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Patent Searching and Data


Title:
COMPOSITION FOR DEPILATION
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2006/136441
Kind Code:
A1
Abstract:
The inventive cosmetic composition for hair removal uses aluminum complexes or zinc complexes of thioglycolic acid, which are soluble in solvents and which serve to cleave the cystine-sulfur bridges, and tertiary amines in the form of solvolysis catalysts. The use of a system of this type enables, even with a relatively low pH value of 10.5, a rapid removal of hair while being gentle on the skin. A further reduction of the depilation time can be achieved by using catalysts for micellar catalysis and phase transfer catalysis in conjunction with mercapto compounds.

Inventors:
MARTE WALTER (CH)
MEYER MARTIN (CH)
DUTLER HANS (CH)
ZIMMERMANN MICHAEL (CH)
Application Number:
PCT/EP2006/006080
Publication Date:
December 28, 2006
Filing Date:
June 23, 2006
Export Citation:
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Assignee:
TEX A TEC AG (CH)
MARTE WALTER (CH)
MEYER MARTIN (CH)
DUTLER HANS (CH)
ZIMMERMANN MICHAEL (CH)
International Classes:
A61Q9/04; A61K8/34; A61K8/41; A61K8/44; A61K8/46
Domestic Patent References:
WO2001000144A22001-01-04
WO2004014179A12004-02-19
Foreign References:
GB2367749A2002-04-17
US20040219118A12004-11-04
EP0928608A21999-07-14
US20030175333A12003-09-18
US20020146380A12002-10-10
Attorney, Agent or Firm:
Forstmeyer, Dietmar (Oberanger 32, München, DE)
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Claims:
Ansprüche:
1. Kosmetische Zusammensetzung zur Entfernung von Haaren, umfassend: mindestens eine fettlösende Verbindung, die eine MZahl nach Godfrey von 1 bis 18 aufweist, mindestens eine Mercapto Verbindung, und mindestens eine Aminverbindung.
2. Kosmetische Zusammensetzung nach Anspruch 1, wobei die fettlösende Verbin düng ausgewählt ist aus: Alkoholen mit 1, 2, 3, 4, oder 5 Kohlenstoffatomen, EthylenoxidHomopolymeren, PropylenoxidHomopolymeren und deren Derivaten, statistischen Ethylenoxid und PropylenoxidCopolymeren und deren Derivaten, Ethylenoxid und PropylenoxidBlockcopolymerisaten und deren Derivaten, Ether Alkoholen wie Ethoxyethanol (Ethoxyglykol), Propoxyethanol (Propoxy glykol), Butoxyethanol (Butoxyglykol), oder Butylacetat und Glycerintriacetat.
3. Kosmetische Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die fettlösende Verbindung aus Ethylenoxid und/oder PropylenoxidBlockcopolymerisaten, bevorzugt Pluriol E, Pluriol P, Pluronic PE, Pluronic RPE, (alle von der Fa. BASF), insbesondere bevorzugt Pluronic PE 4300 (Fa. BASF) ausgewählt ist.
4. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, die zusätzlich mindestens eine fettsorbierende Verbindung umfasst.
5. Kosmetische Zusammensetzung nach Anspruch 4, wobei die fettsorbierende Verbindung ausgewählt ist aus: Mineralölen, Fettalkoholen, Fettsäuren und Fettamiden jeweils unabhängig voneinander mit 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, oder 24 Kohlenstoffatomen, wie Cetylalkohol, Stearinsäure, und deren Veresterungsprodukten, Triglyceriden, ethoxylierten und propoxylierten Fettalkoholen jeweils unabhängig voneinander mit 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, oder 24 Kohlenstoffatomen im Fettalkohol sowie unabhängig voneinander mit 1 bis 10, vorzugsweise 1 bis 5 Ethylenoxid bzw. PropylenoxidEinheiten, und/oder siliciumorganischen Verbindungen.
6. Kosmetische Zusammensetzung nach Anspruch 4 oder 5, wobei die fettsorbie rende Verbindung aus Octylpalmitat, Cetylpalmitat, Phenyldimethicone, Cetyl dimethicone und Cyclomethicone ausgewählt ist.
7. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die MercaptoVerbindung ausgewählt ist aus Thioglykolsäure und deren Salzen oder Komplexen, insbesondere Natrium, Kalium, Calcium, Aluminium, Titan, Zinn oder ZinkSalzen bzw. Komplexen der Thioglykolsäure, aus Dithiothreitol, aus Mercaptoethanol und/oder aus Mercaptoglycerin.
8. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, die mindestens ein reduzierendes Endiol oder dessen Derivat, einen Ketozucker, Acetoin oder Adepoin umfasst.
9. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, die mindestens eine primäre Aminverbindung, insbesondere Monoethanolamin, umfasst.
10. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, die mindestens eine sekundäre Aminverbindung, insbesondere Diethanolamin, umfasst.
11. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, die mindestens ein tertiäres Amin, insbesondere 1,4Diazabicyclo[2.2.2]octan (DABCO), l,8Diazabicyclo[5.4.0]undec7en (DBU), 1,4Diazabicyclo [4.3.0]non5en und/oder Triethanolamin umfasst.
12. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, die mindestens ein quaternäres Ammoniumsalz, insbesondere Tetrabutylammo niumchlorid oder ein Copolymer aus Vinylpyrrolidon und Methacrylamido propyltrimethylammoniumchlorid umfasst.
13. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, die mindestens ein primäres Amin und/oder mindestens ein sekundäres Amin und/oder mindestens ein tertiäres Amin und/oder mindestens eine quaternäre Ammoniumverbindung umfasst.
14. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, die einen pH Wert von 9 bis 12, vorzugsweise von 10 bis 11, besonders bevorzugt von etwa 10,5 aufweist.
15. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie ein PufferSystem umfasst.
16. Kosmetische Zusammensetzung nach Anspruch 15, wobei das PufferSystem Kaliumhydrogencarbonat / Kaliumcarbonat und/oder Siliciumdioxid / Natronlauge umfasst.
17. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, die mindestens ein grenzflächenaktives Mittel mit einem HLBWert von 7 bis 18 umfasst.
18. Kosmetische Zusammensetzung nach Anspruch 17, wobei das grenzflächenaktive Mittel Laurylsulfat, Laurethsulfat, Span 20, Tween 20, Brij 58, Renex720 Laureth23, Inbetin 180, insbesondere bevorzugt eine Mischung aus 2/3 Laurethsulfat und 1/3 Laurylethoxylat, jeweils bezogen auf das Gewicht, um fasst.
19. Kosmetische Zusammensetzung nach einem der vorstehenden Ansprüche, die ein Verdickungsmittel umfasst.
20. Kosmetische Zusammensetzung nach Anspruch 19, wobei das Verdickungsmittel aus Cetylalkohol, NatriumAlginaten, Polyacrylaten, CelluloseDerivaten und/oder Polyurethanen, optional in Kombination mit einem oder mehreren AlkylArylPolyglykolethern, ausgewählt wird.
21. Verwendung einer kosmetischen Zusammensetzung nach einem vorgehenden Ansprüche zur Entfernung von Haaren.
22. Folienanordnung zur Entfernung von Haaren, mit einer Trägerfolie, wobei die Trägerfolie a) auf einer Seite mit einer kosmetischen Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 20 beschichtet ist.
23. Folienanordnung nach Anspruch 22, wobei die Schicht a) zusätzlich einen Klebstoff aufweist.
24. Folienanordnung nach Anspruch 22 oder Anspruch 23, wobei auf der Schicht a) eine abziehbare Schutzfolie b) angeordnet ist.
25. Folienanordnung nach einem der Ansprüche 22 bis 24, wobei die andere Seite der Trägerfolie mit einer rauhen Oberfläche versehen ist.
26. Handschuh, der eine Folienanordnung nach einem der Ansprüche 22 bis 25 aufweist.
Description:
Zusammensetzung zur Depilierung

Hintergrund der Erfindung

Die Erfindung betrifft ein kosmetisches Haarentfernungssystem aus einer Depilierungs- formulierung, die eine dem Haarwuchs angepasste minimierte Dosierung der Depilie- rungsmasse zuläßt. Der Anwendungsbereich betrifft sämtliche mit Haar bewachsenen Körperteile einschließlich des Intim- und Gesichtsbereichs.

Die Zielsetzungen derartiger Depilierungssysteme liegen, dem kosmetischen Modetrend folgend, in der raschen, schonenden und schmerzfreien Haarentfernung, ohne Hautirritationen und Geruchsbelästigungen zu verursachen. Sehr wesentlich dabei ist, dass das Haarprotein möglichst rasch fragmentiert und dabei das Hautprotein, insbesondere das Stratum corneum, nicht angegriffen wird. Dies ist durch den unterschiedlichen Aufbau des Haar- und Hautproteins möglich. Das Haarprotein besteht aus α-Keratin und Kollagen, wobei die α-Helices über Disulfidbrücken miteinander vernetzt sind. Die Festigkeit des Haarproteins wird dadurch verstärkt, dass drei helicale Stränge einander umschlingen und eine Superhelix bilden, deren Zwischenräume Fette unterschiedlicher Zusammensetzung enthalten (z.B. freie Fettsäuren, Triglyceride, freies Cholesterol, Esterwachse) (A.L. Lehninger, D.L. Nelson, M.M. Cox, Prinzipien der Biochemie, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin Oxford, 1994). Der Anteil an Cystein zur Bildung des Cystins kann bis zu 18 % des Haarproteins betragen. Gemäss diesen Gegebenheiten besteht die Solvolyse des Haares in der reduktiven Spaltung des Cystins (Disulfϊdbrücke) mit der alkalisch katalysierten Peptid-Defibrillierung, die weitgehend diffusionskontrolliert abläuft. Da das Stratum Corneum als wesentliche Schutzschicht der Haut kein Cystin enthält, ist dessen Solvolysemechanismus deutlich unterschiedlich zum Haarprotein. Dies ermöglicht durch die geeignete Wahl der Depilierungsingredienzien eine selektive Fragmentierung des Haarproteins. Durch die Steuerung reaktionstechnischer Parameter des Haarsolvolyseprozesses in den ver-

schiedenen Reaktionsschritten sowie den Einsatz neuer systemgerechter Applikationssysteme kann den erwähnten Forderungen Folge geleistet werden.

Stand der Technik

Die heute im Handel erhältlichen Depilierungssysteme zeigen in ihrem Design eine grosse Vielfalt. Besonders häufig sind Cremes und Schäume anzutreffen, die sich in ihren chemischen Formulierungen und Applikationsformen nur unwesentlich unterscheiden. Typische Beispiele besagter Anwendungsformen sind: Creme, Spray, Gel, GeI- Creme, kaltes/warmes Wachs, Epilationsgeräte, sowie Nass- und Trockenrasur für Beine, Bikinizonen, Achsel, Gesicht, Intimbereich, und Brusthaare.

