfad einer Gasturbine, handeln. Insbesondere kann das Bauteil eine Lauf- oder Leit schaufel, ein Ringsegment, eine Brennkammer- oder ein Bren nerteil, wie eine Brennerspitze, eine Zarge, eine Schirmung, ein Hitzeschild, eine Düse, eine Dichtung, einen Filter, eine Mündung oder Lanze, einen Resonator, einen Stempel oder einen Wirbler bezeichnen, oder einen entsprechenden Übergang, Ein satz, oder ein entsprechendes Nachrüstteil.

Insbesondere ist das Bauteil 10 vorzugsweise auf additivem Wege und aus einer (ausscheidungshärtbaren) Superlegierung und/oder nickel- oder kobaltbasierten Legierung, besonders bevorzugt aus einer konventionell oder regelgerecht nicht schweißbaren Legierung (additiv) hergestellt. Die Figur 1 zeigt schematisch eine Vorrichtung 100 zur Durch führung des vorliegend beschriebenen Verfahrens zur Oberflä chenbehandlung. Die Vorrichtung 100 umfasst dazu insbesondere eine Einrichtung 101 und ein Medium 102 zur Anwendung eines Energie- oder Druckimpulses bzw. einer entsprechenden Druck welle, sowie ein mit dem Bezugszeichen 103 gekennzeichnetes Formwerkzeug oder Umformgesenk.

Die in Figur 1 gekennzeichnete auf additivem Wege hergestell te Bauteilstruktur 10 kann durch die Vorrichtung 100 mög lichst gleichförmig, isotrop und/oder homogen mit dem genann ten Impuls (vgl. Pfeil zwischen der Einrichtung zur Erzeugung des Impulses 101 und der Bauteilstruktur 10 in Figur 1) be aufschlagt werden, wobei Zugeigenspannungen in Oberflächenbe reichen der Struktur wirksam reduziert werden können. Vor zugsweise können durch die beschriebene Behandlung in den Oberflächenbereichen sogar Druckspannungen induziert werden, welche die SAC-Rissneigung weiter signifikant reduzieren oder sogar vollständig verhindern.

Durch die beschriebene Methodik lässt sich der Impuls 1 wei terhin besonders vorteilhaft lediglich auf die Oberflächenbe reiche oder lokal begrenzt zur Umformung der Bauteilstruktur anwenden, wobei beispielsweise auch eine plastische Verfor mung der Struktur als Ganzes vermieden werden kann.

Die gleichförmige Wirkung des Impulses kann vorzugsweise über das Medium 102 bewirkt werden, wobei es sich bei dem Medium vorzugsweise um ein Wirkmedium, wie Wasser und/oder Öl, han deln kann. Das genannte Wirkmedium 102 ist zweckmäßigerweise bei Anwendung der Oberflächenbehandlung in direktem Kontakt mit Oberflächenbereichen oder Oberflächen der Bauteilstruktur 10. Für die Anwendung bzw. Übertragung des Impulses ist das Wirkmedium 102 zweckmäßigerweise nicht, quasi-nicht oder kaum kompressible, um effizient auch einen mechanischen Impuls oder eine Verdichtung der Bauteilstruktur zumindest in den Oberflächenbereichen zu bewirken. Bei den Oberflächenberei chen kann sich um alle oberflächennahen Bereiche, d.h. innere Oberflächen 12 als auch äußere Oberflächen 13, des Bauteils oder besonders filigrane Bereiche 11 oder Kantenbereiche des Bauteils 10 handeln.

In der Figur 1 ist weiterhin gezeigt, dass das Bauteil eine Kavität 14, beispielsweise einen funktionalen Hohlraum oder einen Kühlkanal aufweist, dessen innere Oberflächen 12 mithin ebenfalls zuverlässig durch das beschriebene Verfahren modi fiziert werden können, und so einem SAC auslösenden Zugspan nungszustand effizient entgegengewirkt werden kann.

Der Impuls 1 ist vorzugsweise nicht oder nicht ausschließlich thermischer Natur. Eine reine Wärmebehandlung kann das durch die Erfindung adressierte Problem nicht lösen; obgleich eine Wärmebehandlung für eine weitere oder allgemeine Spannungsre laxation, als auch für eine Ausscheidungshärtung (bauteil- und materialabhängig) erforderlich sein kann.

Der Impuls 1 bzw. eine entsprechende Druckwelle kann erfin dungsgemäß beispielsweise durch eine Hydro-Ipul-Umformung an gewendet werden. Dazu ist die Einrichtung 101 sowie das ent sprechende Wirkmedium 102 vorzugsweise speziell für diese Art der Umformung ausgelegt.

Analoges gilt für einen durch elektrische Entladung, elekt rohydraulische oder hydroelektrische Umformung hervorgerufe nen Impuls, welcher ebenfalls eine erfindungsgemäße Ausge staltung des Verfahrens betreffen kann.

Auch kann im Wege der beschriebenen Erfindung eine elektrody namische oder elektromagnetische Umformung (Umformung durch magnetischen Druckimpuls) angewendet werden.

Gemäß einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Oberflächen behandlung entspricht eine Impulsstärke des angewendeten Im pulses 1 vorzugsweise einer Almen-Intensität von mehr als 0,1 bzw. 0.14 mmA. Sofern nach dem pulverbett-basierten additiven Aufbau der Bauteilstruktur 10 noch eine Entpulverung oder Beseitigung von Pulverresten in der Kavität 14 erforderlich ist, erfolgt die beschriebene Oberflächenumformung vorzugsweise nach die ser Entpulverung, aber zugleich vor einer sich noch anschlie ßenden Wärmebehandlung zu den oben genannten Zwecken.

Figur 2 deutet anhand eines schematischen Flussdiagramms wei terhin einen erfindungsgemäßen Verfahrensgang zur Herstellung bzw. Fertigstellung eines Bauteils aus einer Hochleistungsle gierung an. Das beschriebene Verfahren umfasst, (a), das ad ditive Aufbauen der Bauteilstruktur 1 durch ein Pulverbett- Verfahren, wie selektives Laserschmelzen oder Elektronen strahlschmelzen .

Wie oben angedeutet, beschreibt der Verfahrensschritt aa) ei nen optionalen Verfahrensschritt der Entpulverung, welcher - abhängig von der Geometrie des Bauteils - entbehrlich sein kann.

Das Verfahren umfasst weiterhin, in (b), dass Beaufschlagen der Struktur 10 mit einem Impuls 1, wie oben beschrieben, wo bei eine Rissneigung der Struktur, insbesondere durch soge nanntes „strain age cracking", reduziert wird, und in (c) ei ne Wärmebehandlung der Struktur, welche zu den oben beschrie benen Zwecken erforderlich sein kann.