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Title:
COSMETIC OR PHARMACEUTICAL COMPOSITIONS FOR IMPROVING HAIR QUALITY AND PROMOTING HAIR GROWTH
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/1992/012699
Kind Code:
A1
Abstract:
Cosmetic or pharmaceutical compositions for improving hair quality or promoting hair growth based on alkali metal, earth alkaline metal and/or ammonium salts of thiocyanic acid, are characterized in that they contain as a further component at least one component or mixture of components selected among estrogens, sulphur, sulphide ions, vasodilators, skin-active vitamins, inorganic selenium compounds, amino acids, protein hydrolysates and carboxilic acids physiologically available in the skin, possibly together with known additives and carriers for hair cleaning and hair-care products. A synergistic improvement of hair quality and promotion of hair growth due to the components added to the alkali metal, earth alkaline metal and/or ammonium salts of thiocyanic acid could be observed.

Inventors:
WEUFFEN WOLFGANG (DE)
KRAMER AXEL (DE)
TIRSCH CHRISTEL (DE)
MEFFERT HANS (DE)
KOCH STEFAN (DE)
SIMA DAGMAR (DE)
Application Number:
PCT/EP1992/000048
Publication Date:
August 06, 1992
Filing Date:
January 11, 1992
Export Citation:
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Assignee:
WEUFFEN WOLFGANG (DE)
International Classes:
A61K8/00; A61K8/04; A61K8/23; A61K8/34; A61K8/36; A61K8/365; A61K8/37; A61K8/42; A61K8/44; A61K8/46; A61K8/58; A61K8/63; A61K8/64; A61K8/65; A61K8/67; A61K8/86; A61K8/92; A61Q5/00; A61Q5/02; A61Q7/00; (IPC1-7): A61K7/06
Domestic Patent References:
WO1990012560A21990-11-01
Foreign References:
EP0336236A21989-10-11
EP0123528A11984-10-31
GB720561A1954-12-22
GB2144991A1985-03-20
EP0279244A21988-08-24
GB2198132A1988-06-08
Other References:
Patent Abstracts of Japan, Band 11, Nr 80, C409, Zusammenfassung von JP 61-233608, publ 1986-10-17
Attorney, Agent or Firm:
J�nsson, Hans-peter (K�ln 1, DE)
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Claims:
P a t e n t a n s p r ü c h e
1. Kosmetische oder pharmazeutische Zubereitungen zur Verbes¬ serung der Haarqualität und Förderung des Haarwachstums auf der Basis von Alkalimetall, Erdalkalimetall und/oder Ammonium¬ salzen der Thiocyansäure, dadurch gekennzeichnet, daß sie als weiteren Bestandteil wenigstens eine Komponente oder Gemische von Komponenten ausgewählt aus Östrogenen, Schwefel, Sulfid¬ ionen, Vasodilatantien, hautaktiven Vitaminen, anorganischen Selenverbindungen, Aminosäuren, Eiweißhydrolysaten und physiolo¬ gisch in der Haut vorkommenden Carbonsäuren, gegebenenfalls neben an sich bekannten Hilfs und Trägerstoffen für Haar¬ reinigungs und Haarpflegemittel enthalten.
2. Zubereitungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Alkalimetallsalz der Thiocyansäure ausgewählt ist aus Na¬ trium und/oder Kalium.
3. Zubereitungen nach Anspruch 1 oder 2, enthaltend Thio¬ cyanationen in einer Konzentration von 0,001 bis 1 Gew.%, be¬ zogen auf die Zubereitungen.
4. Zubereitungen nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, enthaltend Östradiol als Östrogen, insbesondere Estradiol¬ benzoat in einer Konzentration von 0,02 bis 6 mg/1, bezogen auf die Zubereitungen.
5. Zubereitungen nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, enthaltend Schwefel in Form von kolloidalem Schwefel, ins¬ besondere in einer Konzentration von 0,001 bis 20 mg/1, bezogen auf die Zubereitungen.
6. Zubereitungen nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, enthaltend Sulfidionen in einer Konzentration von 0,001 bis 0,1 mg/1, bezogen auf die Zubereitungen.
7. Zubereitungen nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, enthaltend Propylnicotinat als Vasodilatans, insbesondere in einer Konzentration von 1 bis 50 mg/1, bezogen auf die Zuberei¬ tung.
8. Zubereitungen nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, enthaltend Dexpanthenol als hautaktives Vitamin, insbesondere in einer Konzentration von 1 bis 50 g/1, bezogen auf die Zube¬ reitungen.
9. Zubereitungen nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, enthaltend Alkalimetallselenocyanate, insbesondere in einer Konzentration von 0,01 bis 5 mg/1, bezogen auf die Zubereitung.
10. Zubereitungen nach Anspruch 9, enthaltend Kaliumseleno¬ cyanat als Alkalimetallselenocyanat, bezogen auf die Zuberei¬ tung.
11. Zubereitungen nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, enthaltend Aminosäuren in einer Konzentration^ von 1 bis 150 g/1, bezogen auf die Zubereitung.
12. Zubereitung nach Anspruch 11, enthaltend Aminosäuregemische und/oder Eiweißhydrolysate in einer Gesamtkonzentration von 1 bis 150 g/1, bezogen auf die Zubereitung.
13. Zubereitungen nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, enthaltend Milchsäure als physiologisch in der Haut vorkom¬ mende Carbonsäure, insbesondere in einer Konzentration von 1 bis 100 g/1, bezogen auf die Zubereitung.
14. Zubereitungen nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 13, enthaltend Ethanol, Glycerin, Alkalimetallalkansulfate, Al kalimetallalkansulfonate, Polyethylenglykole, Triglyceride, Wollwachsalkohole, Triglyceride und/oder Alcoholes emulsivi cantes als Hilfs und Trägerstoffe.
15. Zubereitungen nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bi 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Alkalimetall, Erdalkali metall und/oder Ammoniumsalze der Thiocyansäure und die wei teren Bestandteile in voneinander getrennter Form jeweils nebe an sich bekannten Hilfs und Trägerstoffen vorliegen.
16. Verwendung der Zubereitungen nach einem oder mehreren de Ansprüche 1 bis 15 zur topischen Applikation in gegebenenfalls medizinischen Badewässern, Duschbädern, Haarwässern, Haarsham poos, Haarpackungen, Haarpflegemitteln und/oder Kosmetika.
17. Verwendung nach Anspruch 16 zur Verbesserung der Haarquali¬ tät und der Haareigenschaften, Verhütung von Haarschäden und nachfolgendem Haarverlust und der Förderung der Haarneubildung, bei Haarausfall, insbesondere bei toxisch, metabolisch oder genetisch bedingtem Haarausfall.
18. Verwendung nach Anspruch 16 oder 17 in Form von Lösungen, Emulsionen, Dispersionen, Gelen und/oder Salben.
19. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 16 bis 18 in Verbindung mit physiologisch aktiver ultravioletter Strah¬ lung.
20. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 16 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß die Applikation der wirksamen Bestandteile zeitgleich oder zeitlich versetzt erfolgt.
Description:
Kosmetische oder pharmazeutische Zubereitungen zur Verbesserung der Haargualität und Förderung des Haa-rwachstums

Die Erfindung betrifft kosmetische oder pharmazeutische Zube¬ reitungen zur Verbesserung der Haarqualität und Förderung des Haarwachstums auf der Basis von Alkalimetall-, Erdalkalimetall- und/oder Ammoniumsalzen der Thiocyansäure sowie deren Ver¬ wendung.

Aus EP-0 336 236 A2 ist die Anwendung physiologischer Salze der Thiocyansäure beim Menschen als kosmetisches Mittel zur Pflege der Haare, zur Erhaltung und Förderung des Haarwuchses sowie zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Haares gegenüber schäd¬ lichen Einflüssen bekannt. Die Salze der Thiocyansäure sind hiernach ebenso beim Nutztier zur Ertragssteigerung und Quali¬ tätsverbesserung (Glanz, Fellstruktur, Haarstärke und -elasti- zität, Dichte und Gleichmäßigkeit des Haarkleides-, Weichheit und Festigkeit beim Verarbeitungsprozeß) in der Woll-, Pelz-, Leder- und/oder Federproduktion einsetzbar. Die Applikation erfolgt beim Menschen vorwiegend topisch (in kosmetischen oder pharma¬ zeutischen Zubereitungen, z.B. als Zusatz zu Badewasser, Haar¬ wässern, Shampoos und Haarpackungen), beim Nutztier vorwiegend oral durch Zumischung zum Futter oder durch Verabreichung mit Thiocyanat-angereichertem Futtermittel.