Zur Verminderung der Geruchsbelästigung und zum Schutz gegen Bakterienbefall werden den Formulierungen Duftstoffe (z.B. Pfefferminze, Eucalyptus, Nerol, Farnesol, Rosenöl etc.) und Bakterizide (Eucalyptus, p-Hydroxybenzoesäure und deren Ester etc.) beigemischt. Weitere Ingredienzien der Depilierungscremes zur Quellungsverstärkung der Haare sind Harnstoff und dessen Derivate.

Andere Depilierungssysteme, deren Formulierung im Vergleich mit Cremes eine niedri- gere Viskosität aufweisen, sind in Verpackungsformen wie Fläschchen, Tiegeln, RoIl- on, Tuben etc. abgepackt und werden in dünnen Schichten mittels eines Auftragsrollers, Schwammpolsters oder Tuches appliziert. Ein derartiges Beispiel ist „Ex-Hair-Roll-on" (Firma Medosan). Diese Systeme zeigen aus heutiger Sicht deutliche Vorteile im Vergleich mit Cremes und Schäumen, da die Kontaminationsgefahr durch die Depilierungs- masse mit Körperstellen wie Hände, Augen etc. und die Auftragsdosis der Depilie- rungsmasse weit geringer ist.

Allen diesen Systemen gemeinsam ist der sehr hohe pH-Wert, der mehrheitlich bei 13 und höher liegt, sowie die relativ hohe Konzentration der depilierend wirkenden Thio- glykolsäure, die in den meisten Produkten verwendet wird und deren Konzentration bis zu 0.8 mol/1 betragen kann. Die Thioglykolsäure wird in der Regel als Natrium-, Kalium- und/oder Calciumsalz, in Verbindung mit Natron- und Kalilauge sowie CaI-

ciumhydroxid eingesetzt. Infolge der nur begrenzt vorhandenen Biokompatibilität handelsüblicher Formulierungen treten Hautirritationen auf, die wiederum durch entsprechende Formulierungsingredienzien wie z.B. Kamillenextrakt (Azulen) und Arnika- extrakt bekämpft werden.

Aufgrund des sehr hohen pH-Wertes der meisten Depilierungsformulierungen sind diese auch nicht im Intimbereich oder an anderen kritischen Körperstellen wie z.B. im Gesicht anwendbar. Weitere standardmässig eingesetzte Ingredienzien sind Verdik- kungskomponenten wie z.B. Fettalkohole, Fettsäuren, Sorbitol und Polysaccharide bzw. deren Derivate sowie Dispergatoren und Emulgatoren. Einige wichtige Hersteller solcher Depilierungssysteme sind: Gillette, Reckitt Benckiser, PILCA (GlaxoSmith- Kline), SNEA EPIL (Rufin), X EPIL (Sternmark), NAIR (Church & Dwight), und NADS.

Aufgabe der Erfindung

Eine Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine schnell wirkende, schonende und geruchsarme Zusammensetzung zur schmerzfreien Entfernung von Haaren bereitzustellen, ohne Hautreizungen zu verursachen. Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Zusammensetzung bereitzustellen, mit der die Depilierungszeit reduziert werden kann. Eine weitere Aufgabe besteht darin, ein Applikations- System für die vorstehende Depilierungsformulierung bereitzustellen, das gleichzeitig eine das Haar entfernende Peelingfunktion übernehmen kann. Bei der Konstruktion des Applikations-Systems soll die Gefahr einer unerwünschten Kontamination, z.B. der Hände, durch die De- pilierungsmasse minimiert werden und eine umweltgerechte Entsorgung des benutzten Depilierungssystemes möglich sein.

Lösung der Aufgabe

Die Aufgabe wird durch eine kosmetische Zusammensetzung zur Entfernung von Haaren gelöst, die mindestens eine fettlösende Verbindung, die eine M-Zahl nach Godfrey von 1 bis 18 besitzt, mindestens eine Mercapto- Verbindung, und mindestens eine Aminverbindung enthält.

Die Entfernung der Haare verläuft vorzugsweise in drei Schritten: Der erste umfasst ein Solvatisieren bzw. Lösen und gegebenenfalls Emulgieren des das Haar schützenden Fettes (= Hydrolipidschicht), mit Hilfe des in der Zusammensetzung enthaltenen "Entfettungssystems", das insbesondere die fettlösende Verbindung um- fasst. Dadurch wird der Angriff durch die die Solvolyse des Haares auslösenden Wirkstoffe begünstigt.

Der zweite Schritt umfasst den vorzugsweise katalytisch geführten Solvolyseprozess des Haares, der in Wasserstoffbrücken und Disulfidbrücken (Cystin) spaltende sowie untergeordnet in Peptid spaltende Reaktionen unterteilt werden kann. Die entsprechenden Ingredienzien sind im "Solvolysesystem" der Depilierungsformulierung zusam- mengefasst.

Der dritte, optionale Schritt beinhaltet die Entfernung der Depilierungsmasse mit den Haarfragmenten von der Haut durch einen Peelingprozess.

Beschreibung der Erfindung im Detail

1. Entfettungs-System: Entfernung und Mobilisierung der Fettschicht

Die Haarentfernung erfolgt insbesondere durch Spaltung der Cystin-Schwefelbrücken. Damit die für die Spaltung der Schwefelbrücken erforderlichen Ingredienzien an ihren Wirkungsort gelangen können, ist die Entfernung der das Haar umgebenden Hydrolipidschicht (= Schutzschicht aus Fett, die das Haar umgibt) vorteilhaft. Die Entfettung der Haare ist also der erste Schritt und wird in vorteilhafter Weise durch den Einsatz von mindestens einer fettlösenden Verbindung, vorzugsweise in Kombination mit mindestens einer weitgehend in Wasser unlöslichen, fett-sorbierenden Verbindung, vorzugsweise in Kombination mit mindestens einem wasserlöslichen bzw. mit Wasser mischbaren Dispergator bzw. Emulgator durchgeführt. Vorzugsweise enthält die kos- metische Zusammensetzung zusätzlich Wasser.

Das Entfettungssystem kann zum Beispiel also vier Bestandteile umfassen, nämlich eine fettlösende Verbindung, eine fett-sorbierende Verbindung, einen Emulgator bzw. Dis- pergator und Wasser. Die einzelnen Komponenten haben folgende Funktionen: Die fettlösende Verbindung (auch Fettlösemittel genannt (Punkt 1.1.)) löst das Fett von dem Haar und mobilisiert, d.h. transportiert es z.B. in die Wasser- bzw. in die Öl-Phase Nachdem das Haarfett also durch das Fettlösemittel solubilisiert bzw. gelöst und somit beweglich ist, kommt es durch die fett-sorbierende Verbindung (auch Fett-Sorptionsmittel genannt) zu einer Sorption, d.h. teilweisen Immobilisierung, des Haarfettes in der Öl-Phase bzw. den Tensidmizellen der Emulsion, welche das Fett-Sorptionsmittel umfasst oder aus ihm besteht.

Die Fettlösemittel ermöglichen folglich den Transport des Haarfettes vom Haar in die Öl-Phase der Emulsion, in welcher es durch das Fett-Sorptionsmittel teilweise immobilisiert wird. Durch die Immobilisierung der Haarfette in der Öl-Phase bzw. den Ten- sidmizellen der Emulsion wird das Verteilungsgleichgewicht zwischen an Haar sor- bierten Fetten bzw. in der wässrigen Phase gelösten Fetten zugunsten des in der Öl- Phase sorbierten Anteiles verschoben.

Die vorzugsweise eingesetzten Dispergatoren bzw. Emulgatoren sind grenzflächen- aktive Mittel, welche unter anderem auch die Stabilisierung der Öl-Phase in der wässrigen Phase und somit die Bildung der Emulsion bewirken.

1.1. Fettlösemittel

Als fettlösende Verbindung (= Fettlösemittel), deren Aufgabe es ist, Fette vom Haar zu solubilisieren bzw. zu lösen und zu mobilisieren, d.h. den Transport z.B. in das

Wasser bzw. in die Öl-Phase der Emulsion bzw. in die Tensidmizellen zu ermöglichen, wird vorzugsweise ein polares, protisches Lösemittel eingesetzt.

Das eingesetzte Fettlösemittel, dessen M-Zahl im Bereich von 1 - 18 liegt, zeichnet sich durch seine gute Fettlösewirkung aus. Die M-Zahlencharakterisierung von Lösemitteln basiert gemäss den Arbeiten von Godfrey auf deren Affinität für "Öl-ähnliche Substanzen" (N.B. Godfrey, ChemTech, June 1972, S. 359).

Ein Maß für die gegenseitige Wechselwirkung des zu lösenden Stoffes und dem Lösungsmittel bzw. dem Lösungsmittel-Gemisch ist die sogenannte M-Zahl, die auf der Arbeit „Solvent Selection via Miscibility Number" von Norman Bell Godfrey in Che- mical Technology (ChemTech), Juni 1972, S. 359-363, beruht. Die Mischbarkeits-Zahl oder M-Zahl dient der raschen Abschätzung der Mischbarkeit von organischen Flüssigkeiten. Godfrey wählte eine Reihe von 31 Standard-Lösungsmitteln und ordnete sie entsprechend ihrer Lipophilie bzw. ihrer Affinität für Öl-ähnliche Substanzen. Die Ordnungszahlen von 1 bis 31 werden als Mischbarkeits-Zahl oder M-Zahlen bezeichnet. Mit dieser Mischbarkeits-Zahl führte Godfrey das Konzept der so genannten „Lösungsmittel-Auswahl (solvent selection)" ein und gab Mischbarkeits-Zahlen für 400 organische Flüssigkeiten an, denen er jeweils eine der 31 M-Zahlen zuordnete. Mit Hilfe dieser M-Zahl ist es möglich, die Lipophilie eines Lösungsmittels anzugeben, und damit die Affinität für ölartige Substanzen vorauszusagen. Je höher die M-Zahl ist, desto stär- ker ist der lipophile Charakter der organischen Flüssigkeit, d.h. die Affinität für ölartige Stoffe, ausgeprägt.

Hinsichtlich der Mischbarkeit der durch die M-Zahlen charakterisierten Lösungsmittel gilt:

Alle Lösungsmittel-Paare, deren jeweilige M-Zahlen sich um weniger als 15 voneinander unterscheiden, sind bei 25 °C in allen Verhältnissen miteinander mischbar.

Eine Differenz von 16 Einheiten bezüglich der M-Zahl zeigt, dass die beiden Flüssigkeiten einer kritische Lösungstemperatur zwischen 25 und 75 0 C aufweisen.

Falls die Differenz zwischen den M-Zahlen mehr als 17 Einheiten beträgt, sind die beiden Flüssigkeiten nicht miteinander mischbar, oder ihre Entmischungstemperatur liegt oberhalb von 75 0 C.

Die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen der beiden Flüssigkeiten können manchmal das erwartete Ausmaß der Mischbarkeit verändern. Zum Beispiel zeigen Ether oder tertiäre Amine eine unerwartete Mischbarkeit mit Hydroxyl-Gruppen ent-

haltenden Lösungsmitteln aufgrund der Wasserstoffbrücken-Bindungen. Ungewöhnlich starke Wasserstoffbrücken-Bindungen sind ebenfalls für die Mischbarkeit langkettiger Alkohole oder Carbonsäuren mit Standard-Lösungsmitteln mit niedriger M-Zahl verantwortlich. Im Gegensatz dazu zeigen sie eine abnormale Unmischbarkeit mit aproti- sehen Lösungsmitteln mit niedriger M-Zahl.

Gelegentlich gilt die vorstehend genannte Beziehung, dass Flüssigkeiten, deren M- Zahlen sich um weiniger als 15 voneinander unterscheiden, miteinander in einem beliebigen Verhältnis mischbar seien, nicht, d.h. deren M-Zahlbereich ist kleiner als 30 bzw. 31. Manche Lösungsmittel erweisen sich als unmischbar mit Lösungsmitteln an beiden Enden der Lipophilie-Skala. Diese Lösungsmittel erhalten eine doppelte M-Zahl. Die untere M-Zahl, welche stets unter 16 liegt, wird verwendet, um das Ausmaß der Mischbarkeit des betreffenden Lösungsmittels mit stärker lipophilen Lösungsmitteln vorauszusagen. Die höhere M-Zahl dagegen betrifft das entgegensetzte Ende der Skala und wird verwendet, um die Mischbarkeit des betreffenden Lösungsmittels mit weniger lipophilen Lösungsmitteln vorauszusagen. Eine große Differenz zwischen diesen beiden Zahlen weist auf einen begrenzten Mischbarkeits-Bereich hin. Zum Beispiel sind manche fluorierten Kohlenwasserstoffe mit allen Standard-Lösungsmitteln unmischbar und besitzen M-Zahlen von 0,32. Zwei Flüssigkeiten mit doppelten M-Zahlen sind übli- cherweise miteinander mischbar.

Eine Flüssigkeit wird im M-Zahlsystem dadurch gekennzeichnet, dass sie bezüglich der Mischbarkeit mit einer Reihe von Standardlösungsmitteln getestet wird. Ein Korrektur- Ausdruck von 15 wird dann entweder zum Ausschluß-Wert für die Mischbarkeit addiert oder von diesem substrahiert, so dass sich ein M-Zahlenbereich für die Mischbarkeit von kleiner als 30 bzw. 31 ergibt. Adipinsäuredinitril hat zum Beispiel die doppelten M- Zahlen 8 und 19. Bei 25 0 C ist Adipinsäuredinitril mit Lösungsmitteln, deren M-Zahl zwischen 23 (d.h. 8 + 15) und 4 (d.h. 19 - 15) liegen, vollständig mischbar.

Darüber hinaus zeichnet sich die fettlösende Verbindung vorzugsweise durch eine teilweise Löslichkeit in Wasser, besonders bevorzugt durch eine gute Löslichkeit in Wasser aus, d.h. die fettlösende Verbindung ist zu mindestens 5 Gew.-%, vorzugsweise zu min-

destens 25 Gew.-%, stärker bevorzugt zu mindestens 50 Gew.-%, noch stärker bevorzugt zu mindestens 75 Gew.-%, und besonders bevorzugt zu mindestens 95 Gew.-%, und ganz besonders bevorzugt zu 100 Gew.-% in Wasser löslich bzw. mit Wasser mischbar.

Allgemein sind Fettlösemittel im Sinne dieser Erfindung polare, protische, wasser-lösli- che, flüssige Verbindungen. Sie stellen zusammen mit dem Wasser im Wesentlich die Wasserphase der „Öl in Wasser-Emulsion" dar.

Typische Vertreter sind Alkohole mit 1, 2, 3, 4, oder 5 Kohlenstoffatomen, insbesondere Monoalkohole und Dialkohole, wie zum Beispiel Methanol, Ethanol, Propanol, Isopropanol, n-Butanol, iso-Butanol, sec-Butanol, tert-Butanol, n-Pentanol, iso-Penta- nol, neo-Pentanol, tert-Pentanol, Ethylenglycol, sowie Propylenglycol, sowie niedermolekulare, wasserlösliche Ethylenoxid-Homopolymere (zum Beispiel Pluriol E mit einem Molekulargewicht von 102 bis 2.000 der Fa. BASF) und Propylenoxid-Homo- polymere (zum Beispiel Pluriol P mit einem Molekulargewicht von 134 bis 600 der Fa. BASF) und deren Derivate, niedermolekulare, statistische und wasserlösliche Ethy- lenoxid- und Propylenoxid-Copolymere und deren Derivate, niedermolekulare, wasserlösliche Ethylenoxid- und Propylenoxid-Blockcopolymerisate (zum Beispiel PIu- ronic PE mit einem Molekulargewicht von 1.000 bis 4.000 und Pluronic RPE mit einem Molekulargewicht von 2.000 bis 4.000) und deren Derivate, sowie Ether-Alkohole wie zum Beispiel Ethoxyethanol (Ethoxyglykol), Propoxyethanol (Propoxyglykol), Butoxy- ethanol (Butoxyglykol), Butylacetat und Glycerintriacetat. Als sehr geeignet haben sich Pluronic, insbesondere Pluronic PE 4300 (Firma BASF), und Butoxyglykol erwiesen.

Die Molekulargewichte der Fettlösemittel liegen vorzugsweise im Bereich von 80 bis 5.000, zum Beispiel im Bereich von 100 bis 700 bzw. von 100 bis 2.000 oder von 1.000 bis 4.000 bzw. von 2.000 bis 4.000.

Es kann sowohl ein Fettlösemittel allein als auch eine Kombination von zwei, drei oder mehreren derselben eingesetzt werden.

Die Einsatzmenge der Fettlösemittel liegt bevorzugt im Bereich von 1 - 15 Gew.-%, vorzugsweise 3 - 6 Gew.-%, bezogen auf die gesamte kosmetische Zusammensetzung.

1.2. Fett-sorbierende Verbindungen Die durch die Fettlösemittel mobilisierten Fette werden vorzugsweise, von den optional einsetzbaren, fett-sorbierenden Verbindungen des "Entfettungssystems" in der Öl- Phase immobilisiert, dadurch der Wasserphase entzogen, wodurch weiteres Fett in der wässrigen Phase gelöst werden kann. Allgemein sind fett-sorbierende Verbindungen im Sinne dieser Erfindung weitgehend wasser-unlösliche, fettartige Verbindungen, d.h. Verbindungen, deren Löslichkeit in Wasser weniger als 1 Gew.-% beträgt. Die fett- sorbierenden Verbindungen werden insbesondere durch den Einsatz von Emulgatoren als Öl-Phase in der Wasser-Phase stabilisiert; sie stellen also im Wesentlichen die Öl- Phase der "Öl in Wasser" - Emulsion dar.

Als fett-sorbierende - Komponenten können - neben Mineralölen - zum Beispiel

Fettalkohole, Fettsäuren, Alkyl- und Arylethoxilate sowie Fettamide mit jeweils 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, oder 24 Kohlenstoffatomen eingesetzt werden. Diese Verbindungen haben die Aufgabe, das bereits durch die Fettlösemittel in der wässrigen Phase gelöste Fett in der Öl-Phase einer "Öl in Wasser"-Emulsion zu immo- bilisieren, damit durch die Fettlösemittel neues Fett gelöst werden kann. Ferner können sie gegebenenfalls auch die Depilierungsmasse verdicken.

Typische Vertreter einer fett-sorbierenden Verbindung sind Cetylalkohol, Stearinsäure und deren Veresterungsderivate wie z.B. Octyl- und Cetylpalmitate und Triglyceride, sowie ethoxylierte und propoxylierte Fettalkohole mit jeweils 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, oder 24 Kohlenstoffatomen im Fettalkohol; die Zahl der Ethylen- oxid-bzw. Propylenoxid-Einheiten in den ethoxylierten bzw. propoxylierten Fettalkoholen beträgt 1 bis 10, vorzugsweise 1 - 5.

Neben den bereits erwähnten Verbindungen sind siliciumorganische Verbindungen wie z.B. Phenyldimethicone, Cetyldimethicone oder Cyclomethicone ebenfalls sehr gut geeignet. Vorzugsweise eingesetzte Produkte sind Cetyl- und Cetearylalkohol.

Es kann sowohl ein Fett-Sorptionsmittel allein als auch eine Kombination von zwei, drei oder mehreren derselben eingesetzt werden.

Die fett-sorbierenden Verbindungen werden vorzugsweise in Konzentrationen von 2 - 15 Gew.-% eingesetzt, vorzugsweise von 5 - 10 Gew.-%, bezogen auf die gesamte kosmetische Zusammensetzung.

1.3. Als Dispergatoren.bzw. Emulgatoren können zum Beispiel grenzflächenaktive Substanzen mit HLB-Werten von 7 bis 18 eingesetzt werden (Hydrophilic-Lipophilic-

Balance, siehe H. Sonntag, Lehrbuch der Kolloidwissenschaft, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1977).

Besonders geeignete Vertreter sind Laurylsulfat, Laurethsulfat, Span 20 (Sorbitanlau- rat), Tween 20 (ethoxyliertes Sorbitanlaurat), Brij 58 (Polyoxyethylen-(20)-cetylether), Renex 720 (ethoxylierter C 13 - C 15 - Alkohol) und Laureth-23. Speziell geeignet ist eine Kombination bestehend aus 2 / 3 Laurethsulfat und V 3 Laurylethoxylat, jeweils bezogen auf das Gewicht.

Es kann sowohl eine grenzflächenaktive Substanz allein als auch eine Kombination von zwei, drei oder mehreren derselben eingesetzt werden.

Die grenzflächenaktiven Substanzen werden bevorzugt in einer Konzentration von 2 - 10 Gew.-%, vorzugsweise von 4 - 6 Gew.-% bezogen auf die gesamte kosmetische Zu- sammensetzung eingesetzt.

1.4. Verdickungsmittel für die wässrige Phase

Darüber hinaus können Verdickungsmittel eingesetzt werden, die sich von den fett-sorbierenden Verbindungen unterscheiden; damit kann die Viskosität der kosmetischen Zusammensetzung gesteigert und ihre Handhabung erleichtert werden.