Weiterhin ist bekannt, daß Placenta und ihre Inhaltsstoffe, z.B. Östrogene und andere Hormone sowie Allantoin, Schwefel, Disul- fide, Selen, Schwermetallsalze, Antioxidantien, Vasodilatantien, Vitamine, inbesondere Vitamin A, Vitamine der B-Gruppe, insbe¬ sondere Thia in, Vitamine der D-Gruppe, insbesondere Vitamin D3, Panthothensäure und Tocopherol, Aminosäuren, Peptide, Proteine

oder Eiweißhydrolysate, Carbonsäuren, mikrobielle, pflanzliche und tierische Extrakte oder Extrakte menschlicher Gewebe, z.B. Placenta, sowie natürlich und/oder künstlich erzeugte UV- Strahlung, auch in Verbindung mit Photosensibilisatoren, einen mehr oder weniger fördernden Einfluß auf die Haareigenschaften und das Haarwachstum entfalten können. Die damit erzielten Effekte sind jedoch in der Regel nicht signifikant und praktisch nicht reproduzierbar. Darüber hinaus bedingt eine Reihe der ge¬ nannten Wirkstoffe die Gefahr akuter und chronischer Nebenwir¬ kungen, die eine Langzeitanwendung ausschließen.

In der DE-PS 30 39 281 wird die Feststellung getroffen, daß der durch den Einsatz pflanzlicher Rohstoffe bedingte, offensicht¬ lich schädliche Einfluß von SCN ~ nur durch Zusatz geeigneter kompensierender Mittel wie z.B. Kupfer(II)-Ionen auszugleichen ist. Darüber hinaus ist dieser Druckschrift entnehmbar, daß wegen der offenbar toxischen Wirkung die einzusetzenden Mengen von SCN~ weitgehendst zu minimieren sind. Aus toxikologischen Gründen wurde eine Gehaltsbegrenzung für Cu^ + auf 1,5 bis 6 mg/1 und für SCN ~ auf 1 bis 5 mg/1 vorgesehen. In dem vorgeschlagenen Gemisch nimmt der SCN~-Gehalt in Abhängigkeit von äußeren Ein¬ flußfaktoren auf das Redoxpotential (z.B. atmosphärischer Sauer¬ stoff, Staub) ungleichmäßig, aber insgesamt fortwährend ab. Un¬ ter diesen Gesichtspunkten handelt es sich bei dem beanspruchten Gehalt an C 2 + und SCN~ nicht um einen langzeitstabilen, biolo¬ gisch aktiven und gewünschten Zusatz. Gleichzeitig steht aber durch den raschen Verlust an freien Thiocyanationen nur noch ein geringerer Anteil von SCN ~ zur Verfügung.

In AT-E-13 484 wird ein Haarbehandlungsmittel beschrieben, wo¬ nach kosmetische Haarbehandlungsmittel aus Eiweißhydrolysat und Alkalithiocyanaten bekannt sind, das dem Haar Glätte und Weich¬ heit verleihen sowie eine effektive Formgebung ohne unerwünschte Klebrigkeit unterstützen soll. Ein Einfluß auf den Haarwuchs

(Erhaltung und Förderung) und die Haargualität, wie erhöhte Widerstandskraft gegen schädliche Einflüsse, wird nicht offen¬ bart.

Aus DE 33 38 339 AI sind Wirkstoffe mit Progesteron-artiger Ak¬ tivität zur Senkung des Dihydrotestosteronplasmaspiegels als Mittel zur Bekämpfung des Haarausfalls bei Männern bekannt.

Es ist bekannt, daß Störungen der hormonalen Inkretion den ge¬ sunden Haarwuchs beeinträchtigen können. "Diese Erkenntnis führ¬ te dazu, Hormone und Steroide als Wirkstoffe heranzuziehen, doch werden die Resultate nicht einheitlich beurteilt" (H. Janistyn, Handbuch der Kos etika und Riechstoffe, 3. Band, 1973, A. Hüthig Verlag, Heidelberg, S. 285 bis 302 und 423 bis 425). Schmidt et al. (Hautarzt (1991), .42., Seiten 168 bis 172) konnten nachträg¬ lich bei Hormonspiegeluntersuchungen bei androgenem Haarausfall der Frau keine Veränderung des Östrogenspiegels, dagegen eine Erhöhung von Cortisol, TSH und Androstendion feststellen und begründen damit Hypothyreose und transiente Hyperprolaktinämie als Ansatzpunkt für eine kausale Therapie bei androgenem Haar¬ ausfall. __

Auch T. Bergner und 0. Braun-Falco (Hautarzt (1991), .42., Seite 201 ff) weisen nachträglich auf eine Vielzahl widersprüchlicher Hormonbefunde bei der androgenetischen Alopezie der Frau (AAF) hin und stellen den therapeutischen Wert der äußerlichen Appli¬ kation östrogenhaltiger Zubereitungen in Zweifel.

Aus der DE 35 04 695 AI ist die Wirkung von Vitaminen, durch- blutungsfördernden und hautreizenden Mitteln, insbesondere die Wirkung von Vitamin E auf das Haarwachstum, und deren Wirkungs- verbesserung durch Zusatz durchblutungsfördernder, gefäßerwei¬ ternder und hautreizender Mittel bekannt.

Auch wenn bekannt ist, beispielsweise aus H. Janistyn, Handbuch der Kosmetika und Riechstoffe, Band 1, 1968, A. Hüthig-Verlag,

Heidelberg, S. 894-895, daß Schwefel starke keratoplastische, regenerierende und keratolytische Wirkungen besitzt, die in Mischung mit Alkalien so stark sein können, daß selbst starke Hornhautbildungen (Haare usw. ) erreicht werden können, wird eine direkte Aussage zur Haarwuchsförderung durch Schwefel nicht ge¬ troffen. Vielmehr wird auf S. 295 festgestellt, daß "es bislang kein Haarwasser gibt, das in der Lage ist, das Haarkleid eines verödeten Haarbodens zu regenerieren" .

In der DE 37 40 576 AI sind bestimmte 1-Piperazinylpyrimidine (Minoxidil und Derivate davon) zur Haarwuchsförderung beschrieben. Neben üblichen Träger- und Hilfsstoffen sind lediglich Retinoide als Kombinationspartner genannt.

Die Förderung des Haarwachstums im Sinne einer Verbesserung der Haargualität und der Haarbildung bei Haarausfall oder Haarver¬ lust (Alopecie in ihren verschiedenen Formen) durch die Anwen¬ dung von Haarpflegemitteln oder Haarwuchs fördernden Mitteln stellt eine kosmetische oder pharmazeutische Zielsetzung dar, die im Stand der Technik nur unvollkommen gelöst ist (W. Umbach: Kosmetik. Entwicklung, Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel, Thie e-Verlag Stuttgart, New York 1988).

Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, neuartige Wirkstoffkombinationen auf der Basis von Alkalimetall-, Erd¬ alkalimetall- und/oder Ammoniums lzen der Thiocyansäure als Be¬ standteil in Kosmetika oder Pharmazeutika einschließlich Haar¬ pflegepräparaten für folgende Zielsetzungen zur Verfügung zu stellen:

Verbesserung der Haargualität und der Haareigenschaften: zur Gewährleistung einer gesunden Haarbildung und der damit verbundenen Qualitätsverbesserung des Haares in bezug auf Glanz, Elastizität, Dichte, Gleichmäßigkeit, Weichheit, Festigkeit und Formbarkeit;

Verhütung von Haarschäden und nachfolgendem Haarverlust: Hierunter ist vor allem die Verminderung haarschädigender

Einflüsse, z.B. durch Dauerwelle, Haarfärbung oder Umwelt einflüsse, zu verstehen;

Förderung der Haarneubildung beim gesunden Menschen ode bei Vorliegen von Erkrankungen, einschließlich toxische Belastungen:

Bei toxisch beeinträchtigtem Haarwachstum, beispielsweis verursacht durch Cytostatika-Therapie, durch gewerblich oder Umweltschadstoffe, ist ein wachstumserhaltender un -fördernder Effekt erwünscht.