Als Verdickungsmittel der wässrigen Phase kommen zum Beispiel in Betracht: Na- trium-Alginat, insbesondere Alginat EHV (CHT-Tübingen), Polyacrylate, zum Beispiel Dynasorb der Fa. Stockhausen, sowie Cellulose-Derivate, zum Beispiel Methocel 311 der Fa. Dow Chemical Company oder Bermocoll E 230-FQ der Fa. Akzo Nobel und assoziativ wirkende Verdickungsmittel wie z.B. Polyurethane, die mit Alkyl-Aryl-

Polyglykolethem kombiniert sind, insbesondere Borchi Gel L 75 N der Firma Borchers GmbH.

Es kann sowohl ein Verdicjαingsmittel allein als auch eine Kombination von zwei, drei oder mehreren derselben eingesetzt werden. Die Verdickungsmittel werden in einer

Konzentration von 20 - 80 g/kg, insbesondere von 30 - 40 g/kg, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse, eingesetzt.

2. Solvolysesystem 2.1. Lösemittel-lösliche Metallkomplexe von Mercapto-Verbindungen

Die Solvolyse des Haares, als zweiter Schritt, wird vornehmlich durch die Tertiär- und Sekundärstruktur spaltenden Depilierungsingredienzien bewerkstelligt ("Solvolysesystem"). Ein Gesichtspunkt dieser Erfindung betrifft die Verwendung von Mercapto- Verbindungen, wie zum Beispiel ein- oder zweibasigen Mercapto-Verbindungen.

Als zweibasige Mercapto-Verbindungen kommen insbesondere Salze bzw. Metallkomplexe der Thioglykolsäure, d.h. das Dianion der Thioglykolsäure, in Betracht, insbesondere das Lithium-, Natrium-, Kalium-, Magnesium-, Calcium-, Aluminium-, Titan-, Zinn-, und Zinksalz.

Die Mercapto- Verbindung bzw. dessen Metallsalz bzw- Metall-Komplex zeichnet sich vorzugsweise durch eine zumindest teilweise Löslichkeit in den unter Punkt 1.1. aufgeführten Fettlösemitteln aus, d.h. die Mercapto-Verbindung bzw. dessen Metallsalz bzw- Metall-Komplex ist zu höchstens 90 Gew.-%, vorzugsweise zu höchstens 50 Gew.-%, stärker bevorzugt zu höchstens 25 Gew.-%, noch stärker bevorzugt zu höchstens 10 Gew.-%, und besonders bevorzugt zu höchstens 5 Gew.-%, und ganz besonders bevor-

zugt zu höchstens 1 Gew.-% in den unter Punkt 1.1. aufgeführten Fettlösemitteln löslich bzw. mit diesen mischbar.

Als gleichwertige Alternative zur Thioglykolsäure und deren Salzen können auch ein- basige Mercapto-Verbindungen, wie z.B. Mercaptoethanol oder Mercaptoglycerin bzw. deren Salze, eingesetzt werden. Bevorzugte Salze des Mercaptoethanols bzw. des Mer- captoglycerins sind das Lithium-, Natrium-, Kalium-, Magnesium-, Calcium-, Aluminium-, Titan-, Zinn-, und Zinksalz. Diese weisen ebenfalls eine vergleichbare oder bessere Löslichkeit in den unter Punkt 1.1. aufgeführten, polaren, protischen Fettlösemit- teln auf wie die Salze der Thioglykolsäure.

Es kann sowohl eine Mercapto- Verbindung allein als auch eine Kombination von zwei, drei oder mehreren derselben eingesetzt werden; insbesondere können auch alle Salze der Thioglykolsäure mit Mercaptoethanol und/oder Mercaptoglycerin in Kombination verwendet werden.

Als Cystin spaltende Ingredienzien können neben den vorstehend genannten Natrium-, Kalium- oder Calcium-Thioglykolaten erfindungsgemäss zumindest teilweise in Alkohol, insbesondere Ethanol oder Isopropanol, lösliche Metall-Thioglykolsäure-Komplexe der A- und B-Kationen, wie Aluminium- oder Zink-Thioglykolsäure-Salze (siehe hierzu: A. Ackermann, W. Jugelt, H.H. Möbius, H.D. Suschke, G. Werner, Elektrolytgleichgewichte und Elektrochemie, Verlag Chemie Weinheim, 1974, Seiten 221 - 223) verwendet werden.

Damit die Spaltungsreagenzien eine Solvolyse des Haares durchführen können ist, wie vorstehend angegeben, zunächst eine teilweise Entfernung der das Haar umgebenden Schutzschicht aus Fett erforderlich. Diese Entfernung erfolgt üblicherweise durch das vorstehend erwähnte Entfettungssystem. Die zumindest teilweise Entfernung der das Haar umgebenden Schutzschicht aus Fett kann zum Beispiel durch eine Mizellar- und/oder Phasentransferkatalyse erreicht werden, da diese durch die Fettschicht des Haares hindurch wirken kann.

Die Erfinder haben in unerwarteter Weise gefunden, daß insbesondere Aluminiumbzw. Zink-Komplexe der Thioglykolsäure die Spaltung der Cystin-Schwefelbrücken beschleunigen. Während die Natrium- und Kaliumsalze der Thioglykolsäure in erster Linie wasserlöslich, nicht jedoch in den bevorzugten Lösemitteln dieser Erfindung lös- lieh sind, zeichnen sich die in dieser Erfindung bevorzugt eingesetzten Aluminium- und Zink-Komplexe der Thioglykolsäure durch eine deutliche Löslichkeit in den Lösemitteln, z.B. in den Alkoholen aus, die auch als Fettlösemittel (siehe Punkt 1.1.) eingesetzt werden können.

Die Thioglykolsäure-Komplexe des Aluminiums und des Zinks grenzen sich von den Natrium-, Kalium- und Calciumsalzen dadurch ab, dass letztere praktisch vollständig dissoziiert sind, d.h. als Ionen vorliegen und daher in den unter Punkt 1.1. aufgeführten Fettlösemitteln nur schlecht oder gar nicht löslich sind. Demgegenüber liegen die Aluminium- bzw. Zink- Verbindungen der Thioglykolsäure nur teilweise als Ionen vor, sondern sind teilweise undissoziierte Komplexe, die eine Löslichkeit in den bevorzugten Fettlösemitteln im Sinne dieser Erfindung (Punkt 1.1.), beispielsweise Ethanol, aufweisen.

Dadurch wird bereits eine Spaltung der Cystin-Schwefelbrücken des Haares eingeleitet, während der Entfettungsprozess noch andauert. Auf diese Weise wird eine besonders schnelle Haarentfemung ermöglicht, indem der Entfettungsprozess und der Solvolyse- prozess zumindest teilweise gleichzeitig ablaufen. Diese Beobachtung trifft auch auf die einbasigen Mercapto-Verbindungen Mercaptoethanol und Mercaptoglycerin bzw. deren Salze zu. Somit werden Depilierungszeiten von 3 Minuten möglich.

Vorzugsweise eingesetzte Thioglykolsäurekomplexe beinhalten Aluminium und Titan als Beispiele für das A-Kation bzw. Zink und Zinn für das B-Kation. Die Komplexe der Thioglykolsäure werden vorzugsweise in einer Konzentration von 0,2 M bis 0,8 M, bevorzugt von 0,2 M bis 0,4 M, insbesondere bevorzugt etwa 0,3 M, bezogen auf die ge- samte kosmetische Zusammensetzung, eingesetzt.

Gegebenenfalls können zusätzlich Alkali-Salze der Thioglykolsäure eingesetzt werden.

Als weitere Verbindungen zur Spaltung von Cystin-Disulfidbrücken kommen zum Beispiel Mercaptoethanol und Mercaptoglycerin in Betracht, wobei die eingesetzten Konzentrationen ebenfalls im Bereich von 0,2 M bis 0,8 M, bevorzugt von 0,2 M bis 0,4 M, insbesondere bevorzugt etwa 0,3 M liegen, bezogen auf die gesamte kosmetische

Zusammensetzung. Das zur Salz- bzw. Ionenpaarbildung befähigte Mercaptoethanol besitzt einen pKs-Wert von 9,37, womit bei einem pH-Wert von 11 circa 98 % des eingesetzten Mercaptoethanols in seiner deprotonierten Form vorliegen. Damit reduziert sich dessen dermale Toxizität wesentlich gegenüber der protonierten Form.

Bevorzugt eingesetzte Mercapto-Verbindungen sind Thioglykolsäure, bzw. deren Salze und Komplexe, Mercaptoethanol und Mercaptoglycerin bzw. deren Salze. Diese werden vorzugsweise in Konzentrationen von 0.2 - 0.8 mol/1, bevorzugt 0.2 bis 0.4 mol/1, jeweils bezogen auf die gesamte kosmetische Zusammensetzung, eingesetzt.

2.2 Aminverbindungen

Ein wesentlicher Gesichtspunkt der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung von Aminverbindungen als Katalysatoren im Rahmen des Solvolyse-Systems für die Depilierung. Durch derartige Amine wird die Solvolyse von Haar und insbesondere die Spaltung von H-Brücken und untergeordnet von Peptiden katalysiert. Unter diesen Begriff fallen gemäß dieser Erfindung primäre, sekundäre und tertiäre Aminverbindungen, sowie quaternäre Ammoniumverbindungen. Dabei können sowohl einzelne Aminverbindungen als auch Mischungen aus zwei oder mehreren dieser primären, sekundären und/oder tertiären Amine bzw. der quaternären Ammoniumverbindungen eingesetzt werden; ebenso können zwei oder mehrere der genannten Funktionalitäten in einer Verbindung vorhanden sein; so können ein, zwei, drei oder mehrere, gegebenenfalls verschiedene Aminfunktionen in einer Verbindung vorhanden sein. Ebenso können poly- mere Aminverbindungen verwendet werden, die aus den entsprechenden monomeren Verbindungen aufgebaut sind.

2.2.1 Primäre Amine

Unter den primären Aminen im Sinne dieser Erfindung werden Verbindungen der Formel H 2 N-R 1 verstanden, wobei R 1 ein Alkylrest mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, oder 20 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise mit 2 oder 3 Koh- lenstoffatomen, ist. Der Alkylrest kann linear oder verzweigt, cyclisch und/oder offen- kettig, gesättigt oder einfach oder mehrfach ungesättigt sein; bevorzugte Beispiele für den Rest R 1 sind Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, n-Butyl, iso-Butyl, sek-Butyl, tert- Butyl, n-Pentyl, 3-Methylpent-l-yl, 2,2-Dimethylprop-l-yl, tert-Pentyl, n-Hexyl, n- Octyl, n-Dodecyl, n-Tetradecyl, n-Hexadecyl, n-Octadecyl, und n-Eicosanyl.

Der Alkylrest R 1 kann mit einem, zwei oder mehreren Heteroatomen, wie z.B. Sauerstoff, Stickstoff oder Schwefel, substituiert sein. Insbesondere kann der Rest R 1 , der in diesem Fall bevorzugt ein aliphatischer, linearer, gesättigter Alkylrest mit bis zu 12 Kohlenstoffatomen ist, mit 1, 2, 3, 4, oder 5 Hydroxylgruppen substituiert sein. Bei- spiele umfassen Hydroxyethyl, 2-Hydroxyprop-l-yl, 3-Hydroxyprop-l-yl, 2,3-Di- hydroxyprop-1-yl. Die bevorzugten Aminverbindungen sind demzufolge: Monoetha- nolamin (H 2 N-CH 2 CH 2 -OH), Ethylendiamin (H 2 N-CH 2 CH 2 -NH 2 ), 1,3-Diaminopropan (H 2 N-CH 2 CH 2 CH 2 -NH 2 ), 1 ,4-Diaminobutan (H 2 N-CH 2 CH 2 CH 2 CH 2 -NH 2 ), 3-Amino- propan-1-ol ((H 2 N-CH 2 CH 2 CH 2 -OH), l-Aminopropan-2-ol ((H 2 N-CH 2 CH(OH)CH 3 ), Alaninol (HO-CH 2 CH(NH 2 )CH 3 ), 1-Aminoglycerin (H 2 N-CH 2 CH(OH)CH 2 -OH), 2- Aminoglycerin (HO-CH 2 CH(NH 2 )CH 2 -OH), l-Hydroxy-2,3-diaminopropan (H 2 N- CH 2 CH(NH 2 )CH 2 -OH), 2-Hydroxy- 1 ,3-diaminopropan (H 2 N-CH 2 CH(OH)CH 2 -NH 2 ), 2-Amino-2-ethyl- 1 ,3-propandiol (HO-CH 2 C(NH 2 )(C 2 H 5 )CH 2 -OH) 2-Amino-2-methyl- 1-propanol (CH 3 C(NH 2 )(CH 3 )CH 2 -OH), Tris(hydroxymethyl)aminomethan ((HO- CH 2 ) 3 C-NH 2 ), 2-Amino-imidazol und 4-Amino-imidazol.

Im Allgemeinen bevorzugte primäre Amine sind die sog. beta-Aminoalkohole, die je eine Amino- bzw Hydroxyfunktion in 1,2-Stellung aufweisen. Bevorzugte Beispiele sind die Aminoalkohole, die sich von den Aminosäuren ableiten, z.B. Alaninol, Serinol, Valinol, Phenylalaninol, Phenylglycinol, Cyclohexylglycinol, Cyclohexylalaninol etc.. Ebenfalls bevorzugte Amine sind solche, die durch Ethoxylierung oder Propoxylierung von Aminverbindungen hergestellt werden können und endständige OH-Gruppen auf-

weisen. Beispiele sind H 2 N-CH 2 CH 2 -O-CH 2 CH 2 -O-H, H 2 N-(CH 2 CH 2 -O) 3 -H, H 2 N- CH 2 CH(CH 3 )-O-CH 2 CH(CH 3 )-OH, H 2 N-(CH 2 CH(CH 3 )-O) 3 -H oder auch H 2 N- CH 2 CH 2 -O-CH 2 CH 2 -NH 2 .

Darüber hinaus kann der Rest R 1 eine cyclische Gruppe sein, zum Beispiel eine Cyclo- pentyl-, Cyclohexyl, Cycloheptyl, oder Cyclooctyl-Gruppe. An dieser Gruppe können Amino- und ggf. Hydroxylgruppen substituiert sein. Beispiele hierfür sind: Cyclopen- tylamin, Cyclohexylamin, Cycloheptylamin, Cyclooctylamin, sowie 2-Amino-cyclohe- xan-l-ol, 3-Amino-cyclohexan-l-ol, 4-Amino-cyclohexan-l-ol, 1 ,4-Diaminocyclo- hexan.

Darüber hinaus kann der Rest R 1 aromatisch sein, insbesondere, Phenyl, 2-, 3-, oder 4- Toluyl, 2-, 3-, oder 4-Pyridinyl. Ebenso kommen Kombinationen von (hetero-)aromati- schen und (hetero-)aliphatischen Resten in Betracht, z.B. Alkyloxyphenylreste, wie z.B. para-Nonyloxyphenyl.

Es kann sowohl ein primäres Amin allein als auch eine Kombination von zwei, drei oder mehreren derselben eingesetzt werden. Die primären Amine werden vorzugsweise in einem Konzentrationsbereich von 2 bis 30 g/kg, insbesondere von 10 bis 15 g/kg, be- zogen auf die gesamte Depilierungsmasse eingesetzt.

2.2.2. Sekundäre Amine

Anstelle von oder neben den primären Aminen können auch sekundäre Amine eingesetzt werden. Die allgemeine Formel für sekundäre Amine lautet R 2 -NH-R 3 , wobei die Reste R 2 und R 3 unabhängig voneinander die gleiche Bedeutung wie R 1 vorstehend bei den primären Aminen aufweisen.

Wie bei den primären Aminen können die Reste R 2 und R 3 mit einem oder mehreren Heteroatomen, wie z.B. Sauerstoff, Stickstoff oder Schwefel substituiert sein. Insbeson- dere können die Reste R 2 und R 3 , die in diesem Fall bevorzugt jeweils unabhängig voneinander ein aliphatischer, linearer, gesättigter Alkylrest mit bis zu 12 Kohlenstoffatomen sind, mit 1, 2, 3, 4, oder 5 Hydroxylgruppen substituiert sein. Beispiele umfassen

Hydroxyethyl, 2-Hydroxyprop-l-yl, 3-Hydroxyprop-l-yl, 2,3-Dihydroxyprop-l-yl, Die bevorzugten Aminverbindungen sind demzufolge: Diethanolamin (HN-(CH 2 CH 2 - OH) 2 ), Diisopropanolamin (HN-(CH 2 CH(CH 3 )-OH) 2 ), Dipropanolamin (HN- (CH 2 CH 2 CH 2 -OH) 2 ), Piperazin (HN(CH 2 CH 2 ) 2 NH), Piperidin cyc-(CH 2 ) 5 NH, sowie Tricin ((HOCH 2 ) 3 C-NH-CH 2 COOH).

Zusätzlich kommen Verbindungen in Betracht, bei denen das oder die Stickstoffatom(e) in einen Ring aus Kohlenstoffatomen eingebunden sind. Insbesondere kommen 5-, 6-, 7-, oder 8-gliedrige Ringe in Betracht. Die cyclischen Verbindungen können sowohl hetero-aliphatischer als auch heteroaromatischer Natur sein. Beispiele hierfür umfassen Pyrrolidin, Piperidin, Morpholin, sowie Pyrazol.

Es kann sowohl ein sekundäres Amin allein als auch eine Kombination von zwei, drei oder mehreren derselben eingesetzt werden. Die sekundären Amine werden vorzugs- weise in einem Konzentrationsbereich von 5 bis 50 g/kg, insbesondere von 10 bis 20 g/kg, bezogen auf die gesamte Depilierungsmasse eingesetzt.

2.2.3. Tertiäre Amine

Anstelle der primären und/oder sekundären Amine oder zusätzlich zu diesen kann auch mindestens ein tertiäres Amin eingesetzt werden.

Die allgemeine Formel für tertiäre Amine lautet NR 4 R 5 R 6 , wobei R 4 , R 5 , und R 6 unabhängig voneinander dieselbe Bedeutung wie die Reste R 2 und R 3 für sekundäre Amine aufweisen. Insbesondere können zwei der Reste R 4 , R 5 , und R 6 miteinander einen Ring bilden.

Allgemein sind tertiäre Amine im Sinne dieser Erfindung vorzugsweise cyclische Amine mit mindestens einer, vorzugsweise zwei tertiären Amin-Funktionen und mindestens einem Ring, wobei die Amine nicht unter Bedingungen der Depilierung hydro- lysieren, d.h. bei einem pH von kleiner oder gleich 11,5 und einer Temperatur von kleiner oder gleich 37 0 C.

Insbesondere sind Amine mit der Struktur NR 7 R 8 R 9 N bevorzugt, wobei R 7 , R 8 , und R 9 jeweils unabhängig voneinander geradkettige oder verzweigte, gesättigte oder ungesättigte, substituierte oder unsubstiruierte, zweiwertige Kohlenwasserstoff-Gruppen mit 2, 3, 4, 5, 6 oder 7 Kohlenstoffatomen darstellen, wobei jeweils zwei dieser Gruppen zu- sammen einen Ring bilden können. Die Substituenten können Sauerstoff-, Stickstoff- und Schwefelatome umfassen.

Als sehr effizient haben sich hierbei die Substanzen 1,4-Diazabicyclo[2,2,2]octan (DABCO), l,8-Diazabicyclo[5.4.0]undec-7-en (DBU), l,4-Diazabicyclo[4.3.0]non-5-en und Triethanolamin N(CH 2 CH 2 OH) 3 , Triisopropanolamin (N(CH 2 CH(CH 3 )OH) 3 ),

Tripropanolamin (N(CH 2 CH 2 CH 2 OH) 3 ), N-Methylmorpholin, sowie Triethylendiamin N(CH 2 CH 2 ) 3 N erwiesen. Daneben kommen Pyridin, Pyridazin, Pyrimidin, und Pyrazin in Betracht.

Es kann sowohl ein tertiäres Amin allein als auch eine Kombination von zwei, drei oder mehreren derselben eingesetzt werden. Die tertiären Amine werden vorzugsweise in einem Konzentrationsbereich von 2 bis 20 g/kg, insbesondere von 4 bis 8 g/kg, bezogen auf die gesamte Depilierungsmasse eingesetzt.

2.2.4. Quaternäre Ammoniumverbindungen

Anstelle der primären und/oder sekundären und/oder tertiären Amine oder zusätzlich zu diesen kann auch mindestens eine quaternäre Ammoniumverbindung eingesetzt werden. Unter den quaternären Ammoniumverbindungen im Sinne der Erfindung werden Verbindungen der Formel NR 10 R 1 *R 12 R 13+ X " verstanden, wobei die Reste R 10 , R u , R 12 und R 13 jeweils unabhängig voneinander die gleiche Bedeutung besitzen wie der Rest R 1 der primären Amine. Als negative geladene Gegenionen X ' der quaternären Ammoniumverbindungen kommen vorzugsweise Fluorid, Chlorid, Bromid, Iodid, Sulfat, Hydrogensulfat oder Hydroxid in Betracht, bevorzugt Chlorid und Sulfat.

Derartige vierfach substituierte Ammoniumverbindungen können Substituenten sowohl mit aliphatischen als auch mit aromatischen Strukturen aufweisen. Darüber hinaus kann

der quaternäre Stickstoff selbst Bestandteil eines aromatischen Ringsystems sein, z.B. eines Pyridin- bzw. Pyridinium-Rings.