Die vorstehend genannten Anforderungen können erfüllt werden mi pharmazeutischen oder kosmetischen Zubereitungen zur Verbesse rung der Haarqualität und Förderung des Haarwachstums auf de Basis von Alkalimetall-, Erdalkalimetall- und/oder Ammonium- salzen der Thiocyansäure, die dadurch gekennzeichnet sind, da sie als weiteren Bestandteil wenigstens eine Komponente ode Gemische von Komponenten, ausgewählt aus Östrogenen, Schwefel, Sulfidionen, Vasodilatantien, hautaktiven Vitaminen, anorgani¬ schen Selenverbindungen, Aminosäuren, Eiweißhydrolysaten und physiologisch in der Haut vorkommenden Carbonsäuren, gegebenen¬ falls neben an sich bekannten Hilfs- und Trägerstoffen für Haarreinigungs- und Haarpflegemittel enthalten.

Überraschenderweise wurde gefunden, daß kosmetische oder pharma¬ zeutische Zubereitungen auf der Basis von Alkalimetall-, Erd¬ alkalimetall- und/oder Ammoniumsalzen der Thiocyansäure mit wei¬ teren Bestandteilen, die teilweise einen fördernden Einfluß auf Haareigenschaften und Haarwachstum entfalten sollen, in den er¬ findungsgemäß beschriebenen Kombinationen eine erhebliche Ver¬ besserung der Haarqualität und/oder Förderung des Haarwachstums bewirken, die weit über zu erwartende additive Effekte hinaus¬ geht. Mit den erfindungsgemäßen Wirkstof kombinationen werden durchweg synergistische Effekte erzielt. Unter dem Begriff "synergistische Effekte" werden erfindungsgemäß auch solche ver¬ standen, bei denen die weitere Komponente neben den Alkalime¬ tall-, Erdalkalimetall- und/oder Ammoniumsalzen der Thiocyan-

säure enthaltenden Wirkstoffen allein keine ausreichende Ver¬ besserung der Haargualität und/oder Förderung des Haarwachstums bewirkt.

Obwohl prinzipiell alle physiologisch verträglichen, durch Hydrolyse Thiocyansäure bildenden Thiocyanate im Sinne der vor¬ liegenden Erfindung eingesetzt werden können, enthalten bevor¬ zugte kosmetische oder pharmazeutische Zubereitungen Alkalime¬ tallsalze der Thiocyansäure, die insbesondere ausgewählt sind aus Natrium und Kalium.

Bevorzugte Rahmenbedingungen der Konzentration der Alkalimetall- und/oder Erdalkalimetallsalze der Thiocyansäuren sind bereits aus der EP-0 336 236 A2 bekannt, so daß auch im Sinne der vor¬ liegenden Erfindung die pharmazeutischen oder kosmetischen Zu¬ bereitungen Thiocyanationen, insbesondere in einer Konzentration von 0,01 bis 1 Gew.-%, bezogen auf die Zubereitung, enthalten.

Aus der hautärztlichen Praxis ist bekannt, daß Östrogene ent¬ haltende Präparate einen bestenfalls geringen, schwer reprodu¬ zierbaren haarwuchsfördernden Effekt entfalten, wobei dieser auf einen kleinen Patientenkreis beschränkt ist. Der therapeutische Wert einer externen Östrogenanwendung wird in Hinblick auf nach¬ trägliche Grundlagenerkenntnisse und fehlende überzeugende Stu¬ dien zunehmend in Zweifel gestellt (Bergner u. Braun-Falco, loc. cit.). Mit Hilfe der vorliegenden Erfindung wurde jedoch gefun¬ den, daß Zubereitungen, die Estradiol als Östrogen, insbesondere Estradiolbenzoat in einer Konzentration von 0,002 bis 6 mg/1, bezogen auf die Zubereitung, neben den Alkalimetall-, Erdalkali- metall-und/oder Ammoniumsalzen der Thiocyansäure enthalten, ins¬ besondere bei der Behandlung androgen bedingten Haarausfalls im Unterschied zur Behandlung mit den einzelnen Wirkstoffen eine erheblich hohe Wirkung bei androgen bedingtem Haarausfall zei¬ gen. Der Nachweis, daß bei gesundem Haar, d.h. kein Vorliegen androgener Haarbildungsstörungen, Östrogene die Wachstumsak-

tivität auch herabsetzen können, dieser Effekt aber durch SCN" praktisch vollständig aufgehoben wird, eröffnet die Möglichkeit der kombinierten Anwendung beider Wirkstoffe, wobei auch nicht vorhersehbare Einflüsse der Östrogene kompensiert werden und ein vollkommen neuartiger Koergismus auftritt.

Durch Zugabe von Thiocyanationen zur Östrogen-enthaltenden wä߬ rig-alkoholischen Lösung wurde dessen Effektivität potenziert und damit die in der EP-0 336 236 A2 fehlende Wirksamkeit von Thiocyanat als Einzelwirkstoff durch das Kombinationspräparat bei Patienten mit androgenen Haarbildungsstörungen erreicht.

Durch die Kombination des die hormoneilen Störungen beeinflus¬ senden Östrogens und des sowohl den Zellstoffwechsel als auch den Östrogenrezeptor beeinflussenden Wirkstoffs Thiocyanat konnte die Effektivität der Haarwachstum-fördernden Wirkung von Thiocyanationen potenziert werden. Hierbei kann man davon aus¬ gehen, daß durch die Thiocyanat-vermittelte zelluläre Akti¬ vierung u.a. ein erhöhtes Rezeptorpotential resultiert, wodurch eine höhere Bindungskapazität des Estradiols an seinen Rezeptor zur Verfügung steht. __

Durch die Synergie-bedingten Kombinationseffekte läßt sich eine Reduzierung der Hormondosis auf ein Fünftel bis ein Drittel der üblicherweise zur Haarwuchsbeeinflussung eingesetzten Dosis von Östrogenen, insbesondere Estradiolbenzoat, auf 2 mg erreichen, wodurch das Risiko der bekannten systemischen Nebenwirkungen, beispielsweise Gynäkomastie und Hodenatrophie, beträchtlich re¬ duziert und zugleich das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen auf den Haarwuchs herabgesetzt wird.

Durch eine kurmäßige Anwendung von Schwefelbädern in Verbindung mit Thiocyanat-haltigen Zubereitungen konnte ein Effekt der Thiocyanatanwendung zur Pflege der Haare und Förderung des Haar¬ wachstums in überraschender Weise gefördert werden.

So erhielten Patienten mit unterschiedlichen Alopecieformen eine mehrwöchige kurmäßige Behandlung in einem Schwefelbad (Bad Langensalza/Thüringen) , bei dem zweiwertiger Schwefel bioche¬ misch durch die Tätigkeit von Mikroorganismen aus sulfathaltigem Grundwasser entsteht.

Trotz vorhergehender jahrelanger ergebnisloser Behandlung der Patienten, bei denen es sich um therapieresistente Alopecie¬ formen handelte, kam es unmittelbar nach der Kur zur Betonung zuvor atrophischer Follikel und das einzelne Haar wurde im Ostium sichtbar. Dabei war die Aktivität des einsetzenden Haar¬ wuchses ungleichmäßig auf der Fläche verteilt. Nach mehreren Monaten, insbesondere im bisherigen NachbeobachtungsZeitraum von 2 Jahren, war der Effekt stabil. Bei einem Teil der Patienten konnte eine Verbesserung der Seborrhoe und bei einem Patienten eine Verbesserung der Sebostase beobachtet werden. Der Säure¬ schutzmantel der Haut wurde nicht negativ beeinflußt; auch wur¬ den keine sonstigen Nebenwirkungen beobachtet. Insbesondere blieb die Schilddrüsenfunktion erwartungsgemäß unbeeinflußt.

Demgemäß besteht eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung in einer kosmetischen oder pharmazeutischen Zuberei¬ tung auf der Basis von Alkalimetall-, Erdalkalimetall- und/oder Ammoniumsalzen der Thiocyansäure, enthaltend Schwefel in Form von kolloidalem Schwefel, insbesondere in einer Konzentration von 0,01 bis 20 mg/1, bezogen auf die Zubereitung. Für die Potenzierung der Verbesserung der Haarqualität und/oder För¬ derung des Haarwachstums durch Alkalimetall-, Erdalkalimetall- und/oder -Ammoniumsalze der Thiocyansäure kann die Wirkung von zweiwertigem Schwefel und weiteren in den warmen Heilbädern natürlicherweise enthaltenen Bestandteilen in Beziehung gebracht werden. Dies gilt u.a. auch für die DurchblutungsSteigerung in Kombination mit der Steigerung des Zellstoffwechsels sowie für die Bereitstellung von zweiwertigem Schwefel. Bemerkenswert ist ferner, daß in den natürlichen Heilmitteln eine - zwar außer-

ordentlich geringe und für diesen Effekt unerhebliche - Thio- cyanatmenge enthalten ist (etwa 7 bis 15 μg/1).

In einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wurde der unter Umständen erheblichen Bedeutung der Durchblutung der Kopfhaut für die Haargesundheit nachgegangen und die Effek¬ tivität der Thiocyanatanwendung mit an sich im Stand der Technik bekannten, auf dem Arzneimittelsektor verwendeten, lokal wirk¬ samen Vasodilatantien untersucht. Durch die Kombination von Al¬ kalimetall-, Erdalkalimetall-und/oder Ammoniumsalzen der Thio¬ cyansäure mit Vasodilatantien konnte eine Potenzierung der Wir¬ kung im Vergleich zur Effektivität der Einzelkompσnenten, nach¬ weisbar am Wechsel der Haarwachstumsstadien zugunsten der ana- genen Phase, beobachtet werden. Dementsprechend besteht eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen kosmetischen oder pharmazeutischen Zubereitungen zur Verbesserung der Haar¬ qualität und Förderung des Haarwachstums auf der Basis von Al¬ kalimetall-, Erdalkalimetall- und/oder Ammoniumsalzen der Thio¬ cyansäure darin, daß diese Propylnicotinat als Vasodilatans, insbesondere in einer Konzentration von 1 bis 50 mg/1, bezogen auf die Zubereitung, enthalten.

Es konnte festgestellt werden, daß bei der Anwendung von Propyl¬ nicotinat allein keine statistisch signifikante Haarwachstums- förderung beobachtet werden konnte. Bei der Kombination von Na- triumthiocyanat mit Propylnicotinat konnte jedoch eine erheb¬ liche Haarwuchsförderung beobachtet werden, die eine entspre¬ chende Haarwuchsförderung von Thiocyanat allein deutlich über¬ traf.

Durch die verbesserte Durchblutung, im Augenblick der Anwendung als Hyperämie einzuordnen, scheint offenbar eine schnellere und gleichmäßigere Infiltration der Thiocyanationen gewährleistet. Dies führt zu einer Potenzierung des Effektes beider Ausgangs¬ substanzen auf das Haarwachstum. Dieser vorteilhafte Effekt hat

daher nicht nur für die Behandlung von Alopecieformen Bedeutung, sondern führt nach den Erkenntnissen der vorliegenden Erfindung gleichzeitig zu einer Verbesserung der Haarbildung beim Gesun¬ den.

Bei der Anwendung von hautaktiven Vitaminen, beispielsweise Pan¬ thenol, konnte eine synergistische Kombinationswirkung beobach¬ tet werden. Die Behandlung wurde derart vorgenommen, daß eine wäßrige Thiocyanatlösung auf die Haut und das Haar aufgetragen und einmassiert wurde. Anschließend wurde ein Panthenol-Spray aufgetragen, ebenfalls einmassiert und später eine Kopfwäsche durchgeführt. Hierdurch konnten die Haardichte und Haareigen¬ schaften gegenüber der Einzelanwendung der Komponenten deutlich verbessert werden. Offenbar führt die lokale Anwendung von haut¬ aktiven Vitaminen zu einer Förderung des Zellstoffwechsels und steigert auf diese Weise den Stoffwechseleffekt des Thiocyanats.

Dementsprechend besteht eine bevorzugte Ausführungsform der vor¬ liegenden Erfindung in einer Zubereitung wie oben definiert, enthaltend Dexpanthenol als hautaktives Vitamin, insbesondere in einer Konzentration von 1 bis 50 g/1, insbesondere 1 bis 5 g/1, bezogen auf die Zubereitung.

In einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wurde die Kombinationswirkung von Thiocyanaten mit Selenver¬ bindungen untersucht. Es konnte hier eine signifikante Ver¬ schiebung der Wachstumsphase zugunsten der anagenen Wachstums¬ phase beobachtet werden. Dementsprechend besteht eine bevorzugte Ausführungsform der vorliegenden Erfindung in Zubereitungen, enthaltend Alkalimetallselenocyanate, insbesondere in einer Kon¬ zentration von 0,01 bis 5 mg/1, bezogen auf die Zubereitung. Besonders bevorzugtes Alkalimetallselenocyanat im Sinne der vor¬ liegenden Erfindung ist Kaliumselenocyanat.

An Probanden mit Alopecie wurde die Wirksamkeit der Kombination von Natriumthiocyanat mit kurzkettigen und höhermolekularen Pep-

tiden und/oder Proteinen in Form von Aminofusin-Hepar-Infusions- lösungen untersucht. Die Zubereitungen wurden als Haarpackung angewendet und anschließend eine übliche Haarwäsche mit Shampoo durchgeführt.

Durch die Wechselwirkung zwischen den oben genannten kombinier¬ ten Substanzen kommt es zu einer deutlichen Verstärkung des Thiocyanateffekts hinsichtlich des Haarwachstums. Dies betrifft insbesondere den Glanz und die Formbarkeit des Haares. Weiterhin ergibt sich möglicherweise eine bessere Bioverfügbarkeit von Thiocyanat durch die Zugabe von kurzkettigen und höhermolekula¬ ren Peptiden bzw. Proteinen in der Folge einer stärkeren Dis¬ persion aufgrund hydrophober Wechselwirkungen und koordinativer Bindungskräfte. Dementsprechend besteht eine weitere bevorzugte Ausführungsform der vorliegenden Erfindung in Zubereitungen, enthaltend Aminosäuren oder Aminosäuregemische und/oder Eiweiß- hydrolysate in einer Gesamtkonzentration von 1 bis 150 g/1, vor¬ zugsweise 10 bis 80 g/1, bezogen auf die Zubereitung.

Ebenfalls untersucht wurde die Kombinationswirkung von Thio¬ cyanaten und physiologisch in der Haut vorkommenden kurzkettigen Carbonsäuren. Stellvertretend für diese Gruppe wurde Milchsäure untersucht, bei deren Anwendung allein kein signifikanter Ein¬ fluß auf das Haarwachstum festgestellt werden konnte. Anhand der Verschiebung der Wachstumsphase zugunsten der anagenen Phase konnte jedoch die synergistische Wirkung von Thiocyanat und physiologisch in der Haut vorkommenden Carbonsäuren belegt wer¬ den. Dementsprechend besteht eine weitere bevorzugte Ausführungsform der vorliegenden Erfindung in Zubereitungen, enthaltend Milchsäure als physiologisch in der Haut vorkommende Carbonsäure, insbesondere in einer Konzentration von 1 bis 100 g/1, bezogen auf die Zubereitung.