Bei den aliphatischen Substituenten handelt es sich zum Beispiel um Kohlenwasser- stoffketten von Ci - C 24 , bevorzugt von C 1 - Cj 4 und OH-terminierte Ethylenoxid- und Propylenoxidreste. Der Ethoxylierungs- bzw. Propoxylierungsgrad bewegt sich zwischen 1 und 30, bezogen auf die Ethylenoxid- und Propylenoxid-Einheiten im Rest. Typische Vertreter sind Tetrabutylammoniumchlorid, Methyltrioctylammoniumchlorid, Fettamine (C 4 - C 24 ), die mit Dimethylsulfat quaternisiert werden, quaternisierte Fett- amine der allgemeinen Struktur (C 4 - C 24 )NMe 3 + , wie zum Beispiel N,N,N-Trimethyl- N-dodecyl-ammoniumchlorid, N,N,N-Trimethyl-N-tetradecyl-ammoniumchlorid (N- Cetyl-N,N,N-trimethylammoniumchlorid), N,N,N-Trimethyl-N-hexadecyl-ammonium- chlorid, NjNjN-Trimethyl-N-octadecyl-ammoniumchlorid, N,N,N-Trimethyl-N-eicosa- nyl-ammoniumchlorid, N,N,N-Trimethyl-N-docosanyl-ammoniumchlorid, N,N,N-Tri- methyl-N-tetracosanyl-ammoniumchlorid; DERIPHAT® 160 C (Natrium-N-lauryl- beta-iminodipropionat), Deriphat 151 C (N-Coco-beta-aminopropionsäure der Firma carechemicals), DERIPHAT® 154L (Dinatrium Tallow-Iminodipropionat der Firma carechemicals), GAF-Quat HS-100 (ein Copolymer aus Vinylpyrrolidon und Meth- acrylamidopropyl-trimethylammoniumchlorid), sowie Cocobis(2-hydroxy- ethyl)methylammoniumchlorid.

Neben den vorstehend genannten Substituenten sind auch Aromaten enthaltende Substituenten einsetzbar wie z.B. N-[3-(paranonylphenoxy)-2-hydroxypropyl] N,N,N-tri- methylammoniumchlorid.

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von polymeren quaternären Ammoniumverbindungen, wobei die quaternären Gruppen auf einem Rückgrat des Polymers kovalent gebunden sind. Beispiele hierfür sind Copolymere aus Vinylpyrrolidon und Meth- acrylamidopropyl-trimethylammoniumchlorid (Polyquaternium-28 der Fa. GAF) oder quaternisierte Copolymere aus Vinylpyrrolidon und Dimethylaminoethylmethacrylat (Polyquaternium-11).

Quaternäre Ammoniumsalze mit aromatischen bzw. heterocyclischen Strukturen weisen bevorzugt Phenyl-, oder Pyridiniumstrukturen auf. Der aliphatische Substituent ist in der Regel eine Kohlenwasserstoffkette von Ci - C 24 , bevorzugt Ci - Cj 4 , insbesondere ein Substituent mit 1, 2, 3, 4, 6, 8, 10, 1,2 14, 16, 18, 20, 22 oder 24 Kohlenstoffatomen.

Beispiele hierfür sind: Trimethylphenylammoniumchlorid bzw. -bromid, Methylpyridi- niumchlorid, Cetylpyridiniumchlorid und 1-Dodecylpyridiniumbromid.

Es kann sowohl eine quaternäre Ammoniumverbindung allein als auch eine Kombina- tion von zwei, drei oder mehreren derselben eingesetzt werden; insbesondere können tensidartige und polymere quaternäre Ammoniumverbindungen in Kombination eingesetzt werden. Ebenso kann eine Kombination von jeweils einem oder mehreren primären, sekundären und tertiären Amin(en) sowie einem oder mehreren quaternären Ammoniumverbindungen eingesetzt werden.

Die Einsatzmengen der Mizellar- bzw. Phasentransfer-Katalysatoren sind abhängig von deren Konstitution und Mizellbildungskonzentration (CMC) und liegen vorzugsweise im Bereich von 0.001 - 0.2 mol/1, bevorzugt im Bereich von 0.01 - 0.1 mol/1, jeweils bezogen auf die gesamte kosmetische Zusammensetzung.

Falls Mizellar- und/oder Phasentransfer-Katalysatoren eingesetzt werden, kommen als Reaktanden zur Solvolyse des Haares bevorzugt Mercaptoethanol und Mercaptoglyce- rin in Betracht.

2.2.4.1. Mizellar- bzw. Phasentransferkatalyse

Ein Gesichtspunkt dieser Erfindung betrifft also die optionale Verwendung von Mizellar- bzw. Phasentransfer-Katalysatoren, wobei vorzugsweise quaternäre Ammoniumverbindungen eingesetzt werden. Grundsätzlich ist bei den quaternären Ammoniumverbindungen zwischen niedermolekularen Verbindungen, wie zum Beispiel Tetrabutyl- ammoniumchlorid, und hochmolekularen, d.h. polymeren Verbindungen, wie zum Beispiel Polyquaternium 28, einem Polymerisat aus Vinylpyrrolidon und Methacrylamido- propyl-trimethylammoniumchlorid, zu unterscheiden. Während die niedermolekularen

quaternären Ammoniumverbindungen die klassischen Phasentransfer-Katalysatoren darstellen und aufgrund ihrer geringen Neigung zur gegenseitigen Assoziation weniger zur Mizell-Bildung neigen, besitzen die tensidartigen und polymeren quaternären Ammoniumverbindungen eine ausgeprägte Neigung, Mizellen in der Wasserphase zu bilden. Andererseits ist die Neigung der hochmolekularen quaternären Ammoniumverbindungen, als klassische Phasentransfer-Katalysoren die Phasengrenze zwischen der wässrigen und der organischen Phase zu überschreiten, tendentiell geringer ausgeprägt als bei den entsprechenden niedermolekularen Verbindungen. Darüber hinaus hängt die Bildung der Mizellen von der Konzentration der eingesetzten quaternären Ammonium- Verbindung ab. Bevorzugte quaternäre Ammoniumverbindungen sind solche mit tensid- artigem Charakter. Bei der Mizellar-Katalyse muß die sog. „kritische Mizellen-Konzentration (CMC)" des quaternären Ammoniumsalzes in jedem Fall überschritten werden. Daher hängt es von der Konstitution und der Konzentration der eingesetzten quaternären Ammoniumverbindung(en) ab, in welchem Ausmaß die Mizellbildung in der Wasserphase auftritt, und folglich auch, in welchen Ausmaß die Phasentransfer-Katalyse und/oder die Mizellar-Katalyse auftreten. Je nach verwendeter Verbindung kann daher die Phasentransfer-Katalyse oder die Mizellar-Katalyse dominieren. Die quaternären Ammoniumverbindungen zeigen eine gute Wasserlöslichkeit, sind aber auch in polaren protischen und aprotischen Lösungsmitteln, wie z.B. Ethanol oder Dioxan, teil- weise löslich. Beide Arten der Katalyse werden nachstehend näher erläutert.

Eine logische Trennung zwischen Mizellar- und Phasentransfer-Katalyse ist zwar aufgrund kinetischer Messungen möglich, für die Ausführbarkeit der vorliegenden Erfindung jedoch nicht nötig. Vielmehr können beide Arten der Katalyse im vorliegenden System nebeneinander ablaufen.

2.2.4.1.1. Mizellarkatalyse

Die Mizellarkatalyse folgt in vielen Fällen dem Prinzip einfacher Enzymmodelle. Dies lässt sich durch einige Ähnlichkeiten belegen:

Die Grosse von Mizellen und globulären Proteinen ist ähnlich.

Sowohl Mizellen als auch Proteine können geeignete Moleküle solubilisie- ren.

Es gibt viele chemische Reaktionen in mizellaren Lösungen, deren Kinetik einen ähnlichen Verlauf haben wie enzymkatalysierte Reaktionen.

Das hierfür gültige allgemeine Reaktionsmodell ist in Abbildung 1 dargestellt:

K

Mizf MizS

P

Θ ©

© S - R K ( χ +y) Mizf + Miz Q OH r -© s - R) x r ©,oH),

Abb. 1 Reaktionsschema einer einfachen Mizellar-Katalyse

Unter dem Begriff Substrat versteht man im Fall der Mizellar-Katalyse die reaktiven Zentren des Haares, d.h. die SS-Cystinbrücken, die Wasserstoffbrücken-Bindungen, und die Peptidbindungen; die Reaktanden umfassen Mercapto-Verbindungen und das Alkali.

Die Reaktanden, welche die Solvolyse des Haares bewirken, (abgekürzt S), zum Beispiel das negative geladene Hydroxid-Ion, Thioglykolat-Anion, Mercaptoglycerin oder Mercaptoethanol assoziieren in einem schnellen Gleichgewichtsschritt mit einer Mizelle (Mizf), die aus dem vorzugsweise tensidartigen und/oder hochmolekularen positiv gela- denen quaternären Ammoniumsalz besteht, zum Mizellkomplex (MizS). Vorzugsweise weist mindestens ein Rest des quaternären Ammoniumsalzes 12 bis 24 Kohlenstoffatome auf, vorzugsweise weist genau ein Rest des quaternären Ammoniumsalzes 12, 14, 16, 18, 20, 22 oder 24 Kohlenstoffatome auf; die anderen drei Reste bestehen beispielsweise aus Methylgruppen. Die Reaktivitäten von S in der freien und der assozi- ierten Form sind durch die Geschwindigkeitskonstanten k w bzw. k m j z definiert. Aufgrund der Mizellbildung kann die Konzentration der Mercapto-Verbindungen an der Oberfläche der Mizelle weitaus höher sein, als sie im Normalfall wäre, d.h. falls die Mercapto-Verbindungen in wässriger ösung vorläge. Durch die hohe Konzentration der Mercapto-Verbindungen S (OH " , R-S " ) an der Mizelloberfläche ergeben sich durch die Sorption der Mizellen auf dem Haar höhere Reaktionsgeschwindigkeiten bezüglich der Haarsolvolyse im Vergleich zu einem Solvolyse-System ohne Mizellen. Damit kann wiederum die Depilationszeit verkürzt und die Hautreizung vermieden werden; ebenso kann die Konzentration der Mercapto-Verbindung gesenkt und somit die Geruchsbelästigung reduziert werden.

Die Beladung der Mizelloberfläche mit den Reaktanden für die Solvolyse (z.B. mit Mercapto-Verbindungen) erfolgt in einem schnellen, der Reaktion vorgelagerten Gleichgewichtsschritt, wobei die Reaktion, d.h. die Spaltung der Wasserstoffbrücken- Bindungen und der S S-Cystin-B rücken mehrheitlich nach nullter Ordnung abläuft.