Die pharmazeutischen oder kosmetischen Zubereitungen zur Ver¬ besserung der Haarqualität und Förderung des Haarwachstums auf

der Basis von Alkalimetall-, Erdalkalimetall- und/oder Ammonium¬ salzen der Thiocyansäure enthalten gegebenenfalls üblicherweise an sich im Stand der Technik bekannte Hilfs- und Trägerstoffe für Haarreinigungs- und Haarpflegemittel. Derartige Hilfs- und Trägerstoffe für Haarreinigungs- und Haarpflegemittel sind bei¬ spielsweise Ethanole, Glycerole, Alkalimetallalkansulfate, Al- kalimetallalkansulfonate, Polyethylenglykole, Wollwachsalkohole, Triglyceride, Sapamine, Alcoholes emulsivicantes (F. Winter, Handbuch der gesamten Parfümerie und Kosmetik, Springer Verlag Wien 1952, 6. Auflage). Bevorzugt zur topischen Applikation sind insbesondere Lösungen, Emulsionen, Dispersionen, Gele und/oder Salben.

Im Sinne der vorliegenden Erfindung ist es nicht erforderlich, daß die Alkalimetall-, Erdalkalimetall- und/oder Ammoniumsalze der Thiocyansäure und die weiteren Bestandteile, die zu einer synergistischen Verbesserung der Haarqualität und Förderung des Haarwachstums führen, in ein und derselben Lösung, Emulsion, Dispersion, Gel oder Salbe vorliegen. Pharmazeutische oder kos¬ metische Zubereitungen gemäß der vorliegenden Erfindung umfassen auch solche Zubereitungen, bei denen die genannten Bestandteile getrennt vorliegen können, wodurch eine zeitgleiche oder zeit¬ versetzte Applikation ermöglicht wird.

Die vorteilhafteste zeitliche Abfolge der Applikation der ein¬ zelnen Komponenten läßt sich durch einfache Versuche und die Beobachtung der Wirkung ohne weiteres ermitteln. Dementsprechend besteht eine weitere bevorzugte Ausführungsform der vorliegenden Erfindung in Zubereitungen, die dadurch gekennzeichnet sind, daß die Alkalimetall- und/oder Erdalkalimetallsalze der Thiocyan¬ säure und die weiteren Bestandteile in voneinander getrennter Form gegebenenfalls jeweils neben an sich bekannten Hilfs- und Trägerstoffen vorliegen.

Obwohl die Verwendung der Zubereitungen zur Verbesserung der Haarqualität und Förderung des Haarwachstums prinzipiell keiner-

lei Beschränkungen unterliegt, besteht eine bevorzugte Aus¬ führungsform der vorliegenden Erfindung in der Verwendung der Zubereitungen zur topischen Applikation in gegebenenfalls medi¬ zinischen Badewässern, Duschbädern, Haarwässern, Haarshampoos, Haarpflegemitteln und/oder Kosmetika. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung somit die Verwendung der Zubereitungen zur Verbesserung der Haarqualität und der Haareigenschaften, der Verhütung von Haarschäden und nachfolgendem Haarverlust und die Förderung des Haarwachstums, insbesondere bei Haarausfall, z.B. wenn dieser toxisch, etabolisch oder genetisch bedingt ist. Dementsprechend können die pharmazeutischen oder kosmetischen Zubereitungen in Form von Lösungen, Emulsionen, Dispersionen, Gelen und/oder Salben angewendet werden.

In einer weiteren Untersuchungsreihe wurde die kombinierte Wir¬ kung von Thiocyanationen und physiologisch aktiver ultraviolet¬ ter Strahlung untersucht. Probanden mit Alopecia totalis wurden einer UV-Ganzkörperbestrahlung in der Form der PUVA- herapie (Kombination von 8-Methoxypsoralen mit UV-A-Strahlung) ausge¬ setzt und Natriumthiocyanat als Haarpackung angewendet. Bei der kombinierten Anwendung von Natriumthiocyanat und PUVA-Therapie setzte das Haarwachstum ein, wobei jedoch bezogen auf die Fläche und Haardichte gegenüber der alleinigen Anwendung von Natrium¬ thiocyanat ein erhöhtes Haarwachstum beobachtet werden konnte.

Offenbar kann man davon ausgehen, daß der von Meffert et al. (H. Meffert, W. Dietzel, W. Günther und N. Sönnichsen, Photochemo¬ therapie der Psoriasis mit 8-Methoxypsoralen und UV-A II-Bindung des Photosensibilisators an Protein; Derm. Mschr. 162 (1976), Seite 887-892) nachgewiesene Effekt, daß sich 8-Methoxypsoralen auch an andere Strukturen als an Nucleinsäuren (R. S. Cole, Light-Induced Crosslinking of DNA in the Presence of a Furo- coumarin (Psoralen); Biochi . Biophys. Acta (AMST.) 217 (1970), Seiten 30-39), insbesondere an Proteine bindet und somit die Wirkung auch über Veränderungen an zellulären Membranen (Lyo- so en) abläuft, in dieser Kombination Bedeutung erlangt.

Ergänzend wurden Untersuchungen zur Aufklärung möglicher Wir¬ kungsmechanismen am Meerschweinchen vorgenommen. UV-Bestrahlung induzierte beim Meerschweinchen eine Erniedrigung des Thio- cyanatgehalts in der Haut, wirkte einem streßbedingten Thio- cyanat-Anstieg, wie in der Kontrollgruppe im Serum feststellbar war, entgege .

Offenbar kommt es durch Radikalbildung und nachfolgende Reak¬ tionsabläufe zu einer Umsetzung des verfügbaren Thiocyanats, das nicht nur in der Haut, sondern auch im Serum feststellbar ist. Durch die gleichzeitige lokale Thiocyanat-Anwendung werden die Depots wieder aufgefüllt, was eine wesentliche Ursache für den synergistischen Effekt der kombinierten Anwendung von UV-A¬ Bestrahlung und lokaler Thiocyanat-Anwendung sein könnte.

Beispiele

Beispiel 1

Einmal wöchentlich wurde bei fünf männlichen Probanden mit androgen bedingtem Haarausfall nach der Haarwäsche mit einem handelsüblichen Haarshampoo eine alkoholische Lösung folgender

Zusammensetzung angewendet:

Estradiolbenzoat 2 mg

Natriumthiocyanat 27,4 mg

70 %iger Ethanol ad 1000 ml.

Entsprechend der folgenden Tabelle 1 wurde das Haarwachstum bonitiert.

Tabelle 1

Auf die Fläche bezogen

0 = kein Wachstum

2 = 10 bis 40% Wachstum im Vergleich zum kompletten Haarwuchs

4 = > 40 bis 60%

6 = > 60 bis 80%

8 = > 80 bis 100%

Auf die Haardichte bezogen 0,5 = sehr geringe Haardichte 1,0 = geringe Haardichte 1,5 = mäßige Haardichte 2,0 = gute Haardichte

Auf die Haareigenschaften, wie Elastizität, Formbarkeit und

Glanz bezogen

0,5 = sehr gering

1,0 = gering

1,5 = mäßig

2,0 = gut

Im günstigsten Fall können insgesamt 12 Bewertungspunkte er¬ reicht werden.

Die Kopfhaut und das Haar wurde jeweils mit der alkoholischen Lösung intensiv benetzt und danach für etwa 1 min massiert. Zuvor hatten die Probanden bereits 3 bis 5 Jahre die alko¬ holische Lösung ohne Thiocyanatzusatz, nur mit einem Zusatz von 6 mg Estradiolbenzoat angewendet, ohne daß klinisch eine Bes¬ serung des zunehmend schütter werdenden Haares erkennbar wurde.

Mit Hilfe der Kombination aus Thiocyanat und Östrogen konnte eine Haarwuchs-Förderung in der Größenordnung von durchschnitt-

lieh 1,8 Stufen in bezug auf den Ausgangsbefund ermittelt wer¬ den.

Vergleichsbeispiel 1

Bei weiteren fünf Probanden der gleichen Behandlungsgruppe wurde Natriumthiocyanat entsprechend Beispiel 1 allein in einer Dosie¬ rung von 27,4 mg/1 in 70 %igem Ethanol angewendet. Es konnte lediglich eine Förderung des Haarwachstums um 1,1 Stufen er¬ mittelt werden.