2.2.4.1.2. Phasentransfer-Katalyse

Das Prinzip der Phasentransfer-Katalyse besteht darin, ionische Substanzen aus der Wasserphase in das organische Medium (in diesem Fall in die Fettphase) zu überführen. Hierzu sehr geeignet sind quaternäre Verbindungen [Q Θ X ~ ], deren Salze bzw. Ionen- paare sowohl eine gute Fettlöslichkeit als auch eine gute Wasserlöslichkeit besitzen. In der Fettphase bedarf es keiner Solvatation des Salzes bzw. Ionenpaars.

Das allgemeine Reaktionsprinzip ist in Abbildung 2 dargestellt; nicht berücksichtigt sind jedoch weitere, der schematischen Reaktion vor- und nachgelagerte proteolytische Gleichgewichtsreaktionen.

wässrige Phase Q + X " + S " - j~Q * S ~] + X ' Phasengrenze 4| |l organische Phase [Q + XJ + BS > [VsJ + BX

Abb. 2 Allgemeines Reaktionsschema der Phasentransferkatalyse

[Q Θ X ~ ] entspricht der vorzugsweise eingesetzten quaternären, positiv geladenen Ver- bindung, vorzugsweise einem quaternären Ammoniumsalz, zum Beispiel Tetrabutyl- ammoniumchlorid, wobei Q + der quaternären Verbindung, in diesem Beispiel dem Tetrabutylammonium, und X " dem Gegenion, in diesem Beispiel dem Chlorid, entspricht. [S " ] entspricht einer depilierend wirkenden Komponente bzw. dem konjugierten Anion (z.B. OH " , R-S " , deprotoniertes Mercaptoethanol); und [Q Θ S " ] entspricht dem sich bildenden von der Fettphase des Haares extrahierten Reaktionsprodukt aus dem quaternären Ammoniumsalz und dem anionischen Reaktanden für die Solvolyse. Das extrahierte Reaktionsprodukt zeigt die depilierende Wirkung (Reaktionsprodukt BS) unter Rückbildung des eingesetzten quaternären Salzes [Q Θ X " ] (Ionenpaar) gemäss Abbildung 2. BX steht für das Substrat, d.h. im allgemeinen Wasserstoffbrücken-Bindun- gen und SS-Cystin-Bindungen; dieses reagiert mit dem QS zum BS, das für gespaltene Wasserstoffbrücken-Bindungen, Peptid-Bindungen und SS-Cysteinbrücken steht, unter Rückbildung des urspünglichen quaternären Ammoniumsalzes [Q Θ X " ].

Die im Rahmen der Mizellar- bzw. Phasentransfer-Katalyse einzusetzenden reduktiv wirkenden Mercapto-Verbindungen, zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Lage sind, Salze bzw. Ionenpaare mit den eingesetzten Mizell- oder Phasentransferkatalysato- ren zu bilden. Als hierfür geeignete Substanzen sind neben der Thioglykolsäure und deren Salze, Mercaptoethanol und Mercaptogycerin zu erwähnen.

2.3. Schonung der Haut durch niedrigen pH-Wert: Puffersystem

Durch die Verwendung der primären, sekundären, tertiären und quaternären Amine als Solvolyse-Katalysatoren ist es möglich, die Depilierung bei pH-Werten von 9 - 11.5 vorzugsweise bei pH 10 - 11, anstelle des sonst üblichen pH-Wertes von 13 und höher, durchzuführen. Dadurch kann die Entfernung der Haare in sehr kurzer Zeit wesentlich hautschonender durchgeführt werden; trotz des erniedrigten pH-Wertes im Vergleich zu herkömmlichen Depilierungsmassen wird durch die Katalysatoren eine ausreichende Geschwindigkeit für die Solvolyse des Haares bzw. der Haardefibrillierung erzielt.

Die Einstellung des pH-Wertes der kosmetischen Zusammensetzung erfolgt zum Beispiel durch den Einsatz von Puffersystemen wie z.B. Kaliumhydrogencarbonat / Kaliumcarbonat für einen pH-Bereich von 9,5 bis 11,0, dessen Puffer-Maximum bei etwa 10.5 liegt, sowie Siliziumdioxid / Natronlauge (Wasserglas) für einen pH-Bereich von 11 — 12, dessen Puffer-Maximum bei etwa 11 liegt. Die Einsatzmenge der korres- pondierenden Säure-Basenpaare ist vorzugsweise so zu wählen, dass in der kosmetischen Zusammensetzung dieser Erfindung eine Pufferkapazität von 0.02 - 0.06 mol/1, vorzugsweise 0.04 - 0.05 mol/1 vorherrscht.

Durch die Verwendung primärer, sekundärer, tertiärer und/oder quatemärer Amine, wie zum Beispiel DABCO, DBU, Tetrabutylammoniumhydroxid und Polyquaternium-28, sowie durch den Einsatz bei pH 10 bis 11,5, bevorzugt bei etwa 10,5 - 11, bewegen sich die Depilierungszeiten je nach Haarstärke und Fettungsgrad der Haare zwischen 3 und 5 Minuten, üblicherweise zwischen 3 und 4 Minuten, bevorzugt zwischen 3 und 3,5 Minuten. In dieser Zusammensetzung liegt der pH-Wert um ca. 2 Einheiten unterhalb des Wertes vergleichbarer bekannter Depilierungsmassen; damit ist die Alkalikonzentration um den Faktor 100 geringer.

Darüber hinaus kann durch die Verwendung des erfindungsgemäßen Katalysator- und Solvolysesysems die Menge der einzusetzenden Mercapto- Verbindung, zum Beispiel Thioglykolsäure und Mercaptoethanol und Mercaptoglycerin, bzw. von deren Salzen bzw. Derivaten reduziert werden, so dass durch die im Vergleich zu herkömmlichen

Depilierungsmitteln geringe Konzentration an Mercapto-Verbindung eine merkliche Verminderung der Geruchsbelästigung erreicht werden kann.

Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die Konzentration des Mercapto- glycerins bei nur etwa 0,4 mol/kg liegen kann. Damit liegt die Konzentration der Mer- captoverbindung um ca. 20% unter dem Wert vergleichbarer Depilierungs-Zusammen- setzungen.

2.4. Weitere Bestandteile .des Solvolyse-Systems Ferner kann die kosmetische Zusammensetzung mindestens ein reduzierendes Endiol oder Endiolat oder deren Derivate umfassen. Beispiele derartiger Endiole oder Endio- late sind Ascorbinsäure, Ketozucker wie Fruchtzucker, sowie Acetoin und Adepoin. Als stark reduktiv wirkende Endiolate, auch Reduktone genannt, sind Ketozucker (z.B. Fructose), Acetoin und Adepoin hervorzuheben. Die Endiol- Verbindungen können z.B. in einer Konzentration von 0,2 M bis 0,5 M, bevorzugt 0,2 M bis 0,3 M eingesetzt werden.

Eine weitere und sehr effiziente Möglichkeit, die Cystinspaltungsgeschwindigkeit zu erhöhen, ist durch den Einsatz von Dithiothreitol gegeben, da das Reaktionsgleichge- wicht der Disufidspaltung zu Gunsten des Dithiothreitol-Produktes verschoben wird. Dithiothreitol kann in einer Konzentration von 0,2 M bis 0,8 M, bevorzugt von 0,2 M bis 0,4 M, bezogen auf die gesamte kosmetische Zusammensetzung, eingesetzt werden.

Generell können zur Verminderung der Hautreizung Extrakte aus Kamille und/oder Ar- nika als Additive zur Depilations-Zusammensetzung gegeben werden. Ferner können zur Verminderung der Geruchsbelästigung und zum Schutz gegen Bakterienbefall Duftstoffe wie z. B. Pfefferminze, Eucalyptus, Nerol, Farnesol, Rosenöl etc. und Bakterizide wie Eucalyptus, p-Hydroxybenzoesäure und deren Ester etc. beigemischt werden. Außerdem können Harnstoffe und dessen Derivate beigefügt werden.

3. Beispiele und experimenteller Teil

Die Informationen zur Entwicklung der erfϊndungsgemässen Depilierungsformulierung wurden sowohl aus kinetischen Daten der Haarsolvolyse als auch aus den Haarbruchdaten gewonnen. Als Prüflinge dienten Methanol gereinigte, ca. 300 mm lange Frauen- haare.

Zur Messung der Solvolysekinetik wurde das Haar in die entsprechende Depilierungs- flotte getaucht, mit einem Vorspanngewicht von 300 - 350 mN belastet und die in Folge der Haarfragmentierung abnehmende Vorspannkraft in der zeitlichen Abfolge gemes- sen. Zur Erfassung der Bruchzeit wurde das Haar mit einer konstanten Vorspannkraft von 295 mN belastet und bis zum Bruch in die entsprechende Depilierungsflotte getaucht. Das Reaktionsschema (Abb. 1) beschreibt eine Folgereaktion pseudo erster Ordnung, mit einem in der ersten Reaktionsstufe, d.h. zwischen A und B mit den Geschwindigkeitskonstanten ki und k_i, auftretenden Gleichgewichtsschritt, der haupt- sächlich der Disulfidspaltung zu zuordnen ist. Der zweite, irreversible Reaktionsschritt von B nach C mit der Geschwindigkeitskonstante k 2 entspricht der diffusionskontrol- lierten Wasserstoffbrücken- und der ebenfalls möglichen Peptidspaltung. k w k 2

B * C k

Abb.1 Reaktionschema der Haarsolvolyse (Cystin- und Wasserstoffbrücken spaltende, die Sekundär- und Tertiärstrukturen des Haares auflösenden Reaktionsstufen)

Als Zielgrössen zur Beschreibung der Wirkungsweisen der Depilierungsingredienzien werden die Reaktionskonstanten des ersten und zweiten Reaktionsschrittes (Abb. 1) sowie die Haarbruchzeit ermittelt und normiert. Die Bestwerte (grösste Reaktionskon- stante und geringste Bruchzeit) entsprechen in der normierten Skala der Abbildung 2 Eins und die schlechtesten Werte Null. Durch die Zusammenführung der normierten Zielfunktionswerte der drei Zielgrössen zu unimodalen Funktionswerten Z 1 und die an- schliessende semiempirische Modellierung wird eine die Wirkungsweisen der Depilierungsingredienzien beschreibende Funktion erhalten.

Eine weitere wesentliche Information ist aus der Abbildung 2 zu ersehen. Sie zeigt die Isolinien der normierten Zielgrösse (Depilierungsgeschwindigkeit) in Abhängigkeit des pH- Wertes und der Methanolkonzentration bei konstanter Thioglykolsäure- und DABCO-Konzentration (Abb. 2).

w [--]" [-]" l [mol/1]"

xr = 0 3 xt j = Ö 025

Zl

Abb. 2. Isolinien der normierten Depilierungsgeschwindigkeit in Abhängigkeit des pH-Wertes und der Methanolkonzentration: Abszisse: pH- Wert;

Ordinate: Methanolkonzentration in mol/1;

Konstante Werte: 0,3 M Kalium-Thioglykolat und Konzentration des tertiären Amins 0,025 M DABCO.