Vergleichsbeispiel 2

Die dritte Probandengruppe mit ebenfalls fünf Probanden erhielt analog Beispiel 1 die östrogenhaltige alkoholische Lösung mit 2 mg Estradiolbenzoat pro Liter 70 %igem Ethanol. Eine Förderung des Haarwachstums konnte nicht beobachtet werden.

Beispiel 2

Patienten mit androgener Alopecie erhielten mit. den Östrogen- haltigen ethanolischen Rezepturen des Beispiels 1 Haarpackungen für die Dauer von 10 min. Es handelte sich bei allen Patienten um therapieresistente Alopecieformen. Mindestens drei Monate vor Beginn der klinischen Erprobung wurden alle anderen Therapie¬ formen abgesetzt. Vier Monate nach Therapieende wurde das Haar¬ wachstum, bezogen auf die Fläche, analog Tabelle 1 bonitiert. Durch die Zugabe von Thiocyanat zur östrogenhaltigen alkoholi¬ schen Lösung wurde dessen Effektivität potenziert, wie aus der Tabelle 2 hervorgeht. Damit wird die im Stand der Technik für androgenen Haarausfall fehlende Effektivität von Thiocyanat als Einzelwirkstoff durch die Kombination bei beiden Patientengrup¬ pen mit androgener Haarbildungsstörung erreicht.

Vergleichsbeispiel 3

Analog Beispiel 2 erhielten Patienten mit androgener Alopecie Haarpackungen allein mit Thiocyanat ohne Östrogen ebenfalls für die Dauer von 10 min. Die folgende Tabelle 2 gibt die Förderung der Haarbildung durch die Kombination von Thiocyanat mit und ohne Estradiolbenzoat in ethanolischer Lösung bei männlichen Patienten mit androgener Alopecie wieder.

Tabelle 2

Haarwachstum auf die Fläche bezogen (vgl. Tabelle 1)

Beispiel 2 Patient Thiocyanat-Estradiol- benzoat in ethanol. Lösung

Ausgangs- Befund nach befund 4 Monaten

1 2 6 2 2 6 3 0 4

4 2 8 5 0 2 6 26

Durch eine allein östrogenhaltige akoholische Lösung wurde das Haarwachstum nicht beeinflußt.

Durch die Kombination des die hormonellen Steuerungen beein¬ flussenden Östrogens und des sowohl den Zellstoffwechsel als auch Östrogenrezeptoren beeinflussenden Wirkstoffs Thiocyanat wurde die Effektivität der haarwachstumsfördernden Wirkung von

Thiocyanat potenziert. Dabei kann man davon ausgehen, daß durch die Thiocyanat-vermittelte zelluläre Aktivierung u.a. ein er¬ höhtes Rezeptorpotential resultiert und somit eine höhere Bin¬ dungskapazität des Ostradiols an seinen Rezeptor zur Verfügung steht.

Durch die auf Grund des günstigen Kombinationseffekts mögliche Reduzierung der Hormondosis auf 1/5 bis 1/3 der üblicherweise zur Haarwuchsbeeinflussung eingesetzten Dosis von Estradiol¬ benzoat auf 2 mg wird das Risiko der bekannten systemischen Ne¬ benwirkungen, z.B. Gynäkomastie und Hodenatrophie, reduziert.

Beispiel 3

An Albinomeerschweinchen wurde die Effektivität der Kombination von Östrogenen mit Thiocyanat mit der Wirksamkeit der Einzel¬ komponenten verglichen. Hierzu wurden folgende Gruppen gebildet:

K 1 Kontrollgruppen = Anwendung von Trinkwasser

K 2 = Anwendung von 70 %igen Ethanol

T 1 Therapiegruppen = Anwendung von Natriumthiocyanat (300 mg

SCN~/1 Trinkwasser) T 2 = Anwendung von Natriumthiocyanat (300 mg

SCN-/1 70 %igem Ethanol) T 3 = Anwendung von Natriumthiocyanat (300 mg

SCN~/1 70 %igem Ethanol) mit Zusatz von

2 mg Estradiolbenzoat T 4 = Anwendung von 2 mg Estradiolbenzoat/1

70 %igem Ethanol.

Die Tiere wurden auf einem Rückenareal von etwa 3 x 5 cm elek¬ trisch rasiert, anschließend mit Bariumsulfid chemisch depiliert und am darau folgenden Tag die Applikation begonnen. Jeweils zwischen 7 und 8.30 Uhr sowie 19 und 21 Uhr wurde bei jedem Tier innerhalb 30 s die Prüflösung auf dem rasierten Areal einmas-

siert, wobei auch das angrenzende Fell mit benetzt wurde. Danach wurden die Tiere mit noch feuchtem Fell in die Käfige zurückge¬ setzt. Am Wochenende wurde ein applikationsfreies Intervall ein¬ gehalten. In 7tägigem Abstand wurden die Tiere erneut rasiert, letztmalig 2 Wochen vor Versuchsende rasiert und chemisch de¬ piliert. Die Applikationsdauer umfaßte 30 Applikationstage, der VersuchsZeitraum insgesamt 6 Wochen.

Am 14. Tag nach der letzten Depilation wurden die Haardicke, die Haarlängenzunahme, die Haardichte und die Follikelzyklusphasen nach Orfanos (Orfanos, C.E.: Haar und Haarkrankheiten; Fischer- Verlag Stuttgart/New York, 1979) bestimmt. Die Haare wurden vor der Befunderhebung in Eukitt R (0. Kindler GmbH, Mikroskopische Gläser, Ziegelhofstr. 214, D-7800 Freiburg i.Br.) eingebettet.

Durch Trinkwasser und Ethanol (K 1 und K 2) wurde kein Effekt auf den Haarwuchs ausgeübt. Die Wirkung der wäßrigen Thiocyanat- lösung (T 1) wurde sowohl durch den thiocyanathaltigen Ethanol (T 2), noch ausgeprägter jedoch durch die Kombination von Estradiolbenzoat und Ethanol verstärkt und übertraf dabei signi¬ fikant die Wirkung der Kombination von Estradiolbenzoat bzw. Thiocyanat mit Ethanol.

Beispiel 4

Analog Beispiel 3, jedoch mit der Maßgabe, daß nur in Gruppe T4 6 mg Estradiolbenzoat/1 70 %igem Ethanol angewandt wurde, wurden im Monat November Versuche durchgeführt, also in einer Phase, in der der Wechsel von Sommer- und Winterfell charakteristisch ist und die Mosaikmauser überlagert. Die Gruppen Kl, K2 und T1-T3 waren identisch wie in Beispiel 3.

In dieser Periode des Fellwechsels wird durch Ethanol das Haar¬ wachstum in der Tendenz durch Estradiolbenzoat signifikant ver¬ mindert (Tab. 3). Offenbar können Östrogene in Phasen verstärk-

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ter Haarwachstums ktivitat diese herabsetzen. Durch Kombination mit Thiocyanat wird der ungünstige Östrogeneffekt praktisch kom¬ plett aufgehoben (Tab. 3), d.h., es liegt ein überraschender Synergismus vor. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit der kom¬ binierten Anwendung von Östrogenen mit Thiocyanaten, sofern die medizinische Indikation einer Östrogenanwendung gegeben ist, wobei gegebenenfalls negative, nicht beherrschbare Einflüsse der Östrogene auf das Haarwachstum kompensiert werden. Ähnliches, wenn auch nicht so ausgeprägt, trifft für den Einsatz von Al¬ koholen, z.B. in Haarwässern zu.

Tabelle 3: Einfluß von Thiocyanat, Ethanol und Estradiolbenzoat einzeln und in Kombination auf das Haarwachstum

Versuchs- Haarzyklus gruppe Anagenphase Katagenphase Telogenphase

Kl 52,4 (100 %) 13,8 (100 %) 30,5 (100 %) K2 46,9 ( 89,5 %) 23,8 (172,8 %) 28.2 ( 92,4 %) Tl 68,4 (130,6 %) 12,3 ( 89,5 %) 19.3 ( 63,2 %) T2 63,8 (121,7 %) 10,8 ( 78,3 %) 22.4 ( 73,4 %) T3 50,3 ( 96 %) 16 (116,3 %) 26 ( 85,2 %) T4 38,1 ( 72,8 %) 28 (203,6 %) 26,7 ( 87,5 %)

Beispiel 5

Probanden mit den unterschiedlichen Alopecieformen wie A. to- talis, A. areata und A. diffusa erhielten eine vierwöchige kur¬ mäßige Behandlung in einem Schwefelbad. Es handelte sich um ein natürliches Heilwasser in Bad Langensalza/Thüringen, bei dem zweiwertiger Schwefel biochemisch durch die Tätigkeit von Mikro¬ organismen aus sulfathaltigem Grundwasser entsteht. Die Konzen¬ tration des titrierbaren Schwefels liegt im durchschnittlichen Jahresgang bei 32 mg/1 Heilwasser.

Es wurden drei Probandengruppen gebildet. Die Probanden der drei Gruppen erhielten einheitlich täglich ein 20minütiges Vollbad (36 °C) und 2 bis 3 mal pro Woche Haarpackungen. Das allgemeine -Anwendungsregime ist in der folgenden Tabelle 4 für drei Gruppen wiedergegeben.

Tabelle 4

Versuchsführung Bemerkungen

1. therapiefreies Intervall zumindest 3 Monate vor Therapie¬ beginn

2. Haarpflege als zusätzliche Maßnahme nur han¬ delsübliches Shampoo gestattet

3. Menge pro Behandlung 30 ml . Applikation Zubereitung auftragen und vorsich¬ tig in die Kopfhaut einmassieren, bei ausreichendem Haarwuchs Plastikhaube für die Einwirkungs¬ zeit aufsetzen, bei geringem Haar¬ wuchs Mull zum Zurückhalten der Flüssigkeit auflegen, dann Pla¬ stikhaube aufsetzen

5. Einwirkungszeit nach 20 min Packung entfernen, kämmen; 2 h später Haarwäsche

6. Anwendungszyklus wöchentlich 3 Behandlungen 4 Wochen lang, insgesamt über 12 Wochen

Die Probanden der Kontrollgruppe erhielten eine Haarpackung mit dem Heilwasser, also dem Schwefelwasser. Die zweite Probanden¬ gruppe erhielt eine Haarpackung mit Thiocyanatzusatz zu Trink¬ wasser von ' 10 mg SCN~/30 ml Wasser. Bei den Probanden der drit¬ ten Gruppe wurde Thiocyanat in analoger Dosierung anstatt mit Trinkwasser mit Schwefelwasser angewendet.

Es handelte sich bei allen Probanden um therapieresistente Alo¬ pecieformen, d.h. es waren jahrelang ergebnislos andere Behand¬ lungen der Alopecie versucht worden.

Mindestens drei Monate vor der klinischen Erprobung wurden alle anderen Therapieformen abgesetzt.

Vor der Kur, sofort nach der Kur und bis zwei Jahre nach der Kur wurden u.a. folgende Befunde erhoben:

- Klinische Bonitierung des Haarwachstums nach dem Bewertungs- schema entsprechend Tabelle 1;

- Trichogramm nach Orfanos;

- Schilddrüsenhormonbestimmung;

- Zink- und Eisenserumspiegel (Bemerkung: Probanden mit Zink¬ oder Eisenmangel wurden nicht in die Behandlungsgruppen auf¬ genommen);

- klinische Bewertung des Status seborrhoicus;

- weitere Beurteilung der Hautfunktionen wie Bestimmung der Al¬ kaliresistenz, Nitrazingelbtest und Hautrauhigkeitsbestimmung.

Wie aus der nachfolgenden Tabelle 5 hervorgeht, die die Ergeb¬ nisse einer vierwöchigen kurmäßigen Behandlung mit einer Kom¬ bination von Thiocyanat mit einem Schwefelbad bei Alopecie- patienten wiedergibt, wird der Effekt des Schwefelwassers durch Thiocyanat deutlich verstärkt. Unmittelbar nach der Kur kam es zur Betonung zuvor atrophischer Follikel und das einzelne Haar wurde im Ostium sichtbar. Dabei war die Aktivität des einsetzen¬ den Haarwuchses ungleichmäßig auf der Fläche verteilt. Deutlich sichtbar wurde das Haarwachstum nach etwa drei Monaten, wobei das Maximum, insbesondere bezogen auf die Fläche, zwischen dem 3. und 6. Monat lag. Im bisherigen Nachbeobachtungszeitraum von 2 Jahren war der Effekt stabil. Durch den Zusatz des Thiocyanats zum Schwefelwasser kam es ferner bei 6 von 8 Probanden zur Bes¬ serung der Seborrhoe und bei 1 von 11 Probanden zur Besserung

der Sebostase. Der Säureschutzmantel der Haut wurde nicht nega¬ tiv beeinflußt. Es wurden auch keine sonstigen Nebenwirkungen beobachtet, z.B. blieb die Schilddrüsenfunktion erwartungsgemäß unbeeinflußt.

T a b e l l e 5

Wirksubstanz Diagnose Rauchverhalten durchschnitt- Ausmaß des Haarwachstums nach 1 Jahr Nicht- Raucher 1 icher Aus¬ (auf die Fläche bezogen, siehe Tab. 1) raucher gangsbefund männliche Patienten weibliche Patienten o o o o o o 0 2 4 6 8 0 2 4 6 8

Vergleichsbeispiel

Beispiel 6

Im Hinblick auf die unter Umständen erhebliche Bedeutung de Durchblutung der Kopfhaut für die Haargesundheit wurde di Effektivität der SCN~-Anwendung mit einem handelsüblichen loka wirksamen Vasodilatanz überprüft (siehe auch Beispiel 7).

Analog Beispiel 3 wurde tierexperimentell die Kombination vo NaSCN (300 mg SCN~/1 50 %igem Propan-2-ol) mit Propylnicotina (5 % Wirkstoffgehalt in 70 %iger ethanolischer Lösung) mit de Effektivität beider Wirkstoffe bei Einzelanwendung in Propan 2-ol verglichen.

Durch die Kombination kam es zu einer Potenzierung der Wirkun im Vergleich zur Effektivität der Einzelkomponenten, nachweisbar am Wechsel der Haarwachstumsstadien zugunsten der anagenen Phase.

Beispiel 7

In der ambulanten dermatologischen Praxis wurde__an 5 Patienten mit Alopecie die Effektivität einer Monotherapie mit der hyper- ämisierenden Substanz Propylnicotinat (5 % in 70 %igem Ethanol), Natriumthiocyanat (27,4 mg/1 70 %iges Ethanol) oder 70 %igem Ethanol allein mit der Kombination beider Wirkstoffe in gleicher Dosierung in 70 %igem Ethanol verglichen.

Im UntersuchungsZeitraum kam es bei Anwendung von Propylnico¬ tinat in ethanolischer Lösung bzw. alleiniger Anwendung von Ethanol zu keiner statistisch signifikanten Haarwachstumsför¬ derung. Bei der Kombination von Natriumthiocyanat mit Propyl¬ nicotinat war eine überzeugende Haarwuchsförderung nachweisbar, die die einer alleinigen Thiocyanatanwendung um durchschnittlich 0,7 Stufen entsprechend Tabelle 1 übertraf.

Beispiel 8

Innerhalb eines dreimonatigen ApplikationsZeitraums (Anwendung dreimal pro Woche) wurde die kombinierte Anwendung eines Pan- thenol-Sprays (Gehalt je 100 g: Dexpanthenol 4,26 g) mit Natriumthiocyanat (27,4 mg SCN~/1 Trinkwasser) im Vergleich zur Wirksamkeit der Einzelkomponenten bei Probanden, die sich seit Jahren wegen zunehmenden Haarausfalls erfolglos in dermatologi¬ scher Behandlung befanden, untersucht. Die Anwendung erfolgte an jeweils 5 Probanden.