Die zur Depilierung günstigsten Reaktionsbedingungen liegen gemäss Abbildung 2 bei ca. pH 10 und 3 mol/1 Methanol.

Eine weitere wichtige Information ist der Abbildung 3 zu entnehmen. Sie zeigt die Isolinien der normierten Zielgrösse in Abhängigkeit des pH-Wertes und der DABCO-Konzentration mit den bestmöglichen Reaktionsbedingungen bei pH 10 - 10.5 und 0.02 - 0.03 mol/1 DABCO. Die Konzentration des Kalium-Thioglykolats beträgt konstant 0.3 mol/1 und die Methanol-Konzentration konstant 2 mol/1. Man erkennt, daß eine Konzentration von DABCO von 0,025 mol/1 und ein pH- Wert von ca. 10,2 zu optimalen

Depilierungs-Geschwindigkeit führt. Dennoch wird die Depilierung bei einem pH- Wert von etwa 10,5 durchgeführt, der auch der maximalen Pufferkapazität des Systems Kaliumhydrogencarbonat / Kaliumcarbonat entspricht, um stets die Funktionstüchtigkeit zu gewährleisten.

w [-]" H" [mol/1]"

xr = Q.: xr = 2

Zl

Abb. 3 Isolinien der normierten Depilierungs-Geschwindigkeit in Abhängigkeit des pH-Wertes und der DABCO-Konzentration Abszisse: pH- Wert

Ordinate: Konzentration von DABCO in mol/1 Konstante Werte: 0,3 M Kalium-Thioglykolat und 2 M Methanol

Zur Messung der Solvolysekinetik wurde das Haar in die entsprechende Depilierungs- flotte getaucht, mit einem Vorspanngewicht von 300 - 350 mN belastet und die in Folge der Haarfragmentierung abnehmende Vorspannkraft in der zeitlichen Abfolge gemessen. Die Erfassung der Haarbruchzeit erfolgte bei konstanter Vorspannkraft von 295 mN und variablen Konzentrationen der Depilierungsingredienzien.

4. Handschuh als Peelingsystem

Die erfindungsgemäße Depilierungsmasse kann bei entsprechender an sich üblicher Formulierung z.B. als Creme, Spray, Gel, Gel-Creme oder Schaum etc. eingesetzt werden. Zur Applikation der Depilierungsmasse dient erfindungsgemäss jedoch vorzugs- weise ein "Handschuh", dessen eine Seite mit der Depilierungsmasse beschichtet ist und die Rückseite aufgrund der rauen Oberfläche als Peelinghandschuh zur Entfernung der Depilierungsmasse und der Haare verwendet wird. Die Fertigung eines derartigen Handschuhs ist äusserst kostengünstig, da die Handschuhe aus einem mehrlagigen Paket konfektioniert werden können. Die oberste Schicht des dreilagigen Paketes umfasst zum Beispiel ein mit der Depilierungsmasse beschichtetes Faservlies oder einen

Vließverbundwerkstoff, die Mittelschicht umfasst beispielsweise eine Polyethylenfolie als Kontaminierungsbarriere und die letzte Schicht entspricht zum Beispiel der Peeling- schicht, die beispielsweise u.a. aus einem rauhen Gewebe, Gewirk, Vlies oder auch einem Verbund aus den genannten Materialien gefertigt ist. Zur Handschuhkonfektionie- rung wird z.B. die beschichtete, dreilagige, bis zu 2500 mm breite Warenbahn in ca. 150 mm breite Einzelbahnen geschnitten und an den Rändern vernäht bzw. verschweisst. Anschliessend werden die Einzelbahnen in 150 mm lange Einzelstücke geschnitten und nurmehr einseitig vernäht oder verschweisst, so dass ein Handschuh entsteht, dessen eine Seite die Depilierungsmasse trägt und die andere zur Reinigung (peeling) verwen- det werden kann. In anderen Fällen ist es sinnvoll, die Vernähung bzw. Verschweissung des dreilagigen Applikationssysems bereits vor der Beschichtung durchzuführen.

Eine zweite Möglichkeit besteht in der Verwendung einer mit Klebstoff beschichteten Kunststofffolie, in deren Beschichtungsmasse die zuvor erwähnten Depilierungschemi- kalien eingearbeitet sind. Als Klebstoff kommen zum Beispiel hochkonzentrierte GIu- cose, ein niedermolekulares Polyvinylacetat oder ein niedermolekularer, teilweise ver- netzter Hydroxy-polyester in Betracht. Die beschichtete Seite der Folie wird mit einer zweiten Folie unmittelbar nach dem Beschichtungsprozess abgedeckt und gelangt als Warenbahn in die Konfektionierung. Die Haarentfernung mit der beschichteten Kleb- folie erfolgt durch die Entfernung der Schutzfolie und Anpressung der beschichteten Folienseite an die entsprechende, zu enthaarende Körperstelle. Nach einer Einwirkzeit von 3 - 8 Minuten wird die Folie abgezogen und mit ihr die in Auflösung befindlichen

Haare. Diese Art der Haarentfernung stellt eine Kombination aus Depilierung und Epi- lierung dar.

Beide erwähnten Applikationsformen zeichnen sich durch ihre einfache, und kosten- günstige Herstellung aus und sind ausserdem umweltfreundlich zu entsorgen.

Beispiel 1 Depilierungsformulierung und Applikationssystem

Die in der nachfolgend aufgeführten Tabelle aufgelisteten Entfettungsmittel werden bis zur Schmelze erhitzt und vermischt und anschliessend in der Hälfte des zur Verfügung stehenden Wassers emulgiert. Die im Solvolysesystem aufgeführten Chemikalien werden in einer Wasservorlage gelöst, um anschliessend die zwischenzeitlich abgekühlte "Entfettungsemulsion" in der "Solvolyselösung" zu emulgieren. Nach erfolgter Emul- gierung wird das restliche Wasser bis zu einem Volumen von einem Liter zugegeben.

Nun wird die Depilierungsformulierung mittels eines Beschichtungsprozesses auf die Vliesseite (Vliesstärke 1.5 mm) einer dreischichtigen Warenbahn (Vlies/Polyethylenfolie/Peelinggewirk) appliziert, die dann mit einer Schutzfolie überzogen wird. Die Beschichtungsauflage beträgt 500 g/m 2 . Mit dieser Beschichtungsauf- läge kann pro "Handschuh" die Fläche eines Beines depiliert werden.

Beispiel 1: Rezeptur der Depilierungsmasse

Das Peelinggewirk, als Reinigungsschicht des Handschuhs, ist aus groben Polyethylen- fasern gefertigt, um so die stark fragmentierten Haare, inklusiv der Depilierungsmasse zu entfernen. Die auf diese Weise hergestellte Depilierungsformulierung zeichnet sich durch ihre geringe Geruchsbelästigung, den niedrigen pH-Wert von 11 sowie durch die kurze Depilierungszeit von 4 Minuten aus. Aufgrund des niedrigen pH-Wertes wurden auch bei Unterlassung einer Depilierungsnachbehandlung keine Hautirritationen festgestellt.

Beispiel 2 Depilierungsformulierung und Applikation

Die nachfolgend aufgeführte Formulierung entspricht einer Depilierungscreme, die im Schaum verfahren auf die Haut übertragen wird. Nach drei Minuten Einwirkzeit kann die Creme mittels eines nassen Peelinggewebes abgewaschen werden.

Die Herstellung der Creme erfolgt indem die Komponenten des Entfetrungssystems (Imbentin, Glycerin, Pluriol und Pluronic) vermischt und auf ca. 50 0 C aufgeheizt werden. Das Entfettungskomposit wird anschliessend im bereits hergestellten wässrigen Solvolysesystem emulgiert. Nach Fertigstellung der Emulsion wird das vorgemischte

Verdickungssystem während ca. 15 Minuten eingerührt. Zum Schluss erfolgt die pH- Einstellung auf Ph 10.5.

Beispiel 2: Rezeptur der Depilierungsmasse

Die Depilierungsversuche zeigten, dass mit der angegebenen Formulierung, deren pH- Wert 10,5 beträgt und eine Mercaptoethanol-Konzentration von 0,4 mol/1 aufweist, De- pilierungszeiten von drei Minuten zu realisieren sind, ohne das üblicherweise vorhandene Gefahrenpotential durch eine sehr hohe Alkalikonzentration, die üblicherweise zu pH- Werten von 13 führt.

Beispiel 3: Rezeptur und Ansatzvorschrift für Depilationscreme auf Verdickerbasis

GAFQuat HS 100: (ein Copolymer aus Vinylpyrrolidon und Methacrylamidopropyl- trimethylammoniumchlorid; Lieferant: ISP Schweiz, Hansruedi Mottl) Inocot K-4320 (Kali Wasserglas): (Lieferant: van Baerle AG; CH-4142 Münchenstein) Spezifikation: Kaliumsilikat mit einem Molverhältnis K 2 O : SiO 2 = 1 : >1.60 - <2.60

Ansatzvorschrift

Komposit 1 Wasser 561,6 g vorlegen

Imbentin AG/124/150 5 g zugeben lösen (ca. 45°C)

Komposit 2 Harnstoff 48 g zugeben / lösen

Ethanolamin 12,2 g zugeben / mischen

Mercaptoglycerin 43,2 g zugeben / mischen

GAFQuat HS 100 50 g zugeben / lösen zu Komp. 1 geben und gut mischen

Komposit 3 Wasser 50 g vorlegen

Kalilauge 50 % 50 g zugeben / mischen zu Komp. 1+2 geben und gut mischen

Komposit 4 Wasser 50 g vorlegen

Kaliumcarbonat wasserfrei 7,5 g zugeben / lösen

Inocot K-4320 20 g zugeben / mischen zu Komp. 1+2+3 geben und gut mischen

Duftstoff 5 g zugeben / mischen

Komposit 5 Magnesiumhydroxid 15 g vorlegen

Prisulon CR-P 450 40 g zugeben / mischen

Ethanol denat. 30 g zugeben / mischen

Polyethylenglykol 200 5 g zugeben / mischen

Pluronic PE 4300 7,5 g zugeben / mischen zu Komp. 1+2+3+4 geben und gut emulgieren

6. Viskositätsmessung frühestens nach ca. 2 Std. (Quellzeit Verdicker!)

Der pH- Wert dieser Masse liegt bei 11 und die Konzentration des Mercaptoglycerins bei 0.4 mol/kg, d.h. die Alkalikonzentration liegt um zwei pH-Einheiten unter dem Wert vergleichbarer Zusammensetzungen, und die Konzentration der Mercaptoverbuindung

liegt ca. 20% unterhalb des Wertes vergleichbarer Zusammensetzungen. Die Depilie- rungszeit bei männlichen Beinhaaren liegt zwischen 3 und 3,5 Minuten.