Die Therapie wurde bei der Kombinationsbehandlung in der Form vorgenommen, daß die wäßrige Thiocyanatlösung auf die Kopfhaut und das Haar aufgetragen und für etwa 1 min einmassiert wurde. Danach wurde der Panthenol-Spray aufgetragen, ebenfalls ein¬ massiert und 2 h später eine Kopfwäsche durchgeführt. Bei Appli¬ kation der Einzelkomponenten wurde analog vorgegangen, d.h. Applikation des Wirkstoffs und 2 h später Durchführung der Kopf¬ wäsche.

Während durch Panthenol-Spray allein kein Einfluß nachweisbar war, wurde die Effektivität von Thiocyanat (Verbesserung von Haardichte und -eigenschaften um 0,7 Punkte entsprechend Tabelle 1) durch die nachfolgende Panthenolanwendung deutlich verbessert (1,4 Punkte entsprechend Tabelle 1) .

Beispiel 9

Untersucht wurde gemäß Beispiel 3 am Meerschweinchen der Kom¬ binationseffekt von Kaliumselenocyanat mit Thiocyanat. Dazu wurde Kaliumselenocyanat (0,1 mg) und Natriumthiocyanat (20 mg) in 1 1 Trinkwasser geprüft. Ferner wurden die Komponenten in gleicher Dosierung einzeln angewendet.

Im Vergleich zu den Einzelkbmponenten wurde eine signifikante Verschiebung zugunsten der anagenen Wachstumsphase erreicht,

d.h. der Effekt der Einzelkomponenten potenzierte sich.

Beispiel 10

An fünf Probanden mit Alopecie wurde die Wirksamkeit der Kom bination von Natriumthiocyanat mit kurzkettigen sowie höhe molekularen Peptiden bzw. Proteinen in Form von Human-Haar- Hydrolysat (10 % Eiweißaufschlußprodukte in der Endrezeptur) un Aminosäuren in Form von Aminofusin-Hepar-Infusionslösung (Gehalt je 1 1: Aminosäuren 50 g, entspr. 7,59 g N (Isoleucin 7,6 g; Leucin 8,5 g; Lysinmalat 7,86 g, L-Methionin 0,5 g; Phenylalanin 0,25 g; Threonin 1,2 g; Tryptophan 0,1 g; Valin 6,4 g; L-Arginin 4,9 g; Histidin 0,6 g; Acetylcystein 0,2 g; Alanin 2,1 g; Glycin 0,7 g; L-Glutaminsäure 1 g; Ornithin-L-aspartat 8,03 g; Prolin 1,2 g; Serin 2,75 g); Sorbitol 25 g; Xylitol 25 g; Natrium 30 mmol; Kalium 18 mmol; Magnesium 5 m ol; Chlorid 28 mmol; Malat 28 mmol; Phosphat 15 mmol) geprüft. Für die Kombina¬ tionsbehandlung wurde Aminofusin-Hepar-Infusionslösung mit Human-Haar-Hydrolysat und Natriumthiocyanat (300 mg SCN~/1 In¬ fusionslösung) versetzt. Parallel wurde das Gemisch aus Human- Haar-Hydrolysat und der Infusionslösung allein und Natriumthio¬ cyanat allein in gleicher Dosierung wie in der Kombination an¬ gewendet. Die Zubereitungen wurden jeweils als Haarpackung (vgl. Tabelle 4) 20 min lang angewendet und 2 h danach eine übliche Haarwäsche mit Shampoo durchgeführt.

Durch die Wechselwirkung zwischen den o.g. kombinierten Substan¬ zen kommt es zu einer deutlichen Verstärkung des Thiocyanat- Effekts hinsichtlich des Haarwachstums. Das betrifft auch den Glanz und die Formbarkeit des Haares. Außerdem ergibt sich möglicherweise eine bessere Bioverfügbarkeit von Thiocyanat durch Zugabe von kurzkettigen und höhermolekularen Peptiden bzw. Proteinen.

Beispiel 11

Gemäß Beispiel 3 wurde am Meerschweinchen die Kombination von 0,5 % Milchsäure mit Natriumthiocyanat (200 mg SCN _ /1 Trink¬ wasser) untersucht. Zur Kontrolle wurden 0,5 % Milchsäure bzw. Natriumthiocyanat allein in gleicher Dosierung wie in der Kom¬ bination geprüft.

Durch Milchsäure allein war kein signifikanter Einfluß auf das Haarwachstum feststellbar. Der Effekt von Thiocyanat wurde durch die Kombination von Thiocyanat mit Milchsäure signifikant über¬ troffen, nachgewiesen an der Verschiebung zugunsten der anagenen Phase.

Beispiel 12

Verglichen wurde die Wirkung eines UV-BestrahlungsVerfahrens bzw. eine Anwendung von Natriumthiocyanat mit der kombinierten Anwendung beider Maßnahmen an Probanden mit Alopecia totalis. Jede Gruppe umfaßt 5 Probanden. Die UV-Ganzkörperbestrahlung wurde in Form der PUVA-Therapie (Kombination _von 8-Methoxy- psoralen mit UVA-Strahlung) zweimal wöchentlich durchgeführt, beginnend mit einer zweiminütigen Bestrahlungszeit pro Exposi¬ tion. Bestrahlt wurde mit Narva-Strahlen (UVS 40-2, kumulative Dosis 51 J/cm^). Natriumthiocyanat wurde als Haarpackung gemäß Beispiel 5 angewendet. Bei kombinierter Anwendung beider Ma߬ nahmen wurde zunächst die Haarpackung mit Natriumthiocyanat an¬ gewendet und 30 min danach die Bestrahlung in o.g. Weise durch¬ geführt.

Bei alleiniger PUVA-Therapie setzte nach vierwöchiger Behand¬ lungszeit bei 2 der 5 Probanden Haarwachstum ein, das bei beiden Probanden 3 Monate nach Beendigung der Therapie wieder ausfiel. Bei alleiniger Thiocyanatanwendung setzte bei 4 der 5 Probanden Haarwachstum ein, wobei das Haarwachstumsmaximum nach 1/4 Jahr

BehandlungsZeitraum lag. Ebenfalls bei 4 von 5 Probanden setzte in analoger Weise bei kombinierter Anwendung von Natriumthio¬ cyanat und PUVA-Therapie das Haarwachstum ein, jedoch wurde ein höheres Ausmaß erreicht (die Differenz zwischen beiden Gruppen, bezogen auf Fläche und Haardichte gemäß Tabelle 1 beträgt 1,2 Stufen) .

Ergänzend wurden Untersuchungen zur Aufklärung möglicher Wir¬ kungsmechanismen am Meerschweinchen vorgenommen. UV-Bestrahlung (UV-A 92 %, UV-B 8 %, Strahlungsintensität 2mW/cm 2 im Bestrah- lungsbereich) induzierte beim Meerschweinchen eine Erniedrigung des SCN ~ -Gehalts in der Haut. Die nachfolgende Tabelle 6 gibt den Thiocyanatgehalt (mg/kg FM) in Meerschweinchenhaut (3x3 cm Hautprobe) am 29. Versuchstag wieder.

Tabelle 6

n Kontrolltiere UV-Bestrahlung 1 ) Irrtu swahrscheinlich-

X s keit ( % ) zur Kontrolle

10 1 , 0 0 , 37 0 , 7 0 , 3 _5

! ) UV-Bestrahlung über 28 Tage (mit Wochenendpause) täglich 5 min, am 28. Tag 15 min.

Darüber hinaus wirkte die UV-Bestrahlung einem streßbedingten SCN ~ -Anstieg, wie er in der Kontrollgruppe im Serum feststellbar war, entgegen, der der Tabelle 7 zu entnehmen ist, die die Thio- cyanat-Serumkonzentration in mg/ml wiedergibt.

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Tabelle 7

Irrtumswarschein- lichkeit (%) zur Kontrolle

!) Bestrahlungsbeginn am 2. Versuchstag mit 15 min, pro Tag

Verlängerung um 5 min, nach jeder Wochenendpause wurden von zuletzt erreichter Bestrahlungsdauer 10 min abgezogen und analog die Bestrahlungsdauer pro Tag um 5 min verlängert.